eine facettenreiche beziehung: heinrich schliemann und wien

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MITTEILUNGEN aus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen Heft 10 11 2016 —- 4; .~;- ‘\ ~ ~ ‘~-~-. ‘~ ~ ~> :~ ~ •1 ~ - ;j~;. ~i~r ~ i\L •••/W~i ‚.• -III ~ 1.~

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MITTEILUNGENaus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen

Heft 10 11 • 2016

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Vorträge auf dem 11. Wissenschaftlichen Kolloquium

des Heinrich-Schliemann-Museums Ankershagenund der Heinrich-Schliernann-Geselischaft Ankershagen e. V.

Archäologie und Archäologen im 19. Jahrhundert

vom 3. bis 6. September 2015 in Ankershagen(Heinrich-Sch1iemann-Museurn~ und in Neubrandenburg

(Haus der Kultur und Bildung)

Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaftdes Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern,

Herrn Erwin Sellering.

Das Kolloquium war dem 125. Todestag Heinrich Schliemanns(6. Januar 1822 Neubukow — 26. Dezember 1890 Neapel) gewidmet.

Vorträge auf dem 11. Wissenschaftlichen Kolloquium

des Heinrich-Schliemann-Museurns Ankershagenund der Heinrich-Schliemann-Geseilschaft Ankershagen e. V.

Archäologie und Archäologen im 19. Jahrhundert

vorn 3. bis 6. September 2015 in Ankershagen(Heinrich-Sch1iemann-Museum~ und in Neubrandenburg

(Haus der Kultur und Bildung)

Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaftdes Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpornmern,

Herrn Erwin Sellering.

Das Kolloquium war dem 125. Todestag Heinrich Schliemanns(6. Januar 1822 Neubukow — 26. Dezember 1890 Neapel) gewidmet.

Inhalt

Reinhard tVitIeEinftihrencle Worte 7

Konrad Zimmermann —

Ein vermeintliches Schliemann—Porträt II

Bernhard F. SteininannDen Karern auf der Spur? Die Entdeckung der Kykladenkultur im 19. Jahrhundert 19

Eberhard ZanggerDie Luwier: Bindeglied zwischen Mykenern und Hethitern 53

Armin JähneArchäologie in Russland zu Schliemanns Petersburger Zeit 91

Wilfried BölkeErkenntnisse und Betrachtungen nach der Auswertung des BriefwechselsHeinrich Schliemanns mit seiner mecklenburgischen Familie 105

christo ThanosSchliemann‘s journey to Italy, Egypt and the Near East in the winterof 1858-1859: the A3 diary 119

Maria C‘astroHeinrich Schliernann: a new discoverer ofcuba 137

Michaela ZavadilEine facettenreiche Beziehung: Heinrich Schliemann und Wien 145

Annemarie Kaufinann-HeinimannSchliemann und die Schweiz im Spiegel seiner Korrespondenzmit Eduard von Muralt und Jakob A. Mähly 171

RolfA. Stucky«Wollen Sie Schliemann sehn?» 191

DavidA. TraillSchliemanns Nilreise im Winter 1886-87 211

Heilmut RühleRudolf Virchows Arbeiten als Prähistoriker und seine Rolle als wissenschaftlicherBerater Heinrich Schliemanns 223

Christian AndreeNotwendige Korrekturen: Der Briefwechsel SchliemannlVirchow in historisch-kritischer Edition erstmals vollständig aus den Handschriften vorgelegt 235

Jun SeckendoifNeue Erkenntnisse aus dem Sch1iemann~Virchow-BriefWechselin der historisch-kritischen Edition von Christian Andree 247

4

Karl Reinhard Kriei erAlexander Conze und Heinrich Schliemann 259

Hubert S~emethi‘Otto Benndorl~ der „Schliemann von Ephesos“,uncl seines Beziehung zu1—leinrich Schliernann 277

Margit Z Krpata„Cypern wäre ein Feld für Sie“ — Die Beziehung zwischen Max Ohnefalsch-Richterund Heinrich Schliemann 309

Matthias JungDie Kontroverse von Heinrich Schliemann und Ernst Boetticher aussoziologisch-professionalisierungstheoretischer Sicht 327

Johanna AuingerCarl Humanns Teilnahme an der Zweiten Hisarhk-Konferenz 345

Reinhard WitteAdolf Michaelis und seine Rückschau auf die (kunst-)archäologischen Entdeckungenim 19. Jahrhundert 359

Wout ArentzenPasch van Krienen. Das Grab von Homer und die Nutzung von Quellen 379

Rainer HilsePitt Rivers — einer der Väter der britischen Archäologie 387

Sybille GalkaEduard Gerhard — Begründer des Institutes für Klassische Archäologiean der Berliner Universität 399

Stefanie SamidaWilliam Simpson (1823—1899): Kriegsberichterstatter, Künstler und„Schmähschreiber“ 415

Constanze GramlAdolf Hennann Stnick (1877-1911). Von der Orientbahn ins DeutscheArchäologische Institut 429

Tobias MühlenbruchWilhelm Dörpfeld und Tiryns — sein Anteil an Heinrich SchliemannsAusgrabungen 1884/1885 451

Andrea RudolphAusstellungserzählung im Johann-Heinrich-Voß-Literaturhaus in Penzlin 461

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Eine facettenreiche Beziehung:Heinrich Schliemann und Wien*

Michaela Zavadil

Mit Wien war Heinrich Schliemann (1822—1890)‘ in mancherlei Hinsicht verbunden: vorwiegend pflegte er Kontakte auf wissenschaftlicher und geschäftlicherEbene, private Beziehungen sind dagegen derzeit kaum bekannt. Er erhielt Zuschriften von Altertumswissenschaftlern, Sammlern, Journalisten und Bewunderem, und nicht zuletzt hielten sich Schliemann und seine Familie ab und zu auchin Wien und seiner näheren Umgebung auf. Die hier vorgestellten Begebenheitenkönnen diese Vielfalt nur schlaglichtartig beleuchten und erheben daher auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.2

An den Beginn des Artikels seien Beziehungen Schliemanns zu in Wien tätigenForschem gestellt, wobei aufAlexander Conze3 (183 1—1914), George Niemann4(1841—1912), Alois Hauser5 (1841—1896), Josef Höfler6 (1860—1927) und OttoBenndorf7 (1838—1907) nicht eingegangen wird. Die Architekten Hauser und

Stellvertretend für alle, die mitgeholfen haben, die erfolgreiche Tagung zu organisieren, sei Reinhard Witte gedankt. Nalalia Vogeikoff-Brogan (American School of Claaaical Studies at Athens,Archives in Ihe Gennadius Library) danke ich für die Erlaubnis, aus unpublizierten Briefen von undan Schliemann sowie aus seinen ebenfalls unpublizierten Tagebüchern zitieren zu dürfen. — In dervorliegenden Arbeit werden folgende Sigel verwendet:B = American School of Classical Studies at Athens (ASCSA), Archives in the Gennadius Library,Heinrich Schliemann Papers, Series B: Korrespondenz (eingegangene Schreiben, verfasst vonSchliemanns Briefpartnem).BBB = American School of Classical Studies at Athene (ASCSA), Archives in the Gennadius Library, Heinrich Schliemann Papers, Series BBB: Kopierbücher (Kopien von Briefen, verfasst vonSchliemann), für beides s. http://www.ascsa.edu.gr/index.php/archives/heinrich-schliemann-flnding-aid(5. 11.2015).

Geburts- und Todesjahr werden jeweils bei der ersten Nennung einer Person genannt; wo Angabenfehlen, waren sie ohne größeren Aufwand nicht eruierbar.

2 Das Thema „Schliemann und Wien“ umfasst zahlreiche interessante Punkte, die Potential Für wei

tere Forschungen bieten: so etwa die Biographien von Schliemanns Briefpartnern, die Behandlungwirtschaftlicher Aspekte, die Ausgestaltung des „Iliou Melathron“, Wissenschaftsgeschichte, etc.Zu Alexander Conze, dem in Wien wohnhaften Altertumswissenschaftler, mit dem Schliemann amfrühesten brieflichen Kontakt hatte s. den Beitrag von Karl Krierer im vorliegenden Band.Zu George Niemann s. ÖBL 7, 1976, S. 121 (R. Schachel); Zavadil 2009, S. 405f.; Szemethy 2010.Zu Alois Hauser s. ÖBL 2, 1958, 5. 217; Zavadil 2009, 5. 400.Zu Josef Höfler s. Zavadil 2009, 5. 401; Zavadil 2011.Zu Schliemann und Otto Benndorfs. den Beitrag von Hubert Szemethy im vorliegenden Band.

