erhöhte aufmerksamkeit bei verdächtigen mails

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Unbefristete Verträge: Anreiz für Pflegekräfte Doppelter Professor: Freude bei Werner Klingler Erfolgreicher Fachtag: Viele Besucher in Augsburg „Grünes“ Krankenhaus: BKH Kempten ausgezeichnet Mit ständig aktualisierten Vi- renscanner-Programmen und einer robusten Spam- Firewall versucht die IT-Ab- teilung der Bezirkskliniken Schwaben, die Hackeran- griffe von außen abzuweh- ren. Andere Kliniken sind durch Cyber-Attacken schon mehrere Tage lang lahm- gelegt worden. Ein ausführliches Interview mit IT-Leiter Schipp lesen Sie in der nächsten Mitar- beiterzeitung „näher dran“. könnte sich eine schädliche Software auf dem Rechner installieren. In den allermeis- ten Fällen erkennt man ei- ne unseriöse Mail bereits daran, dass sie keinen kon- kreten Bezug zu dienstli- chen Aufgaben hat, sondern dem Empfänger lediglich ei- nen kryptischen Link anbie- tet. Wer diesem Link folgt, könnte sich einen Virus auf dem eigenen PC einfangen, der sich schlimmstenfalls ins EDV-System einnistet. Hans-Peter Schipp. Er emp- fiehlt, keine Word- oder Ex- cel-Dateien zu öffnen, denen man nicht vertraut oder de- ren Absender sich vorher nicht angemeldet haben. Vor allem nicht, wenn es sich vermeintlich um Rech- nungen oder Mahnungen von Firmen handelt, die nicht persönlich bekannt sind. „Klicken Sie auch auf keinen unbekannten Link, der Sie auf eine andere Web- Seite führt“, so Schipp. Sonst Angesichts der zahlreichen Meldungen über Cyber-At- tacken auf Krankenhäuser, Behörden und Firmen in Deutschland bitten die Be- zirkskliniken Schwaben ihre Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter um erhöhte Wach- samkeit. „Da es technisch nicht möglich ist, eine hun- dertprozentige Sicherheit zu gewährleisten, brauchen wir die Aufmerksamkeit unse- rer Kolleginnen und Kolle- gen“, sagt der Leiter der IT, Erhöhte Aufmerksamkeit bei verdächtigen Mails Mitarbeiterzeitung Ausgabe 12 / März 2016 Seiten 3 - 5 Seite 15 Seiten 8 - 9 Seite 2 Das Team des Zentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Heilpädagogik (ZPH) am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren mit Chefärztin Sandra Hoppstock (vorne). Das ZPH feiert heuer 30-jähri- ges Bestehen. Einen ausführ- lichen Bericht darüber lesen Sie auf den Seiten 12/13.

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Page 1: Erhöhte Aufmerksamkeit bei verdächtigen Mails

Unbefristete Verträge:Anreiz für Pflegekräfte

Doppelter Professor:Freude bei Werner Klingler

Erfolgreicher Fachtag:Viele Besucher in Augsburg

„Grünes“ Krankenhaus:BKH Kempten ausgezeichnet

Mit ständig aktualisierten Vi-renscanner-Programmen und einer robusten Spam-Firewall versucht die IT-Ab-teilung der Bezirkskliniken Schwaben, die Hackeran-griffe von außen abzuweh-ren. Andere Kliniken sind durch Cyber-Attacken schon mehrere Tage lang lahm-gelegt worden. Ein ausführliches Interview mit IT-Leiter Schipp lesen Sie in der nächsten Mitar-beiterzeitung „näher dran“.

könnte sich eine schädliche Software auf dem Rechner installieren. In den allermeis-ten Fällen erkennt man ei-ne unseriöse Mail bereits daran, dass sie keinen kon-kreten Bezug zu dienstli-chen Aufgaben hat, sondern dem Empfänger lediglich ei-nen kryptischen Link anbie-tet. Wer diesem Link folgt, könnte sich einen Virus auf dem eigenen PC einfangen, der sich schlimmstenfalls ins EDV-System einnistet.

Hans-Peter Schipp. Er emp-fiehlt, keine Word- oder Ex-cel-Dateien zu öffnen, denen man nicht vertraut oder de-ren Absender sich vorher nicht angemeldet haben. Vor allem nicht, wenn es sich vermeintlich um Rech-nungen oder Mahnungen von Firmen handelt, die nicht persönlich bekannt sind. „Klicken Sie auch auf keinen unbekannten Link, der Sie auf eine andere Web-Seite führt“, so Schipp. Sonst

Angesichts der zahlreichen Meldungen über Cyber-At-tacken auf Krankenhäuser, Behörden und Firmen in Deutschland bitten die Be-zirkskliniken Schwaben ihre Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter um erhöhte Wach-samkeit. „Da es technisch nicht möglich ist, eine hun-dertprozentige Sicherheit zu gewährleisten, brauchen wir die Aufmerksamkeit unse-rer Kolleginnen und Kolle-gen“, sagt der Leiter der IT,

Erhöhte Aufmerksamkeit bei verdächtigen Mails

MitarbeiterzeitungAusgabe 12 / März 2016

Seiten 3 - 5 Seite 15Seiten 8 - 9Seite 2

Das Team des Zentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Heilpädagogik (ZPH) am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren mit Chefärztin Sandra Hoppstock (vorne). Das ZPH feiert heuer 30-jähri-ges Bestehen. Einen ausführ-lichen Bericht darüber lesen Sie auf den Seiten 12/13.

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Kempten 2 3

BKH Kempten ist jetzt ein „grünes“ Krankenhaus

Bei der Verleihung der Auszeichnung „Green Hospital“ für das BKH Kempten in München herrschte beste Stimmung: (von links) Gesundheitsministerin Melanie Huml, Thomas Düll, Wolfgang Siebenhütter, Wilhelm Egger und Dr. Monika Kratzer (Abteilungsleiterin Umwelt-ministerium).

Siebenhütter (Leiter Kranken-haus- und Bauangelegenheit-en) die Auszeichnung in Mün-chen entgegennahm. Durch die Verbindung der beiden Klinikgebäude an der Robert-Weixler-Straße ist es möglich, technische Anlagen zur Kälte- und Wär-meversorgung effizient zu nutzen. Dadurch wird ver-mieden, entsprechende tech-nische Vorrichtungen dop-pelt vorzuhalten. Alleine durch die Modernisierung der Dampfanlage konnte der Energiebedarf in die-sem Bereich um circa 20 Prozent verringert werden. Zu den nutzerfreundlichen Innovationen gehören da-rüber hinaus innenliegende Patientengärten vor allem für die geschlossenen Sta-tionen. In den Fluren des gesam-ten Bereichs für Alterspsy-chiatrie wurde eine tages-lichtabhängige Beleuch-tung (Vitallicht) installiert. „Durch intelligente Licht-steuerung mit zeitabhän-

gig wechselndem Beleuch-tungsniveau und Lichtfar-be sowie programmierte Lichteinstellungen wird der natürliche Rhythmus des Menschen in tageslichtar-men Fluren unterstützt“, beschreibt Egger die Wir-kung dieses „Vitallichts“.Erfreulicher Nebeneffekt: eine 35-prozentige Ener-gieeinsparung im Vergleichzu herkömmlichen Licht-lösungen. Was hat der Jury noch ge-fallen? Dass im BKH Kemp-ten schadstoffarme und um-weltzertifizierte Linoleum-böden im Flur und in den Patientenzimmern verlegt wurden. Toiletten, Küchen und Schmutzräume wurden mit Armaturen ohne Hand-kontakt ausgestattet. Dämm-platten aus Mineralwolle, Dreifachverglasung der Fens-ter und der große Anteil außenliegender Flure mit Tageslicht (ca. 60 Prozent) helfen, Energieverluste zu vermeiden. Weil sich eine Bushaltestelle direkt vor dem Klinikum/BKH befindet, besteht eine gute Anbin-dung an das öffentliche Nahverkehrsnetz. Das neue Parkhaus mit 400 Plätzen für Mitarbeiter und Besucher, das in Zusammenarbeit mit dem Klinikum entstanden ist, verhindert wildes Parkenund sorgt für kurze Wege.Gesundheitsministerin Mela-nie Huml betonte bei der Preisverleihung: „Ziel ist es, die Idee des nachhaltigen Krankenhauses flächende-ckend in ganz Bayern zu verwirklichen. Bereits jetzt hat eine ökologische Be-triebsführung an unseren bayerischen Krankenhäusern einen hohen Stellenwert.“

