die aktuelle sprachsituation in galicien

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150 Sanderleia Rohem Longhin-Thomazi Traugott, Elizabeth Closs (2003): «Constructions on Grammaticaliza- tion,., in: Joseph, Brian / Janda, Richard (2003): The Handbook 0/ Historical Linguistia, Oxford: Blackwell, . Visconti, Jacqueline (2004): «Conditionals and Imphca- tions for a Theory of Semantic Change,., m: Flscher, (2004): Up and down the Cline: Nature 0/ Gra"!mattcaltzatton, Phidelphia: John Benjamins Pubhshmg Company, pags. 169-192. « Daniela Noack (Leipzig) Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 1 1 Einleitung Das Galicische wird im Nordwesten Spaniens, in der autonomen Region Galicien sowie in angrenzenden Randgebieten der Provinzen Oviedo, Leon und Zamora gesprochen. Galicien besteht aus den Pro- vinzen A Coruiia, Lugo, Ourense und Pontevedra. Die Angaben für die Zahl der Galicischsprecher sind sehr verschieden; sie wird meist mit rund 2,8 bis drei Millionen Personen angegeben. Hinzu kommen mehrere hunderttausend bis eine Million Galicischsprecher in Südame- rika, vor allem in Argentinien, dem Emigrationsland vieler Galicier in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Galicisch ist somit eine sogenannte Minderheitensprache und wurde im Laufe seiner Geschichte oft unterdruckt und auch verboten. Die galicische Sprache hat damit einen großen Prestigeverlust erlitten, der bis in die heutige Zeit nachwirkt. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, wie sich die jetzi- ge Sprachsituation darstellt und inwieweit das Galicische im aktuellen Sprachgebrauch verwandt wird. Es stellt sich die Frage, ob die Gali- cischsprecher trotz jahrhundertelanger Repression und Diskriminierung ein Sprachbewußtsein entwickelt haben, welches einen gleichwertigen Gebrauch der Sprache neben dem Kastilischen ermöglicht. Zu Beginn gehe ich kurz auf einige theoretische Aspekte zur galicischen Sprache ein, danach gebe ich einen zusammengefaßten Überblick zur Sprach- geschichte, bevor ich den Normalisierungsprozeß, der einen Normie- rungsprozeß beinhaltet, charakterisiere. Diese Aspekte sind für eine Darstellung des aktuellen Sprachgebrauchs unerläßlich. Nach einer Beschreibung der diglossischen Sprachsituation in Galicien möchte ich abschließend den heutigen Sprachgebrauch anhand verschiedener Berei- che darstellen. Nachstehender Beitrag ist aus dem Leipziger Hauptseminar cAreallinguistik des Spanischeruo (WS 2007/2008) unter Leitung von Axel Schönberger hervorgegangen. Lusorama 81-82 (Mai 2010), 151-175 ISSN 0931-9484

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Page 1: Die aktuelle Sprachsituation in Galicien

150 Sanderleia Rohem Longhin-Thomazi

Traugott, Elizabeth Closs (2003): «Constructions on Grammaticaliza­tion,., in: Joseph, Brian / Janda, Richard (eds.~ (2003): The Handbook 0/ Historical Linguistia, Oxford: Blackwell, pa~. ~2~6~5. .

Visconti, Jacqueline (2004): «Conditionals and S~bJect~flcat1on: Imphca­tions for a Theory of Semantic Change,., m: Flscher, ?l~a (~d.) (2004): Up and down the Cline: ~he. Nature 0/ Gra"!mattcaltzatton, Phidelphia: John Benjamins Pubhshmg Company, pags. 169-192.

«

Daniela Noack (Leipzig)

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 1

1 Einleitung

Das Galicische wird im Nordwesten Spaniens, in der autonomen Region Galicien sowie in angrenzenden Randgebieten der Provinzen Oviedo, Leon und Zamora gesprochen. Galicien besteht aus den Pro­vinzen A Coruiia, Lugo, Ourense und Pontevedra. Die Angaben für die Zahl der Galicischsprecher sind sehr verschieden; sie wird meist mit rund 2,8 bis drei Millionen Personen angegeben. Hinzu kommen mehrere hunderttausend bis eine Million Galicischsprecher in Südame­rika, vor allem in Argentinien, dem Emigrationsland vieler Galicier in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Galicisch ist somit eine sogenannte Minderheitensprache und wurde im Laufe seiner Geschichte oft unterdruckt und auch verboten. Die galicische Sprache hat damit einen großen Prestigeverlust erlitten, der bis in die heutige Zeit nachwirkt. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, wie sich die jetzi­ge Sprachsituation darstellt und inwieweit das Galicische im aktuellen Sprachgebrauch verwandt wird. Es stellt sich die Frage, ob die Gali­cischsprecher trotz jahrhundertelanger Repression und Diskriminierung ein Sprachbewußtsein entwickelt haben, welches einen gleichwertigen Gebrauch der Sprache neben dem Kastilischen ermöglicht. Zu Beginn gehe ich kurz auf einige theoretische Aspekte zur galicischen Sprache ein, danach gebe ich einen zusammengefaßten Überblick zur Sprach­geschichte, bevor ich den Normalisierungsprozeß, der einen Normie­rungsprozeß beinhaltet, charakterisiere. Diese Aspekte sind für eine Darstellung des aktuellen Sprachgebrauchs unerläßlich. Nach einer Beschreibung der diglossischen Sprachsituation in Galicien möchte ich abschließend den heutigen Sprachgebrauch anhand verschiedener Berei­che darstellen.

Nachstehender Beitrag ist aus dem Leipziger Hauptseminar cAreallinguistik des Spanischeruo (WS 2007/2008) unter Leitung von Axel Schönberger hervorgegangen.

Lusorama 81-82 (Mai 2010), 151-175 ISSN 0931-9484

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1.1 Einordnung als eigenständige Sprache

Die Angaben zum Status des Galicischen als eigenständige Sprache variieren. Friedrich Diez setzt das Galicische dem Portugiesischen gleich, Wilhelm Meyer-Lübke sieht es als einen Dialekt des Portugiesi­schen an, andere als Varietät des Portugiesischen (Luciano Caetano da Rosa, Axel Schönberger, Michael Scotti-Rosin, Eugenio Coseriu und andere). Anderer Auffassung sind zum Beispiel Klaus Bochmann2 und Ulf Herrmann, sie betrachten das Galicische als eigenständige romani­sche Sprache. Galicisch wird auch aufgrund seiner Gemeinsamkeiten mit dem Portugiesischen und Kastilischen wie das Katalanische gele­gentlich als 'Brückensprache' angesehen (vgl. Albrecht 1992: 8). Grund für diese Differenzen ist die sprachgeschichtliche Entwicklung des Galicischen. Ich stütze mich im Folgenden auf Herrmann (1988), der das Galicische als eigenständige Sprache anerkennt, da eine lange Tradi­tion hinter ihr liege, die zu einem Nationalbewußtsein verholfen habe und innerhalb eines geschlossenen Gebietes zur Anwendung komme. Dies sind freilich keine sprachstrukturellen Argumente.

1.2 Auffassungen zur Dialektologie in Galicien

Obwohl für das Galicische bis 1982 keine Normierung bestand, weist es nur geringe dialektale Unterschiede auf. Die Ergebnisse der Eintei­lung der Dialektzonen in Galicien reichen von zwei bis vier Zonen. Dabei ist man sich über die vertikale Ausrichtung der Zonen einig, nur die zugrundeliegenden Unterscheidungsmerkmale variieren.

Im 19. Jahrhundert wurden von Saco y Arce zwei Dialekte des Galicischen unterschieden, ein nördlicher und ein südlicher. Zamora Vicente sprach in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts von einem östlichen und westlichen Subdialekt. Carballo Calero unterscheidet 1969 sogar vier Sprachzonen: eine süd- und nordwestliche, eine zentrale und eine östliche. Fernandez Rei stützt sich auf die Vorarbeiten, kommt aber zu einer Klassifizierung in drei sprachliche Gebiete. Auf Grundlage der Ergebnisse des ALGa teilt Fernandez Rei das Galicische 1990 in drei sprachliche Blöcke: einen westlichen, den bloque occidental, einen zen­tralen, den bloque central und einen östlichen, den bloque oriental. Innerhalb dieser Blöcke unterscheidet Rei noch verschiedene Zonen.