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Niemann kannte Schliemann — wie auch Alexander Conze — bereits seit demFrühjahr 1873 persönlich, da sie im April dieses Jahres seine Grabungen in Troiabesucht hatten.8 Niemann spielte zweimal eine Rolle in Schliemanns Leben:1881 empfahl er ihm den jungen Architekten Josef Höfl~E als Mitarbeiter flur dieGrabungen in Troia, und 1889 war er einer der Teilnehmer der ersten Konferenzebendort.9

Sehr früh in Schliemanns Laufbahn als Archäologe entspann sich eine Korrespondenz mit dem Philologen Theodor Gomperz (1832—1912). Gomperz, 1832 inBrünn geboren, hatte in Wien studiert und sich 1867 ebendort habilitiert, seit 1869hatte er an der Wiener Universität eine Professur flur klassische Philologie inne.‘0Er beschäftigte sich u. a. mit Fragen der zyprischen Schrift“ und interessierte sichdaher auch für Schliemanns Forschungen in Troia, da man dort entsprechendeFunde gemacht zu haben glaubte.‘2 Daraufhin hatte sich Gomperz Schliemannssoeben erschienenen „Atlas trojanischer Alterthümer“‘3 gekauft und war — wiedie Mehrzahl seiner Zeitgenossen — mit der Qualität der Abbildungen nicht zufrieden gewesen.‘4 Nun war er in der griechischen Zeitschrift „Nt~ ~ aufPhotographien einiger Objekte, die ihn interessierten, gestoßen, hatte sich am 4.April 1874 an den ihm persönlich nicht bekannten Heinrich Schliemann gewandtund diesen um Zusendung dieser Reproduktionen gebeten. Schliemann antwortete umgehend und schickte ihm die gewünschten Photographien.‘5 Es entspannsich eine rege Korrespondenz, die aber schon Ende Juni des Jahres wieder zumErliegen kam, als Schliemann seine illegal ausgeflihrten troianischen Funde vordem Zugriff der Behörden versteckte.‘6 Als im Frühjahr 1875 die Objekte wiederzugänglich waren, hatte Gomperz in der Zwischenzeit allerdings erkannt, dassseine Entzifferungsversuche auf falschen Voraussetzungen beruht hatten und da-

8 Conze/Hauser/Niemann 1875, S. 5.

Für Schliemann und Niemann s. Lang-Auinger 2012 und Zavadil 2009. Für Schliemann undHöflers. Zavadil 2011.

0 Zu Theodor Gomperz s. Gomperz 1936; ÖBL 2, 1959, S. 3lf.; NDB 6, 1964, S. 641f. (A. Lesky);

Kann 1974.1~ Gomperz 1874.2 Schliemann 1 874a, S. xxi—xxii. Für eine detaillierte Beschreibung der Geschichte der Entzifferungs

versuche, aber noch mit rudimentärer Kenntnis der Korrespondenz zwischen Gomperz und Schliemann, s. Wundsam 1978 (auch mit Nennung der älteren Literatur). S. femer auch Tegyey 2012.

‚~ Schliemann 1874b.

Gomperz an Schliemann, 4. April 1874 (ASCSA, B 69, Nr. 156). In Bezug auf die schlechte Qualität der Photographien sei zusätzlich zu der bei Zavadil 2015, S. 92f., genannten Literatur auch nochauf Lascarides 1977, S. 69—72, verwiesen.Schliemann an Gomperz, 18. April 1874 (ASCSA, BBB 33, S. 485).

‚~ Schliemann an Gomperz, 27. Juni 1874 (ASCSA, BBB 34, S. 40f.). Für das gerichtliche Nachspiel,

das die illegale Ausfuhr der Funde aus Troia nach sich gezogen hatte, s. Traill 1995, S. 129—1 35.

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durch wenigstens zum Teil obsolet geworden waren.‘7 Ob das von Schliemann inseinem letzten erhaltenen Brief an Gomperz angeregte Treffen der beiden Herrenin Wien im Sommer 1875 zustande gekommen ist, bleibt vorläufig unbekannt.‘8

Aber nicht nur Theodor Gomperz wandte sich mit der Bitte um Arbeitsmaterialan Schliemann: der im Jänner 1882 in Wien promovierte Archäologe EmanuelLoewy‘9 (1857—1938) schrieb im Februar des darauffolgenden Jahres an Schliemann und bat diesen um den Abklatsch einer in Troja gefundenen Inschrift.20Schliemann bedauerte, den Wunsch nicht erflillen zu können, da er die Basis, aufder sie sich befand, zu der Zeit, als die türkische Regierung gegen ihn prozessierte,hatte verstecken wollen.2‘ Sie sei aber vom Wagen gefallen und zersplittert. EineAntwort Loewys auf diese schlechte Botschaft ist nicht erhalten.

Mit Anliegen anderer Art wandten sich nicht nur Mitarbeiter der großen Museen,sondern auch Privatpersonen an Schliemann: man wünschte, diverse Informationen sowie unterschiedlichste Fundgegenstände (nicht nur) aus seinen Grabungenzu erhalten. Den Anfang machte Jakob von Falke22 (1825—1 897), Vizedirektor desk. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie. Unter anderem zuständig flur die Vermehrung und Katalogisierung der Sammlungen schrieb er im Mai1874 an Schliemann: „Es sollte mir daher sehr leid thun, wenn bei einer etwaigenVertheilung ihrer Sammlungen Wien ganz übergangen würde. Ein paar charakteristische Beispiele wenigstens würden im österreichischen Museum, das die Kunst-arbeit aller Zeiten und aller Völker für seine Zwecke sammelt, eine dankbare undwürdige Stelle finden.“23

Auch das k. k. Naturhistorische Hofmuseum hatte mancherlei Anliegen: JosefSzombathy24 (1853—1943) — Assistent der anthropologisch-ethnographischenSammlung — ersuchte Schliemann im April 1885 um eine Vorlage flur die bildnerische Ausgestaltung der Säle der prähistorischen Sammlung des Museums, flur die‘,[...] der Architekt eine Anzahl grosser Landschaftsbilder vorgeschlagen [hatte],

‚~ Wundsam 1978, S. 334. S. dazu auch einen Brief Gomperz‘ an seine Frau Elise vom 23. März 1887

(Kann 1974, S. 176).8 Schliemann an Gomperz, 18. April 1875 (ASCSA, BBB 34, S. 331).

‚~ Zu Emanuel Loewy s. ÖBL 5, 1972, S. 296 (E. Diez); NDB 15, 1987, S. 1 14f. (H. Kenner); Brein

1998; Picozzi 2013.~° Loewy an Schliemann, 15. Februar 1883 (ASCSA, B 91, Nr. 148). Loewy interessierte sich ftir

die in Schliemann 1 874a, S. 264, erstmals publizierte Inschrift.Schliemann an Loewy, 25. Februar 1883 (ASCSA, BBB 39, S. 125).

~ Zu Jakob von Falke s. von Falke 1897; ADB 55, 1910, S. 753—756 (J. Folnesics); ÖBL 1, 1956, S.284.von Falke an Schliemann, 15. Mai 1874 (ASCSA, B 69, Nr. 228).

24 Zu Josef Szombathy s. Heinrich 2003; Zavadil 2009, S. 419; ÖBL 14,2013,S. 169f. (S. Weiss).

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deren Gegenstand in Beziehung zu dem ausgestellten wissenschaftlichen Materialstehen [solltel.“25 Szombathy war mit der Ausarbeitung von Vorschlägen flur dieseBilder betraut worden und wollte ‘,[. . .j auch eine jener Gegenden zur Anschauung [...j bringen, welche, von Alters her ciassisch [...~‘ durch Schliemanns Forschungen auch flur die Prähistorie bedeutend geworden waren. Szombathy dachtevornehmlich an ein Gemälde, das den Burgberg von Tiryns mit der Aussicht aufNauplion zeigen sollte. Schliemann wies ihn in seiner Antwort vom 21. Mai aufdie zahlreichen Zeichnungen der Ebene von Troia in ‚.llios“ und auf das von EmileGilli&on (p~re)26 (185 1-~-l 924) angefertigte Titelblatt seiner in Kürz&7 erscheinenden Publikation der Grabungen in Tiiyns hin.28 Ausgewählt wurde schlussendlich eine Ansicht von Mykene. ausgefluhrt vom Wiener Maler Josef Hoffi‘nann29(1831—1904) (Abb. 1). Die Vorlage stammt nicht aus einer der Publikationen

25 Szombathy an Schliemann, 17. April 1885 (ASCSA, B 96, Nr. 242).26 Zu Emile Gilli&on (p~re) s. Stürmer 2004, 5. 39f.27 Die Publikation erschien am 10. November 1885 (Traill 1995, S. 249).28 Schliemann an Szombathy, 21, Mai 1885 (ASCSA, BBB 39, S. 350). Ilios: Schliemann 1881.

