karl r. krierer, alexander conze und heinrich schliemann (2016)

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Alexander Conze und Heinrich Schliemann 1 Kar! Reinhard Krierer Abb. I -Aiexander Conze, Altersbildnis Der Archäologe Alexander Conze (Abb. 1) ist zwar der Leserschaft gewiss ein Begriff, es seien aber dennoch einleitend ein paar Worte zu einer der schillerndsten Persön- lichkeiten der deutschen Archäologie der zweiten Hälfte des 19. und des beginnen- den 20. Jahrhunderts erlaubt. 2 Alexander Christian Leopold Conze, 1831 in Hannover geboren, hat in Göttingen studiert und hauptsächlich philologische und archäologische Vorlesungen besucht, wobei der Philologe und Klassische Ar- chäologe Friedrich Wieseler 3 für ihn am bedeutendsten war. Um seinen Doktor zu machen, wechselte er 1853 nach Berlin, um dort 1855 bei Eduard Gerhard 4 zu pro- movieren, einem der "Gründerheroen" der deutschen Klassischen Archäologie. Conze suchte bereits in seinen jungen Jahren den Zugang zu den höheren wissenschaftlichen Kreisen und den sie tragenden Persönlich- Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Forschungsprojektes "Alexander Conze in Wien (1869- 1877)" des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, Projektnummer P 24419-G21. Für die Durchsicht des Manuskriptes danke ich Alexandra Jesenko und Hubert Szemethy. Die Schreibweise der zitierten Autografen entspricht der in diesen verwendeten, auf allfallige "sie" wird verzichtet. 2 Es existiert noch keine Biographie Alexander Conzes, wohl aber eine von ihm selbst geschrie- bene Familienbiographie (Conze 1908) sowie eine von seinem Sohn Friedrich verfasste (Conze F. 1941); Conze, Alexander, in: DNP Suppl. 6, Sp. 246-248 (H. Szemethy); Krierer/Friedmann 2016. 3 Friedrich Wieseier ( 1811 - 1892), Klassischer Archäologe und Philologe, ab 1842 Professor an der Universität Göttingen; Wieseler, Friedrich, in: ADB 42 (1897), S. 430-433 (A. Müller); Fitischen 1989, hier: S. 79-88. -Alexander Conze hat sich im Jahr 1861 bei Wieseier habilitiert. 4 Friedrich Wilhelm Eduard Gerhard (1795- 1867), Klassischer Archäologe, Mitbegründer des Insti- tuto di Corrispondenza Archeologica in Rom, in Berlin Museumsdirektor und Universitätsprofes- sor; Gerhard, Eduard, in: ADB 8 (1878), S. 760-766 (K. L. Urlichs); Gerhard, Friedrich Wilhelm Eduard, in: NDB 6 (1964), S. 276f. (Fr. Matz); Stürmer 2009; Gerhard, Eduard, in: DNP Suppl. 6, Sp. 452-455 (D. Rößler). 259

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Alexander Conze und Heinrich Schliemann 1

Kar! Reinhard Krierer

Abb. I -Aiexander Conze, Altersbildnis

Der Archäologe Alexander Conze (Abb. 1) ist zwar der Leserschaft gewiss ein Begriff, es seien aber dennoch einleitend ein paar Worte zu einer der schillerndsten Persön­lichkeiten der deutschen Archäologie der zweiten Hälfte des 19. und des beginnen­den 20. Jahrhunderts erlaubt.2

Alexander Christian Leopold Conze, 1831 in Hannover geboren, hat in Göttingen studiert und hauptsächlich philologische und archäologische Vorlesungen besucht, wobei der Philologe und Klassische Ar­chäologe Friedrich Wieseler3 für ihn am bedeutendsten war. Um seinen Doktor zu machen, wechselte er 1853 nach Berlin, um dort 1855 bei Eduard Gerhard4 zu pro­movieren, einem der "Gründerheroen" der deutschen Klassischen Archäologie. Conze suchte bereits in seinen jungen Jahren den Zugang zu den höheren wissenschaftlichen Kreisen und den sie tragenden Persönlich-

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Forschungsprojektes "Alexander Conze in Wien (1869-1877)" des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, Projektnummer P 24419-G21. Für die Durchsicht des Manuskriptes danke ich Alexandra Jesenko und Hubert Szemethy. Die Schreibweise der zitierten Autografen entspricht der in diesen verwendeten, auf allfallige "sie" wird verzichtet.

2 Es existiert noch keine Biographie Alexander Conzes, wohl aber eine von ihm selbst geschrie­bene Familienbiographie (Conze 1908) sowie eine von seinem Sohn Friedrich verfasste (Conze F. 1941); Conze, Alexander, in: DNP Suppl. 6, Sp. 246-248 (H. Szemethy); Krierer/Friedmann 2016.

3 Friedrich Wieseier ( 1811- 1892), Klassischer Archäologe und Philologe, ab 1842 Professor an der Universität Göttingen; Wieseler, Friedrich, in: ADB 42 (1897), S. 430-433 (A. Müller); Fitischen 1989, hier: S. 79-88. -Alexander Conze hat sich im Jahr 1861 bei Wieseier habilitiert.

4 Friedrich Wilhelm Eduard Gerhard (1795- 1867), Klassischer Archäologe, Mitbegründer des Insti­tuto di Corrispondenza Archeologica in Rom, in Berlin Museumsdirektor und Universitätsprofes­sor; Gerhard, Eduard, in: ADB 8 (1878), S. 760-766 (K. L. Urlichs) ; Gerhard, Friedrich Wilhelm Eduard, in: NDB 6 (1964), S. 276f. (Fr. Matz) ; Stürmer 2009; Gerhard, Eduard, in: DNP Suppl. 6, Sp. 452-455 (D. Rößler).

