die zukunft des tourismus ist international

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Die Zukunft des Tourismus ist INTERNATIONAL TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 06/11 | WINTER 2011/2012 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

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Der traditionell starke deutsche Markt ist ein sicherer Anker der heimischen Tourismuswirtschaft. Wachstum wird sich aber in den nächsten Jahren nur noch auf den internationalen Märkten erzielen lassen, glauben viele Experten. Internationalisierung soll nicht nur unabhängig von der Konjunkturentwicklung eines Landes machen, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg der Destination erhöhen.

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Page 1: Die Zukunft des Tourismus ist international

Die Zukunft des Tourismus ist

INTERNATIONAL

T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 6 / 1 1 | W I N T E R 2 0 1 1 / 2 0 1 2

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Page 3: Die Zukunft des Tourismus ist international

3 SAISON

STICHWORT

ZAHLEN BITTE

Von 24.875.664 Nächtigungen

in Tirol entfallen sieben Prozent auf

Nicht-Europäer (Tourismusjahr 2010, Lan-

desstatistik Tirol). Die Schweiz verzeichnet

doppelt so viele internationale Gäste –

14,4 Prozent (Schweizer Tourismusstatistik

2010).

Zitiert

„In näherer Zukunft sind kei-ne Gästeströme aus Asien zu erwarten. Aber in zehn oder zwanzig Jahren kann das ganz anders aussehen – den asia-tischen Raum sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.“

Jack Falkner, Geschäftsführer der

Bergbahnen Sölden

„Südtirol ist sehr klein und wird am Weltmarkt keine große Rolle spielen. Wir haben in Europa genug zu tun, um unsere Märkte zu bearbeiten.“

Christoph Engl, Direktor der Südtirol

Marketing Gesellschaft SMG

„Der Bedarf an Skilehrern in Ländern wie China, Argentinien oder Indien ist ein klares Indiz, dass die Internationalisierung des Wintersports längst begonnen hat.“

Peter Mall, Generalsekretär INTERSKI

International

Top 3

US goes SöldenDas Ötztal ist seit dieser Saison der Hauptsponsor des US-Skiteams. Bode Miller

und Co. trainieren im Ötztal und nutzen Sölden als ihre europäische Base. Ziel des

Ötztaler Sponsorings sei es dabei nicht nur, auf dem US-amerikanischen Markt

zu punkten, sondern mit dem coolen US-Team international die Aufmerksamkeit

auf sich zu ziehen, so Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus.

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PionierarbeitHannes Schneider gründete

in den 1920er-Jahren die

erste Skischule der Welt – am

Arlberg. Dort brachte er den

Gästen den Stemmbogen bei.

Er reiste aber auch durch die

ganze Welt und fungierte als

Botschafter des Skisports. Sogar

als Schauspieler verdingte er

sich: im Film „Der weiße Rausch“.

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+114,51

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Die Märkte mit den größten Zuwachs-

raten der letzten fünf Jahre bei den

Übernachtungen sind die Tschechische

Republik mit 61,38, Polen mit 83,26

und Russland mit 114,51 Prozent (Ver-

gleich der TJ 2005/06 und 2010/11).

QUELLE: AMT DER TIROLER LANDESREGIE-RUNG, RAUMORDNUNG - STATISTIK, AUF-BEREITET DURCH DIE TIROL WERBUNG

Page 4: Die Zukunft des Tourismus ist international

4 SAISON

EDITORIAL

„Wenn – wie heuer passiert – schöne Herbstwochen den herbeigesehnten Winterstart überlagern, werden allzu schnell wieder düstere Bilder gezeichnet. Und wenn sich ‚Experten’ dann zu Aussagen versteigen, dass nur einige wenige Skigebiete in Tirol am Ende dieses Jahrhun-derts übrig bleiben, dann gewinnt Spekulationslust und die Gier nach Schlagzei-len die Oberhand über das kritische Refl ektieren der Realität.“

„Natürlich müssen wir ge-meinsam alles tun, um die stagnierende Menge begeis-terter und aktiver Winter-sportler voll auszuschöpfen. Kumuliert man die Ergeb-nisse aktueller Erhebungen, so lässt sich das Potenzial in den Kernmärkten Europas aber jedenfalls auf beacht-liche 30 bis 40 Millionen Menschen einschätzen, die sich für Wintersport begeis-tern lassen.“

„Bis zu 1.000 Kilometer um uns herum, nur wenige Stunden der Anreise ent-fernt, liegt das durchaus zukunftsfähige Potenzial von Gästen, die wir zum Teil auch wieder neu für die viel-fältigen Winterfreuden akti-vieren müssen. Ausreichend Bettenkapazitäten haben wir dabei mit Sicherheit erreicht, dringend gewünscht sind in diesem Zusammenhang hingegen neue Initiativen für ‚Nachwuchs’.“

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Page 5: Die Zukunft des Tourismus ist international

5

Volle Kraft voraus

In Zeiten größerer Unsicherheiten haben Pro-

gnosen Konjunktur. Düstere Kommentare von

selbsternannten Wirtschaftspropheten, die

den europäischen Abschwung herbeireden,

sind derzeit im Aufschwung. Wer Medien und

verö« entlichte Meinung konsumiert, tut sich zuneh-

mend schwer mit Vertrauen und Optimismus in die Zu-

kunft zu denken. Mit diesen negativen Konsequenzen

ihres Tuns wollen „Untergangspropheten“ allerdings

nichts zu tun haben.

Ähnlich verhält es sich rund um die Zukunfts-

szenarien unseres Wintertourismus. Wenn – wie heuer

passiert – schöne Herbstwochen den herbeigesehnten

Winterstart überlagern, werden allzu schnell wieder düs-

tere Bilder gezeichnet. Und wenn sich „Experten“ dann zu

Aussagen versteigen, dass nur einige wenige Skigebiete

in Tirol am Ende dieses Jahrhunderts übrig bleiben, dann

gewinnt Spekulationslust und die Gier nach Schlagzeilen

die Oberhand über das kritische Refl ektieren der Realität.

Selbstverständlich geben aktuelle Entwicklungen auch

Anlass zur Sorge. Der gesellschaftliche Wandel bringt es

mit sich, dass viele Bevölkerungskreise nicht mehr quasi

automatisch mit der Faszination Schnee bzw. der Bewe-

gung im alpinen Raum in Berührung kommen. Zu groß

sind die Konkurrenzangebote der expandierenden Frei-

zeitindustrie, der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit

potenzieller Kunden. Aber auch das Mehr an Komfort und

die steigende Notwendigkeit der Produktion von Schnee

haben die Kosten am Skiberg deutlich erhöht. Damit

steigt einerseits die Gefahr, dass der Wintertourismus

zunehmend exklusiver wird, aber andererseits auch die

Motivation eine wichtige Leitidee für die Zukunft – „Bring

Kids back on snow“ – mit vielen Initiativen zu fördern.

Keine düsteren Prognosen. Der Blick in die

jüngste Geschichte des Wintersports lässt auch in diesem

Zusammenhang keine allzu düsteren Prognosen zu –

ganz im Gegenteil. Seit über 100 Jahren erlebten viele

Generationen beim Durchmessen des weißen Raums un-

vergessene Momente des Glücks. Und diese Faszination

hat auch in der Gegenwart nichts von ihrer Kraft verloren.

Wenn es stimmt, dass die positive Zukunft einer Branche

in erster Linie von ihrer Innovationsfähigkeit abhängig ist,

dann lassen sich viele Erfolgsmomente festhalten: etwa

die Individualität, den Lifestyle sowie die Kreativität der

Jugend rund um die Snowboardbewegung, New School

EDITORIAL

J O S EF M A R G R EI T ER , D I R EK TO R T I R O L W ER B U N G

Skiing und Free Riding – eine Entwicklung, die zeigt, dass

unsere Berge auch für kommende Generationen chic

und trendig bleiben. Oder die Anziehungskraft des Ski-

tourengehens, ein Bereich, der der Sportartikelindustrie

jüngst höchste Zuwachsraten beschert. Oder Innova-

tionen wie das Skating bzw. die neue Attraktivität des

gesamten nordischen Skisports, der in Summe vom stei-

genden Gesundheitsbedürfnis der Bevölkerung getragen

wird und sich auch durch beste TV-Einschaltquoten von

Langlauf- und Biathlon-Weltcuprennen belegen lässt.

Natürlich müssen wir gemeinsam alles tun, um

die stagnierende Menge begeisterter und aktiver Win-

tersportler voll auszuschöpfen. Kumuliert man die Ergeb-

nisse aktueller Erhebungen, so lässt sich das Potenzial in

den Kernmärkten Europas aber jedenfalls auf beachtliche

30 bis 40 Millionen Menschen einschätzen, die sich für

Wintersport begeistern lassen. Und natürlich liegen auch

in der Internationalisierung – im Ansprechen neuer Gäste

aus Zentraleuropa, dem Nahen Osten, in Asien – Chan-

cen, die Tirol längst auch nützt. So konnten etwa die

Rückgänge an deutschen Gästen von rund zwei Millionen

Nächtigungen durch erfolgreiche Internationalisierung in

den vergangenen Jahren mehr als kompensiert werden.

Der größte Markt und somit die größten Chancen liegen

für uns aber weiterhin direkt vor unserer Haustür. Bis zu

1.000 Kilometer um uns herum, nur wenige Stunden der

Anreise entfernt, liegt das durchaus zukunftsfähige Po-

tenzial von Gästen, die wir zum Teil auch wieder neu für

die vielfältigen Winterfreuden aktivieren müssen. Ausrei-

chend Bettenkapazitäten haben wir dabei mit Sicherheit

erreicht, dringend gewünscht sind in diesem Zusammen-

hang hingegen neue Initiativen für „Nachwuchs“, wie es

etwa mit der AREA 47 im Sommertourismus gelungen ist.

Warum aber nicht mit spannend inszenierten Outdoor-

Camps auch im Winter begeistern?

Mit perfekten neuen Angeboten wird der Blick auf

das Bekannte jedenfalls immer wieder frisch justiert und

damit auf einen Schlag wieder interessant, manchmal

gar exotisch. Tirols authentischer Werbeauftritt mit dem

Statement „So nah, so fern“ , zuletzt mit dem deutschen

Fotobuchpreis ausgezeichnet, kann zur Erfolgsformel

werden. Der Winter-, aber auch der Sommertouris-

mus im Nahraum gewinnt jedenfalls nicht erst seit den

steigenden Energiekosten wieder an Image und Wert.

Jammern verboten, volle Kraft voraus – so muss unser

Motto in Tirol daher lauten! ×

Page 6: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Page 7: Die Zukunft des Tourismus ist international

7 SAISON

INHALT

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 6/2011 (63. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Ste� en Arora, Julia Brugger, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

8Wo die Musik in Zukunft spieltWachstum wird sich in den nächsten Jahren nur noch auf internatio-nalen Märkten erzielen lassen.

14Ski-Exoten starten durchDas Skifahren hat weltweit Poten-zial: An ungewöhnlichen Orten entstehen neue Skigebiete.

18365 Tage Ferien?Eine Abstimmung der Ferienzeiten wäre wünschenswert, lässt sich aber nur schwer umsetzen.

20 Internationales TirolWie viel Internationalität braucht Tirol?

24Die Strahlkraft der SkistarsIm Ötztal setzt man seit heuer auf die coolen Typen des US-Skiteams.

26Nah und fernWie in Tirols Nachbarschaft mit dem Thema Internationalisie-rung umgegangen wird.

28Die Welt zu Gast in TirolYOG 2012: Für zwei Wochen wird Innsbruck im Jänner 2012 zum kulturellen „Meltingpot“.

MAGAZIN

32Starke MarkeWas klein begann, hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt: Der Tirol-Shop ist zehn Jahre alt.

35Marktserie: Der HedonistMit Qualität und Genuss be-müht sich Tirol seit Jahrzehnten um den Schweizer Gast.

38Wieder Lust am SchneeWie lassen sich ehemalige Skifahrer wieder für das Skifahren begeistern?

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40Die Peaschtln von BreitenbachIn einigen Tiroler Ortschaften werden uralte Bräuche noch heute so gelebt wie vor Hunderten von Jahren.

44Vom Schnee und anderen FarbenIm Museum Kitzbühel wird mit Beginn der Wintersaison die größte perma-nente Alfons-Walde-Schau erö� net.

46Heiterer AuftaktDie Neujahrskonzerte des Tiroler Symphonieorchesters und des Tiroler Kammerorchesters Innstrumenti

49 Kommentare

50 Nachgefragt

STARKE MARKE HEITERER AUFTAKT

DIE STRAHLKRAFT DER SKISTARS

THEMA: INTERNATIONALISIERUNG

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DIE PEASCHTLN VON BREITENBACH

38

WIEDER LUST AM SCHNEE

32

Page 8: Die Zukunft des Tourismus ist international

8 SAISON

INTERNATIONAL

Der traditionell starke deutsche Markt ist ein sicherer Anker der heimischen Tourismuswirtschaft. Wachstum wird sich aber in den nächsten Jahren nur noch auf internationalen Märkten erzielen lassen, glauben viele Experten. Je internationaler eine Destination ausgerichtet ist, desto größer der wirtschaftliche Erfolg, meint ÖHV-Präsident Sepp Schellhorn. Internationalisierung macht außerdem unabhängig von der Konjunkturentwicklung eines einzelnen Landes, was wichtig werden könnte.

VON SONJA K AINZ

Wo die Musik in Zukunft spielt

E s vergeht aktuell bei-

nahe kein Tag ohne

Hiobsbotschaften

aus der hoch nervö-

sen Wirtschafts- und

Finanzwelt: Staats-

bankrott, Schuldenkrise, ein „volatiles“ Bör-

senumfeld, manisch-depressiv agierende

Aktienhändler. Das Damoklesschwert einer

drohenden Rezession hängt über Europa.

Vor diesem Hintergrund nimmt sich die

heimische Tourismusbranche derzeit wie

der sprichwörtliche Fels in der Brandung

aus, aber auch unter den Touristikern

macht sich Unruhe breit. Wie wird sich

die angespannte Wirtschaftslage auf das

Reiseverhalten auswirken? Was passiert,

wenn die Nachfrage aus den Hauptmärk-

ten, allen voran Deutschland, spürbar

nachlässt? Führende Tourismusfachleute

und Wirtschaftsexperten haben sich mit

diesem Thema auf dem diesjährigen Tou-

rismusgipfel auf der Hohen Mut Alm in

Obergurgl auseinandergesetzt. Verstärkt

auf Internationalisierung zu setzen, könnte

die richtige Antwort sein. Aber wie kann

das gelingen? Wo fi nden sich die Gäste von

morgen und was suchen sie?

Walter Sonnleitner, Wirtschaftsex-

perte und ehemaliger ORF-Wirtschafts-

redakteur sieht die Wachstumschancen

für den Tourismus in Europa kritisch. „In

Europa spielt die Musik jedenfalls nicht”,

sagt er. Während sich weite Teile Europas

in den kommenden Jahren vermutlich mit

einem bescheidenen Wirtschaftswachs-

tum oder gar einer Rezession abfi nden

werden müssen, sind die Aussichten in

den asiatischen Schwellenländern wie

beispielsweise Indien und China unge-

brochen positiv.

Gedämpfte Wachstumschancen. Die jüngsten Wachstumsprognosen

für den Herbst und Winter 2011 weisen

China mit einem Plus von neun Prozent

als absoluten Wirtschaftswunderknaben

aus, auch Indien muss sich mit über acht

Prozent keinesfalls verstecken. Magere

Zeiten dagegen in der Eurozone mit 0,4

Prozent. Für das erste Quartal 2012 geht

die OECD (Organisation für wirtschaftli-

che Zusammenarbeit und Entwicklung)

sogar von einer „milden Rezession“ aus.

Von diesen düsteren Aussichten bleibt

auch der private Konsum nicht verschont.

In Europa werden nicht nur die Staaten

sparen müssen, sondern auch die Kon-

sumenten, glaubt Sonnleitner. „In jeder

Krise liegt eine Chance“, meint wiederum

Sepp Schellhorn, Präsident der Öster-

reichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV).

Diese Chance sieht er in einer verstärk-

ten Internationalisierung des heimischen

Tourismus. „Wachstum spielt sich nur

noch auf den internationalen Märkten ab.“

Der für Österreich mit Abstand

wichtigste Herkunftsmarkt ist und bleibt

allerdings Deutschland. 2010 nächtigten

die Deutschen 48 Millionen Mal in Öster-

reich, was einem Anteil von 38,6 Prozent

aller Nächtigungen entsprach. In Tirol ist

der deutsche Markt noch dominanter als

aus gesamtösterreichischer Sicht: Mit 21,7

Millionen Nächtigungen hat er einen An-

teil von 50,6 Prozent. „Wenn der deutsche

Markt als unser Hauptmarkt mit immerhin

48 Millionen Nächtigungen schwächelt,

haben wir ein massives Problem. Wenn

die Nächtigungen dort um nur ein Prozent

zurückgehen, sind das gleich eine halbe

Million Übernachtungen weniger“, sagt

Schellhorn. Deshalb müsse der Kuchen

unter einem breiteren Fächer von Natio-

nen aufgeteilt werden.

Schellhorn sieht hier durchaus Nach-

holbedarf: Laut einer eigens für den Tou-

rismusgipfel auf der Hohen Mut erstellten

Sonderauswertung zur Destinationsstudie

lukriert der Durchschnitt der heimischen

Destinationen drei Viertel der Nächtigun-

gen mit Gästen aus drei Ländern. Eine

Auswertung nach den Herkunftsmärkten

habe allerdings gezeigt, dass es einen di-

rekten Zusammenhang zwischen einem

breiteren Gästemix und wirtschaftlichem

„Wenn der deutsche Markt als unser Hauptmarkt mit immerhin 48 Millionen Nächtigungen schwächelt, haben wir ein massives Problem.“SEPP SCHELLHORN, ÖHV-PRÄSIDENT

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1 Englisch — 2 Französisch — 3 Italienisch — 4 Japanisch — 5 Chinesisch — 6 Portugiesisch — 7 Griechisch — 8 Spanisch — 9 Suaheli — 10 Ungarisch — 11 Holländisch — 12 Polnisch — 13 Finnisch — 14 Serbokroatisch — 15 Norwegisch — 16 Slowakisch — 17 Türkisch — 18 Schwedisch — 19 Tschechisch — 20 Arabisch — 21 Russisch

SIND SIE FREMDSPRACHEN-FIT?

Page 10: Die Zukunft des Tourismus ist international

10

ÖSTERREICHS INTERNATIONALSTE DESTINATIONEN Die ÖHV hat „Österreichs internationalste Des-tinationen“ ermittelt. Während in durchschnitt-lichen Destinationen drei Viertel der Nächti-gungen von Gästen aus drei Ländern abhängen, verteilen sie sich in Zell am See/Kaprun auf sie-ben Märkte, im Gasteinertal, im Ötztal, im Paz-naun und am Arlberg auf je fünf. Auch bei den Nächtigungen liegen die Destinationen über dem Durchschnitt.

Erfolg gebe, sagt Schellhorn. Die Regionen

mit der stärksten internationalen Ausrich-

tung sind in dieser Analyse Zell am See und

Kaprun (sieben Herkunftsmärkte), gefolgt

vom Gasteinertal (fünf Herkunftsmärkte),

dem Ötztal (fünf Herkunftsmärkte), dem

Paznauntal (fünf Herkunftsmärkte), und

Arlberg (fünf Herkunftsmärkte). In Zell am

See seien 2010 72,7 Millionen Logis-Erlöse

erzielt worden, im Gasteinertal 72,9 Millio-

nen, im Ötztal 123,1 Millionen, im Paznaun

109 Millionen und die Destination Arlberg

kam sogar auf 158,7 Millionen. Damit

liegen diese fünf Regionen deutlich über

dem Durchschnitt, der bei 49 Millionen

liegt, rechnet der ÖHV-Präsident vor. Die

World Tourism Organisation der Vereinten

Nationen prognostiziert bei den internati-

onalen Ankünften bis 2030 eine jährliche

Steigerund von 2,5 Prozent, Österreich ist

in den vergangenen drei Jahren mit einem

Plus von zwei Prozent deutlich darunter

gelegen.

Chancen liegen im Osten. Gro-

ßes Potenzial sieht Schellhorn nach wie

vor im russischen und arabischen Raum,

aber auch den zentraleuropäischen

Ländern wie Tschechien, der Slowakei

und Polen, auch den Wachstumsmus-

terschülern Asiens, Indien und China,

räumt er große Bedeutung ein, wenn

auch mit gewissen Einschränkungen.

Mit Prognosen für die wirtschaftli-

che und die damit verbundene touristische

Entwicklung der europäischen Kernmärkte

ist Universitätsprofessor Mike Peters, Lek-

tor am MCI Innsbruck für Unternehmens-

führung in der Tourismus- und Freizeit-

wirtschaft, zurückhaltend. „Es ist schwierig,

eine Prognose für alle Länder abzugeben“,

erklärt er. Dass die Menschen bei den Aus-

gaben für den Urlaub eher sparen, halte

er allerdings für sehr wahrscheinlich. Aus

anderen Ländern wie Indien, China, Israel,

aber auch Osteuropa werden tendenziell

mehr Gäste kommen. Was an Nachfrage

aus den bisherigen Kernmärkten fehle,

könne durchaus durch Gäste aus ande-

ren Ländern ausgeglichen werden, meint

Peters – oder zumindest abgeschwächt,

sagt Schellhorn. „Durch verstärkte Interna-

tionalisierung können Rückgänge auf den

Kernmärkten nur abgefedert werden, da

müssen wir realistisch sein.“

Kernmärkte nicht vergessen. „Internationalisierung ist und war für den

Tiroler Tourismus wichtig“, sagt auch Jo-

sef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol

Werbung. Sie verteile das Marktrisiko auf

viele Länder, was von der Konjunkturent-

wicklung eines einzigen Landes unab-

hängiger mache. Abgesehen vom städ-

tetouristischen Aufkommen verfüge Tirol

bereits jetzt über ein sehr internationales

Gästeaufkommen. Im Österreichvergleich

sei Tirol entweder schon Marktführer in

vielen neuen Märkten oder zumindest

nach den Städten Wien und Salzburg an

zweiter Stelle, führt der Chef der Tirol Wer-

bung aus. Tatsache sei aber auch, dass sich

80 Prozent des heimischen Gästepools

aus Deutschen, Österreichern, Schwei-

zern, Touristen aus den Beneluxländern

und Großbritannien zusammensetzen.

