zur biologischen wirkung der zwiebel

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248 IZLINISCHE WOCHENSCH auch an den Capillaren der Kreislaufperipherie angenommen werden. Untersuchungen fiber den Sauerstoffverbrauch des in- suffizienten Hulldeherzens am Starlingschen Herz-Lungen- Prgparat machten es wahrscheinlich, dab auch bei dem In- suffizienzwerden des Herzens eine inhere Erstiekung durch 6demat6se Ver~nderungen der Capillarw~nde eine Rolle spielt. Untersucht wurde bisher die Insuffizienz durch Numal und Histamin. Auff~llig ist, dab hier groBe C0ronardurchblutung bei kleinen arterio-ven6sell Differenzen, also schlechte Utili- sation, und naeh Strophanthin groBe arterio-ven6se Diife- renzen bei Abnehmen der Coronardurchblutung, also gute Ufilisation, gefunden wurden. Klinische Untersuchungen fiber die Beeinflugbarkeit der ,,Pneumonose" bei kardialer Lungenstauung ergaben bereits im kurzfristigen Versuch in einer Reihe von F~tllen (I Stunde naeh 1/2 mg Strophanthin i. v.) eine Besserung der arteriellen S~tttigung und eine Abnahme der arteriellen Milchs~turewerte. Die experimentellen Untersuchungen ergeben unseres Er- achtens eine neue M6glichkeit der Erkl~rung der seit EPPINGER und Mitarbeitern bekannten, durch Sauerstoffmangel beding- ten, peripheren Stoffweehselst6rungen des Kreislaufkranken. Weiterhin zeigen sie, dab Strophanthin aueh einen peripheren Angriffspunkt, und zwar durch Besserung der Sauerstoff- permeabilit~t geseh~digter Capillarwandungen, hat. Die klinischen Untersuchungen haben die l)bertragbar- keit eines Teils der experimentellen Ergebnisse auch auf die Verh~ltnisse der Klinik gezeigt. Die Einzelbefunde dieser Arbeit werden noch ausffihrlich ver6ffentlicht werden. (Aus der Medizinischen Klinik Linden- burg der Universitdit K61n [Direktor: Pro]. Dr. Eppinger],) ZUR BIOLOGISCHEN WIRKUNG DER ZWIEBEL. (Bulbus Cepae.) Won ANAST. A. CHRISTOMANOS. Im Verlaufe unserer Arbeiten fiber den Stoffwechsel des Schwefels im Tierorganismns und speziell fiber die Genese des voll uns im Hundeharn bestimmten Athylsulfids (Hoppe- Seylers Z. I98, I85), sowie fiber das weitere Schieksal der in RIFT. ii. JAHRGANG. Nr. 6 6. FEBRUAR I932 280 g Irische Zwiebel mit der Nahrung zum Fressen. Danach wurde der Harn wieder auf Athylsulfid untersuchf. Es ergab sich dabei, dab nach der Zwiebelverabreichung der Harn einen penetranten durchdringenden Geruch annahm, tier dell t(6rpern der Alkyldisulfidklasse eigen ist und der im Verlauf einiger Tage sehr intensiv wurde. Dabei nahm die his dahin hellgelbe Farbe des Harnes eine dunkle T6nullg an, die naeh etwa 7 Tagen bei dauernder Zwiebelverabreichung in Dunkelschwarzbraun fiberging. Der Harn enthielt dabei massenhaft Gallenfarbstoff, welcher sich dutch pr~ichtige l~eak- tionen (GMELIN, OBERMAYER) kundgab. Die Ehlichsche Aldehydreaktion wurde mis einer grfinen Farbe gegeben. Der Not der Tiere war intensiv grfinschwarz gefiirbt. Das Serum war nicht ikterisch, Schleimh~ute auch llicht. Das Befinden war normal, auBer einer geringen Schlafsucht. Nach Absetzen der Zwiebelnahrung (nach IO