der mineralstoffwechsel bei entzündlichen nasen-und nebenhöhlenerkrankungen

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(Aus der Universitgts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Freiburg i. Br. [Direktor: Prof. Dr. O. Kahler].) Der Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und Nebenhiihlenerkrankungen. I. Mitteilung. Fliissigkeitsgehalt und Gesamtmineralbestand. Von Privatdozent Dr. reed. R. Mittermaier. Mit 8 Textabbildungen. (Eingegangen am 5. Dezember 1932.) In einer friiheren VerOffentlichung 1, die sich mit Untersuchungen des S/s bei chronisch-entziindlichen Erkrankungen der ~ase und der ~ebenhShlen befal~te, konnte festgestellt werden, daI~ diese Erkrankungen tatsi~chlich mit einer erheblichen StOrung dieses Gleich- gewichtes einhergehen. Dabei zeigte sich, dal~ sicher such noch andere Ver/mderungen physikalisch-chemischer Art vorhanden waren. So z. B. auf dem Gebiete des Mineralstoffwechsels. Dieses Gebiet ist in unserem Fache nut sehr wenig bearbeitet worden. Speziell fiber das hier an- geschnittene Thema der entzfindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkran- kungen liegen meines Wissens fiberhaupt keine VerSffentlichungen vor. Die Literatur fiber den Mineralstoffwechsel in Biologic und Medizin ist sehr umfangreich. Zur Orientierung verweise ich auf die grol~en zusammelrfassenden Darstellungell yon Zondek 2, Heubner a, Klinke 4, sowie auf die Lehrbiieher yon Bechhold ~, Schade 6 und Haebler 7. Der Mineralgehalt setzt sich zusammen aus einer Anzahl yon Elektrolyten, u. a. Na', K', Mg", Ca", Cl', SO~', PO~". Zahlenm/~l~ig steht dabei ~aC1 1 Arch. Ohr- usw. Heilk. 127. Zondek: Die Elektrolyte. Berlin: Julius Springer 1927. a Heubner: Der Mineralbestan4 des KOrpers. Berlin: Julius Springer 1931. 4 Klinke: Der Minel'Mstoffwechsel. Berlin-Wien: Franz Deuticke 1931. 5 Bechhold: Die Kolloide in Biologie un4 Medizin. Dresden: Theodor Steinkopff 1929. 6 Schade: Physikalisehe Chemie in der inneren Medizin. Dresden: Theodor Steinkopff 1923. Haebler: Physikalisch-ehemische Probleme in der Chirurgie. Berlin: Julius Springer 1930.

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Page 1: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

(Aus der Universitgts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Freiburg i. Br. [Direktor: Prof. Dr. O. Kahler].)

Der Mineralstoffwechsel bei entz i indl ichen Nasen- und Nebenhiihlenerkrankungen.

I. Mitteilung.

Fliissigkeitsgehalt und Gesamtmineralbestand.

Von

Privatdozent Dr. reed. R. Mittermaier.

Mit 8 Textabbildungen.

(Eingegangen am 5. Dezember 1932.)

In einer friiheren VerOffentlichung 1, die sich mit Untersuchungen des S/s bei chronisch-entziindlichen Erkrankungen der ~ase und der ~ebenhShlen befal~te, konnte festgestellt werden, daI~ diese Erkrankungen tatsi~chlich mit einer erheblichen StOrung dieses Gleich- gewichtes einhergehen. Dabei zeigte sich, dal~ sicher such noch andere Ver/mderungen physikalisch-chemischer Art vorhanden waren. So z. B. auf dem Gebiete des Mineralstoffwechsels. Dieses Gebiet ist in unserem Fache nut sehr wenig bearbeitet worden. Speziell fiber das hier an- geschnittene Thema der entzfindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkran- kungen liegen meines Wissens fiberhaupt keine VerSffentlichungen vor.

Die Literatur fiber den Mineralstoffwechsel in Biologic und Medizin ist sehr umfangreich. Zur Orientierung verweise ich auf die grol~en zusammelrfassenden Darstellungell yon Z o n d e k 2, H e u b n e r a, K l i n k e 4, sowie auf die Lehrbiieher yon Bechho ld ~, S c h a d e 6 und Haeb le r 7. Der Mineralgehalt setzt sich zusammen aus einer Anzahl yon Elektrolyten, u. a. Na', K' , Mg", Ca", Cl', SO~', PO~". Zahlenm/~l~ig steht dabei ~aC1

1 Arch. Ohr- usw. Heilk. 127. Zondek: Die Elektrolyte. Berlin: Julius Springer 1927.

a Heubner: Der Mineralbestan4 des KOrpers. Berlin: Julius Springer 1931. 4 Klinke: Der Minel'Mstoffwechsel. Berlin-Wien: Franz Deuticke 1931. 5 Bechhold: Die Kolloide in Biologie un4 Medizin. Dresden: Theodor Steinkopff

1929. 6 Schade: Physikalisehe Chemie in der inneren Medizin. Dresden: Theodor

Steinkopff 1923. Haebler: Physikalisch-ehemische Probleme in der Chirurgie. Berlin: Julius

Springer 1930.

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148 R. Mittermaier:

bei weitem im Vordergrund. Die biologische Wirkung der einzelnen Elektrolyte ist sehr verschieden. Ich erinnere nur an den bekannten Wirkungsantagonismus yon Kalium und Calcium, an die Rolle des Chlor bei der 0dementstehung usw. Ehe nun die Elektrolyte im einzelnen besprochen werden, scheint es mir notwendig zu sein, festzustellen, welehe Ver/~nderungen im Gesamtbestand der Minerale bei den uns inter- essierenden Erkrankungen vorkommen kSnnen.

