bericht über die jahresversammlung der ornithologischen gesellschaft in berlin am 5. und 6. oktober...

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Bericht fiber die Jahresversammlung im Oktober 1918. 109 mehrere Stellen, we sonst regeimrffsig Stare briiteten, diesmal unbesetzt gefunden. Herr H e i n re t h hat ira hiesigen Zoo- logischen Garten und im Spandauer Forst, we diese Vogelart ganz ungemein haufig ist, zwar nicht so viel wie sonst, abet immerhin noch eine betrachtliche hnzahl BrutvSgel beobachtet. Gegenwartig ist die Menge auch wieder stark gestiegen. O. Hein~oth. Bericht (lber die Jahresversammlung der Ornithologischen Gesellschaft in Berlin am 5. und 6. Oktober 1918. Anwesend die Herren Strahl, J. Graf Schwerin, Hildebrandt, Neunzig, Hesse, Helt~er, Banger, v. Stralendorff, v. Lucanus, Heck, Graf Zedlitz, Schalow, Reichenow, Haase, Baerwald und Heinrotb. Als G~ste die Herren B. Schneider, G. Schulz, Go ttsch lag, Blau, Moser, Rosenthal, Fr. v. Fa lz- Fein, Frau Heinroth, Frl. Beele und Frl. Rempen. Vorsitzender Herr S c hal o w, Schriftfiihrer Herr H e i n r o t h. Herr S chalo w erSffnet die Vor-Versammlung mit der foigenden Anspraehe: ,,Ich begrtffse die anwesenden Mitglieder und Giiste. Die letzte Jahresversammhmg unserer Gesellschaft hat im Oktober 1916 in CSthen, der Stadt Johann Friedrieh Naumannns, statt- gefunden. Wie im Jahre 1917 sollte, in Hinblick auf den Ernst tier Zeit, auch An diesem Jahre keine Tagung stattfinden. Auf den dringenden Wunsch einer grSfseren Zahl yon Mitgliedern hat sich der Vorstand jedoch entschlossen, zu einer Jahres- versammlung einzuladen. Viele unserer Mitglieder stehen noch im Felde. Drei unserer Freunde haben im Kampfe um des Vaterlandes Dasein ihr Leben hingeben mfissen : F. Heine, O. le Roi ufid Graf Wilamowitz- MSllendorfl: Wir betrauern den herbert Verlust auf das tiefste. Das Andenken an die Gefallenen wird yon uns stets in hohen Ehren gehalten werden. Hoffentlich bewahrt das Geschick unsere Gesellschaft vor wQiteren Verlustenl Der schwere Kampf, der seit Jahren die Welt erschtittert, hat auch die Arbeiten unserer Wissenschaft und unserer GeseU- schaft in Mitleidenschaft gezogen. Die Beschiiftigung mit jener Richtung der Vogelkunde, welche friihere Zeiten als ,exotische Ornithologie" zu bezeichnen pfiegten, hat einen Stillstand erfahren. Neue S.ammlungen aus fremden Zonen f.ehlen und ffir die Boar- beitung Rlterer ist die M5glichkeit der Benutzung ausw~,rtiger Museen und des Verkehrs mit den Fachgenossen ausgeschlossen. Dagegen hat die Besch~ftigung mit der heimischen Vogelkunde sowohl auf dem Gebiete der Faunistik wie auch hinsichtlich der Biologie weitere Vertlefung erfahren. Ich erinnere an die in unseren

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Page 1: Bericht über die Jahresversammlung der Ornithologischen Gesellschaft in Berlin am 5. und 6. Oktober 1918

Bericht fiber die Jahresversammlung im Oktober 1918. 109

mehrere Stellen, we sonst regeimrffsig Stare briiteten, diesmal unbesetzt gefunden. Herr H e i n r e t h hat ira hiesigen Zoo- logischen Garten und im Spandauer Forst, we diese Vogelart ganz ungemein haufig ist, zwar nicht so viel wie sonst, abet immerhin noch eine betrachtliche hnzahl BrutvSgel beobachtet. Gegenwartig ist die Menge auch wieder stark gestiegen.

O. Hein~oth .

Bericht (lber die Jahresversammlung der Ornithologischen Gesellschaft in Berlin am 5. und 6. Oktober 1918.

