bilder für die ewigkeit italische gefäße in einer burgenländischen privatsammlung, katalog

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Bilder für die Ewigkeit Italische Gefäße in einer burgenländischen Privatsammlung Herausgegeben anlässlich der Ausstellung am Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz von 26. September 2013 bis 12. Dezember 2013 von Maria Christidis und Elisabeth Trinkl Graz 2013

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Bilder für die Ewigkeit

Italische Gefäße in einer

burgenländischen Privatsammlung

Herausgegeben

anlässlich der Ausstellung am

Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz

von 26. September 2013 bis 12. Dezember 2013

von

Maria Christidis und Elisabeth Trinkl

Graz 2013

Gefördert durch

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-902666-26-0

Copyright © 2013 by Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Archäologie

Redaktion: Elisabeth Trinkl

Umschlagbild: Lebes gamikos Kat.-Nr. 24, Seite A, Detail

Grafik, Umschlaggestaltung und Layout: Maria Scherrer

Druck: Uni-Press Graz Verlag GmbH

Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit: Privates Sammeln – öffentliches Präsentieren – wissenschaftliches Publizieren Bemerkungen zu einem natürlichen Spannungsfeld Peter Scherrer ................................................................................................................. 5

Einleitung Elisabeth Trinkl ................................................................................................................ 7

Gesammelte Antike. Oder: Guter Fund/böser Fund? Bernhard Hebert ............................................................................................................. 11

Keramik im sepulkralen Umfeld Alexandra Fink ................................................................................................................ 13

Liebe und Tod auf unteritalischen Vasenbildern Gerda Schwarz ............................................................................................................... 19

Für eine bessere Welt? Realien auf Darstellungen italisch rotfiguriger Gefäße Heinrike Dourdoumas ..................................................................................................... 25

Im Garten der Götter. Pflanzendarstellungen auf griechischen Vasen Gabriele Koiner ............................................................................................................... 33

Götter als Jenseitsbegleiter. Ein Guttus mit Medaillon (Kat.-Nr. 29) Maria Christidis ............................................................................................................... 39

Der eques campanus als Teil des Söldnerwesens in Kampanien. Ein kampanisch rotfiguriger Glockenkrater (Kat.-Nr. 21) Stephan Karl ................................................................................................................... 45

Die Daunier und die daunische Keramik Astrid Larcher ................................................................................................................. 51

Katalog Kat.-Nr. 1–31 (Maria Christidis) ................................................................... 55 Kat.-Nr. 32 (Astrid Larcher) ......................................................................... 127

Abgekürzt zitierte Literatur ............................................................................................. 129Maler .............................................................................................................................. 132

Katalog

Apulisch rotfigurig

Kat.-Nr. 1 Pelike

H 37,0 cm; Dm Fuß 14,0 cm; Dm Bauch 23,2 cm; DM in- klus. Henkel 20,6 cm; Dm Mündung 18,2 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Kleine Krakelierungen der Oberfläche. Versinterungen am oberen Bereich der Henkel. Ab-platzungen vor allem am Fuß. Pinselführung zum Teil flüchtig, z. B. die Mittelblätter der Palmetten sowie die seitlichen Ranken, ein Teil des Sprunggewichtes mit schwarzem Malschlicker bedeckt. Ein kleines Loch an der Unterseite des Fußes infolge einer TL-Untersuchung.

Technik: Olivgrün–schwarzer Malschlicker glänzend, de-ckend aufgetragen.

Tongrund: 5 YR 5/6 (yellowish red). Unterseite des Fußes, Unterseite der Lippe, Innen bis zur oberen Halshälfte.

Miltos: Übergang vom Fuß zum Gefäßkörper.

Relieflinie: anatomische Details der Figuren, Mantel, Chiton, Kekryphalos, Schuhe, Tympanon, Kästchen, Kette, Mantel der Jünglinge.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Kugeln, Bändchen des Tympa-non, Tuch zwischen den Figuren, Rosette. Gelb: Schmuck der Frau, Kopfbinde, Raffbändchen; Bodenlinien, Blüte, Schuhverzierung, Tympanondekor, Ast, Tuchfransen, Rosette, Spiegel, Fenster; Punkte des Lorbeerkranzes, Punktreihe am Hals.

Form: Pelike Form 1 (nach Reho-Bumbalova, Meo-Evoli); Gefäßfuß mit eingezogener Oberkante, kugeliger Kör-per, relativ dünner Hals, einfache Lippe, Bandhenkel mit Mittelrippe.

Dekor: Unterhalb der Bildzone umlaufender Schachbrett-Mäander nach links. Unterhalb der Henkel Palmette mit seitlichen Ranken. Über den Bildfeldern, unterbrochen von Henkeln, Punktreihe und von zwei Linien eingefass-ter Lorbeerkranz nach links, an Seite A mit Punkten ver-sehen.

Darstellung: A: Jüngling und Frau. Ein unbekleideter Jüngling ist in weitem Schritt nach links dargestellt und hat seinen Kopf zurückgewendet. Er trägt eine Kopfbin-de mit Raffbändchen im Haar. In der rechten Hand hält er einen großen Spiegel, während er in seiner linken Hand ein mit Schrägkreuz verziertes Kästchen, auf dessen Oberseite sich drei Kugeln befinden, der Frau rechts ent-gegen hält. Über dem linken Arm des Jünglings hängt ein Himation. Dem Jüngling folgt eine Frau mit Schuh-werk, dekoriert mit Dreipunktmotiv, langem Chiton, Kekryphalos und Lampadionfrisur. Als Schmuck trägt sie ein Diadem, Ohrringe, Halskette und Armreifen. Die Frau hält in ihrer rechten vorgestreckten Hand ein Tympanon und mit ihrer linken Hand einen Ast mit langem Stiel und Früchten. Die Bodenlinien sind als Punktreihen wieder-gegeben. Als Füllmotive dienen eine Blüte am Boden zwischen den Figuren, ein Tuch hinter der Frau und über den Figuren ein Fenster, ein mit Punkten verziertes Tuch und eine Rosette.

B: Zwei einander gegenübergestehende Manteljüng-linge (Typ B und F).

360–340 v. Chr.

Zur Form: Allg. zu Peliken der Form 1, s. Reho-Bumba-lova, Meo-Evoli, 106–120. Die Pelike der Privatsammlung zeigt insbesondere Ähnlichkeiten zu Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 111 f. Nr. 42 Taf. 45.

Zur Darstellung: Die Szene zeigt einen Hochzeitsthiasos, vgl. CVA Hamburg 2 Taf. 32, 1–5. Zum Fenster: H. Cas-

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simatis, Fenêtre de l’au-delà dans l’iconographie italio-te, MEFRA 107, 1995, 1061–1092; B. Brandes-Druba, Architekturdarstellungen in der unteritalischen Keramik (Frankfurt am Main 1994) 158–170; K. Schauenburg, Frauen im Fenster, RM 79, 1972, 1–15. Im Gegensatz zu Türen, die bereits in der attischen Vasenmalerei beliebt waren, sind Fenster erst in der italischen und beson-ders in der spätapulischen Vasenmalerei dargestellt, vgl. Schauenburg a. O. 4; K. Schauenburg, Frauen im Fen-ster, Nachtrag, RM 80, 1973, 271–273. Im Unterschied zu den großen Fenstern mit Ladenflügeln besitzen die „Schlitzfenster“ einen rein dekorativen Charakter, even-tuell handelt es sich hier um schmale Luftschächte, vgl. Brandes-Druba a. O. 166.

Zur Typologie der Mantelfiguren: RVAp I, 314 f. Abb. 2 Taf. 97; R. Hurschmann in: CVA Dresden 1, S. 20 zu Taf. 3 (mit weiterer Literatur). Das Motiv der Mantelfiguren war bereits in der attisch rotfigurigen Malerei bekannt; H. G. Hollein, Bürgerbild und Bildwelt der attischen De-mokratie auf den rotfigurigen Vasen des 6.–4. Jhs. v. Chr. (Frankfurt 1988). Die auf diesen Gefäßen abgebil-deten Jünglinge verkörperten die Ideale der athenischen Demokratie – Gleichwertigkeit, Energie, Selbstbeherr-schung – auch in ihrem Alltag. Diese Art von Abbildun-gen wurde in Apulien als Zeichen der „Hellenisierung“ übernommen. Vgl. M. Langner, Mantle-figures and the Athenization of Late Classical Imagery, in: S. Schierup – B. B. Rasmussen, Red-figure Pottery in its Ancient Set-ting. Acts of the International Colloquium held at the National Museum of Denmark in Copenhagen, Novem-ber 5–6, 2009 (Aarhus 2012) 11–20.

Zum Maler: Die Zeichnung der Frau erinnert sehr stark an Arbeiten des Laterza–Malers; dieser gehört der Snub-Nose-Gruppe an; RVAp I, 328–330; RVAp Suppl. I, 43; RVAp Suppl. II, 82 f.; Todisco, ceramica, 147 Nr. Ap. VI 40 Taf. 140, 2. Er füllt den leeren Raum reichlich mit verschiedenen Motiven aus. Die Gewänder der Frauen zeigen üblicherweise eine hohe Gürtung. Die Gestal-tung des Gewandes mit doppelten Falten und breiten seitlichen Linien und die Wiedergabe der Brust, die eine frontal und die andere im Profil, sind typische Merkma-

le des Malers; s. Glockenkratere, Foggia, Museo Civico 132047. 132057, und Glockenkrater Tarent, Museo Na-zionale 22555, RVAp I, 329 f. Nr. 106. 107. 113 Taf. 104, 1–6. Die Frau auf der Pelike der Privatsammlung zeigt besondere Affinitäten zu der des Glockenkraters, Fog-gia, Museo Civico 132047, die ebenfalls nach links läuft. Die Jünglinge der Seite B zeigen Ähnlichkeiten mit je-nen des Wolfenbüttel–Malers. Die zwei aufgebauschten Falten am Nacken des Mantels des linken Jünglings und die horizontale Wellenlinie am Saum seines Gewandes gehören zu den Charakteristika dieses Malers. Allg. zum Wolfenbüttel-Maler, RVAp I, 356–358; RVAp Suppl. II, 91; Todisco, ceramica, 167 f.; vgl. Glockenkrater Kat.-Nr. 4. Für die Gestaltung der Frau auf der Pelike der Pri-vatsammlung gibt es jedoch keine Parallele zu den Wer-ken des Wolfenbüttel–Malers.

Kat.-Nr. 2 Pelike

H 45,0–47,2 cm; Dm Fuß 17,6 cm; Dm Bauch 28,5 cm; DM inklus. Henkel 23,4 cm; Dm Mündung 21,4 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Versinterungen der Oberfläche vor al-lem am Rand, an der Innenseite der Mündung, an den Henkeln, am Fuß. Abplatzungen vor allem großflächig an den Henkeln. Moderne Ausbesserung in Gelb der Rosette über dem Kopf der Frau. Riss des rechten Hen-kels (A/B). Helle Verfärbung durch Fehlbrand am Hen-kel A/B, am Rand und an der Innenseite der Mündung darüber; Seite B: Verfärbung am Hals, um den rechten Jüngling, zwischen den Stöcken, hinter der Pflanze. An der Unterseite des Fußes ein kleines Loch infolge einer TL-Untersuchung.

Kat.-Nr. 1 a: Seite A; b: Henkel A/B, c: Seite B Detail,

Artikel Dourdoumas (Abb. 5, S. 29)

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a

b

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Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend. Dicke Pinsel-führung um die Figuren und die Objekte. Bemalung der Seite B ziemlich nachlässig.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Unterseite des Fu-ßes, Standfläche, Übergang vom Fuß zum Gefäßkörper, Unterseite der Lippe, Innen bis zur oberen Halshälfte.

Miltos: tongrundige Partien der Bildfläche.

Relieflinie: anatomische Details der Figuren, Mantel, Chi-ton, Kekryphalos, Halskette, Phiale, Pflanze, Kymation, Mantel der Jünglinge.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Flügel, Tuch, Blätter der Roset-te über der Frau. Gelb: Schmuck der Frau und des Eros, Diadem, Raffbändchen, Schuhe, Kopfbinde, Flügel; Ball, Fächer, Stock, Phiale, Kugeln, Blüte, Bodenlinie, Felsen, Tücher, Rosette, Fenster, Kranz, Punkte der Ranke hinter der Frau; Punktreihe am Hals, Korymben.

Vorzeichnung: Figuren auf Seite A, Palmetten.

Form: Pelike Form 1 (nach Reho-Bumbalova, Meo-Evoli), Gefäßfuß mit eingezogener Oberkante, kugeliger Kör-per, relativ dünner Hals, einfache Lippe und Bandhenkel mit Mittelgrat.

Dekor: Unter der Bildzone umlaufender Schachbrett- Mäander nach links. A: Am Hals Anhänger-Motiv mit kleinen Kreisen und darunter ein Punkt, darüber Kyma-tion und ein Fries mit einer Rosette im Zentrum, die an beiden Seiten mit einer Reihe aus Blattpaaren mit Korym-ben verbunden ist. An den unteren Blattspitzen weiße Punkte. Über dem Fries dünner tongrundiger Streifen. B. Lorbeerkranz nach rechts über laufendem Hund. Un-ter den Henkeln aus Voluten wachsende Palmette mit seitlichen Ranken und Trieben.

Darstellung: Seite A: Brautwerbung im Beisein des Eros. Links steht ein bis auf ein Himation über seiner linken Schulter unbekleideter Jüngling. Er trägt eine Binde am Kopf. Der junge Mann hat seinen linken Unterschenkel hinter den rechten gekreuzt. Er hält einen Spiegel in der rechten nach vorne gestreckten Hand. Seinen linken Arm stützt er auf einen Knotenstock, auf seiner linken Hand hält er eine mit weißem Rand und Punktreihe verzier-

te Schale, auf der drei Kugeln liegen. Rechts sitzt eine Frau auf einem Felsen aus drei Steinen mit überkreuzten Beinen. Sie trägt geschlossenes Schuhwerk, einen ge-gürteten Chiton und hat einen Mantel über ihre Beine gelegt. Ihr Haar ist mit einem Kekryphalos und Raffbänd-chen zu einer Lampadionfrisur zusammengebunden. Als Schmuck trägt sie Diadem, Ohrringe, Halskette und Spi-ralreifen. Mit ihrer linken Hand hält sie einen Blattfächer hinter sich, während an ihrem rechten Handgelenk ein verzierter Ball an einem Bändchen hängt. Über den Figu-ren fliegt im Zentrum des Bildes Eros nach links. Er hat eine Lampadionfrisur mit Kekryphalos und trägt seinen üblichen Schmuck: Ohrringe, Hals- und Beinkette, Spiral-reifen. Seine ausladenden Flügel sind weit gespreizt, die Schwungfedern zusätzlich gepunktet. In der linken Hand hält Eros ähnlich wie der Jüngling eine verzierte Schale und ein Tuch mit Fransen. Seinen rechten Arm hat er vor-gestreckt und hält dem Jüngling einen Kranz entgegen.

Hinter dem Jüngling befindet sich ein längliches, hohles Felsgebilde. Zwischen den Figuren wächst eine Pflanze mit zwei übereinanderliegenden Blütenkelchen, unter den Füssen der Frau verlaufen Punktreihen als Angabe des Bodens. Links über dem Jüngling hängt ein Fran-sentuch, darüber ist ein Fenster angebracht, im Zentrum über dem Eros und über der Frau sind zwei verschiedene Rosetten sichtbar.

Seite B: Zwei einander zugewandte Manteljünglinge (Typ B und C).

Letztes Viertel 4. Jh. v. Chr. – Nähe des Darius-Malers (Christidis)

Zur Form: Zu Peliken der Form 1, s. Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 106–120. Die Form der Pelike der Privatsamm-

Kat.-Nr. 2 a: Seite A; b: Henkel A/B, c: Seite B

Detail, Artikel Dourdoumas (Abb. 2, S. 26) Detail, Artikel Koiner (Abb. 2, S. 36)

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ca

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lung ist verwandt mit der Pelike Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 2008.403, CVA Hamburg 2 Taf. 5.

Zur Darstellung: Allg. zum Eros auf unteritalischen Va-sen, seiner weiblichen Erscheinung und Bedeutung vgl. W. D. Albert, Darstellungen des Eros in Unteritalien (Am-sterdam 1979); Hoffmann, Grabritual, 163–164; R. Hur-schmann – A. Hoffmann – K. Knoll, Die Lebenden und die Seligen. Unteritalisch-rotfigurige Vasen der Dresde-ner Skulpturensammlung (Mainz 2003) 77–90; F. Rum-scheid in: CVA Göttingen 1, S. 17 f. (mit älterer Literatur); K. Schauenburg, Flügelgestalten auf Grabvasen, JdI 102, 1987, 208–232; G. Schneider-Herrmann, Eros auf einer Tonschale mit anthropomorphem Handgriff, BABesch 38, 1963, 92–97; G. Schneider-Herrmann, Spuren eines Eroskultes in der italischen Vasenmalerei, BABesch 45, 1970, 86–117.

Szenen mit Brautwerbung stehen zweifellos in Bezug zur aphrodisischen Sphäre, aber auch zur dionysischen Welt, vgl. K. Stähler, Apulien, 56 f. Nr. 41. 42 Taf. 20. 21. 24.

Szenen mit Ball, der von einer Frau gehalten wird, sind sehr beliebt, z. B. im Kreis des Darius-Malers, Lebes ga-mikos New York, Metropolitan Museum of Art 17.46.2; RVAp II, 518 Nr. 190 Taf. 187, 2; oder Brautwerbung mit Frau beim Hochwerfen und Fangen des Balls, Bauchle-kythos Bochum, Ruhr-Universität S 573, CVA Bochum 3 Taf. 51, 2; 52, 1; oder von einem Mann gehalten, Hydria San Simeon, State Historical Monument 5513, RVAp II, 735 Nr. 58; Schauenburg, Studien IV/V, Abb. 32; oder ein Ball wird sowohl von einer Frau gehalten als auch als Füllmotiv verwendet, Oinochoe Hamburg, Privatbesitz, Schauenburg, Studien III, 22 Abb. 80–90. Der Ball kann als Liebessymbol zum Beginn der Liebe betrachtet wer-den, die schließlich zur Hochzeit führt. Diese Funktion wird durch die Tatsache, dass auch Eros beim Ballspie-len dargestellt ist, betont. Im Totenkult kann der Ball als Symbol der Unsterblichkeit gesehen werden, seine runde Form deutet auf zyklische Wiederkehr und ist somit Ga-rant für neues Leben. Vgl. A. Kossatz–Deissmann, Ein Kelchkrater des Amykos-Malers, in: Agathos daimon. Mythes et cultes. Études d’iconographie en l’honneur de

Lilly Kahil, BCH Suppl. 38 (Paris 2000) 265–271. Laut G. Schneider-Hermann ist der Ball im Orphismus ein Symbol des Makrokosmos. Bei den Szenen auf den rotfigurigen Vasen lässt dieses Symbol eventuell die Wichtigkeit des Orphismus bei den Fruchtbarkeitsritualen erkennen und besitzt zusätzlich einen sepulkralen Aspekt, G. Schneider-Hermann, Apulian Red-Figured Paterae with Flat or Knob-bed Handles, BISC Suppl. Nr. 34 (London 1977) 30. 35.

Zum Fenster: s. Pelike Kat.-Nr. 1.

Zum Spiegel: Spiegel zählen zu der Standardausstattung der Frauen in der unteritalischen Vasenmalerei. Sie wer-den sowohl von den Hauptfiguren als auch von Dienerin-nen oder von Männern bei Werbungsszenen gehalten. In der Nekropole von Tarent sind Spiegel in den Grabkon-texten mit rotfiguriger Keramik am häufigsten beigege-ben. Spiegel wurden sowohl in Frauengräbern als auch bei Kinderbestattungen gefunden, vgl. Hoffmann, Grab-ritual, 86 f. Der Spiegel gilt bei den Frauen als Hinweis für Schönheit, Jugend und Reife zur Ehe. Dieser kann aber auch als dionysisches Symbol interpretiert werden, das bei den Mysterien im sepulkralen Bereich in Unteritalien eine Rolle spielte. Diese Funktion erklärt wahrscheinlich das Vorkommen des Spiegels in Männergräbern. Vgl. Kossatz–Deissmann a. O. 271–273; R. Hurschmann in: CVA Dresden 1, S. 53 zu Taf. 22 (mit weiterer Literatur). Der Spiegel besitzt im sepulkralen Kult eine magische Kraft, da er das „eidolon“ der Verstorbenen reflektier-te, wenn er dem Grabmal gegenüber gehalten wurde, vgl. Schneider-Hermann a. O. 35. Der Spiegel spielt eine bedeutende Rolle bei Liebeswerbungsszenen und besitzt einen symbolischen Sinn. Die Anwesenheit des Eros soll als ein eindeutiges Indiz für den erotischen Charakter verstanden werden. Vgl. L. Balensiefen, Die Bedeutung des Spiegelbildes als ikonographisches Motiv in der anti-ken Kunst (Tübingen 1990) 29.

Zum Fächer: Der Fächer ist, wie der Spiegel, in erster Li-nie ein reines Frauen-Utensil. Die Funktion des Fächers, die Trägerin zu kühlen, gilt als Hinweis auf ihre Schön-heit. Fächer werden häufig im hochzeitlichen Kontext abgebildet, vgl. Lohmann, Grabmäler, 74 f.

KATALOG 61

Zur Pflanze: Die Blütenranke ist ein Motiv, das bei klei-nen Gefäßen als Hauptbild aber auch auf rotfigurigen größeren Gefäßen, wie z. B. dem Halsbild von Ampho-ren, erscheint. Es gibt Ranken, die ziemlich genau reale Pflanzen wiedergeben, aber auch rein imaginäre. Zu den utopischen Pflanzen gehören auch die mehrstöckigen Blüten, die auf der Pelike der Privatsammlung abgebil-det sind. In der Mitte solcher Ranken sind öfters Köpfe, Eroten und andere mythologische Wesen dargestellt. Durch diese Pflanzenornamentik zeigen diese Bilder ihre Schwerelosigkeit; zur Pflanzenornamentik s. L. Giuliani, Tragik, Trauer und Trost. Bildervasen für eine apulische Totenfeier. Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kul-turbesitz, Antikensammlung (Berlin 1995) 82–87; Hoff-mann, Grabritual, 93.

Zur Typologie der Mantelfiguren, s. Pelike Kat.-Nr. 1.

Zum Maler: Bei der Lampadionfrisur der Frau fallen eini-ge Strähnen über ihre Schulter herab. Solche Haartracht zeigen sowohl Frauen als auch Männer auf Vasen des Darius-Malers sowie dessen Nachfolger, vgl. Volutenkra-ter London, British Museum F 279, RVAp II, Taf. 173, 1; Pelike eh. Rom, Markt, RVAp II, Taf. 182, 2; Nestoris Nea-pel, Privatslg. 352, RVAp II, 511 Nr. 137 Taf. 184, 1–2; Lekythos Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulp-turensammlung Dr. 532, CVA Dresden 1 Taf. 31, 4–6. Brautwerbung mit Eros zeigt auch die Pelike des Darius-Malers in Malibu, P. Getty Museum 87.AE.23, CVA Ma-libu 4 Taf. 198–200. Die Frau ist auf dieser Pelike auch sitzend und in der gleichen Art (Frisur mit langen Sträh-nen, Gewand mit Doppellinie für die Falten) wie die der Privatsammlung dargestellt; beim Jüngling sowie beim fliegenden Eros gibt es ebenfalls Ähnlichkeiten zur Pelike der Privatsammlung.

Der obere Teil der Flügel des Eros ist mit weißer Farbe bemalt, während die Schwungfedern mit Punkten ver-ziert sind. Derartige Flügel hat der sitzende Eros auf der Pelike der Egnazia-Gruppe, Boston, Museum of Fine Arts 10.234, RVAp II, 513 Nr. 146 Taf. 183, 4.

Kat.-Nr. 3 Glockenkrater

H 28,0 cm; Dm Fuß 13,4 cm; Dm Bauch 19,7 cm; DM in- klus. Henkel 26,5 cm; Dm Mündung 29,2 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Einige Krakelierungen an der Außenseite. Ab-splitterungen an der Oberfläche. Kleine Bestoßungen am Rand. Antike Reparatur: ein Teil des Henkels (B/A) gebro-chen und durch drei doppelte Bohrungen repariert. Am Ansatz des gebrochenen Henkels moderne Ergänzung und Übermalung. Sprünge an der Innenseite modern überarbeitet.

Technik: olivgrün bis dunkelgrauer Malschlicker glän-zend und deckend aufgetragen.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Fußunterseite.

Miltos: Innenseite der Henkel, Henkelansätze, zwischen Fuß und Stiel, Einzug auf Fuß; Lorbeerzweig und die Streifen ober- und unterhalb davon. Streifen an der Oberkante und am unteren Teil des Randes der Innen-seite.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren, Chiton der Frau, Mantel und Schuhwerk der Jünglinge, Linie in der Mitte der Blätter.

Aufgesetzte Farbe: Gelb: Kopfbinde des Jünglings, Strahlendiadem, Ohrringe, Halskette, Armreifen, Binde, Schuhwerk der Frau; Umrahmung der Löcher der Fels-steine, Verzierung der Phiale, Kugeln, Früchte, Rosette.

Vorzeichnung: Figuren und Baum der Seite A.

Form: Glockenkrater auf hohem Fuß mit eingezogener oberer Kante. Schmaler Gefäßstiel, ausladende Mün-dung, überhängende Gefäßlippe, hochgebogene Rund-stabhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildfelder umlaufender Schach-brett-Mäander nach rechts. Unter den Henkeln jeweils eine Palmette flankiert von Ranken mit tropfenförmigen Blättern. Henkelansätze mit Stabband verziert. Untersei-te der Mündung Lorbeerzweig nach links, zwischen zwei Streifen.