In unserem Falle kam es also zun/~chst darauf an, quanti tat ive Bestimmungen des Mineralgehaltes an der Sekreten und Sehleimh/~uten zu maehen. Zur Methodik dieser Untersuehungen sei auf die einsehl/igigen Lehrbiieher der ehemiseh-quantitativen Analyse hingewiesen. Bei dieser Arbeit fand ieh die liebenswiirdige Unterstiitzung yon Herrn Dr. Remy, Leiter des ehemisehen Laboratoriums des hygienisehen Insti tutes (Direktor Geheimrat Uhlenhuth). Die Untersuehungen wurden yon meiner Mit- arbeiterin Fr/~ulein E. Krohne unter seiner Kontrolle durehgefiihrt. Aueh fiir die vielen Anregungen, die er mir im Verlaufe der Arbeit gab, mSehte ieh Herrn Remy an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreehen.

Die Gewinnung des notwendigen Materiales bot zun/~ehst gewisse Sehwierigkeiten. Weniger bei den Sehleimh/~uten, die operativ aus den Kieferh6hlen bei Radikaloperationen entfernt wurden, als vielmehr bei dem Auffangen der Sekrete. Selbstverst/~ndlieh durfte kein Ins t rument dazu verwandt werden, das vorher mit Leitungswasser, gesehweige denn l~ingerlSsung oder einer anderen elektrolythMtigen LSsung in Beriihrung gekommen war. Es zeigte sieh abet, dab Spiilungen mit Aqua destillata anstandslos yon den Patienten vertragen warden. Und so sind denn alle Sekrete dureh solehe Spiilungen in der iibliehen Weise yore unteren Nasengang aus, gewonnen worden.

In dieser ersten Mitteilung m6ehte ieh mieh darauf besehr/~nken, kurz auf den lq'liissigkeitsgehalt der Sekrete und der Sehleimh/~ute einzugehen, um dann ausffihrlicher den Gesamtmineralgehalt zu bespreehen. Einer sp/~teren Mitteilung bleibt es vorbehalten, fiber die fraktionierten Be- stimmungen der einzelnen EIektrolyte, K' , Na' , Ca", CI' usw. zu berichten.

I m Blur und im Serum ist der Mineralbestand ein ziemlieh konstanter. In den Organen kann er dagegen ein sehr weehselnder sein (N/~heres s. bei Zondek), so dab z. ]3. die Dermatologen die Haut geradezu als tin Delootorgan ffir Mineralien ansehen. Wie sieh die Sehleimh/~ute in diesem Punkte verhalten ist unbekannt.

Zur Einfiihrung will ieh das quanti tat ive Verhalten der Mineralien im Serum kurz bespreehen. Wir finden bier stets etwa 0,9% Mineralien, bezogen auf die Gesamtmenge. I m Gegensatz dazu ist der Gesamttroeken- riiekstand prozentual zur Gesamtmenge keineswegs immer der gleiche. Die Trockensubstanz setzt sieh im wesentliehen aus Eiweigstoffen und Mineralien zusammen, d .h . also, daft in einer relativen Ver/~nderung der Troekensubstanz haupts/~ehlieh eine Zu- oder Abnahme der EiweiB

Page 3: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 149

k6rper zum Ausdruck kommt. Nach Bechhold schwankt der Gehalt an Protein im Serum zwischen rund 6,7 % und 9,1%. Bei S~uglingen ist er geringer. Es ist auch bekannt, da~ er z. B. beim Hunger6dem unter 4% sinken kann. Auch bei akuten Infektionskrankheiten treten reeht bedeutende Sehwankungen auf. Da nun der Mineralgehalt in solehen Fallen der gleiche ist, mul~ eine Ver~nderung im Verhaltnis vom Protein zum Mineral eingetreten sein. Ob dieses in den yon mir untersuchten Fallen an den Sekretea usw. in vollem Urn'range zutrifft, sei dahingestellt. Das ist eine Frage, die einer besonderen Nachpriifung bedarf. Da wir gew6hnlieh nur Trockensubstanz und den Mineralgehalt der Troekensubstanz bestimmen konnten, halte ich es ftir richtiger, den gefundenen Wert fiir den Mineralgehalt aueh nur ins Verh~iltnis zur Troc]censubstanz zu setzen.

I m Idealfalle, bei geniigenden Mengen yon Material, z. B. am Serum, ist der Gang der Untersuchung folgender : Zunachst wird der Flfissigkeits- gehalt, bzw. die prozentuale Menge an Trockensubstanz best immt, dann der Gehalt an Protein und Mineralien. Solehe Untersuchungen fiihrten wir an mensehliehem und tierisehem Serum aus. Beim mensehlichen Serum ergaben sich Werte ftir Trockensubstanz yon 8,09--10,46%, im Durchschnitt 9,24%, Der Mineralgehalt betrug stets um 0,9% herum, im Durchschnitt 0,939%, im tierischen Serum etwas weniger, 0,923%. Beim letzteren sehwankte die Trockensubstanz zwisehen 6,36 % (Hammel) und 8,59% (Pferd). Demgem~l~ betrug aueh der Protein- gehalt 5,096--7,38%. t~iir uns ist wichtig, dal3 das Verhgltnis yon Mineral zu Trockensubstanz ein ziemlieh gleiehm~l~iges ist, und zwar durchsehnittlieh 1 : 9,8. Wir linden also fiir gew6hnlich in der Gesamt- trockensubstanz etwa 10% Mineralien (vgl. hierzu die Tabellen bei Zondelc).

