Transcript
Page 1: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

3.ELEAZAR RODRIGUEZ

Page 2: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

Vincenzo Bellini aus 6 Ariette (1801−1835) Per pietà, bell’idol mio Nr. 5 Ma rendi pur contento Nr. 6 Malinconia, ninfa gentile Nr. 1

Giuseppe Verdi aus 6 Romanze(1813−1901) Il tramonto Nr. 1 Brindisi Nr. 6

Franz Liszt Tre Sonetti del Petrarca S. 270(1811−1886) Pace non trovo Benedetto sia ’l giorno I’vidi in terra angelici costume

– PAUSE –

3. LIEDERABEND – ELEAZAR RODRIGUEZ

Page 3: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

25.6.16 19.00 KLEINES HAUSDauer ca. 1 ¾ Stunden, eine Pause

Xavier Montsalvatge Cinco canciones negras(1912−2002) Cuba dentro de un piano Punto de habanera (Siglo XVIII) Chévere Canción de cuna para dormir a un negrito Canto negro

Manuel María Ponce Lejos de ti(1882−1948) Estrellita

Gabriele Sibella La Girometta (1880−?)

Stanislao Luigi Gastaldon Musica proibita(1861−1939)

Joaquín Turina Poema en forma de canciones op. 19(1882−1949) Dedicatorio (Klavier solo) Nunca olvida Cantares Los dos miedos Las locas por amor

Eleazar Rodriguez TenorSteven Moore Klavier

Page 4: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

2

Auf italienisch und spanisch werden heute zwei Themen besungen, die unterschied-licher nicht sein könnten: Das eine ist die leidenschaftliche Liebe, ohne die sowohl Kunst und Kultur als auch das menschliche Leben undenkbar wären, das andere ist die Unterdrückung von Minderheiten und Rassismus in den ehemaligen spanischen Kolonien Lateinamerikas.

Beginnen wir mit der Liebe. In den insge-samt sechs Ariette Bellinis von 1829 wird die Abwesenheit der Geliebten beklagt, in den zwei heute zu hörenden Romanze Verdis von 1845 gedenkt in der ersten ein Liebender seiner Verflossenen beim Son-nenuntergang, in der zweiten singt ein Säu-fer ein Loblied auf den Wein, der ihn − an-ders als seine Geliebte − niemals verlassen wird. Bellini und Verdi assoziiert man eher mit der Gattung Oper als mit dem Lied, doch haben sie − wie alle wichtigen italienischen

Opernkomponisten − auch umfangreiche, wenn auch wenig bekannte Beiträge zur Gattung Lied geleistet. Während Bellinis Ariette schlicht und liedhaft gestaltet sind, macht Verdi zwischen Romanzen und Arien musikalisch kaum einen Unterschied. Im Gegenteil: Man hört das Verdi-Orchester mit seinen typischen nachschlagenden Akkorden förmlich durch die Zeilen der Klavierbegleitung hindurch − und tatsäch-lich findet man viele Phrasen seiner Lieder notengetreu oder minimal abgewandelt in seinen späteren Arien wieder. Dass das Klavier in Il tramonto die Wellenbewegung des Meeres tonmalerisch nachzeichnet, ist eine große Ausnahme, denn Verdi stand der Tonmalerei grundsätzlich eher ableh-nend gegenüber.

Vor rund 700 Jahren goss Petrarca seine Liebe zu seiner Muse Laura in Verse, die bis heute nichts an ihrer Strahlkraft und

Laura e il Poeta Fresko eines unbekannten Malers im Haus Petrarcas in Arqua Petrarca, 16. Jh.

LEIDENSCHAFT

LEID&

Page 5: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

3

Page 6: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

4

Poesie verloren haben. Diese insgesamt 366 Sonette und Kanzonen der Samm-lung Canzoniere haben seither zahlreiche Künstler inspiriert − unter ihnen auch Franz Liszt. Mit dem Namen Liszt verbinden die meisten vor allem virtuose Klavierwerke, doch hat er auch achtzig weniger bekannte Lieder geschrieben, darunter die Vertonung dreier Sonette Petrarcas. Hierbei bedient sich der Komponist abwechselnd diverser Stilelemente des deutschen Liedes und der italienischen Belcanto-Oper. Aus dieser Verbindung entstehen stimmlich höchst virtuose und anspruchsvolle Lieder, deren Klavierbegleitung ähnlich wie bei Verdi das italienische Opernorchester durch Tremoli und gebrochene Akkorde imitiert. Das ers-te Sonett Pace non trovo steckt – typisch für Petrarca – voller Widersprüche: hier wird zugleich gebrannt und gefroren, ohne Augen gesehen und ohne Zunge geschrien, um die widersprüchlichen Gefühle eines Liebenden einzufangen. Entsprechend viele Kontraste kennzeichnen Liszts Vertonung: begonnen bei Ausflügen in die wildesten harmonischen Gefilde, gibt sich die Sing-stimme abwechselnd dramatisch-expres-siven Ausrufen und lyrischen Linien hin. Im nächsten Sonett Benedetto sia ’l giorno bittet Petrarca um Segen für jeden Moment seines Lebens seit seinem ersten Blick-kontakt mit Laura. Musikalisch schraubt sich der Tenor von Segen zu Segen ek-statisch weiter in die Höhe. Im letzten Sonett Malinconia, ninfa gentile verklärt Petrarca Laura zu einer übermenschlichen, engelsgleichen Gestalt, deren Anmut sogar Naturgewalten Ehrfurcht einflößt. „dolce, espressivo, con intimo sentimento“ – süß, ausdrucksvoll, mit innigem Gefühl: Das sind einige der Anweisungen, die Liszt in diesem Lied über die Tenorstimme schreibt, um die verträumte Verklärung des lyrischen Ichs zum Klingen zu bringen.

