burgwall rubenow, lkr. ostvorpommern - herrschaftsmittelpunkt in der terra wusterhusen?

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Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern Band 18, 2011 1 Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e.V. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern Band 18 2011

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Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern Band 18, 2011

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Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e.V.

Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern

Band 18 2011

Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern Band 18, 2011

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Vorwort 4

Detlef Jantzen und Frank Nikulka20 Jahre Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V. 5

Heide GroßnickEin Urdolmen und zwei erweiterte Dolmen der neolithischen Nekropole im Forst Prora,Lkr. Rügen 7

C. Michael SchirrenEine ungewöhnliche Steinaxt der Trichter-becherkultur aus Langensee, Lkr. Güstrow 17

Norbert KuhlmannVon der Steinzeit bis ins Mittelalter – Die Ausgrabungen in Steinfurth, Lkr. Ost-vorpommern 22

Jens-Peter SchmidtEine Nadel mit Kegelkopf der Periode II aus Zetelvitz, Lkr. Demmin 33

Jens-Peter SchmidtDer jungbronzezeitliche Tüllenhammer von Zidderich, Lkr. Parchim 36

Heide GroßnickEin bronzezeitliches Hügelgrab mit slawischen Nachbestattungen von Lubkow, Lkr. RügenMit einem Beitrag von Antja Bartel 39

Frank Mewis und Jens-Peter SchmidtDie Feuerstellenreihen von Naschendorf, Lkr. Nordwestmecklenburg 62

Inhalt

Lars SaalowBronzefunde der älteren römischen Kaiserzeit aus Zarnekow, Lkr. Ostvorpommern 76

Jens UlrichOpferplatz oder Gräberfeld? –Trachtbestandteile der römischen Kaiserzeit von Unrow, Lkr. Rügen 81

Dominik ForlerReiter und Bogenschütze –Zwei neue Körpergräber der späten Kaiserzeit aus Pasewalk, Lkr. Uecker-Randow 91

Beatrix SchmidtFriedland, Lkr. Mecklenburg-Strelitz –Eine slawische Vorburgsiedlung und ein spät-mittelalterliches Pilgerzeichen 100

Enrico Darjes und Jens UlrichAlt Brustorf, Lkr. Mecklenburg-Strelitz – Die Rekonstruktion einer dörfl ichen Siedlung und Gemarkung anhand von archäologischen und historischen Quellen 106

Mike HartmannWotenick – das älteste Demminer Stadtdorf 118

Alexander Pust und Karl RauschEin spätmittelalterlicher Pferdegeschirr-anhänger mit Adlerdarstellung von Bauer, Lkr. Ostvorpommern 120

Stefan Klatt und Fred RuchhöftDie spätmittelalterliche Burgstelle vonWackerow, Lkr. Ostvorpommern 129

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Normen Posselt und Fred RuchhöftBurgwall Rubenow, Lkr. Ostvorpommern – Herrschaftsmittelpunkt in der terra Wuster-husen? 134

Elke SchanzEine seltene Gewandspange aus Altentreptow, Lkr. Demmin 141

Peter KauteBemerkenswerte Bestattungen vom Kirchhof des Klosters Eldena, Hansestadt Greifswald 149

Heiko SchäferEin Kachelmodelfund des 16. Jahrhundertsaus der Oberbaustraße in Altentreptow, Lkr. Demmin 162

Cathrin SchäferEin Amulett mit Planetensymbolen und Gottesnamen aus Stralsund 175

Stefanie BrüggemannStralsund, Wasserstraße 69 –Ein Fundplatz mit archäologischen Quellen aus dem Dreißigjährigen Krieg. Mit einem Münz-katalog von Wolfgang Virk 180

Marc KühlbornArchäologische Untersuchungen auf dem Rathausvorplatz in der Hansestadt Wismar 197

Frank NikulkaDer römische Gendenkstein aus Tusculum im Wiligrader Schlosspark 203

Ulrich SchoknechtIn alten Akten geblättert: Penzlin, Lkr. Müritz 205

Ulrich SchoknechtUr- und Frühgeschichte Mecklenburgs – vor 140 Jahren 222

Volker HäußlerDer Tradition verpfl ichtet 227

Heiko SchäferBericht über das 17. Kolloquium zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Mecklenburg-Vorpommern am 26. November 2010 in Greifs-wald 230

Ulrich SchoknechtNeue Literatur 235

Frank NikulkaArbeitsbericht der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V. für das Jahr 2010 241

Anschriften der Autoren 246Hinweise an die Autoren 247

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Burgwall Rubenow, Lkr. Ostvorpommern – Herrschaftsmittelpunkt in der terra Wusterhusen?

