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FUI FUI FUI FUI FUI Oktober 2002, FUI 4/02 Preis 2,50 Infodienst der Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e.V. BSÖ in der Ukraine Schwerpunkt: Energie 33. BÖT in Lüneburg Frisches Umwelt Info

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FUIFUIFUIFUIFUI Oktober 2002, FUI 4/02 Preis 2,50 €

Infodienst der Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e.V.

BSÖ in der Ukraine

Schwerpunkt: Energie

33. BÖT in Lüneburg

Frisches Umwelt Info

2

Inhalt

Liebe LeserInnen 3

Was läuft wo? 4

Protokoll des Aktiventreffens vom 21.7. 47

33. BÖT in Lüneburg ...wie Schaf! 48

Einladung zur Mitgliederversammlung 49

BSÖ-News

Ratat-HUI 50

Literatur 52

Impressum, Abocoupon 54

Adressen 55

Anti-Atom

Verkehr

Schwerpunkt:Energie 17

Gorleben Castor ab 11.11. 5

Verschleierungsmethoden in Sachen 6Atommüll

Atomnonsens 7

Atomkraftgegner doch keine Verbrecher 8

AKW Rainaissance im Osten 8

Der Metrorapid - Die Zukunft des 9Bahnverkehrs?

Nationaler Radverkehrsplan verabschiedet 10

Investieren in die Zukunft ...nicht in 11den Metrorapid

Was uns entgegenschwebt 12

Internet-Angebote rund um die aktuelle 13Bahnbeförderung

Mobil ohne Auto 2002 14

Die BahnCard 50 muss bleiben 15

Ukraine

Die Ukraine-Connection 38

Ökologische Problemein der Ostukraine 39

Überflutungen in den Ostkarparten 40

Bakhamat 41

1. September - Babi Jar 42

Am laufenden Band 43

Große Koalition auf Kiews Straßen 44

Terminkalender 27

BÖT-Plakat 28

FUI -ABO jetzt siehe letzte SeiteFUI -ABO jetzt siehe letzte SeiteFUI -ABO jetzt siehe letzte SeiteFUI -ABO jetzt siehe letzte SeiteFUI -ABO jetzt siehe letzte Seite

GATS - Was ist das? 16

TierrechteDeutsche Waffenfirma testet(e) neueMunition an Hunden in der Ukraine 45

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

E

Bis zum BÖT

33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg

...wie Schaf!...wie Schaf!...wie Schaf!...wie Schaf!...wie Schaf!

27.11.-01.12.WWWWWorkshops, Vorkshops, Vorkshops, Vorkshops, Vorkshops, Vorträge, Exkursionen, BSÖ-MVorträge, Exkursionen, BSÖ-MVorträge, Exkursionen, BSÖ-MVorträge, Exkursionen, BSÖ-MVorträge, Exkursionen, BSÖ-MV,,,,,

KulturKulturKulturKulturKultur, Musik, etc., Musik, etc., Musik, etc., Musik, etc., Musik, etc.

nun ist es wieder soweit, nach der Som-merpause gibt es ein neues FUI. Im Au-gust waren wir, d. h. die kompletteFUI-Redaktion, in der Ukraine, undhaben jede Menge neue Eindrückegesammelt. So haben wir nun versucht,ein paar Umweltproblematiken derUkraine in diesem FUI aufzugreifen.

Nachdem wir allen Klimaerwärmungenzum Trotz im September schon Schneein Süddeutschland hatten, freuen wiruns auf ein hoffentlich nicht ganz sokaltes 33. BÖT im norddeutschen Lü-neburg. Dort werden diesmal auchechte Altgurus der BSÖ auftauchen,falls sie sich dorthin trauen. Der Anlaß

ist das 10 jährige Bestehen der BSÖund einige von uns können nicht glau-ben, dass es die BSÖ schon solangegibt. Wir erhoffen uns in Lüneburg vie-le begeisterte aktive TeilnehmerInnenwie beim letzten BÖT in Konstanz!

Der Schwerpunkt dieses FUIs ist dasThema Energie und gerade in Anbe-tracht des herannahenden Winters gibtes wieder viele Möglichkeiten, auchganz privat Energie einzusparen. Dieeingesparte Energie könnt Ihr Euchdann für den November aufheben, unddiese dann im Wendland freisetzen.Wieso? Es rollt auch dieses Jahr imSpätherbst wieder strahlende Fracht

nach Gorleben. Es stehen uns also wie-der aufregende Tage bevor.

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WWWWWas läuft wo?as läuft wo?as läuft wo?as läuft wo?as läuft wo?

Was läuft wo?

ClausthalClausthalClausthalClausthalClausthal

VVVVVerhandlungen übererhandlungen übererhandlungen übererhandlungen übererhandlungen überSemesterticket inSemesterticket inSemesterticket inSemesterticket inSemesterticket in

ClausthalClausthalClausthalClausthalClausthalDie Bergstadt Clausthal-Zellerfeld liegt imOberharz und hat keinen Bahnanschluss.Da Clausthal-Zellerfeld eine relativ kleineStadt ist und die Uni einen zentral gelege-nen Campus hat, sind die meisten Studen-ten entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oderdem Auto unterwegs. Das Buslinienan-gebot beschränkt sich im Großen und Gan-

BochumBochumBochumBochumBochum

HochschulumwelttagHochschulumwelttagHochschulumwelttagHochschulumwelttagHochschulumwelttagam 12.06.02 an deram 12.06.02 an deram 12.06.02 an deram 12.06.02 an deram 12.06.02 an der

RuhrRuhrRuhrRuhrRuhr-Uni-Uni-Uni-Uni-UniAm 12.06.02 fand der jährlicheHochschulumwelttag an der Ruhr-Uni Bo-chum statt.Stand in den letzten Jahren die plakativ-ak-tionistische Darstellung eines Um-weltinteresses der Hochschulverwaltung imMittelpunkt , so durfte dieses Jahr derAktionstag von den Mitgliedern des,Initiativkreises Nachhaltige Ruhr-UniBochum’(INRUB) genutzt werden, um Wer-bung für einen AG-21-Prozess an der Uni zumachen. Es gab wie vermutet die üblichenWerbetafeln der Fakultäten und von Privat-firmen im Uni-Umfeld. Von illustrem Interes-se war am Rande vielleicht die Idee, vermit-tels Anzapfen von Erdwärme mit einer Fünf-kilometertiefenbohrung die Wärme-und En-ergieversorgung der Ruhr-Uni auf neue Artund Weise ansatzweise ökologischer zugestalten.Ganz nett war die offene Diskussion am Pult-tisch im Mensafoyer, da naturgemäß dasWetter sich an Hochschulumwelttagen vonseiner intensivsten Seite zeigt. Die INRUB-Aktiven (inkl. AStA-Ökoreferent) konntenzusammen mit dem Rektor Prof.Dr. Petzinaund Dr. Birkmann von der Uni Dortmund alsExperte betreffs Initiierung und Begleitungeines Agendaprozesses darüber diskutie-ren, wie man am besten einen Agenda-Prozess startet und welche Hemmschwellengenerell an der Uni für Nachhaltigkeit undÖkologie bestehen würden.

zen auf den Überlandverkehr und ist damitfür den Stadtverkehr unerheblich. Deshalbfürchtete der AStA, dass die meisten Stu-dierenden kein Interesse an dem vomVerkehrsverbund Region Braunschweig(VRB) angebotenen Semesterticket habenwürden. Dieses Ticket gilt für den gesam-ten Tarifbereich des VRB und kostet derzeit33 Euro pro Semester. Der AStA möchtestattdessen ein Semesterticket bis zu dennächsten Bahnhöfen Goslar und Northeimfür ca. 10 Euro. Nach dem die Verhandlun-gen mit dem VRB gescheitert waren, gibt es

in Clausthal nun doch wieder die Chanceauf ein Semesterticket: Der AStA wird nundirekt mit einem Busunternehmen verhan-deln.Im Rahmen der Rückmeldung für das Win-tersemester wurde deshalb eine Umfragedurchgeführt. So wollte der AStA heraus-finden, ob die Studierenden überhaupt einSemesterticket wollen. Für das kleine Ticketzu den nächsten Bahnhöfen stimmten 58 %der Studierenden, während das Ticket fürden ganzen VRB abgelehnt wurde.

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Gorleben-Castor ab 11.11.Gorleben-Castor ab 11.11.Gorleben-Castor ab 11.11.Gorleben-Castor ab 11.11.Gorleben-Castor ab 11.11.Die Informationen verdichten sich immer mehr: Höchstwahrscheinlich in der Woche ab dem 11. November soll der nächste Castor-Transport aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague nach Gorleben rollen. Diesmal die gigantische Zahl von zwölf (!) Behäl-tern, also mehr als doppelt so viel radioaktives Inventar, wie in Tschernobyl freigesetzt wurde.

Atomausstieg kommt nichtvoran

Trotz weiterer vier Jahre rot-grün: Der Atom-ausstieg kommt nicht voran. Wenn esstimmt, dass die Betreiber des AKWObrigheim die Zusage von Kanzler Schröderhaben, ihr AKW noch bis 2007 weiter-betreiben zu dürfen, dann wird innerhalb vonacht Jahren rot-grüner Atomausstiegspolitiknur ein einziger Reaktor abgeschaltet, näm-lich Stade im Jahr 2003. Und der auch nurdeshalb, weil er sich im liberalisierten Strom-markt nicht mehr rechnet.Der Atommüllberg wächst also weiter insUnermessliche. Und nach den schwe-ren Störfällen in Philippsburg undBrunsbüttel wissen wir: Der GAUkann jeden Tag passieren. Weiterhinwerden hochradioaktive Abfälle querdurch die Ballungsräume Mitteleuro-pas gekarrt. Nicht erst das Zug-unglück von Bad Münder hat uns ge-zeigt, wie unvorbereitet und hilflosBahn und Feuerwehren bei Unfällenmit Gefahrgut sind. Dabei wird immerdeutlicher, dass die Castoren nicht sounfallsicher sind, wie behauptet wird.Falsche Berechnungen, ausbleiben-de Falltests und fehlende Stoßdämp-fer lassen das Vertrauen in diese Tech-nologie nicht wachsen.Es gäbe also genug Gründe, auf den Castor-Zwölferpack im November zu verzichten.Doch die Bundesregierung will das durch-ziehen, vor allem weil der Weiterbetrieb ei-ner ganzen Reihe von AKWs immer nochdavon abhängt, große Mengen Atommüllsnach Frankreich zu schaffen. Alleine in die-sem Jahr sind 150 Transporte nach La Haguegeplant. Ohne diesen Müllexport wären dieLagerkapazitäten an den Reaktoren schnellerschöpft. Der eine Transport nach Gorlebenist der Preis, den die Bundesregierung fürdieses verantwortungslose Atommüll-geschäft zahlt.

Zerfall der GrundrechteDoch der Preis eines Castor-Transports ist

höher. Denn er rollt auf Kosten der Bevöl-kerung an den Transportstrecken und imWendland, auf Kosten der eingesetztenPolizeibeamtInnen und auf Kosten der de-mokratischen Kultur in diesem Land. VonTransport zu Transport wird ein immer brei-terer Korridor längs der Castor-Strecke zumAusnahmezustands-Gebiet. DemokratischeGrundrechte gelten nicht mehr. Auch diesist ein wichtiger Grund, warum wieder vieleMenschen gegen den Transport demon-strieren werden: Der radioaktive Zerfall derGrundrechte muss gestoppt werden.Viele, die schon einmal im Wendland waren,wissen, dass es durch die rigiden Polizei-

maßnahmen nicht einfacher geworden ist,überhaupt noch Protest öffentlich äußernzu können. Für manche war die Erfahrungfrustrierend. Andere haben es mit pfiffigenAktionen immer wieder geschafft, Sand imGetriebe zu sein und unser Anliegen deut-lich zu machen.Letztendlich ist unsere Hauptmotivationzum Widerstand nicht, wie lange beispiels-weise der Castor-Transport aufgehaltenwird, auch wenn wir uns natürlich über je-den gelungenen Protest freuen. Wichtigerist: Wir demonstrieren und blockieren im-mer aufs Neue, weil sich an der verantwor-tungslosen Atompolitik nichts geändert hat.Noch immer gibt es kein Endlager für denAtommüll, noch immer sind weder dasZwischenlager in Gorleben noch dieCastorBehälter sicher. Noch immer dient dasHin- und Herkutschieren von Atommüll als

Blankoscheck zum Weiterbetrieb gemeinge-fährlicher Reaktoren.

Wir sind noch da!Ein gekürztes Zitat aus dem Mitglieder-rundbrief der BI Lüchow-Dannenberg:Schon öfter in den letzten 25 Jahren - soauch im letzten November - wurde von denMedien eine „bröckelnde Bewegung“ be-schrieben. Umso größer ist dann bei dengleichen Jour-nalistInnen die Überra-schung, wenn sie einige Zeit später fest-stellen:„Die sind ja immer noch da.“

Vielleicht ist das die wichtigsteBotschaft für den Herbst: Wirsind noch immer da, wir gebennicht klein bei. Dass die Mächti-gen versuchen, auf unseremRücken ihre Pläne durchzuset-zen, ist nichts, was uns wundertoder zur Resignation treibt. Wirhaben es leider schon lange zurKenntnis nehmen müssen. Aberes geht in Gorleben um mehr: Wirkönnen die Gefahren nicht ver-drängen. Dazu leben wir einfachzu dicht dran. Deshalb haben wirunseren eigenen Maßstab fürErfolg und Misserfolg: Jeden

Tag, an dem die unbeschreibbare Katastro-phe nicht geschehen ist, haben wir nochdie Möglichkeit, sie abzuwenden. So langewir noch Kraft zum Kämpfen haben und solange junge Leute nachwachsen, die mit ih-rer großer Lebenslust den Widerstand be-reichern, gibt es keinen einzigen Grund, sichzur Ruhe zu setzen. Laut und deutlich immerwieder NEIN zu sagen, in Worten und Ta-ten, das ist das Mindeste, was wir für diekommenden Generationen tun können.“ Zi-tat Ende.

Aktiv werdenWas wir dafür brauchen, ist Deine Unter-stützung im November. Es gibt viele Mög-lichkeiten, aktiv zu werden:- Schon in den Wochen vor dem Transport

Anti-Atom

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gibt es viele Aktionen, beispielsweise einegroße internationale Anti-Atom-Manifesta-tion in Straßbug am 20. Oktober.- Am Samstag, den 9. November, um 13 Uhrfindet in GORLEBEN die große bundeswei-te Auftaktdemonstration zu den Castor-Pro-testen statt. Eine gute Gelegenheit auch fürdiejenigen, die nur einen Tag Zeit haben,um ins Wendland zu kommen.- Ab diesem Zeitpunkt gibt es vieleÜbernachtungsmöglichkeiten in der Regi-on, in Gästebetten, Scheunen und Camps.Es wird eine große Zahl ganz unterschiedli-cher Aktionen geben, von der Mahnwachebis zur Blockade, von der angemeldetenKundgebung bis zur Sabotage. BI Lüchow-Dannenberg, Bäuerliche Notgemeinschaft,X-tausendmal quer, WiderSetzen, Castor-Gruppen aus dem Wendland und Aktions-gruppen aus der ganzen Republik bereitenProtest und Widerstand vor. Jede und jederkann selbst entscheiden, welche Aktion fürsie/ihn passend erscheint.Unter dem Motto X-tausendmal quer wer-den wieder viele Menschen Zivilen Unge-horsam gegen den Castor-Transport leisten.Näheres dazu steht im jetzt erschienenenneuen Flugblatt der Kampagne. Neu ist,dass es diesmal nicht nur um eine große Sitz-blockade geht, sondern acht verschiedeneMöglichkeiten des Handelns beschriebenwerden, damit für alle was dabei ist.- Auch wer nicht ins Wendland fahren kann,hat die Möglichkeit, sich von zu Hause ausan verschiedenen Aktivitäten zu beteiligen,z.B. am Alarmnetz Grund- und Menschen-rechte, mit dem wir den Protest gegenschwerwiegende Grundrechtsverletzungenim Wendland organisieren wollen. Konkre-te und weitere Infos dazu demnächst aufhttp://x1000malquer.de- Weitere Infos gibt es unterhttp://www.castor.dehttp://www.bi-luechow-dannenberg.deoder auch bei der Infoline der BI unter 0511-900 12 50 666- Aktuelles gedrucktes Infomaterial gibt esbei der BI Lüchow-Dannenberg unter [email protected]. Das druckfrischeFlugblatt von X-tausendmal quer könnt Ihrbei [email protected] in großer Zahlbestellen.- Ganz wichtig: Tragt Euch auf derInternetseite von X-tausendmal quer in denSMS-Verteiler ein, wenn Ihr immer aktuellinformiert werden wollt.- Braucht Ihr ReferentInnen für Info-veranstaltungen könnt Ihr Euch auch [email protected] oder [email protected] wenden.

Jochen Stay

VVVVVerschleierungsmethodenerschleierungsmethodenerschleierungsmethodenerschleierungsmethodenerschleierungsmethodenin Sachen Atommüllin Sachen Atommüllin Sachen Atommüllin Sachen Atommüllin Sachen Atommüll

“Deutscher Atommüll rollt nicht direktnach Gorleben”. Zitat Trittin in einer ARD-Talkshow. Diese Aussage ist doch leicht ir-reführend. Der BundesumweltministerTrittin trat gleich in der Woche nach derBundestagswahl in einer Talkshow auf, umüber sich und seine Umweltpolitik zu spre-chen. Darin erwähnte er auch seine ver-meintlich erfolgreiche Atompolitik. Sinnge-mäß nannte er zwei Punkte: Erstens rollenseit März 1998 keine neuen Atommüll-transporte in das Zwischenlager Ahausmehr. Zweitens würde kein deutscher Atom-müll direkt aus deutschen AKWs in dasZwischen(d)lager Gorleben transportiert.Zum ersten Punkt, Trittin läßt die Tatsacheweg, daß die rot-grüne Bundesregierung anfast allen AKW-Standorten die Errichtungvon Zwischenlagern durch die AKW-Be-treiber planen läßt, damit die Betriebs-genehmigung der AKWs nicht erlischt,denn ein formaler Entsorgungsnachweis istrechtlich für den Betrieb der AKWs notwen-dig. Der Witz ist, daß Trittin für den Betriebder AKWs die Zwischenlagerung in Ahausgar nicht benötigt, solange er die Wieder-aufarbeitung zuläßt. Somit läßt sich mit die-sem Punkt prima werben. Denn zur Zeit wirdder Atommüllberg aus den deutschenAKWs in die Wiederaufarbeitungsanlagen(WAA) transportiert - noch bis 2005 undnur auf Veranlassung der rot-grünen Bun-desregierung. Danach sollen die abgebrann-ten Brennelemente in die fertiggestelltenZwischenlager eingelagert werden, falls dieKlagen der Atomkraftgegner keinen Erfolghaben sollten. Schade nur, daß jeder weite-re Brennelementetransport nicht nur sehr ri-

sikoreich ist, sondern auch die WAAs überJahrzehnte ihre Umwelt verseuchen. Die frei-gesetzte Radioaktivitätsmenge summiertsich im Laufe der Jahrzehnte der WAA LaHague auf Tschernobyl-Größen.Der zweite Punkt, es würde kein deutscherAtommüll in Gorleben direkt eingelagert, istnun wirklich kein Pluspunkt für die Atom-politik Trittins. Denn tatsächlich wird deut-scher Atommüll in Gorleben im Zwischen-lager eingelagert, zwar nicht direkt, sondernnoch schlimmer, mit dem Umweg über dieWAA in Frankreich. Nebenbei wird durchdie Abtrennung des Plutoniums und dieUmformung der abgebranntenBrennelemente in Glaskokillien die strahlen-de Atommüllmenge in den WAAsversiebenfacht. Zudem werden dieBrennelemente quer durch halb Europatransportiert, was hochriskant ist, daCastoren bei einem Unfall eine tödlicheStrahlendosis freisetzen können. Auch einnormaler Castortransport ist für das Begleit-personal und die an der Transportstreckewohnende Bevölkerung gesundheit-schädigend, wenn sie den Castoren zu nahekommen. Schon kleinste Strahlungsdosen,die also noch innerhalb der gesetzlich fest-gesetzten Grenzwerte liegen, können für denMenschen sehr gefährlich sein. So wird heu-te die Gefährlichkeit der Neutronenstrahlungviel höher eingestuft als früher. Trotz derKritik vieler Wissenschaftler sind weiterhindie alten Grenzwerte durch den CastorNeutronenstrahlung gültig.Ein Transportestopp in die beiden WAAsnach Frankreich und England sowie in dieZwischenlager ist notwendig, wenn man

nicht fahrlässig dieGesundheitsgefähr-dung vieler Menschenriskieren will. Die Ab-schaltung aller AKWsmangels Entsorgungs-nachweis wäre die Fol-ge und ist ein Schritt ineine erfolgversprecher-ende Umweltpolitik alsTrittin sie derzeit bei derAtompolitik mit demzwischen Bundesregie-rung und den Energie-konzernen beim Atom-konsens durchführt.

Das Wendland wird ver-rückt

Anti-Atom

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AtomnonsensAtomnonsensAtomnonsensAtomnonsensAtomnonsensObrigheim bis 2007 am Netz?Obrigheim bis 2007 am Netz?Obrigheim bis 2007 am Netz?Obrigheim bis 2007 am Netz?Obrigheim bis 2007 am Netz?

Das von Trittin geführte Bundesumwelt-ministerium steht im Frühling 2003 vor einerschwierigen Entscheidung. Der Energie-konzern Energie-BadenWürtemberg(EnBW) hat beantragt, das mit 34 Jahrendienstälteste AKW Obrigheim, welches lautAtomkonsensvertrag im Jahr 2003 abge-schaltet werden soll, weiter zu betreiben. DasAKW Obrigheim gehört aufgrund seinerBauweise und seines Alters zu den nochgefährlicheren AKWs in Deutschland. Zu-gleich besitzt es laut einem Gerichtsurteilkeine gültige und vollständige Betriebs-genehmigung. Das Gerichtsverfahren gegendas AKW begann im Jahre 1994.Die ursprünglich dem AKW Obrigheimnoch zugedachte Strommenge, welches esbis zur Abschaltung noch produzieren darf,hätte normalerweise nur bis 2003 gereicht.Nun soll vom AKW Neckarwestheim einKontingent für das AKW Obrigheim über-schrieben werden. Neckarwestheim hatte diegrößte Strommenge zugeteilt bekommen undsoll bis zum Jahr 2021 laufen. Da das AKWObrigheim nur eine geringe Leistung hat,würde der Weiterbetrieb bis zum Jahre 2007reichen. Dann hätte die rot-grüne Bundes-regierung innerhalb von 8 Jahren ihrer Re-gierungszeit nur ein AKW, das AKW Stade,stillgelegt. Dieses AKW Stade wollte ehschon vom Betreiber aufgrund seiner Un-wirtschaftlichkeit stillgelegt werden undnicht deswegen, weil es so gefährlich ist.Hingegen stand beim AKW Obrigheim fürden Betreiber EnBW schon seit dem Atom-konsens im Jahre 2000 fest, dass dieser dasAKW länger betreiben möchte.Nun ist im Atomkonsens geregelt, dass eineÜberschreibung von Stromkontingenten

zwischen den AKWs möglich ist. Allerdingsist dieses genau eines der (kleineren) Pro-bleme des Konsenses, denn die Betreiberkönnten durch geschickte Verteilungen da-für sorgen, dass alle AKWs gleich lang lau-fen. Und dann hätte der UmweltministerTrittin die Abschaltung aller AKWs vomeinen auf den anderen Tag zu verantwor-ten. Und das geht denn nun wirklich nicht.Wollen doch die Atomkraftgegner auch dieAbschaltung aller AKWs von einem Tagauf den anderen – mit dem Unterschied, die-ser Tag wäre heute.

Ausstieg im Konsens?Falls Trittin Obrigheim eine Verlängerungversagt, dann wohl auch deshalb, weil esnicht mehr einmal nach Ausstieg im Kon-sens klingt, wenn man es innerhalb von 8Jahren schafft nur 1 AKW von 19 noch inBetrieb befindlichen AKWs stillegt. EnBWkönnte allerdings immer noch ein Gerichts-verfahren anstrengen, um die Laufzeit desAKWs zu verlängern. Rechtsstreiteren soll-ten aber genau durch den Atomkonsensverhindert werden.Der Atomkonsens ist sowieso ganz Klasse:Die Mehrheit der Bevölkerung bekommt dieFolgen des ungestörten Weiterbetriebes der19 AKWs zu spüren, mit dem die Regierungund die Energiekonzerne aber ganz gut le-ben können: Vom Risiko eines Super-GAUseines AKWs oder eines Unfalles beimCastortransport, von Leukämiefällen in derNähe von AKWs bis zur schleichendenVerstrahlung von Menschen durch denUranabbau und der WAAs bis hin zum un-gelösten Problem der Endlagerung. Wegendem Atomkonsens produzieren die AKWsin den nächsten 20-25 Jahren noch einmalsoviel Atommüll, wie es bereits bis zum Jah-re 2000 gab. Die Allgemeinheit trägt denGroßteil der Kosten und die Gesundheits-schäden für die Endlagerung trifft dieMenschennicht die. Es darf nicht verges-sen werden, je länger die Atomkraftwerke inBetrieb sind, desto unsicherer werden sie.Mit dem Atomkonsens kommt an fast je-dem AKW-Standort auch noch ein örtlichesZwischenlager hinzu.

Coupon ausschneiden und einschicken an:Der RABE RALFc/o GRÜNE LIGA Berlin e.V.Grünes HausPrenzlauer Allee 23010405 Berlin

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Atomkraftgegner doch keine VAtomkraftgegner doch keine VAtomkraftgegner doch keine VAtomkraftgegner doch keine VAtomkraftgegner doch keine Vererererer-----brecherbrecherbrecherbrecherbrecher

Polizei macht Rückzieher im VPolizei macht Rückzieher im VPolizei macht Rückzieher im VPolizei macht Rückzieher im VPolizei macht Rückzieher im Verfahren um ED-Behand-erfahren um ED-Behand-erfahren um ED-Behand-erfahren um ED-Behand-erfahren um ED-Behand-lung in Philippsburg 2000lung in Philippsburg 2000lung in Philippsburg 2000lung in Philippsburg 2000lung in Philippsburg 2000

Rund um den 18.10.2000 fanden in Philipps-burg zahlreiche Proteste gegen die geplan-te Wiederaufnahme der Atommülltransportestatt. Der angekündigte Transport nach LaHague wurde schließlich abgesagt. Im Rah-men der Demonstrationen wurden ca. 120Personen von der Polizei in Gewahrsam ge-nommen, in einer ehemaligen Kaserne ein-gesperrt und dort mit einer Sofortbildkame-ra fotografiert (erkennungsdienstlich behan-delt). Zahlreiche Betroffene legten Wider-spruch dagegen ein. Den Widerspruch hatdie Landespolizeidirektion Karlsruhe im Juni2001 zurückgewiesen. Dabei erklärte sie nichtnur die Anfertigung des Fotos für rechtmä-ßig, sondern vertrat außerdem die Auffassung,dass die Aufbewahrung desselben im Rah-men der „vorbeugenden Verbrechensbekämp-fung“ notwendig sei. Dazu gab es eine haar-sträubende Begründung: Die Polizei behaup-tete, „dass mit schwerwiegenden Ordnungs-störungen und der Begehung von Straftatenwie Sabotageakten und anderen gemeinge-fährlichen Straftaten aus diesem Person-/Sympathisantenkreis gerechnet werden muss

oder Personen aus diesem Kreis hierfür ‘re-krutiert’ werden.“ Sie unterstellte den Foto-grafierten, „dass ein Unrechtsbewusstsein,soweit überhaupt vorhanden, vor dem ideolo-gischen Ziel des Atomenergieausstiegs zu-rücktritt.“ Dies alles wegen der Teilnahme aneiner friedlichen, angemeldeten, nicht verbo-tenen Demonstration, die von der Polizei an-gehalten und aufgelöst wurde. Gegen denBescheid haben zehn Personen vor dem Ver-waltungsgericht Karlsruhe geklagt. WenigeTage vor der für den 9.9.2002 angesetztenmündlichen Verhandlung machte die Polizeischließlich einen Rückzieher und erklärte sichbereit die Fotos zu löschen. Inzwischen wur-de das Verfahren beendet, die Polizei mussdie Kosten tragen. Also: Legt viele Wider-sprüche ein! Wenn ihr selbst betroffen seid,beantragt die Löschung eurer Daten, im FallPhilippsburg beim Polizeipräsidium Karlsru-he, Pf. 5160, 76033 Karlsruhe. Das Akten-zeichen beim Verwaltungsgericht Karlsruheist 12 K 1747/01.

Tobias Bekehermes

AKWAKWAKWAKWAKW-Renaissance im Osten-Renaissance im Osten-Renaissance im Osten-Renaissance im Osten-Renaissance im Osten

Weltweit sind 438 AKWs in Betrieb, davon148 in West- und 60 AKWs in Osteuropa.Während in der Europäischen Gemeinschaftsich kein AKW mehr im Bau befindet, siehtes in den östlichen Staaten ganz anders aus.Hier sind zur Zeit 12 AKWs in Bau und nochmehr in Planung. Viele dieser in Bau befind-lichen AKWs werden von den westlichenAtomkonzernen wie Siemens undWestinghouse mitfinanziert und realisiert.Der Osten ist somit für die Atomindustriedie Zukunft, wenn es darum geht, mit denTechnologien Milliarden zu verdienen. Nunwürde jeder Politiker über beide Ohren strah-len, wenn er von diesen scheinbar zukunfts-trächtigen Exporten hören würde. Der Bauvon AKWs ist jedoch eine tickende Zeit-bombe, an der man bastelt. Denn dieKonstruktionsplanungen sind teilweise sotechnisch überholt, daß z.B. beim Bau desAKW Kosluduy in Bulgarien sogar dasatomfreundliche US Department of Energydiesen Bau ”als höchst riskantes Glücks-spiel” bezeichnet. Nicht daß der Bau irgend-eines (auch westliches!) AKW zu verant-worten wäre, aber die Konzerne nutzen aufperfide Weise den Wunsch der östlichenRegierungen nach einer gesicherten Ener-gieversorgung aus. Anstatt ihnen wenig-stens hochmoderne Gas- und Dampfkraft-werke anzubieten, welche einen Wirkungs-grad von bis zu 60% aufweisen, nur ein Vier-tel der Finanzinvestitionen kosten und ineinem Drittel der Zeit fertiggestellt sind. Diewestliche Atomindustrie bietet ihre Sicher-heitstechnik zu den alten AKWs an, wobeiman sich fragen darf, wieviel sicherer da-durch ein AKW wird. Der AtomministerAlexander Rumjanzew begründet die Ver-besserung in der AKW-Sicherheitstechnik,welche nach japanischen AKWs die sicher-sten der Welt seien, damit, daß es kaum nochReaktor-Notabschaltungen gebe. Natürlich ist

- wenn auch nicht mehr für Rußland - auchdie Gewinnung von Plutonium zumAtombombenbau ein Anreiz zum AKW-Bau.Leider ist der Anteil der Atomkraftwerke inden osteuropäischen Ländern an der Strom-erzeugung immer noch sehr hoch, so dasses nicht so einfach ist, kurzfristig die Atom-energie vollständig ersetzen.Das Engagement der westlichen Firmen wieSiemens KKW/Framatome in den osteuro-päischen Ländern zielt insbesondere aufden Verkauf von Sicherheitstechnik, um dieosteuropäischen AKWs vorgeblich siche-rer zu machen, obwohl die AKWs prinzipi-ell unsicher sind. Die Liste der Störfalle derbereits laufenden AKWs ist lang: So gibt es

nicht nur regelmäßig Dutzende von kleinerenStörfällen sondern z.B. in der Ukraine in demAKW Rivne in den letzten beiden Jahren auchzwei schwere Störfälle, unter anderem amKühlwasserkreislauf des Reaktorblockes.Auch das rumänische AKW Cernovada unddas tschechische AKW Temelin sind für häu-figere Störfälle bekannt. Besonders drama-tisch dürfte sein, daß immer noch ein knap-pes Dutzend Reaktorblöcke vom Typ Tschern-obyl RBMK in Betrieb sind, unter anderem inLitauen und Russland. Diese graphit-moderierten RBMK Siedewasser-Reaktorenbesitzen keine gasdichte und keine Beton-ummantelung wie es bei den westlichenAKWs der Fall ist.

