zum spannungsfeld zwischen pppp ssss medizinprodukten...
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PPPP
SSSS
AAAA
PSA
Prof. Dr.- Ing. Andreas WittmannSicherheitsingenieurFachkraft für Arbeitssicherheit
Zum Spannungsfeld zwischen Medizinprodukten und
Persönlicher Schutzausrüstung
PSA
Allgemeine Grundsätze zum Schutz vor Gefährdungen
Hierarchie der Schutzmaßnahmen:� unmittelbare sicherheitstechnische Maßnahmen� mittelbare sicherheitstechnische Maßnahmen
– kollektive sicherheitstechnische Maßnahmen individuelle sicherheitstechnische Maßnahmen. Schutzeinrichtungen für einzelne Personen (keine PSA)
– Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA)– Schulung von einzelnen Personen in direktem
Umgang mit der Gefahr (wie Artisten in Zirkus…..)
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S
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PQuelle: Merkur-Online
Schutzmaßnahmen – PSA – Einordnung – PSA im Gesundheitsdienst – Diskussion
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PSA
Was ist PSA?
� Als persönliche Schutzausrüstung (PSA) gilt jede Ausrüstung, die dazu bestimmt ist, von Arbeitnehmern benutzt oder getragen zu werden, um sich gegen eine Gefahr für ihre Sicherheit oder Gesundheit bei der Arbeit zu schützen, sowie jede mit demselben Ziel verwendete Zusatzausrüstung.
� PSA ist damit eine klassische Arbeitsschutzmaßnahme um Verletzungen bzw. andere Einwirkung zu vermeiden, die durch andere Maßnahmen nicht verhindert werden können.
3Bild: Wikipedia
Schutzmaßnahmen – PSA – Einordnung – PSA im Gesundheitsdienst – Diskussion
PSA
Europäische Rahmengesetzgebung
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PSA
Europäische Rahmengesetzgebung II
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Technisch Sozial
EWG Vertrag: 100 a 118 a
MaastricherVertrag: Art 95 Art 137 (1992)
LissabonerVertrag: Art 114 Art 153 (2009)
Nationale Geräte und ArbeitsschutzgesetzGesetze Produktsicherheitsgesetzund Verordnungen
Verordnung über das Verordnung über SicherheitInverkehrbringen von per- und Gesundheitsschutz beisönlicher Schutzausrüstung der Benutzung persönlicher(8.V. z..PSG) Schutzausrüstung bei der
Arbeit (PSA-BV)
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MedizinproduktegesetzMedizinproduktebetreiberverordnung
PSA
Medizinische Handschuhe
Medizinische Handschuhe können je nach Zweckbestimmung bzw. Hauptwirkung
� medizinische Produkte oder � persönliche Schutzausrüstung � oder beides sein.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
PSA vs. Medizinprodukt
� Anwendern im Gesundheitsdienst ist oft nicht bewusst, dass Infektionsschutz (des Patienten) und Chemikalienschutzeigenschaften (Schutz des Anwenders) in zwei völlig verschiedenen Rechtsgebieten geregelt sind.
� Medizinische Einmalhandschuhe die für den Infektionsschutz produziert wurden, besitzen daher nicht zwangsläufig Eigenschaften, die vor der Einwirkung gefährlicher Stoffe schützen, auch dann nicht, wenn sie subjektiv gesehen flüssigkeitsdicht sind.
� Sowohl die „Zulassung“ als Medizinprodukt, als auch die Zulassung als PSA erfolgen durch „Benannte Stellen“
� Beide Produktgattungen werden mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
In Verkehr bringen als Medizinprodukt
� Medizinprodukte dürfen nur dann in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen werden, wenn sie mit der CE-Kennzeichnung versehen sind. Die CE-Kennzeichnung darf angebracht werden, wenn die Produkte die Grundlegenden Anforderungen erfüllen und das vorgeschriebene Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt wurde.
