das trauma deutschlands

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Das Trauma der Vertreibung

Fronleichnam 1945: Das Trauma des Brnner TodesmarschesDie Deutschen in der mhrischen Hauptstadt mssen ber Nacht die Heimat verlassen. Was dann in der Nacht zum 31. Mai 1945 beginnt, ist in die Geschichte als der Brnner Todesmarsch eingegangen. Im Mai vor 65 Jahren geht auch in Bhmen und Mhren der Zweite Weltkrieg endlich zu Ende. Die traumatisierten berlebenden, Tschechen und Deutsche die Juden waren bereits von den Nazis vernichtet worden kriechen aus den Kellern. Man knnte nun an den Wiederaufbau gehen. Auch in Brnn (Brno) etwa, der Hauptstadt Mhrens. Einheimische Tschechen sagen zu ihren deutschen Nachbarn: Es wird alles wieder gut werden, jetzt sind endlich die Nazis fort, nun wird alles wieder wie frher! Viele Deutsche wrden das nur allzu gern glauben. Es wird aber tglich schlechter, die Deutschen werden entlassen, sie drfen nur mehr manuelle Arbeit leisten, sie mssen ausnahmslos weie Armbinden tragen (N = nemec = Deutscher). Prsident Edvard Bene (Benesch) besucht Brnn, es ist der Auftakt fr das Kommende. In Koleje, einem ehemaligen tschechischen Studentenheim, das whrend der Nazi-Zeit der Gestapo als Gefngnis gedient hat, spricht Bene zu Arbeitern und Studenten. Er ruft nach Rache, er entfacht in den Zuhrern einen Hass, der sich blind auch gegen Schuldlose richtet. Die Menge ist bereit zur Tat.

Alle Deutschen raus!Was dann in der Nacht zum 31. Mai 1945 (Fronleichnam) beginnt, ist in die Geschichte als der Brnner Todesmarsch eingegangen. Am spten Abend wird die Parole ausgegeben: Vechny nemci ven! Alle Deutschen raus! Trupps bewaffneter Arbeiter und Partisanen eilen von Haus zu Haus, die Gewehrkolben donnern an die Tren: Packt das Wichtigste, ihr msst fort! In zwei Stunden msst ihr auf dem Hauptplatz gestellt sein. 15 Kilo Gepck, mehr nicht! Es handelt sich vornehmlich um Frauen, Kinder und alte Menschen, wie die Augenzeugen berichten. Die wehrfhigen Mnner sind noch nicht heimgekehrt oder gefallen oder

in Kriegsgefangenschaft. In der Morgendmmerung formierte sich ein Zug von 35.000 Menschen, der sich in Richtung Sden nach sterreich in Bewegung setzte. Alle paar Meter ein Posten, das Gewehr griffbereit, Kolbenschlge fr die Erschpften. Wegen eines Gewitters erreicht der Zug Pohrlitz (heute Pohoelice) mit nassen Kleidern, durstig und hungrig. Verseuchtes Wasser fhrt zu ersten Ruhrerkrankungen, Hunderte sterben, auch durch Misshandlungen. Wer sich nicht mehr weiterschleppen kann, wird am Ende des Zuges erschossen und in den Straengraben gestoen.

Augenzeuge AndroschAm nchsten Abend erreicht man die sterreichische Grenze, Bauern helfen, aber die Tausenden sind zu viel. Wieder sterben Hunderte, sie werden in Massengrbern entlang der Brnnerstrae bis Wien verscharrt. (Heuer, am 3. Juni 2010, wird die Sudetendeutsche Landsmannschaft die diversen Bestattungsorte aufsuchen.) In Mhren, hart an der Grenze zu Niedersterreich, liegt Piesling, ein kleines Dorf. Dort, bei Verwandten, erlebt 1945 die Familie Hans und Lia Androsch mit dem kleinen Sohn Hannes hnliches. Bis zwlf Uhr mittags, erinnert sich der sptere Finanzminister und Vizekanzler, mussten alle deutschen und deutschstmmigen Bewohner ihr Dorf verlassen. Auch der Onkel und die Tante. Sie gingen in ihrem schwarzen Sonntagsstaat. Zum Abschied sind sie niedergekniet und haben die Trschwelle geksst. Mutter Lia Androsch stellte ihren Sechsjhrigen zum Fenster und sagte: Schau dir an, was hier passiert. Du darfst es dein ganzes Leben nicht vergessen.

Ein Stachel im Fleisch der EUEr hat es nicht vergessen. In Prag, in Brnn und anderswo im EU-Mitgliedsland Tschechien wrde man diese Ruchlosigkeit zwar gerne vergessen, wren da nicht die sterreicher, die sich mit derlei Verbrechen nicht abfinden. Nur der tschechische Dichterprsident Vclav Havel war in seiner Amtszeit auf dem Hradschin fair genug, die Vertreibung von rund drei Millionen (deutschen) Brgern aus ihrer angestammten Heimat als Schandfleck zu bezeichnen. Als Bundesprsident Heinz Fischer heuer ohnehin recht milde von einem schweren Unrecht sprach, zeigte sich der tschechische Senatsprsident Pemysl Sobotka berrascht, dass ein Spitzenpolitiker sterreichs noch heute die Entscheidung der Weltmchte angreife, die Edvard Bene doch nur umgesetzt habe.

Menschliche AbschiebungDie Wahrheit sieht natrlich anders aus. Zwar stimmten die siegreichen Alliierten im Potsdamer Protokoll 1945 der Forderung der SR-Regierung Bene zu, die deutsche Minderheit im Lande ordentlich abzuschieben, doch von Enteignung, Vermgensentzug, Schaffung von Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern war im Potsdamer Cecilienhof keine Rede.

Whrend dieser Konferenz der Groen drei (Stalin, Truman, Attlee) vom 17. Juli bis 2. August war die gewaltsame Vertreibung der Deutschen schon fast abgeschlossen. Der Sowjetdiktator Stalin hatte also nicht ganz unrecht, als er meinte, es gbe in Bhmen, Mhren, Schlesien und Ostdeutschland sowieso nur mehr eine deutsche Restbevlkerung, die Masse der Deutschen sei bereits nach Deutschland geflchtet. So kamen alle Ermahnungen der Alliierten an den tschechoslowakischen Prsidenten Bene zu spt. Es wird notwendig sein..., insbesondere kompromisslos die Deutschen in den tschechischen Lndern und die Ungarn in der Slowakei vllig zu liquidieren... Bene nach seiner Rckkehr aus dem Londoner Exil am 16. Mai 1945 vor einer begeisterten Menge auf dem Altstdter Ring in Prag. Er hatte sein Ziel nach vielen Jahren Vorarbeit erreicht. Denn schon 1938, als Hitler die Tschechoslowakei immer strker bedrohte, schlug Bene in einem internen Schreiben vor, Deutschland einen Teil des Sudetenlandes abzutreten (rund 5.000 von 28.000 Quadratkilometern, also circa 18 Prozent) und gleichzeitig einen groen Teil der in der Tschechoslowakei verbleibenden deutschsprachigen Bevlkerung (nach Bene' berschlgigen Berechnungen etwa 2,2 Millionen) zwangsweise auszusiedeln. Im Londoner Exil whrend des Weltkrieges hatte Bene weiter an der Rechtlosmachung der deutschen Mitbrger gearbeitet: Das Kaschauer Programm vom 5. April 1945 legte dann die Basis fr vier Prsidentendekrete noch vor der Potsdamer Konferenz. Dabei ging es um die Ungltigkeit von Vermgensgeschften, um Bestrafung und um die Konfiskation des Grundbesitzes. Mit einer Note vom 3. Juli ersuchte dann die tschechische Regierung die Alliierten um Aufnahme des Vertreibungsprogramms in die Tagesordnung von Potsdam. Da war die wilde Vertreibung lngst durchgefhrt.

Das Massaker von PostelbergWhrend das offizielle Tschechien zu den Verbrechen weiter schweigt, denkt die jngere Generation weit europischer. Am 6. Mai lief im tschechischen Fernsehen zur besten Sendezeit die Dokumentation Tten auf tschechische Art von David Vondrek. Ein Amateurfilmer hatte im Mai 1945 Hinrichtungen in der Prager Siedlung Boislavka aufgenommen. Zu sehen ist eine lange Reihe von ber 40 Mnnern in Zivilkleidung. Die meisten, aber nicht alle, sollen Deutsche gewesen sein. Sie stehen am Straenrand mit dem Rcken zur Kamera und fallen von Kugeln getroffen in den Graben. Anschlieend zermalmt ein Lkw der Roten Armee die Krper. Regisseur Vondrek verweist auch auf das bekannte Massaker an deutschen Zivilisten im nordbhmischen Postelberg (Postoloprty). ber 760 Mnner zwischen 15 und 60 Jahren wurden hingerichtet: Die Toten von Postelberg sind Teil des grten Massenmordes zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den Ereignissen im bosnischen Srebrenica 1995. Seit dem Mai 2005 steht ein Bene-Denkmal gegenber dem Prager Auenamt.

Quelle: "Die Presse" Digital GmbH & Co KG, Hainburger Strae 33, 1030 Wien, 28.05.2010, http://diepresse.com/home/politik/zeitgeschichte/569798/index.do?_vl_backlink...

Tten auf tschechische ArtNeues Filmmaterial zeigt Hinrichtung deutscher Vertreibungsopfer (Bild.de)Ostpreuen-TV - Ostpreuischer Rundfunk - www.youtube.com/watch?v=ZKh-pl995Q__________________________ weitere Informationen: 01.06.2010: "Tten auf Tschechisch" Ein Amateurfilm sorgt in Prag fr Aufregung www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1195017/; 20.05.2010: CDU-Politiker Brhmig lobt Dokumentarfilm ber Verbrechen an Deutschen www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M55dc22bdf08.0.html;

"Friedenspolitiker anno 1934: Polens starker Mann Marschall Pilsudski und Joseph Goebbels

Irrtum Gndigste, die Revision ist lngst unterwegsVerdrngte Tatsachen ber die Vorgeschichte des Zweiten WeltkriegesVon Max Klaar (*)

Es ist der tapferen Erika Steinbach zu verdanken, in der CDU-Bundestagsfraktion unlngst die Mitschuld Polens am Kriegsausbruch thematisiert zu haben, was dann prompt ffentlich wurde. Ihre Aussage: Ich kann doch nichts dafr, dass Polen im Mrz 1939 mit der Mobilmachung begann lste einen Sturm der Entrstung der

Tugendwchter der politischen Korrektheit aus. Hauptargument war dabei, dass die damalige Teilmobilisierung Polens nur eine Reaktion auf die deutsche Besetzung der Tschechei gewesen sei. Doch in der darauffolgenden Diskussion erinnerten groe Zeitungen, darunter die FAZ, an eine in diesem Zusammenhang noch viel wichtigere Tatsache: die polnische Generalmobilmachung vom 29. August 1939. Damit wurde das verdrngte Faktum ffentlich, dass Polen am 1. September 1939 an der Grenze zu Deutschland mobilgemacht bereit stand. Von berfall im Sinne eines Angriffs auf einen ahnungslosen und unvorbereiteten Gegner kann demzufolge niemand sprechen. Lassen Sie uns der Frage nach dem Mitverschulden Polens am Kriegsausbruch noch ein wenig genauer nachgehen. Es geht dabei nicht darum, Deutschland reinzuwaschen zumal Schuld ebenso wie Verdienst nie ganze Lnder oder Vlker treffen kann, sondern immer nur einzelne Personen. Es geht einfach darum, der Wahrheit ber die tatschlichen Ablufe etwas nher zu kommen. Ein altes polnisches Sprichwort lautet: Pki swiat em, Polak Niemcowi nie bedzie bratem Solange die Welt bestehen wird, wird der Pole niemals des Deutschen Bruder sein. Diese Aussage setzt folgerichtig fort, was schon 1848 in Prag auf dem groen AllSlawen-Kongress gesungen wurde: Brder, Sensen in die Hnde! Auf zum Kampfe lasst uns eilen! Polens Knechtschaft hat ein Ende, lnger wollen wir nicht weilen. Sammelt Scharen um euch alle. Unser Feind der Deutsche falle! Plndert raubet, senget, brennet. Lasst die Feinde qualvoll sterben. Wer die deutschen Hunde hnget, wird sich Gottes Lohn erwerben. Ich, der Propst, verspreche euch fest dafr das Himmelreich. Jede Snd wird euch vergeben, selbst der wohlbedachte Mord, den der Polen freies Leben untersttzt von Ort zu Ort. Aber Fluch dem Bsewicht, der vor uns fr Deutschland spricht. Polen soll und muss bestehen. Papst und Gott versprechens mir. Russland, Preuen muss vergehen. Heil dem polnischen Panier. Darum jauchzet froh darein: Polzka zyje, gro und klein! Wann htte auer in der Nazizeit je ein Deutscher derartiges ber ein Nachbarvolk gesungen? Nun knnte man ja ber eine solche Merkwrdigkeit des 19. Jahrhunderts schmunzeln und dem polnischen Klerus, der diese Geisteshaltung ber Generationen hinweg gegen das Land der Reformation schrte, sanft entgegnen, im Bestreben der Gegenreformation doch wohl nicht so recht auf dem Pfade Christi gewesen zu sein. Das knnte man aber nur dann, wenn das, was die Deutschen seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Polen erleben und erleiden mussten, nicht geschehen wre denn das war nun einmal allzu oft und zwar schon lange vor dem 1. September 1939 die Umsetzung dieser antideutschen Hetze. Am Ende standen millionenfacher Mord und Vertreibung, Diebstahl, Ausraubung und Behalten des Raubes und des Diebesgutes bis auf den heutigen Tag. Aber Vertreibung verjhrt als Verbrechen gegen die