Er verwendet den im Deutschen unüblichen Terminus 'Galegisch' anstelle von 'Galicisch' .

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2 Sprachgeschichte

2.1 Die Blütezeit (12.-15. Jahrhundert)

Das Galicische ist aus dem galicisch-portugiesischen Sprachverband hervorgegangen. Im Mittelalter erlebt das Galicische als Galego-Ponu­gues seine Blütezeit. Die sogenannten cantigas aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind Zeugnisse des Galicischen als Sprache der Lyrik. Es h~ndelt sich hier um eine literarische Gattung, die in Form von Lyrik d1e gesellschaftliche Wirklichkeit wiedergibt. Cdntigas sind Lieder über Liebe, Freundschaft, politische Ereignisse, soziale und gesellschaftliche Verhältnisse. Sie sind in Liedersammlungen, den Cancioneiros, zusam­mengefaßt. Nachdem das bis 1071 unabhängige Galicien mit dem Kö~igreich Leon verbunden wurde, sich 1143 das Königreich Portugal geb1ldet und von Galicien gelöst hatte, geriet Galicien zunehmend in die Einflußsphäre des immer mächtiger werdenden Kastiliens.

Ab dem 13. Jahrhundert entwickelten sich Portugiesisch und Galicisch weitgehend unabhängig voneinander weiter.J Das erste Dokument in galicischer Sprache, eine Schenkungsurkunde, wird auf 1227 datiert. Die Unterschiede zwischen dem Galicischen und Portugiesi­schen werden im 15. Jahrhundert allmählich größer. Im Gegensatz zum Portugiesischen, das sich dank vorhandener institutioneller Vorausset­zungen weiterentwickeln kann, bleibt die sprachliche Entwicklung des Galicischen begrenzt, denn es fehlt eine normative Kraft (vgl. Herrmann 1990: 91). Die Kastilisierung Galiciens beginnt im Mittelalter. Das Kastilische hält bereits im 13. Jahrhundert in Galicien Einzug und beginnt das Galicische im offiziellen Schriftsprachgebrauch zu verdrän­gen. Mit dem Ende der sogenannten «Reconquista,. befindet sich Galicien unter der Hegemonie Kastiliens. Ende des 15. Jahrhunderts übt Kastilien und damit das Kastilische Kontrolle in allen Bereichen des gesellschaftli­chen Lebens in Galicien aus. Die kastilischen Machthaber sind der galicischen Sprache nicht mächtig und zwingen den Galiciern ihre kastilische Sprache auf.

Ab dem 16. Jahrhundert kommt es zu einer Dualität zwischen dem Kastilischen, Minderheitensprache in Galicien, und dem Galicischen, der Sprache der Landbevölkerung. Das Kastilische ist die Sprache der

Mit der politischen Ausdehnung Portugals geht eine sprachliche Ausdehnung einher. In Lis.sabon wird 1290 eine Universität gegründet. Es entsteht eine eigene Prosa, zahlreiche Werke werden aus dem Lateinischen und Kastilischen ins Ponugiesische übersetzt.

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Machthaber und wird im öffentlichen Bereich verwendet. Zudem gilt Kastilisch als Statussymbol. Galicisch ist hingern die «~~rache ~er unteren Schichten der galicischen Gesellschaft,.. Das GallCl~ch~ wl.rd allein vom Großteil der meist ländlichen Bevölkerung ausschlteßltch 1m Mündlichen verwendet und bewahrt. Die Masse der Bevölkerung waren Analphabeten. Nur im nicht offiziellen, familiären Bereich w~rd Galicisch gesprochen. Diese sprachliche Situation im aus~ehenden Mittelalter hat auf die aktuelle Sprachsituation Galiciens Auswirkungen.

2.2 Die 'dunklen Jahrhunderte' (16.-18. Jahrhundert)

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wird in Galicien das Kastilische als geschriebene Sprache verwandt und das Galicische nur ~ündlich .ge­braucht. Die Periode, in der das Galicische auf den mündltchen Bereich reduziert wurde, bezeichnet man auch als die 'dunklen Jahrhunderte'. Traditionelle Volksdichtung findet vorwiegend in mündlicher Form Ausdruck. Es sind aus dieser Zeit nur wenige Texte in galicischer Sprache oder mit galicischen Elementen überliefert. Die galicisc.h~ Dichtung des 16.-18. Jahrhunderts zeigt Einflüsse sowohl d~s r,<-asult­schen als auch des Portugiesischen. Die jahrhundertelange Etnwlrk~ng des Kastilischen in Galicien, die diglossische Situation, hat natürltch Folgen für die galicische Sprache. Das Kastilische, durch ~ebrija i~ Jahre 1492 in der Gramatica de le. len~ua castell~~ normiert sowie durch den Buchdruck verbreitet, dnngt tn den gallclschen Wortschatz ein. Der kastilische Einfluß findet unter anderem in Lexik und Graphie Ausdruck, es gibt zahlreiche Interferenzen. Der Benediktinermön:h Sarmiento beschreibt das interferenzgeprägte Galicisch, das vor allem tn den Städten gesprochen wird, als eine dritte, eigene .Sprache, als. c~~m­purrado. 5 Sarmiento macht bereits 1755 auf die reglor~alen ~arletaten des Galicischen aufmerksam und fordert als erster etn W orterbuch. Sarmiento wollte mit dem Verfassen galicischsprachiger Texte die Galicier die ihre eigene Sprache verleugneten und geringschätzten, «aus ihrem Zustand kollektiver Lethargie und Selbstverachtung»6 wachrüt­teln. Das Prestige des Kastilischen ist Ende des 18. Jahrhunde~~ so groß, daß viele Galicier sich ihrer Herkunft schämen und Kasultsch oder die Interferenzvarietät champurrado sprechen.

De Lorenzo (1990: 10).

Vgl. Bröking (2002: 68).

Bröking (2002: 72).

1

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 155

2.3 Die Renaissance des Galischen (19. Jahrhundert)

Erst im 19. Jahrhundert kommt es - ebenso wie in Katalonien - zu einer Rückbesinnung und Wiederbelebung der galicischen Sprache im schriftlichen Bereich. Rosalla de Castro leitet mit ihren 1863 entstande­nen Cantares gallegos das galicische Rexurdimento ein, die 'Wiederge­burt' der galicischen Literatur.7 Die cantares besingen in folkloristischer Weise das galicische Volk. De Castro porträtiert die Galicier und for­dert den Gebrauch der galicischen Sprache. Neben de Castro sind Pondal und Curros Enrfquez als Hauptvertreter dieser literarischen Bewegung zu nennen. Mit der Wiederentdeckung mittelalterlicher Texte und der Bedeutung der galicischen Sprache kommt es Ende des 19. Jahrhunderts zu einem neuen Sprachbewußtsein. Es entsteht ein galicischer Nationalismus, der «Galeguismo,., der die Wichtigkeit der «Sprache als ein Element der Kultur und ein[en] Ausdruck nationaler Identität,.8 anerkennt. Mit ihm gewinnt das Galicische wieder an Presti­ge. Für eine «Verbesserung und Aufwertung des Prestiges-Galiciens und seiner Sprache,.9 arbeiten auch viele Zeitschriften, die Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen. Sie sind für den sprachlichen Normierungs­prozeß von großer Bedeutung. Die meisten Zeitschriften, zum Beispiel Galicia, EI Eco de Galicia oder Revista Gallega sind zweisprachig, nur die wenigsten Artikel erscheinen in galicischer Sprache. Das ist im Hinblick auf ihren Inhalt zwar verwunderlich und widersprüchlich, aber angesichts der Tatsache, daß nur wenige Autoren und Galicier ihre Sprache zu schreiben vermögen, nachvollziehbar.

