leseprobe band 3 buch xi kapitel 4
TRANSCRIPT
Allen, die an der Vorbereitung dieses Buches mitgewirkt haben,
sei mein tiefempfundener Dank ausgesprochen. Ein besonderer
Dank gilt Frau Dr. Irmgard Scherer.
Alexander Sojnikow
Der Verleger
© 2009 Vega e. K.
Alle Rechte vorbehalten
Titel der russischen Ausgabe: Даниил Андреев „Роза мира“
Mit dem maschinenschriftlichen Original des Autors verglichen.
Übersetzung: Dr. habil. Björn Seidel-Dreffke
Nachdichtungen und Lektorat: Alexander Markow
Textbearbeitung: Thomas Seidel
Umschlag: Marina Gabriel
Druck: TZ-Verlag & Print GmbH
ISBN 978-3-9811767-3-5
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Inhalt
Buch XI
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts...........................................7
Der Aufstieg des Dritten Schrugr ..................................................................9
Der Kampf gegen die Geistigkeit................................................................27
Der finstre Hirte .........................................................................................45
Zur Metageschichte unserer Tage ...............................................................99
Buch XII
Die Möglichkeiten................................................................................... 119
Die Erziehung zum edlen Menschen......................................................... 121
Die äußeren Maßnahmen.......................................................................... 153
Der Kult................................................................................................... 171
Der Fürst der Finsternis............................................................................ 195
Der Äonenwechsel ................................................................................... 221
Kurzes Glossar ....................................................................................... 231
der Namen, Termini und Bezeichnungen, die am häufigsten im Text
vorkommen
Alphabetisches Register ......................................................................... 243
der Namen, Termini und Bezeichnungen, die von Daniil Andrejew
eingeführt wurden
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts
99
Kapitel 4
Zur Metageschichte unserer Tage
Zum dritten Mal wiederholte sich in der russischen Geschichte die
gleiche Situation, diesmal allerdings in solchen Ausmaßen, dass sie die
beiden vorangegangenen Fälle weit hinter sich ließ. Ähnlich wie Iwan
IV. und Nikolai I. kennzeichnete Stalin den Zenit der Macht des ent-
sprechenden Dämons der imperialen Staatlichkeit, dessen offenen
Kampf gegen den Demiurg und gegen das Sinklit, die Fortführung der
tyrannischen Tendenz bis zum Exzess und den beginnenden Untergang
des Staates.
Jene, welche die Zügel der Macht an den Tagen ergreifen mussten, als
sein Sarg noch das Haus der Gewerkschaften zierte und unendliche
Schlangen gerührter und erschütterter Moskauer anzog, konnten zum
ersten Mal selbst sehen, welche Abgründe sich hinter den pompösen
Fassaden der Diktatur verbargen. Früher wurde ein jeder von ihnen
streng reglementiert: „Von da – nach dort!“, und nur der Leiter der
Staatssicherheit wusste etwas mehr als alle anderen. Gewiss, viele
Fragen wurden durch Stalin zur Diskussion gestellt: im Politbüro (spä-
ter im Präsidium des Zentralkomitees) und im Ministerrat. Die Diskus-
sionen verliefen aber formell, wogegen die Beschlüsse Stalins katego-
risch waren. Und über die Mehrzahl der Fragen wurde niemals disku-
tiert. Wenn auch alle spürten, dass im Land bei weitem nicht alles gut
funktionierte, blieb das Gesamtpanorama jedem einzelnen verborgen.
Nun begann der Schleier zu fallen und die Ersten, die Einblick erhiel-
ten, waren die Mitglieder des Politbüros.
Das Konklave erfuhr, dass sich ungefähr ein Achtel, vielleicht sogar
ein Fünftel der Bevölkerung in Lagern und Kerkern befand und dass
die Erinnerung an die unschuldig Getöteten oder jahrelang Gemarter-
ten beinahe in jeder Familie vorhanden sein musste. Das Konklave
erkannte auch zahlreiche andere Probleme: einen katastrophalen Rück-
gang der Produktivität der Landarbeit; die Entvölkerung der Dörfer;
eine dauerhafte Unterversorgung der Städte; den Mangel an Ge-
brauchsgütern; eine schreckenerregende Zunahme der Straftaten, ins-
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besondere der Kinderkriminalität; eine den Staat und den Alltag seiner
Bürger durchdringende Vetternwirtschaft; die Unzufriedenheit aller
Bevölkerungsschichten mit Ausnahme einer dünnen privilegierten
Oberschicht.
„Die ausgemergelten, geschmähten und ruinierten“ Mitglieder des
Konklaves „konnten sich zum ersten Mal seit langer Zeit erholen. Sie
schauten einander an und es wurde ihnen peinlich. Sie begriffen nicht
genau, was um sie herum geschehen war, doch sie spürten, dass die
Luft von üblen Sprüchen geschwängert war und sich nicht mehr zum
Atmen eignete.“ Selbst die Säle internationaler Versammlungen hallten
von Schimpfwörtern wider. Der Verstorbene hatte sich im eigenen
Land nicht vor derben Ausdrücken gescheut, diese Angewohnheit hat-
ten seine Diplomaten auch ins Ausland hineingetragen. Ordinäre For-
derungen, die in einem erniedrigenden Tonfall vorgetragen wurden,
ließen nichts von der traditionellen diplomatischen Höflichkeit übrig.
Und das Wichtigste bestand darin, dass die internationale Lage derartig
angespannt war, dass der Dritte Weltkrieg jederzeit ausbrechen könnte.
Der westliche Machtblock, der hinsichtlich der Quantität seiner Ar-
meen zurückblieb, führte allerdings immer noch im Bereich der Ther-
monuklearwaffen. Das kommunistische China – die letzte Errungen-
schaft des Verstorbenen – hätte noch nicht allzu bald als große Mili-
tärmacht hervortreten können. Und hätte man sich denn auf dessen
Führer widerspruchslos verlassen können? Die Knoten der internatio-
nalen Politik waren überall so fest gezogen, dass sie scheinbar nur das
Schwert lösen konnte. Die Existenz zweier antagonistischer deutscher
Staaten, zweier antagonistischer Vietnams und sogar zweier Chinas;
Polen, das seine östlichen Gebiete verlor, die an die Sowjetunion ange-
gliedert worden waren, und das durch deutsche Gebiete entschädigt
wurde, was wiederum die Mehrheit der Deutschen nicht gutheißen
konnte; Korea, das nach drei Jahren kriegerischen Brudermordes zu
seiner Ausgangslage zurückkehrte – zur Spaltung in zwei antagonisti-
sche Teile; das Pulverfass in Gestalt der arabischen Staaten, deren
Revolutionierung schon begonnen wurde, aus denen sich die West-
mächte aber nicht anders als im Ergebnis eines Weltbrandes zurück-
ziehen würden ... und als Krönung die Kriegsmaschinerie, mit deren
Hilfe sich der tote Führer in Abenteuer, ja in die Brandung des Dritten
Weltkrieges stürzen wollte. Diese Maschinerie hatte in der Realität
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noch nicht die Kraft für einen klaren Sieg der Sowjetunion erlangt.