Das neue Bezirkskranken-haus (BKH) Kempten ist zu-sammen mit dem benach-barten Klinikum als „Green Hospital Bayern“ ausge-zeichnet worden. Damit würdigt das bayerische Ge-sundheitsministerium ge-meinsam mit dem Umwelt-ministerium ökologisch vor-bildliche und nachhaltig den-kende Krankenhäuser. In München bekamen insge-samt sieben Kliniken im Frei-staat die Auszeichnung „Green Hospital“ verliehen. Das BKH Kempten ist neben dem BKH Kaufbeuren und dem BKH Günzburg mitt-lerweile das dritte Kranken-haus unter dem Dach der Bezirkskliniken Schwaben, das diesen Titel führen darf. Die Standorte Kaufbeuren und Günzburg hatten die 2014 erstmals verliehene Auszeichnung als damals er-ste Kliniken in Bayerisch-Schwaben bekommen. „Nach-dem es bis heute überhaupt erst 14 ,Green Hospitals‘ in Bayern gibt, zeigt dies, dass

in unseren Häusern neben der Patientenversorgung der Um-weltschutz besonders groß geschrieben wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Thomas Düll. Mit der Auszeichnung „Green Hospital“ honoriert der Frei-staat das Bemühen der Kli-niken, Energie und Roh-stoffe einzusparen und sich für die Umwelt beispielhaft zu engagieren. Im Falle Kempten wird gewürdigt, dass das Bezirkskranken-haus seinen Baukörper mit dem Klinikum verbunden hat, was zu einer optimalen Nutzung von Synergieeffek-ten führt. So entstanden ei-ne gemeinsame Eingangs-halle und Rezeption sowie eine zentrale, interdiszipli-näre Notaufnahme. „Damit wird die Entstigmatisierung psychiatrischer Patienten gefördert und ein umfas-sendes medizinisches Be-handlungsspetrum eröffnet“, erläutert Düll, der zusammen mit Wilhelm Egger (Regio-nalleiter Süd) und Wolfgang

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2 3 Schwabenweit

zurechtkommt oder die An-forderungen nicht erfüllt, dann muss man auch bereit sein, den Arbeitsvertrag in der Probezeit auslaufen zu lassen.Der Bedarf an Pflegekräf-ten ist doch nicht erst seit 2015 groß. Warum alsoerst jetzt dieser Schritt?

Ertl: Weil wir inzwischen über ein detailliertes Perso-nalcontrolling verfügen. Wir können jetzt auf gesicherte Daten über Entwicklungen

innerhalb unseres Personal-stammes zurückgreifen: Wie viele Kolleginnen sind schwanger? Wie viele Mit-arbeiter sind krank? Wie viele verlassen uns? Dazu gibt es belastbare Daten und Erhebungen, die wir über Jahre gesammelt, ausgewertet und in die Entscheidungsfindung ein-bezogen haben. Man kann solch einschneidende Maß-nahmen bei einem Perso-nalkörper von 3600 Mitar-

Herr Ertl, was bedeutet Entfristung?

Ertl: Eine vertragliche Um-wandlung eines zunächst befristeten Arbeitsverhält-nisses in ein unbefristetes.

Für welchen Bereich gilt die Entfristung?

Ertl: Das betrifft im Beson-deren den Bereich Pflege. Hier sind mehr als 1600 un-serer 3600 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter beschäf-tigt. Diese Berufsgruppe macht etwa 45 Prozent der gesamten Belegschaft aus.

Warum hat man die Entfri-stung beschlossen?

Ertl: Die Bezirkskliniken Schwaben haben im Rah-men ihrer Pflegeoffensive bereits 2010/11 konkrete Maßnahmen zur Personal-gewinnung und -bindung beschlossen und seither um-gesetzt. Wir sind generell daran interessiert, Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter, die wir ausgewählt, ausge-bildet und eingearbeitet haben, langfristig an uns zu binden. Da wir die de-mografische Entwicklung in der Gesellschaft im Blick haben, aber auch auf die veränderten Wünsche un-serer Mitarbeiter bei der Gestaltung der Arbeitsver-hältnisse so weit wie mög-lich eingehen, sind wir nun diesen weiteren Schritt ge-gangen. Dazu kommen ei-

ne gewisse Fluktuation unddie generell gestiegene Nachfrage nach Fachkräf-ten im Pflegebereich.

Was wurde konkret be-schlossen?

Ertl: Das Service-Center Personal ist in Abstimmung mit dem Vorstand im Herbst 2015 an alle Pflegedirek-tionen unserer Standorte herangetreten und hat ih-nen im Zusammenhang mit der strategischen Personal-offensive das Angebot un-terbreitet, nahezu alle bis dato noch verbliebenen be-fristeten Arbeitsverhältnisse im Bereich des Kranken-pflegepersonals mit soforti-ger Wirkung zu entfristen. Außerdem soll künftig mög-lichst vielen unserer auf ho-hem Standard ausgebilde-ten Gesundheits- und Kran-kenpflege-Schülerinnen und -Schüler die unbefristete Übernahme in unseren Kli-niken angeboten werden.

Gibt es Ausnahmen?

Ertl: Im Bereich der Pflege haben wir noch circa ein knappes Dutzend Befris-tungen. Das sind diejeni-gen Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt der Umsetzung weniger als sechs Monate da waren. Natürlich muss das Verhältnis zwischen Ar-beitgeber und Arbeitneh-mer passen. Wenn jemand mit den Aufgaben nicht so

Bezirkskliniken wollen Pflegekräfte langfristig binden

Die Bezirkskliniken Schwaben haben beschlossen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insbesondere in der Pflege künftig vornehmlich unbefristete Arbeits-verträge anzubieten. Außerdem wurden befristete Ar-beitsverhältnisse in unbefristete umgewandelt. Wir sprachen darüber mit Kurt Ertl, dem Leiter des Service-Center Personal (SCP).

Kurt Ertl leitet das Service-Center Personal bei den Bezirksklini-ken Schwaben.

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Schwabenweit 4 5

Das Unternehmen will möglichst vielen Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und -schülern die unbefristete Übernahme anbieten. Unser Bild entstand beim Tag der Ausbildung der drei Berufsfachschulen am Standort Günzburg im Oktober 2015. Es zeigt (von links) Irina Aikov, Patrick Hörwig, Melanie Müller und Nadja Hösler (alle in blauer Kleidung) mit Besuchern und Interessierten.

Ertl: Richtig. Das Control-ling hilft uns, entsprechend planen und steuern zu kön-nen. Als familienfreund-licher Arbeitgeber setzen wir obendrein besonders auf eine angemessene Aus-wahl von Arbeitszeitmodel-len, mit denen unsere Be-schäftigten ihren jeweili-gen Beruf mit der Familie leichter vereinbaren kön-nen. Mittlerweile existie-ren enorm viele Arbeits-zeitmodelle gerade im Bereich der Pflege, was ebenso freie Kapazitäten schafft. Die wiederum er-möglichen es, Mitarbei-tern unbefristete Verträge anzubieten und vorhande-ne Mittel auch kurzfristig in Personal zu investieren.

Und wenn Mitarbeiter un-befristet eingestellt wer-den und trotzdem einige Langzeitkranke schneller an ihren Arbeitsplatz zu-rückkehren als erwartet?

Ertl: Die Budgetverant-wortlichen an den einzelnen Standorten haben ein fest kalkuliertes Personalbudget in Euro zur Verfügung. Das SCP ist in sämtliche Perso-nalveränderungen, die sich kurzfristig ergeben, und damit in die Budgetkon-trolle eingebunden. Even-tuell angezeigte temporäre Überschreitungen des Per-sonalbudgets werden mit uns abgestimmt. Darüber hinaus leistet ein gut funk-tionierendes betriebliches Eingliederungsmanagement

beitern (bei Unternehmens-gründung 2008 waren es noch weniger als 3000 Mit-arbeiter!), verteilt auf so viele Standorte, nicht auf Knopfdruck umsetzen. Weil ja auch das Budget eine große Rolle spielt…Ertl: Selbstverständlich. Wir haben 250 bis 300 Stamm-mitarbeiter, die derzeit nicht da sind. Sie sind aus der Lohnfortzahlung gefallen, weil sie entweder lange krank sind, Sonderurlaub oder befristete Rente ha-ben, in Mutterschutz oder Elternzeit sind, oder ihre Arbeitszeit reduziert ha-ben. Deren erhoffte Rück-kehr ist explizit im Auge zu behalten.

