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Michael Mittelhaus www.mittelhaus.com Gelesen im Juli ´19 Im Juli 2019: Über Kirchofs Mainstream zu Londons Wildnis-Geschichten, ein Russe über den Briten Nelson, eine überraschende Bretagne- Geschichte eines Schweden, die bewegenden literarischen Dokumente der Olga Bergholz und Vera Inber vom deutschen Massenmord an den Leningradern, Hermann Bang bei Manesse, dänische Prosa aus dem 17. (!) Jahrhundert. Die Jazzsängerin Uschi Brüning, von DDR bis BRD, Band 1 der tollen Hermann Bang Ausgabe von Hinstorf (DDR) und schließlich das Jahrhundertwerk: „Grapes of wrath“ von John Steinbeck; C. Hein, Weiskerns Nachlass ist durchgerutscht. Und ja: Ich brauche eine neue Kamera, oder sind diese „Suchbilder“ spannend ?

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Gelesen im Juli ´19

Im Juli 2019: Über Kirchofs Mainstream zu Londons Wildnis-Geschichten, ein Russe über den Briten Nelson, eine überraschende Bretagne-Geschichte eines Schweden, die bewegenden literarischen Dokumente der Olga Bergholz und Vera Inber vom deutschen Massenmord an denLeningradern, Hermann Bang bei Manesse, dänische Prosa aus dem 17. (!) Jahrhundert. Die Jazzsängerin Uschi Brüning, von DDR bis BRD, Band 1 der tollen Hermann Bang Ausgabe von Hinstorf (DDR) und schließlich das Jahrhundertwerk: „Grapes of wrath“ von John Steinbeck; C.Hein, Weiskerns Nachlass ist durchgerutscht. Und ja: Ich brauche eine neue Kamera, oder sind diese „Suchbilder“ spannend ?

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Christoph Hein (D 2011) Weiskerns NachlassSuhrkamp 2011

Das ist leider das schwächste, von C. Hein, wasich bisher gelesen habe. Eine viel zu einfachzusammen gerührte Klischeesammlung, um das„Mitglied“ des akademischen Proletariats, Weis-kern und sein mehrfaches Scheitern. Dazu gehört ein bisschen Finanzamtsstress(wenig fachkundig erzählt), eine Mädchengang(Jugendgewalt geht wohl immer), ein hilfrei-cher, aber janusköpfiger Finanzjongleur, einAntiquitätenschwindler und insgesamt dieVerrottung des Akademischen Betriebs.

Weiskern steht mit seinem Forschungsgebiet abseits aller Futter-töpfe und Verwertungsmöglichkeiten, was der Autor leider nicht sodeutlich sagt. Und es gibt lauter Studenten, die ihre Meriten durch Bestechungerwerben wollen, die Damen mit Körpereinsatz, die Herren durchdie Geldscheine von Papa; ziemlich realitätsfern, aber vielleichtklischeegestählte Leser anlockend. Das ist alles nett dahin erzählt,in der Summe aber ausgesprochen belanglos.

Am Ende habe ich mir gesagt, auch ein C. Hein muß leben, mögeer nur nicht dauerhaft auf das Niveau von „Weiskern“ herabsinken,was äusserst schade wäre. Jedenfalls: Nächste Woche ist das Buch:

Vergessen

Bodo Kirchhoff (D 2016) WiderfahrnisFrankfurter Verlagsanstalt 2016

Was passiert, wenn sich zwei ziemlich (mitdem Leben) fertige Mittel-/Ruheständler imgehobenen Altersheim begegnen? Aufgrundihrer inhaltlichen Leere und Ziellosigkeit kanneigentlich nur eine unbestimmte Autofahrt (des Deutschen liebstes Kind) und damit einRoadmovie, allerdings minderer Qualität, fol-gen. Wobei einer der Protagonisten offenbarso gerne Auto fährt, wie der meistüberschätztenorwegische Autor raucht. Zwischendurch istnoch „.. irgendwas mit Flüchtlingen“, wohl ein Tip vom Verlags-marketing für den stockenden Schreibprozess. Und dann noch einestruwellige Außenseiterin (Gegensatz zu den aalglatten Protago-nisten), deren Auftreten niemand versteht, der Autor offenbarauch nicht.Das ganze schleppt sich längs durch Italien, die vergreiste ToscanaFraktion lässt grüßen, Sizilien Reisende kommen aber etwas aufihre Kosten. Durchgehend eine mit Verlaub nur besch...ne Sprache,die zur absoluten Lese-Einöde und zum großen Missvergnügen desRezensenten beiträgt.Wie unverständlich die Verleihung des deutschen Buchpreises fürdiese literarische Pleite ist, zeigen gleich zwei Rezensionen imkonservativen Berliner „Tagesspiegel“:https://www.tagesspiegel.de/kultur/deutscher-buchpreis-fuer-bodo-kirchhoff-warum-die-auszeichnung-von-widerfahrnis-keine-

gute-entscheidung-ist/14701780.html

https://www.tagesspiegel.de/kultur/bodo-kirchhoffs-widerfahrnis-genau-die-richtige-pizza/14632774.html

Grottiger Mainstream-Käse

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Sally Salminen (S 1954) Prinz Efflam Insel Verlag 1954 Zufallsfund im „Bücherwurm“

Trotz des finnisch klingenden Namens eineschwedische Autorin, eigentlich Vertreterinåländischer Literatur. Prinz Efflam ist derPhantasiename eines in der Bretagne aufge-fundenen namenlosen Halb-Ertrunkenen, des-sen Identität sehr zögerlich wiederkehrt(Tischler?). Im Dorf lebt man von Muscheln,

Fisch und der Konservenfabrik, die Kamelien duf-ten nicht, hier riecht alles nach Tang und Fisch. Efflams Retterin,die bucklige Marie-Jeanne, trägt noch die traditionelle bretonischeTracht. Den Namen bekommt der Findling aus einer Sage; mit ihmhat die Verkrüppelte, der bretonisch zu verstehen scheint, etwaszum Liebhaben. Der Findling geht nun lange umher auf der Suchenach seiner Identität, was Reiz und Spannung des Romans ausma-chen – neben den Bildern des sehr einfachen und harten, meerum-tosten Bretonenlebens, wo 11 von 16 Kindern sterben, ertrinken. –Die Wechselstimmungen, die der Atlantik in Dorf, Küste und Lebengeneriert, arbeitet die Salminen fein heraus. Das ist in den ersten zwei Drittel eine wirklich nette „Fischer- unddas Meer“-Geschichte erzählt. Und das überraschenderweise ausder Bretagne, was auf mich mit mäßiger Bretagne-Erfahrung glaub-haft wirkt. Das letzte Drittel dagegen ersäuft geradezu in sichüberschlagenden menschlichen Schlechtigkeiten, der „Prinz“ alsGestapo-Spitzel und Verräter und sonstigen Gemeinheiten, istgeradezu ertränkt im christlichem Mythos, man fragt sich, was diegute Sally da alles auf einmal hineinrührt. Es endet damit auchvöllig überdreht und so lautet das Urteil leider:

Muss man nicht lesen!

Jack London (USA 1915) Feuer im SchneeBüchergilde Gutenberg 1982 Aus dem Familienerbe

Insgesamt 14 Geschichten aus Eis und SchneeKanadas und Alaskas. „Die Männer von FortyMile“ – mit Schmunzeln zu lesen, wie man einDuell unter harten Männern verhindert. „Ineinem fernen Land“, der Norden verzeiht zweiDrückebergern nichts. „Auf der Rast“ – eineHoher-Norden-Outlaw Geschichte bester Quali-tät. „Das Vorrecht des Priesters“, mit dem einestarke Frau sogar den Priester vom Weg ab-bringt. „Das Unbegreifliche“ – nach einemDoppelmord aus heiterem Himmel ist ein Ehepaar gezwungen ineisiger Kälte mit dem Mörder unter einem Dach zu leben. Mit derFrage: Selbstjustiz oder 8 Monate bewachen und ausliefern? Esbeweist sich die Stärke der Frau...„Richter am Yukon“ - das köstliche Geschehen um den RichterO´Brien, den der Whisky seine eigene Justiz schmecken lässt.Besonders gelungen „Wie vor Alters zog die Argo“, wo der 70Jahre alte Tarwater seiner ganzen Sippe zeigt, wo der Goldhammerhängt, ein Goldgräbermärchen. Und immer die Weite des eisigen Nordens, die Abenteuerromantikin Schnee, Kälte und Blockhaus, einsame Männer und schweigsameGoldgräber. – Innerhalb der Jack London Edition, die ich von mei-nem Bruder geerbt habe, ist diese Geschichtensammlung eines derGlanzlichter. Wunderbare Erzählungen aus dem hohen Norden desamerikanischen Kontinents, Goldgräber im Treck, Hundegespanne, bis -75 Grad, Wildnisromantik, Jack London at it´s best.