Das leidenschaftliche Aufbegehren gegen Sklaverei, Unterdrückung und Rassismus steht in den Cinco canciones negras, zu deutsch „Fünf schwarze Lieder“, von Xa-vier Montsalvatge (1912−2002) im Vorder-grund. Die in der Muttersprache des Tenors Eleazar Rodriguez verfassten Gedichte sind durchdrungen von der schwierigen und dennoch tiefen Beziehung zwischen Spanien und seinen ehemaligen Kolonien in Lateinamerika. Der Kubaner Guillén, der Uruguayer Valdés und die Spanier Alberti und Luján reflektieren diese Beziehungen in ihren gesellschaftskritischen Gedich-ten über Rassismus, Sexismus, Gewalt, Ohnmacht und das Leid der schwarzen kubanischen Bevölkerung − all das zu einer Zeit, in der Franco nach dem Bürgerkrieg 1936−1939 eine Diktatur in Spanien er-richtet. Aus Furcht vor Verfolgung durch Francos Schergen flieht neben vielen weiteren Intellektuellen und Künstlern auch der Komponist Xavier Montsalvatge nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Spanien setzt sich der aus Katalonien Vertriebene mit der Situation der entrech-teten und unterdrückten Minderheiten in Kuba um 1940 auseinander und lässt sich, angespornt durch die spanische Sopranis-tin Mercédes Plantada, zu seinem ersten Liederzyklus inspirieren. Kubanische Kultur war in Spanien nicht unbekannt: Da das Land bis 1898 über Jahrhunderte spanische Kolonie war, hatte Kuba mit seinen Gütern auch einen Teil seiner Kultur nach Spani-en und Katalonien exportiert: So kamen beispielsweise die kubanischen Tänze Habanera und Rumba im 19. Jahrhundert nach Spanien und wurden gleich in die dortige Tanzkultur integriert. Um diese Vermischung auch musikalisch abzubilden, kreiert Montsalvatge den Stil des „antil-lanismo“, in dem er kubanische (Tanz-)Rhythmen, spanische Gesangstechniken

Page 7: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

5

und Elemente der Musik der ehemaligen afro-kubanischen Sklaven kombiniert. Die-se lokalen Einfärbungen der Musik sind in jedem der fünf Lieder präsent.

Der Text zum ersten Lied, Cuba dentro de un piano, „Kuba in einem Klavier“, stammt von Alberti, den Franco 1939 wegen seiner marxistischen Gesinnung aus Spanien verbannte. Dass Montsalvatge ein Gedicht eines in Ungnade Gefallenen vertonte, ist eine Stellungnahme gegen Franco. Der bruchstückhaft anmutende Text handelt von den Veränderungen in Kuba während und nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg: Im ersten Teil wird das Vorkriegs-Havanna aus Sicht eines Kindes roman-tisch verklärt, im zweiten Teil das besiegte, amerikanisierte Nachkriegs-Havanna dem gegenübergestellt („als sie das ‚SÍ‘ nahmen in ein ‚YES‘ verwandelten“). Die Zerris-senheit des Textes greift Montsalvatge auf, indem er die kursiv gedruckten Text-schnipsel als zitierte Fragmente eines alten kubanischen Liedes interpretiert und wie den Refrain eines kubanischen Volkslieds, einer Habanera, setzt. Die Stimmführung der Singstimme ist vom Flamenco-Gesang inspiriert.

Der Autor des zweiten Gedichts, Nestor Luján, war zeitlebens Freund und Kollege von Montsalvatge. In Punto de habanera, „Rhythmus der Habanera“, geht es um ein kreolisches Mädchen in weißem Reifrock, Symbol für Jungfräulichkeit und Unschuld, das an spanischen Hafenarbeitern vorbei-läuft, die sie zum Objekt ihrer schmutzigen Fantasien machen. Erzählt wird diese Geschichte aus Sicht eines der Hafenarbei-ter in Form eines Punto, eines narrativen kubanischen Volkslieds, dessen Text meist über eine recht einfache, bekannte Melo-dielinie vom Sänger frei improvisiert wird.

Entsprechend spielt die Klavierstimme die Gesangsstimme stets mit, so als würde sich der Erzähler selbst auf einer Gitarre beim Singen begleiten. Das derbe Milieu der Seemänner spiegelt sich in der Musik durch Zitate bäuerlich-platter kubanischer Volksmusik.

Chévere, „Der Schläger“, steht im Mit-telpunkt des Zyklus und ist sowohl in Bezug auf Text als auch auf Musik das verstörendste der fünf Lieder. Das Gedicht stammt vom „rauesten Poeten der afro-kubanischen Literatur, in dem dramatische und dunkle Intensität knistert“, so Mont-salvatge über Nicolás Guillén. Hier sticht das lyrische Ich wahllos auf alle Dinge in seiner Umgebung ein − und zuletzt auf sei-ne „böse schwarze Frau“. Es ist unklar, ob diese Frau eine Sklavin ist, das Opfer einer Vergewaltigung oder seine Geliebte − in jedem Fall ist sie weniger böse als viel-mehr wehrlos den Stichen des mächtigen weißen Mannes ausgeliefert und steht sinnbildlich für die Unterdrückung aller Schwarzen in Kuba. Laut Montsalvatge selbst stammt die Melodie des Stücks aus einem nicht weiter spezifizierten Choral. Akzente in Vor- und Nachspiel des Klaviers symbolisieren das jähe Zustechen des Pro-tagonisten.

Canción de cuna para dormir a un negrito, „Schlaflied für einen kleinen schwarzen Jungen“, war das erste Lied des Zyklus, das Montsalvatge komponierte, und es ist zugleich das bis heute populärste. Das Gedicht des Uruguayers Pereda Valdés handelt von einer Mutter, die ihr Kind in den Schlaf singt. Was als harmloses Wiegenlied mit stets gleichbleibender Habanera-Begleitung und simpler, oft wiederholter Melodie daherkommt, ist kaum verschleierte Gesellschaftskritik:

Page 8: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

6

Szene aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 vor Santiago de Cuba. Howard Chandler Christie The Supreme Moment before Santiago, 1898

Page 9: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

7

Page 10: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

8

Im Gedicht wird das Kind mit Worten wie „Kaffeebohne“ und „Sommersprossen“ als Mischlingskind beschrieben. Aufgrund seines Anteils an weißem Blut wird es in der kubanischen Gesellschaft deutlich hö-her stehen als seine schwarze (Sklaven-)Mutter, die vom englischsprechenden Herrn des Hauses mutmaßlich vergewaltigt wurde. Der offene Rassismus, der hier the-matisiert wird, steht in krassem Gegensatz zu dem friedlich-beruhigenden Charakter des Wiegenlieds. Auf diesen Widerspruch weist Montsalvatge durchs Einstreuen dis-sonanter Akkorde hin.