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Darstellung: Seite A: Jüngling und Frau. Links sitzt ein nackter Mann auf einem Felssitz aus zwei runden Stei-nen mit hohlem (schwarzem) Zentrum. Er trägt eine brei-te Binde im Haar. Mit seiner rechten Hand stützt er sich auf das Felsgebilde und hält in der linken ausgestreckten Hand eine verzierte Phiale mit fünf darauf liegenden Ku-geln. Ihm gegenüber steht eine Frau in langem, gegür-tetem Chiton, mit Schuhwerk, Kekryphalos und Lampa-dionfrisur. Sie ist mit Diadem, Ohrringen, Halskette und doppelten Armreifen geschmückt. In ihrer linken herab-hängenden Hand hat sie eine Binde, während sie mit ihrer vorgestreckten rechten Hand einen mit Früchten behangenen, zweiblättrigen Ast, dessen hoher Stamm vor ihr auf dem Boden steht, hält. Hinter den Figuren be-findet sich in Kopfhöhe jeweils eine vierblättrige Rosette.

Seite B: Zwei einander zugewandte Manteljünglinge (Typ A1 und B). Dazwischen eine hohe Ranke. In Kopfhöhe zwischen den Figuren ein Halterespaar und dahinter je eine geteilte Scheibe.

360–350 v. Chr. – Varrese-Maler (Christidis)

Zur Form: Allg. zu Glockenkrateren, s. Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 61–64. 66–82. Dieser Glockenkrater gehört zum Typ 3c und ist verwandt mit dem Glockenkrater, Monopoli, Sammlung Meo-Evoli 51, Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 78 f. Nr. 14 Taf. 12.

Zur Darstellung: Das Motiv eines sitzenden Jünglings und einer stehenden Frau gehört zum Repertoire des Malers, vgl. Glockenkrater eh. Basel, Markt, RVAp I, 347 Nr. 82 Taf. 112, 5; Glockenkrater Bologna, Museo Civico 707, CVA Bologna 3 IV E r Taf. 4, 1; Glockenkrater Lecce, Mu-seo Provinciale Castromediano 776, CVA Lecce 2 IV Dr Taf. 25, 4; spiegelverkehrt RVAp I, 347 Nr. 82 Taf. 112, 5; oder umgekehrt mit einem stehenden Jüngling und einer sitzenden Frau Pelike Bologna, Museo Civico 828, CVA Bologna 3 IV Dr Taf. 8, 1; 10, 1; Pelike Turin, Museo di Antiquità 4508, CVA Torino 1 IV D Taf. 9, 5; Glok-kenkrater Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 2008.1116, CVA Hamburg 2 Taf. 29, 1–3. Zu einem ähn-lichen Ast, von einer Frau gehalten, vgl. Pelike Turin, Mu-seo di Antiquità 4508, a. o.

Zur Typologie der Mantelfiguren, s. Pelike Kat.-Nr. 1. Zur Ranke zwischen den Jünglingen auf Seite B vgl. Glocken-kratere Triest, Civico Museo di Storia d’Arte H 184, CVA Triest 1 IV D Taf. 20, 4 und Bologna, Museo Civico 707, CVA Bologna 3 IV Er Taf. 4, 2. Zum Ast in den Händen der Frau auf Seite A vgl. Volutenkrater London, British Museum 1933.6–13.7, RVAp I 339 Nr. 9 Taf. 110, 1.

Zum Maler: Allg. zum Maler RVAp I, 335–358; RVAp Suppl. I, 45–47; RVAp Suppl. II, 86–91.

Die Bildung der Chitonfalten der Frau mit den parallelen und eng nebeneinander liegenden vertikalen Linien be-sonders auf der Standbeinseite kommt bei dem Varrese-Maler häufig vor, RVAp I, 335. Der Maler zeichnet übli-cherweise die Falten am Oberkörper so, dass die Brust sehr gut erkennbar ist. Die kleinen Falten über dem Gür-tel sind auch markant, Glockenkrater eh. Basel, Markt a. O.; Ruvo di Puglia, Museo Nazionale Jatta 860, RVAp I, 352 Nr. 160 Taf. 113, 6.

Zu den bevorzugten Motiven des Varrese-Malers gehören Felsen mit hohlem Inneren: Kolonettenkrater, Sarasota, Ringling Museum 1699, RVAp I, 336. 345 Nr. 52 Taf. 112, 3; Glockenkrater eh. Basel, Markt a. O.; Glockenkrater Genua, Museo Civico die Genova-Pegli ohne Inv. Nr., CVA Genua 1 IV Dr Taf. 6, 2; Hydria Triest, Civico Museo di Storia d’Arte S 421, CVA Triest 1 IV Dr Taf. 2, 3.

Seite B: Die Haltung der Mantelfiguren sowie die Bil-dung des Gewandes mit den Faltenlinien, den betonten S-Linien am Überhang und den Linien am unteren Teil des Mantels des linken Jünglings sowie den Faltenlinien und betonten Linien an der Brust und am unteren Teil des Himations des rechten Jünglings sind vergleichbar mit jenen auf dem Glockenkrater Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 2008.1116, CVA Hamburg 2 Taf. 29, 2. Verwandt sind die Gewänder auch auf der Pelike und auf dem Glockenkrater, Bologna Museo Ci-

Kat.-Nr. 3 a: Seite A; b: Seite B, c: Henkel B/A

KATALOG 63

b c

a

64 KATALOG

vico 707 und 828, CVA Bologna 3 IV Er Taf. 4, 2; IV Dr Taf. 8, 2. Die kräftige Diagonallinie des Überschlags beim Mantel des rechten Jünglings endet in einem Haken. Die-se Linienführung ist typisch für den Varrese-Maler, RVAp I, 336; Amphora Bari, Museo Archeologico Nazionale 6109, RVAp I, 344 Nr. 43 Taf. 112, 2; Kolonettenkrater Sarasota, Ringling Museum 1693, RVAp I, 345 Nr. 52 Taf. 112, 4; Glockenkrater eh. Basel, Markt, RVAp I, 347 Nr. 82 Taf. 112, 6; Glockenkrater Bologna, Museo Civico 828, CVA Bologna 3 IV Er Taf. 4, 2. Sehr ähnlich sind die Mantelfiguren auf dem Glockenkrater Genua, Museo Civico di Genova-Pegli a. O.

Kat.-Nr. 4 Glockenkrater

H 23,9–24,6 cm; Dm Fuß 11,8 cm; Dm Bauch 18,3 cm; DM inklus. Henkel 24,1 cm; Dm Mündung 28,2 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Zwei große Randfragmente gebrochen, geklebt und zum Teil nachgebessert. Abplatzungen vor allem an der Mündung. Krakelierungen des Malschli-ckers. Kleine Versinterungen. An der Unterseite des Fu-ßes ein kleines Loch infolge einer TL-Untersuchung.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend, deckend auf-getragen.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Fußunterseite.

Miltos: Henkelansätze, Streifen auf der Oberseite der Mündung, Streifen unterhalb des Lorbeerzweiges.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren, Chiton der Frau, Kekryphalos, Schuhwerk Flügel, Mantel und Schuhwerk sowie Füße der Jünglinge.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen; Blätter der Ro-setten, Tuch. Weiße Farbe zum Teil durch Miltos rot über-zogen. Gelb: Diadem, Ohrringe, Halskette, Arm- und Beinreifen, Schuhwerk, Flügel des Eros; Phiale, Kugeln, Felsen, Fenster, Blatt, Rosette, Spiegel, Traube.

Form: Glockenkrater auf hohem Fuß mit eingezogener oberer Kante. Hoher, schmaler Gefäßstiel, ausladende Mündung, hochgebogene Rundstabhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildfelder umlaufender Schach-brett-Mäander nach links. Unter den Henkeln jeweils eine Palmette, flankiert von Ranken mit Blättern. Hen-kelansätze mit Stabband verziert. Unterseite der Mün-dung mit Lorbeerzweig nach links, darunter Streifen im Henkelbereich unterbrochen.

Darstellung: Seite A: Frau mit Eros. Links sitzt eine Frau auf einem Felsengebilde, das aus vier Platten besteht. Sie trägt geschlossenes Schuhwerk, Chiton, Kekryphalos mit Raffbändchen und Lampadionfrisur. Der Schmuck besteht aus Diadem, Ohrringen, Halsketten und dop-pelten Armreifen an beiden Handgelenken. Mit ihrem rechten Arm stützt sie sich auf ihren Sitz, während sie auf ihrer vorgestreckten Hand eine mit Streifen und da-runterliegender Punktreihe verzierte Phiale hält. Auf der Phiale liegen fünf Kugeln. Ihr gegenüber steht ein nack-ter Eros mit Diadem, Ohrringen, Halsketten, Arm- und Beinreifen als Schmuck; das Haar ist mittels Kekrypha-los als Lampadionfrisur gestaltet. Der Eros trägt in sei-ner linken herabhängenden Hand eine große Traube. In seiner rechten Hand hält er einen Spiegel in Kopfhöhe. Als Füllmotive sind ein Fenster hinter und ein herzförmi-ges Blatt über dem Kopf der Frau, eine Rosette oberhalb und ein Tuch mit Fransen unterhalb der Phiale zwischen den beiden Figuren sowie eine Rosette hinter dem Eros verteilt.

Seite B: Zwei einander gegenüberstehende Manteljüng-linge (Typ B und F). Zwischen ihnen in Kopfhöhe eine Schreibtafel und hinter dem Kopf beider Jünglinge je ein Halterespaar.

350–340 v. Chr. – Wolfenbüttel-Maler (Christidis)

Zur Form: Allg. zu Glockenkrateren, s. Kat.-Nr. 3. Der Glo- ckenkrater ist verwandt mit dem Glockenkrater Mono-

Kat.-Nr. 4 a: Seite A; b: Henkel A/B, c: Seite B

Detail, Artikel Schwarz (Abb. 2, S. 21)

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c

a

b

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poli, Sammlung Meo-Evoli 54, Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 80 f. Nr. 16 Taf. 14.

Zur Darstellung: Frau mit Jüngling, Satyr oder Eros sind bevorzugte Themen des Wolfenbüttel-Malers.

Zur Typologie der Mantelfiguren, s. Pelike Kat.-Nr. 1.

Zum Maler: Allg. zum Maler, RVAp I, 356–358; Trendall, Suppl. II, 91; Todisco, ceramica, 167 f. Der Wolfenbüt-tel-Maler gehörte zu der Varrese-Gruppe, von dessen Malern er auch beeinflusst wurde.

An dem Chiton der Frauen ist gewöhnlich seitlich eine dicke Linie gezeichnet. Mit dickem Pinselstrich ist eben-falls der Schlaufengürtel dargestellt. Die Falten am unte-ren Gewand sind durch doppelte Linien wiedergegeben, vgl. Glockenkrater Bologna, Museo civico 603, CVA Bo-logna 3 IV Dr Taf. 27, 5; Glockenkrater London, British Museum F 297, RVAp I, 357 Nr. 197 Taf. 115, 5. Die Frau und ihr Gewand auf dem Glockenkrater der Privatsamm-lung zeigen besonders am Oberkörper direkte Parallelen zu der Frau auf dem Glockenkrater Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung Dr.516, CVA Dresden 1 Taf. 22. Der Körper des Eros, die Zeichnung der Brust und der Bauchmuskulatur ist sehr verwandt mit dem Körper des Satyrn auf dem Glockenkrater Dres-den, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung Dr.516 a. O.

Die Ausführung der Gewänder der Manteljünglinge ha-ben bestimmte Einzelheiten, die sich wiederholen. Der Mantel des linken Jünglings zeigt am Nacken zwei aufge-bauschte Falten, der Saum des Himations ist an der Hüf-te durch eine horizontale große Wellenlinie gezeichnet. Falten am Nacken sind auch bei dem rechten Jüngling zu sehen, jedoch weniger betont als bei dem anderen. Die horizontale Linie am unteren Teil des Gewandes, die in einer Wellenlinie endet, und der Querstrich daneben werden öfters wiederholt. Ähnlich sind die Jünglinge auf der Pelike Vatikan, Vatikanische Museen Z 10, A. D. Tren-dall, Vasi antichi dipinti del Vaticano II (Vatikan 1955) 178 Taf. XLVII, der Amphora Brüssel, Musées Royaux d’Art et d’Historie R 404, CVA Brüssel 1 IV Db Taf. 2, 1b; der Amphora Matera, Museo Nazionale „Domenico Ridola“

164552, Todisco, ceramica, 167 Nr. Ap. VII 3 Taf. 151, 1; dem Glockenkrater Dresden, Staat liche Kunstsammlun-gen, Skulpturensammlung Dr.516 a. O.

Kat.-Nr. 5 Glockenkrater

H 43,8–44,2 cm; Dm Fuß 19,4 cm; Dm Bauch 29,7 cm; DM inklus. Henkel 36,5 cm; Dm Mündung 46,0 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Ungebrochen. Kleine Krakelierungen des Malschlickers. Abplatzungen vor allem am Rand. Ris-se an den Henkeln. Geringe Versinterungen vor allem im Bereich der Henkel und am Fuß. An der Fußunterseite angebrachter Zettel mit der Zahl „118“. Ein kleines Loch an der Unterseite des Fußes infolge einer TL-Untersu-chung.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend. Dicke Pin-selführung um Figuren und Objekte, ansonsten zum Teil nicht deckend aufgetragen. Fußunterseite leicht mit Malschlicker verwischt.

Tongrund: 5 YR 6/4 (light reddish brown). Fußunterseite, Profilrille der Außenseite.

Miltos: Kante am Fuß, Innenseite der Henkel, zwischen den Henkelansätzen, Streifen unterhalb des Lorbeer-zweiges, Streifen auf der Innenseite der Mündung.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren, Gewand der Frau, Kekryphalos, Kette, Mantel, Fackel; Mantel und Schuhwerk sowie Füße der Jünglinge.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen; Trauben, Punk-te der Rosettenblätter. Gelb: Diadem, Halskette, Armrei-fen, Schuhwerk, Kopfbinde, Schweif des Satyrn; Früchte und Stiel am Ast, Bodenlinie, Blüte, Situla, Mittelpunkt der Rosette, zwei Phialen, Kugeln, Kranz, Feuer der Fa-ckel, Traube, Weinrebe, Tuch.

Kat.-Nr. 5 a: Seite A; b: Henkel A/B, c: Seite B

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a

b c

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Vorzeichnung: Figuren der Seite A.

Form: Glockenkrater auf hohem Fuß mit Profilrille an der oberen Kante. Hoher, schmaler Gefäßstiel, Absatz zur ausladenden Mündung, überhängende Gefäßlippe, hochgebogene Rundstabhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildfelder umlaufender Schach-brett-Mäander nach links. Unter den Henkeln jeweils zwei übereinandergesetzte Palmetten mit seitlichen Ran-ken und Fächerpalmetten. Henkelansätze mit Stabband verziert. Unterseite der Mündung: Lorbeerzweig nach links; darunter Streifen, an den Henkeln unterbrochen.

Darstellung: Seite A: Thiasos. Links läuft eine Frau in ei-nem langen, ungegürteten, an der rechten Seite offe-nen Gewand und in Schuhwerk nach rechts. Sie hat eine Lampadionfrisur und trägt als Schmuck ein Diadem, eine Halskette und Armreifen an beiden Handgelenken. In ih-rer linken Hand hält sie eine mit parallelen, waagrechten Linien verzierte Situla und in ihrer in Kopfhöhe vorge-streckten rechten einen Kranz. Hinter der Frau befindet sich eine Rosette.

In der Mitte läuft ein unbekleideter Jüngling im weiten Schritt nach rechts und hat seinen Kopf zu der Frau zu-rückgedreht. Er trägt eine doppelte Binde mit Raffbänd-chen im Haar. Er tritt mit der linken Sohle fest auf den Boden, während er rechts nur mit seinen Zehen den Boden berührt. In seinem fast vollständig durch sein Hi-mation umhüllten linken Arm hält er einen langen Ast mit Früchten. Seinen rechten Arm hat er vorgestreckt. In der Hand hält er der Frau eine Phiale entgegen, die mit einem Streifen am Rand und einer Punktreihe darunter verziert ist. Rechts davon schreitet ein nackter Satyr mit zurückgewandtem Kopf nach rechts. In seiner Linken hält er eine brennende Fackel und in der Rechten eine mit waagrechten und Punktlinien verzierte Situla, die mit einem figürlichen Bild dekoriert ist.

Eine Punktreihe fungiert als Bodenlinie, zwischen der Frau und dem Jüngling ist ein Tympanon und zwischen dem Jüngling und dem Satyr eine Blüte zu sehen. Zwischen dem Jüngling und der Frau hängen zwei Weintrauben vom oberen Rand und rechts vom Satyr ein Tuch mit Fransen.

Seite B: Drei Manteljünglinge (Typ A, F und E). Der linke und der mittlere Jüngling sind einander zugewandt. Der dritte steht nach links. Zwischen beiden Jünglingen links hängt eine Schreibtafel und zwischen den beiden rechts ein Halterespaar.

340–330 – Nähe des Darius-Malers (Christidis)

Zu Form: Allg. zur Form s. Kat.-Nr. 3.

Zur Darstellung: Dionysische Szenen auf Grabvasen stehen in Beziehung zum Tod und zum Verstorbenen. Diese Szenen sind Andeutungen des jenseitigen Paradie-ses, die von einer überirdischen Glückseligkeit geprägt sind, s. L. Giuliani, Tragik, Trauer und Trost. Bildervasen für eine apulische Totenfeier, Staatliche Museen zu Ber-lin, Preußischer Kulturbesitz, Antikensammlung (Berlin 1995) 143–151. A. Hoffmann dagegen nimmt an, dass alle dionysischen Bilder auf tarentinischen Vasen die Ver-mischung zwischen menschlicher und mythischer Sphä-re kennzeichnen. Dionysische Figuren und Attribute sind mit der menschlichen Welt verbunden. Die Bilder auf den unteritalischen Vasen selbst als Darstellungen von Jen-seitsmysterien zu interpretieren, wäre übertrieben. Da-für fehlen die konkreten Ritualpraktiken, vgl. Hoffmann, Grabritual, 168 f.

Die Frau trägt einen ungegürteten Chiton, einen Ortho-stadios. Frauen mit ungegürtetem Chiton sind auch auf anderen Darstellungen zu sehen, eh. Chicago, Markt, RVAp Suppl. I, 80 Nr. 28 d Taf. 13, 5; mittlere Figur (Braut) bei der Hochzeitsszene auf Pelike Dresden, Staat-liche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung Dr.526, CVA Dresden 1 Taf. 4, 1; Deianeira bei der Hochzeitssze-ne mit Herakles, auf Oinochoe Ruhr-Universität S 1083, CVA Bochum 3 Taf. 49, 3; stehende Frau auf Pelike Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 2008.100, CVA Hamburg 2 Taf. 3, 1. 5, und die Dienerin bei der Brautwerbung auf Pelike Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 2008.403, CVA Hamburg 2 Taf. 5, 1. 4. Ein ungegürteter Chiton wurde auch von Plouton getra-gen, vgl. K. Schauenburg, Pluton und Dionysos, JdI 68, 1953 40–72. Mit einem Orthostadios waren ebenfalls Dienerinnen bekleidet, s. Frau auf dem Dinos eh. Lon-

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don, Markt, RVAp Suppl. I, 79 Nr. 71 a Taf. 14, 1. Das Mädchen auf der Hegeso-Stele trägt einen ungegürteten Chiton und wird deswegen als Dienerin bezeichnet, s. W. Geominy, Die Zeit von 390 bis 360 v. Chr. Die Re-liefplastik, in: P. C Bol (Hrsg.), Die Geschichte der an-tiken Bildhauerkunst II, Klassische Zeit (Mainz am Rhein 2004) 259–271, bes. 262 Abb. 195. Der gelöste Gürtel kann als Zeichen für eine erotische Entkleidung gelten, s. R. Hursch mann in: CVA Hamburg 2, S. 95 Taf. 60. Diesen Sinngehalt besitzt die Darstellung auf der Knopfhenkel-schale eh. New York, Markt, Merrin Gallery, RVAp Sup-pl. II, 164 Nr. 331 a Taf. 42, 1, bei der eine Frau und ein Mann vor einem Louterion stehen. Auf dem Glockenkra-ter der Privatsammlung ist kein rein bräutlicher Kontext zu erkennen. Vielmehr gehört die Szene in den diony-sischen Zusammenhang. Die Frau kann als Dienerin bei der Vorbereitung für einen Thiasos gesehen werden. Damit muss jedoch ein erotischer Aspekt nicht ausge-schlossen werden, da in solchen Szenen erotische Bezie-hungen zwischen den Teilnehmern bei den Festen üblich waren.

Zur Typologie der Mantelfiguren, s. Pelike Kat.-Nr. 1.

Zum Maler: Allg. zum Maler und seinem Kreis s. RVAp II, 484–522; RVAp Suppl. I, 73–80; RVAp Suppl. II, 144–166.

Dionysische Szenen gehören zum Repertoire des Darius-Malers, s. Kelchkrater eh. Genf, Markt, RVAp Suppl. I, 78 Nr. 64 b Taf. 13, 2. Kelchkrater eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, 79 Nr. 64 c Taf. 13, 3, sowie vier Dinoi eh. Lon-don, Markt, RVAp Suppl. I, 79 Nr. 71 a Taf. 14, 1–2; eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, 79 Nr. 71 c Taf. 14, 4; eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, 80 Nr. 106 a Taf. 16, 2; eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, 80 Nr. 106 b Taf. 16, 4. Hier sind auch Satyrn dargestellt, ähnlich wie der Satyr auf dem Glockenkrater der Privatsammlung, in heftiger Bewegung mit einer Fackel und einer Situla, vgl. Dinoi eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, Nr. 71 a. Nr. 106 a a. O. Zur doppelten Kopfbinde des mittleren Jünglings vgl. den Symposiasten auf den Dinoi eh. London, Markt, RVAp Suppl. I, 79 Nr. 71 a. e Taf. 14, 1–4.

Kat.-Nr. 6 Glockenkrater

H 27,5 cm; Dm Fuß 13,0 cm; Dm Bauch 18,0 cm; DM inklus. Henkel 24,8 cm; Dm Mündung 28,9 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Kleckse und Abplatzungen an der Ober-fläche. An der Außenkante des Fußes minimale Versinte-rungen. Moderne Retusche im Bereich des Henkels B/A, die ein wenig auf das Tuch der Seite A übergreift.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend.

Tongrundig: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Fußunterseite.

Miltos: Unter- und Oberkante der Außenseite des Fußes, zwischen Fuß und Stiel, zwischen den Henkelansätzen, Streifen an der Oberseite der Mündung und unterhalb des Lorbeerzweiges.

Relieflinie: anatomische Details der Figuren, Chiton, Ke-kryphalos, Flügel, Mantel, Schuhe.

Aufgesetzte Farbe: Gelb: Diadem, Verzierung des Ke-kryphalos, Ohrringe, Halskette, Arm- und Beinreifen, Schuhwerk, Flügel des Eros; Bodenlinie, Felsen, Früchte, Spiegel, Kranz, Zweig, Phiale, Tuch, Fenster.

Vorzeichnung: Figuren der Seite A.

Form: Glockenkrater auf hohem Fuß mit kantigem Profil und eingezogener oberer Kante. Langer, schmaler Ge-fäßstiel, ausladende Mündung, hochgebogene Rund-stabhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildfelder umlaufender Mäander nach rechts; ein Schachbrett in Henkelzone B/A. Unter den Henkeln jeweils eine Palmette von Ranken flan-kiert. Henkelansätze mit Stabband verziert. Unterseite der Mündung mit Lorbeerzweig nach links und darun-ter tongrundiger Streifen; über den Henkeln Zweig mit Malschlicker bedeckt.

Darstellung: Seite A: Frau und Eros. Links steht eine Frau nach rechts. Sie trägt geschlossenes Schuhwerk, einen Chiton, einen Kekryphalos und eine Lampadionfrisur. Als Schmuck hat sie doppelte Armreifen an beiden Handge-lenken. Sie hat ihr linkes Bein auf einen Felsen gestellt, stützt sich mit dem linken Ellenbogen am Knie auf und

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beugt ihren Oberkörper leicht nach vorne. Sie hält in ih-rer rechten Hand einen Spiegel, in der linken eine mit waagrechten Linien und einem diagonalen Kreuz verzier-te Situla. Ihr gegenüber sitzt ein nackter Eros auf einem Felsen. Er hat sein Haar mit einem Kekryphalos zu ei-ner Lampadionfrisur zusammengebunden und trägt als Schmuck Ohrringe, Halskette, Arm- und Beinreifen. Mit seinem linken Arm stützt er sich auf den Felsen, während er in seiner vorgestreckten Rechten eine Phiale mit Zwei-gen und einen Kranz hält. Hinter ihm steht ein Bäum-chen mit Früchten und hinter dem Kopf befindet sich ein Fenster. Hinter dem Rücken der Frau befindet sich eine gemusterte Binde, zwischen den Felsen ist eine gepunk-tete Bodenlinien sichtbar.

Seite B: Zwei einander gegenüberstehende Manteljünglin-ge (Typ B und C). Zwischen ihnen in Kopfhöhe eine Schreib- tafel und ein Halterespaar hinter dem linken Jüngling.

ca. 340 v. Chr. – Umkreis der Haifa-Gruppe (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form s. Kat.-Nr. 3.

Zur Darstellung: Szenen mit einer Frau und Eros sind sehr häufig in der unteritalischen Vasenmalerei. Die Arbeiten in der Haifa-Gruppe zeigen keine besondere Themenva-riationen. Das Sujet Frau und Eros oder Jüngling gehört zum Standardrepertoire und wird mehrmals wiederholt, RVAp II, 565.