Tagen fressen die Tiere yon selber nicht weiter), verschwindet allm/ihlich die intensive Harnfiirbung. Charakteristisch war, dab die Tiere w~ihrend der Periode, in der Zwiebel verffittert wurde, eine Polyurie zeigten. Die Stickstoffbilanz blieb ann~ihernd nor- mal, obwohl eine leichte Stickstoffretention zum Ausdruck kam, wie aus der beigeffigten Tabelle ersichtlich ist. Bei der Sektion der absichtlich get6teten Hunde ergab sich, dab die inneren Organe nicht ikterisch verfiirbt waren. Die Leber zeigte normale, etwas an/imische Farbe, die Milz war vergr613ert und war yon einer grfinschwarzen Farbe, die Nieren normal. Histologische Untersuchungen liegen noch nicht vor. Mail wfirde aus den oben dargelegten Befunden, die durch die Zwiebelffitterung bedingte Ausscheidung yon Gallen- Iarbstoffen im Harn, auf eine die Gallensekretion f6rdernde Wirkung der Zwiebel schlieBen. Die Zwiebel wirkt somit viel- leicht als Cholereticum. Welche Stoffe daffir verantworflich zu machen sind nnd ob die in der Zwiebel vorkomlnenden organischen Schwefelverbindungen daffir in Frage kommen, l~Bt sich aus den vorliegenden Ergebnissen nicht feststellen. Weitere Untersuchungen werden fiber diese Frage AufschluB bringen. Immerhin m6chte ich auch ein Ergebnis erw/ihnen, dab anderenorts ausffihrlich auseinandergesetzt werden wird, n/imlich, dab die ~thylsulfidmenge nach der Zwiebelffitte- rung nicht nur nicht zunimmt, sondern sagar etwas abnimmt, eine Tatsache, die um so merkwfirdiger erscheint, als das fi~thylsulfid der IKlasse der I~6rper angeh6rt, die unter den Hund Ge- Dauer des Ver- wicht suchs in Tagen In der Versuchszeit ausgeschiedene Menge In der Versuchszeit aus- I geschiedenes N Nahrung pro Tag Ham Athylsulfid Haln Kot Stickstoff- Art der Nahrung Caloriengehalt ccm mg g g gehalt A 15 IO 1745 113,8 3,73 A 15 io 2665 97,0 3,28 B io 7 2070 138,o 2,23 B IO 7 248o 99,9 1,66 C 15 7 127o 88,I -- C 15 7 167o 73,1 -- der Zwiebel ellthaltenen organischen Schwefelverbindungen, wurden zwei ~tuBerst interessan• Beobachtungen gemacht, die voi1 Minischem Interesse sein diirften und fiber die ich hier karz berichten m6chte. 1,5 250 g lO6 g 280 g 1,6 lO6 g 280 g 560 g i,i lO6 g 560 g I, I Io6 g 28og 560 g lo6 g 560 g - - lO6 g 280 g Brot Ol Brot 01 Zwiebel Kartoffel 01 t(artoffel 01 Zwiebel Kartoffel 01 Kartoffel 01 Zwiebel 5,46 I621 6,2r 1767 1,79 1491 2,59 I636 1,79 1491 2,59 I636 neutralen Schwefel einzureihen Silld, genau, wie die in der Zwiebel vorhandenen organischen Schwefelverbindungen. Dieser Befund entspricht aber unsereI1 bisherigen Befunden, durch die gezeigt wurde, dab das Athylsulfid ein endogenes Die bei konstanter calorienreicher, aber eiweiBarmer, Stoffwechselprodukt ist, welches sich nicht durch stoffwechsel- dagegen fett-und kohlehydratreicher Kost gehaltenen Hunde fremde Schwefelverbindungen im Sinne einer Ab- oder Zu- bekamen nach einer Io--7tiigigen Periode, in der der Harn nahme beeinflussen 1M3t. (Aus der I. Medizinischen Klinik auf Athylsulfid und Gesamt-N bestimmt wurde, etwa der Universitgt Athen [Direktor: Pro]. Dr. S. Livieratos].)