Wie machen Sie das dann?

Ertl: Mit den zur Verfügung stehenden Personal-Budget-mitteln müssen wir haus-halten, sprich unser Perso-nal auch bezahlen können, das ist klar. Daneben haben wir im Unternehmen einen Wandel vom Stellenplan-Prinzip hin zum Budget-Prinzip vollzogen.

Das bedeutet?

Ertl: Wir packen standort- und bereichsbezogen die Personalbudgets in größe-re Töpfe, denken und agie-ren in größeren Einheiten, statt nur immer dann indivi-duell zu reagieren, wenn sich an einem bestimmten Ar-beitsplatz etwas verändert.

Da kommt wieder das Per-sonalcontrolling ins Spiel…

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Schwabenweit4 5

Ertl: Bei den weiteren Be-rufsgruppen sind die Per-sonaleinheiten an unseren Standorten deutlich kleiner als im Pflegebereich. Das hat zur Folge, dass wir in diesen kleinen Einheiten, bei in der Regel geringe-rer Fluktuation, folglich zu-nächst oftmals nur befris-tet einstellen können. Wir müssen hier die vielfältigen Sachgründe im Auge be-halten. Unbefristete Ein-stellungen sind zwar per se möglich, aber kein Selbst-läufer. Aus Verantwortung für das gesamte Unterneh-men müssen wir jeweils die Gesamtumstände würdigen. Gleichwohl haben wir bei diesen Berufsgruppen im ganzen Unternehmen kaum

noch jemanden, der länger als zwei Jahre mit immer neuen Sachgründen befris-tet ist.

Eine letzte Frage: Wie ist der Beschluss zur Entfri-stung in der Pflege im Un-ternehmen angekommen? Ertl: Soweit mir bekannt ist, haben sich die Beschäf-tigten gefreut. Sie fühlen sich durch diesen Schritt wertgeschätzt. Auch bei den Pflegedirektoren und Personalvertretungen ist der Schritt positiv aufge-nommen worden. An die Mitarbeiter im Bereich der Pflege sollte das Signal ausgesendet werden: Wir setzen auf Euch! Und wir wollen Eure Leistung aner-kennen.

einen wertvollen Beitrag zur Wiedereingliederung von Langzeiterkrankten.

Wie hoch sind denn die Personalaufwendungen bei den Bezirkskliniken Schwaben?

Ertl: Das Volumen beträgt mehr als 150 Millionen Euro pro Jahr. Wir hatten 2015 exakt 2850 Personalverän-derungen bei 518 Einstel-lungen. Das alles bedeu-tet einen Riesenaufwand. Als familienfreundliches Un-ternehmen bieten wir eine außergewöhnlich hohe Fle-xibilität an.

Wie sieht die Situation in an-deren Berufsgruppen aus?

Ertl: Bei ungelernten Kräf-ten und im Bereich der

Hilfsberufe bieten wir Ar-beitsverhältnisse unter dem Dach der Bezirkskliniken an, nicht unter dem Dach von Servicebetrieben. Hier ge-hen wir einen Weg, den nicht mehr viele, auch öf-fentliche Krankenhäuser ge-hen. In aller Regel ist es so, dass es nach ein bis zwei Jahren oder wenn der Befris-tungsgrund wegfällt, auch hier zu einem unbefristeten Arbeitsverhältnis kommt.Und bei den Ärzten?Ertl: Befristungen in der Ärzteschaft sind zum gro-ßen Teil der Weiterbildung im Assistenzarztbereich ge-schuldet. Fachärzten wer-den in der Regel unbefris-tete Verträge angeboten.Und sonst?

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Irsee 6 7

„Betriebliches Gesundheitsmanagement muss Chefsache werden“

Wolfgang Heinlein (Kaufbeuren), Gesamtpersonalratsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben (von links), AGBB-Sprecher Bruno Lehmeier (Oberpfalz) sowie seine beiden Stellvertreter Irmgard Graf und Günter Möbus (beide Mittelfranken) am Rande der Tagung der Betriebsvertretungen im Kloster Irsee.

Sprecher Bruno Lehmeier (Oberpfalz), seine beiden Stell-vertreter Günter Möbus und Irmgard Graf (beide Mit-telfranken) sowie Wolfgang Heinlein (Kaufbeuren), Ge-samtpersonalratsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, informierten anschließend über die Ergebnisse. Heinlein bemängelt ein feh-lendes Konzept. „Überall wird anders gewerkelt. Jeder wur-stelt vor sich hin“, kritisiert der Kaufbeurer. Möbus be-stätigt dies: „Die Einrichtun-gen sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Manche sind sehr weit, andere noch ganz am Anfang.“ Wichtig sei es, Strukturen zu entwickeln und die Vorgaben kontinuierlich umzusetzen – vom Vorstand an der Spitze bis zur Rei-nigungskraft an der Basis.

Lehmeier nennt konkrete Beispiele. Zu einem guten Arbeitsklima würde beitra-gen, wenn „sachgrundlose Befristungen“ in unbefriste-te Arbeitsverhältnisse um-gewandelt würden. „Damit kann man den Mitarbeitern Existenzängste nehmen“, so der AGBB-Sprecher.Die Betriebsvertretungen weisen darauf hin, dass die Kliniken zunehmend im Wettbewerb stehen. „Da kann die bestehende Mann-schaft nur dann neue Aufga-ben schultern, wenn es ge-lingt, jeden Einzelnen mög-lichst lange im Arbeitspro-zess zu halten.“ Um ein breit angelegtes Gesund-heitsmanagement „in die Fläche zu bringen“ und „die einzelnen Maßnahmen an-schließend zu messen“, sollte auf externe Beglei-tung zurückgegriffen wer-den, schlägt die AGBB vor. Weiteres Thema der Tagung war die Einführung von PEPP, das Pauschalierende Entgeltsystem für Psychi-atrie und Psychosomatik. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Abrech-nung von Leistungen zwi-schen Kliniken und Kran-kenkassen. „Egal, wie das Kind am Ende heißt: Wir brauchen eine gesetzliche Personalbemessung. Die Mindeststandards der Psy-chiatrie-Personalverordnung müssen erhalten bleiben“, fordert die AGBB. Hierfür müsse mehr Geld bereitge-stellt werden, damit eine aus-reichende Fachkraftquote zur Verfügung steht und ei-ne humane, zeitgemäße Be-handlung gewährleistet wird.

Für die Personal- und Be-triebsräte der Einrichtun- gen der bayerischen Bezir-ke ist klar, dass ein betrieb-liches Gesundheitsmana-gement immer wichtiger wird. Konkret geht es um die Frage, wie Bezirkskran-kenhäuser und -verwaltun-gen die Arbeit so gestalten, dass die gesunden Mitar-beiter nicht krank werden. Dazu braucht es Rahmen-bedingungen und einheit-liche Vorgaben. „Der jewei-lige Arbeitgeber hat damit etwas in der Hand, um dem Fachkräftemangel entge-genzuwirken. Ein betrieb-liches Gesundheitsmana-

gement muss in den einzel-nen Kliniken zur Chefsache werden“, fordert die Ar-beitsgemeinschaft der Ge-samtpersonalräte/Betriebs-räte bei den bayerischen Bezirken (AGBB). Die Orga-nisation vertritt etwa 20000 Beschäftigte in den Klini-ken und 5000 Beschäftigte in den Verwaltungen.Die AGBB traf sich vor kur-zem zu einer dreitägigen Klausurtagung im Bildungs-werk Kloster Irsee (Land-kreis Ostallgäu). Breiten Raum nahm dabei das Thema „Vom betrieblichen Gesundheits-management zum gesun-den Betrieb“ ein. AGBB-

Klausurtagung im Kloster Irsee: Personal- und Betriebs-räte der bayerischen Bezirkskrankenhäuser und -ver-waltungen fordern einheitliche Standards.

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Kaufbeuren6 7

Umweltschutz wird am Standort Kaufbeuren groß geschrieben. Vorne ist der Bereich „Wohnen und Fördern“, im Hintergrund sind die Küche und das Heizkraftwerk zu sehen.

Manfred Schilder, Regionalgeschäftsführer Allgäu der In-dustrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben (rechts), über-reicht Wilhelm Egger, Regionalleiter Süd der Bezirkskliniken Schwaben, und der Umweltmanagementbeauftragten Dani-ela Praun (beide BKH Kaufbeuren) die Urkunde.

