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"Kronen Zeitung" vom 22.01.2017 Seite: 32 Medienniederschlag Arbeitszeitkonferenz „Unsere Arbeit. Unsere Zeit.“ www.unserearbeit-unserezeit.at

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"Kronen Zeitung" vom 22.01.2017 Seite: 32

Medienniederschlag Arbeitszeitkonferenz „Unsere Arbeit. Unsere Zeit.“ www.unserearbeit-unserezeit.at

https://www.lt1.at/programm/17-01-2017/episode/id-6-stunden-arbeitstag-diskussion-auch-in-ooe

Fernsehen und Radio

http://tvthek.orf.at/profile/Oberoesterreich-heute/70016/Oberoesterreich-heute/13903639/Diskussion-um-neue-Arbeitszeitmodelle/13956132

Radio Oberösterreich Nachrichten 07:30 vom 18.01.2017 07.30 Uhr Radio Oberösterreich Nachrichten 07:30

Radio Oberösterreich Nachrichten 07:30 (07:30) - Thema Arbeitszeit bei AK-OÖ-Konferenz

Psutka Thomas (ORF) Wie lange müssen wir künftig pro Tag arbeiten? Reichen sechs Stunden aus oder müssen wir, wenn es in der Firma viele Aufträge gibt, zwölf Stunden pro Tag arbeiten, um dann in schwachen Zeiten zu Hause bleiben zu können? Die Vorstel-lungen in Sachen Arbeitszeit gehen je nach Interessenslage weit auseinander. Das hat auch eine zweitägige Konferenz in der Arbei-terkammer in Linz gezeigt, wie Ronald Meyer berichtet.

Meyer Ronald (ORF) Schweden macht wieder einmal Schlagzeilen. Nachdem einige Privatunternehmen und auch öffentliche Einrich-tungen den sechs Stunden Arbeitstag zum Teil probeweise eingeführt hatten, war in manchen Medien schon von einer generellen Ar-beitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden in Schweden die Rede. Doch Schweden ist davon vermutlich genau so weit entfernt wie Österreich, auch wenn Arbeitnehmervertreter hier wie dort eine Arbeitszeitverkürzung als unbedingt notwendig sehen, um die vorhan-dene Arbeit besser zu verteilen und die Arbeitslosigkeit bekämpfen zu können. Für den Präsidenten der Industriellenvereinigung Georg Kapsch in der Realität nicht umsetzbar.

Kapsch Georg (Industriellenvereinigung) Ich gehe davon aus, dass alle der Meinung sind, wir machen das natürlich mit vollem Lohn-ausgleich. Dann erhöhen wir uns die Arbeitskosten. Das heißt zehn Prozent Arbeitszeitverkürzung erhöht die Arbeitskosten automa-tisch, außer wir reduzieren die Lohnnebenkosten, aber in dem Ausmaß werden wir das nicht tun können um zehn Prozent. Jetzt frage ich Sie, welcher Kunde zahlt mir das? Das zahlt mir in einem globalen Wettbewerb keiner.

Foglar Erich (ÖGB) Der Herr Kapsch hat richtigerweise angesprochen die Kosten. Ja natürlich. Nur was ausgeblendet war, ist der Produktivitätsfortschritt und der Produktivitätsfortschritt war in den letzten Jahrzehnten ein enormer. Nur leider ist es nicht gelungen, den sinnvollerweise in eine Verkürzung der Arbeitszeit richtig umzuverteilen.

Meyer Ronald (ORF) Entgegnet ÖGB-Präsident Erich Foglar. Fest steht aber sowohl für die Industriellenvereinigung als auch für die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer, dass sich die Arbeitswelt mit der fortschreitenden Digitalisierung rasant verändert. Und ge-meinsame Lösungen für jene gefunden werden müssen, die dadurch ihre Arbeit zu verlieren drohen.

Der gegenständliche Text ist eine Abschrift eines audiovisuellen Beitrags. Aufgrund der medienspezifischen Charakteristik von Radio- und Fernsehbeiträgen kann es bei der Transkription zu formalen Abweichungen in der sprachlichen Abbildung zwischen dem Text und dem audiovisuellen Original kommen.

Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der APA DeFacto Datenbank & Contentmanagement GmbH.

"Kronen Zeitung" vom 17.01.2017 Seite: 18

„Neues Volksblatt" vom 17.01.2017 Seite: 17

APA0318 5 WI 0347 II Mo, 16.Jän 2017 Arbeitsrecht/Arbeitsmarkt/Arbeiterkammer/Oberösterreich/Österreich

Arbeitszeit - AK-Konferenz in Linz diskutiert Grundsätzliches

Utl.: "Inspiration" schwedisches Experiment mit Sechs-Stunden-Tag -

Wirtschaftskammer für "offene Diskussion in bester sozialpartnerschaftlicher Tradition"

Linz/Wien (APA) - Die Arbeiterkammer Oberösterreich diskutiert in einer Konferenz am Montag und am Dienstag in Linz Grundsätzliches zum

Thema Arbeitszeit. Zur "Inspiration" stellte der stell-vertretende Bürgermeister von Göteborg in Schweden Daniel Bernmar ein Experiment mit

einem Sechs-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich in einem Pflegeheim für Senioren vor.

Für zwei Jahre wurde die tägliche Arbeitszeit von fast acht Stunden für Pflegehelfer auf sechs Stunden verkürzt. Der nunmehr beendete Versuch

habe beim Personal einen Rückgang der Kran-kenstände um 10 Prozent ergeben, das persönliche Gesundheitsgefühl und die Zufriedenheit sei

gestiegen, die Pfleger seien nicht mehr so unter Druck gestanden. Ihre Schützlinge hätten sich besser betreut gefühlt - beispielsweise durch er-

höhte Aufmerksamkeit. Allerdings mussten mehr Mitarbeiter aufgenommen werden, die Personalkosten stiegen dadurch um 20 bis 25 Prozent.

Rund die Hälfte sei durch geringere Ausfallszeiten kompensiert worden. Langfristige Vorteile - unter anderem, dass die Beschäftigten länger ar-

beitsfähig bleiben und nicht aus Krankheitsgründen vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden - seien dabei noch nicht berechnet worden.

Eine komplette Umsetzung dieses Modells werde kurzfristig nicht gehen, gesteht der Präsident der AK Oberösterreich Johann Kalliauer zu. Aber

Schichtmodelle mit 32 Stunden pro Woche und ähnliche Regelungen in Kollektiverträgen und Betriebsvereinbarungen kämen dem schon nahe. In

der Diskussion um die Arbeitszeit gebe es verschiedene Aspekte - unter anderem Verteilung der Arbeit, Flexibilität und lebensphasengerechtes

Arbeiten. Aber ohne Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnausgleich werde es nicht gehen, ist er überzeugt. Die Konferenz solle die Rahmenbe-

dingun-gen erörtern und auch No-Gos definieren.

Der Präsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Rudolf Trauner, sieht hingegen im Zu-sammenhang mit dem Thema Arbeitszeit-

Flexibilisierung sozialpolitische Experimente in Schweden oder Frankreich "nachweislich gescheitert", wie er in einer Presseaussendung am Mon-

tag feststellte. Er wünscht sich eine "offene Diskussion in bester sozialpartnerschaftlicher Tradition". Oberstes Ziel sei eine Win-Win-Situation für

Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit auf maximal 12 Stunden sei letztlich alternativlos - im Gegenzug

könne es attraktive Arbeitszeit- und Freizeitmodelle für die Mitarbeiter geben.

Service: Presse > Presseaussendungen > Arbeitszeitdebatte

19.1.2017

Sechs-Stunden-Tag: Ein Märchen, das wahr werden sollte oder ein Märchen, das völlig an der Realität vorbeigeht?Die Österreicherinnen und Österreicher arbeiten nicht nur viel und lange, sondern auch extrem

flexibel, stellte ÖGB-Präsident Erich Foglar fest. Das österreichische Arbeitszeitrecht sei viel zu

starr und völlig unübersichtlich, behauptete IV-Präsident Georg Kapsch. Der Sechs-Stunden-

Arbeitstag sei keine Utopie, betonte der schwedische Kommunalpolitiker Daniel Bernmar.

