xv. jahresbericht (1915) der vogelwarte rossitten der deutschen ornithologischen gesellschaft

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489 XY. Jahresberleht (1915) der Vogelwarte Rossltten der Deutsehen 0rnithologisehen Gesellsehaft. Von Prof. Dr. ,i. Thienemann. Allgemeiner Teil. Der Besuch aaf der Vogelwarte war im verflossenen Kriegs- jahre schwiicher wie sonst, aber doch schon bedeutend reger wie in den ersten Kriegsmonaten. Die Menschheit gewShnt sich wie scheint nach und nach an den Krieg und geht wieder mehr seinen alten Neigungen und Besch~ftigungen hath. Vierundzwanzig Seiten des Fremdenbuehes sind mit Besuchernamen gefiillt. Vom Kuratorium war Herr Geheimrat Prof. Dr. Braun im Laufe des hugusts in Rossitten anwesend; ferner besuehten u. a. Herr hmtsriehter Tisehler und Herr Hugo Hildebrandt, Mitglied der ,,Naturforsehenden Gesellsehaft des Osterlandes" in Altenburg studienhalber die Station. Im Juni trafen die Insassen des Offiziers-Genesungsheims aus Rausehen bei einem husfluge auf der Vogelwarte ein. Vortr~tge wurden viel weniger wie sonst verlangt. Am 1. Dezember hatte der Beriehterstatter wieder einmal in der Naturforsehenden Gesellsehaft in Danzig zu spreehen. hnfang Juli wurde die iibliehe Reise naeh den Storehbrut- gebieten in der Memelniederung unternommen. An die Bibliothek haben folgende hutoren, der Zeitfolge naeh aufgeftihrt, Sehriften eingesandt: yon Tsehusi zu Sehmidhoffen, Hallein. W. l-Ienn emann, Werdohl. Professor Dr. E. RSfsler, Agram. Eidgenossensehaftliehe ornithologisehe Kommission (G. yon Burg). KSnigliehes meteorologisehes Institut in Berlin. Erwin Gebhardt, Nflrnberg. Alfred Richard, Neueh~tel. Dr. H. F i s e h e r- Sigwart. Naturhistorisehe Gesellsehaft Niirnberg. Oberstabsarzt Dr. H i 1 b e r t, Sensburg. Freiherr yon Berlepseh und Oberstleutnant Henriei. Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift (O. H e I ms). Albert Hers in Bern. R. S t i m m i n g, Grofs-Wusterwitz. Kurt Sehreiber, KSnigsberg i. Pr. Soeifitd zoologique de Gen~ve (R. P o n e y). Dr. F r. L i n d n e r, Quedlinburg.

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Page 1: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

489

XY. Jahresber leh t (1915) der Vogelwarte Rossl t ten der Deutsehen 0rni thologisehen Gesellsehaft.

Von Prof. Dr. ,i. T h i e n e m a n n .

A l l g e m e i n e r Teil.

Der Besuch aaf der Vogelwarte war im verflossenen Kriegs- jahre schwiicher wie sonst, aber doch schon bedeutend reger wie in den ersten Kriegsmonaten. Die Menschheit gewShnt sich wie scheint nach und nach an den Krieg und geht wieder mehr seinen alten Neigungen und Besch~ftigungen hath. Vierundzwanzig Seiten des Fremdenbuehes sind mit Besuchernamen gefiillt.

Vom Kuratorium war Herr Geheimrat Prof. Dr. B r a u n im Laufe des hugusts in Rossitten anwesend; ferner besuehten u. a. Herr hmtsriehter T i s e h l e r und Herr Hugo H i l d e b r a n d t , Mitglied der ,,Naturforsehenden Gesellsehaft des Osterlandes" in Altenburg studienhalber die Station. Im Juni trafen die Insassen des Offiziers-Genesungsheims aus Rausehen bei einem husfluge auf der Vogelwarte ein.

Vortr~tge wurden viel weniger wie sonst verlangt. Am 1. Dezember hatte der Beriehterstatter wieder einmal in der Naturforsehenden Gesellsehaft in Danzig zu spreehen.

hnfang Juli wurde die iibliehe Reise naeh den Storehbrut- gebieten in der Memelniederung unternommen.

An die Bibliothek haben folgende hutoren, der Zeitfolge naeh aufgeftihrt, Sehriften eingesandt:

y o n T s e h u s i z u S e h m i d h o f f e n , Hallein. W. l - Ienn e m a n n , Werdohl. Professor Dr. E. R S f s l e r , Agram. Eidgenossensehaftliehe ornithologisehe Kommission

(G. y o n B u r g ) . KSnigliehes meteorologisehes Institut in Berlin. E r w i n G e b h a r d t , Nflrnberg. A l f r e d R i c h a r d , Neueh~tel. Dr. H. F i s e h e r- Sigwart. Naturhistorisehe Gesellsehaft Niirnberg. Oberstabsarzt Dr. H i 1 b e r t , Sensburg. F r e i h e r r y o n B e r l e p s e h und Oberstleutnant H e n r i e i . Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift (O. H e I ms). A l b e r t H e r s in Bern. R. S t i m m i n g, Grofs-Wusterwitz. K u r t S e h r e i b e r , KSnigsberg i. Pr. Soeifitd zoologique de Gen~ve (R. P o n e y). Dr. F r. L i n d n e r , Quedlinburg.

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490 J. Thienemann:

Ornithologische Gesellschaft in Bayern (C. C. H e 11 m a y r) Professor R. P o n c y , Genf. C o r n e l S c h m i t t und H a n s S t a d l e r . Kroatische Ornithologische Centrale (Professor Dr. E. R 5 fs I e r). H u g o M a y h o f f u n d R a i m u n d S c h e l c h e r , Dresden. O. y o n W e t t s t e i n . Dr. H e r m a n n R e i c h l i n g , Miinster. T h. W a 1 c h, Mannheim. Staatlich autorisierte Versuchs- und Musterstation ftir Vogel-

schutz in Seebach ( F r e i h e r r y o n B e r l e p s c h ) . W e r n e r H a g e n , Liibeck. W i l h e l m R t i d i g er. Herr Prof. C. G. S c h i I I i n g s stiftete seine beiden priichtigen

Werke: ,,Mit Blitzlicht und Btichse" und ,,Zauber des Elelescho". Herr Amtsrichter R u m p aus Berlin-Wilmersdorf schenkte das Buch yon Ferd. Baron Droste-Htilshoff: ,,Die Vogelwelt der Nordseeinsel Borkum." Herr E r i c h S p e e r aus Forsthaus Domatschine stiftete ftir den Beringungsversuch 5 M.

Allen den gtitigea Gebern sei der verbindlichste Dank hier abgestattet. Auch soil bemerkt werden, dafs die Provinz Ost- preuhen in dankenswerter Weise die Beihilfe yon 300 M. bis zum Jahre 1920 welter bewilligt hat.

Mit Freuden mufs es begriifst werden, dais das K 5 n i g I i c h e I n s t i t u t f i i r M e e r e s k u n d e in Berlin der Vogelwarte in seinem Museum eine Stiitte bereiten will. Die Arbeitsweise uad die Ziele der Warte sollen durch ausgestellte grofse Bilder und Zugkarten sowie Serien yon Prii.paraten veranschaulicht werden.

Ein ununterbrochenes Wohnen des Berichterstatters w~hrend der Zugzeiten in der Beobachtungshtitte Ulmenhorst ist wiihrend des Krieges nicht mSglieh, erstens des Nahrungsmittelmangels wegen und zweitens well der Vogelwartendiener, der die regel- m~fsige Verbindung zwischen dem Dorfe Rossitten und der Htttte herzustellen hat, zum Heeresdienst eingezogen ist.

Es dtirfte die Frage interessieren, ob und in wiefern der Krieg auf den Vogeizug einwirkt und oh auf der Kurischea Nehrung etwas davon zu merken ist? Der Unterzeichnete hat dartiber bereits einen Vortrag in der Faunistischen Sektion der Physikalisch- 5konomischen Gesellschaft in KSnigsberg gehalten. Hier soil nur soviel gesagt werden, dab in Ulmenhorst nichts oder sehr wenig yon solcher Einwirkung his jetzt zu merken ist. Der Zug ver- liiuft in normaler Weise. blur eins war auffallend: Im Herbste 1915 sind viel weniger Kr~hen yon Norden nach Stiden tiber die Nehrung gewandert wie in Friedensjahren. Da wir nun dutch den Beringungsversuch die Herkunft der nordischen Kr~hen genau kennen und wissen, dais sie von den russischen Kriegs- schaupliitzen aus den Ostseeprovinzen herkommen, so ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dafs die Ftille yon Nahrung, welche

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XV. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 4 9 1

das Kriegsgettimmel in den Tierkadavern und sonstigen hbfall- stoffen bietet, die Kriihea an err und Stelle zurtickgehaltan hat. Damit stimmen sehr gut die Nachrichten tiberein, dais auf den Schlachtfeldern des Osten immer unermefsliche Scharen yon Kr~then anzutreffen waren, und dais sich im Westen im Herbst und Winter 1915 ein auffallender Mangel an Zugkriihen bemerkbar machte. Eine Vogelart hat sich also durch Vorhandeasein reicher Nahrung yon der gewohnten Stidwanderung abhalten lassen. - -

Bericht Uber den Beringungsversuch in den Jahren 1914 und 1915.

Dais der Weltkrieg auf den Vogelberingungsversuch, als auf ein internationales Unternehmen hemmend einwirken mufste, leuchtet ohne weiteres ein. Die Nachrichten aus den feindlichen Liindern fehlen, und die Zahl der Markierungen ist natfirlich bedeutend zurtickgegangen. Im Laufe der Jahre hatte sich ein ansehnlicher Kreis yon treuen und eifrigen Vogelwartenmitarbeitern zusammengefunden. In alle Winde sind die betreffenden Herren jetzt zerstreut, und eine ganze hnzahl ist schon gefallen. Wie oft sind schon Briefe und Postkarten an die Vogelwarte zurtick- gekommen mit dem kurzen abet vielsagenden Vermerke: ,,Adressat gefallen", oder AngehSrige schreiben, dais der betreffende Em- pfiinger schon iiingst nicht mehr unter den Lebenden sei.

Und doch tours man sich wundern, dafs in den beiden Kriegsjahren 1914 und 1915, die hier in Bearbeitung vorliegen, noch so vial Material zusammengekommen ist, und darunter recht bamerkenswerte F~tlle, die neue Gesichtspunkte eriiffnen. Aus dam neutralen Auslande trafen verhtUtnismiffsig oft Notizen ein. Ganz besonders erfreulich ist aber die treue Mitarbeit einer ganzen Reihe yon Herren, die jetzt im Felde stehen, worauf schon im vorigen Jahresberichte hingewiesen warde, und es sell nicht unterlassen werden, an alia beteiligten Kreise den verbind- lichsten Dank abzustatten.

Schon iifter ist auf den e r z i e h e r i s c h e n W a r t des Vogelberingungsversuches hingewiesen worden. Der Brief eines ostpreufsischen Lehrers, der ohne irgend eine voraufgegangene Aufforderung oder Unterweisung an die Vogelwarte gelangte, sagt mehr tiber dieses Theme, als weitschweifige Eriirterungen. Er mag daher hier folgen. Der Herr schreibt unterm 11. August 1915 : , . . . . . . . "

Als ich vor 13 Jahren in diese vogelreiche Gegend kam, hatte ich sofort gegen eine starke Neigung zur Nestriiuberei bei den Knaben anzukiimpfen, und bei einigen zur Rohheit neigenden und schlecht erzogenen Schtilern halfen auch die empfindlichsten Strafen nichts. Es widerte reich geradezn an, solche Schiller immer wieder strafeu zu mtissen, blos am sie nicht ungastraft

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492 J. Thienemann:

zu lassen. Das wurde mit einem Sehlage anders, als ich im Friih- jahr 1914 yon Ihnen Ringe erhielt und mit dem Beringen begann. Gelegentlich fragte ich da einmal, ob jemand ein u wiffste, und eine Schillerin wufste ein H~nflingsnest mit grofsen Jungen. Gleich in der n~chsten Naturkundenstunde machten wir uns alle auf den Weg, die kleinen V5gel zu schmilcken, wie ich sagte. Selbstverst~ndlich erz~hlte ich auch einiges ilber den Zweck der Obung. Das gefiel den Schillern, und sie meldeten im Lauf der Zeit ziemlich viele Nester, so dais ich vermute, sie haben danach gesucht. Die meisten Schiller verschwiegen jedoch gefundene Nester sogar dem besten Freunde, so dafs einige mal 2 Schtiler reich an dasselbe l~est filhrten und erstaunt waren, dafs aufser ihnen noch jemand datum wufste. Ja, mein verkommenster Schttler, der das 8tehlen nicht lassen kann, da seine Matter alles yon ihren Kindern ge- stohlene in Gebrauch nimmt, meldet mir getreulich jedes yon ihm gefundene Vogelnest. Besonders grofs war Erstaunen und Freude bei den Schiilern, als ich denselben im Winter Ihre Karte yon der an der Ebromilndung erlegten, bei Steinort beringtea Lach- mSwe vorlas. Zu jeder Beringung nehme ich die Schiller mit, wenn es irgend geht, und ich wilrde auf dieses Erziehungsmittel ungern verzichten."

Man sieht, welchen hohen vogelschiltzlerischen Weft der Beringungsversuch, in die richtigen H~nde gelegt, haben kann. - -

Die folgenden, dem eigentlichen Texte voraufgehenden Zu- sammenstellungen sind nach den beiden Jahren 1914 und 1915 getrennt behandelt, die Versuchsergebnisse selbst dagegen nicht, weil das ftir die wissenschaftliehe Auswertung nicht nStig ist.

hn Jahre 1914 wurden folgende VSgel auf tier Vogelwarte Rossitten selbst beringt:

1 ManteimSwe (Larus marinus) 3 SturmmSwen (Zarus canus)

209 Lachmfwen (Larus ridibundus) 16 Flufsseeschwalben (Sterna hirundo) 2 Eisenten (~Tyroca hyemalis) 4 Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) 1 Sperber (Accipiter nisus) 1 Miiusebussard (Buteo buteo) 2 Rauhfufsbussarde (Archibuteo lagopus) 1 Rauchschwalbe (Hirundo rustica) 9 Mehlschwalben (Ddichon urbiva)

46 Nebelkriihen (Corvus cornix). Dazu kommen noch

11 weil'se St5rche (Ciconia ciconia), die nicht iu Rossitten, sondern yore Berichterstatter in Adl. Spandienen bei KSnigsberg i./Pr, markiert wurden.

Zusammen 306 VSgel.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 498

Im ganzen wurden im Jahre 1914 folgende Ringe gebraucht (entweder in Rossitten selbst verwendet, oder nach aasw~trts abgegeben): 10 ftir AuerhRhne (Spiralringe)

52 Adler 1077 - StSrche 2863 - Kriihen und RaubvSgel 5307 - Miiwen und andere Viige[ in dieser Griifse 4505 - Drosseln, Stare und dergleichen 4089 - KleinvSgel.

Zusammen 17903 Stack.

Von diesen Ringen wurden auf der Vogelwarte an andere Interessenten selbst verbraucht : abgegeben :

Auerhahnringe - - Stiick 10 StUck Adlerringe 52 Storchringe 13 1064 Kriihenringe 55 - 2808 MSwenringe 209 - 5099 Drosselringe 16 4489 Kleinvogeiringe 13 - 4076 -

306 Stiick 17598 Stack + 306 -

Zusammen 17904 Stiick.