Träger des Rexurdimento sind Intellektuelle, denn die breite Volks­rnasse konnte weder lesen noch schreiben und es fehlte ihr zudem an literarischem Interesse. Das Rexurdimento des Galicischen findet zunächst im schriftlichen Bereich Anwendung, wobei der größte Teil der Bevölke­rung Galiciens nicht in der Lage ist, die galicische Literatur zu lesen. Seine Ideen erreichen somit kaum die nicht alphabetisierte Masse, die der galicischen Sprache nur mündlich mächtig war, sondern nur eine Minderheit. Doch gerade dieser hohen Anzahl Analphabeten ist es auch zu verdanken, daß das Galicische als gesprochene Sprache seit dem Mittelalter als eigentliche Sprache Galiciens in Gebrauch war.

7 Herrmann dehnt den Begriff weiter aus und versteht unter 'Rexurdimento' auch die 'Wiedergeburt' Galiciens, der galicischen gesellschaftlichen Entwicklung.

De Lorenzo (1991 : 11).

Esser (1990: 59).

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2.4 Der Weg zur Norm (20. Jahrhundert)

Das 20. Jahrhundert ist durch Bemühungen geprägt, die galicische Sprache zu vereinheitlichen, zu normieren und gesellschaftlich auszu­dehnen. Doch zu Beginn des Jahrhunderts wird das geringe gesellschaft­liche Ansehen, welches das Galicische seit Jahrhunderten besitzt, noch durch eine mißbilligende Sprachpolitik verstärkt. So wird 1902 mit einem Dekret die Verwendung der galicischen Sprache in der Schule verboten. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts werden immer mehr Stimmen laut, die eine gesellschaftliche Anerkennung des Galicischen fordern. Diese Entwicklung der Ausdehnung und Vereinheitlichung des Galicischen im 20. Jahrhundert verläuft in verschiedenen Phasen.

2.4.1 1900-1936

In der ersten Phase, die bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges 1936 dauert, werden Anstrengungen unternommen, «um die gesellschaftliche Ausdehnung und Anerkennung des Galicischen politisch durchzuset­zen,..10

1905 wird die Real Academia Galega zum Schutz und Erhalt der galicischen Sprache gegründet. Sie erarbeitet die Grundlagen für ein erstes galicisches Wörterbuch. Es entstehen galicischsprachige Zeitschriften, wie zum Beispiel die 1916 gegründete A nosa terra und die 1920 ins Leben gerufene Nos, die vor allem galicischorientierte Beiträge veröffentlichte. ll

Durch den Gebrauch des Galicischen im Bereich der Medien erweitert sich der Anwendungsbereich.

Das 1923 gegründete Seminario de Estudos Galegos fördert mit kulturellen Veranstaltungen und Publikationen die galicische Sprache und Kultur. Der politisch engagierte Castelao kämpft für die Kooffizialität der galicischen Sprache, die im Autonomiestatut von 1936 verankert wird. Das Vorhaben, das Galicische auf politischem Wege auszudehnen, wird jedoch mit Beginn des spanischen Bürgerkrieges und der folgenden Franco-Diktatur abrupt gestoppt. Dies markiert den Beginn der zweiten Phase.

10 11

Herrmann (1990: 146).

Vgl. Luyken (1993: 134).

*'

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2.4.2 1936-1975

~ährend der Franco-Diktatur erlebt die galicische Sprache eine gra­v1erende Repression. Regionalsprachen wie das Galicische gelten unter Franco als barbarische Sprachen. 12 Schule, Kirche, Medien und Verwal­tung stehen im Dienst der franquistischen Sprachpolitik. In der Schule wird ~usschließlich Kastilisch geschrieben und gesprochen, Zeitungen erschelO~n nur auf kastilisch, im Radio wird Kastilisch gesprochen, so daß es 1m öffentlichen Leben dominiert. Die Galicier haben somit kaum eine Chance, ihre eigene Sprache in der Öffentlichkeit zu ver­wenden. Galicisch zu schreiben war laut Befehl von 1939 strikt verbo­ten. Viele Galicier verlieren ihren Arbeitsplatz oder werden zwangs­versetzt, festgenommen oder sogar umgebracht, zahlreiche Intellektuel­l~ flie~en aus ?al~cien. Argentinien und Kuba sind bevorzugte Emigra­tlOnslander. Die 1m Ausland lebenden Galicier beeinflussen dennoch die sprachliche Situation in Galicien, denn dort entstanden galicische Verlage und erschienen Bücher in galicischer Sprache. In den Jahren 1936-1946 wird in Spanien kein galicischsprachiges Buch· gedruckt. Die Phase der Unterdrückung dauert bis 1975 an, erfährt aber in den sech­ziger Jahren eine gewisse Lockerung.

Noch während des Franco-Regimes kommt es zu deutlichen Ver­änderungen der Situation des Galicischen. Kulturelle Vereinigungen, Verlage in Galicien und Madrid sowie Zeitschriften helfen, die galicische Sprache und Kultur zu verbreiten. Die vom 1950 gegründeten Verlag Galaxia publizierte Zeitschrift Grial wird zum «Sprachrohr der modernen galegischen Literatur,..13 Politische Parteien, wie zum Beispiel die Union do Pobo Galego, verwenden das Galicische im mündlichen wie im schriftlichen Bereich. An der Universität von Santiago de Campostela werden seit 1967 Studien zum Galicischen am ein Jahr zuvor gegründeten Departamento de Filologia Romanica angeboten. 1971 wird das Instituto da Lingua Galega (ILG) gegründet. Bereits Anfang der siebziger Jahre wird Galicisch vereinzelt als Unterrichtsfach an Schulen eingeführt.

2.4.3 Die Entwicklung seit 1975

Mit d~m Tode Francos im Jahre 1975 und dem Beginn der Transicion, dem Ubergang Spaniens zur Demokratie, beginnt die dritte Phase der

12

13

Auf Flugblättern heißt es: cHable bien. Sea patriota. No sea barbaro. Es de curnplido caballero que usted hable nuestro idiorna oficial, 0 sea, eI casteIlano .•

Bochrnann (1989: 157).

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Bemühungen um die gesellschaftliche Ausdehnung der galicischen Sprache. An sie sind große Erwartungen gebunden. Mit der Verfassung von 1978 wird die Kooffizialität des Galicischen rechtlich verankert (Art.3.2), es wird aber auch auf die Pflicht und das Recht aller hi~gewie­sen, das Kastilische zu kennen und zu gebrauchen. Im Autonomiestatut von 1981 wird das Recht aller Galicier formuliert, die galicische Sprache zu gebrauchen, nicht aber die Pflicht, sie zu beherrschen. Mit der Verabschiedung der Lei de Normalizacion Lingüistica14 im Jahr 1983 wird die offizielle Verwendung des Galicischen auch auf den Bereich der Verwaltung sowie das Bildungswesen erweitert. Das Gesetz legt fest, daß jeder Galicier die Pflicht hat, seine Sprache zu kennen. Eine Pflicht, die galicische Sprache zu verwenden, ist aber in keinem Gesetz .v~ranker:. Die gesetzlich festgelegte gesellschaftliche Ausdehnung des Gallclschen In

allen Bereichen des öffentlichen und kulturellen Lebens ist bis heute noch nicht vollends vollzogen. Einige linguistische und soziologische Faktoren verhindern eine praktische Realisierung des Gesetzes. Zudem halten sich die Bemühungen zur Ausdehnung des Gebrauchs des Galicischen in Grenzen. In der Regierung und in der Justiz wird im Unterschied etwa zum Prinzipat von Katalonien zumeist das Kastilische verwandt. Der Gebrauch des Galicischen beschränkt sich großenteils auf den kulturellen Bereich.

3 Normalisierung und Normierung

3.1 Geschichte der Normierung

Der Versuch, das Galicische zu normieren, erweist sich als schwierige, langwierige Prozedur und ist durch viele Auseinandersetzungen ge­kennzeichnet. Der Einfluß des Portugiesischen und des Kastilischen, die geographische und demographische Situation erschweren eine Vereinheitlichung der galicischen Sprache.