Außerdem wuchs das Vernichtungspotential der thermonuklearen Waf-
fen in beiden feindlichen Lagern Jahr um Jahr in einer nahezu barbari-
schen Progression. Es wurde immer deutlicher: Selbst wenn die sowje-
tische Seite aus einer solchen Schlacht als Siegerin hervorgehen könn-
te, würde sie nicht mehr die Länder, sondern verstrahlte Wüsten er-
obert haben.
Stalin hinterließ ein grauenvolles Erbe. Aber leider begriffen sie immer
noch „nicht genau, was um sie herum geschehen war“. Die Quelle der
Fehler und Unglücke definierten sie als Personenkult und waren doch
nicht imstande einzusehen, dass der Letztere kein Zufall war, dass
Russland etwas Ähnliches schon zum dritten Mal erlebte und dass die
unerbittliche historische – und metahistorische – Logik sie selbst dazu
zwang, die alten politischen Rollen neu zu besetzen: jene Rollen, die
vor dreieinhalb Jahrhunderten Fjodor Iwanowitsch, Godunow und
Schujski gespielt hatten und vor hundert bis fünfzig Jahren Alexan-
der II., Alexander III. und Nikolai II. spielten.
Wieder sitzt man also zwischen den Stühlen. Einerseits hat man die
Fehler und sogar die Verbrechen des entschlafenen Tyrannen zu be-
nennen und zu verurteilen, andererseits muss man sich zu seinem poli-
tischen Erbe bekennen. Erneut wird man gezwungen, dem murrenden
Volk mit einigen zweitrangigen Zugeständnissen entgegenzukommen,
um nach ein oder zwei Jahren zum Rückzug zu blasen, da aus dem
halbgeöffneten Ventil Dämpfe eines solchen Hasses und einer solchen
Wut hochschießen werden, dass sie dem gesamten System durch Aus-
schreitungen oder gar Aufstände das Ende bereiten könnten. Man will
sich bei den beunruhigten Bauern einschmeicheln, obwohl die Wurzel
des Übels – der Kolchos – beibehalten wird, denn der Verzicht darauf
würde eine gewaltige Welle ökonomischer und ideologischer Erschüt-
terungen hervorrufen. Man wird den Fehler zugeben müssen, dass
unter Stalin sowohl die Leichtindustrie als auch die Herstellung von
Gebrauchsgütern unzureichend gefördert wurden, und ein solches Ges-
tändnis wird in der Bevölkerung auf breite Zustimmung stoßen. Aber
nach ein oder zwei Jahren wird man zur alten Praxis zurückkehren, da
dies sonst zu einem verlorenen Rüstungswettlauf führen könnte. Man
wird sich um eine Entspannung der internationalen Lage sorgen und
versuchen den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Dafür wird man ge-
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ringfügige Kompromisse effektreich eingehen und den weltweiten
Friedenskampf unterstützen. Jedoch wird man den politischen Kurs
nicht grundlegend ändern, da Amerika natürlich nicht zögern würde,
die entsprechende Schwäche auszunutzen. Kurz gesagt, man wird sich
wie in einer heißen Pfanne winden müssen, einmal um die Gefahr ei-
nes Weltkrieges einzudämmen und zum anderen jene der inneren Um-
stürze.
Nun sind wir bei der Metageschichte der Gegenwart angelangt. Aber
die Gegenwart unterscheidet sich gerade dadurch von der Vergangen-
heit, dass unsere Analyse der Ersten niemals über so viele Fakten ver-
fügen kann, wie es im Hinblick sogar auf die dunkelsten Epochen der
Zweiten der Fall ist. Dies trifft umso mehr auf Länder mit einem sol-
chen Regime zu, das die Offenheit fürchtet und so gut wie keine Statis-
tiken publiziert (geheim ist ja nahezu alles, angefangen von den Aus-
gaben für die Rüstung bis hin zu der Anzahl der Verbrechen, Selbst-
morde und der Verkehrsopfer). Ebenso verborgen bleiben uns Mecha-
nismen, die für einen ständigen Wechsel der Führungskader zuständig
sind.
Die Bürger werden Zeugen einer sonderbaren Pantomime: Irgendwel-
che geheimnisvollen Figuren werden mit allen Mitteln der Propaganda
und Agitation gerühmt, wobei allerdings über deren Familienangele-
genheiten, Gewohnheiten, Geschmack und Charakter vollstes Still-
schweigen bewahrt wird. Diese Figuren werden in eine unerreichbare
Höhe, gleichsam in die Stratosphäre der Gesellschaft erhoben. Dort
werden sie vom gesamten Erdball gesehen. Sie bewegen den Kopf, die
Arme und ihren ganzen Körper. Plötzlich lösen sie sich aus irgendwel-
chen unerfindlichen Gründen in der Luft auf und werden durch andere
ersetzt, zu denen wiederum die Gesellschaft aufschaut, gemartert vom
Nachdenken über den unergründlichen Sinn und Ziel dieses Balletts.
Die metahistorische Erkenntnis der Gegenwart hat nicht die Möglich-
keit, sich auf eine ausreichend große Anzahl historischer Fakten zu
stützen. Auch wenn es manchmal gelingt, durch diese oder jene Me-
thoden diverse weiße Flecken auszufüllen und die Kräfte zu begreifen,
die sich ihrer heutigen menschlichen Werkzeuge bedienen, so bilden
die unaufgeklärten weißen Flecken dennoch die Mehrzahl und das
erstellte Gesamtpanorama kann keinesfalls einen Anspruch auf Voll-
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts
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ständigkeit erheben, wie sie für die metahistorischen Bilder vergange-
ner Epochen charakteristisch ist.
Jene Personen, die nach Stalins Tod an die Macht gelangten, waren als
Staatsmänner mehr noch als doppelbödig. Sie waren sozusagen die
Sterne aus seinem Sternenhaufen. Sie alle waren unter und dank ihm
aufgestiegen, sie alle hatten die Erziehung seiner politischen Schule
genossen. In seiner Gegenwart zitterten sie natürlich um ihre eigene
Existenz und im tiefsten Inneren ärgerten sie sich über viele seiner
Unternehmungen. Aber jene Doktrin, die für ihn lediglich eine Maske
darstellte und nur eine Anleitung zum praktischen Handeln war, reprä-
sentierte für sie die allerhöchste Wahrheit, die tiefste Überzeugung, das
bedeutendste Vermächtnis. Man kann von einem gewöhnlichen Men-
schen, der beispielsweise sein Leben lang im Schoß der russisch-
orthodoxen Kirche tätig war, nicht erwarten, dass er im Alter genügend
geistige Frische, Flexibilität und Weitblick hätte, um das eigene Tun
und die eigene Weltauffassung einer Revision zu unterziehen. Ein der-
artiges Umdenken wäre für ihn eine Katastrophe, eine schöpferische
und existenzielle Bankrotterklärung und natürlich wäre er im An-
schluss daran zu keiner aktiven gesellschaftlichen Tätigkeit mehr fä-
hig. Die mit einer grundsätzlichen Revision der Doktrin verbundene
Erschütterung wäre nun ebenso wenig von der geistigen Sphäre jener
zu erwarten, die ihr Leben lang doktrinär dachten, fühlten und handel-
ten.