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keiten. So zum Beispiel machte er bereits 1855 die Bekanntschaft von Theodor Mommsen5

, und das im Hause keines Geringeren als Friedrich Thiersch6 in Mün­chen. Er kannte schon als Student Größen wie Otto Jahn 7 und August Boeckh8• Mit Otto Jahns Neffen, AdolfMichaelis9

, war Conze 1859/60 der erste Reisestipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts. Für die Habilitation im Jahr 1861 kehr­te Conze wieder an die Georg-August-Universität Göttingen zurück. Nach einer mehrjährigen außerordentlichen Professur an der Universität Halle wurde er 1869 erster ordentlicher Professor für Klassische Archäologie an der Universität Wien, damals Metropole des Habsburgerreiches. Über den universitären Bereich hinaus, wo er sich zahlreiche Verdienste um das Fach der Archäologie erworben hat, ist er in seiner Wien er Zeit besonders durch seine Ausgrabungen auf der Insel Samothra­ke auch der Öffentlichkeit bekannter geworden. 10 1877 hat er Österreich wieder verlassen, um in Berlin die Leitung der Skulpturen- und Abguss-Sammlung der königlichen Museen zu übernehmen, wobei die Einbringung der Reliefplatten des Pergarnon-Altars seinen Namen weithin berühmt gemacht hat. 1881 wurde er Vor­sitzender der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts und 1887 dessen erster Generalsekretar - alles in allem also ein Mann mit großer Karriere und einer der ganz Großen der Archäologie. Den Beginn des Ersten Weltkrieges musste Conze nicht mehr erleben, denn er starb nur wenige Tage zuvor am 19. Juli 1914 in Berlin.

Ich möchte mit meinem Beitrag eine kurze Darstellung des Verhältnisses zwischen Alexander Conze und Heinrich Schliemann versuchen, und zwar auf der Grund­lage ihrer von 1873 bis 1890 reichenden Korrespondenz, die - zumal für so einen langen Zeitraum - allerdings nicht sehr umfangreich ist.

5 Theodor Mommsen ( 1817- 1903), Historiker und einer der bedeutendsten Altertumswissenschaft­ler, als Wissenschaftsorganisator Begründer des Corpus lnscriptionum Latinarum (CIL), Nobel­preisträger flir Literatur 1902; Mommsen, Theodor, in: DNP Suppl. 6, Sp. 836--842 (St. Reben ich).

6 Friedrich Wilhelm Thiersch ( 1784-1860), Philologe und Bildungspolitiker, Präsident der Baye­rischen Akademie der Wissenschaften ; Thiersch, Friedrich Wilhelm, in: ADB 38 ( 1894), S. 7- 17 (A. Baumeister); Kirchner 20 I 0.

7 Otto Jahn (1813-1869), Altphilologe, Klassischer Archäologe und Musikwissenschaftler; Profes­suren in Leipzig und Sonn; Jahn, Otto, in: ADB 13 ( 1881 ), S. 668- 686 (A. Michaelis); Jahn, Otto, in : NDB 10 (1974), S. 304- 306 (M. Privat); Jahn, Otto, in : DNP Suppl. 6, Sp. 621-624 (C. W. Müller). August Boeckh ( 1785- 1867), Philologe und Altertumsforscher, Initiator des Corpus lnscriptionum Graecarum (CIG); Boeckh, August, in: ADB 2 (1875), S. 770-783 (K. B. Stark); Boeckh, Au­gust, in : NDB 2 (1955), S. 366f. (W. Vetter); Boeckh, August, in: DNP Suppl. 6, Sp. 119- 122 (M. l-lernes).

9 Adolf Michaelis (1835-191 0), Klassischer Archaologe. Gleich Conze in Wien, war er an der Uni­versität Straßburg erster Inhaber eines Lehrstuhls flir Klassische Archäologie; Michaelis, Adolf, in: DNP Suppl. 6, Sp. 823f. (1-1. Szemethy); von Steuben 2004.

1° Conze u. a. 1875; Conze u. a. 1880.

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Gerade einmal 15 Briefe Conzes an Schliemann befinden sich im Verzeichnis der Gennadius-Bibliothek in Athen, und bei den von Ernst Meyer in seinen Brief­Editionen von 1953 und 195811 herausgegebenen Briefen Schliemanns zählen die an Conze gerade einmal zehn Stück; einen Brief Conzes bringt er im Auszug. 26 Briefe also nur - gegeben hat es nachweis! ich noch ein paar mehr, auf welche in Briefen Bezug genommen wurde -, die aber doch einen gewissen Blick auf die beiden Männer erlauben, wobei persönliche, aber auch sachliche Aspekte berührt werden .

Der direkte Kontakt Conzes mit Heii'U'ich Schliemann setzte offenbar im Januar, vielleicht auch Februar 1873 ein, als Schliemann an Conze - unaufgefordert und als Geschenk - einen Gipsabguss der trojanischen Helios-Metope vom helleni­stischen Athena-Tempel geschickt hat, die im Jahr zuvor gefunden worden war. Ganz selbstlos und ohne Hintergedanken hatte Schliemann dies allerdings nicht getan , denn offenbar war es sein Wunsch , dass der Abguss seines trojanischen Fundes in der Weltausstellung 1873 in Wien ausgestellt werde, wodurch kein ge­ringer Werbeeffekt für ihn lukriert worden wäre.

Conze bedankt sich für die Zusendung in einem Brief, der mit 24. März 1873 da­tiert12 (Abb. 2, nächste Seite): "Hochverehrter Herr Doktor, Sie haben mir zu Hän­den ein werthvolles Geschenk gelangen lassen, den Abguß des Triglyphenblockes mit dem Re I ief des Sonnengottes auf seinem Viergespann. Ihrer großmüth igen Be­stimmung gemäß habe ich den Abguß der hiesigen kais[erlichen] Sammlung von Gipsabgüssen, die sich bei der kais[erlichen] Akademie der Künste befindet, und an deren Leitung ich Theil habe, überwiesen, habe auch in der hiesigen deutschen Zeitung öffentlich Ihr Geschenk zur Kenntnis gebracht und zur Besichtigung auf­gefordett."

Tatsächlich hatte Conze in der in Wien erscheinenden Deutschen Zeitung vom 13 . März 1873 13 eine Notiz eingebracht, in welcher er vom erneuten Beginn der Grabungsarbeiten Schliemanns Anfang Februar 1873 spricht, und dass dieser ihm den Abguss "kurz vorher" habe zukommen lassen. In dem von Conze angelegten und anfangs eigenhändig geführten " Inventarium des archaeologischen Lehrap­parats" der k. k. Universität Wien wurde der in Berlin hergestellte Gipsabguss als "Schliemann 'sehe Metope" unter der Inventarnummer 241 * am 20. Februar 1873 eingetragen. 14

11 Meyer 1953; Meyer 1958. 12 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 92. 13 Deutsche Zeitung, Nr. 431 Abendblatt, Donnerstag 13 . März 1873, S. 4. 14 Im späteren Inventarbuch der Archäologischen Sammlung ist vermerkt, dass dieses Stück am 12.