Im Jahre 1915 wurden folgeado VSgel auf der Vogelwarto Rossitten selbst gezeichnet:

1 EismSwe (Larus glaucus) 1 HeringsmSwe (Larus fuscus) 3 SturmmSwen (Larus canus)

160 LachmSwen (Larus ridibundus) 67 Flufsseeschwalben (Sterna hirundo)

2 hlpenstrandl~iufer (Tringa alpina) 4 Bogenschnab|ige Strandliiufer (Tringa ferruginea) 1 Fischreiher (Ardea cinerea) 1 Rohrweihe (Circus aeruginosus) 3 Mausebussarde (Buteo buteo)

10 Rauhfufsbussarde ( Archibuteo lago~vus) 2 Seeadler (Haliaetus albiei~la)

12 Nebelkriihen (Corvus cornix) 1 Saatkrithe (Corvus frugilegus) I Elster (_Pica pica)

132 Stare (Sturnus vulgaris) 2 Buchfinken (Fringitla coelebs)

11 Grtinlinge ( Chloris chloris) 2 Goldammern (Emberima citrinelZa)

416 Joura. L Ora. L x l V . Jahrg. Oktober 1916. ,~.':t

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494 J. Thienemaan :

416 2 Kohlmeisen (Parus major) 8 Amseln (Turdus merula) 9 Rotkehlehen (Erithacus rubeculus)

Zusammen 435 VSgel.

Im ganzen wurden im Jahre 1915 folgende Ringe gebraucht (entweder in Rossitten selbst verwendet, oder nach auswiirts abgegeben): 28 far Adler

194 - StSrche 574 Kr~ihen und RaubvSgel

1009 - MSwen uud andere Viigel in dieser GrSfse 1185 Drosseln, Stare und dergl. 1412 - Kleinv6gel

Zusammen 4402 Stack.

Von diesen Ringen wurden auf der Vogelwarte an andere Interessenten

verbraucht: abgegeben : Adlerringe 2 Stack 26 Stack Storchringe 1 - 193 Kriihenringe 28 - 546 MSwenringe 165 844 Drosselringe 207 - 978 Kleinvogelringe 32 - 1380

1914

8 9

56 1 1 2 4 1

6 5 2 1

2 98

Zusammen 435 Sttick

1915

2 2

27 1 2 1

1 9

1

2 1

49

3967 Stack + 435 -

Zusammen 4402 Stfick.

Z u r t l c k g e m e l d e t oder z u r i i c k g e l i e f e r t wurden in den Jahren 1914 und 1915 folgende

VSgel: Nebelkr~ihen (Corvus cornix) StSrche ( Ciconia ciconia) LachmSwen ( Larus ridibundus) SilbermSwen (Larus argentatus) MantelmSwen (Larus marinus) HeringsmSwen (Larus fuscus) Sturmmiiwen ( Larus canus) Flufsseeschwalbe (Sterna hirundo) Mittlerer Sager (Mergus serrator) Stockenten (Anas boschas) Krickenten ( Anas crecca) Kiebitze (Vanellus vanellus) Isliindischer Strandlitufer (Tringa canutus) Bliffshiihner (Fulica atra) Fischreiher (Ardea r

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1914 98

1 1

14 1

1 4

1 4 1 2 1 2

4 3

1 1 5 1

I0 26

2 2 1 3 4

13 1 1 2 1 5

1 1

219

1915 49

1

3

1 1 4 1

2

1 3

XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten.

2 18 2

12 3

2 1

l I i~l Vsg,eL, Zusammeu 330 VSgel iu 59 Arten.

Ringeltaube (Columba palumbus) Hohltaube ( Columba oenas) Turteltaube (Turlur turtur) Jagdfasanen (_Phasianus colchicus) Rebhuhn (t~erdix perdix) Htihnerhabicht (Astur palumbarius) Sperber ( Accipiter nisus) M/iusebussarde (Buteo buteo) Gabelweihe (Milvus miZvus) Wanderfalke (Falco peregrinus) Turmfalken ( Cerchneis tinnuncula) Uhu (Bubo bubo) Waldohreulen (Asio otus) Sumpfohreule (Asio accipitrinus) Waldk~iuze (Syrnium aluco) Mauersegler ( Apus apus) Rauchschwalben (Hirundo rustica) Mehlschwalben ( Delichon urbica) Grauer Fliegenschn~.pper ( Muscicapa grisola) Trauerfliegenschns ( Muscicapa atricapilla) Kolkrabe (Corvus corax) Rabenkr~then (Corvus corone) Saatkriihe (Corvus fru.qilegus) Dohlen ( Colaeus monedula) EIster (_Pica pica) Stare ( Sturnus vulgaris) Grfinlinge ( Chloris chloris) Haussperlinge (Passer domesticus) Buchfinken ( FringiUa coelebs) Grofse Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) Baumpieper ( Anthus trivialis) Kleiber (Sirra) Koh[meisen (Parus major) Blaumeisen (Parus caeruleus) Sumpfmeisen Haubenmeise MSnchsgrasmiicke (Sylvia atricapilla) Singdrosseln ( Turdus musicus) Wachholderdrossel ( Turdus pilaris) hmseln ( Turdus raerula) Drossel spec. ? Hausrotschwanz (Crithacus titys) Gartenrotschwanz ( Erithacus phoenicurus) Rotkehlchea ( Erithacus rubeculus).

33*

4 9 5

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496 J. Thienemann:

N e b e l l e ~ h e n (Corvus cornix). a) h l s Z u g k r t i h e n b e i R o s s i t t e n o d e r U l m e n -

h o r s t g e f a n g e n u n d b e r i n g t l o s g e l a s s e n . Zunt~chst folgen drei Stficke aus den russischen B rutgebieten.

1) Nr. 5208. Gezeichnet am 25. Oktober 1910. E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 8./21. Mai 1914

auf dem Gute Saulhof etwa 3--4 km sfidlich yon L is d en bei W o l m a r in L i v l a n d geschossen. Eine sichere Brutkriihe.

Meldung dutch Herrn H a r a l d B a r o n L o u d o n . Der untere Rand des Ringes ist dutch das 31/~j~ihrige

Tragen schon ganz abgeschliffen. Verschlufs noch lest, wenn auch etwas glatt gescheuert.

Jahrelange Erfahrung hat gezeigt, dafs die hbnutzung der Ringe bei den einzelnen Versuchsv6geln ein und derselben Art recht verschieden ist, was auf ein charakteristisches Benehmen und Gebaren des einzelnen Individuums schliefsen lttfst. Ein Ver- gleich aus dem Menschenleben sei gestatttet: Muncher trtigt seine hnzfige ewig lange, withrend der andere in kurzer Zeit damit fertig ist. Woran das liegt, vermag man oft nicht genau anzugeben.

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 6 Monate, 13 Tage. E n t f e r n u n g y o n R o s s i t t e n : ca. 380kin nach NO.

2) Nr. 22111. Gezeiehnet am I. April 1914, E r b e u t u n g s d a t u m u n d O f t : Am28. Juni 1914 in

J u d a s e h bei S e g e w a l d , L i v l a n d , yon einem Busch- wttchter geschossen.

Meldung dutch Herrn Verwalter F r. A r s e h i n, der mit- teilt, dais es sich anscheinend um eine Brutkr~the handele. Der Ring wird eingeschickt.

Eine weitere Nachricht folgt unterm 6. Juli 1914 durch die Riga'sche Rundsehau.

R i n g g e t r a g e n : fast 3 Monate. E n t f e r n u n g y o n R o s s i t t e n : ca. 340 km nach NO.

3) Nr. 21775. Gezeichnet am 13. Oktober 1913 in Ulmen- horst bei Rossitten.

E r b e u t u n g s d a t u m und O r t : h m l . Juli 1 9 1 4 b e i J a l - k a 1 a bei Terijoki, Sanatorium Pitkiij~rvi, Gouvernement W i b o r g im stidlichen Finland yon Herrn E u g e n C h r i s t i a n i geschosseu.

Der Herr schickt den Ring ein uud teilt noeh Nttheres fiber die Erbeutung mit: Auf seiner Scheune fielen damals 3 Nebei- krtihen ein aus einem Fluge yon ca. 10 Stfick, die auf einen Dfingerhaufen beim Sehweinestall safsen. Die beiden mit dem Ringvogel zugleich erlegten Stficke waren Junge diesjiihriger Brut, sodafs anzunehmen ist, dafs sie dem Neste der Ringkrtihe an- gehSrt haben.

R i n g g e t r a g e n : 8 Monate, 17 Tage. E n t f e r n u n g v o n R o s s i t t e n : e t w a 8 0 0 k m n a c h : N O .

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossittcn. 497

Es folgen zwei Sttiek aus P o m m e r n:

4) Nr. 456. Gezeichnet am 4. Oktober 1906. Herr E b e l , Lehrer in P e t e r s h a g e n bei C a s e k o w

in P o m m e r n ~ Bez. Stettin, schreibt unterm 13. Januar 1915, dafs er auf der Feldmark Casekow (siidlicher Tell des Kreises Randow) eine erlegte mit Ring Nr. 456 gezeichnete Nebelkr/ihe gefunden babe. Unterm 17. Februar 1915 schickt Herr Ebel den Ring ein und bemerkt noch, dais die Kr~the beim Auffinden bereits yon Raubzeug sehr angeschnitten gewesen sei, weshalb sie nicht abgeschickt werden konnte.

R i n g g e t r a g e n : 8 Jahre, 3 Monate, 9 Tage. E n t f e r n u n g y o n R o s s i t t e n : ca. 480kin nach SW. Im Winterquartiere erbeutet. Das ist die /ilteste von den

his jetzt zurfickgemeldeten Ringkr/iben. Der Ring ist ein M 5 w e n ring; ffir Kr/ihea also eigentlich

etwas eng. Er ist seincr Zeit verwendet worden, weil die Kr/ihen- tinge gerade fehlten. So hat er dem Fufse fast angelegen, konnte nicht hin- und herrutschen, und ist deshalb nicht sehr abgescheuert. Aufschrift gut zu lesen. Ein ganz locker sitzender eigentlicher KrRhenring hRtte sieh in den 8 Jahren viel mehr abgenutzt. Bein ganz gesund. Trotzdem rate ieh nicht, in Zukunft etwa enge Ringe zu verwenden. Man sieht aber, dafs auch ein verh~tltnis- m~ifsig enger Ring, der natilrlich nicht einschntiren darf, dem Vogelbeine nichts schadet.

5) Nr. 16665. Gezeichnet am I. April 1913. Herr G. K o e h l e r , Dentist in M a s s o w in Pommern,

schreibt, dais ein Patient yon ibm Mitte April 1914 auf der Feldmark T o 1 z bei M a s s o w eine tote Kriihe, die beiliegen- den Ring um einen St~inder trug, gefunden habe.

R i n g g e t r a g e n : Etwa I Jahr. E n t f e r n u n g y o n R o s s i t t e n : ca. 430 km nach SW. Die Kr/ihe ist also am I. April 1913 bereits auf dem

Friihjahrsrfiekzuge begriffen gewesen, wobei sie bei Rossitten gefangen und beringt wurde. Mitre April 1914 befand sie sieh dagegen noch in der Winterherberge in Pommern.

Es folgt ein Stfick aus tier U k e r m a r k :

6) Nr. 16701. Gezeiehnet am 2. April 1913. Unterm 18. Oktober 1914 schreibt Herr Geheimrat Professor

Dr. A e r e b o e aus C a r m z o w , Post B r i i s s o w , Ukermark, dafs diese Kr/ihe am genannten Tage unter den mit Strychnin- m~iusen vergifteten Kr/ihenkadavern aufgefunden worden sei.

Unterm 13. November 1914 schickt Herr Dr. v o n T e m p s k i e, Breslau, Matthiasplatz 5 im Auftrage yon Herrn Geheimrat Aereboe den Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 6 Monate, 16 Tage. E n t f e r n u n g vom N e s t e : 485 km naeh Stidwesten.

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498 J. Thienemane:

Die Kr~ihe hat am 2. April 1913 ihre Reise nach dem niird- lichen Brutgebiete fortgesetzt und befand sich am 18. Oktober 1914 schon wieder in der Ukermark auf dem Herbstzuge.

Es folgt ein Stfick, das wieder einmal die alte Erfahrung best~tigt, dafs die KrRhen bei ihren Herbst- und Frfihjahrsztigen immer dieselbe Strafse benutzen.

7) Nr. 21745. Gezeichnet am 13, Oktober 1913 in Ulmen- horst.

Im MRrz 1914 in S a r k a u auf der Kurischen Nehrung gefangen. Der Ring wurde am 26. Juli 1914 durch Herrn Lehrer H e r m a n n aus Sarkau auf der Vogelwarte abgegeben.

R i n g g e t r a g e n : ca. 6 Monate. E n t f e r n u n g y o n U l m e n h o r s t : 17 km nach S. Die Fundorte sRmtlicher diesj~hrigen Ringkr~then fallen in

das alte bekannte Zug- oder Besiedelungsgebiet hinein.

b) A l s J u n g v S g e l im N e s t e m a r k i e r t .

8) Nr. 4241. Gezeichnet im Neste am 8. Juni 1913 yon Herrn Wolfgang Johansen bei T o m s k , S i b i r i e n unweit der Villa Johansen.

Geschossen am 31. August 1913 bei T o m s k ca. 2 km 5stlich yore Markierungsort yon dem Realschiiler Korelsky.

Nachricht yon Herrn Johansen. R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 23 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 2 kin. Vorl~tufig in der N~he des Nestes verblieben. Zur Zeit der

Erbeutung war allerdings die Zugzeit noch nicht angebrochen. Versuche mit sibirischen Kr~hen sind sehr wichtig, da sie Vergleichsmaterial zu den ostpreufsischen Ziigen bringen k5nnen.

9) Nr. 9361. Der Ring ist durch Vermittelung des Herrn Major v o n L u c a n u s am 23. August 1912 an die OberfSrsterei L i e b e n w a l d e in der Mark gegeben worden.

E r b e u t e t wurde die betreffende Nebelkr~he am 20. Miirz 1915 auf der Feldmark des Rittergutes K r o s i g k im Saalkreis, Provinz Sachsen.

Nachricht unterm 2. April 1915 durch Herrn Dr. N e u b a u r , Leutnant 11. Kompagnie; 4. Matrosen-Regiment; 2. Marine-Division aus Briigge, Belgien.

Ri n g g e t r a g e n : Unbestimmt, da Markierungsdatum nicht bekannt.

E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : etwa 175 km each SW.

10) Nr. 26438. Gezeichnet am 28. Juni 1915 als Nestvogel im Walde bei J o z e fo w o (r u s s i s ch P o I e n -L o mz a) durch Herrn G. R e i n h a r d t , Leutnant 20. Armeekorps; 41. Division ; Ersatz Regiment 1. E; 33. Ersatzbataillon; 1. Kompagnie.

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XV. Jabresbericht der Yogelwarte Rossitten. 499

E r b e u t e t am 8. August 1915 bei B o r k o w o in der 6egend yon L o m z a.

Nachricht mit Ring unterm 8. August 1915 durch Herrn Unteroffizier G r fin h a g e n , 2. Reserve-Park-Kompagnie, Fufs- artillerie Regiment 17, zur Zeit Kolno, Russisch Polen.

R i n g g e t r a g e n : l Monat, II Tage. Naeh dem Ausfiiegen zun~chst in der Gegend geblieben.

R a b e n k r 9 3 a o n (Corvus corone).

Zun~tehst sollen die einzelnen Stticke aufgez~ifit werden, worauf zusammenfassende Bemerkungen folgen.

1) •r. 23303. Gezeichnet als junger Vogel am 2. Juni 1914 in Blankensee bei L rib e c k , durch Herrn W. B 1 o h m.

Nach einer Mitteilung yon Herrn O. M 5 l 1 e r , Oberbussau, Kreis L f i b e c k yore 30. M~irz |915 yon ibm am selben Tage im Revier O b e r b u s s a u erlegt.

E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 7 kin. Nach fast 10 Monaten in der N~ihe des heimatlichen Nestes

wieder angetroffen.

2) Nr. 22087. Gezeichnet am 16. Mai 1914 als Nestvogel yon Herrn H. K l e m m in G l a u c h a u , S a c h s e n .

Herr R o b e r t P o n i t z , HSlzel bei Glauchau schreibt, dafs er diese KrRhe am 10. Juni 1914 in den N a u n d o r f e r W i e s e n verendet auf~efunden babe. Der Kadaver war noeh warm. Der Fundort liegt in niichster N~the des Markierungsortes.