Genussvoller Schmöker aus dem hohen Norden

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Uschi Brüning So wie ich (D 2019), Ullstein, 2. Auflage, 2019

Die Autobiografie einer der besten (Jazz-)Sängerinnen, deren Karriere in der DDR be-gann und sich bis heute fortsetzt. Das mussman schon deswegen mögen, weil es so vielespannende Erinnerungen an von mir heißgeschätzte Musik (Modern Soul Quintett,Panta Rei, Klaus Lenz, Günther Fischer) birgt.Den Blick auf eine im Westen meist unbe-kannte, aber so lohnenswerte Musikszeneungeheuer weitet, z.B. den Polen CieslawNiemen, hier völlig unbekannt. Diese Bio-grafie macht großen Appetit auf mehr , seies Musik von der Brüning, ihren Freunden,Kollegen und vor allem ihrer großen Liebe,dem Ausnahme-Saxophonisten Ernst-Ludwig,genannt Luten, Petrowsky; der mit GeorgeGruntz auf Welttourneen war. Und natürlichihrem für sie extrem wichtigen Musikkolle-gen, „Manne Krug“, um den sie dann trauertewie um einen Bruder. – Dabei war der Brü-ning als Gerichtssekretärin in Leipzig keineKarriere in den Schoß gelegt und der Weg –abseits gängiger Schlagerkriterien – nichteinfach, spannend das nachzuvollziehen.Genauso wie Einschätzungen von ihr: „Rus-sische Lieder sind unglaublich schön, aber sie

swingen nicht.“ – Ein großer Sprung für sieder Anruf 1969: „Hier ist olle Lenz. Ich hab

gehört, du sollst ganz gut sein. Willst Du bei

mir anfangen?“ Klaus Lenz und seine BigBand, der Name in der DDR, wichtiger Punktfür viele Musikergrößen. Lenz+Brüning, beidein den „Neuen Leiden des jungen W.“ vonPlenzdorf gefeatured. Dann die schwierigeSuche „Tonträger“ mit Jazzaufnahmen zubekommen, selbst in der „Hauptstadt“, alsoOstberlin, wo der Fernsehturm als „Renom-mierpimmel“ veräppelt wird. Der wichtigeFreiraum für Jazzer beim DDR Rundfunk mitseinen „Brotjobs“. Nur angerissen werden sol-len Stationen ihres langen Musikwegs: Lenz,Günther Fischer, ´73 erste LP, die relativeFreiheit der Jazzszene, das verstand die Stasinicht... Die Jazzwerkstatt in Peitz, die eigeneBand, der offenbar ein eigener Hit mangelte,die Brüning auch zwischen Jazz+Schlager. Dieaus Angst zurückgezogene Biermann-Unter-schrift, Renft Combo aufgelöst, nie Ausreise-pläne, der Wechsel mit Luten zum Free Jazz,ein Sprung! Treffend ihre Kritik, dass die DDRihren Bürgern Verhalten und Denkmuster an-erzog, die eine freie Entfaltung verhinderten.Kollegen wie die „Lütte“, Angelika Mann, Ta-mara Danz, 1983: „Frauen im Rock“, Singenvertonter Gedichte von E. Strittmatter, 1986:Internationales Frauenjazzfestival. Der Trost,daß man mit der Wende nicht in so eingroßes Loch fiel, wie andere Künstler. 2008Auftritt mit Georgie Fame, im Westen bleibt

sie aber weitgehendunbekannt. Etwas rät-selhaft ist ihre (politi-sche) Gewichtung desJazz in beiden Deut-schlands. Ihrer Empö-rung über Gängeleiund perfide Bespit-zelung der DDR folgtman. Dabei schildertsie aber selbst immerwieder, wieviel Spiel-und Auftrittsmöglich-keiten es gab und welch heute undenkbarguten Bedingungen. Man wundert sich jedochsehr über ihre Bereitwilligkeit ausgerechnetfür Angela Merkel und deren CDU im Wahl-kampf aufzutreten, ebenso die kritikloseBegegnung mit der „Kulturabrißbirne“ RolandKoch. Hab ich da was verpasst: Koch/Merkelals Förderer des Jazz? – Völlig unkritisch istdie Brüning auch zu Manfred Krug, guterSchauspieler + Sänger, fraglos. Aber aucheiner, der in seiner Rolle als „Telekom-Mas-kottchen“ mitverantwortlich für existentielleVerluste tausender Anleger war. Trotz dieser Kritik spannende Entdeckung undErinnerungen an im Westen unbekannte Jazz-Musikszenen und -Größen.

Sehr entdeckenswert

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Hermann Bang Ausgewählte Werke1(DK 1887-1901), Hinstorff, DDR, 1982

Seitdem mir der Bip-pener Antiquar M.Kross Hermann Bang(Titel: „Michael“,eigentlich „Mikaël“)ans Herz gelegt hat-te, spätestens aberseit der herrlichenManesse-Ausgabe vonAldo Keel („Tine“)kann ich mich als„Fan“ des Dänen Her-

mann Bang bezeich-nen. Hinzu kommt Dorit Willumsens ein-drucksvoller Roman „Bang“ (1998). Als ichnun in Kross´ „Bücherwurm“ die dreibändigeHinstorff Ausgabe von Bangs ausgewähltenWerken entdeckte, gab es kein Halten mehr.Wieder einmal eine der wunderbaren Ausga-ben skandinavischer Autoren vom RostockerVerlag in der damaligen DDR! – „Tine“, dasvielleicht schönste Stück von Bang, auch inBand 1 enthalten, hatte ich schon zweimalgelesen. Und mich nun – im Urlaub in Däne-mark – auf „Das weiße Haus“, „Das graueHaus“ und „Stuck“ konzentriert – mit vielLesevernügen. Summiert zwischen „begei-stert“ und „naja“ - aber lesen Sie selbst.

Hermann Bang Das weiße Haus(Dk, 1898)

Das weiße Haus brachte mir in erster Liniewunderschöne Kindheitserinnerungen des Au-tors. Bang entwirft, nein entwickelt märchen-hafte Bilder einer Kindheit, mit jungen Au-gen gesehen, flirrende Geschichten Kind zusein, bei einer herrlich „schrägen“ Kaleidos-kop-Mutter. Kindheit, das kann Spielen auf den Teppichsein, wo jedes Muster eine Burg darstellt unddie Mutter so schön singt, dass die Mägdeweinen. An den Weihnachtsbaum kommen soviele Kerzen, bis er brennt. Der Besuch beider Hundertjährigen, bei der es so still war,dass nicht einmal die Katze zu schnurrenwagte. Die holsteinische Madame Jespersen,„Jungfer Stine war lang wie ein Mannsbild und

sehnig wie ein Gaul“. Die Gesindestube für den Dorfklatsch. Der Va-ter, dessen Tür immer zu war und der denSohn ohrfeigte, als der grob zum Dienstmäd-chen war. Gräfin Donner auf Schloss Gottorp.So viele Bilder, Gedichte und Lieder, vielemelancholisch, begleiten das Aufwachsen imweißen Haus. Wie der Frühling kommt, „Tine, es ist alsstöhnte die Erde.“ Der Leierkastenmannkommt, aber Mutter dreht den Leierkasten.Entsetzen über eines der Hausmädchen, dem

„etwas passiert war“, was Mutter benennt,„sich paaren“.

Dazu der Abendfrieden früherer Zeiten, S.93:„Hinter sich sahen sie die Lichter des Dorfs,

eins nach dem anderen wurde angezündet.

Dann läuteten die Abendglocken.“ – Heutzu-tage röhren eher die Laubbläser....

Die Pastoren (zu Besuch) spielen Hombre dieganze Nacht und trinken Punsch. Nur man-ches Bild täuscht, die über Schollen sprin-gende Mutter hat Depressionen: „Sterben ist

nicht das Schwerste, das Schwerste ist, jeden

Tag zu leben.“ Und später (S. 92): „Sterne

sind für die Traurigen dar – damit sie verste-

hen, dass nicht einmal Trauer nützt, denn

auch unsere Trauer ist zu gering.“

Doch wie schön war die Zeit, wenn die Freun-dinnen aus fernen Ländern zu Besuch kamen,z.B. Lady Lipton. Aber mit der Erntezeit, der Weinernte, denWintervorbereitungen endet das „WeißeHaus“.

Mich begeistert bei Bang immer wieder, wieer mit Bildern den Leser in eine Erzählungeinspinnt, trefflich die Zeit aus Kinderaugenheranholen kann, Erinnerungen andockenlässt und zum Leuchten bringt.Mit anderen Worten, wieder ein Bang als

Lese- und Erinnerungsvergnügen.