Bei den untersuchten Selcreten war, wie schon erwghnt, bei der Sptilung jedesmal eine unbestimmte Menge yon Aqua destillata zugefiigt worden, so da~ die einzelnen Zahlen zwar prozentuale Werte darstellen, aber die ursl0rfingliehe Gesamtmenge ftir uns doeh unwesentlich ist. Mal3gebend ist wieder das Verhaltnis der Zahlen zueinander. Einige Beispiele aus einer gr61~eren Anzahl yon Untersuchungen seien hier wiedergegeben.

Derartige Untersuchungen wurden in erster Linie zur Kontrolle auf die Genauigkeit der angewandten Methoden ausgefiihrt. Aus der Tabelle ist zu ersehen, dab eine ge- niigende Genauigkeit gewahr- leistet ist. Die Summe aus Protein und Mineral ergibt

T abe l l e 1.

T r o c k e n - P r o f . N a m e s u b s t a n z P r o t e i n Mine ra l Nr . % % %

79 Bau. 1,19 1,000 0,126 87 Jii. 0 ,47 0 , 4 0 1 2 0,051

121 Di. 3,87 3,444 0,419 122 Ffi. 1,95 1,775 0,186

stets mit grol~er Ann~herung die Gesamttrockensubstanz. (Andere Bestandteile, die nur in geringer Menge vorhanden sind, z. B. Kohle- hydrate, sind hier nicht besonders erw~hnt.)

Page 4: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

150 R. Mittermaier;

Fliissigkeitsgehalt. Wir wenden uns zuns dem Fli~ssig]ceitsgehalt der Selcrete zu.

Dieser kann ein sehr wechselnder sein. Die eingezeichneten Bestimmungen wurden an Sekreten ausgefiihrt,

die selbstverst~ndlich nicht mit Aqua destillata vermischt worden waren, sondern unmittelbar in

Ta be l l e 2.

Trocken - Wasser- Prof . N a m e subs tanz g e h a l t Bemer- Nr. % % kungen

15 33 47 34 40

214 215

Wt~~ W a . W a . Oe. ttei. WS. W6.

18,45 18,00 8,08

10,98 10,13 11,77 8,66

81,55 82,00 91,02 89,02 89,87 88,23 91,34

Eitrige Sekrete

zu diesem Zwecke bereits fertig vorgewogenen Ge- fiil~en aufgefangen wurden. Sehr dfinnflfissige Sekrete weisen einen Gehalt an Trockensubstanz yon nur 8--11% auf. Solche, die mitAul~enluft in Berfihrung kommen, z. B. im mittleren Nasengaag, h~ben schon einen geringeren Fliissig-

keitsgehalt, z. B. 81--82%, also 18--19% Trockensubstanz. Dies ist leicht zu verstehen und erkl~rt uns auch nebenbei die Borken- und Krustenbildung in der Nase unter /iuBeren austrocknenden Einflfissen. Aber auch Schwankungen innerhalb der Kieferh6hle an verschiedenen Tagen bei ein und demselben Patienten sind m6glich (s. Protokoll Nr. 214 und 215).

Die Wasserbewegung in den Sekreten wird man wohl in erster Linie ansehen als das ]~estreben osmotische Druckdifferenzen auszugleichen: Nach Schade und Hiibler finden wir im Eiter eine recht erhebliche Gefrier- punktserniedrigung. Auch yon anderer Seite (Schneider un4 Widmann 1) wurden einige 1Viale solche bis z u - - ] , 160 festgestellt. Wenn wir im folgenden fiber )/[ineralvermehrung in Sekreten berichten, so ]ieg~ es nahe, die parallel gehenden :Fliissigkeitsvermehrungen auch davon abhgngig zu machen. Aber es ist ungewiI], wieweit das Bestreben die Isotonie wieder herzustellen auch Erfolg gehabt hat. Es mfiBten gleichzeitig Geffierpunktsbestimmungen gemacht werden, die aber, da die Unter- suchungen an den so geringen 1V[aterialmengen auf technische Schwierig- keiten stoBen, noch nicht in geniigender Zahl vorliegen. Deswegen sei die Frage des osmotischen Druckes vorerst beiseite gelassen. Die gefundenen 1Y[ineralwerte werden ja auch, wie schon erwahnt, nicht zur Gesamtmenge, sondern immer nut zur Trockensubstanz in Be- ziehung gesetzt.

Der Fli~ssigkeitsgehalt der Gewebe ist im allgemeinen ein geringerer. Rumpf und Dennstedt (zitiert nach Zondelc) gaben ffir Herz und Leber etwa 79%, ffir Niere 83% und Lunge 90% an.

1 Schneider u. Widmann: Klin. Wschr. 1931, 14.

Page 5: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 151

T a b e l l e 3.

Trocken- Wasser - Prot. Nr. Name substanz gehalt Bemerkungen % %

68 16,83 83,17

32 48

138

46 91 74 41 85

139

t~ie.

Sehe. Stri. ~Ba.

Wa. Gu. Jfi. tIei. Ber. Di.