Unterm 23. Juni 1914 sehickt der Herr den Ring und eine Notiz aus dem Glauchauer Tageblatt und hnzeiger ein.

Naeh 25 Tagen in der N~ihe des heimatlichen Nestes wieder angetroffen.

8) Nr. 15869. Gezeiehnet im Frtihjahr 1913 in der Kiinig- lichen Oberfi)rsterei Weilmiinster, Kreis 0 b e r I a h n, H e s s e n- N a s s a u .

Herr E. H e n n e m a n n , Lehrer in Laubus-Eschbach, Bez. W i e s b a d e n schreibt, dafs er diese beringte Kr~ihe am 11. April 1914 in seinem Jagdrevier R o h n s t a d t geschossen habe. Der Ring, der aus dem Briefumschlag herausgerutscht war, trifft Anfang Mai in Rossitten ein. Er wurde im Bahnpostwagen des Zuges 7 Eydtkuhnen--Dirsehau gefunden.

Nach etwa 11 Monaten 4 km yore heimatlichen Neste ent- fernt angetroffen.

~) Nr. 16613 und 16614. Gezeichnet als Nestviigel am 15. Mai 1913 in Mtihle 0 1 k o f e n bei H o h e n t e n g e n , Wiirttemberg yon Herrn Seminarist O t t o R a u c h.

5lath Mitteilung des Herrn J. S o m m e r , Schultheifs und Landtagsabgeordneter in B e i z k o f e n bei t t o h e n t e n g e n ,

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500 J. Thienemann:

sind diese beiden Krtihen yon ihm am 28. Februar 1914 erlegt worden.

Nach 9 Monaten, 13 Tagen in der N~.he des heimatlichen Nestes wieder angetroffen.

5) Nr. 5001. Gezeichnet am 9. Mai 1913 als Nestvogel im Mooswald bei F r e i b u r g im B r e i s g a u yon Herrn cand. rood. R. S e h e l c h e r .

Herr J. S i n g I e r , Oberjfiger in St. Georgen im B r e i s - g a u in B a d e n teiit mit, dais er am 10. April 1914 diese Kriihe auf den Rieselfeldern der S t a d t F r e i b u r g geschossen habe.

R i n g g e t r a g e n : II Monate. Nach 11 Monaten 3 km vom heimatlichen Neste entfernt

angetroffen.

Z u s a m m e n f a s s u n g : Die vorliegeuden 5 Rabenkrtihen geben willkommene Gelegenheit zu Vergleichen mit den Nebel- kr~ihen. Der Ringversuch hat gezeigt, dafs sich auch die in Ost- und Westpreufsen e r b r f i t e t e n Corvus cornix im Herbste auf die Wander schaft begeben. Im Gegensatz dazu scheinen die Rabenkr~ihen grofse $efshaftigkeit zu zeigen. S~imtliche ftinf VersuchsvSgel wurden in n~ichster Niihe ihres heimatlichen ,~estes wieder angetroffen, und zwar vier davon erst in dem auf die Geburt folgenden Friihjahre. Da liegt die Vermutung nahe, dais die Viigel den Winter fiber mit ihren Genossen abwesend gewesen sind, um im Friihjahre an die alte Brutstelle zurfick- zukehren. Um fiber diese Frage Klarheit zu bekommen, wandte sich der Berichterstat ter an einige yon den Herrn, die die be- treffenden Versuchs-Rabenkriihen markiert oder erlegt hatten, ntimlich an Herrn B l o h m in Lfibeck, an Herrn Landtags- abgeordneter J. S o m m e r in Beizkofen, Wtirttemberg, und an die KSnigliche Oberfiirsterei W e i I m ti n s t e r in Hessen-Nassau. Von allen drei Stellen wird tibereinstimmend angenommen, dais die betreffenden Rabenkr~ihen als S t a n d v ii g e I in derselben Gegend verblieben sind. Herr B 1 o h m berichtet ergiinzend noch yon einer bestimmten Rabenkriihe, die er schon seit mindestens 6 Jahren immer in ein und demselben Reviere, ja auf demselben Baume angetroffen hat. Sie ist an einem absonderlichen Stimm- laute genau zu erkennen.

Die Beobachtungen beziehen sich sowohl auf Nord-, als auch auf Sfiddeutschland.

Kolkrabe (Corvus cor~) .

Nr. 8313. Gezeichnet als Nestvogel am 27. Mai 1913 im Jagen 137 des Belaufs Wolfsgrund der K6niglichen Oberf6rsterei W i s c h w i 11, Ostpreufsen, durch den KSniglichen Hegemeister Herrn R o e g 1 e r in Wolfsgrund. Der Vogel flog frei umher.

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XV. Jahresbericht der Vogelwaxte Rossitten. 501

Unterm 18. Mai 1914 schreibt die KSnigliche OberfSrsterei Wischwill, dafs dieser Rabe am 3. Mai 1914 in der N~he der Abdeckerei Abbau Szugken infolge einer Schufsverletzung ein- ge~angen aufgefunden wurde.

R i n g g e t r a g e n : fast ein Jahr. E n t f e r n u n g v o m N e s t : ca. 5 kin. An derselben Stelle verblieben. Dieser eine Fall 1Mst aber

noch keine weiteren Schlfisse zu. Es sei daran erinnert, dais der Kolkrabe auf der Kurischen Nehrung zuweilen unter Kr~ihen z i e h e n d beobachtet wird.

Saatkr~he (Corvus frugilegus). Nr. 22055. Gezeichnet am 20. Mai 1914 als Nestvogel yon

Herrn K e d e n , S t e d e s a n d , S c h l e s w i g - H o l s t e i n . Nach einer Mitteilnng yon Herrn C. S ii n k s e n, Bargum=

Miihle bei MSnkebiill, Schleswig-Holstein, hat der Herr diese Kr~ihe auf seinem dortigen Jagdrevier am 8. Juli 1914 erlegt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 18 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 6 km nach SO. Vorl~iufig in der Umgebung des Nestes verblieben.

StSrohe (Ciconia ciconia). HSchst auffallend ist die Tatsache, dais in den letzten Jahren

(auch schon vor dem Kriege) viel weniger RingstSrche aus Afrika zuriickgemeldet werden wie friiher. Das dort noeh solche in grofser Zahl erbeutet werden, unterliegt ftir mich keinem Zweifel. Sind doch die Markierungen ununterbrochen fortgesetzt worden. Abel" die Nachrichten fehlen. Warum? weirs ich nicht. Gut, dafs die 5stliche Zugstras bereits gekl~rt ist.

Aus den Jahren 1914 und 1915 kann kein einziger Storch aus Afrika geboten werden. Auch yon der westlichen Zugstrafse liegt keiner vor. Dagegen sind recht interessante Belege flit die ,,Rtickkehr in die Hcimat" und fiir das Briiten yon RingstSrchen zu verzeichnen.

a) R t i c k k e h r d e r S t S r c h e in i h r H e i m a t g e b i e t .

1) Nr. 658. G e z e i c h n e t am 16. Juli 1907 bei Herrn B e s i t z e r K a r l D a n o w s k i i n G r a b n i c k , K r e i s L y c k , O s t - preufsen von Herrn W a r d a , Grabnick.

E r b e u t e t im Juli 1913 in N o r d e n t h a l , Post W i e - I i t z k e n, Kreis O I e t z k o, Ostpreufsen.

Nachricht durch Herrn Generalsekret/ir Dr. H i 11 m a n n, KSnigsberg i. Pr., Lange Reihe 3 (Landwirtschaftlicher Zentral- verein). Der Ring liegt dem Schreiben bei.

R i n g g e t r a g e n : 6 Jahre. E n t f e r n u n g veto N e s t e : ca. 28 km nach NO.

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502 J. Thienemann:

2) Yr. 523. Gezeicbnet am 29. Juni 1908 yon Herrn FSrster K l e m u s c h in Forsthaus T e l l e h n e n bei R i n a t t , Ost- preufsen.

Herr Rittergutsbesitzer P a u I y, Prautlack bei S c h i p p e n- b e i l , Kreis F r i e d I a n d, Ostpreufsen teilt mit, dafs der dem Schreiben beiliegende Ring etwa am 22. Mai 1914 einem auf dem Rittergute H o n i g b a u m bei S c h i p p e n b e i l verendet auf- gefundenen Storche abgenommen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : etwa 5 Jahre, 11 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 65 km nach S.

3) und 4) Yr. 57 und 64. Gezeichnet am 20. Juni 1906 in S e l i g e n f e l d bei KSnigsberg i. Pr. durch den Verfasser selbst.

Herr W. P a n c r i t i u s, Oberstabsveteriniir a. D., KSnigs- berg i. Pr., Sackheim r. Str. 82 teilt folgendes mit: Beiliegend die St~inder yon 2 RingstSrchen, leider aber nur die St~inder und nicht die ganzen StSrche, die beide nicht mehr zur Priiparation geeignet waren. Erbeutet wurden die StSrche Nr. 64 am 25. Juni, und Nr. 57 am 29. Juni 1914 auf der Rittergutsfiur Adlig- S t e i n b e c k bei G u t e n f e l d bei KSnigsberg i. Pr. Aufdem Gute Adlig-Steinbeck nisten keine StSrche, wohl aber in den n~icbst benachbarten DSrf~'rn Steinbeck und Steinbeckellen.

Storch Yr. 64 scheint tiberhaupt kein Nest gehabt zu haben, da er viel auf den Diiehern des Gutes safs.

Storch Nr. 57 kann seinem ~ufseren nach ein M~nnchen gewesen sein. Untersucht ist er nicht.

R i n g e g e t r a g e n : 8 Jahre. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 6 kin. (Vergl. XIV. Jahresbericht, J. f. O. Juliheft 1915, Seite 49.8

unter Nr. 12.) Diese beiden StSrche sind die ~ltesten bisher gemeldeten

RingstSrche. 5) Yr. 4538. Gezeichnet mit 2 Geschwistern in] Jahre 1911

in W a r n s d o r f b e i T r a v e m i i n d e im Fiirstentume Ltlbeck durch Herrn E r n s t L o h m a n n .

E r b e u t e t : Ende Juni oder Anfang Juli 1915 in G a a r z , Kreis O l d e n b u r g in H o l s t e i n verendet aufgefunden. Voraussichtlich yon einem Fuchse zerrissen.

Nachricht mit Ring durch Herrn B lti m e I, Inspektor in Grofs-Hammer, Kreis Trebnitz, Schlesien unterm 23. Juli 1915.

R i n g g e t r a g e n : 4 Jahre. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 34 km nach N. In die engere Heimat zurtickgekehrt.

Von den eben aufgeftihrten 5 VersuchsstSrchen, die alle in ihr engeres Heimatgebiet, zum Teil in allern~ichste N~ihe des Nestes, zuriickgekehrt sind, ist nicht mit Sicherheit festgestellt

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 508

worden, ob sie gebrtitet haben oder nicht. Da es ganz alte, seehs- und achtj~ihrige Tiere sind, so ist natfirlich mit Sieherheit an- zunehmen, dais sie schon 5fter in der betreffenden Gegend zur Brut geschritten sind; abet in dem Erbeutungsjahre liefsen sie eine Pause im Brutgesch~ft eintreten, trieben sich als RaubstSrche umber, und das war ihr Verderben. hlles das sagen uns die bisherigen Ergebnisse des Ringversuches und die veto Verfasser angestellten ,,Storchjunggesellen"-Untersuchungen.

b) Das B r t i t e n y o n R i n g s t S r c h e u u n d d i e B e o b a c h t u n g b e r i n g t e r S t S r c h e a u f N e s t e r n .

6) Nr. 3629. Gezeichnet im Sommer 1910 in P o d l e i k e n bei B is e l I e n, Kreis Osterode, O stp r e u f s e n auf dem Gehiift des Herrn Besitzers W o i g e dutch Herrn Lehrer F. K a i s e r .

E r b e u t u n g s d a t u m u n d e r r : Am 29. Juni 1914 flog dieser Storch bei T u r s e , Post R u k o s c h i n , Kreis D i r s e h a u, Westpreufsen an die Starkstromleitung und wurde sofort getiitet. Sein Nest hatte er auf der Scheune des Herrn Ansiedler 0 t t o F r e n z in Turse.

Unterm 5. Juli 1914 teilt Herr Frenz noeh mit, dais seit dem Tode des einen Gatten auch der andere Storch yon der Seheune verschwunden sei. Junge h~itten die StSrche nicht hoch- gebracht.

Seit Sommer 1908 batten sich StSrche auf dem GehSft an- gesiedelt. Sie kamen in jedem Jahre wieder, abet immer erst Anfang Mai.

R i n g g e t r a g e n : ca. 4 Jahre. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : etwa 120 km nach NW. Hat in der weiteren Umgebung seines heimatlichen Nestes

gebriitet.

7) Nr. 758. Gezeichnet am 25. Juni 1908 dureh Haraid Baron L o u d o n auf dem Gute Neu-Wrangelshof bei W o 1 m a r in Livland.

E r b e u t e t am 17./30. April 1914 auf dem Beihof Annenhof bei Schlofs S u n z e l , Livland- Rufsland. Nachricht unterm 2./15. Mai 1914 durch Herrn F. S t o l l , Riga, Karlstr. 25I.

Herr Stoll schreibt noch, der Besitzer des Schlosses Sunzel Herr y o n H a n e n f e l d habeihm mitgeteiit, dafs der Storch die Inhaber eines Nestes vertrieben und die im Neste befind- lichen Eier zerstSrt hale, weshalb er abgesehossea wurde.

R i n g g e t r a g e n : 5 Jahre, 10 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 75 km naeh S. Der Storch darf wohl unter die BrutstSrche aufgenommen

werden, denn dadurch, dais er ein Storchenpaar yon einem Neste vertrieb, schickte er sich an zur Fortpfianzung zu schreiten.

Er wollte sich in der weiteren Umgebung seines heimatlichen Nestes ansiedeln.

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504 J. Thienemann:

8) Herr Lehrer M a x M a u r i s c h a t in J o n e i t e n , Memelniederung, Ostpreufsen meldete einen brtitenden Ringstorch. Der Berichterstatter fuhr am 7. Juli 1914 selbst bin und stellte ihn auch wirklich lest. Das Paar safs auf dem Neste auf dem GehSft des Herrn Besitzers K a r l B S t t c h e r in J o n e i t e n . Die Jungen waren vor einigen Wochen yon den Eltern herunter- geworfen worden, nach Ansicht des Besitzers wegen der an- haltenden Dtirre.

Dieser Ringstorch hat schon im vergangonen Jahre auf dem- selben Neste gebrUtet, ist also immer aufdas alto Nest zurfickgekehrt.

Da in der Memelniedermlg im Laufe der Jahre sehr viel StSrche markiert worden sind, so ist nach den bisherigen Er- fahrungen anzunehmen, dais sich auch dieser Storch mit darunter befunden hat und also in der NiChe seines Heimatnestes zur Brut geschritten ist.

