sabine kunz/bernhard zirngibl, erste frühlatènezeitliche grabungsbefunde aus dem regental bei...

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Erste frühlatènezeitliche Grabungsbefunde aus dem Regental bei Roding und Michelsdorf Beiträge zur eisenzeitlichen Besiedlung im Landkreis Cham Sabine Kunz und Bernhard Zirngibl Nordostbayern, große Teile der Oberpfalz und näherhin der Landkreis Cham wurden 1930 von P. Reinecke 1 , basierend auf der im Vergleich zu heute deutlich schlechteren Quellenlage, allenfalls als Grenzgebiet prähistorischer Besiedlung bezeichnet – ein Urteil, das sich hartnäckig in der Fachliteratur hielt. Die von ihm postulierte Unbesie- delbarkeit weiter Landstriche Nordostbayerns führte er auf die dort vorherrschenden mageren, in seinen Augen für eine Kultivierung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit ungeeigneten Böden zurück. Für den Landkreis Cham wurde auf der von P. Reinecke vorgelegten schematischen Kartierung nur die Bodenwöhrer Bucht als dünn, aber dauerhaft besiedelt dargestellt, obwohl sie nach Ausweis der Bodenschätzungskarten 2 ebenfalls keine Böden hoher Bonität besitzt 3 . Bereiche naabaufwärts hingegen, die heute sehr dicht gestreute Lesefundstellen aufzuweisen haben, wurden vom Altvater der bayerischen Vorgeschichtsforschung als weißes Niemandsland kartiert. Nicht nur an der Naab hat sich der Fundanfall mittlerweile deutlich erhöht, auch andernorts werden – sogar an topographisch scheinbar ungünstigen Plätzen – neue Fundstellen bekannt, wenn nur jemand danach sucht 4 ; die Hallstatt- und Frühlatènezeit ist unter diesen Neu- funden gut vertreten. Auch im Landkreis Cham wurde in den letzten Jahrzehnten durch Feldbegehungen eine Vielzahl neuer Fundstellen aufgedeckt. Dabei schien aber noch vor zehn Jahren 5 gerade die ältere Eisenzeit in der Cham-Further-Senke weitgehend auszufallen. 95 1 P. Reinecke, Die Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Besiedelung Nordostbayerns. Bayer. Vorgeschfreund 9, 1930, 3–16 mit Karte. 2 Vgl. die Blätter 6738 und 6740 der Bodenschätzungskarte 1:50 000 von 1959. 3 In der Kartierung wurden weitere kleinflächige Areale im Landkreis als besiedeltes Gebiet markiert, dem Text ist aber zu entnehmen, dass es sich dabei um Einzelfunde handelt: Rei- necke (Anm. 1) 12 f. 4 G. Raßhofer, Bemerkungen zur vorgeschichtlichen Archäologie im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab. In: Chronik der Stadt Grafenwöhr (Grafenwöhr 2011) 11–29 bes. 22 ff. Demnach häufen sich auch im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab die Keramikfunde und das in einiger Zahl mit hallstatt- und frühlatènezeitlichen Vertretern in teilweise ungewöhnlichsten Topo- graphien wie beispielsweise die Fundstelle von Püchersreuth-Wurz ebd. 23 Abb. 24. 5 J. Zuber, Die Cham-Further Senke in der Vorgeschichte. In: M. Chytráèek/J. Michálek/ K. Schmotz (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen. 11. Treffen, 20.–23. Juni 2001 in Obernzell (Rahden/Westf. 2002) 161–178 bes. 168; 171. – Ähn- lich auch: St. Winghart, Vorgeschichtliche Deponate im ostbayerischen Grenzgebirge und im Schwarzwald. Zu Horten und Einzelfunden in Mittelgebirgslandschaften. Ber. Röm. Germ. Komm. 67, 1986, 89–201 bes. 109; 119.

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Erste frühlatènezeitliche Grabungsbefunde aus dem Regental beiRoding und Michelsdorf

Beiträge zur eisenzeitlichen Besiedlung im Landkreis Cham

Sabine Kunz und Bernhard Zirngibl

Nordostbayern, große Teile der Oberpfalz und näherhin der Landkreis Cham wurden1930 von P. Reinecke1, basierend auf der im Vergleich zu heute deutlich schlechterenQuellenlage, allenfalls als Grenzgebiet prähistorischer Besiedlung bezeichnet – einUrteil, das sich hartnäckig in der Fachliteratur hielt. Die von ihm postulierte Unbesie-delbarkeit weiter Landstriche Nordostbayerns führte er auf die dort vorherrschendenmageren, in seinen Augen für eine Kultivierung in vor- und frühgeschichtlicher Zeitungeeigneten Böden zurück. Für den Landkreis Cham wurde auf der von P. Reineckevorgelegten schematischen Kartierung nur die Bodenwöhrer Bucht als dünn, aberdauerhaft besiedelt dargestellt, obwohl sie nach Ausweis der Bodenschätzungskarten2

ebenfalls keine Böden hoher Bonität besitzt3. Bereiche naabaufwärts hingegen, die heutesehr dicht gestreute Lesefundstellen aufzuweisen haben, wurden vom Altvater derbayerischen Vorgeschichtsforschung als weißes Niemandsland kartiert. Nicht nur ander Naab hat sich der Fundanfall mittlerweile deutlich erhöht, auch andernorts werden– sogar an topographisch scheinbar ungünstigen Plätzen – neue Fundstellen bekannt,wenn nur jemand danach sucht4; die Hallstatt- und Frühlatènezeit ist unter diesen Neu-funden gut vertreten. Auch im Landkreis Cham wurde in den letzten Jahrzehnten durchFeldbegehungen eine Vielzahl neuer Fundstellen aufgedeckt. Dabei schien aber nochvor zehn Jahren5 gerade die ältere Eisenzeit in der Cham-Further-Senke weitgehendauszufallen.

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1 P. Reinecke, Die Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Besiedelung Nordostbayerns. Bayer.Vorgeschfreund 9, 1930, 3–16 mit Karte.

2 Vgl. die Blätter 6738 und 6740 der Bodenschätzungskarte 1:50 000 von 1959.3 In der Kartierung wurden weitere kleinflächige Areale im Landkreis als besiedeltes Gebiet

markiert, dem Text ist aber zu entnehmen, dass es sich dabei um Einzelfunde handelt: Rei-necke (Anm. 1) 12 f.

4 G. Raßhofer, Bemerkungen zur vorgeschichtlichen Archäologie im Landkreis Neustadt a. d.Waldnaab. In: Chronik der Stadt Grafenwöhr (Grafenwöhr 2011) 11–29 bes. 22 ff. Demnachhäufen sich auch im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab die Keramikfunde und das in einigerZahl mit hallstatt- und frühlatènezeitlichen Vertretern in teilweise ungewöhnlichsten Topo-graphien wie beispielsweise die Fundstelle von Püchersreuth-Wurz ebd. 23 Abb. 24.

5 J. Zuber, Die Cham-Further Senke in der Vorgeschichte. In: M. Chytrá�ek/J. Michálek/K. Schmotz (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen.11. Treffen, 20.–23. Juni 2001 in Obernzell (Rahden/Westf. 2002) 161–178 bes. 168; 171. – Ähn-lich auch: St. Winghart, Vorgeschichtliche Deponate im ostbayerischen Grenzgebirge und imSchwarzwald. Zu Horten und Einzelfunden in Mittelgebirgslandschaften. Ber. Röm. Germ.Komm. 67, 1986, 89–201 bes. 109; 119.

Naturraum und Verkehrstopographie

Naturräumliche, klimatische und verkehrsgeographische Faktoren6 bestimmten dieLage der Ansiedlungen in prähistorischer wie heutiger Zeit. Als siedlungsgünstigeAreale, die in der Regel in einer Höhenlage deutlich unter 500 m NN liegen, sind dieSenken und Buchten des Landkreises zu bezeichnen, darunter in erster Linie dieCham-Further-Senke. An einigen Stellen dieser Tiefenlagen sind eingewehte Lössvor-kommen vorhanden und die Bodenschätzungskarten zeigen, dass zum Teil sogarertragreichere Böden vorhanden sind als beispielsweise in den prähistorisch dicht besie-delten Landstrichen des Landkreises Schwandorf7. Eingerahmt werden die auch klima-tisch begünstigten Senken durch die Riedelgegenden und Höhenzüge des FalkensteinerVorwaldes im Süden und Südwesten, den Vorderen und Hinteren Oberpfälzer Wald imNorden und den Vorderen und Hinteren Bayerischen Wald im Süden und Südosten.

Der wichtigste vom Gebirgsprofil festgelegte Verkehrsweg führt von West nach Ostdurch die Bodenwöhrer Bucht, bis Cham entlang des Regen, dann nach Nordosten imTal des Chamb über Furth im Wald, um schließlich über den günstigsten Passweg desostbayerischen Grenzgebirges zwischen Höhenlagen von über 1000 m NN bei nur430 Höhenmetern nach Folmava und Doma lice in Westböhmen zu gelangen.

Neben dieser Hauptverkehrsachse stellt das Schwarzachtal eine weitere Ost-WestVerbindung durch das Grenzgebirge dar, während über die Regensenke, die Stallwan-ger Senke und auch das Regental8 Verbindungen nach Süden bestehen. Über den Ver-

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6 Zu Naturraum und Verkehrstopographie vgl. H. Fehn, Oberpfälzer und Bayerischer Wald.In: E. Meynen/J. Schmithüsen (Hrsg.), Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutsch-lands (Bad Godesberg 1962) 624–647. – H. Fehn, Landschaftliche Gliederung des OberpfälzerWaldes. Die Oberpfalz 54, 1966, 36–40; 52–56; 76–80; 110–112; 121–124. – K. Müller-Hohen-stein, Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 165/166 Cham (Bad Godesberg 1973) 14 ff. –W. Torbrügge, Die Hallstattzeit in der Oberpfalz I. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 39 (Kall-münz 1979) 14 ff. m. Abb. 1 und 2; 218 ff. – M. Schieber, Ein naturräumlicher Überblick. In:Regensburg-Kelheim-Straubing I. Führer arch. Denkmäler Deutschland 5 (Stuttgart 1984)11–26 bes. 12 ff. – W. Torbrügge, Die Landschaften um Regensburg in vor- und frühgeschicht-licher Zeit. In: ebd. 28–117 bes. 37 ff. – Winghart (Anm. 5) 99 f. – I. Schmitz-Pesch, Roding. DiePflegämter Wetterfeld und Bruck. Hist. Atl. Bayern. Altbayern 44 (München 1986) 2 ff. –Zuber (Anm. 5) 161. – B. Ernst, Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz vom Frühmittelalterbis zur frühen Neuzeit. Arb. Arch. Süddeutschland 16 (Büchenbach 2003) 26 ff.; 33 f.

7 W. Irlinger/G. Raßhofer, Ein „Herrenhof“ der Späthallstatt-/Frühlatènezeit im Naabtal beiTeublitz, Lkr. Schwandorf. Beitr. Arch. Oberpfalz 5, 2002, 141–166 bes. 148 f.

8 Eine stärkere Nutzung des tief eingeschnittenen Regentales innerhalb des Falkensteiner Vor-waldes wurde bisher für prähistorische wie frühgeschichtliche Zeiten als unwahrscheinlicherachtet. Vgl. Irlinger/Raßhofer (Anm. 7) 142 f. Anm. 9. Allerdings ist den jüngsten Fund-chroniken und den Ortsakten des BLfD für die Latènezeit eine Verdichtung von Lesefundstel-len im Raum Nittenau zu entnehmen, während sich in der Bodenwöhrer Bucht – vor allemzwischen Roding und Bruck – aufgrund fehlender Begehungen bisher nur wenige Siedlungs-nachweise finden. Im Regental handelt es sich um eine auffällige Massierung von Lesefund-stellen, die durch E. Süss in den Gemarkungen Untermainsbach, Bleich, Hof am Regen undBergham in der Gemeinde Nittenau, Lkr. Schwandorf entdeckt wurden. Weitere Fundstellenkonnten durch die Sammeltätigkeit von H.-W. Robold in der Gemarkung Ramspau,Gemeinde Regenstauf, Lkr. Regensburg nachgewiesen werden.

lauf der Verkehrswege in historischer Zeit sind wir – neben Schriftquellen – dort infor-miert, wo Burgen, Flüsse bzw. Furten und Hohlwege die Trassen abstecken respektivenachzeichnen, aber für die Verhältnisse in prähistorischer Zeit müssen diese Indiziennicht gleichermaßen gelten9.

Forschungsstand und -geschichte

Die archäologischen Quellen zur prähistorischen Besiedlung im Landkreis Cham setzensich neben einem Löwenanteil von Lesefundstellen zu einem Gutteil aus undatiertenGeländedenkmälern und nur wenigen Grabungsbefunden zusammen.

Der Gang der Forschung im Landkreis Cham beginnt im Grunde nach einer frühen,aber für die Neolithforschung folgenschweren Grabung von Knöbling in den 1930erJahren10 erst nach dem 2. Weltkrieg. Seither konnte das von P. Reinecke entworfene Bilddurch die einsetzende intensive Lokalforschung revidiert werden, ohne dass sich dies inder Fachliteratur nachhaltig niedergeschlagen hätte. Als Pioniere dürfen hierbeiH. Lindner11, F. X. Angerer12 und H. Wolf13 gelten14. Ein weiterer Zuwachs in Zahl undVerbreitung der archäologischen Fundstellen ist seit den 1980er Jahren durch die Bege-hungen K. Hornauers und seit den 1990ern durch die Aktivitäten von A. Preis15 zu ver-zeichnen.

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9 Die außergewöhnlichen Befunde von ältereisenzeitlichen Straßenabschnitten aus dem mittel-fränkischen Schwarzachtal, die durch Kalksteinrollierungen befestigt wurden, stellen einenabsoluten Ausnahme- und Glücksfall für die archäologische Siedlungskunde dar. Vgl.M. Schußmann, Die Latènezeit im südlichen Mittelfranken. Universitätsforsch. Prähist.Arch. 161 (Bonn 2008) 81 ff. Abb. 32. Zum Forschungsstand zu dieser Thematik ebd. 81 f.Anm. 449. Die Entdeckung derartiger Befunde wurde durch flächenintensive Baumaßnah-men ermöglicht, ihre Datierung und Interpretation ist hinlänglich abgesichert.

10 H. Wolf, „Knöbling-SSW“, die eponyme Siedlung der endneolithischen Chamer Gruppe unddie weiteren vorgeschichtlichen Fundstellen im Gebiet des Gradabteilungsblattes 6841Roding. In: Festschr. Gymnasium-Studienheim Cham 1923–1973 (Cham 1973) 147–212.

11 F. X. Angerer/G. Priehäußer/A. Stroh/H. Wolf, Herbert Lindner. Ein Leben für die For-schung in Schlesien und im Bayerischen Wald. Verhand. Hist. Ver. Oberpfalz 109, 1969,183–188 bes. 184 ff. Den rapiden Zuwachs an Fundstellen verdeutlichen ebd. die Karten 1und 2.

12 F. X. Angerer/K. Brunnacker/B. Frenzel/H. Lindner, Ein Acheuléen-Faustkeil aus demRegental. Bayer. Vorgeschbl. 27, 1962, 1–33.

13 Abgesehen von der Auffindung vieler der bekannten Geländedenkmäler konnte H. Wolfauch zwei kleinere Grabungen durchführen: H. Wolf, Eine westkeltische Goldmünze ausWeiding und andere jüngerlatènezeitliche Funde aus der Cham-Further-Senke. Bayer. Vor-geschbl. 35, 1970, 69–82 bes. 73 ff. Abb. 4–6; 7,1.3.4. – H. Wolf, Eine frühmittelalterliche, latène-und hallstattzeitliche Kulturschicht unter der Stadtmauer von Cham. Verhand. Hist. Ver.Oberpfalz 111, 1971, 211–220.

14 Zusammenfassend: Winghart (Anm. 5) 100 ff. – Zuber (Anm. 5) 164. – Ernst (Anm. 6) 28 f.Letztere mit Angabe der Aktionsradien der einzelnen Sammler.

15 Einen Beitrag zur anwachsenden Quellenlage im Raum Waldmünchen liefert G. Raßhofer,Archäologische Spurensuche in Waldmünchen. In: Waldmünchen – Geschichte einer Stadtvon den Anfängen bis zur Gegenwart (Stamsried 2010) 13–29.

Für die Oberpfalz allgemein ist der Forschungsstand zur Bronze- und Hallstattzeit alsgut zu bezeichnen, auch wenn die Materialvorlagen durch den ehemaligen Ordinariusdes Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte der Universität Regensburg, W. Torbrügge,nur das Fundmaterial bis 195916 bzw. 197917 beinhalten. Auf die Vorlage der Dissertationvon H.-P. Uenze über die Latènezeit in der Oberpfalz muss indessen immer noch gewar-tet werden. Es liegen bisher nur ein Beitrag zu Chronologiefragen der Frühlatènezeit18

sowie kurze und überblicksartige Aufsätze19 vor.Auf der anderen Seite des Grenzgebirges in Tschechien wurden kürzlich die Höhen-

siedlungen der Eisenzeit in Westböhmen monographisch bearbeitet20. NachgewieseneSiedlungen im flachen Land sind aber auch dort noch Mangelware. Immer wiedererschienen einige kleinere Aufsätze, die sich mit Einzelaspekten frühkeltischen Kul-turaustausches auf europaweiter Ebene beschäftigen21 und zumeist nur die Befundeund Funde auf jeweils einer Seite der politischen Grenze berücksichtigen. Die Konzen-tration der Fachliteratur auf frühlatènezeitliche Handelsbeziehungen, Warentauschund kulturelle Kontakte mit der Welt der mediterranen Antike hat lange Tradition inder Forschung22 und liegt in erster Linie darin begründet, dass die Prunkgräber derspäten Hallstatt- und frühen Latènezeit in überwiegender Mehrheit als Altfundeschon lange bekannt waren. Der scheinbar siedlungsleere Raum, der die Bronze-becken vom Samsbacher Forst im Landkreis Schwandorf23 und die frühlatènezeit-lichen Prunkgräber mit etruskischem Bronzegeschirr und zweirädrigen Wagen in

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16 W. Torbrügge, Die Bronzezeit in der Oberpfalz. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 13 (Kallmünz1959).