Eine andere Seite dieser Staatsmänner resultierte aus ihrer schweren
Traumatisierung durch die Willkür des entschlafenen Despoten. Sie
erkannten die Fäulnis in der Gesellschaft – das Resultat der Tyrannei –
und erinnerten sich an die Atmosphäre ewiger Angst um das eigene
Leben, an die Atmosphäre der Unsicherheit, in der sie so viele Jahre
gearbeitet hatten. Am meisten fürchteten sie einen Rückfall in die Ver-
gangenheit, bei dem eine Art neuer Stalin erscheinen, alle knebeln und
das Land endgültig in den Abgrund stürzen würde. Sie bemühten sich
daher um Schutzmaßnahmen gegen die Wiederholung des traurigen
Gestrigen. Anstelle der Idee von der Vollständigkeit des kollektiven
Verstandes, der seinen konkreten Ausdruck im Verstand des genialen
Führers gefunden hätte, wurde so die wiederbelebte Idee der Kollegia-
lität lauthals verkündet – die Idee vom Verstand des gesamten Volkes,
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der im Kollektiv des Zentralkomitees und dessen Präsidium seinen
Ausdruck fände.
Doch einige Staatsmänner aus dieser Gruppe hatten noch eine dritte
Seite, die natürlich sorgsam vor anderen verborgen wurde. Manch
einer von ihnen hegte die geheime Hoffnung, dass aus dem Kollektiv
erneut ein einziger mächtiger Führer hervortreten würde, nämlich er
selbst. Es lässt sich nicht sagen, wie viele aus dem Konklave diese
Hoffnung in sich trugen, aber auf jeden Fall waren es mindestens drei
Personen.
Man darf jedoch solcher Ambitionen nicht alle drei Mitglieder jenes
ersten Triumvirats
42
verdächtigen, das als anschauliches Beispiel für
die Idee der Kollegialität sofort nach dem Tod des Despoten zur Gel-
tung kam. Mit Gewissheit kann man konstatieren, dass von der Auto-
kratie lediglich einer von ihnen träumte: jener, der fünfzehn Jahre lang
die Organe der Staatssicherheit geleitet hatte. Nur Stalins Tod bewahr-
te ihn vor einer schrecklichen Vergeltung. Aber in den Augen der an-
deren war er als Henker von Millionen Unschuldiger schon entlarvt. Er
konnte nicht darauf hoffen, dass man ihn lange im Triumvirat dulden
würde. Deshalb blieb ihm nur eines übrig: der verzweifelte Versuch
eines Umsturzes und der Ergreifung der obersten Macht. Wenn dieser
Plan umgesetzt worden wäre, hätte dies die Rückkehr zum stalinisti-
schen Regime und die Kursnahme auf den Weltkrieg bedeutet.
Zum Glück wurde der Versuch rechtzeitig verhindert, der Schuldige
erschossen und kurz danach wälzte man auf ihn die Verantwortung für
die massenhaft auftretende Untergrabung des sozialistischen Rechts-
systems ab. Man machte ihn gleichsam zum Usurpator, der nicht über
die geringsten Rechte auf den Thron verfüge und sich doch durch hin-
terlistige Manipulationen eine günstige Ausgangsposition verschafft
habe, um die schlimmsten Tendenzen dessen fortführen zu wollen, für
wessen direkten Nachfolger er sich gehalten habe. Dabei ging es natür-
lich nicht um seinen physischen Vater, wie es vor Zeiten dem Pseudo-
demetrius darum gegangen war, sondern um seinen geistigen Vater
und Förderer. Man kam auch nicht ohne die Entlarvung der wahren
oder ausgedachten Fakten aus. Der Schurke sollte angeblich mit den
42
L. Berija (1899 – 1953), G. Malenkow (1902 – 1988) und W. Molotow (1890 –
1986). – Anm. des Lektors
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ausländischen Feinden in Kontakt gewesen sein, die schon das Messer
gegen den Moskauer Staat gewetzt hätten. Diesmal kam dabei natür-
lich nicht Polen in Betracht, dessen Bedeutung als Großmacht bereits
zu den Legenden gehörte, sondern England.
Der Sturz des Usurpators wurde in den Arbeitslagern als Zeichen dafür
gesehen, dass eine grundlegende Wandlung des stalinistischen Re-
gimes bevorstand. Die Bedingungen für die Verurteilten wurden tat-
sächlich gemildert. Aber dies reichte schon nicht mehr aus. Man erwar-
tete die Revision vieler Urteile und forderte die Befreiung. Die Geduld
ging bereits ihrem Ende entgegen, die Mutigsten oder die Verzwei-
feltsten erhoben in den Lagern ihre Stimme. Diese Stimmen ver-
schmolzen miteinander und solche Hochsicherheitszitadellen wie das
berüchtigte Workuta, die Arbeitslager in Norilsk, Karaganda und Ko-
lyma wurden von Streik und Aufruhr erschüttert. Die Aufstände wur-
den auf die eine oder andere Weise niedergeschlagen, andererseits
wurde Schritt für Schritt die gesetzliche Grundlage des Gerichtswesens
wiederhergestellt. Aber so viele Menschen auf einmal zu befreien,
nach Hause zu schicken und mit Arbeit zu versorgen, war unmöglich.
Deshalb wusste auch niemand, was ihn erwartete, und die allgemeine
Spannung ließ nicht nach.
Die Lücke, die sich im Triumvirat gebildet hatte, wurde inzwischen
durch eine weitere Person aufgefüllt, die vorher den gesamten Apparat
der regierenden Partei unter ihre Kontrolle gebracht hatte
43
. Es vergin-
gen ein, eineinhalb Jahre und aus dem Triumvirat wurde unter bisher
nicht geklärten Umständen ein Mitglied ausgeschlossen, im Jahr 1957
ein weiteres. Anstelle des Triumvirats blieb an der Spitze des Staates
nun ein gewandter, schlauer, lebenslustiger Mensch, dem auch eine
gewisse Gutmütigkeit eigen war, ein flexibler Sanguiniker, voller Ent-
schlossenheit, die Fehler des Despoten auszumerzen. Er war durchaus
dazu in der Lage, einige rasche Veränderungen des politischen Kurses
zu initiieren, verfügte aber nicht über jene Unabhängigkeit und Frische
des Geistes, die es ihm erlaubt hätten, die grundlegenden Fehler der
Doktrin zu begreifen und das veraltete Programm ihrer Realisierung zu
überdenken.
43
Nikita Chruschtschow (1894 – 1971), von 1953 bis 1964 Erster Sekretär der Kom-
munistischen Partei der Sowjetunion. – Anm. des Lektors
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Sicher, von einem selbst undeutlichen Gespür für den metahistorischen
Hintergrund der Dinge war er ebenso weit entfernt wie alle anderen.