Juli 1887 an die k. k. Akademie der bildenden Künste verkauft worden sei.

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Abb. 2 - Brief Alexander Conzes an Heinrich Schliemann, 24. März 1873

Übrigens hatte Schliemann noch einen weiteren Abguss der Helios-Metope nach Wien gesandt, nämlich an das Museum der Gipsabgüsse des k. k. Österreichischen Museums flir Kunst und Industrie 15

, seit 1871 im prachtvollen neuen Gebäude von Heinrich von Ferstel am Wiener Stubenring. Wie im Falle der Weltausstellung der massenattraktive Aspekt, steht hier gewiss die öffentlichkeitswirksame Ausstel­lung in einem renommierten Haus im Hintergrund. Zum Gipsabguss muss natür­lich auch ein Schreiben Schliemanns an Conze erfolgt sein , denn Conze bedauert im bereits genannten Brief vom 24. März 1873: "Der von Ihnen gestellten Bedin­gung der Exposition auf der Weltausstellung war ich nicht im Stande nachzukom­men, es fand sich keine Abteilung, in der von unserer Seite aus ein solcher Ab­guß hätte zur Annahme gebracht werden können . Ich hoffe, daß Sie also hiervon absehen werden und mir diese Versicherung mündlich geben werden, da ich die angenehme Aussicht habe Sie am Ende des April , etwa am 27. und an den folgen­den Tagen persönlich an den Dardanellen aufzusuchen." Es folgen Ausführungen Conzes an Schliemann zu seiner ersten Samothrake-Expedition , vor deren Beginn er mit seinem Mitarbeiterstab Schliemann tatsächlich in Troja besucht hat. 16 Con­ze hoffte, von Schliemann aufgrund dessen reicher Erfahrungen "einige Winke" flir seine eigenen Arbeiten auf Samothrake zu bekommen . Das Geschenk Schlie­manns sei ihm willkommene Gelegenheit gewesen, ihm zu schreiben, so Conze, und wir dürfen annehmen, dass dies der erste BriefConzes an Schliemann war.

Schliemann antwortet auf den BriefConzes etwa zwei Wochen später, mit Datum vom 9. April 1873, er freue sich auf den Besuch, und - Schliemann wörtlich : "werde ich Ihnen nicht nur alle Anleitungen geben : wie Sie riesige Schuttmassen am Leichtesten fortschaffen , sondern Ihnen auch in meinen Ausgrabungen sowie in der ganzen Troade alles aufs Haarkleinste zeigen" .17

Auch der nächste Brief in der Korrespondenz der beiden ist von Schliemann, mit Datum 14. Mai 1873 18

, die Samothrake-Grabung war gerade zwei Wochen im Gange. Conze und seine Mitarbeiter hatten Schliemann bei ihrem Troja-Besuch offenbar bestimmte Hinweise gegeben, die sich bei Schliemanns Grabungen dann als richtig herausgestellt hatten, was er Conze in dem Brief erfreut mitteilte: "Zu meiner Freude kann ich Ihnen melden daß Ihre Ansicht u[nd] die Ihrer gelehrten Herren Co !legen sich als richtig erwiesen hat und auf der mit gr[ oßen] Platten gepftasterten Straße zwei Thore ans Licht gekommen sind wovon das eine circa

15 Mittheilungen des k. k. Gesterreichischen Museums für Kunst und Industrie 8, Nr. 96, I. Septem-ber 1873, S. 433 . Für diesen Hinweis danke ich Hubert Szemethy.

16 Conze 1908, S. 37. 17 Meyer 1953, S. 226f., hier: S. 227. 18 Meyer 1953, S. 229.

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6 Y. meterhinter dem anderen steht; auch habe ich bei jedem derselben einen lan­gen kupfernen Bolzen, wahrscheinlich den »KAT]i<;« gefunden . Vor dem 2'e" Thor ein großes Haus dessen Ruinen u[nd] Schutt 3 meter hoch die Thore bedeckte u[nd] darüber ein größeres Haus welches einer späteren Zeit angehört aber Idole u[nd] Vasen mit Eulengesichtern enthielt. In dem unteren Hause, welches auf einer künstlichen Anhöhe gebaut ist, fand ich eine reiche Ernte von höchst merkwürdi­gen Sachen. Dies ist jedenfalls das Haus des Priamos. Das Thor ist das skaeische denn meine vielen auf dem Plateau gegrabenen Brunnen beweisen daß sich die Stadt nicht dahin u[nd] viel weniger noch nach der Ebene ausdehnte." Felsenfest ist Schliemanns Überzeugung, er habe "das Haus des Priamos" gefunden.

Schliemann und Conze dürften ein Treffen in Athen vereinbart haben , denn Er­sterer schreibt in dem Brief, er erwarte Conze "mit Ungeduld", während Letz­terer im nächsten Brief an Schliemann, vom 25. Mai 1873 und auf Samothrake geschrieben 19

, nach einem nur oberflächlichen Bericht über die Grabung dort in Aussicht stellt: " Wir werden Ihnen in Athen Näheres davon erzählen, wo wir uns jedenfalls sehen" . In diesem Briefspricht Conze an Schliemann Worte des Dankes aus, " vor Allem für das behagliche Unterkommen, das Sie uns hier durch ihr Zelt verschafft haben". Schliemann hatte Conze flir Samothrake ein Zelt geliehen, und noch 1908 erinnerte Conze sich in seiner Familienbiographie daran: "Den [Schlie­mann; Anm.] suchten wir auf unserer ersten Hinreise auf, hörten wenigstens über Arbeiterlöhnung etwas von ihm und bekamen ein Zelt geliehen. Unsere eigene Ausrüstung war damals höchst einfach."20