Im letzten Lied des Zyklus, Canto negro, „Schwarzes Lied“ nutzt der Dichter Ni-colás Guillén viele lautmalerische, nicht übersetzbare afrikanische Silben, um das kongolesische Element in dem Gedicht zu unterstreichen. Während der Kolonialzeit waren viele Kongolesen als Sklaven nach Kuba gebracht worden und hatten ihre musikalische Kultur mit der kubanischen erfolgreich vermischt. Das Perkussive in ihrer Musik und Sprache fängt Guillén in Nonsenssilben wie „Yamambó, yamambé“ ein. Im Mittelpunkt des Gedichts steht ein besoffener, tanzender, singender Kongo-lese − die Musik klingt lustig und ausge-lassen, doch auch hier gibt es eine zweite Ebene: es wird das unter Kubanern geläu-fige Stereotyp des „Sambo“, des dummen, naiven, leicht zu lenkenden afrikanischen Mannes beschworen und ins Groteske übertrieben. Trotz der vermeintlichen Fröh-lichkeit hinterlässt das Stück einen bitte-ren Nachgeschmack, mit dem der Zyklus schließt.

Die Cinco canciones negras mit ihrer Verschmelzung von katalanischer und kubanischer Musik waren ein Meilenstein in Montsalvatges Karriere: Bis dahin hatte

sich der Komponist und Pianist in Spanien vor allem mit seinen Klavierwerken einen Namen gemacht, doch wurde er mit Cinco canciones negras als Liedkomponist auf einen Schlag auch international berühmt. Gleichzeitig bildet das Werk − passend zum Motto dieser Spielzeit − den Appell zu ei-nem Aufbruch in Richtung Freiheit, Gleich-heit und Brüderlichkeit.

Mit Estrellita, „Kleiner Stern“, hat der Kom-ponist Manuel María Ponce (1882−1948), Pionier des musikalischen Nationalstils in Mexiko und somit Landsmann unseres Tenors Eleazar Rodríguez, einen Welthit geschaffen, der seit seiner Entstehung 1912 immer wieder hochrangige Sänger wie Fritz Wunderlich oder José Carreras zu eigenen Interpretationen inspirierte. Hier geht es um einen kleinen Stern, der als Zeuge und Verbündeter der Liebe des lyrischen Ichs angerufen wird. Im vorangestellten Lejos de ti, „Weit weg von dir“, wird die Trauer über die Abwesenheit der Liebsten besun-gen. Für Ponce ist das ein durchaus auto-biografisches Thema: Wegen seiner Arbeit als Pianist, Lehrer, Komponist und Publizist lebte er über Jahre in Kuba, während seine spätere Frau Clema in Mexiko blieb. Clema, der fernen Liebsten, ist das Lied gewidmet.

La Girometta, zu Beginn des 20. Jahrhun-derts von dem italienischen Komponisten Gabriele Sibella über eine alte italienische Weise komponiert, fehlt sicherlich auf kei-ner „Best of Pavarotti“-Zusammenstellung: Der Tenor hat das kleine ohrwurmver-dächtige Strophenliedchen in der Orches-terbearbeitung von Henri Mancini auf die großen Bühnen der Welt getragen. In einer Art Selbstgespräch richtet hier die Magd Girometta Fragen und Komplimente an sich selbst, um sich immer freudig wiederholen zu können, dass ihre schönen neuen Klei-

Page 11: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

9

dungsstücke Geschenke ihres Liebsten sind. Die Klavierbegleitung soll laut Angabe des Komponisten eine zupfende Laute imi-tieren − das Mädchen begleitet somit ihr kleines Strophenlied selbst.

Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881 ist das berühmteste Lied des italienischen, für seine Salonlieder be-kannten Komponisten Stanislao Gastaldon (1861−1939). Es handelt sich dabei eigent-lich um ein Stück im Stück: Ein Mädchen erzählt vom Verbot ihrer Mutter, das Liebes-lied nachzusingen, das ihr täglich von einem unter ihrem Balkon stehenden hübschen jungen Mann dargebracht wird − als die Mutter jedoch das Haus verlässt, singt sie es heimlich trotzdem. Die Melodie des in die Erzählung eingebetteten Liebesliedes des jungen Mannes wird musikalisch durch die Klavierbegleitung in Oktaven gedoppelt, als würde er sich mit einer Gitarre beim Singen selbst begleiten. Wie bei vielen Liedern des heutigen Abends spürt man die Verwandt-schaft zur italienischen Oper. Ebenso wie La Girometta wird das Lied häufig in orchest-rierten Fassungen gespielt. Auch wenn das lyrische Ich hier eindeutig weiblich ist, fin-det sich die Musica proibita hauptsächlich im Repertoire von Tenören: Caruso, Gigli, Pavarotti, Carreras und Co. setzten es häu-fig auf ihre Programme.

Der Name Joaquín Turina (1882−1949) mag verglichen mit anderen spanischen Kompo-

nisten wie Albéniz, Granados und de Falla verblasst sein − das schmälert jedoch we-der seine zentrale Bedeutung für die Grup-pe junger spanischer Komponisten zu Be-ginn des 20. Jahrhunderts noch die Qualität seiner kompositorischen Errungenschaf-ten. Der Komponist, Dirigent, Musikkritiker und Pianist Turina besitzt eine eigene, wunderschöne Tonsprache, die in jedem der Lieder seines Zyklus Poema en forma de canciones präsent ist. Poema enthält vier Gedichte des spanischen Dichters und politischen Philosophen Ramón de Campo-amor, beginnt jedoch mit einem wortlosen Lied für Klavier solo, Dedicatorio, das in die expressive Stimmung des gesamten Zyklus einführt. Inhaltlich geht es um vier Facet-ten der Liebe: ein erbarmungsloser Rück-blick auf dem Sterbebett, die vernebelten Sinne eines Frischverliebten, die Wirkung einer Liebesnacht und die Vorliebe von Frauen für kurze, leidenschaftliche Affären, welcher der Mann sich dienstfertig beugt. Die darüber verfassten Lieder sind ent-sprechend kontrastreich: in Nunca olvida, „Vergiss nie“, schwebt eine wehmütige Melodie über sanften Klavierakkorden; in Cantares, „Lieder“, wird leidenschaftli-chen, sehr spanisch anmutenden Ausrufe wie „Ay!“ eine aufwühlende Klavierbeglei-tung unterlegt; in Los dos miedos, „Dop-pelte Furcht“, steht süße Verträumtheit im Mittelpunkt, die sich in Las locas por amor, „Frauen verrückt nach Liebe“, in überquel-lende Freude verwandelt.