12,75 13,52 15,07

17,22 16,97 14,03 13,75 10,75 9,95

Schleimhaut der Nasenmuscheln

87,25 ] 86,48 Nasenpolypen 84,93

82,78 Schleimhaut aus 83 ,03 KieferhSble: 85,97 derb, flach 86,25 89,25 Glasig-polypSs 90,05 Weich-schleimig

Die l~asenschleimhaut ist ziemlich reich an Trockensubstanz. )Sehr Flfissigkeit enthalten dagegen schon die typisehen glasig-Sdemat6sen Polypen. Xul3erst wechseind sind die Befunde an den Schleim_h~uten der KieferhShle. Aber der Wassergehalt s t immt hier doeh ganz eindeutig mit dem makroskopischen Aussehen fiberein. Die flachen derben Formen enthalten viel weniger Wasser als die glasig-polyp6s entarteten, ja in einem Fall yon auffallend weieher, sehleimig-zerfliel~ender Schleimhaut (Prot. Nr. 139) ist der Wassergehalt etwa so groB wie im Serum. Interessant ist auch die Gegenfiberstellung der Werte in Tabelle 2 und 3 unter Prot. l~r. 47 und 46, sowie 40 und 41. Es handelt sich dabei um Sekrete und Schleimhgute, die gleichzeitig bei der Operation gewonnen wurden. Der WassergehMt der Sekrete ist regelmgBig hSher, wenn auch jedesmal in verschiedenem AusmaBe.

Der Gesamtmineralgehalt.

Der Mineralgehalt des Serums betri~gt, wie oben schon ausgeffihrt, etwa 10% der Trockensubstanz. Die Schwankungen rind gering und machen ungefi~hr 4- 1% aus. An den untersuchten Sekreten wurden sehr viel st~rkere Schwankungen festgestellt, insbesondere recht erhebliche ~r vermehrung. Auf den ersten Blick schienen die Befunde sehr unregelm~l~ig zu rein. Abet es liel~en rich doch eine l~eihe yon Gesetzmi~l~igkeiten erkennen.

Der Ubersicht halber rind einige Ergebnisse yon wiederholten Spiilungen in graphischer Form wiedergegeben.

In vorstehender Kurve (Abb. 1) rind die prozentualen Mineralwerte yon 3 Patienten eingezeictmet. Die Spiilungen waren in gleichmiiBigen Abst~nden yon 2- -3 Tagen vorgenommen. I m Falle Tii handelte es rich urn ein vorwiegend schleimiges Sekret. Bei Bau. und Ya. um fast rein eitrige Absonderungen. Bemerkenswert ist, da$ jede Kurve rich auf einem ziemlich gleichbleibenden Niveau bewegt.

Page 6: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

152 t~. Mittermaier:

In Abb. 2 und 3 zeigen die Kurven grSitere Sehwankungen. Aber doch auch hier einmal um den Mittelwert yon 10%, das andere Mal um

22 i

Abb. 2.

den Mittelwert yon 12,5% herum.

-&bb. 1.

Nine weitere Kurve (Abb. 4:) zeigt eine wellerff6rmige Bewegung mit dem Mittelwert 13,55 und zweifellos mit der Tendenz auf ein niedrigeres Niveau zu.

Auffallend ist, besonders in den Kurven yon Abb. 1, die gleichm~i/3ige H6he des Kurvenverlaufes. L~an wird sieh mit Recht die Frage vorlegen,

% G~ % i ~ - . - ' \ /

A b b . 3 .

J

inwieweit das jeweilige Niveau durch individuelle Unterschiede hervor- gerufen ist, etwa wie bei den eingangs e1~w/ihnten Untersuchungen fiber das S/~urebasengleichgewicht. Diese individuellen Untersehiede k5nnten sowohl 5rtlich als auch allgemein konstitutionell bedingt sein. Bei den erw~hnten Bestimmungen der Wasserstoffionenkonzentration hat es sich

2 0

o l - k = I A b b . 4.

22

7p - - ~ - - -

0 r

A b b . 5.

gezeigt, da~ man aus der Kurvenh6he sehlieflen konnte, ob es sieh um eitrige oder schleimige Absonderungen handelte. Wir wissen, da6 in einer KieferhShle eine ~ischung der verschiedenen Bestandteile des Sekretes, Schleim und Eiter, stattfindet und dal3 das endgiiltige Aussehen der Absonderung, sowie seine chemischen und physikochemischen Eigen- sehaften davon abh~tngen kSnnen, ob und in welchem Grade die Mischung aueh jeweils stattgefunden hat. Ahnlich werden wohl die VerhMtnisse beim Minera]gehalt liegen. Allerdings scheint mir ein Unterschied weniger die einzelnen Arten der Absonderung zu charakterisieren, als vielmehr die Zeit, wie lange das Sekret fiberhaupt sieh sehon in der KieferhShle

Page 7: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und NebenhShlenerkrankungen. 153

befindet. Ich glaube, dab auf diese Weise in einigen F~llen sich die grSl~eren Sehwankungen erkl/~ren lassen.

So handelt es sich bei Abb. 5 um eine Patientin, die 1/~ngere Zeit an einer Zahnfistel gelitten hatte. Bei den Spfilungen entleerte sich ein sehr wechselndes Sekret. Einmal war es eine ziemlich gleichm/~Big getrfibte Fliissigkeit, dann kamen wieder dicke zusammengeklumpte Eitermengen zum Vorscheim Dieser Wechsel hielt fiber 1/~ngere Zeit an. Der Eiter war bier zweifellos zu festhaftenden k/~sigen Massen zusammen- geballt und wurde erst im Laufe der Zeit yon der Spfilfl~issigkeit aufgelSst und dann zutage befSrdert. Der Mineralgehalt zeigt erhebliche Schwan- kungen, je nachdem, ob grSBere Mengen des eingedickten Eiters vor- handen waren oder nicht.

