im rampenlicht das ist mut 2 - ur.se · emanuel: hallo tommy, grüß dich. ich habe eine frage: ich...

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Page 1: Im Rampenlicht Das ist Mut 2 - ur.se · Emanuel: Hallo Tommy, grüß dich. Ich habe eine Frage: Ich würde dich gerne in eine Situation stellen, die du nicht kennst, und du sollst

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SÄNDNINGSDATUM: 2007-11-13 REPORTER: KRISTINA BLIDBERG ANGELICA ISRAELSSON PRODUCENT: ANGELICA ISRAELSSON

PROGRAMNR 100577/ra2

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Im Rampenlicht

Das ist Mut 2 Programmanus Sprecher: Das Thema im „Rampenlicht“ ist Mut! Heute treffen wir Laura und Mesi. Beide haben

sie eine Person in Not gerettet. Wir hören von großen und kleinen Heldentaten. Die

Dilemmas handeln von Pech beim Fußballspielen und vom Spicken in der Schule.

Und zum Schluss: ein Gedicht, das auch was mit der Schule zu tun hat.

Jana: Hallo! Hier sind wir wieder bei „Im Rampenlicht” zum Thema „Mut“. Ich bin Jana

Asmussen. Gauting ist ein Vorort von München. Wir haben dort eine Realschule

besucht und Leute getroffen, die viel zum Thema „Mut“ zu sagen haben. Zuerst Laura

und Mesi.

Laura: Mein Name ist Laura Obermeyer. Ich bin 17 Jahre alt und komme aus München-

Aubing.

Mesi: Ich bin der Messiah Ritzinger, bin 16 Jahre alt und komme aus Gauting, Nähe

München.

Stimme: Da war ich mutig!

Laura: Ich wollte nach Hause fahren und hatte es eigentlich schon ziemlich eilig. Am S-

Bahnhof saß ich neben einer Frau und die ist auf einmal zusammengebrochen, hatte

einen epileptischen Anfall. Sie hat sich dann den Kopf aufgeschlagen und hat

geblutet. Ich wusste gar nicht, was ich machen soll und keiner hat mir geholfen. Also,

es hat niemand etwas gemacht, alle haben nur weggeschaut und sich da gar nicht

dafür interessiert. Und dann war ich halt die Einzige, die dann den Notarzt gerufen

hat und ein bisschen sich um die gekümmert hat. Und ich war da sehr geschockt. Ich

war aber dann auch ein bisschen stolz auf mich am Schluss, weil ich fand, dass ich

schon ziemlich mutig war, dass ich jemandem geholfen habe und alle anderen haben

nur weggeschaut.

Mesi: Also, es gibt eine Situation, da war ich ziemlich mutig. Das war im Schwimmbad. Ein

kleines Mädchen sprang ins Wasser, schwamm gemütlich, doch dann verlor es an

Halt und schrie: „Hilfe, Hilfe!“. Keiner lief hin und hat ihr geholfen. Ja, da bin ich ins

Wasser gesprungen und habe dem kleinen Mädchen rausgeholfen.

Stimme: Das ist nicht Mut!

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Laura: Ich finde es nicht mutig, wenn man einfach wegschaut, wenn jemand anderes in

Gefahr ist, wenn man da nichts tut, weil die Polizei rufen kann man immer. Man muss

ja nicht unbedingt eingreifen, aber man kann wenigstens die Polizei rufen. Und ich

finde es nicht mutig, wenn man sich von anderen rumschubsen lässt und von

anderen die Meinung sagen lässt und sich total ungerecht behandelt fühlt und

deswegen nichts sagt.

Mesi: Nicht mutig ist, wenn man vor seinen Problemen wegläuft und sie überhaupt nicht

beachtet. Oder zum Beispiel: Auf der Straße wird jemand zusammengeschlagen und

man geht einfach vorbei, ohne Hilfe zu holen oder so. Das finde ich überhaupt gar

nicht mutig.