Anti-Atom

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Der METRORAPID – die ZukunftDer METRORAPID – die ZukunftDer METRORAPID – die ZukunftDer METRORAPID – die ZukunftDer METRORAPID – die Zukunftdes Bahnverkehrs??des Bahnverkehrs??des Bahnverkehrs??des Bahnverkehrs??des Bahnverkehrs??

Proteste gegen Metrorapid-Wahn nehmen zu

Immer stärker werden die Proteste gegen denbeabsichtigten Bau des Metrorapid zwi-schen Düsseldorf und Dortmund. Die 3Regionalräte Düsseldorf, Arnsberg undMünster, in denen Vertreter der betroffenenStädte sitzen, haben die Pläne abgelehnt.Studierende haben deutlich dagegen prote-stiert, dass in der Bil-dung und Sozialpolitikgespart wird, aber dieMilliarden für dasMetrorapid-Projektdennoch fließen sollen.Die Bahn-Gewerk-schaft befürchtet denVerlust von Arbeits-plätzen und der Bun-desrechnungshof ex-plodierende Kosten,weil die Berechnungenunseriös sind. Ver-kehrsexperten habenlängst nachgewiesen,dass mit weniger Geldsinnvollere Projekte zurFörderung des öffent-lichen Nahverkehrsmöglich wären. Lan-desregierung (SPD/Grüne) und FDP haltendennoch an ihrem Ziel fest, den Metrorapiddurchzupeitschen. Offenbar sollen Planun-gen gestrafft, Umweltbelange vernachläs-sigt und Klagen von Betroffenen erschwertwerden. Zudem wird mit einem riesigen Auf-wand Stimmung gemacht für den Metro-rapid. Doch es wird immer deutlicher: derMetrorapid-Bau ist nicht zu rechtfertigen.

Bundesrechnungshof zumMetrorapid

In einer umfangreichen Studie kommt derBundesrechnungshof zum Ergebnis, derMetrorapid sei „nicht realisierungswürdig“.Die gesamte Berechnung sei unsolide. DieKosten für Park & Ride-Anlagen, Schall-

schutz, Teile der Energieversorgung und In-standhaltung der Fahrzeuge wurden „nichtoder nur in unzureichender Höhe angesetzt“.Die Machbarkeitsstudie sei „ohne plausi-ble Begründung“ davon ausgegangen, dasskonkurrierende Bus- und Bahnstrecken ein-gestellt würden.Ein Gutteil des Nutzens des Metrorapidstamme aus einem errechneten Zeitvorteilvon Autofahrten, der sich ergibt, wennUmsteiger die Autobahn entlasten. Diese

Form der Nutzenberechnung „war bisher nurbei Straßeninvestitionen, nicht beiSchieneninvestitionen vorgesehen“. Entlar-vend: Der Ansatz sei „erst kurz vorAbschluss der Machbarkeitsstudie be-schlossen“ worden.Die Finanzierung über am Markt realisierba-re Fahrpreise ist bisher noch nicht unter-sucht worden. Zu erwarten ist, daß der Staatin erheblichem Maße auf Einsatz von Sub-ventionen zurückgreifen muß, „. Neben demBundeszuschuss von 1,75 Milliarden Eurofür den Metrorapid sind weitere Steuergel-der nötig: „Für die Gewinnung privater In-vestoren wären staatliche Zuschüsse in er-heblicher Höhe anzusetzen.“Beim Metrorapid sei unzutreffend ein Nut-

zen aus vermiedenen Investitionen für Schie-nenfahrzeuge und einsparbaren Betriebsko-sten für den Schienenpersonenfernverkehrangesetzt worden. Startzeitpunkt 2006? „DerZeitansatz für Planfeststellungsverfahren wi-derspricht allen Erfahrungen aus anderenGroßprojekten.“Die zunächst für den Fernverkehr vorgese-hene Magnetschnellbahn-Technik müsseals Nahverkehrssysteme noch wesentlichweiterentwickelt werden. Damit seien erheb-

liche Kosten- und Zeit-risiken verbunden.Das Land NRW wirdMittel von jährlich rund52 Mio. EUR zur Verfü-gung stellen müssen, umeinen betriebswirt-schaftlich hinreichendrentablen Betrieb desMetrorapid zu gewähr-leisten und die Verlusteder S-Bahnen durch diezum Metrorapid verla-gerten Fahrgäste auszu-gleichen.Der Bundesrechnungs-hof empfiehlt, die be-triebswirtschaftlichenund gesamtwirtschaftli-chen Ansätze undBewertungsverfahrender Machbarkeitsstudieentsprechend den Emp-

fehlungen zu überarbeiten und dabei dieverkehrswissenschaftliche Kompetenz des„Wissenschaftlichen Beirates“ zu nutzen.Zusammengefasst: der Bundesrechnungs-hof hält die jetzigen Pläne für nicht vertret-bar.

Bereits jetzt: Gleisabbau imRuhrgebiet durch Metro-

rapid„Die Trasse des Metrorapid soll weitgehendauf den Flächen vorhandener Schienen-strecken mit teilweisem Rückbau vonStreckengleisen, u.a. im Bereich der Rheini-schen Güterbahn, geführt werden. Dadurch

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wird die Leistungsfähigkeit im Schienenver-kehr zwischen Dortmund und Düsseldorfeingeschränkt. In der Bundesverkehrswege-planung wird (jedoch) von einer erheblichenZunahme insbesondere des Schienen-güterverkehrs ausgegangen.“So steht es im Bericht des Bundesrech-nungshofes zum Metrorapid:Wer Schienenstrecken auf dieser entschei-denden Verbindung im Bahnnetz zugunstendes Metrorapids abbauen will, der kannnicht gleichzeitig davon ausgehen, daß derSchienengüterverkehr in Zukunft in dersel-ben Relation stark ansteigt. Der nimmt alsohin, daß das kommende Verkehrs-wachstumim Güterverkehr allein auf den Straßen statt-findet - und daß damit der Dauerstau gera-de in diesem Bereich der Autobahnen noch-mals dichter wird. Zudem wird bereits heuteunter Verweis auf den kommenden Metro-rapid der bestehende Schienenverkehr ab-gebaut. Genau diese Funktion des Metro-rapid ist zu befürchten. Aller Wahrschein-lichkeit nach wird die Magnetbahn am Endenicht gebaut. Doch bereits die Planung wirktzerstörerisch. Und ein Beginn von Baumaß-nahmen - z.B. im Bereich von Bahnhöfen, imFall der Umwidmung von Flächen, der Stil-legung von Betrieben, dem Verkauf undAufkauf von Gelände usw. - wird diese zer-störerische Wirkung noch verstärken.

3,2 Milliarden Euro füretwa zehn Minuten

FahrzeitgewinnIm Vergleich zur jetzigen Verbindung würdeder Fahrgast an Rhein und Ruhr 13 Minu-ten schneller ans Ziel gelangen. Verglichenmit der Fahrzeit eines modernen ICE 3 mitNeigetechnik könnte sich die Fahrzeit auf„gerade einmal zwei Minuten“ verkürzen.Dafür sollen 3,2 Milliarden Euro ausgege-ben werden. In der von der Bundesregie-rung in Auftrag gegebenen Machbarkeits-studie, wurde die Möglichkeit eines verbes-serten ICE nicht in Erwägung gezogen. Da-bei sind die Optimierungsmöglichkeiten of-fenkundig, wenn beim planmäßigen Halt ei-nes ICE im Duisburger Hauptbahnhof re-gelmäßig fast zehn Minuten verloren gehen.Investitionen in den Trassenausbau der be-stehenden Strecke um die Geschwindigkeitzwischen Düsseldorf und Dortmund an vie-len Stellen von unter 160 km/h auf die vonder Motorisierung her möglichen 280 km/hzu ermöglichen. Dies als Ergebnis vonHochtechnologie und als Erfolg feiern zuwollen und dem Bürger und Steuerzahler

vorzugaukeln, diese Reisezeitgewinne seienauf konventionellem Wege nicht erzielbar,grenzt an Ignoranz. Wenn es um die Verbes-serung des öffentlichen Verkehr wirklich gin-ge, wäre der Metrorapid längst abgeblasenworden. Aber es geht um das Durchzieheneines Industrieklientelprojektes - koste dieDurchführung, was sie wolle! Im öffentlichenVerkehr geht es um Reiseketten. Fahrzielesind nicht Hauptbahnhöfe und Flughäfen, son-dern Arbeitsplatz, Wohnung, Geschäfte usw...Hier steht einem Zeitgewinn von wenigen Mi-nuten mehrfaches Warten an Bushaltestellenund Vorortbahn-höfen durch vermehrtes

Nationaler RadverkehrsplanNationaler RadverkehrsplanNationaler RadverkehrsplanNationaler RadverkehrsplanNationaler Radverkehrsplanverabschiedetverabschiedetverabschiedetverabschiedetverabschiedet

len von politischen und finanziellen Impul-sen für die Länder , um sich für den Fahrrad-verkehr stark zu machen . Ein Deligierter ausTrier fragte kritisch nach einerKoordinierungsstelle auch im ADFC. EinKieler Deligierter mahnt an, das zu viel “essoll”-Formulierungen im Text stecken. Essollten mehr Konkretisierungsschritte ge-nannt werden, da Kommunalpolitiker sichnur an konkreten Vorgaben orientieren wür-den. Laut einem Deligierten aus Frankfurtwürde häufig nicht sio sehr das Geld, son-dern vielmehr der politische Gestaltungswillefür mehr Fahrradorientierung der Verkehrs-politik fehlen.Nach den Worten von Mario Mohr, im neu-en ADFC-Bundesvorstand für Verkehrs-und Europapolitik zuständig, geht es hier-bei auch um eine zukünftige institutionali-sierte finanzielle Förderung, um dann bes-ser in Konkurrenz zu den etablierten Ver-bänden “Verkehrswacht” und “ DeutscherVerkehrssicherheitsrat” aktiv werden zukönnen.

TIP zum Nachlesen:Die Broschüre “Nationaler Radverkehrsplan2002 - 2012” läßt sich im internet herunter-laden unter www.bmvbw.de/Anlage9134/Radverkehrsplan_2002-2012.pdf oder unterTel.: 01888/3003060 kostenlos bestellen.Infos rundherum gibt es unter www.adfc.de/Politik und www.adfc.de/Verkehr. EinDiskussionsforum wird demnächst unterwww.bmvbw.de erreichbar sein.

Am 24.04.2002 hat das Bundeskabinett denersten Nationalen Radverkehrsplan verab-schiedet, welcher nach holländischem Vor-bild als Masterplan und Novum zum erstenMal das Bekenntnis der Bundesregierungzum Fahrradverkehr in der Öffentlichkeitdarstellt - und dieses Mal schwarz auf weiß!Inhalte des 95-seitigen Papiers:-Ausbau und Verknüpfung des Radwege-netzes an Bundesstraßen zum sogenann-ten “D-Netz” von 10.200 km Länge mit 100Mio. Euro (Verdoppelung der Mittel für denRadwegebau), erstmals eigener Haushalts-titel im Bundesetat!-Förderung von Fahrradprojekten durchMittel aus dem Gemeindeverkehrs-finanzierungsgesetz (GVFG) in Höhe vonca. 1,68 Mrd. Euro-Neue rechtliche Regelungen: Leichtere Frei-gabe von Einbahnstraßen gegen die Fahrt-richtung sowie von Busspuren, Förderungvon Fahrradstreifen, höhere und verbindli-chere Zulassung von Fahrrädern für denStraßenverkehr-Mehr Öffentlichkeitsarbeit und Förderungvon Behördenzusammenarbeit

Dieses Programm soll die nächsten zehnJahre bestimmend für die Fahrrad-orientierung der Verkehrspolitik des Bundesgelten.Als erste Kritik daran äußerten ADFC-Deli-gierte auf der letzten Bundes-Hauptversamm-lung die fehlenden nicht formuliertenKonkretisierungsschritte: Ein Berliner Deligierter bemängelte das Feh-

Umsteigen gegenüber. Parallelverkehr imRad-Schienebereich will das Land einschrän-ken. Wer deshalb umsteigen muss, spart garnichts mehr. Was nützt ein Metrorapid, wennAnschlußzüge nur einmal in der Stunde fah-ren? Hier würde die Beschleunigung derGesamtreisekette bei erheblich geringeremInvestitionseinsatz wesentlich mehr bringen!Was nutzt der Metrorapid, wenn man seinenKoffer nicht mit zum Flughafen nehmen kann,weil kein Platz an Bord vorgesehen ist, derKoffer also mit einem Extrazug geschicktwerden muss!

Verkehr

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Investieren in die Zukunft...nicht inInvestieren in die Zukunft...nicht inInvestieren in die Zukunft...nicht inInvestieren in die Zukunft...nicht inInvestieren in die Zukunft...nicht inden Metrorapidden Metrorapidden Metrorapidden Metrorapidden Metrorapid

in einer Art Sabotage an der Bahnzukunft dieKapazitätsengpässe von morgen zu bauen.

Bahn in der FlächeStatt weniger Großprojekte wären tausendKleinprojekte effizienter und von mehr Kun-den „erfahrbar“. Bisher gab es nur wenigeInvestitionsprogramme, von denen dieBahn in der Fläche - teilweise - profitiert hat:die Elektrifizierung und die Einführung derIC- und IR-Systeme. Aber das ist lange her.Und der IR, Deutschlands beliebteste Zug-gattung, wird gerade gnadenlos ruiniert,durch Stillegung auf Raten.Bund, Länder und die Bahn müssten stattder unsinnigen Großprojekte und derRückzugsstrategie beim IR endlich in einechtes Anti- Stau-Programm investieren,das eine Renaissance des öffentlichen Ver-kehrs und der Bahn ermöglicht:• Z.B. mit einem Programm für 1000 neueStadt- und Ortsbusse (analog zum 100000-Dächerprogramm in der Energiepolitik).• Oder mit einem Programm für 200 neueRegionalbahnsysteme, denn das Geld, wasman beim Stopp der Hochgeschwindigkeits-bahn spart, reicht aus, um viele neueRegionalbahnen zu etablieren.• Oder mit einem Programm für Lücken-schlüsse im Bahnnetz und Reaktivierungenstillgelegter Bahnstrecken. Viele erfolgreichePilotprojekte haben bewiesen, wie erfolg-reich Reaktivierungen sein können.• Oder mit einem Programm für ein flächen-deckendes IR-System, das wirklich alle Ober-und Mittelzentren miteinander verbindet(also ca. 1000 Bahnhofe, ca. 100 Linien) undin dem neue Ferntriebzüge vom Typ ICT (indrei Längen) eingesetzt werden.• Oder mit einem Programm für 100 neueStraßenbahnsysteme, denn auch für kleineGroßstädte und viele Mittelstädte sind Stra-ßenbahnen die leistungsfähigsten öffentli-chen Verkehrsmittel.• Oder mit einem Programm für 30.000 neueMobilitätszentralen, damit überall Satelliten-gesteuerte ÖV-Ortung, aktuelle Reise-disposition, dezentrale Betriebssteuerung undein voller Systemverbund Fernbahn, Regional-

Mit verlotterten Bahnhöfen und stillgelegtenoder maroden Schienenstrecken erschreckenRhein und Ruhr immer wieder die Besucher.Und das, obwohl hier in den letzten 30 Jahrenmehr als in irgend einer anderen europäischenRegion in den öffentlichen Verkehr investiertwurde. Aber das meiste Geld ging in dieteuren Tunnelstrecken in den Zentren, für diehunderte von Straßenbahnstrecken stillgelegtwurden. Die S-Bahn an Rhein und Ruhr istunter den deutschen S-Bahnsystemen dieschlechteste, nach Takt, Haltestellendichte undFahrgastzahlen.

Was an Rhein und Ruhr fehlt, sind• ca. 300 neue Bahnhöfe und Haltepunkte,• ca. 30 Streckenreaktivierungen,• ca. 50 neue Bahnknoten, an denen Stadt-bahn, Straßenbahn und DB miteinander ver-knüpft werden,• ein eigenes Intercity- Netz mit modernenICE 3 Triebwagen, das alle Städte dieserGroßregion auf 6-8 Linien untereinander mitder Qualität des schnellen Fernverkehrsverbindet, so wie das holländische IC-Sy-stem in der Randstadt, also im Halbstunden-takt und zuschlagsfrei,• für alle RE Linien, S-Bahnen und R-Bah-nen ein dichterer Takt.Um diese Projekte zu realisieren, braucht dasSchienennetz mehr Kapazität, eine moderneSteuerungslogistik, modernes Rollmaterial,gepflegte Bahnhöfe. Dann kann dieFahrgastzahl der Bahnen an Rhein und Ruhrvervierfacht werden. Doch die Landesregie-rung macht das Gegenteil. Sie blockiert ei-nen wichtigen Schienenstrang mit derMetrorapid -Trasse. Sie monopolisiert fastalles Bahn-Investitions-Geld für ein reinesKorridor-Projekt, das der Fläche im Ruhrge-biet und den kleinräumig vernetzten Ver-kehrsströmen überhaupt nicht hilft. Dasetwa 50 mal mehr kostet als ein konventio-nelles Schienenprojekt, aber sehr viel weni-ger bringt. Es ist als Sondersystem nichtkompatibel.Und das alles, um Thyssen-Krupp mit demTransrapid weltmarktfähig zumachen? Undder Bauwirtschaft ein lukratives Projekt zubieten? Als ob die nicht auch bei einer

Flächenbahn an Rhein und Ruhr gut zu ver-dienen hätten.Mit ihrer Schienenverkehrsinitiative und derRailtech in Dortmund hatte die Landesre-gierung vorübergehend durchaus hoff-nungsvolle Zeichen in die richtige Richtunggesetzt.Und dann „wedelt“ der Bund mit seinemZuschuß und schon entbrennt zwischenBayern, Nordrhein- Westfalen und Rhein-land-Pfelz ein Wettstreit um die Referenz-strecken.

Alle drei Projekte un-brauchbar

Alle drei Projekte (Frankfurt-Hahn, Mün-chen-Riem und Metrorapid) waren von An-fang an als für die Hochgeschwindigkeits-technik kaum brauchbar erkennbar. Aber alledrei Ministerpräsidenten entdeckten plötz-lich ihr Herz für den (neuen) Schienenver-kehr. Der Schienenalltag ist ihnen gleichgül-tig, nur Milliardenprojekte mit der Aussichtauf wohlfeile Geschenke des Bundes undweltweites Interesse turnen sie „an“. Nichtzum Wohle sondern zum Schaden des öf-fentlichen Verkehrs.Denn im öffentlichen Verkehr geht es umSystemnutzen und die Netzbildung. Mit ei-ner Doppelstrategie aus Stilllegungen undAngebotskürzungen im konventionellenBahnbereich und Großinvestitionen für we-nige Korridore produzieren Politik und Bahnriesige Netzdefizite.Die Bahn braucht eine völlig andereInvestitionsstrategie. Die riesigen Großpro-jekte der letzten Jahrzehnte haben der Bahnimmer geschadet, weil bei gigantisch über-triebenen Großinvestitionen immer die Ko-sten explodieren, wie bei denHochgeschwindigkeitsstrecken Hannover-Würzburg, Mannheim-Stuttgart und zuletztKöln-Frankfurt. Und auch die 21erBahnhofsprojekte, wo Fahrgäste haufenwei-se unter die Erde geschickt werden, laufenregelmäßig finanziell aus dem Ruder. Damitmeist über die Hälfte aller Gleise abgebautwerden können, gibt man Milliarden aus, um

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bahn, Lokalbahn, Orts- und Stadtbus,Regionalbus, Fernbus sowie Rufbus/ AST/Bürgerbus möglich wird.Das wären richtige Signale an die Kommu-nen, an die Industrie, die Fahrzeuge herstel-len soll, an die Gewerkschaften, dass derPolitik außer Entlassungen und Stillegun-gen auch noch was anderes einfällt. UnterFachleuten aller Couleur ist unbestritten,dass Basis einer neuen Verkehrspolitik einGesamtverkehrskonzept sein muss. Warumbringt die Bundesregierung keinen moder-nen Gesamtverkehrsplan auf die Reihe,brauchbare Vorbilder aus der Schweiz undden Niederlanden gibt es. Und warum wur-stelt auch die Bahn kurzatmig ohne ein öf-fentlich diskutiertes Gesamtkonzept vor sichhin?

Heiner MonheimHeiner Monheim ist Mitbegründer desAktionsbündnisses Bürgerbahn stattBörsenbahn und Professor für Angewand-te Geographie/Raumentwicklung und Lan-desplanung sowie Stadt- und Verkehrs-planer

WWWWWas uns entgegen-as uns entgegen-as uns entgegen-as uns entgegen-as uns entgegen-schwebtschwebtschwebtschwebtschwebt

Düsseldorf HauptbahnhofUm die Auslastung des Metrorapids zu ver-bessern, soll die bislang durchDüsseldorf führende ICE-Verbindung Köln-Berlin umgeleitet werden. Eine Direkt-Ver-bindung Düsseldorf-Berlin würde damitwegfallen. Zu befürchten ist daher die Zu-nahme des Flugverkehrs Düsseldorf-Berlinzulasten des Bahnverkehrs. Zudem wird dieAttraktivität des VerkehrsknotenpunktesDüsseldorf Hbf deutlich gesenkt.

Trassenprobleme in Mül-heim

Mannesmann-Röhrenwerke müsste 2Werksgleise abgeben, im Hochwasser-schutzgebiet der Ruhraue wären Zerstörun-gen größeren Ausmaßes unvermeidlich, diefertig geplante Neuerschließung der 20.000qm Industriebache der Fa. Schüte sind durchdie Metrorapidpläne blockiert und würdendurch den Metrorapid selbst unmöglich, derAbriss der Hochstr. des Tourainer Ring fürmind. 12 Mio Euro wäre notwendige städti-sche Mitgift“, eine Baustr. und 2 GleiseMetrorapid müssten im NaturschutzgebietWinkhauser Tal angelegt werden, die wirkli-chen Kosten für die 3 Brückenabrisse und 7Brücken-Neubauten im Mülheimer Stadtge-biet für das Prestigeobjekt sind vollständigungeklärt: LIDL, Edeka, Getränkemarkt undAutohaus sind von der Trasse gefährdet,eine Zeile Wohnhäuser Bergische Str. undweitere in Winkausen sind direkt im Weg,die Kosten für die Umleitungen undBaustellenverkehre für die jahrelange Groß-baustelle quer durch die gesamte Stadt sindunkalkulierbar u.v.m. Die überfällige Ände-rung der Verkehrsführung Innenstadt wür-de außerdem durch den Metrorapidverunmöglicht!Und dann noch die Zukunft der Hafenbahn,die das wichtigste Mülheimer Gewerbege-biet andient, die ohne die Trasse der Rhei-nischen Bahn aber nicht lebensfähig ist. Unddie soll für den Metrorapid stillgelegt wer-den

Metrorapid statt Stadtent-wicklung?

Die Finanzierung der vielen nochunkalkulierbaren Milliarden für den Metro-rapid durch Bund und Land müsste notge-drungen zu Kürzungen an anderen Stellenführen, was gerade für die bankrotten Kom-munen des Reviers nicht mehr verkraftbarwäre.Die Städte an der Trasse wären ferner in denganzen nächsten Jahren nur mit der Umset-zung des Metrorapid beschäftigt, das heißtunter anderem jahrelange Riesenbaustellen,Umlenkung enormer Städtebaugelder, Pla-nungen und Projekten nur zur Verwirkli-chung des „Fremdkörpers“ Metrorapiddurch die gewachsenen Städte.Begonnene Umbauprojekte wie auf demehemaligen Güterbahnhof Derendorf oderim Krupp‘schen Gürtel in Essen, nicht di-rekt betroffene Stadtteile und andere Auf-gabenbereiche etwa der Sa-nierungsstauvon Schulen, Sportstätten, Straßen oder dieüberfällige interkommunale Zusammenarbeitz.B. im ÖPNV-Bereich würden noch mehrvernachlässigt bzw. eingespart oder zurück-gestellt.Die strukturschwächeren nördlichenRuhrgebietsregionen würden weiter abge-koppelt.Symbolisch dafür: die vom Metrorapid nichtangebundene Schalke-Arena.Das gleiche gilt für Herne, Wanne-Eickel,Bottrop, Oberhausen, Dinslaken, Wesel,Moers usw..Verhindert würde eine Stadtplanung, die sichan den Interessen der vor Ort lebendenMenschen orientiert.

Quelle:ContraRapid

Die Zeitung gegen den Metrorapid

Herrausgegeben von den Contrarapid-In-itiativen Duisburg, Mühlheim und Essen,den Mühlheimer Bürger-Initiativen (MBI)und dem Kommunalpolitischen Forum NRWe.V.

Stimmen zum Metrorapidin NRW im Internet:

www.contrarapid.de; home.landtag.nrw.de/mdl/peter.eichenseher/; home.t-nline.de/home/Wtittmann/metro.htm;www.bund-duisburg.de/; www.bund-nrw.de/010308.htm; www.bund-nrw.de/metrorapid.htm; www.dieterhilser.de/;www.duesseldorf-today.rp-online.de/special/metrorapid/; www.mbi-mh.de/MBI-A r b e i t / I n i t i a t i v e n / K o n t r a R a p i d /kontrarapid.html; www.metrorapid.de/;www.mwmtv.nrw.de/;www.nrw.de/aktuell/presse/pm2000/kcn20001027_6htm; www.nrw.de/metro-rapid/index.html;w w w . p r o b a h n - n r w . d e /projekte_metrorapid.htm; www.probahn-nrw.de/projekte_wunschnetz.htm;www.projektruhr.de/de/metrorapid/;www.solinger-stadtschreiber.de/sos/metrorapid.htm; www.talknet.de/~lew/tr.html; www.vcd-bochum.de/Metrorapid/;www.wdr.de/online/verkehr/metrorapid/finanzgutachtenphtm/; www.wdr.de/online/verkehr/metrorapid/gutachter_neu.phtml;ww.wdr.de/online/verkehr/metrorapid/index/phtm/www.wisoveg.de/ rheinland/a lweg/alweg.htm; www.winfried-wolf.de

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Internet-Angebote rund um dieInternet-Angebote rund um dieInternet-Angebote rund um dieInternet-Angebote rund um dieInternet-Angebote rund um dieakuelle Bahnbeförderungakuelle Bahnbeförderungakuelle Bahnbeförderungakuelle Bahnbeförderungakuelle Bahnbeförderung

Wie umweltschonend fährt die Bahn imVergleich zum PKW?Machen Sie anhand Ihrer Reiseroute denUmweltvergleich mit dem„UmweltMobilcheck der Deutschen Bahn“.w w w . b a h n . d e / p v / u e b e r s i c h t /die_bahn_umweltmobilcheck.shtml

Deutsche Bahn AG, Dachgesellschaft mitTeilkonzernen: Reise&Touristik, Ameropa,DB Regio, DB Cargo, DB Reise+Service, etc.http://www.bahn.de

Bürgerbahn statt BörsenbahnFür eine fahrgastorientierte Flächenbahnh t t p : / / w w w. b u e r g e r b a h n - s t a t t -boersenbahn.de

Allianz Pro Schienehttp://www.allianz-pro-schiene.de

Busse und BahnenInfosite zum ÖPNV. Neben Links zu Verkehrs-unternehmen und Fahrplänen wird über dieWerkstatt-Gespräche berichtet, eine Veran-staltung zu aktuellen Themen des ÖPNV.http://www.busse-und-bahnen.de

KartenfuchsGemeinsam mit der Bahn reisen und sparen.http://www.kartenfuchs.de

Pro Bahn e.V.Der Fahrgastverband, der seine Interessengegenüber Verkehrsbetrieben und Politikvertritt. Die Site enthält Fahrpläne weltweit,wichtige Termine, Publikationen undDiskussionsforen, die Pro Bahn-Zeitungund eine ausführliche Link-Seite.http://www.pro-bahn.de

Verkehrsclub DeutschlandVCD, Verkehrsclub für Umweltbewusstewww.vcd.org

Pro Bahn & BusDer Fahrgastverband von Hessen.http://www.probahn-bus.org

Contra Transrapid und MetrorapidUntersuchung zur Wirtschaftlichkeit des

Transrapid-Vorhabens Hamburg-Berlin.http://www.vr-transport.de/transrapid-wirtsch/titel.htmlhttp://www.vcd-bochum.de/metrorapid.html

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen(VDV)Organisiert die Unternehmen des ÖPNV unddes Güterverkehrs (Schwerpunkt Eisen-bahnverkehr).Zu finden sind zahlreiche Verkehrsunterneh-men und Publikationen des VDV.http://www.vdv.de

Fahrpläneht tp : / /www.dino-onl ine .de /se i ten /go01b.htmDeutsche (Nah- und Fernverkehr) und in-ternationale Fahrplanauskunft.Viele Verkehrsbetriebe deutscher Städte.

http://www.fahrplan-online.deFahrplan-Online verbindet Reisefreudige mitdem weltweiten Angebot vononline-Fahrplanauskünften.

http://reiseauskunft.bahn.deAusführlichste Hafas-Fahrplan-auskunft der Deutschen Bahn

http://www.lokomotive.de/fahrplanLinks zu allen Verkehrsverbündender Bundesländer sowie in derSchweiz, Österreich und Liechten-stein.

http://www.OEPNV.deÜbersichtskarte von Deutschlandmit Fahrplanauskünften, Unterneh-men und Fahrplantabellen zum An-klicken.

AutofreiMobil ohne Autohttp://mobilohneauto.deBundesweite jährliche autofreieAktionstage rund um den 3. Sonn-tag im Juni

Zusammenschluss verschiedener Verbände,die die autofreien Tage in Deutschland or-ganisieren.

Autofrei Leben!http://www.autofrei.dePlattform und Sprachrohr für autofreie Men-schen. Der Verein informiert durch regelmä-ßig stattfindende Konferenzen.

Wohnen ohne Autohttp://www.wohnen-ohne-auto.deEine Gemeinschaftsinitiative MünchnerUmweltverbände. Ziel ist dieErrichtung modellhafter autofreierWohnquartiere.

Online-RechnerLohnt sich der Unterhalt Ihres eigenen Au-tos?http://stud3.tuwien.ac.at/~e9725625/lohnt.html

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Mobil ohne Auto 2002Mobil ohne Auto 2002Mobil ohne Auto 2002Mobil ohne Auto 2002Mobil ohne Auto 2002Bilanz vom Autofreien Hochschultag 2002: Rekordzahl an (Hoch-)SchulenBilanz vom Autofreien Hochschultag 2002: Rekordzahl an (Hoch-)SchulenBilanz vom Autofreien Hochschultag 2002: Rekordzahl an (Hoch-)SchulenBilanz vom Autofreien Hochschultag 2002: Rekordzahl an (Hoch-)SchulenBilanz vom Autofreien Hochschultag 2002: Rekordzahl an (Hoch-)Schulen

aktiv für ÖPNV und Flächenbahnaktiv für ÖPNV und Flächenbahnaktiv für ÖPNV und Flächenbahnaktiv für ÖPNV und Flächenbahnaktiv für ÖPNV und Flächenbahn

Unsoziale Bahnpreispolitik kritisiert!Unsoziale Bahnpreispolitik kritisiert!Unsoziale Bahnpreispolitik kritisiert!Unsoziale Bahnpreispolitik kritisiert!Unsoziale Bahnpreispolitik kritisiert!

