Universität Trier
Fachbereich IV: Wirtschaftswissenschaften
Übung: Konkurrenz und Kooperation: Bodeneigentum und Bodennutzung
Leitung: Prof. Dr. H. Spehl
Sommersemester 2005
Bodennutzung und Bodenbesitz in Deutschland
Marcus Del Fabro
Klemensstrasse 14a
54292 Trier
Semester: 8
Matrikelnummer 688423
2
Inhaltsverzeichnis Seite
1. Einleitung 4
2. Entwicklung der Bodennutzung in der BRD 4
2.1. Übersicht über die Verteilung der Bodennutzung 4
2.2. Veränderungen der Nutzung seit 1990 7
2.3. das „Ziel-30-ha“ 11
3. Der Bodenbesitz in der BRD 13
4. Fazit 16
Literatur 17
Anhang 18
3
Abbildungsverzeichnis Seite
Abb. 1: Anteile der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche der BRD in % 4
Abb. 2: Siedlungs- und Verkehrsfläche nach Nutzungsarten 7
Abb. 3: Die Veränderung der Flächennutzung 1993 bis 2001 8
Abb. 4: tägliche Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche 1996-2003 9
Abb. 5: Siedlungs- und Verkehrsflächeninanspruchnahme
in Agglomerationsräumen 2001 10
Abb. 6: Baulandpreise 2001 11
Abb. 7: Verteilung des Waldbesitzes in Westdeutschland 1985 14
Abb. 8: Besitzgrößenverteilung des Privatwaldes 15
Abb. 9: Entwicklung des Pachtanteils in der Landwirtschaft 16 Tabellenverzeichnis Seite
Tabelle 1: Anteile der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche der BRD in Zahlen 5
4
1. Einleitung Ziel dieser Arbeit soll es sein, zuerst einen Überblick über die Bodennutzung in Deutschland
und ihre regionale Verteilung zu geben, anschließend Veränderungen der
Nutzungsverteilung seit 1990 aufzuzeigen, sowie Probleme deren Entwicklung sowie
Lösungsansätze anhand des Beispiels „Ziel-30-ha“ zu erörtern.
Danach soll versucht werden , die Besitzverhältnisse des Bodens in Deutschland zu
ermitteln und strukturiert darzustellen.
2. Entwicklung der Bodennutzung in der BRD
2.1. Übersicht über die Verteilung der Bodennutzung
Die Flächennutzung in der Bundesrepublik Deutschland wird vom Statistischen Bundesamt
in vier Hauptnutzungsarten untergliedert (vgl. Abb.1). Darunter nimmt die
Landwirtschaftsfläche, zu der auch Moore und Heideflächen zu zählen sind mit 53,5 Prozent
der Gesamtfläche Deutschlands mehr als die Hälfte in Anspruch. An zweiter Stelle folgt die
Waldfläche mit etwa 29,5 Prozent, an dritter Stelle die Siedlungs- und Verkehrsfläche mit
einem Anteil von 12,3 Prozent an der Gesamtfläche. Die Wasserfläche schließlich hat einen
Anteil von etwa 2,3 Prozent. Die restlichen 2 Prozent nehmen Abbauland, Unland und
sonstige Freiflächen wie Übungsgelände oder Schutzflächen ein.
Abbildung 1: Anteile der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche der BRD in %
5
In absoluten Zahlen entfallen bei einer Gesamtfläche Deutschlands von 357 Tausend
Quadratkilometern auf die Landwirtschaftsfläche etwa 193 Tausend, auf die Waldfläche 105
Tausend, auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche 42 Tausend, auf die Gewässerfläche knapp
8 Tausend sowie auf die sonstigen Flächen knapp 9 Tausend Quadratkilometer (vgl.
www.destatis.de). Stichtag der Erhebung war dabei der 31.12.2000.
Überblick über die absoluten Zahlen soll folgende Tabelle geben.