9) Gelegentlich der eben erwRhnten Reise nach der Memel- niederung besuchte der Unterzeichnete am 9. Juli 1914 ouch dos storchreiche Dorf Se l i g on fe ld bei KSnigsberg, we seit dem Jahre 1906 sahr viol Beringungen vorgenommen sind. huch dort konnte ich einen beringten Brutstorch feststellen, und zwar auf dem Gehiift des Herrn R a u t e n b e r g . Das Paar hatte zwei fiiigge Junge. Der Ring war mit dem Glase sehr gut zu sehen. Er rutschte am Fufse hin uild her. Bald safs er in der Mitte zwisehen Ferseilgeleilk uild Zeheil, bald lag or wie gewShnlich auf den Zehen auf. Die Nummer des Ringes ist nicht festgesteilt worden. Es mufs dazu bemerkt werden, dab Herr W i l h e l Ill K a h l schon am 11. Mai 1914 an die Vogelwarto borichtete, dais auf demselben Neste ein Ringstorch im Kampfe mit seines- gleicheil beobachtet worden sei. Ohne Zweifel ist das dasselbe Stiick, das ich nachher am 9. Juli als rochtmRfsigen Inhabor des Nestos sah. - - So konnte ich also auf dieser kurzen Reiso innerhalb drei his vier Tageil zwoi beriugte BrutstSrche an den Nestern nachweiseil, ein Zeichen daftir, dafs solche viol h~tufiger siild, als man bei Beginn dos Versuches anzunehmen geneigt war. Das Erkennen der Ringe an Stiirchen, die auf den Nesteru stehen, ist eben mit grofsen Schwierigkeiten verbunden, worauf in friihoren Berichten schon iifter hingewiesen wurde. - -

Derselbe eben erwiihnte S e 1 i g e n f e I d e r Ringstorch vom R a u t e n b e r g ' s c h e n Gehiifte kam nach Meldung des Herrn W i l h e l m K a h l auch im Jahre 1915 auf seinem alton an- gestammten Neste wieder an. Der Ring zeigte dieselbe abnorme Beschaffenheit wie im vorigen Jahre, indem er wieder am Beine hin- uild herrutschte. Der Storch offenbarte seine alten bekannteil Gewohnheiten; suchte immer dieselben Lieblingspl~tze auf, wie im vorigen J a h r e - kurz, obgleich die Nummer nicht festgestellt worden ist, unterliegt es keinem Zweifel, dafs e rder alt eingesessene Bewohner dieses Nestes war.

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XV. Jahresbericht der Vogel~arte Rossitten. 505

Es folgt noch eine Maldung tiber Beobachtung eines be- ringten Brutstorches:

10) Unterm 6. Juli 1914 teilt der Zimmermann Herr J o h a n n U s z p u r w i s aus Petrellen mit, dafs sich ein beringter Storch auf dem Neste des Besitzers J. U s z p u r w i s in M i s c h k o - g a l l a n , Kreis H e y d e k r u g , Ostpreufsen befindet. Ob er Junge hat oder nicht, war noch nicht festgestellt worden.

Man sieht, wie sich die Beobachtungen yon bratenden Ring- stSrchen jetzt h~ufen, w~hrend man bei Beginn des Versuches vergeblich nach ihnen fahndete. - -

Noch eine weitere Nachricht fiber Beobachtung eines Ring- storches liegt vor:

11) Herr Besitzer D o e b l e r aus S t u l l i c h e n bei k n g e r b u r g , Ostpreufsen meldet unterm 24. Januar und 4. Februar 1916 folgendes:

Im Sommer 1914 hatte der Herr auf seinem GahSft eia Gehecke junge StSrche mit Yogelwartanringen markiart. Darunter befand sich ein Stfick, das ,,drei schwarze Federn im rechten Flfigel hatte". Im Frahjahr 1915 kam ein Ringstorch mit dea- selben drei abnormea schwarzen Federn auf demselben Neste an, wurde yon den alten St5rchen abet nicht geduldet, hat such nicht gebrfitet. Um den 15. Juli herum war dieser Ringstorch varschwunden. Der Herr nimmt mit Bestimmtheit an, dafs as einer yon den vorjiihrigea Jungen gewesen ist. Es liegt aller- dings die Vermutung niiher, dais es sich um irgend einen fremden Ringstorch gehandelt hat. Die vorj~thrigen Jungen waren ja noch nicht fortpfianzungsfithig. Was haben die am Neste zu suchen! - -

Es mac sich nun ein F e I d p o s t b r i e f anschliefsen, der einerseits zeigt, welch' regen Sinn fiir wissenschaftliche Dinge unsere Soldaten ira Felde haben, und der andrerseits interessante hngaben fiber das Vorkommen der StSrcha in Nord-Galizien bringt:

Herr W. G r a f s m a n n , Lautnant bei der Reitenden Ab- teilung des Feld-hrtillerie-Regiments Nr. 5, 5. Kavallarie-Division, Kaiser|ich Deutsche Sfidarmea schreibt unterm 13. Juli 1915 aa die Vogelwarte :

,, . . . . Die 20 Storchringe haba ich, wie Sie aus beifolgender Lists ersehen, verbraucht. Mit Ausnahme der letzten beiden StSrche habe ich alle in der Dnjester-Niederung zwischen Halicz und Maryampol beringt, zum Teil nur 1500 m vor der Russeu- linie. Woes keine Leiter gab, brachten die katzeaartig klatternden Ruthenen-Jungen die juugen StSrche aus dem Nests herunter und schafften sie nach der Beringung ebenso beheads wieder hinauf, w~thrend der alte Storch yore Giebel neugierig zusah. StSrche giht as hier in Halle und Ffille, besonders in den Flufsniedarungen ; in vielaa DSrfarn 10 Paare und mahri Er ist bier eia wahras

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506 J. Thienemann:

Haustier, das sich yon der DorfbevSlkerung fast greifen liifst wie eine alte ttennel Verlasseae Nester, wie besonders in Mittel- deutschland, sieht man hier s e h r selten!"

Zum Schlurs noch zwei eingehende Berichte fiber den Zug der StSrche im s t i d l i c h e n K l e i n a s i e n am T a u r u s . Diese Beobachtungen sind deshalb yon besonderem Interesse ffir die Vogelwarte, well sie die Storchscharen der dutch den Ring- versuch festgelegten 5 s t I i c h e a Zugstrafse betreffen. Sie stellen ein Mittelglied zwischen Ungarn und Syrien dar. Man sieht daraus, wie stark dort zuweilen der Storchzng in die Er- scheinung tritt. Die Beobachtungen betreffen den Friihjahrs- rtickzug.

Herr Regierungsbaumeister E d m u n d T e i I lRfst unterm 28. Miirz 1914 aus H a dj k i r i , Asiat. Tiirkei, Bagdadbahn in A d a n a der Vogelwarte folgende Nachricht zugehen: ,,Heute morgen habe ich hier (340 57' 5. L., 370 14' n. Br.) einen Schwarm yon ca. 1000 StSrchen beobachtet, die anscheinend auf tier Heim- reise yon Xgypten waren. Hadjkiri liegt am Sttdostabhang des Taurus. Es herrschte gestern ahead starkes Gewitter und sehr starker Regen, heute morgen ganz leichter, oft aussetzender Regen mit WolkenhShe ca. 1000 m (was an bekannten Berges- spitzen geschiitzt werden konnte). Hadjkiri liegt ca. 600 m fiber dem Meer. Die VSgel batten anscheinend bei dem unsichtigen Wetter die Richtung verloren; denn sie kreisten lange fiber unsern Wellblechdiichern, teilten sich mehrmals in kleinere Schwiirme, die verschiedene Richtung einschlugen und ver- einigten sich wieder, immer kreisend und sich dabei langsam gegen Norden fortbewegend, his sie nach 1 Stunde in den Wolken verschwanden. Die Zahl ist eher zu niedrig als zu hoch. Die FlughShe betrug etwa 300 m liber dem Boden, scheinbar dicht unter den Wolken, nur we-an diese herunterdrttckten, kamen sie tiefer auf ca. 200 m, wobei man deutlich die Farben, Schwarz und Weirs des Gefieders erkennen konnte. Im Vorjahre habe ich 2 St5rche durchkommen sehen; 1912 grofse Schw~rme bei Eski 8chehir in den dortigen Sttmpfen." Als Ergiinzung zu diesem Berichte folgt dana unterm 29. M~trz 1914 folgende Schilderuag:

,,In ErgRnzung meiner gestrigen Mitteilung fiber den Schwarm StSrche, berichte ich Ihnen heute, dafs ich heute bier eiaea noch b e d e u t e n d g r S f s e r e n S c h w a r m , oder besser gesagt eine Reihe yon S c h w ~ r m e n, die eine lange Kolonne bildeten, mindestens 3 -- 4000 St i ick gesehen habe, diesmal in der Richtung yon Norden nach Siiden, yore Taurusgebirge gegen die Adana- Ebene zu. In der Nacht yon gestern auf heute herrschte sehr bSiger Siid-Wind, der zeltweise 8--10 Sekundenmeter erreichte, und starker Regen. Heute morgen beim Passieren der StSrche war windstilles Wetter ohne Regen, die Wolken hingen auf ca. 1200--1400 m fiber NN., in der Ebene sah man einige sonnige Stellen. Der Zug brauchte etwa eine halbe Stunde zum Passieren.

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XV. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 507

Als etwa die H~lfte vorbeigezogen war, bemerkte ich einige Adler, die aber bedeutend tiefer, etwa 300 m fiber dem Erdbodea, also auf ca. 900 m SeebSbe flogen. Je mehr sich der Zug dem Ende n~herte desto grSfser wurde die Zahl der R a u b v S g e l , und am Ende sah ich einige StSrcbe, die dicht yon einer Menge Ad l e t eingekreist waren. Doch konnte weder ich noch ein anderer Augenzeuge beobachten, dafs die RaubvSgel eiaen der Wanderer angefallen h~ttten. Die Zahl der Adler (und vielleicht einige G e ie r darunter)betrug mindestens 1 5 0 - - 2 0 0 , sodafs fast das gauze Raubvolk des Taurus beisammen war. Doch folgten die RaubvSgel nicht in die Ebene hinaus.

Eiu iuteressanter Moment war, als ein Teil des Zuges an- scheinend in einen Luftwirbel geriet, dean plStzlich sah ich eine Anzahl StSrche yon der Flugriehtuag abweichen und einen Kreis beschreiben, etwa so, wie wenn Holzstfickchen auf der Oberfl~che eines geffiilten grofsen aber flaehen Gefiifses wirbeln, wean das Gefiifs durch ein Loch am Boden entleert wird. Hierbei geriet eine Anzahl in die Wolken, sodafs also entweder die Nebelschwadea abwiirts getrieben oder wabrscbeinlich die StSrche aufwitrts ge- trieben wurden. Der ganze Vorgang dauerte etwa 2 Minuten; mehr als einen ganzen Kreis haben wohl die VSgel dabei nicht zurtickgelegt.

Da in hiesiger Gegend noch niemals eine grSfsere Anzahl Stiirche gesichtet wurde, so ist anzunehmen, dais die ganze Kolonne dureh das Regen- und Sturmwetter, das bereits 6 Tage anhiilt verschlagea wurde. Merkwtirdig ist nur dabei, dais die VSgel die Ftihlung gegenseitig nicht verloren haben."

L a o h m 6 w e n ( Larus ridibundus).

1. A u f d e m R o s s i t t e n e r M S w e n b r u c h e e r b r i i t e t u n d im H a l b d u n e n k l e i d e m a r k i e r t .

a) D i e S t f i c k e , d i e a u s w A r t s a u f d e m Z u g e o d e r in d e r Wlnterherberge a n g e t r o f f e n w u r d e n .

Zun~tehst sollen die MSwen aufgeffihrt werden, die die nach S ti d e n zu ffihrenden Strafse benutzt hubert.

1) Nr. 20793. Gezeichnet am 17. Juli 1913. E r b e u t e t am 7. Ju l i l914 auf dem D r a u s e n s e e bei

E l b i n g . Nachricht durch Herrn 0 s k a r Z o c h e r, Bau- und Kunst-

schlosser in Danzig-Langfuhr. Unterm 25. November 1915 schickt Herr Zocher den beringten Furs ein.

R i n g g e t r a g e n : fast 1 Jahr. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : etwa 150 km nach SW,

Page 20: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

508 J. Thienemann :

2) l~r. 26271. Gezeichnet am 21. Juli 1914. Herr K u t s c h k o w s k i , Pr~parator am Westpreufsischen

Provinzial-Museum in Danzig, Langemarkt 24 schreibt, dars er am 7. Februar 1915 diese MSwe am Fenster seines Arbeitszimmers an der Langen Briicke gefangen habe. Sie hielt sich mit eiuer Menge der gleichen Art auf der Mottlau auf. War noch nicht ganz ausgef~rbt mit beginnender Verf~rbung des Kopfes.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 17 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 170 km nach SW. Hier soil noch folgende persSnliche Beobachtung angeffigt

werden: Am 1. Dezember 1915 war der unterzeichnete Bericht- erstatter auf einer Vortragsreise in Danzig. In der N~the einer Fischverkaufsstelle hatten sich die LachmSwen iiber der durch die Stadt flies Mottlau angesammelt, immer hin und her fliegend. Ich trat heran lnit der Absicht die VSgel auf Ringe zu untersuchen, und es dauerte auch gar nicht lunge, so hatte ich einen Ringvogel entdeckt. Die Marke war mit blorsen Augen sehr gut zu erkennen, wenn der Vogel beim Rfitte[n in der Luft die Fiifse etwas hRngen lies Ohne Zweifel war das auch eine Rossittenerin, denn yon der Weichselmtindung sind im Laufe der Jahre schon zahlreiche Rossittener VersuchsmSwen eingeliefert worden. Man beachte diese Verschiedenheit in den Zuggewohnheiten der Lachm5wenl Manche Stticke tiberwintern schon hier in Danzig 170 km yon der Heimat entferat, und manche fliegea 14000 km weit nach Mexiko.

3) Nr. 11216. Gezeichnet am 20. Juli 1912. E r b e u t e t am 18. Februar 1915 bei W e i c h s e l -

m ii n d e - D a n z i g. Nachricht durch Herrn Kutschkowski, Pr~parator am Westpreufsischen Provinzial-Museum in Danzig. Die MSwe, ein fortpflanzungsf~higes M~.nnchen, ist vS|lig aus- gef~rbt mit beginnender Verf~rbung des Kopfes; die F/ifse aber noch in der Farbe des Jugeudstadiums; Schaabel schSn rot, die Spitze ganz schwach schwarzlich. Die Miiwe wird in der ~amm- lung des Westpreuf~ischen Provinzial-Museums aufgestellt.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 7 Monate. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : ca. 170 km nach SW.

4) Nr. 20939. Gezeichnet am 22. JuIi 1913. Herr Professor Dr. E. R S f s l e r in h g r a m ~ Kroatien

schreibt, dafs die MSwe yon der der beiliegende beringte Furs stammt, am 4. Miirz 1914 am Grobnickopolje bei Jolenje unweit F i u m e vom Forstwart M. B e l e n i c erbeutet worden sei.

Der E r b e u t u n g s o r t liegt 450 23' 10"n.B. ,320 7' 5. L. R i n g g e t r a g e n : 7 Monate, 10 'rage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t o : ca. 1150 km nach SSW. Diese MSwe hat jedenfalls die bekannte Strafse Donau--Save

benutzt.

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XV. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 509

5) Nr. 11192. Gezeichnet am 12. Juli 1912. E r b e u t e t am 7. Februar 1915 im Kriegshafen yon P o I a ,

auf der Sfidspitze yon Istrien. Nachricht mit Ring unterm 8. Februar 1915 durch Herrn

J o s. C h a I u p a yon S. M. S. ,Herkules", Pola, Kriegshafen. R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 6 Monate, 27 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1250 km nach SSW. Ein fortpflanzungsf~higes Sttick.

6) Nr. 20948. Gezeichnet am 22. Juli 1913. Herr A. G h i d i n i in Genf, Schweiz, Museum Bastions teilt

unterm 22. Dezember 1914 mit, dafs diese LachmSwe am C e r e s io, (L a g o d i L u g a n o ) in Oberitalien gefangen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : etwa 5 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1320 km nach SW. Da diese MSwe so welt im Gebirge angetroffen wurde, liegt

die Vermutung nahe, dars sie die Alpen iiberquert hat.

7) Nr. 26296. Gezeichnet am 21. Juli 1914. Herr P e r t u s i o M a r i o , Turin, Via Deposito No. 5,

Italien schreibt, dafs diese LachmSwe am 29. November 1914 in San Silvestro di Crescentino am Po, Piemont gefangen sei. Die MSwe soil pr~ipariert und in der Sammlung eines Turiner Herrn aufgestellt werden.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 8 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 1430 km nach SW.