Erste Versuche einer Normierung finden sich bereits im 18. Jahr­hundert bei Sarmiento; grundlegend für den Normierungsprozeß sind Geschichts- und Literaturgeschichtswerke, Zeitschriften sowie Forderun­gen und Bemühungen um ein sprachliches Regelwerk im 19. Jahrhundert. Esser untermauert den psychologischen Wert von Wörterbüchern.

15 Zu

Beginn des ::0. Jahrhunderts fordern die Irmandades da Fal~ .die Sta~­dardisierung der galicischen Sprache, Anwendung des Gallclschen In

14

15

Siehe Anhang.

Esser (1990: 66).

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Schule und Verwaltung, publizieren ihre Schriften größtenteils in galicischer Sprache und tragen somit zur «Normierung und Stabilisierung der autochthonen Sprache.16 bei. Sprachrohr der irmandades ist die Zeitschrift A nosa terra, die ausschließlich auf galicisch erscheint. 1933 geben sie das Diccronano castellano-gallego heraus. Auch die Gruppierung Nos will mit zahlreichen galicischsprachigen Artikeln in der gleichnami­gen Zeitschrift den Stellenwert der Sprache unterstreichen. Mitglieder des Seminano de Estudos Galegos beschäftigen sich intensiv mit mittelalterli­chen Texten, denn diese zeigen die sprachinterne Struktur des Galici­schen auf. Sie erarbeiten erste Entwürfe für Normen. Als erste galicische Grammatik wird die Gramatica do idioma galego von Lugris Freire aus dem Jahr 1922 angesehen. Sie ist die erste Grammatik in galicischer Sprache. Die von der Real Academia Galega herausgebrachten Studien und Grammatiken sind zwar historische Zeugnisse, finden aber aus sprachwissenschaftlicher Sicht wenig Beachtung. So sind die Grammati­ken zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts noch keine normierten Werke, sie beschränken sich auf regionale Be~onderheiten.

Auf dem Gebiet der Lexik bieten Wörterbücher einen guten Einblick in die Normierung der galicischen Sprache. Der Versuch der Schaffung eines Wörterbuches der bereits erwähnten Real Academia Gallega (RAG) bildet die Grundlage für das 1931 vollendete Diccionano Galego-Castelan. Erste Vorschläge zum Einzug des Galicischen im Schulwesen können auf Grund politischer, wie nicht vorhandener Gesetze und der Diktatur Primo de Riveras, und sprachlicher Faktoren, wie des Fehlens einer sprachlichen Norm, nicht in die Praxis umgesetzt werden. Das von Castelao vorgestellte Autonomiestatut aus dem Jahr 1936, welches auch eine galicische Schulausbildung vorsah, konnte wegen des Ausbruchs des Bürgerkrieges nicht in Kraft treten. Der begonnenen Arbeit der Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten Institutionen sowie der beschlossenen Kooffizialität der galicischen Sprache wird 1936 ein plötzliches Ende gesetzt. Die Ideen und Forderungen der vorfranquistischen Zeit nach Verwendung des Galicischen in allen Lebensbereichen und allen sozialen Schichten sind noch nicht zum Großteil der Landbevölkerung durch­gedrungen.

Unter der repressiven Politik Francos, der selbst Galicier war, wird die galicische Sprache unterdrückt und verboten. Viele Eltern vermitteln ihren Kindern das Kastilische als vermeintliche Sprache der Zukunft und der Bildung.

16 Esser (1990: 82).

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Zahlreiche Intellektuelle sind unter der Regierung Francos gezwun­gen, Galicien zu verlassen, und emigrieren nach Lateinamerika, unter ihnen auch Castelao. 1944 veröffentlicht er im Exil sein Werk Sempre en Galiza,17 ein Kultbuch, das in fast jedem Bücherschrank Galiciens zu finden sein soll. In den Jahren 1936-1946 werden in Spanien keine, von 1946-1950 nur sehr wenige Titel in galicischer Sprache veröffentlicht. Erst mit der Gründung des Verlages Galaxia 1950 erscheinen wieder Bücher auf galicisch. In den fünfziger und sechziger Jahren erscheinen weitere Wörterbücher, um Synonyme, Sprichwörter, Redewendungen und Wörter aus mittelalterlichen Texten ergänzt. 1971 veröffentlicht die RAG die Normas ortografu:as e morfol6xicas do idioma galego. Diese fordern eine orthographische Anpassung des Galicischen an das Portugiesische, eine Auffassung, die nicht von allen geteilt wird. So berücksichtigen die Bases pra unifu:aci6n das normas lingüisticas do galego, 1977 von der Universität Santiago de Campostela herausgegeben, auch den kastilischen Einfluß. Im sogenannten Normenstreit, der 1973 in der Zeitschrift Grial mit einem Artikel von Lapa, in dem er für eine Reintegration des Galicischen in das Portugiesische plädiert, ausgelöst wird, stehen sich zwei gegensätzli~he Strömungen gegenüber. Vertreter der Auffassung Lapas werden luS/Stas genannt und sind der Meinung, daß die Minderheitensprache Galicisch sich am Portugiesischen orientieren und in den portugiesischen Sprach­raum reintegriert werden müsse. Sie zweifeln an der Existenzberechtigung der galicischen Sprache und sehen sie als einen Dialekt des Portugi:s~­schen an. \8 Eine Zuordnung zum Portugiesischen würde für das GalICI­sche einen Wechsel von einer Minderheiten- zu einer Weltsprache bedeuten und somit zu einer Aufhebung des 'sprachlichen Minderwertig­keitskomplexes' vieler Galicischsprecher beitragen können. Den lusistas stehen Verfechter einer Trennung beider Sprachen gegenüber, die das Galicische als eigenständige Sprache ansehen. Außerdem geht es beim Normenstreit auch um die Frage der Notwendigkeit einer Sprachnorm, um Pro und Contra einer Normierung. Diese Frage dürfte sich eigentlich

17 Von Bochmann (1989: 157) auch als die «Bibel des modernen Galegismus» bezeichnet.

\8 Weiter geht der brasilianische Linguist Gladstone Chaves de Melo, der das Galicische, das brasilianische sowie das europäische Portugiesisch als drei gleichberechtigte 'große' Varietäten der portugiesischen Sprache betrachtet (Melo 1988); auf wenigen Seit~n weist er nach, daß die lediglich geringen sprachlichen Unterschiede zwischen Portugte­sisch und Galicisch nicht dafür herhalten können, das Galicische als eigene Sprache zu betrachten. Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen brasilianischem und euro­päischem Portugiesisch in vielerlei Hinsicht größer als die zwischen europäischem

Portugiesisch und Galicisch.

+

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 161

nicht stellen, denn für eine 'sprachliche Normalisierung' ist eine Normie­rung unerläßlich.

1982 wurden dann in einem Kompromiß zwischen RAG und ILG die verbindlichen, offiziellen orthographischen und morphologischen Normen des Galicischen festgelegt. Diese berücksichtigen soziale und historische Aspekte sowie die Eigenständigkeit der galicischen Sprache unter Beachtung beider großen romanischen Schwestersprachen. 1986 publiziert das ILG eine Grammatik, die sich nur auf das Galicische als eigenständige Sprache konzentriert und andere Sprachen außer acht läßt.

3.2 Aktuelle Situation

Bisher ist es bezüglich einer einheitlichen Orthographie noch zu keiner Einigung gekommen. Vertreter des Lusismus akzeptieren die offiziellen Normen nicht. Zur Lösung wäre ein Konsens zwischen beiden Norm­vorschlägen anzustreben. Abgesehen vom Normenstreit besteht das Pr?blem des Normalisierungsprozesses darin, daß sich .die Regierung bel der Verwirklichung ihrer gesetzlichen Pflichten sehr zurückhält und sich damit nur wenig für eine sprachliche Normalisierung einsetzt.