Zur Typologie der Mantelfiguren, s. Pelike Kat.-Nr. 1.

Zum Maler bzw. zur Gruppe: Die Haifa-Gruppe gehört zu dem Kreis des Darius- und Unterwelt-Malers und hat in der spätapulischen Vasenmalerei Gefäße im „einfachen“ Stil bemalt. Zur Gruppe vgl. RVAp II, 564–571; RVAp Suppl. I, 94 f.; RVAp Suppl. II, 174 f.

Die Frauen sind in der Regel schlank und groß. Die Frau auf dem Glockenkrater der Privatsammlung besitzt Affi-nitäten zu der auch nach vorne gebeugten Frau auf dem Kolonettenkrater eh. New York, Markt, RVAp Suppl. II, 174 Nr. 43 c Taf. 44, 3.

Die Mantelfiguren des Haifa-Malers besitzen typische Merkmale, der Mantel des Jünglings rechts zeigt an der Schulter eine Wellenlinie, der Überhang des Gewandes

der linken Figur ist ebenfalls durch eine markante Wel-lenlinie gekennzeichnet. Die Jünglinge auf dem Glocken-krater der Privatsammlung zeigen direkte Parallelen zu der Seite B des Glockenkraters eh. London, Markt, RVAp II, 566 Nr. 46 Taf. 212, 3–4, des Glockenkraters eh. New York, Markt, RVAp Suppl. II, 175 Nr. 59 a Taf. 45 und des Glockenkraters Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 1875.86, CVA Hamburg 2 Taf. 29, 4–6. Die Flügel des Eros mit den dicken gelben Linien, die dop-pelten Punkt- und Strichreihen und die Zeichnung der Schwungfedern haben Ähnlichkeiten zur Haifa–Gruppe, vgl. Glockenkrater, Bari, Museo Archeologico Nazionale 6365, RVAp II, 567 Nr. 53 Taf. 213, 3; Pelike Bari, Mu-seo Archeologico Nazionale 1164, RVAp II, 569 Nr. 85 Taf. 214, 5.

Kat.-Nr. 7 Oinochoe

H Ausguss 21,3 cm; H max. 26,4 cm; Dm Fuß 5,0 cm; Dm Bauch 9,8 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt und ungebrochen. Helle Verfärbung an der Rückseite des Halses und der Innenseite des Henkels. Einige Kleckse und Abplatzungen des Malschlickers. An der Außenseite des Henkels große Abplatzung modern übermalt.

Technik: Schwarzer Malschlicker deckend aufgetragen. „Zittrige“ Pinselführung.

Tongrund: 10 YR 6/4 (light yellowish brown). Unterseite des Fußes, Übergang vom Fuß zum Stiel und vom Stiel zum Körper, Gefäßinneres bis zur Mündung.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Verzierung des Kekryphalos; Punkte bei den Palmetten; Strahlenband am Hals und die

Kat.-Nr. 6 a: Seite A; b: Henkel A/B, c: Seite B

Detail, Artikel Dourdoumas (Abb. 1, S. 25)

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a

b c

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beiden Streifen darüber. Gelb: Diadem, Raffbändchen, Ohrringe, Halskette; Kreuzfackel, Pflanze.

Form: Oinochoe Form I, profilierter Fuß, niedriger, dün-ner Gefäßstiel, ovoider Gefäßkörper; über dem Mün-dungsrand aufragender, dreifach gerippter Bandhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildzone laufender Hund nach links und darüber zwei weitere Streifen. Unter dem Hen-kel Palmette, flankiert von Ranken aus zwei sich einrol-lenden Trieben und Fächerpalmetten. Über der Bildzone tongrundiger Streifen. An der Schulter laufender Hund nach links. Am Hals Strahlenband, oben begrenzt von zwei Streifen.

Darstellung: Frauenkopf nach links mit Strahlendiadem, Ohrring und Halskette. Der Kekryphalos der Frau ist mit gelben Punktreihen, schwarzem sowie weißem Bogen und Strichmuster verziert. Vor dem Frauenkopf Stab mit gekreuzten Querstäben.

320–310 v. Chr. – Stoke-on-Trent-Maler (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form I, s. Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 144 f. Der Stoke-on-Trent-Maler hat unter anderem Oino- choen, vor allem der Form I, bemalt, vgl. RVAp II, 893 f.; RVAp II Suppl. II, 300 f.

Zur Darstellung: Säulen mit Querstäben werden zumeist als Architekturelemente interpretiert, vgl. R. Hurschmann in: CVA Hamburg 2, S. 91 zu Taf. 58, 1–3. Sie werden auch als Kreuzfackeln angesehen und mit der Unterwelt bzw. der Welt der Hekate in Verbindung gebracht. Auch K. Schauenburg nimmt an, dass es sich bei den Rahmun-gen um Säulen handelt, vgl. Schauenburg, Studien II, 16 Anm. 118; 22 Anm. 206 Abb. 59–60. Laut M. Söldner sind diese Elemente als reduzierte Säulenformen zu er-klären, s. M. Söldner in: CVA Bonn 3, S. 68 zu Taf. 36, 1–3. A. Trendall sieht in ihnen ebenfalls ionische Säulen, nur in Fällen, in denen zwei Querstangen dargestellt sind, kann man diese als Fackeln interpretieren, RVAp II, 894. B. Brandes-Druba bezeichnet die schlanken freiste-henden ionischen Säulen ohne Basis oder Epistyl als Kan-tharos-Säulen, da sie hauptsächlich auf diesen Gefäßen vorkommen. Diese sind nur bei apulischen Gefäßen zu sehen und umrahmen gewöhnlich die Bildfelder. Für den

Autor gelten auch die Säulen mit Querstäben als Kan-tharos-Säulen und nicht als Kreuzfackel, da letztere als kürzere Objekte und schräg in den Bildfeldern dargestellt sind. Diese Säulen sind nicht nur als dekorative Elemente zu betrachten, sondern besitzen einen sepulkralen Cha-rakter. Vgl. B. Brandes-Druba, Architekturdarstellungen in der unteritalischen Keramik (Frankfurt 1994) 133–136.

Zur Deutung der Frauenköpfe in Unteritalien: Dieses Mo-tiv ist entweder ein Teil der Dekoration großer Vasen oder Hauptthema auf der Rückseite von Gefäßen oder auch Hauptthema kleinerer Vasen. Frauenkopfdarstellungen sind in der unteritalischen Vasenmalerei erst ab dem 2. Viertel des 4. Jhs. auf Vasen des Ilioupersis-Malers und seines Umkreises zu sehen. Allg. zu Frauenkopfdarstel-lungen, sog. Head Vases, in der unteritalischen Vasen-malerei s. Trendall, Handbuch, 92–93; RVAp II, 646–650; CVA Dresden 1 Taf. 1, 1–5; M. Bentz in: CVA Göttingen 1, S. 15–16; R. Splitter, Vollendetes Leben. Vasenbilder aus Apulien (Kassel 2006) 59–61; Schauenburg, Studi-en II, 59 f. Über ihre Deutung gibt es viele Meinungen. Frauenköpfe mit charakteristischen Attributen – wie z. B. phrygische Mütze – mit Amazonen oder Artemis Bendis in Verbindung zu setzen, ist wahrscheinlich. Für Frauen-köpfe ohne Attribute bleibt die Frage nach der Identifi-zierung offen. Frauenkopfbilder waren auf Gefäßen aus tarentinischen Gräbern ein sehr beliebtes Motiv. Dieses Motiv ist weder auf ausschließlich mit Frauen konnotier-ten Gefäßen noch exklusiv bei Frauenbestattungen be-schränkt. Vasen mit Frauenkopfbildern wurden auch bei Siedlungen gefunden. Konnotationen dieser Bilder zum Idealbild von Weiblichkeit scheinen jedoch sehr wahr-scheinlich, vgl. Hoffmann, Grabritual, 158–160.

Kat.-Nr. 7 a: Vorderseite, b: Seitenansicht,

c: Henkelzone

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Zum Maler: Allg. zum Maler, s. RVAp II, 888–898; RVAp II Suppl. I, 163–165, RVAp II Suppl. II, 298–303. Die Themen des Malers sind beschränkt auf typische Bildthemen der spätapulischen Vasenmalerei, d. h. sitzende Frauen, Ero-ten, Frauenbüsten. Die Frauenbüsten – wie die der Privat-sammlung – zwischen Säulen sind unproportionial groß.

Der Stil des Malers ist markant. Er hat eine Reihe von ele-ganten Frauenköpfen gemalt. Sie tragen in der Regel ei-nen reich verzierten Kekryphalos auf solider Haarmasse. Die Lippe endet ähnlich wie ein Tropfen in einer vertika-len Linie. Das Auge ist mit einem relativ dicken Strich ge-malt und nach oben gerichtet. Die obere Linie der Augen trifft sich mit der Bogenlinie darüber. Sehr verwandt sind die Köpfe auf der Amphora Tarent, Museo Nazionale 9234, RVAp II, 887 Nr. 233 Taf. 340, 4; auf der Lekythos eh. Mailand, Markt, RVAp II, 892 Nr. 312 Taf. 341, 7; auf dem Deckel der Oinochoe Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 1917.1087 a/b, CVA Hamburg 2 Taf. 41, 4; Kantharos Tübingen, Antikensammlung des archäo-logischen Instituts der Universität 7297, CVA Tübingen 7 Taf. 16. Nahezu Identisch ist der Kopf der Privatsamm-lung mit einem Frauenkopf auf einer Oinochoe der Form I in Privatbesitz, vgl. Schauenburg, Studien IV/V, 28. 143 Abb. 40.

Kat.-Nr. 8 Epichysis

H Ausguss 12,5 cm; H max. 15,3 cm; H Schulter 3,7 cm; Dm Standfläche 8,1 cm; Dm Schulter 9,1 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Vollständig erhalten. Minimale Absplitterungen an der Oberfläche.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend.

Tongrund: 5 YR 7/6 (reddish yellow). Unterseite, unterer Henkelansatz innen und Unterteil des abgesetzten Randes.

Miltos: Tongrundige Bildfelder.

Relieflinie: Anatomische Details der Figur, Kekryphalos, Flügel.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Ohrringe, Hals-, Körper- und Beinkette, Armreifen, Beinringe, Schuhwerk, Flügel; Phiale,

Kugeln, Bodenlinie; Dreipunktmuster; Punkte an der Pal-mette und Blätter der Efeuranke am Körper. Gelb: Dia-dem, Flügel; Kranz.

Form: Gefäßkörper auf breiter Standfläche, mit kon-kavem Bauch. Am Übergang zur Schulter abgesetzter Rand, gewölbte Schulter, hoher Hals mit Applikationen am oberen Henkelansatz und tüllenförmigem Ausguss, eckig hochgezogener Bandhenkel.

Dekor: Übergang von der Standfläche zum Körper und vom Körper zur Schulter je zwei Streifen. Um den Körper geritzte Efeuranke mit weißen Blättern. An der Oberseite der Schulterplatte Kymation. Am unteren Henkelansatz Palmette und seitlich Ranken mit Fächerpalmetten. Am unteren Teil des Halses Stabband. An beiden Seiten des oberen Halsansatzes Applikationen in Form eines Ge-sichtes.

Darstellung: Auf der Gefäßschuter sitzt ein nackter Eros nach links. Er trägt ein gepunktetes Diadem, Ohrringe, Hals- Schulter- und Beinketten, Spiralreifen am rech-ten Unterschenkel und an beiden Unterarmen; Lampa-dionfrisur. Er hält in seiner zurückgenommenen Hand einen Kranz und in der rechten, vorgestreckten eine verzierte Phiale, auf der Kugeln liegen. Der Eros besitzt große und weitausgreifende Flügel. Im Raum Dreipunkt-muster.

330–300 v. Chr. – Menzies-Maler (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form der unteritalischen Epichyseis, Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 155 f. (Form X/B); J. R. Green, Greek Vases in the J. Paul Getty Museum 3, 1986, 117–121. In der Nekropole von Tarent gehört das Gefäß nicht zu den üblichen Grabbeigaben, vgl. Hoffmann, Grab-ritual, 32 Typ 11/170.

Kat.-Nr. 8 a: Seitenansicht, b: Henkelzone, c: Vorderseite

Detail, Artikel Schwarz (Abb. 3, S. 23)

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a

b

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Von der Menzies-Gruppe stammen nur die beiden Epi-chyseis, Moskau, Pushkin State Museum of Fine Arts II 1b 1141 und 491, CVA Moskau 2 Taf. 26, 1–4. Die Form der Epichysis der Privatsammlung ist sehr verwandt mit beiden Exemplaren aus Moskau.

Zum Dekor: Appliken in Gesichtsform stammen aus der Toreutik; bei Metallgefäßen wurden sie an Verbindungs-stellen zwischen Henkeln und Gefäß angebracht, um diese Stellen zu verschönern. Obwohl in der Keramik derartige aus Matrizen gefertigte Appliken nicht not-wendig waren, wurden sie dennoch adaptiert. In Unter-italien werden Gesichtsappliken vorwiegend an Henkeln von Volutenkrateren verwendet. Kleinformatige Kopf-appliken an den Henkelansätzen erscheinen auch auf kleineren Gefäßen, wie auf Oinochoen der Form I, auf Epichyseis oder Kantharoi; vgl. Tonart, 81 f.

Zur Darstellung: Bilder mit sitzenden oder gelagerten Eroten allein oder mit Frauen gehören zum Standardre-pertoire der Gruppe, vgl. gelagerte Eroten auf der Epi-chysis Tarent, Slg. Baisi 84, RVAp II, 837 Nr. 259 Taf. 315, 3; Epichysis Tübingen, Antikensammlung des archäolo-gischen Instituts der Universität S./12 2609, CVA Tübin-gen 7 Taf. 15, 7–9; 16, 2; auf der Lekythos Bonn, Akade-misches Kunstmuseum 109, CVA Bonn 3 Taf. 30, 8–10; auf den Epichyseis Malibu, P. Getty Museum 78.AE.277 und 78.AE.350, CVA Malibu 3 Taf. 173. 175, 1 und 174. 175, 2–3 (kniender Eros).

Zum Maler/zur Gruppe: Allg. zu Menzies-Maler und Menzies-Gruppe vgl. RVAp II, 826–855; RVAp Suppl. I, 142–145; RVAp Suppl. II, 256–261.

Der Maler hat sich auf kleine Gefäße spezialisiert, ne-ben Oinochoen hat er eine Reihe von Epichyseis, Lebetes gamikoi und Lekanides bemalt. Seine Figuren besitzen einen großen, molligen Körper und einen relativ klei-nen Kopf. Die Brust ist schematisch wiedergegeben, vgl. Oinochoen Canberra, Australian National Universi-ty 65.25 und 65.26, RVAp II, 827 Nr. 100. 101 Taf. 312, 3–4. Die Augen sind groß und mit relativ dickem Strich gemalt, die Pupille ist mit dem oberen Augenlid verbun-den. Figuren mit gleichen Gesichtszügen haben die Per-

sonen auf den Amphorae Canberra, Australian National University 65.19 und 65.21, RVAp II, 826. 827 Nr. 88. 90 Taf. 311, 1. 3.

Kat.-Nr. 9 Lekanis mit Deckel

H gesamt 11,9 cm. Becken: H 6,3 cm; Dm Fuß 6,0 cm; Dm Bauch 14,0 cm; DM Mündung 12,5 cm; B Henkel 3,8 cm. Deckel: H 6,2 cm; Dm Mündung 13,6 cm; DM max. 14,1 cm; H Knauf 3,1 cm; Dm Knauf 5,7 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Kleine Absplitterungen. Kleines Frag-ment fehlt am Rand des Auflagers. An der Außenkan-te des Fußes verwischter bzw. verronnener Malschlicker und Fingerabdrücke. An Deckelunterseite eingeritztes „O“ und an der Innenseite des Fußes des Beckens „Ω“.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend. Becken: Fuß, Außenseite, Gefäßinneres.

Tongrund: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Becken: Fußun-terseite, Standfläche. Deckel: Unterseite, Unterseite der Knaufscheibe.

Miltos: tongrundige Partien an der Außenseite des Dek-kels.

Aufgesetzte Farbe: Gelb: Diadem, Raffbändchen, Ohrrin-ge, Halskette; Rosetten, Dreipunktmuster, Punkt bei den Palmetten, Fächerpalmetten und Ranken; Halbkreis der Palmetten.

Form: Becken: Lekanisschale auf konischem Fuß, mit Stiel, flacher Schalenkörper, nach innen ziehende Rand-zone mit spitz gerundeter Lippe und ausladendem Auflager. Zwei horizontale Bandhenkel. Deckel: scharf abgeknickter Rand, profilierter Griffknauf und zentrale Vertiefung.

Kat.-Nr. 9 a: Draufsicht Deckel, b: Formbild,

c: Unterseite Becken

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a

b c

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Dekor: Deckel: Am Rand der Außenseite laufender Hund nach rechts. Zwischen den Bildfeldern Palmetten mit ei-ner kleinen Ranke und Fächerpalmetten. Stiel tongrun-dig mit einem schwarzen Streifen. Knauf: Außenkante schwarz; Randoberseite tongrundig. Übergang zur Scheibe schwarz. Das Zentrum des Knaufs von schwarz gemaltem Kreis umgeben, darin Strahlenmotiv.

Darstellung: Frauenkopf nach links. Auf der Oberseite des Deckels je ein nach links gerichteter Frauenkopf zwi-schen Palmetten. Die Frauen tragen jeweils einen durch gelbe und schwarze Punktreihen verzierten Kekryphalos, Diadem, Ohrringe, ebenso eine doppelte Perlenkette um den Hals und haben den Blick nach oben gerichtet. Vor ihnen Dreipunktmuster und Vierblattrosette, auch hinter den Frauenköpfen je eine Rosette.

320–310 v. Chr. – T.P.S.-Gruppe (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form der Lekanis s. Agora 30, 54 f.; A. Lioutas, Attische schwarzfigurige Lekanai und Lekani-des (Würzburg 1987); E. D. Breitfeld-von Eickstedt, Die Lekanis vom 6.–4.Jh. v. Chr. Beobachtungen zur Form und Entwicklung einer Vasengattung, in: J. H. Oakley – W. D. E. Coulson – O. Palagia (Hrsg.), Athenian Potters and Painters. The Conference Proceedings (Athen 1997) 55–61. Das Becken der Lekanides wird im Laufe der Zeit immer flacher und ab der 2. Hälfte des 4. Jhs. kantiger. Die attischen besitzen im Gegensatz zu den unteritali-schen Exemplaren einen niedrigen Fuß: Schauenburg, Studien II, 57–61.

Lekanides als Gefäße für Schminkutensilien und kosme-tische Gegenstände finden sich in der Nekropole von Tarent sehr häufig, vgl. Hoffman, Grabritual, 100–102.

Zur Darstellung: Zu Frauenköpfen s. Oinochoe Kat.-Nr. 7.

Zur Gruppe: Allg. zur Gruppe RVAp II, 660–669; RVAp Suppl. I, 114–116; RVAp Suppl II, 207–211. Die Frauen dieser Gruppe sind relativ einfach gezeichnet, mit gerin-ger Verwendung von aufgesetzter Farbe. Die Zeichnung der Lippe besteht üblicherweise aus einer nach unten gebogenen Linie, das Kinn ist voll und gerundet. Die Augenzeichnung besteht aus einer gebogenen Unter- und einer geraden Oberlidlinie, einer mit der Oberlidlinie

verbundenen Linie für die Augenhöhle und einer großen Bogenlinie für die Augenbraue. Damit zeigen das Ge-sicht der Frauen der Privatsammlung und besonders die Augenzeichnung Ähnlichkeiten zur Frau auf dem Teller Bari, Slg. Marchesiello 7, RVAp Suppl. I, 115 Nr. 168 b Taf. 21, 6. Typisch für diese Gruppe ist die Zeichnung der Locke an der Stirn, die aus der restlichen Haarmasse her-auswächst, die sogenannte „snake-lock“, vgl. RVAp II, 660, z. B. Skyphos Dublin, National Museum 1105.1880, RVAp II, 660 Nr. 22 Taf. 247, 6; Teller Bari, Slg. Marche-siello 7, a. O.; Teller Bari, Slg. Vasetti, RVAp Suppl. I, 115 Nr. 175 a Taf. 21, 7.

Zu den Graffiti: Solche Markierungen sind Töpfermarkie-rungen, die die Zugehörigkeit des Deckels und der Scha-le zeigen. Eine ähnliche Aufschrift der T.P.S.-Gruppe ist auf dem Fragment des Lekanisdeckels Bonn, Akademi-sches Kunstmuseum 1946 zu sehen, vgl. M. Söldner in: CVA Bonn 3, S. 72 zu Taf. 38, 7–8. Bei einigen Beispielen gibt es zusätzlich eingeritzte Linien am Deckel und am Körper über den Henkeln, die die richtige Platzierung der Gefäßteile markieren, vgl. RVPaestum, 342. Merkwürdig jedoch ist die Wahl der Buchstaben, die nicht miteinan-der korrelieren. Schlüssiger wäre es, ein Gefäß mit dem-selben Buchstaben zu markieren.

Kat.-Nr. 10 Lekanisschale

H 10,5 cm; H max. 11,7 cm; Dm Fuß 7,2 cm; Dm Bauch 22,0 cm; DM inklus. Henkel 29,1 cm; DM Mündung 20,5 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Absplitterungen an der Oberfläche. Grö-ßere Absplitterung an der Innenseite. Stiel an einer Seite mit Malschlicker verwischt. Im Zentrum der Innenseite

Kat.-Nr. 10 a: Formbild, b: Innenseite, c: Unterseite

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b c

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braun verfärbter „Diskus“ und Abdruck eines weiteren Gefäßes von der Einbringung im Brennofen. Beim Sta-peln im Brennofen wurde ein Gefäß mit einer Standflä-che von ca. 7,2 cm Durchmesser in die Schale gestellt.

Die Lekanisschale ist mit dem Deckel Kat.-Nr. 11 als ein Objekt erworben worden. Es zeigt sich aber, dass die-se Teile nicht zusammengehören. Der Durchmesser des Deckels ist deutlich größer als das Deckelauflager des Beckens und der Ton der Schale unterscheidet sich vom Deckel.

Technik: Schwarzer Malschlicker streifig aufgetragen.

Tongrund: 2.5 Y 7/4 (pale brown). Fußunterseite.

Miltos: Stiel.

Form: Lekanisschale auf ausgestelltem Fuß und niedri-gem zylindrischen Stiel, flacher Schalenkörper, vertikal aufgestellte Randzone mit spitz gerundeter Lippe und ausladendem Auflager. Zwei horizontale Bandhenkel.

Dekor: Am Rand Stabband.

Ende 4. Jh. v. Chr.

Zur Form: Allg. zur Form s. Kat.-Nr. 9.

Kat.-Nr. 11 Lekanisdeckel

H 11,8 cm; DM Mündung 22,1 cm; DM max. 23,1 cm; H Knauf 4,5 cm; Dm Knauf 8,4 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. An Deckelunterseite Ablagerungsspu-ren. Im Bereich einer Palmette Absplitterung. Kleine Ab-splitterungen an der Oberfläche.

Technik: Schwarzer Malschlicker, irisierend, deckend auf-getragen.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Unterseite.

Miltos: Tongrundige Teile im Bildfeld.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren. Kästchen, Mantel.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Alabastron, Raffbändchen. Gelb: Figuren: Kopfbinde, Petasos, Punkte an Petasos-binde, Schuhwerk, Gürtel, Spiralreifen, Halskette, Ohr-

ringe, Diadem, Kekryphalos; Kästchen, Fransentuch, Situla, Felsen, Phiale, Pflanze, Ball, Boden- und Gelände-linie, Blüte, Efeublätter, Rosette, Punkte an Ranken.

Form: Deckel mit scharf abgeknicktem Rand, steiler Oberfläche, profiliertem Griffknauf und zentraler Vertie-fung.

Dekor: Am Rand der Außenseite laufender Hund nach rechts. In der Bildzone, Palmetten auf Halbkreis mit klei-ner Ranke und Fächerpalmette. Tongrundiger Streifen am Übergang zum Knauf. Knauf: Rand der Oberseite tongrundig, Übergang zur Scheibe schwarz, im Zentrum des Knaufs Strahlenmotiv.

Darstellung: Seite A: Auf seinem Mantel sitzt ein nackter Jüngling mit gekreuzten Beinen nach rechts und wendet seinen Oberkörper und Kopf zurück. Er trägt Schuhe, im Haar eine Kopfbinde mit drei Punkten und Raffbänd-chen. Im Nacken hängt ein Petasos, dessen Bänder auf der Brust zusammenlaufen. In seiner nach hinten ge-wandten rechten Hand hält er eine Situla, die mit ho-rizontalen Linien, Punktlinien und mit einer Bogenlinie verziert ist. In seiner linken Hand trägt er eine weitere Si-tula sowie ein geöffnetes verziertes Kästchen mit einem Alabastron und einem „halbkreisförmigen“ Objekt. Die Seiten des Kästchens sind mit Grätenmotiv und einem Blatt verziert. Die Situla ist mit horizontalen Linien und Punktlinien sowie drei Figuren versehen. Die Geländelini-en sind durch Punktreihen wiedergeben. Außerdem sind ein Fransentuch hinter dem Kopf des Jünglings und ein Blatt mit zwei Punkten zwischen seinem Körper und dem rechten Ellenbogen zu sehen.