Anwesend die Herren S t r a h l , J. G r a f S c h w e r i n , H i l d e b r a n d t , N e u n z i g , H e s s e , H e l t ~ e r , B a n g e r , v. S t r a l e n d o r f f , v. L u c a n u s , H e c k , G r a f Z e d l i t z , S c h a l o w , R e i c h e n o w , H a a s e , B a e r w a l d und H e i n r o t b .

Als G~ste die Herren B. S c h n e i d e r , G. S c h u l z , Go t t s c h l a g , B l a u , M o s e r , R o s e n t h a l , Fr. v. F a l z - F e i n , Frau H e i n r o t h , Frl. B e e l e und Frl. R e m p e n .

Vorsitzender Herr S c hal o w, Schriftfiihrer Herr H e i n r o t h. Herr S c h a l o w erSffnet die Vor-Versammlung mit der

foigenden Anspraehe: ,,Ich begrtffse die anwesenden Mitglieder und Giiste. Die

letzte Jahresversammhmg unserer Gesellschaft hat im Oktober 1916 in CSthen, der Stadt Johann Friedrieh Naumannns, statt- gefunden. Wie im Jahre 1917 sollte, in Hinblick auf den Ernst tier Zeit, auch An diesem Jahre keine Tagung stattfinden. Auf den dringenden Wunsch einer grSfseren Zahl yon Mitgliedern hat sich der Vorstand jedoch entschlossen, zu einer Jahres- versammlung einzuladen.

Viele unserer Mitglieder stehen noch im Felde. Drei unserer Freunde haben im Kampfe um des Vaterlandes Dasein ihr Leben hingeben mfissen : F. Heine, O. le Roi ufid Graf Wilamowitz- MSllendorfl: Wir betrauern den herbert Verlust auf das tiefste. Das Andenken an die Gefallenen wird yon uns stets in hohen Ehren gehalten werden. Hoffentlich bewahrt das Geschick unsere Gesellschaft vor wQiteren Verlustenl

Der schwere Kampf, der seit Jahren die Welt erschtittert, hat auch die Arbeiten unserer Wissenschaft und unserer GeseU- schaft in Mitleidenschaft gezogen. Die Beschiiftigung mit jener Richtung der Vogelkunde, welche friihere Zeiten als ,exotische Ornithologie" zu bezeichnen pfiegten, hat einen Stillstand erfahren. Neue S.ammlungen aus fremden Zonen f.ehlen und ffir die Boar- beitung Rlterer ist die M5glichkeit der Benutzung ausw~,rtiger Museen und des Verkehrs mit den Fachgenossen ausgeschlossen. Dagegen hat die Besch~ftigung mit der heimischen Vogelkunde sowohl auf dem Gebiete der Faunistik wie auch hinsichtlich der Biologie weitere Vertlefung erfahren. Ich erinnere an die in unseren

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110 Borlcbt 0ber die Jahresversammlung im Oktober 1918.

Zeitschriften verSffel~tlichten Arbeiten yon Reichling, Hesse, Heyder, v. Lucanus, Heioroth, Hammling, Bacmeister, Braun und Hildebrandt.

Wir dtlrfen ferner hier der reichen Beitr~ge gedenken, welche unsere feldgrauen Ornithologen in Feindesland gesammelt haben. Wesentliche Erg~nzungen zur ornithologischen Kenntnis der besetzten Gcbiete sind yon, ihnen geliefert und damit zum Teil Landstriche ornithologisch erschlossen worden, die yon den heimischen Beobachtern bis dahin nur geril~ge Beachtung gefunden hatten. Ich mSchte auf die Mitteilungen yon Graf Zedlitz, yon Versen, Stoltz, Grafsmann, Schl0ter, Bacmeister, Dennler, Geugler, Pax und Dobbrick ,'~us dem Osten und an die Beobachtungen yon BSker, Heyder, Ludw. Schuster, Stoltz, Sunke], Stresemann, yon Berlepsch, Gcngler und diejenigen Bacmeisters aus dem Westen an dieser Stelle hinweisen. Nicbt nur Beobachtungen, auch Belegexemplare wurden vielfach gesammelt. Verschiedene neue Formen, die aber noch eingehenderer Prfifung bed0rfen, sind aus dem vorliegenden Material beschrieben worden. F~in besonderer Wert ist den einzelnen Beobachtungen insofern beizu- raessen, als sie vielfach zwar dieselben Gebiete betreffen, aber in den gleichen Monaten verschiedener Jahre und yon verschie- denen Beobachtern gesammelt wurden. Wertvolle Kontrollm0g- lichkeiten sind dadurch ge~chaffen. Es d,~rf wohl ausgesprochen werden, dais sich bei einer sp~teren Bearbeitung des gesamten in Feindesland gesammelten Materials wichtige Beitr~ge zur Kenntnis der betreffenden Gebiete im O~ten und Westen ergeben werden.