Stimme: Meine Heldin

Laura: Meine Heldin ist Sophie Scholl, weil ich finde, dass sie im Nazi-Deutschland, wo Hitler

ja sein ganzes Reich aufgebaut hat und wo es wirklich gefährlich war, anders zu

denken als die Nazis, dass sie dagegen was gemacht hat und die Leute darauf

aufmerksam gemacht hat, was Nationalsozialismus genau ist und dass das nicht gut

für Deutschland ist und dass das was ganz Schlechtes ist. Und deswegen wurde sie

geköpft, weil das verboten war, anders als Hitler zu denken. Und das hat sie getan

und sie ist dafür gestorben, dass sie ihre Meinung vertreten hat.

Stimme: Mein Held

Mesi: Die mutigste Person ist eigentlich mein Vater. Als mein Vater noch 13 Jahre alt war,

so wie ich, da hat die kleine Schwester in der Küche so probiert zu kochen, hat es

nicht geschafft und danach hat es auf einmal so gebrannt in der Küche. Dann sind

meine Großeltern nach Hause gekommen und haben gesagt: „Wer war es?“, und

mein Vater hat gesagt: „Ja, ich war es!“ Und dann haben sie sich eine Strafe für ihn

ausgedacht, eine gewaltige Strafe, und zwar Fernsehverbot und Hausarrest. Und das

alles hat er nur getan, um die kleine Schwester von ihm zu schützen.

Jana: Jetzt ist es Zeit für „das Dilemma“. Manchmal kommt man in eine Situation, in der

man einfach nicht weiß, was man machen soll – in eine Situation, wo man Mut

braucht! Unser Reporter Emanuel Pavel steht in der Schule in einem Korridor und

wird gleich einige Schüler testen.

Stimme: Das Dilemma

Emanuel: 'tschuldige, kann ich dich ganz kurz was fragen?

Max: Ach so, ja klar.

Emanuel: Du bist der ...?

Max: Ich bin der Max.

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Emanuel: Max, ich stelle dich jetzt mal in eine Situation, die du noch nicht kennst, und du musst

mir spontan sagen: Wie würdest du da reagieren. O.K.?

Max: O.K.

Emanuel: Also, du bist draußen beim Fußballspielen mit zwei Freunden, Matthias und Jan. Und

ihr spielt so und schießt aufs Tor. Und du hast richtig ’nen Drall drauf und willst ein Tor

schießen. Es geht aber dran vorbei und direkt ins Fenster vom Nachbarn rein. Der

kommt raus, und das ist so ein richtiger Boxer, so ein richtig großer Mann. Und er ist

wütend und läuft aber auf deinen Freund Matthias zu und sagt: „Pass mal auf! Ich

habe dich genau gesehen: Du hast das gemacht!“ Wie reagierst du in der Situation?

Max: Oh, das ist schwer! Also, für die ersten zwei, drei Sekunden wäre ich, glaube ich, so

vom Schock gelähmt und könnte mich gar nicht richtig bewegen. Aber wenn es ein

guter Freund von mir ist würde ich auf jeden Fall zu ihm hinrennen und versuchen, ihn

aus dieser Situation rauszuziehen, praktisch, und dann die Flucht zu ergreifen mit ihm

zusammen.

Emanuel: Ihr lauft also beide weg vor dem?

Max: Ja, genau.

Emanuel: Und jetzt nehmen wir an, am Abend bist du zu Hause und dein Vater erzählt dir, dass

der Vater von Matthias angerufen hat und der Boxer hätte sich da gemeldet und hat

gesagt: „Ich habe gesehen, dass Matthias da bei mir das Fenster zerschlagen hat“,

und der kriegt richtig Probleme mit seinen Eltern.

Max: Also, wenn es wirklich ein guter Freund von mir ist, dann würde ich mich schon

stellen. Aber wenn das jetzt ein Freund ist, der nur so zufällig mal bei mir

vorbeigeschaut hat, oder den ich eigentlich gar nicht richtig mag, dann würde ich,

glaube ich, gar nichts sagen.

Emanuel: Und wenn der dann auf dich zukommt und sagt aber: „Hey, du warst das doch!“?

Max: Hm, ich glaube, ich würde eine Ausrede finden und zwar, dass er jetzt den Ärger

sowieso schon bekommen hat und dass es sowieso egal ist, ob jetzt nur er Ärger

bekommt oder wir beide.