Page 12: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

10

GESANGSTEXTE

Vincenzo Bellini (1801−1835)Per pietà, bell’idol mioText von Pietro Metastasio (1698−1782)

Per pietà, bell’idol mio,Non mi dir ch’io sono ingrato;Infelice e sventuratoAbbastanza il Ciel mi fa.

Se fedele a te son io,Se mi struggo ai tuoi bei lumi,

Sallo amor, lo sanno i Numi,Il mio core, il tuo lo sa.

Ma rendi pur contentoText von Pietro Metastasio

Ma rendi pur contentoDella mia bella il core,E ti perdono, amore,Se lieto il mio non è.

Gli affanni suoi paventoPiù degli affanni miei,Perché più vivo in leiDi quel ch’io vivo in me.

Um Himmels Willen, mein schöner Schatz,sag mir nicht, ich sei undankbar;unglücklich und betrübt genughat der Himmel mich gemacht.

Dass ich dir treu bin,dass ich unter deinem strahlenden Blick [schmelze,das weiß die Liebe, das wissen die Götter,das weiß mein Herz und deines ebenso.

Mache doch nurdas Herz meiner Schönen glücklich,und ich werde dir verzeihen, Liebe,wenn mein eigenes Herz nicht fröhlich ist.

Ihre Sorgen fürchte ich mehr als meine eigenen,weil ich mehr in ihrlebe als in mir selbst.

Page 13: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

11

Malinconia, Ninfa gentileText von Ippolito Pindemonte (1753−1828)

Malinconia, Ninfa gentile,La vita mia consacro a te;I tuoi piaceri chi tiene a vile,Ai piacer veri nato non è.

Fonti e colline chiesi agli Dei;

M’udiro alfine, pago io vivrò,Né mai quel fonte co’ desir miei,né mai quel monte trapasserò.

Giuseppe Verdi (1813−1901)Il tramontoText von Andrea Maffei (1798−1885)

Amo l’or del giorno che muoreQuando il sole già stanco declina,E nell’onde di queta marinaVeggo il raggio supremo languir.In quell’ora mi torna nel coreUn’età più felice di questa;In quell’ora dolcissima e mestaVolgo a te, cara donna, il sospir.

L’occhio immoto ed immoto il pensiero,Io contemplo la striscia lucenteChe mi vien dal seren, dal sereno occidenteLa quiete solcando, solcando del marE desio di quell’aureo sentieroRavviarmi sull’orma infinita

Quasi debba la stanca mia vitaAd un porto di pace guidar.

Melancholie, du zarte Nymphe,dir weihe ich mein Leben;einer, der deine Freuden verachtet,ist zu wahren Freuden nicht geboren.

Um Quellen und Berge habe ich die Götter [gebeten;sie erhörten mich, ich werde selig sein,obwohl ich mit meiner Leidenschaft niediese Quelle und diesen Berg überquere.

Ich liebe die Stunde des sterbenden Tageswenn die Sonne bereits müde versinkt,und ich im Gewoge der ruhigen Seeden letzten Strahl versinken sehe.zu dieser Zeit kehrt in mein Herzeine Zeit zurück, glücklicher als die jetzige;in dieser so süßen und traurigen Stundewendet sich dir, teure Liebste, mein [Seufzer zu.

Den Blick starr und den Gedanken ebenso,gedenke ich des leuchtenden Stroms,der mich aus dem heiteren Westen erreicht,das ruhige Wogen, das Wogen der Seeund ich bitte diesen vergoldeten Pfadmir einmal noch den endlosen Weg zu [weisen,als ob er mein müdes Lebenin einen Hafen des Frieden führte.

Page 14: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

12

BrindisiText von Andrea Maffei

Mescetemi il vino! Tu solo, o bicchiero,Fra gaudi terreni non sei menzognero,

Tu, vita de’ sensi, letizia del cor.Amai; m’infiammaro due sguardi fatali;Credei l’amicizia fanciulla senz’ali,

Follia de’ prim’anni, fantasma illusor.

Mescetemi il vino, letizia del cor.

L’amico, l’amante col tempo ne fugge,

Ma tu non paventi chi tutto distrugge:

L’età non t’offende, t’accresce virtù.Sfiorito l’aprile, cadute le rose,Tu sei che n’allegri le cure noiose:Sei tu che ne torni la gioia che fu.

Mescetemi il vino, letizia del cor.

Chi meglio risana del cor le ferite?

Se te non ci desse la provvida vite,

Sarebbe immortale l’umano dolor.Mescetemi il vino! etc.

Franz Liszt (1811−1886)Pace non trovoText von Petrarca (1304−1374)

Pace non trovo, e non ho da far guerra,

E temo, e spero, ed ardo, e son un ghiaccio:E volo sopra ’l cielo, e giaccio in terra;

Schenkt mir Wein ein! Nur du, oh Becher,bist von allen irdischen Freuden keine [Täuschung,du, Leben der Sinne, Freude des Herzens.Ich liebte; zwei Blicke entflammten mich;ich glaubte an die Freundschaft des flügel- [losen Mädchens,Dummheit der Jugend, trügerische Er- [scheinung.Schenkt mir Wein ein, Freude des Herzens.

Ein Freund, eine Geliebte verschwindet mit [der Zeit,aber du hast keine Angst vor dem, was [alles zerstört:Das Alter schadet dir nicht, es stärkt dich.Der April ist verblüht, die Rosen gefallen,du bist derjenige, der Kummer erleichtert:Du bist derjenige, der vergangene Freuden [wiederbringt.Schenkt mir Wein ein, Freude des Herzens.