„Internationalisierung ja, aber dabei auf

keinen Fall die Kernmärkte vergessen“,

lautet deshalb für Margreiter die Devise.

„80 Prozent unseres Geschäfts machen

wir in den DACH-, Benelux-Ländern und

Großbritannien, entsprechend groß muss

auch unsere Anstrengung bleiben, unser

Geschäft in diesen Märkten zu halten“. Die

Wachstumschancen in den restlichen 20

Prozent zu nutzen, sei quasi das parallel

laufende Programm.

Die Notwendigkeit ist auch für

Margreiter unumstritten. Das Wirt-

schaftswachstum in den angestammten

Märkten werde voraussichtlich sehr viel

geringer sein als beispielsweise in den

zentraleuropäischen Ländern, allen voran

Polen und Tschechien. In Polen wachse

der Mittelstand derzeit, während er in

den bisherigen Kernmärkten sukzessive

wegbreche.

Wenn Margreiter an verstärkte

Internationalisierung denkt, fallen ihm

vor allem die osteuropäischen Staaten

Polen, Tschechien, Rumänien und auch

Russland ein. „Innerhalb Europas und

am Rande Europas ist sicher noch viel

an Markt erschließung möglich“. Bei den

Ankünften von polnischen Gästen war

beispielsweise im Tourismusjahr 2010/11

ein Plus von 7,2 Prozent auf rund 622.000

Übernachtungen zu verzeichnen, auch

die Ankünfte aus Tschechien (+0,3 %

auf 585.00) und Rumänien (+4,3 % auf

234.000) stiegen. Die Hoff nung ruht

auch deshalb auf diesen Märkten, weil sie

uns sowohl geografi sch als auch kulturell

sehr nahe sind. „Die Menschen sind dort

sehr österreich- und wintersportaffi n“, so

Schellhorn. Josef Margreiter sieht einen

weiteren Vorteil darin, dass sie Österreich

beziehungsweise Tirol bequem innerhalb

„Internatio-nalisierung ja, aber dabei auf keinen Fall die Kernmärkte vergessen.“JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

1 Mio.0

2,5 Mio.

3,4 Mio.

2,4 Mio.

2,6 Mio.

2,0 Mio.

Ø 1,4 Mio.

Zell am See/Kaprun

Gasteinertal

Ötztal

Paznaun

Arlberg (Tirol & Vbg.)

2 Mio. 3 Mio.

Nächtigungen in allen Beherbergungsbetrieben

50 Mio.0

72,9

123,1

109

158,7

72,7

Ø 49 Mio.

Zell am See/Kaprun

Gasteinertal

Ötztal

Paznaun

Arlberg (Tirol & Vbg.)

100 Mio. 150 Mio.

Logis-Erlöse in Mio. Euro

© ÖHV 2011

© ÖHV 2011

Page 11: Die Zukunft des Tourismus ist international

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eines Tages mit dem eigenen Pkw errei-

chen können. Angesichts der steigenden

Mobilitätskosten ein klarer Pluspunkt.

„Wenn wir uns weiter so anstrengen, kön-

nen wir hier in den kommenden Jahren

mit Sicherheit ein Wachstum von zwei bis

drei Prozent erzielen“, glaubt Margreiter.

Direkte Konkurrenten. China und

Indien mit ihren rasant wachsenden Volks-

wirtschaften, der hohen Bevölkerungs-

dichte und einer immer breiter werdenden

Mittelschicht zählen für Tourismusexper-

ten zu den Zukunftsmärkten schlechthin.

Allein in Indien leben 1,2 Milliarden Men-

schen, laut Einschätzung der ÖHV können

sich derzeit etwa 30 Millionen einen Urlaub

im Ausland leisten, in den kommenden

Jahrzehnten könnte dieser Anteil auf bis

zu 50 Millionen steigen. „Auch auf diesen

Märkten müssen wir Marktanteile gewin-

nen“, sagt Schellhorn.

Was Gäste aus China und Indien an-

geht, steht Österreich natürlich in einer in-

tensiven Konkurrenzsituation mit großen

europäischen Metropolen wie Paris, Rom,

Berlin und London. Und beim Buhlen um

Gäste, die das Erlebnis Alpen suchen,

hat es Österreich mit seinen Nachbarn

Schweiz, Deutschland und Südtirol zu tun.

„Die Konkurrenten sitzen auf denselben

Liftsesseln“, stellt auch Sonnleitner fest.

Vor allem die Schweiz konnte auf diesen

aufstrebenden Märkten zumindest vorläu-

fig einen Sieg nach Punkten verbuchen.

„Die Schweiz hat das sehr gut gemacht“,

sagt auch Schellhorn. Dort werde aller-

dings auch pro Nächtigung fünfmal so viel

in die Werbung investiert wie hierzulande.

Das müsse aufgeholt werden. Schellhorn

sieht hier vor allem die Politik gefordert,

indem sie die nötigen finanziellen Mittel

bereitstellt. Wie aber kann es gelingen,

sich gegen die internationale Konkurrenz

abzuheben und auf Österreich und Tirol

mit all seinen Schönheiten und Vorzügen

aufmerksam zu machen?

Weg vom „Alpenkitsch“. „Zuerst

kommt das Produkt und dann kommt der

Verkauf. Ein gutes Produkt setzt sich durch“,

meint Rupert Simoner, General Manager

des Kempinski Grand Hotel des Bains in

St. Moritz sowie Regional Vice President

der internationalen Luxushotelkette. Am

Anfang stehe die Frage: „Wer bin ich und

wofür stehe ich“. Er glaubt, dass viele

Tourismusregionen in den kommenden

Jahren durch diesen Prozess werden ge-

Page 12: Die Zukunft des Tourismus ist international

12

82 Skigebiete 1.050 Liftanlagen 3.596 Pistenkilometer

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hen müssen. Die Schweizer Weisse Arena

Gruppe in Laax ist ein Beispiel, wie dieser

Prozess gelingen kann. „Wir haben viel in

den Freestyle-Bereich investiert und uns

damit profi liert“, erklärt Reto Gurtner, CEO

der Weisse Arena Gruppe. Er gilt als einer

der Vordenker der Branche. Er sieht die

Alpenregionen international betrachtet in

einer hervorragenden Position, um sich

zu behaupten. „Wir müssen allerdings viel

radikaler werden“, meint er und zwar ganz

im Sinne des lateinischen Wortursprungs

radix (Wurzel), also zurück zum Ursprung.

„Alpenkitsch“ und „Pseudorustikalismus“

seien jedenfalls nicht die Antwort. „Wir

wollen schließlich nicht die Asche weiter-

tragen, sondern das Feuer“, sagt Gurtner.

Natur, Bewegung in der Natur genauso

wie zeitgenössische moderne Architektur

seien die Schlagworte, auf die der Alpen-

tourismus setzen sollte. Auch Skifahren

habe nach wie vor „enormes Poten-

zial“. Das Erlebnis des Gleitens auf dem

Schnee fasziniere, allerdings müsse sich

die Struktur ändern. Skifahren sei viel zu

kompliziert. Es brauche einen einfacheren

Zugang. „Die Welt will keine schwarzen

Pisten und Geschwindigkeitsrekorde“,

glaubt Gurtner. Internationale Gäste, die

nicht mit dem Skilauf aufgewachsen sind,

wollen Skifahren einfach und schnell ler-

nen und nicht mit 80 km/h oder mehr die

schwarze Piste hinunterjagen.

„Man denke nur an die Einkind-

Politik in China. Die setzen ihr einziges

Kind doch nicht solchen Gefahren aus“.

Diese Gäste kommen, um die Bergwelt

und das Schneeerlebnis zu genießen,

auf sicheren und nicht zu steilen Pisten.

Wer Internationalisierung wolle, brauche

den einfachen Zugang, im Sinne eines

One-Stop-Shops. „Beispiel Apple: Mein

Anspruch war es, der iPod der Skigebiete

zu werden, und das haben wir konse-

quent durchgezogen“, sagt Gurtner.

Die Herausforderungen. Also wer-

den künftig Inder, Chinesen oder Gäste

aus dem arabischen Raum bald Europas

Skipisten bevölkern? Wohl kaum. „China,

Indien und auch die arabischen Länder

sind eindeutig Sommermärkte“, erklärt

Holger Gassler, Leitung Marketing und

Verkauf Märkte 3 bei der Tirol Werbung.

Eine weitere Herausforderung für die Zu-

kunft: Österreich, und damit auch Tirol, ist

oft nur eine Station auf einer mehrwöchi-

gen Europa reise.

Diese Gästeschicht verbringt in der

Regel nicht mehrere Wochen an einem

Ort, sondern sucht sich gezielt einige

Hotspots aus. Shopping und Sightseeing

stehen hier ganz oben auf der Liste – mit

international starken Marken wie Swarov-

ski oder Riedel kann Tirol hier schon jetzt

punkten. Auch mit der Präsenz von male-

rischen Tiroler Naturlandschaften in den

bekannten indischen Bollywood-Filmen

hat Tirol sich schon jetzt einen Namen auf

diesen Märkten gemacht. „Tirol ist hier be-

reits Aushängeschild für Österreich“, sagt

Schellhorn.

Sich dort zu positionieren, ist am

Anfang vor allem kostenintensiv, ohne

dass sich die Anstrengungen unmittel-

bar und eklatant in Nächtigungszahlen

niederschlagen. Die Tirol Werbung setzt

derzeit vor allem auf Marketingkooperati-

onen wie „Heart of the Alps“, bei der man

sich mit Partnern zusammenschließt. Mit

Erfolg: Bei den indischen Gästen ist Tirol

nach Wien mittlerweile das meistbesuch-

te österreichische Bundesland. Vor allem

auf den Fernmärkten braucht es also ei-

nen etwas längeren Atem – der kann sich

aber lohnen. ×

„Mein Anspruch war es, der iPod der Skigebiete zu werden, und das haben wir konsequent durchgezogen.“RETO GURTNER, CEO DER WEISSE ARENA GRUPPE (SCHWEIZ)

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Page 13: Die Zukunft des Tourismus ist international

13 SAISON

INTERNATIONAL

HERKUNFTSLAND

ÜBERNACH-TUNGEN

TJ 2010/11

VERÄND. ZUM VOR-JAHR IN %

ANTEIL ABSOLUT

IN %

Deutschland 21.707.711 -1,9% 50,6%

Niederlande 4.781.898 -1,2% 11,1%

Österreich 3.724.841 0,1% 8,7%

Schweiz & Liechtenstein 2.380.416 13,0% 5,6%

Vereinigtes Königreich 1.558.058 -4,9% 3,6%

Belgien 1.509.705 -1,0% 3,5%

Italien 1.054.241 -4,0% 2,5%

Frankreich (inkl. Monaco) 952.155 -0,1% 2,2%

Polen 622.253 7,3% 1,5%

Russland 585.441 23,0% 1,4%

Tschechische Republik 585.280 0,3% 1,4%

Dänemark 570.594 -6,8% 1,3%

Schweden 257.275 -3,2% 0,6%

Rumänien 234.107 4,3% 0,5%

USA 211.926 -16,7% 0,5%

Luxemburg 186.431 4,3% 0,4%

Ungarn 159.149 5,5% 0,4%

Spanien 142.761 -2,1% 0,3%

Irland 131.308 -15,3% 0,3%

Israel 130.489 15,6% 0,3%

Sonstige Märkte 1.401.145 9,2% 3,3%

TIROL GESAMT 42.887.184 -0,3 100,0%

HERKUNFTSLAND TJ 2005/06 TJ 2010/11VERÄND.

IN %

Deutschland 22.286.997 21.707.711 -2,6%

Niederlande 4.686.313 4.781.898 2,0%

Österreich 3.499.363 3.724.841 6,4%

Schweiz & Liechtenstein 1.967.613 2.380.416 21,0%

Vereinigtes Königreich 1.885.345 1.558.058 -17,4%

Belgien 1.477.265 1.509.705 2,2%

Italien 1.020.060 1.054.241 3,4%

Frankreich (inkl. Monaco) 947.112 952.155 0,5%

Polen 339.549 622.253 83,3%

Russland 272.916 585.441 114,5%

Tschechische Republik 362.675 585.280 61,4%

Dänemark 542.994 570.594 5,1%

Schweden 247.242 257.275 4,1%

Rumänien 58.469 234.107 300,4%

USA 285.876 211.926 -25,9%

Luxemburg 163.066 186.431 14,3%

Ungarn 130.712 159.149 21,8%

Spanien 120.673 142.761 18,3%

Irland (Republik) 161.678 131.308 -18,8%

Israel 77.943 130.489 67,4%

Sonstige Märkte 1.128.722 1.401.145 24,1%

TIROL GESAMT 41.662.583 42.887.184 2,9%

QUELLE: AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG, RAUMORDNUNG - STATISTIK, AUFBEREITET DURCH DIE TIROL WERBUNG

TOURISMUSJAHR 2010/11ÜBERNACHTUNGEN NACH HERKUNFTSLÄNDERN

ÜBERNACHTUNGEN DER TOP-20 HERKUNFTSMÄRKTE IM TIROL-VERGLEICH DER TOURISMUSJAHRE 2005/06 UND 2010/11

11%Niederlande

6%Schweiz &Liechtenstein

4%VereinigtesKönigreich

4%Belgien

2%Italien

2%Frankreich& Monaco

1%Polen

1%Russland

9%SonstigeMärkte

9%Österreich

51%Deutschland

VERÄND. 2005/06 ZU 2010/11 IN %

-3% 2% 6%

21%

-17%

2%

3% 1%

83%

115%

300%

61%

5% 4%

-26%

14%22% 18%

-19%

67%

TJ 2010/11

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Isra

el

Page 14: Die Zukunft des Tourismus ist international

14 SAISON

INTERNATIONAL

D ie USA gehören nicht zu

den exotischen Skiländern.

Skifahren hat hier Traditi-

on, das US-Skiteam feiert seit Jahren gro-

ße Erfolge. Wer aber eine Erkundungsreise

durch neue Wintersportkulturen antritt,

der kann diese Reise bald mitten in der

bekanntesten Stadt der Welt beginnen –

in New York. Denn in unmittelbarer Nähe

zu New York – in New Jersey – wird die

größte Skihalle Nordamerikas gebaut. Und

sie entsteht nicht irgendwo, sondern ist

eine der Attraktionen des weltgrößten

Einkaufszentrums mit dem klingenden

Namen „American Dream Meadowlands“.

Ab 2013 sollen hier mehr als 50 Millionen

Touristen den amerikanischen Traum

zelebrieren: Nichts ist unmöglich – auch

nicht, das ganze Jahr über Ski zu fahren.

Eingebettet ist diese Skihalle in eine Ein-

kaufslandschaft, die vom Riesenrad bis

zum eigenen Theater alles unter einem

Dach vereint. Dass man sich für dieses

Megaprojekt ausgerechnet eine Skihalle

als Attraktion gewählt hat und keine Ach-

terbahn, keinen Mountainbike-Parcours

oder ähnliches ist ein Zeichen: Skifahren

hat einen ganz besonderen Reiz.

Freizeit scha� en. Von Westen nach

Osten. Krasnojarsk ist die drittgrößte Stadt

Sibiriens. Bergbau, Chemiewerke und das

zweitgrößte Aluminiumwerk der Welt prä-

gen diese Millionenstadt. Und seit Kurzem

gibt es hier ein Skigebiet mit Bezug zu Tirol,

denn die Beschneiungsanlage für das Ski-

gebiet kommt aus Südtirol. „In Krasnojarsk

erwartet man sich keinen Skitourismus“,

erklärt Martin Eppacher, Geschäftsführer

der TechnoAlpin Austria. „Dieses Skigebiet

wurde ausschließlich für die eine Million

Bewohner der Stadt erscha� en, um für

die Einheimischen eine Freizeitattraktion

zu errichten.“ Ähnliches – so Eppacher

– sieht man derzeit nicht nur in Sibirien.

Auch in anderen osteuropäischen Staaten,

aber auch im Iran, in Indien oder China

entstehen neue Skigebiete.

Ski-Exoten starten durchWintersport gehört in Tirol zum Alltag und ist selbstverständlich. Weltweit hat der Skisport aber noch enormes Entwicklungspotenzial. Dass Skifahren auch in exotischen Ländern sexy ist, beweisen neue Skigebiete an ungewöhnlichen Orten.

VON ERNS T SPRENG

Page 15: Die Zukunft des Tourismus ist international

15

„Wir erkennen im Bereich der Schneesportlehrer eine starke Internationalisierung des Wintersports.“PETER MALL, GENERALSEKRETÄR INTERSKI INTERNATIONAL

Futuristisch. 2013 erö� net in New Jersey unweit von New York das weltgrößte Einkaufszentrum seine Pforten. Teil von „American Dream Meadowlands“ ist auch die größte Skihalle Nordamerikas.

Exportschlager. Betrachtet man die

Entwicklung der Wintersportkultur im 20.

Jahrhundert, so hatte Tirol immer schon

eine Pionierstellung und brachte die Fas-

zination Winter in alle Welt. Das begann in

den 1920ern mit Hannes Schneider, der

am Arlberg die erste Skischule der Welt

gründete und den Gästen des Arlbergs

in einfachen, leicht nachvollziehbaren

Schritten den Stemmbogen vermittelte.

Schneider reiste durch die ganze Welt und

fungierte als Botschafter des Skisports –

nicht zuletzt auch als Schauspieler, wie

beispielsweise in dem bekannten Film

„Der weiße Rausch“. Viele Tiroler folgten

seinem Beispiel und waren wesentlich

daran beteiligt, dass Skigebiete in vielen

Teilen der Welt entstanden. Der Skilehrer

war der erste große Exportschlager des

Tiroler Wintersports – und ist es heute

noch. Dazugekommen ist, dass Tiroler

Unternehmen ihr Know-how inzwischen

weltweit exportieren – sei es beim Bau von

Bergbahnen, in der Pistenpräparierung,

in der Beschneiung oder im Erscha� en

touristischer Infrastruktur rund um neue

Skigebiete.

Exoten auf Skiern. Wenn derzeit in

China, dem Iran oder in Aserbaidschan an

großen Skigebieten gearbeitet wird, kön-

nen Tiroler Firmen von der Internationali-

sierung des Wintersports profi tieren. Was

bleibt, ist die Frage, ob diese neuen Märkte

dem heimischen Tourismus ebenfalls ein

Nutzen sein können.

Beweisen kann das heute noch

niemand. Man weiß nicht, ob der Tiroler

Wintergast der Zukunft aus Indien, China

So interessant diese neue Entwick-

lung für die Internationalität des Skisports

ist, es gibt auch andere Tendenzen. Bei al-

ler Euphorie der Wintersport-Industrie an-

gesichts neuer Skinationen und die damit

verbundenen zusätzlichen Skifahrer darf

man nicht vergessen, dass es Länder gibt,

in denen der Skisport an Bedeutung ver-

loren hat. Bestes Beispiel dafür ist Japan,

wo durch die wirtschaftliche Situation der

Menschen seit Beginn dieses Jahrhunderts

Skigebiete geschlossen wurden, weil sie

nicht mehr wirtschaftlich rentabel waren.

Aber die positiven Meldungen überwie-

gen. Es ist eindeutig erkennbar, dass sich

der Skisport in den vergangenen Jahren

in Ländern entwickelt hat, die bisher nicht

auf dem Radar der Wintersportindustrie

vorhanden waren.

Page 16: Die Zukunft des Tourismus ist international

16

Skifahren neu entdeckenTechnoAlpin betreut Skigebiete in über 40 Län-dern der Erde. Darunter sind exotische Destinati-onen wie Aserbaidschan, Mongolei, Iran, China, Australien, Chile, Argentinien. Martin Eppacher, Geschäftsführer des Tiroler Herstellers von Be-schneiungsanlagen, im Interview

SAISON: Herr Eppacher, wo entstehen derzeit weltweit neue Skigebiete? Wo sind die Zukunftsmärkte? MAR-

TIN EPPACHER: Neue Skigebiete entstehen derzeit vor

allem im asiatischen Raum, in Osteuropa und Russland.

In einigen Ländern werden derzeit komplette Tourismusgebiete

geplant und gebaut. Das Skigebiet ist hier lediglich ein Teil des

Ganzen. Die realisierten Freizeitangebote sind meist vielfältiger.

Geplant wird dabei für Sommer- und Wintertourismus.

Warum entdecken Länder wie Aserbaidschan, China oder ande-re Exoten das Skifahren für sich? Dafür gibt es aus meiner Sicht

zwei Gründe. Zum einen ist der Wintertourismus ein Wirtschafts-

zweig, der in einigen Ländern nun neu aufgebaut wird, um für die

Zukunft eine weitere Einnahmequelle und weitere Arbeitsplätze

zu sichern. Zum anderen wird das Skifahren aber auch als Frei-

zeitangebot für die Bevölkerung gesehen. Ein Beispiel dafür ist

etwa die Industriestadt Krasnojarsk in Sibirien, in der rund eine

Million Menschen leben. Hier wurde das Skigebiet rein für die

örtliche Bevölkerung errichtet – um Tourismus geht es hier nicht.

Glauben Sie, dass Menschen, die in diesen Exotenländern das Skifahren im eigenen Land erlernen, auch einmal Urlaubsgäste für Tirol werden? Da bin ich mir sogar sicher. Als erste Entwick-

lung in diese Richtung dürfen die russischen Gäste betrachtet

werden, die vermehrt nach Österreich kommen. Wenn der Ski-

sport in einem Land populär gemacht wird, gilt es oft als schick,

den Sport auch im Ausland auszuüben. Davon können sicher

auch die Skigebiete in Tirol profi tieren.“

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Wenn der Skisport in einem Land populär ge-macht wird, gilt es oft als schick, den Sport auch im Ausland auszuüben. Davon können sicher auch die Ski-gebiete in Tirol profi tieren.“MARTIN EPPACHER, GESCHÄFTSFÜHRER TECHNOALPIN

Niedrig gelegen. Die neun Lifte des Hyundai Sung Woo Resorts in Südkorea befi nden sich zwischen 573 und 896 Metern Seehöhe.

Nahe der Metropole. Das Jisan Forest Resort ist eines von sieben Skigebieten rund um Seoul (Südkorea).

Zentralasien. Auch in Kirgisistan wird Ski gefahren.

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Page 17: Die Zukunft des Tourismus ist international

17

oder Korea kommt. Derzeit sprechen

die Zahlen nicht dafür. 2010 belegte

China beispielsweise im Tiroler Ranking

der Herkunftsmärkte Platz 27. Über 50

Prozent der rund 60.000 chinesischen

Touristen vergnügten sich dabei von Juli

bis Oktober in Tirol. Ob aus dem chine-

sischen Sommertouristen, der durch die

Innsbrucker Altstadt bummelt, in Zukunft

der Pistenfreak wird, das wird die Zukunft

weisen.