Gewerkschaft, Industriellenvereinigung und öffentliche Verwaltung an einem Tisch: Bei der Diskussion am

zweiten und letzten Tag der großen Arbeitszeitkonferenz von AK und Gewerkschaften im Linzer Design Center

prallten Welten aufeinander. Eines stellte AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer in seinem Schluss-Statement klar:

„Beim Thema Arbeitszeit geht es um gerechte Verteilung und klare Spielregeln.“ Dass die Einhaltung dieser

Spielregeln kontrolliert werde, sei unabdingbar.

Österreich ist schon jetzt sehr flexibel„Unser geltendes Arbeitszeitrecht bietet viele Möglichkeiten. Es ist ein gutes Instrument, um die

unterschiedlichen Interessen auf einen Nenner zu bringen“, sagte ÖGB-Boss Foglar. Es sei noch kein einziger

Auftrag wegen zu starrer Arbeitszeitregeln verloren gegangen, in Österreich gebe es jetzt schon

Kollektivverträge, die Zwölf-Stunden-Arbeitstage vorübergehend möglich machen würden. Noch mehr

Flexibilität sei verhandelbar, aber nur auf Augenhöhe.

Man verhandle immer auf Augenhöhe, konterte IV-Boss Kapsch: Österreichische Betriebe stünden im

internationalen Wettbewerb: „Von mir aus können wir eine 25-Stunden-Woche haben, aber nur im globalen

Einklang.“ Es ginge nicht darum, dass die Leute mehr arbeiten, oder dass Zuschläge gestrichen würden.

Diese Aussage wurde beim Publikum mit spürbarer Skepsis aufgenommen.

Ihm sei klar, dass die Ergebnisse des Experiments mit dem Sechs-Stunden-Tag in einem Altersheim in

Göteborg nicht eins zu eins auf die Industrie umlegbar seien, räumte Vizebürgermeister Bernmar ein. Es gebe

aber auch positive Beispiele aus anderen Bereichen, etwa aus einer Autoreparaturwerkstätte.

Foglar: Arbeitszeit und Einkommen hängen zusammen„Wenn der Zwölf-Stunden-Tag zur Regel wird, dann kostet das Arbeitsplätze“, stellte Foglar klar.

Selbstverständlich sei der Sechs-Stunden-Tag möglich, für viele Teilzeitbeschäftigte sei er ja jetzt schon

Realität, und das nicht immer freiwillig: „Dass wir heute die höchste Beschäftigtenzahl seit 1945 haben, geht

auf die hohe Teilzeitrate zurück.“ Man müsse aber von seinem Einkommen auch leben können. Mehr

Flexibilität könne durchaus auch mehr Freiheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeuten, das

Arbeitszeitdebatte | AK Oberösterreich

Seite 1 von 219.01.2017

Um und Auf seien Mitbestimmung und klare Regeln. Arbeitszeit und Einkommen sind für den ÖGB-

Präsidenten nicht voneinander zu trennen. In der Vergangenheit sei es nicht ausreichend gelungen,

Produktivitätsfortschritte in Arbeitszeitverkürzung und Lohnsteigerungen umzumünzen.

Arbeitszeit: Fünf Punkte für die ZukunftIn seinem Schluss-Statement nannte AK-Präsident Kalliauer fünf Punkte, mit denen sich Arbeiterkammer und

Gewerkschaften im Zusammenhang mit dem Thema Arbeitszeit auch in Zukunft beschäftigen werden:

Verteilung der Arbeit, Vorteile von Arbeitszeitverkürzung den Kosten gegenüberstellen

Flexibilisierung im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung

Arbeit, von der man leben kann, die Arbeit „überleben“ können angesichts wachsender Belastungen und

ständiger Arbeitsverdichtung

Neue Arbeitsformen, die lebensphasenorientiertes Arbeiten ermöglichen

Spielregeln, die durch kollektive Normen wie das Gesetz, Kollektivverträge und Betriebsvereinbaren

gestaltet werden müssen. Die Einhaltung dieser Regeln muss kontrolliert werden.