Tiryns: Schliemann 1886.29 Zu Josef Hoffmann s. ÖBL 2, 1959, 5. 377. Bevor das Gemlilde an seinen Platz im Museum ge

langte, wurde es im Rahmen einer Ausstellung im Österreichischen Kunstverein gezeigt (NeueFreie Presse, 18. Mai 1887, Nr. 8162 [Morgenblattl, 5. 12).

Abb. 1 JosefHoffmann, Burg von Mykene (Gemälde in den Schauräu,nen der Prähistorischen Abteilung des Waturhistorischen Museums, Wien)

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Schliemanns. Einige Jahre später — am 20. Jänner 1890 — richtete George Niemann eine Bitte des Museums aus: man wünschte — ich zitiere aus SchliemannsAntwortschreibent° — ‘,[..,] Proben der in Troia vorkommenden Baumaterialien,wie Lehmziegel, Bruchsteine, Stucke der Fußböden und Proben der verschiedenenSchichtungen [...]“ zu erhalten. Schliemann erklärte sich sehr gerne bereit, dieProben zu schicken, bat aber ‘.[. . .j dem Custos aufzutragen mir [...} nochmals; ineinem nach den Dardanellen adreßirten Briefe seine Wünsche vorzutragen, denndann wird Dr Dörpfeld bei mir sein, der es beßer versteht als ich das Material auszu wählen~.3t Wilhelm Dörpfeldt2 (1853—1940) dürfte eine Auswahl an Fundenzusammengestellt haben; diese sind aber nicht verschickt worden.33

Abgesehen von diesen Schreiben öffentlicher Institutionen erreichten Schliemannaber auch zahlreiche Briefe von Privatpersonen, die ihn um die Zusendung diverser Objekte baten. Stellvertretend seien hier einige vorgestellt: Der bedeutendeWiener Gemmensammler und Seidenfabrikant Tobias Biehler34 (1810—1890) kontaktierte Schliemann im August 1 876:~~ Biehler sandte ihm einige Photographien und Siegellackabdrücke von Gemmen aus seinem Besitz und bot Schliemannauch an. ihm von weiteren geschnittenen Steinen Photographien oder Abdrücke zuüberlassen, falls ihn dies interessiere. Darüber hinaus klagte er, dass das Sammelnvon Gemmen aus der Mode gekommen sei und er flirchte, dass seine Sammlungnach seinem Tode zerstreut ~verden würde. Dies ist vielleicht zu einem geringenTeil auch geschehen; der größte Part allerdings gelangte in die Maxwell Sommerville Collection ofEngraved Gems am University ofPennsylvania Museum.36Biehler wies Schliemann auf die Seltenheit griechischer Gemmen hin und schlossdaran zwei Fragen an, nämlich ob es in Athen eine Gemmensammlung gäbe undob Schliemann während seiner Grabungen denn Gemmen gefunden habe. Fallsja,so bitte er ihn um Siegellackabdrücke. Einem Vermerk auf Biehlers Brief zufolgedürfte Schliemann dieses Schreiben und einen zweiten Brief Biehlers, den jener

3° Niemanns Brief hat — wie alle an Schliemann gerichteten Schreiben des Jahres 1890 — als verloren

zu gelten; s. dazu Kennell 2007, S. 786, 812.Zavadil 2009, S. 301 f. Ed. Nr. 180 (im vorliegenden Artikel nach ASCSA, BBB 42, 5. 127, Lesefehler korrigiert).

32 Zu Wilhelm Dörpfeld s. Goessler 1951; Zavadil 2009,S. 392f.; Papadatou-Giannopoulou 2008;

Goebel/Giannopoulou 2010. Zu Dörpfeld und Schliemann s. Kennell 2010.3° Lang-Auinger 2012, S. 320 Anm. 7. Das Naturhistorische Museum in Wien beherbergt keine

Funde aus Troia, die im 19. Jahrhundert als Geschenk Schliemanns nach Wien kamen (freundliche Mitteilung von Karina Grömer, Prähistorische Abteilung, Naturhistorisches Museum Wien,am 16. November2015).

3° ZuTobiasBiehlers. Rollett 1890,S. 66f.; S. 1890; Berges 2011, S. 116—120. Fürdie Gemmen

sammlung s. etwa Biehler 1871 und Wieseler 1882.3° Biehler an Schliemann, 17. August 1876 (ASCSA, B 71, Nr. 270 + 270a).

3° Berges2oll,S. llßf.

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im Dezember verfasst hatte, am 28. Dezember 1876 beantwortet haben.37 DieseAntwort scheint aber am Postweg verlorengegangen zu sein,38 weshalb Biehler imFebruar 1877 erneut Schliemann kontaktierte.39

Ein weiterer Privatier, der Jurist, Zitherfabrikant und als Prähistoriker in Österreich erfolgreich dilettierende Matthäus Much4° (1832—1909) schickte Schliemannam 13. Februar 1885 einige seiner Publikationen und wies ihn u. a. daraufhin, dasser in den Pfahlbauten am Mondsee in Oberösterreich weiß inkrustierte Keramikgefunden habe, zu der es Parallelen in Troia gäbe. Er bat Schliemann, ihm ‘,[. . .1

gütigst einige derartige Scherben gelegentlich zuzusenden“ und setzte hinzu: „Siefordern ja an einer Stelle Ihres ‚Troja‘ geradezu zu derartigen Bitten auf.“4‘ Fernerlud Much ihn ein, seine aus etwa 12.000 Objekten bestehende Sammlung zu besichtigen. Schliemann antwortete umgehend, schickte Much einen Spinnwirtel ausTroia, sah sich aber aus Zeitmangel außerstande, auch noch Keramikfragmente zuversenden.42 Muchs Sammlung wurde nach dessen Tod vom Unterrichtsministerium angekauft und bildete den Grundstock der Studiensammlung des Instituts fürUrgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien.43 Der Wirtel wirddort auch jetzt noch aufbewahrt (Inv.-Nr. 18855, Abb. 2a—c).44

Eher kurios muten in diesem Zusammenhang zwei Schreiben an: Einerseits ist dieBitte des Wiener Mineralien- und Münzhändlers Leopold Eger‘5 (1837—1904) zunennen, der Schlieinann gegen Bezahlung um die Zusendung verschiedenster Mi

~° Es ist unsicher, ob Biehler tatsächlich auch im Dezember 1876 Schliemann kontaktiert hat. Im

Nachlass Schliemanns in der Gennadius Library befindet sich kein Brief Biehlers mit diesem Datum, und man kann auch annehmen, dass er den im August verfassten Brief erst im Dezember abgeschickt Isst. Allerdings hat Schliemann auf Biehlers Brief vom August 1876 vermerkt: „Wien 17Decbr“; der Vergleich mit anderen Vermerken Schliemanns auf eingetroffenen Briefen legt nahe,dass er stets das vom Briefschreiber angegebene Datum wiederholt hat. Dies könnte für die Annahme sprechen, dass ein Brief Biehlers verlorengegangen ist. Gegen diese Vermutung ist ins Treffenzu führen, dass Biehler in seinem Brief vom Februar 1877 (S. Anm. 39) auf ein „erstes Schreiben,welches ich im Dezember vorigen Jahres abzusenden erlaubte“ Bezug nimmt.

~ Sie ist auch nicht in den Kopierbüchem Schliemanns erhalten, die für den fraglichen Zeitraum als

verloren zu gelten haben (Kennell 2007, 5. 79Sf.).~° Biehler an Schliemann, 13. Februar 1877 (ASCSA, B 73, Nr. 114).°° Zu Matthäus Much s. ÖBL 6, 1975, S. 400 (H. Kerchler); NDB 18, 1997,S. 249(0. Urban); Urban

2002, S. 9—23.~ Meyer 1958, S. 203f. Nr. 183.42 Schliemann an Much, 8. März 1885 (ASCSA, BBB 40, 5. 458).~ Krause 1988, S. 14—20; Urban 2002,S. 12f.~ Freundliche Mitteilung von Alois Stuppner und Aenna Linzbauer (Universität Wien, Institut für

Urgeschichte und Historische Archäologie) am 25. August 2015.~‚ Zu Leopold Eger (mit widersprüchlichen Angaben zu seinem Geburtsort) s. Blumesberger/Dop

pelhofer/Mauthe 2002, S. 246, und Rosenbauer 2003, S. 130.