Dennoch zeigt der Blick in die nä-

here Vergangenheit, dass das Angebot

die Nachfrage erzeugt. Bestes Beispiel

sind touristische Märkte wie Polen oder

Russland. Hier entstanden im eigenen

Land in den vergangenen 20 Jahren

moderne Skigebiete. Skifahren wurde

in diesen Ländern zur anerkannten und

beliebten Freizeitgestaltung, der Wunsch

nach Skierlebnissen anderswo wurde

größer. Zuerst kamen die reichen Russen,

für die es ein Statussymbol war, sich den

Skiurlaub leisten zu können. Heute ist

bereits die gut verdienende Mittelschicht

aus Osteuropa da und der russisch spre-

chende Nachbar am 6er-Sessellift gehört

zum Alltag in Tirol. Betrachtet man Ost-

europa, sprechen die Zahlen eine eindeu-

tige Sprache: Die tschechische Republik,

Polen, Russland und Rumänien zählen

bereits zu den Top-15-Herkunftsmärkten

für Tirol. Entwickeln sich andere Exoten

gleich, so ergibt das für die Zukunft ein

großes Potenzial an neuen Gästen für die

heimische Tourismuswirtschaft.

Entwicklungsarbeit. Tirols Tou-

ristiker beobachten die internationalen

Entwicklungen sehr genau und versu-

chen international neue Märkte für sich

zu gewinnen und bestehende Fernmärkte

weiter voranzutreiben. Vor kurzem orga-

nisierten Tirol Werbung und Tiroler Spar-

kasse eine Studienreise in die Türkei und

informierten sich über jene drei Skigebiete

Down Under. Die Wintersaion geht in den Snowy Mountains Australiens von Juni bis Oktober.

Pistenbesichtigung. Skigebiet im chinesischen Xiling

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EC

HN

OA

LPIN

bei Istanbul, die derzeit in der Türkei einen

Skiboom hervorrufen. „Die Themen Kultur

sowie Sightseeing und Skilauf waren die

Hauptthemen bei diesem Austausch mit

türkischen Reiseveranstaltern“, erklärt

Holger Gassler von der Tirol Werbung,

der die Studienreise in die Türkei orga-

nisierte. „Auf Fernmärkten ist derzeit der

Sommer- bzw. Kulturtourismus wichtiger,

ob der Winter eine starke Ho� nung für die

Zukunft ist, wird sich weisen.“

Fern ist nah. Ein Tiroler, der derzeit

hautnah erlebt, was Wintersport internati-

onal bedeutet, ist Peter Mall. Der St. Antoner

ist seit September dieses Jahres neuer Ge-

neralsekretär von INTERSKI International,

dem Weltverband der Schneesportlehrer

mit 40 Mitgliedsstaaten weltweit. Eine

seiner ersten Aufgaben war die Reise ins

argentinische Ushuaia, wo 2015 der nächs-

te Weltkongress des Verbandes stattfi ndet.

Am südlichsten Punkt Argentiniens tum-

meln sich nicht nur Urlauber, die von hier

aus mit dem Schi� zum Südpol aufbrechen,

sondern auch Skifahrer in einem kleinen,

aber feinen Skigebiet. „Mit dem INTERSKI-

Kongress wirbt Argentinien ganz intensiv

auf dem brasilianischen Markt und will Ski-

fahren in Südamerika populär machen. Und

das scheint bisher sehr gut zu funktionie-

ren“, erzählt Mall von seiner Reise. Vielleicht

wird also in nicht allzu ferner Zukunft ein

Tiroler Skilehrer im fernen Argentinien sei-

nem brasilianischen Skischüler von Tiroler

Bergen erzählen. Und dabei so lange von

der Faszination der Alpen schwärmen, dass

auf dem Tiroler 6er-Sessellift neben dem

russischen Stammgast auch die Familie aus

Rio de Janeiro Platz nimmt.

„Der Bedarf an Skilehrern in Ländern

wie China, Argentinien oder Indien ist ein

klares Indiz, dass die Internationalisierung

des Wintersports längst begonnen hat“,

erklärt Peter Mall. Kurzum: Die Ski-Exoten

starten durch. ×

Page 18: Die Zukunft des Tourismus ist international

18 SAISON

INTERNATIONAL

365 Tage Ferien?Was den Landwirten der Bauernkalender, das ist den Touristikern der internationale Ferienkalender. Versuche, die Urlaubszeiten international aufeinander abzustimmen, um Peaks und Flauten zu vermeiden, gab und gibt es viele. Allein die Umsetzung dieser Pläne lässt auf sich warten. Spannend sind für die Branche aber auch neue Märkte mit ganz anderen Ferienzeiten.

VON S TEFFEN AROR A

J edes Jahr dasselbe Spiel:

Pünktlich zum Ferienbeginn in

den großen deutschen Bun-

desländern geht auf den Autobahnen gar

nichts mehr. Und so manches Hotel in den

Urlaubsregionen kann sich vor Gästen kaum

mehr retten. Wenige Wochen später klagen

die Hoteliers über leere Betten und die Ski-

regionen locken mit Schnäppchenpreisen

auf die Pisten. Daher fordern die heimischen

und internationalen Touristiker schon lange

eine Koordination der Ferienzeiten, zumin-

dest auf europäischer Ebene.

Allen voran die Österreichische Ho-

teliervereinigung (ÖHV), die zuletzt beim

Europäischen Tourismustag 2010 dem

zuständigen EU-Kommissar für Industrie

und Unternehmen sowie Vize-Präsidenten

der EU-Kommission, Antonio Tajani, ein

Positionspapier überreichte, in dem sie

diese Forderung nach Koordinierung der

Ferienzeiten bekräftigt. „Weil die Ferien-

daten anderer Länder eine große Rolle

für den heimischen Tourismus spielen“,

wie ÖHV-Sprecher Martin Stanits erklärt,

„insbesondere, weil die Konzentration auf

einige wenige Tage im Jahr verkehrsöko-

nomisch absoluter Irrsinn ist. Die Straßen

sind ganz einfach nicht auf derartige Kapa-

zitäten ausgelegt.“ Ähnliches gelte für die

Skigebiete und Beherbergungsbetriebe,

so Stanits: „Die Hotels brauchen die Infra-

struktur, aber auch die Mitarbeiter für den

absoluten Gäste-Peak. Dasselbe gilt auch

für die Gemeinden, die die Infrastruktur,

von den Liften bis hin zur Kanalisation, auf

das Maximum ausrichten müssen. Von

einer besseren Verteilung würden Gäste,

Gemeinden und Tourismusbetriebe pro-

fi tieren.“ EU-Kommissar Tajani nahm das

Positionspapier entgegen und, so Stanits,

die Verhandlungen unter Federführung

des Wirtschaftsministeriums „machen hier

gute Fortschritte“. Von konkreten Ergebnis-

sen kann und will man aber auch bei der

ÖHV noch nicht sprechen.

Den Wunsch nach besserer Ver-

teilung der Ferienzeiten kann man im

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Page 19: Die Zukunft des Tourismus ist international

19

Unterrichtsministerium (BMUKK) zwar

nachvollziehen. Allerdings überwiegt die

Skepsis, ob dies praktisch umsetzbar ist.

Die ÖHV-Forderung nach internationa-

ler Koordinierung kostet den im BMUKK

zuständigen Hermann Holubetz nur ein

Seufzen: „Es gibt keine Abstimmung,

noch nicht einmal die österreichischen

Bundesländer stimmen sich ab.“ Wie

dies international funktionieren sollte,

ist ihm daher ein Rätsel: „Stellen Sie sich

vor, das kleine Österreich fragt das große

Deutschland, ob es die Sommerferien

verlegen könnte – eben!“ Zwar habe er

von Bestrebungen zur Ferienkoordination

auf EU-Ebene gehört, konkrete Ergebnisse

oder Maßnahmen seien aber noch nicht

bis ins Unterrichtsministerium durchge-

drungen. Seitens der ÖHV setzt man in

Sachen Verhandlungen aber eher auf die

Wirtschafts- als auf die Bildungspolitik.

Schließlich hängt eine Milliardenindustrie

davon ab.

Russische Weihnacht. Wie sich

unkonventionelle Ferienzeiten abseits

der üblichen Urlaubsdaten wirtschaftlich

positiv auswirken können, zeigt das Bei-

spiel der russischen Weihnachtsferien.

Die orthodoxen Christen feiern ihr Fest

erst am 7. Jänner, also genau zu jener Zeit,

die bis vor wenigen Jahren noch als das

berüchtigte „Jännerloch“ fi rmierte. Heute

verzeichnen Winterhochburgen wie Söl-

den im Ötztal während dieser einstigen

Brache dank russischen Gästeansturms

die umsatzstärksten Tage des gesamten

Jahres. Bei der Österreich Werbung (ÖW)

hat man dieses Potenzial längst erkannt

und bewirbt den russischen Markt ge-

zielt auf das orthodoxe Weihnachtsfest

hin, wie ÖW-Sprecherin Ulrike Rauch-

Keschmann bestätigt. Dadurch wird die

vorhandene touristische Infrastruktur

ideal ausgenutzt, Leerstand wird ver-

mieden und die Skiorte verlängern die

Hochsaison um bis zu zwei Wochen in

den Jänner hinein. Zwar kommen drei

Viertel der Touristen noch immer aus

den Hauptmärkten Deutschland, Öster-

reich und Niederlande, doch der Anteil

neuer Herkunftsmärkte wächst stetig

– und genau in der besseren Verteilung

des Gästeaufkommens liegt der große

Mehrwert.

Doch wo sonst, außer in Russ-

land, tun sich derlei Ho§ nungsmärkte

auf? „Wir beobachten die Märkte, um ihr

Potenzial für den heimischen Tourismus

auszuloten“, erklärt Rauch-Keschmann.

Denn in der Internationalisierung der

Herkunftsmärkte liege auch die Chance,

die althergebrachte Zwei-Saisonalität –

sprich klassische Aufteilung in Winter- und

Sommersaison – zu durchbrechen. Nicht

unbedingt auf Schulferien bezogen, aber

hinsichtlich religiöser Gepfl ogenheiten,

wird dies aktuell bei Gästen aus dem

arabischen Raum versucht. „Diese Gäste

reisen gern im großen Familienverband

und der Ramadan, der nun immer früher

im Sommer stattfi ndet, ist ein wichtiges

Bezugsdatum für die Reiseplanung“, so

Rauch-Keschmann. Dieser terminliche

Umstand wird beim Zeitplan für die Mar-

ketingaktivitäten in diesem Herkunfts-

markt seitens der ÖW berücksichtigt.

Saisonale Grenzen. Die Möglichkei-

ten der Koordinierung von Ferienzeiten

sind sicherlich saisonal begrenzt. So kann

kaum ein Wintertourist im September

gelockt werden und kein Sommergast

wird sich im April zum Seenurlaub ver-

leiten lassen. Dennoch bietet die inter-

nationale Koordinierung, vor allem auf

europäischer Ebene, noch Möglichkeiten

zur eª zienteren Nutzung vorhandener

Strukturen. Zudem birgt das gezielt auf

die jeweiligen Ferienzeiten abgestimmte

Marketing in neuen Herkunftsmärkten die

Chance, bislang unattraktive Urlaubszei-

ten mit neuen Gästen zu beleben. Das

indische Diwalifest (Pendant zu unseren

Weihnachten) oder das chinesische Neu-

jahr wären solche Beispiele neuer Ferien-

zeiten. Tirols besucherstärkste Touristen-

attraktion, die Swarovksi Kristallwelten,

hat diese Internationalisierung bereits

für sich nutzbar gemacht. Dort wird der

Juni von indischen Gästen dominiert und

insgesamt machen chinesische Urlauber

mittlerweile die umsatzstärkste Gäste-

gruppe aus. ×

FERIENKALENDER 2012Wer hat wann frei? Eine Auswahl wichtiger Ferien-termine im kommenden Jahr. Die vollständigen Listen können unter www.austriatourism.com in der Rubrik „Ferienkalender“ abgerufen werden.

Winterferien 2012 Russland

01.01.–09.01.2012 Nationale Winterferien in ganz Russland

Krokusferien 2012 Niederlande (Lt. Empfehlung des Ministeriums, die Schulen können jedoch selbstständig über die Ferien entscheiden.)

18.02.–26.02.2012 Region Mitte

18.02.–26.02.2012 Region Süd

25.02.–04.03.2012 Region Nord

Sommerferien 2012 Deutschland

20.06.–03.08.2012 Berlin

21.06.–01.08.2012 Hamburg

21.06.–03.08.2012 Brandenburg

23.06.–04.08.2012 Mecklenburg-Vorpommern

25.06.–04.08.2012 Schleswig-Holstein

02.07.–10.08.2012 Hessen, Rheinland-Pfalz

02.07.–14.08.2012 Saarland

09.07.–21.08.2012 Nordrhein-Westfalen

23.07.–05.09.2012 Sachsen-Anhalt

23.07.–31.08.2012 Thüringen, Bremen, Niedersachsen, Sachsen

26.07.–08.09.2012 Baden-Württemberg

01.08.–12.09.2012 Bayern

Herbstferien China 2012

30.09.–07.10.2012 alle Regionen Chinas

Page 20: Die Zukunft des Tourismus ist international

20 sAison

INTERNATIONAL

Internationales TirolDie touristischen Nahmärkte verlieren an Gewicht, die Tourismuswirtschaft richtet ihren Blick in die Ferne. Wie viel Internationalität braucht Tirol und welche Herausforderungen kommen auf uns zu?

VON S YLVIA A INE T TER

I m tiroler tourismus geht ohne

die deutschen gäste gar nichts.

50,6 Prozent der nächtigungen

im Jahr 2010 gehen auf das Konto un-

serer nördlichen nachbarn. An zweiter

stelle kommen mit 11,1 Prozent die nie-

derländer und auf die inländischen gäste

entfallen 8,7 Prozent. Auf den Fernmärk-

ten ist tirol weniger stark: gerade einmal

sieben Prozent der gäste kommen nicht

aus europa. was passiert jedoch, sollten

die nahen Märkte einbrechen, etwa auf-

grund einer neuerlichen wirtschaftskrise?

Mit dieser Frage beschäftigen sich touris-

tiker und Zukunftsforscher – und sie sind

sich einig: die tiroler gästestruktur muss

internationaler werden.

„Auf tirol kommt – wie es auch

weltweit der Fall ist – ein internationali-

sierungsschub zu“, ist Zukunftsforscher

Andreas reiter überzeugt. „tirol ist eine

der führenden touristischen Marken im

Alpenraum und muss seinen standpunkt

auch absichern.“ Auf den derzeitigen

Kernmärkten ist derzeit kein wachstum zu

erwarten, sie sind außerdem nicht mehr

so zahlungskräftig wie früher. in osteuro-

pa und den Fernmärkten aber fl oriert die

wirtschaft. „Auf den traditionellen Märkten

verschieben sich wertestrukturen, Freizeit-

verhalten und demografi sche entwicklun-

gen. Aus diesem grund muss sich auch

tirol langfristig international ausrichten.“

„die erschließung neuer Märkte ist

für die risikostreuung und gewinnung

von neuen urlaubern essenziell“, sagt

auch holger gassler, leitung Marketing

und Verkauf Märkte 3 bei der tirol wer-

bung: „es ist wichtig, weiterhin die Kern-

märkte zu bearbeiten, dennoch auf neue

potenzielle Märkte zu setzen und so die

Abhängigkeit von einzelnen haupther-

kunftsmärkten zu reduzieren.“

Schwache Fernmärkte. diese ge-

danken sind nicht neu. so erschien bereits

im Jahr 2006 eine delphi-studie* unter

dem titel „Zukunftsthemen des Alpinen

tourismus. Potenziale und chancen für

tirol“ – in Auftrag gegeben von wirt-

schaftskammer tirol, tirol werbung und

Mci tourismus. die Fragestellung: wie

wird der tiroler tourismus im Jahr 2020

aussehen? die ergebnisse: der Kernmarkt

deutschland bleibt weiterhin sehr wichtig,

oststaaten wie Polen, tschechien, slowa-

kei und ungarn gewinnen an bedeutung.

in Überseemärkte setzt die studie von

2006 jedoch wenig hoff nung.

holger gassler und Karin rösler,

Marktleitung Marketing und Verkauf

Überseemärkte bei der tirol werbung,

sehen das ähnlich: „die etablierten Märk-

te sind gesättigt, deshalb ist es schwierig,

neue Marktzuwächse zu generieren“,

„Auf Tirol kommt – wie es auch weltweit der Fall ist – ein Inter-nationalisierungsschub zu.“AndreAs reiter

* Delphi-Studie: Eine Delphi-Studie ist eine systematische, mehrstufi ge Befragungsmethode eines ausge-wählten Expertenkreises, die dazu dient, Trends möglichst gut einschätzen zu können.

Page 21: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Page 22: Die Zukunft des Tourismus ist international

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„ HEART OF THE ALPS“um die Überseemärkte eff ektiver bearbeiten zu können, hat die tirol werbung die Marketing-Kooperation „heart of the Alps“ ins leben geru-fen. die Kooperation wird jeweils auf drei Jahre festgelegt, Partner sind zum beispiel innsbruck tourismus, st. Anton, Kitzbühel, Ötztal-sölden-obergurgl-hochgurgl sowie die swarovski Kristallwelten. derzeit ist „heart of the Alps“ in den Märkten usA, israel, china und indien tä-tig. nordamerika ist dabei die volumenstärkste Marktgruppe, israel ist tirols zweitwichtigster Fernmarkt. der Fokus der Marketingaktivitäten liegt auf Multiplikatoren wie reiseveranstaltern und Journalisten. heuer etwa präsentierte man sich sehr eindrucksvoll auf dem „Mountain tra-vel symposium“ in beaver creek – dem bedeu-tendsten networking-event für amerikanische skiclubs und skireiseveranstalter.

sagt gassler. die Überseemärkte sollen

den tourismus ganzjährig unterstützen

und weisen hohe Zuwachsraten auf. „der

schwerpunkt liegt auf dem sommer“, erklärt

rösler, „in den heißen arabischen ländern

ist die nachfrage nach sommerfrische sehr

wohl da.“ dass diese rechnung aufgeht, hat

Zell am see im salzburgerland bewiesen:

dort gehören Araber im sommer zum

stammpublikum, ende Juli machen sie gar

60 Prozent der gäste aus. Außerdem geben

sie fast dreimal so viel aus wie andere gäste.

Wachsender Osten. in tirol scheinen

jedoch die näheren neuen Märkte vielver-

sprechender zu sein: gerade Zentralosteu-

ropa hat in den vergangenen Jahren enorm

aufgeholt – und hat noch immer großes Po-

tenzial. so stiegen von 2009 auf 2010 allein

die nächtigungen in der wintersaison durch

russische gäste um 21,1 Prozent (Marktan-

teil gesamt: 1,1 Prozent). die gleiche ten-

denz zeigt sich bei Polen und der ukraine.

gründe dafür sind wirtschaftswachstum

und demografi sche Veränderungen: so

wird die Mittelschicht in den ehemaligen

ostblockländern größer – und das rasant.

während in Mitteleuropa die Krise die wirt-

schaft lähmt, befi nden sich osteuropa und

Asien im Aufschwung.

„tirol muss sich neue Zielmärkte su-

chen, am besten solche, die vermutlich in

„Osteuropa hat großes Potenzial“

Sölden gilt als einer der internationalsten Wintersportorte Öster-reichs. Bergbahnen-Chef Jack Falkner im Gespräch über die Not-wendigkeit, internationales Publikum nach Tirol zu holen

SAISON: Herr Falkner, wie in-ternational ist Tirol derzeit? JAcK FAlKner: wir sind in den

vergangenen Jahren wesentlich

internationaler geworden, müssen daran

aber weiterarbeiten. die aufstrebenden

Märkte liegen nicht in europa, der deut-

sche Markt ist schon allein aufgrund sei-

ner demografi e rückläufi g. in sölden lag

vor 20 Jahren der Anteil der deutschen

gäste bei 75 Prozent. im Jahr 2010 sind

wir erstmals unter 50 Prozent gefallen.

hier fand eine starke Verschiebung statt,

der osteuropäische Markt ist wichtiger

geworden. bei uns in sölden spielen

derzeit 14 nationen eine rolle. das zeigt

den weg auf.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Zu-kunftsmärkte? in näherer Zukunft sind

keine gästeströme aus Asien zu erwarten.

Aber in zehn oder 20 Jahren kann das ganz

anders aussehen – den asiatischen raum

sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

russland, die ukraine, Polen, tschechien

und die slowakei haben noch großes Po-

tenzial, gerade für den wintertourismus.

Hat denn der Wintertourismus über-haupt Zukunft? Man muss sich überlegen,

wie man die Menschen für wintersport

begeistern kann. Vor allem, wenn sie

nicht ski fahren können und schnee etwas

unbekanntes ist. tirol hat im winter eine

stärkere Position. in puncto beschneiung,

liftanlagen und hotels, vor allem jene mit

wellnessanlagen, ist der westen Öster-

reichs weltweit unvergleichlich. Aber na-

türlich spielen gerade die internationalen

gäste nicht nur für den winter, sondern

auch für den sommer eine große rolle.

Hätte Tirol sich schon früher um interna-tionale Gäste bemühen müssen? in hin-

blick auf die geschichtliche entwicklung

nicht. Vor 20 Jahren hatte tirol deutlich

mehr deutsche gäste als heute – und

gleich danach kamen die holländer. Mit

nur zwei nationen waren bereits 85 Pro-

zent Auslastung erreicht. so hat es sich

gar nicht ergeben, sich auf den internatio-

nalen Märkten umzuschauen. heute ist

die situation aber eine andere.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Den asia tischen Markt sollte man auf alle Fälle im Auge behalten.“JAcK FAlKner, bergbAhnen sÖlden

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Page 23: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung

im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos:

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Zum Touristiker geboren?