Um den 16.Juni 2002 haben an über 120 Or-ten in Dtl. knapp 500 000 Menschen für eineMobilität ohne Auto-, LKW- und Flugver-kehr demonstriert. Vom Hamburg bis zu densüdlichsten Gemeinden in den Alpen undam Bodensee haben basisnah organisierteAktionen vielfältigster Art das bundesdt.Verkehrsverhalten und -politik unter demMotto: „Die Neue Beweglichkeit: OhneAuto - fertig - los!“ auf`s Korn genommen.Vom Picknick auf Hauptverkehrsstraßen,Sonderzugfahrten, Fahrrad-, Inliner- undFußdemos, Straßenfesten, Bundes-straßensperrungen, Ralleys mit öffentlichenVerkehrsmitteln, Sonderfahrten vonEisenbahnvereinen usw. war alles was Spaßmacht mit am Start.Um den Anreiz zum Umsteigen auf umwelt-freundliche Verkehrsmittel zu verstärken,wird alljährlich am und um den dritten Sonn-tag im Juni mit den MoA-Aktionen für eineWende in der Verkehrspolitik protestiert:Dem öffentlichen Verkehr sowie den Belan-gen von Fußgängern und Radfahrern ober-ste Priorität!

Autofreier Hochschul- undSchultag im Aufwind!

Seit 1997 durchgeführt, beteiligen sich amjeweils auf den Aktionssonntag folgendenDienstag die Hochschulen, Schulen undUniversitäten mit einem Autofreien (Hoch-)Schultag (AfS bzw. AfH).Eine Rekordzahl von 50 Hochschulen folg-ten 2002 dem Aufruf und setzten mit phan-tasievollen Aktionen Zeichen für eine Mo-bilität abseits von PKW- , LKW- und Flug-verkehr.An Hochschulen u.a. in Freiburg, Lüneburg,Berlin, Eberswalde und Bochum wurdenParkplätze alternativ für Skater,Geschicklichkeits-Radfahrten, von Kinder-gärten, zum „street-painting“ etc. genutzt.

In einigen Hochschulen blieben die Park-räume zum AfH auch offiziell geschlossen.Rad-Rallyes, Parcours und Car-Walking fan-den in Braunschweig, Konstanz und Karls-ruhe statt. Die Studierenden der TU Dres-den wehrten sich mit der Sperrung der Bun-desstraße 172 für leider nur 10 genehmigteMinuten gegen das irrsinnige Straßenbau-projekt eines Autobahnzubringers mittendurch den Uni-Campus.Besondere inhaltliche Schwerpunkte derStudentInnen(schaften) waren dieses Jahrdie Forderungen nach einer Flächenbahnmit sozialverträglicher und übersichtlicherTarifstruktur in Kombination von Nah- undRegioverkehr.Das angedrohte Preissystem der DB AG -PEP- bedroht die Mobilität von jungen undalten Menschen und stellt eine Gefährdungder Semestertickets dar (siehe dazu auch:Resolution des 32. BÖT und der BSÖ e.V.:„Laßt die Bahn auf den Schienen!“: http://www.studis.de/bsoe/resolutionen)Die BSÖ e.V. und die beteiligten Hochschu-len protestierten gegen diese ungerechtfer-tigte Preissteigerungen und für attraktiveund sozialverträgliche Semestertickets.

Warum ist und bleibt MoAunerläßlich:

Trotz täglichem Stau in den Ballungsgebie-ten und fehlendem ÖPNV auf dem Landewerden als Allheilmittel weiterhin sogar auchauf eoropäischer Ebene ständig neue Orts-und Fernstrapßen gebaut.Das Ausmaß des »motorisiertenIndividualverkehrs (MIV)« verursacht le-bensbedrohliche Probleme:-Durch die Abgase entsteht unter Sonnen-einstrahlung vor allem in den Sommermo-naten das bodennahe Ozon. Besonders fürKinder, Kranke und alte Menschengesundheits- und lebensgefährdend, eine

einzige Qual!-Jeder Liter Benzin setzt bei seiner Verbren-nung 2,33 kg, jeder Liter Diesel 2,9 kg Koh-lendioxid (CO2)frei. Kohlendioxid ist derHauptverursacher des Treibhauseffektes.Bei steigender Tendenz kommen inDeutschland 21% des CO2 -Ausstoßes ausden Auspuffrohren.- Ein Drittel aller Autofahrten liegen unter 3km! Ihre 3 km lange Fahrt (mit Auto 10l Ver-brauch /100 km) zum Bäcker »mobil ohneAuto«, erspart Ihnen und Ihrer Umwelt fast1 kg CO2 !- Die dramatische Zunahme bei den Allergi-en und Atemwegserkrankungen wird gera-de durch die steigende Abgasbelastungverursacht.- Die ständige MIV-Belastung erzeugtStress und weitere Gesundheitsschäden, dieHerz-und Kreislauferkrankungen und dasHerzinfarktrisiko steigen.Die Zahl der Lärmtoten wird auf 2 000 Men-schen jährlich geschätzt.- Bei Verkehrsunfällen sterben jedes Jahr ca.8000 Menschen allein in Deutschland, dar-unter sehr viele Kinder. Über 500 000 schwe-rer Verletzte mit allen Folgen für Mensch undGesellschaft kommen jährlich dazu.- Die Stickoxide in den Autoabgasen tragenwesentlich zum Waldsterben bei und feineRußpartikel der Abgase verursachen Krebs.- Jeden Tag werden 110 ha Boden alsSiedlungs-oder Verkehrsfläche versiegelt.Schreitet der Flächenverbrauch in diesemAusmaß weiter voran, so ist Deutschlandin 80 Jahren komplett zubetoniert. 500 Jahredauert es hingegen bis sich 5 cm Humusbo-den nachbilden.

Der steigende Güterverkehr ist zusätzlich einriesiges Problem: Das Lippenbekenntnis:»Güter auf die Bahn« wird in der Realitätu..a. durch die Speditionsunternehmen zu:»Zerschlagt die Güterbahn!«MoA fordert u.a. endlich eine empfindlicheLKW-Maut und eine europaweiteSchwerlastverkehrsabgabe (LSVA)sowie einerweitertes Fahrverbot

Die Kampagne des VCD zum Erhalt der alten Bahncard sowie der Option auf die Schaffung einer wirklichen Mobilcard als Alternativezum Motorisierten IndividualVerkehr wird von der BSÖ ausdrücklich begrüßt. Unsere Forderungen gehen allerdings noch weiter. Indiesem Zusammenhang sei verwiesen auf die Bahnpreisresolution des 32.BÖT in Konstanz, abgedruckt im FUI 3/02.

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GAGAGAGAGATS - WTS - WTS - WTS - WTS - Was ist das?as ist das?as ist das?as ist das?as ist das?Dieser Artikel bildet den Auftakt zu einer kontinuierlichen Berichterstattung über das Allgemeine Übereinkommen über den Handelmit Dienstleistungen (engl.: GATS = General Agreement on Trades in Services).

Warum im FUI?Das GATS betrifft staatliche Maßnahmen,die den Handel mit Dienstleistungen ein-schränken. Dazu gehören unter anderem Be-vorteilung inländischer Anbieter, technischeNormen und quantitative Beschränkungen.Kritiker des Abkommens befürchten in Fol-ge zunehmender Liberalisierung negativeAuswirkungen auf die Versorgung der Be-völkerung mit (bisher) öffentlichen Dien-sten, auf Arbeitnehmerrechte und die Um-welt.(1)

GeschichteDas GATS trat im Januar 1995 als ein Ergeb-nis der letzten Uruguay-Runde in Kraft. DieWelthandelsorganisation (engl.: WTO =World Trade Organisation) selbst bezeich-net das Abkommen als einen Meilensteinder Verhandlungen. Nach Angaben derWTO tragen Dienstleistungen zu 60 % derweltweiten Produktion und Arbeistplätzebei, aber sie würden nur 20 % des Handelsausmachen. Trotz des Scheiterns der Mini-sterkonferenz der WTO in Seattle im Dezem-ber 1999 wird seit Anfang 2000 über dieweitere Liberalisierung verhandelt. EndeMärz 2001 wurde die erste Phase der Neu-verhandlung mit einer Bestandsaufnahmeund der Annahme von Verhandlungs-richtlinien abgeschlossen. In der derzeitigenPhase unterbreiten die Mitgliedstaaten ihrejeweiligen Liberalisierungsforderungen(sog. requests) und -angebote (sog. offers).Auf der WTO-Ministerkonferenz in Katarim November 2001 wurden für diese Ver-handlungen die Eckdaten 30.06.2002 (fürrequests) und 31.03.2003 (für erste offers)vereinbart.(2)

“in dem Wunsch, ...“„Die Mitglieder - [...] in dem Wunsch einenmultilateralen Rahmen von Grundsätzen undRegeln für den Handel mit Dienstleistungenim Hinblick auf die Ausweitung dieses Han-dels unter Bedingungen der Transparenz

und der fortschreitenden Liberalisierung undzur Förderung des Wirtschaftswachstums al-ler Handelspartner sowie der Weiterentwick-lung der Entwicklungsländer zu schaffen; [...]kommen hiermit wiefolgt überein:“ DieserAuszug aus der Präam-bel des Vertragstextes inder deutschen Fassung(3)

löst bei der einen oderdem anderen wohl Er-staunen aus. Was habenLiberalisierung und Wei-terentwicklung der Ent-wicklungsländer ge-mein? Das Recht derMitglieder, „die Erbrin-gung von Dienstleistun-gen in ihrem Hoheitsge-biet zu regeln und neueVorschriften hierzu ein-zuführen, um ihre natio-nalen politischen Ziele zuerreichen“ wird übrigensanerkannt. Besteht dem-nach kein Grund zur Be-sorgnis? Mit welchenGrundsätzen und Regelndie Mitglieder ihre pro-klamierten Wünsche indie Tat umsetzen wollen,ist Inhalt des nächstenArtikels. Bis dahin emp-fehle ich interessiertenLeserinnen und Lesernden regelmäßigen Be-such der GATS-Seitender ÖsterreichischenHochschülerInnenschaftim Internet, zu findenunter www.oeh.ac.at/gats.(1) siehe z.B. http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/gats.htm(2) Die Forderungen derEU können unter http://europa.eu.int/comm/t r a d e / s e r v i c e s /

gats_sum.htm nachgelesen werden.(3) Bürgerliches Gesetzblatt 1994 Teil II Sei-te 1643, www.vilp.de/Depdf/16/d093.pdf

GATS

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

S. 17 Vorwort

S. 18 Derzeitige Energieversorgung

S. 19 Photovoltaik

S. 20 Wind

S. 21 Wasserkraft

S. 21 Biomasse

S. 22 Zusammenfassung

S. 23 Zeitliche Schwankungen

S. 24 Ökostrom

S. 32 Energiesparen durch 50/50 Projekte

S. 34 Begriffe und Einheiten; Quellen

InhaltInhaltInhaltInhaltInhalt

Liebe Leserinnen und LeserLiebe Leserinnen und LeserLiebe Leserinnen und LeserLiebe Leserinnen und LeserLiebe Leserinnen und Leser,,,,,

die Zukunft der Energieversorgung ist ein viel diskutiertes Thema, nicht nur bei ökologisch interessieten Menschen. Allewissen, dass es nicht so weiter gehen kann wie bisher. Die Klimakatastrophe hat begonnen und in einigen Jahrzehntenwerden die Vorräte fossiler Energieträger erschöpft sein. Viele sind hilflos und denken, wir stehen vor einem kaum lösbarenProblem. Das dies nicht so ist soll dieser Schwerpunkt zeigen. Eine Energieversorgung auf Basis regenerativer Energieträgerist möglich, es stehen riesiege Potentiale zur Verfügung und die Techniken zu ihrer Nutzung sind größtenteils ausgereift.Außerdem findet ihr viele Infos rund um das Thema Ökostrom. Hierbei geht es um die Frage, wie man durch den Kauf vonÖkostrom regenerative Energien fördern kann. Ihr findet auch eine Liste von glaubwürdigen Ökostromanbietern und einekurze Anleitung, wie der Stromwechsel funktioniert. Falls ihr Anregungen und Kritik zum Schwerpunkt habt, findet ihrmeine Adresse unter „Themensprecher Energie“ auf der vorletzten Seite.

Viel Spaß beim Lesen

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Schwerpunkt: Energie

Derzeitige EnergieversorgungDerzeitige EnergieversorgungDerzeitige EnergieversorgungDerzeitige EnergieversorgungDerzeitige Energieversorgung

Weltweit werden derzeit etwa 90 % desPrimärenergieverbrauchs durch die Verbren-nung von Kohle, Erdöl und Erdgas, den sogenannten fossilen Energieträgern, gedeckt.So auch in Deutschland: Der gesamtePrimärenergieverbrauch der BundesrepublikDeutschland beträgt derzeit 490 Mio. t SKE.Etwa 40% der Energie werden aus Erdöl, 25%aus Kohle, gut 20 % aus Erdgas und 13 %aus Kernenergie gewonnen. Der Anteil derregenerativen Energien ist mit 2-3 % sehrgering.Etwa ein Drittel der Primärenergie wird zurStromerzeugung eingesetzt, in diesemBereich sieht die Verteilung der Energieträgerdeutlich anders aus: Die Netto-Stromerzeugung betrug im Jahr 2001 inDeutschland 491 tWh (Milliarden kWh). Dengrößten Anteil hatte mit 51 % Stein- undBraunkohle, gefolgt von Kernenergie mit 33%. Aus Erdgas und Erdöl stammen 9 % derStromproduktion und die regenerativenEnergieträger haben einen beachtlichenAnteil von immerhin 7 %. (Wasser 3,8 %,Wind 2,2 %, Biomasse und Müll 1 %, Son-ne: 0,001 %.Die Probleme der derzeitigen Energieversor-gung sind bekannt: Die Reserven fossilerEnergieträger sind begrenzt und werden nurnoch 50 bis 100 Jahre zur Verfügung stehen.Außerdem sind fossile Energieträger dieHauptverursacher des Treibhauseffektes(siehe auch FUI 3/02). Durch die Erzeugungvon einer kWh Strom aus fossilen Energienentstehen 750 – 1250 g Kohlendioxid, au-ßerdem 40-70 g Flugasche, 5-8 gSchwefeldioxid und 3-6 g Stickoxd.Die Risiken der Kernenergie brauchen wohl

auch nicht mehr erläutert werden, die radio-aktiven Abfälle werden noch jahrtausende-lang unzählige Generationen gefährden,vom Unfallrisiko in Kraftwerken undWiederaufarbeitungsanlagen und den Pro-blemen des Uranabbaus ganz zu Schwei-gen.Verschärft wird das Energieproblemdadurch, dass weltweit derzeit 75 % derEnergie in Industrieländern, also von 25 %der Bevölkerung verbraucht werden.Langfristig wird sich der Energiebedarf derweniger entwickelten Länder deutlicherhöhen. Wenn es die Industrieländer nichtschaffen, ihre Energieversorgungumzustellen, werden auch dieEntwicklungsländer ihre Energie–versorgung auf der Basis fossilerEnergieträger aufbauen.Wie kann also die Lösung des Problemsaussehen? Ganz wichtig ist natürlichEnergiesparen, die Devise lautet: „Nega-Watt statt Mega-Watt.“ Das dies möglichist, zeigt schon ein Vergleich des Energie-verbrauchs unterschiedlicher Industrielän-der. So beträgt der ständige pro Kopf-Ver-brauch an Primärenergie z.B. in Kanada 12kW, in Deutschland 5,7 kW und in Däne-mark gerade mal 4 kW. In Deutschland be-trägt der sogenannte nationale Energie-wirkungsgrad gerade mal gut 30 % Dasheißt, von 3 Teilen eingebrachter Energiewird nur 1 Teil wirklich genutzt, 2 Teile sindVerluste.Auch der Stromverbrauch kann inDeutschland in den nächsten Jahrendeutlich gesenkt werden. Dazu hat VolkerQuaschning ein Szenario entwickelt, das in

seinem Buch „Sy-stemtechnik einerklimaverträglichenElektrizitätsversor-gung in Deutschlandfür das 21. Jahrhun-dert“ nachgelesenwerden kann. Auf die-ses buch werde ichmich im folgendennoch des öfteren be-ziehen.Quaschning berech-net, dass der Strom-verbrauch bis zumJahr 2020 auf 418 tWh

gesenkt werden kann, wenn entsprechendeAnstrengungen unternommen werden. Anson-sten, so berechnet er in einem zweiten Sze-nario, könnte der Stromverbrauch sogar wei-ter steigen, bis 2020 auf 618 tWh.Alles, was nicht eingespart werden kann,muss durch regenerative Energienbereitgestellt werden. WelcheMöglichkeiten zur Nutzung regenerativerEnergien es gibt, hängt natürlich von derForm der Energie ab, die gebraucht wird.Dieser Schwerpunkt beschäftigt sich imwesentlichen mit der regenerativenStromerzeugung. Im folgenden sollen aberauch die anderen Bereiche, in denen Energieverbraucht wird, kurz angesprochen werden.Der problematischste Bereich ist derVerkehr, da hier der Energieverbrauch immernoch steigt. Der Schlüssel zur Lösung desEnergieproblems im Verkehr liegt im Umstiegauf öffentliche Verkehrsmittel. Schinen–gebundene Verkehrsmittel können mit Strombetrieben werden, der sich problemlosregenerativ erzeugen lässt. Die verbleiben–den Straßenfahrzeuge könnten auchentweder mit Strom, oder mit Pflanzenölbetrieben werden. Um eine Verringerung desEnergieverbrauchs im Flugverkehr zuerreichen wäre es sinnvoll, dort, wo auffliegen nicht ganz verzichtet werden kann,auf Zeppeline umzusteigen. Diese brauchenzwar für die gleiche Strecke etwa 3 mal solang, aber auch deutlich weniger Energie.Ein weiterer wichtiger Bereich ist dieRaumheizung. Durch verbesserte Isolationkann hier der Energieverbrauch extremgesenkt werden. Außerdem ist es wichtig,Abwärme, die in der Industrie oder bei derStromerzeugung entsteht, für die Heizungvon Gebäuden zu nutzen. Im übrigen kanndie benötigte Heizenergie durch dieVerbrennung von Biomasse oder regen–erativ erzeugtem Wasserstoff bereitgestelltwerden. Auch hierbei könnte gleichzeitigStrom erzeugt werden.Allgemein gilt: Die Potentiale regenerativerEnergiequellen sind riesig, und die Tech–niken zu ihrer Nutzung stecken absolut nichtmehr in den Kinderschuhen. Wie schnell dieUmstellung auf regenerative Energienerfolgt, ist eine Frage der Politik. Dass sietechnisch möglich ist wird auf den nächstenSeiten am Beispiel der Stromerzeugunggezeigt.

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

PhotovoltaikPhotovoltaikPhotovoltaikPhotovoltaikPhotovoltaik

Technische GrundlagenDie Sonne strahlt in Mitteleuropa mit einerLeistung von rund 1000 W/m2 auf die Erde.In den Wüstengebieten Afrikas ist dieserWert mehr als doppelt so hoch, er veringertsich deutlich, wenn der himmel bewölkt ist.Die Energie der Sonnenstrahlung kanngenutzt werden, um Strom zu erzeugen: TrifftLicht auf Silizium, so werden Elektoronenaus dem Kristallgitter gelöst und es entstehtelektrische Energie. Der Wirkungsgrad, alsoder Anteil der Lichtenergie, die inelektrische Energie Umgewandeltwerden kann, ist dabei mit 10 – 15 %relativ gering. Das liegt daran, dassnur licht einer bestimmtenWellenlänge geeignet ist, Elektronenaus dem Silizium herauszulösen.Infrarotstrahlung, die eine zu großeWellenlänge, also zu wenig Energiehat, geht ungenutzt durch das Siliziumhindurch. Hat das Licht hingegen zuviel Energie, geht ein Teil als Wärmeverloren. Allerdings ist derWirkungsgad bei regenerativenEnergien nicht so wichtig, da imGegensatz zu fossilen Brennstoffen,die Ressourcen ja beinahe unbegrenztzur Verfügung stehen.

PotentialDie jährlich von der Sonne in Deutschlandeingestrahlte Energie beträgt 380.000 tWh.Würde man die gesamte Energie nutzen,könnte man etwa 40.000 tWh elektrischeEnergie pro Jahr gewinnen. Das ist 10 malso viel, wie in Deutschland jährlichverbraucht wird.Geht man daon aus, dass Freiflächen nur ingeringem Umfang für Solarzellen genutztwerden sollen, verringert sich das Potentialder Sonnenenergie erheblich. Solarzellenkönnten dann auf Dachflächen, anGebäudefassaden und entlang vonVerkehrswegen angebracht werden.Volker Quaschning berechnet, dass es inDeutschland rund 3000 Mio. m2 Dachflächeauf Schrägdächern und 1350 Mio. m2 aufFlachdächern gibt. Dabei sind nicht alleDächer für die Aufstellung von Slarzellengeeignet. So ist ein Anbringen vonSolarzellen auf Dächer mit Nordausrichtung

nicht sinnvoll, auf anderen Dächern gibt esbereits Aufbauten, die ein Anbringen vonSolarzellen verhindern. Außerdem mussberücksichtigt werden, dass auchDachflächen für thermische Solarzellen zurWarmwasserbereitung gebraucht werden.So berechnet Quaschnig, dass aufDachflächen 112,5 tWh Strom pro Jahr er-zeugt werden können.Bei Gebäudefassaden geht Quaschnigdavon aus, dass 25 % der Flächen aufgrundvon baulichen Restriktionen nicht zur

Verfügung stehen. 50 % der verbleibendenFläche sind durch Türen und Fensterverbraucht. Ein drittel der verbleibendenFläche ist wegen Abschattung durchbenachbarte Gebäude unbrauchbar.Außerdem berücksichtigt er nur Fassadenmit einer Südost- bis Südwest Ausrichtung,wodurch noch einmal 75 % der

verbleibenden Fläche ausscheidet. Auch anFassaden wird ein Teil der Fläche fürsolarthermische Nutzung, wie transparenteWärmedämmung benötgt. dadurchverbleiben nur noch 3 % der Fassadenflächefür die Errichtung von Photovoltaikanlagen,was ein Stromerzeugungspotential von 20,7tWh pro Jahr ergibt.Entlang von Verkehrswegen, wieAutobahnen und Schienen, könnenSolarzellen angebracht werden, diegleichzeitig als Schallschutzwände dienen.

Hier rechnet Quaschning mit einemStromerzeugungspotential von 5,7 tWhpro Jahr. Auf Freiflächen sollen 36,5tWh pro Jahr erzeugt werden, womitdurch Photovoltaik insgesamt 175 tWhpro Jahr erzeugt werden können.Die Rechnung von Quaschnig istsicherlich eher pessimistisch;Greenpeace berechnet für dieStromerzeugung durch Photovoltaik einPotential von 539 tWh pro Jahr.

RealisierungWie schnell können diese Potentialeerschlossen werden? Derzeit werden inDeutschland gerade mal 0,04 tWh pro

Jahr durch Photovoltaik erzeugt. Geht mandavon aus, dass die neu installierte Leistungpro Jahr um 30 % steigt, können in im Jahr2020 15,5 tWh durch Photovoltaik erzeugtwerden, bis 2050 kann das gesamte vonQuaschnig berechnete Potential von 175tWh ausgeschöpft werden.

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Schwerpunkt: Energie

WindWindWindWindWind

Technische GrundlagenWindenergie wird schon seit dem Mit-telalter zum Mahlen von Getreide oderz.B. für Wasserpumpen benutzt. DieFlügel eines Windrades werden dabeidurch Auftriebskraft, wie an einemFlugzeugflügel in Bewegung gesetzt.Die Bewegung wird dann, meistensüber ein Getriebe, an einen Generatorübertragen, der im Prinzip genausofunktioniert wie der Generator eineskonventionellen Kraftwerkes.

PotentialDurch natürliche vorgänge werdenetwa 2% der eintreffendenSonnenenergie in Windumgewandelt. Theoretisch könntensomit etwa 4.000 tWh Strom pro Jahrdurch die Nutzung der Windenergiegewonnen werden. Wie viel Strom tat-

sächlich duch Windenergie erzeugt werdenkann, hängt davon ab, welche Standorte fürWindkraftanlagen als geeignet angesehenwerden. Derzeit werden Windkraftanlagenhauptsächlich in küstennnahen Gebietenerrichtet, weil hier die Windgeschwindigkeitam größten ist. Nimmt man gewisse Abstri-che bei der Energieausbeute in Kauf, gibtes aber auch im Binnenland sehr viele ge-eignete Standorte. Hinzu kommt, dassWindkraftanlagen wegen der Geräusch-entwicklung und des Schattenwurfs nichtin der Nähe von Wohngebieten aufgestelltwerden dürfen. So mussein Mindestabstand von500 Metern zu Dörfernund 300 Metern zu ein-zelnen Häusern einge-halten werden. Wichtigist, dass die Bevölkerungin die Planung vonWindkraftanlagen ein-bezogen wird, sonst istes kein Wunder, wenndie Anlagen nicht ak-zeptiert werden.Außerdem werden auchVögel durch Windkraft-anlagen beeinträchtigt,

weshalb einige Standorte ausNaturschutzgründen nicht in Fragekommen.Zur Frage, wie viele geeignete Stand-orte für Windkraftanlagen es inDeutschland gibt, gibt es viele ver-schiedene Studien. Quaschning be-rechnet ein Stromerzeugungs–potential von 85,3 tWh pro Jahr durchWindkraftanlagen an Land und einPotential von 78,6 tWh durchOffshore-Anlagen. Greenpeace gehtdavon aus, dass das Strom–erzeugungspotential deutlich höherist, insgesamt 356 tWh pro Jahrkönnen nach der Studie vonGreenpeace durch Windenergieerzeugt werden.

RealisierungIm Gegensatz zur Photovoltaik leistetdie Windenergie schon heute einennicht zu vernachlässigenden Beitrag zurStromversorgung. Im Jahr 2002 wur-

den 11,5 tWh durch Windenergie erzeugt, dassind 2,3 % des Verbrauchs. Die Geschwin-digkeit des Ausbaus der Windenergie ist er-staunlich. Auch die optimistischsten Progno-sen wurden von der Realität überhohlt.Quaschning geht beispielsweise auf derGrundlage von Daten von 1999 davon aus,dass im Jahr 2020 24,2 tWh pro Jahr durchWindenergie erzeugt werden können. Die-ser Wert wird, nach heutigen Daten, bereitsspätestens im Jahr 2008 erreicht werden.

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

WWWWWasserkraftasserkraftasserkraftasserkraftasserkraft

Technische GrundlagenWasserkraft wurde in Deutschland vonAnfang an zur Stromerzeugung genutzt, dadie Stromgestehungskosten sehr niedrigsind. Das erste Kraftwerk ging bereits 1891in Betrieb.Bei Wasserkraftanlagen unterscheidet manzwischen Laufwasserkraftwerken, Speicher-wasserkraftwerken und Pumpspeicher-kraftwerken. Laufwasserkraftwerke werdenan Flüssen oder Bächen errichtet, ihre Lei-stung ist direkt vom momentanen Wasser-angebot abhängig. Speicher-wasserkraftwerke verfügen über einen Was-serspeicher, meist einen Stausee, so dassjahreszeitliche Schwankungen im Wasser-angebot ausgeglichen werden können.

Pumpspeicherkraftwerke dienen nichtder Erzeugung, sondern der Speicherungelektrischer Energie. Sie nehmen in einemEnergieversorgungssystem mitregenerativen Energien eine wichtige Rolleein, da zeitliche Schwankungen desEnergieangebots ausgeglichen werdenmüssen. Hierauf wird später noch genauereingegangen.

PotentialDie theoretisch aus Wasserkraft gewinnbareEnergie wird auf 100 tWh pro Jahr geschätzt.Quaschning geht davon aus, dass etwa einviertel dieser Energie genutzt werden könnenund schätzt das Stromerzeugungspotentialvon Wasserkraft auf 25 tWh pro Jahr. Der

Wert von Greenpeace liegt mit 26,5 tWh inder gleichen Größenordnung.

RealisierungIm Jahr 2002 wurden 19,8 tWh Strom durchWasserkraft erzeugt. Dieser Wert ist vomtheoretisch erreichbaren Wert nicht allzuweitentfernt. Eine Steigerung ist vor allem durchden Bau von Klein- und Kleinstanlagenmöglich. Seit 1950 sind in Deutschland30.000 Anlagen mit Leistungen von unter100 kW stillgelegt worden, weil sie angeblichunwirtschaftlich waren. Außerdem kann derWirkungsgrad bestehender Anlagenverbessert werden.

BiomasseBiomasseBiomasseBiomasseBiomasseTechnische Grundlagen

Bei der Biomassenutzung wird zwischender Nutzung von Reststoffen aus derLand- und Forstwirtschaft und der Nut-zung speziell angebauter Energiepflanzenunterschieden. Während die Nutzung vonReststoffen unproblematisch ist, ist derAnbau von Energiepflanzen nur begrenztmöglich, da der Anbau von Lebensmit-teln eingeschränkt wird.Am sinnvollsten ist die Nutzung von Bio-masse in Blockheizkraftwerken (BHKW) mitKraft- Wärme-Kopplung. Das heißt, dassgleichzeitig Strom erzeugt und Wärme pro-duziert wird. Als Verbrennungsprodukt kanndabei sowohl die Biomasse selbst (Holz, Stroh,etc.) als auch weiterverarbeitete Produkte wieBiogas oder Pflanzenöl dienen.BHKWs können entweder wärmegeführtoder lastgeführt betrieben werden.Wärmegeführte BHKWs werden dannbetrieben, wenn Wärme benötigt wird. Last-geführte BHKWs sollen hingegen dannbetrieben werden, wenn Strom benötigt wird,also wenig Strom aus anderen regenerativen

Energieträgern wie Wind oder Sonne zur Ver-fügung steht.

PotentialQuaschning geht davon aus, dass durch dieNutzung von Reststoffen 44 tWh Strom proJahr erzeugt werden könnten. Da dieser Wertallerdings bei einer extensiverenLandwirtschaft geringer wird und da es nichtmöglich ist, wirklich alle Reststoffe zuerfassen, wird von einemStromerzeugungspotential von 33 tWh proJahr ausgegangen.

Quaschning geht davon aus, dass nur einegeringe Fläche für den Anbau vonEnergiepflanzen zur Verfügung steht, sodass lediglich weitere 17 tWh Strom proJahr durch die Nutzung Energiepflanzenerzeugt werden können. Somit ergibt sichinsgesamt ein Potential von 50 tWh proJahr für die Stromerzeugung aus Biomasse.Greenpeace geht von einem etwas höherenPotential von 73 tWh pro Jahr aus.

RealisierungDerzeit werden 1,8 tWh Strom pro Jahr ausBiomasse gewonnen. Hinzu kommen 3 tWhdurch Müllverbrennung, was einigeAutoren ebenfalls zur Biomasse rechnen.Quaschning geht davon aus, dass im Jahr2020 25 tWh aus Biomasse gewonnenwerden können. Bis zum jahr 2050 könnendie vollen 50 tWh pro Jahr ausgeschöpftwerden.