Die Friedensarbeit hat trotz des harten Kampfes an der Front in der Heimat nicht stillgestanden. MSge ein baldiger Friede zu umfassender wissenscbaftlicher Arbeit die lang ersehnte Zeit auch fiir unsere Gesellschalt herbe~I0hren."

Herr R ei c h e n o w gibt einen ~berblick fiber die gesch~.ft- lichen Verb~ltnisse der Gesellschaft. Die Mitglieder des Vor- standes uud des Ausschusses werden ffir das kommende GeschKfts- jahr einstimmig wiedergewKhlt. Zu Kassenpriifern werden die Herren B i l n g e r und v. S t r a l e n d o r f f berufen.

Yon den Herren G o t t s c h a l k , R f i d i g e r , B a c - m e i s t e r , v. B e r l e p s c h , J a c o b i , R e i s e r , K o l l i b a y , O. N e u m a n n , T h i e n e m a n n und T i s c h l e r sind Grfil'se mit dem Bedauern eingetroffen, an der Jahressitzung nicht teil- nehmen zu k0nuen.

Herr Gra[ Z e d l i t z h.~lt einen Vortrag fiber das Vor- kommen und Brilten yon Schnatterento, Kormoran und Limose auf den Militscher Teichen und fiber Otis tetrax (beide Vortr~ge folgen ausfllhrlich am Schlusse des Heftes).

In dem den u sich ausschliefsenden Meinungsaus- tausch regt Herr H e i n r o t h die Frage an, ob es wirklich beob- achtet sei, dafs die Limose yon welt her ihren Jungen Nahrung

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Bericht llber die Jahresversammlung im Oktober 1918. U l

zutr~igt, da dies eine bei den Sehnepfenv~geln bisher nie gesehene Tatsache darstellen wilrde. Der Vortragende erkl~rt, dafs er dar~ber nichts Bestimmtes sagen k~nne. Herr R e i c h e n o w bemerkt, dafs es sich bei dem schlesischen Kormoran urn Phala- c~ocorax carbo subcormoran~ Brehm handle. ~h. carbo carbo L. ist die schwedische Form. Ferner erwRhnt der Genannte, dafs die Zwergtrappe wohl nur bis Nordafrika ziehe, da sie aus ~thiopien nieht bekannt sei. Herr M o s e r betrachtet die Limoso als einen auf den Wiesenrficken der Trachenb~rger Seen h~ufigen Brutvogel. Er hat auch Versuche gemacht, Junge aufzuziehen. Der Genannte teilt ferner mit, dafs am Jamnickteich der Nacht- reiher 5fters, die Schnatterente ab und zu, die Reiherente selten vorkomme. Ch. streperus wird bei Breslau hie beobaehtet. Im tierbst ist das Vorkommen yon 6 Grofstrappen daselbst fest- gestellt worden. Ferner fragt er an, ob der Purpurreiher in 8chlesien beobachtet worden sei. Herr S c h a 1 o w erwidert, dafs Ardea purpurea friiber in Schlesien gebrfitet habe, vielleicht jetzt noch brllte, und dafs Einzelindividuen in grofser Zahl aus der genannten Provinz nachgewiesen w~ren. Herr Graf Z e d I i tz bemerkt, dafs sich die Grofstrappe durch Vermehrung des Raps- baues in Schlesien mehr angesiedelt habe. Herr E leck belont, dafs die Zwergtrappe..sich nicht an den Getreidebau gew6hnen k~nne, sondern stets Odl~ndereien aufsuche.