Menschlichkeit genauso wenig wie die dabei vollzogenen Enteignungen einschlielich des Landraubes. Die polnische kommunistische Regierung (und bald das gesamte offizielle Polen leider vielfach bis heute) berief sich unter Geschichtsflschung auf ein vermeintliches Recht, uraltes deutsches Land zurckerobern zu drfen, weil es im frhen und hohen Mittelalter einmal zum damaligen polnischen Staat gehrt htte. Schon in Versailles beanspruchten polnische Offizielle als Westgrenze die Linie RgenBerlinHof ja sogar BremenHannover-KasselNrnberg. 1928 gipfelte der wste polnische Nationalismus in Gebietsforderungen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Diese polnischen Maximalforderungen waren und bleiben genauso historisches Unrecht, wie es die Forderung der Russen auf Rckgabe Alaskas oder ein Verlangen der Franzosen auf Wiederinbesitznahme Louisianas wre. Die Nachkommen der Germanen sagen ja auch nicht, dass sie die Verluste der spten Vlkerwanderungszeit rckgngig machen mssten mit Forderungen auf Portugal und Spanien, Italien, Tunesien und so weiter; wohlweislich, denn die heute dort Lebenden zu vertreiben, um selber dort siedeln zu knnen, wre ein schreiendes Verbrechen. Polen brach mit dem Landraub seit 1945 bis heute internationales Recht; es hatte und hat ebensowenig wie die Tschechei einen rechtmigen Anspruch auf die deutschen Ostgebiete noch einen Anteil an deren 700-jhriger Kultivierung durch die deutschen Siedler, die das bewerkstelligten. Vergessen hat Polen auch das berschwngliche Dank-Telegramm von 1916, das ihre Fhrer an die beiden deutschen Kaiser fr die Errettung vom russischen Joch richteten; darin hie es: An diesem Tage, wo das polnische Volk erklrt, dass es frei sei und einen selbstndigen Staat mit eigenem Knig und eigener Regierung erhalten wird, durchdringt die Brust eines jeden freiheitsliebenden Polen das Gefhl der Dankbarkeit gegen diejenigen, die es mit ihrem Blute befreit und zur Erneuerung eines selbstndigen Lebens berufen haben ... Daher senden wir den Ausdruck unserer Dankbarkeit und die Versicherung, dass das polnische Volk seinen Bundesgenossen die Treue zu bewahren imstande sein wird ... Diese dankbare Treue hielt keine drei Jahre, dann erlebten die Deutschen im Osten ab Ende 1918 noch vor Versailles und lange vor Hitler offene Gewalt bis hin zum Mord, Raub, millionenfache Verdrngung und Polonisierung. Haben unsere lieben Nachbarn in der EU schon vergessen, was Korfanty und seine Soldateska in Oberschlesien anrichteten? Von der Missachtung und Flschung von Volksabstimmungen ganz zu schweigen. Hat sich Polen je dafr entschuldigt, Verantwortung bernommen oder gar etwas wieder gut gemacht, wo es noch mglich war und ist? Man lese doch einmal nach, was der ehemalige Prsident des Senats der Freien Stadt Danzig, Dr. Hermann Rauschning, in dem Buch Zehn Jahre Polnischer Politik schrieb. Er war ein erklrter Hitlergegner. Kleiner Auszug gefllig? Wohlan: ... es lassen sich die einzelnen polnischen Manahmen zur Verdrngung des Deutschtums als die planmigen Auswirkungen eines wohldurchgebildeten Systems nachweisen, das sowohl von den verantwortlichen Leitern des Staates als auch aller Parteien getragen wurde. Grte Teile seiner [=Deutschlands] Ostprovinzen wurden dem beutegierigen

Polen zugeteilt, das gleich zu Beginn seiner Existenz nichts eiligeres zu tun hatte, als die beiden Konzentrationslager Szczypiorno und Stralkowo zu errichten, in die Tausende unschuldiger Deutscher hineingepfercht wurden. Was die Polen whrend ihrer Teilungszeit jammervoll vor aller Welt beklagt hatten, praktizierten sie nun in noch schlimmerer Mae ... Auch vergessen, was der einflussreiche polnische Westmarkenverband 1926 ebenfalls lange vor Hitler in Warschau verffentlicht forderte? Die natrliche Grenze Polens ist im Westen die Oder, im Osten die mittlere und untere Duna. Daher wird unsere Devise lauten: Von Stettin bis Riga. Indessen wollen wir uns im Augenblick nicht mit Russland streiten, weil es fr immer auf Riga verzichtet hat. Riga wird uns spter trotz allem gehren. Unsere aktuelle Devise ist dies: Von Stettin bis Polangen. Nicht nur deswegen sagt derjenige schlicht die Unwahrheit, der behauptet, der Verlust der deutschen Ostgebiete sei Hitlers Politik zuzuschreiben. Entscheidender dafr ist neben diesen nationalistischen Verirrungen einflussreicher polnischer Gruppen das menschenverachtende Gegengeschft, dass polnische Kommunisten des Lubliner Kommitees unter Boleslaw Bierut mit Stalin schlossen. Dieses Geschft mit Stalin bestand nicht so sehr darin, die sogenannten polnischen Ostgebiete in denen aber seit jeher Weirussen und Ukrainer in der groen Mehrheit waren als Gegenleistung fr Schlesien, Pommern und Ostpreuen aufzugeben. Diese sogenannten Bug-SanGebiete waren fr ein freies Polen ohnehin verloren, weil jede Volksabstimmung sie von Polen abgetrennt htte. Die Gegenleistung bestand vielmehr darin, die fr Stalin ebenso verhasste wie gefrchtete brgerliche polnische Exilregierung unter dem (im Juli 1943 unter mysterisen Umstnden ums Leben gekommenen) Wladyslaw Sikorski auszubooten und damit dem polnischen Volk Freiheit und Demokratie als Frchte des Zweiten Weltkrieges vorzuenthalten zugunsten sowjetrussischer Weltmachtplne. Deutsche Schulbcher und Medien (auch und gerade die ffentlich-rechtlichen!) schweigen ber diese Zusammenhnge eher noch radikaler als ber die polnische Generalmobilmachung vom 29. August 1939. Auch ber die Tatsache, dass Polen seit dem Mai-Putsch Marschall Pilsudskis im Jahre 1926 keine Demokratie mehr war, schweigen sich deutsche Geschichtsbcher und Medien aus. War dieser Staatsstreich mit dreitgigen Kmpfen in Warschau, bei denen mitten im Frieden 215 Tote und Hunderte Verletzte zu beklagen waren, wirklich so bedeutungslos fr die weitere Entwicklung des deutsch-polnischen Verhltnisses? Zunchst aber noch weitere Beispiele fr die aggressiv antideutsche Stimmung, die in Polen schon lange vor Hitlers Machtergreifung weit verbreitet war. Aus der Zeitschrift Mocarstwowiec der polnischen Liga fr Gromacht, Ausgabe 3/1929, erfuhren die Deutschen: Im Krieg mit den Deutschen wird es keine Gefangenen geben und keinen Raum fr menschliche Gefhle. Da werden wir die Welt staunen machen durch die ungewhnlichen, das menschliche Ma bersteigenden menschlichen Opfer, mit denen wir die Schmach der Krnkungen abwaschen, die wir von den Deutschen erfahren haben. Wir mssen in die polnische Armee den Geist eines unvershnlichen, bis zur Grausamkeit gesteigerten Kampfes tragen. Es lsst sich belegen, dass Polen seit Anfang der 1930er Jahre zur Verwirklichung solcher Ideen Frankreich zum Krieg gegen Deutschland berreden wollte. Am 3. Oktober 1937 las sich das in der erwhnten Zeitschrift der Liga fr Gromacht dann

so: Der Kampf zwischen Deutschland und Polen ist unausbleiblich. Wir mssen uns dazu systematisch vorbereiten. Unser Ziel ist ein neues Grunwald (Anm. gemeint ist die Schlacht bei Tannenberg 1410), aber diesmal ein Grunwald in den Vororten von Berlin, das heit die Niederlage Deutschlands muss von polnischen Truppen in das Zentrum des Territoriums getragen werden, um Deutschland im Herzen zu treffen. Unser Ideal ist ein Polen im Westen mit der Oder und Neie als Grenze. Preuen muss fr Polen zurckerobert werden und zwar das Preuen an der Spree. Die Welt muss zittern vor dem deutsch-polnischen Krieg. In die Reihen unserer Soldaten mssen wir den Geist unbarmherziger Rache tragen. Vom heutigen Tage an wird jede Nummer dieses Blattes dem kommenden Grunwald in Berlin gewidmet sein. Schon am 3. Mai 1939 tnten bei der Truppenparade in Warschau Sprechchre: Auf nach Danzig! Vorwrts nach Berlin! Wir wollen Knigsberg! In Polen lebende Deutsche wurden dann im Sommer 1939 immer brutaler bedrngt und ab dem 1. September zu Freiwild. Etwa 6.100 Tote haben die Vorgnge des Bromberger Blutsonntags gefordert brutale Massaker, die vielfach nach vorbereiteten Listen und keineswegs nur in und um Bromberg stattfanden. Am 30. August 1939 wurde dann der deutsche Generalkonsul in Krakau, Schillinger, ermordet. Waren die Vorschlge aus Berlin zur friedlichen Regelung der Streitfragen um Danzig und den Korridor wirklich allesamt reine Taktik, weil die Besetzung Polens schon beschlossene Sache war? Eine der doch wohl ernstzunehmenden Gegenstimmen ist diejenige des damaligen Staatssekretrs im Auswrtigen Amt, Ernst von Weizscker. Er telegraphierte am 3. September 1939: ... Vernnftige deutsch-polnische Regelung wre ohne Englands Dazwischentreten und seine antideutsche Einkreisungspolitik sicher lngst zu erzielen gewesen. Statt aber Polen zum Einlenken zu ermahnen, hat England ihm Generalvollmacht gegen Deutschland erteilt, sich selbst in Abhngigkeit von Polens Entschlssen und schlielich im letzten Augenblick auch noch Vorschlag Mussolinis durch sein Verhalten zum Scheitern verurteilt. Damit ist die Saat der Mnner aufgegangen, die in England seit Jahren Vernichtung Deutschlands predigen. Dieser Verlauf der Ereignisse zeigt klar volle Verantwortlichkeit Englands fr Kriegsausbruch. Die Briten verhindern bis auf den heutigen Tag die Quellenerforschung zur Entlastung Deutschlands, indem sie bedeutende Teile ihrer Archive internationalen Usancen zuwider verschlossen halten. Warum wohl? Am Leid des polnischen Volkes unter deutscher Besatzung in den Jahren 1939 bis 1945 gibt es nichts zu deuteln, auch nicht an der Tatsache, dass diese Unterdrckung das vorangegangene polnische Unrecht an Deutschen der Jahre 1918 bis 1939 noch bei Weitem bertraf. Aber was kann daraus anderes folgen auer Wiedergutmachung fr die Opfer und Bestrafung der individuell schuldigen Tter? Ein blutiger Rachefeldzug an Millionen Zivilisten durch Vertreibung und Enteignung jedenfalls sicher nicht. Wie wenig das alles Geschichte aus grauer Vorzeit ist, wissen wir vom viel gepriesenen polnischen Arbeiterfhrer und ehemaligen Prsidenten Polens, Lech Walensa, welcher der niederlndischen Wochenzeitung Elsevier am 7. April 1990 erklrte: Ich schrecke selbst nicht vor einer Erklrung zurck, die mich in Deutschland unpopulr macht. Wenn die Deutschen erneut Europa in der einen oder anderen Art destabilisieren, sollte man nicht mehr zu einer Aufteilung Zuflucht nehmen, sondern dieses Land einfach von der Landkarte ausradieren. Der Osten und der Westen besitzen die

notwendigen fortgeschrittenen Technologien, um diesen Urteilsspruch zu vollstrecken. Viele Zeitungen druckten das damals nach, heute ist es fast vergessen. Das Deutsche Reich hat den Krieg verloren. Die Frage nach der Schuld an seinem Ausbruch ist aber nicht so einfach zu beantworten, wie die politische Korrektheit uns das durch gereinigte Dokumente, Quellenverweigerung und die tagtgliche Berieselung in den Medien glauben machen will. Der Verband deutscher Soldaten trat seit seiner Grndung satzungsgem fr die Vershnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern ein und tut das auch weiterhin. Aber Vershnung, die wir wollen, setzt das Wissen um die Wahrheit auf allen Seiten und die Anerkennung des Vlkerrechts voraus; nur so kann sie zum Wohle Europas gelingen. Dabei wollen wir jedermanns Vaterland achten, aber das eigene wollen wir lieben. Bundeskanzlerin Merkel hat erklrt: Eine Revision des Geschichtsbildes darf es durch Deutschland nicht geben und wird es nicht geben. Tatschlich trgt sie selbst dazu bei, dass die Geschichte umgeschrieben wird, etwa dadurch, dass sie selbst am 9. Mai dieses Jahres auf der Sie-gesparade in Moskau ausgerechnet den Soldaten der damaligen Roten Armee fr die Befreiung Deutschlands dankte, was bis zu diesem Zeitpunkt aus guten Grnden kein deutscher Politiker von Rang jemals getan hatte. Deswegen drfen wir ihr getrost entgegenhalten: Irrtum Gndigste, die Revision ist lngst unterwegs.