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Hermann Bang Das graue Haus(Dk, 1901)

Ein „Erinnerungsbuch“ völlig anderer Art,Großeltern und Protagonisten (alle bei „Bed-stefar“, dem Großvater wohnend) nahe demEnde ihres Lebens, den Erzählfaden des Au-tors muss man sorgfältig entwirren; einigesist mir nur mit Hilfe des Netz gelungen. DieGroßeltern, Arzt und Ehefrau Stella (die im„Weißen Haus“ keine Rolle spielen) verkehrenin den höchsten Kreisen Dänemarks, selbstmit Angehörigen des Königshauses. Man wirdmit „Seine Exzellenz“ bzw. „Durchlaucht“angesprochen. Den einst berühmten Arzt,gerufen „Onkel Hvide“ wollen die meistennicht mehr, bei der Kutschfahrt durch dieStadt sind es nicht mehr viele, die er kennt.

Er sagt: „Die Erde wird einmal kalt, wie die

Menschen auch“, dem Enkel sagt er bei einemsehr kurzen Besuch: „Sinn des Lebens ist zu

zeugen“. Seine Frau spricht im Schlaf von ver-gangenen Freunden; der Diener Georg ist mitihnen alt geworden. – Eine zerrissene Be-ziehung gibt es zu dem teilgelähmten Ban-kier, dem „Konferenzrat“, der die Exzellenzeigentlich nicht sehen will. Er erledigt aber

die 30.000, für die derAlte wegen einerWechselfälschungeines Verwandten bür-gen muss. Die Dialogeunter den alten Herr-schaften haben oftetwas Gespenstisches,Melancholie beherrschtdie Bilder. Das giltauch für den Blick aufdie Folgen der „Nieder-lage“, mit denen Däne-

mark Teile Schleswig-Holsteins (bis Koldingund nahe Esbjerg) verloren gingen.Das Werk war für mich ein echter „Absturz“gegenüber dem Weißen Haus, es macht den -– Nomen est Omen – Eindruck vom Dahinwel-ken der Protagonisten, man vermisst dieschönen Bilder, wie das ganze „Weiße Haus“.Es bleibt bis zum Ende verwirrend, sich durchdie Personenkonstellationen hindurch zu fin-den, was aber wesentlich für den Romanwäre. Für mich erzählt es keine (wirklich)erkennbare Geschichte.Insgesamt leider nur:Für Dänemark + Hermann Bang Experten

Hermann Bang Stuck(Dk, 1887)

Das ist die Geschichte einer Theaterpleite inder Gründerzeit, die man kulturgeschichtlichbis etwa 1914 verordnen darf. „Stuck“ führtmitten in den rauschenden Trubel des töner-nen Aufbruchs dieser Zeit. Um die Hauptper-sonen, den emporgekommenen BaumeisterMartens (spekuliert seine wechselfinanziertenBauten meistbietend zu verkaufen), Zeitungs-mann Berg (der Theaterdirektor am pompö-sen Neubau Victoria werden möchte) und denHändler Adolf, der scheinbar Vermögen ausväterlichen Krediten investiert, in Wirklich-keit nur mit dem guten Namen der Familieblendet. København, Boulevards dicht von Menschen,Theater, Operette, danach ins Tivoli, soupie-ren, sich über Provinzler lustig machend.„Das war das junge Kopenhagen, strahlend, in

stramm sitzenden Kleidern, übermütig bei

Gasluft und Gedränge, wie ein Fisch im

Wasser“ – Wie mit einem Zauberstab fängtErzählmeister Bang den ganzen Trubel ein, inein Dornröschen-Tableau, das aber früh kra-chende Risse zeigt. Plastisch scharf wie die

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Hermann Bang© Det Kongelige Bibliotek

Creative Commons (CC BY-NC-ND

3.0) Fotograf: H. Tönnies.

Schade, viel zu spät entdeckt: Die Webseite des deutschen Bang-Spezialisten und Übersetzers (!) aus Freiburg, Dieter Faßnacht. Eine Fundgrube zum Autor Bang. https://www.herman-bang.de

Ebenso: http://denstoredanske.dk/Kunst_og_kultur/Litteratur/Dansk_litteratur/1900-14/Herman_Joachim_Bang; undhttps://forfatterweb.dk/oversigt/bang-herman

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nervöse Atmosphäre der Gründerzeit ein-gefangen, wo man in Kopenhagen meint,man „wäre wer“.Bankiers besprechen die Gründung einerZentralbank zur Zusammenfassung des Ka-pitals. Die Pacht für den Theaterneubau (zu)hoch angesetzt, weil man mitten im Stadt-graben gebaut hat, steht das Wasser noch imKeller. Wieder baut Bang Autobiografisches ein mit-tels der Kindheit von Berg auf der Insel Alsein, erinnert aber auch an Motive aus „Tine“;Bergs Vater stirbt auf der Düppeler Schanze,dänisches Trauma.Man scheint in der Hauptstadt ein Fest nachdem anderen zu feiern, der Theater-Prima-donna erscheinen die Zuschauer jedochahnungsvoll im elektrischen Theaterlicht als„gräuliche Leider“. Bang schreibt dazu hoch-philosophisches zum „Sprachproblem“ Dä-nisch/Norwegisch/Schwedisch (S. 508).

Den Aufputz der Damen ironisiert der Autordoppelt vortrefflich, (S. 535): „.. beinahe wie

Damen vom Theater, mit farbigen Seidenklei-

dern, aber aus sonderbar dünnfädigen Stoffengenäht, die unwillkürlich an Zeilenhonorar

erinnern.“Spannung kommt aus dem sich andeutendenfinanziellen Niedergang: Nur ein Kassenkre-dit, die Theatermöbel täuschen Gediegenheit

nur vor und mit Hilfe von Klackeuren wirdein voller Saal vorgespiegelt.Das „Victoria“ geht allmählich den Bach her-unter: Ein Pleite-Gastspiel, Lieferungen nurnoch gegen Barzahlung, selbst das Wechsel-geld vom Buffet muss herhalten, windigeFinanziers werden aufgesucht, Adolf juniorverscherbelt das Familiensilber und der fran-zösische Chefkoch des Theaters sucht dasWeite. Dann ist die Pleite da, Flucht von Adolf unddem Buchhalter, das ganze Ausmaß desSchwindels wird aufgedeckt, der ganze Bau,Betrug durch Mitarbeiter, unbezahlte Tour-neen, das potemkinsche Dorf hatte Metro-polen-Maße, genau das wollte Kopenhagen jaso gerne sein.Es erfolgt die Betriebsübernahme durch dieBank. Die rührt die Pleite wenig, da die StadtKopenhagen gerade eine neue Millionen-An-leihe begeben will. Und was wird der Jour-nalist und Ex-Theaterdirektor Berg nunmachen? Antwort: Schreiben, denn nurBücher haben ein Ende – ironische An-spielung auf Bangs eigene Existenz.

Die Geschichte dieses klassischen Gründer-zeit-Schwindels und Krachs ist in den fürBang in so typisch greifbar nahen Bildernatmosphärisch erzählt. Das kann der Autorund der Leser sieht die Bilder in Kopenhagen

vor 140 Jahren,lässt sich hin-einziehen undgenießt, ein ge-lungenes Werkdes Dänen.Zwiespältig fin-de ich BangsArt, Zusammen-hänge durch dasganze Buch zuexpandieren,vieles erschließtsich erst am En-de, manche Be-ziehung mussman ahnen, aller-dings nicht so chaotisch wie bei Strindberg(Gotisches bzw. Rundes Zimmer). Einen Reizhat dieses „gedehnte“ Erzählen aber durch-aus. Wie gut dieser Roman eigentlich ist, wurdemir im Nachhinein erst bewusst. Trotz leich-ter Kritik, atmosphärisch oft zwingend,

bildreiche Lesefreude.

PS: Bang ist einer der bekanntesten und bisheute wichtigen dänischen Autoren. InDänemark ist er Schulstoff, Nationalstolz undlebendige Erinnerung, wie z.B. ein nach ihmbenanntes Hotel in Fredrikshavn zeigt.