Tabelle 1: Anteile der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche der BRD in Zahlen
Quelle: Eigene Darstellung, Datengrundlage: www.destatis.de
Es fällt auf, dass regionale Unterschiede, wie hier zwischen Ost- und Westdeutschland
existieren, die auf die Einwohnerdichte wie auch die Naturfaktoren zurückzuführen sind. (vgl.
Anhang: Abb. I-IV)
So liegt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg
und Bremen, die jedoch nur 0,6 Prozent der Gesamtfläche ausmachen bei über 50 Prozent.
Vor allem in den dünner besiedelten Flächenländern Ostdeutschlands liegt jener Anteil bei
unter 10 Prozent. Den höchsten Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche haben bei den
Flächenländern Nordrhein-Westfalen (21%) und das Saarland (19,7%), die auch die höchste
Einwohnerdichte bei den Flächenstaaten aufweisen.
Die höchsten Anteile von Landwirtschaftsfläche finden sich in Schleswig-Holstein (72,2%),
Mecklenburg-Vorpommern (64,3%), Sachsen-Anhalt (62,7%) sowie Niedersachsen (61,4%).
Besonders hohe Waldanteile weisen Rheinland-Pfalz mit 40,8 Prozent der Gesamtfläche,
Hessen (39,9%), Baden-Württemberg (38%), Brandenburg (34,9%) und Bayern (34,8%) auf.
Auch das Saarland und Thüringen liegen über dem Bundesdurchschnitt. Nur 9,5 Prozent
Waldanteil hat dagegen Schleswig-Holstein, selbst Berlin hat als Stadtstaat mit 17,9 Prozent
mehr Waldanteil. Leicht darüber mit je 21 Prozent liegen die beiden anderen Norddeutschen
Flächenländer Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.
Es ist zu erkennen, dass mit Ausnahme Brandenburgs, bei dem der Waldanteil wohl auf den
überwiegend sandigen Boden zurückzuführen ist, alle Länder mit hohem Waldanteil auch
Anteile an überwiegend bewaldeten Mittelgebirgsregionen haben, die Bundesländer im
Bereich des norddeutschen Flachlandes eher geringer bewaldet sind. Die Bodennutzung
Flächennutzung BRD Ost WestFläche in km² in % Fläche in km² in % Fläche in km² in %
Landwirtschaft 193136 54,10 61801 57,18 131335 52,76Wald 104915 29,39 29632 27,42 75283 30,24Verkehr- & Siedlung 42052 11,78 9048 8,37 33004 13,26Gewässer 7940 2,22 3162 2,93 4778 1,92sonstige 8985 2,52 4441 4,11 4544 1,83gesamt 357028 108084 248944
6
hängt also im Bereich Forst- und Landwirtschaft hauptsächlich von der Bodenqualität und
dem Relief ab.
Die höchsten Anteile an Wasserflächen schließlich weisen Bayern und Mecklenburg-
Vorpommern bei den Flächenstaaten auf, die jeweils ein Sechstel der gesamtdeutschen
Wasserflächen besitzen (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2002 S.6).
Gründe hierfür liegen vor allem in den zahlreichen Seen Oberbayerns beziehungsweise der
Mecklenburgischen Seenplatte, beide eiszeitlich bedingt und den Brackwassergebieten
zwischen Festland und Ostseeinseln (vgl. DIERKE, S.).
Bei den Stadtstaaten hat Bremen mit 11,5 Prozent seiner Gesamtfläche den höchsten
Wasserflächenanteil, was mitunter an den umfangreichen Hafenanlagen liegen dürfte (vgl.
STATISTISCHES BUNDESAMT 2002, S.6). Einen Überblick über die Verteilung in den
Bundesländern gibt Abbildung V im Anhang.
Die Landwirtschaftsfläche kann weiter untergliedert werden in Ackerland und Grünland, die
zusammen über 90 Prozent ausmachen, Gartenland und Weingärten, die unter dem Namen
„intensiv genutzte Agrarräume“ zusammenzufassen sind (vgl. Anhang: Abb. VI),
Obstanbaufläche, Brachland sowie die landwirtschaftliche Betriebsfläche, also die Höfe.