Ein wichtiger Aspekt im Normierungsprozeß in Galicien ist außer­dem, daß es «kein normatives Zentrum als Motor und Bezugspunkt für linguistische Normierungsprozesse,.19 gibt. Stattdessen setzen sich eine Anzahl Institutionen wie das Instituto da Lingua Galega oder der Consello da Cultura Galega sowie engagierte Pädagogen, Linguisten und Autoren für die gesellschaftliche Ausdehnung der Verwendungs bereiche des Galicischen ein.

Eine Normalisierung wird allerdings auch seitens vieler Sprecher erschwert. So sind viele Eltern und Lehrer immer noch der Auffassung, das Galicische sei die Sprache ungebildeter Leute, eine verpönte Bauern­sprache, und favorisieren daher den Gebrauch des Kastilischen.

Zudem zeigen die uneinheitlichen Kenntnisse und Unterschiede im Gebrauch des 'Galicischen, daß von einer Normalisierung seiner Verwen­dung noch keine Rede sein kann. Herrmann20 berichtet, daß in den siebziger und achtziger Jahren fast jeder Galicier über mündliche Kenntnis seiner Sprache verfügt. Er verweist dabei auf einen sehr hohen Prozentsatz derjenigen, die angeben, Galicisch zu verstehen und zu sprechen, neben einem relativ hohen Prozentsatz derjenigen, die angeben, Schwierigkeiten beim Gebrauch des Galicischen zu haben. Diesen teils

19 20

Albrecht (1992: 75).

Herrmann (1990: 194).

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oberflächlichen Kenntnissen im mündlichen Bereich stehen noch schlech­tere Lese- und Schreibkenntnisse gegenüber, was auf die repressive Sprachpolitik Francos zurückzuführen ist.

3.3 Die Rolle des Instituto da Lingua Galega (ILG)

Das ILG hat sich die Normierung des Galicischen zur Aufgabe ge­macht. In Zusammenarbeit mit der Real Academia Galega erstellte das ILG 1982 die Normas ortograficas e mor/ol6xicas do idioma galego. Die Einrichtung erarbeitete den Atlas Lingüistico Galego und Lehrbücher (Galego 1-3 erscheinen bis heute), sie bildet Galicischlehrer aus und weiter, führt Sprachkurse und Seminare durch.

Unter seiner Leitung erschienen verschiedene Wörterbücher für unterschiedliche Zielgruppen, wie zum Beispiel das Diccionario bdsico da lingua galega, das Diccionario Normativo Galego·Castelan sowie das Diccionario fundamental. Weiterhin gibt es Kleinwörterbücher, technische Wörterbücher und Bildwörterbücher. Die uneinheitliche Schreibweise in den Wörterbüchern stellt jedoch nach wie vor ein Problem dar. Das Diccionario Hist6rico Galego und der Atlas Lingüistico Galego (ALGa) gehen einen Schritt weiter in Richtung Normierung. Als umfangreichstes Werk ist das Grande diccionario da lingua galega anzusehen, in welches alle galicischen Wörter, die je mündlich oder schriftlich verwandt wurden, aufgenommen sein sollen. Als Basis hierfür dient der Ficheiro do lbeico do galego oraf! sowie der ALGa. Als Richtschnur im Schulwesen dient die Gramatica Galega.

4 Der Gebrauch des Galicischen / aktuelle Sprach situation

4.1 Diglossie

Die Sprachsituation Galiciens wird als Diglossie bezeichnet, wobei beide Sprachen nicht gleichberechtigt nebeneinander verwandt werden, sondern die eine Sprache als stärkere «lengua superioI'» der anderen, schwächeren «lengua inferior,. gegenübersteht. In Galicien koexistieren das Kastilische als dominierende, mächtigere Sprache und das Galici­sehe als unterlegene Sprache mit geringem gesellschaftlichem Prestige. Eine Diglossiesituation kann dazu führen, daß die Sprecher der unterle-

2! Dieser enthält Eintragungen zum gesprochenen Galicisch, Ergebnisse von Untersu­chungen des ILG und des DepartJJmento de Filoloxia Romanica der Universität von

Santiago de Campostela.

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 163

genen Sprache diese gar nicht mehr als eigenständige Sprache, sondern nur als vermeintlichen Dialekt der überlegenen Sprache wahrnehmen, sie werten die Sprache ab, verdrängen sie, es entsteht ein 'sprachlicher Minderwertigkeitskomplex'. Dies gilt für viele Galicier. Der Diglossie­begriff beinhaltet außerdem, daß zwei Sprachen je nach Situation von den Sprechern unterschiedlich verwandt und bewertet werden. In Galicien haben Kastilisch und Galicisch zwei funktional verschiedene Rollen: Das Kastilisehe wurde und wird in allen öffentlichen Belangen, wie Ver­waltung, Kirche, Recht, Schule und Handel verwendet, das Galicische bleibt Sprache der Familie. Die Galicier selbst messen ihrer Sprache einen geringen Stellenwert bei, das Galicische gilt, wie schon erwähnt, als Sprache der unteren Schichten. Die Ursache für das geringe Prestige des Galicischen ist in der mittelalterlichen Sprachsituation zu suchen. Der Klerus und höhergestellte Schichten verwandten das Kastilisehe und grenzten sich damit sprachlich von den unteren sozialen Schichten, den Arbeitern und Bauern, die Galicisch sprechen, ab. Im Laufe der Jahr­hunderte dehnte sich das Kastilisehe immer weiter aus \.lnd entwickelte sich zum Statussymbol, das Galicische wurde diskriminiert, unterdrückt und mißachtet.

Kastilisch wurde in den Städten und von den höheren Schichten gesprochen, Galicisch war die Sprache der ungebildeten Unterschicht, der einfachen Leute auf dem Land. Damit wurde die galicische Sprache über Jahrhunderte hinweg, dank der Klassentrennung und der damit verbunde­nen Wertung, in eine Rolle als minderwertige Sprache gepreßt. Zu Zeiten der Franco-Diktatur wurde dieses Minderwertigkeitsgefühl der unge­bildeten Landbevölkerung noch verstärkt. Ein sozialer Aufstieg war ohnehin nur mit Kenntnissen der kastilisehen Sprache möglich. In den sechziger Jahren wurde der Rückzug der galicischen Sprache zudem durch demographische Faktoren begünstigt. In der gemäßigten spät­franquistischen Phase verwenden emigrierende oder landflüchtende Bauern das Kastilisehe und gebrauchen das Galicische «lediglich im Milieu ihrer sozialen Herkunft,..22 Die diglossische Sprachsituation wird in den siebziger Jahren noch durch Medien und Kirche gestützt, die das Kastilisehe dem Galicischen vorziehen. Diese Entwicklung des Galici­sehen prägt die Sprachsituation bis heute.

Die Wunden, die der galicischen Sprache und ihren Sprechern über Jahrhunderte zugefügt wurden, verheilen natürlich nicht von heute auf morgen. Das Sprachbewußtsein der Galicischsprecher mußte und muß dahingehend verändert werden, daß sie ihre Sprache gleichberechtigt und

22 Herrmann (1990: 193).

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gleichwertig neben dem Kastilisehen verwenden. Dies kann nur gesche­hen, wenn das Galicische in das gesamte öffentliche Leben integriert und seine Verwendung durch die galicische Regionalregierung unterstützt wird.

Aus Befragungen mit Galicischsprechern2J geht hervor, daß das Galicische zum einen abhängig von soziologischen Faktoren, wie Alter, Grad der Ausbildung und sozialer Schicht verwandt wird: je älter die befragten Sprecher und je geringer ihre soziale Schicht und der Aus­bildungsgrad waren, desto eher wurde Galicisch gebraucht. Zum anderen zeigte sich, daß Galicisch je nach funktionaler Situation gebraucht wird: im formellen Bereich, also beispielsweise im Arbeitsleben, in der Schule, beim Studium, in der Kirche, wird nach wie vor dem Kastilisehen Vorzug gegeben. Im informellen Bereich, bei Gesprächen mit Freunden und in der Familie verwenden die Galicier dagegen die galicische Sprache. Dabei kommt es selbst im familiären Bereich zur Diglossie: Galicisch wird überwiegend mit den Großeltern und von den Großeltern unterein­ander gesprochen, die Eltern sprechen noch weniger Galicisch mitein­ander als die Großeltern und gebrauchen es in Kommunikation mit ihren Kindern bedeutend weniger.