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248 I Z L I N I S C H E W O C H E N S C H

auch a n den Capillaren der Kreislaufperipherie angenommen werden.

Untersuchungen fiber den Sauerstoffverbrauch des in- suffizienten Hulldeherzens am Starlingschen Herz-Lungen- Prgparat machten es wahrscheinlich, dab auch bei dem In- suffizienzwerden des Herzens eine inhere Erst iekung durch 6demat6se Ver~nderungen der Capillarw~nde eine Rolle spielt. Untersucht wurde bisher die Insuffizienz durch Numal und Histamin. Auff~llig ist, dab hier groBe C0ronardurchblutung bei kleinen arterio-ven6sell Differenzen, also schlechte Utili- sation, und naeh Strophanthin groBe arterio-ven6se Diife- renzen bei Abnehmen der Coronardurchblutung, also gute Ufil isat ion, gefunden wurden.

Klinische Untersuchungen fiber die Beeinflugbarkeit der , ,Pneumonose" bei kardialer Lungenstauung ergaben bereits im kurzfristigen Versuch in einer Reihe von F~tllen (I Stunde naeh 1/2 mg Strophanthin i. v.) eine Besserung der arteriellen S~tttigung und eine Abnahme der arteriellen Milchs~turewerte.

Die experimentellen Untersuchungen ergeben unseres Er- achtens eine neue M6glichkeit der Erkl~rung der seit EPPINGER und Mitarbeitern bekannten, durch Sauerstoffmangel beding- ten, peripheren Stoffweehselst6rungen des Kreislaufkranken. Weiterhin zeigen sie, dab Strophanthin aueh einen peripheren Angriffspunkt, und zwar durch Besserung der Sauerstoff- permeabilit~t geseh~digter Capillarwandungen, hat.

Die klinischen Untersuchungen haben die l)bertragbar- keit eines Teils der experimentellen Ergebnisse auch auf die

Verh~ltnisse der Klinik gezeigt. Die Einzelbefunde dieser Arbeit werden noch ausffihrlich

ver6ffentlicht werden. (Aus der Medizinischen Klinik Linden- burg der Universitdit K61n [Direktor: Pro]. Dr. Eppinger],)

ZUR BIOLOGISCHEN WIRKUNG DER ZWIEBEL. (Bulbus Cepae.)

Won ANAST. A. C H R I S T O M A N O S .

Im Verlaufe unserer Arbeiten fiber den Stoffwechsel des Schwefels im Tierorganismns und speziell fiber die Genese des voll uns im Hundeharn best immten Athylsulfids (Hoppe- Seylers Z. I98, I85), sowie fiber das weitere Schieksal der in

R I F T . i i . J A H R G A N G . Nr. 6 6. FEBRUAR I932

280 g Irische Zwiebel mit der Nahrung zum Fressen. Danach wurde der Harn wieder auf Athylsulfid untersuchf.

Es ergab sich dabei, dab nach der Zwiebelverabreichung der Harn einen penetranten durchdringenden Geruch annahm, tier dell t(6rpern der Alkyldisulfidklasse eigen ist und der im Verlauf einiger Tage sehr intensiv wurde. Dabei nahm die his dahin hellgelbe Farbe des Harnes eine dunkle T6nullg an, die naeh etwa 7 Tagen bei dauernder Zwiebelverabreichung in Dunkelschwarzbraun fiberging. Der Harn enthielt dabei massenhaft Gallenfarbstoff, welcher sich dutch pr~ichtige l~eak- t ionen (GMELIN, OBERMAYER) kundgab. Die Ehlichsche Aldehydreakt ion wurde mis einer grfinen Farbe gegeben. Der Not der Tiere war intensiv grfinschwarz gefiirbt. Das Serum war n icht ikterisch, Schleimh~ute auch llicht. Das Befinden w a r normal, auBer einer geringen Schlafsucht.