Seite B: Eine Frau sitzt mit zurückgedrehtem Oberkörper und Kopf nach rechts auf einem Felsen. Dieser besteht aus drei Teilen mit Punktreihen dazwischen. Die Frau trägt Schuhwerk mit zwei Punkten, einen gegürteten Peplos mit Gürtel, der durch drei und die Fibeln an den

Kat.-Nr. 11 a: Seite A, b: A/B, c: Seite B

Detail, Artikel Dourdoumas (Abb. 4, S. 28)

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b c

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Schultern durch je einen Punkt wiedergegeben sind. Ihr Schmuck besteht aus Spiralreifen, Halskette, Ohrringen und Diadem. Sie hat eine Lampadionfrisur mit Kekrypha-los und Raffbändchen. In ihrer nach hinten gewandten rechten Hand hält sie eine Situla, verziert mit horizon-talen Linien, Punktlinien und einer Bogenlinie, während sie in ihrer linken Hand eine Phiale mit gelbem Rand und Punktreihe, in der sich ein von zwei Blattranken flankier-tes großes Efeublatt befindet, und einen Ball an einem Bändchen hält. Im Bildfeld sind Boden- und Geländelini-en, eine Blüte am Boden, Efeublätter und eine Punktro-sette zu sehen.

320–310 v. Chr. – Maler der Weißen Hauben (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form s. Kat.-Nr. 9. Ähnliche Form zeigt der Lekanisdeckel Deutsche Privatsammlung, Schauen-burg, Studien II, 57 Abb. 224–225. Der Maler der Wei-ßen Hauben bzw. die Gruppe der Weißen Hauben sowie die Kantharos-Gruppe bevorzugen eher kleine Vasen, vgl. RVAp II, 958.

Zur Darstellung: Darstellungen mit Jünglingen, Frauen und Eroten sind bevorzugte Themen des Malers. Es gibt jedoch auch Darstellungen im mythologischen Kontext, RVAp Suppl. II, 349. Ein Jüngling mit ähnlicher Körper-gestalt auf der Lekythos Dresden, Staatliche Kunstsamm-lungen, Skulpturensammlung ZV 3842, CVA Dresden 1 Taf. 30, 1–3. Jünglinge tragen öfters einen Petasos, s. Vo-lutenkrater Schweiz, Privatsammlung, RVAp II, 961 Nr. 2 Taf. 375, 2; Lekanisdeckel, Basel, Antikenmuseum Z 301, RVAp II, 967 Nr. 70 Taf. 378, 7; Kantharos eh. Zürich, Markt, RVAp II, 969 Nr. 90 Taf. 379, 7. Ein Eros hält eine Phiale mit einem Efeublatt auf dem Kantharos Bari, Mu-seo Archeologico Nazionale 5979, RVAp II, 973 Nr. 139 Taf. 381, 4. Der Mantel, auf dem der Jüngling sitzt, zeigt besondere Ähnlichkeiten mit dem auf dem Kan-tharos Bari, Museo Archeologico Nazionale 5977, RVAp II, 972 Nr. 138 Taf. 381, 2, aber auch Kantharos, Kro-ton, Museo Archeologico CR 521, RVAp II, 972 Nr. 130 Taf. 381, 5.

Zum Maler: Allg. zum Maler RVAp II, 957–978; RVAp Suppl. I, 181–188; RVAp Suppl. II, 349–362.

Die Frauen des Malers sitzen sehr oft und zeigen ihren Unterkörper im Profil, den Rumpf in Dreiviertelansicht und den Kopf in die gegenläufige Richtung gedreht, vgl. RVAp II, 959. Häufig tragen die Frauen gepunktete Gür-tel, vgl. Amphora, eh. Paris, Markt, RVAp II, 957 Nr. 54 Taf. 378, 2.

Typisch für den Maler ist die Wiedergabe der Frauenge-wänder. Er verwendet kurvige Linien, vor allem bei der Zeichnung der Brust, die immer deutlich zu sehen ist. Das Gewand zeigt einen typischen kurvigen Überfall un-ter dem Gürtel, wiedergegeben durch eine Doppellinie, vgl. Oinochoe eh. London, Markt, RVAp II 957, Nr. 10 Taf. 376, 5; Oinochoe eh. Paris, Markt, RVAp II, 963 Nr. 54 Taf. 378, 2; Kugelpyxis eh. München, Markt, RVAp II, 966 Nr. 58 Taf. 378, 4.

Kat.-Nr. 12 Kantharos

H Mündung 23,1–24,0 cm; H max. 29,6 cm; Dm Fuß 8,7 cm; DM Mündung 15,1 cm; DM inklus. Henkel 24,4 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Stiel gebrochen, geklebt und nachgebessert. Kleckse des Malschlickers. Minimale Abplatzungen.

Technik: Schwarzer Malschlicker, glänzend, irisierend, deckend aufgetragen. Pinselspuren am unteren Teil des Henkels.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Fußunterseite.

Miltos: Kanten an der Außenseite des Fußes, mittiger Wulst am Stiel, Unterseite der Lippe, tongrundige Felder im Bildfeld. Innere Henkelansätze.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren. Gewand der Frau, Kekryphalos, Schuhe, Phiale, Eierstab.

Kat.-Nr. 12 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B, Bildzone

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Aufgesetzte Farbe: Weiß: Kopfbinde, Dreipunktmuster, Tücher, Efeublatt mit Trieben, Säule; Raffbändchen, da-rüber Miltos. Gelb: Schuhwerk, Armreifen, Diadem, Flü-gel des Eros, Punkte des Gürtels; Kymation, Alabastron, Tuch, Verzierung der Phialen, Ball, Stiel des Astes und Korymben, Boden- und Geländelinie, Scheibe zwischen den Figuren, Füllmotive.

Vorzeichnungen: Eros und Frau (A). Frau und Phiale (B).

Form: Kantharos Form A. Vierstufiger Fuß, Stiel mit Wulst- ring in der Mitte, profilierte Lippe, gekehlte Bandhenkel, Henkel durch Steg mit Gefäßlippe verbunden. An un- teren Henkelansätzen plastische Seitenblätter. Gesichts- applikationen an den oberen Henkelansätzen.

Dekor: Kymation unterhalb der Bildfelder und an der Au-ßenseite der Lippe.

Darstellung: Seite A: Links sitzt ein nackter Eros mit ge-kreuzten Beinen im Gelände und wendet sich zurück. Seine Flügel sind klein und wirken „aufgeklebt“. Er trägt Schuhwerk, eine Kopfbinde mit Raffbändchen im Haar und Spiralreifen an seinem rechten Unterarm. Der Eros hat seinen rechten Arm erhoben und seinen Zeigefinger ausgestreckt. Hinter ihm sitzt eine Frau in gegürtetem Chiton mit Schuhwerk, Gürtel mit drei Punkten. Ihr Haar ist mit einem Kekryphalos und Raffbändchen zu einer Lampadionfrisur zusammengebunden und darauf sitzt zusätzlich ein Diadem. Sie hält in ihrer herabhängenden linken Hand einen Ball an einem Bändchen und in ihrer in Kopfhöhe erhobenen rechten Hand ein Alabastron. In ih-rer linken Ellenbeuge liegt ein Lorbeerzweig mit Korym-ben. Boden- und Geländelinien sind durch Punktreihen wiedergegeben. Hinter den Figuren hängt jeweils ein Fransentuch. Über dem Kopf des Eros befindet sich ein Dreipunktmuster und zwischen den Figuren in Kopfhöhe eine Scheibe.

Seite B: Eine Frau sitzt nach links. Sie trägt Schuhwerk, einen gegürteten Chiton mit Gürtel, der durch drei Punkte angedeutet wird und als Schmuck Spiralreifen, Halskette und Diadem. Sie hat eine Lampadionfrisur mit Kekryphalos und Raffbändchen. In ihrer linken Hand hält sie ein kleines kreisförmiges Objekt, wahrscheinlich einen

Ball, während sie mit ihrer rechten Hand eine Phiale mit weißem Rand und Punktdekor hoch hält. In ihrer linken Ellenbeuge liegt ein Lorbeerzweig mit Korymben. Hinter der Frau liegt eine verzierte Phiale am Boden. Am linken Bildrand vor der Frau steht eine Säule mit kurzem Quer-balken. Im Bildfeld sind Fransentuch, kleine Scheiben mit einem mittigen Loch, Dreipunktmuster, Efeublätter und Triebe angebracht.

320–310 v. Chr. – Bassano-Gruppe (Melchart)

Zur Form: Allg. zu Kantharoi s. Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 161–164. K. Schauenburg, Eros und Reh auf einem Kantharos, JdI 108, 1993, 221–228; Schauenburg, Studi-en I, 12–14; Schauenburg, Studien II, 22 f.

Zum Dekor: Zu Gesichtsapplikationen s. Epichysis Kat.-Nr. 8.

Zur Darstellung: Zu den sog. Kantharos-Säulen s. Oino-choe Kat.-Nr. 7.

Zur Gruppe: Allg. zur Gruppe s. RVAp II, 1020–1022; RVAp Suppl. I, 202; RVAp Suppl. II, 391 f. Die Bassano-Gruppe fällt chronologisch mit der letzten Phase der apulisch rotfigurigen Malerei zusammen. Die Arbeit der Gruppe ist weniger qualitativ.

Die Brust des Eros ist im Versuch des Malers, eine Drei-viertelansicht zu zeichnen, ungeschickt gestaltet.

Der Maler hat eine besondere Art, das Gewand der Frauen wiederzugeben. Zu den typischen Merkmalen gehören der Überhang an der Taille, die Falten unter dem Gürtel und der Gürtel selbst mit den drei gelben Punkten. Die Zeichnung der Brustpartie der Frauen mit dem breiten Halsausschnitt, wiedergegeben durch dop-pelte Linien, entspricht seiner Signatur. Diese Art von Gewändern sind charakteristisch für die Figuren des Ma- lers der Weißen Hauben und seiner Nachfolger, wie z. B. die Stuttgart-Gruppe, vgl. Kugelpyxis eh. München, Markt, RVAp II, 966 Nr. 57 Taf. 378, 3 (Maler der Wei-ßen Hauben), Oinochoe Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum 4.270, RVAp II, 978 Nr. 205 Taf. 383, 3 (Stuttgart-Gruppe). Die Frauen der Gruppe tragen gewöhnlich einen Kekryphalos. Die Haarmasse, die am Hinterkopf herausragt, besitzt die Form eines Dreizacks,

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vgl. Teller, Bassano del Grappa, Museo Civico, Slg. Chini 142–3, RVAp II, 1022 Nr. 27–28 Taf. 395, 1–2.

Der linke Flügel des Eros ist sehr schematisch und einfach wiedergegeben, vgl. sitzender Eros auf der Oinochoe eh. London, Markt, RVAp II, 1022 Nr. 31 Taf. 395, 4. Die gro-be Zeichnung dieses Eros, seine Frisur mit der Kopfbin-de, die in zwei Schleifen endet und das Dreipunktmuster über seinem Kopf sind sehr verwandt mit dem Eros auf dem Kantharos der Privatsammlung.

Kat.-Nr. 13 Kantharos

H Mündung 19,9–20,2 cm; H max. 25,0 cm; Dm Fuß 7,0 cm; DM Mündung 15,2 cm; DM inklus. Henkel 21,0 cm.

RVAp Suppl. II, 371 Nr. 275, 1 Taf. 103, 1–2.

Zustand: Randstück und Teil beider Henkel, sowie ein Seitenblatt und ein Randstück über dem Frauenkopf ge-brochen und geklebt. Bruchstellen zum Teil retuschiert.

Technik: Schwarzer, tlw. wenig deckender Malschlicker an der Oberseite des Fußes, am Stiel, am Übergang zum Körper. Rote Verfärbungen im Gefäßinneren.

Tongrund: 7.5 YR 7/6 (reddish yellow). Fuß: Unterseite, Standring und Außenseite. Untere innere Henkelansätze.

Miltos: Außenseite des Fußes, tongrundige Felder im Bildfeld.

Relieflinie: Anatomische Details und Mantel des Jüng-lings.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen, Tänie; Säulen, Teil der Efeublätter, Triebe, drei Kreise. Gelb: Kopfbinde, Schuhwerk, Diadem, Sakkos, Ohrringe, Halskette; Ball, Verzierung der Phialen; Boden- und Geländelinie, Kreis, Punkte.

Form: Kantharos Form A. Profilierter Fuß, Stiel mit Wulst-ring in der Mitte, gekehlte Bandhenkel, Henkel durch Steg mit Gefäßlippe verbunden. An unteren Henkelan-sätzen plastische Seitenblätter.

Darstellung: Seite A: Auf seinem Mantel sitzt ein – bis auf seine Schuhe – nackter Jüngling nach links und trägt

eine Kopfbinde mit drei Punkten und Raffbändchen im Haar. Oberhalb seiner Stirn ist eine Ausbuchtung zu se-hen. In seiner nach hinten herabhängenden linken Hand hält er einen mit Kreuz und Punkten verzierten Ball an ei-nem Bändchen. Sein rechter Arm ist mit dem Ellenbogen auf den Oberschenkel gestützt, in der Hand hält er eine große Schale, die mit gelbem Rand und einer Punktreihe verziert ist und auf der drei Kugeln liegen; eine Tänie hängt herab. Vor seinem rechten Unterschenkel lehnt hochkant eine ähnliche Schale. Die Figur wird von zwei Säulen mit je zwei kurzen Querbalken in Kopfhöhe des Jünglings (Kapitell und Abakus) flankiert. Im Bildfeld be-finden sich Punktreihen als Bodenlinien und ein kleiner Kreis mit einem Loch in der Mitte, drei weitere Kreise über der hochkant gestellten Phiale, zwei Efeublätter so-wie gewundene Pflanzentriebe hängen von oben herab.

Seite B: Frauenkopf mit zwei Stirnwülsten nach links. Die Frau trägt einen reich verzierten Sakkos mit Raffbänd-chen, gelber und schwarzer Punktreihe, Bogen, Kreuzrei-he, Wellenlinie, Strahlenlinie mit drei Punkten. Das Haar ist als solide Masse wiedergegeben. Von der Schläfe hängt eine Korkenzieherlocke herab. Zusätzlich trägt die Frau Diadem, Ohrgehänge und eine Perlenkette am Hals. Vor dem Hals ein und vor der Lippe zwei gelbe Punkte, hinter dem Hals Fächerpalmette. Der Frauenkopf ist seit-lich von je einer Säule mit sich kreuzenden Querstäben begrenzt.

320–310 v. Chr. – Seite A: Maler der Weißen Hauben, Seite B: Kantharos-Gruppe (Trendall – Cambitoglou)

Zur Form: s. Kat.-Nr. 12.

Zur Darstellung: Köpfe mit einem bis zu vier Stirnwülsten kommen in der spätapulischen Vasenmalerei seit der Chevron-Gruppe häufig vor. Bei einigen Beispielen war es die ursprüngliche Absicht der Maler die Stirnwülste als Haarmasse wiederzugeben, sie wurde aber später ton-grundig belassen, vgl. R. Hurschmann in: CVA Hamburg 2, S. 58 zu Taf. 34, 1–3.

Zu den sog. Kantharos-Säulen s. Oinochoe Kat.-Nr. 7.

Zum Maler/zur Gruppe: Allg. zur Gruppe RVAp II, 957–978; RVAp II Suppl. I, 181–198; RVAp Suppl. II, 345–387.

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Die Weiße Hauben-Kantharos-Gruppe ist eine Gruppe mit einer großen Anzahl von Gefäßen. Die Zusammen-arbeit zweier Maler ist kein Einzelphänomen, sondern viele Maler der spätapulischen Phase haben miteinander kooperiert. Die Maler dieser Gruppe bevorzugen kleine Gefäße. Die Dekoration der Vasen ist hauptsächlich auf Frauen, Jünglinge und Eros-Szenen beschränkt.

Frauenkopf: Die Kantharos-Gruppe hat eine große An-zahl von Vasen mit Frauenköpfen oder Köpfen von Ni-ken gemalt. Die Frauen tragen in der Regel einen reich-lich verzierten Sakkos. Nur an der Stirn ist eine solide Haarmasse sichtbar, in der eine weiße Linie den Reifen des Diadems andeutet. Die Gesichter sind „gallig“ und zeigen ein kräftiges Unterkinn. Die Frauenköpfe besit-zen üblicherweise einen breiten Nacken. Die Augen sind charakteristischerweise nach oben gerichtet, die beiden Oberlider sind miteinander aber auch mit der Augen-braue verbunden. Sehr ähnlich sind die Frauenköpfe auf dem Thymiaterion Edinburgh, Royal Scottish Museum 1872.23.18, RVAp II, 1000 Nr. 519 Taf. 389, 2, und auf der Oinochoe, Bellinzona, Slg. Lombardi 151, RVAp II, 1001 Nr. 547 Taf. 389, 3. Sehr verwandt ist der Kopf mit dem Frauenkopf auf dem Kantharos Hamburg, Muse-um für Kunst und Gewerbe 1998.362, CVA Hamburg 2 Taf. 56, 2. Charakteristisch für die Kantharos-Gruppe ist ebenfalls die Zeichnung eines schwarzen Bogens unter der Haube, vgl. RVAp II, 991.

Kat.-Nr. 14 Knopfhenkelschale

H Lippe 8,6–9,2 cm; H max. 13,9 cm; Dm Fuß 13,4 cm; DM Mündung 41,0 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Versinterungen der Oberfläche. Verreibung am Rand. Riss zwischen Körper und Fuß. Krakelierungen und kleine Risse. Unter dem Mündungsrand und in der Wölbung des Fußes je ein kleines Loch infolge einer TL-Untersuchung.

Technik: Schwarz-dunkelgrauer Malschlicker, glänzend. Dicke, schwarze Pinselführung um die Figuren und die Objekte. Zwischenräume dunkelgrau. Dünne Streifen außerhalb des laufenden Hundes zum Teil (hinter dem Jüngling) vom Malschlicker bedeckt.

Tongrund: 5 YR 6/4 (light reddish brown). Unterseite des Fußes, Übergang zum Bauch.

Miltos: unter der Gefäßlippe, tongrundige Partien der Bildfelder.

Relieflinie: Anatomische Details, Kekryphalos, Kette, Ge-wand der Frau, Tänie.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen; Säule, Blätter der Rosetten; Weinranke; Verzierung der Rosetten an den Knubben. Gelb: Schuhwerk, Kekryphalos, Diadem, Ohrringe, doppelte Halskette, Armreifen, Kopfbinde, Flügel des Eros; Felsen, Kästchen, Kugeln, Tuch, Kranz, Alabastron, Mittelpunkte der Rosetten, Dreipunktmu-ster, Punkte der Ranke, Tänie, Bodenlinie, Efeublatt, Teil der Säule; Glanzlichter im Kymation.

Form: Knopfhenkelschale der Form II 4 (nach G. Schnei-der-Herrmann) auf zweistufigem Fuß, mit tiefem Becken und profiliertem Rand. Bandhenkel mit einem zentralen Knopf in der Mitte und zwei weiteren rechts und links nahe den Henkelansätzen.

Dekor: Außen: Unter den Bildfeldern laufender Hund nach rechts, darüber dünner Streifen. Unter den Henkeln jeweils Palmette auf Voluten und seitlich da-von je eine Ranke mit Fächerpalmetten, Blättern und Rosetten. Außenseite der Lippe mit vertikalen Strichen. Knubben: Rosette auf der Oberseite. Innen: Weinranke. Der Tondo ist von einem laufenden Hund nach rechts umrahmt, flankiert auf beiden Seiten von einem dünnen Streifen. Im Tondo Kymation mit Punkten als Grund- linie.

Kat.-Nr. 13 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B, Bildzone

Detail, Artikel Dourdoumas (Abb. 3, S. 27)

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Darstellung: Seite A: Nackter Eros sitzt auf einem Felsen nach links. Er hat eine Lampadionfrisur mit Kekryphalos und Raffbändchen. Er trägt geschlossenes Schuhwerk und als Schmuck ein gepunktetes Diadem, Ohrringe, Hals-, Schulter- und Beinketten. Am linken Unterschen-kel und an den Armen Spiralreifen. Mit seiner linken Hand stützt er sich auf den Felsen. In seiner rechten, vor-gestreckten Hand hält er eine verzierte Cista und zwei Perlenketten. Im Raum neben dem Kästchen Girlande mit aufgehängter Tänie.

Seite B: Eine Frau sitzt auf einem Sitz aus drei Steinplat-ten nach rechts. Sie trägt Schuhwerk und einen gegür-teten Chiton. Ihr Haar ist mit einem Kekryphalos und Raffbändchen zu einer Lampadionfrisur zusammenge-bunden. Ihr Schmuck besteht aus Diadem, Ohrringen, doppelten Halsketten, Spiralreifen. In ihrer rechten zu-rückgenommenen Hand trägt sie ein Kästchen, das mit diagonalem Kreuz und Dreiecken in den Zwickeln verziert ist und auf dem drei Kugeln zu sehen sind. Außerdem hält sie eine Blütenkette, die aus drei großen Rosetten besteht. In ihrer vor den Körper gestreckten linken Hand befindet sich ein Kranz. Im Raum Rosette, Fransentuch und Dreieckmuster.

Innen: Brautwerbung: Links steht ein unbekleideter Mann nach rechts. Er trägt eine Wulstbinde mit Drei-punktmuster und Raffbändchen. Er hat sein linkes Bein auf eine ionische Säule gestellt und beugt sich mit dem Oberkörper leicht nach vorne. Um seinen gesenkten lin-ken Arm hat er seinen Mantel geschlungen; in der Hand trägt er einen Kranz mit einer Tänie. In seiner vorge-streckten rechten Hand hält er ein Alabastron der Frau entgegen, die ihm gegenüber auf einem Felsen sitzt. Das Felsengebilde besteht aus vier halbellipsenförmigen Platten. Die Frau trägt Schuhwerk und einen gegürte-ten Chiton. Ihre Lampadionfrisur wird von einem Kekry-phalos und Raffbändchen gehalten. Als Schmuck trägt sie Diadem, Ohrringe, doppelte Halskette, Spiralreifen. Mit ihrer linken Hand stützt sie sich auf den Felsen. In ihrer rechten Hand befindet sich eine Phiale mit darauf-liegenden Kugeln. Zwischen den Figuren hängt eine mit Punkten und Tänien umwundene Girlande. Im Bildfeld

Punktreihe für den Boden, zwei Rosetten und ein Efeu- blatt.

Drittes Viertel 4. Jh. v. Chr. – Perrone-Phrixos-Gruppe (Christidis)

Zur Form: Allg. zur Form, s. G. Schneider-Hermann, Apu-lian Reg-Figured Paterae with Flat or Knobbed Hand-les, BISC Suppl. 34 (London 1977) 11 f. Solche Gefäße besitzen laut Autor beim Symposien die Funktion eines Waschbeckens oder eines Speigefäßes; Stähler, Apuli-en, 47–60; Schauenburg, Studien II, 50. 57; Hoffmann, Grabritual, 92 f. Solche Gefäße tauchen nicht wie z. B. die Volutenkratere auf Grabmälern auf und haben daher keine sepulkrale Bedeutung. Da die meisten Szenen auf Knopfhenkelschüsseln in erotisch-hochzeitliche Sphäre gehören, ist die Funktion solcher Gefäße in hochzeitli-chem Kontext anzunehmen. Vgl. Lohmann, Grabmäler, 156 f. Eine ähnliche Form hat die Knopfhenkelschale Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 1984.448, CVA Hamburg 2 Taf. 60 f. (mit weiterer Literatur).

Zur Darstellung: Brautwerbung bzw. Figurengruppen mit Eros, Frau oder Mann sind üblich auf den Knopfhenkel-schalen, vgl. Schneider-Herrmann a. O. 23–28.

Bei der Perrone-Phrixos-Gruppe sind Szenen mit Braut-werbung die Hauptthemen.

Ionische Säulenstümpfe, die eine Sitz- oder Abstellfunk-tion haben, sind ein beliebtes Motiv in der unteritali-schen Vasenmalerei. Solche Motive kommen vorwiegend auf apulischen Vasen vor, vgl. R. Hurschmann in: CVA Hamburg 2, S. 85 zu Taf. 55, 4–6; K. Schauenburg, Zu einer Kanne der Form VIII in der Kieler Antikensamm-lung, Boreas 6, 1983, 95–104, bes. 101 Anm. 33; Stäh-ler, Apulien, 51 f.; B. Brandes-Druba, Architekturdarstel-lungen in der unteritalischen Keramik (Frankfurt 1994) 122–126. Sitzende Frauen auf ionischen Säulenstümpfen

Kat.-Nr. 14 a: Innenseite, b: Unterseite, c: Formbild

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a b

c

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sind hauptsächlich innerhalb von Grabnaiskoi zu sehen. Bei anderen Darstellungen könnte die Existenz des Säu-lenstumpfes eine sepulkrale Bedeutung besitzen. Vgl. Brandes-Druba a. O. 124 f.

Zum Dekor: Die Blütenkette mit derartigen Blättchen und den Dreipunktmustern auf Seite B findet eine gute Parallele auf dem sogenannten Phrixos–Krater des Dar-ius–Malers bei der Frau links des Naiskos, Berlin, Staat-liche Museen 1984.41, L. Giuliani, Tragik, Trauer und Trost. Bildervasen für eine apulische Totenfeier. Staatli-che Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Antiken-sammlung (Berlin 1995) 26–31 Nr. 1 Abb. 2.

Zur Gruppe: Allg. zur Perrone-Phrixos-Gruppe RVAp II, 522–531; RVAp Suppl. I, 81 f.; RVAp Suppl. II, 157–160. Diese Gruppe hat eine Reihe von Tellern und Knopfhen-kelschalen hergestellt. Die Gewänder der Frauen sind besonders durch die scharfen Falten markant. Die Dop-pelfalten an den Beinen der sitzenden Figur im Tondo sind ebenfalls typisch für die Gruppe; vgl. Teller Berlin, Staatliche Museen F 3345, RVAp II, 526 Nr. 245 Taf. 191, 6. Solche Falten kommen auch beim Darius-Maler vor, mit dem die Perrone-Phrixos-Gruppe verbunden ist, vgl. Schauenburg, Studien II, 54.