Im Beginn der Sitzung am S o n n t a g , den6 . O k t o b e r , v o r m i t t a g s 9 Uhr im Kg l . Z o o l o g i s c h e n M u s e u m wird zuniichst dem Kassenffihrer Entlastung erteilt. Herr R e i - c h e n o w tibermittelt ihm fllr seine Mflhewaltung den Dank der Gesellschaft.

Herr v. L u c a n u s spricht hierauf fiber die Richtung des Wanderfluges der Zugv~gel Europas. Der Vortrag wird im Januar- heft 1919 des Journ. f. Ornith. erscheinen.

In der Diskussion fiber den Vortrag gibt Herr S c h a lo w seiner Freude darfiber Ausdruck, das die Ansichten yon J. A. Palm,n, die der Genannte 1876 ausgesprochcn, im Wesentlichen Best~tigung gefunden haben. Auf die Frage des Herrn H e c k , wovon sich die im Winter in Inner- und Sfidrul'sland anfhaltenden Rauhfufs-Bussarde nahrten, erwiderte Herr v. F a I z - F e i n , dafs sie in diesen verh~ltnismiifsig schneearmen Gegenden stets M~use f~nden. Ferner bemerkt der Letztere, dafs eine in Askania- Nowa auf dem Zug beringte Schellente in Finnland als ihrem Brutgebiet erlegt worden sei, so dafs hier ein genau nordslld- licher Zug festgestellt ist. Von den bei ihm beringten Turmfalken sind Stilcke einerseits am Don, andererseits bei Odessa gefunden worden. Herr R e i c h e n o w weist darauf hin, dafs die in Ober- italien naehgewiesenen Rossittener LachmSwen wohl s'~mtlich fiber die Rhonestrafse dorthin gekommen seien.

Bei einem Meinungsaustausch darfiber, ob es m~glich sei, dafs Reiher quer durch die Sahara z~gen, bemerkt Graf v. Z e d li t z,

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112 Bericht tiber die Jahresvorsammlung im Oktober 1918.

dafs Geyr v. Schweppenburg im Fr/lhjahr mitten in dieser W0ste eineu l'lagadis beobachtet babe, der anscheinend yon sehr weit her in genau n0rdlicher Richtung einer ganz kleinen Oase zu- strebte und also wohl sicher auf dem Fr0hjahrszuge begrilfen war. Ferner betont er, dafs die Spiefsente nicht nut in Italien, sondern besonders an der grofsen Syrthe 0berwintere und im Januar in Suez massenhaft anzutreITen sei. Herr H e i n r o t h erw~hnt, dafs diese Ente in grofseD Mengen yon Alters her •gypten zum Winteraufenthalt wRhle. Sie wurde yon den ~.gyptern in der Hieroglyphenschrift als Sinnbild des Wortes ,,Fliegen" dargestellt, was ja auf einen Vogel, der jRhrlich geradezu un- glaubliche Entfernungen zur0cklegt, ausgezeichnet pafst.

Herr R e i c h e n o w legt die beiden ersten Lieferungen des neuen in Grofsquart erscheinenden Werkes yon E. D. van Oort, De Vogels van Nederland, 's Gravenhage (Martinus Nijhoff) vor.

Herr S c h a I o w macht die folgenden Mitteilungen: ,,Ira Anschlufs an meine in den Ornithologischen Monats-

berichten (1918, 94) verSffentlichten Darlegungen 0ber das ver- scholleneWerk Eugen yon Homeyers: ,,Die VOgel Norddeutschlands", m0cbte ich mir erlauben, lhnen einige weitere Ausf0hrungen ilber den Gegenstaud zu geben. Ich bin zugleich in der Lage Ihnen mehrere Druckbogen des gena~mten Werkes, welche aufzufinden mir gelungen ist, hier vorzulegen.

Nach meiner oben angezogenen Ver0fl'entlichung ist mir eine Reihe ,:on Mitteihmgen zogegangen, 0ber welche ich an dieser Stelle, selbst auf die Gefahr bin, dafs nach dem inhaltreichen Vortrage des Herrn v. Lucanus ein Exkurs in die historische Ornithologie nur bei wenigen der Anwesenden Interesse erwecken ditrfte, berichten m0chte.