Arbeitszeitdebatte | AK Oberösterreich

Seite 2 von 219.01.2017

Ihre Gesprächspartner:

Dr. Johann Kalliauer Präsident der AK Oberösterreich

Daniel Bernmar Stv. Bürgermeister der Stadt Göteborg

Unsere Arbeit. Unsere Zeit.

Sechs-Stunden-Tage und Co:

Neue Ansätze in der Arbeitszeitpolitik

Pressekonferenz

Montag, 16. Jänner 2017, 11 Uhr

Design Center Linz

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Unsere Arbeit. Unsere Zeit –Die Arbeitszeitkonferenz

von AK und Gewerkschaften in Oberösterreich

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Daher ist es für die Arbeitenden besonders wichtig, sie

mitzugestalten. Arbeiterkammer und Gewerkschaften in Oberösterreich haben

daher unter dem Titel „Unsere Arbeit. Unsere Zeit“ eine zweitägige Arbeitskonfe-

renz in Linz organisiert, um den Teilnehmern/-innen die Möglichkeit zu bieten,

sich abseits des beruflichen und interessenpolitischen Alltags grundsätzlich mit

aktuellen Fragen und Herausforderungen der Arbeitszeitengestaltung auseinan-

derzusetzen.

Mit interessanten Vorträgen, Diskussionsrunden und kulturellen Beiträgen wollen

wir die Teilnehmer/-innen anregen, Arbeitszeit neu zu denken und die gesell-

schaftliche Auseinandersetzung mit unserer Zeit zu beleben. Dass fast 400 Teil-

nehmer/-innen aus Betrieben, Gewerkschaften, Interessenvertretungen, Wissen-

schaft, Politik und Kultur der Einladung gefolgt sind, zeigt, wie wichtig und bri-

sant das Thema ist.

Einer der Vortragenden ist Daniel Bernmar, stv. Bürgermeister der Stadt Göte-

borg, deren Experiment mit Sechs-Stunden Tagen im öffentlichen Dienst große

internationale Aufmerksamkeit erregt hat.

Daniel Bernmar: Das Experiment Sechs-Stunden Tag in

Göteborg - Erfahrungen und Perspektiven

Viele sehen kürzere Normalarbeitstage als utopischen Traum an, der viel zu viel

kostet. Ähnlich wurden frühere Arbeitszeitreformen betrachtet. Was aber, wenn

weniger Arbeiten der Schlüssel für ein nachhaltigeres Arbeitsleben ist? Kürzere

Arbeitstage bieten einen neuen Ausweg aus den vielen Krisen der Gegenwart: stei-

gende Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, ein schlechtes Arbeitsumfeld, zu viele Über-

stunden, geringes Wohlbefinden, und anderes mehr.

Um zu beweisen, dass kürzere Arbeitstage tatsächlich funktionieren, hat das Stadt-

parlament von Göteborg entschieden, ein Forschungsprojekt zu starten. Für zwei

3

Jahre hat die schwedische Stadt in einem Pflegeheim für ältere Menschen den Ver-

such eines Sechs-Stunden Tages unternommen. Das Ziel war, herauszufinden, wie

dadurch Gesundheit und Lebensqualität der Hilfskrankenpfleger/-innen beein-

flusst werden. Auch sollten der Effekt auf die mögliche Schaffung von Arbeitsplät-

zen und breitere sozio-ökonomische Auswirkungen untersucht werden.

Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass ein kürzerer Arbeitstag Krankenstände um

zehn Prozent reduziert. Auch das persönliche Gesundheitsgefühl der Pflegebe-

schäftigten ist beträchtlich gestiegen. Die Beschäftigten stehen weniger unter

Druck. Sie können für die Älteren, die sie betreuen, mehr Zeit und eine höhere

Aufmerksamkeit aufbringen.