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Schwerpunkt: Energie

ZusammenfassungZusammenfassungZusammenfassungZusammenfassungZusammenfassung

PotentialeDas gesamte Potential regenerativerEnergieträger ist groß genug, um denStromverbrauch Deutschlands zu decken.Nach der vorsichtigen Schätzung vonQuaschning beträgt das Potential 414 tWhpro Jahr und ist damit genauso groß wie derStromverbrauch nach dem Energie–sparszenario.Greenpeace berechnet sogar ein Potential,das doppelt so hoch ist, wie der derzeitigeVerbrauch. Insgesamt fast 1000 tWh pro Jahrkönnen laut Greenpeace aus regenerativenEnergiequellen erzeugt werden.Wie schnell wird die Umstellungvorangehen? Quaschneng rechnet damit,dass im Jahr 2020 27,5% des Verbrauchsdurch regenerative Energieträger gedecktwerden können. Wie bereits erwähnt istseine Schätzung aber bei der Windenergie

Was muss geschehen?Mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)hat die Bundesregierung ein sinnvollesInstrument zur Förderung regenerativerEnergien geschaffen. Das funktioniert so:Wer Strom aus erneuerbaren Energienproduziert, kann diesen ins öffentliche Netzeinspeisen und bekommt dafür einefestgelegte Vergütung. Die Vergütung sollso bemessen sein, dass die Anlagenwirtschaftlich betrieben werden können.Gerade bei der Sonnenenergie ist dieVergütung von 45 Cent pro Kilowattstundeaber nur an günstigen Standorten kosten-deckend. Insgesamt kann man aber sagen,dass der Ausbau erneuerbarer Energiendurch das EEG möglich ist. Für eine Energie-wende ist das EEG aber als einziges Instru-mentarium noch zu wenig. Im Bereich derKraft-Wärme Kopplung setzt die Bundes-regierung hauptsächlich auf eine Selbst-verpflichtung der Industrie, die am 25.06.01unterzeichnet wurde. Es ist aber sehr frag-lich, ob die großen Stromkonzerne tatsäch-lich zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopp-lung bereit sind. Denn: Je mehr Strom ausKraft-Wärme-Kopplung produziert wird,desto weniger können sie aus ihren Groß-kraftwerken verkaufen.Dabei wäre die Lösung des Problems ganzeinfach: Bei den Preisen für fossileEnergieträger und Uran müssten auch dieFolgekosten beücksichtigt werden. Dannsind regenerative Energien und Kraft-Wärme-Kopplung ohne jede Subventionpreisgünstiger.Entwicklung von Verbrauch und regenerativer Erzeugung nach Quaschning

viel zu vorsichtig. Im Jahr2050 kann nachQuaschning der gesamteElkktrizitätsbedarf regen–erativ erzeugt werden.Spätestens bis zum Jahr2050 kann also unsergesamter Strom auserneuerbaren Energienkommen. Um die CO2Emissionen schon jetzt zusenken, müssen diefossilen Brennstoffe vielbes–ser ausgenutzt wer–den. Das bedeutet:Ausgediente Kohlekraft–werke müssen durch Gas-und Dampf- Kraftwerke mit hohemWirkungsgrad ersetzt werden. Außerdemmuss die Kraft-Wärme Kopplung starkausgebaut werden.

26,5

73

356

539

0 100 200 300 400 500 600

tWh/a

1

Technisches Potential regenerativer Stromquellen in Deutschland nach Greenpeace

PhotovoltaikWindenergieBiomasseWasserkraft

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

Zeitliche SchwankungenZeitliche SchwankungenZeitliche SchwankungenZeitliche SchwankungenZeitliche Schwankungen

Zum Aufbau einer Energieversorgung ausregenerativen Energieträgern stehen genugRessourcen zur Verfügung. Das heißt abernoch nicht, dass eine solcheEnergieversorgung auch wirklich möglichist. Das Problem ist, dass sich Strom nichtspeichern lässt. Die von regenerativenEnergien erzeugte Leistung schwankt,abhängig von den Wetterbedingungen,sehr stark. Kann es gewährleistet werden,dass der Energiebedarf trotzdem jederzeitdurch regeneraive Energieträger gedecktwird?Zu dieser Frage hat Volker Quaschningumfangreiche Untersuchungendurchgeführt. Quaschning ermittelt fürsämtliche regenerativen Energieträger überein Jahr den zeitlichen Verlauf der Leistung.Grundlage für seine Betrachtungen sindWetterdaten aus dem Jahr 1991, weil indiesem Jahr ein nahezu durchschnittlichesGesamtangebot an Solar- und Windenergievorlag. Danach analysiert Quaschning denzeitlichen Verlauf des Verbrauchs. beideVerläufe können dann verglichen werden umzu ermitteln, wann ein Energieüberschussund wann Energiemangel vorliegt.Anschließend muss nach Möglichkeitengesucht werden, die ermittelten Differenzenauszugleichen. Dazu gibt es eine Rheihe vonMöglichkeiten:

••••• Verlagerung des Stromver–brauches zu Zeiten, in denengenug Energie zur Verfügung steht

••••• Sinnvoller Einsatz lastgeführterBlockheizkraftwerke

••••• Nutzung von bestehendenPumpspeicherkraftwerken

••••• Ausgleich durchgroßräumige Energie–versorgungsnetze

••••• Bau neuer Speicher–kraftwerke

••••• Betrieb konventionellerKraftwerke

Zunächst kommt Quaschningaber zu dem Ergebnis, dass gut30 % des Stroms ausregenerativen Energiengewonnen werden können ohnedass zusätzliche Maßnahmenerforderlich sind.Zur Verlagerung des Strom–verbrauchs schlägt Quaschning

vor, dass die Stromkosten vom Angebotregenerativer Energie abgängig sein sollten.In den Haushalten könnten dann„Tarifampeln“ angebracht werden, die beiteurem Tarif auf rot geschaltet sind, beimittleren Preisen auf gelb und bei billigemStrom auf grün schalten. Unterstützt wirddas Konzept durch technische Maßnahmen:So könnten Tiefkühlgeräte bei großemStromangebot einige Grad runterkühlen,damit sie bei Stromknappheit abgeschaltetbleiben. Andere Geräte, wie Spül- oderWaschmaschinen könnten mitTarifschaltern ausgestattet werden, so dasssie automatisch bei niedrigem tarifeingeschaltet werden.Jedoch auch mit diesen Maßnahmen undder Nutzung von BHKWs undPumpspeicherkraftwerken lässt sich nochkeine vollständige Anpassung vonStromangebot und –Verbrauch erziehelen.Deshalb muss ein Ausbau derEnergieversorgungsnetzte erfolgen. Stromlässt sich heute auch über großeEntfernungen mit geringen Verlustenübertragen. Neben den klassischenDrehstromleitungen ist für großeEntfernungen die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) sinnvoll.Hierbei betragen die Verluste nur 2,5 % auf1000 km. Durch den Austausch von Stromin Ost-West Richtung können tageszeitlicheSchwankungen ausgeglichen werden. AuchStromimport aus Gebieten mit einemÜberangebot regenerativer Energieträger istdenkbar. Neben den Ländern Nordafrikas,die ein sehr großes Angebot an

Sonnenenergie haben, besteht in vielenLändern auch ein Überangebot anWindenergie (s.u.).So ist der Bau von Speicherkraftwerken zurDeckung der Nachfrage wahrscheinlich garnicht unbedingt nötig. Er ist aber in jedemFall sinnvoll, da durch den regenerativenKraftwerkspark in jedem Fall Überschüsseentstehen, die sonst ungenutzt blieben. Denbesten Wirkungsgrad von ca 75 % habendabei Pumpspeicherkraftwerke. Der Bausolcher Kraftwerke ist aber nur begrenztmöglich. Eine weitere Möglichkeit zurEnergiespeicherung ist die Herstellung vonWasserstoff. Die Speicherung z.B. inunerirdischen Salzkavernen ist technischkein Problem. Zur Stromerzeugung könnenGasturbinen eingesetzt werden, wie sieschon heute mit Erdgas betrieben werden.Dabei ist der Wirkungsgrad allerdings relativgering. Mit Brennstoffzellen werden sichzukünftig aber Wirkungsgrade von 50 %erziehlen lassen.In der Übergangszeit werden auf jeden Fallnoch konventionelle Kraftwerke gebrauchtwerden. Kohle- und Kernkraftwerke sindaber völlig ungeeignet, da ihreLeistungsabgabe nur sehr langsam reguliertwerden kann. Gas- und Dampfkraftwerke undBHKWs können ihre Leistungsabgabedeutlich schneller an das schwankendeAngebot der regenerativen Energienanpassen. Außerdem ist ihr Wirkungsgradhöher. Beim Neubau von Kraftwerken istaußerdem darauf zu achten, dass sie auchin Mischfeuerung mit Biomasse und mitWasserstoff betrieben werden können.

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Schwerpunkt: Energie

ÖkostromÖkostromÖkostromÖkostromÖkostrom

Beim Telefonieren tut´s fast jeder. Beim Lichtanknipsen kann es seit knapp vier Jahrenauch jeder tun: Den Anbieter frei auswählen.Seit 1998 das Strommonopol in Deutschlandgekippt wurde, kann jeder Verbraucher selbstentscheiden, wer ihm den Strom liefert undvor allem: was für Strom geliefert wird.Während beim Telefonieren ganz klar derPreis entscheidet, wer das Rennen macht,können bei der Wahl des Stromanbietersauch ökologische Ansprüche des Kundendas Entscheidungskriterium sein.Mittlerweile hat sich eine grüne Nische aufdem Strommarkt entwickelt, die nicht mehrauf den ersten Blick zu durchschauen ist.

Dutzende Stromanbietern offerierenÖkostromtarife, die sich nicht nur nach demPreis, sondern auch nach der „Qualität“ desStroms und der Art der Vermarktungunterscheiden. Gar nicht so einfach, indiesem Anbieter-und-Tarife-Dschungel eineEntscheidung zu treffen. Daher wird derÖkostrommarkt in diesem Artikel etwasnäher beleuchtet. Diese Informationen sollengrundsätzlich klären, unter welchenBedingungen es sinnvoll ist, Ökostrom zubeziehen. Außerdem sollen sie demzukünftigen Ökostromkunden helfen, fürsich persönlich zu entscheiden, welche Artvon grünem Strom er haben möchte.

Was ist Ökostrom ?Die Definition von Ökostrom ist zunächstnoch relativ einfach. In erster Linie ist esder Strom, der aus erneuerbarenEnergieträgern gewonnen wird, vor allemaus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. Ineinigen Ökostrom-Angeboten ist außerdemStrom enthalten, der in Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerken erzeugt wird. InKWK-Anlagen werden zwar fossileEnergieträger wie Gas oder Kohle eingesetzt,aber deutlich effizienter genutzt, als inherkömmlichen Kraftwerken. Bei dernormalen Stromproduktion gehen etwa zweiDrittel der Energie von Gas oder Kohle alsAbwärme verloren. Bei KWK-Anlagendagegen können die eingesetzten fossilenEnergien zu 70 bis 90 Prozent genutztwerden, weil mit dem Nebenprodukt Wärmebeispielsweise geheizt oder Wasser erwärmtwird.Wesentlich komplizierter ist die Verteilungvon Ökostrom. Rein physikalisch ist es nichtmöglich einem Kunden eine bestimmteStromart, sei es nun Ökostrom oderkonventioneller Strom (=Egalstrom), zuliefern. Die - eher seltene - Ausnahme ist diedirekte Versorgung eines Haushalts durchdas Windrad, das hinterm Haus Stromerzeugt, der per direkter LeitungLichtschalter, Computer und Toastererreicht. In den meisten Fällen läuft dieStromversorgung jedoch über dieallgemeinen Versorgungsnetze, in die derÖkostrom eingespeist wird, aber nicht vomEgalstrom getrennt werden kann. Damit istder (deutsche) Strompool mit einem großen

See vergleichbar, der aus denverschiedensten Quellen gespeist wird undaus dem an vielen Stellen Wasser (bzw.Strom) entnommen wird. Dem entnommenenWasser kann man jedoch die einzelnenQuellen nicht mehr zuordnen.

Warum Ökostrom kaufen,wenn man keinen

Ökostrom bekommt?Auch wenn kein grüner Strom aus derheimischen Steckdose kommt, kann derWechsel zu einem Ökostrom-Tarif einenökologischen Nutzen haben. Allerdings nur,wenn die Finanzspritze nicht nur die Taschendes Anbieters füllen, sondern damit dieregenerative Energieerzeugung ausgeweitetwird. Letztlich sind Ökostrom-Tarife einfinanzielles Förderinstrument für den Bauvon Anlagen, mit denen regenerativeEnergien genutzt werden. DerGrundgedanke ist es, die Ökostrom-Produktion immer mehr zu steigern, so dassder Anteil von grünem Strom in obenbeschriebenen Strompool stetig größer wird.Nach und nach könnten damitAtomkraftwerke und fossile Kraftwerkeüberflüssig werden. Sinnvoll ist diese Artder Förderung jedoch nur, wenn Anlagengebaut werden, die nicht sowieso aufgrunddes Erneuerbare-Energien-Gesetzes gebautwürden.Welcher Ökostrom-Tarif bringt den größtenBeitrag zur Energiewende?Die Ökostrom-Tarife sind alles andere alseinheitlich geregelt. Fast jeder Anbieter hatseine eigenen Besonderheiten. Allerdingslassen sich alle Tarife grob zwei alternativenVermarktungsmodellen zuordnen, die hier alsExtreme vorgestellt werden. Auf demÖkostrommarkt finden sich jedochverschiedene Varianten und Kombinationender Modelle.

Das DurchleitungsmodellBeim Durchleitungsmodell wird dem Kundeneine Vollversorgung mit Ökostrom geboten.Auch wenn eine physikalische Lieferungnicht möglich ist, bekommt der Kunde reinrechnerisch den grünen Strom geliefert. Beizeitgleicher Einspeisung hat der Kunde dann

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

nichts mehr mit seinem altenEnergieversorgungsunternehmen zu tunund wird komplett von einemÖkostromanbieter versorgt. Der Nachteil beidieser extremsten Variante desDurchleitungsmodells ist, dass dieVergütung nach dem EEG nicht in Anspruchgenommen wird, sondern der Ökostrom aufeinem separaten Markt gehandelt wird, sodass ausschließlich die Öko-Kunden dengrünen Strom finanzieren. Gleichzeitigsinken auf dem Egalstrommarkt die Preise,weil weniger Ökostrom nach dem EEGvergütet wird und so die Umlage aufEgalstromkunden geringer wird.Im Gegensatz zum Aufpreismodell (sieheunten) besteht beim Durchleitungsmodellfür den Kunden die Chance, komplett voneinem Anbieter versorgt zu werden, derausschließlich mit grünem Strom handeltund nicht in einem anderenGeschäftsbereich in Atomstrom-Geschäfteverwickelt ist.

Das Aufpreismodell...auf der Basis von

EgalstromBei diesem Modell liefert das örtlicheEnergieversorgungsunternehmen, weiterhinden Strom. Der Ökostrom-Anbieterübernimmt für den Kunden die Rechnungder Avacon AG und erhebt zusätzlich einenAufpreis, mit dem die Erzeugung vonÖkostrom unterstützt wird. Bei diesemModell wird der Ökostrom nach den Tarifendes Erneuerbare-Energien-Gesetzesvergütet. Nach dem EEG haben (fast) alleErzeuger von Strom aus erneuerbarenEnergien einen Anspruch darauf, dass ihre

Kraftwerke an das öffentliche Netzangeschlossen werden. Die Mehrkosten fürdie Erzeugung von Ökostrom finanziert jeder(Egal)Stromkunde über seine ganz normaleRechnung mit.Mit dem Aufpreis, den die Ökostrom-Kunden beim Aufpreismodell zusätzlichzahlen, können Anlagen gefördert werden,für die die gesetzliche Vergütung nichtausreicht oder die nach dem EEG nichtvergütet werden, aber unter Umständentrotzdem ökologisch sinnvoll sind. BeimAufpreismodell muss dem Kunden klar sein,dass er nicht „Eigentümer“ des Ökostromswerden kann, bzw. dass er keine rechnerische„Vollversorgung“ mit Ökostrom bekommt.Das ist jedoch nicht weiter relevant, da beidiesem Modell allein entscheidend ist, dassder Kunde mit einer „Spende“ den Ausbauregenerativer Energien fördert.

... auf der Basis vonregenerativ erzeugtem

StromAuch bei dieser Variante desAufpreismodells trägt der Kunde zurFörderung zusätzlicher Ökostrom-Anlagenbei. Gleichzeitig wird der Kunde(vergleichbar dem Händlermodell)ausschließlich mit Ökostrom versorgt, abernur zu einem Teil mit Ökostrom, der einenUmweltgewinn bedeutet. Der andere Teil desStroms wird entweder in Anlagen erzeugt,die nach dem EEG vergütet werden, alsoauch ohne die Nachfrage desÖkostromkunden gebaut worden wären,oder die bereits im Wettbewerb bestehenkönnen und keine Extra-Förderung mehrbrauchen.

AlsoEgal ob Durchleitungs- oder Aufpreismodell:In beiden Fällen ist allein entscheidend, obin neue Anlagen investiert wird, die ohnedie Nachfrage des Ökostromkunden nichtgebaut würden. Nur so wird ein Beitrag zurEnergiewende geleistet, alles andere istausschließlich ein gutes Geschäft für dieStromanbieter...Vor diesem Hintergrund wird deutlich,welche Ökostrom-Angebote von vorneherein ausgeschlossen werden können.Manch Anbieter verkauft Strom, der in alten,längst abgeschriebenen Anlagen erzeugtwird, neuerdings als „öko“. Auch wenn derStrom aus regenerativen Energieträgerngewonnen wird, hat der Tarif keinenökologischen Nutzen, wenn keine einzigeneue Anlage gebaut wird. Stattdessen wirdden Kunden der Strom, der schon seitJahren zu Normal-Preisen verkauft wurde,nun als teurerer Ökostrom angeboten.Bestes und bekanntestes Beispiel für dieseArt der Abzockerei ist e.on mit denAngeboten „aquapower“ und „Natur-Power“.

LabelStellt sich für den willigen Ökostromkundendie Frage: wie wird glaubwürdignachgewiesen, ob der grüne Strom in neuenoder alten Anlagen erzeugt wird? AlsWegweiser durch den grünen Strommarktsind zur Zeit verschiedenen Zertifikate bzw.Label im Umlauf. Aber: Auch bei denWegweisern gibt’s qualitative Unterschiede.Eine wirkliche Hilfe sind sie daher erst dann,wenn der Verbraucher weiß, nach welchenKriterien Strom zu Ökostrom deklariert wird.

Ökostromlabel; Quelle: Robin Wood

So funktioniert’s!!So funktioniert’s!!So funktioniert’s!!So funktioniert’s!!So funktioniert’s!!

Hier kurz der Ablauf was passiert, wenn man zu einem Ökostrom-Unternehmen wechselt.

• Zuerst ein Unternehmen aussuchen und evtl. die Mehrkosten berechnen.

• Dann den Vertrag unterschreiben, eine Kopie der letzten Rechnung des Unternehmens beifügen, vonwo man jetzt den Strom bezieht. Gleichzeitig unterschreibt man eine Vollmacht, um das neueUnternehmen zu bevollmächtigen, bei dem alten Unternehmen zu kündigen u.a..

• Dann kann es ein bißchen dauern, bis man wirklich den Strom von dem anderen Unternehmenbeziehen kann, da sie oft noch Verhandlungen mit dem alten Unternehmen führen müssen. Manbekommt dann aber Nachricht.

• Wenn die Kündigung durch ist, kommt ein Mensch des alten Unternehmens und liest den Zähler ab,um eine Abschlußrechnung zu erstellen.

• Ab dann zieht das neue Unternehmen die Abschlagszahlung für den Strom ein. Wie hoch diese seinwird, wird in einem Brief mitgeteilt. Es werden die Daten aus der letzten Rechnung des altenUnternehmens zugrunde gelegt.

• Bei Strom nach dem Durchleitungsmodell bekommt man dann von dem alten Unternehmen einenNetznutzungsvertrag zugeschickt. Er besagt, daß man sich bei Problemen immer noch an das alteUnternehmen wenden kann, wenn es Probleme gibt. Dazu sind sie verpflichtet, und das neueUnternehmen zahlt dafür auch. Also keine Angst, wenn es mal Probleme mit dem Strom gibt. Es wirdimmer noch schnell geholfen.

Übrigens: Auch in Miet–wohnungen ist der Bezug vonÖkostrom möglich. Vorausgesetztzur Wohnung gehört ein eigenerZähler. Das Einverständnis desVermieters ist nicht notwendig.In Wohnheimen klappt‘s in derRegel leider nicht.

Schwerpunkt: Energie

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Oktober

November

bis 2. MärzNaturphotos des Jahres 2002Ausstellung von Dienstag - Freitag, 9.30 - 17 UhrSa+So+Feiertags von 10 - 18 Uhr:Museum für Naturkunde der Hum-boldt-Universität zu BerlinInvalidenstr. 43, Berlin-Mittehttp://www.museum.hu-berlin.de

ab 8. OktoberAusstellung „Auf dem Weg ... -Berlin auf dem Weg zu einer

fußgängerfreundlichen Stadt ?“ Berlin 8.10-1.11. Rathaus Charlottenburg 5.-29.11. Rathaus Neukölln - 2.-27.12. Rathaus Zehlendorf Veranstalter: Fuss e.V., LV Berlin, Tel. 030/ 4927473

24.-25. OktoberNeue Wege in der Lärmsanierung -Ansätze und Erfolge systemati-scher Lärmsanierung in innerstäd-tischen WohnviertelnTagung - WienVeranstalter: PlanSinnTel. 0341585339014eMail: [email protected]

25.-27. OktoberBSÖ-Aktiventreffen in Lüne-burg,Infos in der BSÖ-Geschäftsstelle

25.-27. OktoberDirect Action Treffen inOberstenfeld Infos unterhttp://www.da-treffen.ch.vu/

28. Oktober bis 1. NovemberJugendaktionskongressWaldorfschule Schwäbisch HallInfos:BUNDjugend Ba-WüRotebühlstr. 86/1,70178 StuttgartTel.: 0711-61970-20, Fax: -13Mail: [email protected]

28.-29. OktoberRadverkehrsförderung in der kommunalen VerkehrspolitikTagung - Berlin.Veranstalter: Deutsches Institut fürUrbanistik, Tel. 030/39001258 -eMail: [email protected]

01.-03. November2. Ökonux - Konferenz in BerlinKontakt: [email protected]/oxkonferenz2/text.phtml

4.-5. November Raum + Mobilität: Wohnen und Arbeiten mit weniger Verkehr - Tagung - Uni Dortmund. Veranstalter: Uni Dortmund FG Verkehrswesen u.Planung, Tel. 0231/755-6489 eMail: [email protected]

6.-10. NovemberWorld Bank Boycott StrategyMeeting, Romhttp://www.aseed.net

6. und 7. November„Umweltschonender Einkaufs- undFreizeitverkehr - Strategien,Modellprojekte, Erfahrungen“06.11. in Halle (im Stadthaus) und07.11. in Leipzig (Neues Rathaus)Veranstalter: Wuppertal InstitutAbt. Verkehr, Tel. 0202/[email protected]

6.-8.NovemberSeminar: Soja - so Nein?!Handlungsperspektiven für einennachhaltigen SojahandelAnmeldung: Ev. Akademie Loccum,Geschäftsstelle, PF 2158,31545 Rehburg-LoccumTel: 0 57 66 / 81 - 0, Fax: - 9 00

7.-9. NovemberEuropäisches Sozialforum(Euorpean Social Forum)in Florenz (Firenze), Italienmehr Infos siehe:http://www.italy.indymedia.org undhttp://[email protected]

8. NovemberWildnis vor der Stadt in Illingen im SaarlandNABU-Fachtagung mit Zweckver-band IllrenaturierungInfos+Anmeldung:NABU Bundesverband, 53223 BonnTel: 0228 / 40 36 - 168, Fax: [email protected], http://www.NABU.de

09. NovemberAuftaktdemo zu den Protestengegen den Castortransport insWendlandGorleben, 13 Uhrsiehe S. 4,Infos unter: www.castor.de

9.-10. NovemberBundesdeligiertenversammlungdes VCD-BundesverbandesTagungsort: Werkhof HannoverNordstadt, Schaufelder Str. 11Die Deligiertenversammlung ist füralle Mitglieder des VCDs öffentlich!

10. NovemberInternational Actions against Shell5 Jahrestag des Mordes an KenSaro Wira und den anderen 8 [email protected]

10.-11.NovemberAktionskonferenz: Nordsee-Visionen, 18 Jahre nationale und internationale Nordseeschutz-Politik:Bilanz und AusblickInfos+Anmeldung: Aktions-konferenz Nordsee e.V., Kreuzstr. 61,28359 Bremen Tel: 0421 / 7 76 75,[email protected],www.AKNeV.org

ab 11. NovemberCastor-Transport ins Wendlandsiehe S. 4Infos unter www.castor.de

28.-30. OktoberMarktwirtschaftl. Instrumente fürden Klima- und RessourcenschutzAnmeldung: Ev. Akademie Loccum,Geschäftsstelle, PF 2158, 31545Rehburg-Loccum, Tel: 0 57 66 / 810

30.-31. OktoberFFH-Verträglichkeitsprüfung- aktuelle Aspekte und Erfahrungen- SchneverdingenVeranstalter: Alfred Toepfer Aka-demie für Naturschutz,Tel. 05198/98 90-71

Terminkalender

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BÖTBÖTBÖTBÖTBÖT-----

-Plakat-Plakat-Plakat-Plakat-Plakat

Terminkalender

Januar

Februar

Dezember5.-6. Dezember

OECD/UBA Workshop„Communicating EnvironmentallySustainable Transport -The roles of soft measures inachieving EST”BerlinVorläufiges Programm unterwww.oecd.org

12.-15. DezemberEU-Gipfel in Kopenhagenhttp://www.cph2002.org

13. - 15. DezemberTreffen des BUKO-Arbeits-schwerpunkt Weltwirtschaftin BerlinInfos: www.buko.info

28. Dezember bis 4. Januar10. Jugendumweltkongressin HamburgInfos: Jukss-BüroKarolinenstr. 21, Haus 2,20357 [email protected], www.jukss.de

11.-13. FebruarW-world 2003 - Wasser, Wind und Sonne - Messe - Essen.Veranstalter: Messe Essen GmbHTel. 0201/1022210eMail: www.e-world-of- energy.com

13. NovemberUrlaubsziel Natur - Natur als Pro-dukt im Schleswig-Holst. Tourismus- Tagung - Neumünster.Veranstalter: Umweltakademie S.-H.,Tel.043/21907144, Mail: [email protected]

14. November bis 12. DezemberSeminarreihe zur ÜberlebensfrageKRIEG und FRIEDEN: „ModerneKreuzzüge“alle Veranstaltungen Donnerstagabends im Paradox, Bernhardstr. 12,BremenInfos: www.buko.info

21. bis 22. NovemberNatogipfel in PragInfos: www.projektwerkstatt.de

http://www.csaf.coz/[email protected]

20.-24. NovemberZwei Jahrzehnte Horber Schienen-Tage in Horb am Neckar.Veranstalter: PRO BAHN Verlagund Reisen GmbH, Tel. 080/533471eMail: [email protected],http://www.schienen-tage.de

23. NovemberCorporate WarKrieg, Konzerne und demokratischeBewegungenJahrestagung zu Themen: Sindmulnationale Konzeren wie Bayernoch zu stoppen?in DüsseldorfInfos und Anmeldung:Koordianation gegen BAYER-Ge-fahren, PF 15 04 18,40081 Düsseldorf,Tel: 0211 / 33 39 - 11 Fax:: - [email protected]

25.-28. November„Nein zu ALCA - Ein anderes Ame-rika ist moeglich!“II. Internationales Treffen gegenAmerikanische FreihandelszoneALCALa Habana, CubaInfos u.a. bei: www.cubagob.cu

November 25.-26. NovemberZUFO Umweltsymposium: Epidemi-en und SeuchenWestfälische Universität MünsterInfos: Zentr. für UmweltforschungMendelstr. 11, 48149 MünsterTel: 0251 / 83 3 84 [email protected]/Umweltforschung/symp02.html

25.-27. NovemberStadtumbau und Verkehr - Entwick-lungstrends, Anforderungen undChancen, innovative Mobilitäts-konzepte, Erfahrungsaustausch- Kurs - Berlin.Veranstalter: Institut für StädtebauTel. 030/230822-0

27. November bis 1. Dezember33. Bundesökologietreffenan der Uni LüneburgNähere Infos in den beigelegtenFaltis oder unterwww.uni-lueneburg.de/asta/oeko

28.-29.November - Wandertagung - Würzburg.Veranstalter: Akademie Franken-warte, Tel. 0931/80464333eMail: [email protected]

28. NovemberChancen und Perspektiven für denSchienenpersonennahverkehr- Bahnkongress Niedersachsen -Hannover.Veranstalter: VCD e.V., Landesver-band Niedersachsen,Tel. 0511/7000522- eMail: [email protected]

29. NovemberInternational Buy Nothing Dayhttp://www.fanclubbers.org

29. November bis 1. DezemberNachhaltige Mobilitätskonzepte inStadt und Land Erfolgreiche Bsp.aus Betrieben und KommunenVeranstaltung, Linden b. MünchenVeranstalter: Ökolog. Akademie e.V.Tel. 08027/1785@:[email protected]

23.-28. JanuarDrittes Weltsozialforumin Porto Alegre, Brasilien.www.forumsocialmundial.org.br/home.aspwww.portoalegre2003.org/publique/index02I.htmhttp://www.rosalux.de (Ausland)

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3.

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Glaubwürdige Anbieter vonGlaubwürdige Anbieter vonGlaubwürdige Anbieter vonGlaubwürdige Anbieter vonGlaubwürdige Anbieter vonÖkostromÖkostromÖkostromÖkostromÖkostrom

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Schwerpunkt: Energie

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Schwerpunkt: Energie

Energiesparen durch 50/50-Energiesparen durch 50/50-Energiesparen durch 50/50-Energiesparen durch 50/50-Energiesparen durch 50/50-Projekte in StudiwohnheimenProjekte in StudiwohnheimenProjekte in StudiwohnheimenProjekte in StudiwohnheimenProjekte in Studiwohnheimen

Als Mieter in einem Studierendenwohnheimzahlt man meist Warmmiete, also einebestimmte Pauschale für Strom, Heizungund Wasserverbrauch - unabhängig vompersönlichen Verbrauch. Der Anreiz zuökologisch sinnvollem Verhalten wirdallerdings über den Geldbeutel zumindestmitbestimmt. Und wenn man nicht mal sieht,wieviel Energie man verbraucht hat und auchsonst keine wirkliche Auseinandersetzungmit dem persönlichen Energieverbrauchstattfindet, so fehlt auch eine Sensibili-sierung zum Thema Energiesparen. Hier setztein 50/50 Projekt an:

Die IdeeDamit die Energieverbraucher einen persön-lichen Vorteil davon haben, Energie zu spa-ren, werden sie für einen geringeren Ener-gieverbrauch belohnt, indem sie einen be-stimmten Teil des dadurch gesparten Gel-des bekommen. (Im Fall 50/50 logischerwiesedie Hälfte, andere Aufteilungsmöglichkeitensind durchaus vorstellbar). Dieses Geld wirdder Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.Eine individuelle Auszahlung ist wenigersinnvoll, da 50/50 auf gemeinschaftlichemHandeln basiert. Die Bewohner können dasGeld dann gemeinsam investieren, z.B. eineParty organisieren, vor allem auch Anschaf-fungen für das Haus tätigen. Vielleicht sindsie auch auf den Geschmack gekommen undkaufen sich davon Sparduschköpfe, Ener-giesparlampen oder ähnliches.Die Idee dieser Modelle wurde in den letz-ten Jahren vermehrt angewandt. Es zeigtesich, dass Energieeinsparungen von 10 %durchaus realistisch sind und dass dieMöglichkeiten diese 10% noch weit über-treffen.

50/50 Projekte an UnisFehlanzeige

In Universitäten begegnet man diesenProjekten allerdings noch sehr selten. Beiinformierten Kreisen kursiern Grüchte, dasses an einem Institut in Hambrg so ein Pro-

jekt geben oder gegeben haben soll. InFlächenbundesländern ist mir an Universi-täten kein solches Projekt bekannt. Dies liegtwohl vielerorts daran, dass die Unis Angstvor dem Energiesparen haben: momentanzahlt sowieso meistens das Land den Ener-gieverbrauch. Das soll aber eventuell undirgendwann dahingehend geändert werden,dass die Unis vom Staat einen bestimmtenBetrag zur Verfügung gestellt bekommenund davon dann ihren Energieverbrauchbezahlen können. Deshalb wollen viele Unisjetzt erst mal schauen und danach mehr Geldbekommen.