Spitze beim Schutz der Umwelt

Im Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren wird Umwelt-schutz groß geschrieben. Seit 15 Jahren hat der ältes-te Standort der Bezirkskli-niken Schwaben ein betrieb-liches Umweltmanagement. Dass es vorbildlich ist, das haben externe Gutachter seitdem regelmäßig bestä-tigt. Vor kurzem erhielt die psychiatrische Fachklinik zum sechsten Mal die EMAS-Ur-kunde. EMAS ist ein freiwil-liges Instrument der Euro-päischen Union, das Unter-nehmen und Organisatio-nen jeder Größe und Bran-che dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuier-lich zu verbessern.

Manfred Schilder, Regio-nalgeschäftsführer Allgäuder Industrie- und Handels-kammer (IHK) Schwaben, überreichte Wilhelm Egger,Regionalleiter Süd der Be-zirkskliniken Schwaben, und der Umweltmanage-mentbeauftragten Daniela Praun (beide BKH Kaufbeu-ren) die Urkunde. Formal heißt das Verfahren, dem sich die Klinik gestellt hatte, „5. Revalidierung nach EG-Öko-Audit-Verordnung“. Dahinter stecken zahlreiche Maßnahmen, um den Bedarf an Wasser und Energie zu verringern sowie die täg-lich anfallende Müllmenge zu reduzieren. Es beinhaltet

Das Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren hat zum sechs-ten Mal in Folge die EMAS-Urkunde erhalten.

auch die Bemühungen der Ge-sundheitseinrichtung, dass ihre Mitarbeiter nicht krank werden und die Patienten ein möglichst gutes Umfeld vor-finden. Alles das ist nun zum 6. Mal seit September 2000 weitreichend überprüft und positiv bewertet worden.Damals war das BKH Kauf-beuren die erste psychiat-rische Klinik in Bayern, die nach EMAS zertifiziert wor-den ist. In den Folgejahren wurde dort unter anderem eine Abfallfibel erstellt, das Restspeise-Aufkommen um 33 Prozent verringert, eine dezentrale Warmwas-seraufbereitung eingerich-tet und die Energieeffizienz durch den Ausbau der Ge-bäudeleittechnik gesteigert. Vor drei Jahren wurde die Klinik an die städtische Was-serversorgung angeschlos-sen, was die Umwelt schont, vor zwei Jahren das Biomas-se-Blockheizkraftwerk, das für die Heizenergie sorgt, von Holzhackschnitzel auf

Biogas umgestellt. Das Kraft-werk auf dem Klinikgelän-de hatte 2009 die alte Heiz-zentrale ersetzt. Dass das BKH Kaufbeuren nicht nur medizinisch, son-dern auch im Bereich des Umweltschutzes einen Spit-zenplatz einnimmt, hat auch die Bayerische Staatsregie-rung festgestellt. Ende 2013 zeichneten Gesundheitsmi-nisterin Melanie Huml und der damalige Umweltminis-ter Dr. Marcel Huber die Klinik zusammen mit dem BKH Günzburg als „Green Hospital Bayern“ aus. „Wir sind die einzigen Kliniken in Schwaben und die einzigen BKH in Bayern, die ausge-wählt wurden“, stellte Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, damals erfreut fest. An den täglichen Anstrengungen, die die Verantwortlichen ge-meinsam mit den Mitar-beitern zum Klimaschutz unternehmen, hat sich nichts verändert.

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Augsburg 8 9

Was tun, wenn ein Baby nicht glücklich macht?

320 Besucher waren da, 400 hätten kommen wol-len: Auch die 9. Fachtagung des Bezirkskrankenhauses (BKH) Augsburg war ein voller Erfolg. Die Hauptor-ganisatorin Sabine Kühnel (Sozialdienst, BKH Augs-burg) hat bei der Auswahl des Themas offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen: Der Fachtag mit dem Titel „Eine sensible Zeit“ beschäftigte sich mit psychischen Erkrankungen in Schwangerschaft und Wochenbett sowie mit Re-gulationsstörungen in der frühen Kindheit. Ein komplexes, schwieriges Thema, wie der Ärztlicher Direktor des BKH Augs-

Etwa 20 Prozent der Frauen würden nach der Geburt depressive Symptome auf-weisen, davon sieben Pro-zent solche schwerer Aus-prägung. „Das sind Zahlen, die beeindruckend sind und nachdenklich machen“, sag-te die Oberärztin.Wie drücken sich diese Symptome aus? Einmal durch die klassischen „Heultage“ am dritten, vierten Tag nach der Geburt. Die Stimmung der Mütter sei instabil, man weint wegen allem, ist leicht reizbar. „Allerdings dauert dieser Baby-Blues in der Regel nur kurz und klingt schnell wieder ab.“ Bedenk-lich werde es, so Renck, wenn der Zustand länger

Sie freuten sich über die große Resonanz auf den Fachtag im BKH Augsburg (von links): Dr. Tamara Jacubeit, Professor Dr. Max Schmauß, Oberärztin Sabine Renck und Sabine Kühnel.

Jede vierte Mutter hat vor oder nach der Geburt depressive Stimmungen. Das Bezirkskrankenhaus Augsburg bietet ihnen in einer Sprechstunde Hilfe an. Ein Fachtag beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema.

burg, Professor Dr. Max Schmauß, findet. Vor einem Jahr ist er Großvater ge-worden. „Es ist toll zu se-hen, wie sich ein Kind ge-sund und schnell entwi-ckelt“, sagte Schmauß kurz vor dem ersten Geburtstag seiner Enkelin zur Begrü-ßung der Teilnehmer. Aber leider sei das nicht immer so. Was den großen Zu-spruch betrifft, die diese Ver-anstaltung findet, sei man „zwar nicht überrascht, je-doch überwältigt“, so der Chefarzt.Sabine Renck war die erste Referentin des Tages. Die Oberärztin am BKH Augs-burg betreut im Konsiliar-dienst am benachbarten Kli-

nikum - ein somatisches Haus - Patienten, die psychische Auffälligkeiten zeigen. Da-runter sind auch Frauen, die in der dortigen Ge-burtshilfe entbinden. In elf Prozent aller Schwanger-schaften zeigen sich depres-sive Symptome, vor allem im zweiten und dritten Drit-tel. „Das kann zu einem erhöhten Frühgeburtsrisiko führen, manchmal zu einem geringeren Geburtsgewicht. Außerdem besteht die Ge-fahr, dass die werdenden Mütter nicht mehr in der Lage sind, zur Vorsorgeun-tersuchung zu gehen oder zur ,Selbsttherapie‘ mittels Alkohol oder Schlafmitteln greifen“, berichtete Renk.

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Augsburg8 9

anhält, teilweise bis zu ei-nem Jahr, und schwerwiegen-der wird. Das sei bei zehn bis 15 Prozent der Frauen der Fall. Wenn die Mütter aus ihrem Stimmungstief nicht mehr rauskommen, an-triebslos sind, Schlaf- und Angststörungen sowie eine innere Unruhe haben, spricht man von einer postparta-len Depression. „Sollte es gar zu Suizidgedanken kom-men, müssen alle Alarm-glocken schrillen“, so Renck. Eine Psychose mit Wahnvor-stellungen und Halluzinati-onen entwickelten dagegen sehr, sehr wenige Frauen. „Aber auch dies kennen wir.“ Patientinnen fürchten in solchen Fällen, dass sie beispielsweise vergiftet wer-den, ihr Kind verkauft wird oder dass sie und ihr Kind von Personen bedroht wer-den, die im Zimmer gewe-sen sind. Nichts entspricht der Realität.„Jede erkannte und unbe-

nig diagnostisches Instru-mentarium, keine guten Rah-menbedingungen für die Eltern-Kind-Behandlung: Dies bringt Dr. Jacubeit zur Erkenntnis, „dass die Kin-derpsychiatrie die frühen Le-bensphasen verschläft“. Das Netzwerk bestehend aus Hebammen, Beratungsange-boten, Behandlungsstellen, Gynäkologen, Ärzten etc. sei in Bayern im Vergleich zu anderen deutschen Bun-desländern mit am besten aufgestellt, sagte sie. Die wichtigste Botschaft von Oberärztin Sabine Renck lautete: Die Gesellschaft solle erkennen und akzep-tieren, dass diese Krankheit existiert. „Sie darf sein, sie gibt es.“ Entscheidend ist, wie die Betroffenen, deren Familien und ihre Umge-bung damit umgehen. Die Schwelle, in die Psychiatrie zu gehen, sei nach wie vor hoch, sie biete aber Sicher-heit, so Renck.