Normen Posselt und Fred Ruchhöft

Im Sommersemester 2008 führten Studie-rende des Greifswalder Instituts der Ur- und Frühgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geowissenschaften der Universität Greifswald sowie dem Landesamt für Kultur und Denkmalpfl ege im Rahmen einer Lehrveranstal-tung verschiedene Prospektionsmaßnahmen zur Erfassung des mutmaßlichen Burgwalles Rube-now, Lkr. Ostvorpommern (Fpl. 1), unter der Leitung von Stefan Klatt M.A. durch. Dabei

sollte geprüft werden inwiefern das Bodendenk-mal durch die derzeitige Nutzung beeinträch-tigt wird und welche schützenswerten Maßnah-men ergriff en werden könnten um eine weitere Zerstörung einzugrenzen. Die Aufnahme des Fundplatzes erfolgte ausschließlich durch zerstö-rungsfreie Methoden (Vermessung, Begehung, Bodenprobenentnahme und Georadar sowie einige Detektorbegehungen).

Der auf der Schwedischen Matrikelkarte und dem Preußischen Urmesstischblatt (Abb. 2) verzeichnete Burgwall befi ndet sich etwa 1 km südöstlich des Dorfes Rubenow. Die heute ober-tägig nicht erhaltene Anlage liegt in der Ziese-niederung, die sich von Wolgast bis zur Dä-nischen Wiek östlich von Greifswald auf einer

Abb. 1: Rubenow, Lkr. Ostvorpommern, Burgwall. Luftbild mit deutlich erkennbaren Verfärbungen, die den völlig zerstörten Wallverlauf nachzeichnen.

Abb. 2: Rubenow, Lkr. Ostvorpommern, Burgwall. Die Burgstelle auf dem Preußischen Urmeßtisch-blatt.

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Länge von 22 km erstreckt. Der Fundplatz be-fi ndet sich auf einer grasbewachsenen Talsand-insel am Nordrand der als Weideland genutzten Niederung, die unmittelbar östlich des Fund-platzes nach Süden abknickt. Da die Ziese eine Bifurkation aufweist, ist das Gelände sowohl mit dem Peenestrom im Südosten wie auch mit der Dänischen Wiek im Westen durch einen Wasser-weg verbunden. Ob diese Verbindung bereits in slawischer Zeit bestand, ist unsicher. Ein anthro-pogener Einfl uss ist jedoch anhand des Gelände-profi ls wahrscheinlich.

Bereits Hermann Bollnow vermutete die Exi-stenz einer slawischen Burganlage bei Rubenow, die als Herrschaftsmittelpunkt der hochmittel-alterlichen terra Wusterhusen im vorpommer-

schen Raum in Frage käme. Diese Annahme wurde durch Lesefunde der 1960er Jahre erhär-tet. In den 1990er Jahren gelang es, im Rahmen der planmäßigen Luftbildprospektion, die slawi-sche Burganlage Rubenow zu erfassen (Abb. 1). Deutlich erkennbar ist der Verlauf des Walles, im südlichen Bereich mit einer möglichen Tor-situation. Im Westen hingegen ist der Bereich gestört und der weitere Wallverlauf unklar. Die auf dem Luftbild erkennbaren dunklen Flecken innerhalb der Anlage gehen auf Viehtritt zurück. Es handelt sich nicht um archäologisch relevante Siedlungsstrukturen. Auf der im Durchmesser ca. 110 m großen Anlage wurden keine Hin-weise auf eine Kulturschicht entdeckt. Sie ist of-fenbar wie der einstige Wall für die Gewinnung

Abb. 3: Rubenow, Lkr. Ostvorpommern. Auswahl slawischer Keramik vom Burgwall.

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von Wiesenland und der jahrhundertelangen agrarischen Nutzung des Geländes zerstört wor-den. Es dürften sich jedoch etliche Siedlungsgru-ben erhalten haben, so dass eine durch weidende Rinder teilweise freigelegte Siedlungsgrube er-fasst werden konnte.