Bessere Chancen hat man bei Studiwohn-heimen. In Bonn wurde im WS 1996/97 ein50/50 Prjekt an einem kleineren Wohnheimgestartet. Im ersten Jahr konnte hier der En-ergieverbrauch um 11 % gesenkt werden.

Das Münsteraner ProjektDass es nicht immer so gut läuft zeigt einBeispiel aus Münster:Dort kam es im Sommer 1998 zu ersten Ge-sprächen des AStA mit dem Studentenwerküber ein Projekt an einer Wohnanlage mitknapp 200 Studierenden. Sowohl der Ge-schäftsführer des Studentenwerks als auchder zuständige Abteilungsleiter waren vonvornherein begeistert von der Idee. Schließ-

lich hat auch das Studentenwerk einen ge-wissen Verdienst an einem Projekt und kannaußerdem sein Image bezüglich Umwelt-arbeit pflegen. Trotz dieser Positiven Ein-stellung dauerte es fast ein Jahr, bis es zueiner vertraglichen Festlegung der ganzenIdee kam. Dies hatte hauptsächlich zweiGründe:- Die Bewohner der Anlage mussten

involviert werden. Ein Energiesparprojektbei dem es auf Verbraucherverhaltenankommt, muss auch von denVerbrauchern gewünscht sein.

- Die Arbeit mit einer Verwaltung (also demStudentenwerk) stellte sich oft als nichteinfach dar und bremste vielfach dasVorankommen.

Es war also einige Ausdauer für die Einlei-tung des Projekts in Münster nötig, aller-dings keine lange Überzeugungsarbeit oderviel Konfrontation.

Keine Senkung des Ener-gieverbrauchs

Seit Beginn des Projektes im Juli 1999 stiegder Verbrauch in fast allen Bereichen, vorallem beim Strom, an. Dabei war bei der Be-rechnung des Basiswertes, von dem aus dieEinsparungen gemessen werden sollten,bereits eine leichte Steigerung des jährlichenVerbrauches einkalkuliert.Bei Fernwärme hat sich der Verbrauch seit1995 (Inbetriebnahme der Wohnanlage)ungefähr auf einem Level gehalten. DerWasserverbrauch ist hingegen von 29,40 auf35,75 m³ gestiegen, also um 21,6 Prozent.Besonders massiv war der Anstieg beimStromverbrauch: von 698,66 kWh pro Personim Jahr 95 auf 994,29 im Jahr 2001. Das istein Anstieg von 42,3 Prozent. Einzig im Jahr1999, also als das Projekt gestartet und starkpublik gemacht wurde, kam es zu einerVerringerung der Verbrauchssteigerung imBereich Wasser und Strom (siehe Diagrammeunten).Um den Gründen für den ansonstenungebremsten Anstieg auf die Spur zu kom-men führte das Öko-Referat im Dezember2001 eine Befragung in 23 der 51 Wohnge-

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Schwerpunkt: Energie

Schwerpunkt: Energie

meinschaften durch. Damit gingen die Aus-sagen von ungefähr der Hälfte der 191 Be-wohner in die Auswertung ein.Einige bemerkenswerte Ergebnisse: Nahe-zu jeder der Bewohner verfügt über eineneigenen Computer und nutzt diesen auchtäglich. Zusammen mit der Möglichkeit un-begrenzt im Internet zu surfen, könnte hierein wesentlicher Faktor für den gestiegenenStromverbrauch liegen. Eine ähnlich hoheVerteilung und Nutzung ist bei Fernseherund Stereoanlage vorhanden. In fast sieb-zig Prozent der WGs hat jeder der Bewoh-ner eigene Geräte.Scheinbar ist es in den Wohn-“gemein-schaften“ mit gemeinsamer Nutzung vonderartigen Geräten nicht weit her.Bleibt die Frage: Ist das 50/50

Projekt gescheitert?Wenn man sich die Verbrauchszahlen an-sieht, muss die Antwort ganz klar lautenja. Aber wie geht es weiter? Die Sache zuden Akten legen? Das kann es angesichtsder Arbeit, die von vielen auf Seiten desStudentenwerkes und des Öko-Referatsinvestiert wurde, nicht sein. Auch die Wer-te des Jahres 99 sind ein Lichtblick, gebenAnlass zur Hoffnung und sprechen für dieRichtigkeit des Konzeptes.Deshalb wird jetzt ein Neuanfang versucht.Dieser soll nicht nur darin bestehen, dassallen Bewohnern die Sache noch einmal prä-sent gemacht wird. Sicherlich ist dies einenotwendige Bedingung, sie allein hat aberin den Jahren zuvor auch nicht für eine nach-haltige Umsetzung genügt. Ähnliches giltfür die Anpassung der Basiswerte. Die der-zeitigen Werte sind in keiner Weise mehrrealistisch. Sie müssen nach oben korrigiertwerden. Das darf aber nicht dazu führen,

die Werte dermaßen zu erhöhen, dass sichdie Einsparung quasi von selbst realisiert, nurdamit sich alle Beteiligten anschließend selbstauf die Schulter klopfen können.Notwendig ist ein umfassendes Energie-sparkonzept, dass unter Partizipation allerBeteiligten erarbeitet und umgesetzt wird.

Betreuung der ProjekteDas Münsteraner Beispiel zeigt: Ganz wich-tig ist eine gute, begleitende Betreuung desProjekts, denn von selbst wird keine Ener-gie gespart. Nicht nur zu Beginn des Pro-

jekts muss dieses den Bewohnern immerwieder vor die Augen gehalten werden. Dieeinmalige Information ist - verständlicher-weise - schnell vergessen. Letztendlich istder Wille zur Umsetzung und die Einsichtder Bewohner in die Notwendigkeit des Pro-jektes entscheidendes Kriterium für den Er-folg eines 50/50 Projekts.

Lohnt sich der Aufwand?Ein definitives Ja! Denn der Ansatz eines sol-chen Projekts ist nicht nur wegen der Summeeingesparter Ressourcen interessant. Zumeinen ist es äußerst wichtig, Ideen, die eineAlternative zum Wachstumswahn darstellen,zu verfolgen. Und 50/50 stellt meines Er-achtens so eine kleine Alternative dar: DieEnergienutzer ändern freiwillig ihr Verhaltenzugunsten eines niedrigeren Energie-verbrauchs und verwenden dass so eingespar-te Geld zur Verwirklichung gemeinschaftlicherProjekte.Das Hauptargument für so ein Projekt liegtallerdings in der Sensibilisierung der Bewoh-ner und dem auf Freiwilligkeit beruhendenAnsatz. Das Projekt kann den Bewohnernschwerlich aufgedrückt werden, denn siemüssen schließlich sparen. Stattdessenwerden sie (hoffentlich) einsehen, dass dieganze Idee für sie ja nur von Vorteil seinkann. Und durch die Besprechungen, even-tuelle Hausversammlungen und Aushänge,wird ein steigender Anteil sich mit dem The-ma Energie auseinandersetzen. Vielleichtwird ein Teil der Bewohner so auch generellfür Umweltprobleme sensibilisiert und poli-tisiert. Es ist durchaus vorstellbar, dass esaus der Bewohnergemeinschaft einige Im-pulse, neue Ideen für weitere Ökoprojektegibt.Wer genauere Informationen über ein solchesEnergiesparprojekt haben möchte, bzw. wernoch etwas über ein Energiesparprojekt imuniversitären Bereich weiß, melde sich beimir!

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Schwerpunkt: Energie

V E R TV E R TV E R TV E R TV E R TA U S C H T EA U S C H T EA U S C H T EA U S C H T EA U S C H T E

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Begriffe und EinheitenBegriffe und EinheitenBegriffe und EinheitenBegriffe und EinheitenBegriffe und Einheiten

Aufpreismodell:auch Zuschussmodell, Spendenmodell,Fördermodell, Fondsmodell, Poolmodelloder Veredelungsmodell genannt (siehe Seite24); vergleiche ⇒Durchleitungsmodell

Durchleitungsmodell:auch Händlermodell, Versorgermodell,Netzzugangsmodell, oder Strom–wechselmodell (siehe Seite 24); vergleiche⇒Aufpreismodell

Egalstrom:Abkürzung für den herkömmlichenStrommix, der Atom- und Kohlestromenthält.

EVU:Abkürzung für Energieversorgungs–unternehmen

GW:Gigawatt = Millionen Kilowatt

kW:Kilowatt; physikalische Einheit, die dieLeistung beispielsweise einer Glühlampeangibt.

kWh:Kilowattstunde; physikalische Einheit fürdie Strommenge

KWK:Abkürzung für Kraft-Wärme-Kopplung.KWK-Kraftwerke nutzen die Abwärme, diebei der Produktion von Strom entsteht, umbeispielsweise Wohnhäuser in derUmgebung mit Wärme zu versorgen. Sokönnen sie den Energiegehalt dereingesetzten Energieträger zu 70 bis 90Prozent nutzen, während herkömmlicheKraftwerke nur einen ⇒Wirkungsgrad vonetwa 35 Prozent haben. In KWK-Anlagenwerden in erster Linie fossile Energieträgerwie Erdgas oder Kohle eingesetzt, siekönnen aber auch mit Biogas betriebenwerden.

Mengengleiche Stromeinspeisung:Der Anbieter speist insgesamt in einem Jahrdie Strommenge in das Netz ein, die derKunde verbraucht. Vergleiche ⇒zeitgleicheStromeinspeisung

MW:Megawatt, entspricht tausend Kilowatt(kW)

Nettostromerzeugung:Stromerzeugung ohne den Eigenverbrauchder Kraftwerke. Die Bruttostromerzeugungmit Eigenverbrauch ist ca. 10% höher.

Neuanlage:Bezieht sich hier ausschließlich auf Anlagenzur Erzeugung von regenerativem Strom. Derregelmäßige Zubau von Neuanlagen ist dasentscheidende ökologische Kriterium für einÖkostrom-Angebot (⇒Umweltgewinn).

Primärenergieträger:Als Primärenergieträger bezeichnet man dieEnergieträger, die in der Natur direktverfügbar sind. Also Kohle, Erdöl, Erdgas,Uran, Sonnenenergie, Windenergie, etc.Veredelte Produkte wie strom oder Benzinwerden dagegen als Sekundärenergieträgerbezeichnet.

Regenerative Energien= erneuerbare Energien:„Erneuerbar“ sind die Energieträger, ausdenen der Strom (oder auch andereEnergieformen) gewonnen wird. Dazuzählen zum einen Energiequellen, die nicht„aufgebraucht“ werden können(Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie).Zum anderen gehören auch Rohstoffe dazu(Biomasse), die - im Gegensatz zu fossilenEnergien wie Kohle oder Gas - in überschau-

baren Zeiträumen nachwachsen

t SKE = Tonnen SteinkohleeinheitEnergiemenge, die in einer Tonne Steinkoh-le eines bestimmten Heizwerts enthalten ist.

tWhTerrawattstunden = Milliarden Kilowatt–stunden

Umweltgewinn:Ein Ökostrom-Angebot führt zu einem Um-weltgewinn, wenn durch die Nachfragenach Ökostrom zusätzliche Anlagen zur Er-zeugung von regenerativem Strom gebautwerden. Entscheidend ist, dass Anlagengebaut werden, die nicht aufgrund der För-derwirkung des EEG sowieso gebaut wür-den.

Zeitgleiche Stromeinspeisung:Der Anbieter garantiert, dass immer sovielÖkostrom in das Netz eingespeist wird, wieder Kunde in dem Moment braucht. DerAnbieter gleicht beispielsweise alle 15 Mi-nuten ab, ob die Strommenge, die seineKunden verbrauchen auch wirklich zu demZeitpunkt produziert werden. Momentan istdas Kriterium der zeitgleichen bzw.⇒mengengleichen Stromeinspeisung eherzu vernachlässigen, da der Anteil vonregenerativ erzeugtem Strom noch geringist (ca. 4 Prozent).

Quellen:Quellen:Quellen:Quellen:Quellen:VDEW: Strommarkt Deutschland, Zahlenund Fakten zur Stromversorung (Verbandder deutschen Elektrizitätswirtschaft, April2002)

Gasch: Windkraftanlagen (3. Auflage,Teubner Stuttgart, 1996)

Volker Quaschning: Systemtechnik einerklimaverträglichen Elektrizitätsversorgung

in Deutschland für das 21. Jahrhundert (VDI-Verlag, 2000)

www.greenpeace.de

Öko-Referat des AStA der Uni Lüneburg:Grüner Strom, Infos zum Stromwechsel (3.Auflage, 2001)

www.robinwood.de

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Ukraine-Reise

Die Ukraine-ConnectionDie Ukraine-ConnectionDie Ukraine-ConnectionDie Ukraine-ConnectionDie Ukraine-Connection

L´viv - Treffen mit einerumweltpädagogischarbeitenden Gruppe

In L’viv, von manchen immer noch alsLemberg bezeichnet, trafen wir zwei Men-schen eines Freundeskreises, die seit Jah-

ren ökologische Workcamps in den Karpar-ten und am Schwarzen Meer organisierenund in der Umwelt- und Erlebnispädagogikaktiv sind.Sie sind seit 5 Jahren aktiv, haben aber durchFamilie immer weniger Zeit ihre Aktivitätenweiterzuführen. Sie berichteten uns von ihrerArt des Umweltaktivismus und über dieSchwierigkeiten mit denen sie in der Ukrainekämpfen. So ist es dort zwar möglich eineDemonstration ordnungsgemäß anzu-melden, ob sie an dem jeweiligen Datum dannaber auch wirklich durchgeführt werdenkann ist oftmals fraglich bzw. es ist nichtabzusehen was auf der Demonstrationpassiert, d.h. wie niedrig die Eingreifs-schwelle der Polizei ist.Besonders erschreckend war für uns ihrBericht über das Verschwinden einesFreundes, welcher kritische Öffentlichkeits-

arbeit über die ukrainischen Umweltpro-bleme machte.Dies ist nichts Ungewöhn-liches, wie dieBerichte über die Ermordung eines regie-rungskritischen Journalisten zeigen. Deswe-gen arbeiten sie lieber in kleinen Gruppenzu Natur- und Umwelt-schutzthemen.

Karparten - Treffen mitdem Club „Ruthenia“ -

Thema AbholzungIn Uzhgorod trafen wir uns mit Mitgliederndes Clubs „Ruthenia“, der wie wir erst vorOrt feststellten vor allem aus Akademiker/innen der Biologischen Fakultät der Univer-sität Uzhgorod besteht. Im Universitätslaborzeigte uns der Dekan stolz Setzlinge, wel-che sie aus aussterbenden Pflanzenartengeklont hatten. Besonders stolz war er dar-auf das sie trotz „steinzeitlicherer“ Metho-den sogar die Schweizer und Österreicherüberholt haben: „ihr“ Arnika blüht schonnach einem Jahr anstatt den dafür natürli-chen drei Jahren.Außerhalb des Instituts beschäftigen siesich mit der Abholzung der Karpaten - vor

Nach einem Vorbereitungstreffen auf demdiesjährigen Wendlandcamp folgten wirEnde August / Anfang September diesesJahres einer Einladung in die Ukraine.Insgesamt waren wir 13 Menschen ausganz Deutschland, darunter 6 BSÖ-Aktive.Auf den drei letzten BÖT’s in Konstanz,Berlin und Clausthal war Igor als Besuchaus der Ukraine eingeladen gewesen undnun konnten wir endlich seiner Gegenein-ladung nachkommen. Igor kommt aus Kievund arbeitet dort zum einen am „SupremeCouncil of Ukraine National Commision onradiological protection of Ukraine“ undzum anderen als Coordinator für Umwelt-gruppen.

Ankunft in KowelIn Kowel erwartete uns als erstes ein Zuk-kerguß-Bahnhof in zartem hellgelb mit wei-ßen Stuck, als nächstes kamen zwei Jungenauf uns zu und eine ältere Frau mit Äpfeln,welche sie uns verkaufen wollte. „Betteln-den“ - vor allem älteren Menschen - begeg-neten wir noch sehr oft, und wir wusstenselten wie wir darauf reagieren sollten. AmAbend legten wir noch eine Theorie-Phasemit Kurzreferaten ein, um uns mit denEckpunkten der ukrainischen Geschichteund den aktuellen Entwicklungen der Ukrai-ne zwischen Ost und West vertraut zumachen.Um Mitternacht verließen wir Kowelmit vielen anderen Mitreisenden in RichtungL´viv.

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Ukraine-Reise

allem mit den illegalen Abhol-zung. Das geschlagene Holzwird mit „passend gemachten“Dokumenten über die Grenze ge-schmuggelt und über Ungarn,Österreich oder Slowenien dort-hin gebracht, wo es „bestellt“wurde. DieseTransporte werdenvor allem von deutschen, öster-reichischen, italienischen undanderen europäischen joint-venture Firmen verbrochen, dahier das Holz zehnmal so billigist wie z.B. in Österreich. Die Ver-waltung, welche gerne ein Augezudrückt solange das Beste-chungsgeld stimmt, ist genauso wie Teileder Regierung darin verwickelt. Im Zusam-menhang mit den Abholzungen fällt immerwieder der Name einer an der Regierung be-teiligten Familie, d.h. eigentlich wissen allewer mit dahinter steckt, aber es kann dochnichts effektiv dagegen getan werden.Durch die Abholzungen - verschleiert„Sanitätsabholzung“ genannt - sinkt zumeinen die Baumgrenze und zum anderen fälltder wichtige Wasserspeicher Wald weg, sodaß die Wahrscheinlichkeit für Erdrutscheund Überschwemmungen steigt.Um uns selbst ein Bild von der Situationmachen zu können, fuhren wir in dasunieigene Seminarhaus in den Karparten.Schon auf der Fahrt entdeckten wir erodierteHänge und illegale Abholzungen, wobei diemeisten nicht entlang der Straßen, sonderneher versteckt im Hinterland durchgeführt

1. September -Antikriegstag - Babi Jar

Am 1.September kamen wir mit dem Nacht-zug aus den Karparten in Kiev an und bezo-gen erstmal unser Quartier in einer Privat-wohnung in einem der zahlreichen Hoch-hausblöcke. Am Abend machten wir uns aufden Weg zur Schlucht von Babi Jar, da wires wichtig fanden diesem Ort gerade am Tagdes NS-Überfalls auf Polen zu gedenken. s.auch gleichnamigen Artikel

Treffen mit Anti-Atom-Gruppe Bakhmat

In Kiev trafen wir zwei Mitglieder der Orga-nisation Bakhmat - Galina Oleynikova , eineder sieben Vorsitzenden der Organisation,und Pavel Pisarenko. Sie zeigten uns Pho-tos von ihren verschiedenen Aktionen wiez.B. eine Demonstration gegen Atomkraftauf dem Markt von Artemovsk, ein Thea-terstück vor und gegen einen Militärstütz-punkt, von Workcamps, welche sie durch-geführt hatten, von ihrem Austausch mit derBI Lüchow-Dannenberg. Was mir sehr ge-fallen hat, war die kritische Kreativität, wel-che ihre Aktionen ausmacht. So wurde aufeinem ehemaligen radioaktiv verseuchtenMilitärgelände ein symbolisches Theater-stück aufgeführt, welches die Schlacht zwi-schen schwarzen und weißen Figuren, zwi-schen Gut und Böse darstellte. Zu einer an-schließend durchgeführten Pressekonferenzhatten sie es geschafft, daß auch Militärsanwesend waren, und überhaupt zum erstenMal solche Themen öffentlich diskutiertwurden und das Militär das volle Ausmaßder Schäden zugeben musste. Wir besuch-ten gemeinsam auch das Chornobyl-Muse-um.weitere Infos im Artikel über Bakhmat

Die institutionalisierteTrauer - das Chornobyl-

Museum in KievWir waren zwar von Igor schon vorgewarntworden, aber das - von offizieller Stellebezahlte - Museum ist echt schrecklich -allerdings auf andere Art als die Katastropheselbst. Nach - für die Ukraine horrendem -

werden, da auch an die Tourist/innen ge-dacht wird und sich dies nicht so gut macht,wenn alles öde ist in den Karparten.Mit einem Förster und Hobbyornithologenmachten wir noch eine kleine Wanderungzu 5 von 9 Quellen, welche in seinem Revierentspringen. Der Geschmack war bei einigenetwas gewöhnungsbedürftig und reichtevon der Geschmacksnote salzig bis zuverfaulten Eiern. Bei ihm im Revier sindweniger die Holzfäller das Problem, sondernreiche Wilderer, welche per Schmiergeldversuchen Rotwild abzuknallen. Besondersum diese Jahreszeit kontrolliert er dann seinGebiet besonders gut.Die nächste FUI-Ausgabe wird sich schwer-punktmässig mit dem Thema Wald ausein-ander setzen und dort auch noch mehr Infosüber die Abholzung im BiosphärenreservatTranskarpatien geben.

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Ukraine-Reise

Eintrittsgeld kamen wir in ei-nen Ausstellungsraum, wel-cher eher einem Mausoleumals einem Museum glich. Anallen Wänden befanden sichgroßformatige Bilder der tap-feren Bediensteten und Sol-daten. In Wahrheit hatten dieMänner einfach keine Wahlals den Befehlen zu gehor-chen. Zu dem wird uns nochein Film gezeigt, der die StadtPripjat am 1.Mai - also 5 Tagenach der Katastrophe - zeigt.Auf den Straßen finden diealljährlichen Festlich-keitenzum 1.Mai statt. Sieht allesganz normal aus, wäre danicht das Knistern und das Aufleuchten vonkleinen Lichtblitzen auf dem Film, welche dievorhandene Radioaktivität in Bild und Tonübertragen. Außerdem sind Uniformierte mitGasmaske zu sehen die durch die Straßenlaufen, was einige Bürger/innen irritiert in-nehalten lässt. Kurze Zeit später muss dierussische Regierung nun endlich zu geben,dass es einen Unfall gegeben hat und nunbeginnt die Evakuierung - offiziell nur fürein paar Tage. Endlose Busschlangen kar-ren ca. 40.000 Menschen aus der Region.Die Bilder sind gespenstisch. Ob das The-ma der Verschleierung auch so ausgewälztworden wäre, wenn die Katastrophe nichtwährend der russischen Herrschaft passiertwäre, und ob dies unter der jetzigen ukraini-schen Regierung anders ausgesehen hätte,werden wir nicht erfahren. Im anschließen-den Saal treten wir dann von der Phase derHeldenverehrung - in die „Es-wird-alles-wieder-gut-Phase!“. Nachgebaute Siedlun-gen mit idyllischen Plastikkirschblüten-bäumen werden gezeigt, in welchen die Eva-kuierten nun leben dürfen. Außerdem vieletränentreibende Broschüren über die Hilfs-organisation im In- und Ausland für die Kin-der von Chornobyl.Kein Wort über den weitergehenden Atom-wahnsinn, nicht eine tiefergehende Kritik.Nein, jetzt ist ja alles sicher. Leider hattenwir keine russischen Anti-Atom-Aufkleberdabei. Im letzten Saal dann die großauf-gezogene Trauer. Bilder der Kinder, die dieKatastrophe nicht überlebt haben, Alltags-gegenstände, Kuscheltiere ... Am Schlußsollen wir Kalender kaufen, aber uns reicht’s.Prädikat: wirklich nicht empfehlenswert!

Treffen mit einem Tier-rechtsaktivisten

Auf unsere Frage, was sich den in der Ukrai-ne alles in Richtung Tierrechte tut, meinteer: „In der Ukraine gäbe es „no unity“ beiden Tierrechtsaktivist/innen.“ Er kümmertsich speziell um die staatlich und städtischarbeitenden Hundefänger und die „budkas“,welche treffender als Quäl- und Tötungs-anstalt für Straßenhunde beschrieben sind.Er hatte einen Film von 2001 dabei - aufdeutsch von Akte / Sat 1 (nunja) - welcherzwar typisch reißerisch gemacht war, aberdennoch klar machte um was es geht. Meh-rere ukrainische Großstädte wollen sich mitBlickrichtung Westen ein dafür passendes„Image“ zulegen, zu welchem auf der Straßestreunde Hunde nicht zu passen scheinen.Deswegen beauftragen sie Tierfänger, wel-che vor allem in den frühen Morgenstun-den ungestört operieren können. In denBudkas werden die Tiere mit Chloroformvergast und anschließend das Fell abgezo-gen, welches z.B. für die Innensohlen vonSchuhen verwendet werden. Das Problemwurde seitdem zum Teil gelöst (aus manchenBudkas wurden von Spenden bezahlte Vor-

zeige-Tierheime) - zum Großteil aber einfachnur verlagert, wie ein selbstgedrehter Filmdes Tierrechtsaktivisten uns zeigte. Er warin ein „Tierheim“ ca. 60 km entfernt von Kievgefahren, und hatte die dortigen Zuständemit einem Freund dokumentiert und einigeHunde befreit. Neben der Zwingerhaltungist dort das größte Problem, daß die Tieresich gegenseitig fressen aus Hunger, wieFilmmaterial von ihm belegt.Weiterhin erzählte er uns von einem Be-kannten, welcher die Bedingungen vonLabortieren veröffentlicht hatte, und darauf-hin „Besuch“ von maskierten Schlägern er-hielt, welche im die ganze Wohnung zerleg-ten. Zu diesem Zeitpunkt war er „zum Glück“nicht zu hause, da er mit ziemlicher Sicher-heit sonst misshandelt worden wäre.

Budka

Kaniv und das gekaufteNaturschutzgebiet

Unser letztes Reiseziel war Kaniv, welchesim Süden von Kiev am Dnjepr liegt. Die Ge-schichte dieses Naturschutzgebietes be-gann mit dem Akademiker Risnitschenko,welcher Anfang des 20.Jahrhunderts dasGebiet endeckte und wegen seiner geo-logischen Einzigartigkeit kaufte und unterNaturschutz stellte. Durch die Aktivitätender Eiszeit haben sich die Gesteinsschich-ten so verschoben, dass nun Erdschichtenbis zu 150 Mio. Jahre zurück freigelegt sind.Durch dieses Aufbrechen können die Wis-senschaftler/innen dort nachvollziehen wiedie mikroklimatischen Bedingungen sichgeändert haben. Zudem ist das Gebiet voneiner vielfältigen Fauna und Flora besiedelt.

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Ukraine-Reise

Der Park erweiterte sich im Laufe der Jahredurch Zukäufe und zählt nun schließlich2027ha sowie drei Aueninseln. Einen Vor-mittag waren wir noch auf einer botanischen„Expedition“ auf einer der Aueninseln ge-nannt „Snake“-Island. Eine dort gefundeneSchlangenhaut zeigte uns, daß dieser Namekeinen mythologischen Hintergrund hat.In Kaniv treffen sich viele Biologen, Geo-graphen und Ökologen, manche sind geblie-ben und wohnen nun dort. Es gibt einTagungshaus mit großem professionellausgestattem Konferenzraum und zwei Gä-stehäuser. Außerdem absolvieren bis zu 700Biologie- und Geologiestudierenden derKiever Schwetschenko-Universität dort ihrePraktikas. Das Ergebnis dieser - nämlich viertolle Filme über Pilze auf ukrainisch - konn-ten wir uns am Abend noch ansehen. Esgibt davon ca. 1120 Arten und anschließendhatten wir das Gefühl das wir auch jede ein-zelne von ihnen gesehen hatten.

Zur Situation derUmweltbewegung in der

UkraineIn der Ukraine ist die Lobby für Umwelt-schutz noch wesentlich kleiner und weni-ger verankert als in Deutschland. Es gibtdort zwar eine grüne Partei, die ähnlich wiedie Grünen hier eher von der Farbwahl alsvon ihrem Programm her als „grün“ zu be-zeichnen sind. Die beiden Aktivisten füh-ren dies zurück auf die ökonomische Situa-tion in der Ukraine. Lt. den beigefügten taz-Bericht leben 75% der Bevölkerung unterder Armutsgrenze, in manchen Landstrichenwie den Karparten sind 90% arbeitslos.Angesichts der eingenen Existenzproblemeist für die meisten der Umweltschutz zweitbis x-rangig.

Tipps für die Reise zumECOTOPIA in die Ukraine

Im nächsten Sommer findet das Internatio-nale Umwelttreffen Ecotopia in der Ukrainestatt. Eine tolle Möglichkeit, das Land ken-nenzulernen und ökologisch aktiv zu sein.Das Umwelttreffen findet jedes Jahr in ei-nem anderen Land innerhalb Europas statt.Zu dem Treffen wird meistens eine Fahrrad-tour vorher organisiert.Mehr Infos zu den schon stattgefundenenEcotopias unterhttp://www.eyfa.org/home.htmWas wir wirklich empfehlen können, ist dassehr billige und geniale Zugsystem. Da dieUkraine ungefähr doppelt so groß ist wieDeutschland fahren die meisten Züge überNacht, was für uns auch sehr praktisch war,da wir so bei unserem kurzen Aufenthalt vonzwei Wochen nicht viel Zeit verloren haben.Nehmt auf keinen Fall traveller checks mit,sondern Bargeld - am besten gleich Euros,da wir 7 Banken besuchen durften bis sichjemand erbarmt hat und die Dinger einge-löst hat.Wir wissen nicht wie schwierig es ist kom-plett ohne ukrainische oder russischeSprachkenntnisse zu reisen, da wir eine Fraudabei hatten, die nicht nur die ganze Reisegeplant hat, sondern auch die Einzige vonuns war, die fließend Russisch sprach.VIELEN DANK, ULI und ein schönes Jahrin Spanien!

IllustrationenDie gezeichneten Bilder stammen vonJewhen Bruslynowsky. Er ist 36 Jahre alt,lebt in der Stadt Kaniv in der Ukraine,

verfasst kurze Texte und zeichnet, veröffent-licht in ukrainischen Zeitschriften wie"Ukraine" und "Kyiw".

Das Wetter in der Ukraine

Das Wetter in der Ukraine ist durch daskontinentale Klima bestimmt. Die Sommer-monate sind immer sehr warm und trocken.Tagsüber war es auf unserer Reise immer sozwischen 25 - 30 Grad warm, was für EndeAugust echt gut ist. In den Nächten ist esmeistens relativ kühl (16-20 Grad). Der Win-ter beginnt in der Ukraine recht früh. Es istkeine Seltenheit, dass im Oktober schonSchnee fällt, in den Karparten ist dasregelmäßig der Fall. Die Winter sindentsprechend dem kontinentalen Klimakälter.

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Ukraine-Reise

Ökologische Probleme in der OstukraineÖkologische Probleme in der OstukraineÖkologische Probleme in der OstukraineÖkologische Probleme in der OstukraineÖkologische Probleme in der Ostukraine

Die Nikitovka Quecksilberablagerungenhaben einen Gehalt von über 86%. Ihre roteFarbe hat ihnen den Namen „Drachenblut“eingebracht. Die erste Mine wurde 1885 vonDeutschen gebaut und war Mitte des20.Jahrhunderts die größte russischeQuecksilbermine, welche auch mit demMilitär zusammenarbeitete. Die Fabrik ist seit1994 geschlossen, aber das Erbe - die 5großen, offenen Halden - werden noch langeund „nachhaltig“ die Umwelt vergiften. EinViertel einer Halde wurden in die alten Minenverbracht, aber das ist mehr Augenwischereials wirkliche Hilfe. Die Probleme sind dieQuecksilberdämpfe, der Abtrag durch Windund die Auswaschungen in den Boden.Aber nicht nur dort lagert sich das Queck-silber ab. Medved hat bei Schulkindern hoheKonzentrationen des Stoffes im Urin, Blutund den Knochen festgestellt.

Exkurs Minamata1932 wurden in die japanische BuchtMinamata quecksilberhaltiger Abwässerdurch den Chemiebetrieb der Chisso AG.Das Quecksilber reichert sich in denMeerestieren an und führt später bei der Be-völkerung zu Vergiftungen.Die Minamata KrankheitSeit 1952 treten in der japanischen Buchtvon Minamata 1. Quecksilbervergiftungenin der Bevölkerung auf. Ursache ist derVerzehr von Quecksilber - belastetem Fisch.Es gibt über 500 Tote. Seit diesem Ereignissind in Japan die schärfsten Umweltgesetzeeines Industriestaates erlassen worden.