handelte mütterliche De-pression kann schwerwie-gende Folgen haben“, sag-te die Medizinerin. Frauen mit Risikofaktoren sollten mindestens drei Monate nach der Geburt begleitet werden, forderte sie. In diesem Zusammenhang wiesen Sabine Renck und Sabine Kühnel das interes-sierte Fachpublikum darauf hin, dass das BKH Augs-burg vor einem Jahr eine Ambulanzsprechstunde bei psychischen Krisen rund um die Geburt etabliert hat. Von Februar bis Septem-ber 2015 haben bereits 40 Patientinnen dieses Ange-bot wahrgenommen und sich Gesprächstermine ge-ben lassen. Ein Drittel der Frauen erhielt nach der Beratung eine reguläre Be-handlung. Die Oberärztin stellte einen Fragebogen vor, der helfen soll, solche Krisen besser zu erkennen und verwies auf die Web-

seite der Selbsthilfegruppe „Schatten und Licht“. Eine äußerst lebhafte Diskussion unter der Leitung von Sabi-ne Kühnel schloss sich an.Am Nachmittag befasste sich Dr. Tamara Jacubeit, Direktorin der Klinik für Kin-der- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psycho-therapie am Klinikum Lü-denscheid, mit der Frage: „Sind Regulationsstörun-gen in der frühen Kindheit behandlungsbedürftig?“ Die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie hat-te ihrem Vortrag den Titel „Es fängt früh an“ gege-ben und mehrere Videose-quenzen mitgebracht, die reale Situationen von Müt-tern mit ihren Klein- und Kleinstkindern zeigen. „Häu-fig wird die psychische Ent-wicklung eines Säuglings übersehen“, stellte die ex-terne Referentin fest. We-nig Forschung, wenig the-rapeutische Angebote, we-

Unter der Leitung von Sabine Kühnel (rechts) wurde im Anschluss an den Vortrag von Sabine Renck (im Hintergrund) lebhaft diskutiert.

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Kaufbeuren 10 11

Das hohe Niveau einer „rohen“ Kunst

Fast vier Monate lang ist im Kunsthaus Kaufbeuren „unverbildete, rohe Kunst“ zu sehen gewesen. Hinter dieser „Art Brut“ verbirgt sich eine thematische Werk-schau zur Kunst von Außen-seitern. Die 88 zumeist un-bekannten Exponate wur-den von Menschen mit in-tellektueller Behinderung, gesellschaftlich unange-passt und randständig, von Sonderlingen, Grenzgän-gern und Autodidakten in psychisch schwierigen Si-tuationen angefertigt. Eini-ge Werke stammen aus der Kunsttherapie des Be-zirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren, die eine mehr als 30-jährige Tradition hat. Wir sprachen mit dem Lei-ter des Kunsthauses, Jan T. Wilms, über die Ausstel-lung, die den Titel „Kunst

Wilms: Richtig. Die Arbei-ten, mit denen sie ihre Le-bens- und Leidensgeschich-te aufgearbeitet hat, zeu-gen von ungeheuer viel Geist und Witz, verblüffen durch ihre Vielschichtigkeit und ihre eigenständige künstlerische Handschrift.

Wer ist sie?Wilms: Laurie Berner wur-de 1963 in Oregon (USA) geboren und wuchs in der Nähe von Chicago als Ad-optivkind auf. Lange lebte sie ganz „normal“. Sie lern-te ihren Mann kennen und zog 1985 mit ihm nach München. 1987 und 1989 kamen ihre Kinder zur Welt, die Familie zog an den Am-mersee. Weil sie eine Psy-chose entwickelte und plötz-lich Stimmen hörte, begab sie sich ins BKH Kaufbeu-ren. Dort begann sie im Atelier für Kunsttherapie künstlerisch zu arbeiten: Sie malte, zeichnete, fertigte Col-lagen, Möbel, Gefäße und schrieb Texte. Im Novem-ber 1998 schied sie freiwil-lig aus dem Leben. - Durch die intensive Beschäfti-gung mit der Künstlerin im Vorfeld der Ausstellung bin ich ein großer Fan ihrer Ar-beiten geworden.

Was kennzeichnet die Werke?

Wilms: Laurie Berner no-tierte Texte auf ihre Bilder, setzte nicht nur den Bild-titel prominent aufs Blatt, sondern beschrieb sie oft mit schwer verständlichen Texten. Sie zählt zu den we-nigen Patienten, die sich intensiv mit kunsthistori-schen Vorbildern wie van Gogh oder Picasso be-schäftigten.

Der Leiter des Kunsthauses Kaufbeuren, Jan T. Wilms, freut sich über den großen Erfolg, den seine Ausstellung „Kunst und Stigma – Grenzgänger zwischen Zwang und Freiheit“ erzielt hat.

und Stigma – Grenzgänger zwischen Zwang und Frei-heit“ trug.

Herr Wilms, wie kam die Ausstellung bei den Besu-chern an?

Wilms: Sehr gut. Die mei-sten Besucher waren be-geistert. Es gab durchweg positive Reaktionen. Das nicht ganz einfache Thema kam gut an, was auch die Einträge im Gästebuch zei-gen. In der Presse und bei TV/Rundfunk gab es zum Teil wunderbare Beiträge. Die Medien – darunter die Augsburger Allgemeine/Allgäuer Zeitung, der Baye-rische Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung – ha-ben ausführlich darüber be-richtet.

Was ist das Besondere an dieser Ausstellung gewesen?

Wilms: Die große Bandbreite. Da ist zum einen die Kunst, die in den vergangenen 30 Jahren aus dem Kunstthera-pie-Programm des BKH Kauf-beuren heraus entstand. Er-gänzt wurden diese Werke zum anderen mit Exponaten aus der Sammlung Prinz-horn, eine weltweit extrem renommierte Sammlung zur Kunst von Außenseitern. Sie gewähren Einblick in die Innenwelten von Künstlern, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg lebten. In der Aus-stellung ist eine Vernetzung entstanden. Die konzentrierte Auswahl von verschiedenen unterschiedlichen Positionen spannte zeitlich und thema-tisch einen großen Bogen – vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Welche Rolle spielte dabei das BKH Kaufbeuren?

Wilms: Eine herausragende! Damit wurde nicht nur ein lo-kaler Bezug hergestellt, was uns sehr wichtig war, sondern auch der kreative Output des Kunsttherapie-Programms des BKH gezeigt.

Wer sind die Künstler?Wilms: Insgesamt sind es 13. Unter ihnen Dietrich Orth und Wolfgang Hue-ber, deren Werke längst den Einzug in den Kunst-betrieb geschafft haben. Als wahre Neuentdeckun-gen gelten dürfen kaum bekannte Künstler wie Si-mone Stingele und Lau-rie Berner. Ihre Exponate wurden erstmals einem brei-ten Publikum vorgestellt.

Auffällig sind die vielen Ge-mälde, Zeichnungen und Collagen von Laurie Berner – insgesamt rund 30, die Sie gezeigt haben.

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Auf der Homepage des Kunsthauses weisen Sie darauf hin, dass die Be-zirkskliniken Schwaben die Ausstellung unterstützt ha-ben. Inwiefern?

Wilms: Thomas Düll, der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, war mein wichtigster Unterstützer – insbesondere hinsichtlich der Realisierung der Publi-kation. Er hat die Produk-tion des Ausstellungskata-logs essentiell gefördert, sodass das Geld, das jetzt durch die Verkäufe einge-nommen wird, zur Refinan-zierung verwendet werden kann.

Ein sehr ansprechender Ka-talog. Wie läuft der Verkauf?

Wilms: Das Ziel, das wir uns gesetzt haben, nämlich das Niveau von Außensei-terkunst – produziert im Rahmen von kunstthera-peutischen Programmen – zu vermitteln, ist erreicht worden. Außerdem wur-de eindrucksvoll bewie-sen, dass diese Kunst von Menschen mit Psychiat-rieerfahrung eine nicht zu verachtende Qualität be-sitzt. Für mich war es die erste Ausstellung, die ich im Kunsthaus Kaufbeuren konzipiert habe. Ein biss-chen persönlicher Stolz ist also auch dabei.