17 Torbrügge (Anm. 6).18 H.-P. Uenze, Zur Frühlatènezeit in der Oberpfalz. Bayer Vorgeschbl. 29, 1964, 77–118. Ein

Großteil der Abhandlung beschäftigt sich mit der Widerlegung einer aus den 1930er Jahrenstammenden Arbeit von W. Kersten, die seinerzeit die chronologische Weiterentwicklungdes laténezeitlichen Sachguts in Nordostbayern in Abrede stellte. Vgl. W. Kersten, Der Beginnder La-Tène-Zeit in Nordostbayern. Prähist. Zeitschr. 24/25, 1933/34, 96–174.

19 Zuletzt H.-P. Uenze Die hallstatt- und latènezeitliche Besiedlung im Gebiet der heutigenOberpfalz. In: Bauern in Bayern. Kat. Gäubodenmus. Straubing 19 (Straubing 1992) 47–55.

20 M. Chytrá�ek/M. Metli�ka, Die Höhensiedlungen der Hallstatt- und Latènezeit in Westböh-men. Pam. Arch. Suppl. 16 (Prag 2004). Vgl. dort die Seiten 10 ff. zur Forschungsgeschichte inWestböhmen.

21 Zuletzt: M. Chytrá�ek, Die Entwicklung der keltischen Gesellschaft und Fragen der Kontinui-tät bzw. Diskontinuität in der hallstatt- und latènezeitlichen Besiedlung Westböhmens. In:J. Prammer/R. Sandner/Cl. Tappert (Hrsg.), Siedlungsdynamik und Gesellschaft. Jahresber.Hist. Ver. Straubing Sonderbd. 3 (Straubing 2007) 283–312.

22 M. Schönfelder, Die etruskischen Bronzebecken aus dem Samsbacher Forst, Lkr. Schwandorf.Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 48, 2001, 309–335 bes. 316–322.

23 Das gleichzeitige archäologische Umland der Grabhügel im Samsbacher Forst wurde bereitsneu bewertet und gewürdigt. Vgl. W. Irlinger/G. Raßhofer (Anm. 8).

Westböhmen trennt, wurde bis heute nur auf tschechischer Seite mit zeitgleichenFundpunkten aufgefüllt24.

Zusammenfassend ist der Forschungsstand im Landkreis Cham also folgendermaßenzu skizzieren.

Lesefunde liegen in einiger Zahl vor, zeigen aber in vielen Fällen ein enormes Überge-wicht von Feuersteinartefakten, das mit Sicherheit nicht durch die regionale Eigentüm-lichkeit erklärt werden kann, dass die Siedler in unserem Raum ausschließlich Holzge-fäße25 benutzten. Wahrscheinlicher ist es, dass die Keramik vorgeschichtlicher Epochendurch die Lagerung und Verschleifung im steinhaltigen Boden sowie Düngung undFrost unkenntlich gemacht wird26. Zudem sammelten die älteren Lokalforscher bevor-zugt Silices.

Die Geländedenkmäler der Oberpfalz wurden 1975 vorgelegt27 und enthalten einenrepräsentativen Querschnitt der vorhandenen Substanz, die Gegenprobe zur Denkmal-topographie durch Luftbildarchäologie hat im Landkreis Cham aufgrund der dichtenBewaldung leider kaum neue Erkenntnisse beisteuern können28. Dass noch einige Über-raschungen im Grenzland möglich sind, zeigte sich vor zwanzig Jahren, als hallstattzeit-liche Grabhügel bei Lohma, Landkreis Neustadt an der Waldnaab, entdeckt wurdenund einer der Hügel untersucht werden konnte29.

Prähistorische Fundstellen, die durch Grabungen entdeckt werden, geschweige dennflächige Ausgrabungen, sind im Landkreis Cham – wie auch in der nördlichen Ober-pfalz30 – die Seltenheit, was unter anderem an einem im Vergleich zum Gäuboden sehr

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24 Die groß angelegte und von Prag und Pilsen aus geförderte Studie konnte in zahlreichen Fäl-len befestigte kleine Höhensiedlungen in scheinbar siedlungsfeindlichem Land an Radbuzaund Úhlava identifizieren und späthallstatt- bzw. frühlatènezeitlich datieren. Diese Burgenhaben allenfalls Kontrollfunktion, wie aus ihrer Größe hervorgeht, die für die Modellregio-nen IV–VI bei Chytrá�ek/Metli�ka (Anm. 20) 115–123 Abb. 1 nur in zwei Fällen bei übereinem Hektar, in der Masse aber um die 5000 m² fortifikatorisch abgegrenzter Fläche liegt. ImUmland dieser Burgen befinden sich meist alt gegrabene Grabhügelfelder, Flachlandsiedlun-gen konnten nur in sehr geringer Zahl nachgewiesen werden. Die innere Struktur der ergra-benen bzw. prospektierten Befestigungen mit Gräben und Palisaden macht die Anlagen zuwestböhmischen Gegenstücken der „Herrenhöfe“ in Bayern.

25 H. Lindner, Warum keine Tonscherben im Waldgebirge? Oberpfälzer Heimat 8, 1963, 65–68.26 G. Zückert, Altbesiedelte Steinpfalz. Oberpfälzer Heimat 28, 1984, 7–13 bes. 10. – Mit ähn-

licher Einschätzung auch A. Tillmann, Die jüngere Steinzeit im Osten der Oberpfalz: EineNeuorientierung. Beitr. Arch. Oberpfalz 2, 1998, 111–128 bes. 113 sowie Raßhofer (Anm. 4)24 f.

27 A. Stroh, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler der Oberpfalz. Materialh.Bayer. Vorgesch. B 3 (Kallmünz 1975) bes. 145 ff.

28 W. Irlinger, Luftbildarchäologie in der Oberpfalz – Möglichkeiten einer Prospektionsme-thode. Beitr. Arch. Oberpfalz 1, 1997, 34–47 bes. 36 ff. – G. Raßhofer, Die Inventarisationarchäologischer Denkmäler in der Oberpfalz. Ebd. 17–33 bes. 29 f.

29 M. Schaich, Ein hallstattzeitlicher Grabhügel bei Lohma. Arch. Jahr Bayern 1992, 77–80.30 Eine Zusammenstellung aktueller Grabungsbefunde im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab

lieferte jüngst Raßhofer (Anm. 4) 24 ff. Gewissermaßen als Nebenprodukte von Grabungen,

viel geringeren Baudruck in der Region begründet liegt. Aber auch wenn manche Land-striche der Oberpfalz unter Landflucht zu leiden haben, so werden zumindest in denRandgebieten größerer Gemeindezentren kontinuierlich Wohn- und Gewerbegebieteausgewiesen, die in einigen Fällen archäologischen Untersuchungen unterzogen wer-den mussten. So bilden zwei Ausgrabungsflächen, die 2001 in Roding und 2005 inMichelsdorf dokumentiert wurden, den Kern vorliegender Untersuchung.

Roding „Frieshölzlweg“

Das Baugebiet Roding „Frieshölzlweg“ liegt am östlichen Ortsrand von Roding aufeiner Terrasse etwa 1200 m östlich des Regen. Nach Osten hin schließen Ausläufer desEckenberges an, in dessen Bereich Fluren mit den Namen „Vogelschlag“ und „Eisen-hardt“ in der topographischen Karte verzeichnet sind (Abb. 1; 10,9). Gegenwärtig ent-wässern ca. 500 m nördlich ein namenloser Bach und in gleicher Entfernung südlich derTrübenbach von Ost nach West in den Regen. Das anstehende Sediment wechselt klein-teilig von sandig-lehmigen zu sandig-tonigen Bereichen, die teilweise erheblichenEisengehalt aufweisen, da wiederholt rötliche bis dunkelviolette Adern im Boden auf-traten. Im Baugebiet wurde in einzelnen Parzellen sowie der Trasse der Erschließungs-straße zwischen den Jahren 2001 und 2010 der Oberbodenabtrag auf einer Fläche voninsgesamt fast 5900 m² archäologisch begleitet. Neben wenigen nicht näher datierbarenLesefunden aus dem Humus konnte im Bereich der gebaggerten Flächen nur eine ein-zelne Grube31 beobachtet werden. Sie zeichnete sich im Planum deutlich als rechteckigeVerfärbung ab und wurde im Profil dokumentiert sowie zur Gänze ausgenommen32. ImProfil hatte die Grube eine annähernd zylindrische Form und wies eine Abfolge vonfünf Schichten auf (Abb. 2,1–5). Neben einem vereinzelten Stück verziegelten Lehmsund einem Stück verschlackten Eisens fanden sich von der Oberkante bis zur Sohleeinige größere Steine, die zum Großteil durch ihre Rotfärbung Eisengehalt verrieten33.An den Unterkanten von Schicht 1 und 2 zeigte sich zudem jeweils ein schmales Band,das sich durch einen sehr hohen Anteil von Asche und Holzkohlepartikeln auszeich-nete.

In der Verfüllung der Grube fanden sich neben Fragmenten von mindestens zweieisernen Nägeln (Abb. 3,1–2) als datierende Funde einige Gefäßfragmente. Die beiden

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die eigentlich mittelalterlichen Objekten galten, kam eine ganze Reihe ältereisenzeitlicherSiedlungsnachweise zutage.

31 Befund 1 lag in der Trasse der Erschließungsstraße knapp südwestlich eines durch Begehun-gen K. Hornauers entdeckten Lesefundareals.

32 Nähere Beschreibung siehe unten im Katalog. Im Namen der Grabungstechnikerin P. Zirn-gibl vom BLfD sei K. Hornauer und seinem Neffen recht herzlich gedankt, die die Ausgräbe-rin tatkräftig bei den Grabungsarbeiten unterstützten. Für die prompte Übergabe des Fund-materials und wiederholt ermöglichte Fundsichtungen im Depot danken wir Dr. A. Boos undP.-J. Meerheim vom Historischen Museum Regensburg.

33 Die Steine wurden von der Ausgräberin als Raseneisensteine bezeichnet. Bei zwei exempla-risch geborgenen Steinen handelt es sich zum einen um verwitterten Granit, zum anderenwohl um Limonitsandstein. Vgl. das Gutachten von H. Tillmann in: Wolf (Anm. 10) 184 zuLimonitsandsteinbänken in der Flur „Eisenhardt“.

Nägel liefern keine Anhaltspunkte zur Datierung, passen aber in das Spektrum, dasnicht nur aus jüngerlatènezeitlichen34 sondern auch aus späthallstatt- und frühlatène-zeitlichen35 Siedlungen und sogar Gräbern36 bekannt ist. Aus allen zitierten Fundorten

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Abb. 1. Lage der Grabungsflächen Roding „Frieshölzlweg“ (Kartengrundlage: TopographischeKarte 1:25 000, Blatt Nr. 6841 © Bayer. Vermessungsverwaltung; 9/2011).

34 G. Jacobi, Werkzeug und Gerät aus Manching. Ausgr. Manching 5 (Wiesbaden 1974) 236 f.Taf. 73 f. – A. Schäfer, Die Kleinfunde der jüngerlatènezeitlichen Siedlung von Berching-Pol-lanten, Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz. Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 24 (Rahden/Westf. 2010) 132 ff. Abb. 90.

35 S. Sievers, Die Kleinfunde der Heuneburg. Die Funde aus den Grabungen von 1950–1979.Heuneburgstudien V. Röm-Germ. Forsch. 42 (Mainz 1984) 71 f. Taf. 196–198. – A. Müller-Depreux, Die hallstatt- und frühlatènezeitliche Siedlung „Erdwerk I“ von Niedererlbach,Landkreis Landshut. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 87 (Kallmünz 2005) 102 Taf. 16,15; 39,4;46,32.33; 47,15; 52,12.

36 S. Watzlawik, Die kleinen Brandgräber der hallstatt- und frühlatènezeitlichen Nekropole vonLandersdorf, Landkreis Roth. Vorarbeiten zur Kenntnis einer vernachlässigten Denkmäler-gruppe (Magisterarb. Univ. Regensburg 1992) 59; 243 f. Taf. 82,3.

liegen wie in Roding sowohl Nägel mit scheibenförmigem (Abb. 3,2) als auch solche mitkolbenförmigem, also hufnagelartigem (Abb. 3,1) Kopf vor. Zwar können nicht alle inden angegebenen Siedlungen bzw. Gräbern geborgene Exemplare sicher der eisenzeitli-chen Siedlungsphase zugerechnet werden, jedoch existieren stratifizierte Nagelfundemit beiden Kopfbildungen37. Der flachrechteckige Schaftquerschnitt des Nagels mit kol-benförmigem Kopf ist ebenfalls nicht ohne Vergleiche38. Die Funktion der Nägel kannim Moment noch nicht näher bestimmt werden, es bleibt aber festzuhalten, dass dieAnzahl von fünf Eisenfunden – neben den beiden Nägeln fanden sich weitere Eisenfrag-mente – in einer Grube einigermaßen bemerkenswert ist.

Die Randscherbe einer Schüssel39 (Abb. 3,4) mit einziehendem Rand ist formal in alleneisenzeitlichen Epochen und am häufigsten in Fundkomplexen der späten Latènezeitvertreten. Der beidseitige Auftrag von Oberflächengraphit findet jedoch die zahlreich-

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Abb. 2. Roding „Frieshölzlweg“, Profil A-B der Grube Befund 1 mit den Schichten 1–5. Das Kreuzmarkiert verziegelten Lehm, das liegende Rechteck Eisen. Die Schrägschraffur steht für Konzen-trationen von Holzkohle. – M. 1:20 (Zeichnung: B. Zirngibl).

37 Sievers (Anm. 35) 71.38 Watzlawik (Anm. 36) Taf. 82,3. – J. Pauli, Die latènezeitliche Besiedlung des Kelheimer

Beckens. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 62 (Kallmünz 1993) 57 f. Taf. 123,A3; 130,4.6 bes.Taf. 99,B2. – Schäfer (Anm. 34) 132.

39 Die Unterscheidung zwischen Schalen und Schüsseln wird von verschiedenen Bearbeiternfrühkeltischer Keramikkomplexe unterschiedlich definiert. Zur Problematik mit weiterfüh-render Literatur zuletzt: J. M. Bagley/C. Eggl/D. Neumann/R. Schumann, Die späthall-statt-/frühlatènezeitliche Siedlung in der Haffstraße in München-Trudering. Jahresber.Bayer. Bodendenkmalpfl. 51, 2010, 67–125 bes. 73 Anm. 11. In diesem Rahmen wird allein derVerlauf des Randes als Kriterium verwendet, da Aussagen zum Verhältnis von Höhe undBreite der Gefäße anhand der kleinteiligen Randscherben nicht möglich sind. Breitformen miteinziehenden Rändern werden als Schüsseln und solche mit nach außen geneigter Randlippeals Schalen bezeichnet.

sten Vergleiche in der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit40 und darf daher als datie-rendes Kriterium gewertet werden.

Die beiden Bodenscherben (Abb. 3,3.5) sind für sich genommen nicht näher zu datie-ren, passen aber der Magerung und dem recht hart gebrannten Scherben nach gut in dasBild grobkeramischer Hochformen in frühlatènezeitlichen Siedlungen.

Alle Interpretationen zur Funktion dieses völlig vereinzelten Siedlungsnachweisesbleiben spekulativ. Wie oben erwähnt findet sich direkt östlich der Fundstelle der Flur-name „Eisenhardt“ und in den dortigen Wäldern wurden weitläufige Spuren von Pin-gen festgestellt41, jedoch fand eine genauere Untersuchung dieser Vertiefungen bishernicht statt. Die Menge an Raseneisen- bzw. Limonitsandsteinen, die in der Grubenver-füllung gefunden wurde, lässt zunächst natürlich an Rohstoffgewinnung vor Ort den-ken. Die beiden Holzkohlebänder, die sehr wahrscheinlich von zwei Brandereignissenstammen, scheinen aber nicht mächtig genug, um als Rückstände eines Rennfeuersangesehen werden zu können. Das kleine Stückchen verschlacktes Eisen wird manguten Gewissens auch nicht als Überrest von Eisenverhüttung am Ort heranziehen wol-len. Farbstoff kann aus den Steinen aber ohne weiteres gewonnen werden. Da keine Ver-ziegelung des anstehenden Bodens oder der Grubenwände festgestellt wurde, ist aus-

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Abb. 3. Roding „Frieshölzlweg“, Befund 1, 1–2 Eisen, sonst Keramik. – M. 1:2 (Zeichnung: B. Zirn-gibl).

