zwischen karparten und kaukasus – anmerkungen zu einer ungewöhnlichen kupferklinge aus...

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ARCHAOLOGISCHES KORRESPONDENZBLATT 33 · 2003 ZWISCHEN KARPATEN UND KAUKASUS - ANMERKUNGEN ZU EINER UNGEWOHNLICHEN KUPFERKLINGE AUS WIEN-ESSLING von Thomas Zimmermann 469 In einer 1952 publizierten knapp en Fundnotiz findet ein Doppelkorpergrab Erwahnung, das im J ahr 1944 in Wien-Essling, 22. Stadtbezirk, bei der »Anlage von Graben« zu Tage trat 1 . Der Berichterstatter Josef F. Kastner beschrankt sich lediglich auf die Information, class in 1, 60 m Tiefe zwei Bestattete in Hockstellung vorgefunden wurden. An Beifunden nennt Kastner zwei amorphe Keramikscherben so- wie einen kupfernen »Griffzungendolch«, den er ohne Angabe weiterer Einzelheiten oder Fundillustra- tionen der spaten Jungsteinzeit zuordnet (Abb. 1, 1). Seitdem beriicksichtigten verschiedene Beitrage zum Thema Endneolithikum das Esslinger Grab. Des- sen bislang ausnahmslose Datierung in die Glockenbecherzeit mag als naheliegende Konsequenz der wenig aufschlussreichen Fundbeschreibung zu werten sein. Dort wird als einzig greifbarer typologi- scher wie chronologischer Anhaltspunkt ein vermeintlicher »Griffzungendolch« genannt, welcher der gelaufigen Fachterminologie zufolge als typisch endneolithisch/glockenbecherzeitliche Waffe verstan- den werden kann 2 Die bei B. Ottaway 1982 erstmals als Fotografie und U mrisszeichnung veroffentlichte Klinge 3 ent- spricht jedoch keiner gelaufigen Kupferdolchform der Glockenbecher-Ostgruppe, in deren Verbrei- tungsgebiet sich der Fundpunkt Wien-Essling verorten lieBe 4 Ottaway ordnet das Stiick anhand ihrer mittels Atomabsorptionsspektrographie und Neutronenaktivierung gewonnenen Daten ihrem Cluster Nr. 10 zu, dessen Metallobjekte sich durch einen hohen Arsengehalt auszeichnen 5 Ein GroBteil der in diesem Cluster enthaltenen archaologisch sicher assoziierten Artefakte gehort kupferzeitlichen nord- alpinen Kulturen des 4. Jahrtausends wie Altheim, Pfyn oder Mondsee an, aber auch jiingere, spatba- denzeitliche und schnurkeramische Objekte besitzen die Charakteristika dieser Clustergruppe 6 Uber aussagekraftige Beifunde, die letztendlich einen iiberzeugenden Hinweis auf die zeitlich-kulturelle Zu- gehorigkeit geben konnten, ist nichts bekannt 7 Die Klinge selbst besitzt im alpinen Umkreis keine iiberzeugenden Parallelen 8 Eine erneute Aufnahme im ur- und friihgeschichtlichen Museum Asparn a. d. Zaya, Niederosterreich, ermoglichte schlieB!ich die Beriicksichtigung der bislang fehlenden Formdetails 9 : Kupferk.linge (Inv. Nr. 14853); L.: 19,5cm; Br. 3,6cm; Gew.: 125g; dreiteilige Klingenform: zweigeteilter Schaft mit stumpfen Kanten, leicht ausschwingendes rhombisches Blatt, Schneiden beidseitig ausgeschmiedet. Ein Blick auf die Kulturen des nordpontisch-kaukasischen Steppengiirtels lehrt, class derartige Kupfer- klingen mit dreigliedrigem schlanken Klingenkorper (Fundliste A) in Kurgangrabern mit Einzelbestat- tungen der Ocker- bzw. Katakombengrabkultur gelaufig sind (Abb. 2) 10 Sie datieren in die dortige be- ginnende Mittlere Bronzezeit, die absolutchronologisch urn ca. 2600 v. Chr. angesetzt wird. Auch wei- ter siidostlich im kalmiickischen Steppengebiet lassen sich diese charakteristischen Klingen vom Typ »Manyc« 11 mit zweigeteiltem stumpf belassenem Schaft und ausschwingender, teils iiberproportional groBer Doppelschneide (Fundliste B) in Kurgangrabern der Katakombenkultur belegen 12 Typologisch anschlieBen lassen sich ferner gegliederte Klingen mit ebenfalls teilweise iibergroBer Spitze aus Grabern des Zentralkaukasus (Flussebene des Terek) sowie der Kubanregion 13 Fiir alle diese Stucke ist eine Kupfer-Arsenlegierung charakteristisch, deren Herstellung offenbar auf im- portiertem kaukasischen Roherz bzw. sekundar verwendeten, d. h. erneut eingeschmolzenen Arsen- bronzen basiert 14 . Sie stehen damit metallurgisch in enger Verbindung mit den nordkaukasischen Fund- gruppen und gelten als signifikant fi.ir den Spatabschnitt dieser Kulturerscheinung 15