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Der Titel eines 2014erschienenen Bildbands über denAutor: „Livsbilleder : fotografiskeportrætter af Herman Bang. Syd-dansk Universitetsforlag, 2014.“

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W.G.Truchanowski Nelson (UdSSR, 1984) Militärverlag der DDR 1990

Antiquariate bergenviele Überraschungen,so dieses Werk des sow-jetischen Historikersüber die Ikone Großbri-tanniens, Admiral Nel-son. Wie sieht man ihnwohl von russisch-sow-jetischer Seite aus?Wobei der Autor großenWert auch auf den „pri-

vaten“ Admiral Nelsonlegt, also ausführlich auf sein illegitimesVerhältnis zu Lady Hamilton und ihre unehe-liche Tochter Horatia. Ebenso deutlich übtTruchanowski Kritik am Admiral, oft deutlichaus russisch-nationaler Sicht auf den wech-selweise Verbündeten oder „Konkurrenten“England, jedoch m.E. stets fair.Deutlich zeichnet der Autor die BlitzkarriereNelsons, der schon mit 39 Admiral war (sonsterst mit 50), ohne Protektion von Onkel undFreunden nicht möglich, Karriere trotz le-benslanger Feindschaft mit höchster Admira-lität und wenig Ansehen im Adel. Als wich-tigste Schiffsklassen hebt er die schwerenLinienschiffe (100 Kanonen) und die wendi-gen, schnellen Fregatten, die Kuriere der

Seeschlachten, hervor. Wesentlich 1778 dievon vorne zu ladenden verkürzten„Karronaden“, Kanonen der britischen FirmaCarron, schneller laden und höhereZerstörungskraft. Dazu kam die deutlichschnellere Schussfolge der besser ausgebilde-ten britischen Mannschaften, oft gewaltsaman Bord gepresst, mit Kielholen undAuspeitschen bedroht. – Des Autors interes-sante historische Einordnung: Zeit der 2Revolutionen, die industrielle in GB und diebürgerlich-demokratische. Er sieht 3 ZieleGBs:- Führende Macht Europas- Größtmögliche Zahl an Überseestützpunkten- Seeherrschaft; alles Prämissen für Lebenund Karriere Nelsons.Deutliche Kritik am Sklavenhandel und Krie-gen der Briten, manifest in Worten Byrons:„..die schreiende Sünde.. dieses doppelzüngle-

risches lügnerische Zeitalter selbstsüchtigerZerstörer.“ – Nelsons jahrelanges Warten aufein Kommando, sein verlorener „Krieg“ gegensich bereichernde Kolonialoffiziere und -Beamte, mit einer Parasitenschicht in derMarine, eingekauften Nichtstuern.Karriereschritt durch den Krieg England vs.Frankreich, kühnstes, aber siegreiches regel-widriges Manövrieren in der Schlacht von SanVicente, erfolgreiche „Regelwidrigkeit“ wirdein Merkmal Nelsons. Verletzungen bleiben

nicht aus, Verlust eines Auges und einesArms.In der Schlacht bei Abukadir (gegen dieFranzosen) siegen die Briten, weil:- gut versorgt, dank Nelson- besser durchgeplant- besser durchorganisiert- mehr Pflichterfüllung- besser ausgebildet.Immer wieder wird Nelsons gute Beziehungenzu einfachen Mannschaften unterstrichen.Dieser Sieg bedeutete eine große Stärkungdes Überlegenheitsgefühls der Briten gegenü-ber den Franzosen – und dem Rest der Welt.

Die Unterstützung des Königreichs Neapel(gegen die Franzosen) von großer persönli-cher Bedeutung: Die Gattin des britischenGesandten, die seinerzeit prominente LadyEmma Hamilton wird Nelsons Geliebte undMutter seiner Tochter Horatia. Man lebt ineinem jahrelangen, sogar offenen Dreicks-verhältnis, Nelson 40, Lady Emma 33, ihrMann 68. Wunderschöne Briefe sind aus die-ser Zeit erhalten, ihre leidenschaftliche Liebeträgt große literarische Spuren nach sich.Der Autor greift das für ihn wichtige Gesche-hen auf, die Truppen des russischen AdmiralsUshakow erobern Korfu, neu in der Militär-geschichte, Seetruppen erobern eineLandfestung.

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Als Schandtat Nelsons wird - trotz zuvorgeschlossenenen Waffenstillstands das Nie-dermetzeln tausender Franzosen und italieni-scher Republikaner am Strand von Neapelgesehen.In der Schlacht vor Kopenhagen brachte Nel-son durch Ignorieren des Befehls seines Vor-gesetzten Admirals Parker, die Dänen - dieaus der „bewaffneten Neutralität“ aussteigenwollten - an den Rand der Niederlage, wasleider nicht genauer nachgezeichnet wird. Eskommt - vielen unerklärlich - zu einem Waf-fenstillstand; sowjetische Seekriegsexpertenmeinen, Nelson hätte hier viele Fehler ge-macht und letztlich Glück gehabt.Seine erfolgreiche eigenmächtige Entschei-dung, die französische Flotte nach Westin-dien zu verfolgen und dank des hohen Aus-bildungsstands seiner Besatzungen sogar zuüberholen, führt zum Oberkommando unddem Titel des Admirals der weißen Flagge,sein Flaggschiff wird die Victory, er von denBriten umjubelt und äusserst populär. Ererhält viel Lob für seine geänderte Seekriegs-führung, die Abkehr von der simplenLinienführung, die Kapitänen undUnteradmiralen mehr Entscheidungsfreiheitließ. Gegenüber den Franzosen kamen bessereingerichtete Schiffe, gutes Manövrieren unddie bessere Artilleriebedienung hinzu: DieFranzosen schafften einen Kanonenschuss

alle 3 Minuten, die Briten dreimal so viele.Hinzu kam, dass Napoléon nichts von derMarine verstand.So kam es zur entscheidenden, für die Britensiegreichen Schlacht bei Trafalgar, in derNelson tödlich verwundet wurde. Es war dieendgültige Niederlage Frankreichs, für 100Jahre gab es keine Seeschlachten mehr. Eng-lands Position als herrschende Kolonial- undWeltmacht wurde gesichert. Nelson erhieltein Begräbnis mit höchsten Ehren, seineVerwandten wurden reich beschenkt, LadyEmma, die gar nichts bekam, unter Ver-schwendung litt, starb verarmt auf demKontinent.Tuchanowski gelingt ein informatives Portraitvon (Privat-)Leben, Karriere und Schlachtendes britischen Nationalhelden Nelsons. Seineoft von „klassischen“ Ansichten abweichendeDarstellung machten das Buch für mich at-traktiv. So hätte die Abkehr von der sog.„Linienführung“ zuvor schon der russischeAdmiral Ushakow im türk.-russischen Krieg(1787-91) eingeführt. Die Niederlagen Nel-sons (Teneriffa, Malta, Süd.Italien, zweifel-hafter Sieg vor Kopenhagen) fehlen nicht.Ebenso sein Beitrag zur britischen Politikspeziell im Mittelmeer. – Auch wenn die ro-manhafte Spannung fehlt und die Erzählungnicht immer konsequent erscheint. Wesent-lich auch sein Unterstreichen des britischen

Herrschaftsanspruchs und ihres räuberi-schen Auftretens auf den Weltmeeren. Nelsonaus sowjetisch-russischer Sicht zu erleben,hat seinen besonderen Reiz, vier Karten undeine gute Bibliografie runden ab.

Hochinformativ!

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Eine der vier Karten zu den SeeschlachtenNelsons

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Jammers Minde (Dk, 1686 (!?) Denkwür-

digkeiten der Gräfin Leo-

nora Christina Ulfeldt

Kösel Verlag 1968

Jammers Minde ist dä-nisch und kann mit„Leidenserinnerungen“übersetzt werden. Es istnicht nur einer der älte-sten dänischen Prosa-texte, es sind auch dieeinzigartigen Aufzeich-nungen, der Gräfin (von

Schleswig-Holstein) Leonora Christina (LC),die aufgrund einer Hofintrige 22 (!) Jahre imGefängnis saß. Die nie aufgab, die dort gear-beitet, geschaffen und ein bemerkenswertesZeugnis über diese Leidenszeit hinterlassenhat. Und das als Mutter von zehn Kindern!Gelesen habe ich das im Urlaub auf der däni-schen Ostseeinsel Bornholm, doppelt pas-send, denn in der dortigen Feste Hammershuswar sie – mit ihrem Mann Coritz Ulfeldt – 17Monate inhaftiert. Ihr eigener Sohn bringtspäter den damaligen Festungskommandan-ten um, wozu sie (Original !) schreibt: „Wie

Fux mit uns in unserem Gefängniss auf Bor-ringholm gehandlet, weiss Gott. Das ist nu

vorbei, und ich gedenke des nicht mehr.“

Im Jahr 2011 wurde nach LC die damaligewichtigste Bornholm-Fähre benannt. Einehochumstrittene Entscheidung, weil auf derInsel viele LC (genauer: ihren Mann) für eineVerräterin an den Bornholmern hielten, ande-re für eine Patriotin – das ist jedoch eineandere Geschichte, die aber zeigt, dass LCselbst heute in DK höchst aktuell ist.