40 Schußmann (Anm. 9) 236 Taf. 24,1; 87,6; 130,22. – C. Tappert, Die Gefäßkeramik der latènezeit-lichen Siedlung Straubing-Bajuwarenstraße. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 89 (Kallmünz2006) 204 f. Taf. 115,19. – H. Koch, Die keltischen Siedlungen vom Frauenberg über KlosterWeltenburg, Stadt Kelheim, und von Harting (Neubaugebiet Süd), Stadt Regensburg. Inter-nat. Arch. 3 (Buch am Erlbach 1991) 87; 238 ff. Taf. 27. – H.-P. Uenze, Frühlatènezeitliche Sied-lungsfunde von Edlhausen, Gde. Laaber, Ldkr. Regensburg/Opf. Bayer. Vorgeschbl. 49, 1984,55–68 Abb. 3,6.10.12.

41 OA BLfD. – Schmitz-Pesch (Anm. 6) 61 ff.

zuschließen, dass es an Ort und Stelle brannte; somit kann der Befund auch nicht alsGrubenofen42 interpretiert werden.

Mit erodiertem ehemaligem Siedlungsbefund ist aufgrund der topographischen Lageder Fundstelle nicht zu rechnen. Dies lässt den Schluss zu, dass die Grube entwederohne Einbindung in eine Wohnsiedlung angelegt43 oder die zugehörige Siedlung imVerlauf der Grabung nur randlich erfasst wurde und in den unmittelbar südlich undwestlich anschließenden, jedoch bereits überbauten Ortsteilen von Roding gelegen hat.Sollte ersteres zutreffen, könnten Lokalitäten für zugehörige Siedlungen durch Lese-funde nord- und südwestlich des Grabungsareals angezeigt werden (Abb. 10,6.8).

„Michelsdorf-Ost“

Die Grabungsflächen im Baugebiet „Michelsdorf-Ost“ liegen am Ostrand einer leichtenErhebung über der Flussaue südlich des Regen, die in den Karten als „Fuchsbühl“ oder„Fuchsbichel“ erscheint (Abb. 4; 10,30). Das Niveau des Baggerplanums liegt im Durch-schnitt bei 368,6 m NN und damit etwa 2 m über der Flussaue des Regen. Die Böden sindteils lehmig, aber meist sandig44 und waren wohl auch in prähistorischer Zeit hochwas-serfrei. Unterhalb der Terrassenkante fließt der Quadfeldmühlbach Richtung Regen, füreine Versorgung mit Frischwasser war also gesorgt und so bietet der Platz alle Voraus-setzungen für die Anlage einer prähistorischen Siedlung.

Bei einer kleinen Notbergung im Jahr 1983 wurden nördlich des heutigen Sportplat-zes, also keine 100 m südlich der Grabung von 2005, schlecht erhaltene Siedlungsspurender späten Bronze- bzw. Urnenfelderzeit angetroffen. Unter den Streufunden, diedamals beim Humusabtrag aufgelesen wurden, fand sich auch eine einzelne Rand-scherbe einer S-förmig profilierten Schale aus Graphitton. Im bis dahin ackerbaulichgenutzten Gelände zeigt dieser Fund aber nur an, dass die im Anschluss zu bespre-

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42 Mit einer Zusammenstellung rechteckiger, in Reihe angeordneter hallstattzeitlicher Öfenbzw. „Feuergruben“ G. Raßhofer, Velburg – eine hallstattzeitliche Siedlung im OberpfälzerJura. In: M. Chytrá�ek/J. Michálek/K. Schmotz (Hrsg.), Archäologische ArbeitsgemeinschaftOstbayern/West- und Südböhmen. 13. Treffen, 25.–27. Juni 2003 in Pfreimd (Rahden/Westf.2004) 70–89 bes. 81 ff.

43 G. Gassmann/M. Rösch/G. Wieland, Das Neuenbürger Erzrevier im Nordschwarzwald alsWirtschaftsraum während der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Germania 84, 2006, 273–306bes. 296 ff. Abb. 6 u. 7. Im Rahmen dieser Studie wurden frühkeltische Verhüttungsplätze mitRennfeueröfen und Schlackenhalden sowie Ambosssteinen zur vorläufigen Weiterverarbei-tung der Luppen aufgedeckt. Größere Flächen um die Öfen konnten nicht untersucht werden,jedoch erscheint die Lage am Hang ungünstig für eine größere Wohnsiedlung am Ort derRohstoffgewinnung. Als nächstgelegenes Siedlungsareal zum Verhüttungsplatz wird einFundort an der Enz aufgeführt, der bisher aber nur urnenfelderzeitliche Keramik lieferte.Auch für die Spätlatènezeit in Bayern sind die genauen Vorgänge der Gewinnung von Eisenund seiner Weiterverarbeitung noch unklar: Schäfer (Anm. 34) 167 f. Abb. 126.

44 Vgl. Bodenschätzungskarte 1:25 000 Blatt 6741 Cham West von 1962. – Grabungsdokumenta-tion L. Breinl, BLfD. Einzelbeschreibungen siehe unten im Katalog. Im Urkataster trageneinige der in Streifen angeordneten Feldabteilungen auf dem „Fuchsbühl“ Flurnamen, die auf„…aecker“ enden, was zumindest einen Hinweis auf Ackerbau im 19. Jahrhundert darstellt.

chende Siedlung im Baugebiet „Michelsdorf-Ost“ möglicherweise weiter nach Südenreichte.

Im Rahmen der Erschließung des oben genannten Baugebietes wurde im Jahr 2005 derOberbodenabtrag auf einer Fläche von 1200 m² durch L. Breinl vom BLfD beobachtet,wobei 33 Befunde festgestellt werden konnten (Abb. 5). Bei der darauf folgenden Gra-bung wurden 12 Gruben und 18 Pfostengruben geschnitten und dokumentiert45. In denProfilen zeigte sich, dass die Vorratsgruben nur noch in Resten von maximal 24 cm Tiefeerhalten waren, während die Pfostengruben in einiger Zahl eindeutig wannenförmigwaren und noch bis zu 35 cm tief reichten. Festzuhalten ist also, dass die Befunde zwarbereits durch Erosion dezimiert waren, die verbleibenden Pfostengruben zeugen jedochvon Pfostenständerbauten mit einigen ehemals massiv fundamentierten Pfosten. Haus-grundrisse können in der Fläche nicht rekonstruiert werden, unter Umständen deutetaber die Reihe der Befunde 12–14 eine Gebäudeflucht an, wobei die PfostengrubeBefund 14 der am tiefsten erhaltene Pfosten ist. Zusätzliche Hinweise zur Bauweise lie-fern vereinzelte Stücke von Hüttenlehm46. Die mittlerweile gut bekannten Hausformen

105

Abb. 4. Lage der Grabungsflächen „Michelsdorf-Ost“ (Kartengrundlage: Topographische Karte1:25 000, Blatt Nr. 6741 © Bayer. Vermessungsverwaltung; 9/2011).

45 Bei drei der insgesamt 33 Befunde handelte es sich wohl um Baumwürfe (Befunde 27 und 29)sowie einen im Profil nicht mehr auszumachenden Grubenrest (Befund 22).

46 Ein größeres Stück Hüttenlehm mit Abdruck eines Rundholzes und drei weitere Stücke wur-den aus Befund 15 geborgen: Fundzettel 31070 E; 31087 E.

späthallstatt-/frühlatènezeitlicher Siedlungen47 sind auch hier zu vermuten. Gerade dierecht komplexen Pfostenstrukturen der früheisenzeitlichen Hausgrundrisse weisen bei-spielsweise an den Wänden oder unter dem First Pfostengruben unterschiedlicher Tiefeauf, was die fragmentarische Überlieferung der Hausbauten von Michelsdorf erklärenkönnte48.

Trotz der geringen Tiefe der Gruben kann aufgrund der Menge der enthaltenen Kera-mik durchaus von einem längeren Verweilen der Siedler am Ort ausgegangen werden.Dass keine für zeitgleiche Siedlungen typischen Kesselgruben vorgefunden wurden,lässt sich durch das wenig bindige anstehende Sediment erklären49, in dem die Anlage

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Abb. 5. Übersichtsplan der 2005 und 2010 untersuchten Flächen im Baugebiet „Michelsdorf-Ost“.(Kartengrundlage: Flurkarte 52–34).

47 Einen guten Überblick auf Grundlage großflächiger Grabungsbefunde aus der MünchnerSchotterebene liefert: M. Schefzik, Die bronze- und eisenzeitliche Besiedlungsgeschichte derMünchner Ebene. Eine Untersuchung zu Gebäude- und Siedlungsformen im süddeutschenRaum. Internat. Arch. 68 (Rahden/Westf. 2001) 111 ff. Abb. 50–65.

48 Mit ähnlicher Befundlage aber besser zu fassenden Hausstrukturen Raßhofer (Anm. 42) 80Abb. 7. – S. Kas, Enkering-Gatzäcker. Eine Siedlung der späten Urnenfelder- und der Hall-stattzeit mit Grabenanlage. Arb. Arch. Süddeutschland 20 (Büchenbach 2006) 79 ff. Abb. 15,7–9 mit einer Zusammenstellung von sogenannten „Vielpfostenbauten“. Besonders hinzu-weisen ist auf Hausform 7, ebd. 79 f., bei der die unterschiedliche Tiefe der verschiedenenPfostengruben explizit angesprochen wird.

49 Kas (Anm. 48) 58.

der zum Teil ausbauchenden Grubenwände ohne aufwendige Verschalung50 schlichtnicht zu bewerkstelligen ist.

Die im Jahr 2010 im Verlauf einer kleinen Sondage südlich der Grabungsfläche von2005 aufgedeckten sechs Befunde (Abb. 5) wirkten im Planum rezent und wurden nichtgeschnitten51. Als Beleg einer Umzäunung der Ansiedlung können sie nicht herangezo-gen werden.

Das Fundmaterial der Grabung 2005 setzt sich in erster Linie aus keramischen Gefäß-fragmenten zusammen52. Im Überblick sind alle bekannten Gefäßformen vertreten,wobei Schalen und Schüsseln mit sieben von 18 hier vorgelegten Gefäßteilen im Ver-gleich zu anderen Inventaren frühlatènezeitlicher Siedlungen prozentual etwas unterre-präsentiert sind53.

Als Ränder von einfachen Schalen können die Scherben auf Abb. 7,4.5 angesprochenwerden. Ihre unterschiedliche Oberflächenbehandlung zeigt zwei Vertreter aus demSpektrum der zeittypischen Warenarten auf. Während die eine Scherbe (Abb. 7,5) eineraue und unbearbeitete Oberfläche aufweist, wurde die zweite Schale (Abb. 7,4) sorgfäl-tig geglättet und schließlich beidseitig mit Graphit überzogen. Ebenso wie die einfachenSchüsseln (Abb. 7,6; 9,2) können diese Formen prinzipiell in allen Stufen der Eisenzeitund auch darüber hinaus angetroffen werden54, aber der Magerung und Herstellungs-weise nach bilden die Exemplare mit den anderen hier vorgestellten Funden vonMichelsdorf ein einheitliches Inventar. Für die große Randscherbe einer Schüssel(Abb. 7,6) gilt in diesem Fundzusammenhang, auch wenn die beidseitige Graphitierungnur in Resten erhalten ist, dasselbe wie für das weiter oben unter den Rodinger Fundenbesprochene Exemplar55. Die chronologisch besser zu fassenden Breitformen (Abb. 6,3;7,3; 8,1) werden durch drei Schalen mit S-Profil repräsentiert. Die erstgenannte Scherbemit schwachen Resten von Oberflächengraphit außen und flau profiliertem Rand zeigteine Formgebung, die schon in der Hallstattzeit zum Ausdruck gebracht wurde56 undbis in die Frühlatènezeit fortlebt57. Als typische Latène-A Form ist jedoch die Schale mit

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50 Bagley et al. (Anm. 39) 95 f.51 Es dürfte sich um Pflug- oder Fahrspuren handeln, da die Verfärbungen sehr humos waren.52 Auf die wenigen Hüttenlehmstücke wurde oben in Anm. 46 bereits hingewiesen. Das völlige

Fehlen von Knochen ist in erster Linie auf die kalkhungrigen sandigen Böden am Ort zurückzu führen.

53 In der Siedlung Straubing-Bajuwarenstraße liegt der Anteil der Schalen und Schüsseln bei-spielsweise bei 72,8 %: Tappert (Anm. 40) 107 Tab. 9.

54 Bagley et al. (Anm. 39) 73 f.55 Siehe oben und Anm. 40.56 G. Meixner, Ein Fundstelle der Frühlatènezeit am Wölsenberg bei Diendorf in der nordöst-

lichen Oberpfalz. Beitr. Arch. Oberpfalz 1, 1997, 183–203 bes. 200 f.57 M. Chytrá�ek, Mohylové poh�ebi�t� u Mírkovic, okres Doma�lice – Das Hügelgräberfeld von

Mírkovice, bez. Doma�lice. Pam. Arch. 81, 1990, 74–139. Deutsche Zusammenfassung:131–135 bes. 132 Abb. 9,5. – Koch (Anm. 40) 84 f. – H.-P. Uenze, Frühlatènezeitliche Siedlungs-funde aus Schwarzach bei Nabburg, Ldkr. Schwandorf/Opf. In: H. Dannheimer (Hrsg.), Fest-schrift für H.-J. Kellner. Kat. Prähist. Staatsslg. Beih. 3 (Kallmünz 1991) 55–74 bes. 70 Abb. 3,1;5,2.4.

regelrechter Kehle unter der ausschwingenden Randlippe zu bezeichnen (Abb. 8,1)58.Der weitere Verlauf des Gefäßprofils der kleinen Scherbe (Abb. 7,3) mit angedeuteterKehle am Hals ist leider nicht erhalten, aber auch sie weist eine sorgfältige Oberflächen-behandlung und beidseitige Graphitierung auf. Aufgrund der kleinteiligen Erhaltunglässt sich das Exemplar jedoch nicht genauer innerhalb der späten Hallstatt-/Frühla-tènezeit datieren.

Eine Sonderform wird durch eine Randscherbe (Abb. 9,3) und einen komplett erhalte-nen, unregelmäßigen und rundlichen Boden vertreten59. Es handelt sich entweder umeinen Becher oder um eine Miniaturform, die ein Gefäß normaler Größe nachahmensoll. Auffällig ist die sehr poröse und aufgeplatzte Oberfläche60. Zur Datierung desFundkomplexes von Michelsdorf trägt das kleine Gefäß nichts bei.

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Abb. 6. „Michelsdorf-Ost“, Funde der Grabung 2005, 1–2 Befund 5; 3 Befund 6; 4 Lesefund. –M. 1:2 (Zeichnung: B. Zirngibl).

58 Koch (Anm. 40) 82 f. Anm. 237. – Tappert (Anm. 40) 181 ff. – Bagley et al. (Anm. 39) 73Anm. 16; 17.

59 Ohne echte Anpassungen wurde auf eine zeichnerische Rekonstruktion der Gefäßform ver-zichtet. Auch der Mündungsdurchmesser ließ sich aufgrund des unregelmäßigen Randesnicht bestimmen. Vgl. im Katalog Befund 15, Fundzettel 31070 E 4; 31087 E 6.

60 Müller-Depreux (Anm. 35) 66 f. – J. Zuber, Neue Befunde zur eisenzeitlichen Besiedlung vonRegensburg-Burgweinting. Beitr. Arch. Oberpfalz 8, 2008, 147–208 bes. 177 f. Abb. 34 bes.Abb. 34,3.

Exemplarisch61 wird hier eine Randscherbe eines Topfes mit einziehendem Rand undaußen verdickter Randlippe vorgestellt (Abb. 7,1). Die Oberfläche dieser rundlichen biseiförmigen Töpfe ist nicht sehr sorgfältig geglättet und der Scherben unregelmäßig, abervor allem oxidierend gebrannt. Diese Gefäßform ist zumindest in Straubing nur dreimalvertreten und nicht näher zu datieren62.

Unter den Hochformen der Grabung von „Michelsdorf-Ost“ fällt die Scherbe vomHals eines feiner gemagerten und gut geglätteten kegelhalsgefäß- bzw. flaschenartigenGefäßes auf (Abb. 8,4). Diese Gefäßform ist – wenn auch nicht häufig63 – aus oberpfälzi-

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Abb. 7. „Michelsdorf-Ost“, Funde der Grabung 2005, Befund 8. – M. 1:2 (Zeichnung: B. Zirngibl).

61 Im selben Befund fand sich eine weitere Randscherbe gleicher Form und Beschaffenheit desTons, jedoch von einem zweiten Gefäß.

62 Tappert (Anm. 40) 179.63 Zuber (Anm. 60) 174 Abb. 31. – Koch (Anm. 40) 225; 236. – Uenze (Anm. 57) 70 f. Abb. 1,7; 5,7.

schen Frühlatènesiedlungen bekannt. Auch aus westböhmischen Gräbern64 und Sied-schen Frühlatènesiedlungen bekannt. Auch aus westböhmischen Gräbern64 und Sied-lungen65 lassen sich Beispiele beibringen, die der späten Hallstatt- und frühen Latènezeitzugeschlagen werden müssen.