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ARCHAOLOGISCHES KORRESPONDENZBLATT 33 · 2003

ZWISCHEN KARPATEN UND KAUKASUS -

ANMERKUNGEN ZU EINER UNGEWOHNLICHEN KUPFERKLINGE

AUS WIEN-ESSLING

von Thomas Zimmermann

469

In einer 1952 publizierten knapp en Fundnotiz findet ein Doppelkorpergrab Erwahnung, das im J ahr 1944 in Wien-Essling, 22. Stadtbezirk, bei der »Anlage von Graben« zu Tage trat 1. Der Berichterstatter Josef F. Kastner beschrankt sich lediglich auf die Information, class in 1, 60 m Tiefe zwei Bestattete in Hockstellung vorgefunden wurden. An Beifunden nennt Kastner zwei amorphe Keramikscherben so­wie einen kupfernen »Griffzungendolch«, den er ohne Angabe weiterer Einzelheiten oder Fundillustra­tionen der spaten Jungsteinzeit zuordnet (Abb. 1, 1). Seitdem beriicksichtigten verschiedene Beitrage zum Thema Endneolithikum das Esslinger Grab. Des­sen bislang ausnahmslose Datierung in die Glockenbecherzeit mag als naheliegende Konsequenz der wenig aufschlussreichen Fundbeschreibung zu werten sein. Dort wird als einzig greifbarer typologi­scher wie chronologischer Anhaltspunkt ein vermeintlicher »Griffzungendolch« genannt, welcher der gelaufigen Fachterminologie zufolge als typisch endneolithisch/glockenbecherzeitliche Waffe verstan­den werden kann 2•

Die bei B. Ottaway 1982 erstmals als Fotografie und U mrisszeichnung veroffentlichte Klinge 3 ent­spricht jedoch keiner gelaufigen Kupferdolchform der Glockenbecher-Ostgruppe, in deren Verbrei­tungsgebiet sich der Fundpunkt Wien-Essling verorten lieBe 4• Ottaway ordnet das Stiick anhand ihrer mittels Atomabsorptionsspektrographie und Neutronenaktivierung gewonnenen Daten ihrem Cluster Nr. 10 zu, dessen Metallobjekte sich durch einen hohen Arsengehalt auszeichnen 5• Ein GroBteil der in diesem Cluster enthaltenen archaologisch sicher assoziierten Artefakte gehort kupferzeitlichen nord­alpinen Kulturen des 4. Jahrtausends wie Altheim, Pfyn oder Mondsee an, aber auch jiingere, spatba­denzeitliche und schnurkeramische Objekte besitzen die Charakteristika dieser Clustergruppe6 • Uber aussagekraftige Beifunde, die letztendlich einen iiberzeugenden Hinweis auf die zeitlich-kulturelle Zu­gehorigkeit geben konnten, ist nichts bekannt 7• Die Klinge selbst besitzt im alpinen Umkreis keine iiberzeugenden Parallelen 8•

Eine erneute Aufnahme im ur- und friihgeschichtlichen Museum Asparn a. d. Zaya, Niederosterreich, ermoglichte schlieB!ich die Beriicksichtigung der bislang fehlenden Formdetails 9:

Kupferk.linge (Inv. Nr. 14853); L.: 19,5cm; Br. 3,6cm; Gew.: 125g; dreiteilige Klingenform: zweigeteilter Schaft mit stumpfen Kanten, leicht ausschwingendes rhombisches Blatt, Schneiden beidseitig ausgeschmiedet.