� Die Grundlegenden Anforderungen sind im jeweiligen Anhang I der Richtlinien 90/385/EWG (Aktive implantierbare Medizinprodukte), 98/79/EG (In-vitro-Diagnostika) und 93/42/EWG (Sonstige Medizinprodukte) festgelegt.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Gesetz über Medizinprodukte(Medizinproduktegesetz - MPG)
� § 1 Zweck des Gesetzes� Zweck dieses Gesetzes ist es, den Verkehr
mit Medizinprodukten zu regeln und dadurch für die Sicherheit, Eignung und Leistung der Medizinprodukte sowie die Gesundheit und den erforderlichen Schutz der Patienten, Anwender und Dritter zu sorgen.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Kennzeichnung von Medizinprodukten
� CE-Kennzeichnung mit Angabe der Nummer der benannten Stelle
� ggf. weitere für die Verwendung erforderliche Informationen (STERIL, Haltbarkeit, Herstelldatum etc..)
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Verordnung über das Inverkehrbringen von persönlichen Schutzausrüstungen – 8. Verordnung zum PSG
� Persönliche Schutzausrüstungen im Sinne dieser Verordnung sind Vorrichtungen und Mittel, die zur Abwehr und Minderung von Gefahren für Sicherheit und Gesundheit einer Person bestimmt sind und von dieser am Körper oder an Körperteilen gehalten oder getragen werden.
� (3) Als persönliche Schutzausrüstungen gelten ferner: – Einheiten, die aus mehreren vom Hersteller zusammengefügten
Vorrichtungen oder Mittel bestehen, – Vorrichtungen oder Mittel, die mit einer nichtschützenden persönlichen
Ausrüstung, die von einer Person zur Ausübung einer Tätigkeit getragen oder gehalten wird, trennbar oder untrennbar verbunden sind,
– auswechselbare Bestandteile einer persönlichen Schutzausrüstung, die für deren einwandfreie Wirksamkeit zwingend erforderlich sind und ausschließlich für diese persönliche Schutzausrüstung verwendet werden
Dr.-Ing. A.Wittmann1
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PSA
In Verkehr bringen als PSA
� § 3 Voraussetzungen für die Bereitstellung auf dem Markt
1) Persönliche Schutzausrüstung darf nur auf dem Markt bereitgestellt werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
� 1.Die persönliche Schutzausrüstung muß mit der CE-Kennzeichnung nach § 5 versehen sein, durch die der Hersteller oder sein in der Europäischen Gemeinschaft oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum niedergelassener Bevollmächtigter bestätigt, daß die Sicherheitsanforderungen nach § 2 erfüllt sind und
– a)die persönliche Schutzausrüstung, die einer EG-Baumusterprüfung nach § 6 unterliegt, mit dem geprüften Baumuster übereinstimmt,
– b)bei der persönlichen Schutzausrüstung, die einer EG-Qualitätssicherung nach § 7 unterliegt, ein Qualitätssicherungsverfahren nach Artikel 11 der Richtlinie 89/686/EWG Anwendung findet und
– c)er seine Verpflichtungen gegenüber der von ihm beauftragten notifizierten Stelle erfüllt hat.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Benutzung von PSA (PSA-BV)
§ 2 Bereitstellung und Benutzung(1) Unbeschadet seiner Pflichten nach den §§ 3, 4 und 5 des Arbeitsschutzgesetzes darf der Arbeitgeber nur persönliche Schutzausrüstungen auswählen und den Beschäftigten bereitstellen, die
1. den Anforderungen der Verordnung über das Inverkehrbringen von persönlichen Schutzausrüstungen entsprechen ,
2. Schutz gegenüber der zu verhütenden Gefährdung bieten, ohne selbst eine größere Gefährdung mit sich zu bringen,
3. für die am Arbeitsplatz gegebenen Bedingungen geeignet sind und
4. den ergonomischen Anforderungen und den gesundheitlichen Erfordernissen der Beschäftigten entsprechen.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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ACHTUNGDer Arbeitgeber
darf nur PSA auswählen und
bereitstellen, die als PSA in
Verkehr gebracht wurde.
PSA
Zweck der chirurgischen Handschuhe
steril � Patientenschutzflüssigkeitsdicht �Schutz des
Anwenders� „Normale“ OP-Handschuhe� Doppelhandschuhsysteme� Doppelhandschuhindikator-
systeme� Handschuh mit eingearbeitetem
Desinfektionsmittel (G-Vir)Dr.-Ing. A.Wittmann
Schutz des Anwenders ist hier definitiv der Hauptgrund der
Anwendung!