Der nächste, mit 14. November 1873 fast ein halbes Jahr später datierte Brief erging noch einmal von Conze an Schliemann21: "Verehrter Herr, man kommt von Ihnen und Ihren Dingen so bald nicht los, wenn man einmal nahe kam und, seit ich auf Hissarlik bei Ihnen war und in Athen, bin ich auch ein eifrigerer Trojaner geworden als sonst. Nach meiner Rückkehr überzeugten mich die vielen Fragen, die von Personen aus allen Kreisen in Bezug auf Ihre Entdeckungen an mich ge­richtet wurden, wie allgemein verbreitet das Interesse an diesen Dingen ist. Das gab dann auch Anlaß, daß ich gestern Abend im oesterreich[ischen] Museum ei­nen Vortrag über das, was ich von Ihren Unternehmungen wußte, gehalten habe und das allgemeine Interesse dokumentirte sich wiederum und zwar in einem so zahlreichen Besuche, wie er sonst nie einer Vorlesung von mir zu Theil wird. Ich weiß von mehr[er]en Personen, die den allereigehenste22 Antheil an solchen Un-

19 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 166. 2° Conze 1908, S. 37. 21 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 375 . 22 Wahrscheinlich ist "allereigensten" oder "allereingehendsten" zu lesen .

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tersuchungen nehmen, wie der große Architekt Semper z. B. , daß sie leider nicht mehr in den Saal dringen konnten, weil auch der Vorraum schon über halb gefüllt war. Ich schreibe Ihnen das, um Ihnen den befriedigenden Beweis zu liefern, daß Sie, auch was Wien angeht, nicht umsonst gearbeitet haben, daß ferner Wien es wohl verdienen dürfte, daß Sie ein Ansuchen, das ich stellen möchte, wenigstens erwägen möchten." Und dann tritt Conze an Schliemann heran, in Wien "eine öffentliche Ausstellung der sämmtlichen zu dem Schatze gehörigen Gegenstände" zu ermöglichen. Es geht um den Goldschatz, den Conze im Österreichischen Mu­seum für Kunst und Industrie ausgestellt sehen wollte.

Conzes Vortrag bewirkte naturgemäß großes Medienecho, wie zum Beispiel in einem über drei Spalten laufenden Text in der Tageszeitung Die Presse vom 15. November 187323•

Schliemanns Antwort auf den vorigen Brief Conzes erfolgt am 30. November 187324

• Kurz, er würde den freundlichen Vorschlag "mit vielem Vergnügen" an­nehmen, wenn er dadurch der Wissenschaft einen Dienst erweisen könnte. Das sieht Schliemann insofern als nicht gegeben an, wenn nicht seine ganze übrige trojanische Sammlung mitkäme, und das sei auf Grund der Quantität unmöglich. Schliemann spricht von 25.000 Gegenständen . Er beklagt die ungeheure Bela­stung, welche der Schatz flir ihn darstelle, da er ständig Angst vor Dieben habe. Eine Vereinbarung mit der griechischen Regierung sei nicht zu Stande gekommen . Auch an einen Transfer nach Italien habe er gedacht, auch dort plante er Grabun­gen.

Conze antwortet ihm am 14. Dezember 187]25 und bedauert Schliemanns ab­schlägige Entscheidung, den Goldschatz nicht nach Wien zu bringen. Dann aber kommt Conze sogleich auf Schliemanns Missfallen zu sprechen, das ein Artikel über Conzes Wiener Vortrag in einer Triester Zeitung erregt habe, was ihm , Con­ze, von einem athenischen Freunde zugetragen worden sei , "aber keines griechi­schen Gelehrten", wie er einräumt. Und Conze spricht Schliemanns Absicht einer Entgegnung in der Augsburger Allgemeinen Zeitung an . Conze bekräftigt, nicht zu wissen, was der Triestiner Zeitungskorrespondent aus seinem Vortrag gemacht habe und könne daflir keine Verantwortung übernehmen, und er hoffe, Schliemann werde ihm in seiner Entgegnung "nicht ohne Weiteres eine solche Verantwortung zuschieben". Er würde seine Meinung " rückhaltlos irgendwie gedruckt ausspre­chen", dies allerdings erst dann, wenn Schliemanns Werk vorliege und er sein

23 Die Presse, 26. Jahrgang, Nr. 314, 15. November 1873, Local-Anzeiger S. 8. 24 Meyer 1953, S. 242f. 25 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 353 .

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bisheriges Urteil daraus "möglicherweise noch habe berichtigen oder ergänzen können". Da er den Goldschatz ja kaum gesehen habe, habe er im Vortrag sich ,,jeder Meinung ausdrücklich enthalten" . Er ersucht Schliemann, "im Interesse der Sache und unseres persönlichen guten Einvernehmens, das durch mich nie gestört werden soll , wenn Sie bei etwaiger Polemik auf Grund jenes Triestiner Zeitungsartikels (den ich nicht kenne) vorläufig zur Sicherheit sich nur an den Zeitungsreferenten hielten ; nachher, wenn meine Ansicht gedruckt Ihnen vorliegt, stehe ich Ihnen Rede und Antwort." Conze räumt im Schlusssatz ein, mit Schlie­mann nicht ganz übereinzustimmen, aber selbst wenn das so bliebe, so mögen sie "doch als ritterliche Kämpfer uns darum persönlich so gut zu stehen hoffentlich fortfahren können" . Conze will also keine Feindschaft mit Schliemann aufgrund wissenschaftlicher Differenzen zu Troja und ist ganz offensichtlich sehr um das weitere gute Einvernehmen mit ihm bemüht.

Auf diesen Brief Conzes bezieht sich das Schreiben Schliemanns aus Athen an seinen Verleger Brockhaus vom 27. Dezember 187326

: "Professor Conze schreibt mir soeben einen langen Brief und scheint der Meinung zu sein , daß es besser ist, in Zukunft keinen Kampfmit mir vor dem großen Publikum aufzunehmen, ehe er es nicht versucht hat sich über widerstreitende Punkte brieflich mit mir zu einigen. lch bitte Sie daher gefl[issentlich?] Nota zu nehmen, daß diesem Ruhestörer, Pro­fessor A. Conze, Wieden Sophiengasse Nr. 3 in Wien, ein Exemplar des deutschen Textes nebst Atlas zu senden ist. ~ '

Schliemanns Aktivitäten zu beobachten, hatte Conze freilich schon lange vor dem Beginn des Briefwechsels mit ihm begonnen, und er hat sich dazu Aufzeichnun­gen gemacht, wie auf einem Blatt in einem seiner Österreichischen Notizbücher zu sehen ist (Abb. 3)27

• Er macht sich Notizen zu einem Beitrag in der Augsburger Allgemeinen Zeitung28

. Es geht natürlich um Schliemanns Troja-Grabung, und schon hier ist ein leiser Unterton in Bezug auf die Funde auszumachen - "Er nennt das einen ,Beweis ', daß hier die Pergarnos des Priamos gestanden habe, welches unmöglich bei Bunarbaschi gelegen haben könne", so Conze. Er war demnach anfangs skeptisch, was Schliemann und die Identifizierung Trojas betraf.