Ein Blick auf die Kulturen des nordpontisch-kaukasischen Steppengiirtels lehrt, class derartige Kupfer­klingen mit dreigliedrigem schlanken Klingenkorper (Fundliste A) in Kurgangrabern mit Einzelbestat-

~ tungen der Ocker- bzw. Katakombengrabkultur gelaufig sind (Abb. 2) 10• Sie datieren in die dortige be­ginnende Mittlere Bronzezeit, die absolutchronologisch urn ca. 2600 v. Chr. angesetzt wird. Auch wei­ter siidostlich im kalmiickischen Steppengebiet lassen sich diese charakteristischen Klingen vom Typ »Manyc« 11 mit zweigeteiltem stumpf belassenem Schaft und ausschwingender, teils iiberproportional groBer Doppelschneide (Fundliste B) in Kurgangrabern der Katakombenkultur belegen 12• Typologisch anschlieBen lassen sich ferner gegliederte Klingen mit ebenfalls teilweise iibergroBer Spitze aus Grabern des Zentralkaukasus (Flussebene des Terek) sowie der Kubanregion 13•

Fiir alle diese Stucke ist eine Kupfer-Arsenlegierung charakteristisch, deren Herstellung offenbar auf im­portiertem kaukasischen Roherz bzw. sekundar verwendeten, d. h. erneut eingeschmolzenen Arsen­bronzen basiert 14. Sie stehen damit metallurgisch in enger Verbindung mit den nordkaukasischen Fund­gruppen und gelten als signifikant fi.ir den Spatabschnitt dieser Kulturerscheinung 15•

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2 3

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4 5 6

7 8 9

Abb. 1 Beispiele dreigliedriger nordpontisch-kaukasischer Klingen (Typ Manyc) aus Grabern des 3. Jahrtausends v. Chr. -Wien-Essling, Niederosterreich. - 2 Sarretudvari, Ostungarn. - 3 Pokrovskoe, Ukraine. - 4 Arkhara, Kalmiickien. - 5 Sag­

vansky, Russland. - 6 Ilmen, Russland. - 7-8 Malaja Kamysevacha, Russland. - 9 Ilmen, Russland. - M = 1:3.

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Abb. 2 Verbreitung der Klingen vom Typ Manyc (Zahlen entsprechen den Nummern der Fundlisten).

Weiter westlich und bereits deutlich auBerhalb des Hauptverbreitungsgebietes der Katakombengraber befindet sich der bemerkenswerte Grabfund von Ocnita, Bez. Camenca, in Moldawien. Zwei Erwach­sene und ein Kind war en N -S bzw. S-N -ausgerichtet, dem nach Norden orientierten Erwachsenen war eine dreigliedrige Klinge beigegeben. Mit der Kinderbestattung waren Fragmente einer Rohrenperle as­soziiert 16

.

Zur Gruppe der Klingen vom Typ »Manyc« diirfte schlieBlich auch die Stichwaffe aus dem ostungari­schen Grabkomplex Sarretudvari, Komitat Hajdu-Bihar, zahlen (Abb. 1, 2) 17• In einen Tumulus waren sechs Bestattungen eingebracht, von denen die jiingste anhand der Keramik der Facies Glina-Schnecken­berg III in die ungarische Friihbronzezeit datiert werden kann 18 . Sicherlich alteren Datums ist das reich ausgestattete Grab Nr. 7: Dem in Hock-Stellung Beigesetzten waren neben bikonischen UrnengefaBen goldene Ohrringe, eine Kupferaxt sowie eine dreigliedrige Klinge beigegeben 19. Die Schaftangel ist bei diesem Stuck umgebogen, moglicherweise Zeugnis einer sekundaren Verwendung. Die relativ­chronologische Einordnung des Fundkomplexes ist durch die Kupferaxt mit einer urn das Schaftloch plastisch aufgetragenen kreuzformigen Schnurimitation als typologischem Rudiment gesichert. Sie ent­spricht zwar nicht exakt dem Formenkanon der in den schnurkeramischen Horizont zu datierenden Eschollbriicken-Axte, diirfte ihnen aber kulturell und v. a. zeitlich nahe stehen 20•

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Allein die Tatsache einer Metallaxt als Grabbeigabe spricht fur einen hohen Rang des Bestatteten, da, wie J. Maran kurzlich darlegen konnte, im Gegensatz zu steinernen Axtformen der uberwiegende Teil an Me­talLixten aus nicht-funeralen Zusammenhangen stammt, und es lediglich einem kleinen Personenkreis vorbehalten war, derartige exklusive Objekte als Grabbeigabe zu erhalten 21 • Die Mitgabe von goldenen Lockenringen illustriert zusatzlich den hohen Status des Verstorbenen 22 • Das Grab reiht sich offenkun­dig in die Tradition reicher Hugelbestattungen im Stile von Mala Gruda oder Velika Gruda in der Bucht von Kotor ein 23

