bericht über die (xviii.) jahresversammlung

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Page 1: Bericht über die (XVIII.) Jahresversammlung

96 Anton Reichenow.

ausgedehnt als die Abbildung zeigt. Die weifse F~rbung an den Spitzen der grofsen Armdecken variiert individuell, bei manchen Stricken haben nur die inneren Armdecken weifse Spitzen; ein m~innliches Sttick yon Bukoba in der Berliner Sammlung hat fast ganz schwarze Armdecken, nut bei zweien oder dreien ist ein kleiner undeutlich weifser Fleck am Ende der Innenfahne der Feder bemerkbar.

Im Berliner Museum befinden sieh zwei Exemplare einer Tockus-Art, welche noch yon H i l d e b r a n d t im Somali-Lande gesammelt worden sind und bisher unter dem Namen Lophoceros flavirostris geftthrt wurden. Diese Stticke weichen aber yon der letztgenannten Art durch rot gefiirbten Unterkiefer recht charakteristisch ab und sind augenscheinlich artlich zu sondern:

Lophoceros somaliensis Rchw. n. sp. L. flavirostri simillimus, sed minor et mandibula rubro tincta

distinguendus. A. ira. 177w180, c. 205--210, r. 70--73, t. 35 ram. Hab. Meid (Somali).

Allgemeine Deutsehe Ornithologisehe Gesellsehaft. Bericht fiber die (XVlII.) Jahresversammlunfl.

Abgehalten in Cassel yore 23.--26. September 1893.

:Erster Tag.

S o n n a b e n d , den 23. S e p t e m b e r 1893, A b e n d s 7 Uhr . Y e r s a m m l u n g im , , L e s e - M u s e u m " .

Anwesend die Mitglieder: Oberlehrer J u n g h a n s (Cassel), O b e r f o r s t m e i s t e r H i n t z (Cassel), Dr. Koen ig (Bonn), Amts- rat N e h r k o r n (Riddagshausen), cand. reed. N e h r k o r n (Rid- dagshausen), G r a f y o n B e r l e p s c h (Mttnden), H. S c h a l o w (Berlin), Dr. H e c k (Berlin), Dr. R e i c h e n o w (Berlin), P. M a t s e h i e (Berlin), Dr. P. L. S c 1 a t e r (London).

Herr G r a f yon B e r l e p s c h erSffnet die Sitzung durch eine herzliche BegrOfsung der anwesenden Mitglieder. Es werden gew~ihlt zum u ftir die Dauer der u G r a f y o n B e r l e p s c h , zum stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Re i - c h e n o w , zu Schriftftthrern M a t s c h i e und N e h r k o r n jun.

Page 2: Bericht über die (XVIII.) Jahresversammlung

Bericht ilber die (VIII.) Jahresversammlung. 97

Der Vorsitzende stellt zuniichst das Programm der Jahres- versammlung zur Discussion, welches in folgender Form ange- nommen wird:

S o n n a b e n d , den 23. S e p t e m b e r . Abends 7 Uhr: Versammlung im ,,Lese-Museum".

1. ErSffnung der Jahresversammlung. 2 . Feststellung des Programms im Einzelnen. - - Au-

meldung yon Vortriigen. 3. Erledigung geschiiftlicher Angelegenheiteu.

Sonutag , den 24. S e p t e m b e r . Morgens 81/~ Uhr. Aufbruch zu einem Spaziergange durch

die Karlsaue; Besuch des Naturhist0rischen Museums; Fahrt mit Dampfwagen nach WilhelmshShe; daselbst gemeinsames Mittag- essen um 41/2 Uhr im Hbtel Schombardt; Abends gemiitliches Zusammensein im Casseler Hof.

Montag, den 25. Sep t ember . Versammlung um 10 Uhr Vormittags im ,,Lese-Museum".

Wissenschaftliche Sitzung. Vortriige sind angemeldet yon den Herren: Dr. R e i chenow: 1. Besprechung einiger neu erschieueuen orni-

thologischen Schriften. 2. Ueber eine Anzahl neuer und seltener VSgel.

H. S ch al o w: ,,Daft die Erforschung der deutschen Vogelwelt als abgeschlossen betrachtet werden?"

Graf yon B e r l e p s c h : I. Ueber die Wichtigkeit ~ufserer Merk- male zur Feststellung der nat~irlichen Ver- wandtschaft unter den VSgelu.

II. Das sogenannte Gesetz der natiirlichen Zucht- wahl vom ornithologischen Standpuukt aus.

Mittagessen im ,,Lese-Museum". Nachmittags: Besuch der K6niglichen Gem~ldegallerie. Abends: Zusammenkunft im Casseler Hof.