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neralien aus den Silberbergwerken in Laurion bat,46 dieses Ansuchen aber auch mitder Übersendung seines Werkes ..Der Naturalien-Sammler“ verband.47 Andererseits wandte sich Alfred Grenser~ (1838—1 891), Buchhändler und Mitbegründerder 1870 ins Leben gerufenen .‚Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft Adler“,vor einer geplanten Reise nach Griechenland mit der Bitte an Schliemann, ihm

‘.1 ganz kurz ein Reisehandbuch gütigst namhaft zu machen, das Sie, verehrter1-lerr Doctor. als Bestes anerkennen.“49 Er wies abschließend daraufhin, dass ihmauch eine ‘.[. ..j Correspondenzkarte mit ganz kurzem Bescheid“ als Antwort genügen würde. Beide Ansinnen dürften unbeantwortet geblieben sein.

Eine Folge von Schliemanns aufsehenerregenden Forschungen war auch, dassman ihn gerne zu Vorträgen einlud. Hier ist — wie bei der wissenschaftlichen Korrespondenz — ein breites Spektrum an Einladenden zu beobachten: Der bereitserwähnte Mineralien- und Münzhändler Leopold Eger lud Schliemann im Jänner1879 im Namen seiner Freimaurerloge Humanitas ein: ‘.[. . .J Im Namen unsererhier bestehenden Loge Humanitas werde ich ersucht, ob Sie verehrter Herr Doctor nicht ein Mal gelegentlich Ihrer Fahrt nach Paris einen Abstecher nach Wienmachen möchten u uns einen Vortrag hielten. Ganz Wien wäre auf den Beinen.“50Im Gegensatz zu Eger, der eine Übernahme der Reisekosten nicht erwähnte, wiesZacharias Konrad Lecher5‘ (1829—1905), Herausgeber der Tageszeitung „DiePresse“ und Präsident des „Journalisten- und Schriftsteller-Vereines Concordia“,

~ Eger an Schliemann, 4. Jilnner 1879 (ASCSA, B 79, Nr. 9).~ Eger 1876.~ Zu Alfred Grenser s. ÖBL 2, 1957, S. 58.°~ Grenser an Schliemann, 16. Februar 1883 (ASCSA, B 91, Nr. 156).‚° Eger an Schliemann, 4. Jänner 1879 (ASCSA, B 79, Nr. 9).‚~ Zu Zacharias Konrad Lecher s. OBL 5, 1970, S. 71 (K. H. Burmeisler).

Abb. 2 a-c — Spinnwiriel aus Troja, Geschenk Heinrich Schlieinanns an Matthäus Much

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in seiner Einladung vom 6. August 1879 an Schliemann, bei einem der Lese-Abende des Vereins einen Vortrag zu halten, darauf hin, dass ‘,[. . .1 sämmtlicheReise- und Aufenthaltskosten [...j“ selbstverständlich von der „Concordia“ bestritten würden.52 Trotz dieses großzügigen Angebotes ‘sah sich Schliemann gezwungen, aus Zeitgründen abzusagen: „Leider aber kann ich diesen Winter nichtvom Fleck, denn ich schreibe ein neues wißenschaftliches Werk über Troia u habeBerge von Arbeit vor mir. Ich muß daher, zu meinem größten Bedauern auf dieEhre verzichten Ihnen in diesem Winter Vorträge zu halten.“53 Auch die im Jänner1884 ausgesprochene Einladung des „Wissenschaftlichen Club in Wien“ scheintSchliemann entweder abschlägig oder gar nicht beantwortet zu haben;54 einen Vortrag dürfte er obwohl er sich im September dieses Jahres kurz in Wien aufhielt55— auch in diesem Fall nicht gehalten haben.56

Schliemann wurde aber nicht nur von interessierten Vereinigungen gebeten, Vorträge zu halten; auch mit dem k. k. Oesterreichischen Museum für Kunst und Industrie stand er diesbezüglich in Kontakt. Dem Vizedirektor des Museums Jakobvon Falke dürfte Schliemann während eines Treffens in Paris im Sommer 1 878~~vorgeschlagen haben, im Museum einen Vortrag zu halten. Falke erinnerte ihnam 22. August an sein Angebot,58 das Schliemann aber abschlägig beantwortethaben dürfte.59 In den „Mittheilungen des k. k. Österreichischen Museums flurKunst und Industrie“ findet sich jedenfalls kein Vortrag Heinrich Schliemannsverzeichnet.60

Auf Schliemanns spektakuläre Grabungsergebnisse sind auch seine Kontakte zuverschiedenen Wiener Zeitungen zurückzuführen.6‘ Vor dem Beginn seiner Aus-

52 Lecher an Schliemann, 6. August 1879 (ASCSA, B 80, Nr. 616).

°~ Schliemann an Lecher, 1 November 1879 (ASCSA, BBB 36, S. 196).‘~ Franz von Hauer (1822.1 899) (ÖBL 2, 1958, S. 211) an Schliemann, 14. Jänner 1884 (ASCSA, B

94, Nr. 33). Ein Antwortschreiben Schliemanns ist nicht erhalten.„ S. S. 158.

~° In den regelmäßigen Ankündigungen von durch den „Wissenschaftlichen Club“ veranstalteten Vorträgen in den Wiener Tageszeitungen findet sich keine Nennung Schliemanns.

‚° Eine Beschreibung dieses Treffens findet sich in von Falke 1897, S. 318.58 von Falke an Schliemann, 22. August 1878 (ASCSA, B 77, Nr. 482).‚° Schliemanns Antwort scheint im Original nicht erhalten zu sein; die Kopierbücher des fraglichen

Zeitraums sind wohl verloren (vgl. dazu Anm. 38).°° Auch in der Archivdatenbank des Museums Für angewandte Kunst, wie das Museum für Kunst

und Industrie nach einer weiteren Umbenennung im Jahr 1938 seit 1947 heißt, findet sich keinEintrag zu Begriffen „Schliemann“, „Troja“ und „Kleinasien“ (freundliche Mitteilung von Leonhard Weidinger, Provenienzforscher im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung beimBundeskanzleramt/MAK — Osterreichisches Museum für angewandte KunstlGegenwartskunst, 9.November2015).

“ Für Schliemanns Verhältnis zur deutschen Presse s. Samida 2009, und Samida 2012,S. 80—103.

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grabungen in Troja im Jahr 1870 findet er sich im mit einer Volltextsuche ausgestatteten Verzeichnis „ANNO — AustriaN Newspapers Online“62 lediglich 1864in den Listen angekommener Fremder in Wien.63 Erst ab 1870 nehmen Artikelüber ihn (und auch von ihm) abrupt zu. An vorcierster Stelle ist hier die „NeueFreie Presse“ zu nennen, die schon am 19. Mai 1870 in Übernahme eines Artikels aus der ‚.N. St. Ztg.“ (Neuen Stettiner Zeitung?) berichtete, dass Schliemannden Palast des Priamos in Troja gefunden habe.‘~“ Derzeit ist der früheste direkteKontakt mit der „Neuen Freien Presse“ am 13. Dezember 1876 nachweisbar: Andiesem Tag sandte Michael Etienne65 (1827—1879), ihr Mitgründer, Herausgeberund Chefredakteur, Schliemann ein Telegramm, in dem er ihn zu seinen Fundenin Mykene beglückwünschte und gleichzeitig um eine Darstellung für sein Blattbat.66 Schliemann ist diesem Wunsch nicht nachgekommen: die Berichte, die sichin der „Neuen Freien Presse“ nach dem 13. Dezember über seine Forschungen inMykene finden, geben — wenn Quellen genannt werden — wieder, was vorher inanderen Tageszeitungen (Kölnische Zeitung, National-Zeitung, The Times) veröffentlicht wurde. Einen neuerlichen Versuch, Schliemann als Autor für die Zeitungzu gewinnen, machte Josef Oppenheim67 (1839—1900) im Juni 1881: nachdemSchliemann die Berichtigung einer am 25. Mai 1881 in der „Neuen Freien Presse“veröffentlichten Notiz verlangt hatte, schickte ihm Oppenheim diese Berichtigungzu und verlieh gleichzeitig dem Wunsch Ausdruck .‘[. . .} mit einem so illustrenNamen wie dem Ihrigen unser Feuilleton schmücken zu können; die Herausgeberder N. fr. Presse haben mich beauftragt. Ihre Aufmerksamkeit abermals ebensodringend als herzlich auf diese unsere Bitte zu lenken.“68Derzeit ist erst für 1884 sicher nachgewiesen, dass Schliemann die Tageszeitungkontaktierte: Auf seinen Wunsch hin schickte Eduard Brockhaus69 (1829—1914)im Oktober einen gegen Ernst Boetticher7° (1842—1930) gerichteten Artikel Wilhelm Dörpfelds an die ..Neue Freie Presse“.7‘ Ob diese Annäherung durch ein

62 hnp://anno.onb.ac.atJ(l0. 11.2015).~‚3 Siehe 5. 1 55f.~‘3 Neue Freie Presse, 19. Mai 1870, Nr. 2055 (Abendblatt), 5. 3. Vgl. dazu einen Brief Schliemanns

an Justizrat Plato vom 21. April 1870 (ASCSA, BBB 29, 5. 65f.). Für die unaufgeforderte Weiterleitung von Briefen Schliemanns an die Presse durch Plato s. Meyer 1969, S. 376.

