Ich habe versucht, Kierkegaard auf die Spur zu kommen - in sei-nen Texten, in dem, was wir von seinem Leben wissen. Durch viele Spaziergänge in seiner Stadt Kopenhagen, immer in Be-gleitung der Kamera. Die Lektüre seiner Tagebücher war eine Quelle, das Gespräch mit Joakim Garff, seinem Biografen, war Motivation für meine Arbeit.Kierkegaard habe ich ganz „unphilosophisch“ gelesen. Seine genaue Beobachtung alltäglicher Dinge hat mich fasziniert. Manchmal finden sich seine Sprachbilder direkt im Video wieder. Die Bewegung der Quallen, von ihm als Gleichnis für menschliche Wollust deklariert, gibt den sanften Rhythmus der Bildbewegungen im zweiten Teil vor. Am Anfang dreht sich alles um Mozart wie eine Uhr, die viel zu schnell geht. Die Menschen geraten aus dem Takt, verlaufen sich,

Ich liebe, also bin ichder Schwerkraft behilflich.

Ein Abend über die Liebezum 200. Geburtstag von Søren Kierkegaard

Christina Meißner - VioloncelloPoul Skjølstrup Larsen - OrgelEberhard Harbsmeier - LesungMichael Geyersbach - Projektion

Søren Kierkegaards Werk und ein Gespräch mit dessen Biografen Joakim Garff (*1957) inspirierten den Künstler Michael Geyersbach zu poetischen Texten und grafischen Arbeiten. Geyersbach ist von Kierkegaards genauer Beob-achtung alltäglicher Dinge fasziniert, folgt ihm auf seinen Wegen durch Kopenhagen, versucht ihm auf die Spur zu kommen. Er greift Kierkegaards Sprachbilder auf, wie die Bewegung der Qualle als Gleichnis für menschliche Wol-lust, übersetzt das rastlose Gehen des Philosophen in moderne Bildsprache. An anderer Stelle wird eine Grup-pe schwarzer Tintengeister, Schreibproben Kierkegaards mit der neuen Stahlfeder, ins assoziative Bildergeflecht aufgenommen. Michael Geyersbachs Videoprojektion öffnet im Dialog mit Kirchenraum und Musik einen ganz eigenen Blick auf Søren Kierkegaard.

Veranstaltungen 2013:

03. AprilTórshavn, (Färöer/DK)

11. AprilHadsten (DK)

17. AprilLübeck (D)

28. AprilSchleswig (D)

29. AprilHusum (D)

30. AprilFriedrichstadt (D)

05. MaiMeldorf (D)

21. MaiSlagelse (DK)

05. JuniNuuk (Grönland/DK)

11. JuniBern (CH)

24. JuniJena (D)

28. JuniBerlin (D)

04. AugustWeimar (D)

13. AugustSkagen (DK)

04. SeptemberAltenkirchen (D)

13. SeptemberHalle (D)

31. OktoberAabenraa (DK)

13. NovemberKeitum (D)

www.kierkegaard.nu

Hauptförderer:TheologischPädagogisches ZentrumLøgumkloster (DK)

Veranstaltungen 2012:Haderslev RibeÅlborgÅrhusOdenseViborgBornholmHildesheimMariboHelsingørLøgumklosterRoskildeKøbenhavn

Ai limiti della notte (1984) für Violoncello Dies ist ein Meer von Obertönen, als striche der Wind durch die Saiten, Klangräume voller Leere und die Leere voller Leich-tigkeit. Musik entsteht gleichsam – nach den Gesetzen des Anaxagoras – aus der Verdünnung der von Sonne erhitzten Luft, aus Licht und Donner und Vibrieren. Wenn die Bäume blühen, dann nur, um sich im Frühling aufzulösen.(Salvatore Sciarrino)

Andante für Flötenuhr in F-Dur KV 616 für OrgelSøren Kierkegaard war sehr begeistert von Mozarts Musik, be-sonders von der Oper Don Juan, über welche er in „Entweder – Oder“ mit dem Titel „Die unmittelbar-erotischen Stadien oder das Musikalisch-Erotische“ ein sehr bedeutendes Essay geschrieben hat. Don Juan muss unschuldig aussehen, anders wäre er nicht gefährlich. Das kleine Stück für eine Orgelwalze hat Mozart am Ende seines Lebens geschrieben, nach Don Juan und während der Komposition an der Zauberflöte. Unter die freundliche, reichlich verzierte Rokoko-Oberfläche flutet eine dringende, fast agitierte Unterströmung von Eros, Teufel und Tot.

Salvatore Sciarrino (1947)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Aşk Havası (1998) für VioloncelloDie volkstümliche, mit persischen Miniaturen illustrierte Er-zählung „Leyla und Megnun“ inspirierte die Aserbaidschanerin Franghiz Ali-Zadeh zu ihrem Stück. Es geht darin um die Begeg-nung zweier junger Menschen, die sich auf den ersten Blick in einander verlieben. In den ersten Tagen des Frühlings, die Gärten blühen und duften, geht Leyla mit ihren Freundinnen spazieren. Und Qays macht sich auf zur Jagd. Beide spüren, dass an diesem Tag etwas Ungewöhnliches geschehen werde. Beide sprechen, jeder für sich, über die Schönheit der Natur. Nichts von einander ahnend, gehen sie aufeinander zu. Als ihr Lobpreis der Natur den Höhepunkt erreicht, erblicken sie einander und fallen auf der Stelle „megnum“, besinnungslos, wahnsinnig vor Liebe – in Ohnmacht.