D iens t ag , den 26. Sep tember . Besuch des Museums H. yon Berlepsch in Miinden.

Nach Festsetzung des Programms ergreift zuniichst Herr Graf yon B e r l e p s c h als Vorsitzender das Wort und bespricht in liingerer Rede den Anteil, welchen das Hessenland an dem

Joura. f. Ora. XLn. Jahrg. 7

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98 Bericht ~lber die (VIII.) Jahresversammlung.

Ausbau der ornitholo~ischen Wissenschaft genommen hat. Redner ffihrt aus, wie auch aus dem hessischen Yolk Miinner hervorge- gangen seien, die sich um die Ornithologie bedeutende Yerdienste erworben haben, und geht besonders auf die Arbeiten S ezekorn ' s sowie auf die ornithologische Th~tigkeit J. G u n d l a c h s niiher ein. Auch gegenwiirtig babe die Ornithologie in Cassel viele Anhiinger, und die Stadt sei somit der Ehre wrirdig, eine Jahres- versammlung der deutsehen Ornithologen in ihren Mauern auf- zunehmen.

Sodann gelangt eine Anzahl yon Briefen und Telegrammen zur Verlesung, in welchen die Mitglieder ihre Grtifse senden unter dem Ausdruck des Bedauerns, tier Versammlung nicht bei- wohnen zu kSnnen: Staatsrat Dr. R a d d e (Tiflis), Ritter v. T s c h u s i (Hallein), Sir W a l t e r R o t h s c h i l d und E. H a r t e r t (Tring), Amtsrichter R a b e nnd Rechtsanwalt H o 11 a n d (Braunschweig), H. B r i n g e r , E. S c h r e i n e r und G r u n a c k (Berlin), Dr. F15- r i c k e (KSnigsberg i. P.), Prof.-Dr. W. B l a s i u s und Prof. Dr. R. B l a s i u s (Braunschweig). Das Andenken der w~thrend des verflossenen Sommers durch den Tod entrissenen Mitglieder: Sr. K6niglichen Hoheit der Herzog E r n s t v o n S a c h s e n- C o b u r g- G o t h a sowie der Herren Ale s si (Gabes in Tunis), Geheimrat Prof. Dr. H a r t m ann (Berlin), Th. K 5 p p e n (Coburg), OberfSrster S e h t t t t (Freiburg), Pastor T h e o b a l d (Copenhagen), ehrt die Versammlung durch Erhebea yon den Sitzen.

bTachdem der u mit herzlichen Worten Herrn Dr. P. L. S c l a t e r (London) im Kreise der deutschen Ornithologen willkommen geheifsen, beginnt die Verhandlung fiber eine hnzahl yon hntriigen, welche s~tmtlich die Regelung der Beziehungen der Herausgabe des Journals ffir Ornithologie zur Gesellschaft betreffen. 5fach lebhafter Debatte, an welcher sich die meisten tier anwesenden Mitglieder beteiligen, gelangt ein yon Herrn Amtsrat N e h r k 0r n gestellter hntrag zur vorlaufigen hnnahme, nach welchem unter bestimmten, mit dem Besitzer des Journals ffir Ornithologie seitens des Vorstandes zu treffenden Verein- barungen die Zeitschrift mit dem 1. Januar 1894 in den Besitz iier Gesellschaft fibergehen soll. Eine Kommission bestehend aus den Herrn b~ehrkorn , K5 n igund S c h a l o w, wird mit tier n~heren Formulierung und Begrfindung des Antrags beauftragt, und die definitive Beschluhfassung fiber denselben auf die Montags- sitzung -~ertagt.

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Berichf. liber die (VIII.) Jahresversammlung. 99

Einige Stunden gemtitlichen Zusammenseins im Casseler Hof beschlossen diesen ersten hbend der Versammlung.

Zweiter Tag. S o n n t a g den 24. S e p t e m b e r .

Herrliches Wetter begtinstigte den Naturgenufs, der ftir diesen, giinzlich dem Vergntigen gewidmeten Tag in hussicht ge- nommen war. Den ganzen Vormittag nahm ein langer Spaziergang durch die Karlsaue in hnspruch, deren priichtiger Baumbestand, ausgezeichnet besonders durch imposante Grul)l)en seltener Nadel- hSlzer, a!lgemeine Bewunderung hervorrief.