8) Nr. 26264. Gezeichnet am 21. Juli 1914. Herr Dr. E. F e s t a vom KSniglichen Zoologischen Museum

in T u r i n , Italien teilt unterm 19. Dezember 1914 mit, dars diese MSwe bei F i u m e am P o bei T u r i n erbeutet worden sei.

R i n g g e t r a g e n : ca. 5 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 1450 km nach SW.

9) Nr. 20856. Gezeichnet am 18. Juli 1913. Herr T i t o M a r s a n o , Ingenieur in S. Ilario, Ligurien,

Italien sehreibt, dafs er diese MSwe am 29. M~irz 1914 an der R i v i e r a in der N~he yon N e r v i 5stlich yon G e n u a ge- fangen babe.

R i n g g e t r a g e n : 8 Monate, 11 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 1450 km nach SW. Die bisher genannten Fundstellen der siidlichen Zugs t rahe

fallen s~imtlich in die bekannten Zugstrafsen und Winterherbergen der Rossittener Lachmiiwen hinein.

Es folgen nun die MSwen yon der w e s t l i c h e n Zug- s t rahe :

10) Nr. 26272. Gezeichnet am 21. Juli 1914. Herr K a r l M e n t z e l jun., Priiparator in Zinnowitz an

der Ostsee, Insel U s e d u rn , Waldstr. 22 teilt der Vogelwarte Journ. f. Orn. LXJ~V, Jahrg. Oktober 1916. 34

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510 J. Thienemann:

mit, dags das beiliegende beringte MSwenbein am 20. Februar 1915 in Z in n o w i t z in Hochwaldung gefunden worden sei. Anscheinend ist die MSwe von einem Raubtier geschlagen worden.

R i n g g e t r a g e n : 7 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 460 km nach W. Eine yon den MSwen, die keine weite Winterreise unter-

nommen hat.

11) Nr. 26356. Gezeiehnet am 21. Juli 1914. Die Firma S t o c k s und K o l b e , 8ehiffswerft, K i e l -

W e 11 i n g d o r f teilt mit, dafs diese MSwe am 10. Januar 1915 daselbst aufgegriffen worden sei. Sie war angesehossen und ging trotz sorgsamer Pflege ein. Unterm 16. Februar 1915 sehiekt die Firma den Ring eln.

R i n g g e t r a g e n : 5 Monate, 20 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 690 km nach W.

12) Nr. 20569. Gezeiehnet am 8. Juli 1913 mit noeh 182 Artgenossen.

Am 12. Juni 1914 an dem R a t z e b u r g e r S e e siidlieh von Liibeek verendet und stark zerrupft aufgefunden.

Naehrieht unterm 12. Juni 1914 dureh den Finder Herrn h u g u s t F r ti c h t n i e h t , Elektriker, Ratzeburg, Fiseherwiete 258.

R i n g g e t r a g e n : 11 Monate, 4 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 670 km naeh W. Der Erbeutungstermin f~tllt in die Brutzeit. Die betreffende

MSwe ist aber noeh nieht fortpfianzungsf~thig.

13) Nr. 26297. Gezeiehnet am 21. Juli 1914. E r b e u t e t : Am 7. November 1915 im Fluthafen yon

W i ! h e I m s h a v e n in anseheinend angesehosseaem Zustande angetrieben.

Naehrieht mit Ring dureh I-Ierrn Georg Wagner, Torpedo- Obermatrose, II. Torpedodivision, 5. Kompagaie, Wilhelmshaven. Der Herr hat die MSwe aufgefischt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 3 Monate, 17 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : etwa 840 km naeh W.

14:) Nr. 26372. Gezeiehnet am 21. Juli 1914. E r b e u t e t am 20. Januar 1915 bei K o r s ii r auf Seelaad,

D ~t n e m a r k. Naehrieht dureh Herrn N. P. N i e 1 s e u , Redakt f r der Zeitung Slagelse-Posten in Slagelse, Seeland.

Unterm 12. Miirz 1915 sehickt die Sehriftleitung des ,,Vests- jaellands Soeial-Demokrat" in KorsSr den Furs mit Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 600 km naeh W.

15) Nr. 26293. Gezeichnet am 21. Juli 1914. E r b e u t e t : I m Januar 1915 in S o e u ~ l I a m o s , Provinz

Cindad Real in der M a n e h a , S p a n i e n yon Herrn Manuel Pieazo aus Madrid geschossen.

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XV. Jahresbericht der Vogetwarte Rossitten. 511

Nachricht unterm 12. April 1915 durch Herrn Dr. P o s c h - m a n n, Deutsche Realschule, Madrid, Calle de Zurbar~n 9. Herr Dr. Poschmann, der die Nachricht durch die Deutsche Botschaft in Spanien erhalten hat, ist im Besitze des Ringes, den er nach Beendigung des Krieges einschicken will.

R i n g g e t r a g e n : etwa 6 Monate. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : etwa 2450 km nach SW. Der Erbeutungsort liegt westlich yon Valencia, etwa 180 km

yon der Kiiste entfernt. Es ist bemerkenswert, dafs die Miiwe so weit ins Innern Spaniens vorgedrungen ist.

16) Nr. 26350. Gezeichnet am 21. Juli 1914 mit noch 174 hrtgenossen.

E r b e u t e t am 19. Oktober 1914 yon Herrn J u l i u s R i e m e r , Fabrikbesitzer, Berlin -Tempelhof, Berlinerstrafse 160 in A l t - G l i e t z e n bei F r e i e n w a l d e a. d. Oder.

bTachricht yon Herrn Riemer veto 21. Oktober 1914. R i n g g e t r a g e n : 3 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 500 km nach SW. Der Fundort dieser jungen MSwe fMlt aus den bekannten

Zugstrafsen heraus. Der Vogel ist nach SW., nach dem Innern Deutschlands, gewandert.

17) Nr. ?. Zum Schlufs dieses Abschnittes folgt noch ein hSchst bemerkenswerter Fall, d e rmi t der Rossittener MSwe yon der Insel B a r b a d o s in Westindien in Parallele zu setzen ist (vergl. XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten II. Teil. Sonderheft 1913. S. 30). Es ist eine zweite deutsche LachmSwe in der neuen Welt erbeatet worden, und zwar im Februar oder M~trz 1912 an dem Gebirgssee yon C a t e m a c o , C a n t o n S a n - A n d r e s , T u x t l a an der Stidkfiste des G o l f s y o n M e x i k o. Die Meldung iiberbrachte Herr Offizier-Stellvertreter O. M a t s k o, der jahrelang in Mexiko als Tabakspfianzer gelebt hat, persiinlich nach Rossitten, da er in Cranz als Kommandant der Ktistenwache stationiert war. Der Herr hat die Ringmiiwe selbst in der Hand gehabt.

Die Entfernung betr~gt etwa 14000 kin. (~ber diesen Fall ist bereits in den Ornithologischen Monatsberichten Juniheft 1915 ausftihrlich berichtet worden, worauf hier hingewiesen sei. Be- merken will ich noch, dafs Herr M a t s k o, nachdem er l~ingere Zeit in Rufsland mitgek~impft hatte, wieder zur Ktistenbewachung nach Cranz kommandiert worden ist, we er sich augenblicklich noch befindet, und we ich mit ibm in engste Beziehung getreten bin und viel yon seinen Mexikobeobachtungen gehSrt habe. Ich babe bisher kaum so einen geschickten Vogelpr~iparator keunen gelernt wie ihn. In kurzer Zeit war eine kleine Cl'anzer Lokal- sammlung von ihm zusammengestellt.

34*

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512 J. Thienemann:

b) Die Stiicke, die zum Briiten in ihre alte Stammkolonie zurfickgekehrt sind und da

zur Brutzeit erbeutet wurden. Friiher habe ich auf Grund meiner Erfahrungen immer die

Ansicht vertreten, dafs recht wenig, ja womSglich gar keine Lach- mSwen in ihre alte Stammkolonie zurfickkehren, um daselbst zur Brut zu schreiten. Die jahrelange Fortsetzung des Lach- mSwen-Beringungsversuches ftthrt dazu, diese Ansicht abzuiindern. Es kehren doch mehr MSwen zuriick, als man zuniichst anzu- nehmen geneigt und berechtigt war. In diesen beiden Jahren liegen vier Stticke vor, aufser den in der freien Natur be- obachteten. So erg~inzt sich also eine LachmSwenkolonie auch durch ibre eigenen Jungen. Und zwar strSmen diese Jungen unter Umstiinden gleich nach Eintritt ihrer Geschlechtsreife wieder zu, wenn also ihre eigenen Eltern sicher noch in der Kolonie brttten. Drei solche Fiille liegen in diesem Jahre vor.

Ob unter solchen Umstiinden jede Inzucht vermieden wird, ist sehr zweifelhaft.

18) Nr. I1608. (~ Gezeichnet am 19. August 1912. Am 12. Mai 1914 auf der R o s s i t t e n e r Feldmark verendet

aufgefunden. Sie war anscheinend gegen einen Zaundraht geflogen. Eierstock legreif entwickelt. Andeutung yon Brutfleck vor-

handen. Ring getragen: 1 Jahr, 8 Monate, 24 Tage. In die are Stammkolonie zurfickgekehrt. 19) Nr. 9856. Gezeichnet am 9. Juli 1912. Am 30. April 1914 am MSwenbruch verendet auf-

gefunden. Ein schSnes ausgef~rbtes Weibchen. Der Eierstock war so stark entwickelt, dafs das Legegesch~ift in niichster Zeit begonnen h~tte. Der Vogel ist fiir die Sammlung gebalgt worden.

Ring getragen: 1 Jahr, 9 Monate, 21 Tage. In die alte Stammkolonie zurtickgekehrt. ~0) Nr. 6857. Gezeichnet am 18. Juli 1911. Am 30. April 1914 im Verenden in der N~he des M 5 w e n -

bruches bei Rossitten aufgegrilfen. Ein schSnes altes Miinnchen. Die Geschlechtsteile waren yell entwickelt. Der Vogel wurde aufgestellt.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 9 Monate, 12 Tage. In die alte Stammkolonie zuriickgekehrt. 21) Nr. 20159. Gezeichnet am 25. Juni 1913. E r b e u t e t : Am 2. Juli 1915 gegen Abend in der NRhe

des MSwenbruches bei Rossitten von einem Jungen gegriffen. Ein MKnnchen. Die M~we hatte einen Flilgel im [-landgelenk gebrochen, wahrseheinlich durch Anfliegen an einen der vielen Zaundriihte am Bruch.

Ist zu einem Balge gearbeitet worden. R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 7 Tage.

Page 25: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossittea. 518

In die Heimatkolonie zurttckgekehrt. Es folgen noch einige in der freien Natur beobachtete

RingmSwen : Am 4. Mai 1915 untersuchte der unterzeichnete Bericht-

erstatter mit dem Glase die hinter dem Pfluge auf dem Felde bei Rossitten Regenwfirmer aufbebenden LachmSwen. Die VSgel lassen verb~ltnism~ifsig nahe ankommen (20--30 m). Unter etw~ 100 besichtigten Exemplaren wurden 2 Ringm5wen, ausgef~rbte 8tticke, festgestellt. --

Zum Schlufs noch ein Sttick, das fiber den Abzugstermin Aufschlufs geben kann.

22) Nr. 27438. Gezeichnet am 24. Juli 1915. E r b e u t e t : Ohne niihere Angaben am 10. September 1915

aus N i d d e n, Kurische Nehrung, eingeliefert. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 17 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 22 km nach N.

2. D i e a u f d e m g r o f s e n L a u t e r n s e e , K r e i s R S s s e l in O s t p r e u f s e n e r b r i i t e t e n u n d

m a r k i e r t e n L a c h m S w e n .

Das Kennzeichnen hat Amtsrichter T i s c h 1 e r wieder in dankenswerter Weise vorgenommen.

6 Stiicke liegen vor.

1) Nr. 21536. Gezeichnet am 17. Juni 1914.' Nach einer Mitteilung des Herrn S c h u l z , Lehrer in

Waldensee bei 8eeburg, Ostpreufsen ist diese MSwe am 18. Juli 1914 am Ufer des grorsen Lauternsees wieder gefangen worden. Herr Schulz will dafiir sorgen, dais sie wieder freigelassen wird.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 0 kin.

2) Nr. 21532. Gezeichnet am 17. Juni 1914. Elerr W. F a b e r , zur Zeit Ostseebad Cranz, Kanzlerstr. 4

schreibt unterm 21. Juni 1914, dafs er diese MSwe auf dem K i n k e i m e r S e e bei B a r t e n s t e i n , KreisFriedland, Ost- preufsen angetroffen habe.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Monat. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 25 km nach N.

3) Nr. 25899. Gezeichnet am 24. Juni 1915. E r b e u t e t : Ende August 1915 auf dem Gute Z e y e r s -

v o r d e r k a m p e , Post Z e y e r , Kreis E l b i n g . Nacbricht mit Ring durch Herrn G. E s a u , in Zeyers-

vorderkampe. R i n g g e t r a g e n : etwa 2 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 100 km nach WNW.

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514 J. Thienemann:

4,) Nr. 18364. Gezeichnet am 18. Juni 1913. E r b e u t e t in den ersten Tagen des November 1914 in der

Lagune bei Y e n e d i g. Nachricht unterm II. November 1914 durch Fr/iulein L i l l y

R e e h s t e i n e r, Kaiserlich Deutsches Konsulat, Venedig, Italien. Unterm 1. M~rz 1915 scbreibt die Dame dann nocb: ,,Es

war mir nicht mSglich, reich in den Besitz des Vogels zu setzen, da man ihn im Verdacht hat, zu milit~irischen Zwecken hierher geflogen zu sein."

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Jahr, 5 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : etwa 1150 km nach SSW.

Das ist die ,,Spion-MSwo", die in den italienischen Tages- bl~ittern ihr Unwesen getrieben hat und zur Volksaufhetzung ausgebeutet wurde. Der Vogelwarte gingen eine ganze Anzahl Zeitungsausschnitte fiber diesen Fall zu.

5) Nr. 18361. Gezeichnet am 18. Juni 1913. E r b e u t e t am 3. Januar 1914 am Nalisom-Flufs, P r o v i n z

F r i a u l , I t a l i e n . Nachricht durch Herrn G. V a l l o n in Udine, Italien, dem yon Herrn P o l i c a r p o C a n d o t t i Mit- teilung tiber diesen Fall gemacht worden war.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 16 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 1180 km nach SSW.

6) Nr. 18347. Gezeichnet am 18. Juni 1913. Am 7. Oktober 1913 in B l a n k e n e s e bei H a m b u r g

geschossen. Nachricht mit Ring unterm 11. April 1914 durch Herrn

W. L u n d, Hamburg, Mfiggenkampstr. 60 L Ring getragen: 3 Monate, 19 Tage. Entfernung yore Neste:etwa 750 km nach W.

7) Nr. 21508. Dieses Stfick wurde etwa 55 km 5stlich vom Grofsen Lauternsee, n~mlich im M a u e r s e e auf der Insel Ilmen am 7. Juli 1914 dutch Herrn Lehrer Q u e d n a u markiert.

Herr Luis Ginata Costa in Amposta, Provinz T a r r a g o n a , S p a n i e n , Calle Mayor 16 schreibt, dab diese MSwe am 14. Januar 1915 an der Mfindung (ira Delta) des E b r o in S p a n i e n erbeutet sei.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 7 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : etwa 2200 km nach SW.

Bemerkenswert ist, dafs die eben behandelten Lauternsee- und Mauersee-MSwen, die aug dem Siiden der Provinz Ostpreufsen herstammen, gem erst nach Norden hin zufiiegen scheinen, um die See zu erreichen. Im Ubrigen benutzen sie offenbar dieselben Strafsen und suchen dieselben Winterherbergen auf, wie die Rossittener MSwen.

Page 27: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 515

3. D i e a u f d e m S a s p e r - S e e b e i D a n z i g in W e s t - p r e u f s e n e r b r a t e t e n u n d g e k e n n z e i c h n e t e n

M S w e n . Das Beringen hat Herr Prof. Dr. L a k o w i t z in Danzig

freundlichst abernommen.