Der Autor ist Oberstleutnant a.D. und Bundesvorsitzender des Vereins Deutscher Soldaten (VdS) e.V. Der vorstehende Beitrag ist die berarbeitete Fassung eines Artikels, der in der Zeitschrift Soldat im Volk erschienen ist.Quelle: Preuische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreuenblatt Ausgabe 44 / 06.11.20110

vergessene Opfer

Deutsche Frauen und Kinder bei der Beerdigung ihrer ermordeten Angehrigen: Es gibt viele Bilder ziviler deutscher Opfer polnischer Gewalt im Jahre 1939, auch im Bundesarchiv, aber fast kein Medium verffentlicht sie noch. - Foto: privat

Bei polnischen Massakern im Jahre 1939 starben ber 5.800 Deutsche Bis heute fehlt eine angemessene Publikationvon Hans-Joachim von Leesen Wenn zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des deutsch-polnischen Krieges in Zeitungen und Zeitschriften, bei Guido Knopp im ZDF und in Schriften der politischen Bildung Beitrge erscheinen, dann wird man alles finden ber deutsche Rnke und Versumnisse, Blut- und Raubtaten, Kriegslust und Vernichtungsgier, aber man wird voraussichtlich mit keinem Wort der Verfolgung der Volksdeutschen in Polen gedenken. Obwohl die an ihnen begangenen Grausamkeiten gut dokumentiert sind, fehlt bis heute eine zusammenfassende Publikation. Dabei erschtterten die Vorkommnisse seinerzeit die gesamte deutsche ffentlichkeit. Man erfuhr von ihnen im Herbst 1939 durch heimkehrende Soldaten, von denen viele Augenzeugen gewesen waren, wie man berall in Polen

Die vergessenen Opfer

die ermordeten Volksdeutschen aus Wldern und Straengrben geborgen hatte. Sie hatten die Berichte der Angehrigen anhren mssen, die den Massakern entkommen konnten und nun ihre verschleppten Vter und Brder suchten. Heute ist davon in der deutschen ffentlichkeit nicht mehr die Rede. In keinem Schulbuch steht etwas von der Verfolgung der Deutschen in Polen, keine History-Sendung unterrichtet darber, in keiner offiziellen Feierstunde wird ihrer gedacht. Dabei war die Verfolgung von Angehrigen anderer Volksgruppen etwa in Jugoslawien noch vor wenigen Jahren Grund genug, um Nato und Uno militrisch eingreifen zu lassen. Geht es aber um die blutigen Ereignisse im Polen des Jahres 1939, dann werden sie als unbedeutend beiseite geschoben oder man bernimmt sogar die polnischen Schutzbehauptungen, die toten deutschen Mnner, Frauen und Kinder seien Opfer deutscher Luftangriffe gewesen oder als Partisanen von der polnischen Armee zu Recht erschossen worden. Und die deutsche staatliche Seite schweigt, um das deutsch-polnische Verhltnis nicht zu belasten. Das nach dem Ersten Weltkrieg wieder gegrndete Polen war von Anfang an ein Vielvlkerstaat. Die erste amtliche Volkszhlung 1921 ergab etwa 69 Prozent Polen. Etwa 19 Prozent waren Ukrainer, fast acht Prozent Juden (die in Polen als Volksgruppe galten), und etwa 3,3 bis 3,9 Prozent hier stritten sich deutsche Volksgruppe und polnische Regierung waren Deutsche, das waren etwa 1,06 bis 1,4 Millionen Menschen. Ende 1918 hatten sogar ausweislich der letzten Vorkriegs-Volkszhlung noch 2,4 Millionen Deutsche in den Gebieten gelebt, die 1919 zu Polen kommen sollten. Dieser verhltnismig groe Prozentsatz war kein Wunder, gehrten doch weite Teile frher zu Deutschland wie etwa Posen, Westpreuen und das stliche Oberschlesien. Es gelang der polnischen Mehrheit, im Laufe der Jahre mindestens etwa 800.000 Deutsche aus Polen hinauszudrngen (entdeutschen nannten die polnischen Wortfhrer die dabei angewendeten Methoden). Aber auch ber eine halbe Million Juden wichen vor polnischen Diskriminierungen aus und emigrierten. Obwohl sich Polen gegenber der Versailler Friedenskonferenz verpflichtet hatte, seine nationalen Minderheiten zu schtzen und ihnen kulturelle Autonomie zu gewhren, verfolgten die polnischen Regierungen eine Minderheitenpolitik nach der Devise, Polen msse so rein werden wie ein Glas Wasser (Polska musi byc czysta jak szklanka wody!). So wurden Minderheitenschulen geschlossen, Geschftsleute boykottiert, Kirchengemeinden, sofern sie nicht rmisch-katholisch waren (die der deutschen Volksgruppe waren ganz berwiegend evangelisch), schikaniert. Als dann die politische Lage zwischen Deutschland und Polen immer angespannter wurde, wuchs der polnische Druck auf die deutsche Volksgruppe immer mehr. Im Sommer 1939 flohen die Deutschen in Massen aus ihrer Heimat nach Deutschland oder in die Freie Stadt Danzig; dort befanden sich Ende August Flchtlingslager mit etwa 77.000 Volksdeutschen aus Polen. Auch schon vor Ausbruch der Feindseligkeiten gab es Opfer unter den deutschen Zivilisten. Die Zahl ist nicht mehr festzustellen. In der Literatur findet man sowohl die Feststellung, dass elf Deutsche gettet worden seien, als auch die Zahl 60.

Als am 1. September 1939 das Deutsche Reich die Feindseligkeiten erffnete, brach eine Welle der Verfolgung gegen die bereits vorher registrierten Volksdeutschen und ihre Einrichtungen los. Allgemein bekannt ist der Bromberger Blutsonntag drei Tage nach Kriegsbeginn, doch wurden berall, vor allem in den westlichen polnischen Provinzen, die Deutschen zusammengetrieben und in langen Marschkolonnen insgesamt waren es 41 mit jeweils Hunderten von Frauen, Mnnern und auch Kindern nach Osten getrieben, von Soldaten oder von bewaffneten Mitgliedern polnischer Milizen. Wer nicht weiterkonnte, wurde erschossen. Auch fiel immer wieder der Pbel ber die wehrlosen deutschen Zivilisten her, prgelte auf sie ein und schlug manche tot. Zeitzeugen berichteten, dass sich vor allem Soldaten der vor der Wehrmacht zurckflutenden polnischen Truppenteile durch Grausamkeiten hervortaten, Soldaten, die die Volksdeutschen dafr verantwortlich machten, dass entgegen der polnischen Siegesgewiheit man hatte ihnen vorgegaukelt, sie wrden schon in wenigen Tagen siegreich in Berlin einmarschieren nun berall die polnischen Einheiten geschlagen wurden. Die deutsche politische Fhrung behauptete nach dem Sieg ber Polen, es seien 58.000 Volksdeutsche von Polen ermordet worden. Diese Zahl war weit bertrieben und sollte wohl dazu dienen, das beraus harte deutsche Vorgehen in Polen zu begrnden. Bezeichnenderweise gab es keine amtliche Erhebung der Opferzahlen. Das berlie man der von Volksdeutschen nach Einstellung der Kampfhandlungen gegrndeten Zentrale fr die Grber der ermordeten Volksdeutschen in den eingegliederten Ostgebieten in Posen. Ihr Leiter und ihre treibende Kraft wurde der volksdeutsche Historiker Dr. Kurt Lck. Er sah es als seine Hauptaufgabe an, die Schicksale der vielen immer noch vermiten Volksdeutschen zu klren. Im Laufe der ersten Nachkriegsmonate stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen umgebracht worden waren. Die Grberzentrale wurde, bezeichnenderweise bevor sie ihre Arbeit abgeschlossen hatte, im Mai 1942 geschlossen. Bis dahin konnte man 3.453 gettete Volksdeutsche und 2.339 Vermisste feststellen, von denen keiner wieder aufgetaucht war. Ihre Personalien und die Umstnde ihrer Ermordung soweit feststellbar waren in einer umfangreichen Kartei festgehalten. Dr. Lck wurde eingezogen und fiel bald darauf an der Front. Die Unterlagen fielen bei Kriegsende in polnische Hand. Der Historiker Altman vom polnischen West-Institut sorgte dafr, dass eine Kopie der Kartei 1959 dem Bundesarchiv berlassen wurde. Die gesamten Originalunterlagen, auch jene ber die damals noch nicht aufgeklrten Flle, befinden sich heute im Staatsarchiv Posen (Archivum Panstwowe w Poznaniu) und knnen eingesehen werden. Nach Auskunft einer Gewhrsperson hat bis heute aber kein deutscher Historiker danach gefragt. Bis heute gibt es keine Abschlusszahlen der Verluste der deutschen Volksgruppe in Polen. Die seinerzeit von der Grberkartei festgestellte Zahl von 5.791 Toten und Vermiten drfte die untere Grenze darstellen; zusammen mit den erwhnten Fllen in den ersten acht Monaten des Jahres 1939 kommt man auf etwas ber 5.800 gettete deutsche Zivilisten in Polen im Jahre 1939. Auf alle Flle widerlegt die Tatsache, dass Tausende von Angehrigen der deutschen Minderheit in Polen am Beginn des Krieges umgebracht wurden, die

Behauptung magebender polnischer Persnlichkeiten wie etwa des zweimaligen Auenministers Wladyslaw Bartoszewski, die Polen seien nie Tter, sondern immer nur Opfer gewesen. Akten liegen seit 1959 unverffentlicht im Bundesarchiv Die Unterlagen der Zentrale fr die Grber der ermordeten Volksdeutschen in den eingegliederten Ostgebieten, die ihre Arbeit nicht abschlieen konnte und daher nur vorlufige Verlustzahlen feststellte, befinden sich heute im Staatsarchiv Posen. Die von der Zentrale erarbeitete Kartei wurde 1959 in einer Kopie dem Bundesarchiv berlassen. Auf Initiative der Landsmannschaft Westpreuen und ihrer Zeitung Der Westpreue wurden in den 50er Jahren Erlebnisberichte von Zeitzeugen gesammelt, die sich heute im Bundesarchiv befinden. Eine abschlieende Untersuchung wurde zwar immer wieder angekndigt, fehlt aber bis heute. August Mller, der ehemalige Oberschulrat des Regierungsbezirks Bromberg, wurde mit der weiteren Auswertung der in Deutschland vorhandenen Unterlagen betraut. Er konnte noch viele weitere Zeitzeugen befragen, bis er 1989 verstarb. Mllers immer noch nicht aufgearbeiteter Nachlass befindet sich zur Zeit in der Dokumentensammlung des Herder-Institutes an der Universitt Gieen. Nach Auskunft des Vorsitzenden der Historischen Kommission fr das Deutschtum in Polen (so der derzeitige Name), Dr. Markus Krzoska, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fr osteuropische Geschichte der Universitt Gieen, stehen die Akten der ffentlichkeit grundstzlich zur Verfgung, doch behalte er sich vor, wie er auf Anfrage mitteilte, die Bestnde fr bestimmte Personen zu sperren. Auf die Frage nach den Grnden und Kriterien antwortete er, diese Unterlagen drften nicht fr rechtsradikale Zwecke mibraucht werden. Die Frage, wie rechtsradikale Zwecke definiert wrden und welche Richtlinien einer eventuellen Sperrung zugrunde liegen, beantwortete er ausweichend.Quelle: Preuische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreuenblatt Ausgabe 31 / 01.08.2009