, die einer fruhmetallzeitlichen Elite als letzte Ruhestatte dienten. Auch im auf etwa 2750 v. Chr. datierten Grab von Mala Gruda besitzt der Tote Axt und Dolch in Kombination als Insignien ei­nes machtvollen und wehrhaften Individuums, die in diesem Faile durch die Verwendung der Edelmetal­le Silber und Gold fur die Schaftlochaxt respektive den Dolch noch zusatzlich gesteigert werden 24•

AbschlieBend noch einige Bemerkungen zur moglichen Funktion dieser Klingen: Ihre trotz unter­schiedlicher GroBe und Proportion immerfort gleichartige technische Konzeption - gestufter Schaft mit stumpfen Seiten, ausschwingendes triangulares his rhombisches Blatt mit geschmiedeten Schneiden -lasst vermuten, class diese Klingen einem Funktionsbereich zugeordnet waren, der sich von den zeit­gleichen, typologisch klar unterscheidbaren langschmalen his triangularen Griffzungendolchen mit durchgehend his zum Schaftbereich gedengelten Schneiden unterscheidet 25 •

Mit Blick auf die pragnante Form lieBe sich z.B. die Oberlegung anstellen, ob fur ein solches Objekt mit betont langem Schaft sowie auffallig kurzer Doppelschneide eine Funktion als Speer- oder Lanzenspit­ze in Frage kame. Bei der Nomenklatur ocker- bzw. katakombengrabzeitlicher Waffeninventare wird fur dreigliedrige Klingen haufig, wenn auch nicht konsequent, die Bezeichnung Lanzenspitze gewahlt 26 •

Fur die alteren kupferzeitlichen Kulturen des eurasischen Steppengurtels wurde bereits fur fruhere Epo­chen eine Bewaffnung mit StoB- oder Wurflanze postuliert 27

, ohne Hinweise auf die originale Schaftung dieser Klingen ist dies freilich schwer zu beurteilen. Weiteren Aufschluss konnte die Position dieser Klingen in Bezug auf die Lage des Skeletts im Grabver­band liefern. Die Befundlage wirkt hier zunachst uneinheitlich: Die Klinge aus Kurgan 2/Grab 3 von Il­men lag am rechten Ellenbogen 28, wahrend die Waffe aus Spornyj, Kurgan 2 Grab 49, vor der Brust des To ten platziert war 29

• Die Kupferklinge a us dem Grab 2 des Kurgans Nr. 4 von Malaja Kamysevacha war wiederum zusammen mit weiteren Metallgegenstanden in Hohe der rechten Schulter niedergelegt 30•

Unmittelbar an der linken Schulter des Bestatteten befand sich dagegen die Waffe aus Stepano Razino (Kurgan 4 Grab 6) 31

• Auf Kinnhohe lag die Waffe aus Bereznovka Kurgan 3 Grab 6 32 • Die Lage der Waf­fe a us dem Grab von Ocnita in Moldawien ist mit »vor dem Gesicht« des N -S-orientierten To ten ange­geben 33 • Diese auf Kopf- bzw. Schulterhohe vorgefundenen dreigliedrigen Kling en, speziell klein ere Exemplare wie die Klinge aus Malaja Kamysevacha, konnten fur eine ursprungliche Niederlegung lang­geschafteter Speere oder Lanzen sprechen, so class eine derartige Interpretation fur diese Waffenform, letztendlich auch fur den »Dolch« aus Wien-Essling, durchaus moglich scheint. Unter diesem Aspekt betrachtet konnte die umgeschlagene Griffzunge des »Dolches« aus Sarretudvari darauf hindeuten, class die Spitze ursprunglich als Lanze oder Speer geschaftet war und nachtraglich zu einer Stichwaffe mit kurzer Handhabe umgearbeitet wurde, die mit dem aus Mala Gruda bekannten Ausstattungsmuster Metallaxt/ -dolch/ goldener Kopfschmuck harmoniert. Der aufbliihende Handel mit wertvollen Rohstoffen, neben dem begehrten Metall bestimmt auch ar­chaologisch kaum nachweisbare Stoffe wie Ole und Gewurze, verband im 3. Jahrtausend kulturell und geographisch weit entlegene Gebiete miteinander. Sichtbare Zeichen dieser Entwicklung sind v. a. die prunkvoll ausgestatteten Grablegen einer fruhen Fuhrungsschicht, welche direkt oder indirekt den Trans­fer von Waren und Innovationen kontrollierte. Aber auch Einzelaspekte wie bestimmte, im jeweiligen Kulturmilieu fremd anmutende Objekte vermitteln schlaglichtartig einen Eindruck von der Dynamik dieser Epoche.