Zun/s sei ganz allgemein festgestellt, dab der Mineralgehalt eitriger Sekrete demjenigen yon Serum gegenfiber oft ver~indert ist. Wit linden meist eine bestimmte HShe des 1Vfineralwertes, die fiir den Krankheitsfall typisch zu sein scheint. Manchmal kommen zu diesen typischen Yer- i~nderungen auch noch ganz besonders ausgesprochene Mineralver- mehrungen hinzu. Und wit haben uns nun zu fragen, welche Ursachen diesen Erscheinungen zugrunde liegen kSnnen. Ich glaube, es lassen sich folgende Gesetzm/~Bigkeiten erkennen.

1. Diese Vermehrung ist zuriickzuffihren auf eine Anreicherung des Minerals im Sekret und zwar dadurch, da$ das Sekret l/~ngere Zeit nicht aus der Kiefer- hShle entfernt wurde. Dadurch erkl~rt sich

Prob. ~vahrscheinlich auch, daB die Werte bei Nr. Spfilungen, die zum allerersten Male bei den betreffenden Patienten fiberhaupt ge- macht wurden, h/~ufig ganz besonders stark 106 112 erhSht sind (Tabelle 4). 127

2. Wiederholt wurde ein Anstieg des

Tab elle 4.

iV[iner~lgehalt 4er Trocken-

N a m e subs tanz ( ers te Spiilung)

%

Ge. 26,60 Kru. 18,40 Mii. 31,61

Mineralgehaltes beobaehtet, wenn der Zwischenraum zwischen zwei auf- einanderfolgenden Spiilungen gr6[3er als i~blich war, wie dies z. B. aus Abb. 6 und 7 zu erkennerr ist.

Aueh bier scheint die Annahme berechtigt, da6 der ]~angel einer griindlichen Reinigung und ein dadurch vielleicht verl/~ngertes Verweilen tier Sekretmassen in der KieferhShle Sehuld ist an dem ~ineralanstieg. Der Gehalt z. B. an Kalium ist bei den Leukocyten bekanntlieh ein sehr grol~er und so kSnnte sich durch die Anh/~ufung und das Zugrundegehen dieser Zellen die Anreieherung erkl/~ren.

Auf der anderen Seite sind aber sicherlich aueh noeh ganz aadere Ursaehen ffir den Mineralanstieg mal~gebend. So konnte ich beobaehten, dab

3. der Umschlag eines eitrigen Sekretes in ein solches -con schleimigem Charakter yon einer Zunahme der Mineralien begleitet ist.

Arch iv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfhei lkun4e . ]~d. 134. 11

Page 8: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

154 R. Mittermaier:

Abb 8. gibt den Verlauf soleher F/file wieder. In den beiden ersten F/~llen nahm das Sekret, das sieh zun/~ehst aus fast rein eitrigen Bestand- teilen zusammensetzte, eine mehr sehleimige Form an. Die Prognose fiir den Krankheitsverlauf wurde daraufhin giinstig gestellt und tatss ergab die folgende Spfilung aueh kein Sekret mehr. Bei dem 3. Patienten waren die Spfilungen in einem t/igliehen Abstand gemaeht worden. Es entleerte sieh regelm~gig ein diekfifissiger gelber Eiter. Am 23.9. vermerkt das Protokoll: t}esserung, vorwiegend heller Sehleim. Sp/~ter

waren die Absonderungen ~ / ~ . ~ J ~ ~'i__&::~ / wieder eitrig. Der Patient

" > ~ . ~ / muBte auch operiert werden. zol ~ - 7o ~ - Das Gemeinsame dieser o IJ~Taye~ O ~ 3 F/ille ist, dab makroskopiseh

Abb. 6. Abb. 7. eine deutliehe Anderung der Sekreteigensehaften beobaeh-

tet werden konnte und dab damit parallel ging eine jeweilige Erh6hung des 3~ineralbestandes.

Es w/~re nun besonders interessant, wenn es gel/~nge, die einzelnen Komponenten, Sehleim und Eiter, aueh getrennt zur Untersuchung zu bringen. Hierbei wird man naturgemgB auf die grSgten Sehwierigkeiten stoBen und im wesentlichen auf den Zufall angewiesen sein. Aber dureh solche Untersuchungen h/~tte man vielleieht die M6gliehkeit, den eben erw/~hnten Untersehied zwisehen eitrigen und sehleimigen Sekreten zu ~ best/~tigen, und dann wiirde man unter

,ru. Cha. W0: Umst/~nden dabei auch einiges fiber -~ Z die Herkunft der Mineralien erfahren 15 / "-" k6nnen.

