einblicke in die schule
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Einblicke in die Schule. Schüler u. Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. KMK - Beschluss vom 06.05.1994: Förderschwerpunkte in der Schule. Lernen (früher: Lernbehinderte) Sehen (früher: Sehbehinderte und Blinde) Hören (früher: Schwerhörige und Gehörlose) - PowerPoint PPT PresentationTRANSCRIPT
Einblicke in die Schule ..
Schüler u. Schülerinnen mit sonderpädagogischem
Förderbedarf
KMK - Beschlussvom 06.05.1994: Förderschwerpunkte in der Schule
• Lernen (früher: Lernbehinderte)
• Sehen (früher: Sehbehinderte und Blinde)
• Hören (früher: Schwerhörige und Gehörlose)
• Sprache (früher: Sprachbehinderte)
• Körperliche und motorische Entwicklung (früher Körperbehinderte)
• Geistige Entwicklung (früher: Geistigbehinderte)
• Emotionale und soziale Entwicklung (früher: Verhaltensgestörte)
• Förderschwerpunkt übergreifend bzw. ohne Zuordnung (früher: Sonstige)
• Kranke
Einblicke in die SchuleSchüler/innen mit sonderpäd. Förderbedarf
Förderschwerpunkt Schüler/in Förderquote* %
Lernen 262.389 2,934 53,0Geistige Entwicklung 70.451 0,788 14,2Sprache 44.891 0,502 9,1Emotionale u. soziale Entwicklung 41.012 0,459 8,3Körperliche u. motorische Entwicklung 26.483 0,296 5,3Förderschwerpunkte übergreifend bzw.
ohne Zuordnung 19.295 0,216 3,9Hören 14.518 0,162 2,9Kranke 9.592 0,107 1,9Sehen 6.613 0,074 1,3
Insgesamt 495.244 5,539
* Förderquote = Anteil Schüler/in mit Förderbedarf : Gesamtzahl Schüler/in in allen Schulen (Sonderschule und allgemeine Schulen Klasse 1-10
KMK – StatistikKultusministerkonferenz
Vgl. dazu:
Sonderpädagogische Förderung in Schulen
1997 bis 2006
Online im Internent:
http://www.kmk.org/statist/Dok185.pdf
Förderschwerpunkt: Lernen
Definitionen zum Thema Lernbehinderung:
„Lernbehindert ist der, wer eine Schule für Lernbehinderte besucht“ (Bleidick 1995)
USA: learning disability ca. 5 % der Gesamt-Schülerschaftdurchschnittliche Werte in Intelligenztests aber deutliche schulische Lernschwierigkeiten
„Bei Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen des Lernens ist die Beziehung zwischen Individuum und Umwelt dauerhaft bzw. zeitweilig so erschwert, dass sie die Ziele und Inhalte der Lehrpläne der allgemeinen Schule nicht oder nur ansatzweise erreichen können.“ (KMK 1999)
„... daß Lernbehinderung keine Persönlichkeitseigenschaft ist, sondern ein relationales Phänomen, das nur in Bezug zu den Anforderungen der Schule, den Leistungserwartungen und dem Beurteilungsverhalten der Lehrer, ihren Lernarrangements und Toleranzgrenzen richtig interpretiert werden kann“ (Eberwein 1996).
Lernbehinderung – Faktum oder Konstrukt?
Theorien zum Phänomen
1 LB als individueller Defekt
medizinisches Modell
alte Daten: u.a. Kniel (1979): IQ zw. 50 – 70pathologischer Nachweis: 6 %
Suhrweier (1993): organfunktioneller Bereichgenetisch-metabolisch; chromosomal-bedingte; exogen-bedingte Störungen der Hirnentwicklung (prä-peri-postnatal); Endokrinopathien (z. B. Schilddrüsenerkrankung, Zuckerkrankheit … allgem.: Hormondrüsen)
Diskussion um Intelligenz / Was ist eine Intelligenzminderung ?Intelligenz ist …?
Bedeutungszuschreibung: Maria ist besonders intelligent und besonders lernfähigUmkehrung: du bist dumm …
self-fulfilling-prophecy
Relativität von Intelligenz: enge Beziehung Intelligenz und Lebensbedingungen
Theorien zum Phänomen
2 Lernbehinderung und soziale Randständigkeit
Ungleiche Verteilung: mit steigender Armut erhöhtes Risiko
Vgl. PISA Studien: Sozialschichtzugehörigkeit und Bildungsbeteiligung
• Warum versagen sozial randständige Schüler überproportional häufig in der Regelschule?