Im Oktober 1944 gipfelte der Vormarsch der Roten Armee im Massaker von Nemmersdorfvon Heinz Magenheimer Im Herbst 1944 traf der Zweite Weltkrieg massiv auch die Menschen in Ostpreuen. Hatten sie lange Zeit in ihrer Abgeschiedenheit von den Fronten und weitestgehend auch vom Luftkrieg die Folgen des Krieges nicht gesprt, begann mit dem Vordringen der Roten Armee der Anfang von dem Ende ihrer Heimat. Ende August 1944 hatten die 3. Panzerarmee und die 4. Armee der Heeresgruppe Mitte wider Erwarten die mit groer Wucht gefhrte Sommeroffensive der Roten Armee vor den Grenzen Ostpreuens und in Litauen zum Stehen gebracht. Es war auch gelungen, die unterbrochene Landverbindung zur Heeresgruppe Nord im Gegenangriff sdlich von Tuckum wiederherzustellen. Dennoch zeichneten sich Ende September neue Krisen ab. Die sowjetische Offensive gegen die beiden Armeen im Baltikum erzwang den Rckzug auf einen Brckenkopf bei Riga, den Hitler und Generalstabschef Guderian halten wollten, um die Krfte neu zu ordnen. Die Rckfhrung der Truppen verlief jedoch so langsam, dass keine wesentlichen Krfte den Westteil Litauens erreichten, wo man dringend Verstrkungen brauchte. Generaloberst Raus, der die 3. Panzerarmee fhrte, drngte auf Verstrkung dieses Abschnittes, da er den Durchbruch an die Ostsee bei Memel erwartete. Die Heeresgruppe Nord belie jedoch die wenigen Reserven sdwestlich von Riga,

drngten die Russen Und drngten die Russen von berall

whrend sich der Gegner seit dem 24. September zum Groangriff in Richtung Ostsee bereitstellte. Als die Grooffensive mit starker Artillerie- und Luftwaffenuntersttzung gegen das Zentrum der 3. Panzerarmee am 6. Oktober losbrach, kamen die wenigen Reserven zu spt, sodass die Stellungstruppen auf sich allein gestellt kmpfen mussten. Zwei sowjetische Armeen griffen auf nur zehn Kilometer Frontbreite an und durchbrachen trotz harter Abwehr die deutsche Front beiderseits von Schaulen/Siauliai. Nach zgigem Vorsto standen ihre Spitzen am 10. Oktober nrdlich von Memel an der Ostsee. Die Verteidiger der Stadt, verstrkt durch Volkssturm, schlugen aber alle Angriffe ab, whrend die schweren Kreuzer Prinz Eugen und Ltzow mit Salvenfeuer eingriffen. Doch mit dem sowjetischen Durchbruch an die Ostsee war die Heeresgruppe Nord, die zu spt mit der Verschiebung von Truppen begonnen hatte, wieder von der Hauptfront abgeschnitten. Sie musste sich nun, immerhin 30 Divisionen stark, mit der Verteidigung Kurlands abfinden, wobei sie sieben sowjetische Armeen band. Sonst aber trug sie nichts zur Verteidigung Ostpreuens bei: ein schwerer militrstrategischer Nachteil.

Zur Verteidigung der 350 Kilometer langen Front fehlten mehrere Divisionen

Inzwischen warfen zwei sowjetische Armeen den Sdflgel der 3. Panzerarmee auf einen flachen Brckenkopf nrdlich von Tilsit zurck. Aus den umkmpften Gebieten strmten in Eile lange Flchtlingszge, die sehr spt den Aufruf zur Rumung erhalten

hatten, in Richtung der rettenden Memel und ins Innere Ostpreuens. Vorstoende sowjetische Panzerrudel schossen rcksichtslos in die Flchtlingskolonnen, und fast ein Drittel der Landbevlkerung fiel den Angreifern in die Hnde. Etwa 4.000 Flchtlinge konnten sich in Booten von der Halbinsel Windenburg ber das Kurische Haff retten. Nun stand die Verteidigung Ostpreuens im Mittelpunkt der Anstrengungen. Da der Gegner bei der 2. Armee am Narew Brckenkpfe gewonnen hatte, drohte die Gefahr einer weitrumigen Umfassung Ostpreuens von Sden her. Die wenigen gepanzerten Reserven verblieben also dort, sodass die 4. Armee unter General Friedrich Hossbach ohne Verstrkungen auskommen musste. Besonders im Mittel- und Nordabschnitt der Armee, wo man den Angriff erwartete, wurde ein starkes und tiefes Stellungssystem errichtet. Zur Verteidigung der 350 Kilometer langen Front standen Hossbach nur sieben Infanterie-, sechs neue Volksgrenadier- und zwei Sicherungsdivisionen, dazu noch zwei Brigaden und ein Regiment zur Verfgung. Der Stellungsbau folgte der Absicht, den vordersten Graben rechtzeitig zu rumen, um dem vernichtenden Vorbereitungsfeuer zu entgehen. Die vorne eingesetzte Infanterie sollte sich in der Nacht vor dem Angriff auf die Grokampfstellung absetzen und erst dort, untersttzt durch schwere Waffen, Widerstand leisten. Whrend sich die Truppe intensiv auf die Verteidigung vorbereitete, errichteten Tausende von Landeseinwohnern Auffangstellungen im Hinterland. Die Truppe wusste, dass es darauf ankam, einen Durchbruch um jeden Preis zu verhindern. Es sollte sich als fatal erweisen, dass Gauleiter Erich Koch eine Rumung der bedrohten Gebiete trotz eindringlicher Warnungen verbot. Am 16. Oktober erffnet der Gegner um 4 Uhr morgens ein zweistndiges Trommelfeuer, gefolgt von Bomber- und Schlachtfliegerangriffen bisher unbekannter Heftigkeit auf die vorderen Linien und Ziele im Hinterland, wie Gumbinnen. Whrend das XXVII. Armeekorps noch in der Nacht auf die Grokampflinie ausgewichen ist und dem Trommelfeuer entgeht, wird das nrdlich davon eingesetzte XXVI. Armeekorps schwer getroffen. Die 1. Infanteriedivision erleidet stlich von Wirballen ihre bisher hchsten Verluste; sie muss zwar Gelnde aufgeben, kann aber einen Durchbruch mit Mhe und Not verhindern. Die dezimierte Infanterie klammert sich an Sturmgeschtze und einzelne schwere Waffen und macht aus diesen Sttzpunkten Wellenbrecher. Es sind drei sowjetische Armeen, darunter die 11. Gardearmee, die auf einer Frontbreite von 90 Kilometern frontal zum Durchbruch in Richtung Gumbinnen Knigsberg ansetzen. Zwei weitere Armeen folgen als zweite Staffel. Der Stab der Heeresgruppe Mitte unter Generaloberst Reinhardt wei zunchst nicht, ob es sich um den Hauptangriff oder nur um eine Fesselungsaktion handelt, dem Angriffe gegen die Flanken folgen wrden. Noch werden keine Reserven freigegeben. Der Einbruch nrdlich der Strae Wilkowischken Gumbinnen weitet sich nach Sden aus; die Gefahr eines Durchbruchs entlang der Strae nach Gumbinnen wchst. Der Landrat von Ebenrode lsst seinen Kreis auf eigene Verantwortung rumen. Am 17. Oktober ergehen kurzfristige Rumungsbefehle fr den Landkreis Schlossberg und fr einen Teil des Kreises Goldap. Der Landkreis Gumbinnen folgt erst am 20. Ok-

tober, als der Gegner bereits kurz vor der Stadt steht. In manchen Ortschaften bricht Panik aus, und die Flchtlingszge setzen sich, da jede Vorbereitung fehlt, berhastet und ungeordnet in Marsch. Der zweite Angriffstag beginnt wieder mit schwerem Artilleriefeuer, dann setzen sich Infanterieverbnde mit zahlreichen schweren Panzern, untersttzt durch zahlreiche Jagdbomber nach Westen in Bewegung. Am Abend fllt nach schwerem Huserkampf Schirwindt, ebenso Wirballen. Nur wenige deutsche Sturmgeschtzen knnen den sowjetischen Panzerbrigaden entgegen geworfen werden, denn noch hlt die obere Fhrung die Panzerreserven zurck. Noch schafft es deutscherseits die taktische Fhrung, durch zahlreiche Improvisation die zum Zerreien gespannte Front zu halten. Doch am 5. Angriffstag, dem 20. Oktober, fasst die 11. Gardearmee im Zentrum mehrere Panzerbrigaden zusammen und erzielt den Durchbruch ber die Rominte, zehn Kilometer sdstlich von Gumbinnen, erreicht tags darauf den Stadtrand und erobert Nemmersdorf. Ein zweiter Angriffskeil zielt ber Schtzenwalde auf Angerapp, whrend 25 Kilometer weiter sdlich hart um Goldap gekmpft wird. Der Gegner versucht mehrmals, Gumbinnen im Handstreich zu nehmen, doch zusammengewrfelte Alarmeinheiten halten Stand. In der Front der 4. Armee klafft nun eine 30 Kilometer breite Lcke. Die Schlacht steht auf des Messers Schneide. Nun greift Generaloberst Reinhardt ein und unterstellt der bedrngten Armee die 5. Panzer- und die Fallschirm-Panzerdivision Hermann Gring, whrend das Oberkommando des Heeres die Fhrer-Grenadierbrigade von Ltzen heranfhrt. Am 21. Oktober treten die beiden Panzerdivisionen sdstlich von Gumbinnen zum Sto nach Sden an, whrend die Fhrer-Grenadierbrigade den sowjetischen Durchbruchskeil durch einen Sto nach Norden abschneiden soll. Es kommt zu schweren Panzergefechten, da der Gegner seine Gelndegewinne nicht aufgeben will. Am 22. Oktober schlieen die deutschen Panzerkrfte die Zange an der Rominte bei Growaltersdorf. Der Gegner unternimmt heftige Ausbruchsversuche, wobei er schwere Verluste, darunter 127 Kampfpanzer, erleidet. Dennoch strmt er weiter gegen die nunmehr verkrzte deutsche Front, bis seine Angriffe am 28. Oktober erlahmen. Nach kurzer Umgruppierung gehen die Deutschen auch bei Goldap, das der Gegner inzwischen erobert hatte, vor und gewinnen es am 5. November nach zweitgigem Huserkampf zurck. Als deutsche Einheiten am 22. Oktober die Ortschaft Nemmersdorf zurckeroberten, bot sich ihnen ein schreckliches Bild. Es machte schlagartig klar, was der Bevlkerung drohte, wenn sie dem gnadenlosen Gegner in die Hnde fiel. Insgesamt wurden 60 furchtbar zugerichtete, zum Teil verkohlte Leichen aufgefunden. Alle Frauen, darunter eine 84-jhrige Blinde, aber auch acht bis zwlfjhrige Mdchen waren vergewaltigt und hierauf gettet worden. Zwei nackte Frauen hatte man in Kreuzesform an Scheunentore genagelt. hnlich furchtbar war es den Einwohnern in Schtzenwalde, zehn Kilometer sdwestlich von Nemmersdorf, ergangen. Die Hintergrnde fr die Grueltaten lagen vor allem in der Rachepropaganda, mit der die sowjetische Fhrung, angefangen von Stalin, ihre Soldaten aufgeputscht hatte. Wenn auch die 4. Armee in der Folge eine feste Front errichtete, war man sich in der Bevlkerung bewusst, welches Schicksal sie im Falle einer Besetzung durch die Rote Armee erwartete. Noch wre Zeit gewesen, die gefhrdeten Gebiete zu rumen, doch

die Gauleitung frchtete einen Verfall der Wehrmoral und verlautbarte stattdessen Durchhalteparolen. Als der sowjetische Generalangriff schlielich am 13. Januar 1945 losbrach, mussten die Einwohner Ostpreuens die schrecklichen Folgen dieser Unterlassung tragen.Quelle:

Preuische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreuenblatt Ausgabe 41/09 v. 10.10.2009

Dresden 1945

Dresden nach den Angriffen: Eine Stadt voller Leichen und Trmmer - Bild: Getty

1945 fiel Sachsens Hauptstadt vier Terrorangriffen zum Opfer Die Zahl der Toten ist bis heute ein Politikum