Von Herrn Oberpfarrer Dr. Lindner in Quedlinburg ging mir ein alter vergilbter Korrekturbogen -- No. 10 des Homeyer'schen Werkes- zu. Er hatte ihn bei einem Besuche in ~tolp yon v. Homeyer am I0. Februar 1888 erhalten.

Ferner empfing ich yon Herrn Amtsrichter Tischler die Mit- teilung, dafs er dutch Vermittlung yon Otto le Roi s. Z. mehrere Druckbogen des Homeyer'schen Werkes durchsehen konnte. Herr Geh. Reg.-Rat Koenig, in dessen Bibliothek sich diese Bogen -- No. I0--14 des Werkes -- befinden, hatte die Liebensw0rdigkeit, mir dieselben zur Vorlsge in der heutigen Sitzung anzuvertrauen. Aus der Widnmng Homeyers geht hervor, dafs Koenig die Bl~itter als Gegengabe for die yon ibm Obersandte Arbeit 0ber die VOgel yon Tunis erhalten hatte. Letztere Ver0ffentlichung erschien im April 1888. Es miissen also bis zu jener Zeit -- ein Jahr vor dem Todo Homeyers -- mindestens bereits 14 Bogen des Werkes gedruckt gewesen sein.

Fraglich bleibt es, wohin die in den Hiinden yon Rudolf Blasius befindlich gewesenen Druckbogen gekommen sind. Jacob Moyat macht reich darauf aufmerksam, dafs nach einer Mitteil~ng

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Beriebt fiber die Jahresvermammlung im Oktober 1918. 118

im Braunschweigischen hnzeiger, No. 68 vom 11. Miirz 1889, am 7. des genannten Monats vierzehn Aush~ngebogen des v. Homeyer'- schen Werkes yon Rudolf Blasius in elner Sitzung des Vereins ffir Naturwissenschaft in Braunschweig vorgelegt und besprochen wurden.

Schliefslich sei bier noch eine Mitteilung wiedergegeben, die ich der Freundschaft Otmar Reisers verdanke. Er sehreibt: ,,Bevor ich nach Bosnien fibersiedelte, also 1885 und 1886, hatte ich yon dem Homeyer'schen Werk wiederholt Biirstenabzfige in der Hand. Es war dies in der Familie Raoul yon Dombrowski's in Wien. Der Sohn des Genannten, Ernst Ritter yon Dombrowski, der am 12. Dezember 1917 nach einem abenteuerlichen Leben als geffirchteter Theaterkritiker in Graz starb, ein grofser Ver- ehrer Eugen yon Homeyers, miihte sich damals ab, die schwer entzifferbare Handschrift Homeyers richtig in Druck zu bringen. Dabei half ich ihm getreulich, brachte es aber nicht zu nenuens- wetter Fertigkeit wie Dombrowski, da derselbo an die langen parallelen Schroffen der Homeyer'schen Handschrift liingst ge- wfhnt war. Homeyer war ein Hauptmitarbeiter der yon den Dombrowski's herausgegebenen Enzyklopiidie der gesamten Forst- wissenschaft."

Die vorstehende Mitteilung ist insofern interessant, ale dutch sie festgestellt wird, dafs bereits im Jahre 1885 bezw. 1886 mit dem Druck des Itomeyer'schen Werkes begonnen war. Wit hubert also hlcr den selteaen Fall, dafs mindestens vier Jahre an einem kleinen Buche gearbeitet worden ist, welches n ie das Licht der 0ffentlichkeit erblickt hat. Durch einen Stempel auf dora im Besitze Dr. Linduers befindlichen Korrekturbogen wurde ich darauf aufmerksam, dafs das fragliche Buch bei H. Schulzo in Gr.:ifeaheinischen gedruckt wurde. Diese Buchdruckerei ist in- zwischen eingegangen. Der friihere Gesch~tftsfilhrer derselben tei[te mir mit," dafs nach seiner Erinnerung das Werk nicht fertig geatellt worden sei. Was mit den ausgedruckten Bogen geworden ist, wufste er nicht.