~‚3 Zu Michael Etienne s. ÖBL 1, 1956, S. 271.

~ Etienne an Schliemann, 13. Dezember 1876 (ASCSA, B 73, Nr. 433).~ Zu Josef Oppenheim s. ÖBL 7, 1977, 5. 237 (E. Lebensaft).(‚~ Neue Freie Presse, 25. Mai 1881, Nr. 6013 (Morgenblatt), 5. 5. Neue Freie Presse, 19. Juni 1881,

Nr. 6037 (Morgenblatt), 5. 5. Oppenheim an Schliemann, 23. Juni 1881 (ASCSA, B 86, Nr. 287).~ Zu Eduard Brockhaus s. NDB 2, 1955,5. 62Sf, (A. Meiner); Zavadil 2009,S. 386f. Zum Brief

wechsel zwischen Brockhaus und Schliemann s. Bülke 1990.70 Zu Ernst Boetticher s. Zavadil 2009, 5. 19—32.~ Dörpfeld 1884. Zavadil 2009,S.4l, 137f. Ed. Nr. 8.

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Interview verursacht wurde, dass Schliemann anlässlich eines Wien-Aufenthalteseinem Journalisten des Blattes gab,72 muss (noch) offen bleiben. Wohl bedingtdurch die Auseinandersetzungen mit Ernst Boetticher entstand nach 1884 eineverhältnismäßig enge Verbindung zwischen der „Neuen F,reien Presse“ und Heinrich Schliemann, die durch den partiell erhaltenen Briefwechsel mit dem ab 1879tätigen Chefredakteur Eduard Bacher73 (1846—1908) bezeugt ist.

Nicht nur die „Neue Freie Presse“ interessierte sich für Schliemann: Max KaI-beck74 (1850—1921), Redakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ und vor allemals Musikkritiker bekannt, erkundigte sich im September 1880 nicht nur, ob Schliemann einen oder mehrere Artikel für die Feuilleton-Beilage der Zeitung schreibewolle.75 Darüber hinaus fragte er auch an, ob Schliemann einverstanden sei, derZeitung ‘.[. . .~ gegen entsprechendes Honorar [...1 einige Aushängebogen Ihresbei Brockhaus angekündigten Werkes zum Abdruck zu überlassen.“ Schliemannreagierte verhalten: Da sein neues Buch nicht nur bei Brockhaus, sondern auchbei Murray in London und Harper and Brothers in New York erscheine, könne erüber die Aushängebogen nicht disponieren. Er habe Kalbecks Brief an Brockhausweitergeleitet, der diese Frage zu entscheiden habe.76 Einen Artikel zu verfassenkönne er nicht versprechen, da er überarbeitet und ruhebedürftig sei.

Auch Johannes Adolf Schmal77 (1844—1900) vom „Neuen Wiener Tagblatt“ suchteKontakt zu Schliemann. Am 18. Dezember 1889 erkundigte er sich bei ihm, ‘.[...]

ob Sie nicht geneigt sein würden, neben den eingeladenen Fachgelehrten aucheinen Vertreter der Preße zur Theilnahme einzuladen.“78 Seine Anfrage bezog sichauf die für das Frühjahr 1890 geplante zweite Troiakonferenz. Schliemann lehnteam 27. Dezember freundlich ab, was Schmal aber nicht davon abhielt, in seinemNachruf auf Schliemann79 darzulegen, dass ihn jener in einem an ebendiesem Tagverfassten Schreiben nach Troia eingeladen hätte

72 Neue Freie Presse, 19. September 1884, Nr. 7207 (Morgenblatt), 5. 4. Im Nachlass Schliemanns

in der Gennsdius Librtuy findet sich ein von Friedrich Schütz (1844—1908), Redakteur der „NeuenFreien Presse“ (ÖBL 11, 1998, 5. 302 [K. Adel]), verfasster Brief von diesem Datum (ASCSA, B95, Nr. 484, non vidi).

~ Zu Eduard Bacher s. NDB 1, 1953, 5. 496 (E. Dovifat); ÖBL 1, 1954, S. 41; Zavadil 2009, 5. 383.° Zu Max Kalbeck s. ÖBL 3, 1962,S. 187; NDB 11, 1977,S. 46f. (0. Wessely); Szslsza 2006; Harten

2007.° Kalbeck an Schliemann, 18. September 1880 (ASCSA. B 83, Nr. 789).° Schliemann an Kalbeck, 22. September 1880, und Schliemann an Brockhsus, 22. September 1880

(ASCSA, BBB 37, 5. 357, 359).° Zu Johannes Adolf Schmal s. ÖBL 10, 1992, S. 226 (V. Hanus).° Zavadil 2009, S. 277f. Ed. Nr. 161.° Schmal 1890.

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Ein wohl unangenehmer Nebeneffekt von Schliemanns Bekanntheit war, dass manauch versuchte, ihm Zeitungsabonnements zukommen zu lassen. So schickte ihmdie in Wien beheimatete Zeitschrift „Telephon“ im März 1884 eine Probenummer. Schliemann — seit 18. März auf Grabung in Ti~yns — antwortete am 21. Märzgereizt:8° „Ich habe keine Zeit mich satt zu eßen geschweige denn Zeitungen zulesen und retournire Ihnen daher einliegend Ihren Praenumerations-Schein.“ DieHerausgeber der Zeitung blieben jedoch unbeeindruckt und sandten noch bis zumJuni monatlich eine Ausgabe.

Als weitere Folge von Schliemanns Popularität können zwei Punkte angesehenwerden, flur die es auch im Wiener Material Belege gibt: Einerseits flihlten sichMenschen gedrängt, sich ihm ohne weiter ersichtliche Gründe mitzuteilen, undandererseits bekam er Stellengesuche. Jeweils ein Beispiel zur Illustration: FranzSchliemann, k. k. Rechnungs-Offizial der niederösterreichischen Statthalterei,schrieb am 8. August 1882 an Heinrich Schliemann: „Ew Hochwolgeboren! Ausdem tiefsten Dunkel menschlicher Verborgenheit heraus erlaube ich mir Ihnenmeine besondere Verehrung und Hochachtung auszudrücken und bitte höflichst,mir diese kleine Belästigung gütigst verzeihen zu wollen. Zugleich ersuche ichehrerbieligst Ihrer werthen Frau Gemahlin meinen Respekt und Handkuß vermelden zu wollen. Nochmals um gütigste Entschuldigung bittend habe ich die Ehremich zu zeichnen als Ihr ergebenster Namensvetter Franz Schliemann.“8‘ EineStelle als Zeichner auf Schliemanns Grabungen suchte hingegen der Maler undLithograph Maximilian Riedler.82 Er bot sogar an. die Kosten seiner Anreise zuübernehmen. Schliemann hat ihm wohl geantwortet — der Brief hat aber als verloren zu gelten; in sein Kopierbuch hat er das Schreiben nicht eingetragen.

Wenden wir uns nun den Geschäften zu, die Schliemann mit Wiener Firmen machte: Hier ist vor allem die Ausgestaltung seines Anfang 1881 eingeweihten AthenerWohnhauses „Iliou Melathron“ zu nennen, die ihn seit 1878/79 beschäftigt hatte.83Einen kurzen Aufenthalt in Wien Mitte September 1880 nutzte Schliemann. um,

~° Schliemann an die Administration der Zeitschrift „Telephon“, 21. März 1884 (ASCSA, BBB 40,

S. 111).~ Franz Schliemann an Heinrich Schliemann, 8. August 1882 (ASCSA, B 89, Nr. 485).

Riedler an Schliemann, 13. Juli 1875 (ASCSA, B 70, Nr. 246).° Ludwig 1932, 5. 268; Korres 1986, S. 155; Traill 1995, S. 181. Von den überaus zahlreichen Publi

kationen über Schliemanns Athener Wohnhaus seien abgesehen von der umfassenden Beschreibung des Gebäudes durch Korres 1986 und Korres/Tarantou 1991 — hier nur die jüngsten Titelgenannt (die auch die ältere Literatur zitieren): Hirsch 2012; Portelanos 2012; Reinsberg 2012;Kienast 2012.