Kat.-Nr. 15 Knopfhenkelschale

H Lippe 8,6–10,5 cm; H max. 12,0 cm; Dm Fuß 12,3 cm; DM Mündung 43,4–45,0 cm.

RVAp Suppl. II, 374 Nr. 324–3 Taf. 104, 4.

Zustand: Krakelierungen der Oberfläche. Einige Risse an den Knubben. Zahlreiche punktförmige Abplatzun-gen der Oberfläche zum Teil mit schwarzer Farbe nach-gefärbt, gelbe Farbe des Kalathos weitgehend modern ergänzt. An der Unterseite zwei Klebemarken, darauf „66“ und „E 844“.

Technik: Dunkelgrauer Malschlicker. Relativ flüchtige Be-malung.

Tongrund: 7.5 YR 6/6 (reddish yellow). Fußunterseite, Standfläche, oberer Bereich der Fußes und Streifen dar-über am Körper.

Miltos: Innenseite der Henkel, tongrundige Partien der Bildfelder.

Relieflinie: Anatomische Details; Kekryphalos, Kette, Ge-wand der Frau.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Weinranke, Rosettenblätter. Gelb: Schuhwerk, Raffbändchen, Diadem, Ohrringe, Halskette, Armreifen; Bodenlinie, Pflanze, Kästchen, Tuch, Rosetten. Knöpfe: Mittelpunkt.

Vorzeichnung: Figuren im Tondo.

Form: Knopfhenkelschale auf Fuß mit profiliertem Un-ter- und zylindrischem Oberteil, tiefem Becken und pro-filiertem Rand. Bandhenkel mit zwei Knöpfen nahe den Henkelansätzen.

Dekor: Knubben mit Rosette auf der Oberseite. Au-ßenseite der Lippe: laufender Hund nach rechts. Innen: Weinranke nach links. An der Tondorahmung laufender Hund nach rechts. Im Tondo Kymation mit Punkten als Grundlinie und darunter laufender Hund nach links.

Darstellung: Innen: Links eine auf einem Felsen sitzende Frau mit einem offenen Kästchen in ihrer linken Hand. Ihre rechte Hand ist angewinkelt. Ihr eilt eine Frau mit einem relativ großen Kalathos in beiden Händen ent-gegen. Die linke Frau trägt einen Peplos, während die rechte mit einem Chiton mit Scheinärmeln bekleidet ist. Beide Frauen tragen einen Kekryphalos mit Diadem und Raffbändchen und Armreifen. Punktreihen als Bodenlini-en. Zwischen den Figuren am Boden Pflanze. Im Bildfeld hinter jeder Figur eine Rosette und zwischen den Figuren aufgehängtes Tuch.

Letztes Viertel 4. Jh. v. Chr. – Gruppe von Bari 5924 (Trendall – Cambitoglou)

Kat.-Nr. 15 a: Innenseite, b: Unterseite, c: Formbild

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a b

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Zur Form: s. Kat.-Nr. 14.

Zur Darstellung: Die Darstellung zeigt ein hochzeitliches Ambiente. Kästchen werden von Frauen verwendet und gelten auch als Hochzeitsgeschenke, vgl. Hoffmann, Grabritual, 165. Allg. zu Truhen und Kästchen vgl. E. Brümmer, Griechische Truhenbehälter, JdI 100 1985, 1–168, bes. 135–151; F. Lissarague, Frauen, Kästchen, Gefäße. Einige Zeichen und Metaphern, in: E. D. Ree-der (Hrsg.), Pandora. Frauen im klassischen Griechenland (Mainz 1995) 91–101; Lohmann, Grabmäler, 75–77; Stähler, Apulien, 54.

Zum Kalathos: Kalathoi waren geflochtene Körbe, die von Frauen als Woll- bzw. Spinnkorb verwendet wurden und ferner als Hochzeitsgeschenk für die Braut gedacht waren. Der Kalathos erscheint häufig auf apulischen Va-sen als Opfergabe. Die Darstellung auf der Schale der Privatsammlung weist auf die zukünftige Tätigkeit der Frau in ihrer Ehe. Vgl. Lohmann, Grabmäler, 164–167. Die Darstellungen von Kalathoi mit Frauen kann in se-pulkralem Kontext auf die Tugenden fleißiger Frauen hinweisen, vgl. F. Lissarague a. O. 96.

Zur Gruppe: Allg. zur Gruppe RVAp II, 988–990; RVAp Suppl. I, 191 f.; RVAp Suppl. II, 373 f. Die Gruppe gehört stilistisch zur Stuttgart-Gruppe. Bei den Vasen der Grup-pe von Bari 5924 wird ein Qualitätsrückgang deutlich. Das kann auch auf der Knopfhenkelschale der Privat-sammlung beobachtet werden, bei der die Bemalung flüchtig ist. Die lange Locke der rechten Frau kommt häufig bei der Gruppe vor, z. B. auf den Oinochoen Bari, Museo Archeologico Nazionale 5925 und 5926, RVAp II, 989 Taf. 387, 7–8.

Kat.-Nr. 16 Schale

H Lippe 5,9 cm; H max. 6,6 cm; Dm Fuß 5,5 cm; DM Bauch 9,5 cm; DM Mündung 9,5 cm; DM inklus. Henkel 15,1 cm; B Henkel 3,6 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Einige Abplatzungen an der Oberfläche.

Technik: Schwarzer Malschlicker, glänzend.

Tongrund. Fußunterseite, Fußoberteil, zwei dünne Strei-fen unter den Bildfeldern, Ansätze der Henkel.

Miltos: Tongrundige Partien des Bildfeldes. Vor allem sichtbar im Bereich der Henkel. Oberer Teil des Fußes, Fußunterseite.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen; Dreipunktmu-ster. Gelb: Diadem, Ohrgehänge, Halskette, Punktreihe des Kekryphalos; Efeublatt, Punkt an den Ranken und Fächerpalmetten.

Form: Schale (stemmless-cup). Profilierter Ringfuß. Tiefer kugeliger Schalenkörper. Knickhenkel mit rundem Quer-schnitt.

Dekor: Unterseite: tongrundig mit breitem, schwarzem Kreis. Innenseite des Fußes ist mit schwarzer Bemalung versehen. Standfläche tongrundig. Profilierte Außenkan-te schwarz bemalt. Unter den Henkeln Palmette, jeweils umrahmt von einer Ranke. An beiden Seiten vor dem Frauenkopf beiderseits der Ranke zwei Fächerpalmetten, dahinter je ein Blatt. An der Mündung laufender Hund nach rechts.

Darstellung: Seite A: Frauenkopf nach links. Die Frau trägt einen Kekryphalos mit Raffbändchen, verziert mit schwarzen und gelben Punktreihen. Als Schmuck trägt sie Diadem, Ohrgehänge und Halskette. Vor dem Frau-enkopf drei Punkte und ein Efeublatt. Ein weiteres Efeu-blatt dahinter.

Seite B: Frauenkopf nach links. Identisch mit Seite A bis auf fehlende Punkte vor dem Kopf und dem Efeublatt dahinter.

330–300 v. Chr. – T.P.S-Gruppe (Christidis)

Zur Form: Hoffmann, Grabritual, 42 Typ 422/1 Taf. 81 (Napfskyphos). Die T.P.S-Gruppe ist auf kleinformatige

Kat.-Nr. 16 a: Seite B, b: Seite B/A, c: Seite A

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Gefäße spezialisiert, hauptsächlich Skyphoi, aber auch Lekanides und Schalen.

Zur Darstellung: Zu Frauenköpfen s. Oinochoe Kat.-Nr. 7.

Zur Gruppe: Allg. zur Gruppe RVAp II, 660–669; RVAp Supp. I, 114–116; RVAp Suppl. II, 207–211. Die T.P.S-Gruppe steht im Bezug zur Chevron-Gruppe, die in spätapulischer Zeit tätig ist und hat eine Reihe von klei-nen Gefäßen mit Frauenköpfen bemalt. Die Gestaltung der Frauenköpfe ist einfach, mit beschränkter Verwen-dung weißer Farbe. Die Zeichnung der Augen der Frauen der Schale der Privatsammlung ist sehr ähnlich zu jener auf den Schalen New Milton, Slg. R. A. Hattatt 1109 und 201, RVAp II, 663. 664 Nr. 146. 153 Taf. 247, 9. 248, 1. Über der Stirn der Frau der Seite A löst sich eine Haar-strähne, was bei der Gruppe häufig vorkommt. Ein wei-teres Merkmal der T.P.S-Gruppe ist die Wiedergabe der Lippen, die durch eine nach unten gebogene Linie dar-gestellt sind, wie auch bei den Lippen der Frauen auf der Schale der Privatsammlung.

Kat.-Nr. 17 Teller

H 3,0 cm; Dm Fuß 4,8 cm; DM Mündung 13,5 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Vollständig. Innen: Ein Teil der Wand und des Randes links unterhalb des Kopfes gebrochen, geklebt und nachgebessert. Ein weiterer Riss hinter dem Kopf. Außen: Helle Verfärbung durch fehlerhaften Brand. Ab-platzungen an der Oberfläche der Wandung und am Fuß. Ansonsten kleine Absplitterungen. Am Fuß fehlt ein kleines Fragment. Abnutzungsspuren an der Stand-fläche.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend. Innen: beim Brand entstandene Verfärbung am Rand und etwa in der Bildmitte. Außen: Verfärbung.

Miltos: Fußunterseite, zum Teil Standfläche.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Blattkranz, zwei Punkte vor dem Kopf. Gelb: Verzierung des Sakkos, Diadem, Ohrge-hänge, Halskette, Raffbändchen; Scheibe und ein Punkt vor dem Kopf.

Form: Zweistufiger Fuß. Flacher Körper mit abgesetztem Rand und überstehender Gefäßlippe.

Dekor: An der Oberseite des Randes Stabband. Innen am Tellerrand: Blattkranz mit Doppelpunkten.

Darstellung: Tondo: Frauenkopf nach links. Die Frau trägt einen zweizipfligen Sakkos mit Wellenlinien, Strich-, Kreuz- und Punktreihen. Als Schmuck trägt sie Diadem, Ohrgehänge und Halskette. Das Kopfhaar ist als solide Masse wiedergegeben. Vor dem Frauenkopf drei Punkte und eine Scheibe.

3. Viertel 4. Jh. v. Chr. – Kantharos-Gruppe (Christidis)

Zur Form: Ähnliche Form, jedoch ohne profilierten Fuß, vgl. Hoffmann, Grabritual, 48 Typ 622/2 Taf. 99. In Apulien wurde eine große Produktion von Tellern in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. nachgewiesen. Dage-gen zeigen die anderen unteritalischen Zentren keine Vorliebe für diese Gefäßform, vgl. Schauenburg, Studien I, 30–32.

Zur Darstellung: Zu Frauenköpfen s. Oinochoe Kat.-Nr. 7.

Zum Maler: Allg. zum Maler: RVAp II, 991–1009; RVAp Suppl. I, 43; RVAp Suppl. II, 82 f.

Die Kantharos-Gruppe spezialisierte sich auf die Gestal-tung von Frauenköpfen und hat auch solche für den Ma-ler der Weißen Hauben gemalt. Die Zuweisung des Tellers der Privatsammlung zu dieser Gruppe ergibt sich aus der Zeichnung der Augen, bei der Oberlid und Augenbraue in spitzem Winkel verbunden sind, und der Lippe, die mit einem Punkt dargestellt ist, so wie aus dem reichlich de-korierten Sakkos und der Kurve am Nacken unterhalb des Sakkos. Ähnlich ist das Auge gezeichnet auf den Kantha-roi Bari, Slg. D’Agostino 46 und London, British Muse-um F 447 und der Oinochoe Pavia, Privatslg., RVAp II, 995 f. 1002 Nr. 381. 415. 590 Taf. 388, 6. 8; 389, 4. Die

Kat.-Nr. 17 a: Innenseite, b: Unterseite, c: Formbild

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c

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Lippe der Figur ist verwandt mit dem Kantharos London, British Museum F 447, RVAp II, 996 Nr. 415 Taf. 388, 8, der Oinochoe Bellinzona, Slg. Lombadi 151 und dem Tel-ler, Bassano del Grappa, Museo Civico, Slg. Chini 145, RVAp II, 1001. 1011 Nr. 547. 835 Taf. 389, 3. 11. Ähn-licher Frauenkopf auf dem Teller Frankfurt, Museum für Vor- und Frühgeschichte VF b653, CVA Frankfurt am Main 3 Taf. 21, 5.

Pästanisch rotfigurig

Kat.-Nr. 18 Amphora

H 28,0–28,5 cm; Dm Fuß 8,1 cm; Dm Mündung 10,8 cm; Dm inklus. Henkel 12,9 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Vollständig. Gebrochener Henkel wieder ange-setzt und retuschiert. Kalkablagerungen am Fuß und an der Mündung. Kleine Absplitterungen an der Oberflä-che. Rezente Nachbesserung der Blüte auf der Seite B. An der Unterseite ein kleines Loch infolge einer TL-Un-tersuchung.

Technik: Schwarzer Malschlicker, irisierend. Flüchtige Bemalung, so dass manche abgebildeten Objekte zum Teil mit Malschlicker bedeckt sind, z. B. das Tympanon auf der Seite A. Am Fuß ebenfalls flächig verwischter Malschlicker. Reste von Malschlicker an der Innenseite des Halses.

Tongrund: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Übergang von Fuß zu Körper; Außenseite der Lippe; Gefäßinneres.

Miltos: Tongrundige Partien.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Halskette der Frau, Pflanze, Quastenbinde, Verzierung der Tympana, Punkte; Dreieck und Mittelpunkt der Palmetten am Hals sowie Punkte nahe Mündung. Gelb: Schuhe, Perlenkette, Beinkette,

Armreifen, Ohrringe; Felsengebilde, Kugeln, Kranz, Tänie, Kopfbinde, Bodenlinie.

Vorzeichnungen: Jüngling, Frau.

Form: Halsamphora; Fuß mit abgesetzter Oberkante, mit schlankem, konischem Körper und abgesetzter Mündung.

Dekor: Unter den Henkeln je eine Palmette auf Kreis; auf der Schulter laufender Hund nach rechts; am Hals je eine Palmette mit dreieckigem Herz, Punkte nahe Mündung.

Darstellung: Seite A: Halbnackte Frau sitzt mit ausge-prägt rundem Rücken auf einem durch eine nach links gedrehte Volute wiedergegebenen Felsen. Ihr Unterkör-per ist mit einem Mantel verhüllt, während ihr Oberkör-per entblößt bleibt. Sie trägt geschlossenes Schuhwerk, Kekryphalos, Diadem, Ohrringe, Halskette und Armrei-fen. In ihrer linken Hand, die auf dem rechten Knie zu liegen scheint, hält sie eine Binde, während sie mit ihrer rechten hochgestreckten Hand eine verzierte Phiale mit Kugeln sowie einen Kranz hochhebt. Aus dem Boden wächst eine Pflanze mit einem großen lanzettförmigen Blatt empor. An der Wand hängen eine Quastenbinde sowie zwei Tympana. Je zwei weiße Punkte befinden sich vor dem Kopf, hinter der Figur und am Boden, drei Punk-te unter der linken Hand am Gewand.

Seite B: Nackter Jüngling sitzt mit ausgeprägt rundem Rücken auf einem durch eine Volute wiedergegebenen Felsen oder auf einem ionischen Kapitell nach links. Er trägt geschlossenes Schuhwerk, Kekryphalos, Diadem, Ohrringe, Schulter- sowie Beinkette und Armreifen. In seiner linken Hand, die auf dem rechten Knie zu liegen scheint, hält er eine Binde, während er mit seiner rechten hochgestreckten Hand eine verzierte Phiale mit Kugeln sowie einen Kranz hochhebt. Aus dem Boden wächst beiderseits der Figur je eine Pflanze mit einem großen

Kat.-Nr. 18 a: Seite A, b: Seite B

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lanzettförmigen Blatt empor, an der Wand hängt an drei Seiten eine Quastenbinde, eine weitere Binde sowie zwei Tympana.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Maler von Neapel 1778 (Melchart)

Zur Form: Solche Halsamphorae kleinen Formats sind charakteristisch für den Maler, vgl. RVPaestum, 287 f.

Zur Darstellung: Die Verteilung von Frau und Mann auf beide Seiten desselben Gefäßes ist für die Darstellung einer Liebeswerbung eine beliebte Anordnung bei den Vasenmalern in Unteritalien. Sehr oft wird statt des Man-nes Eros abgebildet.

Zum Maler: Frauen und Männer, Eroten oder Hochzeits-szenen sind die Hauptthemen des Malers, die jeweils in Einzelfiguren wiedergegeben sind, vgl. RVPaestum, 269.

Charakteristisch für den Maler ist das lanzettförmige Blatt mit einer mittigen weißen Blattader, das aus einem Stamm zwischen Punkten herauswächst. Wahrscheinlich stammt dieses Motiv vom Caivano-Maler, vgl. RVPaest-um, 267 Abb. 7 a–b. Typisch für den Maler sind die auf-gehängten Tympana, vgl. RVPaestum, 267.

Der Maler von Neapel 1778 gehört zu den wichtigsten pästanischen Malern am Ende des 4. Jhs. Am Anfang seiner Karriere können Merkmale des kampanischen Cai-vano-Malers erkannt werden. Die Jünglinge sind in der Regel effeminiert, wie auch auf der Amphora der Privat-sammlung festzustellen ist; dieses Gefäß gehört in die letzte Phase des Malers.

Das Gewand am Unterkörper der Frau ist verwandt mit dem der Frau auf der Lekanis, Melbourne, Privatslg. P5:1, RVPaestum, 287 Nr. 165 Taf. 180, 1, sowie mit dem der Frau auf der Halsamphora Paestum, Museo Archeologi-co Nazionale 5213, RVPaestum, 288 Nr. 176 Taf. 183 c, und der Frau auf der Lebes gamikos Paestum, Museo Archeologico Nazionale 20317, RVPaestum, 289 Nr. 193 Taf. 184 f. Beide Figuren sitzen auf einem Gebilde, das wie eine Ranke aussieht, vgl. Halsamphora Paris, Louvre K 302, RVPaestum, 287 Nr. 173 Taf. 182 d, und Halsam-phora Paestum, Museo Archeologico Nazionale 5213 a. O.

Kat.-Nr. 19 Lebes Gamikos mit Deckel

H gesamt 22,7 cm. Lebes: H inklus. Henkel 20,7 cm; Dm Fuß 7,4 cm; Dm max. 12,3 cm; Breite Henkel 4,9 cm. Deckel: H 7,8 cm; H Knauf 5,9 cm; Dm 7,8 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt, ungebrochen. Versinterungen und Kalk-ablagerungen.

Technik: Schwarzer Malschlicker. Zahlreiche graue Ver-färbungen des Malschlickers. Lebes: Fußoberseite, Stiel, Henkel. Deckel: Kegel.

Tongrund: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Lebes: Unterseite, unterer Teil der Henkel; Innenseite. Deckel: Innenseite.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Raffbändchen. Gelb: Schuhe, Perlenkette, Ketten, Armreifen; Kranz, Stock, Bälle, Thyr-sos, Felsengebilde, Verzierung des Kekryphalos und der Tympana; Punkt an der Ranke vor dem Jüngling.

Form: Konischer Fuß, Stiel, ovoider Gefäßkörper, nahezu gerade Schulter mit erhöhtem Mündungsrand. Henkel mit leichter Spitze. Vertikaler Deckelrand, nahezu waa-gerechte Oberseite mit kegelförmigem Knauf.

Dekor: Lebes: Unter der Bildzone dünner, unregelmäßi-ger Streifen, hinter dem Jüngling unterbrochen. Schulter mit Zungenmuster verziert. Unter den Henkeln je eine Palmette mit dreieckigem Herz, die Seite A rechts zusätz-lich von einer Ranke begrenzt. Deckel: Am Rand Gräten-muster, an der Oberseite Strahlenkranz.

Darstellung: Seite A: Ein nach rechts gerichteter nackter Jüngling steht im Kontrapost. In seiner rechten Hand hält er einen Stock und in seiner linken einen Kranz. Er trägt Schuhwerk, einen Kranz auf dem Kopf und als Schmuck eine Perlenkette über der Schulter sowie Armreifen. Hin-ter dem Jüngling hängt ein Tympanon.

Kat.-Nr. 19 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B

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Seite B: Halbnackte Frau sitzt nach links auf einem Fel-sengebilde, das wie eine Volute wiedergegeben ist. Sie hält in ihrer vorgestreckten rechten Hand eine Kette und einen Gegenstand, der aus vier übereinander liegenden Bällen besteht (zusammengestellte Früchte?). Mit ihrer linken Hand stützt sie sich auf einen verzierten Stock, wahrscheinlich einen Thyrsos. Ihr Unterkörper ist mit einem Himation verhüllt und sie trägt Schuhe. Ihr Haar ist mit einem Kekryphalos zusammengebunden. Als Schmuck zeigt die Frau eine Perlenkette über der Schul-ter, eine Halskette und Armreifen an beiden Handgelen-ken. Vor der Frau hängt ein Tympanon in Kopfhöhe.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Maler von Neapel 2585 (Melchart)

Zur Form: Allg. zur Form H. Cassimatis, Le lébès à anses dressées italiote. À travers la collection du Louvre (Nea-pel 1993). Die Form entspricht dem Typ C/EA, Lebes mit elliptisch gestrecktem Körper, vgl. Cassimatis a. O. 24.

Zur Darstellung: Die Begegnung eines Mannes und einer Frau – hier auf beide Seiten ausgedehnt – gehört zu den Standardmotiven in der gesamten unteritalischen Vasen-malerei. Dionysische Szene dominieren in der paestani-schen Vasenmalerei, vgl. Trendall, Handbuch, 225. Zur senkrechten Punktgruppe auf Seite B vgl. M. Söldner in: CVA Bonn 3, S. 101.

Zum Maler: Allg. zum Maler RVPaestum, 302–330.

Die Ähnlichkeiten des Stils des Malers von Neapel 2585 mit dem des Malers von Neapel 1778 lassen vermu-ten, dass beide Maler die Tradition der Asteas-Pythos-Werkstatt fortgeführt und zusammengearbeitet haben. Der Lebes der Privatsammlung gehört in die frühe Zeit des Malers, die als experimentelle Phase anzusehen ist. Die Haltung des Jünglings, das Gewicht auf eine Seite zu verlagern und die Hüfte zu heben, die von Praxiteles bekannt ist, wird von dem Maler für stehende Jünglinge bevorzugt, vgl. Halsamphora Madrid 11226, RVPaestum, 303. 307 Nr. 342 Taf. 192 e–g.

Halbnackte, sitzende Frauen sind typische Figuren des Malers. Die Gestaltung der Falten und der gepunktete Stoffrand sind hier charakteristisch. Sitzende Figuren waren auch beliebte Motive in den Werken des Asteas.

Hier kann der Einfluss des Meistermalers auf den Maler des Lebes gut erkannt werden. Die Frau auf Seite B zeigt große Ähnlichkeiten mit den Frauen auf folgenden Va-sen: Lebes in Paestum, Museo Archeologico Nazionale 21154, Glockenkrater, Pontecagnano, Museo Archeolo-gico Nazionale dell’Argo Picentino 36186, Lekythos Pa-estum, Museo Archeologico Nazionale 5548, Oinochoe Paestum Museo Archeologico Nazionale 20350, Schale Madrid, Museo Arqueológico 11285, RVPaestum, 305 f. Nr. 326–330 Taf. 190 d–h. Das Gesicht der Frau, ihre Fri-sur, die Gestaltung der Brustpartie sowie die Beschaffen-heit der Himationfalten sind ähnlich mit der Schale in Madrid, Museo Arqueológico 11285 a. O.

Kat.-Nr. 20 Skyphos

H 11,5cm; DM Fuß 5,7 cm; Dm Mündung 10,9 cm; Dm Mündung inklus. Henkeln 18,4 cm; B Henkel 3,8 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Gefäß vollständig erhalten. Abplatzungen der Oberfläche, vor allem am Henkel A/B. Kalkablagerungen vor allem an Henkeln und im Gefäßinneren.

Technik: Schwarzer Malschlicker, glänzend.

Tongrund: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Fußunterseite, Standfläche, Oberseite des Fußes, unterer Teil des Kör-pers, Henkelansätze.

Miltos: Die tongrundigen Partien.

Relieflinie: Anatomische Details der Figuren. Sakkos, Per-len- Bein- und Halskette, Falten des Mantels.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Felsengebilde, Kette, Tänie; Pflanze (Seite B), Quastenbinde, Verzierung des Tympa-non. Punkte vor den Phialen, zwei Punkte über den Pal- metten, Querlinie am Mittelblatt. Gelb: Figuren: Perlen-,

Kat.-Nr. 20 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B

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Bein- und Halskette, Armreifen, Diadem, Ohrringe, Phia-le mit Kugeln, Griffphiale, Schuhe, Kranz, Kopfbinde; Felsengebilde, Pflanze (Seite A).

Form: Skyphos (korinthische Form) auf Ringfuß, mit schlank zulaufendem Körper und dünnen waagerechten Henkeln.

Dekor: Unter den Henkeln je eine Palmette auf einem dreieckigen Herz mit einem Kreuz in der Mitte; je ein Punkt rechts und links der Mittelblatts.

Darstellung: Seite A: Halbnackte Frau sitzt auf einem gepunkteten Felsen nach links. Ihr Unterkörper ist mit einem Mantel verhüllt, der oben und unten mit je einer Punktreihe verziert ist, während ihr Oberkörper entblößt bleibt. Sie trägt einen Sakkos, Diadem, Ohrringe, Hals- und eine Perlenkette quer über ihren Oberkörper sowie Armreifen. Ihre linke Hand liegt scheinbar auf ihrem rechten Knie, während sie in ihrer rechten vorgestreck-ten Hand eine verzierte Phiale mit Kugeln, eine Tänie und eine Griffphiale hält. An den Enden der Phiale jeweils vier Punkte. Vor ihr wächst eine Pflanze mit einem großen lanzettförmigen Blatt aus dem Boden, an der Wand hän-gen gepunktete Binden. Vor der Frau hängt zwischen zwei kurzen rahmenden Strichen eine gepunktete Binde, hinter ihr eine weitere Quastenbinde.