Die ffinf hier vorgelegten Bogen behandeln die Rohrsiinger, Grasmficken, Drosseln und Verwandte, Schmiitzer, Bachstelzen, Pieper und Lerchen, hmmern und Finken. Die Nomenklatur der einzelnen, nur bin~h" benannten hrten, ist eine vfllig willkfirliche. Der Text aus den 1837 erschienenen Vfgeln Pommerns wird wfrtlich abgedruckt. Dann folgen vereiazelte erg~nzende fauni- stische Notizen ffir Pommern, Literaturauszfige ohne kngabe der Quellen fiber Deutschland, biologische Mitteilungen und vereinzelte systematische husffihrungen. Nach Einsicht der vorliegenden Druckbogen mfchte ich meine frfiher ausgesprochene Ansicht, dafs das in Retie stehende Homeyer'sche Werk wertvolle Mittei- lungen fiber Vorkommen und Verbreitung der Vfgel Norddeutsch- lands enthalten diirfte, sehr wesentlich einschritnken. Die uns erhaltenen Druckbogen des nicht zur Ausgabe gelangten Buches,

Jo;~/L f, 0~., LI[yI.L Jail8. Js~aaa~ 1919. 8

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114 Bericht 11ber die Jahresverummlung im 0ktobsr 1918.

welches Rudolf Blasius als dan ,,ornithologische Testament" Eugen yon Homeyers, mit anderen Worten als dessen Lebenswerk, be- zeichnete, zeigen aufs neue, dafs die wissenschaftliche Tiitigkeit des Genannten yon seinen Freunden stark ilberschRtzt wurde. Homeyer ist in seiner Auffassung und Beurteilung der fort- schreitenden Forderungen einer neuzeitlichen Ornithologie nie tlber den engen Horizont seines kleinen hinterpommerschen WohnstRdtchens hinaus gekommen.

Es bleibt vielleicht noch die Frage zu erSrtern, ob und wieweit Angaben eines nicht zur Ausgabe gelangten Werkes nach vorhandenen Korrekturbogen bezw. Biirstenabz0gen zitiert werden dUrfen, wie dies Rudolf Blasius mit den Homeyer'schen Notizen im Neuen Naumann getan hat. Da solche faunistischen Mittei- lungen miindlichen Angaben gleich zu erachten sind, m~chte ich deren Wiedergabe als zul~ssig betrachten. Natilrlich ist dies nicht der Fall, wenn es sich um Fragen der Prioritiit in der Namen- gebung handelt."

Im Anschlufs an die Mitteilungen des Herrn Sch alo w verliest Herr R sic h e n o w eine l~otiz des Herrn Victor Ritter yon Tschusi zu Schmidhoffen iiber das Homeyer'sche Werk, welche in der ~ovember-Nummer der Ornithologischen Monats- berichte verSffentlicht werden wird. Aus derselben geht hervor, dafs yon Tschusi im Besitz der ersten sieben Druckbogen tier V~gel Norddeutschlands ist, die er s. Z. yore Autor erhalten hatte. Die Annahme Tschusi's, dafs wahrscheinlich nur diese sieben Bogen gedruckt worden sind, ist durch den obigen Nach- weis der Bogen 10--15 im Besitze Geh. Rat Koenigs in Bonn hinf.dllig, was ilbrigens auch schon aus den yon Blasius im ,,Neuen Naumann" zitierten Seitenzahlen, nach denen mindestens 23 Bogen gedruckt gewesen seiu milssen, hervorgeht.

Herr S c h a I o w legt aus seiner ornithologischen Hand- schriften-Sammlung eine kleine Auswahl yon Briefen und Manu- skripten deutscher Ornithologen vor und knitpft daran biographische und bibliographische Mittcilungen. Die Vorlagen beziehen sich auf drei Epochen deutscher Vogelkunde: Auf die Zeit yon Johann Matth~us Bechstein (1700--1800), Johann Friedrich Naumann (1800--1840) und Jean Cabanis (1840--1900).