4.2 Galicisch im Bildungswesen

Mit der Einführung an Schule und Universität in den achtziger Jahren ist das Galicische im Bereich des Bildungswesens heute überall präsent. Doch Galicischunterricht außerhalb des Schulfaches Galicisch oder Vorlesungen zur galicischen Sprache und Literatur stellen bei weitem nicht die Regel dar.

Die sprachliche Situation im Bildungswesen wird nicht nur von den gesetzlichen Bestimmungen, wie dem Normierungsgesetz von 1983, welches Galicisch zur Unterrichtssprache in der Unterstufe festlegt, bestimmt, sondern vielmehr durch eine Vielzahl Faktoren erschwert: das Fehlen materieller Mittel, eine unzureichende Ausbildung der Lehrer sowie den unbefriedigenden Status des Galicischen.

23 Vgl. Herrmann (1990: 199).

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 165

4.3 Galicisch in den Medien

4.3.1 Pressewesen

Die Situation im Bereich der Druckmedien ist insofern verwunderlich als die galicische Regierung laut Artikel 19 der Lei de normalizaci6~ lingüistica gesetzlich dazu verpflichtet wäre, die Kommunikationsrne­dien wirtschaftlich und materiell zu unterstützen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Im Bereich der Presse ergibt sich für das Galicische ein trauriges Bild, hier dominiert nach wie vor das Kastilische. Auch fünfundzwanzig Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zur sprachlichen Normalisierung erscheinen die großen Tageszeitungen (La Voz de Galicia, EI Correo Gallego, EI Ideal Gallego) größtenteils auf kastilisch, es werden lediglich vereinzelte Beiträge und Beilagen in galicischer Sprache publiziert. Die einzig wichtige Zeitung auf galicisch, A nosa Terra, ist eine Wochenzeitung. Es existieren keine Zeitschriften und Magazine auf galicisch. Albrecht führt die alarmierend~ Situation im Pressebereich darauf zurück, daß die galicische Presse immer noch in der Macht derjenigen sei, die auch unter Franeo das Pressemonopol besaßen.24

4.3.2 Verlagswesen

Auch im Bereich der Buchproduktion ist die Regionalregierung, die Xunta de Galicia, laut Normalisierungsgesetz (vgl. Art. 20) zur Förde­rung galicischer Bücher verpflichtet.

Die Menge der auf galicisch verlegten Bücher lag in den achtziger Jahren weit unter den Veröffentlichungen in kastilischer oder katala­nischer Sprache. Laut Luyken kommen auf ein galicischsprachiges Buch mehr als 40 Bücher auf kastilisch.2s Die galicischen Verlage liegen im Vergleich zu den großen katalanischen und kastilischen Verlagen klar im Nachteil. Neuerscheinungen werden in der Regel zuerst auf kastilisch veröffentlicht. Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur und Lehrbücher machen den Großteil der Publikationen aus. Das verwundert nicht, wenn man einen Blick auf die Leserschaft wirft: vor allem junge Leute, Schüler und Studenten und natürlich Erwachsene bilden den Leserkreis. Es fehlt an galicischen Übersetzungen wissenschaftlicher Werke sowie Klassikern der Weltliteratur. Es gibt rund zwanzig Verlage, die galicische Literatur

24

2S

Albrecht (1992: 27).

Luyken (1994: 205).

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auf den Markt bringen. Der Verlag Galaxia gehört neben Xerais und do Castro zu den bedeutendsten Verlagen Galiciens.

4.3.3 Rundfunk und Fernsehen

Die in Artikel 18 des Gesetzes zur sprachlichen Normalisierung formu­lierte Forderung nach Anwendung des Galicischen in Rundfunk und Fernsehen wurde großenteils verwirklicht. . .

Der Rundfunk ist das in Galicien verbreitetste Massenmedium 10 galicischer Sprache. Jede der vier Provinzen hat ihren eigenen Rund­funksender. Doch die Programme beziehen sich meist auf lokale Themen, die eher das Bild eines folkloristischen Galiciens prägen und denen es an gehaltvollen Sendungen fehlt. Seit 1985 gibt es einen gali~ischen F~rnseh­sender, Television de Galicia. Hier werden neben vielen reglOnalen Themen, im Gegensatz zum Rundfunk, auch internationale Themen behandelt. Jedoch leidet die Sprachqualität, denn viele Moderat~ren weisen eine sehr schlechte Kenntnis der galicischen Sprache auf. Filme werden oft auch in Originalversion gezeigt und nicht synchronisiert.

Rundfunk und Fernsehen könnten erheblich an einer Verbesserung der diglossalen Sprachsituation mitwirken, denn si~ errei~he~ einen hohen Anteil der Bevölkerung. Außerdem haben die audlO-vlsuellen Medien großen Einfluß auf Personen mit geringem Bildungsgrad oder Analphabeten.

4.4 Galicisch in der Verwaltung

Von Seiten der Nationalverwaltung wird sprachpolitisch immer noch zu wenig getan. So gehört es zum Beispiel zur Aufgabe des Kulturrates, die städtischen Bibliotheken mit galicischsprachiger Literatur zu verse­hen. Doch nur ein minimaler Teil ist damit ausgestattet (vgl. Esser

1990: 151). Viele Verwaltungsbeamte stehen dem Galicischen nach wie vor

ablehnend gegenüber und verwenden Kastilisch.

4.5 Galicisch in der Toponymie

Die Beschriftung von Straßenschildern verdeutlicht . das wi~lkürli~he Zusammenleben des Galicischen und Kastilischen. Viele Schilder s10d galicisch beschriftet, aber ein Großteil touristischer Hinweisschilder .ist weiterhin mit kastilischer Beschriftung versehen. Auch wenn es 1m

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 167

Artikel 10 des Normierungsgesetzes von 1983 heißt: «Os toponimos de Galicia teran co mo unica forma oficial a galega-.26

So werden die vorhandenen gesetzlichen Grundlagen, die auf den Normierungsprozeß des Galicischen ausgerichtet sind, nicht genutzt.

4.6 Dia das letras galegas

Zum hundertsten Jahrestag der Cantares gallegos von Rosalfa de Castro veranstaltete die Real Academia Galega am 17. Mai 1963 erstmals einen Dia das letras galegas, einen Tag der galicischen Sprache und Literatur, zu Ehren de Castros und der Einleitung der 'Wiedergeburt' der galici­sehen Literatur. Seither feiert man diesen Tag jedes Jahr aufs Neue, um einen herausragenden galicischen Autor zu ehren. Das Jahr 1963 wid­met sich Rosalfa de Castro, in den folgenden Jahren wurden unter anderem Castelao, Pondal, Curros Enrfquez, Pintos, Villar Ponte27

sowie Sarmiento geehrt. In diesem Jahr, 2008, ist Alvarez Blazquez der Ehrenträger. Mit dem Festakt soll auf die Existenz eioer galicischen Literatur aufmerksam gemacht werden. Die Feierlichkeiten haben mit den Jahren ein immer größer werdendes Ausmaß angenommen: An­fangs gedachte man in einer Feierstunde des verstorbenen Autors und veröffentlichte eine Auswahl seines Werkes, mittlerweile beschäftigt man sich intensiv mit dem zu ehrenden Schriftsteller und seinem Werk, man widmet ihm nicht nur den 17. Mai, sondern Veranstaltun­gen während des ganzen Jahres. Durch Unterstützung verschiedener Institutionen werden die jeweiligen Persönlichkeiten in kulturellen Veranstaltungen geehrt. Zudem erscheint die Tageszeitung EI Correo Gallego an diesem Tag in galicischer Sprache, andere Zeitungen ver­öffentlichen nur einige Seiten auf galicisch.