Schließlich werden, wie oben schon erwähnt auch Moore und Heideland zur
Landwirtschaftsfläche gezählt, jedoch mit einem unbedeutenden Flächenanteil (vgl.
STATISTISCHES BUNDESAMT S.13). Zu erwähnen ist auch, dass der ökologische
Landbau in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewinnt (vgl. 2.2). Er hat 2001 mit 6350
Quadratkilometer immerhin einen Anteil von 3,7 Prozent der gesamten
Landwirtschaftsfläche.
Die Waldfläche wird untergliedert in Laub-, Nadel- und Mischwald, Gehölz sowie
forstwirtschaftliche Betriebsfläche, wobei die drei erstgenannten wiederum mehr als 90
Prozent ausmachen, in regional jedoch sehr unterschiedlichen Anteilen.
Die Siedlungs- und Verkehrsfläche kann natürlich zum ersten in Verkehrsfläche und
Siedlungsfläche untergliedert werden. Die Verkehrsfläche, die sich überwiegend aus
Straßen, Wegen und Plätzen zusammensetzt, hat dabei mit etwa 17000 Quadratkilometer
einen Anteil von etwa 40 Prozent. Die Siedlungsfläche wird weiter untergliedert in die
Gebäude- und Freifläche, zu der die Wohnfläche wie auch die Industrie- und die
Gewerbefläche zu zählen sind, die Betriebsfläche, zu der vor allem Abbauflächen zählen
sowie die Erholungsfläche, vielfach in Form von Grünanlagen. Erholungsflächen sind in
Agglomerations- und verdichteten Räumen dabei in erhöhtem Maße vertreten, nehmen vor
allem in den großen Städten mehr als vier Prozent der Gesamtfläche, in ländlichen Gebieten
meist weniger als ein Prozent in Anspruch (vgl. Anhang Abb. VII). Die Gebäude- und
Freiflächen nehmen etwa 23000 Quadratkilometer, die Betriebsflächen 2500 und die
Erholungsflächen etwa 2600 in Anspruch. Das Abbauland und die Friedhöfe werden dabei
7
häufig jedoch nicht zur Siedlungs- und Verkehrsfläche sondern zu den sonstigen Flächen
gezählt, zu denen auch das sogenannte Unland, also Gletscher, Dünen und so weiter zählen
(vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2002, S.13). Abbildung 2 zeigt einen Überblick, hier
jedoch mit Friedhofs- aber ohne Abbauflächen.
Abbildung 2: Siedlungs- und Verkehrsfläche nach Nutzungsarten
Schließlich sind noch die Großschutzgebiete, also Nationalparks und Biosphärenreservate,
zu nennen, die nicht genutzt, folglich der Natur zur Verfügung stehen sollen (vgl. Anhang
Abb. VIII).
2.2. Veränderungen der Nutzung seit 1990
Bei fast allen oben genannten Flächennutzungen ist ein Trend zur Flächenerweiterung
festzustellen. Ausnahme bildet die Landwirtschaftsfläche, zu Lasten derer die übrigen
Flächenerweiterungen durchgeführt werden. Ausnahme bildet der ökologische Landbau der
innerhalb der flächenmäßig zurückweichenden Landwirtschaft seinen Anteil von 1,58
Prozent der Landwirtschaftsfläche 1994 auf immerhin 3,7 Prozent erhöhen konnte. In einigen
Regionen vor allem Ostdeutschland nimmt er mittlerweile sogar über 10 Prozent der
landwirtschaftlichen Fläche in Anspruch (vgl. Anhang: Abb. IX sowie Tab. I).
8
Zwischen den Jahreswechseln 1996/97 und 2000/2001 nahm die Waldfläche
durchschnittlich mit 27,8 Hektar pro Tag zu, im Zeitraum 1993 bis 1997 waren es täglich
noch 25,5 Hektar. Ebenso verzeichnete die Wasserfläche eine in Relation zu ihrem
Gesamtanteil starken Anstieg von 7 auf 10 Hektar pro Tag. Dies ist vor allem der
Umwidmung ehemaliger Kies- und anderer Abbauflächen in Seen zu verdanken.