Wie und woher hätte denn dieser Mensch auch etwas erfahren können
von der Aufregung, die im Drukkarg herrschte, von der Feindschaft
zwischen den Igwen und den Raruggen, die sich zu einem offenen
Kampf auswuchs, und darüber, dass die Unterstützung durch Gag-
tungr, wie sie dem russischen Uizraor so viele Jahre hindurch zuteil
geworden war, nächstens auf deren Erzfeind übertragen werden könn-
te?
Das Wichtigste bestand aber in Folgendem: Das Jahr 1957 gehörte
schon in vielerlei Hinsicht zu einer ganz anderen Epoche als zum Bei-
spiel das Jahr 1952 oder überhaupt die gesamte Herrschaftszeit Stalins.
Während der stalinistischen Epoche konnte der große dämonische
Verstand noch auf den Dritten Weltkrieg als eine beispiellose Gaw-
wach-Quelle hoffen. Bevorzugt wurde dabei der Sieg des Schrugr,
deshalb wurde er auch weiterhin unterstützt. Aber selbst im Fall eines
Sieges des amerikanischen Uizraors hätte man eine zukünftige Verei-
nigung der Welt auf der Grundlage einer neuen geistlosen Lehre errei-
chen können, die aus der kosmopolitischen Konzeption hervorgegan-
gen wäre. Die Lage aber veränderte sich und ging dabei in eine son-
derbare Richtung, denn die in beiden Bündnissen rasch anwachsende
Wucht der thermonuklearen Waffen ließ die Dinge in einem anderen
Licht erscheinen.
Ein solcher Krieg hätte tatsächlich Mont Blancs und Everests an Gaw-
wach hervorgebracht. Aber er hätte auch etwas anderes heraufbe-
schworen: die Frage nach dem physischen Überleben der Menschheit.
Auf jeden Fall wäre die Weltbevölkerung um etwa ein Viertel ihres
Umfangs geschrumpft, ganze Länder wären vom Antlitz der Erde ver-
schwunden, die Zivilisation wäre vielleicht auf ganzen Kontinenten
zusammengebrochen und der Mensch wäre (in geistiger, technischer
und wirtschaftlicher Hinsicht) um viele Jahrhunderte zurückgeworfen
worden. Man hätte wohl kaum von einer vereinigten Menschheit spre-
chen können, wenn die Gebiete mit noch intakten Verhältnissen durch
radioaktiv verseuchte Wüsten voneinander getrennt worden wären,
wenn die Bevölkerung noch Generationen lang unter den zuvor unbe-
kannten Krankheiten gelitten hätte und wenn der Zusammenbruch der
Wirtschaft die Überlebenden zu einer primitiven Existenz gezwungen
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hätte. Infolgedessen wäre das Ziel einer absoluten weltweiten Tyrannei
in eine unabsehbare Ferne kommender Jahrhunderte gerückt.
Deswegen verwarf der große dämonische Verstand die Idee des Dritten
Weltkrieges, deswegen versuchte er sowohl auf den Schrugr und Sta-
bing als auch auf die Großen Igwen des Drukkarg und des Mudgabr
einzuwirken. Er wollte jenen kämpferischen Ehrgeiz zügeln, den er
selbst in ihnen so viele Jahre hindurch geschürt hatte. Es entstand eine
für die bisherige Metageschichte der Welt völlig paradoxe Situation:
Alle Hierarchien des Lichts und die höchsten finstren Hierarchien
strebten danach, die planetare Kriegskatastrophe abzuwenden. Einige
der niederen finstren Hierarchien versuchten allerdings, diese mit wü-
tender Raserei herbeizuführen.
Hochintellektuelle und weniger blutrünstige Igwen begannen zu be-
greifen, welchen todbringenden Aspekt die Kriegstreiberei in sich trug.
Jedoch wollte der bis zu gewaltigen Ausmaßen aufgeblähte Schrugr
mit seinem beschränkten Verstand und ungezügelten Temperament
nicht das Geringste von einem Verzicht auf die entscheidende Schlacht
hören. Je mehr er sich aufblähte, desto quälender war sein Hunger und
umso weniger reichten die Emanationen der Sowjetvölker aus, um
diesen zu stillen: Man musste immer mehr Völker bezwingen, ihre
Ausstrahlung sollte den Schrugr nähren.
Von einem Verzicht auf die Schlacht wollten auch die Raruggen nichts
hören: Diese wut- und hasserfüllten Allosaurier waren, nachdem sie
sich über Millionen von Jahren in dämonischen Schichten inkarniert
und sich schon lange in Karroch gehüllt hatten, eher zu einer Revoluti-
on im Drukkarg, zum Sturz des Großen Igwa und einer Expansion „Va
banque!“ in andere Schrastren bereit als dazu, unter den bestehenden
Bedingungen dahinzudümpeln. Ihr Intellekt war zu schwach, als dass
er ihre kriegerischen Instinkte hätte unter Verschluss halten können.
Die Lage wurde dadurch noch komplizierter, dass der Mensch, der sich
an der Spitze der Sowjetmacht etabliert hatte, weder blutrünstig noch
kriegerisch war. Der Logik der Macht entsprechend erfüllte er unbe-
wusst den Willen des Schrugr, soweit dieser Wille die innere Ordnung
des Staates und die Mehrung jener menschlichen Ausstrahlung betraf,
die mit Emotionen des staatlichen Komplexes verbunden war. Aber
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sein von Natur aus friedlicher Charakter verursachte in seinem Wesen
so etwas wie Risse, durch welche sogar die Inspiration der lichten
Kräfte in sein Unterbewusstsein vordringen konnte. Ohne diese Inspi-
ration hätten ihn keinerlei logische Argumente zu solch einer schwin-
delerregenden Wende in der Innenpolitik veranlasst, dass ihre bloße
Annahme eine Ohnmacht bei seinen Kollegen hervorgerufen hatte, zu
einer Wende, die sich in der Entlarvung von Stalins Verbrechen und in
einer massenhaften Befreiung der Gefangenen ausdrückte.
Die Erschütterung der Gemüter nach seinem Auftritt auf dem XX. Par-
teitag lässt sich nur schwer einschätzen. Die wenn auch eingeschränk-
te, verspätete und mit Vorbehalten vorgetragene Aufdeckung einer
langen Reihe schrecklicher Fakten, die sich als Schuld jenes erwiesen,
den mehrere Generationen für den größten Humanisten gehalten hat-
ten, schlug gleich einer neuen psychologischen Waffe ein und die da-
durch in Bewegung gebrachte Welle gelangte bist in die entlegensten
Länder des Erdballs. Und in Russland? In Russland „begriffen sie nicht
genau, was um sie herum geschehen war, doch sie spürten ... dass die
Luft ... sich nicht mehr zum Atmen eignete. Durften sie denn auf eine
Geschichte zurückblicken, gab es in dieser Geschichte Momente, wo
sie ihre Selbständigkeit unter Beweis stellen konnten? Sie konnten sich
an nichts erinnern. Sie besannen sich nur auf unzählige“ Iwans, Peters,
Araktschejews, Nikolais „und, zur Krönung der Schmach, auf diesen
schlimmen ruhmlosen Schurken. Und all dies erstickte, ärgerte,
fletschte mit den Zähnen – wofür?“
Ob er in seiner undankbaren Rolle als Hauptankläger eine so große
weltweite Resonanz voraussah, bleibt unklar. Offensichtlich nahm er
an, dass der vernichtende Schlag, der dadurch dem Prestige der Dokt-
rin zuteil würde, durch seine Argumentation zugunsten der These ab-
gemildert werden könne, der Personenkult Stalins beruhe nicht auf der
Doktrin, sondern widerspreche ihr, der Erste sei eine Art Krebsge-
schwür am Leibe der Zweiten gewesen, den es zu entfernen gegolten
habe.