Seite B: Nackter Jüngling steht nach links. Er trägt eine Lampadionfrisur, Diadem, Ohrring, Perlenkette quer über der rechten Schulter, Beinkette, Armreifen und ge-schlossenes Schuhwerk. Sein rechtes Bein ist auf einen niedrigen Felsen gestellt, sein Oberkörper ist leicht nach vorn gebeugt. Die linke Hand liegt auf dem rechten Knie und hält einen Kranz. In der rechten Hand hält er schräg eine verzierte Phiale mit Kugeln, am unteren Ende vier Punkte und ein Punkt am oberen Ende. An der Wand hängt zwischen zwei kurzen rahmenden Strichen eine gepunktete Binde.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Maler von Neapel 1778 (Melchart)

Zur Form: Der Skyphos korinthischer Form wurde von attischen Töpfern aus Korinth Beginn des 6. Jhs. v. Chr. übernommen und war eine beliebte Form bis zum frühen 3. Jh. v. Chr., s. Agora 12, 81–84 Nr. 303–329

Abb. 4 Taf. 14–15. Diese Form war bei unteritalischen Vasen beliebt, sowohl bei rotfigurigen, als auch in größe-rem Umfang bei Vasen der Gnathia Gattung. Der Maler von Neapel 1778 bevorzugt die Bemalung solcher Trink-gefäße auch in seiner späten Phase, vgl. RVPaestum, 291 Nr. 214–218.

Zur Darstellung: s. Amphora Kat.-Nr. 18.

Die auf dem gepunkteten Gebilde sitzende Frau, ihre Gestalt, Haltung und Gewand sind ähnlich wie auf dem Lebes Gamikos Paestum, Museo Archeologico Nazionale 20317, RVPaestum, 289 Nr. 193 Taf. 184 f.

Zum Maler: s. Amphora Kat.-Nr. 18.

Kampanisch rotfigurig

Kat.-Nr. 21 Glockenkrater

H 31,1–31,6 cm; Dm Fuß 14,0 cm; DM Bauch 24,0 cm; DM Inklus. Henkel 30,7 cm; Dm Mündung 30,8 cm.

LCS Suppl. III, 161 Nr. 832 b; Schauenburg, Studien II, 25 Anm. 254 Abb. 71.

Zustand: Intakt, ungebrochen. Helle Verfärbungen durch Fehlbrand, besonders auf Seite A ab etwa der Mitte bis zum Henkel B/A (von oben bis unten), am Rand der In-nenseite sowie am Stiel. Zwei Randfragmente angeklebt. Bruch am Stiel, geklebt. Kleckse am Malschlicker und an der aufgesetzten Farbe. Abplatzungen besonders am Rand. An der Unterseite des Fußes mit Bleistift „472“.

Kat.-Nr. 21 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B

Detail, Artikel Karl (Abb. 3, S. 49)

KATALOG 103

a

b c

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Technik: Dunkelbrauner Malschlicker flüchtig aufgetragen.

Tongrund: 10 YR 7/3 (very pale brown). Im Gefäßinneren Kreis am Boden, Fußunterseite.

Miltos: tongrundige Partien im Bildfeld.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Figuren: Gürtel, Punktkette, Strahlenkrone, Verzierung des Schildes, Schildzeichen; Konturen an den Ranken, Palmetten und Fächerpalmet-ten. Gelb: Innenkontur und Zügel des Pferdes; Innen-zeichnung des Kopfes an dem Schild.

Form: Glockenkrater auf hohem, konkavem Fuß mit wulstiger Standfläche. Schmaler Gefäßstiel, ausladende Mündung, überhängende Gefäßlippe, gebogene Rund-stabhenkel.

Dekor: Unterhalb der Bildfelder laufender Hund nach rechts. Unter den Henkeln jeweils eine Palmette, flan-kiert von Ranken mit Blüten und Blättern. Henkelan- sätze mit Punkten verziert. Unterseite der Mündung: Lorbeerzweig nach links.

Darstellung: Seite A: Ein Krieger in Dreiviertelansicht steht im Kontrapost neben seinem Pferd. Er trägt einen kurzen Chiton mit Gürtel, geschlossenes Schuhwerk und am Kopf eine Punktkette und darüber eine Strahlenkrone. Mit der rechten Hand führt er das Pferd am Zügel, in der linken hält er schräg einen großen Schild. Der Schild ist mit einem großen, plastischen Kopf dekoriert, der von zwei Punktkreisen umgeben ist. Darüber hängt eine Phiale.

Seite B: Zwei einander gegenüberstehende bekränzte Manteljünglinge (Typ A und D), dazwischen eine Ranke.

3. Viertel 4. Jh. v. Chr. – Umkreis des Ixion-Malers (Tren-dall)

Zur Form: Glockenkratere gehören zu den bevorzugten Formen des Malers, oft mit ausführlichen mythologi-schen Szenen. Eine ähnliche Form zeigt der Glockenkra-ter in Mainz, Zentralmuseum O. 21643, CVA Mainz 2 Taf. 12, 2.

Zum Dekor: Das Rankenornament mit den Fächerpal-metten und dem nach innen gedrehten Blatt ist ein Cha-rakteristikum für die Werke des Malers bzw. der Gruppe, vgl. Trendall, Handbuch, 184 Abb. 9.

Zur Darstellung: Das Bildrepertoire des Ixion-Malers und der Gruppe ist ungewöhnlich breit, die Darstellung von Kriegern ist ein besonders beliebtes Motiv. Vgl. zwei ge-genüberstehende Krieger auf der Amphora Paris, Lou-vre K 294, LCS, 338 Nr. 792 Taf. 131, 7; Bügelamphora eh. Kunsthandel London, LCS Suppl. III, 160 Nr. 822 b; Trendall, Handbuch, 184 Nr. 289; drei Krieger in samniti-scher Tracht auf der Hydria, Boston, Museum of Fine Arts 1970.238, LCS Suppl. I, 59 Nr. 813 a Taf. 13, 5; reitender Krieger, Mainz, Zentralmuseum O. 21643, CVA Mainz 2 Taf. 12, 1. Im Allgemeinen sind die Krieger in samniti-scher Tracht wiedergegeben.

Schilde sind in der unteritalischen Vasenmalerei öfters mit Episemen versehen, deren Darstellungen auf atti-sche Vorläufer zurückgehen. Die beliebtesten Motive dafür sind jedoch Rosetten oder Sterne; vgl. Schauen-burg, Studien II, 25. Auch der Ixion-Maler dekoriert üb-licherweise die Schilde mit Sternen, vgl. Bügelamphora Neapel, Privatsammlung, LCS Suppl. III, 160 Nr. 822 d Taf. 18, 1; Skyphos Neapel, Privatsammlung, LCS Suppl. III, 162 Nr. 843 a Taf. 18, 3; Skyphos Bloomington, Indi-ana University Art Museum 100.105.81B, LCS Suppl. III, 162 Nr. 843 b Taf. 18, 4. Plastische maskenartige Köpfe, ähnlich dem Episemon auf dem Schild, schmücken üb-licherweise Henkel von apulischen Volutenkrateren und werden zumeist für Gorgoneia gehalten. Der Kopf auf dem Schild des Glockenkraters soll auch als Gorgoneion angesehen werden. Ähnliche Schildzeichen sind auf dem Schild des Achills auf dem Volutenkrater des De Schult-hess-Malers, New York, Privatsammlung 382, Trendall, Handbuch, Nr. 198, sowie auf dem Schild des Patroklos, auf dem Volutenkrater des Darius-Malers, Neapel, Mu-seo Archeologico Nazionale 3254, RVAp II, 495 Nr. 39; Trendall, Handbuch, Nr. 204, zu finden.

Zum Maler: Allg. zum Maler bzw. zur Gruppe s. LCS, 335–344; LCS Suppl. I, 58–60; LCS Suppl. II, 205 f.; LCS Suppl. III, 158–163. Der Maler gehört zur Kassandra-Schule und bildet, mit seinen über hundert bemalten Gefäßen, den letzten Höhepunkt dieser Schule. Figuren in Dreiviertelansicht, wie der Krieger, gehören zu der persönlichen Chiffre des Malers bzw. der Gruppe, vgl.

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Lebes gamikos Warschau, Muzeum Narodowe w Wars-zawie Nr. 147324, LCS, 348 Nr. 883 Taf. 134, 8. Sowohl die körperlichen Details als auch die Gewandzeichnung sind klar und markant. Pferde sind sowohl bei mytholo-gischen als auch bei „Alltagsszenen“ zu sehen. Mantel-figuren, wie auf dem Glockenkrater der Privatsammlung schmücken häufig die Rückseiten von Gefäßen des Ixi-on-Malers. Die Manteljünglinge, aber auch allgemein die Jünglinge – wie der Krieger auf dem Glockenkrater der Privatsammlung –, tragen häufig einen Kranz mit hohen weißen Spitzen auf dem Kopf, so dass der Eindruck einer Krone entsteht, vgl. Amphora New York, Metropolitan Museum of Art 06.1021.239, LCS, 338 Nr. 795 Taf. 131, 9. Die Zeichnung der Mäntel der Jünglinge auf der Am-phora in New York ist ebenfalls ähnlich mit jener des Glockenkraters der Privatsammlung. Im gleichen Schema und mit einer Ranke dazwischen sind die Mantelfiguren auf der Seite B des Glockenkraters Mainz, Zentralmuse-um a. O. dargestellt.

Kat.-Nr. 22 Oinochoe

H max. (inklus. Henkel) 25,9 cm; H Mündung 23,3 cm; Dm Fuß 8,9 cm; Dm Bauch 15,5 cm; DM Mündung 6,9/10,6 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt, ungebrochen. Krakelierungen haupt-sächliche im Bildfeld, zum Teil Oberfläche verrieben. Kleckse in der Bildfläche teilweise retuschiert.

Technik: Dunkelbrauner Malschlicker flüchtig aufge-tragen. Die Henkelzone ist getaucht, wie die tlw. mit Malschlicker versehene Unterseite zeigt. Etwa auf der halben Gefäßhöhe liegt hinter der Frau eine kreisförmige Verfärbung und kleine Verformung.

Tongrund: 7.5 YR 6/4 (light brown). Fußunterseite, Ge-fäßinneres.

Miltos: tongrundige Partien.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Schuhwerk, Gürtel, Armreifen, Halskette, Ohrringe, Kekryphalos; Schale, Kugeln, Ver-zierung der Pfeiler; Kymation und Punkte.

Form: Oinochoe Form III mit Kleeblattmündung und Bandhenkel.

Dekor: Bildfeld seitlich jeweils von einem vertikalen Strei-fen gerahmt, unten von einem laufenden Hund nach links und oben von einem Kymation mit Punkten.

Darstellung: Sitzende Frau nach links. Die Frau trägt ei-nen gegürteten Chiton mit zwei Streifen vorne in der Mitte. Sie hat eine Lampadionfrisur mit Kekryphalos, trägt Schuhwerk und als Schmuck Halskette, Armreifen und Ohrringe. Sie stützt sich mit ihrem linken Ellenbogen auf einen Pfeiler und trägt in ihrer vorgestreckten rech-ten Hand eine Phiale mit Kugeln. Der Schaft des Pfeilers ist nahe der Oberkante mit einer Punktreihe zwischen zwei waagerechten Linien und mit einer weißen Punkt-kette darunter verziert. Von der Spitze des Pfeilers führt mittig eine Wellenlinie bis etwa zur Mitte des Schaftes; Akrotere. Vor der Frau befindet sich ein weiterer Pfeiler mit dreieckigem Abschluss und Akroteren. Zwei schwar-ze Punkte dekorieren den Pfeiler, einer im Giebel, einer am Schaft. Um den Schaft führt eine Punktkette.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Maler von London F229 (Christi- dis)

Zur Form: Allg. zur Oinochoe Form III, Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 145–146. Die Oinochoe Basel 1921.361, LCS, 547 Nr. 858 Taf. 214, 5, besitzt die gleiche Form, ist je-doch schlanker als jene der Privatsammlung.

Zur Darstellung: Ähnliche Szene mit einer sitzenden Frau mit Phiale vor einem Pfeiler zeigt ein Glockenkrater in Bologna, Museo Civico, ohne Inv.Nr., LCS, 548 Nr. 867; Schauenburg, Studien II, 31 Abb. 113. Zur Deutung der Pfeiler: A. Trendall bezeichnet sie als Altar-ähnliche Gebilde oder als Altar, vgl. LCS, 544. 548 Nr. 867; K. Schauenburg dagegen nimmt an, dass bei Grabritu-al-Darstellungen diese Pfeiler Grabstelen darstellen, vgl. Schauenburg, Studien II, 31 Anm. 371. Bei Szenen ohne sepulkralen Sinngehalt, wie z. B. einer Symposionszene, gezeigt auf dem Glockenkrater Neapel Privatbesitz 6/10, muss die Bedeutung dieser Pfeiler offen bleiben, vgl. Schauenburg, Studien II, 31. Bei der Beschreibung der Oinochoe Moskau, Pushkin Museum of Fine Arts II 1b

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193, CVA Moskau 3 Taf. 26, 1–4, wird ein vergleichbarer Pfeiler als „stele“ bezeichnet.

Zum Maler: Allg. zum Maler LCS, 544–549; Schauen-burg, Studien II, 31 Abb. 113 Anm. 371. Der Maler von London F229 gehört der Gruppe Cumae „B“ an, die späte Werke der kampanischen Vasenmalerei umfasst. Der Maler steht in der Nähe des Branicki-Malers. Dieser gestaltet die Pfeiler mit dreieckigem Aufsatz häufiger, vgl. Schauenburg Studien II, 30 f.; Glockenkrater Bolog-na, Museo Civico, ohne Inv. Nr. a. O.; Oinochoe Moskau, Pushkin Museum of Fine Arts II 1b 193 a. O.

Der Maler besitzt eine Vorliebe für die Darstellung von Frauen. Überdimensionale, unproportionierte und un-natürlich steife Körpergestaltung der Frauen, die durch einfache bzw. grobe Zeichnung des Gewandes bestimmt sind, sind typische Merkmale des Malers. Die Köpfe der Figuren sind dagegen relativ klein gezeichnet. Die Ge-wänder der Figuren zeigen betonte Linien (entlang der Mitte des Chitons, am Ausschnitt und am Überschlag) sowie manierierte Faltenlinien. Zur Kennzeichnung des Malers zählt auch die Art, wie die Figuren sitzen bzw. sich stützen und ihr Oberkörper dabei nach hinter ge-lehnt ist, vgl. auch Hydria London, British Museum F231, CVA British Museum 2 IV E.a Taf. 8, 5.

Gnathia-Ware

Kat.-Nr. 23 Pelike

H 22,1 cm; Dm Fuß 8,2 cm; Dm Bauch 12,6 cm; Dm Mündung 10,9 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt, ungebrochen. Ablagerungsspuren an der Unterseite. Bestoßungen am Rand. Kleinflächige Übermalung in der Mitte des Rankenfrieses auf Seite A. An der Unterseite eine Etikette: NCS. An der Untersei-te des Fußes ein kleines Loch infolge einer TL-Untersu-chung.

Technik: Schwarzer Malschlicker metallisch glänzend, deckend aufgetragen; horizontales Band am unteren Teil des Bauches.

Tongrund: 10 YR 7/3 (very pale brown). Standfläche und Fußunterseite, Gefäßinneres.

Miltos: Oberseite des Fußes, Stiel, unterer Teil des Bauches.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Haut der Frau; Alabastron, Blü-ten, Kymation, Blätter der Rosetten am Hals, Punktro-sette vor der Frau, Kymation mit Punkten, Punktreihen. Gelb: Voluten, Gewand, Haar, Kasten, Perlenkette, Spie-gel, Tuch, Alabastron, Stiel der Pflanzen, Zungenmuster, Mittelpunkt der Rosette am Fries. Rot: Kissen, Rosette. Hinter der Frau Rosette in Gelb umgeben von einer Reihe von weißen Blättern.

Ritzung: Doppelte Linie über- und unter dem Rosetten- und dem Rankenfries (A), sowie dem Kymation (B).

Form: Pelike Form 2 (nach Reho-Bumbalova) mit hohem profiliertem Fuß und Rundstabhenkeln.

Dekor: Seite A: Am Bauch Punktreihe und Rankenfries zwischen doppelten Ritzlinien. Über dem Hauptbild schließen ein Zungenmuster mit „aufgehängten“ dop-pelten Punkten und ein Rosettenfries zwischen doppel-ten Ritzlinien an. Seite B: Am Hals drei Punktrosetten, darüber Punktreihe und Kymation mit Punkten zwischen doppelten Ritzlinien.

Kat.-Nr. 22 a: Vorderseite, b: Seitenansicht, c: Detail

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Darstellung: Seite A: Hauptbild im Bereich der Schulter und des Halses: Frau sitzt nach links auf einem durch eine Wellenlinie verzierten, roten Kissen. Sie trägt einen Chiton und hat eine Lampadionfrisur. In ihrer nach hin-ten gelegten linken Hand hält sie ein Kasten und eine doppelte Perlenkette, in ihrer vorgestreckten rechten ei-nen Spiegel. Unter ihrem linken Ellenbogen liegt ein Ala-bastron. Aus dem Boden wachsen Pflanzen mit Blüten, eine doppelte vor und eine einfache hinter der Figur. Im Bildfeld aufgehängtes Fransentuch, Rosetten und Punkt-muster.

Anfang der mittleren Phase, um 340 v. Chr. – Nähe des Malers von Lecce 1075

Zur Form: Allg. zur Form s. Forti, Gnathia, 71 f., Re-ho-Bumbalova, Meo-Evoli, 106–108. 120–125; Lanza, Torino, 31 f. Die Pelike der Form 2 mit glockenförmi-gem Fuß, ersetzt in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. die einfache Form 1. Die Form 2 ist ein apulischer Typ in der rotfigurigen Vasenmalerei ohne attische Vorfahren und existiert auch bei den Vasen der Gnathia-Gattung, vgl. Reho-Bumbalova, Meo-Evoli, 106 Anm. 346. Ähnliche Form besitzt die Pelike Göttingen, Archäologisches Insti-tut der Universität F51, CVA Göttingen 1 Taf. 41, 4, die Pelike Lecce, Museo Provinciale 1081, Bernardini, Lecce, Taf. 30, 5. Die Pelike gehört zu dem Typ 311 in Hoff-manns Klassifikation, vgl. Hoffmann, Grabritual, 37–39 Taf. 61–72. 105–108.

Zum Dekor: Das Zungenmustermotiv mit Tropfen am Hals der Seite A imitiert eventuell den zeitgenössischen Schmuck und ist in der tarantinischen Produktion aus-schließlich auf geschlossenen Gefäßen zu betrachten, vgl. Lanza, Torino, 32.

Bei den Peliken der Gnathia-Ware sind Haupt- und Rück-seite deutlich unterscheidbar, indem nur Nebenmoti-ve (z. B. Zungenmuster, Eierstab, vereinzelte Rosetten, Girlanden) am Hals der Seite B Verwendung finden. Der Dekor am Hals der Seite B ist mit der Pelike Göttingen, Universität F51 Göttingen a. O., zu vergleichen.

Zur Darstellung: Sitzende Frauen mit Attributen in den Händen sind auf unteritalischen rotfigurigen Vasen zahl-

reich zu beobachten. In der Gnathia-Ware kommen solche Szenen ebenfalls häufig vor, vgl. Frauen auf drei Flaschen Lecce, Museo Provinciale 1295, 1294, ohne Inv. Nr., Bernardini, Lecce, 21 f. Taf. 46, 1. 3. 4, sowie Pelike Matera, Museo Ridola, Forti, Gnathia, Taf.19 c.

Die Frau auf der Pelike der Privatsammlung sitzt auf ei-nem roten Polster. Auf gleiche Art ist auch die Polychro-mie der sitzenden Frau auf der Pelike in Bonn, Akade-misches Kunstmuseum 1202, gezeigt, bei der über dem Unterkörper der Frau ein roter Mantel liegt, s. Green, Bonn, 7 Nr. 8 Taf. 9. 10. Auf einem roten Polster sitzt die Frau auf der Lekythos Lecce, Museo Provinciale 4142, Bernardini, Lecce, 22 Taf. 48, 1–2.

Die Darstellung der isolierten Figur beginnt etwas unter-halb der Henkelansätze und dehnt sich auf den Hals des Gefäßes aus. Diese Art der Darstellung beginnt in der Zeit zwischen der ersten und zweiten Phase des Gnathia-Stils und ist besonders ein Kennzeichen für Peliken der mittleren Phase, vgl. Lanza, Torino, 32.

Ein neues Motiv in dieser Phase, das mit der Zeit sehr populär wird, ist das aufgehängte Tuch im Bildfeld, vgl. Green, Bonn, 7.

Zum Maler: Green, Painters, 40 f.; Webster, Classifica-tion, 22; J. R. Green, Gnathian Addenda, BICS 18, 1971, 13–38, bes. 34; Green, Bonn, 6 f.

Die Bemalung der Pelike zeigt Ähnlichkeiten mit den Werken des Malers von Lecce 1075. Der Maler ist wahr-scheinlich ein Schüler des Rosen-Malers und gehört zu einem der drei Maler, die im mittleren Gnathia-Stil vor-herrschend arbeiten. Der Maler beschäftigt sich mit der Darstellung sowohl von ganzen Figuren – z. B. Pelike Bonn, Akademisches Kunstmuseum 1202 – als auch von Köpfen, z. B. Lekythos Edinburgh, Royal Scottish Muse-

Kat.-Nr. 23 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B, Detail

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um 1872.23.30, Green, Painters, 40 Nr. 4 Taf. 6 c. Auf den Maler von Lecce 1075 geht auch die Einführung des im Bildfeld aufgehängten Tuchs zurück. Ein anderes Cha-rakteristikum, auch auf der Pelike der Privatsammlung sichtbar, stellen die Rosetten am Hals der Gefäße dar, die üblicherweise als dreieckige und in der Mitte hoh-le Blüten wiedergegeben sind, vgl. Green, Painters, 40; Green, Bonn, 7.

Zur Ware: Allg. zur Gnathia-Ware der mittleren Phase s. Green, Bonn, 7–10; Mayo – Hamma, Magna Graecia, 253–255; Baumeister, Bonn, 225–228; Green, Gnathia, 58–60. Die Pelike der Privatsammlung gehört in die mitt-lere Phase des Gnathia-Stils. Als Produktionsort kann aus stilistischen Gründen Apulien angenommen werden. In dieser Zeit wird das Form- und Dekorspektrum berei-chert. Die Darstellungen erhalten immer mehr Füllmoti-ve, wie auch auf dieser Pelike zu sehen ist.

Kat.-Nr. 24 Lebes Gamikos mit Deckel

H inklus. Deckel 12,7 cm. Lebes: H 11,6 cm; Dm Fuß 5,1 cm; Dm Bauch 10,8 cm; Breite Henkel 3,5 cm. De-ckel: H 2,3 cm; H Knauf 0,6 cm; Dm Mündung 7,6 cm; Dm Knauf 1,8 cm.

Dorotheum, Wien, Auktion v. 19.12.1995, Nr. 56.

Zustand: Intakt. Versinterungen, sichtbar vor allem am schwarzen Malschlicker. Rezente Übermalung im Rü-ckenbereich des Vogels.

Technik: Lebes: Schwarzer Malschlicker, metallisch glän-zend, tlw. helle Verfärbungen des Malschlickers. An der Rückseite während des Brandes entstandene, dunkle, etwa kreisrunde Verfärbung sowie dunkle Flecken. De-ckel: schwarzer Malschlicker, sowohl die Strahlen als auch der Knauf tlw. verfärbt.

Tongrund: 5 YR 6/6 (reddish yellow). Lebes: Gefäßinne-res bis zur Schulter. Deckel: Unterseite.

Miltos: Lebes: unterer Teil des Körpers, konkaver Teil des Fußes, Fußinnen- und Unterseite. Deckel: Oberseite.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Vogel, Linie zwischen Schul-ter und Rand. Gelb: Standlinie, Blüte, Rosette, Ranken;

Punktreihe; Streifen, Zickzacklinie mit Dreiecken, laufen-der Hund, Stabband.

Form: Gekehlter Fuß mit kurzem Stiel, abgesetzte Schul-ter mit scharfem Knick, annähernd Lippe, Henkel mit Spitze. Relativ flacher Deckel mit konischem Knauf.

Dekor: Fuß mit schwarzem Glanzton versehen, Stiel und Unterseite des Körpers tongrundig. Am oberen Rand des Bauches Punktreihe. Auf der Schulter Zickzacklinie mit dazwischen liegenden Dreiecken zwischen zwei Streifen (A) und Stabband (B). An der Außenseite der Mündung laufender Hund nach rechts (A). Deckel: Auf der Ober-seite Strahlenkranz.

Darstellung: Seite A: Auf einer Standlinie sitzt ein Vogel auf einer Blüte mit seitlichen Trieben. Dahinter Rosette. Beidseits Spiralen und Blüten.

Mittlere Phase, um 330 v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Zur Form und Funktion der Lebetes, s. Hoff-mann, Grabritual, 88–92. Die unteritalischen Lebetes gehören in die weibliche Sphäre und haben – wie die Lekaniden – mit der Kosmetik der Frauen zu tun. Ähn-liche Form hat der Lebes in Lecce, Museo Provinciale 1365, Bernardini, Lecce, Taf. 24, 5. Diese Form tritt in der Gnathia-Gattung nicht besonders häufig auf, vgl. CVA St. Petersburg 6 Taf. 17.