Auch die Menschen im Pflegeheim fühlen sich besser betreut. In Gesprächen be-

schreiben sie, dass die Pflegekräfte achtsamer und glücklicher sind und dass viel

mehr soziale Aktivitäten stattfinden, ein Ausdruck dafür, dass das höhere Auf-

merksamkeitsniveau vom Pflegepersonal gut genutzt wird.

Das Svartedalens-Heim musste zusätzliche 15 Pflegekräfte einstellen, die 6.000.000

schwedische Kronen (etwa 630.000 Euro) im Jahr kosten. Rund die Hälfte dieser

Ausgaben wurde durch den Rückgang bei den Krankenständen und Ausfallszeiten

kompensiert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Berechnungen noch keiner-

lei Langfristeffekte berücksichtigen, welche mit Sicherheit die Kosten noch weiter

reduzieren werden.

Unser Experiment zeigt klar, dass ein kürzerer Arbeitstag einen Vielfach-Nutzen

stiftet. Daher will die Linkspartei, dass sechs Stunden in Schweden zum von Re-

gierung, Unternehmen, Gewerkschaften und Beschäftigten angestrebten, allge-

meinen Standard werden. Die Arbeitsstunden sollten mit vollem Ausgleich bei

Lohn und Personal reduziert werden. Als wir das letzte Mal die Arbeitsstunden auf

acht Stunden pro Tag reduziert haben, wuchs die Wirtschaft stärker. Es gibt kei-

nen Grund, warum das dieses Mal nicht auch der Fall sein sollte.

Das Sechs-Stunden-Arbeitstag-Experiment in Göteborg ist Teil einer kleinen, aber

wachsenden Bewegung in Europa. Die hohe Aufmerksamkeit, die internationalen

Medien diesem kleinen Pilotprojekt widmen, zeigt, dass es sich um eine Agenda

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von breitem Interesse handelt. Das sollte mit einer seriösen Debatte über die Vor-

teile von kürzerem, aber besserem Arbeiten verbunden werden.

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AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer:

Aktuelle Herausforderungen für die Arbeitszeitpolitik

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Denn mit Arbeit verbringen wir viel Zeit unseres Le-

bens. Der Spruch „Arbeit ist das halbe Leben“ ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Wenn wir über die Arbeitszeit der Zukunft diskutieren, dann geht es also um exis-

tenzielle Fragen.

Manche wollen die Zeit zurückdrehen und fordern zehn Stunden als normalen

Standard-Arbeitstag. Aber was ist normal? Die Teilzeitbeschäftigten im Handel, die

nur zu Teilen des Jahres beschäftigten Arbeiter am Bau, oder die sich in Arbeitslo-

sigkeit befindenden Menschen haben ihre jeweilige Arbeitszeit-Wirklichkeit, ihre

arbeitszeitliche Normalität. Arbeitslosigkeit ist die unsozialste Form der Arbeits-

zeitverkürzung und darf daher in unserer Gesellschaft niemals als normal gelten.

Die Gleichzeitigkeit verschiedener, teils einander bedingender oder sich verschär-

fender Arbeitszeit-Phänomene – überlange Vollzeit-Arbeitszeiten mit Überstun-

den, ungewollt kurze Teilzeit, Null-Erwerbsarbeitszeit für Hunderttausende – zei-

gen, dass es bei der Arbeitszeit eine große Unausgewogenheit gibt. Um eine aus-

gewogenere Arbeitszeitverteilung zu erreichen, muss an vielen Stellschrauben ge-

dreht werden, die insbesondere im Arbeitszeitgesetz, Kollektivverträgen und Be-

triebsvereinbarungen festgelegt sind.

Dass Österreich bei den Arbeitszeiten insgesamt viel Spielraum hat, zeigen folgen-

de Fakten:

• Bei der effektiven Jahresarbeitszeit übertreffen wir unser Nachbarland

Deutschland laut OECD um mehr als 250 Stunden. Anders ausgedrückt:

Deutschlands Erwerbstätige arbeiten mit im Schnitt 1.371 Stunden mehr

als 15 Prozent kürzer als jene in Österreich, wo die Jahresarbeitszeit 1.625

Stunden beträgt, ähnlich hoch wie in Schweden (1612 Stunden).