Eine eher ungeläufige Form stellen die beiden grobkeramischen Töpfe mit doppel-konischem Gefäßverlauf dar (Abb. 8,2; 9,4). Bei einfach und recht unregelmäßig ausge-formten Randlippen ist beiden eine nur grob geglättete Oberfläche gemeinsam. DasGefäßfragment aus Befund 15 (Abb. 8,2) weist zudem zwei sehr flache Fingereindrückeauf dem Hals auf. Im publizierten zeitgleichen oberpfälzer Formenspektrum lässt sichallenfalls eine vergleichbare Scherbe aufzählen, die von H.-P. Uenze als Schale mit Hals-kehle beschrieben wird66. Gleichermaßen nur von bedingter Ähnlichkeit ist eine Rand-scherbe mit Graphit im Ton aus der Regensburger Innenstadt67. In der Materialvorlagefür das südliche Mittelfranken können nur drei Gefäße mit doppelkonischem Profil aus-gemacht werden, die aber allesamt eine ausgelegte Randlippe besitzen68. Im umfangrei-chen Material von Straubing-Bajuwarenstraße sind wenige grobe Töpfe mit schräg ein-ziehendem Hals vorhanden, der Übergang zum Gefäßkörper ist jedoch in keinem Fallüberliefert69. Das westböhmische Keramikspektrum enthält zwar in einiger Zahl dick-wandige Gefäße mit konischem Oberteil und einfacher Randlippe, aber auch unter denFunden von den Höhensiedlungen Westböhmens finden sich gerade zwei70 Randfrag-mente, die sich gut mit unseren doppelkonischen Töpfen vergleichen lassen. Bei derGleichförmigkeit aller anderen Keramikformen dies- und jenseits des bayerisch-böhmi-schen Grenzgebirges ist aber davon auszugehen, dass auch die beiden Töpfe vonMichelsdorf als originäre Töpfereierzeugnisse des östlichen Latènegebietes gelten dür-fen71.

Eine geläufigere Topfform stellen die situlenförmigen Graphittontöpfe mit verdickterRandlippe (Abb. 8,3) und schrägen Kerben auf dem Schulterknick dar (Abb. 6,4). DieseGefäßform ist in Ostbayern72 derart zahlreich vertreten, dass hier nur Vergleichsfunde

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64 Chytrá�ek (Anm. 57) 132 Abb. 4,2; 10,10.65 V. �aldová, Eine frühlatènezeitliche Siedlung in Bole�iny (Bez. Klatovy). Pam. Arch. 75, 1984,

304–330. Deutsche Zusammenfassung: 327 f. Abb. 6,1; 9,5; 11,12.66 Uenze (Anm. 57) 70 Abb. 5,2.67 L. Borkner, Eine frühlatènezeitliche Siedlungsgrube aus dem Herzen der Regensburger Alt-

stadt. Beitr. Arch. Oberpfalz 7, 2005, 179–190 bes. 188 Abb. 4,1.68 Schußmann (Anm. 9) 199 Taf. 29, 3.4; 107,2. Ebd. Anm. 1726 mit Begründung für die Seltenheit

der „unsignifikanten“ Gefäßform.69 Tappert (Anm. 40) 179.70 Chytrá��������ka (Anm. 20) 45 (dort als „geschlossene Töpfe“ bezeichnet); 48 (hier als „situ-

lenförmiges Gefäß“ bezeichnet) Abb. 33,29; 67,18.71 Nur am Rand soll hier auf das frühlatènezeitliche Keramikspektrum aus Niederösterreich

hingewiesen werden. Aus der Siedlung von Inzersdorf-Walpersdorf beispielsweise liegen fürfast alle hier besprochenen Gefäßformen gute Vergleichsbeispiele vor: P. C. Ramsl, Inzers-dorf-Walpersdorf. Studien zur späthallstatt-/latènezeitlichen Besiedlung im Traisental, Nie-derösterreich. Fundber. Österreich Materialh. A 6 (Horn 1998) 18–21 Abb. 9–12.

72 In Westböhmen kommen die situlenförmigen Töpfe zwar häufig mit plastischen, meist alter-nierend getupften Leisten, Stempeln, Fingertupfen und Fischgrätzier vor, einfache Kerben

aus der näheren Umgebung angeführt werden73. Unterschiede ergeben sich zumeist nurin der Akzentuierung des Schulterknicks, der unter anderem mit Stempelornamenten,

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Abb. 8. „Michelsdorf-Ost“, Funde der Grabung 2005, Befund 15. – M. 1:2 (Zeichnung: B. Zirngibl).

am Schulterknick sind jedoch recht selten vertreten: Chytrá�ek/Metli�ka (Anm. 20)Abb. 27,13; 136,12; 144,6; 148,31.32. – Dagegen kommen allein in Straubing-Bajuwarenstraße14 Gefäße mit einfachen Kerben vor: Tappert (Anm. 40) 95 f. Tab. 4.

73 Uenze (Anm. 40) 66 Abb. 4,3. – Koch (Anm. 40) 88–94. Zu Tonbeschaffenheit und Verzierungbes. 92. – Uenze (Anm. 57) 71 Abb. 2,3. – C. Pescheck/H.-P. Uenze, Die Kelten im LandkreisSchweinfurt. Kat. Prähist. Staatsslg. 24 (Kallmünz 1992) 31 f. Zur Verbreitung der Nachah-mungen dieser Töpfe aus graphitfreiem Ton nur in Randgebieten der Oberpfalz bes. 31. –Zuber (Anm. 63) 174 Abb. 29.

Fischgrät-Kerben, plastischen Leisten oder Fingertupfen74 verziert sein kann. Ob denunterschiedlichen Ornamenten und der Beimengung von Graphit – hier wären vorallem die genutzten Lagerstätten durch naturwissenschaftliche Analysen zu identifizie-ren75 – nähere Informationen zu Herkunft und Zeitstellung der einzelnen Gefäße abzu-ringen sind, wäre eine größere Studie wert, die aber das nordostbayerische und west-böhmische Material zusammen untersuchen müsste. Die Datierung der Graphittonsitu-len in die Stufen Latène A und B ist sehr gut abgesichert76.

Zuletzt werden hier Randscherben von vier verschiedenen Gefäßen (Abb. 6,1.2; 7,2;9,1) aus Michelsdorf vorgestellt, die bereits im Spektrum hallstatt-, aber auch frühla-tènezeitlicher Siedlungskeramik vorkommen. Vor allem dem ungegliederten Profilver-lauf nach haben diese Gefäße Wurzeln im hallstattzeitlichen Formenschatz77. Hierbeihandelt es sich um dickwandige Töpfe mit eiförmigem Gefäßprofil, das bisweilen an derSchulter in einen fast senkrecht auslaufenden Rand übergehen kann (Abb. 6,1.2). Dergeglättete Halsbereich wird von der rau belassenen Oberfläche des Gefäßkörpers durcheine horizontale Reihe aus unregelmäßigen Fingertupfen getrennt78. Die Gefäße beste-hen in „Michelsdorf-Ost“ aus graphitfreiem Ton und sind recht grob – teils mit organi-schen Bestandteilen – gemagert.

Zusammenfassend ist die Keramik aus Michelsdorf und damit die Siedlung in dieFrühlatènezeit zu datieren. Auch die Töpfe mit Fingertupfen, die in hallstattzeitlicherTradition stehen, kommen in Fundkomplexen der Stufen Latène A und B vor. Daher

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74 Schußmann (Anm. 9) 203.75 Grundlegend: I. Kappel, Die Graphittonkeramik von Manching. Ausgr. Manching 2 (Wiesba-

den 1969) 18–41 bes. 26 ff. – Zur Frühlatènezeit: I. Kappel, Der Handel mit Graphiterde in derFrühlatènezeit. Germania 41, 1963, 13–18. – Mit konkreten Beispielen, bei denen versuchtwurde, die Herkunft des verwendeten Graphits zu bestimmen, kürzlich: P. Trebsche, Eisen-zeitliche Graphittonkeramik im mittleren Donauraum. In: K. Schmotz (Hrsg.), Vorträge des29. Niederbayerischen Archäologentages (Rahden/Westf. 2011) 449–481 bes. 456 f.

76 Sehr ausführlich Tappert (Anm. 40) 151–160 bes. 158. – Schußmann (Anm. 9) 204 f. – Mit etwasZurückhaltung noch Pescheck/Uenze (Anm. 73) 32.

77 C. Nagler-Zanier, Die hallstattzeitliche Siedlung mit Grabenanlage von Geiselhöring, Nieder-bayern. Arb. Arch. Süddeutschland 7 (Büchenbach 1999) 66 f.

78 In neueren Arbeiten sind die Topfformen derart detailliert zergliedert, dass sich diese einfa-che Topfform kaum wiederfinden lässt, was aber auch an der Seltenheit dieser Gefäßformsüdlich der Donau liegen mag: Tappert (Anm. 40) 91 Abb. 88 führt eine solche Scherbe unterden Sonderformen. – Bagley et al. (Anm. 39) 78. – Deshalb hier der Hinweis auf die Ausfüh-rungen in etwas älterer Literatur: R. Koch, Die Ausgrabungen in Obertraubling. Die Ober-pfalz 75, 1987, 100–110 bes. 107 f. Abb. 11,7. Dort wurde nur eine größere Randscherbe inZeichnung abgebildet. Aus dem Text geht aber hervor, dass in Obertraubling zahlreicheGefäßfragmente dieser Form gefunden wurden. – Koch (Anm. 40) 94; 226. – Im unterfränki-schen Fundmaterial sehr zahlreiche Exemplare: Pescheck/Uenze (Anm. 73) 32. – Ebenfallszahlreichere Vergleiche in Mittelfranken: Schußmann (Anm. 9) 198. – Westböhmische Gegen-stücke finden sich bei: Chytrá�ek (Anm. 57) 132 Abb. 19,6. – Šaldová (Anm. 65) Abb. 3,11.29;4,5; 7,1; 9,2. – Chytrá�ek/Metli�ka (Anm. 20) Abb. 8,8.10.14; 14,18.20.21.26–28.31; 32,16; 42,32;84,18; 86,10; 101,14; 102,15; 107,9; 121,1.2.12; 151,33; 163,7. Und dabei wurden aus letztgenann-ter Arbeit nur die großstückig erhaltenen Vertreter der Gefäßform aufgezählt.

können alle näher datierbaren Formen, Zierweisen und herstellungstechnischen Detailsan den Gefäßfragmenten der Siedlung „Michelsdorf-Ost“ einer entwickelten Früh-latènezeit zugerechnet werden.

Eisenzeitliche Siedlungsnachweise im Landkreis Cham

Einige Aussagen zum Siedelwesen der frühen Eisenzeit in der Oberpfalz, die schon vonder älteren Forschung formuliert wurden79 und in neuerer Zeit präzisiert werden konn-ten80, können anhand der beiden hier vorgestellten Grabungsbefunde erhärtet werden.

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Abb. 9. „Michelsdorf-Ost“, Funde der Grabung 2005, Befund 15. – M. 1:2 (Zeichnung: B. Zirngibl).

79 H. P. Uenze, Eine frühlatènezeitliche Scherbe von Schönferchen-Zandt. Verhand. Hist. Ver.Oberpfalz 109, 1969, 197–200 bes. 199 f. – Torbrügge (Anm. 6) 218 ff. – Uenze (Anm. 19) 49. –Zusammenfassend: G. Raßhofer, Neues zur eisenzeitlichen Siedlungskunde in der Oberpfalz.In: M. Chytrá�ek/J. Michálek/K. Schmotz (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ost-bayer/West- und Südböhmen. 12. Treffen vom 19.–22. Juni 2002 in Cheb (Rahden/Westf.2003) 131–147. – Stroh (Anm. 27) 38 hingegen bezog die Grabhügel im Landkreis Cham nochrein auf die Lage am Verkehrsweg nach Böhmen.

80 Von der mittelfränkischen Befundlage ausgehend zuletzt Schußmann (Anm. 9) 277 ff.

Wenn bis dato im Landkreis Cham die Verbreitung der Grabhügel als indirekter Anzei-ger für ältereisenzeitliche Besiedlung herhalten musste, so sind nunmehr eine größereZahl an Lesefundkomplexen zu berücksichtigen und vor allem erste handfeste Gra-bungsbefunde vorhanden81.

Der Quellenwert der weiteren 42 kartierten Fundpunkte (Abb. 10)82 ist entsprechenddes Forschungsstandes im Arbeitsgebiet nicht immer befriedigend. So sind in der dar-gebotenen Liste einige der Grabhügel – die Bandbreite reicht von einzeln liegenden biszu Gruppen von zehn Grabhügeln – mit Fragezeichen zu versehen, da zum Teil nochkeine amtliche Begehung stattgefunden hat, bzw. ihre Ansprache als Grabhügel trotzBegutachtung unsicher bleiben musste. In die Frühlatènezeit datierende Funde liegennur aus einem im Jahr 1951 im Zuge einer Raubgrabung von A. Schmalix geöffnetenHügel bei Friedersried vor. Wie den Ortsakten des BLfD zu entnehmen ist, muss diesauch an anderen Denkmälern tätig geworden sein, da er zwei Säcke mit Scherben sowieacht bis zehn Bronzeringe in seinem Besitz gehabt haben soll. Der Fund einer Schicht-augenperle im Jahr 1983 könnte zwar den Ausführungen W. Auers83 folgend aus einemGrab stammen, wurde hier aber als Einzelfund unter den frühlatènezeitlichen Sied-lungsnachweisen (Abb. 10,19) subsummiert.

Die kartierten Lesefundkomplexe repräsentieren mit Sicherheit nur einen Ausschnittder tatsächlichen Besiedlung im Landkreis Cham. Dies ist zum einen dadurch bedingt,dass nur ackerbaulich genutzte Flächen durch Feldbegehungen erschlossen werdenkönnen, und dies auch nur dann, wenn die Fundstelle in ihrer Zerstörung bereits weitfortgeschritten ist. Zum anderen häufen sich Lesefundkomplexe in Regionen, die bevor-zugt von Sammlern begangen werden, während andere durchaus siedlungsgünstige,jedoch bislang vernachlässigte Gegenden aufgrund dort fehlender Sammeltätigkeitfundleer erscheinen. Alle belegten Lesefundstellen lieferten in der Regel nur wenigesicher in die Eisenzeit zu datierende Scherben. Zumindest aber diejenigen, die nebengenauer datierter Keramik eine größere Anzahl allgemein vorgeschichtlicher Wand-scherben aufzuweisen haben, können – wenn keine andere prähistorische Epoche amPlatz vertreten ist – als recht verlässliche eisenzeitliche Siedlungsanzeiger gewertetwerden.

Der Lagebezug zwischen Gräbern und Siedlungen gestaltet sich für die Späthallstatt-und Frühlatènzeit im Bearbeitungsgebiet im Grunde so wie in den gut erforschten Alt-

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81 Auszuklammern sind an dieser Stelle die schon länger bekannten Grabungsbefunde ausCham (Abb. 10,31) und Satzdorf (Abb. 10,32), die aber jeweils nur punktuelle Einblicke gebenkonnten.

82 Für die Verbreitungskarte wurden alle eisenzeitlichen Fundstellen auf dem Gebiet des Land-kreises Cham systematisch gesichtet und aufgenommen. Zusätzlich wurden auch alle Grab-hügel kartiert. Denn auch wenn nur einer davon mit einiger Sicherheit ein frühlatènezeitli-ches Grab erbrachte (Nr. 16, Friedersried), so ist damit zu rechnen, dass auch die undatiertenBefunde hallstattzeitlich sein können oder Nachbestattungen der Frühlatènezeit beinhalten.Bei einem der Hügel von Tretting (Nr. 38) kann nach dem Augenzeugenbericht und dessenBeschreibung der Keramik über eine hallstattzeitliche Bestattung spekuliert werden.

83 W. Auer, Die frühlatènezeitlichen Schichtaugenperlen in Nordbayern. Abhandl. Naturhist.Ges. Nürnberg 39, 1982, 215–252 bes. 241 f.

siedellandschaften Südbayerns84. Die früheisenzeitlichen Wohnsiedlungen liegen ander Grenze85 zur Flussaue oder zur Niederterrasse in hochwasserfreiem und landwirt-schaftlich nutzbarem Gelände entlang des Regen, wobei der Regen bzw. die begleitendeTerrassenkante auch als Verkehrsweg angesehen werden muss. Die Grabhügel vertei-len sich bislang in lockerer Streuung abseits der eigentlichen Flussläufe und respektie-ren so das nicht gerade üppig vorhandene fruchtbare Ackerland im Arbeitsgebiet.

115

Abb. 10. Verbreitung der eisenzeitlichen Fundstellen und Geländedenkmäler im LandkreisCham. Kreis = allgemein Eisenzeit; gefüllter Kreis = Späthallstatt-/Frühlatènezeit; gefülltes Qua-drat = Spätlatènezeit; Quadrat mit gefülltem Kreis innen = Hallstatt-/Frühlatènezeit und Spät-latènezeit; große Symbole = Grabungsbefund, Höhensiedlung oder Viereckschanze; Halbkreis =Grabhügel undatiert; gefüllter Halbkreis = Grabhügel mit Funden der Frühlatènezeit; grauesSechseck = moderne Ortschaft. Die Nummerierung bezieht sich auf die Fundstellenliste am Endedes Beitrags (Grafik: R. Röhrl, BLfD Regensburg).

84 Mit Beispielen, die den Lagebezug von „Herrenhöfen“ und gleichzeitigen Nekropolen bele-gen: Raßhofer (Anm. 79) 136 ff. Abb. 2–3; 5-7; 10; 12.

85 Vgl. Zuber (Anm. 60) 148 f. Die Grube von Roding „Frieshölzlweg“ bildet hier eine Aus-nahme.

Umgekehrt ist aber davon auszugehen, dass die Grabhügel nur dort bis heute erhaltenund erkennbar blieben, wo keine intensivere Landwirtschaft betrieben wurde. In derFlussaue selbst ist schließlich mit einer Überdeckung von Hügelnekropolen durchHochwasserereignisse zu rechnen.