Die Yenakiyevo Fabrik ist eine der wenigenFabriken, welche noch in Betriebe ist. Hierwird Eisen und Stahl produziert. Trotz einesUmweltschutzplanes schafft es die Fabriknicht die geforderten Werte einzuhalten undsollte deswegen 10.000 gryvna (entsprichtca. 2.000 EUR) Strafe zahlen. Hier zeigt sichnun das Desaster zwischen Ökonomie undÖkologie. Die Arbeitsplätze opfern undUmwelt schützen, scheint hier zu einerentweder oder Frage zu werden. Die Ukraineschafft es nicht ohne die metallverarbeitendeIndustrie, die Natur nicht mit.

WasserIn der Ukraine werden 60% des Wasserver-brauchs durch den Fluß Dnjepr gewonnen,15% von anderen Oberflächengewässer und25% aus dem Grundwasser.Im Donbass gibt es mehr als 26 Flüsse undBäche. Einer davon - der Gruzskaya-Flußzwischen Makeevka und Donetsk - topptalle: Tenside 4 (mal mehr als das azeptierteLimit), Ammoniumsalz 10, Chloride 4, Schwe-fel 7, Ölprodukte 6, Eisen 4, Blei 2 und orga-nische Metallsubstanzen 1. Insgesamt sinddurch die Halden an seinen Ufern Konzen-trationen gemessen worden, die zwei- bisdreimal höher als in den anderen Flüßen derRegion sind. Das Ministerium für ökolo-gische Ressourcen hat Daten gewonnen,nach denen der Gruzskaya, einer der ver-schmutztesten Flüße Europas ist. Dennochsieht man dort Leute beim Angeln.

Trinkwasserkampagnevon „Mama-86“

Wie wir in L´viv feststellen mussten, kannkein Wasser ein ganz schönes Problem sein.In L’viv läuft das Leitungswasser nur von7-9h morgens und 2 Stunden am Abend. DieWasserreserven der Stadt sind verbraucht,und erst mit dem Bau einer Pipeline ist dieStadt wieder versorgt. Wasserknappheit -durch Lecks in den Leitungen gehen ca. 30%verloren - ist ein Problem, Wasserver-schmutzung das nächste. Obwohl so vieleFabriken geschlossen wurden, sind dieVerschmutzungsraten nicht gesunken.Pestizide und Industrieabwässer sind dieUrsache, aber auch das schlecht funk-tionierende Abwassersystem, die landwirt-schaftliche Drainage sowie die Versalzungder Böden tragen zum Verlust von Wasser

Luft und BodenSo könnten die Karparten nach ihrer vollkom-menen Abholzung aussehen.

Es sind aber keine kahlen Bergrücken, son-dern bis zu 700m hohe Schutthalden vonKohlenminen. Manche von ihnen kokelnvor sich hin, andere beginnt die Natur mitPionierpflanzen wieder zu beleben. Am Fußeder Hügel - illegale Schuttplätze aus stillge-legten Fabriken wie der Nikitovka CentralEnrichment Factory.Der giftige Staub verteilt sich durch denWind über das Land - über Äcker und Gärtenbis hinein in die Städte. Ein weiteres Problemsind die ca. 700 brennenden Abraumberge,welche einen Durchschnittsgröße voneinem Quadratkilometer haben. Wie riesigeSchornsteine setzen sie Staub, Hitze und vorallem Schwefel- und Kohlendioxid frei.Ersteres „produziert“ sauren Regen, letzteresträgt zum Treibhauseffekt bei. Die Luftver-schmutzung über manchen Städten erreichtWerte von Nitrogendioxid 3.2 (mal über demLimit), Phenol 3.3, Schwefeldioxid 2.6 undStaub 1.3.

Aber es gibt nicht nur Kohleschutthalden, son-dern auch welche von anderen Firmen undIndustriezweigen inklusive Metallindustrie,Chemie- und Quecksilber-fabriken.

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und Trinkwasserqualität bei, wobei wir dasLeitungswasser nur abgekocht als Chai(Tee) getrunken haben und selbst dannkonnte man z.T. das Chlor noch heraus-schmecken.Mama-86 kämpft für eine Überwachung der

Ukraine-Reise

· Bau von Gas- und Olpipeline durch dieTranskarpartenAll diese Punkte zusammen mit dem Raub-bau der Wälder führen in den Transkarpar-ten zu der Erosion der Berghänge, zu Erd-rutschen an den Hängen und zu einer Ver-schlammung der Gebiete. Dadurch, daß dieWälder immer weniger Wasser speichernkönnen, geben diese die

Niederschlagsmengen viel zu schnell an dieBäche und Flüsse ab. Dieses führt schon

Die Bergregion Transkarpaten liegt imwestlichsten Teil der Ukraine und schließtTeile von Polen, der Slowakei, Ungarn undRumänien mit ein. Auf einer Fläche von13.000 km2 leben mehr als 1.2 MillionenMenschen. Die Landschaft ist sowohl vonden Bergen und den langen Tälern geprägtals auch vom Tiefland des Flusses Theiß.

Das Land wird nicht nur in den Tälern land-wirtschaftlich gut genutzt, sondern auch diebewaldeten Berge werden intensivst ge-nutzt. In den Bergen, welche bisknapp über 2000 Meter hoch sind,liegt die Waldgrenze bei 1600-1700Metern. In den letzten Jahrhunder-ten ist jedoch durch den menschli-chen Raubbau an den Wäldern dieBaumgrenze um 200-300 Meter ge-sunken. Denn durch die Abholzungin den höheren Lagen der Berge trateine größere Erosion der Humus-schichten ein, so daß die Grundla-ge für die Wiederaufforstung in die-sen Höhen einfach fehlte.Die bewaldete Fläche in den ukrai-nischen Transkarpaten ist von ehe-mals 95% der Fläche auf einen Wertvon 53% geschrumpft. 70 % der noch be-waldeten Flächen besitzen einen sehr jun-gen Baumbestand, gut 1000 km2 derTranskapaten sind wiederaufgeforstete Fich-ten-Monokulturen.

Zusätzlich tragen folgende Faktoren zu denErosion an den Berghängen mit bei:· Landwirtschaftliches zu tiefes Pflügen vonsteilen Hängen· Degradation von Wiesen durch zu starkeVerdichtungen des Bodens· Ziehen von abgeholzten Baumstämmenüber die Hänge mit schwerem Gerät· unsystematisches Bau von Straßen undÜberlandleitungen quer durch die Trans-karpaten

Wasserqualität, führt unabhängige Trink-wassertest durch und klärt die Bevölkerungüber dieses Problem auf. 45% der Bevölke-rung nimmt Wasser zu sich, welches unterTrinkwasserstandards von 1980 ist. Lang-fristig wollen die Aktiven die Wasserpolitik

in der Ukraine ändern.Zu viel Wasser kann aber auch zum Pro-blem werden, wie wir auch hier in Deutsch-land in den letzten Monaten mal wieder er-fahren mussten.

Überflutungen in den TÜberflutungen in den TÜberflutungen in den TÜberflutungen in den TÜberflutungen in den Transkarpatenranskarpatenranskarpatenranskarpatenranskarpatenmit den Zerstörungen durch die Über-flutungen in Sachsen in dem Ort Grimmavergleichbar, wo der Fluß Mulde die Innen-stadt größtenteils zerstörte.Der Forstwissenschaftler O.V. Chubatyi kamschon 1994 zu dem Schluß, daß die Werte,die infolge der Abholzungen durch dieÜberschwemmungen und die Erosionenzerstört werden, größer sind als die Werte,die durch den Verkauf der Hölzer in denWesten entstehen. Man kann also derGesellschaft Kosten ersparen, indem man

die Gebiete nicht durch Raubbauzerstört, sondern den Wald inTranskarpaten erhält.

Die Bevölkerung in der West-ukraine und die Politik sollten alleMöglichkeiten ausschöpfen, denWald nicht mehr durch Raubbaudurch westliche Firmen abholzenzu lassen, sondern ihn selber wie-der ökologisch zu nutzen und dieWaldgebirge, die zu den größtenEuropas gehören, zu erhalten.Denn mit jedem weiteren Kahl-schlag drohen noch schlimmereÜberschwemmungen und gefähr-

den die Bevölkerung in den Transkarpaten.

http://ta73.tachemie.uni-leipzig.de/chemie-intern/Umweltgeschichte.htm - UmweltatlasDeutschlands und der Welt

See im NaturschutzgebietSynevyr in den Karparten

bei größeren Niederschlägen in dem GebietTranskarparten zu Überschwemmungen. Zukatastrophalen Überschwemmungen kam esin den siebziger Jahren, noch schlimmer wares 1992/93, 1998 und 2000/2001. 2001 wurdeein Staudamm in einem Tal 2-3 Meter hochüberflutet, so daß ganze Brücken, Häuserund Dörfer im Tal von den Überschwem-mungen und Zerstörungen durch dieWasserwucht betroffen waren. Die Heftig-keit dieser Zerstörungen in den Über-schwemmungsgebieten ist durchaus

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Ukraine

BAKHMATBAKHMATBAKHMATBAKHMATBAKHMAT

Aktionen und ProjekteDie vier Aktionsschwerpunkte sind: Um-welt, Kultur, Jugend und NGO-Entwicklung,welche durch Einflussnahme auf die lokaleund regionale Politik, Öffentlichkeitsarbeit,Anstoß der Bevölkerung zu Umweltschutz-und kulturellen Aktivismus durch Betreu-

ung der Um-welthotline „Eco-Telephone“, dieDurchführungvon Camps undSeminaren zuUmwelt- undumweltjournalisti-schen Themenwie z.B. Umwelt-korruption, publicactions undc l e a n - u pactivities sowieder Schutz der na-türlichen Res-sourcen durchForschung und

das Aufzeigen von Umweltproblemen. Sowird z.B. die Auszeichnung „Green Mark“vergeben, welche besondere Bemühungendie Natur auszubeuten und zu zerstören,würdigt. Neben einigen Firmen und Organi-sationen darf sich auch der Militärministerder Ukraine mit dem Titel eines „murders ofnature“ schmücken. Ein ökotouristischesProgramm lautet: „wonders and horrors ofDonbass“ von dem noch einige Auszügeauf den folgenden Seiten zu sehen sind.Die Mitglieder der Organisation Bakhmathaben zudem ein Umwelt- und Kultur-zentrum in Artemovsk gegründet, in wel-chem sich Kunst und Theater mit Umwelt-schutz verbindet.Ein wichtiges Arbeitsfeld von Bakhmat istdie Anti-Atom-Arbeit. In diesem Bereichlässt sich die Organisation am ehesten mitder BI-Lüchow-Dannenberg vergleichen, mitwelcher sie auch schon seit längerem guteKontakte pflegt. Auch Bahkmat kämpft ge-gen die Einlagerung von radioaktivem Müll

eine ukrainische NGO-Umweltorganisation in Artemovsk / Donbass

in einen Salzstock bei Artemovsk. - Infos:www.ecopravo.kharkov.ua/Eng/Cases/artimsil.htm

Die Organisation macht Öffentlichkeits-arbeit und kümmert sich um die Aufklärungüber die Gefahren des Endlagers, veranstal-tet öffentliche Anhörungen und beschäf-tigt sich auch mit Fragen über das ThemaÖkologie hinaus wie Gender und Globali-sierungskritik. Bakhmat organisiert außer-dem als NGO die Konferenz „Kiev 2003“ mit,auf welcher sich die pan-europäischen Um-weltminister/innen treffen.

Publikationen zu Aktionen von Bakhmatunter der Zeitschrift „give + take“ von„Initiative for Social Action and Renewal inEurasia (ISAR)“: http://www.isar.org/isar/pubs.html

Geschichte undBedeutung von

„Bakhmat“Begonnen hat die Organisation 1989 - da-mals noch „To the sources“ genannt. 1995war sie als städti-sche Organisati-on registriert undhatte 200 Mitglie-der und 45 Akti-ve, vor allemFrauen und Ju-gendliche. 1997entstand aus die-sen Reihen dasFrauen-Netzwerk„Mama-86“, wel-ches sich wieBakhmat u.a. fürdie öffentlicheMitbestimmungbei der Lösungvon ökologi-schen und kulturellen Problemen einsetzt.Infos:www.mama-86.kiev.ua

„Bakhmat“ ist ein „kleines, starkes Pferd ausder Wild Steppe“. Das Pferd wurde von denMenschen aus-gerottet, welche sich dortniederließen, um das dort gefundene Salzabzubauen. Dafür mussten auch alle Bäumeim Donbass weichen und als dort schließ-lich Kohle gefunden wurde, wurden dieUmweltprobleme für die Region nochschlimmer.Der gleichnamige Fluß ist extrem verseuchtmit nichteisenhaltigen Metallen aus der an-grenzenden Fabrik und von Pestiziden ausden Gärten und enthält soviel Kupfer, daßsich schon fast ein Abbau durch Speziali-sten lohnen würde.Von der Bakhmat-Homepage: „Länder, ohnediese natürliche Resource, sind eingeladen,diese aus dem Fluß wieder zu extrahieren“. www.bakhmat.org

Monument toChornobyl

Am 10. Jahrestag der Katastrophe inChornobyl wurde dieses Denkmal errichtetfür die Soldaten und die Beamten, welcheam „clean-up“ beteiligt gewesen waren.

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Ukraine

1.September - Babi Jar - Antikriegstag1.September - Babi Jar - Antikriegstag1.September - Babi Jar - Antikriegstag1.September - Babi Jar - Antikriegstag1.September - Babi Jar - AntikriegstagAm Morgen des 1. September 1939 begannmit dieser Radio-Meldung der 2. Welt-krieg:“Seit 4.45 Uhr wird zurückgeschos-sen.“ Als polnische Soldaten verkleideteSS-Männer überfielen einige deutscheGrenzorte und den Sender Gleiwitz.Seitdem ist der 1.September der internatio-nale Antikriegstag. Wir waren an diesemTag gerade in Kiew angekommen, machtenuns abends auf den Weg nach BabiJar.Babi Jar ist eine Schlucht im nörd-lichen Kiew, in der am 29. und 30.September 1941 mehr als 33.000 Ju-den von einem Sonderkommandoder deutschen Einsatzgruppenermordet wurden. Auch in derFolgezeit wurden in der SchluchtMenschen getötet. Insgesamt dürf-ten in Babi Jar etwa 100.000 Juden,Sinti, Roma und Russen ums Lebengekommen sein. „Am 27.9.1941 setz-te der Ortskommand-ant von Kieweine Besprechung an. In der Bespre-chung ging es um die „Evakuie-rung“ der jüdischen Einwohner derGroßstadt Kiew. Mit Plakaten wur-den die Juden, die sich noch in derStadt befanden, aufgefordert, sichan bestimmten Stellen zur „Umsied-lung“ zu melden. Die Mörder warenvom Erfolg dieses Aufrufs selbstüberrascht. Obwohl man zunächstnur mit einer Beteiligung von etwa 5000 bis6000 Juden gerechnet hatte, fanden sich über30 000 Juden ein, die infolge einer überausgeschickten Organisation bis unmittelbarvor der Exekution noch an ihre Umsiedlungglaubten.“Am 29. und 30. September 1941 erschossdie SS in dieser Schlucht nach eigenenBerichten 33771 Juden. Eine Pioniereinheitzerstörte anschließend die Ränder derSchlucht durch eine Sprengung, dann wur-

de das Massengrab planiert.Babi Jar diente bis August 1943 als Mord-stätte; dann mussten jüdische KZ-Häftlin-ge die Leichen exhumieren und verbrennen,um die Spuren der Massenmorde zu verwi-schen. Doch es blieben genügend Hinwei-se auf das Massaker zurück, die später vonder vorrückenden Roten Armee gefundenwurden. Außerdem sind die Massenmorde

durch Aussagen von Tätern, Zuschauern undeinigen Überlebenden dokumentiert.Heute befindet sich an dieser Stelle ein Parkund wir hörten Kinder lachen und Jugend-liche saßen auf den Bänken in der Abend-dämmerung, und teilweise könnte man mei-nen die Menschen wüßten gar nicht, wasan diesem Ort Menschen anderen Men-schen angetan haben. Aber vergessen wäredas Schlimmste - und so mahnen mehrereDenkmäler an das Massaker. In der Nähedes U-Bahnhofs eines für die Kinder, aufdem Hügel eine Menorah, der siebenarmi-ge Leuchter, und weiter entfernt ein Monu-mentales Sozialistisches Denkmal für diegetötete russische Zivilbevölkerung. In derAbenddämmerung machen wir uns auf denWeg nach hause.

Das 20. Jahrhundert war und ist ein Jahr-hundert verheerender Kriege und politischerund sozialer Umwälzungen.Sowohl im 1. Weltkrieg, als das wilhelmini-sche Kaiserreich „einen Platz an der Son-ne“ forderte, als auch ’33, als der Nazi-Fa-schismus propagierte, die Deutschen seienein „Volk ohne Raum“, ging es den deut-schen Imperialisten, die bei der Eroberungvon Kolonien zu spät gekommen waren,immer darum, die Welt zu ihren Gunsten neuaufzuteilen.Es ging darum, den Reichtum der erobertenLänder auszubeuten - den Weizen der Ukrai-ne, die Kohle aus dem Donezk-Becken unddas Erdöl aus Baku. Ein zentraler Teil derdeutschen Eroberungspolitik war jedesmalder Versuch, in den Kaukasus vorzustoßen.(...)Ausgelöst durch den von den Nazis selbstinszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitzund einem Ultimatum Nazi-Deutschlands anPolen endete der 2. Weltkrieg mit unge-heuren Zerstörungen weiter Teile nicht nurEuropas und mit über 50 Millionen Toten.Die Weltpolitik wurde fortan bestimmt vonzwei mächtigen militärischen Blöcken mitunterschiedlichen gesellschaftlichen Syste-men. Die Existenz der sozialistischen Staa-ten setzte dem Imperialismus fortan eineGrenze. Durch den Zusammenbruch der real-sozialistischen Staaten fielen auch dieGrenzen für den imperialistischen Expan-sionsdrang und die erzwungene Rücksicht-nahme auf soziale Widersprüche innerhalbder Industrienationen.Die Gewinne der großen Unternehmenerreichen Spitzenwerte, während Löhne,Sozialleistungen und Renten stagnierenoder abgebaut werden. Die in langenKämpfen erreichten sozialen Fortschrittewerden schrittweise abgeschafft. (...)Dazu hat die Kohl-Regierung bereits vorge-arbeitet. Die Sozialdemokraten und Grünen,nun voll auf neoliberalem Kurs, sind jetztdie Schrittmacher - auch als imperialistischeKriegstreiber.

www.gegenbuero.de

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Ukraine

von lutz eichler - jungle world 10/2001

Am laufenden BandAm laufenden BandAm laufenden BandAm laufenden BandAm laufenden Band

Der mysteriöse Tod eines Journalisten istzur Waffe im Machtkampf konkurrieren-der ukrainischer Oligarchen geworden.Die kopflose, verbrannte Leiche eines re-gierungskritischen Journalisten und einTonband, auf dem angeblich festgehaltenist, wie der ukrainische Präsident LeonidKutschma das »Verschwinden« des Jour-nalisten anordnet, Demos und Zeltlageroppositioneller Studenten vor dem Präsi-dentenpalast - nach allen klassischen Kri-terien steckt die Ukraine in einer verita-blen Staatskrise.

Der Online-Journalist Georgi Gongadze ver-schwand im September 2000. Wochen spä-ter wurde eine enthauptete Leiche mit gro-ßer, aber nicht vollkommener Sicherheit alsdie seine identifiziert. Im November veröf-fentlichte Kutschmas Rivale, der Chef dersozialistische Partei, Aleksander Moroz, imParlament Abhörprotokolle, aus denen her-vorgehen soll, dass Präsident Kutschma dieEntführung des Journalisten befohlen habe.Ein inzwischen ins Ausland geflohenerGeheimdienstoffizier und LeibwächterKutschmas hatte dem Oppositionsführer einTonband übergeben, auf dem drei Stimmenzu hören sind. Am besten sei es, so einigtesich die Sprechen-den, Gongadze vonTschetschenen entführen zu lassen, die einunbezahlbares Lösegeld verlangen. (...)Jean-Christophe Menet von Reporter ohneGrenzen sagt, es geschehe immer häufiger,dass ukrainische Journalisten bedroht oderangegriffen werden: »Es passieren bizarreDinge.« Die Journalistengewerkschaft teiltemit, dass in den neun Jahren der unab-hängigen Ukraine 38 Journalisten aufmysteriöse Weise starben. Teils kamen siebei Unfällen ums Leben, teils wurden sie aufoffener Strasse erschossen.

Demonstrationen in KievSeit vier Wochen demonstrieren nunStudenten und Journalisten in Kiew. Daskam den mit der Kutschma-Fraktion kon-kurrierenden Oligarchengruppierungen ge-legen; sie schlossen sich in einem »Forumder Nationalen Rettung« zusammen, das ausgemäßigten Nationalisten, Vereinigungenvon Geschäftsleuten, Sozialdemokraten und

den Sozialisten von Aleksander Moroz be-steht, die ukrainischen Kommunisten jedochnicht einschließt.Die Oppositionsführer haben ebenso wieKutschma meist eine Hausmacht in einemder staatlichen oder halbstaatlichen Groß-betriebe der Ostukraine. Die einzige inhaltli-che Gemeinsamkeit besteht in der Gegner-schaft zu Kutschma und dem Anspruch aufdie Macht im Staat. Der Präsident, dieWirtschaftskartelle und die regierungs-treuen Medien können bisher alle Protesteund Demonstrationen ignorieren. Undselbst ein Sturz Kutschmas würde innenpo-litisch nur wenig ändern.

Innenpolitische ProblemeBeide Seiten werfen sich Korruption, die Ver-zögerung von Reformen und eine anti-demokratische Gesinnung vor. Kutschmahält einige der Oppositionsführer für »Le-nins«, die »nicht Menschen, sondern eineKuhherde« auf die Straße schicken. Der Ton-bandskandal sei wohlorganisiert und -finan-ziert. Kutschma entließ die Vorgesetzten desLeibwächters, der das fragliche Gesprächaufgenommen hat, den Staatsanwalt, der imFall Gongadze ermittelte, und ging anson-sten zur Tagesordnung über.Vor zwei Wochen empfing Kutschma Wla-dimir Putin. Die beiden Präsidenten verein-barten eine enge Kooperation in den Berei-chen Raumfahrt und Energiepolitik. Die Re-vitalisierung der ukrainisch-russischen Zu-sammenarbeit wird im Westen misstrauischbeobachtet. Associated Press hält das Ab-kommen für einen Schlag gegen die USA,die die Ukraine als einen Puffer gegen russi-sche Ambitionen finanziell und militärischunterstützt hätten. Auch die Los AngelesTimes kritisiert, dass Kutschma nun wiederdie Unterstützung des Kreml suche, obwohldie Ukraine mit viel US-Hilfe als Gegenge-wicht zur russischen Macht aufgebaut wor-den sei.

Außenpolitische ProblemeKutschma pokert weiterhin nicht nur mitRussland, sondern auch mit dem Westen.Einen Tag nach Putin tauchten Vertreter derEuropäischen Union in Kiew auf. Die

schwedische Außenministerin Anna Lindh,deren Land derzeit die EU-Präsidentschaftinnehat, sprach mit Kutschma über »dieeuropäische Integration der Ukraine undüber Sicherheitsfragen«. Als sich KutschmaEnde Januar in Berlin mit BundeskanzlerGerhard Schröder traf, ging es um »Mög-lichkeiten der verbesserten Zusammen-arbeit«. Weder Lindh noch Schröder hiel-ten sich lange beim Journalistenschwundauf. Doch offenbar kam man sich in Wirt-schaftsfragen trotzdem kaum näher undkonnte keinen nennenswerten Vertrag ab-schließen. Kutschmas derzeitige Annähe-rung an Russland resultiert also wohl auchaus dem Mangel an Alternativen. Wedermilitärisch noch ökonomisch kam man in denletzten Jahren mit der EU voran.

Wirtschaftliche ProblemeZwar hält Felicitas Möllers von derDeutschen Bank Research, die auchMitglied der Beratergruppe der ukrainischenRegierung ist, die wirtschaftliche Stagnationder vergangenen Jahre für überwunden. Das1 000-Tage-Programm des prowestlichenPremierministers Wiktor Juschtschenkohabe die Wirtschaft stabilisiert, resümiert siein ihrer Studie »Ukraine on the Road toEurope«. Doch die wirtschaftliche Lage derUkraine hat sich ständig verschlechtert. Imvergangenen Jahrzehnt nahm die Industrie-produktion um 70 Prozent ab. Seit 1990 hatsich die landwirtschaftliche Produktion hal-biert. Experten befürchten eine Hunger-katastrophe, falls die für dieses Jahr ange-kündigten Agrarreformen des IWF tatsäch-lich durchgeführt werden. Die Löhne einfa-cher Arbeiter seien in den vergangenen zehnJahren um 70 Prozent gesunken, berichtetdie ukrainische Zeitung Den. Ihr ohnehinkümmerliches Einkommen wird von einergaloppierenden Inflation noch weiter gemin-dert. Schon im vergangenen Mai stand dasLand vor der Zahlungs-unfähigkeit. Nurdurch eine Umschuldung unter Leitung ei-niger führender europäischer Banken, wur-de der drohende Kollaps verhindert. Kurznach Beginn der Demonstrationen gegenKutschma gab der IWF mit 246 MillionenDollar die erste Tranche eines 2,6-Milliar-den-Kredits frei. aus Jungle World 10/2001

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Ukraine-Reise

Große Koalition auf Kiews StraßenGroße Koalition auf Kiews StraßenGroße Koalition auf Kiews StraßenGroße Koalition auf Kiews StraßenGroße Koalition auf Kiews Straßenaus Kiew Barbara Oertel - taz 18.9.2002

In der Ukraine wächst der Protest gegenden selbstherrlichen Präsidenten LeonidKutschma, doch die Opposition ist sichnicht einig, ob sie auf den Druck der Stra-ße oder auf Verhandlungen mit dem Staats-chef über eine Machtbeteiligung setzen soll

Einschüchterungen, ein massives Polizei-aufgebot und ein Gerichtsverbot konntensie nicht abhalten: Am Montagnachmittagprotestierten in der Hauptstadt Kiew 15.000Menschen und forderten den Rücktritt vonPräsident Leonid Kutschma. Unter einemMeer von blau-gelben und roten Fahnen undRufen wie „Kutschmu he!“ („Nieder mitKutschma!“) marschierten die Teilnehmerdurch die Innenstadt. Die staatlichen Sen-der, die kaum über die Vorbereitungen desProtestes berichtet hatten, wurden am Mon-tag für mehrere Stunden abgeschaltet, offi-ziell wegen Wartung.Der Tag des Protesteswar nicht zufällig gewählt. Genau vor zweiJahren, am 16. September 2000, verschwandder Journalist und Chefredakteur derInternet- Zeitung Ukrainska Pravda, GeorgiGongadse. Kurze Zeit später wurde einekopflose Leiche gefunden, bei der es sichlaut jüngsten Expertisen um die von Gon-gadse handeln soll.Zum Skandal wurde der Fall, als Tonband-mitschnitte eines ehemaligen Sicherheits-offiziers von Kutschma auftauchten, die denPräsidenten belasteten, in den Mord ver-wickelt zu sein. Die Folge waren wochen-lange Proteste, die Kutschma fast sein Amtgekostet hätten.

Die ProtestierendenInitiator der jüngsten Proteste ist die sogenannte Troika aus Vaterlandspartei,Sozialistischer und Kommunistischer Partei.„Wir wollen vorgezogene Präsidenten-wahlen auf demokratischer Basis, ohneEinschüchterung, Repression und Fäl-schung“, sagt die Vorsitzende der Vater-landspartei, Julia Timoschenko. Sozialisten-chef Alexander Moros fügt hinzu: „Wennwir den Rücktritt auf diesem Weg nicht er-reichen, werden wir das Parlament auffor-dern, eine Amtsenthebung zu beschließen.“Außer dem Rücktritt des Staatspräsidentenmöchte das Trio die Verfassung ändern mitdem Ziel, dem Parlament, der Verchovna

Rada, mehr Machtbefugnisse einzuräumen.Aus gutem Grund: Bei den Parlaments-wahlen im vergangenen März schafften esdie präsidententreuen Parteien trotz dreiste-ster Manipulationen nicht, die Mehrheit derMandate zu erringen. Da die Verfassungaber keine Regierungsbildung auf der Basiseiner parlamentarischen Mehrheit vor-schreibt, sondern der Präsident eine Regie-rung nach eigenem Gusto ernennt, ist dasalte Kabinett von Premier Anatoli Kinachweiter im Amt.Etwas bedeckt hält sich derzeit noch dereigentliche Gewinner der Wahl und popu-lärste Politiker der Ukraine, Viktor Juschen-ko. Er erzielte mit seinem Bündnis „UnsereUkraine“ mit rund 23 Prozent das besteZweitstimmenergebnis. Der frühere Regie-rungschef, in dessen Amtszeit Beamtenge-hälter und Renten pünktlich gezahlt undauch der Staatshaushalt halbwegs saniertwurden, setzt weniger auf den Druck derStraße als auf Verhandlungen mit Kutschmaüber eine Machtbeteiligung. „Wir haben vonKutschma keine endgültige Absage erhal-ten. Erst wenn das der Fall ist, gehen wir indie Opposition“, sagt der Vizefraktionschefvon „Unsere Ukraine“, Juri Kostenko.„Während wir 1990 auf der Straße waren,haben die anderen in den Hinterzimmerngesessen und die Posten verteilt. Dort sit-zen die meisten Vertreter des alten Denkensimmer noch. Diesen Fehler wollen wir nichtwiederholen.“

Die OligarchenEiner kleinen Gruppe steinreicher Oli-garchen, die die wichtigsten Wirtschafts-zweige kontrollieren, steht eine Bevölkerunggegenüber, die zu 75 Prozent unter derArmutsgrenze lebt und deren Durch-schnittslohn nur 100 US-Dollar beträgt.Angesichts dieser Gegensätze haben vieleMenschen für Rechtsfragen und politischenPostenschacher kein Verständ-nis. „Wirwollen andere Machthaber, nicht dieseOligarchen, die das Volk bestehlen“, sagteine Frau. Eine andere verkündet: „Unterdieser Führung hat die Ukraine keinePerspektive. Wir werden für Veränderungenkämpfen und das bis zum Ende.“Mittlerweile dürfte es auch Kutschmadämmern, welches Unmutspotenzial sich da

zusammenbraut. Anlässlich des Unab-hängigkeitstages am 24. August verkünde-te der Präsident, der seit Jahren das Parla-ment zu einem willfärigen Erfüllungs-gehilfenseiner Politik machen will, die Rada mit mehrRechten ausstatten zu wollen. Für WladimirPolochailo, Chefredakteur der wissenschaft-lichen Zeitung Politischna Dumka ist diesein Versuch, der fragmentierten Oppositiondie Initiative abzunehmen. „Auch ist 2004kein Nachfolger für Kutschma in Sicht. Da-her muss der Präsident versuchen, seineFamilieninter-essen zu verteidigen - sowohlseine eigenen als auch die seiner politischenFamilie“, sagt Polochailo. „Außerdem möch-te Kutschma wohl doch noch als Reformerin die Geschichte eingehen.“taz Nr. 6856 / 18.9.2002, Seite 11, 154 TAZ

Zwischen Reformen undZwischen Reformen undZwischen Reformen undZwischen Reformen undZwischen Reformen undOl igarch i s ie rungOl igarch i s ie rungOl igarch i s ie rungOl igarch i s ie rungOl igarch i s ie rung

zur Wirtschaftsentwick-lung in der Ukraine von

Verena Fritz

Zusammenfassung: Erstmals seit zehnJahren wächst die Wirtschaft in der Ukrainewieder. Die Abwertung der Hryvnja nach derrussischen Krise von 1998 hat hierfürwichtige Impulse gegeben. Überdies sindunter der Regierung von Viktor Juscenkoeinige Reformen vorangetrieben worden.Der aktuelle Aufschwung sollte jedoch nichtüber verbleibende fundamentale Problemehinwegtäuschen: Die Struktur der ukrain-ischen Wirtschaft ist veraltet und dieZahlungsdisziplin von Unternehmen, Staatund Steuerzahlern ist katastrophal. Diepolitische Macht in der Ukraine wird von‚oligarchischen‘ Interessensgruppen dom-iniert, die wirtschaftliche Reformen nur zähvorankommen lassen, während die erreichteDemokratisierung zunehmend ausgehöhltwird. Großteile der Bevölkerung sind wirt-schaftlich und politisch marginalisiert.Osteuropa : Zeitschrift für Gegenwarts-fragen des Ostens. Hrsg. Dt. Gesell-schaftfür Osteuropakunde e.V. : Dt. Verl.-Anst. :Stuttgart, Heft 9/September 2001 51. Jg.