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beraten von Anna Holdorfi84 (1848—1943), bei verschiedenen Wohnungsausstattern Möbel zu besichtigen und Bestellungen aufzugeben.85 Dabei scheute er keineKosten; die Adressen, bei denen er kaufte, gehörten zu den besten Wiens. Beider „k. k. Teppich- und Deckenfabrik 1. Ginzkey“ — einem der größten Teppich-fabrikanten des ausgehenden 19. Jahrhunderts86 — orderte er vier Rollen Teppiche und fünf Decken, während er in der Spitzen- und Weißwarenhandlung JosefStramitzers (t 1888) 23 Vorhänge kaufte.87 Einrichtungsgegenstände bestellte ereinerseits bei der Möbelfabrik Johann Baars (1818—1883) und andererseits beim k.k. österreichisch-ungarischen und fürstlich rumänischen Hof-Kunsttischler Bernhard Hieronymus Ludwig (1834_1897).88

Schliemann erstand während dieses Wien-Aufenthaltes aber nicht nur Möbel, Teppiche und Vorhänge: bei dem renommierten Klavierfabrikanten Emil Streicher89(1836—1916) kaufte er ein Pianoforte in Palisanderholz.9° Auf die Tatsache, dasssowohl die Terrakottafiguren der Dachterrasse als auch die Statuen im Garten vonder in Wien beheimateten „Wiener Ziegelfabriks- und Baugeseilschaft“ hergestelltwurden, haben schon Ernst Meyer und Georgios Korres hingewiesen.9‘ Sämtliche Einkäufe ließ Schliemann über Triest zum Piräus verschicken; die Bezahlungwurde über die k. k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel undGewerbe abgewickelt.

So bleibt gegen Ende dieses Beitrages nur noch, jene Beziehungen Schliemannszu erwähnen, die als privat einzustufen sind, sowie auf seine Aufenthalte in derkaiserlichen Reichshaupt- und Residenzstadt einzugehen: Die bisherige Durchsicht seiner Korrespondenz ergab, dass er wohl nur wenige private Kontakte nachWien gehabt hat — aber dieser Eindruck kann sich durchaus noch ändern. MitAnna Holdorif etwa, der begüterten Witwe des 1879 verstorbenen Fabrikbesit

~ Holdorif an Schliernann, 16. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 781). ZuAnna Holdorifs. u.~‚ Vgl. dazu auch einen Brief Sophia Schliemanns an Heinrich Schliemann vorn 2. September 1880

(Boubou-Protopapa 2005, 5. 172 Nr. 78).Zu lgnaz Ginzkey (1819—1876) und seiner Teppich- und Deckenfabrik s. Mamroth 1877; ÖBL 1,1957,3,444; NDB 6, 1964,S. 406f. (H. Benedikt); http://www.rnafferadorf.de/chroniklband02-llmaffersdorfo2-124.htm (12. 11. 2015).

~ Beide Bestellungen sind in einem Brief Schliemanns an Johann Baar (s. u.) vom 22. September

1880 erw8hnt (ASCSA, BBB 37,S. 358).~ Zu Bernhard Hieronymus Ludwig s. ÖBL 5, 1971, S. 347 (Windisch-Graetz); Pichler 2003.9° Zu Emil Streicher s. ÖBL 13, 2010, 5. 388 (1. Nawrocka); Langer/Donhauser 2014,S. 37f.9° Rechnung des Instruments vom 16. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 803a). Schliernann lobte

die Qualität des Klaviers in einem an Rudolf Virchow (1821—1902) gerichteten Brief vorn 24. März1881 (Herrrnann/Maaß/Andree/Hallof l990,S. 25Sf. Nr. 217).

9° Meyer 1969, S. 37; Korres l986,S. 158, 187; Korres/]‘arantou 1991,S. 947f., 977.

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zers Robert Holdorif (* ca. 1845),92 wechselte er zwischen 1880 und 1886 immer wieder Briefe: Man beglückwünschte einander zum Jahreswechsel. von AnnaHoldorif bekam Schliemann ein Miniaturportrait seiner zweiten Frau Sophia93(1852—1932), Schliemann übersandte ihr im November 1880 sein eben erschienenes Buch ..llios. Stadt und Land der Trojaner“94 und versprach auch, ihr ein‘,[...] kleines Andenken von Troja [...1“ zuschicken.95 Woher Anna Holdorif undHeinrich Schliemann einander kannten, ist eine Frage. die es noch zu klären gilt.Zwei Anknüpfungspunkte wären denkbar: 1. Die Firma Holdorif & BrUckner warauf den Einbau von Heizungssystemen spezialisiert — u. a. stellte sie „rauchsichereLuftheizungen“96 her. Das .‚Iliou Melathron“ weist ein ausgeklügeltes Heizungssystem auf, das mit Warmluft funktionierte, die durch Kanäle in die Fußböden fastaller Zimmer geleitet wurde.97 2. Robert Holdorif stammte aus Wittenhagen (jetzt:Ortsteil der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft) bzw. Strelitz (jetzt: StrelitzAlt, Stadtteil von Neustrelitz) in Mecklenburg;98 es ist also nicht undenkbar, dassSchliemann die Familie schon länger kannte.

Entsprechend der —jedenfalls momentan so wirkenden — Dürftigkeit privater Kontakte waren auch Aufenthalte Schliemanns in Wien nicht häufig und fanden oftnur statt, weil er sich auf der Durchreise befand. Lediglich in die nähere Umgebang — nämlich bis zum Bahnhof in Gänserndorf in Niederösterreich, etwa 20km nordöstlich von Wien gelegen — war er im Juli 1859 während einer Reisevon Athen nach St. Petersburg gekommen.99 — Sicher belegt, nicht nur durch dieErwähnung in Zeitungen,~°° sondern auch durch Tagebucheintragungen. ist ein

92 Sandgruber 2013, S. 366, gab irrtümlich an, Anna Holdorif sei die Witwe des Ministerialvizese

kretärs im Handelsministerium Hans Holdorif gewesen (s. dazu die Todesanzeige Robert Holdorifsin der Neuen Freien Presse vom 5. April 1879, Nr. 5247 [Morgenblatt], S. 12). Hans hieß einer derSöhne von Robert und Anna Holdorif.

~ Zu Sophis Schliemann a. Traill 1989; Mannsperger 1992; Coulmas 2001; für ihre Briefe an Hein

rich Schliemann s. Boubou-Protopapa 2005.~ Im Briefwechsel wird der Titel des Buches nicht genannt. Aus einer Anweisung Schliemanns an

John Murray (1808—1892) vom 28. Oktober 1880 geht hervor, dass er „Ilios“ (Schliemann 1881)an Anna Holdorif schicken ließ (ASCSA, BBB 37, 5. 373).

‚~ Schliemann an Holdorif, 16. Dezember 1880 (ASCSA, BBB 37, S, 425).~ Anzeige in der Wiener Zeitung vom 21. März 1876, Nr. 66, S. 8.

~ Korres l986,S. 158; Korres/Tarantou 1991, S. 948.~ Vgl. dazu den Auszug aus der Matrikeledition der Universität Zürich, an der Robert Holdorif ein

Jahr studiert haue (http://www.matrikel.uzh.chlactive/static/972 1 .htm [13. 11. 2015]), und dieWittenhagen als seinen Herkunftsort und Strelitz als Wohnort seines Vaters Theodor nennt, sowiedie Meldung über das Ableben von Robert Holdorffjunior, der wie sein Vater das Bürgerrecht inNeu-Strelitz besaß, in der Wiener Zeitung vom 23, März 1882, Nr. 68, S. II.

~ Schliemann 1858/59, S. 253f. Für den zeitlichen Ablauf dieser Reise s. Mühlenbruch 2010, S. 17,72; eine kurze Erwähnung findet sich auch in Meyer 1969, 5. 15.

‘°° Fremden-Blau 18, Nr. 310 (9. November 1864), 1. Beilage, [5. 1]. Wiener Zeitung, 10. November1864, Nr. 272, 5. 452.