Wer kann verwundete Herzen besser hei- [len als du?Wenn du uns nicht von deinem Weinvorrat [gegeben hättest,der menschliche Schmerz wäre unendlich.Schenkt mir Wein ein! usw.

Ich finde keinen Frieden und führe keinen [Krieg,ich fürchte und hoffe, ich brenne und friere:ich fliege über den Himmeln, doch liege ich [auf der Erde;

Page 15: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

13

E nulla stringo, e tutto ’l mondo abbraccio.

Tal m’ha in priggion, che non m’apre, né [serra,Né per suo mi ritien, né scioglie il laccio,

E non m’uccide Amor, e non mi sferra;

Né mi vuol vivo, né mi trahe d’impaccio.

Veggio senz’occhi; e non ho lingua e grido;

E bramo di perir, e cheggio aita;

Ed ho in odio me stesso, ed amo altrui:

Pascomi di dolor; piangendo rido;

Egualmente mi spiace morte e vita.In questo stato son, Donna, per Voi,

In questo stato son per voi, o Laura per voi.

Benedetto sia ’l giornoText von Petrarca

Benedetto sia ’l giorno, e ’l mese, e l’anno,E la stagione, e ’l tempo, e l’ora, e ’l puntoE ’l bel paese e ’l loco, ov’io fui giunto

Da’duo begli occhi che legato m’ànno;

E benedetto il primo dolce affanno

Ch’i’ ebbi ad esser con Amor congiunto,E l’arco e la saette ond’ i’ fui punto,

E le piaghe, ch’infino al cor mi vanno.

ich halte nichts, und doch umarme ich die [ganze Welt.

Sie hält mich in einem Gefängnis weder [geschlossen noch offen,weder möchte sie mich für sich noch lässt [sie mich frei,die Liebe bringt mich weder um noch er- [löst sie mich von ihren Ketten.Sie will mich nicht lebend, doch auch nicht [sorgenfrei.

Ohne Augen sehe ich, ohne Zunge schreie [ich auf.Ich möchte vergehen und bitte dennoch [um Hilfe.Mich selbst hasse ich, und andere liebe ich.

Ich weide mich am Schmerz, weinend la- [che ich.Weder Leben noch Tod wünsche ich mir.In diesem Zustand bin ich wegen Euch, [werte Dame,in diesem Zustand bin ich wegen Euch, o [Laura, wegen euch.

Gesegnet sei der Tag, der Monat, das Jahr,die Jahreszeit, die Zeit, der Moment,die schöne Landschaft, und der Ort wo [mich der Blickdieser zwei schönen Augen traf, die mich [fesselten;

Und gesegnet sei die erste süße Atemlo- [sigkeitals die Liebe mich in ihren Bann schlug,und gesegnet sei der Bogen, dessen Pfeile [mein Herz durchbohrten,und die Wunden, die die Liebe schlug.

Page 16: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

14

Benedette le voci tante, ch’ioChiamando il nome di Laura ho sparte,E i sospiri e le lagrime e ’l desio.

E benedette sian tutte le carteOv’io fama le acquisto, e il pensier mio,Ch’è sol di lei, sì sol di leiCh’altra non v’ha parte.

I’ vidi in terra angelici costumeText von Petrarca

I’ vidi in terra angelici costumi,E celesti bellezze al mondo sole,

Tal che di rimembrar mi giova, e dole:

Che quant’io miro, par sogni, ombre, e fumi.

E vidi lagrimar que’ duo bei lumi,

Ch’han fatto mille volte invidia al sole;

Ed udì’ sospirando dir paroleChe farian gir i monti, e stare i fiumi.

Amor, senno, valor, pietate, e doglia

Facean piangendo un più dolce concento

D’ogni altro, che nel mondo udir si soglia.

Ed era ’l cielo all’armonia s’intento

Che non si vedea in ramo mover foglia.Tanta dolcezza avea pien l’aer e ’l vento.

Gesegnet seien die Worte, die ich stotterte, als ich den Namen meiner Laura beschwor,und gesegnet seien meine Seufzer und meine Tränen und meine Leidenschaft.

Und gesegnet seien all die Sonette,durch die ich sie preise, und meine Gedanken,die sich so sehr nur um sie drehen,dass keine andere einen Platz in ihnen hat.

Ich sah auf Erden engelsgleichen Glanzund himmlische Schönheit, einzigartig auf [der Welt,sodass es gleichsam Freude und Pein be- [deutet, sich ihrer zu erinnern.Alles andere scheint mir Traum zu sein, [Schatten und Rauch.

Und ich sah Tränen in diesen zwei schönen [Augen,die die Sonne tausend Mal vor Eifersucht [erblassen lassen;ich hörte Worte, unter Seufzern gesprochen, die Berge bewegen und Flüsse erstarren [lassen könnten.

Liebe, Weisheit, Mut, Mitleid und [Schmerz,alle erzeugten sie eine süßere Harmonie, [als sie weinten,als jede andere, die die Welt je gehört hat.

Und der Himmel war so bedacht auf ihren [Einklang,dass kein Blatt am Zweig sich rührte,so groß war die Süße, die Luft und Wind [erfüllte.

Page 17: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

15

Xavier Montsalvatge (1912−2002)Cuba dentro de un pianoText von Rafael Alberti (1902−1999)

Cuando mi madre llevaba un sorbete de [fresa por sombreroy el humo de los barco aún era humo dehabanero.Mulata vuelta bajera ...Cádiz se adormecía entre fandangos yhabanerasy un lorito al piano quería hacer de

tenor.... dime dónde está la florque el hombre tanto venera.Mi tío Antonio volvía con aire de insurrecto.

La Cabaña y el Príncipe sonaban por los [patios de El Puerto.(Ya no brilla la Perla azul del mar de las [Antillas.Ya se apagó, se nos ha muerto.)Me encontré con la bella Trinidad...

Cuba se había perdido y ahora era deverdad.Era verdad,no era mentira.Un cañonero huído llegó cantándolo enguajira.La Habana ya se perdió.Tuvo la culpa el dinero ...Calló,cayó el cañonero.Pero después, pero ¡ah! despuésfué cuando al SÍlo hicieronYES.