t Zu diesem Zweeke wurde folgende -Kbb. 8. Versuehsanordnung gemaeht : unmittel-

bar naeh der Spfilung wurden Eiterzellen und l~lfissigkeit dutch energisehes Zentrifugieren getrennt. Es ergab sieh nun die interessante Tatsaehe, dab die S10iilfliissigkeit 17,27 % Mineral und der zellreiehe Riiekstand nur 7,22 % Mineral enthielt (immer bezogen auf die Gesamttroekensubstanz). Der bei diesem Patienten fibliehe Dureh- sehnitt yon 10--11% erkl/~rt sieh also als ein Misehwert. Mit anderen Worten heigt das, in gel6stem Zustand finder sieh relativ mehr Mineral als in einem an don Eiterzellen festhaftendem. Daraus 1/~gt sieh natfirlieh nieht ohne weiteres auf die Herkunft der 3/[ineralien sehlieBen. M6glieherweise ist yon den bereits zugrunde gegangenen Zellen Mineral an die umgebende Fliissigkeit abgegeben worden, aber es kann aueh sein, dab Elektrolyte yon den noeh lebensf/thigen Leukozyten sehr raseh in die Spfilfliissigkeit fibergegangen sind. Wenn die Frage, we die Mineralien herstammen, dutch diese Versuehsanordnung aueh nieht gekl/~rt werden kann, so sehien es mir doeh wiehtig, auf die Untersehiede in der Verteilung der

Page 9: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

Mineralstoffweehsel bei entziindlichen Nasen- und NebenhOhlenerkrankungen. 155

Mineral ien hinzuweisen. J edenfal ls s ind wei tere Un te r suehungen darf iber notwendig .

I n diesem Zusammenhang sind noeh folgende Befunde wicht ig. Die allerh6chsten Werte fiir den re la t iven Miaera lans t ieg fanden sieh in Sekreten bei a/cuter Rhinitis (Tabelle 5).

T a b e l l e 5.

Prot. Nr.

66 113 114 115

Datum

22.2. 23.4. 23. . 24. 4.

Name

Miill. Miill. Mfill. Miill.

Nineralgehalt 4er Troeken-

substanz %

43,00 67,60 65,56 66,36

Pr0t. Nr.

224 226 227 228

Datum

31. 9. 2. 10. 3. 10. 4. 10.

Name

~r Mei. Mei. Mei.

Mineralgehalt der Troeken-

substanz %

32,54 27,47 36,38 36,11

Daraus ergibt sich, dab die Minera lvermehrung n icht an die Gegenwar t yon Leukozy ten gebunden ist, denn zun~chst is t das Sekre t bei a k u t e m Schnupfen ja bekannt l i eh a rm an Be imengung yon Zellen. Aber aueh noch a m 3. Tage, zu einem Ze i tpunkte , da das Sekre t sich berei ts ver- dickte , und eine mehr ei tr ige Beschaffenhei t annahm, zel lreicher wurde , b le ib t der Minera lgehal t auf der gleichen HShe. E r scheint also ziemlich unabh~ngig yon dieser ]3esehaffenheit zu sein. Viehnehr mfissen wir diese Vermehrung wohl mi t der Ta t sache des akut-entziindliehe~ Vor- ganges i i be rhaup t in Zusammenhang b'ringen.

Es scheint mi r auch bier in j edem einzelnen Fa l le ein besonderes Niveau des ) /[ ineralgehaltes vorzuliegen. Der erste W e r t s t a m m t yon einer Untersuehung, die nur e inmal vo rgenommen werden konnte . Der- selbe P a t i e n t e rk rank te Wochen spi~ter wieder an einer aku t en Rhin i t i s und diesmal haben wir im Verlauf yon 21/2 Tagen ganz nahe be ie inander l iegende Wer te , aber mi t vo l lkommen ande rem Durchschni t t . ]3ei e inem zweiten P a t i e n t e n haben wir wieder eine ganz andere HShe als Dureh- schni t tswert . Man mug sieh nun i iberlegen, inwieweit dieser Niveau- un terseh ied Ausdruek t ines jeweils anders geartete~l 8r t l ichen Vorganges sein kann. Oder miissen wir hier in individuel le kons t i tu t ione l le Momente erbl icken ? I-I/~ngen diese Differenzen yon der Ar t , yon dem Grade der E r k r a n k u n g ab oder t r e t en hier Zufi i l l igkei ten in Erscheinung, z. ]3. die A r t der voraufgegangenen Ern~hrung ? I ch erw~hne diese F r a g e n hier, da ich glaube, dab d a m i t ein /~uBerst in teressantes P rob lem an- geschni t ten wird. W e n n man n icht nur unkon t ro l l i e rba re Zufgl l igkei ten annehmen will, sondern Gesetzmi~Bigkeiten zu erkennen sucht , wi rd m a n sieh mi t diesem Prob lem beseMf t igen miissen. S i che r ist , das geh t schon aus manchem, was ich oben angef i ihr t habe , hervor , dab wir nicht fiir hes t immte pathologische Vorgiinge in al len Fi~llen denselben prozen- tua l en Minera]gehal t annehmen kSnnen, d . h . es ist unmgglich, aus der

11"

Page 10: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

156 1r Mittermaier:

Art der Absonderung auf die vermutliche H6he des Mineralgehaltes zu schliel~en. Die DurehsehnittshShe hs wahrseheinlieh noch yon Be- dingungen ab, die wir im einzelnen noch nicht n~her definieren k5nnen. Ffir diese Annahme sprieht z. B. aueh, daI~ ieh im Eiter eines akuten Drfisenabszesses (Prot. Nr. 80) einen Mineralgehalt yon 7,0% fand, also einen sehr niedrigen Wert und den ebenso niedrigen yon 5,31% in dem eingedickten Sekret einer nieht entzfindlich ver~nderten KieferhShle (Prot. Nr. 173) bei ~r also bei einem ausgesproehene~l Stauungssekret.