1) Nr. 26945. Gezeicbnet am 23. Juni 1915. E r b e u t e t : Etwa Ende Oktober 1915 in N e s t bei G r o r s -

M S l l e n , Bezirk K i i s l i n , P o m m e r n geschossen. Nachricht unterm 2. November 1915 durch Herrn R u d i

E r d m a n n, Fischer in Nest bei Grofs-MSllen. Herr Erdmann schickt auch die MSwe ein, die aber ganz verdorben am 25. November 1915 ankommt.

R i n g g e t r a g e n : etwa 4 Monate. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : etwa 160 km nach W. �9 2) Nr. 26921. Gezeichnet am 23. Juni 1915. E r b e u t e t : Bei G u m m i n , Bezirk S t e t t i n verendet

aufgefunden. Nachricht unterm 14. September 1915 durch Herrn A r n o I d

R u n ge in Gummin. R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 22 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 250 km nach W.

4. D i e a u f d e r I n s e l H i d d e n s e e b e i R f i g e n u n d a u f d e n W e r d e r i n s e l n b e i d e r I n s e l Z i n g s t

e r b r f i t e t e n u n d m a r k i e r t e n L a c h m S w e n . Das Kennzeichnen ist vom , , I n t e r n a t i o n a l e n B u n d

f i i r V o g e l s c h u t z " , sowie yore , , A n h a l t i s c h e n B u n d f a r Vo g e 1 s c h u t z" weiter besorgt worden.

Zun~ichst eine H i d d e n s e e - Miiwe : 1) Nr. 19289. Gezeichnet am 6. Juni 1914 auf dem Dunt

bei V i t t e . E r b e u t e t : Zwischen dem 15.--20. November 1915 im

Altrhein bei G r i e t h a u s e n bei Clove am N i e d e r r h e i n verendet aufgefunden.

Nachricht mit beringtem Furs unterm 25. November 1915 dutch Herrn KSniglichen FSrster M a ts c h e w ski in Griethausen.

R i n g g e t r a g e n : I Jahr, 5 Monate und etwa 14 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 550 km nach SW. Dutch dieses Stack wird wieder einmal der Rhein als Zug-

strafse angezeigt.

N u n f o l g e n d i e W e r d e r m S w e n : 2) Nr. 8738. Gezeichnet am 27. Juni 1912. Unterm 21. Mai 1914 schreibt Herr W a l d e m a r S o r e n s e n ,

Kertinge bei Kolstrup, D~tnemark, dafs er den Ring am 18. Mai 1914 auf dem Felde seines Vaters gefunden habe. Der Vogel war bereits liingere Zeit tot.

Page 28: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

516 J. Thienemann:

Der Fundort liegt eine Meile yon Kerteminde und 2 Meilen yon Odense auf Ftinen, D~inemark.

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Jahr, 11 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 180 km nach W.

3) Nr. 11468. Gezeichnet am 25. Juni 1913. E r b e u t e t yon Herrn M. Th. M e r c i e r bei S a i n t e -

R a d e g o n d e - d e s - N o y e r s , Departement V e n d e e , F r a n k - r e i c h , etwa Ende M~irz 1914.

Meldung yon Herrn T h e o d o r A l l g i i u e r , Rothenburg bei Luzern, Schweiz, der einen Ausschnitt aus der Aprilnummer der franziisischen Zeitschrift ,,Chasseur fran~ais" einschickt.

R i n g g e t r a g e n : ca. 9 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1300 km nach SW.

4) Nr. 17930. Gezeichnet am 11. Juni 1914. Herr S. H 5 p p l, Lissabon, Portugal, 7, 3 o - - Rua Victor

Cordon schickt unterm 4. Dezember 1914 einen husschnitt des ,,Seculo" vom selben Tage ein mit der Meldung, dais diese Miiwe yon Herrn J o s ~ V e r i s s i m o , h l d e i a de P a i o P i r e s 1.-C-Osr. in P a 1 m e i r a erbeutet wurde.

Unterm 25. Januar 1915 schickt Herr Hiippl den Furs mit Ring ein.

Die Miiwe ist am 1. Dezember 1914 geschossen. Eine weitere Meldung geht ein yon Herrn Win. C. T e i t , Oporto, Portugal veto 7. Mitrz 1915.

R i n g g e t r a g e n : 5 Monate, 19 Tage. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 2400 km nach SW.

5) Nr. 17787. Gezeichnet am 29. Juni 1913. E r b e u t e t vouHerrn P a b l o L a r i o s , Mitinhaber der

Bankfirma Larios Crothers in G i b r a l t a r. Nachricht unterm 24. Juli 1914 durch Herrn A l b e r t o D a u p h i n , Sevilla, Spanien 36, Caldereros. Die Nachricht ist aus Algeciras, HStel Anglo - Hispano abgeschickt.

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Jahr, 25 Tage. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 2500 km nach SW. Der Erbeutungstermin ist nicht genau angegeben, scheint

aber in die Brutzeit zu fallen. Die Miiwe ist aber noch nicht fortpfiauzungsfahig.

Es folgt noch eine WerdermSwe, die als fortpfianzungsfiihiges Stfick voraussichtlich am B r u t p I a t z e angetroffen wurde :

6) Nr. 17744. Gezeichnet am 29. Juni 1913. E r b e u t e t am 30. Mai 1915 86 km nordSstlich yon

M a l m i i in S c h w e d e n . Meldung mit beringtem Furs durch Hern A. Th. H o I m,

Kristianstad, Schweden. R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 11 Monate. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : etwa 200 km nach N.

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XV. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 517

Ein iortpflanzungsfiihiges Sttick. Der Erbeutungstermin fiillt in die Brutzeit. So ist wohl anzunehmen, dafs die Miiwe in Schweden, 200 km niirdlich ihrer Heimat zur Brut geschritten ist. Das w~ire dasselbe Verh~iltnis wie bei den Rossittener Lach- miiwen, die nSrdlich yon ihrer Brutheimat bei Libau und Riga nistend angetroffen wurden.

Zum Schlufs noch ein Stfick, das nach der Lage des Mar- kierungsortes mit den Werdermiiwen gleich bewertet werden mufs.

7) Nr. 25111. Gezeichnet am 15. Juni 1914 auf der Insel R i e m s bei Mesekenhagen, Kreis G r i m m e n , Pommern yon Herrn Dr. Turowsky.

Herr R ii t h i n g, z.Z. Signal-Maat der Seewehr II. zur Zeit Vorpostenboot Oswald, Cuxhaven F. II schreibt, dafs er an Bord eine Miiwe mit Fufsring Nr. 25111 E. am 26. Oktober vormittags 9 Uhr gefangen und wieder in Freiheit gesetzt babe.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 11 Tage. E n t f e r n u n g vom N e s t e : ca. 300 km nach W. Die Fundsteilen der diesmal vorliegenden Hiddensee- und

Werdermiiwen befinden sich also an der deutschen Nordseekiiste, am Niederrhein, in D~inemark, an der Westktiste Frankreichs, an der Westkiiste Portugals, an der Siidktiste Spaniens und (als vermutlicher Brutplatz) in Stidschweden. - -

5. D i e a u f d e m H e m m e l s d o r f e r S e e b e i L i i b e c k , a u f d e r I n s e l F e h m a r n u n d in d e r K S n i g l i c h e n O b e r f S r s t e r e i S o n d e r b u r g in H o l s t e i n e r b r i l -

t e t e n u n d g e z e i c h n e t e n L a c h m S w e n .

Die Markierungen sind durch Herrn W. B l ohm in Liibeck ausgefiihrt worden.

Zun~tchst folgen die MSwen veto H e m m e l s d o r f e r S e e :

1) Nr. 24546. Gezeichnet am 14. Juni 1914. E r b e u t e t am 30. Juli 1914 bei Forsthaus Alt-Lauerhof

bei Lii b e c k . Nachricht unterm 31. Juli 1914 durch Herrn R. S c h r S t e r daseibst.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 16 Tage. E n t f e r n u n g vom N e s t e : ca. 10 km.

2) Nr. 24288. Gezeichnet am 7. Juni 1914. Herr R. W a g n e r , z. Zt. Sergeant im lnfanterie-Land-

sturm Bataillon lII. Kompagnie in T r a v e m fin d e teilt mit, dafs er diese LachmSwe am 5. August 1914 nachmittags etwa 3s/~ Uhr auf demWege zum Posten B a r e n d o r f dicht am S t r a n d e gefunden babe. Die Fundstelle liegt zwischen Gut Rosenhagen und Barendorf - - etwa lS/~ Stunden yon T r a v e m t i n d e an der mecklenburger Ktiste. Das Tier schien noch nieht lange tot zu sein, es war noch warm und tadellos erhalten.

Page 30: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

518 J. Thionemann:

Der beringte Furs iiegt dem Briefe bei. R i n g g e t r a g e n : 2 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 6 kin.

3) Nr. 23907. Gezeichnet am 7. Juni 1914. Herr W. H e n k aus PSppendorf bei T r a v e m i i n d e

schreibt, dafs er diese MSwe am 6. Juli 1914 von einem wolken- bruchartigen Regen niedergeschlagen gefunden habe. In einem K~fige erholte sie sich bald wieder.

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Monat. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 6 km nach O.

4) Nr. 24358. Gezeicbnet am 7. Juni 1914. Unterm 1. Juli 1914 schreibt Herr M o l " i t z S i m o n i s ,

Adliges Gut Alt Erfrade, Post B o r n h S v e d , H o l s t e i n , dafs diese MSwe, die sich in einem Fischnetz gefangen hatte, ge- legentlich einer Entenjagd am selben Tage auf dem B lu n k e r S e e 12 km nord~stl, yon S e g e b e r g , Holstein, vom Hunde gegriffen wurde. Der Blunker See liegt ca. 15 km vom PlSner See, wo viele M6wen brfiten, entfernt.

Unterm 20. Juli 1914 schickt Herr Simonis den Ring ein. R i n g g e t r a g e n : 24 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 20 km nach W.

5) Nr. 23688. Gezeichnet am 7. Juni 1914. Herr H. Diercks, Verwalter des Hastedt'schen Gutes in

W e n s i n bei S e g e b e r g , Holstein sender unterm 11. Juli 1914 den Ring ein mit der Bemerkung, dais er den Vogel am selben Tage auf einer Koppel des Gutes im Verenden aufgenommen habe.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 4 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 25 km nach W.

6) Nr. 19916. Gezeichnet am 25. Juni 1913. E r b e u t e t : Etwa Mitte September 1915 bei C ux ha ve[n

gefangen. Nachricht mit Ring unterm 18. September 1915 durch Herrn

F r i t z W e n d e 1, Lotsenwachthaus, Cuxhaven. R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre und fast 3 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 150 km nach W. Ein fortpflanzungsf~higes Stack. Der Erbeutungsort Cuxhaven

deutet darauf hin, dafs die M6we in der N~he ihrer alten Stamm- kolonie genistet hat und auf ihrer Winterreise nach W und SW begriffen war.

7~ Nr. 23804. Gezeichnet am 7. Juni 1914. r b e u t e t am 4. Dezember 1915 auf einer Treibjagd in

C S l n - N i e h l . Nacbricht durch Herrn R. S c h l S m e r , CSln-Nippes,

Niehler-Str. 93. Der Herr sendet auch die MSwe ein, die aber vollst~ndig verdorben ankommt.

Page 31: XV. Jahresbericht (1915) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 519

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 5 Monate, 27 Tage. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : ca. 420 km nach SW. Die M5we befand sich auf ihrer zweiten Winterreise.

8) Nr. 24638. Gezeichnet am 28. Juni 1914. E rb e u t e t etwa in der zweiten H~ilfte des Dezember 1915

in der N~ihe yon M a d r i d , S p a n i e n . Nachricht unterm 31. Januar 1916 dutch Herrn O t t o

B u c h, Madrid, Calle Montera 43 II. Spanische Freunde haben dem [-lerrn mitgeteilt, dafs sie vor 5 bis 6 Wochen in der N~ihe yon Madrid aus Versehen eine ,,Brieftaube" mit einem Ring der Vogelwarte Rossitten geschossen h~itten.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 6 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 1850 km nach SW. Die MSwe ist tief in das spanische Festland vorgedrungen.

9) Nr. 23967. Oezeichnet am 7. Juni 1914. Herr S. H 5 p p l , Lissabon 60-I ~ Rua do Arsenal meldet

unterm 9. Februar 1915, dafs nach einer Notiz im ,,Seculo" vom selben Tage diese MSwe am 7. Februar 1915 dutch einen Herrn D o m i n g o s F e r r e i r a i n M a s s a r e l l o s b e i P o r t o a m D o u r o - F l u f s in Portugal erbeutet worden sei.

Herr H 5 p p l sendet den beringten Furs ein. Weitere Meldung durch Herrn Win. C. T e i t aus Oporto,

Entre Quintas 155. R i n g g e t r a g e n : 8 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca 2000 km nach SW.

10) Nr. 23969. Gezeichnet am 7. Juni 1914. Nach einer Mitteilung yon Herrn Chr . B r i i c h e r aus

P o r t o , P o r t u g a l yore 13. Februar 1915 wurde diese MSwe dort gefangen.

Herr Brticher's Adresse lautet: Chr. Briicher & Co., Rua de Cedofeita, 245, Oporto, Portugal.

R i n g g e t r a g e n : etwa 8 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 2000 km nach SW.

11) Nr. 24604. Gezeichnet am 28. Juni 1914. E r b e u t e t am 6. November 1914 in Moita da Ributejo

bei Aldea Gallega bei L i s s a b o n , P o r t u g a l von Herrn S a n t o s M e n d o n q a . Nachricht dutch Herrn W. C. T e i t , Oporto, Portugal, der unterm 7. M~irz 1915 einen Ausschnitt aus dem ,,Seculo" vom 9. November 1914 mit der Notiz einschickt.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 9 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 2250 km nach SW.

12) Nr. 24236. Gezeichnet am 7. Juni 1914. Unterm 7. M~rz 1915 meldet Herr S. H S p p l , L i s s a b o n ,

P o r t u g a l , Rua do Arsenal 60-I o, dafs nach dem beiliegenden Ausschnitt aus dem ,,Seculo" vom selben Tage, diese MSwe von

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520 J. Thienemann:

einem I-Ierrn Paulo de Mascarenhas Neto erbeutet worden sei. Unterm 20. M~rz schickt Herr HSppl den Fus mit Ring ein.

Eine weitere Nachricht geht ein von Herrn Win. C. Teit aus Oporto, Entre Quintas 155.

R i n g g e t r a g e n : 9 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 2250 km nach SW.

13) Nr. 24628. Gezeichnet am 28. Juni 1914. Unterm 17. M~rz 1915 scbreibt Herr C a r 1 o s B a I tz aus

M a 1 a g a, Siidkiiste Spaniens, dais ihm ein J~ger den Aluminium- ring E. Nr. 24628 gebracht babe.

Die MSwe ist am 15. M~rz 1915 an der Miindung des G u a d a I h o r c e, ungef~ihr 5 km yon Malaga entfernt geschossen worden.

R i n g g e t r a g e n : 8 Monate, 15 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 2200 km nach SW.

14) Nr. 24204. Gezeichnet am 7. Juni 1914. E r b e u t e t am 26. M~irz 1915 bei L i v o r n o , T o s c a n a ,

Italien. Nachricht unterm 6. April 1915 durch Herrn Professor

G. S c h i a v a z z i i n Livorno. Es ist bemerkenswert, das die MSwe Ende MKrz sich noch

so welt im Siiden aufh~ilt. Allerdings handelt es sich um ein nicht fortpflanzungsfiihiges Sttick.

R i n g g e t r a g e n : 9 Monate, 19 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 1200 km nach S.

Es folgen die auf F e h m a r n markierten StQcke:

15) Nr. 18148. Gezeichnet am 11. Juli 1913 auf der Insel F e h m a r n .

E r b e u t e t im Mai 1914 in Saltmarshe am Flufs O u s e , Y o r k s h i r e , E n g l a n d .