Wilms: Obwohl wir von un-serer Ausstellung natürlich sowieso überzeugt sind, sind wir besonders über das Interesse am Katalog überrascht. Es gibt wenig vergleichbare Ausstellun-gen, die schon so viele Ka-taloge verkaufen konnten wie wir. Der Katalog mit seinen fundierten Aufsät-zen und zahlreichen Ab-bildungen steht künftig in allen großen Bibliotheken – mit den Bezirkskliniken Schwaben und dem BKH Kaufbeuren als Förderer. Dieser Wert bleibt über die Ausstellung hinaus.

Was passiert mit den Ex-ponaten nach dem Ende der Ausstellung?

Wilms: Die Werke aus der Sammlung Prinzhorn ge-hen zurück nach Heidel-berg, die der einzelnen Künstler entweder zurück an die jeweiligen Privat-sammlungen, Leihgeber oder in den Bestand des BKH Kaufbeuren, sofern es der Eigentümer ist. Hinsichtlich der Werke von Simone Stingele ge-hen diese geschlossen als Schenkung der Familie an die Sammlung des BKH über, was mich besonders freut. Wie lautet ihr persön-liches Fazit?

Künstlerin Simone Stingele hat diesem sehr farbintensiven Bild den Titel „Hexenhaus“ gegeben.

Eine Gruppe aus dem BKH Kaufbeuren bekam eine exklusi-ve Führung und hörte dem Kurator aufmerksam zu.

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Alle in seiner Umgebung wundern sich, dass der 55-Jährige auf den Tod seiner Mutter so teilnahmslos rea-giert. Stattdessen fängt er plötzlich an, beim Gehen ein Bein nachzuziehen und kleine Schritte zu machen. Er wird in der Sprechstun-de am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren vorge-stellt. Es stellte sich heraus, dass die Mutter, bevor sie nach langer Krankheit starb, an Morbus Parkinson litt und ihr Sohn nun genau das glei-che kleinschrittige, unsichere und vorn übergebeugte Gangbild zeigt. Alles weist auf eine depressive Ent-wicklung hin. Durch das Gangbild drückt er seine Traurigkeit aus. Es handelt sich um einen Autisten, der seine Trauer nicht anders zeigen kann.Kein Einzelfall, mit dem sich Sandra Hoppstock, Chef-ärztin des Zentrums für Psy-chiatrie, Psychotherapie und Heilpädagogik (ZPH) am BKH Kaufbeuren, und ihr Team befassen. Die Er-scheinungsbilder der Er-krankungen sind oft skurril und müssen erst übersetzt werden. Der eine Patient gibt an, eine Cola trinken zu wollen, meint aber, er möchte spazieren gehen und wird dann aufgebracht, weil er nicht hinaus kann. Der andere bleibt nicht im Bett liegen, weil er anstelle des T-Shirts einen Schlafan-zug tragen muss und schreit die ganze Nacht. Was alle gemeinsam haben: Sie sind

Autisten und haben eine eigene Sicht der Welt.„Wir haben viele schwer er-krankte Menschen bei uns. Immer wieder hören wir: Wenn ihr sie nicht auf-nehmt, wer dann?“, berich-tet Chefärztin Hoppstock. Etwa 350 Patienten werden in ihrem ZPH pro Jahr stati-onär behandelt. Dabei han-delt es sich um eine spezia-lisierte psychiatrische Abtei-lung im BKH, die sich um Menschen mit Intelligenz-minderung, erworbenen kog-nitiven Beeinträchtigungen und schwerwiegenden Ent-wicklungsstörungen küm-mert. Zusätzlich weisen die-se Patienten psychiatrische Erkrankungen auf. „Das ZPH ist eine Besonderheit, des-sen Spektrum nur dort im Unternehmen angeboten wird“, sagt Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben. Die Station mit dem Namen „ZP01“ verfügt über 20 sta-tionäre Betten. Anfragen kommen aus ganz Deutsch-land. Die dazugehörige Am-bulanz betreut circa 750 Patienten pro Quartal. Das ZPH feiert 2016 sein 30-jähriges Bestehen. Im Team arbeiten 35 Frauen und Männer. Sie sind sehr erfahren. Unter ihnen ist mit Melanie Gredigk eineFachkraft für Autismus.„Insgesamt befinden sich Patienten mit Autismus-S p e k t r u m - S t ö r u n g e n (ASS) zu einem Anteil von etwa 15 Prozent auf un-serer Station“, teilt sie mit.

Viele sind beeinträchtigt im Sehen, Hören und in der Mobilität. „Das führt zu ei-nem hohen Pflegeaufwand und erfordert zusätzlich ei-ne engmaschige Begleitung in allen Aktivitäten des täg-lichen Lebens“, ergänzt San-dra Hoppstock. „Die Am-bulanz muss mit der Stati-on eng vernetzt sein. Jeder von uns arbeitet sowohl am-bulant als auch stationär.“ Die Ärzte, Pflegekräfte, Psy-chologen, Ergotherapeu-ten, Heilerziehungspfleger, Sozial- und Heilpädagogen sowie die Mitarbeiterinnen im Sekretariat versuchen sich darauf einzustellen, dass Autisten die Welt an-ders erfahren und sie so an-ders kommunizieren. „Autisten können Reize und Eindrücke nicht filtern und so sortieren wie wir. Sie können auch die Bedeu-tung der Reize nur bedingt verstehen. Es ist, als würde die Welt auf sie einprasseln ohne, dass sie verstanden werden kann“, erläutert die Chefärztin. So kommt es schnell zur Überforderung und es treten Verhaltens-auffälligkeiten auf: Warum holt mich mein Vater nach dem Tod der Mutter nicht mehr ab, obwohl er es im- mer getan hat? Der Autist kann dies nicht fragen, ver-steht die Traurigkeit des Vaters nicht und auch nicht, dass er selbst traurig ist, da sich sein Leben verändert hat. Jetzt sind die Fachkräf-te des BKH gefragt. „Unser erstes Ziel ist, die Autisten

Verstehen, wie der Autist die Welt sieht

zu verstehen, die Auffällig-keiten zu übersetzen, die Erkrankungen zu erkennen, sie zu behandeln und auf das Umfeld der Patienten zu achten. Das, was wir herausfinden auf Station, transferieren wir im ambu-lanten Arbeiten ins Woh-nen und Arbeiten der Au-tisten, damit die Welt für sie einfacher und sie selbst zufriedener werden.“ Auch im Umgang mit den Autisten gibt es vieles zu beachten, denn auch hier kann man sie schnell über-fordern. Sie brauchen eine klare, eindeutige Sprache in kurzen Sätzen – „sonst verstehen sie uns nicht“, sagt Hoppstock. „Und wir müssen uns auf sie einstel-len, denn sie können es nicht und werden dann krank.“ Eigentlich seien die Betrof-fenen lebenslustige, fröh-liche Menschen, denen die Welt nur oft zu kompliziert ist. Deshalb müsse man es ihnen einfacher machen. Auf Station wird der Patient eng eingebunden. Seine je-weilige Bezugspflegekraft spricht ihn immer wieder klar und deutlich an. Er hat ein Einzelzimmer und muss sich nicht auf einen Zim-mernachbarn einstellen. So wird der Raum zu seinem Rückzugsort. Das Personal achtet darauf, dass dort nur das nötigste Mobiliar vor-handen ist. Der Raum soll schmucklos sein: keine Bil-der, keine Vorhänge. Mela-nie Gredigk: „Nur so erhält der Autist seine benötigte

Am BKH Kaufbeuren gibt es seit 30 Jahren das Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Heilpäda-gogik. Die Abteilung kümmert sich um Patienten mit Intelligenzminderung und tiefgreifenden Entwick-lungsstörungen. Auf die Behandlung und den Umgang mit Autisten ist sie spezialisiert.

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Das ZPH-Team nimmt ein Bällebad (von links): Sozialpädagogin Jessica Eglhofer, Psychologin Paulina Fedan, Fachärztin MariethresHibbeln-Braunbart, Autismus-Fachkraft Melanie Gredigk, Yvonne Simon (stellvertretende Stationsleiterin), Heilpädagoge Patrick Maschkowitz, Psychologin Vera Rössler, Stationsleiter Max Maier und Chefärztin Sandra Hoppstock (vorne).