Doppelnutzen, zwangsläufig
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PSA
Kennzeichnung PSA
� Name des Herstellers(Name, Handelsmarke oder andere Erkennungsmerkmale des Herstellers oder seines
bevollmächtigten Repräsentanten)� Name des Handschuhs
(Handelsname oder Code, der dem Anwender die eindeutige Identifizierung des Produkts innerhalb des Sortiments des Herstellers oder bevollmächtigten
Repräsentanten erlaubt)� Größe des Handschuhs� CE-Kennzeichnung und 4 stelliger
Code der benannten StelleDr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Kennzeichnung von PSASchutzhandschuhe
EN 374: Piktogramm ErlenmeyerkolbenChemikalienschutz� Dieses Piktogramm wird für
flüssigkeitsdichte Handschuhe benutzt, die eine Durchbruchzeit von >30min. für mindestens 3 Chemikalien aus der Liste unten besitzen: (AKL repräsentiert die Code-Buchstaben für 3 von diesen Chemikalien, für die der Handschuh eine Durchbruchzeit > 30 min. erreicht hat)
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Kennzeichnung von PSA 2Schutzhandschuhe
EN 374: Piktogramm BecherglasChemikalienschutz� Dieses Piktogramm wird für flüssigkeitsdichte
Handschuhe benutzt, die die Vorgaben für den Erlenmeyerkolben nicht erfüllen (Durchbruchzeit <30min. für die gelisteten Chemikalien)
� Piktogramm plus exakte Bezeichnung der Norm, die verwendet wurde, z.B. EN 374:2003
� Das Jahr der Norm muss nicht zwingend angegeben werden.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Kennzeichnung von PSA 3Schutzhandschuhe
EN 374: Piktogramm „ Bakteriologische Kontamination “Schutz gegen Viren und Bakterien� Jeder flüssigkeitsdichte Handschuh kann derzeit dieses
sehr spezifische Piktogramm tragen. Wegen Defiziten in der Aussagekraft und der Relevanz ist die generelle Anbringung auf Chemikalienschutzhandschuhen sehr umstritten. Die Dichtigkeit gegenüber Viren und Mikroorganismen (Bakterien / Pilze) wird in der EN 374 nicht explizit geprüft. Man geht in dieser Norm davon aus, dass Handschuhe, die wasserdicht sind, auch gegenüber Mikroorganismen / Viren dicht sind.
� Da das Piktogramm sehr spezifisch und für Chemikalienschutzhandschuhe im Allgemeinen nicht relevant ist, wird von der Anbringung z.Zt. abgeraten .
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Schutz vor Zytostatika
� PSA der Kategorie III obligatorisch
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
PSA Kategorien
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Medizinische Schutzhandschuhe
Dr.-Ing. A.Wittmann
Sind (alle) im medizinischen Bereich verwendeten
Handschuhe auch PSA?Sind (alle) im medizinischen
Bereich verwendeten Handschuhe auch Medizinprodukte?
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PSA
Doppelt genäht hält besser
� Einmal-Untersuchungshandschuhe entsprechen der Norm DIN EN 455 für medizinische Einmalhandschuhe zur Verwendung im medizinischen und pflegerischen Bereich.
� Viele Untersuchungshandschuhe erfüllen zusätzlich die Anforderungen aus der EN 420 und (PSA 89/686 EWG bzgl. Schutzhandschuhe).
– Zusätzlich: EN 374 (u. a. Chemikalienpermeation), – ASTM F 1671 (Virale Penetration) sowie – ASTM D 6978 (Widerstand gegen Zytostatika)– Sowie weitere (z.B. beständig gegen Knochenzement) denkbar.
� OP-Handschuhe sind i.d.R. leider nur als Medizinprodukt geprüft…
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Handschuhe als PSA und Medizinprodukt
� Bei Untersuchungshandschuhen „Standard“
� Bei chirurgischen Handschuhen heute noch die Ausnahme
� Einige wenige Hersteller haben reagiert
� Erkennbar durch die Kennzeichnung mit zwei CE-Zeichen
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
WAS IST WAS?