Wie Dresden zerstrt wurde

von Hans-Joachim von Leesen Am 25. Januar 1945 gab der britische Ministerprsident Winston Churchill seinem Luftfahrtminister Sir Archibald Sinclair den Befehl, Stdte in Mitteldeutschland anzugreifen. Der Air Chief Marshal Charles Portal hatte zunchst gezgert, weil er keinen militrischen Sinn darin sah; fr Dresden zumal, der grten dieser Stdte, gab es nicht einmal Zielkarten. Dennoch folgte er der Weisung des Premierministers. Am 8. Februar startete die 1. Ukrainische Front eine Grooffensive aus den Oderbrckenkpfen Steinau und Leubus. Die Rote Armee begann, die schlesische Hauptstadt Breslau einzuschlieen. Am 17. Februar nahm sie Liegnitz ein. Bis zur schsischen Landeshauptstadt Dresden waren es noch 170 Kilometer. Am 13. Februar wurde um 21.40 Uhr in Dresden Fliegeralarm gegeben. Von 22.09 bis 23.28 Uhr warfen 235 viermotorige Lancaster-Bomber, die entwickelt worden waren, um groe Bombenmengen ber weite Entfernungen zu transportieren und als Bombenteppiche beispielsweise ber Wohngebieten abzuwerfen, 198 Minen-, 120 Spreng- und 205.428 Brandbomben auf die Altenstdter Innenstadt. Sie stieen kaum auf Luftabwehr, weil die Flakgeschtze im Februar an die Ostfront verlegt worden waren. Die schweren Sprengbomben (Wohnblock-Knacker) erzeugten Druckwellen, die Dcher abdeckten, Fenster eindrckten und Brandmauern einstrzen lieen. In die so aufgerissenen Huser regneten dann die Brandbomben, die das Mobiliar, die Dachsthle und so weiter in Brand setzten. Die dann folgenden Sprengbomben zwangen die Menschen, in den Luftschutzkellern zu bleiben und so zu ersticken oder zu verbrennen. Lsch- und Bergungstrupps wurden getroffen, Wasserleitungen zerstrt, Feuerwehren vernichtet. Die Folge waren unkontrollierte Grobrnde, die sich rasch zu einem nicht zu lschenden Feuersturm ber eine Flche von 15 Quadratkilometern vereinigten. Von 1.30 bis 1.45 Uhr folgte ein weiterer Angriff mit Spreng- und Brandbomben. Da die Alarmanlagen zerstrt waren, konnte die Bevlkerung nicht einmal mehr gewarnt werden. Am Mittag des 14. Februar griff schlielich die 8. US-Luftflotte mit 311 B-17Bombern (Flying Fortress) und zirka 200 Jagdbombern vom Typ Mustang an. Sie warfen schwere Sprengbomben und Container mit je 110 Stabbrandbomben auf das brennende Dresden. Einen Tag spter warfen kurz vor 12 Uhr mittags 210 USamerikanische Fliegende Festungen und 141 Begleitjger weitrumig verstreut etwa 3.700 Sprengbomben. Diese vierte Angriffswelle bleibt in vielen Berichten ber die Zerstrung Dresdens merkwrdigerweise unerwhnt. Die zahlreichen Kasernen am Stadtrand Dresdens wurden ebenso wie viele Rstungswerke verschont. Ziel war offenkundig, mglichst viele Frauen und Kinder zu tten, um die Kampfmoral der Deutschen zu erschttern. Von nah und fern wurden Rettungskrfte in Marsch gesetzt: Feuerwehr, Soldaten, Hitlerjungen und BDM, Organisation Todt, Rotes Kreuz sie spannten alle Krfte an, um so viele Menschen wie mglich aus der Flammenhlle zu retten. In vielen Fllen blieb nur noch brig, die Toten zu bergen und in Massengrbern beizusetzen. Die groe Zahl war in der kurzen Zeit nicht zu bewltigen; Tausende mussten daher zwischen dem 20. Februar und dem 3. Mrz verbrannt werden. Ihre Anzahl ist umstritten. Offiziell betrug sie 6.858. Wolfgang Schaarschmidt kommt in der neuesten,

berarbeiteten Ausgabe seines beraus grndlichen Buches Dresden 1945 Daten, Fakten, Opfer zu einer hheren Zahl. Die Ermittlung der Verluste konnte durch das Kriegsende nicht abgeschlossen werden. Knapp ein Vierteljahr nach den Angriffen besetzte die Rote Armee Dresden. Die bis dahin zuverlssig gefhrte Verlustkartei der Vermisstennachweiszentrale ist nicht mehr vollstndig erhalten. Man muss davon ausgehen, dass ein Teil davon in die Sowjetunion verbracht worden ist. In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder unterschiedliche Todeszahlen genannt. Vor Kriegsende wurden keine Zahlen verffentlicht, auch wenn das immer wieder flschlich behauptet wird. Whrend der DDR-Zeit richteten sich die genannten Zahlen nach dem Stand des Kalten Krieges. Sie schwankten zwischen mehr als 300.000 (Hans Loch, stellvertretender Vorsitzende des DDR-Ministerrats, 1955) und 35.000 identifizierten Leichen (Brgermeister Berghofer 1988). Das Statistische Bundesamt im Westen, das die Gesamtverluste im Luftkrieg 1962 mit 635.000 Luftkriegstoten bezifferte, davon 570.000 deutsche Zivilisten, 32.000 auslndische Arbeiter und alliierte Kriegsgefangene, 25.000 Wehrmachtangehrige und 32.000 Angehrige von Polizei, Feuerwehr und Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD), ging von 60.000 toten Dresdnern aus. Als der damals noch in Dresden lebende ehemalige Leiter der Abteilung Tote in der Vermisstennachweiszentrale, Hanns Voigt, der es wohl wissen musste, von 40.000 identifizierten Toten sprach und die Ansicht vertrat, insgesamt drften 135.000 Tote ungefhr die richtige Zahl sein, wurde er von den DDR-Behrden heftig angegriffen inzwischen hatte sich die politische Lage im Kalten Krieg offenbar verndert und als Nazi-Funktionr verleumdet, was, wie Schaarschmidt nachweist, nicht stimmt. Erwiesen hat sich, dass der lange nach Kriegsende in zwei Versionen aufgetauchte angebliche Tagesbefehl des Befehlshabers der Ordnungspolizei Dresden, in dem von ber 200.000 Toten die Rede war, eine plumpe Flschung war. Eine vom damaligen Dresdner Oberbrgermeister Ingolf Roberg eingesetzte Historikerkommission unter der Leitung des Professors Rolf-Dieter Mller vom Militrgeschichtlichen Forschungsamt sollte, so der offizielle Auftrag, die Verlustzahlen so ermitteln, dass rechtskonservativen und neonationalistischen Kreisen der Wind aus den Segeln genommen werde. Sie forscht nun seit mehr als fnf Jahren. Mller nannte immer mal wieder von ihm festgestellte Zahlen, die immer weiter schrumpften. Inzwischen liegt Mller bei mindestens 18.000 und hchstens 25.000. Das Ergebnis soll im Frhjahr der ffentlichkeit bergeben werden. Wolfgang Schaarschmidt belegt seine Forschungsergebnisse mit einer Unzahl von Quellen. Er kommt zu dem Schluss: Im Februar und Mrz 1945 (sind durch) angloamerikanische Terrorangriffe mindestens 100.000 Menschen (in Dresden) gettet worden. Schtzungen von 100.000 bis 150.000 sind begrndet.Quelle: Preuische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreuenblatt Ausgabe 05/10, 06.02.2010 ______________________________ weitere Informationen: Historikerkommission Dresden http://www.dresden.de/de/02/110/03/c_015.php; Bombardierung von Dresden www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/dresden/index.html;

Genugtuung ber die riesige Zahl von Toten geuert http://www.bombenkrieg.net/in_dresden_1945.htm; 17.03.2010: Keine Belege fr mehr als 25'000 Tote in Dresden 1945 www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/keine_belege_fuer_mehr_als_25000...; 17.03.2010: Bis zu 25.000 Tote, aber keine Tieffliegerangriffe www.welt.de/kultur/article6817372/Bis-zu-25-000-Tote-aber-keine-Tieffliegerangriffe.html; 13.02.2010: In Wrde trauern www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5e4fabeee6f.0.html; 13.02.2010: Aktuelles: Dresden: Trauermarsch wegen polizeilichen Notstands untersagt www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M555a9b65a6e.0.html;

Groangriff 1945

Im Januar 1945 begann der sowjetische Groangriff, der das Schicksal der deutschen Provinz besiegelteEin Beitrag von Heinz Magenheimer Im Sptherbst 1944 stand Ostpreuen nach der Abwehr der ersten sowjetischen Offensive vor einer noch rgeren Bedrohung. Zwar war es den deutschen Truppen noch einmal gelungen, eine fest gefgte Front zwischen der Memel im Norden und der Mndung des Narew in die Weichsel zu errichten, doch alle Anzeichen deuteten auf einen Groangriff hin, der das Schicksal Ostpreuens dann auch tatschlich besiegelte. Im Laufe des Dezembers wurde den deutschen Fhrungsstellen bewusst, dass das sowjetische Oberkommando riesige Truppenmassen, darunter fnf Panzerarmeen und zahlreiche Panzerkorps, bereitstellte, um die gesamte Ostfront zwischen der Ostsee und den Karpaten zu zertrmmern. Wenn auch Fhrung und Truppe, untersttzt durch die

Wie die Rote Armee Ostpreuen berrollte

rtliche Bevlkerung, groe Anstrengungen unternahmen, um zahlreiche Stellungslinien anzulegen, hing viel davon ab, ber welche Reserven man verfgte. Deutlich zeichnete sich der sowjetische Plan ab, mit der 2. Weirussischen Front unter Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski die 2. Armee am Narew zu durchbrechen, hierauf nach Nordwesten ber Elbing zur Danziger Bucht vorzudringen und so ganz Ostpreuen vom brigen Reichsgebiet abzuschneiden. Gleichzeitig sollte eine zweite Krftegruppe die 3. Panzerarmee, die den Nordteil Ostpreuens deckte, aufspalten und auf Knigsberg vorrcken. Die Heeresgruppe Nord unter Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, zu der die 2. und 4. Armee sowie die 3. Panzerarmee zhlte, war bemht, nicht nur militrische Vorbereitungen zu treffen, sondern auch die Parteistellen fr eine weitgehende Evakuierung Ostpreuens, wo sdlich der Memel ber 2,14 Millionen Menschen lebten, zu gewinnen. Der Umstand, dass sich die Parteifhrung wesentliche Kompetenzen, beispielsweise beim Einsatz des Volkssturmes, anmate, verhinderte eine einheitliche Fhrung fr Front und Hinterland. Gerade dies wre in Zeiten auergewhnlicher Bedrohung unbedingt erforderlich gewesen. So musste sich die militrische Fhrung mit einer schmalen Zone hinter der Front begngen, ohne die Tiefe des Raumes ntzen zu knnen. Wre es nach General Friedrich Hossbach gegangen, der die 4. Armee fhrte, so htte man den grten Teil der Bevlkerung evakuiert, um auch die Truppe davor zu bewahren, whrend des Kampfes den Flchtlingen in die Quere zu kommen. Was der Bevlkerung an Schrecklichem drohte, hatten die Grueltaten von Nemmersdorf vor Augen gefhrt. Doch Gauleiter Erich Koch lehnte eine Rumung strikt ab und begrndete dies mit der Bewahrung der Wehrmoral. Es ergingen keine entsprechenden Richtlinien. Nur die Rumung einer 30 Kilometer tiefen Zone wurde erlaubt. Noch am 11. Januar 1945 tnte es aus Knigsberg: Ostpreuen wird gehalten, eine Rumung kommt nicht in Frage! In Anbetracht des ungnstigen Frontverlaufs am Narew bei Lomscha pldierte Hossbach fr eine Rcknahme der Front auf die krzere Linie entlang der Seenkette beiderseits von Ltzen bis zum Kurischen Haff bei Labiau.

Noch Anfang November hatte die Heeresgruppe hinter ihrer 560 Kilometer langen Front ber neun Panzerdivisionen als Reserven verfgt, musste aber dann auf Befehl der obersten Fhrung laufend Verbnde abgeben, die zugunsten der Ardennenoffensive und zur Verteidigung Ungarns verwendet wurden. Die am 16. Dezember beginnende letzte deutsche Grooffensive band wertvolle Krfte, die vier Wochen spter im Osten bitter fehlen sollten. Nach der Einschlieung Budapests am 25. Dezember musste die Heeresgruppe Mitte sogar das kampfkrftige IV. SS-Panzerkorps abgeben, das den Entsatzangriff fhren sollte. So kam es, dass Ende 1944 bereits zehn

Panzerdivisionen in Ungarn standen, whrend die Hauptfront nach Verstrkung rief. Da Adolf Hitler auch die mehrmals beantragte Rumung des KurlandBrckenkopfes ablehnte, blieben die dort stehenden beiden Armeen im strategischen Abseits. Ebenso wenig wurde der 4. Armee gestattet, ihre Front zu begradigen, eine Manahme, die Reserven freigemacht htte. Die in der Front der Heeresgruppe Mitte eingesetzten 34 Divisionen hatten zwar taktische Schwerpunkte gebildet, doch man wusste, welche Folgen ein entscheidender Durchbruch des Gegners htte. Generalstabschef Heinz Guderian bemhte sich, bei Hitler einen Abbruch der Ardennenoffensive und die Rumung des KurlandBrckenkopfes zu erreichen. Noch in der Silvesternacht 1944 forderte er heftig, alle greifbaren Krfte nach Osten zu werfen. Doch Hitler und seine Berater lehnten ab, da sie die Initiative im Westen nicht aus der Hand geben wollten. So sahen also Truppe und Zivilbevlkerung in Ostpreuen mit Bangen dem sowjetischen Groangriff entgegen. Das Weihnachtsfest konnte zwar noch ungestrt gefeiert werden, doch die Ruhe war mehr als trgerisch. Die Fhrung wusste, dass der Gegner, der den Aufmarsch abgeschlossen hatte, nur den Zeitpunkt abwartete, bis der Frost die Bewegungen erleichtern wrde. Dann wrden nmlich die Flsse und zahlreichen Seen zufrieren, die bisher als Hindernisse gedient hatten. Was man nicht wusste, war, dass die Westalliierten, die unter dem Schock der Ardennenoffensive standen, Stalin drngten, seinen Groangriff baldigst zu erffnen. Als der Gegner am 12. Januar mit gewaltiger berlegenheit aus dem Weichsel-Brckenkopf Baranow gegen die Heeresgruppe A antrat und deren Front auf Anhieb durchbrach, waren die Verteidiger Ostpreuens alarmiert. Da an diesem Tag ein berlufer verriet, dass der Angriff am nchsten Tag beginnen wrde, konnte die vorbereitete Grokampfstellung, die zwei bis drei Kilometer hinter der vordersten Linie verlief, reibungslos bezogen werden; diese Manahme sollte das gegnerischen Vernichtungsfeuer mglichst um seine Wirkung bringen und eine nachhaltige Verteidigung ermglichen. Noch in der Nacht schoss die deutsche Artillerie Gegenfeuer zur Strung der Bereitstellung. Als der Gegner tags darauf nach dreistndigem Trommelfeuer mit fnf Armeen im Raum zwischen Schlossberg/Pillkallen und der Rominter Heide zum Angriff antrat, konnten die Verteidiger an fast allen Stellen den Gegner unter groen sowjetischen Verlusten zurckwerfen. Artillerie, Nebelwerfer und Flak-Kampftrupps untersttzten wirkungsvoll den Abwehrkampf, zahlreiche Panzer lagen rauchend auf dem Gefechtsfeld. Auch Jagdbomber und Jger griffen erfolgreich in die Schlacht ein. Die Truppe focht so verbissen, dass der Gegner nicht vorankam.