Die Kupferklinge aus Wien-Essling steht zusammen mit der Waffe aus dem ostungarischen Grabkom­plex Sarretudvari in typologischer wie technologischer Tradition nordpontischer bzw. zentral- und transkaukasischer Formen der dortigen beginnenden Mittleren Bronzezeit im fortgeschrittenen 3. Jahr­tausend v. Chr. Sie bezeugen das Ausgreifen nomadischer Steppenkulturen his weit in den Westen hin-

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ein bzw. deren Einflussnahme auf die kupferzeitlichen Kulturverbande Zentraleuropas. Das bekannte becherzeitliche Grab von Bleckendorf mit charakteristischen Formen aus dem nordlichen Schwarz­meergebiet, etwa der knochernen Hammerkopfnadel, fi.ihrt dies anschaulich vor Augen 34 • Mit dem his­lang westlichsten Exemplar einer nordpontisch-kaukasischen Stichwaffe des Typs »Manyc« aus dem Doppelgrab von Wien-Essling erhalt diese Feststellung neue Evidenz.

FUNDLISTE

Dreigliedrige Klingen nordpontisch-kaukasischer Form aus Grabern 35

A. Dreigliedrige schlanke Klingen

1. Alexandrowsk, Luhanska Obl., Ukraine Kurgan 9 Grab 41 (Korenevski 1978, 38).

2. Bamut, Tschetschenien Kurgan 2 Grab 6 (Korenevski 1978, 39; 37 Abb. 4, 40).

3. Bereznovka, Wolgogradskaja Obl., Russland Kurgan 3 Grab 6 (Sinicyn 1959, 55 Abb. 9, 3; Hausler 1974, 130, Taf. 8, 11 unten).

4. Dneprostroe, Dnipropetrowska Obl., Ukraine Kurgan 4 Grab 2 (Korenevski 1978, 38).

5. Elista, Kalmiickien Kurgan 4 Grab 3 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 15). Kurgan 8 Grab 6 (ebd. 1978, 38; 37 Abb. 4, 16; Chernykh 1992, 126£. Abb. 44, 28).

6. Ilmen, Woroneshskaya Obl., Russland Kurgan 2 Grab 3 (Kachalova 1970, Abb. 11, 11; Haus­ler 1974, 150, Taf. 19, 23). Kurgan 8 Grab 4 (Kachalova 1970, Abb. 11, 12; Chernykh 1992, 128 f. Abb. 45, 25).

7. Kramatorsk, Donezka Obl., Ukraine A us Kurgan-Katakombengrab (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 23).

8. Krepinski, Rostovskaja Obl., Russland Kurgan 9 Grab 9 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 20).

9(?). Lebjashje, Saratowskaja Obl., Russland Kurgan oder Siedlung (Korenevski 1978, 39; 37 Abb. 4, 32).

10. Maksjutowo, Saratowskaya Obl., Russland Kurgan 2 Grab 2 (Korenevski 1978, 39).

11. Malaja Kamysevacha, Charkiwska Obl., Ukraine Kurgan 4 Grab 2 (Hausler 1974, 155, Taf. 32, 7).

12(?). Nikolaevska, Luhanska Obl., Ukraine Kurgan 1 Grab 3 (Korenevski 1978, 38).

13. Nishnjaja Weduga, Woroneshskaya Obl., Russland Kurgan 3 Grab 2 (Korenevski 1978, 38).

14. Norki, Wolgogradskaja Obl., Russland Kurgan 7 (Korenevski 1978, 39).

15. Novo-Nikolaevskoe, Charkiwska Obl., Ukraine Kurgan 1 Grab 3 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 25). Kurgan 1 Grab 5 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 24).

16. Ocnita, Camem::a, Moldavien Hugel 3 Grab 5 (Dreifachbestattung) (Dergacev 2002, 31 Nr. 90, Taf. 20, M).

17. Pavlovsky, Woroneshskaja Obl., Russland Kurgan 49 Grab 6 (Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 23).

18. Pokrovskoe, Donezka Obl., Ukraine Kurgan 2 Grab 3 (Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 26).

19. Sagvansky, Rostovskaja Obl., Russland Kurgan 8 Grab 8 (Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 15).

20. Sarretudvari, Kom. Hajdu-Bihar, Ungarn Grabhiigel, Grab 7 (Kalicz 1998, 173 Abb. 13).

21. Shakhaevskaya II, Rostovskaja Obl., Russland Kurgan 2 Grab 8 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 33; Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 22). Kurgan 2 Grab 10 (ebd. 1978, 38; 37 Abb. 4, 34).