Myriaden Gefangener, die auf keine Rettung mehr gehofft hatten,
kehrten aus den Lagern heim und verbreiteten überall ihre Berichte
darüber, was in diesen Leidensbereichen unter dem Tyrannen vor sich
gegangen war. In vielen Einrichtungen nahm man eilig die von allen
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gehassten Porträts des zweiten Führers ab, in einer Reihe von Städten
stieß das Volk seine Statuen von den Sockeln. In den ausländischen
kommunistischen Parteien nahm die Verwirrung zu, die hier und da in
echte Spaltungen mündete. In den höheren Bildungseinrichtungen der
Sowjetunion ergoss sich die Erregung der Gemüter in die Organisation
von studentischen Diskussionsklubs, in Gruppenproteste gegen die
Dozenten und Studienpläne, in den Druck halblegaler oder illegaler
Zeitschriften, manchmal auch in studentische Streiks. In literarischen
und künstlerischen Kreisen sprach man von einer Milderung der ver-
bindlichen ideologischen Dogmen.
All dies zeigte, dass der Führer des Staates wohl mit dem Feuer spielte.
Man zog es vor, einen Schritt zurückzugehen und ungelenk zu erläu-
tern, dass der tote Despot zwar ein Despot, aber dennoch ein beispiel-
hafter Kommunist gewesen sei und dass man nicht alles zerstören dür-
fe, was er vollbracht habe. Die Literatur, die Kunst, der menschliche
Gedanke, die kaum an die Oberfläche gelangt waren, wurden sorgfältig
auf ihren angestammten Platz verwiesen. Und einige Personen, die sich
mit Erstaunen umsahen, begannen zu realisieren, dass es zwischen dem
Kurs des dritten Führers und den lange zurückliegenden Epochen Boris
Godunows und Alexanders II. etwas Gemeinsames gab: Zwei Schritte
nach vorn, anderthalb zurück. Vorn aber zeigte sich entsprechend dem
traurigen Gesetz der russischen Geschichte schon das Gespenst der
Reaktion, jene Rückkehr der Dinge, wie sie am Ende der Herrschaft
von Boris und unter Schujski und später noch unter Alexander III. und
Nikolai II. geschehen war.
Und dennoch – wenn man das neue Regime mit der Herrschaft Stalins
verglich, wurde jedem wärmer ums Herz. Der dritte Führer war ein
einfacher Mann, der das Leben liebte und wirklich wollte, dass es nicht
nur ihm, sondern allen besser gehe. Leider aber reichen gute Wünsche
dafür nicht aus, dass auf der Erde der Frieden siegt und in den Men-
schen die Gutmütigkeit. Wenn auf unserem Planeten nur Staaten des
sozialistischen Lagers existiert hätten, dann wäre es möglich gewesen,
die eigene Kriegsmaschinerie zu begraben und die frei gewordenen
Mittel einzusetzen, um das Leben der Massen besser zu gestalten.
Doch da es nicht einmal Stalin gelungen war, die Entdeckung Ameri-
kas ungeschehen zu machen, musste man einerseits die Erprobung
immer neuer Massenvernichtungswaffen beschleunigen und anderer-
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seits weiße Friedenstauben vor dem Hintergrund der Gewitterwolken
liebevoll flattern lassen.
Man hatte Lust sich selbst in eine solche Friedenstaube zu verwandeln
und mit einem Palmenzweig im Schnabel von Land zu Land zu flie-
gen – nach Jugoslawien, Indien, Birma, in die Staaten des moslemi-
schen Ostens, selbst in das trotzige und ungläubige England. Da aber,
während die Tauben flogen, immer weitere Bombentests die tieferen
Erdschichten erzittern ließen, so blieb das allgemeine Paradies ledig-
lich ein Traum, der auf die tragische Realität keinerlei Einfluss hatte.
Das Unglück bestand darin, dass die Führung keine wirklichen Zuge-
ständnisse machen wollte. Schließlich hätte ein einziges ernsthaftes
Zugeständnis ausgereicht, um den Feind von der Wahrhaftigkeit des
russischen Friedenswillens zu überzeugen: Die Sowjetunion sollte von
der Revolutionierung anderer Länder abgehen und ihre Unterstützung
entsprechender Bewegungen in Europa, im Nahen Osten, in Afrika und
in Lateinamerika aufkündigen. Denn, wie verborgen diese Unterstüt-
zung auch erfolgen mochte, die entlarvenden Tatsachen zeigten sich
mal hier und mal da und entwerteten alle Tiraden von einer friedlichen
Koexistenz. Sie entfachten in den großen kapitalistischen Staaten
vielmehr Ausbrüche von Wut und Zorn.
Besonders wütend war Stabing, der mit den Fühlern seiner Monopole
und Handelsfirmen beinahe den halben Enrof umfangen hielt. Mit öko-
nomischer Unterjochung und dem Leersaugen gab er sich aber nicht
zufrieden, denn das war nur eine Art Vorstufe gewesen. Solange die
Völker in politischer Hinsicht unabhängig blieben, konnten sie nicht in
spürbarem Ausmaß jene mit Emotionen des staatlichen Komplexes
verbundene Ausstrahlung erzeugen, welche sich auf die Vereinigten
Staaten richtete und Stabing und der Bevölkerung des amerikanischen
Schrastres als Nahrung diente. Deshalb konnte sich Stabing nicht mit
der ökonomischen Expansion begnügen, er benötigte eine politische
Unterwerfung der Länder, die von ihrem Anschluss an das amerikani-
sche Staatssystem und somit an dessen administrativ-polizeiliches,
ideologisches und Erziehungssystem begleitet wäre und die eine stür-
mische Emanation staatlicher Gefühle ausgelöst hätte. Anstelle dessen
bekam Stabing einen Fußtritt nach dem anderen. In Korea und Viet-
nam endete die Auseinandersetzung nach gegenseitigen Bissen und
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Schlägen unentschieden, jedoch in China wurden seine Fühler ganz
brutal abgehackt und in der Zukunft war die Gefahr zu erkennen, dass
das Gleiche ihm in allen arabischen Staaten geschehen könnte.
Deshalb wurde jede Gelegenheit, da die Doktrin sich selbst diskredi-
tierte, sofort aufgegriffen und aufgebläht, um allgemeine Entrüstung zu
verursachen und all ihre Führer der Lüge und der Hinterlist zu bezich-
tigen, egal, ob es auf den ersten, zweiten oder dritten bezogen wurde.