Emanuel: Hättest du dann ein schlechtes Gewissen?

Max: Ja, ein bisschen. Aber wenn es kein guter Freund ist, dann nicht.

Emanuel: O.K., danke dir. Viel Spaß noch! Ciao!

Max: Also, ciao!

Emanuel: Entschuldige, hast du einen kurzen Moment Zeit?

Tommy: Ja, klar, sicher.

Emanuel: Du bist der ...?

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Tommy: Tommy.

Emanuel: Hallo Tommy, grüß dich. Ich habe eine Frage: Ich würde dich gerne in eine Situation

stellen, die du nicht kennst, und du sollst mir spontan sagen, wie du da reagieren

würdest. O.K.?

Tommy: O.K.

Emanuel: Nehmen wir mal an, du bist in der Klasse und deine Lehrerin geht kurz zur Tür raus.

Und ihr fällt ein Zettel aus der Tasche. Und du guckst drauf, und es sind die

Lösungen vom nächsten Biologietest. Was würdest du machen?

Tommy: Ich würde die natürlich einstecken und mitnehmen. Ganz klar!

Emanuel: Und du hättest kein schlechtes Gewissen?

Tommy: Nee. Wieso denn auch? Ich meine, O.K., natürlich hört sich das jetzt böse von mir an,

aber eine Chance muss man immer ergreifen!

Emanuel: Würdest du den Zettel dann auch an andere weitergeben?

Tommy: Natürlich! Kopien machen und dann so den näheren Freunden vielleicht geben. Man

sollte es nicht jedem geben, weil wenn es sich rumspricht, dann wird man auch

entdeckt und so.

Emanuel: Oder möglicherweise verkaufen?

Tommy: Verkaufen? Oh, da bringen Sie mich auf eine Idee! Na ja, verkaufen, ich weiß nicht,

nee, lieber nicht, weil verkaufen und alles bringt noch mehr Ärger mit sich, als wenn

man erwischt wird später, als wenn man es nur weitergegeben hat.

Emanuel: Und würdest du, wenn du die Lösungen ja hast, alles richtig machen im Test, oder

würdest du absichtlich ein paar Sachen falsch machen, dass man nicht merkt, dass du

gespickt hast?

Tommy: Nee, ich würde alles komplett richtig machen.

Emanuel: Einmal der Einser?

Tommy: Ja! Einmal der Einser! O.K., ich würde vielleicht ein paar kleinere Fehler einbauen,

aber, ich meine, sonst lohnt es sich ja nicht. Man kann ja auch gleich für eine Zwei

lernen, und dann hat man ja auch denselben Effekt. Aber wenn man schon mal die

Lösungen hat, dann kann man auch schon mal eine Eins schreiben.

Emanuel: O.K., und wenn jetzt die Lehrerin danach zu dir rüberkommt und sagt: „Pass mal auf,

ich habe meinen Zettel mit Lösungen verloren und du hast alles richtig.“ Was sagst du

dann?

Tommy: Oh, da könnte ich natürlich sagen, dass ich gelernt habe, aber das wird sie nicht

glauben. Ja, da müsste ich wohl durch, die Wahrheit sagen.

Emanuel: Und ein schlechtes Gewissen hättest du nicht?

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Tommy: Ja, aber wenn man dann die Wahrheit ja gesagt hat, dann ist ja das schlechte

Gewissen ja auch schon ein bisschen verflogen.

Emanuel: O.K., danke dir! Ciao!

Tommy: O.K., kein Problem. Auf Wiedersehen!

Jana: Tommy würde also die Wahrheit sagen. Um „die Wahrheit zu sagen“ geht es heute

auch im Gedicht. Felix Roth, 14 Jahre, von der Deutschen Schule in Stockholm hat es

geschrieben. Mesi liest das Gedicht vor und diskutiert mit Laura, Daniel und

Dominique darüber.

Stimme: Ein Gedicht

Mesi: Es gehört schon etwas Mut dazu,

einfach dem Lehrer zu sagen:

„Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht.“

Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwierig,

einfach nur zu sagen:

„Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht.“

Aber wenn man es dann sagen will,

versagt die Stimme

aus Angst vor dem Jähzorn des Lehrers.