Nachricht dutch Herrn A. W. D r u r y , Solicitor, 11. North, Street, G o o I e, Yorkshire. Unterm 3. Juli 1914 schickt der Herr den Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : ca. 10 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 800 km nach W. Der Erbeutungstermin f~llt in die Brutzeit. Die betreffende

MSwe ist aber noch nicht fortpflanzungsf~hig. Der Versuch sagt, da~s sich die LachmSwen, so lange sie

noch nicht geschlechtsreif sind, in der Welt umhertreiben und nicht etwa in jedem Friihjahre in die Heimat zuriickkehren.

16) Nr. 21421. Gezeichnet am 11. Juli 1913 auf Fehmarn. E r b e u t e t : Bei H y l l e k r o g auf Laaland, D~.nemark

gefangen. Die Meldung stammt vom 25. Juni 1915. Sie ist durch die ,,Dansk Fiskeriforening" in Kopenhagen, Jens Kofodsgade 2 an die Direktion des Deutscheu Seefischerei-Vereins gerichtet.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 521

Der Vogelwarte wird das Schreiben durch den Herrn Regierungs- Pr~sidenten in KSnigsberg zugestellt.

Unterm 18. August 1915 geht der Ring durch den Deutschen Seefischerei-Verein in Berlin W. 9, Potsdamer Str. 22a in Rossitten ein.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Jahr, 1! Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 25 km nach N. Es handelt sich um ein fortpflanzungsf~higes Stiick. Dem

Meldungstermine nach (25. Juni) f~llt die Erbeutung in die Brut- zeit. Nach den bisherigen Erfahrungen ist anzunehmen, dais diese MSwe iu der N~ihe ihrer Stammkolonie genistet hat.

17) Nr. 18798. Gezeichnet am 2. Juli 1914 mit noch 93 Artgenossen auf der KSniglichen OberfSrsterei S o n d e r b u r g, H o l s t e i n yon Herrn KSniglichen OberfSrster P l a a s . Der Herr ist inzwischen gefallen.

E r b e u t e t am 29. November 1914 im Hafen yon B a r c e l o n a in S p a n i e n durch einen Spanier Namens Luis Bonaparte Auqud, der die beringte M~we auf dem Kaiserlicb Deutschen General- Konsulat daselbst vorgezeigt hat.

Nachrichten gehen ein: Von Herrn Leonhard Prefsl vom Kaiserl. Deutschen General-

Konsulat in Barcelona. Von Herrn Ingenieur Jose Maluques, Sekretariat der ,,In-

stitutio Catalana d'Historia Natural", Paradis 10. 1or. 2a. in Barcelona und yon Herrn Eugenio Caldas aus Barcelona.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 27 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1600 km nach SW. Die Fundstellen der eben behandelten aus Liibeck und

Holstein stammenden MSwen liegen also in Liibeck, in Holstein, im Rheinland, in Portugal, an der Siidkiiste Spaniens, in Nord- italien, in England und (als vermutlicher Brutplatz) in Laaland.

Es ist bemerkenswert, dafs sieben yon den vorliegenden siebzehn Versuchsm~wen in Portugal und Spanien wieder an- getroffen wurden.

6. D i e a u f d e m W S r t h s e e b e i M i i n c h e n in O b e r - b a y e r n e r b r i i t e t e n u n d m a r k i e r t e n L a c h m ~ w e n .

Das Beringen hat die O r n i t h o l o g i s c h e G e s e l l - s c h a f t i n B a y e r n in gewohnter Weise fortgesetzt.

a) D i e S t t t c k e , d i e a u f s e r h a l b d e r B r u t z e i t a u f d e m Z u g e o d e r in d e r W i n t e r h e r b e r g e

a n g e t r o f f e n w u r d e n .

Die einzelnen erbeuteten VersuchsmSwen sollen wie fraher nach den Himmelsgegenden geordnet aafgefiihrt werden.

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592 J. Thienemann:

Zun~ichst zwei Miiwen, die bald nach dem Fliigge werden in der N~ihe des Brutplatzes schon wieder in Menschenh~nde gerieten.

1) Nr. 4341. Gezeichnet am 12. Jani 1911. Unterm 14. Juli 1914 schreibt Herr E r w i n G e b h a r d t ,

Ntirnberg, Sulzbacher Str. 54, dafs nach einer Mitteilung des ,,Starnberger Land- und Seeboten" yore 16. Juli 1911 diese Miiwe auf dem Ententeiche auf dem Gute des Prinzen Ludwig in L e u t s t e t t e n verendet aufgefunden worden sei.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Monat. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 14 km nach O.

2) Nr. 21918. Gezeichnet am 17. Juni 1914. Herr O t t o W a l s e r , M t i n c h e n , Medizinal-Drogerie

Griinwaldpark, Nymphenburger Str. 190 meldet, dais diese Miiwe am 21. Juli 1914 schwer verletzt aufgefunden worden sei.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 4 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 30 km nach NO. Nun folgen die MSwen yon der beliebten s t i d w e s t l i c h e n

Zugstrafse fiber den B o d e n s e e und G e n f e r S e e .

3) Nr. 18401. Gezeichnet am 18. Juni 1913. E r b e u t e t : Mitte August 1914 bei L i n d a u am B o d e n -

s e e angeschossen aufgefunden. Nachricht mit Ring unterm 31. M~irz 1915 durch Herrn

J. H ~ fe 1 e, Unter- Zahlmeister im 2. Ersatz - Batailion des 20. Infantrie-Regiments in Lindau.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 2 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 150 km nach SW.

4) Nr. 8326. Gezeichnet am 10. Juni 1912. E r b e u t e t im Oktober oder November 1912 am Alpen-

quai in Z t i r i c h , $ c h w e i z . Nachricht unterm 1. April 1915 dutch Herru W. K n o p f l i ,

Pr~isident der Ornithologischen Gesellschaft Ziirich. Nach Be- endigung des Krieges wird Herr Knopfii den Ring einsenden.

R i n g g e t r a g e n : 4 bis 5 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 210 kin. nach SW. Da der Zilricher See sowohl yon den Rossittener, als aucb

yon den WSrthsee-Miiwen gem aufgesucht wird, so mSgen bier einige Notizen folgen, die Herr Knopfli fiber seine dortigeu Beobachtungen gibt. Der Herr schreibt, dafs er in diesem Winter (1914/15) in Ziirich 5fters beringte LachmSwen gesehen babe. ,,Trotz meiner Bemtihungen war es unmSglich, die Inschriften zu entziffern. Am 20. und 21. Februar 1915 konnte ich je 3 be- ingte (1 ad. und 2 juv.) nebeneinander sitzend beobachten. Unsere berwinterungskolonie z~thlt nach meiner Sch~itzung ca. 5000 Stfick.

$ie sind, wie Ihnen vielleicht bekannt sein dtirfte, sehr zutraulieh und werden yon tier BevSlkerung sehr fieifsig geftlttert. Infolge

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 523

weitgehedder Hegungsmafsnahmen wurde, deshalb in den letzten Jahren relativ wenig erlegt, was auch die geridge Zahl der er- legten RidgmGwen yon hier erkl~rt. Die Mehrzahl (ca. 80%) besteht aus alte, VGgeln. Eade Februar und Anfang M[irz steigert sich die relative Zahl der Jungen ganz betr~ichtlich, iadem die Aired den Rtickzug erSff, en, und diese teilweise durch durch- ziehedde Judge ersetzt werden. Die letzten ,,Ausl~nder" verlassea uns jeweils Ende M~irz und Anfang April. Der Rest tier Alten bezieht im Laufe des April die Brutst[itte bci Uz,ach im Linthtal, w~hread die wedigen zur(ickgebliebenen Judgen an udserm See ein Zigeunerleben fiihren."

5) Nr. 8485. Gezeichnet am 10. Juai 1912. Herr Professor Dr. J. P e r r i s o n , 16 Rue de Taucraue,

Ve v e y , Schweiz teilt mit, dais diese MGwe am 14. September 1914 auf dem G e n f e r S e e, Schweiz, gefunded worden sei.

R i d g g e t r a g e n : 2 Jahre, 3 Modate, 4 Tage. E d t f e r n u n g yo re N e s t e : ca. 400 km nach SW. Ein fortpflanzungsf~higes Sttick. Man fragt sich, wo die

MGwe in diesem Jahre gebrtitet haben mag? In ihrer alten Heimatkolonie wohl kaum. Dana ws sie als alter Brutvogel am 14. September wohl noch nicht am Genfer See anzutreffen gewesed. VieUeicht hat sie sich einer welter nach Stidwesten zu gelegenen Kolonie angeschlossen. Etwas Bestimmtes l~st sich aber dartiber nicht sagen. - -

Dafs bei G e n f zahlreiche LachmGwen yon der Rossittener udd W5rthsee-Kolonie iiberwintern, das hat der Ringversuch mit grSfster Deutlichkeit bisher gezeigt. Der aufmerksame Beobachter kann dort w~hrend der Wiotermonate fast st~adig RingmGwen sehen. So schreibt Prof. P o n cy aus Gear, der dem Versuehe alas grGfste Interesse entgegenbridgt und ihn in jeder Weise zu fGrdern sucht, uuterm 31. Dezember 1914, dafs augenblicklich vier oder fiinf beringte Versuchsobjekte im Genfer Hafen zu sehen seien, udd zwar sowohl junge als auch alte. So stellte tier Herr z. B. am 17. November 1914 in einem Schwarm yon 30 Sttick zwei junge RingmGwen fest, am 19. Dezember 1 junge; am 28. Dezember 1 junge uad 1 alte.

6) Nr. 18722. Gezeichnet am 18o Juni 1913. E r b e u t e t am 28. November 1914 bei eider Entedjagd

in Cullera ca. 40 km stidlich yon V a I e n c i a, OstkQste S p an i e n s am M i t t e l l i i a d i s c h e a M e e r . Nachrichtunterm 8. Dezeember 1914 durch I-Ierrn K a r l F r i c k e , Sueca, Provinz Valencia, Spanien.

Unterm 15. M~irz 1915 schickt Herr Fricke die Nummer 1448 des ,,Diario de Valencia" yore 14. M~irz 1915 udd die Nummer 312 des ,,El Sueco" yore 7. Ms 1915 mit kurzen Artikeln tiber diesen Fall ein. Den Ring will der Eigedtiimer dicht weggebea.

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524 J. Thienemann:

Weitere Nachricht yon der Erbeutung dieser Miiwe sendet Herr Dr. P o s c h m a n n yon der Deutschen Realschule in Madrid, Calle de Zurbar~n.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 5 Monate, 10 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1350 km nach SW.

7) Nr. 21767. Gezeichnet am 17. Juni 1914. E r b e u t e t im Monat Januar 1915 3 km siidlich yon

Tabernes de W a l l d i g n a , Provinz V a l e n z i a , an der Ost- ktiste yon S p a n i e n.

Nachricht unterm 21. Juni 1915 durch Herrn Dr. phil. A r n o 1 d (Name unleserlich) Berlin SW. 47, Grofsbeerenstrafse 59 I, zur Zeit in Tabernes de Valldigna. Da der Besitzer des Ringes diesen nicht herausgeben will, kann der Herr our die Aufschrift des Ringes mitteilen.

R i n g g e t r a g e n : etwa 7 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : 1300 km nach SW.

8) Nr. 21849. Gezeichnet am 17. Juni 1914. E r b e u t e t am 28. M~rz 1915 bei B o l o g n a in I t a l i e n . Unterm 29. M~irz 1915 sind zwei Postkarten aus Messina,

Italien, abgeschickt, die beide die gleiche Meldung enthalten. Die eine Karte ist an den Herrn Direktor der Universit~it Berlin N., die andere an den Gemeindevorsteher yon Rossitten gerichtet. Beide Karten haben keine Unterschrift. Man wagt es in Italien nicht mehr, sich mit beringten V5geln abzugeben, aus Furcht vor Spionage.

Dann schickt Herr E r w i n S t r e s e m a n n , zur Zeit im Felde bei der 2. mobilen Ersatz-Batterie des KSniglichen S~tchsischen Feldartillerie Regiments Nr. 48, 19. Ersatz-Division, einen Aus- schnitt aus dem ,,Dresdener Anzeiger" vom 7. April 1915 ein, der eine Notiz des ,,Giornale d'Italia" fiber die Erbeutung dieser MSwe enth~ilt. Sie ist danach yon J~igern bei Budrio bei Bologna in Reisfeldern geschossen worden. Die l~berschrift der Notiz lautet: ,,Spionage in Italien durch Seemiiwen". Es wird darauf hingewiesen, dafs jetzt 5fter solche beringten Viigel yon JRgern eingeliefert worden seien.

R i n g g e t r a g e n : 9 Monate, 12 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 400 km nach S. 9) Nr. 21997. Gezeichnet am 17. Juni 1914. Nach einer Mitteilung des Herrn Rektor L u i g i L o b i n a

in P i r r i - C a g I i a r i , Siidkfiste Sardiniens vom 14. Dezember 1914 soeben an einem benachbarten Teiche erbeatet. Meines Wissens die erste Ringmiiwe yon Sardinien.

Diese Vogelart ist in den letzten Tagen des Novembers dort durchgezogen.

Unterm 17. Februar 1915 schickt Herr Lobina den Ring ein. R i n g g e t r a g e n : fast 6 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 1000 km nach SSW.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 525

Es folgen die MSwen yon der w e s t l i c h e n und n o r d - w e s t I i e h e n Zugstrafse nach der franzSsisehen Kiiste and daran entlang nach Siiden zu.

10) Nr. 21890. Gezeichnet am 17. Juni 1914. Herr Dr. M. K i i n g, S p e y e r , St. Hermannstr. 38 meldet

unter Beiftigung des Ringes, dafs diese Miiwe am 15. November 1914 am R h e i n bei S p e y e r geschossen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : 5 Monate. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 250 km nach NW.

11) Nr. 18494. Gezeiehnet am 18. Juni 1913. HerrK. R o s e l l e n i n S c h l o f s H e l t o r f b e i A n g e r m u n d ,

Bez. D t i s s e l d o r f teilt mit, dafs diese MSwe am 6. August 1913, nachmittags 6s/~ Uhr am R h e i n bei D t i s s e l d o r f er- legt worden sei.

Unterm 16. Juni 1914 schickt Herr Rosellen den Ring ein. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 19 Tage. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 470 km nach NW.

12) Nr. 18633. Gezeichnet am 18. Juni 1913. Unterm 21. Mai 1914 schreibt Herr G. D u p i r e aus Paris-

Plage, Villa Mia, Rue de Metz, dafs diese M5we am 15. Mai 1914 in derBaivon C a n c h e , Dep . P u s - d e - C a l a i s geschossen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : fast 11 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 750 km nach NW. Der Erbeutungstermin fiillt in die Brutzeit. Die betreffende

Miiwe ist aber noch nicbt fortpflanzungsfithig.

13) Nr. 22023. Gezeiehnet am 17. Juni 1914. Herr Win. C. T e i t , Oporto, Portugal, Entre Quintas 155

schickt einen Ausschnitt des ,,Secul,~" veto 16. September 1914 ein. Danach ist die MSwe am 8. September 1914 bei E s p i u 1 u bei O p o r t o, P o r t u g a I erbeutet worden.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 22 Tage. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 1750 km naeb SW. Wieder ein Fall, der zeigt, wie schnell sich die jungen

Lachmiiven nach dem Flilggewerden yon ihrem Brutplatze ent- fernen.

b) D i e S t i l c k e , d i e z u r B r u t z e i t i n d e r N~the i h r e r H e i m a t k o l o n i e a n g e t r o f f e n w u r d e n .