Der sodann folgende Besuch des zoologischen Museums unter Ftihrung des Direktors Prof. L enz bot Gelegenheit zur ErSrterung wissenschaftlicher Fragen. Besonderes Interesse erregten die yon Dr. J. G u n d l a c h auf Cuba gesammelten Exemplare.

Nach eingenommenem Friihsttick fuhr die Yersammlung um 1 Uhr auf dem Dampfwagen nach WilhelmshShe, um dort unter Ffihrung der Lokalgeschiiftsftihrer Graf yon B e r l e p s c h und Oberlehrer J u n g h arts sowie des Herrn 0 chs die vielgertihmten Sehenswtirdigkeiten zu besichtigen, zu deren SchSl)fung Natur und Kunst zusammen gewirkt haben, wie wohl kaum ~hnlich an einem anderen Orte.

Nach Beendigung des Spazierganges vereinigte sich die Gesellschaft zu einem Festessen im Hotel Schombardt auf Wilhelms- hShe. Ein gemeinsamer Abend-Schoppen im CasselerHof beendete den Tag. Herr Dr. K S n i g hatte die Versammlung im Laufe des Tages bereits wieder verlassen mtissen; dagegen wurde dutch die Beteiligung des Herrn Freiherrn H. yon B e r l el)s c h (Seebach) die Zahl der anwesenden Mitglieder vermehrt.

Dri t ter Tag, Montag den 25. S e p t e m b e r .

Sitzung im Lesemuseum, Morgens 10 Uhr. hnwesend die Herren: S c h a l o w , M a t s c h i e , H i n t z ,

Re ichenow, N e h r k o r n sea., N e h r k o r n jun., P. L. S c l a t e r , J u n g h a n s , Heck, Graf yon B e r l e p s c h (Cassel), W a l t e r und J a c o bi (Leipzig).

his Giiste nahmen Teil die Herren: Ochs, S a u e r , Klose, Thomas , S c h m i d t , Knauff , Oetze l , B e c k m a n n , Me i s sne r , Prof. Dr. H o r n s t e i n , Prof. Dr. Z u s c h l a g , Generalarzt Dr. L i n d n e r , Oberstaatsanwalt B a r t e l s , Professor Dr. K e s s l e r , Professor Dr. Ros t (siimtlich aus Cassel).

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100 Bericht fiber die (VIII.) Jahresversammlung.

Vorsitzender: Herr Dr. Re i ch eno w. Herr stud. N e h r k orn jan. verliest den yon der Kommission

(s. oben) nunmehr eingehend begrfindeten und formulierten hntrag (Nehrkorn) betreffend das Journal ftir Ornithologie. Derselbe wird einstimmig angenommen.

Der u legt einige neu erschienene Werke, ins- besondere ,,A. Newton, A Dictionary of Birds" Teil 1 und 2 und ,,W. Rothschild, The Avifauna of Laysan and the Neighbouring Islands" Tell 1 der Versammlung v o r u n d referiert fiber dieselben. Zu dem letztgenannten Werke giebt Herr Dr. S c l a t e r einige erl~tuternde Bemerkungen.

Herr Oberlehrer J u n g h a n s legt die hrbeit Sezekorn's fiber die u Hessens vet und bemerkt dazu folgendes:

Das in dem 14. Berichte des Vereins ftir Naturkunde zu Cassel in 1864 erschienene ,,u der in der Provinz Niederhessen vorkommenden u yon weil. Geh. Regierungs- rat S e z e k o rn , welches ich der h~)chgeehrten Versammlung anbei vorzulegen mir erlaube, ist in seiner Art eine sehr verdienstvolle hrbeit, welche jedoch, um auf der HShe der gegenw~irtigen Forschung zu stehen, einer sorgf~ltigen Revision bediirfte. Es ist ja seitdem, wie die deutsche Ornis fiberhaupt, so auch unsere hessiche um einige neu aufgestellte Species bezw. Subspecies be- reichert. Das Brfiten einiger hrten, die Sezekorn noch nicht als BrutvSgel kennt, ist durch neuere, sorgfiiltige Beobachtungen festgestellt, so z. B. bei Chrysomitris s~inus, Lanius minor, Acro- ce~halus arundinaceus (L.), Arias acuta. Mehrere Arten sind in den letzten Jahrzehnten ganz neu in das Gebiet eingewandert und jetzt regelm~fsige Brutviigel, so Berinus hortulanus und :Emberiza calandra (L.), andere leider durch die rastlos fort- schreitende Kultur, die ja so vielfach benachteiligend in das Leben der VSgel eingreift, als BrutvSgel selten geworden, resp. ganz verdr~ngt, so besonders griifsere und an das Wasser ge- bundene Arten. Das wiiren einige der Punkte, in denen die sonst, ich wiederhole es, vortreffliche Arbeit der Berichtigung und Ergiinzung bediirfte.