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Besuch Schliemanns in Wien vom 7. bis 9. November 1864.101 Er stieg im Hotel „Österreichischer Hof“‘°2 in der Rotenturmstraße in der Nähe des Stephansdorns ab und absolvierte tagsüber gemeinsam mit einem Fremdenführer das auchjetzt noch übliche Touristenprogramm: Stephansdom, Wi~terreitschule, Hofburg,Schönbrunn. Kapuzinergruft und Prater. Am ersten Abend besuchte er das Hofoperntheater, wo er „Alessandro Stradella“ von Friedrich von Flotow (1812—1 883)hörte. Die beiden folgenden Abende verbrachte Schliemann im Hofburgtheater:Er sah die heute vergessenen Lustspiele „Die Memoiren des Teufels“ von l~tienneArago (1802—1892) und Paul Vermond sowie „Die erste Liebschaft“ von Eug~neScribe (1791—1861) in der Übersetzung von Theodor Hell (1775—1856) und Schillers (1759—1805) Dramen „Wallensteins Lager“ und „Die Piccolomini“)°3

Der nächste Aufenthalt Schliemanns in Wien scheint erst Anfang Mai 1870 stattgefunden zu haben — dieses Mal gemeinsam mit Sophia und deren SphwesterMargo)°4 Da alle Hotels seiner Wahl ausgebucht waren, musste man sich nachder Ankunft am 7. Mai mit zwei gemieteten Zimmern in einer im ersten Bezirkgelegenen Pension am Fleischmarkt Nr. 16 gegenüber der griechisch-orthodoxenKirche begnügen. Trotzdem betonte Schliemann in seinen Tagebucheintragungen, wie gut es ihnen in Wien geflel)°~ Man besuchte noch am Tag der Ankunftden Stephansdom und am darauffolgenden Vormittag das Museum für Kunst undIndustrie, die im Unteren Belvedere ausgestellten Sammlungen (u. a. auch die ausSchloss Ambras während der Napoleonischen Kriege nach Wien verbrachten Objekte der dortigen Kunst- und Wunderkammer) sowie den Park zwischen Oberemund Unterem Belvedere. Am Nachmittag machte sich Schliemann alleine, nur inBegleitung eines Dieners, auf den Weg in den Prater, wo er nicht nur die Aulandschaft bewunderte, sondern auch dem sog. Wurstelprater einen Besuch abstattete.Von dort ging es mit der Pferdetramway weiter in den Volksgarten, den von Pe

°‚ Schliemann 1864/65, S. 52—54; Meyer 1969, S. 186; Mühlenbruch 2010, S. 18, 73.02 Zur Geschichte des Hotels „Österreichischer Hof“ s. https://ww~v.wien.gv.at/wiki/index.php/

Rotenturmstra%C3%9Fe18 (13. 11. 2015).°~ Neue Freie Presse, 7. November 1864, Nr. 68 (Morgenblatt), 5. 5; Neue Freie Presse, 8. November

1864, Nr. 69 (Morgenblatt), 5. 5. In seinem Tagebuch erwähnte Schliemann für den 7, November:„Sta sera andsi sll‘Opera [...] rappresentarono ....; [.1“— welche Oper er gesehen hatte, war ihmzum Zeitpunkt des Eintrages entfallen. Im Gegensatz dazu erinnerte er sich noch an die Stücke, dieer am 8. und 9. November gesehen hatte: „La sera andai al teatro del Burgo, dove fu data la coinedia ‚Le memorie del Diaviolo‘ ed altra piccola cosa [.1“ bzw. „Andai sta aera di nuovo al teatrodove rappresentarono il Campo di Wallenstein e Piccolomini in versi per Schiller.“ (Schliemann1864/65,S. 52f.).

°~ Schliemann 1870/72, 5. 109—114. Kurze Erwähnung findet dieser Aufenthalt in Meyer 1969, 5.

255; Traill 1995, 5. 311; Mühlenbruch 2010, S. 29.°~ Vor dem Hintergrund, dass Sophia an psychosomatischen Problemen litt und Schliemann sich mit

seiner Schwägerin nicht verstand (Traill 1995, 5. 80), kann man sich einen unbeschwerten Aufenthalt nur schwer vorstellen.

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ter von Nobile (1774—1854) entworfenen Theseustempel besichtigend, und dannabends in die Auffiihrung von Giacomo Meyerbeers (1791—1 864) „Afrikanerin“im Hofoperntheater.‘°6 Am darauffolgenden Tag, dem 9. Mai 1870, standen dieKapuzinergruft, die Antikensammlung im Augustinergang der Hofburg (in derSchliemann die Münzsammlung besonders beindruckt haben dürfte), die Nationalbibliothek, die Stallungen der Lipizzaner, Schönbrunn mitsamt dem Tiergarten und dann noch der Prater auf dem Programm. Am 10. Mai reiste man nachSchweizermühle in Sachsen weiter, um in der dortigen Kaltwasserheilanstalt zukuren.

1875 ist Schliemann während seiner Museumsreise nach Wien gekommen)°7 Gesichert ist lediglich, dass er Jakob von Falke im Museum für Kunst und Industrieaufsuchte; ob auch ein von ihm brieflich avisiertes Treffen mit Theodor Gomperzstattgefunden hat, ist unbekannt)°8 Ebenso unbekannt sind derzeit Datum, Dauerund Unterkunftsort dieses Besuches. Nachweisbar ist, dass er vor dem 17. Auguststattgefunden hat: an diesem Tag referierte Schliemann in Rostock über seineForschungen und erwähnte, kürzlich auch in Wien gewesen zu sein.‘09 Fünf Jahrespäter, wohl vielleicht auf den 16. und 17. September 1880 beschränkt, fandjenerkurze Aufenthalt in Wien statt,“° den Schliemann mit dem Kauf eines Klavierssowie dem Auswählen von Mobiliar, Teppichen und Vorhängen für das „IliouMelathron“ verbrachte. Unter Umständen hat er sich auch mit dem Vertreter desVerlages Brockhaus in Wien, Moritz TrömeltH (1838—1 891), getroffen.“2 Einemmisslungenen Versuch Max Kalbecks, Schliemann am Morgen des 18. September— nach dessen Abreise — im Hotel „Österreichischer Hof‘ aufzusuchen, verdanken wir das Wissen über Schliemanns Unterkunft in diesen Tagen)13

00 Zur Opernaufführung s. auch das Programm etwa in der Neuen Freien Presse vom 8. Mai 1870,

Nr. 2044 (Morgenblatt), 5. 12.°~ Traill 1995,8. 136. Zu Schliemanns Museumsreise s. auch Arentzen 2001.

von Falke 1897, S. 317. Schliemann an Gomperz, 18. April 1875 (ASCSA, BBB 34, 5. 331).‚°~ Schliemann 1875, S. 21.‚° Traill 1995, S. 313; Mühlenbruch 2010, 5. 35, 94. Abgesehen davon, dass durch Anna Holdorifs

Brief vom 16. (s. Anm. 84) und Max Kalbecks Schreiben vom 18. September (s. Anm. 75) belegtist, dass Schliemann am 16. und 17. September in Wien war, hat er selbst schon am 13. Septemberaus Karlsbad an Eduard Brockhaus geschrieben: „Ich beabsichtige am 15 ds früh nach Wien weiterzureisen [.1 Ich bleibe dort nur 2 Tage u hoffe am Sonntag, 19 ds in Paris zu sein.“ (ASCSA,BBB 37, 5. 356).Der Buchhilndler Moritz Trömel vertrat den Verlag F. A. Brockhaus in Wien (Lehmann 1880, 5.909, 1010).

12 Schliemann an Brockhaus, 13. September 1880 (ASCSA, BBB 37,S. 356).‚° Kalbeck an Schliemann, 18. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 789). In den Listen angekom

mener Fremder in den in „ANNO — AustriaN Newspapers Online“ zugänglichen Tageszeitungenist dieser Aufenthalt Schliemanns in Wien nicht verzeichnet.

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Zwei Besuche — so wie schon die vorherigen stets kürzer als eine Woche — sind nochnachweisbar: Wien war vom 4. bis 9. (?) August 1882 Station auf einer Reise nachMarienbad in Begleitung Sophias und ihrer beider gemeinsamen Kinder (mit einem Abstecher Schliemanns nach Frankfurt am Main zur Konferenz der DeutschenGesellschaft flur Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte))‘4 Mitte September1884 scheint Schliemanns letzter Aufenthalt in Wien stattgefunden zu haben, auchdieses Mal in Begleitung von Frau und Kindern)‘5 Im Gegensatz zu ihrer Anwesenheit im Jahr 1882 ist nun auch wieder die Unterkunft der Familie bekannt: das1873 eröffnete Hotel ‚.lmperial“.“6 „In den einfachen Gemächern, die er im ‚HötelImperial‘ innehat, [...]“ empfing Schliemann Gäste und Journalisten.“7

In einem an Rudolf Virchow“8 (1821—1902) gerichteten Brief vom 24. Mai 1889“~findet sich zwar die Erwähnung, dass «[. . .J wir gegen Ende Juni Wien, Berlin,Mecklenburg und Hamburg zu besuchen beabsichtigen, [...j“, aber Belege flur einenAufenthalt in Wien, der Anfang Juli stattgefunden haben müsste, dürften fehlen.‘2°

Im Zusammenhang mit Heinrich Schliemann darf man auch die Wien-Besucheseiner Angehörigen nicht vergessen, die hier nur gestreift werden können: SeineTochter Nadeshd&2‘ (1861—1 935) aus erster Ehe war einerseits alleine, andererseitsauch in Begleitung ihrer Mutter Ekaterina‘22 (1826—1896) einige Male in Wien. Wieschon erwähnt, stattete auch Sophia Schliemann der Hauptstadt der Habsburger-monarchie Besuche ab: Seit 1870, als sie als junge Ehefrau wohl zum ersten Malnach Wien reiste, war sie immer wieder in Begleitung ihres Mannes oder auch alleine mit den Kindern in Wien. Ihre leider undatierte Einladung an Theophil Hansen‘23(1813—1891) zu einem Frühstück, an dem auch Nikolaus Dumba‘24 (1830—1900)

114 Herr,nannlMaaß/AndreelHallof 1990,S. 317 Nr. 300, 329 Nr. 311 f.; Traill 1995, S. 224,313; Müh

lenbruch 2010, S. 38, 100. S. auch die WienerZeitung vom 6, August 1882, Nr. 180, S. 2, und dieNeue Freie Presse vom 10. August 1882, Nr. 6449 (Morgenblatt), S. 6.