Der Tag der galicischen Sprache und Literatur macht deutlich, daß sich die Galicier mit ihrer Sprache und Kultur auseinandersetzen und auf sie stolz sind. Man sollte indes nicht nur den 17. Mai jeden Jahres zum Anlaß nehmen, das Galicische zu feiern und zu ehren, sondern eine ganzjährliche Anerkennung der Sprache anstreben.

26

27

< http://www.xunta.esllinguagalega/arquivoslRef.xral-2.pdf/> • Zugriff am 9. März 2008, siehe Anhang.

Gründer der Irmandades de Fa/a.

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5 Zusammenfassung

Abschließend läßt sich festhalten, daß die galicische Sprache heute immer noch nicht in allen öffentlichen Bereichen Gebrauch findet.

Mit dem Autonomiestatut von 1981 und den verbindlichen Normas onograficas e morfol6xicas do idioma galego aus dem Jahr 1982 sind zwar die politischen und sprachlichen Grundlagen für den Gebrauch und die Ausdehnung des Galicischen geschaffen, doch ihre Verwirklichung erweist sich aufgrund fehlender Konzeption und Organisation der verschiedenen Institutionen sowie der noch vorhandenen «sozialen Stigmatisierung»28 des Galicischen als schwierig.

Der 'sprachliche Konflikt' der Diglossiesituation kann sich nur dann zugunsten einer Gleichberechtigung bei der Sprachen verändern, wenn in allen Bereichen des öffentlichen Lebens die galicische Sprache sowohl im mündlichen als auch im schriftlichen Bereich den Status einer Verkehrs­sprache erlangt. Die Normalisierung des Galicischen muß also Aufgabe des Bildungswesens, der Massenkommunikationsmittel, der Verwaltung, der Wirtschaft und der Kirche sein. Erst wenn in all diesen Bereichen eine uneingeschränkte Verwendung des Galicischen stattfindet, ist eine Grundlage für eine Normalisierung geschaffen. Erst unter diesen Bedin­gungen kann sich das Sprach bewußtsein verändern und die galicische Gesellschaft sich ihrer Landessprache ohne Minderwertigkeitskomplexe bedienen.

6 Anhang

Lei 3/1983, do 15 de xufio, de Normalizacion Lingülstica (D.O.G. Olim. 84, do 14 de xullo de 1983)

o proceso historico centralista acentuado no decorrer dos seculos, tivo para Galicia duas consecuencias profundamente negativas: anula-Ia posibilidade de constitulr institucions propias e impedi-Io desenvolvemento da nosa cultura xenuina cando a imprenta la promove-Io grande despegue das culturas modernas.

Sornetido a esta despersonalizacion politica e a esta marxmacion cultural, 0 pobo galego padeceu unha progresiva depauperacion interna que xa no seculo xvm foi denuncia­da polos ilustrados e que desde mediados do XIX, foi constantemente combatida por todolos galegos conscientes da necesidade de evita-Ia desintegracion da nosa personalidade.

A Constitucion de 1978, 0 recoiiece-Ios nosos dereitos autonornicos corno nacionalida­de historica, fixo posible a posta en marcha dun esforzo constructivo encamiiiado a plena recuperacion da nosa personalidade colectiva e da sua potencialidade creadon.

28 Esser (1990: 169). 1

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lIn d?s factores fundament ais desa recuperacion e a lingua, por se-Io nucleo vital da nosa l~nt1dade . A lingua e a maior e mlli orixinal creacion colectiva dos galegos, e a verdadell"a forza espiritual que lle da unidade interna a nosa comunidade. Unenos co pasado do noso pobo, porque dei a recibimos corno patrimonio vivo, e uniranos co seu futuro por~ue a recibir~ de nos corno legado da identidade comUn. E na Galicia do presente serv; de vmculo esenclal entre os galegos afincados na terra nativa e os galegos ernigrados polo mundo.

Apresente Lei, de acordo co establecido no artigo 3 da Constitucion e no 5 do Estatuto de Autonomia, garante a igualdade do galego e do castelan corno linguas oficiais de Galicia e asegura a norrnalizacion do galego corno lingua propia do noso pobo.

. Polas devanditas raz6ns, 0 Parlamento de Galicia aprobou e eu, de conforrnidade co artlgo 13', 2 do Estatuto de Galicia e co artigo 24 da Lei 1/1983, do 23 de febreiro, reguladora da Xunta e do seu Presidente, promulgo, en norne de EI-Rei a LEI DE NORMAUZACIÖN UNGülsTICA. '

Tltulo I Dos dereitos lingülsticos eo Galicia

Artigo 1

o galego e a lingua propia de Galicia. T6dolos galegos teiien 0 dereito de usalo.

Artigo 2

Os poderes publicos de Galicia garantiran 0 uso normal do galego e do castelan, linguas oficiais da Cornunidade Autonoma.

Artigo 3

Os poderes publicos de Galicia adoptaran as medidas oportunas para que ninguen sexa discrirninado por razon de lingua.

Os cidadins poderan dirixirse os xulces e tribunais para obte-Ia proteccion xudicial do dereito a emprega-Ia sua lingua.

Tltulo 11 Do uso oficial do galego

Artigo 4

1. 0 galego, corno lingua propia de Galicia, e lingua oficial das institucions da Cornuni­dade Autonoma, da sua Adrninistracion, da Adrninistracion Local e das Entidades Publicas dependentes da Comunidade Autonoma.

2. Tamen 0 e 0 castelan corno lingua oficial do estado.

Artigo 5

As leis de Galicia, os decretos lexislativos, as disposicions norrnativas e as resolucions oficiais da Adrninistracion Publica galega publicaranse en galego e castelan no Diario Oficial de Galicia.

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Artigo 6

1. Os cidadans teiien dereito 0 uso do galego. oralmente e por escrito. nas suas relacions coa Administracion Publica no imbito territorial da Comunidade Autonoma.

2. As actuacions adrninistrativas en Galicia seran vllidas e produciran os seus efectos ca1quera que sexa a lingua oficial empregada.

3. Os poderes publicos de Galicia promoveran 0 uso normal da lingua galega. oralmente e por escrito. nas suas relacions cos cidadans.

4. A Xunta dictara as disposicions necesarias para a norma1izacion progresiva do uso do

galego. . . As Corporacions Locais deberan facelo de acordo coas normas recollidas nesta Lei.

Artigo 7

1. No imbito territorial de Galicia. os cidadans poderan utilizar ca1quera das duas linguas oficiais nas relacions coa Administracion de Xustiza.

2 . As actuacions xudiciais en Galicia seran vllidas e produciran os seus efectos calquera que sexa a lingua oficial empregada. En todo caso. aparte ou interesado ted. dereito a que se lle entere ou notifique na lingua oficial que elixa. .

3. A Xunta de Galicia promovera. de acordo cos organos correspondentes. a progreslva normalizacion do uso do galego na Administracion de Xustiza.

Artigo 8

Os documentos publicos outorgados en Galicia poderanse redactar en galego ou castelan. De non haber acordo entre as partes. empregaranse imbalas duas linguas.

Artigo 9

1. Nos Rexistros Publicos dependentes da Administracion Autonornica. os asentamentos faranse na lingua oficial en que estea redactado 0 documento ou se faga a manifesta­cion. Se 0 documento e bilingüe. inscribirase na lingua que indique quen 0 presenta no Rexistro. Nos Rexistros Publicos non dependentes da Comunidade Autonoma, a Xunta de Galicia promovera. de acordo cos organos competentes. 0 uso normal do

galego. 2. As cenificacions literais expediranse na lingua na que se efectuase a inscricion re-

producida. . . Cando non sexa transcricion literal do asentamento. empregarase a lingua oficlal

interesada polo solicitante. 3. No caso de documentos inscritos en dobre version lingülstica pOOense obter cenifica­

cions en calquera das versions. a vontade do solicitante.

Artigo 10

1. Os toponimos de Galicia teran corno unica forma ofieial a galega.. . . . . 2. Corresponde a Xunta de Galicia a determinacion dos nomes ofictals dos muruclplos.

dos territorios. dos nucleos de poboacion. das vias de comunicacion interurbanas e dos toponimos de Galicia. o norne das vias urbanas sera determinado polo Concello correspondente.