Reizarmut.“ Damit er sich auf Station zurechtfindet, braucht er feste Sitzplätze – zum Essen und zum Ver-weilen. So wird er nicht un-sicher und ist nicht irritiert. Das ZPH bietet eine spezi-elle Autismus-Sprechstun-de an. Die kann in Kaufbeu-ren im BKH oder aufsuchend in Wohnheimen und Werk-stätten stattfinden. Dazu fahren die Mitarbeiter bis in die Landkreise Lands-berg, Weilheim-Schongau, Fürstenfeldbruck und Augs-burg. Es werden Betreuer der Wohngruppen und Werkstätten sowie Ange-hörige zu diesen Sprech-stunden eingeladen. „Es ist wichtig, dass alle mitein-bezogen werden“, sagt Hoppstock. Sehr beliebt ist die Angehörigengruppe für Eltern mit autistischen, erwachsenen Kindern, die sich einmal im Monat am BKH Kaufbeuren trifft.

Da Autisten ein besonderes Setting brauchen, hat sich die Station auf diese Patien-ten speziell eingerichtet.Sie haben eine verminder-te Körperwahrnehmung. Um die Autisten körperthe-rapeutisch anzuregen, ste-hen im ZPH ein spezieller SI-Raum (SI steht für senso-rische Integration) mit Bäl-lebad, Hängematte, ein Ba-dezimmer mit Whirlpool, eine Massageliege sowie Licht- und Musikanlagen zur Verfügung. Vorhanden sind auch Ergotherapiezim-mer und ein sogenannter Snoezelenraum: ein kom-plett in Weiß gehaltener Raum mit großem, weißen Sitzsack und ausgestattet mit Licht- und Musikanla-ge zur Entspannung. Unter Snoezelen – eine Fantasie-schöpfung aus den beiden englischsprachigen Verben „snooze” und „doze” (ein Nickerchen machen, dösen) –

tend für ihr Team.Man akzeptiert die Patien-ten nicht nur so, wie sie sind. Man habe sogar Spaß daran, sie kennenzulernen und mit ihnen Neues zu ent-decken. Hoppstock: „Wir sind der Meinung, dass Au-tisten sich weiter entwickeln können und wollen. Wir wol-len ihnen dazu die Möglich-keit eröffnen.“ Langfristig soll auch ihnen durch indi-viduelle Behandlung mehr Selbstständigkeit und Teil-habe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden.

Im Snoezelenraum: In diesem schlichten, jedoch gemütlichen, warmen Zimmer sind Patienten in der Regel umgeben von leisen Klängen und Melodien und betrachten mit ihren Therapeuten Lichteffekte.

versteht man den Aufent-halt in einem gemütlichen, angenehm warmen Raum, in dem man, bequem lie-gend oder sitzend, um-geben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte betrachten kann. „Im Mittelpunkt unserer Ar-beit steht der Mensch und wir versuchen ihn so zu neh-men wie er ist, um heraus-zufinden, was er braucht. Nur so kann er in Krisen ge-sunden und ein für ihn er-fülltes Leben führen“, sagt die Chefärztin stellvertre-

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Kempten

BKH-Chefarzt verlässt Kempten

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Ärztlicher Direktor Profes-sor Dr. Peter Brieger ver-lässt das Bezirkskranken-haus (BKH) Kempten. Der 51-jährige Chefarzt wird neuer hauptamtlicher Ärzt-licher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums. Das hat der Verwaltungsrat der Kliniken des Bezirkes Ober-bayern (kbo) beschlossen.Brieger wird Nachfolger von Professor Dr. Dr. Mar-got Albus, die in Ruhestandgeht. Das kbo-Isar-Amper-Klinikum hat acht Standorteim Großraum München.Der Klinikverbund leistet mit etwa 2900 Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern so-wie annähernd 1700 Bet-ten und 120 teilstationären Plätzen die psychiatrische Vollversorgung der baye-rischen Landeshauptstadtund der umliegenden Land-

kreise. Brieger wird künftig aus medizinischer Sicht für alle diese Standorte verant-wortlich sein. Der genaue Zeitpunkt für Briegers Wechsel nach Ober-bayern steht noch nicht fest. Dieser wird voraus-sichtlich gegen Ende des Jahres sein. Bis dahin soll auch feststehen, wer sein Nachfolger in Kempten wer-den wird. Brieger kam am 1. Februar 2006 aus Halle/Saale ins All-gäu und übernahm die ärzt-liche Leitung des BKH. In seine Zeit fallen der Neubau der Klinik an der Robert-Weixler-Straße und der Um-zug 2015 vom alten Stand-ort im Freudental dorthin. Der Ärztliche Direktor des BKH ist Facharzt für Psychi-atrie und Psychotherapie mit den Zusatzbezeichnungen „Ärztliches Qualitätsmana-gement“, „Suchtmedizinische Grundversorgung“, „Psy-chiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsi-

einem Dach mit dem Klini-kum Kempten befindet, hat 120 vollstationäre Betten sowie zwei Tageskliniken mit insgesamt 35 Plätzen. 250 Beschäftigte arbeiten dort. Die Fachklinik für Psychia-trie, Psychotherapie und Psychosomatik versorgt die Landkreise Lindau und Ober-allgäu sowie die Stadt Kemp-ten – insgesamt 272000 Menschen.

liar- und Liaisondienst“ so-wie „Forensische Psychia-trie“. Zugleich ist Briegeraußerplanmäßiger Professor(apl. Professor) an der Medi-zinischen Fakultät der Univer-sität Ulm. Er ist zudem Vor-sitzender der Konferenz der Ärztlichen Direktoren der Bay-erischen Fachkrankenhäu-ser für Psychiatrie, Psycho-therapie und Psychosomatik.Das BKH, das sich unter

Professor Brieger wech-selt zum kbo-Isar-Amper-Klinikum nach Oberbayern.

Nein, Professor Peter Brieger ist schon noch da. Diese Auf-nahmen stammen vom vergangenen Jahr, als der Chefarzt sein Büro am alten Standort im Freudental räumte und mit seinem Team in den Neubau an der Robert-Weixler-Straße zog. Bis zum Spätherbst wird er auch dort sein Büro räumen müssen, denn Brieger wechselt auf eigenen Wunsch von Kempten nach Oberbayern.

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14 15 Günzburg

Günzburger wird doppelter Professor

Der Familienvater, der mit seiner Frau und seinen dreiTöchtern in Nersingen (Kreis Neu-Ulm) lebt, blickt auf ei-nen internationalen Werde-gang mit Aufenthalten in Lon-

Das gibt es nicht alle Tage: Dr. Werner Klingler, Ober-arzt am Bezirkskranken-haus (BKH) Günzburg, hat jetzt gleich zwei Profes-sorentitel erhalten. Den er-sten bekam der gebürtige Günzburger aufgrund der erfolgreichen Zusammen-arbeit von der Queensland University of Technology in Australien. Außerdem ernannte die medizinische Fakultät der Universität Ulm den 45-Jährigen kürz-lich zum Professor.Der Mediziner und Phy-siologe arbeitet am BKH als Oberarzt für Anästhe-sie und leitet das dortige Muskellabor. Das Günzbur-ger Zentrum ist eine über-regionale Anlaufstelle für gefährliche Störungen des Muskelstoffwechsels, die selten bei Vollnarkosen auf-

don, Boston und Australien mit zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen zurück.Der begeisterte Schwimmer und Skifahrer ist Mitglied imTriathlon-Verein Günzburg.

treten können. Durch Be-ratung von medizinischem Fachpersonal tragen die Günzburger Neuroanäs-thesisten deutschlandweit zur Patientensicherheit bei Narkosen bei. Klingler und seine Mitarbei-ter befassen sich wissen-schaftlich mit besonderen Eigenschaften der Musku-latur und der Muskelhäu-te, den sogenannten Mus-kelfaszien. In den Faszien finden sich zahlreiche freie Nervenendigungen mit Be-deutung für Schmerzsyn-drome, sind aber auch für eine optimale sportliche Leistung wichtig. Nicht zu-letzt durch die Günzburger Forschungsarbeiten sind die Faszien in die Aufmerksam-keit der Wissenschaft und neuerdings auch der Öf-fentlichkeit gerückt.

Der Vizepräsident der Universität Ulm, Professor Dr. Klaus-Michael De-batin, übergibt Dr. Werner Klingler (rechts) die Professorenurkunde.