Die Prospektion mit Hilfe des Georadars sollte prüfen, inwiefern sich Wall- und Grabenstruk-turen mithilfe dieser Methoden im Untergrund ausmachen lassen. Dabei wurden sechs Profi le aufgenommen. Die jeweils 230 m langen Profi le 1 bis 4, in Nord - Südausrichtung, sollten dabei die auf dem Luftbild sichtbaren Strukturen bestä-tigen. Die jeweils 290 m langen Profi le 5 und 6, in Ost - Westausrichtung, sollten den unsicheren Wall- und Grabenverlauf im Westen deutlich machen. Die technische Ausrüstung wurde vom Institut für Geowissenschaften der Universität Greifswald bereitgestellt. Die Auswertungen der Messungen übernahmen Dr. Grit Büttner, Dipl. Geogr. Tony Baudis vom Institut für Geowissen-schaften der Universität Greifswald sowie Stefan Klatt M. A., ehemals Institut für Ur- und Früh-geschichte der Universität Greifswald. Bei der Auswertung konnte mit einiger Ungewissheit für den Westteil der Anlage ein Wall-Grabenverlauf entlang einer rezenten Geländestufe nachge-wiesen werden. Das würde bedeuten, dass sich der Wallverlauf im Westen etwas weiter west-lich befi ndet als angenommen. Es könnte sich demnach hierbei eher um eine ovale als um eine runde Form der Wallanlage handeln. Die ver-mutlich anthropogen gestaltete Abbruchkante im Westen, die mitunter den Wallverlauf stört, dürfte eine Folge der Meliorationsarbeiten sein, da etwas südlich ein kleiner Graben anschließt. Sichere Hinweise auf Wall- und Grabenverläufe ließen sich nicht mehr ermitteln. Auch ein Fein-nivellement erbrachte keine Hinweise mehr auf obertägig erhaltene Wall- und Grabenstrukturen.

Im Rahmen der Prospektionen vor Ort wur-den zahlreiche neue Funde geborgen. Die Aus-wertung dieser und der in der Sammlung der Universität Greifswald aufbewahrten Altfunde

erfolgte durch M. Planert und N. Posselt. Der Gesamtanteil der teilweise stark fragmentierten Keramik beträgt 1667 Keramikscherben. Davon 1638 Stücke slawischer Keramik. Der Großteil der Tonwaren ist der spätslawischen Zeit zuzu-weisen. Unter den Keramiktypen dominieren Teterow (Abb. 3f ) und Vipperow (Abb. 3g, j – l). Weiterhin kommen die Typen Bobzin und Weisdin vor, eine Scherbe gehört zu einer Garzer Schale. Der altslawischen Periode konnten die Typen Feldberg (Abb. 3a – e, m) und Fresendorf (Abb. 3h, i) zugewiesen werden. Der Typ Men-kendorf fehlt fast völlig. Unter den Gefäßarten dominiert der Topf. Weiterhin konnten etliche Kümpfe nachgewiesen werden.

In einer durch Viehtritt off en liegenden Sied-lungsgrube sind zwei eiserne Messer, ein Dop-pelniet und ein Wägstück von acht Gramm Gewicht geborgen worden. Weiterhin fanden sich etliche Schlackestücke sowie eine königlich schwedisch-vorpommersche Münze von 1806. Auf vereinzelte Schlackevorkommen wies bereits W. Hornemann hin.

Folglich kann die Besiedlung anhand der Kera-mik in den Zeitraum vom 9. bis ins 11./12. Jahr-hundert datiert werden. Der Siedlungsschwer-punkt dürfte jedoch im 10. und 11. Jahrhundert liegen. Nur wenige Einzelfunde sind jünger.

Die Frage nach der Schiff barkeit der Ziese in ur- und frühgeschichtlicher Zeit muss unbeant-wortet bleiben. Nicht unerwähnt sollen jedoch zwei – allerdings undatierte – Einbaumfunde von Groß Ernsthof bleiben. Der Detektorfund des Doppelniets könnte die Annahme erhärten, eine Wallanlage an einem exponierten Platz mit vorhandener Infrastruktur angelegt zu haben. Weitere Funde von Doppelnieten sind von der slawischen Siedlung Nonnendorf bekannt, un-weit des Fundplatzes Rubenow, der überdies reiche Funde skandinavischer Herkunft lieferte und somit auf regen Handel schließen lässt. In diesen Zusammenhang ist demnach wohl auch das Wägstück von Rubenow zu setzen. Allerdings kommen Doppelniete auch auf Fundstellen

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ohne Gewässeranbindung vor, so dass der Nach-weis eines schiff baren Gewässers damit nicht ein-deutig möglich ist.