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22. Sidoro, Wolgogradskaja Obl., Russland Kurgan 30 Grab 1 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 36).

23(?). Spornyj, Rostovskaja Obl., Russland Kurgan 2 Grab 49 (Artamonov 1937, 110 Abb. 31; Hausler 197 4, 148, Taf. 28, 7).

24. Stepano-Razino, Wolgogradskaja Obl., Russland

Kurgan 4 Grab 6 (Hausler 1974, 139, Taf. 13, 12; Chernykh 1992, 131 Abb. 46, 1 (hier als Grab 6 aus Kurgan 1 [?] aufgefuhrt).

25. Tschegem, Rep. Kabardino-Balkaria, Russland Aus Kurgan 1 (Korenevski 1978, 39; 37 Abb. 4, 38).

26. Wien-Essling (22. Stadtbezirk), Osterreich Doppel-Korpergrab.

B. Dreigliedrige Klingen mit breiter Spitze

I. Arkhara, Kalmuckien Kurgan 19 Grab 4 (Korenevski 1978, 38; 37 Abb. 4, 13; Chernykh 1992, 126f. Abb. 44, 30). Kurgan 28 Grab 5 (Ebd. 1978, 38; 37 Abb. 4, 12; ebd. 1992, 126f. Abb. 44, 27). Kurgan 38 Grab 2 (Ebd. 1978, 38; 37 Abb. 4, 11; ebd. 1992, 126f. Abb. 44, 29). Kurgan 38 Grab 3 (Ebd. 1978, 38; 37 Abb. 4, 14; ebd. 1992, 126f. Abb. 44, 31).

II. Kamennomostskaya, Rep. Adygea, Russland

Anmerkungen

1) Fundber. Osterreich 4, 1952, 14.

2) V. Heyd fuhrt dieses Grab in seiner Liste glockenbecher­zeitlicher Funde aus Osterreich und Westungarn auf (ebd. 2000, 130 Nr. 11 f.), verweist jedoch nur auf die ab­bildungslosen Beschreibungen des Fundensembles; auch E. Schubert, der den Grabfund ebenfalls in die Glocken­becherzeit datiert, stutzt sich lediglich auf die durre No­tiz des Fundberichtes von 1952 (ebd. 1973, 55 mit Anm. 490) - einzig I. Matuschik erwagt eine »nordpontische Formpragung« des Dolches (Matuschik 1998, 242 mit Anm. 134; pers. Kommunikation).

3) Ottaway 1982, 252 Abb. 10, g, 293 Taf. 1, a.

4) Vgl. z.B. Kuna/Matousek 1978, 67f. Abb. 1-2.

5) Ottaway 1982, 127f., 308, 325, 328, 339 (jew. BAR 103); widerspruchlich scheint zunachst die Tatsache, class gera­de bei einem Artefakt, dessen Arsengehalt besonders hoch liegen soll, laut Analysetabelle ein Arsenwert von -.100 angegeben ist. Dies kann durch die Art derange­wandten Untersuchungsmethoden begrundet sein, da sich unter bestimmten Voraussetzungen der gemessene Peak von Blei mit dem von Arsen uberlappen kann und so das Vorhandensein von Arsen im Unklaren bleibt (freundl. Mitt. C. Eckmann, RGZM).

Kurgan 2 oder Siedlungsfund (vgl. Korenevski 1978, 39; 37 Abb. 4, 37; Chernykh 1992, 129 Abb. 42, 2; 328).

III. Shakhaevskaya II, Rostovskaja Obl., Russland Kurgan 1 Grab 9 (Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 24).

IV. Sovetskoe, Rep. Kabardino-Balkaria, Russland Aus Kurgangrab (?); Streufund (?) (vgl. Korenevski 1978, 39; 37 Abb. 4, 43; Chernykh 1992, 117 Abb 39, 8; 332).

6) Ebd. 128.

7) Erwahnt werden lediglich einige indifferente Wandungs­scherben (Fundber. Osterreich 4, 1952, 14), die jedoch verschollen sind oder nicht geborgen wurden - B. Ot­taway ordnet die Bestattung der Badener Kultur zu (Ot­taway 1982, 44), ohne archaologische Quellen fUr eine solche Datierung anzufuhren.

8) Ottaway rechnet sie nur allgemein zur Gruppe der circumalpinen Griffzungendolche (ebd.; 252 Abb. 10).