Ich fasse das Ergebnis der bisherigen Untersuchungen zusammen. Es lie6 sieh feststellen, dai~ in den Absonderungen der Nase und der NebenhShlen sich oft eine ausgesprochene Konstanz des gesamten Mineral- gehaltes im VerhMtnis zur Troekensubstanz finder. Es gelang aueh, einige Zust~nde n~her zu beschreiben, die yon einer besonderen Erh6hung des Mineralbestandes begleitet waren. Aul3erdem ergab sich, da6 mSglieher- weise die HShe des Mineralgehaltes auch individuell, konstitutionell bedingt ist. Ieh muI~ hier noch einffigell, da6 bisher immer nur vom gesamten Mineralbestand die Rede war. (3ber die Verteilung der Elektro- lyte und das VerhMtnis zueinander (z. B. Kalium : Calcium) wird wie gesagt erst in einer spi~teren Mitteilung beriehtet werden.

Wir gehen jetzt fiber zu dem Mineralbestand an den Schleimhiiuten. Hier sind wir auf einmalige Untersuchungen angewiesen, da Reihenunter- suchungen natfirlieh nieht mSglieh sind. Zuns mu6 betont werden, dab es wiinsehenswert w~re, wenn wir wfii~ten, mit welehen Mineral-

werten wir in sog. nor- Tabel le 6.

Pro t . Nr. :Name

l~ie. Klu. ]~r. tteis. Ober. Eis.

63 69

]28 183 225 230

Mineral~ehalt der Tlocken-

substanz %

7,10 4,80 9,80 8,40 7,12 7,12

Be me rkunge n

Schleimhaut von der unteren Musehel bei Musehelhyper-

trophie

malen Schleimhi~uten zu rechnen h~tten. Welche Schleimhaut ist aber in diesem Sinne als normal anzusehen ? Im Aufbau sind Schleimh~ute be- kanntlich sehr verschieden. Wenn wir fiber Unter- suchungen an Schleimhaut yon Nasenmuscheln berich-

ten, so soll damit keinesfalls ein Standardwert aufgestellt werden, aber es handelt sich doeh wenigstens dabei um eine Sehleimhaut ohae ausgesprochen entzfindliche Ver~nderungen.

In Tabelle 6 ist zun~chst ein ~berbliek gegeben fiber den ~ineral- gehalt all Nasenschleimhaut, die yon den unteren Museheln dutch Concho- tomie entfernt wurde. Die Werte sind reeht versehieden. Am meisteI1 fallen heraus diejenigen unter Protokoll Nr. 69 und 128. Der Dureh- schnittswert liegt etwas fiber 7 %, wie er denn auch wirklich bei 3 Unter- suehunge~l gefunden wurde. Ob die extremen Werte auf individuelle

Page 11: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

Mineralstoffwechsel bei entzimdlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 157

Schwankungen zurfickzufiihren sind oder zufi~lliger Natur sind, li~gt sich jedenfalls nicht entscheiden. Zu bedenken ist, dab die Schleimhaut mit Cocain-Adrenalinl6sung bepinselt war und dab wir nicht wissen, welchen EinfluB wir damit auf den Mineralbestand ausfiben. Makro- skopiseh lieBen sich Unterschiede im Aufbau nicht erkennen.

Letzteres war schon eher der Fall bei den echten Nasenpolypen (Tabelle 7). Der Mineralwert liegt bier im allgemeinen etwas hSher. Der Durehsehnitt betr~gt 8,35% gegen 7,39% bei der Muschelschleimhaut. AuBcr- dem 1/~Bt sich sehr gut eine Parallele ziehen zwischen histologischem Aufbau und Mineralgchalt. Am deutlich-

Tabe l l e 7.

MinerMgehal t Pro t . 4er Trocken-

Nr. N a m e subs tanz B e m e r k u n g e n %

53 104 162 144 184 204 205 240

S t r . Wu. Sti. Geb. Pa. :Be. I e. II

7,50 7,50 9,67 8,12

11,06 6,60 7,75 8,37

Polypen aus dem mittleren Nasen-

gang bei Polyposis nasi

sten ist dies der Fall bei Nr. 204 und 205. Es handclt sich um Polypen ~us dem mittleren Nasengang von ein- und derselben Patientin. Bei Nr. 204 sind es derbe Polypen mit dicker fleischiger Obeffliiche, bei Nr. 205 helle glasige Polypen mit diim~er durebscheinender, sehr leicht verletz- ]icher Bedeckung. Die Tendenz ist ganz zweifellos die, dab der relative Mineralgehalt steigt je stitrker das 0dem der SchMmhaut ausgesprochen ist. Der hSchste Wert finder sich bei Nr. 184. Die Patientin lift an seln. stark entwickelter Polyposis nasi beiderseits und heftigen Asthma- anfi~llen seit 6 Jahren (konstitutionelles Moment ?).

Tabe l l e 8. MinerMgehalt

P ro t . der Trocken- Nr. N a m e subs tanz B e m e r k u n g e n

%

Derbe flache Kieferh6hlen- 43 75 92

129 212 222

192 54

141 143 90

172

Hei. Jii. Gu. Ya. Wil. W6.

No. Wa. Di. :Ba. :Be.

. ]V[ar,

5,40 4,80 5,90 7,56 7,88 8,28 900 j 9,90 9,31 9,56 9,20 9,36

schleimhaut bei chro- nischer KieferhShlen-

eiterung Derbe aber verdickte

Kieferh6hlenschleimhaut

Weiche, 6demat6S- schleimige Kieferh6hlen-

schleimhaut

Die Gegens/~tze sind ausgesprochener, wenn man Schleimh/~ute aus chronisch erkrankten Kieferh6hlen miteinander vergleicht (Tabelle 8).