Aber kehren wir wieder in das Jahr 1873 zurück.

Dass Schliemann zu Alexander Conze anderwärts scharfe Worte finden konnte, zeigt ein privater Brief von ihm aus dem Dezember 1873 an seine Geschwister,

26 Meyer 1936, S.140. 27 Berlin, Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts, Nachlass Alexander Conze, Abt. 8 Nr. 112. 28 Augsburger Allgemeine Zeitung, 24. Mai 1870, Beilage Nr. 144.

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Abb. 3 - Blatt aus einem Notizbuch Alexander Conzes mit Eintragung zu Heinrich Schliemann, 1870

schlussdatiertmit dem 24. des Monats29

: "Entsetzlich habe ich von dem giftigen Neid der deutschen Gelehrten zu lei­den; so z. B. hat jetzt wieder der vielbekannte Professor und Direktor des Museums in Wien30 [gemeint ist Con­ze - K. R. Krierer] eine Rede gehalten, in der er furchtbar gegen meine Ausgrabungen und deren Resultate auftritt. In Folge dessen schicke ich heute an die Redaktion der »Augsburger Allgemeinen Zeitung« meine Antwort auf jene Rede und betitle meinen Artikel »Troja und Professor Conze 's Rede«. Sorgfaltig alle Persönlichkeiten vermei­dend und nur mit der Wissen­schaft fechtend, stoße ich mit den handgreift ichsten Tatsa­chen Punkt für Punkt sämtli­che falschen Angaben seiner Rede um. Ich bin gezwungen es zu tun, denn seine irrigen Angaben könnten ja nur fal­

sche Ansichten verbreiten."

An Conze schreibt Schliemann am 28. Dezember31, als Antwort auf dessen Brief

vom 14. Dezember 1873, er sei gezwungen gewesen, öffentlich auf dessen Rede zu reagieren, "da sie öffentlich gehalten und in den öffentlichen Blättern reproducirt war" . Er gibt zu, die Rede nur in einem Auszug gesehen zu haben, er "höre aber von Deutschland daß die ganze deutsche Presse Notiz davon genommen hat". Das Anführen von Gewährsmännern wie Charles Thomas Newton32 vom British Muse-

'9 Meyer 1936, S. 139f.

30 Ein Irrtum Schliemanns, denn Alexander Conze war zwar Professor der Klassischen Archäologie an der Universität Wien, aber nicht " Direktor des Museums in Wien" .

31 Meyer 1953, S. 244f 32 Newton, Charles Thomas, in : DNP Suppl. 6, Sp. 880f. (St. L. Dyson).

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um und dem Indologen und Philologen Emile-Louis Bumoufl3 sollten Conze wohl beeindrucken. Mit Beharrlichkeit und wortreich sucht Schliemann, Conze seine Sicht der Lokalisierung Trojas deutlich zu machen.

Dieser antwortet ihm mit dem Brief vom 3. Januar 1874 in äußerst freundlichem , konziliantem Ton34 . Es geht Conze darum, trotz Differenzen in wissenschaftlichen Ansichten in gutem Einvernehmen zu bleiben, auch sei er Schliemann und des­sen Frau "flir viele erfahrene Freundlichkeit und flir die gütige Aufnahme" ver­pflichtet. Conze gibt an, auch sonst in wissenschaftlichen Dingen Differenzen mit Männern zu haben, die ihm persönlich indes sehr befreundet blieben. Und wieder bekräftigt er, mit öffentlichen Äußerungen zu Schliemanns Troja bis zum Erschei­nen von dessen Publikation warten zu wollen. Brieflich könne er nicht diskutieren, das lasse seine "gar bedrängte Zeit" nicht zu.

Der nächste zu nennende Brief ist der von Schliemann an Conze vom 31 . Januar 187435 . Es geht darin zunächst um Publikationen Conzes, die dieser Schliemann hatte zukommen lassen. Dann aber kommt Schliemann unvermittelt auf eine Re­zension seines noch gar nicht erschienenen Buches, gemeint sind seine "Troja­nischen Alterthümer" , durch den Sprach- und Religionswissenschaftler Friedrich Max Müller36 zu sprechen, die allein auf der Basis von Schliemanns Zeitungsar­tikeln erfolgt sei, und da der "Artikel nur falsche Ansichten verbreiten kann aber leicht zu widerlegen" sei , habe er nicht gezögert, eine lange Antwort darauf zu schreiben und diese an Newton einzusenden, mit der Bitte, sie in der Times, der Academy, Saturday Review oder im Athenaeum zu publizieren . Doch damit nicht genug, habe er tags zuvor in der Augsburger Allgemeinen zu seinem Schrecken einen Auszug aus Müllers Artikel gesehen, "worin alles Gute was er sagt weg­gelassen u[nd] nur das Schlechte gesagt ist". Daher habe er sofort reagiert und seinen englischen Artikel an Brackhaus in Leipzig gesandt, damit er ins Deutsche übersetzt und unverzüglich in der Augsburger Allgemeinen veröffentlicht werde. Schliemann schreibt Conze dies, um ihn anschließend zu bitten, mit der Bespre­chung seiner Entdeckungen aufgrund seines Buches und der Fotografien so lange zu warten, bis er auch seinen englischen oder deutschen Artikel gelesen habe. Schliemann war also mehr als nur beunruhigt in dieser Situation.

Der nächste Briefträgt das Datum 14. März 187437. Es ist der letzte, flir die 1870er

Jahre nachweisbare, von Schliemann an Conze gerichtete. Schliemann berichtet

33 Zavadil 2009, S. 387f. 34 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 69, No. 4. 35 Meyer 1953, S. 251 f. 36 Müller, Friedrich Max, in: NDB 18 (1997), S. 322f. (H .-W. Jäger) . 37 Meyer 1953, S. 258f.