Abbauflächen haben vergleichsweise stark abgenommen, was besonders durch die
Stillegung der Braunkohletagebauten vor allem in Ostdeutschland bedingt sein dürfte. Den
größten Zuwachs haben Siedlungs- und Verkehrsflächen mit einem Wachstum von 120 auf
129 Hektar pro Tag zu verzeichnen. Die Landwirtschaftsfläche hingegen nimmt jeden Tag
um 140 ha ab (vgl. Abb. 3).
Abbildung 3: Die Veränderung der Flächennutzung 1993 bis 2001 :
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Dabei ist die zusätzliche Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke
seit einigen Jahren rückläufig. Betrug sie bis 2000 noch etwa 130 Hektar pro Tag, so waren
9
es 2003 nur noch 105 Hektar, 2004 gar nur noch 93 Hektar pro Tag (vgl. Abb.4). Dieser
Rückgang wird allerdings vorwiegend auf eine Flaute in der Bauwirtschaft zurückgeführt.
Abbildung 4: tägliche Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche 1996-2003
Der Flächenbestand für Wohnen, Gewerbe und Industrie stieg zwischen 1997 und 2001
immerhin um 5,2 Prozent, der für Verkehrsflächen dagegen nur um 2 Prozent. Es darf jedoch
nicht außer Acht gelassen werden, dass die Ausweitung der Verkehrswege eine weitere
Zunahme der Zersiedelung begünstigt, eine autoorientierte Mobilität eine flächenintensive
Siedlungsstruktur fördert (vgl. RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2004 S.1)
Vor allem am Rand der Verdichtungsräume, in den ländlichen Gebieten rund um die
Agglomerationen findet der größte Zuwachs statt, ist der „Flächenverbrauch pro Kopf“ am
höchsten (vgl. Abb. 5), da aufgrund großer Boden- beziehungsweise
Baulandpreisunterschiede zwischen Stadt und Umland flächenintensive Nutzungen wie
Einfamilienhäuser überwiegend im günstigeren Umland, damit fast reine Wohnorte entstehen
mit entsprechenden Pendlerströmen (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2002 S.7).
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Abbildung 5: Siedlungs- und Verkehrsflächeninanspruchnahme in Agglomerationsräumen
2001
Insgesamt ist eine drastische Freiflächenverknappung in den letzten Jahren zu erkennen.
Zwischen 1997 und 2001 nahmen die Freiflächen vor allem in Verdichtungsräumen um zwei
Prozent oder mehr, aber auch in vielen ländlichen Räumen um bis zu 1,5 Prozent ab (vgl.
Anhang Abb. X ).
Im Zeitraum von 1981 bis 2001, für den nur Daten von Westdeutschland vorliegen (vgl.
Anhang Abb. XI) lag die Freiflächeverknappung bei teilweise über 8 Prozent (vgl.
www.bbr.bund.de).
Triebfeder dieser Entwicklung ist der in der Bevölkerung tief verankerte Wunsch nach mehr
und vor allem finanzierbarem Wohnraum sowie dem damit einhergehenden Zugewinn an
persönlicher Entfaltung. Dies wurde im Zuge der Wirtschaftwunderzeit in die Tat umgesetzt.
Kamen 1960 noch 16 Quadratmeter Wohnfläche auf einen Bundesbürger, so sind es heute
40 Quadratmeter pro Kopf. Aufgrund der demographischen Entwicklung leben heute
allerdings oft alleinstehende ältere Menschen in großen Familienhäusern, die in peripheren
Siedlungen liegen, die das soziale Leben älterer Menschen, die nicht mobil sind zunehmend
einschränkt (vgl. RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2004).
11
Auch die Wirtschaft hat ihren Teil zur Flächenverknappung durch flächenintensive
Produktionstechniken, wie die überwiegend eingeschossigen Fertigungshallen und
großmaßstäbliche Warenverteilung beigetragen.