(a) Kommunikationsproblem: zwischen Lehrerin und Schülern Lebensweltunterschied führt zu falschen Deutungsmustern der SpracheNormen und Werte der Lehrerin vs. Normen und Werte des Schülers erzeugt aggressives Verhalten, beeinträchtigt Motivation
• Beispiel: Lernbehinderung als soziale Zuschreibung
Kreislauf
(1) Abweichung d. Schülers von schulischen Normen
(2) Implizite Persönlichkeits- und Abweichungstheorie der Lehrerin
„bei den Eltern“ …Halo-Effekt (Hofeffekt): z. B. ungepflegtes Äußeres
(3) Typisierung des Schülers durch die Lehrerin
(4) Bestimmte (negative) Erwartungen der Lehrerin an den Schüler
(8) Selbstbild und Verhalten des Schülers
(Rollenübernahme, Schullaufbahn)
(Kreislauf setzt sich auf höherem Niveau fort
Verstärkung von (1)
(7) Bestimmte Behandlung des Schülers (Benachteiligung z. B. bei Notengebung)
(6) Verzerrte Schülerbeurteilung
(5) Verzerrte Wahrnehmung des Schülerverhaltens
Weiteres Versagen durch …
(b) Planungskompetenz
Geringere Planungsanlässe statt aktiver Planung : Verplanung durch andere z. B. pädagogisches Betreuungspersonal, passiver Medienkonsum (TV), Langeweile am Wochenende
Vergleich: aktive Planung: aktive Führung/Gestaltung des Alltagslebens, Setzen und Einhalten von Terminen, Sozialbeziehungen „managen“
(c) Vorkenntnisse erleichtern Lernen
(d) Emotionale Entwicklung Umgang mit Erfolg und Misserfolg (Vorbild: Eltern?)
(e) Erlernte HilflosigkeitKreislauf von Überzeugungen führt zu Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit, …blockiert
weitres Lernen … „kein Bock auf Hausaufgaben – wozu auch?“
(f) Affektlogik (vgl. Ciompi 1997)
Affekte als Energielieferant (Anregung- u. Motivation)Schüler -> Angst vor Versagen -> blockiert Lernen
Affekte beeinflussen Fokus der AufmerksamkeitSchüler, der traurig, wütend, betrübt ist (z. B. Streit zu Hause) -> Aufmerksamkeit häufig nicht auf Lerngegenstand
Affekte + Gedächtnisleistungintensive Gefühle bei Lernprozesse und hoher Grad an Bedeutsamkeit -> wichtig für Gedächtnisspeicherung
Affekte können Lernprozesse anregen oder behindern
Theorien zum Phänomen
3 Lernbehinderung als Folge des selektiven Schulsystems
Homogenität vor Heterogenität in deutschen Schulklassen
Systemsosziologisches Phänomen:Anzahl der LB-Schüler steigt mit der Anzahl der Förderschulen
4 Lernbehinderung und HerkunftSchüler nicht-deutscher Herkunft Überrepräsentation
5 Lernbehinderung und GeschlechtSchüler Überrepräsentation
FAZIT: „Die Fördersschule ist eine Schule der Armen, der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Sie spiegelt damit auf der untersten Ebene Chancenungleichheit wieder. Die Disproportionalität der Schichtenverteilung in der Förderschule ist ein inakzeptables Ärgernis; sie ist ebenso verbesserungsbedürftig wie die ungleiche Geschlechterverteilung.“ (Wocken 2005)
Literatur• Werning/Lütje-Klose: Einführung in die Lernbehindertenpädagogik
(2003)
• Hans Eberwein (Hrsg.): Handbuch Lernen und Lern-Behinderungen (1996)
• Wocken, Hans: Andere Länder, andere Schüler? Vergleichende Untersuchungen von Förderschülern in den Bundesländern Brandenburg, Hamburg und Niedersachen (2005)
http://bidok.uibk.ac.at/library/wocken-forschungsbericht.html
Vergleichende Untersuchungen von Förderschülern in den Bundesländern
Brandenburg, Hamburg und Niedersachen
Fördern Förderschulen ?
Das Milieu erzieht !
Förderliche und hemmende Einflussmerkmale des Elternhauses(Elternfragebogen)
Schule als Milieu: ca. 15.000 Stunden Schule erzieht
z. B. Schulbesuchsjahre in der FörderschuleVergleich Intelligenzniveau: nimmt ab mit den SchulbesuchsjahrenCulture Fair Intelligenztest (CFT20)Hamburger Schreibprobe (HSP 4/5)
Förderschule: ein dreifacher Reduktionismus eigen
1. Didaktischer Reduktionismus (Reduktion des Curriculums nach quantitativem Umfang und
qualitativer Komplexität)
2. Methodischer Reduktionismus (Reduktion der Vermittlungs- und Aneignungsprozesse auf gesteuerte
und strukturierte Lernsituationen sowie auf weniger komplexe kognitive Operationen)
3. Sozialer Reduktionismus (Reduktion des heterogenen Bildungsgefälles auf eine relativ
leistungshomogene und niveaureduzierte Lerngruppe)