Aus dem erstgenannten Zeitabschnitt werden vorgelegt: Bechstein, Borkhausen, Donndorf, Frisch, llliger, Leisler, Merrem, Sturm und Wolf;

aus der Naumann-Epochs: Becker, Ludw. Brehm, Bole, Baldamus, Baedeker, Ehrenberg, Lenz, Kaup, Eugen yon Homeyer, Oken, Schinz, Thienemann, Prinz Max yon Wied, Zander;

aus dem Zeitabschnitt Cabanis nur einige iiltere Vertreter: Altum, Alfred Brehm, Bolle, Burmeister, W. und R. Blasius, Graf Berlepsch, Finsch, Friderich, yon Droste, Giitke, Ologer, Giebel, Gundlach, v. Heuglin, Alex. yon Homeyer, Hartlaub, Heine, Holz,

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Bericht ilber die Jahrelversammlung im Oktober 1918. 115

Kutter, Lichtenstein, v. d. Miihle, Joh. Miiller, Philippi, yon Pelzeln, Radde, Reichenbach und Rilppell.

Nach einer Frtthstilckpause filhrt Herr R e i c h e n o w die Versammlung durch die neuerbauten MuseumsrAume und zeigt insbesondere die Neuaufstellung der ornithologischen Sammlung. Eingehender besichtigt werden die Gruppen der Pinguine mit einer prachtvollen Reihe yon Biilgen des Kaiser-und KSnigs- pinguins, der ParadiesvSgel, der Sammlung von Dunenjungen, unter denen sich solche yon Chionis und Cariama befinden, sowie ferner eine yon Dr. Fehringer wiihrend des Krieges in Mazedonien zusammengebrachte Vogelsammlung, darunter der zum ersten Mal filr Mazedonien nachgewiesene I)endroeopos feliciae. Unter den ParadiesvSgeln zeigt Herr R e i c h e n o w einige BRlge, die auf der Sepikexpedition yon Dr. BUrgers gesammelt wurden und augenscheinlich als Weibchen der Pteridophora alberti anzu- sprechen sind. Die FRrbung der Oberseite ist dunkel graubraun, ~ihnlich der F~.rbung junger Stare, der Kopf heller, dunkel ge- schuppt, die Unterseite auf weifsem Grunde mit kurzen bogen- fSrmigen schwarzen Querbinden gezeichnet, die Unterschwanzdecken sind ockergelb, zum Tell mit schw~irzlichem Mittelfleck. Am Hinter- kopf sitzt jederseits an der Stelle, wo beim o ~ die lange Schmuck- feder sich befindet, ein 1.7 cm langes lanzettfSrmiges Federchen.

Nach Schlufs der Vormittagssitzung fand ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant des Hotels Baltic statt.

U m 5 U h r n a c h m i t t a g s t r a fmans i ch inde rWohnung des Herrn H e i n r o t h , wo nach geselligem Nachmittagskaffee dessen Lichtbildervortrag ,,Neuaufnahmen und Entwicklungsreihen einheimischer VSgel" stattfand. Herr H e i n r o t h liefs in 130 Lichtbildern die Jugendentwicklung und die alten Vbgel yon Steinschmiitzer, Viehstelze, Kieiber, Rauchschwalbe, Buchfink, Kolkrabe, Mittelspecht, Mauersegler, Steinkauz, Miiusebussard, Wasserralle und Triel vorilberziehen und machte auf die vielen in den Schriftwerken enthaltenen Irrtilmer fiber Entwicklungs- dauer und auf die vielen Fehler, die in bildlichen Darstellungea fast stets gemacht werden, aufmerksam.

Bei seinem Dank filr den Vortrag legt der Vorsitzende dem Redner noch besonders an Herz, ftir eine mSglichst baldige Ver- 5ffentlichung seiner Bilder und Beobachtungen Sorge tragen zu wollen. Mit einem Dank an die Vortragenden, an Herrn R e i - c h e n o w, far die Fiihrung im Zoologischen Museum und an das Ehepaar H e i n ro t h far die gastliche Aufnahme in den Riiumen ihrer Wohnung schlofs der Vorsitzende mit dem Wunsche die Versammlung, dafs die niichste Tagung im Zeichen des Friedens stehen mSge.

Nach Schlufs der Sitzung begaben sich die Teilnehmer zu einem geselligen Beisammensein in das PschorrbrRu an der Kaiser- Wilhelm-Gediichtniskirche, wo man zu regem Meinungsausstausch noch lange beisammen blieb. O. Ho in ro th .

8.