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1 ),

J )

Conze über seine ersten, allerdings noch - wie er zugibt - ohne offizielle Erlaubnis erfolgten Versuchsgrabungen in Mykene und schildert die Funde, die er dabei ge­macht hatte. Von einer "große[n] Menge höchst merkwürdiger uralter wunderbar bemalter Gefäße u[nd] Topfscherben" ist die Rede, von menschlichen und tieri­schen Idolen, und Schliemann bringt auch gleich Interpretationen. Viel mehr gibt er über seine ersten mykenischen Forschungen nicht preis, denn er habe bereits ei­nen Artikel darüber zur Veröffentlichung nach Frankreich an das Institut de France gesandt. Er gibt nur noch seiner Freude Ausdruck, dass Martin Haug38, Orientalist in München, eine Menge der trojanischen Inschriften sich vorgenommen hatte.39

Am 7. April 1874 schreibt Conze an Schliemann40• Es ist dies der letzte, flir die

1870er Jahre nachweisbare Brief der beiden Korrespondenzpartner. Er ist mit vier dicht und bis auf die Ränder beschriebenen Seiten Conzes längster Brief an Schliemann, und es ist ein von wohlwollend kollegial-freundschaftlichem Ton getragener, in seiner Diktion ehrlicher Brief. Conze kündigt Schliemann die Zu­sendung von zwei Aufsätzen an, in welchen er sich mit dessen Entdeckungen aus­einandergesetzt hatte41

, und er hoffe nun, dass Schliemann "mit der Einmischung des Homerischen in allzu direkter Form mehr und mehr innehalten" werde. Dann nämlich würden Schliemann "alle die unliebsamen Bemerkungen erspart bleiben, die jetzt die Anerkennung Ihrer Leistungen trüben." Auch er, Conze, habe solche machen müssen. Aber, so Conze weiter: " Was ich Ihnen Unangenehmes gesagt habe, das forderte meine wissenschaftliche Pflicht von mir und Sie werden wissen, daß wir nur dadurch weiter kommen, indem wir ihr folgen. Es thut mir herzlich leid, daß so vielfach diejenigen, die Ihnen Angenehmes sagen, Ihnen schaden, die­jenigen Sie verletzen müssen , die es am besten und ehrlichsten mit Ihnen und der Sache meinen. Ich halte das Eine im Vertrauen auf Ihre deutsche Anschauungs­weise in solchen Dingen fest, daß Sie das aus Wahrheitsliebe auch Ihnen entgegen Gesagte, wenn auch flir falsch , doch nie flir kränkend ansehen werden." Conze spricht abschließend Schliemann noch seinen Dank flir die Zusendung von dessen Werk aus und kündigt seinerseits seine Samothrake-Publikation an: "Sie werden , gleichviel ob Sie mir jetzt zürnen werden oder nicht, einer der Ersten sein , denen ein Exemplar zu freundlicher Aufnahme dargeboten werden wird. Haben wir doch gleichsam als Ihre Gäste auf Samothrake gearbeitet, unter Ihrem Zelt­dache."

38 Haug, Martin, in: NDB 8 (1969), S. 91f. (W. Eiters). 39 Schliemann im nämlichen Brief: "Der brave Mann ist außer sich vor Begeisterung fl.ir die Auf­

deckung Troias.", Meyer 1953, S. 259. 40 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 69, No. 166. 41 Bei den beiden von Conze genannten Aufslitzen kann es sich nur um seinen Beitrag in den

Preussischen Jahrbüchern (Conze 1874a) und den Text in der in Wien erscheinenden Deutschen Zeitung vom I. April 1874 (Conze 1874b) handeln.

269

ln der Korrespondenz zwischen Conze und Schliemann besteht ab dem Zeitpunkt eine große Lücke, nämlich ab April 1874 bis in den Oktober des Jahres 1883. Diese Lücke dürfte tatsächlich eine langjährige Unterbrechung des Briefverkehrs zwischen Conze und Schliemann anzeigen, denn sie besteht im Briefverlauf bei­der gleichermaßen. Freilich dürfen wir daraus nicht ableiten, es habe in der Zeit­spanne keinen Kontakt zwischen den beiden gegeben, auch wenn er sich brieftich

nicht nachweisen lässt.

Der in Pergarnon geschriebene Brief vom 20. November 188342 zum Beispiel erweist, dass zumindest ein paar Briefe verloren sind - oder noch nicht wieder aufgetaucht, denn Conze bedankt sich für einen vom 30. Oktober 1883. Viel steht nicht in dem Brief, außer dass Conze sich wortkarg für Schliemanns Absicht be­dankt, ihm sein "neu es Werk zuzusenden". Es wird sich dabei wohl um das 1884 bei Brockhaus in Leipzig erschienene "Troja" handeln , mit den Ergebnissen der Grabungen des Jahres 1882.

Vom 29. Januar 1884 gibt es ein Schreiben aus dem Archäologischen Institut in Berlin an Schliemann43, dass ihm die im Auftrag des Instituts herausgegebenen " Karten von Mykenai", erschienen beim Dietrich Reimer Verlag, zugesandt wür­den44. Der Brief ist nicht von Conze selbst geschrieben, nur die Unterschrift ist von ihm. Conze selbst hat kein persönliches Wort hinzugefügt.

lm ebenso kurzen Brief vom 17.- wohl August - 188645, also zweieinhalb Jahre später, bedauert Conze, dass er Schliemanns Besuch wegen einer unaufschieb­baren Reise nach Pergarnon nicht empfangen könne. Er möchte ihn aber auf der Rückreise in Athen treffen , wo er ihn das vorige Mal " leider verfehlte".

Vom 4. Juli 1887 datiert ein mit "Vertraulich" überschriebenes Schreiben aus dem Archäologischen Institut in Berlin an Schliemann46, von Conze unterzeichnet. Es geht um Schliemanns Bereitschaft, der athenischen Abteilung des Deutschen Ar­chäologischen Instituts ein Haus "zu festem Mietzinse zur Verfügung zu stellen". Der Antrag dazu wurde vom Kaiserlichen Auswärtigen Amt angenommen, es sei­en aber noch weitere amtliche Schritte - vom Reichsschatzamt über den Reichstag bis zum Kaiser - abzuwarten. Conze dankt Schliemann für das Angebot.47

42 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 93, No. 939. 43 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 94, No. 73. 44 Steffen/Lolling 1884. 45 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 99, No. 671. 46 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 101 , No. 214.2. 47 Es geht ganz offensichtlich um das Gebäude in der Straße Phidiou I, in welchem die Abteilung

Athen des Deutschen Archäologischeninstituts ab 1888 ihren Sitz hatte . Angekauft wurde es 1899; Jantzen 1986, S. 79- 84, hier: S. 81.