Der erste ernsthafte Schlag, den der dritte Führer dem internationalen
Prestige der Doktrin versetzte, war die Entlarvung der Missetaten sei-
nes Vorgängers. Der zweite Schlag war die militärische Einmischung
während des antisowjetischen Aufstandes in Ungarn. Aber konnte er
denn anders handeln? Wann und wo ließ es der Schrugr zu, dass man
ihm ein Leckerbissen entriss? Welcher Uizraor hätte tatenlos zugese-
hen, wie sich ein treuer Verbündeter an seiner Seite plötzlich zu einem
bis an die Zähne bewaffneten Feind verwandelt? Über welche persön-
lichen Eigenschaften der dritte Führer auch verfügt haben mag, wie
sehr er auch den Krieg ablehnte, die Logik der Großmacht erwies sich
häufig als stärker.
Und doch, es waren eben seine persönlichen Eigenschaften, die den
Schrugr störten. Sie verhinderten, dass sich dieser Mensch in das will-
fährige Werkzeug des Letzteren verwandeln ließ. Sie machten den
politischen Kurs schwankend, ambivalent, angreifbar. Niemals konnte
man sicher sein, dass sich der Führer so verhält, wie es der Uizraor
braucht. Und der Blick des Dämons der imperialen Staatlichkeit richte-
te sich auf ein anderes, fügsameres Wesen. Dieses gehörte ebenfalls
der sowjetischen Elite an, war aber kein zweiter „Schwächling“, son-
dern einer der größten Heerführer des Vaterländischen Krieges
44
.
Er war in den Augen des Volkes und der Armee im Besonderen aus-
gestattet mit ungeheuren militärischen Kenntnissen, er war ein Mensch
mit brennendem Ehrgeiz und verletztem Stolz, der schon sehr lange
und qualvoll seine bonapartistischen Ambitionen in die Schranken
weisen musste. Für die Rolle eines Führers im Dritten Weltkrieg hätte
der Schrugr keinen besseren Agenten finden können. Er würde nicht
zögern, ohne Vorwarnung auf den potentiellen Feind eine ganze Reihe
44
Georgij Schukow (1896 – 1974), Marschall der Sowjetunion, von 1955 bis 1957
Verteidigungsminister der Sowjetunion. – Anm. des Lektors
Rosa Mira
112
von Wasserstoffbomben abzuwerfen. Er würde nicht verzweifeln,
wenn mit den russischen Städten Gleiches geschähe. Er würde nicht
davor zurückschrecken, die Doktrin im Weltmaßstab zu implementie-
ren, auch nachdem ein Drittel des Planeten in Asche verwandelt wor-
den wäre.
So avancierte der Marschall zum Werkzeug des dritten Uizraors, ver-
mutlich jedoch zu spät. Im Drukkarg verblieb auch nicht die Spur der
früheren Einigkeit, vielmehr brodelte es im Schrastr wie in einem Kes-
sel. Die Raruggen stürzten sich in den Kampf, auf sie konnte sich der
Schrugr fest verlassen, die Igwen aber widersetzten sich mit jedem
Jahr, jedem Monat immer mehr dem nahenden Krieg. Zur Krönung des
Ganzen wurde der Drukkarg zu Beginn des Jahres 1957 von einem nie
da gewesenen Ereignis erschüttert: Der Große Igwa spaltete sich vom
dämonischen Lager ab. Dies geschah nicht unvorbereitet, für die Be-
völkerung des Drukkarg jedoch unerwartet, ja plötzlich.
Es gab auch in der Vergangenheit seltene Fälle, wenn einige der Gro-
ßen Igwen Einblick in die hohen Welten des Lichts erhielten. Doch
dabei blieben sie ihrer Welt treu. Jetzt aber vollzog sich etwas ganz
anderes. Der Große Igwa, der über vierzig Jahre als wahre Stütze des
Drukkarg geherrscht hatte, gelangte nach einer Reihe von Zuständen,
die dem des Hochha ähnelten, in den Zustand einer solchen Verklä-
rung, dass er Christus schaute, und zwar nicht im Satomiss Russlands,
sondern in einer weitaus höher gelegenen Welt, wo der Retter keine
menschenähnliche Gestalt mehr hatte.
Dies geschah mit dem Großen Igwa am zentralen Götzentempel im
Beisein von vielen Raruggen und Igwen. Die himmlische Zusammen-
kunft führte zu einer solchen Einwirkung des Planetaren Logos auf den
Geistseher, dass sein Karroch sich zu wandeln begann und durch einen
Körper aus Siajra ersetzt wurde. Diese blitzartige Transformation voll-
zog sich vor aller Augen. Viele waren erschüttert und begannen zu
glauben, andere verwirrte die Erscheinung äußerst und die Raruggen
gerieten in rasende Wut. Einige Tage später zerfetzten die Raruggen
den Abtrünnigen, sammelten gemeinsam mit den sozusagen orthodo-
xen Igwen seine Überreste und übergaben diese der Dematerialisie-
rung: dem Akt, der für die menschliche Wissenschaft bis heute uner-
reichbar bleibt.
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts
113
Dann entspann sich der Aufstand der großen Gefangenen des Druk-
karg. Ich werde die Namen jener, die es wagten, nicht aufzählen, auf
jeden Fall hatte das russische Schrastr etwas Ähnliches noch nie gese-
hen. Die ihre Ketten sprengenden Riesen nahmen Brocken in der Grö-
ße eines Hochhauses und schmetterten diese durch die Luft auf die
Mauern der verhassten Zitadelle. Die Zitadelle wurde stark beschädigt,
die Igwen und die Raruggen wurden angesichts der Lage genötigt, sich
miteinander zu solidarisieren. Der zu Hilfe eilende Schrugr saugte die
Aufständischen in sich hinein und schleuderte sie, wie er es gewohnt
war, auf den Grund des Shadanakar. Im Übrigen hatte die Einmischung
des Weltsinklits deren Aufenthalt dort sehr bald beendet und alle Hel-
den wurden in die Olirna erhoben. Gefangen im Drukkarg blieben nur
jene, die es nicht gewagt hatten, sich dem Aufstand anzuschließen.
Die Ereignisse im Drukkarg entwickelten sich, wenn man den Aus-
druck anwenden will, mit kinematographischer Eile. Der dritte Uizraor
spürte plötzlich, dass ihm die Unterstützung durch Gagtungr entzogen
wurde. Sie wurde ihm deshalb entzogen, da er in seinem Streben nach
einem Weltkrieg in den Schrastren und im Enrof das Verbot des obe-
ren dämonischen Verstandes durchbrochen hatte. Nun irrte er durch
den Drukkarg, versammelte vor Wut schnaubend die Raruggen um
sich und forderte den Sturz der Macht der Igwen, die indes damit auf-
hörten, ihm den nahrhaften Tau zur Verfügung zu stellen. Der Zorn der
Raruggen stand dem ihres Herrn in nichts nach. Ihre Augen, die sich an
beiden Seiten des Kopfes befanden, der sowohl einem entstellten Pfer-
dekopf als auch dem Kopf eines mesozoischen Reptils ähnelte und
vom Umfang her an ein kleineres menschliches Haus gemahnte, füllten
sich mit dunkelrotem, in ihrem Karroch fließendem Blut. Ihre Flügel,
fest und gerade wie die eines Flugzeugs, schlugen an die Wände und
Dächer der Igwen.