Folgen dieser Entwicklung sind neben der Freiflächenverknappung auch die
Bodenpreissteigerung in Verdichtungsräumen auf teilweise über 400 Euro (vgl. Abb. 6) sowie
des Öfteren die Ausweisung von Bauland auf freizuhaltenden Flächen wie
Überschwemmungsgebiete oder Lawinenbahnen.
Abbildung 6: Baulandpreise 2001
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2003
2.3. das „Ziel-30-ha“
Unter dem Titel „Perspektiven für Deutschland“ wurde vom Bundeskabinett 2002
beschlossen, die zusätzliche Flächeninanspruchnahme pro Tag auf 30 Hektar bis 2020 zu
reduzieren. Der Rat für nachhaltige Entwicklung wurde damit beauftragt, Ziele, Indikatoren
und Projekte vorzuschlagen und einen Beitrag zur öffentlichen Kommunikation der
Nachhaltigkeit zu leisten (vgl. BACHMANN 2005 S.199).
Denn die Nutzung von immer neuen Flächen für Wirtschaft, Verkehr und Wohnen (vgl. 2.2.)
wird als nicht nachhaltig angesehen. Vielmehr wird der zunehmende Flächenverbrauch
immer mehr zum ökologischen, finanziellen Risiko für die öffentlichen Haushalte.
12
Der seit Jahrzehnten praktizierte Versuch die Wirtschaft durch Ausweisung von Gewerbe-
und Wohngebieten „auf der grünen Wiese“ anzukurbeln und einen sozialen Ausgleich zu
schaffen muss als gescheitert angesehen werden (RAT FÜR NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG 2004). Trotz hoher Schattenkosten für die Kommunen, die durch eine
überdehnte Infrastruktur weiter verstärkt werden, werden weiter neue Gewerbe- und
Siedlungsgebiete erschlossen, für die oftmals kein Bedarf mehr besteht. Dadurch ist eine
zusätzliche Abwanderung aus den Innenstädten zu verzeichnen, die dadurch veröden. Es
kommt zu sozialer Segregation und Wohnungsleerstand. Die Fixkosten der Infrastruktur –
wie Wasser- oder Gasversorgung - bleiben jedoch gleich hoch, wodurch die Kosten pro
Person natürlich steigen (vgl. www.umweltbundesamt.de).
Auch die Umwelt wird aufgrund der Zersiedlung und Suburbanisierung im Zusammenspiel
einer autoorientierten Verkehrsplanung immer stärker belastet (vgl. 2.2), der
Zerschneidungsgrad noch zusammenhängender natürlicher Lebensräume steigt und
beeinträchtigt die Lebensbedingungen von Flora und Fauna (vgl. Anhang Abb.). Dies wird
als Hypothek für die Zukunft angesehen (vgl. RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
2004 S.1).
Ziele und Leitbilder sollen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme ein intelligenterer
und nachhaltigerer, folglich sparsamerer Umgang mit der „Ressource Fläche“ sein. Davon
verspricht man sich positive Effekte nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die
Wohnungs- und Sozialwirtschaft. Es geht darum, vor allem im Hinblick auf den
demographischen Wandel, lebenswerte Stadtstrukturen zu erhalten, eine „Stadt der Kurzen
Wege“ zu fördern, um zum einen Energieeinsparungen zu erreichen, zum anderen aber
auch eine höhere Innovationsdichte durch flächensparendes Bauen zu gewinnen. Dies soll
durch eine Einschränkung der Flächenausweisung „auf der grünen Wiese“, aber auch durch
Flächenrecycling von zum Beispiel Altindustrie oder ehemaligen Militärflächen erreicht
werden. An die Stelle des ständigen Wachstums soll ein sozialverträgliches „Schrumpftum“
treten (vgl. RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2004).