9) Herrn Hofrat Dr. Helmut Windl, Museum fur Ur- und Fruhgeschichte Asparn a.d. Zaya, Niederosterreich, dan­ke ich herzlich fUr die Bereitstellung des Stuckes fUr eine erneute zeichnerische Aufnahme.

10) Vgl. Fundliste A/B - Eine umfassende Zusammenstellung der fruhmetallzeitlichen nordpontisch-kaukasischen Klingenformen (Poltavkino-/Katakombengrabkultur) er­folgte durch Korenevski 1978, der die Griffzungenklin­gen in vier Formgruppen unterteilte (ebd. 34ff., Abb. 4, 6, 8); seine zweite Gruppe besteht zum GroBteil aus unse­ren dreigliedrigen Klingen mit stumpfer Schaftungspartie (ebd. 36ff., Abb. 4, 11-21.23-27.29.31-43); fur Korenevs­ki ist die langschmale Klingenform in Verbindung mit ei-

ner kurzen triangularen Spitze typendefinierend, einige Stucke besitzen jedoch bis zur Griffzunge ausgeschmie­dete bzw. gescharfte Schneidenbahnen (ebd. Nr. 22, 28, 30) und sollten aus diesem Grund ausgegliedert werden.

11) Vgl. Dergacev 2002, 108.

12) Arkhara, Kurgan 28 Grab 5; Kurgan 19, Grab 4; Kurgan 38, Grab 3; Elista, Kurgan 8, Grab 6 (Chernykh 1992, 127 Abb. 44, 27. 29. 30. 31. 28).

13) Chernykh 1992, 115££.; 117 Abb. 39, 7 (Ordzhonikidze, Streufund, vermutlich a us Grab); 39, 8 (Sovetskoe, Kur­gan); 120 Abb. 42, 2 (Kamennomostskoe, Kurgan 2 oder Siedlung (?)).

14) Dergacev 2002, 108.

15) Chernykh 1992, 128. - Dergacev 2002, 108.

16) Dergacev 2002, 31 Nr. 90, Taf. 20, M (Hugel 3, Grab 5). - Dergacev interpretiert das Stuck bereits als Import (ebd. 108).

17) Nepper 1991, 19f. - Kalicz 1998, 173f.

18) Kalicz 1998, 174.

19 . epper 1991, 20, Taf. 4, 2· 5 1-2. 5-6.- Kali z 199 . ~ -~

Abb. 13.

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Literaturliste

Artamonov 1937: M. Artamonov, Fouilles de tumuli exe­cutees en 1935 dans la vallee du Manytch. Sovjetskaja Arch. 4, 1937, 93-132.

Behrens 1952: H . Behrens, Ein neolithisches Bechergrab a us Mitteldeutschland mit beinerner Hammerkopfnadel und Kupfergeraten. Jahresschr. fur mitteldt. Vorgesch. 36, 1952, 53-69.

Chernykh 1992: E. N. Chernykh, Ancient Metallurgy in the USSR. The Early Metal Age (Cambrige 1992).

Dergacev 2002: V Dergacev, Die aneolithischen und bronze­zeitlichen Metallfunde aus Moldavien. PBF XX, 9 (Stutt­gart 2002).

Jacob-Friesen 1970: G. Jacob-Friesen, Die Kupferaxte vom Typ Eschollbrucken. Ein Beitrag zur Frage des Einflusses metallverarbeitender Kulturen auf das Neolithikum

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23) Primas 1996, 11 ff.; 25 ff.; 141 ff.

24) Ebd. 87 Abb. 6. 13, 106 Abb. 7. 10-11.

25) Vgl. z.B. Chernykh 1992, 128f. Abb. 45, 10-14.

26) So spricht Hausler eine Klinge dieses Typs, z. B. a us Ma­laja Kamysevacha als »Bronzespeerspitze« an (Hausler 1974, 155), bezeichnet aber gleichartige Spitzen aus Ilmen und Stepano Razino als »Bronzemesser« (ebd. 139, 150). - S. N. Korenevski bezeichnet gar samtliche von ihm zu­sammengestellte Klingen als »Messer« (Korenevski 1978, 33££.), eine stark verallgemeinernde Deutung, der wir nicht folgen wollen.

27) Lichardus/ Lichardus-Itten 1993, 50££.

28) H ausler 1974, 150.

29) Ebd. 148.

30) Ebd. 155, Taf. 32, 5.

31 ) Ebd. 139.

32) Ebd. 13 .

Deroace\· 2 2, 31.

B hren 19- -3 ff .. Taf. 6; 7, 2; 8,3 ; nach neues ten 14C­Da en darien da Grab in die Spanne 2850-2500 cal. BC (. hiller et al. 1999, 6 Abb. 18, 1; 80 r. 18) .