Wegen des hohen Zerstörungsgrades des Walles von Rubenow sind kaum detaillierte Aussagen zur Geschichte der Burg zu ermitteln. Aufgrund der Größe und der zumindest teilweise nachvollziehbaren Form der Befestigung dürfte die Burg den Typ Tornow repräsentieren. Das Fundmaterial deutet darauf hin, dass die Burg am Ende des 9. Jahrhunderts errichtet und bis in das 11. Jahrhundert genutzt wurde. Das ent-spricht der Laufzeit vieler anderer Burgen dieses Typs. Die bereits angemerkte Unterrepräsentanz der mittelslawischen Ware des Typs Menkendorf darf dabei nicht stören, da in Vorpommern von einer längeren Existenz der Feldberger Gruppe,

einer Dominanz der Fresendorfer Gruppe so-wie ein früheres Aufkommen der spätslawischen Keramik zu erwarten ist. Genaue Forschungen zur dieser Frage stehen jedoch noch aus.

Die Fundplatzdichte zu beiden Seiten der Ziese reicht zwar nicht an die des Peeneraums um Menzlin heran, aber dennoch gehörte die Regi-on zu den reich besiedelten Gebieten Vorpom-merns (Abb. 4). Einige der Fundstellen erwiesen sich bei erneuten Begehungen wohl lediglich als Scherbenstreuungen, aber auch diese markieren trotz des Fehlens eines eindeutigen Siedlungs-nachweises einen intensiv genutzten Kulturraum im Umfeld der Wohnplätze.

Zu den früh- und hochmittelalterlichen terrae im nordöstlichen Vorpommern gehören Wu-sterhusen, Ziethen, Bukow, Groswin, Rochow,

Abb. 4: Der Burgwall Rubenow, Lkr. Ostvorpommern, und die mittelslawischen Siedlungskammern im nördlichen Mecklenburg-Vorpommern.

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Mizerez, Ploth, Loitz, Gützkow, Lassan und Wanzlow (Abb. 5). Das Land Wusterhusen, in dessen Zentrum der Burgwall von Rubenow liegt, wird von der Ziese im Süden, dem Greifs-walder Bodden im Westen und Norden sowie dem Peenestrom im Osten begrenzt. Der spätere Burgbezirk Wolgast wurde vermutlich im aus-gehenden 10. Jahrhundert aus mehreren mittel-slawischen Burgherrschaften zusammengefasst. Nachweisbar sind im 12. Jahrhundert die terrae Wolgast, Wusterhusen und Bukow auf Usedom.

Herrschaftsmittelpunkt des Landes Wuster-husen war, wie schon Bollnow vermutete, die Burg Rubenow. Aus der Gegend um das Dorf Wusterhusen, das den Namen des alten Landes bewahrt, gibt es bis heute keine Hinweise aufeinen frühgeschichtlichen Zentralort.

Eine weitere Fundstelle, die den Namen „Bork-wall“ trägt, ist aus Kröslin bekannt. Sie liegt weni-

Abb. 5: Der vorpommersche Raum um 1170 mit den urkundlich überlieferten Ländern.

ger als 10 km vom Rubenower Burgwall entfernt.Hier konnten früh- und mittelslawische Keramik sowie spätslawisches Material geborgen werden. Ob es sich hierbei tatsächlich um eine Wall-anlage handelt muss noch erkundet werden. Dann wäre ein zweiter Zentralort im Land Wuster-husen nachgewiesen.

Das Land Wusterhusen wird erst im 12. Jahr-hundert erwähnt. In den mittelalterlichen Ur-kunden fi nden sich folgende Schreibweisen: Wozstrose (1150), Wustrose, Wostroze (1179), Ostrusim (1193), Ostrusna, Wostroe (1194), Wozthrose, Wostrozne (1218), Wostrozna, Wo-strozn (1229), Wstrosim (1259), Wosterhusen (1281), Ostrozno, Ostrozna und Voztrozu. Die Nennung in der Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg von 946 muss unbeachtet bleiben, da die betreff ende Passage ein fälschender Zusatz des 12. Jahrhunderts ist.