Franghiz Ali-Zadeh (1947)

Aus der Triosonate Nr. 5 C-Dur BWV 529: Allegro für OrgelDie sechs Triosonaten für Orgel, die Bach für seine Söhne als Übungsmusik geschrieben hat, verbinden eleganten italieni-schen Stil mit deutscher Tiefe. Dies ist Kammermusik für Orgel. Der erste Satz aus der Triosonate Nr. 5 in C-Dur ist vielleicht der am meisten sorglose Satz. Wenn man Triosonaten spielt, ist es, wie auf einem Seil zu tanzen: man darf sich nicht kümmern.

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Johan Peter Emilius Hartmann (1805-1900)Aus der Sonate in g-moll op. 58: Allegro marcato für OrgelKierkegaard begegnete dem Organisten Hartmann in der Kopen-hagener Unser-Frauen-Kirche bei seinen Gottesdienstbesuchen. Trotz Hartmanns internationalen Kontakten und Aktivitäten hat seine Musik einen typisch dänisch nationalromantischen Klang. Interessant ist, dass er in dieser Sonate Akkordfolgen gebrauchte, welche man später bei Wagners Tristan und Isolde finden kann. Die Sonate für Orgel wurde in Søren Kierkegaards Todesjahr 1855 geschrieben.

Sonata Breve: What – is the word! (1999) Lento (Prayer I), Imposante, Andante (Prayer II) für VioloncelloMusik ist die Basis, das, woran ich glaube – und ich habe ent-deckt, dass das Sein ihr gleicht. Das habe ich auf verschiedene Weise auszudrücken versucht. (Per Nørgård)

Per Nørgård (1932)

Unterm Sternenlicht (2009) für OrgelDer zweite koreanische katholische Priester Yang-Eop Choe (1821-1861) verbrachte sein Leben unter schwersten Um-ständen. Die ersten Christen in Korea wurden fast hundert Jahre lang verfolgt und viele von ihnen zum Tode verurteilt. In dieser Situation kümmerte er sich in mehreren Provinzen um die neu geschaffenen koreanisch-christlichen Gemeinden. Wenn ich an Priester Choe denke, der zeitlebens von einer Gemeinde zur anderen große Strecken wanderte, immer versteckt vor seinen Verfolgern, in tiefer Nacht unter dem Sternenlicht, dann bringt mich das zu folgendem Psalm (116, Verse 8 und 9): Er hat meine Seele befreit vom Tode, meine Augen von Tränen, meine Füße vom Fall. Und wieder darf ich wandeln vor Gott, im Lande der Lebenden. (Younghi Pagh-Paan)

Younghi Pagh-Paan (1945)

Chaya Czernowin (1957) Gradual Edge (Auftragskomposition 2012) für Violoncello und OrgelEin Blinder versucht, in einem Gefäß eine Zeichnung zu er-kennen, ein Gesicht? Er sucht etwas sehr tastbar, was nicht zu berühren ist. Mit den Fingern sehen. Der Cellobogen sind die Finger, die Saite das Gefäß. Haut ist nicht glatt. Die Orgel – Licht – fällt auf das Gefäß, man sieht Lichtbewegungen. Das Cello verbindet, flexibel, nicht laut, introvertiert, bleich. Das Cello berührt Fenster, es werden welche geöffnet, Schatten bleiben und es geht weiter. Ein physisches Stück, nicht als Spekulation, sondern als Konkretheit.Vor vielen Jahren sah ich eine Installation von Anish Kapoor: zwei riesige hohle Halbkugeln, an den Wänden im Raum hän-gend und dunkelblau pigmentiert. Das Blau war so dunkel, dass der Blick in das Innere der Halbkugeln ins Nichts führte. Eine endlose Öffnung, so schien es mir. Meine Komposi-tion „Gradual Edge“ („Schwindende Kante“) versucht, dieser Blickspur in die zunehmende Dunkelheit des Hohlkörpers zu folgen, allmählich den Übergang von der Substanz in den endlosen Hohlraum ertastend. (Chaya Czernowin)

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

S. K. / Liebe zu Gott / Christliche Reden, Gebet / Leben und Walten der Liebe

Aus der Suite Nr. 5 in c-Moll BWV 1011: Sarabande für Violoncello Eine einsame Coda.

S. K. / Nächstenliebe / Leben und Walten der Liebe

Gebet / Entweder – Oder, Musik und Sinnlichkeit – Musik und Sprache /Entweder – Oder

S. K. / Verführung – Don Juan / Entweder – Oder

S. K. / Liebe zwischen Mann und Frau / Anlässlich einer Trauung

Søren Kierkegaard (S. K.) (1813-1855)