Auffallend im Text finde ich, wie sie vollstän-dig von ihrer Unschuld überzeugt ist, dieHoffnung (fast) nie aufgibt und welch hoheQualität ihre Aufzeichnungen aufweisen. Ei-niges im Text ist auf Deutsch bzw. Platt ge-schrieben. – Mit reichlich Raffinesse vertei-digt sie sich mehrfach in Verhören, in dieUmtriebe ihres Mannes eingeweiht gewesenzu sein. Immerhin werden ihr als Gräfin lau-fend (Dienst-)Frauen gestellt, die sie aller-dings auch aushorchen sollen. Diese wechselnaber über die Jahre des öfteren, für sie rechtunterschiedliche Gefährtinnen. Einer über 60-jährigen lehrt LC sogar lesen; sie erhält spä-ter sogar Zeitungen. Ihre Hafträume warenzunächst gelinde gesagt übel, Vorgänger hat-ten sich an den Wände und in Bodenlöchernerleichtert...Gebete und Bibelverse sind ihr eine großeHilfe, sie darf an ihre Kinder schreiben, dich-tet vielfach eindrucksvolle Verse, Gedichte,übersetzt in 5 (!) verschiedene Sprachen.

Verblüffend wie sie trotz anfänglicher Lei-besvisitation so viele Schmuckstücke ver-stecken kann, um sich immer wieder Haft-erleichterungen zu verschaffen. Nach ca.einem halben Jahr erhält sie Material undWerkzeuge, sich zu beschäftigen, sie näht,klöppelt und bastelt, tw. höchst erfinderisch,verschafft sie sich Schreibzeug. Der Beginnihrer Autobiografie und eines Buchs überberühmte Frauen, Berichte über „Nachbars-Gefangene, aus einfachsten Dingen baut sieeinen Webstuhl.Mit dem Sinken des Sterns ihrer Widersacher-in, der (Ex-)Königin Sophie Amalie, wird ihrHaftleben deutlich leichter. Am 19.5.1685wird sie nach deren Tod, nach 22 Jahren frei-gelassen. Sie lebt noch 13 Jahre und stirbt1698 mit 77 Jahren auf Lolland. Und alleindie Geschichte des rund 100 Jahre verschol-lenen Manuskripts von „Jammers Minde“ wäreeine eigene Story wert.Dass sie wohl die Umtriebe ihres Mannes ver-harmlost hat – was tut´s ?

Das Buch ist nicht immerer leicht oder span-nend zu lesen, aber ein bemerkenswertes,geradezu einzigartiges Leidenszeugnis ausalter Zeit. Erfreulicherweise ist dies auch eineungekürzte Fassung und ein historisch hilf-reiches Nachwort erleichtert das Verständnis.

Höchst bemerkenswert

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Gelesen im Juli ´19

Vera Inber Fast drei Jahre (UdSSR, 1946) SWA Verlag, 1947

Schon wegen Verlag (Sowjetisch) und Er-scheinungsjahr (sowjetisch besetzte Zone) istdieses Büchlein eine – nicht billige – Rarität.Es sind Auszüge aus dem „Leningrader Tage-buch“ der Autorin, über die ich erstmals imMai 2016 schrieb. Die Inber war – zusammen mit Olga Bergholz– eine der Stimmen, die im Rundfunk denBewohnern des belagerten Leningrads halfen,den unermeßlichen Terror der Nazi-Armeen zuüberleben. Sie geht zusammen mit ihremMann 1941 von Moskau nach Leningrad, ihrTagebuch ist ein ähnliches Schreckenszeugniswie „Das Blockadebuch“ von Adamowitsch+Granin (vgl. VII/16 bzw. IX/16). Gleichzei-tig mit dem Er- und Überleben der Kata-strophe arbeitet sie an ihrer Dichtung undnotiert das Tagebuch des Grauens. Dies kannman eigentlich nicht rezensieren, nur stich-probenhaft wiedergeben.9./10.9.41 Lebensmittelager von Nazis mit

Brandbomben vernichtet.26.9.41 Brandbomben auf 2 Krankenhäuser.15.11. Zweite Kürzung der Brotration.

28.11. Katze gesucht – zum Essen!13.12. Keine Wasserversorgung mehr.

21.12. Voll besetzte Straßenbahn beschossen

26.12. Keine Särge mehr.

2.1. Gespenster-hafte Dystropho-biker auf derStrasse. – „Ein

Mann schleppt sich

ins Krankenhaus,..

und begann lautlos

zu sterben.“

„Nachts ist es

unbeschreiblich

still“.

6.1.42 Im Kran-kenhaus zu Be-such, „selbst ein

Skelett sieht wohl-

genährter aus.“ Und„Hier wird niemand behandelt, man bekommt

bloß zu essen.“7.1.41 Weder Radio noch Zeitungen und jetztgeht das Telefon nicht mehr.17.1. Kein Geld, keine Post, Ämter funktio-nieren nicht mehr.21.1. Brotzulage25.1. Minus 40 Grad, Fenster systematischvon den Nazis zerstört. Das Miterleben einesBombenangriffs auf einen Bahnhof. Und:„Der Anblick der Stadt bricht einem das Herz“.

2.2.42 „Natascha sah am Eingang der Klinikzwei Leichen, die sich umarmt hielten.“

9.8. Die 7. Symphonie von Schostakowitsch,das boleroähnliche Zwischenspiel hören alle

als Panzergerassel der Deutschen.18.4.43 Kinder tanzen und spielen im Pio-nierpalast, vor einem Jahr wären sie zuschwach dazu gewesen.11.8.43 Eine blutige Strassenbahnhaltestelle,auf dem Fahrdamm liegen Fetzen vonMenschenkörpern, Einholtaschen, Kannen.25.3.44 Bei deutschen Artilleristen gefunde-ne Karten zeigen zur Vernichtung vorgesehe-ne Objekte: Schulen/Museen/KrankenhäuserEremitage/Medizinische Institute.1944 wird die Blockade endgültig aufgebro-chen, nach der extrem mühsamen Teil-Ver-sorgung über die Eistrasse des Ladoga-Sees(41/42) und dem Teil-Durchbruch Anfang ´43das Ende des faschistischen Terrors gegeneine Millionenstadt. Drei Monate nachdemder erste „Pfeil“, der direkte SchnellzugLeningrad-Moskau wieder fährt, kehrt dieInber mit ihrem Mann (einem führendenPharmazeuten) nach Moskau zurück. Lenin-grad hinterläßt sie dieses Zeugnis.Es ist ein gruselig gutes Buch, es bietet eineerschreckende Nüchternheit, es macht über-deutlich, das war ein Vernichtungskrieg!Selbst wenn der leider inkludierte Stalin-Kultund manch unangenehmes Heldenpathos denEindruck schmälert, man sollte es gelesenhaben.

Eindrucksvolles Zeitzeugnis

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Der Titel im Stil dessowjetischen Konstruktivismus

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Gelesen im Juli ´19

Olga Bergholz Tagessterne (UdSSR, 1959), Kultur u. Fortschritt (DDR), 1963

Die Bergholz, eine große russische Lyrikerin,Opfer des Stalinismus und – zusammen mitVera Inber – eine Rundfunkstimme, die denLeningradern über das schlimmste Nazi-Kriegsverbrechen, die eine Million Menschen-leben fordernde Blockade Leningrads, half.„Tagessterne“ ist eine Autobiografie in Skiz-zen einer Frau, die mit 2½ Jahren mit ihremVater aus dem kleinen Wolgadorf in das da-malige Petrograd kam und schon spürt, dassetwas unwiderruflich zu Ende geht. Zu ihrenKindheitserinnerungen gehören das Wurzel-männchen Lussik, der Findelhund, die ältereSchwester, die Rückkehr des Vaters aus demBürgerkrieg. Ein Kind, das von den Kriegs-und Hungergesichtern um sie herum weiß.Die Bergholz berichtet geradezu poetisch voneiner Eisenbahnfahrt (völlig überfüllt),träumt von König Artus und hört im Halb-schlaf von Elektrizität und neuen Kraftwerkensprechen. „Oljuschka“ ruft sie der Großvater.Die neue Heimat Petrograd nähert sich,„..wie mit einem sechsten Sinn begriff ich,das alles würde jetzt für immer bleiben, ewig

lebendig, ein Teil meiner selbst.“Vom nunmehrigen Leningrad aus, nach derOktoberrevolution durch Truppen von 14Mächten blockiert, geht man an die Verwirk-

lichung von„Goelro“, derElektrifizierungSowjetruß-lands. 32 Jahredanach reflek-tiert sie, wiedas „großeBuch“, also dieideale sowjeti-sche Literatur,auch ihr Buch,beschaffen seinsoll. Und zitiertMajakowski-Ge-dichte („Mit al-ler Stimmkraft“) und erläutert die „Ikone“sozialistischer Jugendliteratur, N. Ostrowskis„Wie der Stahl gehärtet wurde“, listet FjodorGladkows Trilogie Roman der Kindheit-Wolniza-Schwere Zeiten ebenso wie MaximGorkis dreifache Biografie.Eine Reise in das Dorf ihrer Kindheit be-schwört diese poetisierend herauf, dass mitdem neuen Kraftwerk auch Teile dessen ver-schwinden, geht unter bei ihr, wichtig ist ihrdas Beteiligtsein am sowjetischen Leben, amAufbau des Kommunismus.Die Bergholz blendet zurück, bald zurBlockade von Leningrad, zunächst an denverfehlten Versuch einer Großkommune erin-