Sicher ältereisenzeitlich zu datierende Fundpunkte finden sich in erster Linie imGebiet um Roding. Südlich von Cham konnten zwei weitere frühlatènezeitliche Fund-punkte nachgewiesen werden. Bei dem einen handelt es sich um die hier vorgestellteSiedlung von Michelsdorf-Ost, der andere Punkt (Abb. 10,28) bleibt aufgrund der Fund-umstände in der Lokalisierung unscharf, an der frühlatènezeitlichen Datierung ist abernicht zu rütteln. Gleiches gilt für den einzigen Beleg dieser Zeitstufe an der Schwarzach(Abb. 10,19). Die einzigen Anzeiger ältereisenzeitlicher Landnahme im Tal des Chambbilden im Moment Grabhügel – sofern sie nicht bronzezeitlich sind. Dieses lückenhafteBild könnte sicher durch Begehungen zwischen Cham und Furth im Wald gefüllt wer-den.

In der jüngeren Latènezeit verdichtet und erweitert sich das Verbreitungsbild, wasauch für andere Siedlungskammern festgestellt wurde86. Während sich die ältereisen-zeitlichen Fundpunkte und Siedlungsnachweise bei Roding und Cham häufen, greifendie Fundstellen der Spätlatènezeit in das Tal des Chamb aus. Im Rötzer Becken, im Talder Schwarzach finden sich Nachweise der frühen wie der späten Latènezeit, aber einFundpunkt bei Waldmünchen (Abb. 10,23) deutet auch hier die gleiche Tendenz an.Dass mit zwei Unterbrechungen in der Besiedlung des Untersuchungsgebiets in derHallstatt und der Mittellatènezeit aufgrund widriger klimatischer Bedingungen zurechnen ist, wie dies von der tschechischen Forschung formuliert wurde87, ist zumindestfür die Hallstattzeit unwahrscheinlich88. Die Nachweise dieser Epoche sind auch nachheutigem Kenntnisstand im Landkreis Cham recht schütter (Abb. 10,4.24.25.31), aberdie Bevölkerungsdichte der frühen Latènezeit muss auf einer gewissen Basis entstandensein. Zur Zeit der keltischen Wanderungen mögen die klimatischen Rahmenbedingun-gen zwar schlechter als in der Frühlatènezeit gewesen sein, jedoch haben andere Fakto-ren und Filter größeren Einfluss auf die Auswahl und Auffindbarkeit der archäologi-schen Quellen der mittleren Latènezeit89.

Ein Gesichtspunkt, der die vergleichsweise systematische Erschließung der Cham-Further-Senke in der jüngeren Latènezeit erhellt, sind die befestigten Siedlungen. DieViereckschanze von Nößwartling (Abb. 10,39) kann hier als Beispiel genannt werden.Neueste Grabungsbefunde auf dem Lamberg (Abb. 10,33) sind aus archäologischer

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86 Schefzik (Anm. 47) 80 f. – W. Schier, Zur vorrömischen Besiedlung des Donautales südöstlichvon Regensburg. Bayer. Vorgeschbl. 50, 1985, 9–80 bes. 23 mit Beil. 4.

87 J. Waldhauser/J. Klsák, Westböhmen und Nordostbayern als Nachbarregionen während derLatènezeit. Sborník Západo�eského Muz. Plze�, Hist. 14, 1998, 74–93 bes. 78. – Chytrá�ek(Anm. 21) 298.

88 Mit theoretischen, meist ethnologischen, aber bedenkenswerten Argumenten bereits Zückert(Anm. 26) 8 f.

89 Die Bestattungssitten bzw. der Grabbau, die Mobilität der Siedler und die schwer zu fassen-den Keramikformen machen in diesem Zusammenhang die Identifizierung der Wohnstättenschwierig.

Sicht immer noch mit Vorsicht zu genießen, da die äußere Wallanlage nur durch natur-wissenschaftliche Methoden datiert werden konnte und die Konstruktion des Wallkör-pers nicht in das Schema spätkeltischer Fortifikation passen will. Es häufen sich aber dieIndizien, dass dort in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. die Errichtung einerWallanlage zumindest begonnen wurde. Der Sondenfund eines eisernen Tüllenbeilsder Spätlatènezeit auf der „Alten Schanz“ bei Traitsching (Abb. 10,26) gibt die Richtungnach Süden über die Stallwanger Senke an. Genauer datierbare Nachweise zur Aufsied-lung dieses wichtigen Korridors müssen auf dem Gebiet des Landkreises Cham erstnoch erbracht werden.

Fazit

Durch die hier vorgestellten Grabungsbefunde aus Roding und Michelsdorf sowie dieAuswertung aller bisher bekannten eisenzeitlichen Lesefundstellen im Landkreis Chamkonnten im Rahmen dieses Beitrags die vor 80 Jahren gesetzten archäologischen Gren-zen der prähistorischen Besiedlung zwischen Bayern und Böhmen verschoben werden.

Allgemein besteht jedoch bei den vorgeschichtlichen Höhensiedlungen im LandkreisCham noch ein enormer Forschungsbedarf. Die durch Grabungen erforschten kleinenBefestigungen der Späthallstatt- und Frühlatènezeit in Westböhmen90 könnten auchdiesseits des Grenzgebirges vorhanden sein. Möglicherweise verbergen sich hier auchin kleineren, bisher als mittelalterliche Burgställe bezeichneten Anlagen noch Befesti-gungen aus frühkeltischer Zeit91.

Ein großes Desiderat wären schließlich naturwissenschaftliche Untersuchungen zuRohstoffen, die sicher zum Teil im Bayerischen und Oberpfälzer Wald gewonnen wur-den92 und solchen Rohstoffen, die durch das Grenzgebirge transportiert wurden93. Dabeizeigen modellhafte Berechnungen zum Salzbedarf, dass zumindest in der Spätlatène-zeit mit einem erheblichen Durchgangsverkehr nach Böhmen gerechnet werden muss94.

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90 Chytrá�ek/Metli�ka (Anm. 20) Abb. 1 Katalog der Fundorte ebd. 133 ff.91 Ernst (Anm. 6) 24 f. kann gerade 14 Grabungsbefunde aufzählen, die sich zudem auf Burgrui-

nen konzentrieren.92 Dabei wäre eine Untersuchung der Gneis- und Granitarten sowie des Eisens aus Siedlungen

außerhalb des Bayerischen und Oberpfälzer Waldes vielversprechend: vgl. Cl. Tappert,Straubing – Ein Verkehrsknotenpunkt der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. In: A. Lang/V. Sala� (Hrsg.), Fernkontakte in der Eisenzeit (Prag 2002) 351-359 bes. 354.

93 Großes Potential bestünde bei der Untersuchung der Rohstoffquellen für Gold, Kupfer, Stein,vor allem aber Graphit, da es in nahezu allen Siedlungen nachgewiesen werden kann. S. o.und Anm. 75. – Vgl. auch: V. Sala�, Die böhmisch-bayerische Grenzlandschaft als Modellge-biet zur Untersuchung des keltischen Handels. In: M. Chytrácek/J. Michálek/M. M. Rind/K. Schmotz (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen.15. Treffen vom 15.–18. Juni 2005 in Altdorf bei Landshut (Rahden/Westf. 2006) 229-244 bes.235 über die Nachweise der Verhandlung von Drehmühlen der Spätlatènezeit aus Steinen,die in Lovosice und am Kunetizter Berg gewonnen wurden.

94 Sala� (Anm. 93) 231 ff. Dort werden die Grenzgebirge in der Latènezeit als unbesiedeltbezeichnet und der Warenaustausch aufgrund des Mindestabstands von 60 km zwischen denSiedlungen am Goldenen Steig als Fernhandel tituliert.

Ähnliches wird aufgrund eines Höhepunkts in der Besiedlungsentwicklung95 – vergli-chen mit früheren Epochen – auch für die Späthallstatt-/Frühlatènezeit gelten müssen.

Erneute, gezielte und ausgeweitete Feldbegehungen ehrenamtlicher Mitarbeiterkönnten ferner die prähistorische Siedlungslandschaft im Grenzgebirgsraum weiter be-reichern.

Letztlich kann ein weiterer Erkenntnisgewinn durch engere Zusammenarbeit böhmi-scher und bayerischer Kollegen erlangt werden, wobei der Passweg über Furth im Waldnach Folmava nicht unberücksichtigt bleiben darf96.

Katalog

Der Katalog listet die Befundbeschreibungen und, falls vorhanden, die geborgenenFunde auf.

Tiefen beziehen sich, wenn nicht anders erwähnt, auf die Werte unter Planum 1; nichtnäher bezeichnete Profile liegen im Sektor A-B. Der Planumsbefund wird stichpunkt-artig mit: Form, Maßen; Farbe, Homogenität der Verfüllung und Humusgehalt aufge-zählt. Die gleiche Reihenfolge gilt für die Profile. Himmelsrichtungen werden wie allge-mein üblich mit ihren Anfangsbuchstaben abgekürzt.

Abkürzungen: B. = Breite; br. = braun; BS = Bodenscherbe(n); dbr. = dunkelbraun; dgr.= dunkelgrau; Dm. = Durchmesser; FLT = Frühlatènezeit; frag. = fragmentiert; FZ =Fundzettel; gr. = grau; grbr. = graubraun; HK = Holzkohle; HL = Hüttenlehm; ker. =keramisch; L. = Länge; LtZ = Latènezeit; max. = maximal; mbr. = mittelbraun; MZ =Metallzeiten; o. A. = ohne Angabe; rbr. = rötlichbraun; RS = Randscherbe(n); schw. =schwarz; schwbr. = schwarzbraun; SHA = späte Hallstattzeit; T. = Tiefe; UK = Unter-kante; VG = allgemein vorgeschichtlich/vorgeschichtlicher Machart; VzL = verziegelterLehm; WS = Wandscherbe(n).

Roding „Frieshölzlweg“:Befund 1GrubePlanum 1: rechteckig mit abgerundeten Ecken, Orientierung W-O, 1,5 x 1 m; br. bis schwbr., hu-

mos-sandig mit wenigen HK-Partikeln und einigen Raseneisensteinen im Planum; im SektorB-A wurde nach Dokumentation des Profils Planum 2 dokumentiert. Planum 2: Etwa mittigkurz hinter dem Profil lagen horizontal zwei größere flache Steine etwa auf einer Ebene ca.0,5 m unter Planum 1, also wohl innerhalb der Schicht 4.

Profil: annähernd zylindrisch, max. T. 0,65 m; Farbe siehe Schichtbeschreibungen 1–5 sowieAbb. 2,1–5. Schicht 1: unregelmäßig muldenförmige Einfüllung; br., humoser Sand mit weni-gen HK-Partikeln und zwei größeren Raseneisensteinen. Im O an UK der Schicht Konzentrati-on von HK. – Schicht 2: Einfüllband in Schicht 1; schwbr. bis dbr. mit hellbr. Einschlüssen, san-dig-humos, an UK der Schicht Konzentration von HK, zusätzlich ein Stückchen VzL enthalten.

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95 Chytrá�ek (Anm. 21) 289 ff.96 Sala� (Anm. 93) 238 mit der neuesten Literatur zu allen anderen Passwegen, die das böhmi-

sche Becken mit dem Umland verbinden. Der Weg über die Cham-Further-Senke erscheintdort aber nicht.

– Schicht 3: Jeweils ein Einfüllband im O und im W unter Schichten 1 und 2, steriler beiger bishellgr. sandiger Kies, mit hellbr. und gelblichen Sandlinsen. – Schicht 4: muldenförmiges Ein-füllband; dbr., humos, sandig-lehmig, mit HK-Partikeln durchsetzt, etwa mittig ein Eisenfrag-ment (FZ 23205 E). – Schicht 5: Einfüllband, reicht im O von Planum 1 bis zur UK der Grube;mbr. bis grbr., schwach humos, leicht kiesiger Sand mit einzelnen HK-Bröckchen und einigenRaseneisensteinen, v. a. im W-Teil. Anstehender Boden: unter weißlichem, leicht tonigemSand, z. T. violetter Sand, darunter wiederum weißlicher Sand.

Funde: FZ 23201 E (Planum 2, Sektor B-A): Zwei unbearbeitete Steine. Der eine graues Konglome-rat aus Kieseln und Sanden; der andere rötlicher bis violetter, sandiger Stein (wohl Rasenei-senstein oder Limonitsandstein). FZ 23202 E (beim Schneiden): 1) Eine RS (Abb. 3,4) und zweiwohl dazugehörige WS einer Schüssel mit einziehendem Rand und einfacher Randlippe, bei-de Seiten graphitiert, geschätzter Dm. 18 cm, möglicherweise nachgedreht, Ton fein mit Sandgemagert und durchgehend reduzierend gebrannt. – 2) Sieben WS VG. – 3) Eine WS ausschwach graphithaltigem Ton, wohl sekundär gebrannt. FZ 23203 E (beim Schneiden): Einfrag. Eisennagel (Abb. 3,1) mit kolbenförmigem Kopf, L. ca. 3 cm erhalten, Querschnitt schmalrechteckig (ca. 5 x 2 mm), erhaltenes unteres Ende in stumpfem Winkel abgebogen. FZ 23204 E(beim Schneiden): etwas HK. FZ 23205 E (aus Profil): zwei Fragmente von einem verschmolze-nen Stück Eisen, L. ca. 5 cm, an Oberfläche Sand anhaftend. FZ 23206 E (beim Abgraben):1) Sieben WS VG, eine davon mit Resten von Graphitierung innen. – 2) Eine große BS (Abb. 3,3)von dickwandigem Topf mit flachem Boden, Dm. 15 cm, Scherben gr. bis orange mit vielenteils größeren Quarzsteinchen gemagert. – 3) Eine BS (Abb. 3,5) und zwei nicht anpassende WSvon dünnwandigerem Topf als 2), Scherben außen rot, im Bruch grau, mit dgr. und schw. Fle-cken auf der Oberfläche, mit vielen Quarzsteinchen gemagert. 4) Drei kleine, plattig gebroche-ne Steine, rostbraun, also eisenhaltig. FZ 23207 E (beim Abgraben): 1) Zwei stark korrodierteEisenstift/-nagelfragmente, im Querschnitt wohl rechteckig, beide mit erhaltener Spitze, ein-mal meißelartig, breit. – 2) Ein frag. Eisennagel (Abb. 3,2), L. ca. 2,8 cm erhalten, scheibenförmi-ger Kopf, Dm. 2,5 cm, Querschnitt nicht zu ermitteln.

Datierung: SHA/FLT.

Michelsdorf-Ost:In der ca. 1200 m² großen Fläche wurden 33 archäologische Befunde angetroffen.Befund 1PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,8 m; schwbr., schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,2 m; schwbr. Verfüllung wird Richtung UK immer heller, Über-

gang zwischen gewachsenem Boden und Befund im Bereich der Sohle undeutlich.

Befund 2GrubePlanum 1: rundlich bis oval, größter Dm. 1,4 m; dbr., schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,24 m; rbr. bis schwbr., homogen, schwach humos.

Befund 3GrubePlanum 1: rundlich, Dm. max. 1,1 m; rbr., schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,16 m im Bereich der linken Profilhälfte; rbr., z. T. schwbr., homo-

gen, schwach humos.

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Befund 4PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,5 m; br., schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,16 m; meist schwbr., in der unteren Hälfte rbr. Flecken, schwach

humos.

Befund 5PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,5 m; br., Verfüllung mit höherem Sandanteil.Profil: muldenförmig, max. T. 0,11 m; rbr. bis dbr., schwach humos und recht homogen.Funde: FZ 31072 E (beim Schneiden und Abgraben): 1) Eine RS (Abb. 6,2) von einem Topf mit stei-

lem, leicht einziehendem Rand und horizontaler Fingertupfenreihe unter der geglättetenHalszone, Scherben durchgehend rötlich mit br. Flecken, Magerung mit Steinchen und Glim-mer. – 2) Eine RS (Abb. 6,1) von einem Topf mit steilem, leicht einziehendem Rand [gehört si-cher nicht zu 1), da Halszone höher und Fingertupfen größer] und horizontaler Fingertupfen-reihe unter der geglätteten Halszone, Scherben rötlich, im Bruch br., Magerung teils mit größe-ren Quarzsteinchen und Glimmer. – 3) Zwei WS, dünnwandiger als alle anderen Scherben, mitkleinen Steinchen und wenig Graphit gemagert. – 4) Acht WS, grobker., rötlicher Ton mit br.Flecken, drei davon mit Fingertupfen, alle wohl zu 1) oder 2) gehörig. – 5) Zwei BS von unter-schiedlichen grobker. Gefäßen; die eine mit Steinchen und Glimmer gemagert, Ton außen röt-lich mit dbr. Flecken, innen bräunlich, Bodenansatz ebenmäßig; die andere teils mit größerenQuarzsteinchen, Glimmer und Spuren von organischen Bestandteilen in der Magerung undunregelmäßig-bogigem Bodenansatz. FZ 31085 E (beim Abgraben): eine WS, rötlicher Ton,teils mit größeren Quarzsteinchen und Glimmer gemagert, passt an BS FZ 31072 E, 5) an.

Datierung: SHA/FLT.

Befund 6GrubePlanum 1: unregelmäßig, max. L. (soweit in Grabungsfläche erfasst) 2,3 m; dbr., homogen,

schwach humos.Profil: Sohle unregelmäßig, max. T. 0,13 m; fleckig rbr. mit schwbr. Bereichen, homogen, schwach

humos.Funde: FZ 31082 E (beim Abgraben): Eine RS und eine anpassende WS (Abb. 6,3) von einer Schale

mit flauem S-Profil, fein sandige Magerung, durchgehend reduzierend gebrannt, außen Restevon Oberflächengraphit.