� OP-Brille� Röntgenschürze� Atemschutzmaske� Schuhe� div. Handschuhe
Dr.-Ing. A.Wittmann
PSA Medizinprodukt
� Kondom� div. Handschuhe� OP-Kleidung� Mundschutz� Desinfektionsmittel
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PSA
Handschuhe i. d. Chirurgie
Dr.-Ing. A.Wittmann
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Problem okkulter Nadelstichverletzungen
� Barrierefunktion des Handschuhs ist unerkannt beeinträchtigt
� Blutkontakt (in beide Richtungen) und damit Erregerübertragungen sind möglich
� der Nachweis einer Stichverletzung kann jedoch für die Anerkennung einer Berufskrankheit entscheidend sein!
� der Nachweis keiner Stichverletzung sollte im Rahmen der Qualitätssicherung bei Infektionen dokumentiert werden!
PSA
Infektionsschutz
Infektiöses Material
Exposition/Kontakt
Infektion
•Vermeidung des Kontaktes
• Sichere Instrumente
• Organisatorische Änderungen
• PSA = Handschuhe
•Impfungen/PEP
•Ersatz des Stoffes ?
Schutz vor blutübertragbaren Erregern
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PSA
Recommended OR work practices
� Engineering sharps injury prevention devices
� Blunt tip suture needles� The neutral zone� Double gloving
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TRBA 250 § 4.2.5.
� (2) Der Arbeitgeber hat fachlich geeignetes Personal in ausreichender Anzahl einzusetzen, um Stich- und Schnittverletzungen, z.B. durch Fehlbedienung aufgrund von Hektik, zu vermeiden.
� (3) Vorrangig sind solche geeigneten und sicheren Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel auszuwählen, die den Einsatz spitzer und scharfer medizinischer Instrumente überflüssig machen.
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TRBA 250 § 4.2.5. -7
� Sie dürfen weder Patienten noch Beschäftigte gefährden.� Sie müssen einfach und anwendungsorientiert zu benutzen
sein.� Der Sicherheitsmechanismus ist Bestandteil des Systems und
kompatibel mit anderem Zubehör.� Die Aktivierung des Sicherheitsmechanismus muss:
– selbstauslösend sein oder einhändig erfolgen können,– sofort nach Gebrauch möglich sein,– einen erneuten Gebrauch ausschließen und– durch ein deutliches Signal (fühlbar oder hörbar) gekennzeichnet
sein.
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Organisatorische Schutzmaßnahmen
� Neutrale Übergabezonen helfen, Nadelstichverletzungen zu verhindern
� Sichere Entsorgung von gebrauchten Klingen und Nadeln im Abwurf
� Geordnete Siebe verhindern Stichverletzungen in der Zentralsterilisation
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Impfung gegen Hepatitis BSchutzhandschuhe� Handschuhe sind mehr als PSA
– Patientenschutz– Schutz des Beschäftigten
� „Additiver Einsatz“ als PSA stets sinnvoll
Persönlich wirksame Maßnahmen
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Geschichte der Schutzhandschuhe
� 1889 werden Latexhandschuhe vom Chirurgen William Steward Halsted und seiner OP-Schwester Caroline Hampton für Operationen verwendet.
� Seit den 1950ern werden sterile Handschuhe zum Infektionsschutz der Patienten verwendet.
� Seit den 1980ern werden Handschuhe auch zum Infektionsschutz der Beschäftigten eingesetzt.