Als meine Mutter noch eine Kugel Erd- [beereis als Hut trugund als der Rauch der Schiffe noch Zigarettenrauch war.Tief gefallene Mulata ...Cadiz ging zu Bett zwischen Fandango und Habaneraund ein kleiner Papagei am Klavier ver- [suchte sich als Tenor.... sag mir, wo die Blume ist, die ein Mann wirklich respektieren kann.Mein Onkel würde nach Hause kommen [mit seinem rebellischen Verhalten.Cabaña und Príncipe hallten wider [im Dialekt des Hafens.(Doch die blaue Perle der Antillischen See [scheint nicht länger.Ausgelöscht. Uns gestorben.)Ich habe mich mit der schönen Trinidad [getroffen ...Kuba war verloren, und jetzt war es wahr.Wahrund keine Lüge.Ein fliehendes Kanonenboot fuhr ein, kubanische Lieder über alles singend.Havana war verlorenund das Geld war schuld …Das Kanonenboot verstummte,fiel,Doch es war später, ach, späterAls sie das SÍ nahmen und es in ein YES verwandelten.

Page 18: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

16

Punto de habanera (Siglo XVIII)Text von Nestor Luján (1922−1995)

La niña criolla pasacon su miriñaque blanco.¡Qué blanco!¡Hola! Crespón de tu espuma; ¡Marineros, contempladla!Va mojadita de lunasque le hacen su piel mulata;Niña no te quejes,tan solo por esta tarde.Quisiera mandar al aguaque no se escape de prontode la cárcel de tu falda.Tu cuerpo encierra esta tarderumor de abrirse de dalia.Niña no te quejes,tu cuerpo de fruta estádormido en fresco brocado.Tu cintura vibra finacon la nobleza de un látigo,toda tu piel huele alegrea limonar y naranjo.

Los marineros te mirany se te quedan mirando.La niña criolla pasacon su miriñaque blanco.¡Qué blanco!

ChévereText von Nicolás Guillén (1902−1989)

Chévere del navajazo, se vuelve él mismo navaja: Pica tajadas de luna, mas la luna se le acaba; pica tajadas de sombra, mas la sombra se le acaba, pica tajadas de canto, mas el canto se le acaba;

Das kreolische Mädchen geht vorüberin ihrem weißen Reifrock.Wie weiß er ist!Hey! Der Krepp deines Schaumpolsters;Matrosen, seht sie euch an!Sie geht, schimmernd im Mondlicht, das ihre Haut verdunkelt.Kleines Mädchen, beschwere dich nicht, nur heute Abend nicht.Wünsche ich mir Wasser,um dem Gefängnis deines Rockes nicht zu schnell zu entkommen.Deinen Körper durchzieht heute Abenddas Murmeln sich öffnender Dahlien.Kleines Mädchen, beschwere dich nicht,dein reifer Körper schläft in frischem Brokat.Deine Hüfte bebt so stolz wie eine Peitsche.Jeder Zentimeter deiner Haut riecht wun-derbar nach Zitronen- und Orangenbäu-men.Die Matrosen sehen dich anund weiden ihre Augen an dir.Das kreolische Mädchen geht vorüberin ihrem weißen Reifrock.Wie weiß er ist!

Der Schläger mit dem Messerwird selbst zum Messer:Er sticht auf den Mond ein,doch der Mond weicht aus und schwindet;er sticht auf Schatten ein,doch der Schatten weicht aus und schwindet;er sticht auf Lieder ein,doch die Lieder weichen aus und schwinden;

Page 19: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

17

y entonces pica que pica carne de su negra mala!

Canción de cuna para dormir a un negritoText von Idelfonso Pereda Valdés (1899−1996)

Ninghe, ninghe, ninghetan chiquito,el negritoque no quiere dormir.

Cabeza de cocograno de café,con lindas motitas,con ojos grandotescomo dos ventanasque miran al mar.

Cierra esos ojitos,negrito asustado;el mandinga blancote puede comer.¡Ya no eres esclavo!

Y si duermes mucho,el señor de casapromete comprartraje con botonespara ser un ’groom.’

Ninghe, ninghe, ninghe,duérmete, negrito,cabeza de coco,grano de café.

und dann schneidet er, schneidet hineinin das Fleisch seiner bösen, schwarzen [Frau!

Lalilu,so winzig,kleiner schwarzer Junge, der nicht schlafen möchte.

Kokosnusskopf, Kaffeebohne,mit hübschen Sommersprossen, mit weit aufgerissenen Augenwie zwei Fenster, die das Meer überblicken.

Schließe deine kleinen Augen, verängstigter kleiner schwarzer Junge; Der weiße Teufel wird dich nicht mehr auffressen.Du bist kein Sklave mehr!

Und wenn du tief und fest schläfst, Verspricht der Herr des Hauses, dir einen Anzug mit Knöpfen zu kaufen, damit du Diener werden kannst.

Lalilu, schlafe, kleiner schwarzer Junge,Kokosnusskopf, Kaffeebohne.

Page 20: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

18

Canto NegroText von Nicolás Guillén

¡Yambambó, yambambé!

Repica el congo solongo,Repica el negro bien negro. Aoé!

Congo solongo del SongoBaila yambó sobre un pie.

¡Yambambó, yambambé!Mamatomba, serembe cuserembá.

El negro canta y se ajuma,Mamatomba, serembe cuserembá,El negro se ajuma y canta,Mamatomba, serembe cuserembá,El negro canta y se va.

Acuememe serembó aéYambambó aé. Yambambó aó.

Tamba, tamba, tamba, tamba,Tamba del negro que tumba;Tamba del negro, caramba,Caramba, caramba, que el negro tumba:¡Yamba, yambó, yambambé! ¡Baila yambo sobre un pié!

Manuel María Ponce (1882−1948)Lejos de tiText von Baica Dávalos (1919−1983)

Lejos de ti,La vida es un martirio,Sin alegría, sin luz.

Es la existencia cruel,Loco delirio,Porque me faltas tú,

Yambambó, yambambé!

Der Kongo-Solongo läutet,der schwarze Mann, der echte schwarze [Mann läutet. Aoé!Kongo-Solongo aus Songotanzt den Yambó auf einem Fuß.