Nach sechstgiger zermrbender Abwehrschlacht hatte sich die 3. Panzerarmee unter Einsatz aller Reserven bei nur geringem Gelndeverlusten behaupten knnen. Beide Seiten hatten schwere Verluste erlitten. Doch am 19. Januar warf der Gegner seine beiden Panzerkorps in die Schlacht, die bei Breitenstein den Durchbruch erzwangen, die Memelverteidigung bei Tilsit aufrollten und die 3. Panzerarmee nach Westen zurckwarfen. Die aufgesplitterten Verteidiger konnten den sowjetischen Vormarsch nur noch verzgern. Am 25. Januar berwanden die Angreifer die letzte Sperrstellung an der Deime und kamen erst kurz vor Knigsberg zum Stehen. Noch dramatischer verlief die Schlacht im Abschnitt der 2. Armee. Rokossowski hatte in den beiden Narew-Brckenkpfen bei Serock und Rzan fnf Armeen konzentriert und hielt die starke 5. Gardepanzerarmee als Reserve zurck. Auch in diesem Abschnitt konnte in der Nacht vor dem Angriff die Grokampfstellung bezogen werden. Doch als am 14. Januar das Vernichtungsfeuer einsetzte, kam auch diese Stellung ins Wanken. Wenn dichter Nebel auch die sowjetischen Luftstreitkrfte am Start hinderte, so erleichterte er den Einbruch in die vorderen Stellungen. Trotz des Einsatzes rtlicher Reserven wurde die taktische Verteidigungszone mehrfach durchbrochen. Whrenddessen stand die 4. Armee noch immer in ihrem vorgewlbtem Bogen zwischen Augustow und Lomscha, durfte aber nicht auf die Seenkette bei Ltzen ausweichen. In der Nacht zum 15. Januar erfolgte ein Eingriff des Fhrerhauptquartiers, der die Chancen auf einen Abwehrerfolg auf Null reduzierte: Da sich bei der Heeresgruppe A eine Katastrophe abzeichnete, musste das Panzerkorps Grodeutschland, das die letzte Reserve hinter der 2. Armee bildete, herausgezogen und in den Raum sdlich von Warschau verlegt werden. Vergeblich hatten Guderian und Reinhardt gewarnt, dass diese Manahme zu spt kme, um die Heeresgruppe A zu sttzen, dass aber damit die 2. Armee wesentlich geschwcht wrde. Die schwer angeschlagenen Verbnde weichen in vorbereitete Auffangstellungen zurck, doch schon am 16. Januar, als der Gegner drei Panzerkorps einsetzt, droht die Front zu zerreien. Obwohl die Heeresgruppe alle ihre Reserven heranzieht, gelingt den Angreifern am 17. Januar der operative Durchbruch beiderseits von Ciechanw (Zichenau), die 2. Armee wird in zwei Teile gespalten, und nun setzt Rokossowski seine Hauptreserve, die 5. Garde-Panzerarmee, zum Entscheidungssto in Richtung Danziger Bucht ein. Der Gegner dringt rasch vor, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoen. In wenigen Tagen steht er tief in Ostpreuen. Neidenburg, Deutsch-Eylau, Mohrungen, Osterode und Alleinstein gehen verloren. Am 23. Januar unterbrechen die sowjetischen Panzerspitzen die Bahnlinie ElbingKnigsberg, und am 26. Januar erreichen sie Tolkemit am Frischen Haff. Damit ist Ostpreuen zu Lande vom

brigen Reichsgebiet abgetrennt. Nur im uersten Westen halten noch einige Verbnde der Brckenkpfe an der Weichsel bei Kulm, Graudenz und Marienwerder, die bald eingedrckt werden. Der Gegner unternimmt eine weite Umfassung, um die Weichselstellung von Sden her aufzurollen. Nur Marienburg und Elbing knnen sich halten und bilden die letzte Hoffnung fr eine Wiederherstellung der Verbindung. Am 22. Januar wird der Seebrckenkopf Memel aufgegeben, um die dortigen Truppen fr die Verteidigung des Samlands heranzuziehen. Nun sieht sich die Heeresgruppe Mitte, die am 25. Januar in Heeresgruppe Nord umbenannt wird, in Ostpreuen eingeschlossen. Jetzt erst, am 21. Januar, als die Hlfte des Landes bereits vom Gegner erobert ist, genehmigt Hitler den Rckzug der 4. Armee auf die Seenkette bei Ltzen und in die Masuren-Kanal-Stellung. In Gewaltmrschen mssen die Truppen zurckweichen, und gleichzeitig werden zwei Armeekorps ausgeschieden, um die groen Lcken im Rcken der Armee zu schlieen. Nach den Planungen von General Hossbach sollen drei Divisionen einen Gegenangriff bei Wormditt vorbereiten und nach Elbing vorstoen, das tapfer verteidigt wird, um damit der gesamten 4. Armee mit 300000 Mann und den Resten der 3. Panzerarmee den Rckzug aus Ostpreuen zu ermglichen. Hinter diesem gewagten Plan stand die Einsicht, dass Ostpreuen nicht mehr zu halten war. Bis zum 26. Januar, dem Angriffstag, zeichnete sich ein riesiger Sack mit dem Zentrum Bartenstein ab, in dem sich die eingeschlossenen beiden Armeen mit Hunderttausenden von zusammengedrngten Flchtlingen befanden. Hossbach wollte sowohl die Soldaten als auch die Zivilbevlkerung durch Rckzug ber die Weichsel retten. Er dachte zwar richtig im militrischen Sinn, verkannte aber die enormen Schwierigkeiten, Hunderttausende von verngstigen Frauen, Kindern und alten Mnnern bei Temperaturen von -20 Grad auf verschneiten Wegen geordnet unter Feinddruck ber die Weichsel zu bringen. Er verkannte auch, dass die Zeit fr diese Manahme sehr kurz bemessen war und dass die Parteifhrung dafr keinerlei Vorbereitungen getroffen hatte. An vielen Stellen erhielten nmlich die Brgermeister den Rumungsbefehl zur gleichen Zeit wie die Truppen den Rckzugsbefehl. Generaloberst Reinhardt billigte zwar den Ausbruch nach Westen, erwog jedoch die Alternative, eine Ringstellung rund um Knigsberg zu halten. Damit verstieen Reinhardt und Hossbach gegen den ausdrcklichen Befehl Hitlers, der jeden weiteren Rckzug untersagt hatte. Da die Seenstellung bei Ltzen verloren ging und dem Angreifer gefhrliche Vorste gelangen, die auf eine Abschnrung der 4. Armee zielten, befahl Reinhardt am 26. Januar ein Absetzen auf die Alle-Stellung. Daraufhin wurde er noch am selben Abend seiner Funktion enthoben und durch Generaloberst Lothar Rendulic ersetzt. Offenbar hatte Hitler bereits zuvor Kenntnis von der Absicht erhalten, das restliche Ostpreuen zu rumen, und dies als grobe

Eigenmchtigkeit betrachtet. Hossbach traf das gleiche Schicksal. Nachdem der anfangs zgig verlaufende Angriff von Wormditt aus tiefe Einbrcke erzielt hatte und auch einigen Gruppen der Durchbruch bis Elbing gelungen war, zwangen Gegenangriffe zum Rckzug. Da traf am 30. Januar abends der Befehl zur Ablsung Hossbachs ein. An der Ablsung der beiden Generale lsst sich ein grundstzlicher Gegensatz erkennen. Whrend diese eine vollstndige Aufgabe Ostpreuens vorhatten, ging es Hitler und Guderian darum, das noch feindfreie Gebiet unbedingt zu halten, um die Bevlkerung vor dem Zugriff der Sowjets zu bewahren. Bis Kriegsende brachte die Marine ber zwei Millionen Menschen ber die Ostsee in Sicherheit. Die Wehrmacht setzte ihren Widerstand zu Lande und zur See bis zum 26. April fort, als man zuletzt Pillau aufgeben musste. Doch das Schicksal Ostpreuens war lngst besiegelt, und fast 300.000 Einwohner fielen den Hrten der Flucht oder den Drangsalen der Sieger zum Opfer.Quelle: Preuische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreuenblatt Ausgabe 01/10, 09.0120

Swinemnde

Die US-amerikanische Bombardierung des pommerschen Ortes am 12. Mrz 1945 war einer der opferreichsten Luftschlge gegen Deutschlandvon Thorsten Hinz Im Februar 1945 hatte die Rote Armee auf breiter Front zwischen Schwedt und Grlitz die Oder erreicht. Nur im Norden war ein relativ breiter Landstreifen in deutscher Hand geblieben. Er reichte entlang der Ostsee bis nach Danzig und umschlo Hinterpommern und Teile der Grenzmark Posen-Westpreuen, Ostpreuen war vom Reich abgeschnitten. Von einer deutschen Verteidigungsfront in Pommern konnte kaum die Rede sein, hchstens von einem so dnnen wie lchrigen Abwehrschleier. Durch diesen Schleier trieben die Russen Anfang Mrz mehrere Angriffskeile in Richtung Ostsee. Sie zielten unter anderem auf Rgenwalde, Kolberg und die Provinzhauptstadt Stettin am Westufer der unteren Oder. Damit nahm auch der Druck auf Swinemnde am Ausgang des Stettiner Haffs zu. Swinemnde war die zentrale Anlaufstelle fr Flchtlinge

Die Katastrophe von Swinemnde

Zwischen Haff und Ostsee liegen die Inseln Usedom und Wollin wie ein natrlicher Damm. Nur drei kleine Flsse, die Peene im Westen, in der Mitte die Swine und im Osten die Dievenow, stellen schmale Verbindungen zwischen den Gewssern her. Die Stadt Swinemnde liegt am linken Ufer Usedoms. Seitdem in dem einstigen Fischerdorf 1824 der Bderbetrieb erffnet worden war, hatte es sich zu einem der wichtigsten deutschen Seebder entwickelt. Der Vater von Theodor Fontane hatte hier 1827 die Adler-Apotheke erworben. Im Roman "Effi Briest" taucht Swinemnde als Kessin auf, wo Effis Ehemann Instetten als Landrat arbeitet. Seitdem die Swine im 19. Jahrhundert verbreitert worden war und auch groe Schiffe in das Haff einlaufen konnten (durch die sogenannte "Kaiser-Fahrt"), war Swinemnde blo noch ein Vorhafen fr Stettin. 1876 war es an das Eisenbahnnetz angeschlossen worden und von Berlin und Stettin aus ber Pasewalk erreichbar. Eine Bderbahn fhrte auerdem durch die drei "Kaiserbder" Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin in Richtung Westen. Gegenber auf dem Wolliner Ufer der Swine lag der Fhrhafen Ostswine, der den Endhalte-punkt von Bahnlinien aus Hinterpommern bildete. Folglich war Swinemnde ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Deshalb wurde es zur zentralen Anlaufstelle fr Flchtlinge aus Ost- und Westpreuen und bald auch aus Ostpommern. Die ersten waren im Herbst 1944 auf kleinen Schiffen eingetroffen, ab Januar 1945 strmten sie zu Tausenden herein. Tglich machten Schiffe aus Pillau, Hela, Gotenhafen und Kolberg im Hafen fest. Weitere Flchtlinge kamen mit der Bahn aus Richtung Kolberg und Kslin. Da die Fhren mit ihrem bersetzen vom Wolliner zum Usedomer Ufer berlastet waren, wurde eine Behelfsbrcke gebaut. Von Swinemnde aus sollten sie nach kurzem Aufenthalt mit der Bahn weiter nach Westen gebracht werden. In Swinemnde gab es 32 Flchtlingslager. Eines der grten befand sich in der Fontaneschule, durch die allein 32.000 Menschen geschleust wurden. Die Schule konnte maximal tglich 2.200 Flchtlinge aufnehmen. Weil der Eisenbahnverkehr immer wieder stockte, muten Neuankmmlinge auch in der Stadt untergebracht werden. In einer Gulaschkanone im Schulhof wurden tglich 5.000 Essensportionen zubereitet. In Swinemnde landeten auch berlebende der Gustloff-Katastrophe. Die "Winrich von Kniprode", ein Luxusdampfer der Hamburg-Amerika-Linie, der am 9. Mrz mit 4.000 Passagieren aus dem brennenden Kolberg entkommen war, lag manvrierunfhig vor der Hafeneinfahrt, weil die Kohlen ausgegangen waren. Das sollte sich als Glck erweisen, sonst wre das Schiff am 12. Mrz wie sieben andere Flchtlingsschiffe wohl von Bomben getroffen und versenkt worden. Unglcklicherweise wurde die Pontonbrcke ber die Swine am 10. Mrz von einem auslaufenden deutschen UBoot gerammt. Die Reparaturarbeiten dauerten 18 Stunden. Unterdessen stauten sich auf der Wolliner Seite die Flchtlinge. 40.000 befanden sich am 11. Mrz auf der Nachbarinsel. Viele von ihnen gerieten am nchsten Tag in das Inferno. Seit 1934 war Swinemnde zum Militrhafen ausgebaut worden. Es gab hier Kasernen, einen Militrhafen, einen Flugplatz fr Wasserflugzeuge, eine Reperaturwerft, einen lpier. Auslser fr das dreiviertelstndige Bombardement am Mittag des 12. Mrz 1945 war ein russisches Ersuchen an die amerikanische Luftwaffe, einen Schlag gegen die Massierung deutscher Schiffe zu fhren. Und zwar war die Marinekampfgruppe 2 aus Gotenhafen nach Swinemnde verlegt