Dr. William.S. Halsted durante una
intervención quirúrgica, 1896(c) www.alergovirtual.org
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Bisherige Empfehlungen: Doppelte Handschuhebei bekannt infektiösen Patienten
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Bisherige Empfehlungen: Doppelte Handschuhe
Gründe:� Das Tragen zweier Handschuhe übereinander
reduziert das Risiko eines Durchstichs durch den hautnäheren Handschuh signifikant (Tanner, J., Parkinson, H. 2003)
� Das allgemeine Blutkontaktrisiko wird um den Faktor 10 gesenkt! (Bebbigton, M.W.; Treisman M.J. 1996)
� Indikatorsysteme können okkulte Perforationen sichtbar machen (Duron JJ., Keilani K., Elian NG. 1996)
Aber beeinflussen doppelt getragene Handschuhe auch das übertragene Blutvolumen?
bei bekannt infektiösen Patienten
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Handschuhsysteme
� Einlagiger Handschuh� Doppellagiger Handschuh� Doppellagiger Handschuh mit
Indicatorsystem� G-Vir Innenschicht
Desinfektionsmittel
Außenschicht
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Versuchsvorbereitungen
� Proben wurden aus Schweineschwarte ausgestanzt
• Blut wurde gewonnen und mit definierter Dosis Tc 99 versetzt
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Versuchsdurchführung
� Durch einfache Handschuhlagen bzw. doppelte Handschuhlagen wurde automatisiert gestochen
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Auswertung der Messergebnisse
...und mittels der eichfähigen MAESTRO Software ausgemessen und das übertragene Volumen errechnet
• Die Proben wurden im Bohrloch-szintilationsmessgerät deponiert...
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Messergebnisse 1Blutgefüllte Hohlnadel 0,9mm Durchmesser, 6mm Stich tiefe
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Messergebnisse 2Blutgefüllte Hohlnadel 0,6mm Durchmesser, 6mm Stich tiefe
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Messergebnisse 3„runde“ Lanzette, 4 mm Stichtiefe
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Messergebnisse 4Skalpell, 5 mm Stichtiefe
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PSA
Kosten von Schutzhandschuhen zum Infektionsschutz
� Hohe Qualität bedeutet auch höhere Kosten– „besseres“ Material– aufwendigere Fertigung– hohe Standards bei der Qualitätskontrolle
� Höhere Qualität hilft Kosten zu sparen– weniger Defekte des Handschuhs beim Anziehen– Senkung der Handschuhwechselrate– weniger Kosten durch Infektionen bei Mitarbeiter
UND Patient
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Studiendesign
� In einer Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie wurden für rund 4 Wochen während und nach Operationen die benutzten Operationshandschuhe in einem Kunststoffbeutel eingesammelt.
� In dieser Zeit erfolgten Operationen mit einfach getragenen Handschuhen und mit dem Doppelhandschuhindikatorsystem.
� Die Sammlung erfolgte getrennt nach– Chirurg– 1. Assistent– 2. Assistent (selten)– OP-Schwester/Pfleger
� und dominanter/nicht dominanter Hand
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Ergebnisse 1
� 60 Operationen � 1361 Handschuhe� 325 Perforationen� 244 beschädigte
Handschuhe
Fakten
Eine detaillierte Auswertung ist für eine wirklich sinnvolle Interpretation der Ergebnisse notwendig
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PSA
Ergebnisse 3� Darstellung als Tabelle mit allen Daten
� die dann jedoch richtig interpretiert werden müssen.
Risiko NSV – Regeln für den Arbeitsschutz – Präventionsstrategien – Kosten - Diskussion
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Tabelle 3:
Ergebnisse 4
� Tabelle mit ausgewählten Daten
� die dann jedoch auch richtig interpretiert werden müssen.
Mangelnde Geschicklichkeit bei 2 Handschuhen übereinander?
� Nein, Indikatorsystem wurde immer dann gewechselt, wenn ein Defekt sichtbar war.
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PSA
Übersicht Vorteile Nachteile unterschiedlicher handschuhsysteme
KostenErkennbar-
keit Tastsinn Durchstich
Vol.-
Reduktion Inf. -schutz
Einfach + + - + + - - - - - -
Doppelt + + o + + + +
Indikator o + + + + + + + + +
G-Vir - - - - ? + +
Die Verwendung doppelter Handschuhe mit Indikatorfunktion ist bei bekannt infektiösen Patienten, bzw. bei nicht auf Infektionen untersuchten Patienten der Stand der Technik!
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Atemschutz
MundschutzDer Mundschutz kann zwar die Keimausbreitung deutlich reduzieren, er ist aber keine perfekte Hygienemaßnahme, da er den Atemstrom nicht komplett filtriert
Keine Persönliche Schutzmaßnahme, keine belegbare Schutzwirkung für den Träger!