270

24. September 188848 : Conze bestätigt den Empfang von Schliemanns Erklärung und wird nötige Schritte beim Auswärtigen Amt tun , das Prozedere würde gewiss zum gewünschten Abschluss führen . Die Bedeutung Schliemanns für Conze, und nun auch für das Deutsche Archäologische Institut, hatte eine neue Dimension erreicht.

20. November 188849: Bei Conzes Antwort aufSchliemanns Briefvom 8. Novem­ber 1888 - auch hier fehlt ein Brief - dreht es sich um die Regelung betreffend die Zahlung an das Bankhaus Robert Warschauer u. Co. Auch hofft Conze, dass Schliemann am Winckelmannstag der Eröffnung - des neuen Institutshauses näm­lich - beiwohnen würde.

Ein längeres Schreiben Schliemanns an Conze datiert erst wieder mit 4. Dezember 188950. Es geht um Troja und die Hissarlik-Konferenz, weiter um Schliemanns Sammlung. Schliemann gibt an, Virchow51 habe ihm mitgeteilt, dass Conze in der Generalversammlung der Akademie dafür eingetreten sei , dass Major Stef­fen 52 als Delegierter zur Hissarlik-Konferenz bestimmt wurde, und er dankt Conze für sein Eintreten dafür, dass die Akademie die Reiseerlaubnis für Steffen erwirkt hatte. Schliemann berichtet von kleinen Häuschen für die Unterkunft der Teil­nehmer, die er habe erbauen lassen , und dass die Ausgrabung seit einem Monat laufe. Dörpfeld53 und der von der Wiener Akademie delegierte George Niemann54

sowie Boetticher55 seien vor Ort. Boetticher wolle tags darauf abreisen. Die von diesem aufgeworfenen Fragen würden von Steffen und Niemann beantwortet. Je­denfalls werde die Grabung im kommenden Frühling "in großartigem Maßstabe" fortgesetzt. Schliemann erinnert Conze an sein Versprechen der Unterbringung der trojanischen Funde im Neubau des Königlichen Museums. Die Zuweisung im Ethnologischen Museum sei schon jetzt zu klein. Seine Athener Sammlung habe er dem deutschen Volk vermacht, unter der strikten Bedingung, dass sie der

48 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 103, No. 411 . 49 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 103, No. 523 . 50 Meyer 1958, S. 333f. 51 Rudolf Virchow ( 1821 - 1902), Arzt, Professor der Pathologie, Archäologe und Politiker, mit Hein­

rich Schliemann befreundet. - Andree 2002; Gosehier 2002. 52 Bernhard Ferdinand Steffen (1844-1891 ), Topograph und ranghoher Angehöriger verschiedener

Milit!lreinheiten; Zavadil 2009, S. 417f. ; Zavad il 2011 . 53 Wilhelm Dörpfeld (1853- 1940), Architekt, Bauforscher und Archäologe; Mitarbeiter Schliemanns

in Troja und Tiryns, später von Alexander Conze in Pergamon; Dörpfeld, Friedrich Wilhelm, in: NDB 4 (1959) , S. 35f. (G. von Lücken).

54 George Niemann (1841 - 1912), Architekt, Bauforscher und Archäologe, Zeichner und Radierer; Niemann, Georg(e) , in: ÖBL 7 (1978), S. 121 (R. Schachel); Szemethy 2010.

55 Ernst Boetticher ( 1842- 1930), preußischer Hauptmann, Amateur-Archäologe und Gegner von Schliemann; Zavadil 2009.

271

II II

Berliner Sammlung hinzugefugt werde. Er habe diesbezüglich auch an Schöne56

geschrieben. Es müsse doppelt so viel Platz geschaffen werden flir die trojanische Sammlung. Er, Schliemann, könne sich auch an den Kaiser wenden. Schöne und andere seien überzeugt, die trojanische Sammlung gehöre ins Königliche Muse­um, wo vorher kein Platz gewesen sei, der aber jetzt beim Neubau geschaffen werden müsse.

Conze antwortet am 16. Dezember 188957: Es geht eingangs um die Angriffe Boet­

tichers auf Troja, die Conze abtut, diese seien wirksam durch Steffen und Niemann entkräftet worden. Dann äußert Conze sich zur Frage des Platzes flir Schliemanns "trojanische Sammlung in den neuen Museumsbauten" in Berlin ; er habe bereits mit dem Generaldirektor, mit Richard Schöne also, geredet, der sei dafür sehr zugänglich; dennoch möge Schliemann beim Kaiser aktiv werden, was der Sache gewiss förderlich sein könne. Er wünscht Schliemann gute Erfolge in Troja.

Es ist dies der letzte BriefConzes an Schliemann, der mir bekannt ist. Von Sch1ie­mann existieren noch drei Briefe an Conze, vom 24. Dezember 188958

, vom 20. Juli 189059 und vom 9. Dezember 189060

• Im ersten der drei geht es insbesondere um bemalte Keramik aus Troja, deren Hälfte Schliemann bei der Hohen Pforte flir Berlinerwirken wolle. Tm zweiten spricht Schliemann über die Troja-Grabung, "Hausbauangelegenhei­ten" in Athen, und dass er Ende Dezember - also noch 1889 - an den Kaiser we­gen der Unterbringung seiner Sammlungen in Berlin geschrieben habe61

, und dass er hoffe, die Fertigstellung des Museumsneubaus und den Einzug seiner Samm­lung noch zu erleben.