Datierung: SHA/FLT.

Befund 7GrubePlanum 1: unregelmäßig, max. L. 1,75 m; gut abgrenzbar, schwbr., schwach humos, homogen.Profil: muldenförmig, max. T. 0,16 m; schwbr., zur Sohle der Grube hin rbr., homogen, schwach

humos.

Befund 8GrubePlanum 1: oval, 1,25 x 1 m; gut abgrenzbar, schwbr., bis auf HK-Stückchen homogen, schwach hu-

mos.

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Profil: wannenförmig, max. T. 0,22 m; schwbr. bis dbr. im Bereich von Planum 1, zur Sohle hin hel-ler rbr., sehr schwach humos, in der südlichen Hälfte des Befundes ca. 10 cm unter Planum 1ein waagrecht verlaufendes Band aus HK-Stückchen.

Funde: FZ 31074 E (beim Schneiden): Eine kleine WS aus Graphitton. FZ 31086 E (beim Abgraben):1) Zwei RS (nur die große RS abgebildet: Abb. 7,6) einer Schüssel mit einziehendem Rand, mitGlimmer und Steinchen gemagert, Ton br. bis rötlich, innen und außen Reste von Oberflächen-graphit. – 2) Eine RS und anpassende WS (Abb. 7,2) eines Topfes mit einziehendem Rand undhorizontaler Fingertupfenreihe auf der Schulter, Scherben außen br., innen und im Bruch v.a.schw., Magerung teils mit größeren Steinchen und Glimmer. – 3) Zwei RS (nur eine davon ab-gebildet: Abb. 7,1) von unterschiedlichen Töpfen mit einziehendem Rand und außen verdick-ter, innen schräg abgestrichener Randlippe, Scherben meist rötlich, einmal mit br. Flecken, mitvielen Steinchen und Glimmer gemagert. – 4) Eine RS von Schale mit einfacher Randlippe(Abb. 7,5), rötlicher Ton mit gr. Flecken, mit kleinen Steinchen und Glimmer gemagert. –5) Eine RS von Schale mit einfachem Rand (Abb. 7,4), fein mit Sand und sehr wenig Steinchengemagert, Scherben durchgehend grau, Oberfläche innen und außen gut geglättet und graphi-tiert. – 6) Eine RS von Schale mit flauer Halskehle (Abb. 7,3), fein mit Sand und wenig Stein-chen gemagert, Scherben durchgehend gr., Oberfläche innen und außen gut geglättet und gra-phitiert. – 7) 34 WS, davon zwei grobker. mit wenig Graphit in der Magerung; fünf von feinker.Gefäßen mit gut geglätteter Außenseite; eine mit plastischer Tupfenleiste im Halsknick; derRest meist orangetonige grobker. Scherben. – 8) Vier BS, davon zwei anpassende grobker.,oranger Ton mit gr. Flecken außen, teils mit größeren Steinchen und Glimmer gemagert; einevon recht dickwandigem Gefäß, oranger bis rötlicher Ton, mit vielen Steinchen und Glimmergemagert; eine kleine BS Graphitton.

Datierung: FLT.

Befund 9GrubePlanum 1: unregelmäßig, max. L. 1,9 m; grbr. bis dbr., homogen, schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,2 m; Verfüllung an Sohle der Grube heller, nur durch leichte

Graufärbung vom gelblichen bis rbr. anstehenden Boden zu unterscheiden, homogen,schwach humos.

Funde: FZ 31078 E (beim Schneiden): eine WS, Scherben außen br. mit dbr. Flecken, im Bruch gr.,Magerung mit kleinen Steinchen und Glimmer, Innenseite gut geglättet. FZ 31084 (beim Ab-graben): zwei WS, eine aus Graphitton; eine mit größeren Steinchen und Glimmer gemagert,Scherben außen orange, im Bruch und innen gr., Innenseite gut geglättet und mit Resten vonGraphitierung.

Datierung: FLT.

Befund 10PfostengrubePlanum 1: oval, 0,55 x 0,35 m; dbr. bis schwbr., recht sandig, schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,16 m; grbr. mit schwbr. Flecken, recht sandig und sehr schwach

humos.

Befund 11PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,3 m; schwbr., feiner Kiesanteil, schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,2 m; fleckig br. bis schwbr., fein kiesig und schwach humos.

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Befund 12PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,4 m; marmoriert, rbr., dbr. und schwbr., schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,16 m; marmoriert, rbr., dbr. und schwbr., homogen, schwach hu-

mos.

Befund 13PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,4 m; rbr. bis schwbr., schwach humos.Profil C-D: (Der mit Befund 14 zusammen angelegte Profilschnitt A-B lag nicht im Zentrum des

Befundes und wurde deshalb zurückversetzt) wannenförmig, B. 0,7 m, max. T. 0,22 m; schwbr.und damit dunkler als der br. bis rbr. anstehende Boden, wenig humos.

Befund 14PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,35 m; br., schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,2 m; schwbr., teils streifig dbr., humos.

Befund 15GrubePlanum 1: unregelmäßig rundlich, max. Dm. 2,15 m; schwbr., homogen, schwach humos.Profil: flach wannenförmig, max. T. 0,16 m; rbr., mit schwbr. Flecken, schwach humos.Funde: FZ 31070 E (beim Schneiden): 1) Eine RS eines Topfes mit steilem, leicht einziehendem

Rand (Abb. 9,1), horizontale Reihe von relativ seichten Fingertupfen auf der unakzentuiertenSchulter, Scherben außen orange mit dbr. Flecken, im Bruch gr., Innenseite gr. mit dgr. Fle-cken, Magerung mit Quarzsteinchen und viel Glimmer. – 2) Zwei anpassende RS sowie eineWS eines doppelkonischen Topfes mit einfachem Rand (Abb. 9,4), Dm. 22,4 cm, Oberfläche au-ßen mäßig geglättet, Scherben im Bruch gr., an der Oberfläche meist dgr., teils mit größerenSteinchen und Glimmer gemagert. – 3) Eine RS einer Schüssel mit leicht einziehendem Rand(Abb. 9,2) und gerade abgestrichener Randlippe, Scherben außen br., mit gr. Flecken, im Bruchgr., mit kleinen Steinchen und Glimmer gemagert, Innenseite gut geglättet. – 4) Eine RS einesKleingefäßes mit einziehender Randlippe (Abb. 9,3), mit Steinchen und Glimmer gemagert,Scherben im Zentrum gr., an der Oberfläche meist rötlich, mit br. Flecken, Oberfläche beimBrand gerissen, möglicherweise beim Brand verformt. – 5) Eine WS, Ton innen gr., außen oran-ge, teils mit größeren Steinchen und Glimmer gemagert. – 6) Ein größeres Stück HL mit Ab-druck eines Rundholzes. FZ 31087 E (beim Abgraben): 1) Ein große RS einer Schale mit gekehl-tem Rand, Dm 20,6 cm (Abb. 8,1), Scherben durchgehend reduzierend gebrannt, wenige Stein-chen und Glimmer in der Magerung, außen im Randbereich Reste von Oberflächengraphit,obwohl Gefäßverlauf fast ganz erhalten, kein Bodenansatz vorhanden. – 2) Eine RS und zweianpassende WS einer Graphittonsitula mit verdickter Randlippe und schrägen Kerben aufdem Schulterknick (Abb. 8,3), zumindest Außenseite gut geglättet. – 3) Eine RS und eine an-passende WS eines doppelkonischen Topfes mit sehr flachen Fingertupfen unter dem Rand(Abb. 8,2), Scherben außen dgr, im Bruch gr., teils größere Steinchen und Glimmer in der Ma-gerung, nur Außenseite grob geglättet. – 4) Eine WS von flaschenartigem Gefäß (Abb. 8,4),Scherben durchgehend reduzierend gebrannt, mit sehr wenig Steinchen und Glimmer gema-gert, Außenseite gut geglättet und mit Resten von Graphitauftrag. – 5) Eine RS von kleinemGefäß mit einfachem steilem Rand, Ton außen rötlich, im Bruch gr., teils mit größeren Stein-chen und Glimmer gemagert. – 6) Eine BS, unregelmäßig rundliche Standfläche ganz erhalten,vielleicht zu FZ 31070 E 4), Scherben an Oberfläche rötlich, im Bruch dgr., außen am Boden

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dgr. und schw. Flecken, mit Steinchen und Glimmer gemagert, Oberfläche außen teils mitgrößeren Rissen. – 7) Zehn WS, die meisten grobker., drei davon mit gut geglätteter Ober-fläche, darunter zwei mit Resten von Oberflächengraphit. – 8) Drei Stücke HL, teils mit Ab-drücken kleinerer Rundhölzer.

Datierung: FLT.

Befund 16GrubePlanum 1: unregelmäßig länglich, 2,7 x 0,9 m; dbr., schwach humos, Befundgrenzen undeutlich.Profil A-B-C-D: Grenzen des Befunds im N und S nicht erfasst, Sohle verläuft horizontal in 0,2 m

T.; br. bis dbr., homogen, schwach humos. Profil E-F: Im Querprofil muldenförmiger Befund,max. T. 0,2 m, B. 0,95 m; Farbe und Konsistenz der Verfüllung wie oben.

Befund 17GrubePlanum 1: unregelmäßig länglich, 2,55 x 0,85 m; dbr., homogen, schwach humos.Profil: unregelmäßig wannenförmig mit max. T. 0,22 m in Osthälfte; fleckig rbr. bis dbr., homogen,

schwach humos.Funde: FZ 31077 E (beim Schneiden): Eine WS, Scherben außen br., im Bruch dgr., mit Steinchen

und Glimmer gemagert.Datierung: MZ.

Befund 18PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,75 m; dbr., sandig und homogen.Profil: wannenförmig, max. T. 0,17 m; dbr. bis schwbr., Richtung UK immer heller, Übergang zwi-

schen gewachsenem Boden und Befund im Bereich der Sohle undeutlich; homogen, fein san-dig, kaum humos.

Befund 19GrubePlanum 1: oval, 2 x 1,65 m; dbr., sandig, homogen und schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,17 m; dbr., Richtung UK immer heller, Übergang zwischen ge-

wachsenem Boden und Befund aber gut zu fassen; fein sandig, schwach humos.Funde: FZ 31079 E (beim Schneiden): Eine WS, Ton außen br., im Bruch und innen gr., teils mit

größeren Steinchen und Glimmer gemagert.Datierung: MZ.

Befund 20GrubePlanum 1: oval, L. 1,45 m; dbr. bis schwbr., homogen, schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,17 m; schwbr., Richtung UK immer heller, an Sohle hellbr., homo-

gen, schwach humos.Funde: FZ 31080 E (beim Schneiden): Eine BS, Graphitton, Innenseite des Scherbens und Über-

gang zur Wandung nicht erhalten.Datierung: LtZ.

123

Befund 21PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,45 m; dbr., homogen, schwach humos.Profil: unregelmäßig muldenförmig, max. T. 0,2 m; dbr., abgesehen von 2 Stückchen HK homo-

gen, schwach humos.

Befund 22Grubenrest (?)Planum 1: oval, 1,55 x 0,9 m; dbr., homogen, schwach humos.Profil: keine Spuren eines Befundes mehr zu erkennen.

Befund 23Pfostengrube (?)Planum 1: rundlich, Dm. 0,7 m; dbr., schwach humos.Profil: wurde nicht dokumentiert.

Befund 24PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,65 m; br., schwach humos.Profil: muldenförmig, max. T. 0,18 m; dbr., schwach humos und kaum vom gewachsenen Boden

zu unterscheiden.

Befund 25GrubePlanum 1: länglich oval, 3,5 x 1,25 m; br., schwach humos.Profil: flach muldenförmig, max. T. 0,16 m; nur schwach dunkler als der anstehende Boden,

schwach humos, etwa mittig im Profil zwei kleine HK-Konzentrationen.Funde: FZ 31081 E (beim Abgraben): eine WS, mit Steinchen und Glimmer gemagert, Außenseite

hellbr., im Bruch und innen dgr.Datierung: MZ.

Befund 26PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,35 m; schwbr., humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,18 m; schwbr. bis schwarz, sehr homogen, humos.Funde: FZ 31076 E (beim Schneiden): Etwas HK.

Befund 27Grube (?)Planum 1: länglich bogenförmig, ca. 3,4 x 0,9 m; br., schwach humos.Profil: flach muldenförmig, max. T. 0,15 m; im oberen Bereich dbr. bis schwbr. Flecken, sonst br.,

homogen, schwach humos.Funde: FZ 31075 E (beim Schneiden): Eine WS, mit Steinchen und Glimmer gemagert, außen leicht

rötlich, innen und im Bruch hellgr. FZ 31083 E (beim Bergen): Eine WS, Scherben außen und in-nen dünne Zone orange, im Bruch dgr., mit Steinchen und Glimmer gemagert, Oberflächengut geglättet, innen mit schwachen Resten von Oberflächengraphit.

Datierung: MZ.

124

Befunde 28PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,7 m; dbr., homogen, schwach humos.Profil: unregelmäßig muldenförmig, max. T. 0,16 m; dbr. bis schwbr. und Richtung UK immer hel-

ler, Übergang zwischen gewachsenem Boden und Befund im Bereich der Sohle undeutlich;homogen, fein sandig, kaum humos.

Befund 29Grube (wohl Baumwurf?)Planum 1: bogenförmig, 2,6 x 0,85 m; rbr. mit zwei dunkleren, humosen Linsen, sonst schwach hu-

mos.Profil: flach muldenförmig, max. T. 0,17 m im n Teil; nur unmittelbar unter Planum 1 dunklere Be-

reiche, sonst rbr., schwach humos.Funde: FZ 31073 E (beim Schneiden): Zwei WS, die eine durchgehend dgr. Ton, Oberflächen ge-

glättet; die andere br., Innenseite geglättet; beide mit Steinchen und Glimmer gemagert.Datierung: MZ.

Befund 30PfostengrubePlanum 1: oval, 0,8 x 0,45 m; hellbr. bis br., recht sandig.Profil: wannenförmig, max. T. 0,15 m; dbr. bis schwbr. auf Höhe von Planum 1, an UK eher dbr.

und Verfärbung schwer zu fassen, geringer Humusanteil.

Befunde 31PfostengrubePlanum 1: rundlich, Dm. 0,4 m; schwbr., fein-kiesig.Profil: wannenförmig, max. T. 0,16 m; dbr. bis schwbr., schwach humos, v.a. in der unteren Hälfte

erhöhter, feiner Kiesanteil.

Befund 32PfostengrubePlanum 1: birnenförmig, 1,2 x 0,8 m; dbr., homogen, schwach humos.Profil: muldenförmig, im Gegensatz zum Planum nur noch 0,6 m breit, max. T. 0,12 m; dbr., Rich-

tung UK immer heller, Übergang zwischen gewachsenem Boden und Befund im Bereich derSohle undeutlich, wenig humos.

Befund 33PfostengrubePlanum 1: halbrund (wurde in der Grabungsfläche nur etwa zur Hälfte erfasst), Dm. 0,55 m;

schwbr., homogen, schwach humos.Profil: wannenförmig, max. T. 0,16 m; Verfüllung aus br. und schwbr. abwechselnden Streifen,

sehr homogen und schwach humos.

Ohne BefundFZ 31071 E (Lesefunde von der Grabungsfläche ohne Befundzusammenhang): 1) Eine WS wohl

von Graphittonsitula mit schrägen Kerben auf der Schulter (Abb. 6,4). – 2) Acht WS, eine aus

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Graphitton, der Rest meist reduzierend gebrannt und mit Steinchen und Glimmer gemagert. –3) Eine BS, VG.

Datierung: FLT

Fundstellenliste zu Abb. 10Abgekürzte Literatur: OA BLfD = Ortsakt BLfD, Dienststelle Regensburg; Uenze, Katalog =H.-P. Uenze, unveröffentlichter Katalog zur Latènzeit in der Oberpfalz; VO = Verhand. Hist. Ver.Oberpfalz.

1) Gemeinde Reichenbach, Gemarkung Reichenbach. Lesefunde K. Hornauer 1982 und nach1987 am sw Ortsrand von Kienleiten. Neben zahlreichen Silices und etwas mittelalterlicherKeramik auch zahlreiche vorgeschichtliche, wohl v. a. metallzeitliche Keramik (ca. 70 Scher-ben), darunter eine bronzezeitliche RS sowie Keramik der Spätlatènezeit (drei WS sowie eineRS mit Wulstrand, alle aus Graphitton).Lit.: OA BLfD.

2) Gemeinde Roding, Gemarkung Braunried. Lesefunde J. Schwarzfischer 1997 bis 2001 s vonZenzing in der Flur „Regenfeld“. Neben zahlreichen Silices, einer Flachhacke, zahlreicher vor-geschichtlicher (ca. 50 Scherben) und mittelalterlicher Keramik auch Keramik der Spätlatène-zeit (eine Graphitton-RS mit Wulstrand und sieben WS aus Graphitton, davon 2 mit Kamm-strichverzierung). Auf den unmittelbar nw anschließenden Äckern Lesefunde K. Hornauer1983 bis nach 1987. Neben zahlreichen Silices, etwas Hüttenlehm und zahlreicher mittelalter-licher Keramik auch vorgeschichtliche, z. T. wohl bronzezeitliche Keramik (o. A.) sowie einemetallzeitliche RS mit Oberflächengraphit.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 14 (München 2001) 106. – Ebd. 15 (München 2002)129. – Ebd. 16 (München 2004) 94. – Ebd. 17 (München 2005) 96 f. – VO 123, 1983, 326 Nr. 100;338 Nr. 233. – Zuber (Anm. 5) 171 Nr. 1.