Inmitten dieser Raserei wurde der zentrale Götzentempel umzingelt,
die Igwen durften ihn nicht mehr betreten, um sich mit Hilfe ihrer ma-
gischen Satansanbetung mit Gagtungr zu verbinden. Die berühmte
Statue des Begründers des Drukkarg, die einen Igwa reitend auf einem
Rarugg darstellt, wurde als Zeichen der verhassten Unterwerfung der
ehemaligen Allosaurier unter den höheren Intellekt der Igwen abgeris-
sen und geschändet. Die Raruggen versuchten, untereinander eine ge-
wisse Disziplin herzustellen, um zur Eroberung anderer Schrastren
Rosa Mira
114
aufzubrechen. Es war aber offensichtlich, dass ihr Krieg ohne die Hilfe
der Igwen des Drukkarg in ein schreckliches Blutbad ausarten würde:
Die beschränkten Köpfe der Raruggen waren noch nicht an die Beherr-
schung der feinen Kriegstechnik gewöhnt. Es gab unter ihnen sozusa-
gen einzelne Talente, jedoch nicht die notwendigen Kader. Ihre geisti-
gen Defizite wurden allerdings durch eine solche Körperkraft, durch
eine solch unbeschreibliche Gefühlsanspannung, durch einen derarti-
gen Zorn ergänzt, dass sie allem zum Trotz an den Endsieg glaubten.
Würden sie einmal keine Aussichten auf Erfolg im weltweiten Kampf
mehr haben, so wären sie sogar zu einem Massenselbstmord fähig,
allein aus ihrem Überschuss an Bosheit heraus.
Den Posten des getöteten Großen Igwa nahm ein neuer ein. Eigentlich
war er unvorbereitet, hatte wenig Erfahrung und kaum Autorität. Und
wenn der Thron nicht vor der Zeit vakant geworden wäre, hätte dieser
Igwa noch ein sehr langes spezielles Studium vor sich. Aber einen
Besseren gab es nicht und die Masse der Igwen, die an Disziplin ge-
wöhnt waren, ordnete sich ihm aus Ermangelung eines anderen Aus-
wegs unter.
Schließlich drangen in den tobenden Drukkarg die dämonischen Heer-
scharen Gascharwas ein. Gemäß dem Willen Gagtungrs bewegten sich
die Engel der Finsternis und Ryfras von allen Seiten auf den Uizraor
zu. Der Schrugr wehrte sich verzweifelt, die Raruggen rangen und
scheiterten gegen den Ansturm der jenseitigen Mächte, jenseitig nicht
nur für uns, sondern eben vom Drukkarg aus gesehen. Alle Fühler des
Uizraors, von denen es Tausende gibt, wurden von Willensspiralen
umwunden. Aber ihn zu vernichten bzw. ins Uppum zu stürzen, wäre
sinnlos gewesen, da er noch nützlich sein könnte. Darüber hinaus wäre
sein Tod von den Kräften des Lichts verhindert worden, weil ohne ihn
der Organismus der Russischen Metakultur durch die Uizraoren des
Westens in wenigen Tagen zerschmettert worden wäre. Er wurde nun
in eine der Schluchten des Drukkarg hinabgesenkt. Er lag dort und
rang nach Luft, während die Engel der Finsternis ein sonderbares
Schauspiel lieferten: Mit ihren rubinroten Flügeln saßen sie gleich
riesigen Libellen auf den Willensspiralen, die den Wanst des Schrugr
von allen Seiten umzingelten.
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts
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Das menschliche Werkzeug des Uizraors versuchte vergebens, im Inte-
resse seines Förderers tätig zu werden. Später wird die Geschichts-
schreibung unseren Kindern und vielleicht auch noch uns selbst davon
berichten, wie es dem dritten Führer gelungen ist, diese Versuche zu-
nichte zu machen und seinen Konkurrenten aus dem Weg zu räumen.
So oder so konnte man über dieses Ereignis nur erfreut sein, wie über
alles, was das weltweite Blutbad aufschob.
Die höchsten finstren Hierarchien zwangen die Raruggen dazu, mit den
Igwen von Neuem eine Art Modus Vivendi zu etablieren. Sie erreich-
ten, dass die Igwen wieder daran gingen, dem gefangenen Schrugr den
roten Tau zur Verfügung zu stellen, allerdings in viel geringerem Um-
fang. Sie ergriffen ebenfalls Maßnahmen, um aus den fähigsten Rarug-
gen bald militärische Führungskader zu formieren. Damit wurde eine
teilweise Ablösung der Igwen angestrebt, die sich als zu friedlich er-
wiesen hatten.
Nun wurde die Unterstützung Gagtungrs auf Mudgabr übertragen.
Aber auch dort geschah etwas Ähnliches: Den Rausch der rebellischen
Raruggen, die es nach einem neuen Krieg dürstete, konnten die Igwen
kaum besänftigen. Zwar wurde der Große Igwa intensiv aus dem Digm
inspiriert, aber die Raruggen hielten ihn halb in Gefangenschaft. Die
geistig-dämonischen Kräfte, die er bekam, konnte er deshalb nicht für
den Enrof transformieren und sein Einfluss auf jene Personen, die an
der Erstarkung der Militärmacht der Vereinigten Staaten wirkten, er-
reichte kaum deren Bewusstsein. Resultat war ein Zurückbleiben Ame-
rikas im Rüstungswettlauf, was sich in scheinbaren Kleinigkeiten wie
dem verspäteten Start der ersten Erdsatelliten oder der verzögerten
Entwicklung von Interkontinentalraketen äußerte. Auf diese Art und
Weise wandten sich eben manche Handlungen der Raruggen, von de-
ren beschränktem Verstand diktiert, gegen sie selbst.
Urparp aber lenkte die Dinge wie folgt: Die Macht der Kriegsnationen
wollte er bis an die Grenze des Krieges heranführen. Die erschrocke-
nen Völker des Ostblocks und natürlich die Bevölkerung Drukkargs,
sollten verzweifelte Anstrengungen unternehmen, um der Gefahr aus-
zuweichen, sie sollten den Rückzug anstreben und ihren militärischen
Widerstand aufkündigen. Stabing sollte unterdessen eine solche Wucht
in seinen riesigen Fühlern entwickeln, die es ihm gestatten würde, zum
Rosa Mira
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einen alle Befestigungen des Drukkarg auch ohne Invasion von Igwen
und Raruggen des Westens zu zerdrücken und zum anderen die sozia-
listische Gemeinschaft im Enrof auch ohne den Dritten Weltkrieg aus-
einander zu sprengen. Ab da wäre es möglich, die Weltherrschaft der
kosmopolitischen Konzeption und die gesuchte Gemeinschaft der Er-
denvölker unter der Ägide von Stabing zu avisieren.