worden. Dazu zhlten die Panzerkreuzer "Admiral Scheer" und "Ltzow" sowie Zerstrer und Torpedoboote. Die Russen rechneten damit, da die Schiffsartillerie gegen sie eingesetzt wrde. Ihre eigene Luftwaffe sah sich zum Angriff auerstande. Er wurde von einer Armada aus 661 US-Bombern gefhrt, die von 412 Begleitjgern geschtzt wurden. Es fielen 1.609 Tonnen Bomben, darunter 3.500 Fnf-Zentner-Bomben. Hohe Opferzahl bei Zivilisten billigend in Kauf genommen Auch die Innenstadt wurde mit Bombenteppichen belegt. Die leichte Bderarchitektur Swinemndes bot dagegen keinerlei Schutz. 55 Prozent der Stadt wurde zerstrt. Im Hafen wurde ein Flchtlingszug getroffen. Die schlimmsten Verheerungen entstanden im Kurpark, wo zahlreiche Flchtlinge bei khlen Temperaturen kampierten. Zudem wurden beim Bombardement sieben Flchtlingsschiffe mitsamt einer unbekannten Zahl von Zivilisten versenkt. Mehrere andere wurden ebenfalls getroffen und schwer beschdigt. Ein Indiz, da mit dem Militrschlag auch ein Zivilmassaker beabsichtigt war, ist der Einsatz sogenannter "Baumkrepierer". Es handelt sich um Bomben, die erst bei der leichten Berhrung mit Bumen explodieren und auf diese Weise mglichst viele Menschen tten und verletzen. Die Beschreibungen des Angriffs klingen infernalisch. Von zerfetzten Leibern, die durch die Luft flogen, ist die Rede, vom Heulen der Bomben und Detonationen, von lodernden Brnden und Tieffliegerangriffen mit Bordwaffen. Die eindringlichste Schilderung stammt von der Journalistin Carola Stern, die den Angriff wie durch ein Wunder berlebte. Weil Seuchengefahr drohte und weitere Flchtlinge nachrckten, muten die Toten schnell bestattet werden. Eine genaue Zhlung und Identifizierung der Opfer war unmglich. Bombentrichter nahmen menschliche berreste zusammen mit Tierkadavern auf und wurden eilig zugeschttet. Die meisten Toten wurden mit Pferde- und Lastwagen zur Bestattung auf den Golm gebracht, den mit 59 Metern hchsten Berg von Usedom. Hier wurden sie berwiegend anonym in Massengrbern beerdigt. Von dem Charme des Seebades war nach dem Angriff kaum noch etwas brig. Der Hafenbetrieb wurde durch den Luftschlag kaum eingeschrnkt, auch der Marinesttzpunkt wurde nicht entscheidend gertroffen. Die Zahl der Toten wird allgemein mit 23.000 angegeben. Einige Historiker

sprechen vorsichtiger von einer "mglicherweise" fnfstelligen Opferzahl. Swinemnde blieb ber das Inferno hinaus ein unentbehrlicher Sttzpunkt fr den Flchtlingstransport. Erst am 30. April 1945 heit es im Kriegstagebuch des Wehrmachtsfhrungsstabes: "16.30. Befehl (Keitels) an Groadmiral Dnitz und Heeresgruppe Weichsel, Verteidigungsbereich Swinemnde zu rumen." Die Deutschen wurden von den Siegern vertrieben, bis 1956 blieb Swinemnde unter russischer Militrverwaltung. Dann wurde es offiziell an Polen bergeben. Die russische Marinebasis blieb bis 1992 bestehen. 1955 war Fontanes Adler-Apotheke abgerissen worden.

Das Golm gehrte zur SBZ/DDR. Seit 1950 bemhte die Evangelische Kirche sich um eine wrdige Herrichtung der Grabanlagen, stie dabei aber auf den Widerstand der DDR-Behrden. 1954 wurde ein 13 Meter hohes Holzkreuz kurz nach seiner Aufstellung von "unbekannten Ttern" abgesgt. Im Staatsauftrag hatte der Bansiner Bildhauer Rudolf Leptien die Steinplastik einer "Frau im Soldatenmantel" geschaffen, heute bekannt als "Die Frierende". Diese Skulptur reiner Trauer entsprach jedoch nicht der Staatsideologie. Erst dreiig Jahre spter konnte sie auf dem Golm aufgestellt werden. Auf Dauer konnte auch die DDR-Fhrung sich dem Bedrfnis nach einem wrdigen Totengedenken nicht entziehen. 1973 hatte der Rostocker Bildhauer Wolfgang Eckardt fr die Grabsttten einen zweigeteilten Rundbau entworfen, der an ein wendisches Ringgrab erinnert. Bei der Neugestaltung wurden die Grabflchen zu einer Gesamtanlage zusammengefat. In den neunziger Jahren wurde ein fnf Meter hohes Holzkreuz aufgestellt.

Die offizielle Gedenkkultur rckt die Opfer aus dem Fokus 2003 hat der Volksbund deutscher Kriegsgrberfrsorge die Organisation der Gedenkfeiern bernommen. Sie sind damit Teil des bundesrepublikanischen Gedenkbetriebs mit seinen leerlaufenden Gebetsmhlen geworden. Dietlinde Bonnlander, eine berlebende von 1945, hat die Veranstaltung vom 12. Mrz 2004 in der Pommerschen Zeitung bewegend geschildert: "Kein Redner konnte den Hinweis auf die deutsch-polnische Freundschaft auslassen, obwohl dieser Verweis hier nichts verloren hat, weil der Tag vor 59 Jahren in keinerlei Verbindung zu den heutigen Bewohnern von Swinemnde steht. Keiner konnte auf die Demonstration verzichten, die Stdte Stettin, Gollnow und Swinemnde mit ihren heute polnischen Namen zu nennen. Auch das war ein unertrglicher Vorgang hier neben den Grbern und in Anwesenheit so vieler Heimatvertriebener. (...) Sind nicht diese Besucher, zu denen ich mich zhle, in einer psychischen Ausnahmesituation, wenn sie an diesem Tag kommen und sind sie denn nicht auch wieder ein Jahr lter und mder geworden? Und dann sollen sie das ber sie ergehen lassen, was Presse, Rundfunk und Fernsehen ebenso tglich bis zum berdru servieren?" Swinemnde ist ein Beispiel von vielen. In Abwandlung eines alten Glockenspruches liee sich ber das "gute Deutschland", das sich bei solchen Gelegenheiten feiert, sagen: Es verhhnt die Toten, es erwrgt die berlebenden, es kapituliert vor der Zukunft!

Quellen: Fotos: Archivmaterial; Fotomontage: www.Ostpreussen-NRW.de; Text: JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co., Ausgabe 11/05 vom 11. Mrz 2005, http://www.jf-archiv.de/archiv05/200511031157.htm

___________________________________ weitere Informationen: Swinemnde: Das Inferno http://erwin-rosenthal.de/swinemuende/das_inferno.htm; Swinemnde: Die Gedenksttte Golm http://erwin-rosenthal.de/swinemuende/gedenksttte_golm.htm; Helmut Schnatz: Dresden des Nordens? Der Luftangriff auf Swinemnde am 12. Mrz 1945 www.historicum.net/themen/bombenkrieg/themen-beitraege/staedte-regionen/art/Dresden...; Bischof erinnert an Opfer der Bombardierung von Swinemnde 1945 http://www.mvregio.de/nachrichten_region/hgw/9881.html; Swinemnde: Inferno am Ostseestrand www.stern.de/politik/historie/:Kriegsende-Besiegt,-Deutschland-1945-48/53759...: Pdagogisches Konzept fr die Jugendbegegnungssttte Golm (Insel Usedom) www.volksbund.de/jugend_schule/begegnungsstaetten/konzept_golm.asp; Wahrheit bleibt unausgesprochen - Das Massaker von Swinemnde http://forum.digitalfernsehen.de/forum/showthread.php?t=69288;

Helmut Schnatz: Der Luftangriff auf Swinemnde. Dokumentation einer Tragdie: http://www.sehepunkte.de/2005/11/pdf/8585.pdf; Feierstunde zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung von Swinemnde 1945 Rede von Bischof Dr. Hans Jrgen Abromeit zu den Teilnehmern http://www.kirche-mv.de/fileadmin/PEK-Downloadtexte/060312_GedenkredeGolm.pdf;

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nur blanker Hass

Viele Vertriebene traf im Westen nur blanker HassEin Grndungsmythos der Bundesrepublik wankt: Die schnelle Integration der Flchtlinge nach 1945 wird in einem neuen Buch in Frage gestellt. Viele Vertriebene mussten demnach im Westen mit wsten Anfeindungen und Rassismus leben. Zustzliches Konfliktpotenzial ergab sich aus den extrem unterschiedlichen Kriegserfahrungen.

Rassismus

Ganz und gar unchristlich wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im pietistischen Schwaben gebetet: Herrgott im Himmel, sieh unsere Not / wir Bauern haben kein Fett und kein Brot / Flchtlinge fressen sich dick und fett / und stehlen uns unser letztes Bett / Wir verhungern und leiden groe Pein / Herrgott, schick das Gesindel heim. Dieses Schmhgebet kursierte 1946/47 in Waiblingen und Aalen.

Es ist nicht einmal das drastischste Zeugnis fr den Hass, mit dem Einheimische auf den Zustrom von Millionen Vertriebenen aus ehemals deutschen Gebieten Ostmitteleuropas reagierten. Der sdschleswigsche Schriftsteller Tage Mortensen verffentlichte 1946 eine Broschre ber die Vertriebenen, die er hmisch Hitlers Gste nannte: Sowohl rassenmig als auch in kultureller und geistiger Hinsicht sind die Flchtlinge artfremd in Sdschleswig.

Den grten Teil bilden Ostpreuen von slawisch-germanischer Blutmischung, deren Mentalitt die Grundlage fr die gesamte deutsche Eroberungspolitik von Friedrich dem Groen bis zu Hitler ist. Noch tiefer ins Repertoire der erst so kurz vergangenen NS-Zeit griff der Inhaber des Weingutes Weil in Kiedrich am Rhein. Er wurde zu 1000 Mark Strafe verurteilt, weil er im rger gesagt hatte: Ihr Flchtlinge gehrt alle nach Auschwitz in den Kasten!

Nur drei von vielen Beispielen fr den Rassismus, mit dem westdeutsche Einheimische vornehmlich auf dem Land auf den erzwungenen Zuzug von ebenfalls deutschen und gleichwohl fremden Menschen reagierten. Zustzliches Konfliktpotenzial ergab sich aus den extrem unterschiedlichen Kriegs- und Nachkriegserfahrungen der beiden Gruppen: Die Leute, die am meisten verloren haben, sind jetzt in den engsten Kontakt gekommen mit den Bauern, die am wenigsten verloren haben, stellte der US-Agrarkonom Philipp M. Raup schon im

Oktober 1946 fest. Die gelungene Integration der Vertriebenen gab es nie Dennoch gehrt die erfolgreiche Integration von annhernd zehn Millionen Flchtlingen und Vertriebenen in die bundesdeutsche Gesellschaft zu den gelufigen Grndungsmythen der Bundesrepublik. Sie begegnet in Schulbchern und Festschriften und in feierlichen Akten.

Selten nur kratzen Politiker ffentlich am schnen Schein dieses Erfolges zum Beispiel Bundesprsident Johannes Rau in seiner Berliner Rede im Juli 2000: Diese letztlich erfolgreiche Integration war am Anfang alles andere als leicht, obwohl Deutsche nach Deutschland kamen. Viele werden nicht vergessen, auf wie viel Ablehnung sie nicht nur in Drfern und Kleinstdten gestoen sind obwohl sie schwerstes Leid getragen hatten, obwohl sie dieselbe deutsche Sprache sprachen, obwohl sie zur gleichen Kultur gehrten, oft sogar zur selben Konfession wie ihre neuen Mitbrger. Resonanz fanden diese Bemerkungen kaum und wenn, ging sie unter in der Zustimmung zu Raus Worten ber aktuelle Probleme der Integration von Zuwanderern.