. ·a -h Hau ler 197-t, Korenevski 1978 und Chernykh 1992 ohne Anspruch auf Volls tandigkeit, - Frau Anne­gret Gerik danke ich herzlich fur ih re Hilfe mit russischer Originalliteratur.

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Resumee

ZWISCHEN KARPATEN UND KAUKASUS - ANMERKUNGE ZU EI ER GEWOHNLICHEN KuPFERKLINGE Aus WrEN-

EssLING

lm Jahr 1944 wurde in einem Doppelgrab bei Wien-Essling eine kupferne Dolch(?)klinge aufgefunden, die keinem bekannten endneolithischen Klingentypus Zentraleuropas entspricht. Es handelt sich vielmehr urn eine Klinge vom Typ »Manyc«, einer charakteristischen Waffenform des nordpontisch-kaukasischen Steppengebietes. Sie datiert in die dortige Mittlere Bronzezeit (ab ca. 2600 v. Chr.). Anhand von weiteren Katakomben-Grabfunden mit Klingen vom Typ »Manyc« aus Moldawien und Ungarn lasst sich das Ausgreifen der nomadischen Steppenkulturen bis weit in den Westen nachvollziehen. Das Exemplar aus Wien- dem bislang westlichsten Fundpunkt dieses Klingentyps­bezeugt zusammen mit Grabfunden wie Bleckendorf in Mitteldeutschland steppennomadische Elemente im end­neolithischen Kulturmilieu Zentraleuropas. Aufgrund der ungewohnlichen technischen Konzeption dieser Klingen mit zweigeteilter, uberproportionallanger, stumpf belassener Schaftungspartie wird die Moglichkeit in Betracht gezogen, class diese Klingen nicht als Dolche, sondern als Speere oder Lanzen geschaftet waren.

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BETWEEN THE CARPATHIANS AND THE C AUCASUS - SOME REMARKS ON AN UNSUAL COPPER BLADE FROM VIENNA­

ESSLING

In the year 1944, a copper dagger(?) blade was found together with a double burial near Vienna-Essling. The blade does not resemble any local blade type of the Late Neolithic. Instead, the blade represents a characteristic weapon form of the North Pontic-Caucasian steppes, the so-called »Manych type«. These blades can be dated in that region to the Middle Bronze Age (approx. 2,600 BC). Thanks to further Catacomb Grave finds with »Manych« blades from Moldavia and Hungary, one can trace the influence of the nomadic steppe cultures into Central Europe. The burial at Vienna-Essling is currently the most western findspot of these Pontic-Caucasian copper blades, and with other burials, such as Bleckendorf in eastern Germany, testifies to steppe nomadic elements in the Final Neolithic cultural setting of central Europe. Althoug conventionally identified as dagger blades, the unusual technical conception of the type, with an over-pro­portioned long and blunt tang, allows for an alternative explanation, that they might have been shafted as lance- or spearheads.

E NTRE CARPATES ET C AUCASE - R EMARQUE SUR UNE LAME EN CUIVRE DE TYPE INHABITUEL DE WIEN-ESSLING

Une lame de poignard (?)en cuivre decouverte en 1944 dans une tombe double a Wien-Essling ne correspond a au­cun type de lame connu pour le Neolithique final en Europe centrale. Il s'agit au contraire d'une lame de type »Manych«, une forme d'arme caracteristique de la region steppique nord pontique et caucasienne. Elle est datee de l'age du Bronze moyen de ces regions (a partir d'environ 2600 av. J.-C.). La decouverte de tombes dotees de lames de type »Manych«, en Moldavie et en Hongrie, permet d 'etendre largement vers !'Ouest !'expansion des cultures steppiques nomades. L'exemplaire de Wien, qui est jusqu'alors le site de decouverte le plus occidental de ce type de lame, atteste, avec les decouvertes funeraires, comme a Bleckendorf en Allemagne centrale, d'elements steppiques nomades dans le milieu culture! du N eolithique final en Europe centrale. Par Ia conception techniqu e inhabitu elle de cette lame, dotc~e d'un emmanchement compose de deux parties non ai­~ui ccs er de longueur disproportionnee, ces types de lames ont certainement dues etre commercialises non pas com­• L de poignards mais pluto t comme des pointes de javelots ou de lances.

Thomas Zimmermann Blfkent University

E. M.

Faculty of H umanities and Letters Department of Archaeology and History of Art

06 800 Bilkent I Ankara Zimmer@bilkent. edu. tr