Am schwarzen Horizont des Enrof verblieben die Völker Indiens und
der Indomalaysischen Kultur als einzige Lichtquellen. Sicher, der indi-
sche Demiurg hatte den schicksalhaften Schritt aller Demiurgen gehen
müssen, der schließlich zur Geburt des Uizraors führte. Dieser Uizraor
aber, sein Name ist Awardal, wurde von Anfang an aus sehr hohen
Welten des Lichts mit einer solchen Kraft inspiriert, dass sich sogar ein
Hoffnungsfunke für einen außergewöhnlichen Akt zeigte – seinen spä-
teren Abfall vom dämonischen Lager. Etwas Ähnliches geschah auch
mit Ukurmija, dem jungen Uizraor Westdeutschlands, die lichten
Schichten aber, welche über Indien standen, waren älter und unver-
gleichbar stärker. Das Wirken Awardals wurde vom Demiurg und von
der Kommunaren Seele Indiens kontrolliert und dieser Staat, welcher
nach und nach das schwere Erbe ausländischer Unterdrückung und
einheimischen Feudalismus hinter sich ließ, war durchaus ein Sonder-
fall. Der indische Staat gelangte eben zur Blüte, ohne mit den Prinzi-
pien hoher Ethik zu brechen, und vielmehr noch dadurch, dass er die
Letzteren mit unverbrüchlicher Beständigkeit befolgte. Den übrigen
Völkern, die einen solchen Weg nicht gefunden hatten und sich statt-
dessen der tragischen Grenze einer völligen gegenseitigen Vernichtung
näherten, blieb nur übrig, dieses Land mit einem gemischten Gefühl
aus erhabener Begeisterung und schlimmem Neid zu bestaunen.
Die Lage des dritten Führers aber wurde immer aussichtsloser. Wäre er
nur ein menschliches Werkzeug infernaler Mächte gewesen, dann hätte
er die moralische Tragödie eines Erdenbürgers nicht gekannt, der eine
unüberschaubare Verantwortung auf sich nahm und nun bemerkte,
dass keine menschlichen Kräfte dafür ausreichen würden, den Krieg zu
verhindern, ohne die Macht der eigenen Partei oder die Doktrin selbst
oder gar all jenes zu opfern, was er untrennbar mit dem Wohl der
Menschheit verband. Nur ein Werkzeug des Uizraors, fern jeglicher
Menschlichkeit, würde durch den Krieg preschen und Mondlandschaf-
ten anstelle von Europa, Asien und Amerika hinterlassen, mit dem
Zur Metageschichte des letzten Jahrhunderts
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Ziel, im tiefsten Erdloch physisch zu bestehen und als Herrscher über
die Reste der Menschheit aus diesem Loch zu steigen.
Von Zeit zu Zeit verfiel er den Einflüsterungen des Schrugr. Die Zu-
ckungen dieses im Verborgenen wirkenden Riesen, der versuchte, sei-
ne Ketten zu sprengen, erschütterten alle angrenzenden Schichten.
Schon bald war es ihm gelungen, einige Fühler zu befreien, da aber
sein menschliches Werkzeug, der Marschall, die politische Bühne ver-
lassen hatte, lenkte er in Ermangelung von etwas Besserem die gesam-
te Kraft seiner Inspiration auf den dritten Führer. Kaum verschärfte
sich die außenpolitische Lage, da zeigte der Führer eine solche Mili-
tanz, wie sie eigentlich weder mit seinem Alter und Charakter noch mit
seinem Friedenswillen harmonierte. Er reiste mit beinahe übernatürli-
cher Geschwindigkeit von einem Land zum anderen, sandte an Freund
und Feind unzählige Noten, beriet sich mit allen Verbündeten, entwarf
und verwirklichte sofortige Maßnahmen zur Sicherung der innenpoliti-
schen Lage. Er wandte sich an den gesamten Erdball, warnte, überre-
dete, beschwor, verlangte, schlug mit der Faust auf den Tisch, drohte.
Aber dennoch blieb er ein Mensch und die moralische Tragödie spie-
gelte sich sogar in seinen Gesichtszügen wider. Hätte er bloß in einer
anderen Epoche herrschen können, in einem sanfteren Land, während
einer ruhigen und friedlichen Periode!
Es wäre auch für mich besser gewesen, wenn ich dieses Buch nicht an
der Schwelle zu einem Krieg geschrieben hätte, nicht zu einer Zeit, da
man täglich eine erschreckende Nachricht nach der anderen vernimmt!
Es ist schon gut, wenigstens davon überzeugt zu sein, dass sich morgen
weder die Stadt, in der Du lebst, noch Hunderte anderer Städte der
Erde in Schutt und Asche verwandelt werden. Es ist gut, davon über-
zeugt zu sein, dass das Buch, welches Du ein Leben lang in Dir getra-
gen hast, irgendwann von aufmerksamen Augen gelesen wird und dass
irgendeine Seele um Deine Erfahrung reicher werden wird. Es ist
schließlich gut, davon überzeugt zu sein, dass Dein Buch zu einem der
Steine im Fundament der zukünftigen weltweiten Bruderschaft werden
wird.
Doch eine Garantie dafür gibt es nicht und kann es nicht geben. Nur
eine andere Garantie bleibt unzerstörbare Grundlage allen Trostes:
Wenn es der Welt gelingt, den großen Krieg abzuwenden, dann wird
Rosa Mira
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Rosa Mira – die Weltrose – entstehen, unweigerlich und unabänder-
lich, zuerst in einem demokratischen Land und dann in anderen, dann
wird sie allmählich alle Gebiete der Erde erhellen. Wenn allerdings im
Gegensatz zum Willen der höchsten Hierarchien – sowohl der lichten
als auch der finstren – der Krieg aufgrund des Willens der niederen
finstren Mächte entfesselt wird, so wird Rosa Mira selbst auch aus der
Asche aufsteigen. Vielleicht wird sie dann nicht über allen Ländern das
Netz ihrer Zweige ausbreiten und die irdische Landschaft in blühende
Gefilde des Goldenen Zeitalters verwandeln. Sie wird aber Tausende
Menschen hoher Geistigkeit zu einer Unio verschmelzen, die sich aus
allen Weltteilen zusammensetzt und zu einem weiteren Hindernis auf
dem Weg desjenigen gerät, den der große Dämon schon vom Grund
emporgehoben hatte und im Gascharwa zum „Fürsten dieser Welt“
ausbildet, auf dem Weg desjenigen, der eine absolute Tyrannei auf der
ganzen Erde zu verwirklichen hat.
5. Juli 1958
Im Verlag sind erschienen:
Daniil Andrejew. Rosa Mira. Band 1 (Bücher I – VI),
ISBN 978-3-9808919-7-4 (2. Auflage)
Daniil Andrejew. Rosa Mira. Band 2 (Bücher VII – X),
ISBN 978-3-9811767-2-8
Daniil Andrejew. Rosa Mira. Band 3 (Bücher XI – XII),
ISBN 978-3-9811767-3-5
Vega e. K.
Neufelder Str. 1
D-67468 Frankeneck
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