• Auch die Arbeitswoche für Vollzeitbeschäftigte ist in Deutschland kürzer,

und zwar um eine Stunde: Während hierzulande bei Vollzeit üblicher-

weise durchschnittlich 41,5 Stunden gearbeitet wird, also in der Regel

Überstunden geleistet werden, sind es in Deutschland 40,5 Stunden. Und

in Schweden nur 39,9 Stunden (Quelle: Eurostat).

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• Bei den Arbeitsjahren weist Schweden den höchsten Wert auf: wer heute

15 Jahre alt ist, wird voraussichtlich mehr als 40 Jahre im Laufe seines Le-

bens aktiv am schwedischen Arbeitsmarkt teilnehmen (Frauen 40,1 Jahre,

1. Platz; Männer 42,2 Jahre, 2. Platz). In Österreich dauert das „erwartete

Arbeitsleben“ für Frauen 34,5 Jahre (11. Platz) und für Männer 38,8 Jahre

(9. Platz). Deutschland liegt mit 35,8 bzw. 40,1 Jahren dazwischen.

• Die meisten gesunden Lebensjahre in der Pension können Menschen in

Schweden erwarten: eine 65-jährige Schwedin hat eine Lebenserwartung

von im Schnitt weiteren 22 Jahren und wird davon voraussichtlich 17 Jah-

re in guter gesundheitlicher Verfassung verbringen, bei einem 65-jährigen

schwedischen Mann werden 15 von rund 19 Jahren gesunde Lebensjahre

sein. Deutlich weniger gesunde Lebenszeit – nur etwa halb so viele Jahre -

haben 65-Jährige in Österreich oder Deutschland zu erwarten, nämlich nur

rund 7 bis 8 Jahre.

Das könnte mit dem hohen Stress in Österreichs Arbeitswelt zusammenhängen.

Die Ergebnisse der Arbeitskräfteerhebung von Statistik Austria sind besorgniserre-

gend:

• Demnach ist Arbeiten unter Zeitdruck für zwei Drittel Realität (39 Pro-

zent immer bzw. häufig sowie 36 Prozent manchmal).

• Und vier von zehn Beschäftigten werden innerhalb von zwei Monaten au-

ßerhalb der Arbeitszeit zumindest einmal bezüglich ihrer Arbeit kontak-

tiert.

Ein gesetzlich verankertes Recht auf Unerreichbarkeit in der Freizeit wie in Frank-

reich wäre daher auch für Österreich überlegenswert.

Was in Schweden derzeit als Experiment in kommunalen Betrieben gelebt wird,

nämlich der Sechs-Stunden Tag bei vollem Lohnausgleich und mit Anstellung von

mehr Personal, das kann auch für uns eine Inspiration sein. Die Angleichung der

Arbeitszeiten– nicht überlange Arbeitstage für die Einen, nicht ungewollt kurze

oder zerstückelte Arbeitstage oder gar Arbeitslosigkeit für die Anderen, sondern

eine kurze Vollzeit für Alle! – wird auch von der Arbeiterkammer angestrebt.

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Einiges hat sich bereits bewegt, vor allem auf betrieblicher Ebene. Beispiele sind

das Solidaritätsprämien-Modell in der Voest oder die Freizeitoption in der Elektro-

industrie. Solche Möglichkeiten zur Verkürzung der Arbeitszeit gilt es auszubau-

en. Die Zeitsouveränität der Arbeitnehmer/-innen muss verbessert und die Quali-

tät des Arbeitens erhöht werden. Um das zu erreichen, müssen Rechtsansprüche

der Arbeitnehmer/-innen ausgebaut werden – zum Beispiel auf Bildungsfreistel-

lung für alle oder auf einen Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit, ähnlich wie bei

der bereits bestehenden Elternteilzeit. Solche Maßnahmen erhöhen die Zufrie-

denheit und Motivation der Menschen und tragen auch zum Erhalt der Arbeitsfä-

higkeit bei.