Herr S c h a 1 o w h~ilt seinen angemeldeten Vortrag: ,,Daft die Erforschung der deutsehen Vogelwelt als abgeschlossen be- trachtet werden?" Der Vortragende beantwortet diese Frage mit Nein und begrtindet eingehend seine Ansicht. Er sellt die Entwickelung der Kenntnis unserer deutschen Viigel seit den

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Bericht llber die (VIII.) Jahresversammlung. I01

Tagen Joh. Ft. Naumanns in ParaUele zu der der amerikanischen Vogelwelt seit Wilson und Audubon und sucht nachzuweisen, wieviel bezfiglich der Erkenntnis lokaler Unterarten u. s. w. zu thun ist. Redner weist schlie~slich auf die Mittel hin, yon welchen nach seiner lJberzeugung eine Ffirderung der deutschen Vogelkunde zu erwarten ist.

Dem mit Beifall aufgenommenem Vortrage ~) folgte eine l~ingere Diskussion. Der Vorsitzende wies auf die in der vor- j~ihrigen Versammlung gew~hlten Kommissionen hin, welchen die Revision der wissenschaftlichen Nomenklatur der deutschen VSge! sowie die Aufstellung eines Verzeichnisses der Trivialnamen /ibertragen worden war. Leider sind die Arbeiten noch nicht so weir gediehen, dafs sie der gegenw~rtigen Versammlung h~tten vorgelegt werden kSnnen. Redner betont sodann noch die Wich- tigkeit der Herausgabe einer Bibliographia ornithologica ger- manica.

Inzwischen war Herr Graf v o n B e r l e p s ch, welcher durch dringende Gesch~ifte in Mfinden zurfickgehalten war, in der Ver- sammlung erschienen.

Derselbe spricht zun~ichst unterVorlage eines reichen Demon- strations-Materials fiber ,,Die Wichtigkeit iiufserer Merkmale zur Feststellung der nattlrlichen Verwandtschaft unter den VSgeln". Redner sucht in eingehenden Darlegungen den blaehweis zu ffihren, dars vielfach aus der Gemeinsamkeit struktureller Verh~iltnisse, die mit der inneren Organisation in keiner Beziehung stehen, sichere Schltisse auf die Blutsverwandtschaft verschiedener Vogel- gruppen gezogen werden kSnnen, and dafs somit auch F~irbungs- charakteren genealogische Bedeutung beizumessen sei.

Eine lange Diskussion schliefst sieh dem interessanten, viele neue G esichtspunkte eriiffnenden Vortrage an.

Herr Dr. Reichenow legt der u einen Triel aus Tunis vor, welcher yon europ~iischen Exemplaren so wesentlich abweicht, dafs er als Subspecies gesondert werden tours. Die Fiirbung im allgemeinen, insbesondere der Oberseite ist wesent- lich blasser, ganz besonders aber weicht die Fltigelfiirbung ab. Die grofsen Deckfedern und die oberste Reihe der mittleren Deckfedern sind nur am Grunde hellgrau, dann rein weirs mit

1) Derselbe wird aus~hrlich abgedruckt werden.

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102 Bericbt fiber die (VIII.) Jahresversammlung.

schwarzer Binde vor dem weifsen Endsaum, bei europ~iischen Exemplaren dagegen sind sie an der Wurzel br~tunlich grau, so- dana weifsgrau, oder aber die br~ianlich graue Fiirbung geht allm~ihlich in die schwarze Binde fiber. Die mittleren Deckfedern, bei europ~iischen Exemplaren blafs br~iunlich grau mit mehr oder minder scharf hervortretenden dunkelbraunen Binden, sind bei dem tunesischen nur im mittleren Teile ~)lafs briiunlieh grau, an der Wurzel und am Spitzenteil dagegen rein weirs. Die Sch~fte der Deckfedern sind wie bei europiiischen Stficken braunschwarz. Der Vortragende schl~igt ftir die tunesische Form den Namen Oedicnemus oedicnemus saharae vor.