Zukunft wirtschaftlich erfolgreich sind. das

sind höchstwahrscheinlich länder wie die

türkei und die brics-staaten“, prophezeit

Andreas reiter. Also brasilien, russland,

indien, china und südafrika.

dabei sieht es derzeit auf den Über-

seemärkten nicht so gut aus. die usA liegen

auf Platz eins der Ferndestinationen, sind

mit 211.926 Übernachtungen im touris-

musjahr 2010/2011 und einem Marktanteil

von 0,5 Prozent aber kaum relevant. „Je

weiter die Märkte weg sind, desto weniger

tirol-Partner sind aktiv vor ort“, erzählt

Karin rösler. „Auf den Überseemärkten

sprechen wir hauptsächlich Multiplikatoren

wie Medienvertreter und reiseveranstalter

an. oft geht es dabei um Fragen wie: wo ist

tirol genau? wo ist der nächste Flughafen?

wie ist das Klima? welche Aktivitäten sind

überhaupt möglich?“, erklärt sie. Pionierar-

beit also. Aber lohnt sich das? „Man muss

langfristig denken“, ist gassler überzeugt.

Kulturelle Di� erenzen. doch ist ti-

rol überhaupt gerüstet für internationales

Publikum? „wir brauchen auf jeden Fall die

Anbindung an den Münchner Flughafen“,

stellt reiter fest. internationales Publikum zu

gewinnen, sei auch eine Frage der logistik.

die nähe zu München kommt tirol in dieser

hinsicht zugute. wesentlich sei aber auch,

dass die touristiker sich auf fremde Kulturen

und die bedürfnisse der neuen gäste einlas-

sen. „interkulturelles Management gehört

zu einem guten touristiker“, stellt reiter fest.

denn ganz unproblematisch ist ein inter-

nationales Publikum nicht immer: „es kann

immer Konfl ikte mit fremden Kulturen ge-

ben“, so reiter, „in manchen destinationen

gab es mit der ersten welle russischer gäste

schwierigkeiten. es passiert aber auch im-

mer wieder, dass gäste untereinander sich

nicht verstehen. hier muss viel binnenmar-

keting und binnenkommunikation seitens

der tourismuspolitik betrieben werden.“

Langfristige Ziele. Karin rösler ist

sich der herausforderungen bewusst:

„Man muss sich auf die Gäste ein-stellen. Die Herkunft und der damit verbundene kulturelle Hintergrund sind essenziell.“KArin rÖsler, tirol werbung

„wir arbeiten eng mit dem Flughafen Mün-

chen zusammen – Kooperationen sind

unverzichtbar bei der bearbeitung von

Überseemärkten.“ (siehe Factbox „heart

of the Alps“) Auch würden diese „exoti-

schen gäste“ tirol meist im Zuge einer

geführten rundreise kennen lernen. in der

hoff nung, dass sie – sobald die scheu ab-

gelegt ist – für einen längeren Aufenthalt

wiederkommen. „es macht keinen sinn,

im Alleingang das land zu bewerben. hier

geht es um bewusstseinsschaff ung. tirol

wird immer zuerst in eine rundreise ein-

gebunden sein. Monodestinations oder

Zweiländer-touren sind im Kommen,

touren wie beispielsweise in Kooperation

mit bayern gibt es bereits.“ Angesprochen

auf kulturelle schwierigkeiten zeigt sie

sich zuversichtlich: „Man muss sich auf

die gäste einstellen. die herkunft und der

damit verbundene kulturelle hintergrund

sind essenziell. sprachkompetenz und

Kenntnis der Kultur sind ein Muss.“

ein weiter weg für tirol. doch die

experten sind sich einig, dass auf lange

sicht der tiroler tourismus internationales

Publikum braucht, um auch in Zukunft so

erfolgreich zu sein wie heute. ×

„Die Erschließung neuer Märkte ist für die Risikostreuung und Gewinnung von neuen Urlaubern essenziell.“holger gAssler, tirol werbung

Page 24: Die Zukunft des Tourismus ist international

24 SAISON

INTERNATIONAL

I n einem Punkt sind sich alle Spon-

soren des alpinen Skiweltcups

einig: Wer sich hier engagiert, er-

hält im Gegenzug internationale

Beachtung, die weit über die Grenzen

Europas hinausgeht. Trotz Konkurrenz von

Ski-Crossern oder Freeridern sind die alpi-

nen Skirennläufer noch immer die mediale

Speerspitze im Wintersport. Diesen hohen

Imagefaktor nutzt das Ötztal bereits seit

vielen Jahren durch die Austragung der

Weltcuprennen am Söldner Gletscher.

Heuer geht man einen Schritt weiter und

unterstützt als Sponsor das gesamte US-

Skiteam. „Wir haben uns dieses Engage-

ment gut überlegt“, erklärt Oliver Schwarz,

GF Ötztal Tourismus. „Das Missing Link für

das Sponsoring der US-Amerikaner war si-

cherlich der neue Cheftrainer Patrick Riml,

der ja aus dem Ötztal kommt. Damit konn-

ten wir sicherstellen, dass wir nicht nur

einer von vielen Sponsoren sind, sondern

dass das US-Team auch bei uns trainiert

und uns als europäische Trainings-Base

nutzt. Damit ist unser Sponsoring keine

aufgesetzte Geschichte, sondern eine

gelebte Partnerschaft.“

Märkte erreichen. Ziel des Ötztaler

Sponsorings – so Schwarz – ist es, dabei

nicht nur auf dem US-amerikanischen

Markt zu punkten, „auch wenn wir uns über

mehr Gäste aus den USA natürlich sehr

freuen.“ Der strategische Ansatz ist, mit

dem derzeit coolsten und erfolgreichsten

Skiteam auf sich aufmerksam zu machen.

„Wir sind eine internationale Destination,

für klassische Werbung auf allen internati-

onalen Märkten reicht aber unser Budget

bei weitem nicht. Darum sind solche Wer-

beträger für uns der richtige Weg.“

Ähnlich positive Erfahrungen macht

die Tirol Werbung seit 20 Jahren in der

Partnerschaft mit dem ÖSV. „Das alpine

und nordische ÖSV-Team sind unsere

Botschafter für die Wintersportkompe-

tenz Tirols“, erklärt Claudia Knab, Leiterin

Markenmanagement der Tirol Werbung.

„Allein der ermittelte Werbewert durch

TV-Übertragungen geht jährlich in die

Millionen Euro.“

Prämisse Internationalität. Für

beide Engagements gilt: Prämisse für das

Sponsoring ist die internationale Strahlkraft.

Bei der Tirol Werbung ist die internationale

„Das US-Skiteam passt genau zu den Markenwerten, für die das Ötztal international bekannt ist.“OLIVER SCHWARZ, GF ÖTZTAL TOURISMUS

„Die Kooperation mit dem ÖSV unterstützt Tirol, sich erfolgreich als Wintersportland Nummer eins in den Alpen bei unseren Gästen zu positionieren.“CLAUDIA KNAB, LEITERIN MARKENMANAGEMENT TIROL WERBUNG

Die Strahlkraft der SkistarsSponsoring im alpinen Skiweltcup ist für den Tiroler Tourismus keine Neuheit. Seit 20 Jahren besteht zwischen ÖSV und Tirol Werbung eine enge Partnerschaft. Im Ötztal setzt man seit heuer auf die coolen Typen des US-Skiteams.

VON ERNS T SPRENG

Sehr cool. Bode Miller wird vom Ötztal bereits

die zweite Saison als Kopf-sponsor unterstützt.

Page 25: Die Zukunft des Tourismus ist international

25

Ausrichtung von Teams und Events, die

unterstützt werden, fest verankert. Ein

weiteres Beispiel dafür: das Sponsoring

von internationalen Radrennen in den ver-

gangenen Jahren. „Hier ist unser nächster

Schritt, das Radteam Tirol durch Wildcards

auch bei internationalen Rennen mehr ins

Rampenlicht zu rücken“, so Knab.

Auch Oliver Schwarz hat ein Beispiel

parat, wie die Partnerschaft mit dem US-

Skiteam in Zukunft genutzt wird. „Wenn

wir beim Parallelslalom in Moskau mit dem

US-Skiteam gemeinsam auftreten, dann ist

das genau jenes internationale Umfeld, das

wir für unsere Tourismuswerbung benöti-

gen.“ Besonders wichtig ist den Ötztalern

dabei eines: „Das lässige Auftreten der

US-Stars passt exakt zu unserem Marken-

auftritt. Gemeinsam mit Bode Miller und

Co. wollen wir die Attraktivität des Skifah-

rens in der jungen Zielgruppe erhöhen“,

beschreibt es Oliver Schwarz.

Der Zeitpunkt des Ötztaler Spon-

sorings ist für Schwarz ein Gewinn. „Wir

sind in den kommenden Jahren die eu-

ropäische Homebase für das US-Skiteam,

die bei uns übers ganze Jahr trainieren.

Das heißt für uns: Auch bei den alpinen

Skiweltmeisterschaften 2013 in Schlad-

ming und den Olympischen Spielen 2014

SAISON: Herr Riml, wie wird das Ötztaler Sponsoring-Engage-ment in den USA aufgenom-men? PATRICK RIML: Es war

wirklich erstaunlich, wie viele E-Mails ich

bisher bekommen habe – aus den USA

und der ganzen Welt. Jeder, der sich

bei mir gemeldet hat, spricht von den

unglaublichen Möglichkeiten, die sich

dadurch für unsere Mannschaft bieten.

Die Kombination aus Sponsoring und

Trainingsstation im Ötztal ist sehr gut

angekommen.

Welche Vorteile ergeben sich für das US-Skiteam durch diese Zusammenarbeit? Wir können uns optimal auf die Rennen

vorbereiten. Unsere neue Homebase ist

zentral gelegen. Das Ötztal hat jahrelange

Erfahrung mit Weltcuprennen. Besonders

wertvoll ist für uns die Vielzahl von Pisten,

die auf Weltcup-Niveau präpariert werden

können. Da unsere Athleten aber auch das

freie Skifahren sehr lieben, haben sie zum

Ötztal eine besondere Beziehung. Hier

taugt es ihnen.

Wie profi tiert das Ötztal Ihrer Meinung nach von diesem Sponsoring? Ich glaube,

wir haben alle gesehen, wie unsere Zusam-

menarbeit auf der ganzen Welt angekom-

men ist und welchen Medien-Aufl auf wir

bereits am ersten Weltcupwochenende

erlebt haben. Mit den zwei Siegen unserer

Mannschaft in Sölden hat natürlich auch

alles zusammengepasst. Aber ich bin hun-

dertprozentig davon überzeugt, dass auf

Grund des Auftretens und der Beliebtheit

unseres Teams das Interesse der ganzen

Medienwelt nicht zurückgehen wird. Für

das Ötztal ist wichtig, dass jetzt jeder weiß,

wo sich das US-Team vorbereitet, und damit

sind Sölden sowie Obergurgl-Hochgurgl

regelmäßig im Blickpunkt des Interesses.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Regelmäßig im BlickpunktDer gebürtige Ötztaler Patrick Riml ist Cheftrainer des US-ameri-kanischen Skiteams. Seine Erfahrungen mit dem Sponsoring aus dem Ötztal sind mehr als positiv.

in Sotschi ist das Ötztal sehr präsent.“ Die

gelungene Zusammenarbeit der Tirol

Werbung mit dem ÖSV gibt dem jungen

Engagement der Ötztaler im alpinen

Skisport Recht – und umgekehrt. Beide

setzen auf die Strahlkraft herausragender

Sportler und internationaler Events. Jo-

sef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol

Werbung, sieht im Sponsoring der Tirol

Werbung die internationale Positionie-

rung der Wintersport-Kompetenz. „Die

Erfolge der Vergangenheit zeigen: Sowohl

Tirol als auch der ÖSV konnten von die-

ser Beziehung profi tieren. Tirol hat seine

Kompetenz als führende Wintersportdes-

tination der Alpen damit eindrucksvoll

untermauert.“

Als das Sponsoring des US-Skiteams

beim Weltcupstart in Sölden bekannt wur-

de, gab es auch Kritik aus den Reihen des

ÖSV. Diese Kritik nimmt Oliver Schwarz

gelassen, stellt aber eines klar. „Wir unter-

stützen im Nachwuchsbereich weiterhin

intensiv junge Talente aus unserer Region.

Das ist uns eine Herzensangelegenheit.

Und die Trainingsmöglichkeiten im Ötztal

stehen jedem o¦ en. Da haben wir noch

nie jemanden abgewiesen.“ ×

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Partnerschaft. Seit 20 Jahren besteht das Spon-soring der Tirol Werbung

beim ÖSV. Im Bild (v. l.): Josef Margreiter, GF Tirol Werbung, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und

ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner

Page 26: Die Zukunft des Tourismus ist international

26 SAISON

INTERNATIONAL

T ourismus hat in der Schweiz

eine lange Tradition. Heu-

te gehört er zu einem der

wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.

Beim Marketing setzt die Schweiz auf eine

breite Streuung der Märkte, geht hinaus in

die Welt, anstatt sich auf die umliegenden

Nationen zu beschränken – mit Erfolg: Im

Jahr 2010 entfi elen 14,4 Prozent der Näch-

tigungen auf nichteuropäische Gäste.

Dabei stehen natürlich die Berge

im Vordergrund. Im Kanton Graubünden

hat der Fremdenverkehr einen Anteil

am Bruttoinlandsprodukt von rund 14

Prozent – der Schwerpunkt liegt ein-

deutig auf dem Wintertourismus. Mit 100

Quadratkilometern ist das Winterresort

Flims Laax Falera (Weiße Arena) der

größte Skiverbund Graubündens. And-

reas Bärtsch, Leiter Marketing und Sales

der Unternehmensgruppe Weiße Arena,

führt den internationalen Erfolg im Tou-

rismus auf das Image der Schweiz zurück:

„Die Schweiz hat ein Premium-Image. Sie

steht für Qualität, Sauberkeit, Sicherheit

und natürlich die Berge. Allerdings haben

wir auch den Ruf, sehr hochpreisig zu sein

– das bringt natürlich Nachteile.“ Nicht

zu vernachlässigen sei, dass die Marke

Schweiz keine reine Tourismusmarke ist:

Schweizer Erzeugnisse wie zum Beispiel

Uhren sind weltweit bekannt und beliebt,

das Schweizer Banken- und Versiche-

rungswesen genießt hohes Ansehen. Die

Bekanntheit stützt sich also nicht nur auf

touristische Aspekte.

Risikovermeidung. Doch warum hat

sich die Schweiz international ausgerich-

tet? „Der Schweiz ist wichtig, ein Portfolio

zu haben, mit dem man Klumpenrisiken

vermeiden kann. In der Schweiz sind aber

nicht alle Destinationen gleich internati-

onal ausgerichtet – kleine Destinationen

sind zu 80 oder 90 Prozent von der Bin-

nennachfrage abhängig – auch in Grau-

bünden ist das so“, erklärt Bärtsch. Eine

wesentliche Voraussetzung, damit inter-

nationaler Tourismus funktionieren kann,

sei die Erreichbarkeit – der internationale

Flughafen in Zürich macht Gästen aus aller

Welt die Anreise einfach. Die Bedürfnisse

der internationalen Besucher sind aber

höchst unterschiedlich. „Der Sommer-

tourismus in der Zentralschweiz, das

betri£ t gerade Destinationen, die auf der

Europe-in-ten-days-Route liegen, muss

ganz andere Anforderungen erfüllen, wie

zum Beispiel Shoppingmöglichkeiten. Ein

Wintersportort wie Laax ist hingegen noch

immer stark vom Skifahren und Snow-

boarden abhängig“, so Bärtsch.

Auch berge eine internationale

Gästestruktur immer wieder Probleme:

„Wer Zielmärkte wie Russland will, muss sich gut überlegen, was das alles nach sich zieht.“ANDREAS BÄRTSCH, LEITER MARKETING UND SALES DER UNTERNEHMENSGRUPPE WEISSE ARENA

Nah und fernDie Schweiz setzt stark auf internationale Gäste, Südtirol beschränkt sich lieber auf Euro-pa. Wie in Tirols Nachbarschaft mit dem Thema Internationali-sierung umge-gangen wird.

VON S YLVIA A INE T TERSkifahren in den Dolomiten. Die Gäste, die nach Südtirol kommen,

stammen großteils aus dem deutschsprachigen Raum und Italien.

Page 27: Die Zukunft des Tourismus ist international

27

„Wer Zielmärkte wie zum Beispiel Russ-

land will, muss sich gut überlegen, was

das alles nach sich zieht. Die kulturellen

Unterschiede dürfen nicht unterschätzt

werden, die Sprache ist dabei nur eine

kleine Facette. Problematisch ist immer,

wenn eine Nationalität oder eine Commu-

nity in einer Destination überwiegt. Dann

gibt es oft bei den anderen Zielgruppen

‚Kollateralschäden‘.“ Und weiter: „Das

Problem ist dabei nicht die Nationalität

oder die Kundengruppe, sondern die

unterschiedlichen Bedürfnisse, die auf-

einanderprallen. Man kann sich nicht so

gut vorbereiten, dass alle Risiken ausge-

schlossen werden“, erklärt Bärtsch.

Auch die Vermarktung ist im inter-

nationalen Bereich ungleich aufwändiger.

Für die Schweiz sind Kooperationen un-

umgänglich: „Wir kooperieren mit Airlines,

zum Beispiel der Swiss, Graubünden Feri-

en, aber auch mit Schweiz Tourismus. Wir

haben auch hier ein großes Portfolio an

Kooperation“, sagt Bärtsch. In Graubün-

den liegt der Stammmarkt in der Schweiz

und Deutschland. Als Wachstumsmärkte

gelten Großbritannien, die Niederlande,

Skandinavien, Zentraleuropa und Russ-

land. Auch das Baltikum ist im Kommen.

Chance Zentraleuropa. Ganz an-

ders als in Graubünden sieht die Situation

in Südtirol aus. Dort ist Internationalisie-

rung kein Thema. „Wir haben kaum Gäste,

die nicht aus Europa kommen, und ma-

chen außerhalb Europas auch kein Mar-

keting“, sagt Christoph Engl, Direktor der

Südtirol Marketinggesellschaft SMG. Die

Statistiken bestätigen, dass Südtirols Gäs-

te in erster Linie aus dem deutsch- und

italienischsprachigen Raum stammen.

Nur rund zehn Prozent entfallen auf an-

dere europäische Länder, Nichteuropäer

verirren sich kaum in die Dolomiten. Hat

Südtirol kein Interesse an internationalen

Gästen? „Südtirol ist sehr klein und wird

am Weltmarkt keine große Rolle spielen.

Wir haben außerdem in Europa genug zu

tun, um unsere Märkte zu bearbeiten“,

sagt Engl. Die neuen Märkte für Südtirol

sieht Engl in Zentraleuropa: In Polen und

Tschechien fände derzeit eine intensive

Marktbearbeitung statt. Vorerst ist sie

noch auf die Wintersaison beschränkt,

künftig soll aber auch der Sommertou-

rismus in den Mittelpunkt gerückt werden.

Kulturelle Unterschiede. Doch wa-

rum nicht auch über die Grenzen Europas

hinausschauen? „ International orientieren

sich die Menschen in großen Räumen.

Wir müssen als Touristiker unsere Desti-

nationen realistisch betrachten. Das tue

ich und sage, dass Südtirol international

ganz wenig zu sagen hat. Internationaler

Erfolg hat auch seine Schattenseiten:

Dann müssten Reisen mit Partnern und

Rundreisen organisiert werden – das be-

deutet Massentourismus“, zeigt Engl auf.

Als weiteres Argument, das gegen

eine Internationalisierung spreche, nennt

der Touristiker die kulturellen Unterschie-

de zu den Fernmärkten. „Man muss die

richtige Zielgruppe auswählen, der man

das richtige Produkt anbieten kann. Märkte

folgen oft eigenen Gesetzmäßigkeiten, die

eine Veränderung im Produkt erfordern“,

so Engl. Sprich: Gäste aus anderen Kultur-

kreisen könnten Angebote verlangen, die

nicht zu Südtirol passen und das authenti-

sche Bild stören könnten. „In der Schweiz

sieht man gut, was zum Beispiel indischen

und japanischen Gästen geboten werden

muss, damit sie befriedigt sind. Am Jung-

frauenjoch bräuchte es kein asiatisches

Restaurant und auch keine Boutique. Aber

solche Angebote sind Realität, wenn man

diese Märkte haben möchte. Dessen muss

man sich bewusst sein.“

Eine klare Absage an internationale

Gäste. Befürchtungen, dass der Südtiroler

Tourismus mit den alten Märkten allein

nicht bestehen kann, gibt es aber nicht:

„Für Südtirol ist in den nächsten Jahren

auch ohne Überseemärkte ein Wachstum

organisierbar“, ist Engl überzeugt. ×

„Wir haben in Europa genug zu tun, um unsere Märkte zu bearbeiten.“CHRISTOPH ENGL, DIREKTOR DER SÜDTIROL MARKETING GESELLSCHAFT SMG

International. Die Schweiz setzt auf eine breite Streuung der

Märkte, geht hinaus in die Welt, anstatt sich auf die umliegenden

Nationen zu beschränken.

Page 28: Die Zukunft des Tourismus ist international

28 SAISON

INTERNATIONAL

Die Welt zu Gast in TirolFür zwei Wochen wird Innsbruck im Jänner 2012 zum kulturellen „Meltingpot“. Interkultureller Austausch ist dabei ein Wert, den man nicht in Geld messen kann. Und dennoch: Begegnung lehrt mehr als tausend Bücher und ist die Basis von Verständnis und Freundschaft.

VON JULIA BRUGG ER

E nglisch, Französisch und

Russisch klingen längst durch

die Gassen der Innsbrucker

Altstadt, durch Hotelbars und Liftstati-

onen. Mit den YOG 2012 gesellen sich

diesen Jänner mindestens Griechisch,

Lettisch und Peruanisch dazu. Doch, was

bringt das? Wie nutzt man am besten die-

ses bunte Zusammenspiel von Nationen

und Kulturen?

In einem ausgiebigen Mix aus Kultur

und Spitzensport tri� t die Tiroler Kultur mit

internationalem Flair zusammen. „Im Zuge

der ersten Olympischen Jugendwinterspie-

le kann sich die Jugend davon selbst über-

zeugen: Denn während dieser Zeit werden

nicht nur die sportlichen Wettkämpfe,

sondern vor allem auch freundschaftliche

Begegnungen im Vordergrund stehen“,

so Peter Bayer, Geschäftsführer der YOG

2012. Das Ziel der Spiele, die in Innsbruck,

Seefeld und Kühtai stattfi nden, ist klar: Es

geht darum, die persönliche und sportliche

Entwicklung sowie Begeisterung für olym-

pische Werte zu steigern und zu festigen,

dazu Freundschaft und Respekt füreinander

und untereinander zu entwickeln. Doch beides entsteht nicht einfach so. Intensive

Betreuung und Kommunikation, Spaß und

Unterhaltung sowie Orte der Begegnung

sind notwendig, damit freudvolle und

fruchtbare Begegnung stattfi nden kann.