Konkrete Maßnahmen, die der Rat für Nachhaltigkeit vorschlägt sollen eine Planungspflicht
zwischen Bund und Ländern sein, die dem Bund durch eine Novellierung des
Bundesraumordnungsgesetzes mehr Planungskompetenz einräumen soll, die Förderung der
interkommunalen Kooperation in der Flächenpolitik sowie die Verbesserung der
Kommunikation zwischen den an der räumlichen Planung Beteiligten mit Hilfe eines
kontinuierlichen Projektes „nachhaltige Stadt“ und der Durchführung des Kongresses „Ziel-
30-ha“. Insgesamt soll der städtebaulich Dialogprozess und die Schaffung eines
Problembewusstseins bei kommunalen Entscheidungsträgern gefördert werden, um
Konkurrenz aber auch Kooperation zwischen den Kommunen in sinnvolle Bahnen zu lenken,
13
ein gegenseitiges Ausstechen beim Werben um Einwohner und Investoren zu verhindern
(vgl. RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2004).
Zusätzlich soll ein Wettbewerb gut gelöster, sogenannter „best-practice“-Beispiele aus der
kommunalen Praxis gefördert werden.
Um der Zersiedlung die eigentliche Grundlage zu entziehen wird eine Abschaffung der
Entfernungspauschale, die Umstellung der Eigenheimzulage auf mehr „Innenentwicklung“
statt Neubau auf der grünen Wiese sowie eine Reform der Grundsteuer mit gleicher
Zielsetzung gefordert.
Schließlich sollen die statistischen Informationsgrundlagen verbessert werden, um eine
bessere Evaluation der erwarteten Ergebnisse zu ermöglichen (vgl. RAT FÜR
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2004 S.2).
Sollten diese Maßnahmen nicht greifen wird vorgeschlagen, die sozialen Schattenkosten in
das Erschließungsrecht und damit in die Grundstückswertermittlung mit einfließen zu lassen,
eine Abgabe auf die Erschließung von Neubaugebieten zu erheben, Baugenehmigungen
zeitlich zu befristen sowie eine Rückbauverpflichtung für das Bauen im Außenbereich
einzuführen (vgl. RAT FÜR NACHHALTIGKEIT 2004).
3. Der Bodenbesitz in der BRD Aufgrund des Fehlens aussagekräftiger Literatur soll im Folgenden ausschließlich auf die
Ausführungen von BEHRENS 2001 eingegangen werden, der versucht hat eine Struktur in
die verschiedenen Statistiken zu bringen, die etwas über den Grundbesitz in Deutschland
aussagen.
Über die Verteilung des Grundeigentums in Deutschland liegen demnach keine einheitlichen
und aussagekräftigen Zahlen vor. Der Mangel besteht vor allem im Fehlen einer
Grundeigentümerstatistik, die erstens beantwortet, wie vielen Personen – natürlich oder
juristisch – wie viel bebauter oder unbebauter Boden gehört, zweitens Auskunft darüber gibt,
welchen Anteil die jeweiligen Eigentümergruppen an den in Punkt 2 beschriebenen
Hauptnutzungsarten haben, sowie drittens ermittelt, wer mittels Pacht, Hypothek oder
Bodenpreis teil hat an der Grundrente, sprich der ökonomischen Realisierung des
Grundeigentums. Eine solche umfassende Statistik hat es weder in der BRD noch im
Deutschen Reich je gegeben.
Das Eigentum an Grund- und Boden wird in der amtlichen Statistik hauptsächlich in
Geldeinheiten ausgedrückt, so zum Beispiel in den Vermögensbilanzen als Teil der VGR, in
der Statistik „Grundvermögen privater Haushalte, in den Kaufwertstatistiken für
landwirtschaftliche Grundstücke und für baureifes Land, in den Statistiken der Pachtpreise
14
für Landwirtschaftlich genutzte Grundstücke oder in den Nachweisen über das
Hypothekengeschäft. Die genannten Statistiken geben jedoch keine Auskunft über die
tatsächliche Verteilung der bebauten und unbebauten Flächen.