Herr Dr. R e i c h e n o w spricht sodann unter Bezugnahme auf die Mitteilung Dr. Rey's in No. 9 der ,,Ornithologischen Monats- berichte" p. 158 fiber das mannigfache Variieren der weifsen und roten Zeichnung an den Enden der Schwingen yon ~ombycilla japonica. S c h l e g e l (Fauna Japonica Taf. 44) giebt an, dafs bei dem M~innchen die Spitzen der Handschwingen am Aufsensaum einen weifsen Strich und Rot an den hrmschwingen, die Weibchen dagegen weifsen Endsaum an den Handschwingen und kein Rot an den Armschwingen h~tten. Dr. S h a r p e (Cat. Br. Mus.'X. p. 217 u. 218) h~lt die ersteren hingegen ffir die Weibchen und die Exemplare mit weifsem Endsaum an den Handschwingen fiir m~nnliche Individuen. Hinsichtlich tier roten Zeichnung kommen die mannigfachsten Abweichungen vor, indem dieselbe bald ganz fehlt, bald auf die Armschwingen oder auch auf die Handschwingen beschr~nkt, bald auf allen Schwingen vorhanden ist. Die kon- stante Geschlechtsdifferenz scheint nur darin zu bestehen, dafs bei den M~innchen tier Endsaum der Handschwingen weirs ist, wiihrend die Weibchen einen weifsen Strich l~ings des Aufsen- saumes haben. Bei letzteren ist auch stets der rote Endsaum an den Schwanzfedern schmaler.

Derselbe spricht hierauf fiber Buffon's Martin-P~cheur, ap- p.elld Crabier (bereits verSffentlicht in: Ornithologische Monats- beriehte :No. 12) und legt die yon E m i n Pascha und Dr. S t u h l - mann auf deren letzten Reise in Centralafrika entdeckten neuen Yogelarten vor, welche in den Ornithologischen Monatsberichten :No. 2 und 4 1893 beschrieben worden sind (die beiden :Nectarinien: Cinnyris stuhlmanni und lourpureiventris sowie die eigentfimliche Timalie Camaro_~tera axillaris sind auf der diesem Hefte bei- gegebenen Tafel 1 abgebildet).

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Bericht tiber die (VIII.) Jahresversammlung. 103

Herr Graf v. B e rl eps ch spricht ferner fiber ,,das sogenannte Gesetz der natiirlichen Zuchtwahl veto ornithologischen Standpunkt aus betrachtet". Die husffihrungen des Redners richten sich im wesentlichen gegen einige Punkte der Darwinschen Theorien.

Die folgende Diskussion, welche manche widerstreitende hn- schauungen zum husdruck brachte, mufste der vorgerfickten ZeR wegen abgebroehen werden.

Nach einem im Lesemuseum gemeinsam eingenommenen Mittagsmahle wurde die Kgh Gem~lde-Gallerie besichtigt und yon einigen Mitgliedern noch die Eiersammlung des Herrn Ochs in Wehlheiden bei Cassel in Augenschein genommen. Zum hbend vereinigte man sich wiederum zu einer zwanglosen Unterhaltung im Casseler Hof.

Vierter Tag. D iens t ag , den 26. S e p t e m b e r .

Mit dem Zuge um 9 Uhr 18 Minuten verliessen die Teil- nehmer an der Jabresversammlung Cassel um in Mtinden dem Museum des Grafen yon B e r l e p s c h einen Besuch abzustatten. Die fiberaus reichen Sammlungen an u welche hier den staunenden Blicken vorgeftihrt wurden, namentiich die grofs- artige Kollection yon Kolibris, gewi~hrten Gelegenheit zur Erle- digung einer ganzen Anzahl schwieriger systematischer Fragen.

War so der hufenthalt in Mtinden fiberreich an geistigen Genfissen, so liefs Herr Graf yon B e r l e p s c h auch seine Gast- freundschaft den Ornithologen in schiinstem Lichte erscheinen, und als beim Abschiedsmahle Worte des Dankes an die Lokal- gegchiiftsffihrer, in erster Linie an Herrn Graf yon B e r l e p s e h gerichtet wurden, da verschlofs sich wohl keiner der Anwesenden dem Geftihl grofser Befriedigung fiber diese in jeder Beziehung wohl gelungene Jahresversammlung.

v. Ber lepsch . Re ichenow. Matschie . N e h r k o r n jun.

Bericht tiber die Oktober-Sitzung 1893. V e r h a n d e l t B e r l i n , Montag, den 2. Oktober 1893, Abends 8 Uhr im B i b l i o t h e k z i m m e r des h r c h i t e k t e n - V e r e i n s -

hauses , W i l h e l m s t r . 92. Anwesend die Herren: Moebius , Re ichenow, Schalow,

Nauwerck , Grunack , Bringer, I rmer , S c h r e i n e r , F r e e s e ,