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Dr.-Ing. A.Wittmann50
Partikelfiltrierende Halbmasken
Dr.-Ing. A.Wittmann50
Die partikelfiltrierenden Halbmasken werden nach DIN EN 149 in drei Klassen kategorisiert. (FFP 1 – FFP 3)
Sie sind nur für den einmaligen Gebrauch gedacht.
FFP1 Gesamtleckage:höchstens 25 %, Mittelwerte nicht größer als 22 %
Einsatz u. a. bei Anwendungen mit Hausstaub und Rost
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PSA
Dr.-Ing. A.Wittmann51
Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP2)
Dr.-Ing. A.Wittmann51
FFP2 Gesamtleckage:höchstens 11 %, Mittelwerte nicht größer als 8 %
mindestens 95 %, Einsatz u. a. bei Anwendungen mit Mineralfaser, Steinstaub oder Holzstaub, zur Infektionsverhütung bei Tuberkulosefällen und Schutz vor gesundheitsgefährdenden Stoffen
Schutzmaßnahmen – PSA – Einordnung – PSA im Gesundheitsdienst – Diskussion
PSA
Dr.-Ing. A.Wittmann52
Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP3)
Dr.-Ing. A.Wittmann52
FFP3 Gesamtleckage:höchstens 5 %, Mittelwerte nicht größer als 2 %
mindestens 99 %, Einsatz u.a. bei Anwendungen mit Mineralfaser, Steinstaub, Batteriesäure oder Holzstaubund Schutz vor giftigen Stoffen, sowie vor Tröpfchenaerosolen, krebserzeugenden Stoffen, radioaktiven Stoffen, Enzymen, Mikroorganismen (Viren , Bakterien, Pilzen und deren Sporen)
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PSA
Schutz der Augen vor Blutspritzern
� Schutzbrillen� Brillen (die Brille sollte die
Augen nach Möglichkeit auch seitlich abdecken).
� Kombinierter Augen- und Mundschutz
Dr.-Ing. A.Wittmann
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Quelle: Mölnlycke
Quelle: 3M
PSA
Gefahr durch Handschuhe
� Latex Allergie– Grundsätzlich bestehen bei Naturlatex-Produkten
die Möglichkeiten von Latex-Sensibilisierungen und –Allergien. In diesen Fällen sind Handschuhe aus Nitril, Vinyl und anderen latexfreien Materialien zu empfehlen.
� Feuchtarbeit– ArbMedVV, ab 2h „Angebotsuntersuchung“– Ab 4h Pflichtuntersuchung
Dr.-Ing. A.Wittmann
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Benutzung von PSA
§ 2 Bereitstellung und Benutzung(1) Unbeschadet seiner Pflichten nach den §§ 3, 4 und 5 des Arbeitsschutzgesetzes darf der Arbeitgeber nur persönliche Schutzausrüstungen auswählen und den Beschäftigten bereitstellen, die
1. den Anforderungen der Verordnung über das Inverkehr bringen von persönlichen Schutzausrüstungen entsprechen ,
2. Schutz gegenüber der zu verhütenden Gefährdung bieten, ohne selbst eine größere Gefährdung mit sich zu bringen,
3. für die am Arbeitsplatz gegebenen Bedingungen geeignet sind und4. den ergonomischen Anforderungen und den gesundheitlichen
Erfordernissen der Beschäftigten entsprechen.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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PSA
Fazit Handschuhe
� Gefordert sind hier aus Sicht der Sicherheitswissenschaft die Hersteller , die die vertriebenen Handschuhe zur Schaffung der Rechtssicherheit zusätzlich zur Zulassung als Medizinprodukt auch als PSA zertifizieren lassen müssen um zu verhindern, dass die Arbeitgeber bei der Auswahl von Handschuhen, insbesondere in der Chirurgie in einer „Grauzone“ operieren müssen.
� Das Problem besteht nicht nur bei Handschuhen, sondern auch bei weiteren Medizinprodukten.
Dr.-Ing. A.Wittmann
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Diskussion
� ist eröffnet!
Dr.-Ing. A.Wittmann
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