Mitte der achtziger Jahre wurden die Werte für Grund und Boden in der VGR auf Grundlage
alter Daten aus den Siebzigern auf 3,1 Billionen D-Mark geschätzt, was zu diesem Zeitpunkt
etwa einem Anteil von 35 Prozent am gesamten Volksvermögen entsprach.
In dieser Statistik wurden die Besitzverhältnisse der einzelnen Einkommensgruppen
aufgrund einer Kategorisierung in „Unternehmerhaushalte“, „Arbeitnehmerhaushalte“ und
„sonstige Haushalte“ verzerrt dargestellt, da ein Eisverkäufer als Unternehmer, ein
Vorstandvorsitzender einer AG als Arbeitnehmer verstanden wird.
Eine Statistik von Anfang der Siebziger Jahre ermittelte etwa 10 Millionen Grundeigentümer,
darunter 6,5 Millionen Eigentümer von Eigenheimen beziehungsweise
Eigentumswohnungen, 1,5 Millionen sonstige Kleineigentümer, 1,2 Millionen Landwirte,
deren Zahl heute beträchtlich kleiner sein dürfte, sowie 0,8 Million Großeigentümer.
Nur etwa 2,2 Prozent der Bodeneigentümer, das waren 0,001 Prozent der Bevölkerung
besaßen dabei etwa ein Drittel der Wirtschaftsfläche und fast drei Viertel der Forstfläche.
Eine grobe Differenzierung der Waldeigentumsverhältnisse fand 1961 durch HEGAR statt,
die nach dessen Angaben auch Mitte der Achtziger noch gültig waren. Demnach waren von
den 7.15 Millionen Hektar Wald in Westdeutschland 31 Prozent Staatswald, 25 Prozent
Körperschaftswald sowie 44 Prozent Privatwald (vgl. Abb. 7)
Abbildung 7: Verteilung des Waldbesitzes in Westdeutschland (1985)
Waldflächen in ha (7.152 Mio)
3.106.50043,44%
2.236.90031,28%
1.808.40025,29%
StaatswaldKörperschaftswaldPrivatwald
Quelle: eigene Darstellung; Datengrundlage: BEHRENS 2001
15
Auch angaben zur Besitzgrößenstruktur des Privatwaldes konnten gemacht werden, wobei
zu erkennen ist, dass mehr als zwei Drittel des Privatwaldes sich im Besitz von Betrieben mit
weniger als 100 Hektar befinden. 165 Betriebe mit je über 1000 Hektar teilen sich jedoch
immerhin 440 Tausend der etwa 3100 Hektar Privatwald (vgl. Abb.9).
Abbildung 8: Besitzgrößenverteilung des Privatwaldes
Privatwald - Besitzgrößenverteilung (in ha)
2.091.400
173.4001262 Betriebe
240.900791 Betriebe
160.400235 Betriebe
440.400165 Betriebe
<100 ha100-200 ha200-500 ha500-1000 ha1000 ha+
Quelle: eigene Darstellung; Datengrundlage: BEHENS 2001
Insgesamt kommen die privaten Betriebe mit mehr als 100 ha auf immerhin 1000 Hektar und
somit auf einen Anteil von 14,8 Prozent der gesamten Waldfläche.
Aus der Landwirtschaftlichen Besitz- und Betriebsstatistik ist hingegen nur abzulesen, dass
die Tendenz zu Großbetrieben zunimmt, die Zahl der Kleinbetriebe zurückgeht, der
durchschnittliche Pachtanteil zunimmt die Bedeutung der Pacht folglich steigt. War der
Pachtanteil in der Landwirtschaft 1949 noch bei 19,7 Prozent , so lag er 2000 bereits bei
circa 50 Prozent, in den neuen Bundesländern liegt er gar bei 90 Prozent (vgl. Abb. 9)
Eine Eigentümerstruktur ist in oben genannter Statistik jedoch nicht abzulesen, ebenso
wenig eine Statistik über die „Verpächter“.