1m letzten Brief schließlich erzählt Schliemann von seiner schweren Erkrankung an beiden Ohren, der "höchstgefährlichen Operation" durch den "hochberühmten Chirurgen" Schwartze in Halle an der Saale- mit schlimmen Details. Schließ­lich berichtet er Conze noch den neuesten Stand seiner Sammlung: "Ich habe die Schatzstücke aus der Türkei in Sicherheit gebracht und bewahre sie nun in Athen auf.[ . . . ] Aufjeden Fall habe ich durch Testament alle in meinem Haus in Athen befindlichen Altertümer aus Troja der Stadt Berlin vermacht, so daß auch

56 Richard Schöne (1840-1922), Klassischer Archäologe und Generaldirektor der königlichen Mu-seen in Berlin; Schöne, Richard, in: NDB 23 (2007), S. 403f. (G. Platz-Horster).

57 Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 104, No. 119. 58 Meyer 1958, S. 338f. 59 Meyer 1958, S. 369f. 60 Meyer 1958, S. 388- 391. 61 Schliemann hat sich in der Angelegenheit der Unterbringung seiner Sammlung in Berlin mit einem

am 24. Dezember 1889 datierten Briefvon Athen aus an Kaiser Wilhelm II. gewandt: Meyer 1958, S.339f.

272

die jüngst gefundenen Schätze Besitz des Vaterlandes werden." Er schließt damit, gemeinsam mit Dörpfeld die Grabungen Anfang Februar 1891 wieder aufnehmen zu wollen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis:

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Conze u. a. I 880: A. Conze u. a. , Neue Archaeologische Untersuchungen auf Samothrake. Ausgeführt im Auftrage des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht mit Unterstützung seiner Majestät Corvette "Frundsberg" Commandant Kropp von Alexander Conze, Alois Hauser, Otto Benndorf, Wien I 880.

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Abbildungsnachweis:

Abb. I : nach Conze F. 1941 , Frontispiz; Abb. 2: American School of Classical Studies at Athens, Gennadius Library, Heinrich Schliemann Papers; Abb. 3: Berlin, Archiv des Deut­schen Archäologischen Instituts, Nachlass Alexander Conze, Abt. B Nr. 112.

Doz. Dr. Karl Reinhard Krierer Rembrandtstraße 14 I 6a 1020 Wien Österreich

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MITTEILUNGEN aus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen

Heft 10/11 • 2016

MITTEILUNGEN aus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen

Heft 10/11 • 2016

Herausgeber: Dr. Reinhard Witte

Titelbild: Das Mausoleum Heinrich Schliemanns auf dem Ersten Friedhof in Athen (Foto: Dr. Reinhard Witte)

Vorträge auf dem 11. Wissenschaftlichen Kolloquium

des Heinrich-Schliemann-Museums Ankershagen und der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft Ankershagen e. V.

Archäologie und Archäologen im 19. Jahrhundert

vom 3. bis 6. September 2015 in Ankershagen (Heinrich-Schliemann-Museum) und in Neubrandenburg

(Haus der Kultur und Bildung)

Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern,

Herrn Erwin Sellering.

Das Kolloquium war dem 125. Todestag Heinrich Schliemanns (6. Januar 1822 Neubukow - 26. Dezember 1890 Neapel) gewidmet.

Inhalt

Reinhard Witte Einführende Worte

Konrad Zimmermann Ein vermeintliches Schliemann-Porträt

Bernhard F Steinmann Den Karern auf der Spur? Die Entdeckung der Kykladenkultur im 19. Jahrhundert

Eberhard Zangger Die Luwier: Bindeglied zwischen Mykenern und Hethitern

ArminJähne Archäologie in Russland zu Schliemanns Petersburger Zeit

Wilfried Bölke Erkenntnisse und Betrachtungen nach der Auswertung des Briefwechsels Heinrich Schliemanns mit seiner mecklenburgischen Familie

Christo Thanos Schliemann's journey to ltaly, Egypt and the Near East in the winter of 1858-1859: the A3 diary

Maria Castro

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I 19

Heinrich Schliemann: a new discoverer of cuba 137

Michaela Zavadil Eine facettenreiche Beziehung: Heinrich Schliemann und Wien 145

Annemarie Kaufmann-Heinimann Schliernano und die Schweiz im Spiegel seiner Korrespondenz mit Eduard von Muralt und Jakob A. Mähly 171

Ralf A. Stucky «Wollen Sie Schliernann sehn?» 191

David A. Traill Schliemanns Nilreise im Winter 1886-87 211

Hellmut Rühle RudolfVirchows Arbeiten als Prähistoriker und seine Rolle als wissenschaftlicher Berater Heinrich Schliernanns 223

Christian Andree Notwendige Korrekturen: Der Briefwechsel Schliemann/Virchow in historisch-kritischer Edition erstmals vollständig aus den Handschriften vorgelegt 235

Juri Seckendorf Neue Erkenntnisse aus dem Schliemann-Virchow-Briefwechsel in der historisch-kritischen Edition von Christian Andree

4

247

Karl Reinhard Krierer Alexander Conze und Heinrich Schliemann

Huber! Szemethy Otto Benndorf, der "Schliemann von Ephesos",und seine Beziehung zu Heinrich Schliemann

Margit Z Krpata "Cypern wäre ein Feld für Sie"- Die Beziehung zwischen Max Ohnefalsch-Richter

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277

und Heinrich Schliemann 309

Matthias Jung Die Kontroverse von Heinrich Schliemann und Ernst Boetticher aus soziologisch-professionalisierungstheoretischer Sicht

Johanna Auinger Carl Humanns Teilnahme an der Zweiten Hisarltk-Konferenz

Reinhard Witte AdolfMichaelis und seine Rückschau auf die (kunst-)archäologischen Entdeckungen

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im 19. Jahrhundert 359

Wau! Arentzen Pasch van Krienen. Das Grab von Homer und die Nutzung von Quellen

Rainer Hilse Pitt Rivers - einer der Väter der britischen Archäologie

Sybille Galka Eduard Gerhard - Begründer des Institutes für Klassische Archäologie an der Berliner Universität

Stefanie Samida William Simpson (1823- 1 899): Kriegsberichterstatter, Künstler und "Schmähschreiber"

Constanze Gram! AdolfHermann Struck (1877- I 9 I I). Von der Orientbahn ins Deutsche Archäologische Institut

Tobias Mühlenbruch Wilhelm Dörpfeld und Tiryns - sein Anteil an Heinrich Schliemanns Ausgrabungen I 88411885

Andrea Rudolph Ausstellungserzählung im Johann-Heinrich-Voß-Literaturhaus in Penzlin

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