„~ Traill 1995, S. 314; Mühlenbruch 2010, S. 40.6 Wiener Zeitung, 20. September 1884, Nr. 218, 5. 10. Zur Ankunft Schliemanns in Wien s. auch die

Notiz in der Neuen Freien Presse vom 18. September 1884, Nr. 7206 (Morgenblatt), 5. 4.„~ Neue Freie Presse, 19. September 1884, Nr. 7207 (Morgenblatt), 5. 4. 5. dazu auch Zavadil 2009,

5. 137—139 Ed. Nr. 8.„~ Zu Rudolf Virchow s. etwa Andree 2002; Zavadil 2009, S. 420.119 Meyer 1936,S. 286f. Nr. 201 = Herrmann/Maaß/Andree/Hallof l990,S. 502f. Nr. 522.20 5. dazu auch Traill 1995, S. 315, und Mühlenbruch 2010, S. 44, 116. In den Wiener Tageszeitungen

findet sich kein Bericht über einen Aufenthalt Schliemanns.121 Zu Nadeshda Schliemann s. Einsle/BÖlke 1996, 5. l39f.; Andrusovä-Vltekovü 1999, S. 48—60.122 Zu Ekaterina Schliemann s. die unter dem Titel „Schliemann und Rußland“ zusammengefaßten

Beitrüge in den Mitteilungen aus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen 6, 1999, 5.41—121 pass/ui.

‘~ Zu Theophil Hansen s. zuletzt Bastl/Hirhager/Schober o. J. (2014).24 Zu Nikolaus Dumba s. ÖBL 1, 1957, S. 203; NDB 4, 1959, 5. 188f. (N. Riedl-Riedenstein); Tza

phettasfKonecny 2002.

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teilgenommen haben dürfte, belegt, dass sie ihre Rolle als Ehefrau eines berühmten Mannes auch in Wien ausflillte.‘25 Während ihres Aufenthaltes im August 1882suchte sie mehrere Ärzte auf, da sie schon seit Langem leidend war.‘26 Schliemannerwähnte in einem aus Wien an Virchow geschickten Brief,‘27 dass sie Heinrich vonBamberger‘28 (1822—1888), einen Spezialisten für Erkrankungen des Herzens, derVerdauungsorgane und der Nieren. hatten konsultieren wollen; da jener abwesendgewesen sei, hätten sie sich an dessen Assistenten Kanderer‘29 gewendet. Ferner zogen sie den Gynäkologen Carl Braun Ritter von Fernwald‘3° (1822—1891) zu Rate,der Sophia zu einer Kur in Marienbad riet. Im Juni 1886, auf der Durchreise zur Kurin Franzensbad, machte Sophia Schliemann gemeinsam mit ihren Kindern Andromache‘3‘ (1871—1962) und Agamemnon‘32 (1878—1954) einen Tag Station in Wien;bedingt durch den ununterbrochenen Regen besuchten sie — wie Sophia in einemBrief an ihren Mann beinahe entschuldigend vermerkte — nur den Stephansdom.‘33Auch im Jahr 1890 haben sich Sophia. Andromache und Agamemnon Schliemannkurz in Wien aufgehalten; ihr Quartier nahmen sie im Hotel ‚.Imperial“. Ziel ihrer Reise war abermals nicht Wien, sondern der Kurort Kaltenleutgeben, etwa eineStunde südwestlich Wiens in Niederösterreich gelegen.‘34

Dieser Überblick zeigt, dass Schliemann mannigfaltige Kontakte zu Wien hatte und— wie er in einem Interview angab. das in der „Neuen Freien Presse“ gedruckt wurde‘35 — die Stadt wohl auch schätzte: „Schliemann schildert da den mächtigen Eindruck, welchen Wien auf ihn mache, wie er den Glanz der Neubauten, insbesondereden der prächtigen Museen bewundere, [...] wie gerne er den Genüssen, welche die‚Wiener Musikstadt‘ bietet, sich hingebe, so oft er nur könne. [.1 ‚Wir blieben so

25 Bast! o, J. (2011), S. 143 Anm. 8. Den Hinweis auf diese Einladung verdanke ich Beatrix Bast!

(Akademie der bildenden Künste, Wien).126 Zu den gesundheitlichen Problemen Sophia Schliemanns s. den Briefwechsel zwischen Schliemann

und Virchow in den Monaten Juni bis August 1882 (HerrmannfMaaß!Andree/Hallof 1990, S. 314—330).27 HerrmannlMaaß/Andree/Hallof 1990, S. 329 Nr. 311.28 Zu Heinrich von Bamberger s. NDB 1, 1953, S. 572 (K. Schadelbauer); ÖBL 1, 1954, S. 47.29 Ein Arzt dieses Namens ist im Wiener Adressverzeiehnis nicht vorhanden; auch in OBL, ADB und

NDB wird kein Dr. Kanderer verzeichnet. — Vermutlich suchten sie Josef Kauders (1850—1916) auf,der in den achtziger Jahren erster Assistent Bambergers war (vgl. etwa das Amtsblatt zur WienerZeitung, 21. April 1882, Nr. 91, S. 742, sowie einen Nachruf auf Kauders in der Neuen FreienPresse, 8. August 1916, Nr. 18665 [Abendblatt], S. 1).

‚°° Zu Carl Braun Ritter von Femwald s. ÖBL 1, 1954, S. 109; NDB 2, 1955, S. 558 (L. Schönbauer).131 Zu Andromache Schliemann s. Einsle/Bülke 1996, S. 13Sf.32 Zu Aga,nemnon Schliemann s. Einsle/Bülke 1996, S. 138.33 Vgl. dazu Briefe Sophia Schliemanns an Heinrich Schliemann vom 17. bis 21. Juni 1886 (Boubou

Protopapa 2005, 5. 238—24 1 Nr. l44—146).34 Traill 1995, S. 290, 292f.; Coulmas 2001, S. 265—271. S. auch Meyer 1958, S. 36Sf. Nr. 342;

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‚~° Neue Freie Presse, 19. September 1884, Nr. 7207 (Morgenblatt), S. 4.

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gerne, und so Vieles hielte uns zurück,‘ sagte er, ‚aber die Äquatorial-Stürme drohen ffir unsere Rückreise, also muß meiner Frau zuliebe die Abfahrt beschleunigtwerden.‘ [.‘,j ‚In Wien geht es mir übrigens mit der Gesundheit ausgezeichnet;Luft, Menschen und Umgebung wirken belebend auf mich, und ich fühle mich sowohl wie zu Athen, welches das herrlichste Klima besitzt, keinen Sommer-Regen,keinen scharfen Wind hat und nur leider jetzt theurer ist, als Paris, London, Berlin und Wien.‘ Mag unsere Fremden-Commission das beredte Lob des berühmtenMannes entsprechend verwerthen.“ Trotz dieser Lobeshymne scheint sein Verhältnis zu den Wienern und in weiterer Folge zu den Österreichern ein ambivalentesgewesen zu sein, sonst hätte er nicht am 28. August 1890 an Sophia geschrieben:

.1 Die Götter mögen Dich davor bewahren, in Österreich einen Hauslehrer zunehmen, denn die beherrschen nicht einmal ihre Muttersprache []~~136

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Abbildungsnachweis:

Abb. 1: NHM-WIEN/Alice Schumacher, Abb. 2a—c: Gabriele Gattinger, Institut fbr Urgeschichte und Historische Archäologie, Universität Wien.

Dr. Michaela ZavadilÖsterreichische Akademie der WissenschaftenInstitut flur Orientalische und Europäische ArchäologieDr. Ignaz-Seipel Platz 21010 WienÖsterreich

[email protected]

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