16
Abbildung 9: Entwicklung des Pachtanteils in der Landwirtschaft
Pachtanteil in der Landwirtschaft (in %)
19,7
36
50
90
0102030405060708090
100
BRD 1949 BRD 1988 alte BL 2000 neue BL 2000
Quelle: eigene Darstellung; Datengrundlage: BEHRENS 2001
4. Fazit Die Nutzungsstruktur des Bodens in Deutschland konnte aufgrund umfangreicher
Datengrundlagen des Statistischen Bundesamtes sowie des Bundesamtes für Bauwesen
und Raumordnung umfangreich dargestellt werden. Die Deutung der Daten lässt jedoch
Spielräume. Deutlich zu erkennen ist die drastische Zunahme der Flächeninanspruchnahme
für Siedlungs- und Verkehrszwecke. Eine Trendwende im Umgang mit der „Ressource
Boden“ wird im sogenannten „30-ha-Ziel“ propagiert, und durch eine Reihe von
Maßnahmenvorschlägen gefordert. In wie weit dieses Ziel erreicht wird ist noch nicht
abzusehen.
Die Frage der Besitzverhältnisse konnte aufgrund fehlender Datengrundlage nicht
ausreichen beantwortet werden. Lediglich die Ausarbeitung von BEHRENS erlaubt einen
teilweisen Einblick, weitergehende Literatur zu diesem Themenkomplex konnten von Autor
nicht ermittelt werden.
17
Literatur BACHMANN, Günther (2005): Grenzen der Siedlungsentwicklung? Was sich der Rat für
Nachhaltigkeit von „Ziel-30-ha“ verspricht. In: Informationen zur Raumentwicklung, Heft
4/5.2005. Bonn
BEHRENS, Hermann (2001): Wem gehört der Boden in Deutschland.
Aus: http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/allg_Texte/Behrens_Hermann
(15.07.05)
RAT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG (2004): mehr Wert für die Fläche: Das „Ziel-30-
ha“ für die Nachhaltigkeit in Stadt und Land. In: Empfehlungen des Rates für nachhaltige
Entwicklung an die Bundesregierung, Texte Nr.11. Berlin
Aus: http://www.bbr.bund.de/raumordnung/download/flaeche_endfassung.pdf (15.07.05)
STATISTISCHES BUNDESAMT (2002): Bodenfläche nach Art der tatsächlichen Nutzung
2001; Methodische Erläuterungen und Eckzahlen. Wiesbaden
Web:
http://www.nachhaltigkeitsrat.de/service/download/publikationen/broschueren/
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm1998/p1340011.htm
http://www.bbr.bund.de/raumodnung/siedlung/
http://www.destatis.de/allg/d/veroe/d_eckzahlenneu.htm
http://www.soel.de/oekolandbau/deutschland_statistik.html
http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/allg_Texte/Behrens_Hermann
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2004/pd04-061.htm
18
Anhang
Abbildung I:
19
Abbildung II:
20
Abbildung III:
21
Abbildung IV:
22
Abbildung V: Überblick über die Hauptnutzungsarten in den Bundesländern
Quelle: www.bbr.bund.de
23
Abbildung VI:
24
Abbildung VII:
25
Abbildung VIII:
26
Abbildung IX:
Tabelle I: Entwicklung des ökologischen Landbaus
Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 1995 - 1999; Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) 1991 - 2000
Jahr
Betriebe
Relativer Anteil
Landwirtschaftliche Fläche (in ha)
Relativer Anteil
insgesamt ökologisch (in %) insgesamt ökologisch (in %)
94 578 033 5 866 1,01 17 209 10 272 139 1,58
95 555 065 6 641 1,20 17 182 10 309 487 1,80
96 539 975 7 353 1,36 17 228 00 354 171 2,06
97 525 101 8 184 1,56 17 200 80 389 693 2,27
98 514 999 9 209 1,79 17 232 80 416 518 2,42
99 428 964 10 400 2,42 17 103 452 279 2,64
00 434 130 12 740 2,93 17 067 546 023 3,20
01 448 936 14 702 3,28 17 070 634 998 3,70
27
Abbildung X: Abbildung XI:
Quelle: www.bbr.bund.de