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Tierrechte

Deutsche WDeutsche WDeutsche WDeutsche WDeutsche Wafafafafaffenfirma testet(e) Munitionfenfirma testet(e) Munitionfenfirma testet(e) Munitionfenfirma testet(e) Munitionfenfirma testet(e) Munitionan Hunden in der Ukrainean Hunden in der Ukrainean Hunden in der Ukrainean Hunden in der Ukrainean Hunden in der Ukraine

Ratingen - Schlimmer Verdacht gegenWaffenhändler aus Ratingen: Die FirmaSchmeisser (Jagd- und Sportwaffen) sollin scheußliche Versuche mit wehrlosenHunden in der Ukraine verwickelt sein.Das Fachmagazin Deutsches Waffen-journal (DWJ) berichtet, dass mit Gummi-geschossen aus nächster Nähe auf dieTiere gefeuert worden sei - Tests für eineneue 9,5mm-Pistole für den Einsatz beiPolizei und Sicherheitskräften.

Schmeisser hat diese Waffe offenbar in einerkleinen Stadt bei Kiew (Ukraine) entwickelnlassen. Dort gibt es dieFirma „SP Schmeis-ser“, an der die Ratinger Gesellschaft zu 50Prozent beteiligt ist, wie ein leitender Inge-nieur der Waffenfabrik dem EXPRESS be-stätigte. Der Ingenieur: „Wir haben eine Pi-stole für Gummigeschosse entwickelt. Dazuwaren seit 1997 mehrere Testreihen notwen-dig.“Doch dann eine höchst seltsame Behautung:„Für unsere Versuche haben wir lediglicheinen einzigen Hund verwendet, der vor denSchüssen in Schlaf versetzt wurde.“ Dasmüsste ein erstaunlich robuster Hundgewesen sein... Das Deutsche Waffen-journal allerdings schildert genau, wie diegrausamen Experimente durchgeführtworden sein sollen: „Erwachsene Hundewurden aus sechs Meter Abstand auf dieLeistengegend, Gelenke, Herz und Milzbeschossen.Durch Messungen wurdeermittelt, dass die Schläge große Blutergüsseund Hautverletzungen verursachen, vorallem sehr schmerzhaft sind.“ Dabei interes-sierten die Wissenschaftler vor allem die Artder Verletzungen bei unte-rschiedlichenSchussentfernungen. Der ukrainische Inge-nieur bestätigt, dass die Tests zusammenmit dem medizinischen Institut der Univer-sität und der Armee durchgeführt wur-den.Wolfgang Kräusslich, Waffenexpertebeim DWJ: „Diese Pistole haben die Ratingervor allem für den Einsatz bei Polizei- undSicherheitskräften entwickelt. Die Geschos-se töten nicht, sorgen aber für hoheSchmerzreaktionen.“Bei Schmeisser heisst es lapidar, man habemit Waffenherstellung nichts tun. Ge-

schäftsführer Dr. Ing. Werner Resch selbstwar gestern nicht erreichbar.Düsseldorfs oberster Tierschützer KarlheinzKoepcke: „Hier umgeht eine deutsche Firmadeutsche Gesetze, quält scheinbar legalHunde im Ausland. Wir protestieren zusam-men mit dem Deutschen Tierschutzbundgegen die Firma, aber auch bei der Deut-schen Botschaft in Kiew und der Ukraini-schen Botschaft in Berlin.“

aus: www.hundeinberlin.de

Dort ist auch ein Protestbrief abgedruckt,welcher an die Firma gesendet werden kann.Der Artikel ist zwar schon vom 18.04.2001,aber wir finden es dennoch wichtig, daraufhinzuweisen, wie deutsche Firmen sichSchlupflöcher suchen, um billig und in Ruheweiterfoltern zu können. Zudem ist dieindirekte Verstrickung des Staates durch diePolizei zu vermerken. Wenn die beschriebeneWaffe plus Gummigeschossmunition wie imnächsten Artikel beschrieben wirken, sogrenzt dies an einen Tötungsversuch, wenndiese eingesetzt werden.

Hunde alsMunitionstester

hundezeitung.de ist nicht dafür bekannt, ge-walttätigem oder aktionistischem Tier-“Schutz“ zuzuarbeiten und beim - durchausumstrittenen - Aufgabengebiet der Jagdfanatisch zu sein. Dr. vet. med. Franz P.Gruber ist ein auch der deutschen Regierungbekannter seriöser Zürcher Tierschützer. Erersuchte die Firma um eine Erklärung zu

diesem unglaublichen Vorgang.Das „Deutsche Waffenjournal“ brachte esunter dem Titel „Mach`s mit Gummi -Spezialwaffen für Gummigeschosse vonSchmeisser International“. Das Blattberichtete waffentechnisch penibel darüber,wie aus verschiedenen Abständen aufHunde geschossen wurde, um die Wirkungvon Gummigeschossen zu prüfen: „Bei denVersuchen wurden aus 6 m Abstand er-wachsene Hunde beschossen. Geschossenwurde auf Leistengegend, Ellbogengelenk,Herz, Milz, Bauchspeicheldrüse. Immer wur-de eine Beschädigung der Hautdecke von30 bis 125 mm² festgestellt. ElektrophysischeMessungen zeigten, dass die Schläge sehrschmerzhaft sind. Grosse Blutergüsse warenim Auftreffbereich festzustellen. Die Ge-schosse drangen bei Schussdistanzen un-ter 3,5 Meter 6 bis 15 mm ein. Grosse Bluter-güsse und hohe Schmerzreaktionen warendie Folge. Unterhalb 3,0 können Schädenan den inneren Organen entstehen, die spe-zielle medizinische Eingriffe erforderlichmachen.“ Dieser Bericht stand auch in derZeitschrift des Deutschen Tierschutz-Bun-des „du und das tier“. Es ist nicht bekannt,ob der DTB etwas gegen diese Tierquälereiunternommen hat. Dr. Gruber bat für die„Stiftung Fonds für versuchstierfreie For-schung“ die Firma Schmeisser Internatio-nal GmbH in Ratingen (Nordrhein-Westfa-len) um eine Stellung-nahme zu der Tatsa-che, dass in der Ukraine an Hunden Muniti-on getestet wird, respektive dabei Hundemutwillig ermordet werden.

Brief die Ratinger FirmaZürich, 17. 7. 01 „Versuche an Hunden zurEntwicklung von Waffen und Munition Sehrgeehrte Damen und Herren Übers Interneterhielten wir die beigefügteNachricht. Sie wissen, dass nach demdeutschen Tierschutzgesetz Tierversuchezur Entwicklung von Waffen und Munitionverboten sind. Tierversuche ins Ausland zuverlegen, wenn sie in Deutschland nichtgenehmigungsfähig sind, wäre äusserstverwerflich. Selbst die Bundeswehr legt Ver-suche, die im Ausland stattfinden, der

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Tierrechte

Tierversuchskommission des Verteidigungs-ministeriums vor, der ich seit vielen Jahrenangehöre. Ich möchte Sie bitten, zu den erho-benen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Mitfreundlichen Grüssen PD Dr. Franz P. Gruber“Kopien an: Bundesministeriun der Verteidi-gung InSan 18 hundezeitung.de

Auch nach einer Woche bekam Tiermedizi-ner Gruber keine offizielle Antwort von derFirma, dafür aber einen anonymen Brief,ohne Poststempel, aber mit deutscher Brief-marke in die Schweiz geschickt.(...)

Das anonyme Schreiben(buchstabengetreu):

„Betr:: Protestschreiben zu Waffenhändlerlässt auf Hunde schießen (Firma Sport- undJagdwaffen Schmeisser, Ratingen) Sehrgeehrte Damen und Herren!Dieses Schreiben enthält keine Identitäts-angaben, um Gefahren seitens militanterTierschützer abzuwenden. Auf Grund vie-ler Zuschriften bitte ich um Verständnis fürdiese allgemeingehaltene Antwort. Wennman auf jeden in den Protestschreiben vor-gebrachten Kleinkram eingehen würde,müßten wir eine gesonderte Abteilung inder Firma einrichten. 1) Aussagen zu denSchießübungen über die Wirkungsweise derProjektile und das Zeichnen der Tiere (Re-aktion der Tiere, nachdem sie vom Geschoßgetroffen wurden) sind meines Erachtensnur für Waffenkäufer interessant, ebensoüber das Schweißen der Tiere. (Jäger sagender besseren Argumente wegen nicht dieTiere bluten, sondern sie schweißen, wie Dr.rer. pol. Dr. forest h. c. Kurt Lindner von derArbeitsstelle „Deutsche Jägersprache“ esbestätigen würde.) 2) Jäger haben auch In-teresse am Tierschutz, weil die Ausrottungder Tiere die Jagd verunmöglichen würde.3) Jäger erlegen die Stücke (Wildtiere) nichtaus Böswilligkeit, sondern die Jagd ist un-ter anderem auch ein Akt zur Förderung derFröhlichkeit und Ausdruck der Liebe nachdem Motto „glücklich mit Tieren“.Die Jagdrechtfertigungsbroschüre „Jagdheute“ des Deutschen Jagdschutz-Verban-des beginnt mit dem Vorwort: „Die Freudeam Jagderlebnis und am Jagderfolg war undist die wesentliche Triebfeder für die Jagd...“Aus Jagdliedern ergibt sich, daß die Jagddem Frohsinn dient. Ein Jägerlied lautet zu-treffend: „Auf, auf zum fröhlichen Jagen...“Dies muss gesagt werden, auch wenn nun

manche Hobbyprotestler sagen könnten, dasswir vermutlich in vorhergehenden Schuß-versuchen im Übereifer die Waffen an unsselber testeten, und somit das letzte bischenGehirn bei uns mit Schrot herausgeblasenhaben. Dieses Risiko nehmen wir der Sachezu liebe in kauf. Denn leider ist es auch so,dass durch an Besessenheit grenzende uner-müdliche Aktivitäten von Jagdgegnern (Anti-jagdfieber-Fieber), der Eindruck entstehenkann, die Jagd würde der Befriedigung abar-tiger Neigungen dienen. So werden wir inmanchen Schreiben als „zuckerkrank“ (Drangzum Zucken des Zeigefinders beimJagdwaffengebrauch) bezeichnet. Die Schrei-ben laufen darauf hinaus, daß am Ende je-mand wankelmütig werden könnte und sichim Stillen frägt, die Jäger werden doch nichtetwa den Tieren Böses antun wollen?! So istes nun nicht verwunderlich, daß es zuweilenauch zu Jagdstörungen durch Tierschutz-Ex-tremisten kommen kann. Man denkt an nichtsBöses und ist auf der Jagd frohen Mutes, daerscheinen Jagdstörer. Die kritischen Behaup-tungen von Protestlern ermutigen autonomeTierschützer zur Zerstörung, Beschädigung,Verunreinigung mit Kot usw. von Jagdein-richtungen (Hochsitze u. a.). Wie soll dannder Jäger in Freude die Jagd ausüben und seineTierliebe verwirklichen? Die Jagd ist das prak-tizierte Erfreuen am Wesen der Tiere. DasGefühl beim Anpirschen, Aufstöbern usw.eines Tieres, es durch Hochmachen zumHochwerden Bringen und beim Hochwerden(Fluchtbeginn) strecken (erlegen), kann mannicht beschreiben, das muss man durch Hin-

gabe erfühlen. Anschließend denkt man waid-gerecht (im edlen Sinn): Ich finde, das Tierhatte eine faire Chance. Gut, daß es nicht vomWilderer getötet wurde. Ich bin sicher, wennSie ein solches Jagderlebnis hätten, Sie wä-ren sehr begeistert und würden Ihre Ansich-ten zur Jagd revidieren.Hochachtungsvoll“Keine Unterschrift.

Die Fröhlichkeit der Jagd dieses Menschen,ganz offensichtlich ein führender und damitverantwortlicher Mitarbeiter der FirmaSchmeisser, drückt sich freilich in gezieltemQuälen an ukrainischen Hunden aus. DiesesSchreiben bestätigt nur die von Grubervorgebrachten Vorwürfe in perfider Weise.Bei Gruber ging bis dato (Stand aus derInternetzseite nicht erkennbar) noch keineStell-ungnahme des Bundesverteidigungs-Ministeriums ein.Volltext: www.tiernotruf-111.de/mun.html

Bild unten (aus militaerhistorie.de)Scharfschützen-Team der Waffen-SS be-stehend aus dem Schützen, ausgerüstet mitMauser Karabiner 98k im Kaliber 8x57 IS mitZielfernrohr und dem Beobachter, bewaff-net mit Maschinenpistole MP40 (Schmeis-ser), Kaliber 9mm Para.

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BSÖ-News

Protokoll des BSÖ-Aktiven-Protokoll des BSÖ-Aktiven-Protokoll des BSÖ-Aktiven-Protokoll des BSÖ-Aktiven-Protokoll des BSÖ-Aktiven-treffens vom 21.7.2002treffens vom 21.7.2002treffens vom 21.7.2002treffens vom 21.7.2002treffens vom 21.7.2002

Tagesordnung:TOP 1 Begrüßung, TagesordnungTOP 2 33. BÖT in LüneburgTOP 3 FUITOP 4 Finanzen der BSÖTOP 5 Nächstes AktiventreffenTOP 6 ThemensprecherInnenDabei waren: Anne Lang, Sigrid Oberer,Tobias Leußner und Oliver Bäsener

TOP 1: BegrüßungDie Anwesenden begrüßen sich und freuensich, auf einer trockenen Wiese bei der BIin Gedelitz zelten zu können.

TOP 2: BÖT / BSÖAnne erzählt: Das 33. Bundesökologie-treffen findet vom Mittwoch, dem 27.11. ,bis Sonntag, dem 01.12.2002, in Lüneburgstatt. Das Motto lautet: “33.BÖT in Lüne-burg ...wie Schaf!” Das Vorbereitungsteamzum BÖT besteht zur Zeit aus 5 Leuten. Esist für sie schwierig, eine Unterkunft für dieTeilnehmenden des BÖTs in Lüneburg zufinden. Das Heinrich-Böll-Haus in Lüneburgsteht leider nicht zur Verfügung. Aber ander Uni gibt es evtl. noch Übernachtungs-möglichkeiten. Auf jeden Fall stehen für dieArbeitskreise im AStA geeignete Räumebereit. Als Themen schlägt Anne für Ar-beitskreise, Workshops und Vorträge vor:Ernährung, Öko-Audit, Johannesburg Rio+ 10, Klima, Umweltpolitik, Suffizienz-wirtschaft, Textilwaren(-wirtschaft?), Perma-kultur. ReferentInnen für diese und weitereUmweltthemen werden noch gesucht undkönnen sich im Lüneburger AStA bei Annemelden. Es soll für das BÖT als Werbungund Info ein Faltblatt und ein Plakat erstelltwerden. Auch an der Webpräsenz soll esnicht fehlen: Eine Einladung zum 33.BÖT sollauf die Webseiten des Lüneburger AStAgestellt werden. Zur Finanzierung des BÖTswerden verschiedene Möglichkeiten aufge-zeigt.

TOP 3: FUI Schreiben 4/02Das nächste FUI-Schreiben 04/2002 fin-det am Wochenende entweder vom 13.-

15.09.02 oder ein bis 2 Wochen später (FUI-Schreiben war vom 27.9.-29.9.02, die Red.)statt.Als Themen fürs FUI werden genannt: Anti-Atom, (Castormobilisierung), Rio + 10 Gipfelin Johannesburg... Das FUI-Schreiben sollin Oldenburg stattfinden (Oli B.: Ehlertkontaktieren) oder in Bochum (Peer). DerSchwerpunkt dieses FUI ist das Thema“Energie” und wird von Florian geschrieben.Die Einladung zum FUI könnte von derGeste versendet werden. Es wird angeregt,die ASten zu einer besseren Teilnahme am“Was läuft wo?” zu bewegen.

TOP 4: Finanzen der BSÖTobias erklärt die Finanzen. Den Anwesen-den teilt Tobias eine Übersicht über die Ein-nahmen und die Ausgaben im laufendenJahr aus und erklärt sie ihnen. Die Rech-nungen für das FUI/HUI - Abo für das letz-te Jahr wurden versendet. Auch dieMitgliederrechnungen sind versendet. DerRechtshilfefond der BSÖ wird aufgrundmangelndem Zuspruch aufgelöst.

TOP 5: Nächstes Aktiven-treffen vor dem 33. BÖT

Das nächste Aktiventreffen findet inLüneburg an einem Wochenende EndeOktober statt. Dort wollen wir uns u.a. dieRäume für das 33. BÖT ansehen und unsüber die Zukunft der BSÖ e.V.unterhalten.

TOP 6:ThemensprecherInnen

Zum nächsten BÖT sollte sich jede/rüberlegen, ob er/sie nicht Lust hat, (wieder)ThemensprecherIn für ein Umweltgebiet zuwerden. Folgende Themen gibt es zur Zeit:Anti-Atom, Energie, Flußökologie, Food-Coops, Gentechnik/Biotechnologie, Interna-tionales, Internet (Homepage), ÖkologischBauen, Ökologische Mensa, Papier, Reform-pädagogik, Umweltbildung, Verkehr, Wirt-schaft, Tierrechte. Weitere Themenvor-schläge sind herzlich willkommen.Für das Protokoll: Oliver Bäsener

Nachtrag BSÖ-Aktiven-treffen im Wendland

Geste-Bericht im Nachtrag zumAktiventreffen vom 21.7.2002:

1) Für die Verschickung des FUI 4/02 imOktober 2002 sind folgende Anfragen zurMitverschickung eingegangen:a) Seminar des Genethischen Netzwerkes:Kostenlose Beilage einer Seminaran-kündigung auf Empfehlung von Arne Brück,BSÖ-Gentecsprecher angenommenb) Anfrage Oekom-Verlag (punkt.um etc.)aus München zur Mitverschickung einesWerbefolders für ihre Zeitung GAIA (e.V.:IntegrierteUmweltwissenschaft).Kostenpunkt für oekom-verlag: 100 Euro2) Der BSÖ-Gündungs-AStA Uni Trier undSitz der ersten BSÖ-GeSte von 1993 bis 1998hat leider seinen Austritt erklärt. Sie hättenseit langem nur über die seit 1998 fehlgelei-tete Post von der BSÖ gehört?! Komisch!Wir haben per mail und Brief je einmal ver-sucht, den AStA bzw. die Vorsitzende um-zustimmen. Bisher ohne Erfolg.3) Post von ABS und PM-Bündnis:a) Die BSÖ e.V. hat die aktuelle allgemeinbekannte Unterschriftenliste (http://www.studis.de/abs und http://www.abs-nrw.de) gegen Studigebühren unterschrei-ben!b) PM-Bündnis:Das Büdnis für freie Meinungsäußerungvon Studischaften, in dem wir seit seinerGründung Mitglied sind, teilt mit, dass Sieeine neue Geschäftsfüherin hat: diese heißtMiriam Bürger und hat folgende Kontakt-daten: 10553 Berlin, Rostocker Str.20, Tel:0173/7774668, 0 3 0 / 3 9 8 3 5 7 4 5 ,[email protected]) Bischen Ärger über hohe FUI-Abos:Die Uni Freiburg und Würzburg haben sichper Telfonanruf über die Verdoppelung desFUI-Abopreises von 10 DM auf 10 Eurogewundert.Die Sache wurde Ihnen perTelefon erklärt (2000 nur zwei Ausgaben,gestiegene Post- und Druckosten etc.)5) Weitere BSÖ-Veränderungen:- Die Uni Kaiserlautern, die FH Oldenburgund die Uni Marburg haben eineN neueNÖko-ReferentInAllen herzlichen Glückwunsch zur Wahl undgute Wünsche für beste Zusammenarbeit.- Der GeSte-Umzug (keine Angst: hausintern)in den großen neuen Raum in der Monbi-joustr. 3 kann voraussichtlich Ende Okto-ber stattfinden.Für das Nachtragsprotokoll: Oli Stoll

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Rechtshilfefonds

33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg33. BÖT in Lüneburg

„... wie Schaf!“„... wie Schaf!“„... wie Schaf!“„... wie Schaf!“„... wie Schaf!“

Unter diesem Motto wird das 33. Bundes-ökologietreffen vom 27.11.2002 bis 1.12.2002in Lüneburg steigen. Inmitten von Heideund Schafen (auch wenn das Klischee nichtganz der Wirklichkeit entspricht ...) werdenwir uns diversen Themen rund um den mo-dernen und emanzipatorischen Umwelt-schutz annehmen. Dabei wird der Spaß na-türlich auch nicht zu kurz kommen!Nachdem letzten BÖT im tiefsten Süden(Konstanz), kommt der hohe Norden imwahrsten Sinne des Wortes zum Zuge. Wasgibt es Schöneres, als sich kurz vor demWeihnachtsstress noch einmal richtig vonSturm und Regen erfrischen zu lassen undso ganz nebenbei die Abwehrkräfte etwaszu stärken?

ExkursionenWir möchten mit Euch das international an-erkannte Biosphärenreservat Elbtalaue ent-decken und dabei den Zug von Graugän-sen und Kranichen beobachten, herausfin-den, was Permakultur ist, ein Blockheizkraft-werk besuchen und aus erster Hand erfah-ren, was auf dem Weltklimagipfel in Johan-nesburg passiert ist. Wenn es klappt, ha-ben wir außerdem vor, dem Salzstock undgeplanten Endlager für Atommüll in Gor-leben einen Besuch abzustatten. Wer sichlieber mit “friedlicheren” Themen auseinan-der setzen möchte, kann an einer Exkursionauf den Bauck – Hof , einen der ältestenBiohöfe in Deutschland, teilnehmen.

BSÖ-JubiläumsfeierNeben workshops z.B. zum Thema Anti-Atom, Moderne Mobilität, Umweltschutz anHochschulen, Vorträgen und Exkursionen,der BSÖ-Jubiläumsfeier am Samstag abend,der BSÖ-MV am Sonntag, 01.12.02 wartetein vielfältiges Kulturprogramm auf Euch.

Die Stadt LüneburgVorgesehen ist außerdem, Euch die StadtLüneburg mit ihrer über tausendjährigenGeschichte näher zu bringen. Dabei wollenwir Euch neben der wirklich sehenswertenAltstadt im Stil der norddeutschen Back-steinarchitektur auch den einzigartigen Kalk-berg zeigen.Lüneburg hat ca. 70.000 Einwohner, wovongut 10.000 Studenten der Uni bzw. Fach-hochschule sind. Die Uni hat als eine derersten eine Zertifizierung nach dem Öko –Audit – Verfahren bekommen und bietet u.a.den Studiengang Umweltwissenschaftenan.Die Stadt liegt genau zwischen der Land-schaft Lüneburger Heide und dem Natur-park Elbufer - Drawehn mit seinen ausge-dehnten Wäldern und Rundlingsdörfern.Lüneburg ist per Bahn gut zu erreichen, dasich die Stadt an der Bahnlinie Hamburg –Hannover befindet. Das Hinkommen dürftefür Euch also kein Problem darstellen!Wir hoffen auf zahlreiche Beteiligung undfreuen uns auch auf DICH!

Infos und AnmeldungFür nähere Informationen, Anmeldung undBÖT-Saga und BSÖ-Jubiläum seht Ihr amBesten aufs aktuelle Faltblatt und Poster(beides beiliegend) oder auf die Netzseitedes AStA der Uni Lüneburg, Ökoreferat:http://www.uni-lueneburg.de/asta/oekoAStA Universität Lüneburg, Unicampus:Gebäude 9, Raum 111, 21 332 LüneburgPaketanschrift: Scharnhorststraße 1, 21 335LüneburgTel: 04131-781510 oder 04131-402952Fax: [email protected],Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 h - 12.30 h

10 Jahre BSÖ e.V10 Jahre BSÖ e.V10 Jahre BSÖ e.V10 Jahre BSÖ e.V10 Jahre BSÖ e.V.....Jubiläumsschrift, BÖT-Feier und Aus-stellung zu 10 Jahren BSÖ e.V.

Auf dem 13. BÖT im November 1992 fanddie Gründungsversammlung der Bundes-koordination Studentischer Ökologiearbeite.V. statt.20. BÖTs weiter und 10 Jahre später findetIhr aus diesem Anlass in der Anlage beilie-gend eine kleine vierseitige Festschrift.Außerdem planen wir für das 33. BÖT inLüneburg eine kleine Feier und eine kurzeAusstellung zur Geschichte der BSÖ e.V.Wir suchen noch Mithelfende für das Ge-lingen des 10-jährigen BSÖ-Jubiläums:

Kontakt zum Jubiläumsfestkomittee habtIhr bei:Maria Deiglmayr, Römersträdterstr. 4n,86199 Augsburg, Tel: 0821/95628,email: [email protected]

Weitere Mitstreiter:Dr. Lutz Breuer,Institute of Natural Resources Manage-ment, Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392Giessen, Email: [email protected] Weber, [email protected],Schafgrube 25, 74177 Bad Friedrichshall

Neue Internet-Neue Internet-Neue Internet-Neue Internet-Neue Internet-präsenz der BSÖ inpräsenz der BSÖ inpräsenz der BSÖ inpräsenz der BSÖ inpräsenz der BSÖ in

Arbeit!Arbeit!Arbeit!Arbeit!Arbeit!Pünktlich zum 10-jährigen BSÖ-Jubiläumwird die neue Internetpräsenzhttp://www.studis.de/bsoe (Link zum neu-en Webdesign) fertig sein und auf der BSÖ-Mitgliederversammlung am 1.12.02 ab 10Uhr an der Uni Lüneburg vorgestellt wer-den.

Bis dahin können ab 1.10.2002 Anregun-gen und Hinweise konstruktiver Natur anden Webmaster Alex Jillich [email protected] oder per Web-Formulargesendet werden!

Auf geht‘s zur BSÖ!

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Ökotourismus BSÖ-News

OfOfOfOfOffizielle Einladung an alle Vfizielle Einladung an alle Vfizielle Einladung an alle Vfizielle Einladung an alle Vfizielle Einladung an alle Vereinsmitglieder zur -ereinsmitglieder zur -ereinsmitglieder zur -ereinsmitglieder zur -ereinsmitglieder zur -MitgliederversammlungMitgliederversammlungMitgliederversammlungMitgliederversammlungMitgliederversammlung

am 01.12.2002 um 10 Uhr in der Uni Lüneburgam 01.12.2002 um 10 Uhr in der Uni Lüneburgam 01.12.2002 um 10 Uhr in der Uni Lüneburgam 01.12.2002 um 10 Uhr in der Uni Lüneburgam 01.12.2002 um 10 Uhr in der Uni Lüneburg

Liebe Mitglieder,hiermit laden wir Euch frist- und formgerecht zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung ein. Die BSÖ e.V. sucht dringend neueThemensprecherInnen und Aktive! Ansonsten muss leider zum zweiten Mal über die Auflösung des Vereins nachgedacht und ent-schieden werden.

Bisherige ThemensprecherInnen bitten wir dringend um Mitteilung über Ihre Tätigkeit im letzten Jahr und Überarbeitung bzw. Erstel-lung Ihres Themenfaltblattes sowie Neubewerbung bis spätestens 1.11.2002 an die Geschäftsstelle: [email protected].

Die MV findet im Anschluß an das 33. BundesÖkologieTreffen (BÖT) an der Universiät Lüneburg statt.Den genauen Ort entnehmt Ihr bitte den Hinweisen und Aushängen auf dem BÖT.

Der Vorstand schlägt folgende Tagesordnung vor:TOP 1) Begrüßung und FormaliaTOP 2) Wahl der ProtokollantIn und der WahlkommissionTOP 3) Beschluss über die TagesordnungTOP 4) AktuellesTOP 5) Aufnahme u. Ausschluss von Mitgliedern im laufenden GeschäftsjahrTOP 6) Bericht des Vorstandes über Arbeitsschwerpunkte und KassenberichtTOP 7) Bericht der KassenprüferInnenTOP 8) Entlastung des auf der MV am 25.11.01 in Berlin gewählten VorstandesTOP 9) Diskussion über die Auflösung des VereinsTOP 10) Auflösung des Vereins BSÖ e.V. laut Satzung, § 11, mit 2/3 Mehrheit aller anwesenden Mitglieder

und Wahl der gemeinnützigen Organisation, der das Vereinsvermögen übergeben werden soll.TOP 11) Wahl der Vereins-LiquidatorInnen

Wenn sich die BSÖ nicht auflöst, Streichung von von TOP 10 und TOP 11 und Fortsetzung unter:TOP 12) Neuwahlen des Vorstandes für den Zeitraum bis Ende 2003TOP 13) Wahl von mindestens zwei KassenprüferInnen für den Zeitraum bis Ende 2003TOP 14) Wahl der ThemensprecherInnen für:Anti-Atom, Energie, Flussökologie, Food-Coops, Gen-/Biotechnik, Internationales, Internet, Ökologisch Bauen, Ökologische Mensa,Papier/Recycling, Tierrechte, Reformpädagogik+Umweltbildung, Verkehr/Mobilität, Wirtschaft, und Streichung bzw. Neubenennungenvon ThemenbereichenTOP 15) Alte u. neue Arbeitsschwerpunkte: MoA 2003, etc.TOP 16) Verschiedenes/Sonstiges: z.B. Präsentation des neuen BSÖ-Webdesigns

Bitte meldet Euch vorher an bei:BSÖ-Geschäftsstelle, c/o RefRat HU, Unter den Linden 6, 10099 Berlin oder [email protected] bitten alle möglichen KandidatInnen um formlose schriftliche Bewerbung an den Vorstand bis spätestens Sonntag, 01.12.02, 9 Uhr.

Wir hoffen, dass durch neues Engagement eine Auflösung der BSÖ verhindert werden kann.