Mehr als Kunde. „Wenn die Jugend

zu Gast in Tirol ist, hat das vor allem einen

langfristigen Nutzen: Nach den Spielen

tragen sie die Marke Tirol in die Welt hin-

aus. Das Ziel muss sein, sich als würdiges

Gastgeberland zu präsentieren“, erklärt

Peter Bayer. Ziel ist aber auch, den inter-

kulturellen Austausch so umfassend wie

möglich zu nützen: für die TirolerInnen

wie für die AthletInnen und die zahlrei-

chen freiwilligen HelferInnen, die extra

für die Unterstützung der Spiele anreisen.

Nicht nur touristischer Mehrwert steht

im Zentrum. Meist noch nicht so wahr-

genommen und dennoch von großer

Bedeutung für das Zusammenleben ist der

gesellschaftliche und zwischenmensch-

liche Mehrwert, der durch internationale

Begegnungen gewonnen werden kann.

Katrin Lüth, Vorstandsmitglied des Vereins

CUBIC (Cultur und Bildung im Context)

sorgt in Zusammenarbeit mit dem Infoeck

des Landes Tirol dafür, dass dieser imma-

terielle Mehrwert für die Jugendlichen in

besonderer Weise spürbar und erfahrbar

wird. Diesen sollen sie nach den Spielen

als Gepäck in ihrem Ko� er mit nach Hause

nehmen.

Mehr als Geld. Gemeinsam mit sechs

MentorInnen betreut die interkulturell

ausgebildete Trainerin über einen Zeit-

raum von zwei Monaten 30 Freiwillige

aus 14 Ländern (EU+). „Die jungen Leute

kommen am 1. Dezember an und bleiben

bis Ende Jänner. Sie sind auf der einen

Seite Helfer bei den Spielen und erhalten

einen Einblick in die professionelle Orga-

nisation der YOG. Zum anderen werden sie

von uns betreut.“ Betreut heißt in diesem

OLYMPIA SNOW CARD TIROL Der Skipass ist eine günstige Variante für alle Wintersport-NeueinsteigerInnen, für Schnup-perer und natürlich für alle Gäste der Jugend-Winterspiele. Die Sonderedition der Tirol Snow Card umfasst 82 Skigebiete, die vom Ober- bis ins Unterland reichen. Der Vorteil: Ab Kauf der Karte ist man im Zeitraum von drei Wochen für 14,30 Euro pro Tag auf Tirols Pisten unterwegs. Zudem ö� net die Karte die Türen für kostenlose Tirol-Panorama-Besichtigungen, für ermäßig-te bzw. kostenlose Tickets zu Veranstaltungen der Jugend spiele und für zehn Prozent Rabatt auf sämtliche Artikel im Tirol-Shop in Innsbruck. Verkaufsort: Bis einschließlich 22. Jänner 2012 in der Messe Innsbruck in der Akkreditierungs-stelle der Jugendspiele. Kostenpunkt: 200 Euro für akkreditierte Gäste der Jugendspiele und 300 Euro für alle weiteren Interessierten. Die Olympia Snow Card ist auf Initiative von Roland Reich-mayr, Sprecher von Tirol Regio, in Zusammenar-beit mit dem Landeshauptmann und Josef Mar-greiter von der Tirol Werbung entstanden.

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Page 29: Die Zukunft des Tourismus ist international

29

WEITERER INTERKULTURELLER AUSTAUSCH IM RAHMEN DER YOG 2012Die 1.059 Athleten kommen aus fast 70 Na-tionen, darunter USA, Kanada, Japan, China, Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden, Norwegen, Russland – um nur einige zu nen-nen. Während der Spiele gibt es für AthletInnen ein Kultur- und Bildungsprogramm. Ein Beispiel: die „World Mile“, eine Ausstellung im Congress Innsbruck. Sie bietet der Tiroler Jugend und den AthletInnen eine Plattform, um sich ken-nenzulernen und auszutauschen, mehr über Kulturen und Traditionen der mehr als 60 teil-nehmenden Länder zu erfahren.Rund 1.200 freiwillige Helfer werden sich in den Dienst der Olympischen Sache stellen. Sie kommen aus knapp 40 Nationen – darun-ter auch exotische wie Bangladesch, Singa-pur, Indien, Peru. Auch TirolerInnen nehmen an diesem Programm der YOG teil. Ein eigenes Volunteers-Betreuungsteam der YOG 2012 ko-ordiniert, betreut und schult die Helfer.

„Freue mich, dass sich Tirol von seiner besten Seite zeigen kann“Landeshauptmann Günther Platter im Interview

SAISON: Herr Landeshaupt-mann, für die YOG 2012 kom-men 1.059 junge AthletInnen zwischen 14 und 18 Jahren

aus fast 70 Nationen nach Innsbruck. Was bedeutet dieser sportliche Besuch für Tirol, für die Tirolerinnen und Tiro-ler? GÜNTHER PLATTER: Zum einen ist

es eine historische Premiere: Dreimal

Olympische Spiele hat es noch in keiner

anderen Region der Welt gegeben. Und

das ist wiederum eine Riesenchance für

Innsbruck und Tirol. Wir stehen von 13. bis

22. Jänner in der internationalen Auslage.

Die Sportwelt blickt nach Innsbruck. Ne-

ben den 1.000 Sportlerinnen und Sport-

lern aus aller Welt erwarten wir aber auch

viele weitere internationale Gäste. Zudem

bin ich mir sicher, dass wir die Jugendli-

chen mit dem vielfältigen Angebot auch

abseits der Sportstätten und Skipisten

überzeugen können.

Was bedeuten die Spiele für Sie als Lan-deshauptmann? Als Landeshauptmann

freut es mich ganz besonders, dass sich

Tirol, das Wintersportland Nummer eins,

der Weltö� entlichkeit von seiner besten

Seite zeigen kann. Ebenso wie die beiden

Olympischen Spiele zuvor stellen die YOG

einen historischen Moment für unser

Land dar. Aber wer weiß, vielleicht sind

wir irgendwann auch weltweit die ersten,

die viermal Austragungsort Olympischer

Spiele waren.

Was sollten die jungen Menschen idea-lerweise in ihrem Gepäck mit nach Hause

nehmen? Tirol als ein gastfreundliches

Land, mit freundlichen Menschen und

einer wunderschönen Natur. Ziel ist, dass

sie das Land in guter Erinnerung behalten.

Und wer weiß, vielleicht zieht es ja einige

der Sportler später auch als Gast wieder

zurück nach Tirol.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Fall, dass die jungen Helfer in die Tiroler

Kultur eingeführt werden und immer eine

Ansprechperson haben, der sie Fragen

stellen und mit der sie ihre Erfahrungen

refl ektieren können. Somit erfährt der

Mentor etwas über die fremde und der

Jugendliche etwas über die Tiroler Kultur.

„Ich glaube, dass persönlicher Kontakt

und wirkliches Kennenlernen die Basis

für Frieden und für ein gutes Miteinander

sind“, erläutert Lüth ihre Erfahrungen.

„Wenn ich eine freiwillige Helferin aus

Russland kennenlerne und sie mir aus ih-

rem Leben erzählt, wir Gemeinsamkeiten

entdecken, die uns verbinden und nicht

trennen, dann ist das völkerverbindend.“

Das ausgefeilte Lernprogramm vermittelt

soziale Kompetenzen und Einblick in die

eigenen Stärken und Schwächen.

„Die TirolerInnen, die an diesem

Programm mitmachen, erweitern ihre

Persönlichkeit um eine Weltgewandtheit,

die Tirol an sich wieder zu gutekommt.“

Dadurch kann auch eine Verbindung

wachsen, die in ihrer Weiterentwicklung

auch tiefe Verbundenheit zwischen Tiro-

lern und anderen Weltbürgern entstehen

lässt. Dieses kleine, aber feine Programm

reiht sich ein in den gesamten Komplex

der Bildungs- und Kulturarbeit, die wäh-

rend der YOG 2012 in Tirol durchgeführt

wird. Völkerbegegnung und -verständi-

gung ist nicht zuletzt ein zentraler Aspekt

der Olympischen Spiele. ×

„Die TirolerInnen, die an diesem Programm mitmachen, erweitern ihre Persönlichkeit um eine Weltge-wandtheit, die Tirol an sich wieder zu gute kommt.“KATRIN LÜTH, VORSTANDSMITGLIED DES VEREINS CUBIC

„Wir stehen von 13. bis 22. Jänner

in der inter-nationalen

Auslage.“LH GÜNTHER PLATTER

WORLD MILE

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Page 30: Die Zukunft des Tourismus ist international

30MAGAZIN

Nach 43 Jahren hat Heinrich Klier sei-

ne Agenden am Stubaier Gletscher

an seinen 31-jährigen Sohn Reinhard

übergeben. Dieser ist somit der jüngste

Seilbahnchef Österreichs. Reinhard Klier

ist bereits seit 2006 als Vorstandsmitglied

der Wintersport Tirol AG tätig, zu der neben

dem Stubaier Gletscher auch die Winter-

sport Tirol Handels GmbH gehört. Seit 27.

Der Tiroler Herbst hat auch dieses

Jahr wieder eine perfekte Kulisse für

zahlreiche Filmproduktionen geboten.

Fernsehserien, TV-Movies und Kinofi lme

wurden gedreht und schon bald wird un-

berührte Tiroler Berglandschaft über die

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Neue Führung am Stubaier Gletscher

Film ab!Bildschirme und Leinwände fl immern. Der

gebürtige Kufsteiner Markus Blunder führte

in seinem ersten Kinofi lm „Autumn Blood“

Regie und drehte im Ötztal und im Lechtal

sowie in der Zugspitzregion. Sein Werk ist ein

„alpiner Western“, der in englischer Sprache

und somit für einen internationalen Vertrieb

produziert wurde. Im Virgental hat Joseph

Vilsmaier soeben den TV-Film „Der Mein-

eidbauer“ abgedreht, bekannte Schauspieler

wie Suzanne und Hans von Borsody, Max

Tidof und Günther Maria Halmer sowie

Josefi na Vilsmaier standen vor der Kamera. 

Bis zum Jahresende erwartet Cine

Tirol noch weitere Produktionen: „Meh-

rere Episoden einer arabischen TV-Serie

werden im November erneut in Seefeld

gedreht, außerdem rechnen wir noch mit

einer großen indischen Produktion, die

Dreharbeiten für einen Bollywoodfi lm im

Studentenmileu in Tirol durchführen will“,

bestätigt der Cine-Tirol-Leiter Johannes

Köck. Nicht zu vergessen sind auch die

zahlreichen Serienproduktionen in Tirol:

zum Beispiel „Der Bergdoktor“, „SOKO

Kitzbühel“ und „Pfarrer Braun“. ×

Die australische Schauspielerin Sophie Lowe spielt die Hauptrolle im ersten Spiel-

fi lm des gebürtigen Tirolers Markus Blunder.

Heinrich und Reinhard Klier – alter und neuer Vorstandsvorsitzender der

Wintersport Tirol AG

November hat er nun den Vorstandsvorsitz

inne. Seit seinem Eintritt ins Unternehmen

hat Reinhard Klier bereits einige Neue-

rungen realisiert: etwa den Neubau der

Talstation, den Bau der Gipfelplattform

„Top of Tyrol“, die Errichtung des Mitarbei-

terwohnhauses „Basislager“ in Neustift und

den Ausbau der Beschneiungsanlage mit

neuem Speichersee. Sein jüngstes Projekt

ist die im vergangenen Jahr eröª nete Berg-

station Eisgrat mit der „Höchstgelegenen

Pastamanufaktur“ und dem Gourmetres-

taurant Schaufelspitz.  ×

Page 31: Die Zukunft des Tourismus ist international

31

OLYMPIA IM FILMAnlässlich der Jugend-Winterspiele hat das Team des Innsbrucker Filmfestivals ein Sportfi lmfestival auf die Beine gestellt. Jeden Tag wird ein Film mit Olympiabezug gezeigt, ehemalige Olympio niken werden zu Diskussionsrunden erwartet.16. bis 20. Jänner 2012, Leokino, Innsbruck

ELFEN UNTER SICHRasant, lustig und hoch musikalisch erzählt der Schauspieler Mathias Schuh die Geschichte vom „Elfenkomp(l)ott“: von einem, der sich in eine Elfe verliebte, und seinem gewitzten Bruder, der sich auf die Suche nach ihm begab. 9. Feber 2012, 11 und 15 h, Kolpingsaal, Lienz

FARBIGE LICHTSPIELEDie „Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt“ in Innsbruck feiert ihr 150-jähriges Bestehen und das Zeughaus feiert mit. Die Ausstellung „Malen mit Glas und Licht“ zeigt prachtvolle Glasarbeiten und die kulturhistorischen Hintergründe dazu.bis 18. März 2012, Zeughaus, Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGENKunststraße Imst 2011bis 18. 12. 2011, 22 Standorte in Imstwww.imst.tirol.gv.atPaul Plimley, Barry Guy, Lukas Niggli – Konzert 27. 1. 2012, 20 h, Alte Gerberei, St. Johann in Tirolwww.muku.atPasolinis Visionen – Vorträge und Filmebis 1. 2. 2012, Kath.-theologische Fakultät und Le-okino, Innsbruck, www.uibk.ac.at/ItalienzentrumArt Innsbruck – ich bin kunst 24. bis 27. 2. 2012, Messehalle D+E, Innsbruckwww.art-innsbruck.at

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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Der Lanserhof wurde am 8. November

in Las Vegas mit dem „SpaFinders

Readers Choice Award“ ausgezeichnet. Die

Leser von „SpaFinder“, einem amerikani-

Ausgezeichnet: Susie Ellis, Präsidentin des „SpaFinder Magazins“, und Prof. Andreas Wieser, Lanserhof-Geschäftsführer

BUCHTIPP

Qualitäts-management

Zwei Drittel der Urlauber informieren

sich vor einer Reise im Internet. Den

Urlaub gleich online zu buchen, gehört

für die meisten dazu. Melanie Kartnaller

beschäftigt sich in ihrem Buch mit der Be-

deutung professioneller E-Mail-Kommu-

nikation zwischen Gast und Zimmerver-

mieter. Ziel der Untersuchung ist es, eine

Basis im Bereich der Angebotsgestaltung

für private Beherberger zu schaª en, damit

diese erfolgreicher vermieten. ×

Melanie Kartnaller: „Qualitäts-management in privaten Beher-bergungsbetrieben: am Beispiel professioneller Angebotsgestaltung via E-Mail“, Akademiker Verlag

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schen Spa-Führer und -Magazin, wählten

den Lanserhof zum besten Spa Österreichs

und damit zu einem der renommiertesten

von rund 80.000 Spas weltweit. ×

Internationale Auszeichnung für Lanserhof

Page 32: Die Zukunft des Tourismus ist international

32 saison

magazin

Starke MarkeZehn Jahre Tirol-Shop. Was klein begann, hat sich nach einer nicht ganz einfachen Aufbauphase zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Von Julia Brugg er

Page 33: Die Zukunft des Tourismus ist international

33

SAISON: Frau Wührer, was zeichnet die neue Kollektion aus? CLaUDia WÜHRER: neben

der Funktion besticht die neue

Winterkollektion vor allem durch ihre voll-

endete Form. Die gletscherblauen Winter-

jacken machen am Laufsteg eine ebenso

gute Figur wie am schmalen Berggrat. Der

sportlich dezente Chic reicht vom edlen

Velourleder, aufgepeppt mit unaufdringli-

chen akzenten, wie stickereien, bis hin zur

traditionellen schurwolle, die dank top-

modischem Design von Kitzbühel bis st.

anton für Furore sorgt. Der name ist dabei

Programm. Hochwertige Materialien und

perfekte Verarbeitung sorgen für Trage-

komfort, selbst wenn das Thermometer

weit unter null Grad Celsius anzeigt.

Welche Materialien sind der Hit? in der

Funktionsbekleidung ist heuer nach wie vor

Powerstretch ein ganz starkes Thema, ein

unglaublich vielseitiges Material: Es trock-

net sehr schnell, ist äußerst elastisch und

transportiert den schweiß extrem schnell

nach außen. Wir versuchen zudem immer

auch traditionelle Materialien wie schur-

wolle und Walk in unsere Produkte ein-

fl ießen zu lassen. sei es als kleiner akzent

wie eine schulterpasse oder als komplette

Walkjacke oder in schaff ellstiefeln.

Welche Farben kennt die neue Kollek-tion? Heuer im Winter kann es nicht bunt

genug sein. Die Jacken und Powerstretch-

Hoodies bestechen durch ein blitzendes

Blau. Ebenso ziehen sich die Tiroler Far-

ben rot und weiß konsequent durch die

ganze Kollektion. Die Mützen gibt es in

vielen verschiedenen Farben, sodass ga-

rantiert für jeden Geschmack etwas dabei

ist. auch die shirts mit witzigen sprüchen

erstrahlen in fröhlichem Pink, leuchten-

dem Grün oder Blitzblau.

Wer hat die neue Kollektion entwickelt? Die Grundidee, das heißt das „Thema“

einer Kollektion, entwickeln wir selber in

enger Zusammenarbeit mit der Marken-

abteilung der Tirol Werbung. Die einzel-

nen Produkte entstehen dann gemeinsam

mit Lizenzpartnern, Produzenten und

Designern.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Der Name ist Programm“Claudia Wührer, Geschäftsführerin des Tirol-Shop, über die neue „Gipfelstürmer“-Kollektion 2011/12

E inst simpler infopoint mit Tirol-

Flyern, Plakaten und ansteck-

nadeln ist das Erdgeschoß

des Tirol-Hauses heute ein eigener shop

mit hippen Produkten. nicht nur Touristen

suchen und fi nden den Weg dorthin. Zahl-

reiche Tiroler pilgern in die Maria-Theresien-

straße 55, um sich die bereits legendäre

Tirol-Mütze oder andere Kleidungsstücke

und accessoires zu besorgen.

Tirol im Bauchladen. Die anfänge

sind freilich noch bescheiden. 2001 gibt

es schildkappen und Rucksäcke mit dem

Tirol-Logo im Bauchladen. Ein kleines Team

reist von sportveranstaltung zu sportver-

anstaltung und bringt das rot-weiße Logo

unter die Leute. anfangs werden die Tirol-

Mützen an snowboarder, die vor allem

als Locals auf der seegrube bekannt sind,

verteilt. Die jungen sportler erweisen sich

als ausgezeichnete Testimonials und so ist

die Tirol-Mütze bald in aller Munde und auf

allen Köpfen. 2002 dann der nächste schritt:

Das erste Tirol-Produkt geht per Post an

einen Kunden. Robert Trasser, zu diesem

Zeitpunkt für den shop verantwortlich, sieht

Potenzial im Versand und entwickelt diesen

weiter. 2003 eröff net der onlineshop und

der erste Prospekt entsteht.

Tina Rohrmoser wird 2004 shoplei-

terin und entwirft die erste T-shirt-serie, die

heute ein Must-have in jedem Tiroler Klei-

derschrank sind. Zwei Jahre später erblickt

der erste Tirol-shop-ableger in Kufstein das

Licht der Welt. Die Kollektionen bekommen

ebenso Zuwachs: skianzüge, Walkwaren,

Lodenjacken, Glasprodukte. Und überall

steht Tirol drauf. 2008 füllt die Fußball-

Europameisterschaft die Kassen des shops.

Zahlreiche Merchandisingprodukte locken

unzählige Fußballfans in den Laden. Und in

Lienz entsteht ein weitere Filiale.

Neuanfang. Die Zeiten ändern sich

und so wird nach nur zwei Jahren das

Geschäftslokal in Kufstein aufgegeben.

„Hochwertige Materialien und perfekte Verarbeitung sorgen für Tragekomfort, selbst wenn das Thermometer weit unter Null Grad Celsius anzeigt.“CLaUDia WÜHRER, GEsCHÄFTsFÜHRERin TiRoL-sHoP

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Page 34: Die Zukunft des Tourismus ist international

34

Der Tirol-shop steht vor großen Heraus-

forderungen, um am Markt weiterhin be-

stehen zu können. „Da wir nicht simple

Werbetextilien mit Tirol-Logo anbieten,

sondern eigens designte Kollektionen,

für die es eine Mindestmenge gibt, hat-

ten wir in den ersten Jahren Unmengen

an Restposten und damit ‚totes’ Kapital“

Kristallgläser von der Rattenberger Firma

Kisslinger hergestellt, Filz-accessoires von

der innsbrucker stoff - und Druckwerkstadt

Kontaktil, naturbelassene Kosmetik von der

Firma alpienne im Pitztal und schuhe aus

dem Hause Lackner (Kitzbühel) und stadler

(Wörgl).

„Wir testen auch gerne neue Ma-

terialien, wie beispielsweise Modal. Diese

Faser wird aus Buchenholz gewonnen, das

in Österreich angebaut wurde“, so die Ge-

schäftsführerin. Was nicht in Tirol herge-

stellt werden kann, wird größten Teils von

innerhalb Europas bezogen. Kinderarbeit

sei immer schon ein no-go gewesen und

immer mehr Textilien sind schadstoff ge-

prüft und entsprechend zertifi ziert, wie

beispielsweise die Retro-Tyrol-Produkte.

„Die Produkte vereinen in einzigarti-

ger Weise natur und sportlichkeit“, erklärt

Josef Margreiter, Geschäftsführer der

Tirol Werbung, das Erfolgsgeheimnis der

Produkte. Trotz Baustelle direkt vor dem

Tirol-Haus gingen im vergangenen Jahr

160.000 Produkte über den Ladentisch.

Der letzte schrei sind Kappen in knalligen

Farben und Merchandising-Produkte für

die YoG 2012. auch der Tirol-shop

steht damit voll und ganz im

Zeichen der olympischen

Jugend-Winterspiele. ×

angesammelt“, erinnert sich die jetzige

Geschäftsführerin Claudia Wührer. Ein

radikaler Lagerabverkauf bringt den nö-

tigen Platz und das Geld für neue Waren

und Kollektionen.

Die gesamte Kraft der Marke bün-

delt sich nun im innsbrucker shop, der

einer großen Renovierung unterzogen

worden ist. Und die erste Modenschau

zieht neues Publikum an.