Ärzte aus Turkmenistan holen Rat im BKHDrei Tage lang hat eine De-legation von fünf leitenden Ärzten aus Turkmenistan ver-schiedene klinische Einrich-tungen in Günzburg und Um-gebung besucht. Die Medi-ziner kamen aus der Haupt-stadt Ashgabat des Binnen-staates in Zentralasien. Am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg galt ihr beson-deres Interesse nicht nur der Neurochirurgie mit ihrer modernen Operationsabtei-lung und Intensivstation so-wie der Neurologie mit ih-rem Schlaganfallzentrum, son-dern auch der Berufsfach-schule für Physiotherapie und der Neurologischen Rehabi-litation. Unter Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Richter,dem ehemaligen Direktor der

Neubau eines Neurologi-schen Zentrums mit 120 Bet-ten sowie den Wunsch der Regierung, europäische Phy-siotherapie und Rehabili-tation in Turkmenistan ein-zuführen. Ende Januar ist Richter zum sechsten Mal für einen Monat nach Ashgabat geflogen. Gemeinsam mit dem Physiotherapeuten Ger-hard Munz und Barbara Aigner, der Leiterin der Be-rufsfachschule für Physio-therapie, war Richter im Dezember 2014 zu Gesprä-chen über die Einführung westlicher/europäischer Phy-siotherapie und Rehabilita-tion in Ashgabat. Auch Dr. Joachim Durner, der Ärzt-liche Direktor der Fachklinik Ichenhausen, war mit dabei.

Die Gruppe aus Turkmenistan mit Dolmetscherin (Dritte von rechts) vor der Berufsfachschule für Physiotherapie in Günzburg. Begleitet wurde die Delegation von Physiotherapeut Gerhard Munz (links), Barbara Aigner, die Leiterin der Berufsfachschule (Vierte von rechts), sowie Prof. Dr. Hans-Peter Richter, der ehema-lige Direktor der Günzburger Neurochirurgie (rechts).

Günzburger Neurochirurgie, standen außerdem die Neu-rologische Universitätsklinik Ulm, die Fachklinik Ichenhau-sen und das Therapiezen-trum Burgau auf dem Pro-gramm. Professor Richter ist seit sei-ner Emeritierung 2008 für verschiedene humanitäre Or-

ganisationen in Afrika und Asien tätig. Seit 2012 hält er sich regelmäßig für den Senior Experten Service SES (Bonn) in Turkmenistan auf, bildet junge Neurochirurgen aus und berät den Gesund-heitsminister des Landes in strategischen Fragen. Ak-tuell handelt es sich um den

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Pinnwand

… dass die vierte Auflage des Skirennens der Beschäf-tigten der Bezirkskliniken Schwaben zum ersten Mal abgesagt werden musste? Knapp 50 sportbegeisterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich am 13. Februar zweimal auf die 800 Meter lange Strecke in Oberjoch begeben wollen – doch die Schneebedin-gungen für Hobbyrennläufer waren zu schlecht. „Oben sehr hart, unten eine zu weiche Auflage. Und in der Mitte eine recht dünne Schneedecke“, beschrieb der Vorsitzende des Gesamtpersonalrates, Wolfgang Hein-lein, die Misere. Streckenleiter Gordian Lutz hatte die Piste am Sonntag vor dem geplanten Start inspiziert. Die Schneelage änderte sich in den folgenden Tagen kaum – eher im Gegenteil: „Der starke Wind sorgte dafür, dass die Auflage eher noch dünner wurde. So mussten wir am Mittwochfrüh vor dem geplanten Start nicht zuletzt wegen der Verletzungsgefahr absagen“, berichtete Peter Furchner, Vorsitzender der Betriebs-sportgemeinschaft (BSG) des BKH Kaufbeuren. Er hat-te sich im Vorfeld die Hacken abgelaufen und mehr als 40 Sponsoren aufgetrieben – doch vergebens. Einen Ersatztermin gibt es nicht. „Da viele Skiclubs dort ihre Rennen durchführen, mussten wir froh sein, wenig-stens diesen einen geplanten Termin halten zu kön-nen“, sagte Heinlein. Die BSG als Ausrichter will trotz der Absage ihren Zweijahres-Rhythmus beibehalten. Das nächste Skirennen findet somit erst 2018 statt.

ImpressumMitarbeiterzeitung „näher dran“Herausgeber: Bezirkskliniken Schwaben, Dr.-Mack-Straße 4, 86156 Augsburg Verantwortlich: Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender Erscheinungsweise: unregelmäßigDruck: WIRmachenDRUCK GmbH, BacknangAuflage: 4000Ansprechpartner: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben, Dr.-Mack-Straße 4, 86156 Augsburg, Telefon 0821 4803-2736, Fax 0821 4803-2702, E-Mail: [email protected]/Redaktion: Georg SchalkBilder: Bezirkskliniken SchwabenGestaltung: Margarete Förster (Dipl. Designerin FH), Ursula Nerlinger (Bezirkskliniken)

Bezirkskliniken Schwaben - Kommunalunternehmen (Anstalt des öffentlichen Rechts des Bezirks Schwaben) - Sitz AugsburgVorstand: Thomas Düll, Verwaltungsratsvorsitzender: Bezirks-tagspräsident Jürgen Reichert, AG Augsburg HRA 16251

Wussten Sie schon? … dass Valerie Braun (Bild) vom Bezirks-krankenhaus (BKH) Augsburg ihr Gehalt nicht nur verdoppelt, sondern sogar fast verdreifacht hat? Die damals noch 17-Jährige, die im BKH ein Jahr lang ihren Bundesfreiwilligendienst absol-viert, nahm an einer Aktion des Lokal-senders Hitradio RT.1 mit dem Titel „Daniel verdoppelt Ihr Gehalt“ teil und wurde ausgewählt. „Ab 7.07 Uhr morgens hatte ich genau 30 Minuten lang Zeit, anzu-rufen. Mensch, war ich aufgeregt“, schildert die junge Frau, die Heilerziehungspflegerin werden will, die mor-gendliche Situation. Da sie krank im Bett lag, hatte sie zunächst nichts mitbekommen. Erst ihre Mama Petra machte sie darauf aufmerksam. Sie war es auch, die ihre Tochter zwei Wochen zuvor per Formular für das Gewinnspiel angemeldet hatte – „als Überraschung“, wie Valerie Braun verrät. Die 17-Jährige hatte Glück, ihr Name wurde gezogen. Und nach mehreren Versuchen kam sie bei RT.1 durch. „Am Nachmittag durfte ich noch ins Studio und musste ein Interview geben, das dann gesendet wurde. Das war echt cool.“ Valerie verdient nach eigenen Angaben 350 Euro im Monat. Vom Ra-diosender bekam sie den „Mindestlohn“ in Höhe von 1000 Euro. „Darüber habe ich mich riesig gefreut!“ Mit dem fast dreifachen Gehalt will sie sich jetzt ein Zimmer im Elternhaus einrichten und zusätzlich mit ihrer besten Freundin übers Wochenende wegfahren. Ihre Tätigkeit auf der Station F1 (Gerontopsychiatrie) macht der Augs-burgerin übrigens sehr viel Spaß. Inzwischen hat sie ih-ren 18. Geburtstag gefeiert.

… dass die Berufsfachschule für Logopädie der Bezirks-kliniken Schwaben in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Augsburger Messe „Gezial“ vertreten war? Dabei handelt es sich um eine Aus- und Weiterbildungsmes-se für Gesundheits- und Sozialberufe. Der Auftritt war nach Angaben von Schulleiter Dirk Gerlach ein voller Erfolg: angenehme Atmosphäre, gute Organisation, reger Besuch sowohl der Messe an sich als auch des Standes der Logoschule. „Meine Kolleginnen und Kol-legen und ich führten den ganzen Tag über Gespräche mit ernsthaft Interessierten“, berichtete Gerlach. Dabei handelte es sich um junge Menschen, die erst in der Berufsfindung waren, und um welche, die bereits kon-kretere Vorstellungen über den Beruf des Logopäden hatten. „Allen konnten wir mit unseren Informationen gut weiterhelfen. Sicher werden daraus Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz hervorgehen, sowohl ,kurz-fristig‘ für 2017 als auch längerfristig.“ Auffallend, so Gerlach, sei gewesen, dass kaum jemandem bewusst war, dass die Schule die einzige Logopädieschule im Regierungsbezirk Schwaben ist. Neu bzw. unbekannt war den meisten auch, dass die Einrichtung als kom-munale Schule schulgeldfrei ist. Sicherlich eine Be-sonderheit, die für zusätzliche Bewerber sorgen wird.