Yambambó, yambambé!Mamatomba, serembe cuserembá.

Der schwarze Mann singt und betrinkt sich.Mamatomba, serembe cuserembá,der schwarze Mann betrinkt sich und singt. Mamatomba, serembe cuserembá,der schwarze Mann singt und geht davon.

Acuememe serembó aéYambambó aé,Yambambó aó.

Bumm, bumm, bumm, bumm,Bumm des schwarzen Mannes, der taumelt;Trommel des schwarzen Mannes, wow,wow, wie der schwarze Mann taumelt:Yamba, yambó, yambambé!Er tanzt den Yambó auf einem Fuß!

Weit weg von dirist das Leben ein Martyrium,ohne Freude, ohne Licht.

Es ist eine grausames Dasein,ein verrücktes Delirium,weil du mir fehlst,

Page 21: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

19

Porque me faltas tú,Porque me faltas tú.

Es triste la mañana, sonrienteLa tarde, el cielo azul...Todo está gris y lúgubre en mi mente,Porque me faltas tú, etc.

EstrellitaUnbekannter Dichter

Estrellita del lejano cielo,Que miras mi dolor,Que sabes mi sufrir.Baja y dimeSi me quiere un poco,Porque yo no puedo sin su amor vivir.

¡Tu eres estrella mi faro de amor!

Tu sabes que pronto he de morir.Baja y dimeSi me quiere un poco,Porque yo no puedo sin su amor vivir.

Gabriele Sibella (1880−?)La GiromettaUnbekannter Autor (ca. 1550)

Qui t’ha fatto quelle scarpette che ti stan Sì ben, Girometta,Che ti stan sì ben?

Me l’ha fatte lo mio Amore Che mi vol gran ben, Girometta, Che mi vol gran ben.

Qui t’ha fatto quelle calzetteChe ti stan sì ben, Girometta,Che ti stan sì ben?

weil du mir fehlst,weil du mir fehlst.

Traurig ist der Morgen, lächelnd der Abend, der Himmel blau ...Alles ist grau und düster in meinem Kopf,weil du mir fehlst, usw.

Kleiner Stern am fernen Himmel,du siehst meinen Schmerz,du kennst meinen Kummer.Komm herab und erzähle mir,ob er mich ein wenig liebt,denn ich kann nicht leben ohne seine Liebe.

Du bist mein Stern, das Leuchtfeuer mei- [ner Liebe!Du weißt, dass ich bald sterben werde.Komm herab und erzähle mir,ob er mich ein wenig liebt,denn ich kann nicht leben ohne seine Liebe.

Wer hat die kleinen Schuhe gefertigt,die dir so gut stehen, Girometta,die dir so gut stehen?

Sie wurden von meinem Liebsten gefertigt,der mich anbetet, Girometta,der mich anbetet.

Wer hat die seidenen Strümpfe gewoben,die dir so gut stehen, Girometta,die dir so gut stehen?

Page 22: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

20

Me l’ha fatte lo mio AmoreChe mi vol gran ben, Girometta,Che mi vol gran ben.

Stanislao Luigi Gastaldon (1861−1939)Musica ProibitaText vom Komponisten

Ogni sera di sotto al mio balconeSento cantar una canzone d’amore,Più volte la ripete un bel garzone

E battere mi sento forte il core.

Oh quanto è dolce quella melodia!Oh com’ è bella, quanto m’ è gradita!

Ch’io la canti non vuol la mamma mia:Vorrei saper perché me l’ha proibita?

Ella non c’è ed io la vo’ cantareLa frase che m’ha fatto palpitare:

Vorrei bacciare i tuoi capelli neri,Le labbra tue e gli occhi tuoi severi,Vorrei morir con te, angel di Dio,

O bella innamorata tesor mio.

Qui sotto il vidi ieri a passeggiare,E lo sentiva al solito cantar:

Vorrei bacciare i tuoi capelli neri,Le labbra tue e gli occhi tuoi severi!Stringimi, o cara, stringimi al tuo core,

Fammi provar l’ebbrezza dell’amor.

Sie wurden von meinem Liebsten gefertigt,der mich anbetet, Girometta,der mich anbetet.

Unter meinem Balkon höre ich jeden Abend ein Liebeslied,oft wiederholt von einem hübschen jungen [Mannund es lässt mein Herz schneller schlagen.

Oh wie süß diese Melodie ist!Oh wie schön, wie gern ich sie höre!

Meine Mutter lässt sie mich nicht singen,doch weshalb sie es mir verbietet, weiß [ich nicht.Nun, da sie ausgegangen ist, werde ichdas Lied singen, das mein Herz höher [schlagen ließ:

Ich möchte gern dein Rabenhaar küssen,deine Lippen und deine ernsten Augen,ich würde für dich sterben, oh himmlischer [Engel,mein wunderschöner, geliebter, wertvoller Schatz.

Gestern sah ich ihn vorbeilaufen,Und hörte ihn wie immer singen:

Ich möchte gern dein Rabenhaar küssen,deine Lippen und deine ernsten Augen!Drücke mich, Liebste, drück mich an dein [Herz,lass mich die Wonne der Liebe fühlen.

Page 23: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

21

Joaquín Turina (1882−1949) Nunca olvida …Text von Ramon de Campoamor (1817−1901)

Ya que este mundo abandonoAntes de dar cuenta a Dios,

Aquí para entre los dosmi confesión te diré.Con toda el alma perdonoHasta a los que siempre he odiado.A ti que tanto te he amadoNunca te perdonaré!

CantaresText von Ramon de Campoamor

¡Ay! Màs cerca de mí te sientoCuando más huyo de tíPues tu imagen es en míSombra de mi pensamiento.

¡Ay! Vuélvemelo a decirPues embelesado ayerTe escuchaba sin oirY te miraba sin ver.

Los dos miedosText von Ramon de Campoamor

Al comenzar la noche de aquel díaElla lejos de mí,¿Por qué te acercas tanto? Me decía,Tengo miedo de ti.

Y después que la noche hubo pasadoDijo, cerca de mí:¿Por qué te alejas tanto de mi lado?¡Tengo miedo sin ti!