3) Gemeinde Roding, Gemarkung Braunried. Lesefunde K. Hornauer 1983 bis 1987 etwa 250 bis400 m ö und osö von Dicherling. Neben zahlreichen Silices, einem Steinbeilfragment, vorge-schichtlicher (1 BS, 1 WS), metallzeitlicher (o. A.), etwas mittelalterlicher und neuzeitlicher Ke-ramik auch Keramik der Latènezeit (eine nicht näher bestimmte latènezeitliche Scherbe sowiezwei wohl latènezeitliche WS aus Graphitton). Nach Zuber (Anm. 5) 171 Nr. 3 darunter eineScherbe der Frühlatènezeit.Lit.: OA BLfD. – VO 123, 1983, 332 Nr. 175; 338 f. Nr. 234; 342 Nr. 268. – Zuber (Anm. 5) 171Nr. 3.

4) Gemeinde Roding, Gemarkung Wiesing. Lesefunde K. Hornauer 1983 bis nach 1987 n vonWiesing in der Flur „Bodenzell“. Neben einer größeren Anzahl an Silices, dem Fragment einesvorgeschichtlichen Spinnwirtels, etwas Hüttenlehm, vorgeschichtlicher (2 WS), metallzeit-licher (1 RS, 1 WS) und etwas mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik auch eine hallstatt-zeitlichen RS mit Kragenrand sowie etwas mittelalterliche und neuzeitliche Keramik und einespäthallstatt-/frühlatènezeitliche RS einer Schüssel mit leicht einziehender Randlippe.Lit.: OA BLfD. – Zuber (Anm. 5) 172 Nr. 8.

5) Gemeinde Roding, Gemarkung Braunried. Lesefunde K. Hornauer 1983 bis nach 1987 sw undosö von Pollenried in der Flur „Bohnleiten“. Neben einer größeren Anzahl an Silices, zweiKlopfsteinen, einem Reibsteinfragment, einem Nackenfragment eines Steinbeiles (ein weite-

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res fraglich), etwas Hüttenlehm, vorgeschichtlicher (mindestens 32 WS, 1 BS), z. T. sicher me-tallzeitlicher, etwas mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik auch Keramik der Frühlatène-zeit (o. A.) sowie zwei WS und eine BS aus Graphitton.Lit.: OA BLfD. – VO 123, 1983, 332 Nr. 174; 341 Nr. 266 f. – Zuber (Anm. 5) 172 Nr. 9 f.

6) Gemeinde Roding, Gemarkung Ziehring. Lesefunde K. Hornauer 1983 und später ö von Zieh-ring in der Flur „Trathäcker“. Neben Silices (o. A.) sowie mittelalterlicher und neuzeitlicherKeramik (o. A.) auch eine Scherbe der Frühlatènezeit.Lit.: OA BLfD. – VO 123, 1983, 334 Nr. 199. – Zuber (Anm. 5) 172 Nr. 15.

7) Gemeinde Roding, Gemarkung Mitterdorf. Lesefunde H. Wolf vor 1980 und K. Hornauer 1981bis nach 1987 nnö der Wallfahrtskirche Heilbrünnl. Neben zahlreichen Silices, einem Webge-wichtfragment, etwas Hüttenlehm, einer Münze der Römischen Kaiserzeit sowie mittelalter-licher und neuzeitlicher Keramik (o. A.) auch zahlreiche vorgeschichtliche, insbesondere me-tallzeitliche Keramik (etwa 100 Scherben), darunter neben zwei WS der Stichbandkeramik so-wie fünf RS und zwei WS der Bronze-/Urnenfelderzeit auch eine frühlatènezeitliche RS mitausbiegendem Rand und einer Kerbenreihe auf der Schulter sowie weitere latènezeitliche Ke-ramik (2 WS und 1 RS aus Graphitton, 1 RS einer Schüssel mit einziehendem Rand).Lit.: OA BLfD. – VO 136, 1996, 157 Nr. 115. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 10 (München 1997) 33. –Zuber (Anm. 5) 172 Nr. 19.

8) Gemeinde Roding, Gemarkung Wetterfeld. Lesefunde K. Hornauer 1983 ssw von Piendling inder Flur „Wiege“. Neben Silices (o. A.) und einer bronzezeitlichen Scherbe auch eine Scherbeder Latènezeit.Lit.: OA BLfD. – VO 123, 1983, 328 Nr. 123; 334 Nr. 197. – Zuber (Anm. 5) 173 Nr. 24.

9) Gemeinde Roding, Gemarkung Roding. Lesefunde K. Hornauer 1983 bis nach 1987. Zahlrei-che Silices, ein Steinbeil, vorgeschichtliche Keramik (1 RS, 5 WS, 1 Schnurösenfragment). Gra-bung BLfD 2001 im Baugebiet „Am Frieshölzlweg“ (Abb. 1). Im Bereich der Erschließungs-straßen auf Flur Nummer 721/22 eine Grube (Abb. 2) mit Keramik (Abb. 3,3–5) und Eisen-nägeln (Abb. 3,1-2) der Frühlatènezeit. Vgl. Katalog und Text in vorliegendem Beitrag. Lese-funde P. Zirngibl (BLfD) 2005 beim Oberbodenabtrag in Parzelle 721/11. Vier vorgeschicht-liche WS, eine mittelalterliche RS. In den Jahren 2004 bis 2010 wurde außerdem der Ober-bodenabtrag in den Parzellen 721/3, -/4, -/8, -/9, -/12 und -/32 beobachtet, wobei in keinemFall archäologischer Befund festgestellt werden konnte. Die Fundstelle und die Grabungs-fläche liegen auf der Hochterrasse ö des Regen am Fuße des Hügels „Am Eisenhardt“. Deranstehende Boden in den gebaggerten Flächen wechselt kleinteilig zwischen Sand, Lehm undTon und enthält stark eisenhaltige Stellen, die rötlich bis violett verfärbt sind, sowie z. T.größere Granitbrocken.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 17 (München 2005) 96. – Zuber (Anm. 5) 173 Nr. 22.

10) Gemeinde Roding, Gemarkung Wetterfeld. Lesefunde H. Doppelbaur 1957, F. X. Angerer um1960 und K. Hornauer 1983 bis 1985 sö von Wetterfeld in den Fluren „Brauseugen“, „Galgen-höhe“ und „Hasenbühl“. Neben zahlreichen Silices, etwas Hüttenlehm, vorgeschichtlicher(9 WS, 2 BS), metallzeitlicher (o. A.), etwas mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik aucheine spätlatènezeitliche RS mit Wulstrand sowie vier WS, alle aus Graphitton.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. 26, 1961, 261. – VO 123, 1983, 342 Nr. 278. – VO 134, 1994,150 Nr. 201. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 8 (München 1995) 141. – Zuber (Anm. 5) 173 Nr. 34.

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11) Gemeinde Pösing, Gemarkung Pösing. Beobachtung F. X. Angerers und H. Lindners 1958beim Ausbaggern des Regen etwa 50 m ssö der Regenbrücke in Pösing. Eine spätlatènezeit-liche Graphitton-RS mit Wulstrand.Lit.: OA BLfD. – Uenze, Katalog Nr. 329. – Wolf 1970 (Anm. 13) 71 f. Abb. 2; 7,6. – Zuber(Anm. 5) 173 Nr. 32.

12) Gemeinde Pösing, Gemarkung Pösing. Lesefunde F. X. Angerer 1957, 1959/60 und K. Hornau-er 1986/87 wsw von Pösing in der Flur „Untere Regenwiesmahd“. Neben zahlreichen Silicesund drei vorgeschichtlichen WS auch eine latènezeitliche WS aus Graphitton.Lit.: OA BLfD.

13) Gemeinde Pösing, Gemarkung Pösing. Lesefunde F. X. Angerer 1957-1970 sö von Pösing inder Flur „Meißen“. Zahleiche Silices, ein Fragment des Schaftlochs einer Serpentinaxt, einSchneidenfragment eines Steinbeils, eine nicht näher bestimmte Scherbe und zwei vielleichtmetallzeitliche WS. Nach Zuber (Anm. 5) 173 Nr. 33 darunter eine latènezeitliche Graphitton-scherbe.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. 23, 1958, 144. – VO 123, 1983, 328 Nr. 118; 340 Nr. 251. – Zu-ber (Anm. 5) 173 Nr. 33.

14) Gemeinde Pösing, Gemarkung Pösing. Lesefunde F. X. Angerer 1959/60 sö von Pösing in denFluren „Draht“ und „Weiherteil“. Neben einer größeren Anzahl an Silices auch eine latène-zeitliche WS aus Graphitton.Lit.: OA BLfD. – Zuber (Anm. 5) 173 Nr. 37.

15) Gemeinde Pösing, Gemarkung Pösing. Im Wald sw von Ried in der Flur „Fuchsenholz“ meh-rere fragliche Grabhügel, in welchen nach Mitteilung F. X. Angerers um 1900 Raubgrabungenstattgefunden haben sollen. Dabei soll neben menschlichen Knochen eine „Speerspitze“ unbe-stimmten Materials zutage gekommen sein.Lit.: OA BLfD.

16) Gemeinde Stamsried, Gemarkung Friedersried. Im Wald s von Raubersried auf dem „Hirten-berg“ ehemals mindestens zehn Grabhügel. Der größte der Hügel wurde 1951 im Zuge einerRaubgrabung durch A. Schmalix geöffnet. Nach seinen Angaben kam in 0,4 m Tiefe eine„Urne“ zutage. Sie soll zerbrochen gewesen sein, „da der obere Deckstein der Steinkammerschon vor vielen Jahren entfernt worden war“. An Keramik legte A. Schmalix dem BLfD „zweireichliche Hände voll vorgeschichtlicher Scherben“ vor, darunter bronzezeitliche sowie früh-latènezeitliche Keramik (eine WS mit Doppelkreisstempeln und gezähnten S-Stempeln auf derSchulter gelangte ins Depot des Historischen Museums Regensburg). Ferner sollen aus demHügel das Bruchstück einer spätbronzezeitlichen Nadel sowie vier Dreiknotenarmringe derFrühlatènezeit stammen. Nach den Angaben von A. Schmalix lagen zwei der Armringe „inder Urne“, die anderen beiden in der Nähe.Lit.: OA BLfD. – VO 92, 1951, 219. – Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 239. – Torbrügge (Anm. 16)218 f. Nr. 391. – Uenze (Anm. 79) 199. – Uenze, Katalog Nr. 328. – Stroh (Anm. 27) 147 f. – Zuber(Anm. 5) 173 Nr. 27.

17) Gemeinde Roding, Gemarkung Fronau. Gemeinde Neukirchen-Balbini, Gemarkung Boden.Im Wald unmittelbar n und nw Hippoltsried in der Flur „Draxlberg“ ehemals mindestens

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neun Grabhügel. Bei einer Ortsbegehung durch das BLfD im Jahr 1999 wurde eine große Mate-rialentnahmegrube festgestellt, durch die ein Hügel angeschnitten worden war. Aus der Gru-be eine wohl metallzeitliche RS und ein mittlerweile verschollenes etwa 6 cm langes lanzett-förmiges Bronzeband mit Hakenende.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 148. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 15 (München 2002) 79 f. – Zu-ber (Anm. 5) 173 Nr. 26.

18) Gemeinde Roding, Gemarkungen Neubäu und Fronau. Im Wald s der Fronauermühle in derFlur „Eigenschlag“ drei fragliche Grabhügel.Lit.: OA BLfD.

19) Gemeinde Rötz, Gemarkung Rötz. Lesefund H. Csonka 1983 ö von Schellhof bei Böschungsar-beiten an der Straße von Neunburg v. Wald nach Rötz. Eine frühlatènezeitliche gelbe Schicht-augenperle mit weiß-blauen Augen. Der Fund wurde aus dem Humus aufgelesen; es konntenicht geklärt werden, ob der Humus vom Fundort selbst stammte oder von anderer Stelle an-transportiert worden war.Lit.: OA BLfD. – VO 129, 1989, 290 Nr. 190.

20) Gemeinde Rötz, Gemarkung Rötz. Lesefunde A. Preis 1998 und 2003 wsw von Rötz in der Flur„Im Pfaffenfurt“. Neben einer größeren Anzahl an Silices, vorgeschichtlicher (1 RS, 17 WS),metallzeitlicher (2 BS, 4 WS, z. T. graphithaltig) sowie zahlreicher mittelalterlicher und neu-zeitlicher Keramik auch Keramik der Spätlatènezeit (zehn WS aus Graphitton, davon drei mitKammstrich-, eine mit Besenstrichverzierung, sowie eine dickwandige und grob gemagerteRS mit verdickter, oben abgestrichener Randlippe, Ton graphithaltig).Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 14 (München 2001) 106. – Ebd. 18 (München 2006) 95;109.

21) Gemeinde Rötz, Gemarkung Rötz. Lesefunde A. Preis 1994, 1998 und 1999 wsw von Rötz inder Flur „Im Pfaffenfurt“. Neben einer größeren Anzahl an Silices und etwas mittelalterlicherKeramik auch eine latènezeitliche WS aus Graphitton.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 16 (München 2004) 80.

22) Gemeinde Rötz, Gemarkung Berndorf. Um 1906 kamen beim Gartenumgraben auf demGrundstück Lasser in Berndorf vermutlich aus verebneten Grabhügeln zusammen mit einemmittelständigen Lappenbeil auch mittlerweile verschollene jüngere Bronze- und Eisengegen-stände zu Tage.Lit.: OA BLfD. – Torbrügge (Anm. 16) 62; 226 Nr. 418 – Winghart (Anm. 5) 188 Nr. 85 b (dortfälschlich als oberständiges Lappenbeil von „um Neunburg v. W.“ geführt). – A. Reichenber-ger/F. Schopper, Vor- und frühgeschichtliche Funde im Museum und archäologische Denk-mäler im Bereich der Stadt Neunburg vorm Wald. VO 131, 1991, 7–25 bes. 15 Nr. VI.

23) Gemeinde Waldmünchen, Gemarkung Waldmünchen. Lesefunde A. Preis 1998 bis 2008 un-mittelbar s des Weilers „Neue Ziegelhütte“ auf der Terrasse an der Einmündung des Treffen-baches in die Schwarzach. Neben zahlreichen Silices, zwei Steinbeilen, vorgeschichtlicher(15 WS, 1 Bandhenkelfragment), neolithischer (1 WS mit Knubbe, 1 BS) und zahlreicher mittel-alterlicher und neuzeitlicher Keramik auch Keramik der Spätlatènezeit (2 WS aus Graphitton,davon 1 mit Besenstrichverzierung, 1 WS sowie 1 BS mit Resten von Oberflächengraphit, 1 RSeiner Kalottenschale mit weitem Kammstrich an der Außenseite).

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Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 16 (München 2004) 88. – Ebd. 17 (München 2005) 88. –Ebd. 18 (München 2006) 96 Abb. 61,15.16. – Raßhofer (Anm. 15) 22 ff. 16,7.8.

24) Gemeinde Schorndorf, Gemarkung Schorndorf. Lesefunde H. Wolf 1968 nnw von Schorndorfund wsw von Gilnhof von einer über dem ö Ufer des Rothbaches gelegenen Hochfläche, ehem.Flur „Tannleiten“. Neben wenigen Silices auch zwei vorgeschichtliche Scherben, davon eineaußen graphitiert, wohl hallstattzeitlich.Lit.: OA BLfD. – Wolf (Anm. 10) 186 Nr. 3; 201.

25) Gemeinde Schorndorf, Gemarkung Schorndorf. Lesefunde H. Wolf und W. Perlinger 1970 amö Ortsrand von Schorndorf, ehem. Flur „Sommerleite“. Neben wenigen Silices auch eine gra-phitierte Scherbe mit horizontaler Schulterriefe, wohl hallstattzeitlich.Lit.: OA BLfD. – Wolf (Anm. 10) 196 Nr. 25; 201.

26) Gemeinde Traitsching, Gemarkung Traitsching. Sondenfunde M. Weigelt und D. Vogler 1980auf dem Schanzenberg innerhalb des mittelalterlichen Walles „Alte Schanz“ sö von Trait-sching. Neben einer wohl hochmittelalterlichen Pfeilspitze mit Widerhaken aus Eisen auch einspätlatènezeitliches Tüllenbeil.Lit.: OA BLfD. – VO 122, 1982, 216 Nr. 239; 245 Abb. 20,11. – Winghart (Anm. 5) 182 Nr. 65. –Zuber (Anm. 5) 176 Nr. 77.

27) Gemeinde Traitsching, Gemarkung Traitsching. Nö von Siedling in der Flur „Rissinger Höhe“ein mutmaßlicher Grabhügel unmittelbar sö des Hofes Siedling 21. Weitere Hügel sollen beimBau des Hofes eingeebnet worden sein.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 155. – Zuber (Anm. 5) 174 Nr. 44.

28) Gemeinde Cham, Gemarkung Schachendorf. Lesefund M. Heigl 1960 s von Schönferchen amPrallhang des Haidbach-Ostufers. Möglicherweise sekundärer Fundort, da wegen Erosionmehrfach Aufschüttungen mit vermutlich aus der Ortsmitte von Zandt (Gemeinde und Ge-markung Zandt) stammendem Erdmaterial vorgenommen worden waren. Eine große Gra-phittonsitula-RS mit Tupfenleiste der Frühlatènezeit.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. 26, 1961, 289. – Bayer. Vorgeschbl. 27, 1962, 233. – Uenze(Anm. 79) 197–200. – Uenze, Katalog Nr. 57. – Zuber (Anm. 5) 174 Nr. 45.