Nach Absetzen der Zwiebelnahrung (nach IO Tagen fressen die Tiere y o n selber nicht weiter), verschwindet allm/ihlich die intensive Harnfiirbung. Charakteristisch war, dab die Tiere w~ihrend der Periode, in der Zwiebel verffittert wurde, eine Polyurie zeigten. Die Stickstoffbilanz blieb ann~ihernd nor- mal, obwohl eine leichte Stickstoffretention zum Ausdruck kam, wie aus der beigeffigten Tabelle ersichtlich ist.

Bei der Sektion der absichtlich get6teten Hunde ergab sich, dab die inneren Organe nicht ikterisch verfiirbt waren. Die Leber zeigte normale, etwas an/imische Farbe, die Milz war vergr613ert und war yon einer grfinschwarzen Farbe, die Nieren normal. Histologische Untersuchungen liegen noch nicht vor.

Mail wfirde aus den oben dargelegten Befunden, die durch die Zwiebelffitterung bedingte Ausscheidung yon Gallen- Iarbstoffen im Harn, auf eine die Gallensekretion f6rdernde Wirkung der Zwiebel schlieBen. Die Zwiebel wirkt somit viel- leicht als Cholereticum. Welche Stoffe daffir verantworflich zu machen sind nnd ob die in der Zwiebel vorkomlnenden organischen Schwefelverbindungen daffir in Frage kommen, l~Bt sich aus den vorliegenden Ergebnissen nicht feststellen. Weitere Untersuchungen werden fiber diese Frage AufschluB bringen.

Immerhin m6chte ich auch ein Ergebnis erw/ihnen, dab anderenorts ausffihrlich auseinandergesetzt werden wird, n/imlich, dab die ~thylsulfidmenge nach der Zwiebelffitte- rung nicht nur nicht zunimmt, sondern sagar etwas abnimmt, eine Tatsache, die um so merkwfirdiger erscheint, als das fi~thylsulfid der IKlasse der I~6rper angeh6rt, die unter den

Hund Ge- Dauer des Ver- wicht suchs in Tagen

In der Versuchszeit ausgeschiedene Menge

In der Versuchszeit aus- I geschiedenes N Nahrung pro Tag

H a m Athylsulfid Haln Kot Stickstoff- Art der Nahrung Caloriengehalt c c m mg g g gehalt

A 15 IO 1745 113,8 3,73

A 15 io 2665 97,0 3,28

B io 7 2070 138,o 2,23

B IO 7 248o 99,9 1,66

C 15 7 127o 88,I --

C 15 7 167o 73,1 --

der Zwiebel ellthaltenen organischen Schwefelverbindungen, wurden zwei ~tuBerst interessan• Beobachtungen gemacht, die voi1 Minischem Interesse sein diirften und fiber die ich hier karz berichten m6chte.

1,5 250 g lO6 g

280 g 1,6 lO6 g

280 g

560 g i , i lO6 g

560 g I , I I o 6 g

28og

560 g l o 6 g

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280 g

Brot

Ol

Brot 01 Zwiebel

Kartoffel 01

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5,46 I621

6,2r 1767

1,79 1491

2,59 I636

1,79 1491

2,59 I636

neutralen Schwefel einzureihen Silld, genau, wie die in der Zwiebel vorhandenen organischen Schwefelverbindungen. Dieser Befund entspricht aber unsereI1 bisherigen Befunden, durch die gezeigt wurde, dab das Athylsulfid ein endogenes

Die bei konstanter calorienreicher, aber eiweiBarmer, Stoffwechselprodukt ist, welches sich nicht durch stoffwechsel- dagegen f e t t - u n d kohlehydratreicher Kost gehaltenen Hunde fremde Schwefelverbindungen im Sinne einer Ab- oder Zu- bekamen nach einer Io--7t i ig igen Periode, in der der Harn nahme beeinflussen 1M3t. (Aus der I. Medizinischen Klinik auf Athylsulfid und Gesamt -N best immt wurde, etwa der Universitgt Athen [Direktor: Pro]. Dr. S. Livieratos].)