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Der Name könnte mit dem slawischen ostrog (mit Palisaden befestigter Platz) zusammen-hängen. Das Fehlen eines spätslawischen Zen-tralortes in Ländern, die im 12. und 13.  Jahr-hundert genannt werden, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Erinnert sei an die terrae Brenz (Neustadt-Glewe, Lkr. Ludwigslust) und Bisdede (Güstrow).

1193 bewidmete Jaromar I. von Rügen das gegründete Kloster Bergen mit Gütern unter an-derem im Land Wusterhusen, nachdem es kurz zuvor in seinen Besitz gekommen war. Das Land gehörte bis 1250 zum Fürstentum Rügen.

Da das Kloster Eldena über umfangreiche Be-sitzungen im Westteil des Landes Wusterhusen verfügte, gibt es seit dem frühen 13. Jahrhundert zahlreiche Schriftquellen über das Land Wuster-husen. Insgesamt sind 28 slawische Ortsnamen aus den Urkunden bekannt. Von diesen sind noch heute 15 erhalten: Kemnitz (Caminiz), Loissin (Lodessin), Gahlkow (Golcow), Vierow (Virow), Brünzow (Brusow), Stilow (Stilow), Gustebin (Gustebin), Kräpelin (Trepelin), Lub-min (Lubbenin), Stevelin (Steuelin), Wusterhu-sen (Wusterhusen), Conerow (Cunerow), Pritz-wald (Priszwalck), Latzow (Latsow) und Warsin (Warszin). Hinzu kommen Rubenow, Voddow, Kröslin, Carrin und Spandowerhagen als spätere Gründungen sowie Nonnendorf, Neuendorf und Klein Ernsthof als nicht slawische Ortsna-men. Die Lage der untergegangenen slawischen Orte Budimae, Darsim (heute Ludwigsburg), Gubistwiz, Gnuyentin, Gwisdoy, Jarizin, Malin (heute Klein Ernsthof ), Merotiz, Myliz, Nubow und Quesche ist bis heute nicht in jedem Fall be-friedigend geklärt.

Der Landesausbau des Klosters Eldena im Land Wusterhusen knüpfte, das zeigen archäo-logische und schriftliche Quellen gleichermaßen, an eine im 11. Jahrhundert beginnende und mit großer Intensität geführte slawische Landeser-schließung an.

Die komplexe Untersuchung des Fundplatzes 1 in Rubenow erlaubt trotz des hohen Zerstö-rungsgrades einige Aussagen zum Denkmal. Demnach handelte es sich bei dem „Burgwall“ um einen typischen mittelslawischen Ringwall, der vom ausgehenden 9. bis zum 11.  Jahrhun-dert genutzt wurde. Er kann als das oder zumin-dest ein Zentrum des mittelslawischen Landes Wusterhusen angesehen werden. Die slawische Siedlungskammer des Landes Wusterhusen bietet aufgrund zahlreicher Bodenfunde und einer reichen urkundlichen Überlieferung ein gutes Forschungsfeld, in dem noch zahlreiche Detailfragen zu klären sind. So ist der Charakter des Fundplatzes „Borgwall“ bei Kröslin ebenso zu erkunden wie die Lage einiger schriftlich überlie-ferter Wüstungen im westlichen Teil des Landes. Ferner fehlt die Antwort auf die Frage, wo die mit dem Burgwall zu verbindende Elite nach der Aufgabe der Befestigung verblieben ist.

AbbildungenOrtsakte LaKD (Abb. 1); © GeoBasis-DE/M-V 2011 (Abb. 2); Norman Posselt (Abb.  3); Fred Ruchhöft (Abb. 4, 5), beide Greifswald.

Literatur

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Hornemann, W., Frühgeschichtliche Eisenver-hüttung im Kreis Greifswald. Arbeitsmateri-alien des Bezirksfachausschusses für Ur- und Frühgeschichte 3, 1969.