Lifestyle mit Qualität. Die idee von

einst hat sich zu einer Erfolgsgeschichte

entwickelt. Die Marke ist stark und das

auftreten professionell. Doch auch die in-

haltsstoff e sind wohlüberlegt. „Für uns war

von anfang an klar, dass wir regionale Pro-

duzenten mit ins Boot holen wollen, damit

die Wertschöpfung weitestgehend im Land

bleibt“, betont Claudia Wührer. Hochwertig

biologisch, individuelle Hand arbeit und

regionale Produktion sind hier die wesent-

lichen attribute. so werden stilvolle

Glaskaraff en und Der Tirol-shop steht vor großen Heraus-

forderungen, um am Markt weiterhin be-

stehen zu können. „Da wir nicht simple

sondern eigens designte Kollektionen,

für die es eine Mindestmenge gibt, hat-

ten wir in den ersten Jahren Unmengen

Tirol-Haus gingen im vergangenen Jahr

160.000 Produkte über den Ladentisch.

Der letzte schrei sind Kappen in knalligen

Farben und Merchandising-Produkte für

die YoG 2012. auch der Tirol-shop

steht damit voll und ganz im

Zeichen der olympischen

Jugend-Winterspiele.

lichen attribute. so werden stilvolle

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steht damit voll und ganz im

Zeichen der olympischen

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10 JAHRE TIROL-SHOP

Rund 300 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Tourismus und Sport feierten unter dem Motto „A star was born“ das zehnjährige Jubiläum des Tirol-Shop.

Stolz auf die Marke und auf zehn erfolg-reiche Jahre (oben rechts, v. li.): Patricia Wartusch (ehemalige Tennisspielerin), Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Gastgeber Josef Mar-greiter (GF Tirol Werbung), Barbara Schett (ehemalige Tennisspielerin) und Claudia Wührer (GF Tirol-Shop).

Zehn Tiroler Sportgrößen fungierten als Paten für zehn erfolgreiche Jahre und gratulierten zu dieser ganz besonderen „Tiroler Erfi ndung“ (unten, v. li.): Christi-ne Sponring, Nici Pederzolli, Kate Allen, Angela Eiter, Anna Stöhr, Olga Pall, Moderatorin Isabella Krassnitzer und Tirol Werber Josef Margreiter, Andreas Kofl er, David Kreiner, Christoph Bieler und Stephan Eberharter.

Page 35: Die Zukunft des Tourismus ist international

35 SAISON

MAGAZIN

SCHWEIZ

Der HedonistKernmarkt Schweiz. Mit Qualität und Genuss bemüht sich Tirol seit Jahrzehnten um den Schweizer Gast. Die Konkurrenz ist groß. Tirol könnte jetzt von den wirtschaftlichen und politischen Spannungen in der Welt profi tieren.

JANE K ATHREIN

E r macht alles ein bisschen

anders als die anderen. Geht

weg von der Norm und

haucht den Klassikern auf der Menükarte

Rock’n’Roll ein, dazu gibt er eine Brise

Multikulti. Das Ergebnis ist garantiert kein

Einheitsbrei. Stefan Marquards unkonven-

tionelle Kochkünste kommen an, sowohl

bei den Einheimischen als auch bei den

Schweizer Gästen. Nach der erfolgreichen

Premiere im Vorjahr wird der Punk-Koch

aus Deutschland auch in diesem Winter

in der Ski Lounge in Fiss aufkochen. Unter

dem Motto „Tiroler Essklasse“.

Die Tourismusregion Serfaus-Fiss-Ladis

rückt die Kulinarik seit mehreren Jahren

schon in den Mittelpunkt und triff t damit

den Geschmacksnerv der Schweizer

Gäste. Traditionelle Küche auf hohem

Niveau geben die Schweizer auch als ein

Argument für die Region Serfaus-Fiss-

Ladis an. Und das durch alle Saisonen

hindurch. „Neben der guten Luft und

der Naturlandschaft“, ergänzt Alexandra

Hangl, vom Tourismusverband Serfaus-

Fiss-Ladis. „Wir setzen auf Qualität und

Genuss in allen Bereichen.“ Das reicht von

der Küche bis zur gehobenen Hotellerie.

KONTAKTMag. (FH) Stephan Glätzle, Leitung Marketing Deutschland, Österreich, Schweiz [email protected] Tel. 0512 / 5320-650

Die Region Serfaus-Fiss-Ladis setzt seit 30 Jahren auf den Gast aus der Schweiz und dieser kommt im Sommer und im Winter gleichermaßen gern.

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Page 36: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Nähe zum Gast. Die Region Serfaus-

Fiss-Ladis wirbt mit dem Slogan „Weil wir

es genießen“. Das Konzept ist stimmig.

Die meisten der Hoteliers sind Jäger oder

zumindest Bauern im Nebenerwerb, das

Wildbret und die Milch kommen frisch von

nebenan. Dem Gast fällt es leicht nach-

zuvollziehen, wo das Stück Fleisch groß

geworden ist, das da vom Teller lacht. Der

persönliche Austausch mit den Wirtsleuten

ist ein Bonus, der für die Angebotsgestal-

tung immer wichtiger wird.

„Ein interessanter Gast mit enor-

mer Kaufkraft“, bestätigt Stephan Glätzle,

Leitung Marketing für die Kernmärkte

Deutschland, Österreich und Schweiz

in der Tirol Werbung. Der Schweizer

Franken bewegt sich trotz des Eingriffes

der Schweizer Nationalbank auf hohem

Niveau. „Dadurch wird der Schweizer so-

wohl für den Inlandstourismus als auch

für die Euro-Dollar-Länder attraktiv.“ Die

Schweizer gelten als Hedonisten und

sind auch bereit, dafür zu bezahlen. Mit

einem doppelt so hohen Einkommen

stehen ihm mehr Möglichkeiten für den

Konsum zur Verfügung als dem europäi-

schen Durchschnittsgast. Ein Drittel aller

Nächtigungen der Schweizer in Tirol ent-

fallen auf die 4- und 5-Sterne-Hotellerie.

Dabei ist er alles andere als geizig: Für die

entsprechende Qualität ist der Schweizer

Gast bereit, mehr Euros auszugeben. Im

Gegenzug erwartet er sich das perfekte

Produkt. Das drückt sich in der Wahl der

Unterkunft aus und in der Beurteilung aller

Dienstleistungen, wie Touristiker aus den

Gästebefragungen ableiten können.

Tirol weiter im Aufwind. Warum

zieht es den Schweizer bevorzugt nach

Tirol, wo er doch Berge und Gletscher

quasi vor der Haustür hat? Ein Blick auf

die Nächtigungszahlen zeigt: Mehr als die

Hälfte (55,7 %) aller Nächtigungen in Ös-

terreich entfallen auf Tirol. Und ein Zehn-

Jahresvergleich der Nächtigungszahlen

bestätigt einen Aufwärtstrend: 2001 wa-

ren es noch 1,49 Millionen Nächtigungen,

2010 bereits 2,11 Millionen.

Tirol genießt in der Schweiz den

Ruf eines gastfreundlichen Landes. Fak-

toren wie Sicherheit, hohe Qualität und

fehlende sprachliche Barrieren nehmen

Spannung aus dem Urlaub. Es sind auch

hauptsächlich Erholungsorientierte und

Sommerfrischler zwischen 35 und 65 Jah-

ren, die es in die Berge zieht. Zwei Drittel

wollen aus dem Alltag ausbrechen. Jeder

Zweite sucht Spaß und will Neues erleben,

dabei in der Natur sein, Kraft tanken und

außergewöhnliche Dinge sehen. Sport

wird von vielen befragten Gästen als drit-

tes Motiv gesehen.

Saisonale Vielfalt. Die Vielzahl an

Freizeitaktivitäten im Sommer und im

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TV-Koch Stefan Marquard bringt „Tiroler Essklasse“ nach Fiss.

Page 37: Die Zukunft des Tourismus ist international

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DER TYPISCHE SCHWEIZER GAST: über-

durchschnittlich hohes Bildungs- und Ein-

kommensniveau, Gast im Winter: 48 Jahre alt,

im Sommer: 49 Jahre.

HERKUNFTSREGION: vorwiegend Ostschweiz

(Zürich, Bern, Basel, Aargau und Luzern).

DURCHSCHNITTLICHE AUFENTHALTSDAUER:

4,4 Tage im Winter (Durchschnitt aller Gäste:

4,9 Tage), 4,2 im Sommer (4,0)

BEVORZUGTE UNTERKUNFT: 63 % nächtigen

in der gehobenen Hotellerie (Tirol gesamt

34 %).

WINTERAKTIVITÄTEN: Skifahren (8 von 10

Gästen fahren Ski), kaum Snowboarden, Win-

terwandern (ältere Zielgruppe; aber nur gele-

gentlich).

SOMMERAKTIVITÄTEN: Wandern (82 %), Berg-

steigen, Mountainbiken (vor allem die jüngere

Zielgruppe) und Radfahren; Element Wasser

ist im Sommer bedeutend.

GANZJÄHRIGE AKTIVITÄTEN: Kulinarik (lan-

destypische Spezialitäten), Erholung (Spazier-

gänge, Ausfl üge), Wellness, Shopping verliert

an Bedeutung, weil bei den Nebenkosten ein-

gespart wird.

ANREISE: 93 % reisen mit dem Auto an, nur 5 %

mit der Bahn. Im Sommer wählen 10 % das Mo-

torrad. Keine direkte Flugverbindung nach Tirol.

BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: 75 % der Gäs-

te buchen im Sommer direkt beim Vermieter

(90 % im Winter); 70 % der Reisenden buchen

4 Wochen im Voraus; eher kurzfristigere Bu-

chungen im Sommer.

INFORMATIONSQUELLE: Internet; Bekannte

folgen mit deutlichem Abstand.

TAGESAUSGABEN: 147 Euro.

HAUPTREISEZEIT: Mit 15 % ist der Feber der

stärkste Monat in der WS; im Sommer mit 14 %

der Juli; Oktober (13 %).

MARKTANTEIL: Rang 4 im Sommer; Rang 6

im Winter.

REISESTRÖME: Deutschland (26 %), Frank-

reich (18 %), Italien (16 %), Spanien, Österreich.

WICHTIGSTE TIROLER REGIONEN

(TJ 2009/10): In beiden Saisonen dominiert

Serfaus-Fiss-Ladis (15,7 % bzw. 15,9 % MA), im

Winter: Paznaun-Ischgl (11,6 %), Ötztal Tou-

rismus (8,7 %), Olympiaregion Seefeld (7 %),

Pitztal (6,6 %). Im Sommer: nach Serfauss-

Fiss-Ladis, Seefeld (12,4 %), Achensee (8,1

%), Tiroler Oberland (5 %), Ötztal Tourismus

(4,7 %).

NÄCHTIGUNGSZAHLEN TJ 2010/2011:

Schweizer in Tirol: 2,4 Millionen gesamt – 1,0

Millionen im Winter, 1,4 Millionen im Sommer,

Steigerung gegenüber dem vorigen TJ: 13 %.

REISEVOLUMEN 2009: 14,5 Millionen Aus-

landsreisen, davon 10,9 Millionen Urlaubs-

reisen, 1,7 Millionen Geschäftsreisen.

Winter machen Tirol auch bei unseren

Nachbarn attraktiv. Interessantes Detail:

Die Sommersaison war noch 1990 mit 63

Prozent stark gefragt. Inzwischen nähern

sich Sommer (58 %) und Winter (42 %) aber

immer mehr an.

Aufgrund des hohen Preisniveaus in

seiner Heimat und seiner Reiseerfahrung

hat der Schweizer ein gutes Gespür für ein

angepasstes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die

Erwartungen sind groß. Die heimischen

Tourismusbetriebe versuchen, diesen An-

forderungen gerecht zu werden, investieren

viel Zeit und Geld in die Renovierung der

Ressourcen und den Ausbau des Angebotes.

Auch in Serfaus-Fiss-Ladis wird in den Zwi-

schensaisonen, vor allem aber im Frühling,

rundum erneuert. Die Konkurrenz schläft

nicht. Die Schweizer sind ein reiselustiges

Volk und werden von aller Welt umworben.

11,1 Millionen Reisen bei 7,7 Millionen Ein-

wohnern führten 2008 ins Ausland.

Der Gewinner der weltweiten un-

sicheren politischen und wirtschaftlichen

Lage ist Nordeuropa. Tirol könnte als

geografi sch nahe liegende Destination

weiter zulegen. 93 Prozent der Schweizer

fahren nämlich bevorzugt mit dem Auto

in die Ferien. Die Anreisezeiten nach Tirol

sind kurz: von Zürich 3 Stunden, St. Gallen

2 Stunden 20, Bern 4 Stunden und Genf

5 Stunden 40. Distanzen, die im Sommer

auch für Motorradfahrer attraktiv sind.

Stammgäste. Die gute Nachricht. Der

Schweizer Markt reagiert selten spontan.

Hat man den Schweizer Gast erst einmal

überzeugt, bleibt er einem treu. Er kommt

entweder ohne viel Zutun wieder oder

macht selber durch Mundpropaganda bei

Freunden und Bekannten Werbung für Tirol.

„Da in den letzten Jahren das Internet als

Informationskanal sehr stark zugenommen

hat, ist eine gekonnte Verknüpfung der ein-

zelnen Tools für den Erfolg des Marketings

entscheidend“, weiß Stephan Glätzle. Für

das Marketing generell gilt: nicht nur auf

regionaler oder betrieblicher Ebene das Ti-

roler Urlaubsangebot kommunizieren, son-

dern auch die Marke „Tirol“ entsprechend

präsent halten, um die „Lust“ auf Tirol weiter

auszubauen. ×

„Durch die Kombination der enor-men Kaufkraft mit dem starken Wechselkurs ist der Schweizer Gast ein sehr interessanter Gast.“STEPHAN GLÄTZLE, LEITUNG MARKETING FÜR DIE KERNMÄRKTE DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH, SCHWEIZ IN DER TIROL WERBUNG

REISEMARKT SCHWEIZ IN ZAHLEN:

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Page 38: Die Zukunft des Tourismus ist international

38 SAISON

MAGAZIN

D ie Bretteln angeschnallt,

die Stöcke unter die Arme

geklemmt. Sieht eigentlich

ganz einfach aus, wie das die anderen

machen. Einatmen. Ausatmen. Schwung

holen. Dann nimmt es US-Schauspielerin

Renée Zellweger alias Bridget Jones mit

den Hängen am Arlberg auf. Tiefer wird

Bridget Jones nicht in das Skifahren

eintauchen, sie stürzt und verbringt den

restlichen Urlaub mit Gipsverband. Ski-

fahren, das ist so einfach wie Radfahren.

Wenn man es einmal kann, verlernt man

es nicht mehr. Oder? Im Kern ist das wahr,

sagt Skischulleiter Richard Mühlegger,

Wildschönau. Wer aber länger nicht mehr

auf den Brettern gestanden hat, bekommt

es schnell mit der Angst zu tun.

53 Millionen Skifahrer. Die Ergeb-

nisse einer Skipotenzialanalyse, die von

MANOVA im Auftrag der Tirol Werbung

und weiterer Partner durchgeführt wur-

de, zeigt: 53 Millionen Menschen fahren

in Europa Ski. Zusätzliche 38 Millionen

interessieren sich für das Skifahren, sind

aber entweder noch nie auf Ski gestanden

(„Verweigerer“) oder haben aufgehört. Zur

letzten Gruppe zählen vor allem ältere

Paare oder Paare ohne Kinder. Unter den

Verweigerern fi nden sich vor allem Singles

und Paare mit Kleinkindern. Die Gründe

sind verschieden: Die Ex-Skifahrer fühlen

sich zu alt, die Kosten sind hoch, es fehlt

die Zeit. Das Interesse am Skifahren ist

aber grundsätzlich noch vorhanden. In

Deutschland könnte sich zum Beispiel

jeder Fünfte vorstellen, wieder damit zu

beginnen. Das sind knapp zwei Millionen

Menschen. Ein enormes Potenzial an Win-

tersportbegeisterten, das man in Tirol nun

verstärkt nutzen will.

Spaßfaktor. Mit dem Slogan „In drei

Tagen am Gipfel“ wirbt die Tourismusre-

gion Wildschönau seit zwei Jahren um die

Wiedereinsteiger. Skifahren in Kleingrup-

pen, unter der Anleitung eines staatlich

geprüften Skilehrers. In fl achem Gelände,

mit der Option, später höher aufzusteigen.

Tourismusdirektor Thomas Lerch, selbst

ehemaliger Skilehrer: „Wir vermitteln den

Gästen, dass das Skifahren leichter ge-

worden ist. Der Carvingski ist kürzer, die

Skischuhe sind bequemer als früher und

dank der modernen Förderbänder erspart

man sich heute auch am Übungshang

das Gehen.“ Nur das Fahren, das könne

man dem Gast nicht abnehmen. Umso

wichtiger ist für das Gelingen eines Wie-

dereinstiegs die Rolle des Skilehrers, der

im Idealfall mit Gelassenheit und Begeis-

terung unterrichtet.

Die meisten seiner Kursteilnehmer

stehen bereits nach zwei Tagen entspannt

auf einem der Gipfel, berichtet Skischulleiter

Richard Mühlegger. „Sehen sie dann dieses

Panorama, wissen sie, wofür sich die Mühen

gelohnt haben.“ Einen Tag lang an der Sonne

sein, das ist ein zusätzlicher Bonus, der Ein-

kehrschwung obligatorisch. Skifahren wird

nicht mehr nur als Sport betrieben, sondern

als Freizeitvergnügen, das man am besten

in Gesellschaft erlebt. Der Spaßfaktor zieht

sich durch alle Bereiche des Marketings, so

heißt der Skischullehrer inzwischen Schnee-

sportlehrer und aus der Skischule ist der

Schneesportveranstalter geworden.

Wieder Lust am Schnee 38 Millionen Menschen in-teressieren sich in den euro-päischen Skinationen für das Skifahren, tun es aber nicht. Ein enormes Potenzial an Wintersportbegeisterten, das man in Tirol verstärkt nutzen will.

VON JANE K ATHREIN

Emotionen. Das Panorama entschädigt alle Mühen, die mit einem Wiedereinstieg verbunden sind.

Page 39: Die Zukunft des Tourismus ist international

39

AKTIVE SENIORENExperten aus Österreich, der Schweiz, England und Dänemark haben die Auswirkungen des Skifahrens auf das Wohlbefi nden älterer Men-schen untersucht. „Der wichtigste Vorteil ist je-ner für die Psyche. Senioren isolieren sich oft und brauchen Sozialisierung, trauen sich selbst wenig zu und vermissen positives Lebensge-fühl“, berichtet der Salzburger Sportwissen-schafter Erich Müller. Körperlich verbessert sich das Herz-Kreislauf-System, die Ausdauer, Kraft und Muskelmasse nehmen zu, die Sehnen wer-den gelockert, das Gleichgewicht geschult. Auswirkungen, die Senioren auch abseits der Piste vor Stürzen schützen können. Außerdem pfl egten viele der Studienteilnehmer auch im Sommer darauf die neuen freundschaftlichen Beziehungen.

www.uni-salzburg.at

IMPULSENicht alle Hinderungsgründe für den Abbruch einer Skikarriere sind endgültige Knock-out-Kriterien. Keine Zeit, Skigebiet zu weit weg – das sind überwindbare Hürden. Mit angepassten Anfängerangeboten kann man Anfangsbarrie-ren wie „schwer zu lernen“ entgegenkommen. Attraktive Kurse, Lernangebote, Ausleihmöglich-keiten für Skier und Ausrüstung. Flexible Tickets könnten fi nanzielle Anreize scha§ en. Wie bei allen anderen Urlaubsformen ist es auch bei An-geboten für (Wieder-)Einsteiger wichtig, entlang der gesamten Servicekette den Wünschen und Anforderungen der Gäste gerecht zu werden.

Tagesangebote. Au§ rischungskurse

und spezielle Angebote für Wiederein-

steiger können auch für Skiregionen mit

hohem Tagesgästeanteil interessant sein.

Die Skiregionen Söll und Sche§ au etwa

tüfteln derzeit an einem Konzept, das

einfache Packages enthält. „Die eignen

sich dann auch für den Kurzurlauber“, ist

Lukas Krösslhuber, Direktor des TVB Wil-

der Kaiser, überzeugt. Im Frühling wird das

Pauschalangebot erstmals in der Region

getestet. Interessant ist dabei die zeitliche

Sta§ elung: Zweimal zwei Stunden oder

an zweimal zwei Vormittagen Skifahren.

Das erö§ net auch einheimischen Fami-

lien neue Möglichkeiten. Alle Angebote

verbunden mit der Option, abbrechen zu

können, ohne dabei fi nanzielle Verluste

einzugehen. Statt beim Wedeln verbringt

man dann eben die restlichen Urlaubstage

mit Winterwandern. „Eine Angebotsschie-

ne, die sich in der Nebensaison gut einbin-

den lässt“, so Lukas Krösslhuber.

Innovationsworkshop. Wildschönau

und Wilder Kaiser, das sind zwei Beispiele

für Skiregionen, deren naturräumliche

Gegebenheiten den technischen Anfor-

derungen eines Wiedereinsteigers bzw.

Anfängers besonders entgegenkommen.

Sanfte Hänge, breite Pisten. Viel Platz, der

dem verunsicherten Wiedereinsteiger ein

neues Gefühl von Sicherheit geben soll.

Wie sich andere Tiroler Wintersportregi-

onen auf die neue Zielgruppe einstellen

können, wurde Anfang Oktober im Rah-

men eines Innovationsworkshops, zu dem

die Tirol Werbung lud, diskutiert. Dass man

das Aussetzen möglichst kurz halten sollte,

darin waren sich die Workshopteilnehmer

einig. Mit einer fl exiblen Kinderbetreuung

am besten vor Ort könnte man zum Beispiel

auf die Bedürfnisse von Familien eingehen.

Schnupperkurse, fl exible Ticketlösungen

bei Skipässen wie Stundenkarten oder

Schnupperkarten und interessante Verleih-

angebote für Skier und Bekleidung. Denn

das häufi gste Argument, das viele Aufhörer

nach der Angst nannten, waren die fi nanzi-

ellen Belastungen durch einen Skitag.

„Neben dem Skifahren bleiben die

Zusatzangebote vor Ort weiterhin wich-

tig“, weiß Ingrid Schneider, Tirol Werbung.

Das können neben Wellnesseinrichtun-

gen, besondere kulinarische und kultu-

relle Highlights oder die Infrastruktur für

sanfte Wintersportaktivitäten (z. B. Win-

terwanderwege) sein. „Wichtig sind eine

hohe Produktqualität und unterschiedli-

che Angebote maßgeschneidert auf die

verschiedenen Bedürfnisse der Wieder-

einsteiger“, bringt es Ingrid Schneider auf

den Punkt.