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 171

3. Estas denominacions son as legais a tOOolos efectos e a rotulacion tera que concordar con elas. A Xunta de Galieia regulamentara a normalizacion da rotulaeion publica respectando en tOOolos casos as normas internacionais que subscriba 0 estado.

Artigo 11

1. Co fin de facer efectivos os dereitos recoiieeidos no presente Titulo. os poderes autonornicos promoveran a progresiva capacitacion no uso do galego do persoal afecto a Adrninistracion Publica e as empresas de caracter publico en Galicia.

2. Nas probas selectivas que se realicen para 0 acceso as prazas da Administracion Autonoma e Local considerarase. entre outros meritos. 0 grao de coiiecemento das linguas oficiais. que se ponderara para cada nivel profesional.

3. Na resolucion dos concursos e oposicions para prove-Ios postos de Maxistrados. Xuices. Secretarios Xudieiais. Fiscais e tOOolos funcionarios 0 servicio da Administra­cion de Xustiza. asi coma Notarios. Rexistradores da Propiedade e Mercantis. sera merito preferente 0 coiiecemento do idioma galego.

Titulo III Do uso do galego no ensino

Artigo 12

1. 0 galego. corno lingua propia de Galicia. e tamen lingua oficial no ensino en tOOolos niveis educativos.

2. A Xunta de Galicia regulamentara a norma1izacion do uso das linguas ofieiais no ensino. de acordo coas disposicions da presente Lei.

Artigo 13

1. Os nenos teiien dereito a recibi-Io prirneiro ensino na sua lingua materna. o Goberno Galego arbitrara as medidas necesarias para facer efectivo este dereito.

2. As Autoridades educativas da Comunidade Autonoma arbitraran as medidas encarniiia­das a promove-Io uso progresivo do galego no ensino.

3. Os alumnos non poderan ser separados en centros diferentes por razOns da lingua. T amen se evitara. a non ser que con caracter excepcional as necesidades pedagoxicas asi o aconsellaren. a separacion en aulas diferentes.

Artigo 14

1. A lingua galega e materia de estudio obrigatorio en tOOolos niveis educativos non universitarios. Garantirase 0 uso efectivo deste dereito en todolos centros publicos e privados.

2. 0 Goberno Galego regulara as circunstaneias excepcionais en que un alumno pode ser dispensado do estudio obrigatorio da lingua galega. Ninglin alumno poded. ser dispensado desta obriga se tiven cursado sen interrupeion os seus estudios en Galicia.

3. As autoridades educativas da Comunidade Autonoma garantiran que 0 remate dos eidos en que 0 ensino do galego e obrigatorio. os alumnos coiiezan este. nos seus niveis oral e escrito. en igualdade co castelan.

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172 Daniela Noack

Artigo 15

1. Os profesores e os alumnos no nivd universitario teilen 0 dereito a empregar, oralmente e por escrito, a lingua oficial da sua preferencia.

2. 0 Goberno Galego e as autoridades universitarias arbitraran as medidas oportunas para facer normal 0 uso do galego no eosino universitario.

3. As autoridades educativas adoptaran as medidas oportunas co fin de que a lingua non coostitUa obstaculo para facer efectivo 0 dereito que teilen os alumnos a recibir coilecementos.

Artigo 16

1. Nos cursos especiais de educacion de adultos e nos cursos de eosino especializado nos que se eosine a disciplina de lingua, e preceptivo 0 eosino do galego. Nos centros de eosino especializado dependentes da Xunta de Galicia establecerase 0

eosino da lingua galega nos casos en que 0 seu estudio non teila caracter obrigatorio. 2. Nos centros de educacion especial para alumnos con deficiencias flSicas ou mentais

para a aprendizaxe, empregarase como lingua instrumental aquela que, tendo en conta as circunstancias familiares e sociais de cada alumno, mellor contribua 0 seu desenvol­vemento.

Artigo 17

1. Nas Escolas Universitarias e demais centros de Formacion do Profesorado sera obrigatorio 0 estudio da lingua galega. Os alumnos destes centros deberan adquiri-Ia capacitacion necesaria para facer efectivos os dereitos que se amparan na presente Lei.

2. As autoridades educativas promoveran 0 coilecemento do galego por parte dos profesores dos niveis non inclwdos no paragrafo anterior, co fin de garanti-Ia progresiva normalizacion do uso da lingua galega no eosino.

Titulo IV o uso do galego nos medios de comunicaci6n

Artigo 18

o galego sera a lingua usual nas ernisoras de radio e tdevision e nos demais medios de comunicacion social sometidos a xestion ou competencia das institucioos da Comunidade Autonoma.

Artigo 19

o Goberno Galego prestara apoio economico e material os medios de comunicacion non incluidos no artigo anterior que empreguen 0 galego dun xeito habitual e progresivo.

Artigo 20

Seran obrigas da Xunta de Galicia:

1. Fomenta-Ia produccion, a dobraxe, a subtitulacion e a exhibicion de peliculas e outros medios audiovisuais en lingua galega.

Die aktuelle Sprachsituation in Galicien 173

2. Estimula-Ias manifestacioos culturais, representacioos teatrais e os espectaculos feitos en lingua galega.

3. Contribulr 0 fomento do libro en galego, con medidas que potencien a produccion editorial e a sua difusion.

Titulo V Do galego exterior

Artigo 21

1. 0 Goberno Galego fara uso dos recursos que lle confiren a Coostitucion Espaiiola e o Estatuto de Autonomfa para que os emigrantes galegos poidan dispoiler de servicios culturais e lingüisticos en lingua galega.

2. Asi mesmo fara uso do previsto no artigo 35 do Estatuto de Autonornia co fin de protexe-Ia lingua galega falada en territorios lirnitrofes coa Comunidade Autonoma.

Titulo VI Da administrati6n auton6rnica e a funci6n normalizadora

Artigo 22

o Goberno Galego asumira a direccion tecnica e 0 seguimento do proceso de normaliza­cion. ~a lingua galega; asesorara a Administracion e os particulares, e coordinara os servlClos encarniiiados a coosegui-Ios obxectivos da presente Lei.

Artigo 23

o Goberno Galego establecera UD plan destinado a resalta-Ia importancia da lingua como patrimonio historico da comunidade e a poiler de manifesto a responsabilidade e os deberes que esta ten respecto da sua conservacion, proteccion e transmision.

1.

2.

Artigo 24

A Escola Galega de Administracion Publica encargarase da formacion dos funcionarios co fin de que poidan usa-Io galego nos termos establecidos pola presente Lei. o dominio das linguas galega e castela sera condicion necesaria para obte-Io diploma da Escola Galega da Administracion publica.

Artigo 25

o Goberno Galego e as Corporacions Locais dentro do seu ambito fomentaran a norma­lizacion do uso do galego nas actividades mercantis, publicitarias, culturais, asociativas, deportivas e outras. Con esta finalidade e por actos singulares, poderanse outorgar reduc­cions ou exencions das obrigas fiscais .

Disposici6n adicional

Nas cuestions relativas a normativa, actualizacion e uso correcto da lingua galega, estima­rase corno criterio de autoridade 0 establecido pola Real Acadernia Galega. Esta normati­va sera revisada en funcion do proceso de normalizacion do uso do galego.

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DisPOfici6n final

Apresente Lei entrara en vigor 6 cüa seguinte da sua publicaci6n no Diario Oficial de Galicia.

Santiago de Compostela, 15 de xuiio de 1983

Gerardo Fernandez Albor Presidente

7 Bibliographie

7.1 Literatur

Albrecht, Sabine (1992): Die Standardnorm des Galicischen, Bonn: Romanistischer Verlag Hillen.

Bochmann, Klaus (1989): Regional- und Nationalitätensprachen in Frank­reich, Italien und Spanien, Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie.

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7.2. Internetquellen

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http://~.realacademiagalega.org/letterslFindAlIHonoredFigures.do > , Zugnff vom 12. März 2008.