nernd, verspottet als „Zähre des Sozialis-mus“, aber auch ein Kulturstern, wo ErnstBusch singt. Bald aber in die sowjetischeAufbauzeit, jäh unterbrochen durch „dieHitlers“, das große Trauma einer ganzenGeneration russischer Menschen. Viele ihrerArbeiten werden in der „LiteraturnajaGazeta“, einer „im Westen“ stets verkanntensowjetischen Kulturzeitschrift, veröffentlicht.„Die Tagessterne“, das hört sie von einemLehrer, im Gouvernement Nowgorod, nahe derWolgaquelle, kann man nur als Reflektion ineinem sehr tiefen Brunnen sehen. Auch wennsie sich täuscht, man diese Sterne vielleichtnur aus dem Brunnen sieht, S. 106 „Ich

möchte, daß meine Seele, meine Bücher, daß

mein für alle geöffnetes Herz ... die Tages-

sterne spiegelt und in sich birgt – .. die See-len und Schicksale meiner Zeitgenossen.“

Vieles beeindruckt, am stärksten vielleicht ihrmühsamer Gang durch den Schutt des kriegs-zerstörten Leningrads, zu ihrem Vater, einemDeutschen (!), Arzt im Lazarett, Opfer seinerLandsleute operierend, daher (S.110): „.. das

Verlangen mit schonungsloser Wahrheit die

moralische Erfahrung unserer Epoche weiterzu-geben.“ Nicht leicht,muss sie ein Kapitelzuvor sich lang mit einer Denunzation gegensich auseinandersetzen, womöglich derAnlass ihrer Verfolgung im Stalinismus.Wieder ein großer Sprung zurück in die

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Memorial für OlgaBergholz – Leningradskiy Dom

Radiohttps://commons.wikimedia.org/

wiki/File:Olga_Berggolz_memorial.jpg

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Gelesen im Juli ´19

Kinderzeit, zwei Großmütter, Puppen-geschirr und -stube, ein elternloses, lese-und schreibunkundiges Kindermädchen, diedies schmerzt. Später erschrickt sie, ichbaute die neue Gesellschaft aus und habe nieetwas für meine Großmutter getan, die soviel für mich getan hat. Dennoch ergreifenderAbschied von ihr, denn Olga muss fort, imLeningrader Rundfunk sprechen, eine Überle-bensquelle ihrer Zuhörer in der Blockade.Aber auch Elternscheidung, der späte Besuchbeim Vater, nun alleine im großen Eltern-haus, im Arbeitsrausch durchwachten Nächteim Werk. Der Tod ihrer ungeborenen Töchter,die Zeit 1937-39, Verhaftung und Folter, Toddes ersten Mannes, der zweite während derBlockade verhaftet, ich schreibe es aus derWiki, sie berichtet „nur“ vom Kindertod undvon (S. 129): „.. schwere Zeit von 1937 bis

1939“, unverwischbare Spuren im Bewusst-sein hinterlassend. In der Blockade die abgeworfenen Flugblätterder Deutschen, „erwartet die Silbernacht..“,Nazi-Poesie für geplantes Bombenverbrechen,ein dummer Kettenbrief vielleicht von russ.Quislingen im Treppenhaus, Angst im Bom-benhagel ums Elternhaus, sie schreibt wenigPropaganda, sie schreibt viele, nicht alle,Wahrheiten. Reflektion ihrer Schreibentwick-lung, Gedicht-Liebe als Kind, Puschkin, Ler-montow, magische Worte über die Poesie,

stärker alsBomben, dasist wärmendauf Seite 170-72. AnfangFebruar ´42,in schlimmsterHungerzeit,geht sie alsDystrophobi-kerin, durchdas hungern-de, halber-

starrte Leningrad, um ihren Vater zu besu-chen. Sie hat während der Blockade ein ein-ziges Mal geweint, als ihr Mann im Kranken-haus starb. Sie geht auch ihre langen Wegezum Funkhaus (Verkehrsmittel gab es nichtmehr), innerlich in Etappen eingeteilt, biszum Bahnhof, zum nächsten Laternenpfahl,bis zur „.. Reihe an tote Menschen gemahnen-

de O-Busse“, kämpft einen Hungeranfall nie-der, nein ich esse erst am Leninwerk. Und siebegnet immer mehr Menschen, die einen Sarg– mit Angehörigen – hinter sich her schlep-pen, traurige Kriegs-Blockade-Menschen-Leichenfracht. Angekommen erkennt sie nochdas äußere des Ambulatoriums ihres Vaters,ihren Vater aber, im Hunger, erkennt sie nichtmehr. – Wieder eine Rückblende, es gab einstdie „Fürstin Warwara“, aus der Zarenzeit, die

aber ihren Vater in Revolution und Inter-ventionskrieg als Krankenschwester begleite-te. Eine Fürstin aber war für Kinder diehöchste aller Sagengestalten. Und eben dieseFürstin kommt in der Not und Nacht derBlockade an das Totenbett des Vaters, um ihnzu pflegen. Olga aber ist eigentlich zu ihmgegangen, um über den Tod ihres MannsNikolai zu sprechen. Und lernt vom Vater diebittere Wahrheit über Familie und Elternhaus,beklemmend. Aber sie blickt auf seine Hände:„Hände, die Licht und Kraft ausströmten, die

das Geheimnis der Erde kannten..“ Am Endedes Vaters, am Schluß ihres Buchs steht beider Bergholz die „Indische Parabel“ vonAuszug und Rückkehr des Menschen.Die Bergholz, oszillierend in ihren Erzählun-gen zwischen Kindertagen, Sowjet-Aufbruch,Nazi-Überfall, Stalin-Berija Terror, ist einePoetin historischer Zeit. Sie hat Gefühleeiner, ihrer Generation, in Wortgefühlenbewahren können, Schönes aus oft schreckli-cher Zeit. Ein Beleg, wie Schöpferisches überder Nacht steht, Tagessterne.

Eindringlich

Zu Lebenslauf und Lyrik der Bergholz:

http://www.planetlyrik.de/olga-berggolz-gedichte-1928-2970/2015/05/

https://museumstudiesabroad.org/olga-bergholz-biography/

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Olga Bergholz

https://museumstudiesabroad.org/olga-bergholz-biography/

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Gelesen im Juli ´19

Hermann Bang Am Weg (DK, 1886), Manesse 2006

Klar, „Am Weg“, eineder besten Erzählungendes Dänen HermannBang, ist bereits in dervom Bang-Experten Die-ter Faßnacht als ausge-zeichnet benanntenDDR-Ausgabe des Ros-tocker Hinstorff Verla-ges enthalten (vgl. S.5

bzw. S.6). Aber an einemdieser Schmuckstücke des Zürcher Manesse-Verlags in der sorgsamen Übersetzung undEdition von Aldo und Ingeborg Keel konnteich nicht vorbei gehen. Obwohl ich es in derS.Fischer Ausgabe aus den Zwanziger Jahrenvor Jahren schon genossen hatte und übermanches der zeitgenössischen Übersetzung,„Perron“ statt Bahnsteig, „Rechnungsbücher“statt Buchhaltung, bzw. -Führung gelächelthatte, aber hat nicht jede Übersetzung einStück „Zeitgeist“?