Aber:

Kann man für etwas bestraft werden,

was man nicht gemacht hat?

Es kostet ein wenig Überwindung,

spart viel Ärger:

„Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht.“

Daniel: Das Gedicht ist eine alltägliche Situation.

Mesi: Ich finde, es ist ziemlich gewitzt geschrieben, besonders: „Wie kann ich für etwas

bestraft werden, was ich überhaupt nicht gemacht habe?“

Laura: Ich meine, das kennt ja jeder, dass man seine Hausaufgaben mal nicht hat und sich

dann nicht traut, das zu sagen und dann - oh Gott! Mit dem kleinen Witz drin und so

und dann ist es wirklich gut. Also, ich finde es in Ordnung. Ist gut geschrieben.

Daniel: Wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hat, das ist kein großes Thema. Da geht

man hin zum Lehrer und sagt: „Ich habe meine Hausaufgabe nicht gemacht.“ Und

wenn man zu oft die Hausaufgaben nicht gemacht hat, dann muss man halt die

Stunden nacharbeiten, die Zeit nachholen, und damit war's das. Damit ist der Käse

gegessen.

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Mesi: Viele Leute machen das so: Die sagen nicht, dass sie die Hausaufgaben nicht

gemacht haben und machen während des Unterrichts die Hausaufgaben. Aber es

kostet schon sehr viel Überwindung zu sagen, dass ich meine Hausaufgaben nicht

habe. Das mache ich meistens auch nicht.

Laura: Na ja, es kommt halt auf den Lehrer an. Also, in manchen Fächern, da sage ich dann

auch nicht, dass ich meine Hausaufgaben nicht habe, sondern ich tue so, als hätte ich

sie und schreibe dann so unauffällig mit oder tue so, als würde ich irgendetwas

wissen. Und ja, dann gibt es auch noch Lehrer, da sage ich dann einfach: „Ja, tut mir

leid, ich habe meine Hausaufgaben nicht.“ Und die meisten sind ja so, wenn man es

dreimal vergisst, dann nachsitzen. Und das kommt ja auch nicht so oft vor. Also, es ist

eigentlich kein Problem.

Mesi: Na ja, auf meiner alten Hauptschule, da waren die Lehrer wirklich streng. Es gab eine

Lehrerin, die nannten wir immer „Schuldrachen“, die hieß Frau Hauske. Wenn einer

die Hausaufgaben einmal nicht hatte, gab es gleich einen Eintrag ins

Hausaufgabenheft, zu Hause wurde angerufen und Briefe nach Hause geschickt.

Das war total echt schlimm. Meine Eltern haben gemeint: „Wieso machst du deine

Hausaufgaben nicht? Du hast doch so viel Zeit zu Hause!“. Und dann habe ich

einfach Hausarrest bekommen, Fernsehverbot, Taschengeld wurde abgezogen, alles

Mögliche.

Dominique: Meiner Mutter ist es egal, wenn ich keine Hausaufgaben mache. Aber wenn ich jetzt

zum Beispiel klauen würde, dann würde ich dafür Ärger kriegen.

Laura: Eigentlich ist man ja selber dafür verantwortlich, ob man was lernt oder nicht. Meine

Eltern sagen zwar schon: „Jetzt mach die Hausaufgaben!“, aber wenn ich sie nicht

mache, dann interessieren sie sich jetzt auch nicht besonders dafür. Und wenn ich

halt nachsitzen muss, ich meine, das ist ja dann mein Problem. Ich muss ja dann eine

Stunde länger in der Schule bleiben: Also, meine Eltern kümmert das dann wenig. Die

sagen dann: „Das hast du schon verdient“, und dann passt das.

Jana: Danke, Mesi, Laura, Daniel und Dominique. „Im Rampenlicht“ ist zu Ende. Ich hoffe, ihr

habt etwas gefunden, worüber ihr noch miteinander diskutieren möchtet. Ich sage:

tschüs bis zum nächsten Mal bei „Im Rampenlicht”!