29) Gemeinde Cham, Gemarkung Altenmarkt. Lesefunde H. Wolf 1962 in der Flur „Erlenäcker“am s Rand einer aufgelassenen Sandgrube. Neben germanischer Keramik der römischen Kai-serzeit aus zwei angeschnittenen Siedlungsgruben auch eine spätlatènezeitliche Graphitton-scherbe mit Kammstrich aus umgelagertem Humus in einem neu angelegten Acker auf derSohle der Sandgrube; der Humus stammte unmittelbar von der Sandgrubenkante. GrabungBLfD 1964. Neben Siedlungsbefunden der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalterssowie zwei frühmittelalterlichen Gräbern nach Wolf 1970, 73 eine weitere spätlatènezeitlicheGraphittonscherbe mit Kammstrich. Grabung BLfD 1983. Siedlungsbefunde der Bronzezeit,der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. 27, 1962, 235, 240 Abb. 47. – Uenze (Anm. 79) 199. – Uenze,Katalog Nr. 52. – Wolf 1970 (Anm. 13) 72 f. Abb. 3; 7,2. – Th. Fischer, Archäologische Funde derrömischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit aus der Oberpfalz (nördlich der Donau).VO 121, 1981, 349-388 bes. 359 f. Nr. 2. – VO 124, 1984, 268 Nr. 64; 274 Nr. 142; 278 Nr. 169. – Zu-ber (Anm. 5) 174 Nr. 43.

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30) Gemeinde Cham, Gemarkung Altenmarkt. Grabung BLfD 1983 (Sportplatz) und 2005 sowiezwei Sondagen der Fa. ArcTron 2010 (Baugebiet „Michelsdorf Ost“) am ssö Ortsrand von Mi-chelsdorf in der Flur „Weiheräcker“. Die Grabungsflächen liegen auf der Niederterrasse s desRegen auf sandig-lehmigen Böden.1983: Die Grabung von 1983 ist nicht näher zu lokalisieren, lag aber nach Skizzen in der Doku-mentation am n Rand des heutigen Fußballplatzes, also ca. 80 m ssö der Grabungsfläche von2005. Die Befunde (eine Grube und Pfostengruben) waren nur geringmächtig (unter 10 cm) er-halten und nur undeutlich im anstehenden sandig-kiesigen Boden zu erkennen. Im kurzenGrabungsbericht werden Fundkonzentrationen erwähnt und die Keramik als bronzezeitlichbzw. HaC-zeitlich angesprochen. Bei einer erneuten Sichtung des Fundmaterials im Rahmender Vorbereitung dieses Beitrags wurden neben einer größeren Menge vorgeschichtlicher WSan datierbaren Stücken v. a. Rand- und Verzierungsformen der Urnenfelderzeit identifiziert.Unter den Streufunden findet sich auch mittelalterliche und neuzeitliche Keramik sowie einefrühlatènezeitliche RS einer Schale mit S-förmigem Rand aus Graphitton und eine spätlatène-zeitliche RS mit Wulstrand aus Graphitton.2005: Grabung im Baugebiet „Michelsdorf-Ost“ (Abb. 4 und 5). 33 Befunde einer Siedlung derFrühlatènezeit, darunter 12 kleinere Gruben und 18 sichere Pfostengruben. Vgl. Katalog undText in vorliegendem Beitrag.2010: In den Flurstücken 606/21 und 606/22 wurden im August bzw. September 2010 von derFa. ArcTron zwei weitere Baufenster beobachtet (Abb. 5). Im Flurstück 606/21 wurde kein Be-fund festgestellt, jedoch konnten vorgeschichtliche Lesefunde gemacht werden. Im benach-barten Flurstück 606/22 wurden sechs Befunde eingemessen. Eine Ausgrabung dieser un-sicheren Befunde (bei den als „palisadenartige Streifen“ beschriebenen Verfärbungen handel-te es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um Pflug- oder Fahrspuren) fand nicht statt, da keineUnterkellerung geplant war. An Lesefunden konnten wenige vorgeschichtliche Keramikfrag-mente geborgen werden.Lit.: OA BLfD. – VO 124, 1984, 268 Nr. 65. – Zuber (Anm. 5) 175 Nr. 41. – Grabungsdokumenta-tion 2005 L. Breinl, BLfD. – Grabungsberichte 2010 G. Wolf, Fa. ArcTron.

31) Gemeinde Cham, Gemarkung Cham. Im Zuge von Bauarbeiten im „Randsberger Hof“ wurde1971 unter dem Fundament der äußeren Stadtmauer eine bis zu 1 m starke Kulturschicht ange-schnitten, die aber in den oberen zwei Dritteln bereits bei der Anlage des Fundaments derStadtmauer gestört worden war. Die Ausschachtungsarbeiten waren bei der Ankunft vonH. Wolf fast abgeschlossen. Immerhin konnten bei der Maßnahme 202 Scherben geborgenwerden, 37 davon direkt aus der Kulturschicht. Aus ihrer untersten Lage u. a. sieben innenund außen graphitierte Scherben einer Schale mit S-Profil und eine WS, möglicherweise voneiner Stufenschale, beide hallstattzeitlich. Ebenfalls in der Kulturschicht fand sich eine größereunverzierte Graphittonscherbe. Aus dem frischen Abraum eine spätlatènezeitliche kamm-strichverzierte WS aus Graphitton und Keramik des Frühmittelalters. Einige Wandscherbenaus dem Aushub “vormittelalterlich”, darunter weitere drei Graphittonscherben. Undatierteinige Fragmente von rundlichen Webgewichten. Die durch die Funde angezeigte Siedlungliegt ca. 150 m n des Regen auf einem s Ausläufer des Kalvarienberges.Lit.: OA BLfD. – Uenze, Katalog Nr. 53. – Wolf 1971 (Anm. 13) 211–220. – Torbrügge 1979(Anm. 6) 265 Nr. 74 a. – Zuber (Anm. 5) 174 Nr. 46.

32) Gemeinde Runding, Gemarkung Niederrunding. 1964 von L. Hauser in einer Kiesgrube inSatzdorf an zwei Stellen in 0,8 m Tiefe über tausend frühbronzezeitliche Scherben geborgen.Grabung 1964/65 und 1968 durch H. Wolf und K. Schwarz in einem etwa 170 m weiter ö gele-genen karolingisch-ottonischen Gräberfeld; dort nach Zuber (Anm. 5) 174 Nr. 51 wohl auch

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zwei Befunde der Urnenfelderzeit. Lesefunde A. Vogl 1964 im Bereich eines w des Reihengrä-berfeldes gelegenen Ackers. Etwas Keramik der Spätlatènezeit. Daraufhin „Rettungsgra-bung“ H. Wolf. In einer Grube eine größere Menge spätlatènezeitliche Keramik (u. a. größereGefäßfragmente grauer Drehscheibenware und etwas kammstrichverzierte Graphittonware).Lage der Fundstelle auf einem leichten Höhenrücken über der Talaue n des Regen und ca.1000 m ö des Chamb in der Flur „Augassenäcker“.Lit.: OA BLfD. – Uenze, Katalog Nr. 55. – Wolf 1970 (Anm. 13) 73 ff. Abb. 4–6; 7,1.3.4. – Bayer.Vorgeschbl. 37, 1972, 177. – Zuber (Anm. 5) 164; 174 Nr. 51.

33) Gemeinde Cham, Gemarkung Haderstadl. Auf dem bis zu 602 m hohen Lamberg neben einemwohl hochmittelalterlichen Burgstall zwei Wallanlagen. Die äußere – ein Ringwall, der eineFläche von knapp 22 ha umschließt und dem topographischen Befund nach die älteste Anlagesein sollte – wurde 2008 mittels zweier Wallschnitte untersucht. Der äußere Wall scheint auseiner Erdrampe mit vorgeblendeter Steinmauer zu bestehen. Im östlichen Wallschnitt konntezudem noch ein Rahmenwerk aus verkohlten Balken dokumentiert werden. Eine Geomagne-tik auf dem Plateau blieb ohne auswertbare Ergebnisse. Die Zeitstellung des Ringwalles konn-te nur durch C-14 Daten ermittelt werden, da in beiden Wallschnitten nur eine vorgeschicht-liche Scherbe (laut Grabungsbericht handelt es sich um eine kleine, graue und dünnwandigeRS) geborgen werden konnte. Drei von fünf Datierungen liegen in spätkeltischer Zeit, zwei derProben weisen in das 9. bzw. 4./3. Jh. v. Chr. Eine 61-jährige Jahrringkurve, die an verkohltenHölzern aus der Brandschicht gemessen wurde, kann – unter Vorbehalt, da thermische Verfor-mungen die Jahrringgrößen verändern – die drei Radiokarbondaten aus der Spätlatènezeitnur bedingt stützen („die einzige gute Synchronlage … konnte auf dem Jahr 135 v. Chr. gefun-den werden.“ Bericht v. 15.01.2010: BLfD, Praktische Denkmalpflege/Archäologische Denk-mäler, Referat BV – Restaurierung Archäologie und Dendrolabor, Franz Herzig, Am Kloster-berg 8, 86672 Thierhaupten.). Ebenso waren zusätzlich durchgeführte Messungen optisch sti-mulierter Lumineszenz nicht geeignet, die Datierungen abzusichern. Eine Untersuchung desso genannten „Schwarzbrunn“ ergab Keramik des hohen bis späten Mittelalters. Selbst wenndie naturwissenschaftlichen Datierungen eine Bauzeit im 2. Jh. v. Chr. andeuten, ist daraufhinzuweisen, dass der Wallverlauf einige Lücken aufweist. Die Anlage wurde also nicht fertiggestellt.Auf dem ebenfalls befestigten oberen Plateau wurden seit den 1960er Jahren verschiedene Bo-deneingriffe archäologisch begleitet, die v. a. in und um die Wallfahrtskirche St. Walpurgastattfanden und Befunde des Mittelalters und der Neuzeit erbrachten. Bei der Verlegung einerVersorgungsleitung, die auch in den oberen Wall eingriff, konnten nur Funde des Mittelalters(9.–12. Jh.) beobachtet werden.Lit.: OA BLfD. – Grabungsbericht D. Paddenberg, Fa. ArcTron. – H. Wolf, Die Ringwallanla-gen am Lamberg bei Cham in der Oberpfalz. VO 107, 1967, 139 ff. – Stroh (Anm. 27) 148 ff. –W. Torbrügge, Der Lamberg bei Chammünster. In: Regenburg-Kelheim-Straubing II. Führerarch. Denkmäler Deutschland 6 (Stuttgart 1984) 166 ff. – Ernst (Anm. 69) 113 ff. – Zuber(Anm. 5) 174 Nr. 53.

34) Gemeinde Chamerau, Gemarkung Haderstadl. Lesefunde H. Wolf 1966 onö von Wölsting inder Flur „Am Bühl“, ca. 10 m s eines kleinen Felsblockes mit eingeschliffenen Näpfchen. Ne-ben Silices (o. A.) auch eine Graphittonscherbe mit Kammstrichverzierung und horizontalerHalsleiste.Lit.: OA BLfD. – Uenze, Katalog Nr. 54. – Wolf 1970 (Anm. 13) bes. 78 f. Abb. 7,5; 8. – Zuber(Anm. 5) 175 Nr. 54.

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35) Gemeinde Blaibach, Gemarkung Blaibach. Ö von Blaibach und s der Straße nach Bad Kötztingin der Flur „Ochsenweide“ mehrere mutmaßliche Grabhügel, daraus angeblich ein Schild-beschlag.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 145 f.

36) Gemeinde Rimbach, Gemarkungen Rimbach, Thenried und Gotzendorf. Zu den Regenbogen-schüsselchen „von Rimbach“ liegen verschiedene Überlieferungen und Fundmeldungen vor.Der Großteil davon bezieht sich auf mehrere (genaue Zahl unsicher) Regenbogenschüssel-chen, die in den Jahren 1898, vor 1904 und um 1904 in der Nähe von Rimbach gefunden wor-den sein sollen. Tatsächlich ist im Urkatasterblatt NO 53-41, das sich im BLfD, Dienststelle Re-gensburg, befindet, eine „Fundstelle von Regenbogenschüsselchen“ kartiert, und zwar ö vonLichteneck und nnw von Rimbach (Kartierer wohl J. Brunner 1904). Danach läge der Fundortam ö Ortsrand von Lichteneck. Weitere Fundmeldungen nennen den Fund je eines Regenbo-genschüsselchens bei Unterzettling (etwa 2 km sö von Rimbach) und Grafenried (etwa 2 kmnnö von Rimbach) 1908. Ob es sich dabei tatsächlich um Neufunde handelt oder die erwähn-ten Fundstücke identisch sind, ist unsicher. Daher orientiert sich die Fundstellenkartierung invorliegendem Beitrag ausschließlich an o. g. Eintrag im Urkataster, die Fundorte Unterzettlingund Grafenried wurden nicht kartiert.Lit.: OA BLfD. – Reinecke (Anm. 1) 9 Anm. 3. – Wolf 1970 (Anm. 13) 70 f.; 81. – H.-J. Kellner, DieMünzfunde von Manching und die keltischen Fundmünzen aus Südbayern. Ausgr. Manching12 (Stuttgart 1990) 195 Nr. 2140. 2141; 197 f. Nr. 2150. 2151. – Winghart (Anm. 5) 188 f. Nr. 87. –Zuber (Anm. 5) 175 f. Nr. 68; 72.

37) Gemeinde Arnschwang, Gemarkung Arnschwang. Im Wald wsw von Sengenbühl etwa 40 msö Pkt. 581 in der Flur „Haselholz“ ein mutmaßlicher Grabhügel.Lit.: OA BLfD.

38) Gemeinde Arnschwang, Gemarkung Zenching. S und ssw von Tretting in der Flur „Auf derHöhe“ drei mutmaßliche Grabhügel. Einer der Hügel wurde 1957/58 durch den Grundstücks-eigentümer F. Hofmann eingeebnet, wobei eine zentrale Steinpackung sowie ein Steinkreisvon etwa 30 m Dm. zerstört wurden. An Funden kamen unter den Steinen der Packung Teileeines menschlichen Schädels sowie eine nach Aussage des Finders rotbraune, außen glatt po-lierte und innen raue Scherbe zum Vorschein. Eine Begehung des Platzes durch A. Stroh 1959ergab zwei mit Glimmer gemagerte Scherben, die dieser als karolingisch bestimmte.Lit.: OA BLfD. – VO 100, 1959, 257. – Stroh (Anm. 27) 157.

39) Gemeinde Arnschwang, Gemarkung Nößwartling. Im Wald sö von Nößwartling und wnwvon Zenching in der Flur „Burgholz“ eine Viereckschanze. Seitenlänge ca. 86 m, Tor im W,Wall bis 1,5 m hoch, Graben bis 1,2 m tief erhalten.Lit: OA BLfD. – K. Schwarz, Atlas der spätkeltischen Viereckschanzen Bayerns, Pläne undKarten (München 1959) Nr. 79. – Uenze (Anm. 79) 199. – Uenze, Katalog Nr. 56. – Stroh(Anm. 27) 153. – A. Schmid, Die Viereckschanze von Nößwartling. In: 100 Jahre FFW Nößwart-ling (1998) 58–61. – Zuber (Anm. 5) 175 Nr. 62.

40) Gemeinde Arnschwang, Gemarkung Arnschwang. Lesefunde A. Preis 2003 nnw von Arn-schwang in der Flur „Kellerweg“. Neben wenigen Silices, vorgeschichtlicher (1 RS, 1 BS, 1 WS),wenig mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik auch eine vielleicht latènezeitliche, viel-leicht karolingische WS.Lit.: OA BLfD. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 18 (München 2006) 67.

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41) Gemeinde Weiding, Gemarkung Weiding. Lesefund M. Fischer 1969 onö von Weiding, ehem.Flur „Buchfeld“. Goldener Viertelstater, frühe westkeltische Nachprägung des Staters Phi-lipps II. von Makedonien.Lit.: OA BLfD. – Wolf 1970 (Anm. 13) 69 f.; 79 ff. – Winghart (Anm. 5) 182 f. Nr. 68. – H.-J. Kell-ner, Die Münzfunde von Manching und die keltischen Fundmünzen aus Südbayern. Ausgr.Manching 12 (Stuttgart 1990) 198 Nr. 2154. – Uenze, Katalog Nr. 58. – Zuber (Anm. 5) 175Nr. 61.

42) Gemeinde Cham, Gemarkung Windischbergerdorf. Im Wald nö von Kothmaißling und ssövon Rettenhof in der Flur „Feuerstein“ ein fraglicher Grabhügel.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 157 – Zuber (Anm. 5) 175 Nr. 60.

43) Gemeinde Cham, Gemarkung Windischbergerdorf. Im Wald ö von Windischbergerdorf und250 m nnw Pkt. 408 auf dem ö Ausläufer des Hetzenberges gegen den Chamb drei mutmaß-liche Grabhügel.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 157 – Zuber (Anm. 5) 174 Nr. 48.

44) Gemeinde Cham, Gemarkung Windischbergerdorf. Im Wald nnw von Windischbergerdorfund wsw von Schlammering in der Flur „Am Vogelherd“ zwei mutmaßliche Grabhügel.Lit.: OA BLfD. – Stroh (Anm. 27) 157 – Zuber (Anm. 5) 175 Nr. 59.

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