Zur Darstellung: Eine ähnliche Darstellung wie auf der Lebes der Privatsammlung auf Oxford, Ashmolean Muse-um 1885.669 (V 486) (ex Castellani), Green, Painters, 43 Nr. 1 Taf. 8 d. Die Ranken des Lebes sind ähnlich auf der Pelike London, BM F554, CVA London 1 IV D.c Taf. 1, 15; auf dem Lekanisdeckel Philadelphia, University of Penn-sylvania Museum L–64–399, CVA Philadelphia 1 Taf. 39, 7; auf der Lekythos Mannheim, Reiss–Engelhorn–Muse-en Cg 428, CVA Mannheim 2 Taf. 49, 6–7. 11–12.

Kat.-Nr. 24 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Deckel, Oberseite

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Die Taube gehört einerseits zu Aphrodite und kommt häufig bei Hochzeitsszenen vor, vgl. LIMC II (1984) 4 s. v. Aphrodite (A. Delivorrias); Schauenburg, Studien II, 14; Schauenburg, Studien III, 46 f. Die Göttin Aphrodi-te verkörpert die Schönheit; bei einem Grabgefäß wird dadurch ewige Schönheit und Jugend angedeutet. An-dererseits ist die Taube auch mit Persephone konnotiert. Die Göttin Aphrodite wurde in Unteritalien als Unter-weltsgöttin verehrt. Die Taube könnte eine Andeutung für beide Göttinnen sein. Die Taube auf dem Gefäß, das im Grab die verstorbene Person begleitete, ist möglicher-weise als „Seelenvogel“ zu betrachten. Die Tatsache, dass ein Lebes gamikos einerseits als Gebrauchsgegen-stand für die Körperpflege bestimmt war und anderer-seits als Beigabe verwendet wurde, demonstriert die ambivalente Deutung des Bildes. Vgl. T. M. Schmidt, Studien zur Vasenkunst des Hellenismus III: Gnathia-Va-sen in der Archäologischen Lehrsammlung des Winckel-mann-Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin, FuB 31, 1991, 101–130, bes. 107. 115. 118 f. Anm. 101. Oder der Vogel illustriert genau wie andere Figuren zwischen Pflanzenornamenten eine heitere Phantasiewelt, vgl. R. Hurschmann – A. Hoffmann – K. Knoll, Die Lebenden und die Seligen. Unteritalisch-rotfigurige Vasen der Dres-dener Skulpturensammlung (Mainz 2003) 102.

Gefäße in der Form eines Lebes finden ihre Verwendung bei Hochzeiten und werden auf solchen Darstellungen gezeigt. Lohmann nimmt an, dass der Vogel in der unter-italischen Vasenmalerei verschiedene Bedeutungen hat, als Liebesgeschenk und als kindliches Attribut auf Grab-reliefs. In Kombination mit anderen Attributen, wie z. B. einem Louterion, ist es verbunden mit der hochzeitlichen Sphäre, vgl. Lohmann, Grabmäler, 31.

Die Gans oder andere kleine Vögel finden sich auf un-teritalischen Vasen alleine, z. B. zwei Tauben auf der Lekythos Bonn, Akademisches Kunstmuseum 1278, Green, Bonn, 14. 23 Nr. 28 Taf. 26; in der Gesellschaft von Frauen und Eroten, die das kleine Tier entweder hal-ten oder verfolgen, z. B. ein Eros verfolgt eine Gans auf dem Alabastron in Lecce, Museo Provinciale 1301, Ber-nardini, Lecce, Taf. 45, 1–2. In diesem Fall bekommt der

Vogel auch eine emotionale Aussagekraft, die sich auf die erotische Verfolgung zwischen Männern, Frauen und Eroten bezieht. Vögel waren auch als Werbegeschenke bekannt; s. J. Green, Some Gnathia Pottery in the J. Paul Getty Museum, GettyMusJ 3, 1986, 115–138, bes. 128 f. Neben Schwänen, die sehr häufig auf unteritalischen Vasen dargestellt sind, sind nach Schauenburg kleine Vögel, meist Tauben, relativ häufig zu beobachten, s. K. Schauenburg, Schwäne aus Unteritalien, ÖJh 65, 1996, 105–119, bes. 115.

Zum Dekor: Zur Blütenanke s. Pelike Kat.-Nr. 2.

Zur Ware: Zur Gnathia-Ware der Mittleren Phase s. Pelike Kat.-Nr. 23.

Kat.-Nr. 25 Oinochoe

H inklus. Henkel 21,0 cm; H Mündung 19,6 cm; Dm Fuß 6,4 cm; Dm Bauch 12,7 cm; DM Mündung 6,0/8,1 cm.

Gorny & Mosch, München, Auktion 194, 12.12.2010, Nr. 377.

Zustand: Intakt, ungebrochen. Bestoßungen am Rand und Fuß. Oberfläche zum Teil verrieben. Versinterungen besonders stark im unteren Körper und Fuß.

Technik: Schwarzer Malschlicker deckend aufgetragen. Großflächige helle Verfärbung vom Fuß bis zum oberen Henkelansatz. Im unteren Bereich des Körpers flüchti-ge Bemalung. An Fuß und Fußunterseite verwischter Malschlicker.

Tongrund: Gefäßinneres.

Miltos: Unterseite, Standfläche, oberer Teil des Fußes, unterster Bereich des Körpers.

Aufgesetzte Farbe: Gelb: Kreise, Striche, Ranke, Punktro-setten. Rot: Streifen.

Kat.-Nr. 25 a: Vorderseite, b: Seitenansicht, c: Detail

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Form: Oinochoe Form III auf profiliertem Fuß, mit kuge-ligem Körper, Kleeblattmündung und Rundstabhenkel.

Dekor: Riefelung am Körper des Gefäßes, die am Bauch durch eine glatte Zone unterbrochen wird. Diese Zone ist mit einem gemalten Motiv verziert: Kreise und doppelte vertikale Striche zwischen zwei horizontalen roten Strei-fen (Astragalos). Am Hals horizontale Efeuranke – unter-brochen am Henkel – mit wellenförmigem Hauptzweig, aus dem an beiden Seiten bogenförmige Stängel mit herzförmigen Blättern entspringen. Dazwischen befin-den sich „Korymben“ in Form von Punktrosetten. In der Mitte treffen sich die Ranken bei einer Rosette aus trop-fenförmigen Blättern.

Späte Phase der Gnathia-Gattung, 320–310 v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Hoffmann, Grabritual, 34, Typ 113/110 Taf. 55. Die Form III der Oinochoe ist eine beliebte Form in der Gnathia-Gattung der dritten Phase. In diese Zeit gehört auch die senkrechte Riefelung, die entweder den ganzen Bauch des Gefäßes dekoriert oder durch eine bemalte Zone unterbrochen wird.

Zum Dekor: Efeuranken mit sowohl Stängeln als auch Blättern und Korymben in Gelb aufgesetzt sind ein Motiv aus der späten mittleren Phase der Gnathia-Gattung. Es bleibt auch in der gesamten späten Phase und verdrängt die eingeritzte Ranke der frühen Phase. Der Efeuzweig am Hals der Oinochoe gehört zum Typ Ez IIa, vgl. Alex-andropoulou, Gnathia, Dekor 18–20 Abb. 5. Nach der Klassifikation von T. B. L. Webster gehört der Efeuzweig der Kategorie D an, „ribbed with fruited ivy“, vgl. Web-ster, Classification, 27 f. Zu Oinochoen der Form III mit von einer bemalten Zone am Bauch unterbrochener Riefelung und Efeuranke am Hals vgl. Oinochoen Lecce, Museo Provinciale 1810–1815, Bernardini, Lecce Nr. 2–9 Taf. 41. 43. Vgl. auch Kanne Bonn, Akademisches Kunst-museum 3108, Baumeister, Bonn, 257 f. Nr. 34. Auch andere Gefäße zeigen Astragaloi, Oinochoe Lecce, Mu-seo Provinciale 1817 und Lekythos (mit hohlem Zen-trum) Lecce, Museo Provinciale 1936, Bernardini, Lecce, Taf. 41, 4; 51, 1–3.

Vgl. zu Oinochoen mit Efeuranke am Hals Ontario, Royal Ontario Museum 923.13.119, Hayes, Ontario, 144 f. Nr. 239; Bassano del Grappa, Museo Civico 439, A. D’Amicis, La ceramica di Gnathia, in: Ceramica sovrad-dipinta, Ori, Bronzi, Monete della collezione Chini nel Museo Civico di Bassano del Grappa. Collezioni e musei archeologici del Veneto (Rom 1995) 45–150, bes. 76 f. Nr. 1. 3. 24.

Zur Ware: Allg. zur späten Phase der Gnathia-Gattung s. Green, Bonn, 10–13; Webster, Classification, 23–33; Baumeister, Bonn, 228–230; Mayo-Hamma, Magna Graecia, 255–258.

Kat.-Nr. 26 Epichysis

H inklus. Henkel 17,4 cm; H Schulter 4,6 cm; H Ausguss 13,6 cm; Dm Standfläche 8,7 cm; Dm Schulter 9,1 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Intakt. Kleine Absplitterungen vor allem am Henkel, an Schulterleiste und Standfläche. Kalkablage-rungen besonders im oberen Bereich des Gefäßes.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend.

Tongrund: 7.5 YR 6/6 (reddish yellow). Unterseite, Ge-fäßinneres.

Ritzung: Je eine Ritzlinie jeweils am Rand der Schulter-leiste und eine an der Schulter unterhalb der Punktreihe.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Blätter der Rosette am Körper, Blattpaare auf der Schulter, Stabband. Gelb: Bodenlinie, Mittelpunkt der Rosette, Spiegel, Votivtafel, Pflanze,

Kat.-Nr. 26 a: Vorderseite, b: Seitenansicht,

c: Henkelseite Detail, Artikel Koiner (Abb. 1, S. 35)

KATALOG 115

a

b

c

116 KATALOG

Punktreihen, Dreipunktmuster am Henkelansatz; Steifen auf der Schulterleiste, Blattpaare auf der Schulter, Roset-te; Palmette. Rot: „Streifen“ auf der Schulterleiste, Blatt-paare auf der Schulter, Stamm des Zweigs.

Form: Gefäßkörper in Form einer hohen Pyxis, breite Standfläche, konkaver Bauch, am Übergang zur Schul-ter abgesetzter Rand, gewölbte Schulter, hoher Hals mit Applikationen am oberen Henkelansatz und tüllenförmi-gem Ausguss, eckig hochgezogener Bandhenkel.

Dekor: Übergang von der Standfläche zum Körper und zur Schulter tongrundig, bis auf zwei umlaufende Strei-fen. An der Oberseite der Schulterleiste ein Band mit abwechselnd gelben und roten Streifen zwischen zwei Ritzlinien. Auf der Schulter liegen zwischen einer umlau-fenden Ritzlinie und einer Punktreihe unten sowie einer weiteren Punktreihe oben zwei Zweige aus lanzettförmi-gen, abwechselnd weißen, gelben und roten Blattpaa-ren und weißen Punkten; sie laufen auf eine Rosette im Zentrum zu. Zwei Dreipunktmuster unter der Rosette, je eins über der Rosette sowie neben dem Henkel. Am un-teren Henkelansatz Palmette. Am unteren Teil des Halses Stabband. An beiden Seiten des oberen Henkelansatzes Applikationen in Form eines Gesichtes.

Darstellung: Über einer Bodenlinie aus Punkten Pflanze, Votivtäfelchen, Spiegel und eine Rosette.

330–300 v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Allg. zur Form der unteritalischen Epichyseis s. J. R. Green, Greek Vases in the J. Paul Getty Museum 3, 1986, 115–138, bes. 117–121.

Epichyseis der „standard“-Form sind eine beliebte Form bei kleinen unteritalischen Gefäßen. Die Form existiert bis an das Ende des 4. Jhs. bzw. zum frühen 3. Jh.; vgl. Mayo-Hamma, Magna Graecia, 256. Vgl. außerdem Epichysis Ontario, Royal Ontario Museum 923.13.129, Hayes, Ontario, 146 f. Nr. 242.

Zum Dekor: Ein Lorbeerkranz ist eine häufige Dekorati-on auf Epichyseis. Dieses Motiv erscheint entweder auf der Schulter oder am Bauch des Gefäßes. Zum Lorbeer-kranz auf der Schulter mit einer Rosette in der Mitte vgl.

Epichyseis Bassano del Grappa, Museo Civico 4554, A. D’Amicis, La ceramica di Gnathia, in: Ceramica sovrad-dipinta, Ori, Bronzi, Monete della collezione Chini nel Museo Civico di Bassano del Grappa. Collezioni e musei archeologici del Veneto (Rom 1995) 45–150, bes. 51 f. Nr. 9 Taf. 10, 9; Lecce, Museo Provinciale 1316, Bernar-dini, Lecce, Taf. 52, 3; Tübingen, Antikensammlung des archäologischen Instituts der Universität S./10 1372, CVA Tübingen 7 Taf. 25, 6–8; zum Zweig am Bauch der Epi-chysis, Yale Univesity Art Gallery 1913.282, Mayo-Ham-ma, Magna Graecia, 268 Nr. 127. Das Lorbeerzweigmo-tiv taucht zum ersten Mal in der Gnathiakeramik beim Rosen-Maler auf und beschränkt sich fast ausschließlich auf Epichyseis. Vgl. Alexandropoulou, Gnathia, 55 f. (Va-riante Lz I) Abb. 24.

Lanzettförmige Blättchen auf der Schulter wie auf der Epichysis der Privatsammlung finden sich am Bauch der Epichysis Lecce, Museo Provinciale 1319, Bernardi-ni, Lecce, 24 Taf. 52, 5; Ontario, Royal Ontario Museum 923.13.129, Hayes, Ontario, 146 f. Nr. 242 (hier auch eine ähnliche Rosette am Bauch).

Zu den Applikationen, s. Epichysis Kat.-Nr. 8.

Kat.-Nr. 27 (28/4) Lekythos

H 11 cm; DM Fuß 3,3 cm; Dm Bauch 5,3 cm; Dm Mün-dung 3,2 cm.

Gorny & Mosch, München, Auktion 194, 12.12.2010, lot 385.

Zustand: Intakt. Abplatzungen der Oberfläche. Kalkabla-gerungen vor allem an Unterkörper und am Fuß.

Technik: Tonschlicker flüchtig am Unterkörper und Fuß aufgetragen. Am Fuß Verfärbungen.

Kat.-Nr. 27 a: Vorderseite, b: Seitenansicht

KATALOG 117

a b

Tongrund: 7.5 YR 6/6 (reddish yellow). Fußunterseite; Gefäßinneres.

Miltos: Stiel und unterer Teil des Körpers.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Bänder, Netzdekor, Stabband. Gelb: Bänder an der Schulter.

Form: Lekythos mit niederem konischem und profilier-tem Fuß, kurzer Stiel. Ovaler Körper. An Schulter und Halszone angesetzter Bandhenkel mit ovalem Quer-schnitt. Glockenförmige Mündung.

Dekor: Fuß mit schwarzem Tonschlicker versehen. Auf dem Körper Netzmuster, unten und oben von je zwei Streifen begrenzt. Am Hals Stabband.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Allg. zu den unteritalischen Netzlekythoi s. R. Hurschmann, Unteritalische Netzlekythoi, AA 1995, 667–691. Die Form der Lekythos der Privatsammlung entspricht Kategorie IV in der apulisch-lukanische Haupt-gruppe, die Lekythoi mit profiliertem Fuß, Stiel, gestreck-tem Körper, der sich steil vom Hals absetzt, und mit abgesetzter Mündung, umfasst, vgl. Hurschmann a. O. 679–686. Vgl. Hoffmann, Grabritual, 31 f. Typ 111/130–135.

Zum Dekor: Die Entstehung des Motivs ist nicht mit Si-cherheit bezeugt. Der Netzdekor stammt eventuell von

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den Netzen, die Athleten in der Palästra verwendeten, um ihre Lekythoi zu transportieren oder aufzuhängen. Oder das Netz ist ein Muster, das den Bast zum Schutz der Gefäße aus Glas, imitierte. Bemerkenswert ist, dass diese Dekoration nur Gefäße für Öl bzw. Parfum betrifft; vgl. Green, Gnathia, 60; Lanza, Torino, 77; G. Pianu, La necropoli meridionale di Eraclea. Le tombe di secolo IV e III a.C. (Rom 1990) 72. Theophrast schreibt (Theophr. od. 41), dass Düfte kühl gehalten werden; folglich handelte es sich bei den Netzen um feuchte Tücher, die den Inhalt kühlten, vgl. Baumeister, Bonn, 245 mit älterer Literatur.

Mit Netzdekor werden auch Lekythoi, Flaschen und sel-tener Alabastra im Gnathia-Stil versehen, wahrscheinlich inspiriert von der Gattung des schwarzfigurigen Stils; vgl. Lanza, Torino, 77–84. Weitere Beispiele: Lekythoi Neapel, Museo Archeologico Nazionale 80968. 1389. 80969, CVA Neapel 3 IV E 3 Taf. 69, 10–12. 15; Lekythoi 415. 469 und Alabastra 467. 468, Bassano del Grappa, Museo Civico, vgl. S. Fozzer, La ceramica attica e italio-ta sovraddipinta, i vasi a reticolo; in: G. Andreassi u. a. (Hrsg.), Ceramica sovraddipinta. Ori, Bronzi, Monete del-la collezione Chini nel Museo Civico di Bassano del Grap-pa (Rom 1995) 29–31 Nr. 1.1.14–1.1.17; Flaschen und Lekythen Lecce, Museo Provinciale 1237–1239. 1243. 1245, 1296 f., Bernardini, Lecce, Taf. 46, 5–6; 50, 1–5.

Zum Typ: Bauchlekythoi sowie Alabastra und seltener Amphoriskoi mit Netzdekor wurden bereits in Athen produziert. Die Gefäße dieser Gattung, auch als Bulas-Gruppe benannt, wurden im 4. Jh. v.Chr. im schwarz-figurigen Stil hergestellt. Allg. zu den attischen Exem-plaren s. J. D. Beazley, Miniature Panathenaics, BSA 41, 1940–1945, 10–21, bes. 17–21; C. Bulas, Étude sur une classe de vases a décor, BCH 56, 1932, 388–398; O. Dräger, in: CVA Erlangen 2 Taf. 45, 4; C. H. E. Haspels, Attic Black-figured Lekythoi (Paris 1936) 167–169 Anm. 3; Olynthus 5, 181–185 Nr. 474–504 Taf. 146. 147; Olyn-thus 13, 160–167 Nr. 164–194 Taf. 102. 107. 108.

Netzlekythoi sind in ganz Süditalien verbreitet; es gibt sowohl im schwarzfigurigen als auch im Gnathia-Stil mit Netzen dekorierte Gefäße. In Apulien entstanden die

meisten Gefäße mit Netzdekor im Gnathia-Stil, Green, Gnathia, 60 Abb. 11. Sehr ähnlich der Lekythos der Pri-vatsammlung sind Ontario, Royal Ontario Museum 923.13.109, Hayes, Ontario, 149 f. Nr. 247; Turin, Mu-seo di Antiquità 4412, Lanza, Torino, 77 f. Nr. 22 Abb. 23 und Philadelphia, University of Pennsylvania Museum MS 5886, CVA Philadelphia 1 Taf. 37, 2.

Kat.-Nr. 28 (29/9) Schalenskyphos

H inklus. Henkel 7,0 cm; H Mündung 5,9 cm; Dm Fuß 5,7 cm; Dm Bauch 9,1–9,6 cm; DM Mündung 8,9–9,6 cm; Dm inklus. Henkel 14,9 cm.

Gorny & Mosch, München, Auktion 194, 12.12.2010, lot 385.

Zustand: Intakt. An der Innenseite Ablagerungen. Ge-ringe Abplatzungen an der Oberfläche. Kleine Absplit-terungen am Rand.

Technik: Schwarz-grauer Malschlicker.

Tongrundig: Standfläche, Fußunterseite bis auf einen brei- ten Steifen.

Ritzung: Am Rand ober- und unterhalb sowie Schalen des Eierstabes (Seite A und B), ober- und unterhalb des S-Musters, Linie darunter (A). B: horizontale Linie ober-halb der Efeuzweige, Stamm der Efeuzweige.

Miltos: Unterseite des Fußes und Standfläche.

Aufgesetzte Farbe: Weiß: Eier und Punkte am Eierstab, S-Muster; B: Efeublätter, Punkte, Rosette. Gelb: Kantharos, Bodenlinie, Blätter, Trauben und Spiralranken der Wein-ranke. Punktreihe. Rot: Stamm der Weinranke.

Form: Schalenskyphos (cup-skyphos). Profilierter Ringfuß mit umlaufendem Grat. Tiefer, rund gewölbter Schalen-

Kat.-Nr. 28 a: Seite A, b: Henkel A/B, c: Seite B

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b c

a

120 KATALOG

körper, etwas deformiert. Knickhenkel mit rundem Quer-schnitt.

Dekor: Fußunterseite: breiter Kreis.

Seite A: In der Mitte steht ein Kantharos auf dem Bo-den, der durch eine Punktreihe angegeben ist. Darüber befindet sich eine horizontale Weinranke mit welligem Hauptzweig. Nach oben wachsen abwechselnd ein Blatt und eine kurze Spiralranke, nach unten alternierend Blätter und Trauben, dazwischen Spiralranken. Von der Weinranke hängt beiderseits des Kantharos je ein wei-terer Zweig mit Trauben und Blättern herab. Darüber Punktreihe und zwischen doppelter Ritzlinie S-Muster. Am Rand Eierstab mit Punkten.

Seite B: Drei Efeuranken (geritzte Ranke) mit Blättern hängen senkrecht von einer horizontalen Ritzlinie herab. In den zwei Feldern dazwischen je eine weiße Rosette mit vier Blättern. Unterhalb der Ritzlinie freistehende Efeublätter und Dreipunktmuster. Am Rand Kymation mit Punkten zwischen zwei Ritzlinien.

330 v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Der Schalenskyphos mit tiefem Schalenkör-per und Knickhenkeln ist wie der einfache Skyphos eine typische und beliebte Form im Gnathia-Stil („standard Gnathia cup“), s. Green, Bonn, 4 Nr. 18–19 Taf. 19. Die Formen existieren beide über einen langen Zeitraum und gehören in den Kreis des Rosen-Malers, vgl. J. R. Green, More Gnathia in Bonn, AA 1977, 551–563, bes. 556. Aus dem Standard-Typus („cup-skyphos“ oder auch „footed cup“ benannt) entwickelt sich gegen Ende der frühen Gnathia-Phase ein neuer Skyphos mit halbkugeligem Körper, hohem Fuß und Ring oder geknotetem Henkel, der bis in die letzte Phase des Gnathia-Stils existiert, vgl. Webster, Classification, 2. Zu den verschiedenen Be-zeichnungen dieser Form in der Literatur s. Lanza-Catti, Puglia, Abb. 4.

Schalenskyphoi ähnlicher Form befinden sich in Ruvo di Puglia, Museo Nazionale Jatta 35308, 35295, 35310, 35396, 35492, 35480, 35572, 35740, vgl. Lanza-Cat-ti, Puglia, 168–175 Nr. 95–102; in Bassano del Grappa, Museo Civico 461, vgl. A. D’Amicis, La ceramica di Gna-

thia, in: Ceramica sovraddipinta, Ori, Bronzi, Monete della collezione Chini nel Museo Civico di Bassano del Grappa. Collezioni e musei archeologici del Veneto (Rom 1995) 45–150, bes. 84 Nr. 1. 3. 32; in Neapel, Museo Archeologico Nazionale 80899, 80879, CVA Neapel 3 IV E Taf. 63, 2. 5. Solche Gefäße (hier unter dem Begriff Napfschalen) wurden auch in der Nekropole von Tarent gefunden. Sie tauchen in Phase A1 (375–350 v. Chr.) auf, in Phase A2 (350–325 v. Chr.) gehören sie zum Stan-dardrepertoire der Grabbeigaben: Hoffmann, Grabritual, 65–67 Anm. 214. Zum Typ: Hoffmann, Grabritual, 41 f. Nr. 422/1 Taf. 81.

Zur Darstellung: Kantharoi, andere Gefäße oder Ge-genstände, Köpfe, Theatermasken oder Tiere zwischen Weinrankenlaub finden sich häufig auf Vasen der Gna-thia-Gattung, z. B. Kantharos auf dem Skyphos Bonn, Akademisches Kunstmuseum 1727, Green, Bonn, 4 f. Nr. 4 Taf. 5 a–b; Kantharoi auf der Kanne Ruvo di Puglia, Museo Nazionale Jatta 35494 und auf der Schale Ruvo di Puglia, Museo Nazionale Jatta 35291, zwei Alabastra auf dem Glockenkrater Ruvo di Puglia, Museo Naziona-le Jatta 36806, Vögel, Kranz Schwan, Kalathos auf den Skyphoi Ruvo di Puglia, Museo Nazionale Jatta 35477, 35548, 35468, 36809, vgl. Lanza-Catti, Puglia, 96–101. 195 f. Nr. 31–35. 116–117; Frauenkopf (Hetäre) auf der Oinochoe Ontario, Royal Ontario Museum 923.23.127, Hayes, Ontario, 142 f. Nr. 237 f.

Zwei Kantharoi und ein Ei auf einem Tisch, flankiert von zwei Fackeln, sind auf dem großen Skyphos in Bonn, Akademisches Kunstmuseum 1201 zu sehen. Hier ist der Totenkultcharakter der dionysischen Welt sehr gut ausgedrückt, vgl. Green, Bonn, 3 f. Nr. 2 Taf. 2–3. Die Fackeln können auch eine Konnotation mit dionysischen Symposien bedeuten, denen eine Prozession, der Komos-tanz, folgte, vgl. Green, Gnathia, 59. Da jede literarische Überlieferung fehlt, ist eine klare Beurteilung schwierig. Vgl. Mayo – Hamma, Magna Graecia, 253.