Page 12: Der Mineralstoffwechsel bei entzündlichen Nasen-und Nebenhöhlenerkrankungen

158 R. Mittermaier:

Die Einteilung ist hier nach der Art der Ver/~nderung der Schleimhaut vor- genommen, I m oberen Abschnitt sind nur solehe verzeichnet, bei denen im Protokoll vermerkt ist, derbe flache, fibrSse Sehleimhaut. Lediglich bei Nr. 222 steht: derb, stark entztindlich ger6tet, auf einige Millimeter verdiekt. In der unteren Abteilung sind die t~ormen mit weicher 5dematSs- sehleimiger, stellenweise glasig gequollener SehMmhaut zusammen- gefagt. Bei Nr. 90 und 172 bestand eine richtige polyp6se Entartung, es fanden sich groBe glasige Polypen innerhalb der KieferhShle. Der Unterschied im Mineralgehalt ist ein auffallend gleiehbleibender und seheint hauptss bedingt zu sein dureh den histologischen Aufbau. Jedenfalls ist bemerkenswert, dab in diesem Falle der zunehmende Mineralgehalt der Troekensubstanz begMtet ist yon einem aus- gesproehenen Gewebs6dem.

Als letzter Punkt sei noch das Verh~iltnis des Mineralbestandes im Sekret zu dem in der Schleimhaut besprochen. Sekret und Schleimhaut wurden bei den Operationen zu gleieher Zeit entnommen. Lediglich bei Prot. Nr. 54 und 141 sind beim Sekret Durehsehnittswerte aus den Untersuchungen der vorausgegangenen Tage erreehnet, da es nicht

T a b e l l e 9. gelang, bei der Operation . geniigend Sekret zu be-

Nairte

Itei. Wa. Jii. ( lu . Y a . Di. B a . I-[o. WS.

1)rot. Nr.

43 54 75 92

129 141 143 192 222

NIineralgehal t [ der Trocken-

subs t anz yon KieferhShlen- s ch l e imhau t

%

5,40 9,90 4,80 5,90 7,56 9,31 9,56 9,00 8,28

2r der Trocken-

I)ro~5. Sllbsto, nz won Nr. Kieferh(ihlen-

sekro2ten

51 12,00 - - 13,52 89 10,40

103 15,80 140 16,60

13,24 1-~ 14,66 191 9,47 221 11,76

kommen. Der MinerMbestand der

Sekrete ist regelm/~gig h6her, manchmal ist diese ErhShung nur sehr goring, aber oft geht sie auch fiber das Doppelte hinaus.

Zieht man in Betracht, dal3 der Wassergehalt der Sekrete ebenfalls stets h6her ist als der der Ge- webe (vgl. Tabelle 2 und 3), erw/~hnt wurde, dieses dem so ist man geneigt, wie das schon anfangs kurz

EinfluB yon osmotischen Druckdifferenzen zuzuschreiben. Auch die ParalMe zwischen erh6htem Wasser- und Mineralgehalt in den 5demat6s ver/inderten Geweben spricht daffir. Ob abet die Isotonie wirklieh in allen F/illen wieder hergestellt ist, ist allerdings zweifelhaft, nach den erw/~hnten Ergebnissen anderer Autoren sogar unwahrseheinlich. Solange nieht genauere Untersuehungen darfiber vorliegen, soll diese Frage nicht welter erSrtert werden. Entspreehende Versuehe sind im Gange. Bei der 0dembildung ist ferner ebenfalls zu berfieksichtigen, dab aueh die ein- zelnen Elektrolyte in ganz verschiedener Weise ihren biologisehen Einflul~ auf das Gewebe ausfiben kSnnen. I)eswegen soll aueh diese Frage erst dann besprochen werden, nachdem das Elektrolytverh/iltnis

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Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und NebenhShlenerkrankungen. 159

zueinander untersucht worden ist. Es mug deshalb auf die folgende Mitteilung verwiesen werden.

Als vorl/~ufiges Ergebnis ist festzustellen: Untersucht man das Ver- h/~ltnis des Gesamtmineralbestandes zur Trockensubstanz an Sekreten und Schleimh~uten bei akuten und chronischen Entziindungszust/~nden

�9 der Nase und NasennebenhShlen, so ergibt sich: 1. Die stiirkste Mineralvermehrung findet sich im Sekret bei akuter

Rhinitis. 2. Bei chronischen Kieferh6hlenentzfindungen ist der veri~nderte

Mineralwert of~ ~uffMlend konstant, bei einer an sich individuellen H6he des Kurvenverlaufes.

3. Besondere Mineralvermehrung kann bedingt sein durch An- reicherung bei l~ingerem Verweilen des Sekretes in der Nebenh6hle.

4. Der Umschlag des eitrigen Sekretes in schleimige Absonderung ist yon einer Miner~lvermehrung begleitet.

5. OdematSse Schleimhaut enth~lt mehr Mineralien als derbe /lache (~ber ebenf~lls entzfindlich ver~nderte) Schleimhaut.

6. Die parMlel mit der MinerMvermehrung einhergehende Flfissig- keitsvermehrung in Sekreten und Schleimh~uten deutet ~uf das Bestreben bin, osmotische Druckdifferenzen auszugleichen.