Kalte Heimat hat der Historiker Andreas Kossert sein neues Buch genannt, das der Geschichte der deutschen Vertriebenen nach ihrer Ankunft in Westdeutschland und das aber mehr am Rande in der spteren DDR nachgeht. Der stellvertretende Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau ist nicht nur ein Kenner der ehemals deutschen Gebiete in Ostmitteleuropa, wie er mit Bchern ber Masuren und Ostpreuen gezeigt hat. Er scheut sich zudem nicht, Legenden zu widerlegen und Zeitzeugen wie Nachkommen den Spiegel vorzuhalten. Nun gibt es keinen Mangel an wissenschaftlicher Literatur ber die Vertreibungen dafr sorgt allein schon die Verpflichtung in Paragraf 96 des Bundesvertriebenengesetzes: Bund und Lnder haben das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten. Auch die viel beachtete Ausstellung Flucht Vertreibung Integration des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik, die ein groer Publikumserfolg war, verschwieg die Probleme bei der Aufnahme der Vertriebenen keineswegs. Kosserts Leistung ist jedoch, die hufig verstreuten Ergebnisse der Fachliteratur gebndelt und in eine lesbare Form gebracht zu haben. Dabei spart er nicht mit begrndeten, bisweilen auch drastischen Urteilen: Wie zuvor gegen Juden und Slawen, die angeblich die eigene Rasse und das Volkstum gefhrdeten, wurde nun gegen Ostdeutsche, insbesondere Ostpreuen, gehetzt. Auf dem Lande lsten die Flchtlinge, so stellt der Autor fest, oft nur die bis Frhjahr 1945 allgegenwrtigen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen als Hilfskrfte ab. Der Lastenausgleich war in Wahrheit eine haarstrubende Ungerechtigkeit Einer der zentralen Streitpunkte in den fnfziger und sechziger Jahren war der von der Bundesregierung angestrebte Lastenausgleich, die grte sozialpolitische Transferleistung vor der Wiedervereinigung. Jene Deutschen, denen trotz des Krieges erhebliches Vermgen verblieben war, hatten in 120 vierteljhrlichen Raten die Hlfte dieses Vermgens abzugeben zugunsten jener, die durch Vertreibung ihr

Eigentum verloren hatten. Auf den ersten Blick eine sehr grozgige Regelung, die jedoch von den Nutznieern als ungerecht wahrgenommen wurde Lasst den Ausgleich!, war ein gelufiger Spott ber das Lastenausgleichsgesetz von 1952. Tatschlich war die Ausschttung vielfach gering weil der Wert von 1948 zur Grundlage der Berechnungen genommen wurde und weil sich dadurch vor allem fr groen ehemaligen Grundbesitz ein sehr schlechtes Verhltnis von Entschdigung zu Verlust ergab zum Beispiel 91 Mark fr einen Hektar verlorenen Grund im Osten. Kossert formuliert das prgnant: Fr ein Rittergut einen Bauplatz. Fr die zum Lastenausgleich verpflichteten Westdeutschen war die Belastung gering, denn dank der brummenden Konjunktur konnte die auf drei Jahrzehnte gespreizte Abgabe meist aus den Ertrgen bezahlt werden statt aus der Substanz. Bei aller wissenschaftlichen Distanz blickt Andreas Kossert stets mit Sympathie auf die Vertriebenen, die fr ihn unzweifelhaft Opfer sind. Sein Buch belegt mit ungezhlten Beispielen, wie wichtig ihr Beitrag fr die Modernisierung der Bundesrepublik war. Gerade auf dem Land leisteten sie einen substanziellen Beitrag zur Entprovinzialisierung, Skularisierung und Urbanisierung Deutschlands. Den unwillkommenen Zuwanderern verdankt die Bundesrepublik einen wesentlichen Teil jener Modernisierung, auf die heute jeder Deutsche stolz sein kann und sein sollte. Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945. Siedler Verlag, Mnchen. 431 S., 24,95 Euro.Quelle: Welt Online, Politik, 19.5.2008, www.welt.de/politik/article2008254/Viele_Vertriebene_traf_im_Westen_nur_blanker_Hass.html

Postelberg

Massaker in PostelbergDas Tten dauerte mehrere TageBerlin - Auch 64 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ist das EU-Mitglied Tschechien im Bezug zur Aufarbeitung der eigenen Verbrechen, weder moralisch noch rechtlich auch nur einen Schritt weiter gekommen. hnlich wie im Nachbarland Polen lehnt man die Verantwortung fr Raubmord, Folterungen, Massen- Exekutionen, Vergewaltigungen, der Infizierung mit tdlichen Krankheiten und der Frderung des Verhungernlassens deutscher Zivilisten bzw. Sudetendeutscher nach wie vor ab, bestreitet derartige Verbrechen sogar. Bis heute gab es weder eine Entschuldigung noch eine Entschdigung fr die Opfer von blutrnstigen Monstern in perverser Siegerstimmung. Die damaligen Tter haben derweil nichts zu befrchten, denn entweder leben sie bereits garnicht mehr, oder man findet sie einfach nicht, nachdem eine deutsche Staatsanwaltschaft um Amtshilfe gebeten hatte. Hinzu kommen noch die blichen weiteren Verschleierungsmethoden rtlicher Behrden, was dem internationalen Beobachter beweist, wie wenig sich die Moral im Lande seit dem Kriege gendert hat. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Ende des Krieges, also in der Zeit der sogenannten "wilden Vertreibungen", als man die ethnischen Deutschen in verschiedenen Teilen der Tschechoslowakei jagte, in Lagern und Gefngnissen internierte und dann nach Gutdnken ermordete oder in Todesmrschen an die Grenzen nach Deutschland oder sterreich fhrte, kam es zu unzhligen Einzel- und Massenverbrechen an Deutschen jeglichen Alters. Der Krieg war vorbei und viele Menschen aus und Ost- und Mitteleuropas sahen sich nun unter dem Schutz der Alliierten befhigt, ihren bis dahin fehlenden persnlichen Sieg durch Raub, Mord, oder Schndigung an meist deutschen Zivilisten schnell noch nachzuholen. Oft waren, Jger, Richter und Henker ein und dieselbe Person. Niemand konnte wirklich sagen, warum an jenem verhngnisvollen Tag im Sommer 1945, neben den vielen Mnnern auch fnf minderjhrige Jungen standen. Einige dachten, dass sie hungrig waren, andere, dass sie versucht hatten zu fliehen. Sie hieen Horst, Eduard, Hans Walter und Heinz. Der jngste war gerade einmal 12 Jahre alt, als ihn dann die erste tschechische Kugel in der Brust traf. Den Schmerz sprte er kaum noch, denn er war bereits vor dieser Schussverletzung brutalst zusammengeschlagen worden. Er starb auch nicht sofort sondern taumelte auf seinen Mrder zu und bettelte zu seiner Mutter zu drfen, doch der grausame Schtze hatte kein Erbarmen mit dem Kind und drckte nochmals ab. Auch das Sterben der anderen Kinder und Erwachsenen dauerte lange, vom 3. bis 7. Juni 1945, denn die Mrder hatten nur Gewehre und keine Maschinenpistolen - erinnert sich der 80-jhrige Heinrich Giebitz an den Beginn des Massenmordes an Deutschen in Postelberg (Postoloprty). Fnf Tage lang folterten und mordeten im Juni 1945 Soldaten des

tschechoslowakischen 1. Armeekorps im Blutrausch die mnnlichen Deutschen in Postelberg. Ihr jngstes Opfer war 12 Jahre alt, das lteste 60. Am Sonntag dem 3. Juni 1945 hatten Soldaten in Saaz etwa 5.000 deutschstmmige Mnnern auf dem rtlichen Marktplatz zusammengetrieben, die dann unter Drohungen, Schlgen und Schssen ins 15 Kilometer entfernte Postelberg marschieren mussten. Behrdlich bekannte Zeitzeugen berichten, dass nach den verschiedensten Demtigungen und Folterungen alle Wertsachen der Deutschen in Kisten gesammelt wurden. Dienstagnacht konnte man dann eine Kolonne beobachten, die zum Erschieen gefhrt wurde. Es blieb nicht die einzige und spter ttete man auch am Tage. Planmig und zielstrebig wurden die meisten von ihnen erschossen. Viele nahe der Kaserne, andere bei der rtlichen Schule. Das grte Massengrab mit knapp 500 Leichen fand sich spter in dem abseits der Stadt gelegenen Fasanengarten, einer frheren Fasanerie. Nach Aussagen eines tschechischen Zeugen im Jahre 1947, stapelte man man immer jeweils 250 Tote in Massengrbern bereinander, "die Hinrichtungen fanden nicht in einer Nacht statt, sondern schrittweise, denn oft mussten die Opfer ihr Grab mit Hacke und Schaufel selbst ausgraben". "Je weniger von ihnen brig bleiben, umso weniger Feinde werden wir haben" - hiess die Anweisung aus Prag woran sich jeder Verantwortliche auf seine Art hielt. Die mrderischen ethnischen Suberungen, Folterungen und Raub durch Tschechen an Deutschen wurden nie bestraft. Im Falle des Genozides von Postelberg, sah sich das Parlament in Prag zwar ausnahmsweise mal veranlasst im Juli 1947 eine Untersuchungskommission an den Ort des Massakers zu schicken. Unter grter Geheimhaltung wurden dann einige der Massengrber geffnet, 763 Leichen herausgehoben und dann wrdelos verbrannt. Jedem war klar, dass natrlich nicht alle Opfer gesucht und gefunden worden waren. Das gesamte Untersuchungsergebnis verschwand dann als "Geheimsache" in den Archiven des Prager Innenministeriums. Deutsche Anfragen und Versuche, das Massaker von Postelberg auch juristisch aufzuarbeiten, waren jahrzehntelang erfolglos geblieben. Erst als ein Staatsanwalt aus der grenznahen bayerischen Stadt Hof im Jahre 2007 sich ein Herz fasste und wegen der getteten fnf Jungen seine tschechischen Kollegen um Amtshilfe bat, liefen ernsthafte Ermittlungen an. Nach dem Ende des Kommunismus stiess zufllig der tschechische Journalist David Hertl Mitte der neunziger Jahre auf Spuren des Massakers von Postelberg. Bei der Befragung der heutigen Bewohner des Ortes kam ihm Argwohn und Misstrauen entgegen. Doch als er nach den "Deutschen" fragte, sagte man ihm, dass sie doch im Fasangarten "verendet" seien. Die Nachkriegsbewohnern von Postelberg waren vom Auftauchen des Journalisten natrlich kaum begeistert, denn sie lebten schliesslich nun in den Wohnungen und Husern der getteten und vertriebenen ehemaligen deutschen Bewohner. hnlich wie in Polen, hatten viele Tschechen sogar mit den Nazis kollaboriert, um sich dann zum Ende des Krieges zu den Husern der deutschen Zivilisten in ihrer Region gewaltsam Zugang zu verschaffen, wobei sie nicht selten in ihrer Grausamkeit alle bekannten Gruel noch bertrafen. Nur zwei der Tter von Postelberg wurden von den tschechischen Ermittlungsbehrden zuletzt namentlich fr das Massaker verantwortlich gemacht, beide Mrder leben schon lange nicht mehr und so bleiben die Morde von Postelberg ungeshnt. Von Staats wegen war das Schweigen ber die tschechischen Kriegs- und

Nachkriegsverbrechen angeordnet. Auch in Polen, wo schon seit lngerer Zeit mysterise deutsche Massengrber gefunden werden, ist Schweigen oberstes Gebot. Viele Leute haben einfach immer noch Angst die Wahrheit zu sagen. Der Journalist David Hertl wird seit seiner Verffentlichung: "Wo sind die Deutschen aus Postelberg" von Unbekannten bedroht. hnlich geht es auch Redakteuren von "Polskaweb", die u. a. das Massengrab von Marienburg in Deutschland bekannt gemacht hatten. ber 2.000 zivile deutsche Opfer, meist Frauen und Kinder, wurden hier in krzester Zeit u. a. mit Baggern exhumiert. Auch hier taten die Behrden alles um die Umstnde des Todes dieser Menschen zu verschleiern, hierzu gibt es ausreichend Indizien. Postelberg und Marienburg hatten zuletzt einen weltweiten Medienrummel ausgelst, den die deutsche Regierung durch ihr Desinteresse an mysterisen deutschen Massengrbern, dann zum Schweigen brachte. Bundeskanzlerin Merkel hatte erst am 1. September auf der Danziger Westerplatte zu verstehen gegeben, dass die Opfer als Deutsche selbst Schuld an ihrem Tode hatten: "Alleine die Deutschen hatten die Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkrieges und dessen Folgen". Ein perfekter Persilschein fr die Regierungen der Vertreiberstaaten, die sowieso immer noch die damaligen Vertreibungsgesetze (Bierut und Benes Dekrete), die zu Vlkermord und unzhligen Einzel-Verbrechen fhrten (Sergej Ingr: "Schlagt sie, ttet sie,