Zum Dekor: Der Eierstab an der Mündung von kleinen offenen Gefäßen dieser Gattung ist eine sehr beliebte Verzierung, vgl. Bernardini, Lecce, Taf. 18–19; CVA Nea-

KATALOG 121

pel 3 IV E Taf. 63, 2. 11; CVA Göttingen 1 Taf. 42, 9–11; CVA St. Petersburg 6 Taf. 3, 1. 3; 5, 1–2.

Das Motiv der horizontalen Ranke, aus welcher zwei Zweige herabhängen (A) – als „Oxford-wine“ oder Ran-ke der Π-Form („vine in a Π-shaped arrangement“) be-zeichnet – stammt vom Rosen-Maler, einem Maler, der zur Verbreitung der Gnathia–Ware mit einer Vielzahl von Vasen beigetragen hat. Dieses Motiv ist meist auf Sky-phoi und Glockenkrateren zu sehen. Die Weinlaube ist eine Standarddekoration auf den Vasen bis zum Ende des 4. Jhs.; vgl. Green, Bonn, 3; Green, Gnathia, 58 f.; Mayo – Hamma, Magna Graecia, 253; Baumeister, Bonn, 226.

Das Rebzweigmotiv der Seite A gehört in die Kategorie Rz Ia-e bei Alexandropoulou, Gnathia, 42–44. Auf dem Schalenskyphos der Privatsammlung ist der Hauptstiel nicht wie gewöhnlich gerade, sondern wellig darge-stellt. Eine vergleichbare Wellenlinie ist auf der Oino-choe Lecce, Museo Provinciale 1131, Bernardini, Lecce, Taf. 38, 6 und auf dem Skyphos Mannheim, Reiss–Engel-horn–Museen Cg 356, CVA Mannheim 2 Taf. 50, 10, zu sehen.

Der Efeuzweig auf Seite B des Skyphos entspricht der Variante Ez Id in der von Alexandropoulou zusammen-gestellten Gruppen, vgl. Alexandropoulou, Gnathia, 10–12 Abb. 1, 1. Im Unterschied dazu besteht der Stängel hier aus einer leichten Wellenlinie. Zu den Efeuzweige mit vereinzelten Blättern, die aus einem welligen Zweig wachsen, vgl. Seite B des Skyphos Mannheim, Reiss–En-gelhorn–Museen Cg 356, CVA Mannheim 2 Taf. 50, 11.

Rosetten zwischen hängenden Efeuzweigen sind häufig auf meist kleinen Gefäßen der Gnathia-Keramik zu se-hen, s. CVA Göttingen 1 Taf. 42, 9 (F 52); CVA Neapel 3 IV E Taf. 59, 5 (ohne Inv.); 63, 2. 7 (80899, 1367); 73, 7 (80731); Skyphos Bonn, Akademisches Kunstmuseum 1727, Green, Bonn, Taf. 5 b. Vgl. auch Alexandropoulou, Gnathia, 17 Anm. 93.

Glanzton–Ware

Kat.-Nr. 29 Guttus

H mit Tülle 8,8 cm; DM Fuß 5,8 cm; Dm Körper 9,6 cm; Dm Tülle 4,7 cm; Dm Medaillon 5,8 cm.

Unpubliziert

Zustand: Intakt. Vollständig erhalten. Absplitterungen an der Oberfläche. Kalkablagerungen vor allem im Medail-lon und in den Rillen.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend. Bis auf Unter-seite mit schwarzem Malschlicker versehen. An der Un-terseite verwischte Pinselspuren des Malschlickers.

Miltos: Unterseite.

Form: Profilierter Fuß mittlerer Größe, elliptischer Ge-fäßkörper mit maximaler Ausdehnung in der Mitte des Bauches. Trompetenförmiger Ausguss mit einer Rille an der Oberseite. Im Winkel von ca. 90° zum Ausguss sitzt der Ringhenkelt. An der Oberseite Medaillon in flachem Relief.

Dekor: Körper mit senkrechter, feiner Riefelung verse-hen, unterhalb der Tülle glatt. Medaillon an der Ober-seite.

Darstellung: Medaillon in flachem Relief: Kopf eines Jünglings mit welligem Haar und einer Binde; rundes ge-sicht mit relativ breiter Nase.

Ende 4. Jh. v. Chr. – Apulisch

Zur Form: Allg. zu Gutti und Askoi vgl. M. Bentz in: CVA Göttingen 1, S. 63; J. P. H. Herdejürgen, Zur Funktion der sogenannten calenischen Gutti, in: H. A. G. Brijder (Hrsg.), Ancient Greek and related pottery. Proceedings of the International Vase Symposium in Amsterdam 12–15 April, 1984 (Amsterdam 1984) 285–287; Jentel, Gut-ti; L. Merzagora, I vasi a vernice nera della collezione H. A. di Milano (Mailand 1971) 19–24 Taf. 31–38. 64–70; Morel, Céramique, 421–426 Nr. 8100 Taf. 208–211; R. Pagenstecher, Die calenische Reliefkeramik, JdI Ergh. 8 (Berlin 1909) 126–135.

122 KATALOG

Die Gutti repräsentieren eine typische apulische Gefäß-gattung, sie zeigen Variation besonders in der Gestal-tung ihres Fußes. Der Guttus der Privatsammlung gehört in die Kategorie der Gutti mit niedrigem Fuß; vgl. Jentel, Gutti, 27 Anm. 46, und der von Morel erfassten Grup-pen Nr. 8140 bzw. 8141, vgl. Morel, Céramique, 421 f. Die Form des Guttus der Privatsammlung ähnelt im Be-sonderen dem Exemplar Morel, Céramique, Nr. 8141a 1.

Zur Darstellung: Vom Kopf ist bisher keine genaue Wie-derholung bekannt. Er ähnelt aber den Köpfen auf den Exemplaren München, Antikensammlungen 6829; Bo-logna, Museo Civico 3757; Ruvo di Puglia, Museo Na-zionale Jatta 271; Neapel, Museo Archeologico Nazio-nale 80516; Bologna, Museo Civico 4240; Paris, Louvre S 4360, vgl. Jentel, Gutti, 441–443 Nr. AP XIX 10 a, 10 c–g Abb. 252–256 Taf. 73.

Einerseits wird der Jünglingskopf im Medaillon als He-lios oder Apollon interpretiert, vgl. Jentel, Gutti, 439, anderer seits als Dionysos, vgl. F. Gilotta, Gutti e askoi a

rilievo italioti ed etruschi (Rom 1985) 39–41 ( in die-

sem Band S. 39–44).

Zur Datierung: Jentel, Gutti, 30–33, datiert die apuli-schen Gutti mit Relief in die 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. Morel datiert ein nahestehendes Exemplar in das 3. Vier-tel des 4. Jhs. v. Chr; Morel, Céramique, Nr. 8141a 1.

Zur Werkstatt: Allg. zu apulischen Gutti, s. Jentel, Gutti, 31–33. 95–96; sie werden in der 2. Hälfte des 4. Jhs. produziert, wobei ein besonderer Schwerpunkt in den Jahren 340–300 zu beobachten ist, vgl. Labellarte, cera-mica, 136.

Kat.-Nr. 30 Schale

H ges. 5,3 cm; H Mündung 4,6 cm; Dm Fuß 7,5 cm; Dm mit Henkeln 23,0 cm; D Mündung 16,2 cm; m; B Henkel 4,0 cm.

Unpubliziert

Zustand: Vollständig erhalten. Ungebrochen. Starke Versin-terungen an der Gefäßunterseite, außen am Körper und an der Innenseite. Kleine oberflächliche Absplitterungen.

Technik: Glänzender, schwarzer Malschlicker, sorgfältig und deckend aufgetragen.

Am Henkelansatz Pinselspuren. Auf der Gefäßinnenseite um den Stempeldekor zwei braun verfärbte Flächen und ein runder Abdruck, beide wohl im Brennofen bei der Stapelung entstanden.

Miltos: Auf der gesamten Unterseite.

Form: Schale auf weitem, niedrigem, profiliertem Ring-fuß (stemless cup). Die Wandung ist außen kontinuierlich gewölbt, innen am Übergang vom Schalenkörper zum Rand ein deutlich abgesetzter Grat. Nach oben geboge-ne Horizontalhenkel mit rundovalem Querschnitt.

Dekor: Die Schale ist abgesehen von der Unterseite voll-ständig mit schwarzem Malschlicker überzogen. Stem-pelverzierung: im Zentrum der Innenseite Dekor durch Stempelung und Einritzung, ein Kreis und sechs durch gebogene Linien verbundenen Palmetten (palmette cross).

Mitte 4. Jh. – Apulisch

Zur Technik: Allg. zur Ineinanderlagerung in einem Brennofen, s. B. Geißler in: TonArt, 93 Abb. 22.; 101 f. Nr. 72; N. Cuomo di Caprio, La ceramica in archeologia. Antiche tecniche di lavorazione e moderni metodi d’in-dagine (Rom 2007) 325.

Zur Form: Schalen mit schwarzem Tonschlicker (stemless cup, delicate class), die eine dünne Wandung und einen Grat an der Innenseite besitzen, wurden in Athen vom 3. Viertel des 5. bis zum 2. Viertel des 4. Jhs. hergestellt, s. Agora 12, 102–105. Der Typus wird für die süditalischen

Kat.-Nr. 29 a: Formbild, b: Oberseite, c: Unterseite

Detail Medaillon, Artikel Christidis (Abb. 1, S. 40)

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b c

a

124 KATALOG

Schalen von den attischen übernommen. Ähnliche Form zeigen fünf Schalen aus der Nekropole in Ordona; vgl. R. Iker, La tomba LX, Ordona 3 (Brüssel 1971) 65 f. 72. Nr. 9. 30. 34. 38. 39 Abb. 20–21 Taf. 35. Zu Schalen mit relativ tiefem Becken ähnlich der Schale der Privatsamm-lung s. Fiesole, Collezione Constantini (ohne Inv.), CVA Fiesole 2 Taf. 37 Nr. 3–4; Locarno, Collezione Rossi 60, CVA Ostschweiz Ticino Taf. 54, 11. 12; Schale, Bari, Mu-seo Archeologico Nazionale 5069. 8307, G. Andreassi – F. Radina, Archeologia di una città. Bari dalle origini al X

secolo (Bari 1988) 259 Nr. 316 Abb. 316; 335 f. Nr. 723 Abb. 470; Ontario, Royal Ontario Museum 968.11.1, Hayes, Ontario, 62 f. Nr. 103 Abb. 10; Horn, Höbarth-museum, S. K. Rihl, Die Keramik der Sammlung Nowak aus dem Höbarthmuseum der Stadt Horn (Wien 1992) 55 Nr. 39; Prag, Université Charles 58.739, CVA Prague, Université Charles 2 Taf. 91, 1–2 Abb. 34, 3; Mailand, Collezione H. A. C 130, L. Merzagora, I vasi a vernice nera della collezione H. A. di Milano (Mailand 1971) 2 Nr. 5 Taf. 2. 40.

a

b c

KATALOG 125

Zum Dekor: Allg. zum Stempeldekor auf Vasen mit schwarzem Tonschlicker: Agora 12, 22–30; Cuomo di Caprio a. O. 449 f.; TonArt, 71–75. Stempelverzierun-gen mit Palmetten werden bei attischen Schalen im 4. Jh. stereotyp und die Dekorationen des Innenbe-ckens zeigen große Ähnlichkeiten, vgl. Agora 12, 104 Nr. 513–517 Taf. 52 Nr. 517. Dieses Motiv wird von den unteritalischen Werkstätten übernommen. Vergleiche zum Palmettendekor: Kopenhagen, Musée National Chr. VIII 201, CVA Copenhague, Musée National 7, IV Taf. 288, 3 a–b; Prag, Université Charles 58.739, CVA Prague, Université Charles 2 Taf. 91, 1–2 Abb. 34, 3 (vier Palmetten). Zur Entwicklung des Stempeldekors s. A. Balland, Céramique étrusco-campanienne à vernis noir, Fouilles de l’Ecole Française de Rome à Bolsena 3 (Paris 1969) 75–85. Schalen dieser Art wurden zum Teil auch mit aufgesetzter Farbe dekoriert, vgl. Schalen, Ontario, Royal Ontario Museum 959.17.81. 96811.3, Hayes, On-tario, 116–119 Nr. 199–200; Schauenburg, Studien III, 38 Nr. 186–187.

Zum Typ: Solche Schalen waren in apulischen und lu-kanischen Gräbern seit Ende des 5. Jhs. und während des gesamten 4. Jhs. verbreitet. Die älteren besaßen ei-nen kräftigeren Aufbau, sie wurden im Laufe des 4. Jhs. schlanker; vgl. Andreassi – Radina a. O. 335. Die dünne Wandung und der Miltos der Unterseite ohne zusätzliche Dekoration sind für die süditalische Ware des 4. Jhs. üb-lich; vgl. Hayes, Ontario, 57. Schalen gleicher Art wurden auch in kampanischen Werkstätten produziert, s. Morel, Ceramique, 295 Nr. 4221 Taf. 120, sowie in Sizilien, s. L. Bernabò-Brea – M. Cavalier, Meligunìs – Lipára II. La ne-cropole Greca e Romana nella contrada Diana (Palermo 1965) 211–226.

Kat.-Nr. 31 Teller der Teano-Gattung

H 5,0 cm; Dm Fuß 8,2 cm; Dm Mündung 24,8 cm.

Unpubliziert.

Zustand: Brandriss in der Mitte des Gefäßes. An der Fuß-unterseite geklebt und retuschiert. Einige Krakelierungen des Malschlickers an der Außenseite, am Unterkörper und um den Fuß. Versinterungen an der Oberfläche, vor allem an der Außenseite. Einige Absplitterungen und Abplatzungen der Oberfläche.

Technik: Schwarzer Malschlicker glänzend.

Miltos: Unterseite und zum Teil Standfläche, am geritz-ten Dekor und den Rillen.

Aufgesetzte Farbe: Gelb: Punktreihe, Efeublätter, Korym-ben. Rot: Kreise.

Form: Teller auf durch Rillen profiliertem Fuß, geschwun-gener Bauch, ausgestellte Randleiste.

Dekor: Im Zentrum gestempelte Maske, umgeben von einem Kranz aus gestempelten Punkt-Kreis- und Punkt-Zungen-Motiv. Es folgen rote Kreise und Dreiergruppen aus gestempelten Punkt-Kreis-Motiven. Anschließend Kerbstrich aus sechs Kreislinien, Punktreihe und zwi-schen den Rillen Punkt-Zungen- und Punkt-Kreis-Motiv. Innerhalb des Randes eine Ranke mit Efeublättern und Korymben. An der Oberseite des Randes innen eine und außen doppelte Rille.

300 v. Chr. – Kampanisch

Zur Form: Einen ähnlichen Fuß zeigt z. B. der Teller Würz-burg, Martin von Wagner Museum H 4136, Z. Kotitsa, Hellenistische Keramik im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg (Würzburg 1998) 72 Nr. 60 Taf. 31. Zum Körper vgl. Teller Mainz, Zentralmuseum 0.31388, CVA Mainz 2 Taf. 24, 2.

Zum Dekor: Allg. zum Stempeldekor s. Schale Kat.-Nr. 30. Der Dekor der Teano-Gattung ist bescheiden und wiederholt sich regelmäßig. Masken bzw. Gorgoneia können häufig im Zentrum von Tellern der Teano-Gat-tung beobachtet werden, vgl. Teller Tübingen, Antiken-sammlung des archäologischen Instituts der Universität

Kat.-Nr. 30 a: Formbild, b: Innenseite, c: Unterseite

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KATALOG 127

S./10 1416, CVA Tübingen 7 Taf. 32, 5; Bonn, Akade-misches Kunstmuseum 924, Tonart, 73 f. Nr. 44. Zur Abfolge des Dekors vgl. Teller Boston, Musem of Fine Arts 09.221.46c, Mayo – Hamma, Magna Graecia, 278 Nr. 140.

Zur Gattung: Der Begriff Teano-Gattung bezeichnet eine Reihe von kleinen Gefäßen, die mit schwarzem Malschlik-ker überzogen sind und gestempelten, bemalten sowie geritzten Dekor aufweisen. Der Name ist von der Stadt Teano, dem antiken Teanum Sidinicum in Nordkampa- nien abgeleitet. Die Produktion der Teano-Gattung ist nur von kurzer Dauer, vom späten 4. Jh. bis zum 1. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Allg. zur Teano-Gattung, s. B. Rückert in: CVA Tübingen 7, S. 58; J. M. Padgett – M. B. Com-stock – J. J. Herrmann – C. C. Vermuelle, Vase-Painting in Italy. Red-figure and related works in the Museum of Fine

Arts, Boston (Boston 1993) 216; Tonart, 73 f.

Daunische Ware

Kat.-Nr. 32 Zweihenkelige Schale

H 5,8–6,1 cm; DM Standfläche 4,1 cm; Dm Mündung 11,5 cm; Dm inklus. Henkel 12,7 cm.

Unpubliziert.

Zustand: intakt, ohne Fehlstellen; Farbe teilweise abge-rieben und verblasst, teilweise zerkratzte Oberfläche. Bo-den: rezente Aufschrift „1“.

Technik: Tongrund: 10 YR 8/3 (very pale brown); beige Engobe.

Bemalung: dunkelbraun und (ehemals) rötlich.

Form: halbkugeliges Gefäss, steile Wandung mit Knick im unteren Teil, diskusförmiger Boden, abgerundeter, ausladender Mundsaum, horizontale Stabhenkel, bo-genförmig nach oben stehend und im Ansatz kurz über dem Gefässknick eng an der Wandung anliegend.

Dekor: Streifendekor in verschiedener Breite, dunkel-braune Bemalung aussen und innen rund um die Ge-fässlippe, breite Streifen innen unter dem Rand und am Boden der Kalotte und aussen über dem Knick, dunkel-braun auch auf den Henkeln; verblasste, rötliche Streifen konzentrisch um den Mittelring; oberflächliche Ausfüh-rung (in der einen Henkelzone abgerutschter Streifen).

4. Jh. v. Chr. – Einheimisch, der Phase daunisch subgeo-metrisch III zugehörig

Zur Form: Als nächste Vergleiche für das vorliegende Ge-fäß scheinen nach der Form am ehesten Beispiele aus San Severo heranzuziehen zu sein; E. M. de Juliis, San Severo: la necropoli di Masseria Casone (Bari 1996) 61 Nr. 11. Die Manier des stark an der Gefäßwand anliegen-den Henkels ist an einem mit Streifen bemalten Gefäß selten zu finden.

Kat.-Nr. 31 a: Formbild, b: Innenseite, Detail

128 KATALOG

a

b

Abgekürzt zitierte Literatur

Die Abkürzungen in dieser Publikation entsprechen den vom Österreichischen Archäologischen Institut und Deutschen Archäologischen Institut vorgeschlagenen Sigeln.

Agora 12 B. A. Sparkes – L. Talcott, Black and Plain Pottery of the 6th, 5th and 4th B.C., The

Athenian Agora 12 (Princeton 1970)

Agora 30 M. B. Moore, Attic Red-Figured and White-Ground Pottery, The Athenian

Agora 30 (Princeton 1979)

Alexandropoulou, Gnathia A. Alexandropoulou, Gnathia- und Westabhangkeramik: eine vergleichende

Betrachtung (Paderborn 2002)

Baumeister, Bonn P. Baumeister, Neu Gnathia-Vasen im Akademischen Kunst museum Bonn,

BJb 201, 2001, 221–273

Bernardini, Lecce M. Bernardini, Museo Provinciale „S. Castromediano“ Lecce: Vasi dello stile di

Gnathia. Vasi a vernice nera (Bari 1961)

Forti, Gnathia L. Forti, La ceramica di Gnathia (Neapel 1961)

Green, Bonn J. R. Green, Gnathia Pottery in the Akademisches Kunstmuseum Bonn (Mainz

1976)

Green, Painters J. R. Green, Some Painters of Gnathia Vases, BICS 15, 1968, 34–50

Green, Gnathia J. R. Green, Gnathia and other Overpainted Wares of Italy and Sicily: a Survey,

in: P. Lévêque – J. P. Morel (Hrsg.), Céramiques hellénistiques et romaines III,

Travaux du Centre Camille Jullian 28 (Paris 2001) 57–103

Hayes, Ontario J. W. Hayes, Greek and Italian Black-Gloss wares and related wares in the Royal Ontario Museum. A catalogue (Toronto 1984)

Hoffmann, Grabritual A. Hoffmann, Grabritual und Gesellschaft: Gefäßformen, Bild themen und Funktionen unteritalisch-rotfiguriger Keramik aus der Nekropole von Tarent,

Kat.-Nr. 32 a: Vorderseite, b: Henkelansicht

130 ABGEKÜRZT ZITIERTE LITERATUR

Internationale Archäologie 76 (Rahden 2002)

Jentel, Gutti M. O. Jentel, Les gutti et les askoi à reliefs étrusques et apuliens (Leiden 1976)

Labellarte, ceramica M. Labellarte, La ceramica a vernice nera, in: Ceramica sovraddipinta, ori bron-

zi monete della Collezione Chini nel Museo Civico di Bassano del Grappa,

Collezioni e Musei Archeologici del Veneto 39 (Rom 1995)

Lanza, Torino E. Lanza, Ceramica di Gnathia al museo di antichità di Torino (Mantova 2005)

Lanza-Catti, Puglia E. Lanza-Catti, La ceramica „di Gnathia” al Museo Nazionale Jatta di Ruvo di

Puglia: ipotesi di ricontestualizzazione, Antenor Quaderni 11 (Rom 2008)

LCS A. D. Trendall, The Red-figured Vases of Lucania, Campania and Sicily (Oxford

1967)

LCS Suppl. I A. D. Trendall, The Red-figured Vases of Lucania, Campania and Sicily. First

Supplement, BICS Suppl. 26 (London 1970)

LCS Suppl. II A.D. Trendall, The Red-figured Vases of Lucania, Campania and Sicily. Second

Supplement, BICS Suppl. 31 (London 1973)

Lohmann, Grabmäler H. Lohmann, Grabmäler auf unteritalischen Vasen (Berlin 1979)

Mayo – Hamma, Magna Graecia M. E. Mayo – K. Hamma (Hrsg.), The Art of South Italy. Vases from Magna

Graecia, Catalogue of exhibition, Virginia Museum of Fine Arts, Richmond

(Richmond 1982)

Morel, Céramique J. P. Morel, Céramique campanienne. Les formes, BEFAR 244 (Rom 1981)

Reho-Bumbalova, Meo-Evoli La collezione Meo-Evoli. Ceramica italiota a figure rosse (Fasano1979)

RVAp I A. Trendall – A. Cambitoglou, The Red-figured Vases of Apulia I (Oxford 1978)

RVAp II A. Trendall – A. Cambitoglou, The Red-figured Vases of Apulia II (Oxford 1982)

RVAp Suppl. I A. Trendall – A. Cambitoglou, First Supplement to The Red-figured Vases of

Apulia, BICS Suppl. 42 (London 1983)

RVAp Suppl. II A. Trendall – A. Cambitoglou, Second Supplement to The Red-figured Vases of

Apulia 1–3, BICS Suppl. 60 (London 1991/2)

RVPaestum A. Trendall, The Red-figured Vases of Paestum (London 1987)

Schauenburg, Studien I–VI K. Schauenburg, Studien zur unteritalischen Vasenmalerei I (Kiel 1999); II (Kiel

2000); III (Kiel 2001); IV/V (Kiel 2002); VI (Kiel 2003)

ABGEKÜRZT ZITIERTE LITERATUR 131

Stähler, Apulien K. Stähler, Apulien. Kulturberührungen in griechischer Zeit (Münster 1985)

Todisco, ceramica L. Todisco, La ceramica a figure rosse della Magna Grecia e della Sicilia I–III

(Rom 2012)

TonArt M. Bentz – W. Geominy – J. M. Müller (Hrsg.), TonArt. Virtuosität antiker Töp-fertechnik (Petersberg 2010)

Trendall, Handbuch A. D. Trendall, Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien. Ein Handbuch (Mainz am Rhein 1990)

Webster, Classification T. B. L. Webster, Towards a Classification of Apulian Gnathia, BICS 15, 1968, 1–33

Maler

Laterza-Maler .............................................. Kat.-Nr. 1Nähe des Darius-Maler ................................ Kat.-Nr. 2. 5Varrese-Maler ............................................. Kat.-Nr. 3Wolfenbüttel-Maler .................................... Kat.-Nr. 4Haifa-Maler ................................................. Kat.-Nr. 6Stoke-on-Trent-Maler .................................. Kat.-Nr. 7Menzies-Maler ............................................ Kat.-Nr. 8T.P.S.-Gruppe .............................................. Kat.-Nr. 9. 16Maler der Weißen Hauben .......................... Kat.-Nr. 11. 13ABassano-Gruppe ......................................... Kat.-Nr. 12Kantharos-Gruppe ...................................... Kat.-Nr. 13B. 17Perrone-Phrixos-Gruppe .............................. Kat.-Nr. 14Gruppe von Bari 5924 ................................. Kat.-Nr. 15Maler von Neapel 1778 ............................... Kat.-Nr. 18. 20Maler von Neapel 2585 ............................... Kat.-Nr. 19Umkreis des Ixion-Malers ............................ Kat.-Nr. 21Maler von B.M. F 229 ................................. Kat.-Nr. 22Nähe des Malers von Lecce 1075 ................ Kat.-Nr. 23