Dass dafür Seilbahnen, Skischu-

len und Skiverleih zusammenarbeiten

müssen, ist eine Voraussetzung. Auf-

bauend auf diesen Ideen wird 2012 ein

Produktentwicklungsprozess mit drei

Pilotregionen gestartet. Parallel dazu

wecken die Wintersportregionen bereits

in Worten und Bildern beim potenziellen

Gast die Lust auf den Schnee. Im Rahmen

von Pressereisen können Journalisten den

„Wiedereinsteigerkurs“ derzeit selber tes-

ten. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es

bereits Ende Jänner in Nauders. ×

Am Anfang steht das klassische Schneepfl ugfahren. Unter Anleitung eines erfahrenen Schneesportlehrers

bauen Wiedereinsteiger ihre Berührungsängste ab.

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Page 40: Die Zukunft des Tourismus ist international

40 saison

magazin

Die Peaschtln von BreitenbachIn einigen Tiroler Ortschaften werden uralte Bräuche noch heute so gelebt wie vor Hunderten von Jahren. Ohne Kitsch und Kommerz, dafür urtümlich und unfassbar fremd.

Von Fr anzisk a L ipp

E

in Knistern liegt in der Luft.

Erwartungsvolle Blicke hu-

schen durch den Raum, die

ohren sind gespitzt. schon den ganzen

Tag herrschte aufregung am Jagglhof.

Bei Einbrechen der Dämmerung wird sie

beinahe physisch spürbar. stetig tickt die

Uhr an der Wand, der Duft von obstler,

orange und Zimt des eigens zu diesem

anlass zubereiteten Tees erfüllt die stu-

be. Das Murmeln wird unterbrochen von

kurzem Lachen, das schnell wieder ver-

stummt, damit man ja nur nicht die Trom-

meln oder die Glocken überhört. immer

wieder wandern die Blicke von der Uhr zur

Tür und weiter zum Fenster, das nur das

eigene neugierige spiegelbild zurückwirft.

Wenn man Glück hat, steht in der nacht

der Vollmond am Himmel über dem Un-

terinntal. Dann könnte man die schatten

erkennen, die sich langsam vom Waldrand

abheben. so aber muss man sich auf die

ohren verlassen.

Magischer Brauch. Wie jedes Jahr

am 6. Dezember hat man sich in der stube

des Jagglhofs in Thal bei Breitenbach am

inn versammelt: die jungen Bauersleute,

Geschwister, Enkelkinder und enge Freun-

de. Der Hof gehört zu den wenigen Ver-

bliebenen, dessen Tür für alle Peaschtln

geöffnet ist. Bis zu 19 Passen kamen schon

in einer nacht, um ihr urtümliches Ritual

zu vollziehen. Und eine macht immer den

anfang: Diesmal ist es die Haga-Pass mit

ihren sieben Trommlern, ebenso vielen

Hupfern, zwei Blasern und der Hex. Mit

viel Getöse und Lärm halten sie Einzug

im nahegelegenen austragshaus. schnell

eilen die Gastgeber hinaus in die Kälte, um

sie zu begrüßen. Ebenso schnell versteckt

sich ein Kind erschrocken hinter seiner

Mutter. Das Trommeln, das Glockengeläut

und die Bockshörner sind beängstigend

laut und jagen einem die Gänsehaut über

den Rücken. Die Männer in ihren über und

über mit Maisblättern („Türkenbratschen“)

benähten Gewändern heben an zu musi-

zieren. Die Hupfer mit ihren schellen und

Glocken springen so hoch sie können.

Die Hex kehrt aus. Ein magischer Brauch

entfaltet seine Wirkung. niemand bleibt

unberührt. Ein Ritual, das sich Jahr für Jahr

in Breitenbach am 5. und 6. Dezember

wiederholt. Herma sader, die altbäuerin

am Jagglhof, ist davon begeistert, seit sie

denken kann: „Die Peaschtln waren für

uns nie lästig und immer willkommen,

auch wenn wir manchmal unsere stall-

arbeit dafür unterbrechen mussten. Mir ist

es wichtig, dass die Männer und Buben

diesen schönen Brauch in Breitenbach

erhalten.“

Ort im Ausnahmezustand. Mit wel-

cher intensität der Brauch des „Peaschtln

laffn“ in Breitenbach erhalten geblieben

ist und Jahr für Jahr gelebt wird, ruft bei

nicht-Einheimischen nicht selten erstaun-

te Gesichter hervor. Beinahe alle Bewohner

sind auf den Beinen: Über dreißig Männer-

Passen gibt es, darüber hinaus noch sieben

Jugend- und neun Kinder-Passen. schon

ab oktober dreht sich unter dem nach-

wuchs im Kindergarten und in den schulen

alles ums Thema Peaschtln, in den schau-

fenstern des örtlichen nahversorgers und

sogar in Privathäusern tauchen kleine

und lebensgroße Deko-Peaschtln auf, die

über Wochen das ortsbild prägen. Mütter,

Freundinnen und schwestern sind ebenso

vom Peaschtl-Fieber gepackt, auch wenn

der Brauch traditionsgemäß den Buben

und Männern vorbehalten bleibt.

Die kleinsten Peaschtln können

noch nicht einmal laufen, die ältesten ge-

hören mit 62 Jahren Erfahrung zu wahren

Legenden. Früher hörten viele Breitenba-

cher Männer mit dem Peaschtln auf, wenn

sie in den Ehestand eintraten. ausnahmen

bestätigen die Regel, wie es das Beispiel

Franz Hager zeigt. Der 69-Jährige ist seit

seinem siebten Lebensjahr als Peaschtl

Mit welcher Intensität der Brauch des „Peaschtln laffn“ in Breitenbach erhalten geblie-ben ist und Jahr für Jahr gelebt wird, ruft bei Nicht-Einheimi-schen nicht selten erstaunte Gesichter hervor.

Page 41: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Groß und Klein. In den mit Maisblättern benähten Ge-

wändern stecken ausschließ-lich Männer – manchmal

halt noch recht kleine. Über dreißig Männer-Passen gibt es in Breitenbach, darüber hinaus noch sieben Jugend- und neun

Kinder-Passen.

Page 42: Die Zukunft des Tourismus ist international

42

unterwegs, im Jahr seiner Eheschließung

setzte er aus. Danach nie wieder. sein

umfassendes Wissen macht ihn zu einem

Kenner des Brauchtums: als Blaser weiß

er, wie das „außiblasn“ richtig geht, wie

das aufeinandertreff en von mehreren

Passen gehandhabt wird, welcher Trom-

melrhythmus der original Breitenbacher

Takt ist und in welcher Reihenfolge die

Häuser betreten werden müssen. „Dass

die Traditionen hoch gehalten werden,

fi nde ich bemerkenswert. Die Breitenba-

cher wollen ihren Brauch nicht kommer-

ziell inszenieren und grenzen sich stark

von anderen orten ab. aber natürlich hat

sich der Brauch auch bei uns verändert.

neue Zeiten bringen neue Möglichkeiten

hervor. Da, wo wir früher hüfthoch zu Fuß

durch den schnee gewatet sind, fahren die

Jungen jetzt mit dem Traktor. im Gegen-

satz zu den bescheidenen Gewändern

von früher wiegen diese heute bis zu

fünfzig Kilo.“

Höhepunkt des Jahres. schon seit

Jahrhunderten treibt die Percht im alpen-

ländischen Raum ihr Unwesen. Rund um

die Wintersonnenwende und zur Zeit der

Raunächte tritt sie sowohl in Legenden

als auch personifi ziert in Erscheinung.

Die erste urkundliche Erwähnung einer

Percht führt zurück ins Jahr 1582 an den

bayerischen ammersee, in Tiroler nieder-

schriften taucht sie erstmals im Jahr 1837

auf. seit wann es das „Peaschtl laff n“ in

Breitenbach gibt, ist nicht mit Gewissheit

dokumentiert. sicher aber ist, dass es im-

mer wieder Zeiten gab, in denen es streng

verboten war, so etwa vor und während

des Zweiten Weltkrieges. Und sicher ist

auch, dass der Brauch eine Eigendynamik

entwickelte, die dafür sorgte, dass die Brei-

tenbacher Buben und Männer schon vor

hundert Jahren eiskalten Winternächten,

Hunger und armut getrotzt haben und am

abend des 5. Dezembers aufgesprungen

sind, um sich als Peaschtln auf den Weg zu

machen. Die Kinder taten es für ein paar

Dörrbirnen, Äpfel, eine scheibe Brot oder

ein paar Groschen. Die Erwachsenen we-

BUCHTIPPBarbara Moser: „Peaschtl laff n – Brei-tenbach am inn“. Edition Tirol, 2011

Gelebtes BrauchtumAuch den Bewohnern anderer Tiroler Gemeinden sind ihre Bräuche „heilig“. Auch wenn sie gänzlich heidnischen Ursprungs sind.

PERCHTENTAG IN TUXseit Jahrhunderten heißen die Tuxer Perch-ten am 5. Jänner das neue Jahr willkommen. in alten Gewändern ziehen verkleidete Ein-heimische von Haus zu Haus, wünschen den Bewohnern alles Gute, die sich wiederum mit einem schnapserl für den Besuch bedanken. in früheren Zeiten handelte es sich bei den Perchten um arme Leute, die vermummt und mit einem Körbchen auf Bettel ausgingen. Heutzutage betreiben die Kinder als „Binggal-perchten“ diesen Brauch und werden dafür mit süßigkeiten, obst oder kleinen Geldspen-den belohnt. Die Kunst des Maskenschnitzens ist in Tux bis heute lebendig geblieben und verleiht den Perchten von Generation zu Ge-neration ein etwas anderes aussehen.

MULLERLAUFEN IN RUMWenn die Muller in arzl, Rum, Thaur und absam sich im Feber dem Fast-nachtsfi eber hingeben, geht es dem Winter an den Kragen. Der Brauch ist ausschließlich den Männern vorbehal-ten und fi ndet im Vierjahresrhythmus in einem der vier orte statt. in auf-wändigen Kostümen werden die Jah-reszeiten dargestellt. Die „Zottler“ mit ihren fi nster dreinblickenden Holz-masken repräsentieren den Winter. Mit knurrenden Lauten tänzeln sie durch die Gassen, begleitet vom Herbst, symbolisiert durch die „Zaggeler“, die „Klötzler“, „Huttler“ oder „Fleckler“. Frühling und sommer verkörpern die prächtigen „spiegeltuxer“ und ihre Begleiter, die „Weißen“, „Halbweißen“, „Melcher“ und „Hütltuxer“. Wer von ei-ner der Traditionsfi guren „abgemullt“ wird und einen Klaps auf die schulter erhält, dem ist das Glück im kommen-den Jahr hold.

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Page 43: Die Zukunft des Tourismus ist international

43

SEBASTIANIPROZESSION IN TELFSalljährlich am 20. Jänner wird in Telfs die sebastianiprozession abgehalten. Dass die Telfer sich dafür Urlaub nehmen, gilt als Ehrensache. Zurück geht dieser Brauch auf das Jahr 1634, in dem ein Fünftel der Telfer Bevölkerung von der Pest hinweggeraff t wurde. Damals wur-de gelobt, alljährlich eine Prozession zu Ehren des Heiligen sebastian abzuhalten. Ein Versprechen, das bis heute gehal-ten wird. stefan Dietrich aus Telfs weiß, warum: „Die sebastianiprozession ist ein stück Telfer identität. sie ist ein schönes barockes Brauchtum, das Freude macht. auch wenn wir keine Pest mehr im Land haben, gibt es genügend andere Be-drohungen, angesichts derer man zum Heiligen sebastian beten kann.“ Wirklich traditionsverbundene Telfer sehen in die-sem Brauch den eigentlichen Beginn des neuen Jahres.

gen der Tradition, dem Gemeinschaftser-

lebnis und dem schnaps, der rar war. Wilde

Besäufnisse, Raufereien und Liebesaben-

teuer sind in den privaten Büchern der

Peaschtl-Legenden vermerkt. Der Brauch

hat längst Geschichte geschrieben.

Lebendiger Volksglaube. Der im

Jahr 2007 verstorbene Walther Thaler, ehe-

maliger Volksschuldirektor in Breitenbach

am inn, ging in seinen aufzeichnungen

davon aus, dass das sagengut der „Wilden

Jagd“ Grundlage der Peaschtln war. als Ent-

stehungs- und Verbreitungsgebiet werden

Breitenbach, angerberg und Mariastein am

ehemaligen oberangerberg angenommen.

Der ursprüngliche Gedanke, die bösen

Geister der Finsternis und des Winters mil-

de zu stimmen und für eine gute Ernte und

ein fruchtbares Jahr zu bitten, ist bis heute

erhalten geblieben. Der Lärm vertreibt alte

und verbrauchte Energien und reinigt die

Räume. Dem Volksglauben nach wächst

der Mais umso höher, je höher die Hupfer

springen. Und die Hex einer jeden Pass hat

die wichtige Funktion des auskehrens. nicht

selten ist sie auch namensgeberin der Pass,

so wie bei der Haga-Pass. Thomas Hager

ist selbstständiger immobilientreuhänder

und hat die Rolle der Hex von seinem Vater

übernommen: „Die Hex ist diejenige, die

das wichtige Ritual der Reinigung innehat.

Und das ist den Bäuerinnen und Bauern, die

uns Jahr für Jahr ihre Türen öff nen, wirklich

wichtig. immer wieder bekomme ich die

Worte zu hören: ‚Dass’d ma eh guat aussi

kehrst’.“ Der Volksglaube ist so lebendig wie

eh und je.

Die Tradition des Peaschtln in Brei-

tenbach am inn wird mit großem Respekt

bewahrt. nicht selten werden die Gewän-

der, Trommeln und schellen vom Vater an

den sohn weitergereicht. Vor allem die aus

Zirbenholz geschnitzten Larven mit den

Hörndln und dem Gams- oder schaff ell

bleiben eine kleine Ewigkeit im Familien-

besitz. auch Gewohnheiten der einzelnen

Passen werden von einer Generation an

die andere weiter gegeben und sind von

ortsteil zu ortsteil unterschiedlich. so

trägt Peter Rinnergschwentner – die Hex

der „Heiserer“-Pass aus Haus – wie sein

onkel keine Larve, sondern einen mit Fell

bestückten Hut und ein grau geschmink-

tes Gesicht: „Der Brauch ist wichtig, aber

kein spektakel. Manches wird vielleicht

übertrieben, aber das ist in ordnung, weil

es immer Veränderungen gegeben hat und

es immer welche geben wird. Die Motiva-

tion ist dieselbe wie vor hundert Jahren.

Die Rituale müssen eingehalten werden,

das wünschen sich auch die Gastgeber,

die uns ihre Türen öff nen. Und es geht um

ganz praktische Dinge wie etwa nach-

barschaftspfl ege mit Leuten, die man das

ganze Jahr nicht sieht.“

Faszinierende Parallelwelt. Wäh-

rend andernorts Tiroler Bräuche medial

inszeniert oder zur Vermarktung adaptiert

werden, bleibt man in Breitenbach am inn

unter sich. Einige Zugeständnisse an das

schaulustige Volk gibt es mittlerweile aber

auch hier: so hat man im Zelt des sport-

vereins im Dorfzentrum die Gelegenheit,

das spektakel mitzuerleben.

Barbara Moser, die Herausgebe-

rin des im Herbst erschienenen Buches

„Peaschtl laff n – Breitenbach am inn“, hat

sich mit den Traditionen, Gepfl ogenhei-

ten, neuheiten und Gerüchten rund um

den Brauch auseinandergesetzt und stell-

te dabei fest: „Wir hüten unser Brauchtum

wie einen schatz. neuerungen werden

von manchen kritisch gesehen und nicht

als notwendig erachtet. Es herrscht der

schier übermächtige Wunsch vor, das

Peaschtlnlaff n so urtümlich wie möglich

zu erhalten. Dabei bleibt der Brauch ge-

heimnisvoll und mystisch.“

Und so wie es scheint, gelingt es

den Breitenbachern in ihrer Vehemenz

und Eigenheit besonders gut, ihr Erbe

zu bewahren. Ein Erbe, das in seiner ar-

chaischen art an ein längst vergessenes

Tirol erinnert. Wo der Glaube an Geister

und Mächte noch nicht abstrus war und

man gegen die Kräfte der natur lieber

auf archaische Rituale setzte als auf Kir-

chengebete. Das Peaschtln eröff net eine

mystische Parallelwelt zu dem ansonsten

so geordneten alltag, die Groß und Klein

in Breitenbach in ihren Bann zieht.

so auch das kleine weinende Kind,

das beim anblick seiner ersten Peaschtln

am Jagglhof so erschrak. als die Tränen

getrocknet sind, kommt kleinlaut die Fra-

ge: „Darf ich nächstes Jahr auch Peaschtl

laff n?“ seine Mutter streicht ihm übers

Haar und lächelt. ×

Page 44: Die Zukunft des Tourismus ist international

44 SAISON

MAGAZIN

Vom Schneeund anderen FarbenIm Museum Kitzbühel wird mit Beginn der Wintersaison die größte permanente Alfons-Walde-Schau erö� net. Möglich geworden ist die Erweiterung vor allem durch Leih-gaben der Familie Walde-Berger und durch räumlichen Zuwachs im Museum.

VON ES THER PIRCHNER

D as Bild von Kitzbühel als

Wintersportort und von

Tirol als Landschaft mit

geschlossener Schneede-

cke ist von keinem anderen Künstler so

sehr befördert worden wie vom Kitzbühler

Alfons Walde (1891–1958). Dementspre-

chend widmete das Museum Kitzbühel

dem Werk des Malers schon seit der

Neukonzeption und dem Umbau durch

die Architektin Elsa Prochazka 2002 ein

ganzes Geschoß unter dem Dach. Das

Freiwerden eines Raumes im Erdgeschoß

im vergangenen Jahr erö� nete den Mu-

seumsbetreibern nun die Möglichkeit zur

Umgestaltung des Museums und damit

zur Scha� ung weiterer Räumlichkeiten für

die Walde-Schau. Die übrigen Sammlun-

gen zur (Sport-)Geschichte und die Son-

derausstellungen wurden um ein Stock-

werk nach unten verlegt (Erdgeschoß bis

2. Stock), sodass im 3. Obergeschoß und

im Dachgeschoß nun 250 m2 für Gemälde

und Grafi ken von Alfons Walde zur Verfü-

gung stehen.

Leihgaben. Noch wesentlicher als der

räumliche Zuwachs war jedoch die Tat-

sache, dass sich die Erben Alfons Waldes,

die Familie Walde-Berger, bereit erklärte,

dem Museum zahlreiche weitere Arbeiten

als Leihgabe zur Verfügung zur stellen –

zunächst für acht Jahre, danach mit einer

Option auf weitere fünf. Bilder, die bisher

in den privaten Wohnungen der Erben

hingen, sind nun ö� entlich zugänglich. Im

Gegenzug sorgt das Museum für ideale

Bedingungen und übernimmt anfallende

Restaurierungen. Auf diese Weise kann

das künstlerische Scha� en des berühm-

ten Kitzbühlers, das bisher vor allem mit

knapp dreißig Gemälden aus der bekann-

testen Scha� ensphase in den 1920er- und

1930er-Jahren vertreten war, nun umfas-

send dargestellt werden – von den meist

kleinformatigen Arbeiten des jungen Walde

bis hin zu seinem Spätwerk.

Geordnet wurden die nunmehr

über sechzig Gemälde und mehr als hun-

dert Grafi ken, Zeichnungen, Fotografi en

und Druckgrafi ken nach Themenkreisen

bzw. Scha� ensperioden. Die „klassischen“

Walde-Gemälde wie „Aufstieg der Skifahrer“

oder „Almen im Schnee“ bilden nach wie

vor den Einstieg in das vielfältige Werk. Ein

weiterer, kleinerer Raum ist der Darstellung

von Waldes Lebensraum gewidmet, seiner

Biografi e, seinen Selbstporträts und Frau-

enporträts oder seiner Freundschaft zu

anderen Kunst- und Kulturscha� enden wie

dem Wiener Schriftsteller Alfons Petzold.

Aktmaler Walde. Die großen Neue-

rungen betre� en vor allem zwei weitere

MUSEUM KITZBÜHELWinterö� nungszeiten:• Di–So 14–18 Uhr, Sa 10–18 Uhr• Do Abendö� nung bis 20 Uhr26.12.2011 bis 10.1.2012: • täglich 10–18 Uhr• Do Abendö� nung bis 20 Uhr

www.museum-kitzbuehel.at

„Walde, der von 1910 bis 1914 in Wien lebte, hat vieles von Schiele übernommen. Nicht jedoch das kritische Menschenbild. Das ist bei Walde heiter aufgelöst.“WIDO SIEBERER, LEITER DES MUSEUM KITZBÜHEL

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Page 45: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Authentisches BauenDie Architektin Elsa Prochazka führt mit dem aktuellen Erweiterungsbau des Museum Kitz-bühel das Konzept fort, das sie dem Umbau des Hauses und der Neugestaltung der Sammlung 2002 zugrunde gelegt hat.

SAISON: Frau Prochazka, welche Aufgaben galt es beim Museum Kitzbühel 2002 und bei der Erweiterung 2011 zu lösen? ELSA PROCHAZKA: Es gab zwei sehr interes-

sante historische Gebäude und eine sehr interessante,

aber heterogene Sammlung und es ging darum, das Flair dieser

Gebäude herauszuarbeiten und mit der Ausstellungsgestaltung

zu ergänzen. Wir haben dazu sehr authentische Materialien wie

Eisen verwendet. Entsprechend der Sammlungsgeschichte ent-

standen statt Vitrinen ganze Rauminstallationen.

Für die Erweiterung der Walde-Ausstellung wurde das

ursprüngliche Konzept weitergeführt, das nach wie vor sehr

zeithaltig ist.

Wie haben Sie die Räume für die Walde-Präsentation entwi-ckelt und was ist neu daran? Das geschah in Zusammenarbeit

mit dem Kuratorenteam, dem Museum und der Familie Walde

– sozusagen eine Gemeinschaftsproduktion. Die bestehende

Walde-Installation im Dachgeschoß wurde etwas ausgelichtet

und aufgefrischt und im darunterliegenden Geschoß die Aus-

weitung der Sammlung präsentiert.