Da ich diese Welt verlasse,und bevor ich dem Herrn Rechenschaft [ablege,werde ich zwischen den beiden Weltendir ein Geständnis machen.Mit all meiner Seele vergebe ich denen, die ich stets gehasst habe.Dir, die ich dich vergöttert habe,werde ich nie vergeben!

Oh! Ich fühle mich dir näher,je mehr ich von dir fortrenne,weil dein Bilddie Schatten meiner Gedanken heimsucht.

Oh! Sag mir noch einmal,denn gestern war ich verzaubert:Ich lauschte dir ohne zu hören,und ich betrachtete dich ohne zu sehen.

Zu Beginn der Nacht sagte sie,entfernt von mir:Weshalb kommst du mir so nahe?Ich fürchte mich vor dir.

Und nachdem die Nacht vergangen war,sprach sie, mir ganz nahe:Warum entfernst du dich von mir?Ich fürchte mich ohne dich!

Page 24: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

22

Las locas por amorText von Ramon de Campoamor

Te amaré diosa Venus si prefieres

Que te ame mucho tiempo y con corduraY respondió la diosa de Citeres:Prefiero como todas las mujeresQue me amen poco tiempo y con locura.Te amaré diosa Venus, te amaré.

Ich werde dich lieben, göttliche Venus, [wenn du es wünschst,dass ich dich ewig und mit Umsicht liebe,und die Göttin von Cythera antwortete mir:Ich bevorzuge, wie alle Frauen,dass du mich kurz und leidenschaftlich liebst.Ich werde dich lieben, göttliche Venus, ich [werde dich lieben.

ICH WÜRDE FÜR DICH STERBEN, OH HIMMLISCHER ENGEL

Page 25: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

23

ELEAZAR RODRIGUEZ Tenor

Eleazar Rodríguez war „Plácido Domingo“-Stipendiat der Sociedad Internacional de Valores de Arte Mexicano sowie Preisträger der „Carlo Morelli National Competition“ in Mexico City und wurde in das Merola Opera Program der San Francisco Opera aufge-nommen. 2010/11 war er Ensemblemitglied am Theater Heidelberg, wo er u. a. Tamino in Die Zauberflöte und Cassio in Otello sang. Seit 2011/12 ist der Tenor am STAATSTHE-ATER engagiert und war u. a. als Tamino in Die Zauberflöte, als Tonio in Die Regiment-stochter und als Fenton in Falstaff zu hören. 2015/16 debütiert Rodríguez an der English National Opera London als Conte Almaviva in Rossinis Der Barbier von Sevilla. Am STAATSTHEATER singt er u. a. Belmonte in Die Entführung aus dem Serail, Seemann und Hirt in Wagners Tristan und Isolde und Tebaldo in Bellinis I Capuleti e i Montecchi. 2015 wurde er mit dem „Goldenen Fächer“, dem Publikumspreis der Kunst- und Thea-tergemeinde Karlsruhe, ausgezeichnet.

STEVEN MOORE Klavier

Der Australier studierte in Queensland Orgel, Klavierbegleitung und Gesang und erwarb an der Londoner Guildhall School seinen Master of Arts. Kursen am National Opera Studio folgte die Aufnahme in das Jette Parker Young Artists Programme am Royal Opera House Covent Garden. Dirigate beim Orchester des Royal Opera House und der San Francisco Opera, der Southbank Sinfonia, der West London Sinfonia sowie Assistenzen bei Nicola Luisotti, Thomas Hengelbrock, Franck Ollu und Julia Jones schlossen sich an. Moore betreute zahlreiche Produktionen des Ro-yal Opera House, der San Francisco Opera und der Glyndebourne Touring Opera. Seit 2011 gehört er dem STAATSTHEATER KARLSRUHE an, seit 2014 als Studienleiter und Kapellmeister. 2015/16 dirigiert er Vor-stellungen von My Fair Lady, Iphigenie auf Tauris, Die Entführung aus dem Serail und I Capuleti e i Montecchi sowie verschie-dene Ballettproduktionen.

Page 26: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

24

IMPRESSUM

HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE

GENERALINTENDANT Peter Spuhler

KAUFMÄNNISCHER DIREKTORJohannes Graf-Hauber

VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier

OPERNDIREKTOR Michael Fichtenholz

LEITENDER DRAMATURG OPERCarsten Jenß

REDAKTION Raphael Rösler, Sophie Schwarzenberger

KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net

GESTALTUNGKristina Schwarz

DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe

TEXTNACHWEISE

Die abgedruckten Texte stammen, wenn nicht anders angegeben, von Sophie Schwarzenberger.

Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht.

BILDNACHWEISE

RODRIGUEZ Florian MerdesMOORE privatS. 3 https://commons.wikime dia.org/wiki/ File:Affresco_di_ Petrarca_e_Laura,_ Casa_del_Petrarca_ (Arqu%C3%A0_Petrarca). JPGS. 6/7 Aus: „A splendid little war“. The Spanish-Ame rican War, 1898. London 1998.

STAATSTHEATER KARLSRUHE 2015/16Programm Nr. 306WWW.STAATSTHEATER.KARLSRUHE.DE

Auch diese Spielzeit können Sie sich wieder ein Liederabend-Abonnement mit fünf Abenden ab 40 Euro sichern. Unser Abonnementbüro berät Sie gerne.

ABONNEMENTBÜROT 0721 3557 -323 /-324F 0721 3557 346E-Mail [email protected]

LIEDERABEND-ABONNENTWERDEN!

Page 27: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

LIEDERABENDE15/16

4. LIEDERABEND – KATHARINE TIERFemme fatale5.6.16 KLEINES HAUS

LA VOIX HUMAINE – DILARA BAŞTARMonoper von Francis Poulenc Szenische Einrichtung21.6.16 KLEINES HAUS

LIEDERABEND POPULÄR – REBECCA RAFFELL25.6.16 KLEINES HAUS

5. LIEDERABEND – NEUE ENSEMBLEMITGLIEDER STELLEN SICH VOR 17.7.16 KLEINES HAUS

Page 28: (Klavier solo) - spielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.despielzeit15-16.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/bast_pgh... · Musica proibita, „Verbotene Musik“, von 1881

LASS MICH DIE WONNE DER LIEBE FUHLEN!


Top Related