Mit ökologischen Grüßen

Eurer BSÖ-Vorstand

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Ratat-HUI

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646 Nichtwähler melden sich mit ihrerStimme zu WortFür Volksabstimmung statt Parteien-demokratie

Eine neue Bewegung meldete sich erstmalsbei dieser Bundestagwahl zu Wort. Die „ak-tiven Nichtwähler“. „Stummes Nicht-Wäh-len ist sinnlos“, so das Motto dieser Bewe-gung. 646 Nichtwähler beteiligten sich beider vom OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMO-KRATIE gestarteten Aktion „Volkab-stimmung wählen“ und schickten IhreWahlbenachrichtigungskarten ein.Zu diesem Ergebnis erklären BrigitteKrenkers, Werner Küppers und ThomasMayer vom OMNIBUS FÜR DIREKTE DE-MOKRATIE:Der OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRA-TIE fährt das ganze Jahr durch Deutsch-land und setzt sich für faire Volksabstim-mungsrechte auf allen Ebenen ein, im Au-genblick speziell für die Einführung der bun-desweiten Volksabstimmung.Anläßlich des Wahlkampfs für die Bundes-tagswahl schlug uns bei unserer täglichenArbeit auf der Straße ein großer Überdrußder Bürgerinnen und Bürger am eigenmäch-tigen Treiben der Parteien und am Niveaudes Wahlkampfs entgegen, auf den wir mitder Aktion „Volksabstimmung wählen“ rea-giert haben.Die aktiven Nichtwähler wollen eine reineParteiendemokratie nicht mehr mit ihrer Stim-me legitimieren. Es sind engagierte Bürger,die vor Ort in Initiativen aktiv sind, oderwachsam das politische Geschehen verfol-gen. Es sind Bürger, die meist bisher keineWahl ausgelassen haben, die sich zumSchluß nur noch für „das kleinere Übel“entschieden haben - doch jetzt auch das„kleinere Übel“ nicht mehr vor ihrem Gewis-sen verantworten können.Die Wähler, die uns ihre Wahlbenachrichti-gungskarte schickten, haben mit dieser Ent-scheidung die Schwelle zu dem souveränen„Ich bin verantwortlich “überschritten. Vie-le der „aktiven Nichtwähler“ wollen so lan-

ge an einer Wahl nicht mehr teilnehmen, bisdas Sachabstimmungsrecht eingeführt ist.Sie verstehen aktive Nichtwahl als eine Ak-tion, um aus der Verantwortungslosigkeitund dem Ohnmachtsem pfinden herauszu-kommen. Sie wollen und können ihre Ver-antwortung nicht mehr delegieren und sa-gen „Die Parteien sind mit unserer Stimmeüberfordert.“Hier zeigt sich nur die Spitze eines gewalti-gen Eisberges. Wie viele haben ihre Stimmebewußt nicht oder ungültig abgegeben?Wieviele Wähler haben mit sich gerungen,ob sie auch diesmal dem „kleineren Übel“zustimmen sollten und nach der Wahl nichtbegeistert, sondern eher verkatert sind?Die Aktion „Volksabstimmung wählen“ istaus der Einsicht entstanden, daß WÄHLENohne VOLKSABSTIMMUNG nicht geht.Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, daßim Vertrauen abgegebene Stimmen auch alsErmächtigung gedeutet werden können. ObEuro-Einführung, Kriegseinsatz, Öko-Steu-er, Zuwanderungsgesetz immer entscheidetdie Regierung im Namen des Volkes, ohnedas Volk zu fragen, sogar oft gegen den er-klärten Willen der Mehrheit der Bürger.Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist dieEntwicklung direktdemokratischer Instru-mente, wie es sie in der Schweiz und ande-ren Ländern längst gibt. Daß Deutschlandim 21. Jahrhundert noch kein Stimmrecht hat,obwohl Millionen Bürger in Initiativen vorOrt und Nicht-Regierungsorganisationentätig sind und ihren Sachverstand bewie-sen haben, ist unglaublich.Der „OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMO-KRATIE IN DEUTSHLAND“ ist seit 15 Jah-ren für die Volksabstimmung unterwegs.Fast 2 Millionen Bürger und Bürgerinnentrugen sich in den von der OMNIBUS-In-itiative unterstützen Landes-Volksbegehrenin Bayern 1995, Hamburg 1998 und Thürin-gen 2000. Seit 1995 gibt es den Bürger-entscheid in Bayern, seit 1998 in Hamburg.In Bayern fanden allein in den 7 Jahren über1000 Bürgerentscheide statt.___________________________________________________________________________Omnibus gGmbH für Direkte Demokratie,

Öschstr. 24, 87437 KemptenTel. 0831-57 07 689, Fax 0831-58 59 202Email: [email protected], Homepage:

http://www.omnibus.org

Rio +10 boykottieren!Rio +10 boykottieren!Rio +10 boykottieren!Rio +10 boykottieren!Rio +10 boykottieren!

Ende August fand in Johannesburg dieNachfolgekonferenz Rio+10 statt. Bereits imVorfeld wird der 1992 in Rion initiierte Agen-da21-Prozess als Erfolg gefeiert. Doch dieBilanz der vergangenen Jahre widersprichtdem. Wachsende Armut, Umweltzerstörungund die weiterhin ungerechte Verteilung vonRessourcen zeigen:Der Rio-Prozess ist gescheitert!Die Agenda21 verkennt, dass Globalisie-rung ein Prozess herrschaftsförmiger kapi-talistischer Modernisierung ist. Damit blen-det der Rio-Prozess gesellschaftliche Macht-verhältnisse aus und stabilisiert sie. DieAuseinandersetzungen darüber könnennicht kooperativ gegen die nachhaltig neo-liberale Globalisierung geführt werden.Als VertreterInnen der „Zivilgesellschaft“packen viele NGOs ihre Traumkoffer derNachhaltigkeit wieder aus. Was 10 Jahrenicht gefruchtet hat, wird auch in Zukunftnicht die proklamierten Ziele erreichen.Wir fordern die NRO/NGOs dazu auf, den„Gipfel“ in Johannesburg zu boykottieren.Die Bundeskoordinatiobn Internationalis-mus (BUKO) und viele UnterzeichnerInnenrufen daher dazu auf, die Kritik an der „nach-haltigen Globalisierung“ und an den sieverantreibenden Institutionen zu verstär-ken.

Kontakt und kostenlose Info-Zeitung:[email protected], Tel: 040 / 39 31 56

Jugendbildungs-Jugendbildungs-Jugendbildungs-Jugendbildungs-Jugendbildungs-referentInreferentInreferentInreferentInreferentIn

Ausschreibung:Jugendumweltnetzwerk JANUN e.V. (unkon-ventioneller Jugendumweltverband für Nie-dersachsen für BUNDjugend, Naju, DJN,Jugendumweltbüros, freie Umweltgruppen,Einzelpersonen) sucht zum 01.12.2002 eineJugendbildungsreferentIn mit 2/3-Stelle imJANUN Landesbüro in Hannover bei Ver-gütung nach BAT (je nach Qualifikation bisBAT IIa) unter 30 Jahre mit Erfahrung im

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Ratat-HUI

Studie “Umweltbe-Studie “Umweltbe-Studie “Umweltbe-Studie “Umweltbe-Studie “Umweltbe-wusstsein in Deutsch-wusstsein in Deutsch-wusstsein in Deutsch-wusstsein in Deutsch-wusstsein in Deutsch-

land 2002”land 2002”land 2002”land 2002”land 2002”Klimaschutz gilt als wichtige politischeAufgabeKernkraftwerke sind keine LösungKernkraftwerke stellen in den Augen derBevölkerung keine Lösung dar, denn siegelten bei der Mehrheit als erhebliche Ge-fahrenquelle. Unter allen Umweltrisiken, dieden Befragten zur Bewertung vorgelegt wur-den, rangiert der Klimawandel auf dem zwei-ten Platz. Lediglich von Atomkraftwerkenund dem durch sie entstehenden radioakti-ven Müll geht für die Bürger noch eine stär-kere Bedrohung als vom Klimawandel aus.Am 3. Juli 2002 wurde im Bundesumwelt-ministerium die neue Studie „Umweltbe-wusstsein in Deutschland 2002" vorgestellt.Durchgeführt wurde die Studie von einerForschergruppe an der Philipps-UniversitätMarburg (Leitung: Prof. Dr. Udo Kuckartz).Seit Anfang der 1990er Jahre werden solcheErhebungen durchgeführt, seit 1996 in ei-nem Zwei-Jahres-Turnus. Diese Kontinui-tät der Studien ermöglicht die Erstellungenvon Zeitreihen und erlaubt es dadurch,Trends und Entwicklungen zu erkennen. Dasmacht die Studien zum Umweltbewusstseininnerhalb der sozialwissenschaftlichen Um-weltforschung relativ einzigartig. Über dasZentralarchiv für empirische Sozialfor-schung in Köln stehen die Originaldatenden Umweltforschern verschiedener wis-senschaftlicher Disziplinen für Sekundär-analysen zur Verfügung.Im Januar und Februar 2002 wurden mündli-che Interviews mit Bürgerinnen und Bürgernin allen Teilen Deutschlands geführt. DieStichprobengröße beträgt n=2361. Die Da-tenerhebung wurde vom EMNID-Institut(Bielefeld) durchgeführt.

Copyright © 2002 Udo Kuckartz/HeikoGrunenberg, http://www.uni-marburg.de/

Studentischer AKStudentischer AKStudentischer AKStudentischer AKStudentischer AKWelthandel undWelthandel undWelthandel undWelthandel undWelthandel und

ÖkologieÖkologieÖkologieÖkologieÖkologieBSÖ e.V. teilt mit:Weiterer studentischer „AK Welthandelund Ökologie“ soll vom 25. - 27.10.02 inder Jugendherberge Wandlitz gegründetwerden

Auf der attac-Sommerakademie in Marburghaben sich StudentInnen von attac undBUNDjugend getroffen, die zum Thema„Welthandel & Ökologie“ arbeiten möchten.Das Gründungstreffen des AKs findet vom25. - 27. Oktober in der JugendherbergeWandlitz bei Berlin statt.Ziel soll eine Einarbeitung in das Themen-feld sein, um gleich eine Kampagne zu WTOund Umwelt zu beginnen. Das soll in engerAbstimmung mit den attac-AGs „WTO“ und„Ökologie und Globalisierung“ geschehen.Themenvorschläge von attac und WEED:„Trips und Umwelt“, „Agrarabkommen derWTO“, Umweltstandards und WTO“, „Ver-hältnis Umweltabkommen zu Freihandels-Richtlinien“, „GATS und Umweltschutz“?Die kümpftige Arbeitsweise des AKs sollauf dem Gründungstreffen festgelegt wer-den.

[email protected]ür wohl notwendige Anmeldung, Fragenund Anregung: [email protected]

Praktikum beimPraktikum beimPraktikum beimPraktikum beimPraktikum beimWeltsozialforumWeltsozialforumWeltsozialforumWeltsozialforumWeltsozialforum

Im Februar 2003 findet in Porto Alegre, Bra-silien (Europäisches Sozialforum in Florenzvom 7.11.02) das 3. World Social Forum statt.Zum derzeit wohl wichtigsten globalisie-rungskritischen Ereignis (dem „Gegen-Gip-fel“ zum WeltwirtschaftsForum in Davos)werden mindestens 60 000 Menschen ausaller Welt erwartet. Damit in den ca. 1000Workshops und Foren das Thema Umweltund Ökologie wieder eine prominente Rollespielt, planen der BUND e.V. und der seininternationaler Dachverband „Friends of theEarth International“, FoE, eine Reihe vonVeranstaltungen. Zur Vorbereitung, die derbrasilianische Partner von FoE „Amigos daTerra“ übernimmt, sucht der BUND 2 Prak-tikantInnen mit Motivation und Kenntnisüber „WTO, Corporate Accountabilitiy,Ecological Debt und Environmental Justice“

für November 02 bis Ende Februar 03Voraussetzung: fliessend English in Schriftund WortGünstig: Spanisch und/oder portugiesisch(keine Voraussetzung)

Die Bewerbung in englischer Sprache mitAnschreiben und Lebenslauf bis 15. Okto-ber and BUND e.V.BundesgeschäftsstelleMarc EngelhardtAm Köllnischen Park 110179 [email protected]

ÖkobaseÖkobaseÖkobaseÖkobaseÖkobaseUmweltatlasUmweltatlasUmweltatlasUmweltatlasUmweltatlas

Größte Europäische Umweltschutzdaten-bank wird überarbeitet.BSÖ e.V. mit neuem Eintrag am Start beioekobase und UBA!

„Ökobase Umweltaltlas“ ist ein umfassen-des geographisches Umweltinformations-system für den PC. Nutzer können an x-be-liebige Orte in der BRD „gehen“ und die dortvorliegenden Umweltinformationen wieWasser- und Luftdaten, Deponien, Bade-wasserqualitäten, Ansprechpartner, Statisti-sche Umweltdaten usw. abrufen.Bis zum 30.09.02 wird die Datenbank aktual-lisiert und mit neuem BSÖ-Eintrag versehen.Der „Ökobase Umweltatlas“ kann als CD-Rom bestellt werden bei:UmweltBundesAmt (UBA)Ökobase Umweltatlas (Version 5.0)Postfach 33 00 2214191 BerlinTel: +49 (0)30 8903- 0Fax: +49 (0)30 8903- 2285http://www.umweltbundesamt.de/oder im Netz: http://www.oekobase.de

Bereich Jugend, Projektplanung, Antrags-stellung und Abrechnung, Arbeitskreis- undGruppenleitung und PC-Kenntnissen u.a.Bewerbungsfrist: 16.10.02 (Posteingang)Vorstellungsgespräche: Di, 12.11. und Mi,13.11Schriftliche Bewerbungen an: JANUN e.V.,Goebenstr. 3a, 10161 Hannover, [email protected], http://www.janun.de

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Literatur

Im Zeichen derIm Zeichen derIm Zeichen derIm Zeichen derIm Zeichen derFledermausFledermausFledermausFledermausFledermaus

Hernando Calvo OspinaIm Zeichen der FledermausBacardi und der geheime Krieg gegen CubaPapyRossa Verlag, ISBN 3-89438-243-0180 Seiten, 12.90 €

Im Mai ist endlich das Buch über die Ma-chenschaften der Bacardis erschienen, dasdie Freundschaftsgesellschaft BRD-Kubae.V. (http://www.brdkuba.de) zusammen mitdem Papyrossa Verlag herausgibt.Im Zeichen der Fledermaus, unter demBacardi seinen Rum bewirbt, wird seit Jah-ren Krieg geführt: Handelspolitisch, mitGeld und mit Waffen. Er richtet sich heutegegen Cuba, galt dem sandinistischen Ni-caragua und mit Angola aber auch anderenOpfern CIA- geleiteter und –finanzierterOperationen. Hernando Calvo Ospina ent-hüllt, welche Rolle Angehörige der Bacardi-Dynastie sowie Vorständler und Aktionäredes Bacardi-Konzerns bei terroristischenAktionen in Cuba, Afrika und Zentralamerikagespielt haben. Er belegt mit zahlreichenDetails, wie Bacardi dafür gesorgt hat, dassGelder der CIA die Contras in Nicaragua,die paramilitärischen Banden der UNITA inAngola und cubanische Reaktionäre erreichthaben. Und er deckt auf, wie ein Konzernmit Sitz auf den Bahamas, der also nochnicht einmal in den Vereinigten Staaten be-heimatet ist, es schafft, seine Wünsche US-Gesetze werden zu lassen, die Cuba scha-den und Konflikte mit Europa provozieren.Warum ? Weil die USA diese Leute benöti-gen. Wie James Petras es in seinem Vorwortzu diesem Buch ausdrückt: „ Die cuba-nischen Terroristen, die mit der FNCA undBacardi in Verbindung stehen, haben einetragende Rolle in den schmutzigen Kriegengespielt, deren Schauplätze von Washing-ton wegen ihrer strategischen Bedeutungausgesucht wurden ... als verdeckte Terro-risten haben (sie) in der Vergangenheit einestrategische Macht dargestellt und tun diesimmer noch.“Der Autor zeigt, wie Lobbyarbeit im Kon-gress und Unterstützung terroristischerAktionen heute erfolgreich parallel laufen,

zum Nutzen Bacardis und zum SchadenCubas. Allerdings, wenn der obersteBacardi Chef sich Ende der 60er Jahre dieBomber noch selbst besorgt hat, mit denener in Cuba Menschen und Ölraffinerien inBrand setzen wollte, so stehen ihm heuteandere Mittel zur Verfügung.

Durch unsichtbareDurch unsichtbareDurch unsichtbareDurch unsichtbareDurch unsichtbareMauernMauernMauernMauernMauern

Jutta Ditfurth: Das Letzte:Durch unsichtbare MauernWie wird so eine links?Verlag Kiepenheuer&Witsch, Köln 2002ISBN: 3-462-03083-3

Zum ersten und hoffentlich letzten Malschreibt Jutta Ditfurth, die Mitbegründerinder Grünen und ÖkoLinx, engagierte Linke,Journalistin, Autorin vieler Bücher (zuletzt:Das waren die Grünen, 2000), ein autobio-graphisches Buch, in dem sie nach den Ur-sachen ihrer politischen Entwicklung fragt -ein „Bildungsroman“ ihrer Generation überKuba-Krise 1963, Jimi Hendrix bis zur APO,von den Black Panthers bis zum Militär-putsch in Chile, vom schottischen Bergar-beiterstreik bis zur Anti-AKW-Bewegung.Jutta Ditfurth wird, man kann es kaum glau-ben, persönlich: schreibt über ihre verarm-ten Adels- und Offiziersfamilien derer vonDitfurth und von Raven; plaudert aus ihrerKindheit und Jugend in der frühen Bundes-republik, über Internate, Adelsbälle undBurschenschaften, über Musik, Malerei undihre Ausbildung in England und den USA.Für wen aus der politische Bewegung istdas eigentlich interessant?Aber es soll ein Bericht sein über dasErwachen zum kritischen Denken und zumpolitischen Engagment.Es bleibt zu hoffen, das Jutta zur ihren lei-denschaftlichen Sachbüchern zu aktuellenThemen zurückkehrt. Getreu Juttas treuemGrundsatz: „Do not talk private!“

Feuer in die HerzenFeuer in die HerzenFeuer in die HerzenFeuer in die HerzenFeuer in die HerzenJutta Ditfurth Nr. 1Feuer in die HerzenGegen die Entwertung des MenschenKonkret Literatur Verlag, Hamburg 1997ISBN: 3-89458-159-X

Vom Zusammenhang der Atom- und Gen-mafia und der Rekolonialisierung desOstens und Südens.Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoy-er für soziale Utopien, für die Emanzipationdes Menschen und die Rettung der Naturnach dem -vermeintlichen- weltweiten Siegdes Kapitalismus. Es werden leidenschaft-lich Vorschläge für eine ökologische undfeministische Wissenschaftskritik, für neuepolitische Bündnisse gegen die soziale undökologische Zerstörung, die aus Europakommt, entwickelt.Hand in Hand mit dem gigantischen Aus-bau der Atomenergie und der nuklearen Er-oberung des Ostens breitet sich ein neuer,gentechnologischer Rassismus aus. Wir er-leben den Angriff auf die letzte Ressource,die menschlichen Gene. Während die Mehr-heit der Menschen außerhalb Europas be-stenfalls perspektivlos überlebt, flüchtensich viele EuropäerInnen in Konsum, in ras-sistische und neofaschistische Ideologienoder in spiritualistische Heilslehren.Sie entziehen sich den wachsenden sozia-len Konflikten, ohne deren Lösung kein Um-weltschutz möglich ist. Doch das New Ageder Esoterik ist so menschenverachtend,elitär und rassistisch. Neonazis arbeiten er-folgreich an der ökologischen Modernisie-rung des Faschismus, dem Ökofaschismus.Während in EU-Europa Solidarität, Demo-kratie und soziale Emanzipation denunziertwerden, sind vielfältige Formen von Repres-sion und totale Entdemokratisierung auf demVormarsch. Das neue EU-Europa fällt in vor-demokratische Zeiten, hinter die Erfolge derfranzösischen Revolution von 1789, zurück.Zum unverzichtbaren Handbuch revolutio-nären Basiswissens wird dieses Werk durchein detailliertes Personen- und Sachregister.

LiteraturLiteraturLiteraturLiteraturLiteratur

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Literatur

Neues VNeues VNeues VNeues VNeues Verzeichniserzeichniserzeichniserzeichniserzeichnisalternativer Archivealternativer Archivealternativer Archivealternativer Archivealternativer Archive

erschienenerschienenerschienenerschienenerschienenVeröffentlichungen der neuen sozialen Be-wegungen und der politischen und kultu-rellen linken Opposition werden von staat-lichen Archiven, die immer noch sehr an“amtlichen“ Schriftgut orientiert sind, nichtvorrangig gesammelt. Dabei sind diese, oftnur in einer kleinen Auflage verbreitetenMaterialien wichtige Quellen zum Verständ-nis gesellschaftlichen Wandels. Die einzi-gen Orte, an denen solche Materialien ge-sammelt werden, sind – neben einer Hand-voll institutionalisierter Spezialarchive, etwaan Universitäten oder Landesbibliotheken -die Archive, die die Bewegungen selbstausgebildet haben. Mit einem kleinen, vomASTA der Universität Bremen herausgege-benen Reader liegt wieder eine Übersichtüber die vielfältige Landschaft der Bewe-gungsarchive vor. Erstellt hat ihn BerndHüttner vom Archiv der sozialen Bewegun-gen in Bremen (www.archivbremen.de).Im Reader werden in zwei umfangreicheninhaltlichen Beiträgen Archive sozialer Be-wegungen näher vorgestellt sowie zweitenskritische Geschichtszeitschriften daraufhinuntersucht, inwieweit sie zu einer Ge-schichtsschreibung der Linken und der so-zialen Bewegungen beitragen.Im Hauptteil sind die Adressen von insge-samt 225 Bewegungsarchiven aus demdeutschsprachigen Raum aufgeführt.Hüttner versteht unter Bewegungsarchivenvor allem selbstorganisierte und freie Ar-chive, nimmt aber auch Mischformen undstaatliche Archive auf, wenn sie denSchwerpunkt “soziale Bewegungen“ haben.Der Adressenteil ist untergliedert in 18 gro-ße überregionale Archive, 37 feministischeArchive, 35 Archive zu verschiedenenThematiken von Antifaschismus über Inter-nationalismus bis zu Kultur und die 135weiteren Archive sozialer Bewegungen, dar-unter fast 50 Umweltbibliotheken.Angegeben sind jeweils die Postadresse,Telefon/Fax sowie Internet- bzw. E-Mail-Adresse. Offensichtlich war es nicht mög-lich, Bestandsbeschreibungen und weitereInformationen aufzunehmen. Ein kleiner Teilmit Hinweisen zu Internetadressen (wie z.B.www.umweltbibliotheken.de) , auf denen esaktuelle Übersichten des speziellen undunübersichtlichen Feldes der Bewegungs-archive gibt, erleichtert auch in Zukunft dieSuche nach Adressen und beugt damit der

Vergänglichkeit von gedruckten Verzeichnis-sen in Zeiten des WWW vor. Literaturhin-weise schließen die Broschüre ab.Mit dem Reader liegt seit dem 1990 erschie-nenen, sehr detaillierten Verzeichnis des ID-Archivs Amsterdam (mit damals 278 Adres-sen) wieder eine gedruckte Übersicht überdie vielfältige Landschaft der Bewegungs-archive vor. Sie ist, wie auch der Reader von1990, nicht fehlerfrei, was aber vor allem denprekären Bedingungen, unter denen solcheVeröffentlichungen gewöhnlich entstehen,geschuldet sein dürfte.

Oliver Winkel

Bernd Hüttner: Archive sozialer Bewegun-gen. Eine Einführung mit Adressenver-zeichnis, Bremen 2002, 40 Seiten A 5,ISBN 3-935849-00-1Für Einzelbestellungen 4,48 EUR (incl. Ver-sand), nur gegen Vorkasse in Briefmarken.Rabattstaffel: 5 Exemplare 16 EUR, 10 Hefte30 EUR, jeweils incl. Porto, Versand gegenRechnung. Bezugsadresse:ASTA Universität Bremen,Bibliotheksstraße /StudentInnenhaus,28359 Bremen.

Angewandte GenetikAngewandte GenetikAngewandte GenetikAngewandte GenetikAngewandte GenetikAngewandte GenetikAnti-Gentechnik-Buchneu erschienen im b_books-Verlagrund 170 Seiten für nur 7 EuroBestellungen: Fabian Kröger,Tel: 030/610 76 980

Das brandneue Buch behandelt die roteGentechnik (Medizin etc.) und geht dabeiauf Methoden, Weltbilder und Standortebesonders in Germania-Berlin ein. Sehr emp-fehlenswert:Es werden die wirtschaftlichen und religiös-ideologischen Seiten der Gentechnik an dieOberfläche gezerrt.Das Taschenbuch umfasst ein Kapitel zuden Mythen und Moden der Biowissen-schaften, eines zur Genforschung in derHauptstadt als paradigmatische Beispiel fürdie Entwicklung in der gesamten BRD, einKapitel zur Kommerzialisierung der For-schung und eines zur Gendiagnostik.

BSÖ MaterialienF...... Umwelt-Info (FUI)

Seit 1990 geben wir das HUI heraus. Viele deralten Exemplare sind noch für 5 DM zu haben,einige bereits vergriffen (fragen lohnt sich).Schwerpunkte der letzten Hefte waren:

Anti-Atom (3/00)Tauschringe (4/00)Wirtschaft / MoA (1/01)Gentechnik (2/01)Methoden für Gruppen (1/02)Tiermissbrauch im Studium (2/02)Klima (3/02)

Die HUI‘s sind auch im Netz unter der BSÖ-Homepage als pdf-Datei: http://www.studis.de/bsoe

Sonder HUIs

Die SonderHUIs widmen sich ausführlich einemThema und vermitteln Hintergrundwissen undErfahrungen in der Arbeit auf entsprechendenGebieten.

BÖT-Reader

Im BÖT-Reader sind die wesentlichen Inhalte derBundesökotreffen zusammengefasst. Berichteund Ergebnisse einzelner Arbeitsgruppen, Ex-kursionen, Stand der Dinge in der Ökologisierungder Hochschulen und anderes wird hier aufge-führt. Die BÖT-Reader sind kostenlos.

20. BÖT in Hamburg21. BÖT in Köln23. BÖT in Münster24. BÖT in Rostock25. BÖT in Witzenhausen26. BÖT in Erlangen29. BÖT in Clausthal Zellerfeld30. BÖT in Augsburg

Faltblätter

Sie dienen als Kurzinformation, die eine Ein-führung in das Thema, Inhalte, Vorgehenswei-se, wichtige Kontaktadressen, ReferentInnenund Literaturhinweise geben. Natürlich sinddie Faltblätter kostenlos, einige davon geradehochaktuell überarbeitet:

Selbstdarstellung BSÖ e.V.Einführung von Produkten aus ökologi-schem Landbau in den MensenGentechnologie in den MensenPapierKaffeeEnergie sparen an HochschulenÖkologisch bauen – stabil -Ökologischer LandbauVerkehrskonzepte an HochschulenUmweltkommission / Umwelt-beauftragteEnergiewende jetzt!Fahrradwerkstätten an HochschulenAutofreier Hochschultag 1998Autofreier Hochschultag 1999

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ImpressumFUI

Hochschul-Umwelt-Info Infodienst der BSÖ

Herausgeberin: BSÖ e.V.,c/o RefRat HU BerlinUnter den Linden 610099 BerlinTel: 030/20931749

Redaktion: Florian, Oli B., Oli St.,Peer, Sigrid

Verantwortlich:

allgemein und für alle nicht gekenn-zeichneten Artikel:Florian Kubitz, Sorge 27, 38678 Claus-thal-Zellerfeld

Für namentlich gekennzeichnete Artikelsind die Unterzeichnenden selbst ver-antwortlich. Sie entsprechen nichtunbedingt der Meinung der Redaktion

Auflage: 800 Exemplare

Druck: AStA-Druckerei der Uni Olden-burg, 26111 Oldenburg

Bankverbindungen:Bundeskoordination Studentischer Ökologie-arbeit e.V.,Volksbank im Harz e.G., BLZ 268 914 84, Kto-Nr.: 5308200

Bundesweiter Rechtshilfefonds der BSÖ:Ökobank, Niederlassung Berlin,BLZ 500 901 00, Kto-Nr.: 1011499

Wer per e-mail alle BSÖ-Aktiven oderBSÖ-FreundInnen erreichen will oder An-regungen und Hinweise zum Internet-An-gebot der BSÖ e.V. hat, wende sich bittemit seinem Anliegen an :Alexander Jillich unter [email protected],http://www.studis.de/bsoeAnsonsten sind wir in der Geschäftsstelleerreichbar (siehe nächste Seite) oder wendetEuch direkt an eineN konkreten Ansprech-partnerIn.

BSÖ im Internet

BSÖ-Kontakt und Info

Das FUI/HUI ist der Infodienst der Bundeskoordination Studentischer ÖkologiearbeitDie Mitglieder der BSÖ beziehen es 1 x im Quartal (2 x im Semester) kostenlos, alleanderen können es für 10 Euro pro Jahr abonnieren.Einzelexemplare des Hochschul-Umwelt-Infos können gegen 2,50 Euro in Bar oder Brief-marken in der Geschäftsstelle angefordert werden. Sie befinden sich aber auch zumRunterladen ohne Graphiken größtenteils als pdf-Dateien auf unserer Internetpräsenz.

CouponIch will AbonentIn/ Mitglied werdenIch will AbonentIn/ Mitglied werdenIch will AbonentIn/ Mitglied werdenIch will AbonentIn/ Mitglied werdenIch will AbonentIn/ Mitglied werden

Ich/Wir möchte/n der BSÖ beitreten.Schickt mir/uns bitte eine Beitrittserklärung.Ich/Wir möchte/n das HUI beziehen:

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Adressen der BSÖ auf einen Blick:Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit Stand: Juni 2002

Anti-Atom:Oliver Bäsener (email Administrator)Große Str. 3321075 Hamburg HarburgTel.: 040/[email protected]

Energie:Florian Kubitz (BSÖ-Vorstand)Sorge 2738678 Clausthal-ZellerfeldTel: 05323/948728 oder 05323/[email protected]

FlussökologieJoris SpindlerThiemstr. 1339104 Magdeburg0391/[email protected]

Food-Coops:Annette Hoffstiepel,Im Mailand 13144797 Bochum,Tel: 0234-797831

Gentechnik/Biotechnologie:Arne BrückGerberstr. 6,30169 Hannover,Tel: 0511/[email protected]

Internationales:Sapi [email protected]

Internet (Homepage):Alex Jillich,Baldurstr. 79,80638 München,Tel: 089/[email protected]

Andreas BauerSitulistr. 3580939 Mü[email protected]

Ökologisch Bauen:Micha KlimczakNiehler Gürtel 101,50733 Köln,Tel:0221/[email protected]

Holger Wolpensinger:Ernststr.75,76131 Karlsruhe,Tel: 0721/6238440,[email protected]

Ökologische Mensa:Maria Deiglmayr (BSÖ-Vorstand)Römerstädterstr. 4n86199 AugsburgTel.: 0821/[email protected]

Stefan FreudenbergWeiherstr. 12CH - 8280 KreutzlingenTel: 0041/71/[email protected]

Papier:Christoph AdelheimHiltenspergerstr. 7780796 MünchenTel.: 0178/8818638

Reformpädagogik:Karsten Schulz,Oberhalb des Gerberbruches 9,18055 Rostock,Tel: 0381/4905597

Umweltbildung:Sigrid Oberer (BSÖ-Vorstand)c/o MaierhofWertinger Str.86368 Hirblingen bei [email protected]

Verkehr:Oli Stoll (BSÖ-Vorstand),c/o RefRat HU Berlin,Unter den Linden 610099 Berlin,Tel: 030/20932603, Fax: /20932396,[email protected]://www.refrat.hu-berlin.de/oeko

Peer Wollnik,Markstr. 118, Zimmer 81544803 BochumTel: 0234/[email protected]

Wirtschaft:Andreas Traupe,Gartenstr. 40,76133 Karlsruhe,Tel: 0721/[email protected]

Tierrechte:Sven Wirthc/o JUMP,Postfach 30613720327 [email protected]

BSÖ e.V.c/o RefRat HU Berlin,Unter den Linden 610099 Berlin,Tel: 030 / 2093 1749Fax: -2396 oder -1743e-mail: [email protected]: http://studis.de/bsoe

Präsenzzeit: Freitag, 13 bis 17 UhrGeste-Team: Daniel, Frigga, David, Oli, Lorenz

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Ansprechpartner: Florian Kubitz und TobiasLeußner

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Ehlert Engel (FUI-Verschickung),Prinzessinweg 67,26122 Oldenburg,Tel: 0441/7775455,[email protected]

Tobias Leußner (BSÖ-Vorstand)Erzstraße 22b,38678 Clausthal-ZellerfeldTel:05323/[email protected]

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