Gibt es Ähnlichkeiten zu anderen Museums- oder Ausstellungs-projekten, die Sie durchgeführt haben? Nein, jede Aufgabenstel-

lung ist anders. Nicht unwichtig ist, dass es nicht vordergründig

modisch, sondern über einen längeren Zeitraum zeithaltig ist.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

MARKTWERTDie letzte Auktion von Werken Waldes fand am 24. Oktober 2011 im Auktionshaus Hassfurther in Wien statt und erzielte folgende Nettopreise:

Aufstieg der Skifahrer 380.000 Euro

Tauernhof 275.000 Euro

Tiroler Bauernhof bei Kitzbühel im Winter 185.000 Euro

Sonniger Herbsttag 70.000 Euro

div. Plakate je 1.600 bis 5.000 Euro

QUELLE: WWW.KUNSTNET.AT

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Die erfahrene Museums- und Ausstellungsgestalterin Elsa Prochazka hat u .a. das Museum in Mozarts Geburtshaus und das Museum der Wahrnehmung in Rohrbach konzipiert.

Schwerpunkte, die im Dachgeschoß präsentiert werden: das

Frühwerk und die Akte, die in der kunsthistorischen Rezeption

zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Aktmalereien

Waldes existieren aus fast allen Scha� ensphasen, 15 zum Teil

großformatige Werke stehen in der Ausstellung für diesen Be-

reich seines Scha� ens. Diese vom Expressionismus beeinfl ussten

Werke seien „zum Teil grandios“, erzählt der Leiter des Museums,

Wido Sieberer, sie seien aber in der kunsthistorischen Rezeption

„bisher ein wenig zu kurz gekommen“. Erst in den letzten zwanzig,

dreißig Jahren wurden sie neben den berühmten Landschafts-

und Genrebildern zunehmend als gleichbedeutend eingestuft.

Querverbindungen. Das frühe Scha� en – Werke aus

der Zeit bis ca. 1918 – wird mit einem Schwerpunkt von klein-

formatigen Bildern gezeigt, die „an die Expressivität von Egon

Schiele heranreichen“ (Sieberer). Mit Schiele verband Walde,

der von 1910 bis 1914 in Wien lebte, eine Freundschaft, die

auch im künstlerischen Werk nachvollziehbar ist. Vieles – zum

Beispiel die Verwendung der Farben – habe Walde in der Zeit

von Schiele übernommen, erläutert Sieberer, „nicht jedoch

das kritische Menschenbild. Das ist bei Walde heiter aufgelöst“.

So wie Verbindungen zu Schiele in der Neupräsentation

der Bilder o� enbar werden, so wurden auch andere Bezüge

herausgearbeitet: Künstlerische Querverbindungen gibt es

etwa zum Keramiker Walter Bosse, zum Fotografen Wilhelm

Angerer oder zur Malerin Hilde Goldschmidt.

Leben und Scha� en Waldes sind damit nun unter ganz

unterschiedlichen Aspekten beleuchtet und die Ausführlich-

keit und der Detailreichtum, mit denen hier gearbeitet werden

konnte, machen die Walde-Ausstellung im Museum Kitzbühel

zu einer der umfassendsten Darstellungen eines künstlerischen

Werks in Tirol. ×

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N (

5)

1

Alfons WaldeAufstieg, 1927Tempera auf Leinwand94 x 66 cm

2

Alfons WaldeZwei Skifahrerinnen 1914Öl auf Karton27,5 x 29 cm

3

Alfons WaldeTiroler Bergdorf (Auracher Kirchl)Öl auf Karton58 x 40 cm

4

Alfons WaldeSommer in Kitzbühel um 1930Öl auf Karton41,5 x 49,6 cm

5

Alfons WaldeRückenakt auf Podest II, um 1920Pastell auf Papier37 x 24,5 cm

53

Page 46: Die Zukunft des Tourismus ist international

46 SAISON

MAGAZIN

Heiterer AuftaktWas man mit einem 1. Jänner nicht alles anfangen kann, außer seinen Rausch auszuschlafen oder gute Vorsätze über Bord zu werfen! Beispielsweise ins Neujahrskonzert gehen, das das Tiroler Symphonie-orchester Innsbruck alljährlich abhält. Oder man geduldet sich noch ein paar Tage und besucht jenes des Tiroler Kammerorchester InnStrumenti.

VON ES THER PIRCHNER

A uf der ganzen Welt wird

der Jahreswechsel mit

Neujahrskonzerten ein-

geläutet, das berühmteste

von ihnen ist seit vielen Jahren jenes der

Wiener Philharmoniker, das im Fernsehen

in mehr als siebzig Ländern live mitver-

folgt werden kann und eine Huldigung

vor allem an die Walzermusik von Johann

Strauß Sohn ist. Sogar die Bezeichnung

„Neujahrskonzert“ haben sich die Phil-

harmoniker als Wortmarke patentieren

lassen, um möglichen Verwechslungen

mit anderen Orchestern und Konzerten

vorzubeugen.

Aber Namen hin oder her, auch in

Tirol frönt man mehrfach dem orchest-

ralen Klang für einen guten Start ins neue

Jahr: Das Tiroler Symphonieorchester

Innsbruck tritt pünktlich am 1. Jänner 2012

zum Neujahrskonzert (und am Vortag zur

Generalprobe) im Innsbrucker Congress

an und reist dann nach Kufstein (3. Jänner)

und Reutte (4. Jänner) weiter. Das Tiroler

Kammerorchester InnStrumenti hat, um

dem großen Besucherandrang gerecht

zu werden, 2012 erstmals zwei Termine

im Innsbrucker Stadtsaal festgelegt – ein

Abendkonzert am 5. und eine Matinee am

6. Jänner 2012 – und konzertiert außerdem

am 4. Jänner in Ischgl und am 6. Jänner

abends im Blumenpark Seidemann in Völs.

23 Neujahrskonzerte. Beide Or-

chester setzen selbstverständlich auf

unterhaltsame, aber anspruchsvolle

Werke zum Jahreswechsel. Beim Tiroler

Symphonieorchester Innsbruck steht

Georg Fritzsch am Dirigentenpult, der

die Geschicke des Orchesters von 2009

bis 2011 als Generalmusikdirektor geleitet

hat. Was die Mitwirkung an Neujahrskon-

zerten betri¡ t, ist er ein alter Hase: In den

letzten 24 Jahren – zuerst als Orchester-

musiker, dann als Dirigent – habe er nur

eines dieser „beschwingten, frohsinnigen

und motivierenden“ Konzerte ausgelas-

sen, erzählt er. Am häufi gsten sei dabei

Beethovens 9. Symphonie auf dem Pro-

gramm gestanden, eine in Deutschland

sehr beliebte Wahl, daneben gab es „ös-

terreichische“ Walzerprogrammierungen,

aber auch viele andere Schwerpunkte wie

spanische oder US-amerikanische Musik.

In Tirol 2012 setzt Fritzsch auf

„Musikalische Sträusse zum Neuen Jahr“,

eine auch für die letzte Saison von Brigitte

Fassbaender am Tiroler Landestheater

ausgesprochen passende Wahl. Neben

den „typisch wienerischen“ Stücken von

Johann Strauß Sohn haben die Intendan-

tin, die traditionell durchs Neujahrskonzert

führt, und der Dirigent Musik von Richard

Strauss und dessen Vater Franz ausgewählt

– auch wenn es keine direkte Verbindung

zwischen den Musikerfamilien Strauß und

Strauss gibt. Beide – Fassbaender und

Fritzsch – sind „leidenschaftliche Verehrer

und Kämpfer für Richard Strauss“ (Fritzsch),

weshalb auch Ausschnitte aus dessen

Opern „Salome“, „Die schweigsame Frau“

und „Der Rosenkavalier“ zu hören sein wer-

den. Dass Brigitte Fassbaender bei der Mo-

deration auf ihr reiches Wissen über Richard

Strauss zurückgreifen wird, ist sicher, ob es

wieder wie 2011 einen kabarettistischen

Gaststar geben wird, wurde nicht verraten.

TRIVIA ZUM NEUJAHRSKONZERT• Das erste Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker fand 1939 statt, damals noch als Silvesterkonzert.• 1969 führte der ORF mit dem Neujahrskonzert das Farbfernsehen ein.• Die Aufnahme des Wiener Neujahrskonzerts 2012 ist bereits ab 6. Jänner im Handel erhältlich.• Der Kultursender ARTE überträgt am 1. Jänner traditionell den zweiten Teil des Neujahrskonzerts aus dem Teatro La Fenice in Venedig.• Seit 1998 touren chinesische Orchester zum chinesischen Neujahrsfest im Frühling durch Europa, 2012 ist es das China Traditional Orchestra of Inner Mongolia.

Französische leichte Muse und nur wenig Wiener Walzerseligkeit: Tiroler Kammerorchester InnStrumenti

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Page 47: Die Zukunft des Tourismus ist international

Vergnügliches Spiel. Fachkundige

Führung und große Heiterkeit gehören

jedenfalls bei den Neujahrskonzerten des

Tiroler Kammerorchester InnStrumenti

zum guten Ton, wie dessen Leiter Gerhard

Sammer bemerkt. Seit man vor rund zehn

Jahren begonnen hat, zum Jahresbeginn

aufzutreten, wird das Konzert vom Schau-

spieler Thomas Lackner moderiert, der

sich auf diese „Rolle“ ähnlich vorbereitet

wie auf einen Theaterauftritt. Trotzdem

sind seine schwungvollen Reden nicht das

einzige Markenzeichen der InnStrumenti-

Neujahrskonzerte. Normalerweise spielt

das Orchester viel Musik von zeitgenös-

sischen (Tiroler) Komponisten und ist laut

seinem Dirigenten für „stärker profi lierte

Programme bekannt, die nicht ganz dem

traditionellen Konzertbetrieb verpfl ichtet

sind. Der Reiz der Neujahrskonzerte be-

steht darin, dass es sehr viel Musik gibt,

die sich für eine vergnügliche Atmosphä-

re eignet, die lustvoll zu spielen und zu

hören ist, ohne dass man auf den ganz

ausgetretenen Neujahrskonzert-Pfaden

wandeln muss.“

In der Stille. Das Programm 2012

nimmt dementsprechend eine besondere

Richtung: Neben einigen wenigen Beiträ-

gen von Johann und Josef Strauß – dar-

unter der Donauwalzer, der schon bisher

immer fi xer Bestandteil des InnStrumenti-

Neujahrskonzerts war, aber es vielleicht

nicht bleiben wird – werden diesmal vor

INFOTiroler Symphonieorchester InnsbruckGeorg Fritzsch (Dirigent), Brigitte Fassbaender (Moderation), Sebastian Kroggel, Marc Kugel, Andreas Mattersberger (Solisten)• 31. 12. 2011, 10 Uhr, Innsbruck,

Congress Innsbruck (Generalprobe)• 1. 1. 2012, 17 Uhr, Innsbruck,

Congress Innsbruck• 3. 1. 2012, 20 Uhr, Kufstein,

Kufstein Arena• 4. 1. 2012, 20 Uhr, Reutte,

Metallwerk PlanseeTel. 0512/[email protected]

Tiroler Kammerorchester InnStrumentiGerhard Sammer (Dirigent), Thomas Lack-ner (Moderation), Britta Ströher (Sopran); Petra Überbacher (Mezzosopran)• 4. 1. 2012, 19 Uhr, Ischgl,

Silvrettacenter• 5. 1. 2012, 20 Uhr, Innsbruck,

Großer Stadtsaal• 6. 1. 2012, 11 Uhr, Innsbruck,

Großer Stadtsaal• 6. 1. 2012, 19 Uhr, Völs,

Blumenpark SeidemannTel. 0650/7325665

allem französische Werke aus dem 19.

Jahrhundert zu hören sein, zum Beispiel

Ballettmusik von Claude Debussy, je eine

Opernarie aus Charles Gounods „Romeo

und Julia“ und Georges Bizets „Carmen“

sowie zwei der berühmtesten Werke von

Jacques O¡ enbach: die Barcarole („O

belle nuit, o nuit d’amor“) aus „Ho¡ manns

Erzählungen“ und der „Cancan“ aus „Or-

pheus in der Unterwelt“. Auch hier also

wird Gesang ins Programm eingebunden,

nur sind es statt der tiefen Lagen (Bass und

Bassbariton), die beim Tiroler Symphonie-

orchester Innsbruck zu hören sind, hier die

hellen Frauenstimmen, die dominieren:

Mit der Sopranistin Britta Ströher und der

Mezzosopranistin Petra Überbacher be-

kommt auch das Tiroler Kammerorchester

InnStrumenti hervorragende gesangliche

Unterstützung. Aber so ausgezeichnet die

Musiker auch sein mögen, bei einem Stück

dürfen sie ihr Können keinesfalls unter Be-

weis stellen: Mit „4’33”, John Cages Stück

ohne Musik, in dem Interpreten und Publi-

kum 4 Minuten und 33 Sekunden lang dem

Nichts nachlauschen, frönt InnStrumenti

der Stille, was für einen Jahresbeginn nicht

die schlechteste Idee zu sein scheint.

Profi l zeigen somit beide Orchester,

reizvolle Programmzusammenstellungen

auch. Ein Glück also, dass sich die Kon-

zerttermine nicht überschneiden und man

durchaus zwei Mal auf unterschiedliche

Weise das neue Jahr musikalisch begin-

nen kann. ×

Verehrer von Richard Strauss:

Brigitte Fassbaender und Dirigent Georg Fritzsch; darunter: Gerhard Sammer, Leiter des Tiroler

Kammerorchester InnStrumenti

Eifriges Proben: Das Tiroler Sym-phonieorchester Innsbruck spielt zu Neujahr Strauß und Strauss.

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Page 48: Die Zukunft des Tourismus ist international

13. - 22. JÄNNER 201213. - 22. JÄNNER 2012

YOGGL, INNSBRUCK 2012-MASKOTTCHEN

„Frohe Weihnachten und guten Rutsch ins neue Jahr!“

TEIL SEIN IST ALLES. Yoggl und das Team der 1. Olympischen Jugend-Winterspiele wünschen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2012. Von 13. bis 22. Jänner steht auch schon das nächste große Fest an: werde auch du Teil des einzigartigen Sport- und Kulturfestivals, wenn Innsbruck und Seefeld mit der Ausrichtung der 1. Olympischen Jugend-Winterspiele Geschichte schreiben. WWW.INNSBRUCK2012.COM

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Page 49: Die Zukunft des Tourismus ist international

49 SAISON

KOMMENTARE

Nachrichten aus dem Werktätigenparadies VON ALOIS SCHÖPF

Das gallische Dorf VON ERNST MOLDEN

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Sein neues Album ES LEM (monkeymusic) wurde kürzlich mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

W o hab ich mich da hin verirrt? Der Durch-

schnitt dürfte bei siebzig liegen. Männer

sehe ich wenige. Wo es sie gibt, schleppen sie

unförmige Bäuche vor sich her. Dies bedeutet

allerdings nicht, dass das Gros der Damen formschöner geraten

wäre. Angesichts der Vitalität, mit der sie das Bu� et stürmen, ist

das kein Wunder. Mit hochtoupierten Kamp� risuren laden sie auf,

was geht. Acht Busse sind es übrigens gewesen, die uns letztes

Wochenende hierher gebracht haben. Jetzt hab ich die Besche-

rung. Jetzt graust mir! Warum bin ich diesem Trampelpfad des

Massentourismus, wie es so schön heißt, nicht ausgewichen?

Neben uns sitzt ein Ehepaar, das fast nichts redet. Er hat Hände,

denen man ansieht, dass er damit ein Leben lang gearbeitet hat.

Zugleich isst er würdevoll wie einer, der nicht irgendwer ist. Seine

Frau, die an eine Bäuerin erinnert, sehe ich vor mir, wie sie an hohen

Festtagen durch ihre dicken Brillen über einen reich gedeckten

Tisch hinblickt, an dem Kinder und Kindeskinder sitzen. Wir haben

die beiden beharrlich gegrüßt.

Am vorletzten Tag redeten sie dann plötzlich mit uns! Sie

kommen seit 30 Jahren ins Hotel, sind Weinbauern aus dem Hin-

terland von Triest, produzieren 30.000 Flaschen im Jahr, gehören

D ie Kollegen und ich fahren ja viel herum mit unserer

Musik. Wir fahren in die Landeshauptstädte, spielen

für urnette Menschen, und dann kommen wir doch

sehr gern in unsere große Stadt zurück. Wir fahren in

die schönen Landschaften hinein, wir sehen verschiedene Gegen-

den zu verschiedenen Jahreszeiten in verschiedenen Gewändern,

wir staunen, kommen aber doch wieder sehr gern in unsere große

Stadt zurück. Und dann, so wie jetzt im Spätherbst, wenn wir eigent-

lich lieber daheim hinterm Ofen bleiben würden, da kommen dann

die Überraschungen. Da will noch einer, dass wir kommen, bitte,

bitte, wir mögen hier eure Musik so, und dann holen wir die Karte

raus, um zu sehen, wo das ist. Jössas naa, sagt dann einer, weil das ist

sehr weit weg. Aber weil die dort uns so gern haben möchten, satteln

wir dann doch das rote Eisenpferd des Akkordeonisten und reiten los.

Diesmal nach Süden. Über den Semmering, Bruck an der Mur,

dann rauf Richtung Pyhrn, dann rein ins Ennstal, bis in den Schatten

des monströsen steirischen Berges Grimming. Was luftlinienmäßig

ein Schwalbenfl ügerl gewesen wäre, wird auf der Straße der störri-

schen Ostalpen wegen ein Tagesausfl ug. Auf einer Rast nicht weit

vom Ziel betrachten wir eine sonderbare Wiese. Wo der Schatten

der Fichten hinfällt, liegt eine Schicht aus Rauhreif, dazwischen

einem slowenisch sprechenden Landesteil an,

der nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien kam,

der Großvater war noch Kaiserjäger und fi el

in Sarajewo, 200 Meter neben dem Haus ver-

läuft die Grenze, in der Zeit des Kommunismus

schossen die jugoslawischen Grenzer herüber.

Am letzten Tag führte mich der Mann, 78 Jahre alt, zu seinem Auto

und schenkte mir zwei Flaschen Wein. Ich möge sie mit Freunden

trinken! Als ich ihn fragte, ob er einen CD-Player habe, weil ich ihm

österreichische Blasmusik schicken wolle, hob er entschuldigend

die Arme: Sempre lavorare!

Schon die alten Römer haben das

Heilwasser in Montegrotto genutzt. Es

wirkt tatsächlich entspannend. Nach

ein paar Tagen ist einem sogar der Mas-

sentourismus egal. Im Gegenteil: Man

durchschaut, schwimmend und von der warmen Spätherbstsonne

beschienen, plötzlich die Verlogenheit der Kritik am Massentouris-

mus, wie sie von bildungsbürgerlich liberal bis zu kleinbürgerlich

links zum intellektuellen Standard gehört. Je lauter für den soge-

nannten einfachen Menschen eingetreten wird, desto radikaler

wird ihm die Lebenskompetenz abgesprochen und ein Ferienpa-

radies missgönnt, von dem der Marxismus geträumt und das der

kapitalistische Tourismus verwirklicht hat. Herzliche Grüße nach

Triest hinunter! ×

eine feiste, noch gespentisch saftige Endsom-

merwiese, darauf stehen ratlos Kühe. Schließlich

sind wir da. Öblarn heißt das gallische Dorf, unser

Veranstalter räumt seine Riesentuba zur Seite und

bietet uns Platz neben dem Ofen an. Das erste,

was wir hören, ist, dass es in Öblarn keine Skilifte

gibt. Man habe sich gehütet davor, sagt der Veranstalter und bietet

uns Schwedenbomben an. Skilifte gebe es in den Nachbarorten

Haus und Schladming genug, demnächst sogar eine Ski-WM. Aber

in Öblarn? Nein, wirklich nicht. Es gehe super ohne.

Doch, man habe Besucher. Wanderer, Essende, Rastende, in

einem gesunden Verhältnis zur Bevölkerung. Weil man keine Skilifte

habe, brauche man die dazugehörige

Struktur auch nicht, deswegen seien in

Öblarn die Häuser klein geblieben, die

Gasserln eng. Wir blättern im Programm

des Veranstalters und staunen, wer hier

schon alles gespielt hat.

Jo, zu uns kummans gaunz gern, sagt der Veranstalter. Tun

wir dann auch, später am Abend. Die Öblarner sind super. Entgrenzt

und gleichzeitig würdig, wie die Leute in gallischen Dörfern halt so

sind. Als wir das Konzert fertig haben, tre� en wir zwei Pärchen aus

der großen Stadt, Anhänger unserer Musik, die sind uns doch glatt

nachgereist. Nicht nur euch, sagen sie, euch und Öblarn. ×

„Man durchschaut plötzlich die Verlogenheit der Kritik am Massentourismus, wie sie von bildungsbürgerlich liberal bis zu kleinbürgerlich links zum intellektuellen Standard gehört.“

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„Weil man keine Skilifte habe, brauche man die dazugehörige Struktur auch nicht, deswegen seien in Öblarn die Häuser klein geblieben, die Gasserln eng.“

Page 50: Die Zukunft des Tourismus ist international

50 SAISON

NACHGEFRAGT

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Côte d’Azur, Salzkammergut, Paris

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Höfl ichkeit, Freundlichkeit, Fleiß, Wandlungsfähigkeit

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Masse, Verkitschung, Verdummung, Ignoranz

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: seine Berge, Natur, Skifahren

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: aus Wettergründen keine Outdoor-Sicherheit für Veranstaltungen

DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: die „Hauptstadt der Alpen“ zu kreieren

LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Oktober 2011, Belek/Türkei

ICH LERNE VON: Fehlern und Menschen, die sich nicht wichtig nehmen

DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: aktuell wohl Schnee

MEIN LIEBLINGSORT IN INNSBRUCK IST ... ... mein Büro (ein Wahnsinn!), Nordkette-Goetheweg

FÜR DIE ZUKUNFT INNSBRUCKS WÜNSCHE ICH MIR ... ... dass der soziale Frieden aufrecht bleibt

DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN TIROLER TOURISMUS SIND ... ... Klimawandel, weiteres Mengenwachstum um jeden Preis

MEINE VORBILDER SIND: Vorbilder sind nicht wichtig

DAS SOLLTE KEIN INNSBRUCK-BESUCHER VERPASSEN: ein paar Tage zu bleiben, anstelle von nur wenigen Stunden

DIE TIROLER SIND ... ... auch nicht viel besser als andere Zweibeiner

1 5 FR AG EN A N . . .

Fritz Kraft

Fritz Kraft ist Direktor von Innsbruck Tourismus.

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Page 51: Die Zukunft des Tourismus ist international

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Urlaub in Tirol wird mit einer Gesamtauflage von 290.000 Stück der Presse am Sonntag und der Süddeutschen Zeitung beigelegt. Die nächste Ausgabe erscheint Ende Mai 2012.

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