Bang breitet in „Ved vejen“ – so meineRezeption – ein scheinbar friedliches Idylleines kinderlosen, provinziellen Eisen-bahnerpaares aus, zieht aber Zug um Zugeinen „inneren“ Hintergrund ins Licht, in

dem unerfüllte Sehnsüchte, Liebes- und eroti-sche Wünsche gleichsam drohend im Hinter-grund des inneren Befindens der Protago-nisten stehen. Die am drögen Spießer-Ehe-mann scheiternde, für den Guts-Verwalterentflammte Frau Katinka Bai, oder ihr mitdem Zimmermädchen fremdgehender Gatte ist- dessen Form der Erotik auslebend. In die-sem in Koventionen gefesselten Provinzlebenhaben die eigentlichen Sehnsüchte sensiblerMenschen keine Chancen, „ums Verreckennicht“, wie eine grobe heutige „Volksweis-heit“ sagt.Mich besticht, im Vergleich zu heute, eineextrem ruhige und im Wortsinne stille Zeit,wo noch ein Zugführer den Stationsvorstehergrüsst, ein Schwätzchen hält, wo noch derBauer im Vorbeifahren an der Hecke grüsste,und alles nach dem Nachtzug um 2:00 inStille versank.Es ist auch, in einfacher Sprache, ein stillesBuch über das Erleben eines (unerfüllten)Alltags von Menschen in einer von Konven-tionen geprägten Zeit, keine Rücksichten aufSehnsüchte und Gefühle nehmend.Bitter über Frauenschicksale, S. 179, „..dieersten 25 Jahre unseres Daseins tanzen wir

herum und warten darauf, verheiratet zu wer-den – und die zweiten 25 Jahre versitzen wir

und warten darauf beerdigt zu werden....“

Deutlich wird in Bangs Roman wieder derEinfluss Grundvigs in Dänemark, weit übereine Volkshochschul-Bewegung hinausgehend.Die extrem ausführlichenAnmerkungen von AldoKeel lehren wieder vielüber dänische Geschich-te, so über den FreigeístGeorg Brandes (1842-1927), der eher einGegenspieler Bangs war;eine wichtige Einbin-dung des Romans in denEntstehungshintergrund.,

PS: Leider habe ich den Freiburger Bang-Spezialis-

ten Dieter Faßnacht und seine Webseite:https://www.herman-bang.deerst entdeckt, nachdem ich die meisten WerkeBangs gelesen bzw. rezensiert habe.

Ein Blick auf die Webseite zeigt aber eine derarti-ge Fülle und Intensität an Materialien zu Bang,

das man ohne deren Kenntnis dem Autor Bangkaum gerecht werden kann. Und am besten zuder von Dieter Faßnacht übersetzten Version derneuen zehnbändigen dänischen Herman-Bang-

Gesamtausgabe im BoD Verlag Norderstedt greifen

sollte. Na, da habe ich noch ein schönes Projektvor mir.....

Ein stiller, aber intensiver Lesegenuss

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Hermann Bang aufdem Titel des schönen Romansüber ihn bei Kiepenheuer. Foto:Ullstein Bilderdienst, Gestaltung

Henkel/Lemme

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John Steinbeck Grapes of wrath(USA, 1939), Landmark/Book Club Associates 1985

Ein Buch eines No-belpreisträgers,auch hierzulandeals „Früchte desZorns“ gut be-kannt, aber gerneaus den ökologi-schen und sozialenZusammenhängengerissen und diegeharnischte Kritikam (kapitalisti-schen) Wirtschafts-

system möglichst ig-norierend rezensiert und so auch verfilmt -was sagt man hier noch dazu?Ein besonderer Zugang für mich bei der Lek-türe des Originals von Steinbeck waren dieLieder des Songpoeten Woody Guthrie, dermit den von der ökologischen Katastropheder Staubstürme in den dreissigern des 20.Jhhdt. (Dust Bowl, verursacht durch jahrelan-ge intensive falsche Bewirtschaftung, Boden-ausplünderung durch Baumwollanbau) be-kannt geworden war, mit den Verarmten zog,für sie sang, ihr Schicksal öffentlich machte,ihnen Mut zusprach; Will Kaufmanns Buch zuWoody Guthrie wurde rezensiert Juli 2016.

Aus dem Dustbowl und der daraus resultie-renden Vertreibung zehntausender ehemaligerFarmer und ihrer Familien vor allem ausOklahoma und Texas, folgte ein Treck tausen-der armer und ärmster, sich als Landarbeitervor allem in Kalifornien zu Hungerlöhnen ver-dingender oft völlig verwzeifelter Menschen,mit kranken oder sterbenden Kindern undAlten. Oft vertrieben, gejagt, abgewehrtdurch eine vertierte Ordnungsmacht, nichtunähnlich dem, was heutzutage an deneuropäischen Aussengrenzen geschieht.Steinbeck hat vor allem der menschlichenKatastrophe ein literarisches Denkmalgesetzt, ein Monument, vor dem sich Leserund Rezensent nur verneigen können.Steinbeck erzählt die Geschichte des „aufEhre“ vorübergehend aus der (4-jährigen)Haft entlassenen Tom Joad, der sich frohge-mut auf den Weg zur Farm seiner Elternmacht und vom liftgebenden LKW-Fahrerlernt – entgegen seines Aufklebers „KeineAnhalter“, S.6: „But sometimes a guy´ll be agoog guy even if some rich bastardnmakes

carry him a sticker“.Gesprochen wird ein recht heftiger US-Slang,nichts für Oxbridge verwöhnte Ohren, undsicher keine reine Freude für Übersetzer; abernotwendig für die Authentizät der Erzählung.Zusammen mit dem ehemaligen PriesterCasey trifft John an der heimatlichen Farm

ein, leer, verlassen, zugeweht.Ihn überfällt die ganze bittere Wahrheit: Derrücksichtslose jahrelange Baumwollanbau,ohne jeden Fruchtwechsel, hat die Erde aus-gezehrt, sie weht in gigantischenStaubstürmen einfach weg. Die Bauern, sindnur Mieter (tenants) der Landbesitzer, wasauch eine Bank oder Versicherung sein kann.Und die sagen: Ihr müßt runter von derFarm, sie „trägt“ Euch nicht mehr. Außerdem:Ein moderner Trecker kann mühelos das Landpflügen, was vorher 12-14 „tenants“ bewirt-schaftet haben. In einer Debatte mit einemder (noch)ehrlchen Grundbesitzer wird dieganze Malaise der kleinen Bauern dargelegt:Unsere Eltern kamen her, vertrieben dieIndianer, die Schlangen und das Unkraut, umdas L:and zu bewirtschaften. Dann kamenMißernten, da mußte Geld geliehen werden –so wurde die Bank Eigentümer. Und da stehtdas gefühlte Eigentum gegen das verbriefteder Bank. S. 28: „.. a bank or a company

can´t do that, because those creatures don´t

breathe air, don´t eat side mea. They breathe

profits; they eat the interest on money.“Die Bank als Monster kennt keine Gefühle,gehorcht nur dem Profit und dem Zwang zumWachstum. Alle hassen die Bank und die, diein ihr arbeiten. Womit Steinbeck das Systembeschreibt, ohne es bei seinem Namen zunennen. Tom Joad fügt hinzu: Wir könnten

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Gelesen im Juli ´19

uns bewaffnen, wie gegen die Indianer –dann kommt erst der Sheriff und dann dieTruppen, und wenn ihr jemand erschiesst,dann ist es Mord. S. 30: „You´ll be stealing if

you try to stay, you´ll be murderers if you kill

to stay. The monster isn´t men, but it an

make men do what it wants“.Was also tun: S.30 : „We got to get off. A

tractor and a superintendent. Like factories“ –Ende des Traums vom unabhängigenLandwirt.Von Steinbeck werden die Entfremdung derKleinbauern vom Boden, vom Land, denPflanzen, der Erde durch die industrielleBodenbearbeitung, die wie Insekten über dieFelder schwärmenden Traktoren meisterhaftdargestellt. Den Treckerfahrern geht es nichtbesser, vorher haben wir gehungert, jetztbekomme ich 3 $ am Tag, aber Du verdirbst100 Leuten am Tag das Brot, aber ich bekom-men 3$. Und ich werde durch Euren Gartenfahren, die Quelle zuschütten, wenn ich EuerHaus zerstöre, bekomme ich eineExtraprämie. Und dann kann mein SohnSchuhe kaufen.Sie wollen zum Onkel reisen, wo die fFamiliesei soll, eine lange Wanderung. Der Autorfasst immer wieder die Seele der Menschentreffsicher, wenn der durch die Landfluchtvöllig vereinsamte Nachbar endlich wiedereinen Zuhörer hat, S. 47: „Sometimes a sad

man can talk his sadness righ out through his

mouth.“

Ebenso treffsicher der schleimige Gebraucht-wagenverkäufer und seine klapprige Karosse,die er den beiden mit Ratenzahlung andreht,sie wollen nach Kalifornien, dort soll esArbeit geben, aber es wird sie viel Benzinkosten, dorthin zu kommen. Ihre Familie abermuß vom Onkel weiter, sie haben sich einenLKW gekauft, umgebaut, fast alles andereverkauft, um nun mit Sack und Pack weiterzu ziehen. Beim Verkauf des Rest-Inventarszieht das ganze Leben vorbei S.79: „You´re

not buying only junk, your buying junked

lives.“ Du kaufst nicht nur Schrott, du kaufstverschrottete Leben. Der Rest wird verbrannt,und sie fragen sich, S.81,: „How can we live

without our lives? How will we know it´s us

withour our past?“. Sie haben gerade mal 18US$ für den ganzen Raffel bekommen, nur,S.89,: „Merchandising was a secret to them“,was gerissene Händler gnadenlos ausnutzen.Die Schweine werden geschlachtet, alte Brie-fe und mit ihnen die Erinnerungen verbrannt,weg damit, Ready to go!Eindrucksvoll beschreibt Steinbeck, was allesverlorengeht mit der Landbearbeitung durchden Traktor – statt mit dem Pferd, Entfrem-dung und Verachtung statt Liebe und Leben.Es ist eine bunte Truppe, die sich auf den2000 Meilen weiten Weg nach Westen macht:

Der Opa,der schonSchwierig-keiten hat,sich denHosenstallzuzuknöp-fen, die 12bzw. 10Jahre altenKinder, dieschwange-re Rose,Uncle Joe,enthalt-sam, außerwenn er einen Rappel kriegt.Steinbeck lässt auf ihrem Weg viele Bilder imKopf des Lesers entstehen, auch von demneuen „Zuhause“ auf dem überladenenenLKW, von der Großfamilie, die ins Nomaden-dasein gezwungen wurden. Ihre Barschaftbeträgt noch 145 $, aber sie müssen nochReifen kaufen. Opa mußten sie besoffenmachen, er wollte nicht mit.Nun träumt ermeistens.Auf der ganzen Reiese entlang derRoute 66, S. 107: „Is the mother, the route of

flight.“Its a free country? Von wegen, die Polizeibewacht die Grenze nach Kalifornien und läßtDich nur rein, wenn Du genügend Geld hast,

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John Steinbeck + Frau, 1950By Unknown (UPI) - [1], Public Domain,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70947646

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Gelesen im Juli ´19

ein Grundstück zu kaufen. Und wenn Dueinen Führerschein hast, und, und...Wenn Du dort einen Reifen klaust, ist dasDiebstahl. Aber wenn Dir einer die Dollarsabluchst für einen miserablen Reifen, dannnennt sich das ein solides Geschäft.Das Schicksal der Nomaden verbessert sichdurch einen Zusammenschluss mit einer wei-teren Familie, sonst wären sie gar nicht überdie berge gekommen, In einer Raststätteerfahren sie Solidarität, Brot für 10 Cent undCandy für die Kinder, die Truckdriver spendenTrinkgeld.In einem der (vielen Nomadencamps) entlangder Route 66 treffen sie einen, der schon inKalifornien war und sie aufklärt. Die Flyer,die für Erntejobs in Kalifornien werben, sindvon einem Arbeitsvermittler, je mehr Leute erwirbt, desto weniger zahlt er. Der Mann, demdort Frau und Kinder verhungert sind, gibtden Rat: Frag vorher, wieviel sie Dir zahlen.Die Migranten werden in ihren Camps abseitsder Strassen zu einer sozialen Gemeinschaftmit Regeln, mit klarer Aufgabenverteilung.Man hilft sich gegenseitig und singt abendszur Guitarre gemeinsame Lieder. Es gibt dienächste Warnung: Es gibt kein Land zumpflanzen, alles gehört jmd., alle sind veräng-stigt und mißtrauisch. Die Migranten werdenmit dem Schimpfwort „Okie“ (nach der Her-kunft aus Oklahoma) abgestempelt. Und sie

werden gewarnt: Dumußt jeden Tag um Ar-beit betteln.Die Gruppe schrumpft,die Oma stirbt vor Stra-pazen, 2 der Jungenschla-gen sich beseite,Toms Mutter hat Sorge,dass sich die Familieauflöst. Rosas und Con-nies Traum droht zu zer-brechen, im Lager solldas Kind nicht zur Weltkommen.Der Cop vertreibt sie voneiner Lagerstätte, ihmist ihr Elend völlig egal.Inmitten des sich stei-gernden Elends kannSteinbeck aber auchfaszinierend eine kurzeGeschichte Kalifornienserzählen, sein Erzähler-talent zeigt sich inunterschiedlichster Form.Against all odds schaffensie die Wüstendurch-fahrt, erreichen Kalifor-nien, dort ist niemandbegeistert, „they had

hoped to find home and

only found hatred“.250-300.000 Menschen strömen zur Arbeits-suche nach Kalifornien, leben in Camps ausZelten und Pappkartons, Schrotthütten undneben jedem steht irgendein Auto – moderneNomaden. Und sie haben nicht einmal dasGeld und der gestorbenen Grandma eine an-ständige Bestattung zu geben. Viel zu vieledie Arbeit suchen, niedrige Löhnde, 15Cent/Std. Und die vielen Werbezettel Arbeitlockend? 3000 Leute für eine Woche Pfirsichpflücken, dann werdet ihr weggejagt, damitihr Euch nicht organisiert. Ihr könnt 1½Dollar pro Tag verdienen, müßt aber erstSprit kaufen, um dorthin fahren zu können.Im Kamp gibt es die nächsten Warnungen:Wer aufrührerische Reden führt, landet imKnast. Gegenüber den Cops immer schönharmlos tun. An die schwarzen Listen den-ken, und: Kindert sind schnell erhungert.Schon gibt es Streß mit einem Kontraktor,der den wahren Lohn nicht nennen will, ent-weder ihr nehmt meinen Lohn, oder ihr wer-det hier vertrieben, die Staatsmacht auf sei-ten der Besitzenden. Die Joads müssen flie-hen, es ist klar, das Lager wird abgefackelt.In Kalifornien vergrössert sich der Migranten-strom noch durch dortige Kleinbauern, vongroßen Landbesitzern durch hinterlistigeMethoden enteignet. Aber schreibt Steinbeck:

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Eine klassi-sche Ausgabe des

deutschenBildungs-

bürgertums.Bertelsmann

Lesering, unda-tiert.

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Gelesen im Juli ´19

S. 265, „The great companies did not

know that the line between hunger and anger

is a thin line... And the anger began to fer-

ment.“Noch vorhandene gutmütige Farmer werdenvon der Bank erpresst: 25 Cent Stundenlohn?Zu hoch! Und wie hoch sollte noch ihr Kreditfür die nächste Ernte sein?Im gut geführten staatlichen Camp(Bundeshoheit !) soll ein Streit provoziertwerden, um der kalifornischen Polizei einenGrund zum Eingreifen zu geben, aufgrundeiner Warnung können die Joads und ihreMitmigranten das verhindern. Steinbeck gehtgründlich auf das kranke System derObstbauern ein, die Preise sind so niedrig,dass Pflücken nicht lohnt, so stirbt ein klei-ner Obstbauer nach dem anderen. Und dieGrossen?Die überschütten Orangen mit Petroleum,verbrennen sie und werfen Kartoffeln in denFluß - damit die Preise steigen. Dem mußtenMigranten mit hungrigen Kindern ohnmächtigzu sehen, Kartoffeln heraus fischen verboten!S.327 „In the souls of the people the grapes

of wrath are filling and growing heavy, gro-wing heavy for vintage“.Das ist jedoch ein eher unbefriedigender Zugdes Romans, der das Elend der Migranten biszu ihrem elenden Tod steigert, ebenso wieihren Zorn auf ein solches System. Eine Lö-

sung bietet er aber bis zum Schluss desBuchs nicht. Selbst der naheliegende Rat,sich zu organisieren, der Rat den der SängerWoody Guthrie auf allen seinen Konzertengab – er reiste von Camp zu Camp – den magoder will Steinbeck nicht so recht gebentrotz der Andeutungen am Ende. Das Buchsteigert sich zum Crescendo, Streiks, Provo-kationen, ein Mord, Tom (unter Bewährung)muß fliehen. Es wird kalt, Regen, Über-schwemmungen, der Winter vor der Tür,Roses Baby ist tot, der halb erfrorene, halbverhungerte, fast ertrunkene Rest der Familiekommt in eine Scheune. Sie treffen einenverhungernden Vater mit seinem schmachten-dem Jungen - dem gibt Rosa die Brust. Eineunsäglich rührende Geste in einem Crescendodes Elends, eine Geste der Menschlichkeitmitten im unermeßlichen Unglück.

Fazit: Was für ein grosser Erzähler JohnSteinbeck ist, was für eine Geschichte breiteter aus. Eine Geschichte einer ökologischenKatastrophe, von Vertreibung, Elend, mensch-licher Not und Rücksichtslosigkeit, Geschäftemit Not Hunger und Armut. It´s a free coun-try – nur wenn man Geld hat, über die ande-ren spricht man nicht. John Steinbeck hat esgetan, ausführlich getan, und trägt so zueine Geschichte, der „nicht-offiziellen“ USAbei. Auch wenn der Erzähler scheinbar

unschlüssig bleibt, Revolution oder nicht,letztlich inkonsequent ohne Lösung für dasElend dasteht, keine Antwort für die eigenenFragen hat und die Geschichte wahrhaftschrecklich endet (ganz anders als der Film):Eine ganz große Erzählung, Literatur derSuperklasse, fesselnd, bannend,

Weltliteratur

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Das Poster zum schön malendenHollywood Film 1940

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