Hornemann, W., Zur Veränderung des slawi-schen Siedlungsbildes nach 1250 in den Län-

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Hornemann, W., Mittelalterliche Totalwü-stungen im Land Wusterhusen (Westteil). – Arbeitsmaterialien des Bezirksfachausschusses für Ur- und Frühgeschichte 6, 1972.

Lampe, W., Rubenow. – Hermann, J. / Donat, P. (Hrsg.), Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik (7. bis 12. Jahrhun-dert), 2. Lieferung. Berlin 1979, 168.

Ruchhöft, F., Zur Funktion der mittelslawischen Burgen zwischen Elbe und Oder. – Ethnogra-fi sch Archäologische Zeitschrift 44, 2003.

Ruchhöft, F., Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei. Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein, Lauenburg, Meck-lenburg und Vorpommern im Mittelalter. Rahden/Westfalen 2008.

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Stefanie Brüggemann M. A., Hainholzstraße 41, 18435 [email protected]

Enrico Darjes, Moltzower Dorfstraße 20, 17194 [email protected]

Dominik Forler M. A., Kirchstrasse 32, 17392 [email protected]

Heide Großnick, Dargeliner Straße 19, 18546 Sassnitz

Volker Häußler, Ehm-Welk-Anger 26, 18225 Küh-lungsborn

Mike Hartmann, Eichholz 7, 17105 [email protected]

Dr. Detlef Jantzen, [email protected]

Peter Kaute, Dorfstraße 48, 17509 [email protected]

Stefan Klatt M. A., Stübbenstraße 11a, 48149 Mü[email protected]

Marc Kühlborn M. A., Am Schulhof 5, 21369 [email protected]

Norbert Kuhlmann M. A., Teergang 9, 18356 [email protected]

Frank Mewis, Lübecker Straße 180, 19059 [email protected]

Prof. Dr. Frank Nikulka, Universität Hamburg, Ar-chäologisches Institut, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie, Edmund-Siemens-Allee 1 (West), 20146

Anschriften der [email protected]

Normen Posselt, Münterstraße 4, 17489 Greifswald

Alexander Pust M. A., Georg-Voigt-Straße 96, 35039 [email protected]

Karl Rausch, Greifswalder Straße 2, 17509 Wuster-husen

Dr. Fred Ruchhöft, Karl-Krull-Straße 3, 17491 [email protected]

Lars Saalow M. A., [email protected]

Cathrin Schäfer M. A., Dorfstraße 9c, 18493 Devin

Dr. Heiko Schäfer, LaKDh.schä[email protected]

Elke Schanz M. A., [email protected]

Dr. C. Michael Schirren, [email protected]

Dr. Jens-Peter Schmidt, [email protected]

Beatrix Schmidt M. A., Zartwitz 3, 17248 [email protected]

Dr. Ulrich Schoknecht, Godower Weg 47, 17192Waren/Müritzulrichfl [email protected]

Dipl. Rest. (FH) Jens Ulrich, [email protected]

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Abkürzungen

ALM - Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern; Br. - Breite; Dm. - Durchmesser; erh. - erhalten; Fpl. - Fundplatz; GPS - Global Positioning System; H. - Höhe; HN - Höhennull; L. - Länge; LaKD - Landesamt für Kultur und Denkmalpfl ege, Abteilung Archäologie und Denkmalpfl ege, Dezernat Archäologie, Schwerin; Lkr. - Landkreis; M. - Maßstab; MUB - Mecklenburgisches Urkundenbuch; n. Chr. - nach Christus; Nr. - Nummer; o.M. - ohne Maßstab; OPAL - Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung; RGK - Römisch-Germanische Kommission, Frankfurt/Main; St. - Stärke; T. - Tiefe; v. Chr. - vor Christus.

Impressum

Herausgegeben von der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V. in Verbindung mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpfl ege.

Redaktion: Elke Schanz M. A., LaKD, und Dr. Ulrich Schoknecht, Godower Weg 47, 17192 Waren (Müritz)Titelfoto: Kragenfl aschen aus Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern. Foto: Sabine Suhr, LaKD.Redaktionsschluß: Juli 2011Layout: Beatrix Schmidt M. A., LaKDDruck: Druck und Service GmbH, Neubrandenburg

Die Autoren sind für Inhalt und Stil der Beiträge selbst verantwortlich.©Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V. Alle Rechte vorbehalten.Gedruckt mit Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

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