Nachdem der Beringungsversuch mit den WSrthsee-Laeh- miiwen 5 Jahre fang durchgefiihrt worden ist und schiine Resultate fiber den Z u g dieser Viigel gebracht hat, mehren sich nunmehr auch die Ergebnisse mit den B r u t mSwen. Genau so waren die Erfahrungen aaf dem MSwenbruche bei Rossitten und man kann sich danach ein Bild yon der Ergiinzung einer Kolonie durch die eigenen Jungen machen. Mit 2 Jahren werden die LachmSwen

Joura. f. Orn. LXTIT. Jahrg. Oktober 1916. 35

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526 J. Thienemann:

fortpflanzungsfi~hig. Wiirden nun a l l e Jungen zum Brtiten in ihre Stammkolonie zurtickkehren, so mtifste man schoa im zweiten Jahre nach Beginn des Versuches Ringviigel in der Kolonie selbst, oder in deren N~he aatreffen, im dritten Jahre deren mehr u.s.w. Das geschieht nicht. Im Jahre 1905 wurden die Markierungen auf dem Rossittener Miiwenbruche begonnen, und erst im Mai 1912, also nach 7 Jahren, liefs sich der erste beringte Brutvogel in der Ntthe der Kolonie nachweisen. Im Jahre 1913 lag wieder ein solches Sttick vor und im Jahre 1914, wie oben bemerkt schon deren vier veto Bruche selbst. Der WSrthsee-Versuch andrerseits lieferte den ersten beringten Brutvogel a u s d e r Nii h e der Stammkolonie im dritten Jahre nach Beginn, und jetzt, im vierten Jahre, liegen 3 solcher FMle vor. Auf dem Wiirthsee selbst ist aber bisher iiberhaupt noch kein beringter Br utvogel nachgewiesen.

Man mufs also erst dutch Schaffung einer g r o f s e n A n- z a h I yon fortpfianzungsfiihigen RingvSgeln der aufeinander- folgenden Jahrgiinge aus ein und derselben Kolonie dem Zufall die Hand bieten and ihm nachhelfen, his man zu einem beringten Brutvogel in der Kolonie kommt, woraus der Schlufs folgt, dafs der Prozentsatz der zurtickkehrenden Stammviigel nicht sehr grofs sein kann. Weiter fordert diese Erfahrung dazu auf, den Versuch mSglichst lange in derselben Kolonie fortzusetzen.

Nun sollen die vorliegenden 3 BrutmSwen, die in der Nithe ihrer alten Stammkolonie genistet haben, aufgefiihrt werden:

14) Nr. 8266. Gezeichnet am 10. Juni 1912. Unterm 7. Juni 1914 schreibt Herr Gutsbesitzer E r n s t

W e b e r in S a n d a u bei L a n d s b e r g am L e c h , O b e r - b a y e r n , dafs diese MSwe am selben Tage dort erlegt worden sei. Die Miiwe ist zum Ausstopfen verschenkt. Sie hat deft nur gefischt.

Der Wiirthsee liegt nach Mitteilung des Herrn Ernst Weber etwa 25 km 5stlich yon bier, ungefRhr auf halbem Wege nach Mtinchen. Ein weiterer Brutplatz befindet sich ca. 20 km nSrd- lich in der Richtung nach Augsburg auf einer Lechinsel, doch scheint diese infolge Regulierungsarbeiten gefithrdet. Am Er- beutungsorte selbst befindet sich keine Brutgelegenheit.

R i n g g e t r a g e n : ca. 2 Jahre. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 25 km nach W.

15) Nr. 4505. Gezeichnet am 12. Juni 1911. Herr A n t o n F i s c h e r, Augsburg, Vogelmauer Gasse 141 c.

schreibt unterm 3. Juli 1914: Erhielt heut diese site LachmSwe, die auf dem Felde bei O b e r o t t m a r s h a u s e n am L e c h - I e 1 d gefunden wurde.

Auf den frischgemtihten Wiesen der dortigen Gegend halten sich t~iglich eine Unmenge MSwen und Seeschwalben auf. Die n~chste Kolonie, etwa 600 Nester, befindet sieh etwa 2 Gehstunden entfernt auf den Lechkiesbtinken.

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XV. Jahrosbericht der Vogelwarto Rossitten. 5Z7

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 21 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 30 km nach NW.

16) Nr. 4220. Gezeichnet am 12. Juni 1911. Am 21. Mai 1914 vonHerrn H u b e r t H S r d e r e r , Hof-

jagdgehilfe in S c h I e i fs h e i m bei M ti n c h e n i m Jagdbezirk Schleifsheim geschossen.

Da die MSwe nicht untersucht wurde, ist nicht mit Sicherheit festzustellen, ob es sich um eine BrutmSwe handelt. Jedenfalls abet hat die MSwe in der N~ihe gebrCltet. Die n~chste Brut- kolonie befindet sich etwa 35 km entfernt am Maisinger See.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, II Monate, 9 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 32 km nach NO. Als Fundstellen fiir WSrthseemSwen liegen also diesmal vor:

Bayern, Bodensee, Ztiricher See, Genfer See, Ostktiste Spaniens, Norditalien, Sardinien, ferner mittleres und unteres Rheingebiet, der Kanal und die Westkaste Portugals.

7. D i e b e i S c h w a n d o r f in d e r O b e r p f a l z , B a y e r n , e r b r t i t e t e n u n d m a r k i e r t e n L a c h m S w e n .

Das Beringen hat im Jahre 1914 Herr Gutsinspektor B r a u n freundlichst besorgt. Im Jahre 1915 hat sich dann Herr E r w i n Ge b h a r d t mit grofsem Eifer und Geschick daran beteiligt, und zwar in der Kolonie auf dem L6chelweiher. Dieser Brutplatz liegt mitten im FShrenwalde 2 km veto n~ichsten offenen Gel~nde entfernt Herr Gebhardt schickte photographische Aufnahmea v o n d e r Kolonie an die Vogelwarte ein, hat auch in verschiedenen Zeitungen Berichte tiber seine umfangreichen Beringungen ge- bracht und sucht so die Bestrebungen der Vogelwarte in jeder Weise zu fSrdern.

1) Nr. 27079. Gezeichnet am 4. Juni 1915. E r b e u t e t : Gelegentlich der Entenjagd in der Gemeinde

P 5 s i n g, Bezirksamt R o d i n g, im vorderen Bayerschen Wald am Regenflusse geschossen.

Nachricht unterm 22. Juli 1915 durch Herrn M. S c h l e i c h e r , K6niglicher Eisenbahnsekret~ir in Roding 2.

R i n g g e t r a g e n : etwa 11[~ Mortar. Entfernung vom Neste: ca. 33 km nach SO. Die MSwe hat sich nach dem Ausfliegen in der Umgebung

des Brutplatzes umhergetrieben.

2) Nr. 27118. Gezeichnet am 4. Juni 1915. E r b e u t e t: Am 8. Juli 1915 an einem Teiche bei S c h 8 n-

t h a I, 0 b e r p f a I z, Bezirksamt Waldmilnchen gefangen. Nachricht durch Herrn M a r t i n Z i n t l, Hauptlehrer in

SchSnthal. Ring getragen: 1 Monat, 4 Tage. Entfernung veto Neste: ca. 35 km nach O.

35*

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528 J. Thienemann:

Hat sich nach dem Ausfliegen in der Umgebung umher- getrieben.

3) Nr. 18521. Gezeichnet am 9. Juni 1913. Herr E. B e r b e n i c h , Sandhofen bei M a n n h e i m schreibt,

das diese MSwe, die den beiliegenden Ring getragen hat, etwa Anfang April 1914 auf der Gemarkung L a m p e r t h e i m am A 1 t r h e i n (genannt Bunna) gefunden worden sei. Der Vogel war schon stark in Verwesung iibergegangen.

R i n g g e t r a g e n : etwa 10 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 270 km nach W. Die MSwe hat den bekannten Weg tibers Festiand nach

Westen zum Rhein genommen.

4) Nr. 27063. Gezeicbnet am 4. Juni 1915. E r b e u t e t : Am 11. November 1915 auf dem W a t t e

h i n t e r U 1 r u m, Provinz G r o n i n g e n, Niederlande, verendet aufgefunden.

Nachricht unterm 20. November 1915 durch Herrn W. D. L o u w e s , Ulrum.

R i n g g e t r a g e n : 5 Monate, 7 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 600 km nach NW. Zu beachten der Zug nach Nordwesten, wie er den schle-

sischen MSwen eigen ist.

5) Nr. 21407. Gezeichnet am 4. Juni 1914. Unterm 25. Dezember 1914 schreibt Herr Ingenieur A I d o

S a m a r i t a n i , C o m a c c h i o - F e r r a r a , I t a l i e n , dafs diese MSwe in der Lagune daselbst erbeutet worden sei.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 21 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 500 km nach S. Hat die beliebte LachmSwen-Winterherberge an der Po-

mfindung aufgesucht. Als Fundstellen fiir die LachmSwen von Fronberg bei

Schwandorf liegen also diesmal vor: Bayern, Mittelrhein, Nieder- lande und Pomiindung in Oberitalien.

8. D i e b e i S i b y l l e n o r t , f e r n e r b e i F a l k e n b e r g u n d b e i G o c z a l k o w i t z in S c h l e s i e n e r b r i i t e t e n

u n d m a r k i e r t e n L a c h m S w e n .

Das Beringen haben die Herren E r i c h S p e e r in Forst- haus Domatschine, OberfSrster B o l i k im Forstrevier Brande bei Falkenberg (etwa 15 km westlich yon Oppeln) und Fischerei- verwalter E r n s t G a s c h in Piers freundlichst besorgt.

1) Nr. 12449. Gezeichnet am 4. Juli 1914 auf dem Nieder- teiche, Revier Sibyllenort.

Am 5. Oktober 1914 verendet und sehr abgekommen auf den B ~ r s d o r f e r Feldern (zwischen L i e g n i t z und H a y - n a u) gefunden.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Roasitten. 529

Nachricht zugleich mit beringtem Furs unterm 8. Oktober 1914 durch Herrn M. S c h a i f l e r , F~rster in B~rsdorf-Trach, Bez. Liegnitz, Schlesien.

R i n g g e t r a g e n : 3 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 80 km nach W.

2) Nr. 8992. Gezeichnet am 24. Juni 1912 auf dem Schenschketeich, Revier S i b y 11 e n o r t.

E r b e u t e t in der ersten H~lfte des Februar 1914 in M a l a g a , Spanien, etwa eine Meile yon der Ktlste entfernt.

Meldungen unterm 6. M~rz und 14. April 19~5 von Herrn J. M u u n o r - C o b o in Madrid. Der Her r schreibt, dafs Viigel der gleichen Spezies auch heuer die gleiche Gegend passierten.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr und etwa 8 Moaate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 2350 km nach SW. Die Miiwe wiire im Frfihjahr 1914 fortpflanzungsf~ihig ge-

wordeu. 3) Nr. 22887. Gezeichnet am 14. Juli 1914 in Falkenberg. Herr K a r l G i n n e l , Schlosser in G r o s c h o w i t z bei

O p p e l n, meldet unterm 16. August 1914, dafs diese MSwe am 15. August 1914 an der Oder eingefangen und dem Gemeinde- vorsteher yon Groschowitz, Herrn D a t k o , abgegeben worden sei, der die unterm I0. Oktober 1914 wieder erfolgte Freilassung anzeigt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 18 km nach O.

&) Nr. 22850. Gezeichnet am 6. Juli 1914 in Falkenberg. E r b e u t e t : Etwa Ende Miirz 1915 yon Landleuten in

G r o b n i c k o p o l j e , Verwaltungsgemeinde Cernik-Cavle, Bezirk Fiume, K r o a t i e n gefunden. Furs mit Ring..wird unterm 1. April 1915 durch das Kaiserliche und KSnigliche Osterreiehische Kriegsministerium eingeschiekt.

R i n g g e t r a g e n : etwa 81/2 Monat. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 650 km nach SSW. Die MSwe ist wahrscheinlich den bekannten Weg Donau

abw~irts, Save aufw~irts gezogen.

5) Nr. 22845. Gezeichnet am 6. Juli 1914 in Falkenberg. Nach einer Mitteilung yon Herrn Rektor L u i g i L o b i n a

in Pirri-Cagliari am 1. Februar 1915 bei P i r r i an der Sttdkttste S a r d i n i e n s erbeutet.

R i n g g e t r a g e n : fast 7 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 1430 km nach SW.

6) Nr. 22574. Gezeichnet am 14. oder 15. J uli 1915 in Marickleiske bei G o c z a I k o w i t z.

E r b e u t e t am 26. August 1915 auf einem $turzacker des Gutes W o i n o w i t z , Kreis R a t i b o r , Ober-Schlesien.

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580 J. Thienemann:

Nacbricht mit beringtem Furs durch Herrn Regierungs- Assessor a. D. yon B a n c k dem Besitzer des Gutes Woinowitz unterm 5. September 1915.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 10 oder I1 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 59 km naeh WNW.

7) Nr. 22544. Gezeiehnet am 14. oder 15. Juli 1915 in M a c i e k l e i s k e bei G o t t s c b a l k o w i t z .

E r b e u t e t : Ende August 1915 in N i e d e r - B i i s s a u , 5 km yon L ti b e c k am Elbe-Trave Kanal geschosseu.

Nachricht durch Herrn C. K ii r l e, Lttbeck, der den Ring unterm 8. September 1915 einschickt.

R i n g g e t r a g e n : etwa 11/2 Monat. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : ca. 700 km nach NW. Zu beachten der Zug yon Schlesien nach Nordwesten,

worauf schon iifter hingewiesen wurde. Als Fundorte der schlesischen Miiwen liegen diesmal vor:

Schlesien, Kroatien, Sardinien, Stidkfiste yon Spanien und Liibeck.

S f l b e r m S w e n ( Larusargentatus). 1) Nr. 2862. Gezeichnet am 13. oder 14. Juli 1909 auf dem

M e m m e r t bei J u i s t dutch Herrn L e e g e , Ostermarseh. Die Vogelwarte H e 1 g o I a n d teilt mit, dafs diese Silber-

miiwe am 30. Juli 1914 bei Helgoland gesehossen und zu Hut- schmuck verarbeitet worden sei.

R i n g g e t r a g e n : 5 Jahre, 16 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 90 km naeh NO.

2) Nr. 3090. Gezeichnet am 13. oder 14. Juli 1909 auf dem M e m m e r t bei Juist durch Herrn Lehrer O. L e e g e , Ostermarsch.

E r b e u t e t : Am 7. August 1915 im Binnenhafen yon E m d e n verendet aufgefunden.

Naehricht mit Ring unterm 9. August 1915 dutch Herrn S ii h I k e , Hafenmeister in Emden.

R i n g g e t r a g e n : 6 Jahre, 24 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 39 km nach SSO. Diese beiden Fiille best[itigen wieder die alte Regel, dafs

sich die SilbermSwen nieht welt yon ihrem Brutplatze entfernen.

M a ~ t e l m S w e n ( Larus marinus). 1) Nr. 5243. Gezeichnet als junger Vogel im Sommer 1914

auf der Insel K a r l s i i bei Gotland, S e h w e d e n durch Herrn Bengt Berg.

E r b e u t e t : Am 5. September 1915 in Bj~irly Runsten an der Ostkiiste yon () 1 a n d yon dem Stallknecht C a r I 0 I s t e n gesehossen. Es waren 4 Miiwen beisammen, yon denen 3 ge- schossen wurden.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarie Rossitten. 581

Nachricht mit beringtem Furs dutch den Kaiserlich Deutsehen Konsul in Kalmar, Schweden unterm 9. September 1915.

R i n g g e t r a g e n : l Jahr und etwa 2--3 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 120 km nach SW.

2) Nr. 5250. Gezcichnet als junger Vogel im Sommer 1914 auf der Insel K a r l s 5 bei G o t l a n d , S e h w e d e n durch Herrn B e n g t B e r g .

E r b e u t e t : In der zweiten H~ilfte des Monats April 1915 bei L i l l e h e d i n g e K l i n t , Ostktiste yon Seeland, D ~ n e - m a r k geschossen.

Nachrieht unterm 26. April 1915 durch die Schriftleitung yon ,,Ostsjaeliands Avis", KjSge, D~nemark, die auch den Ring einschickt.

R i n g g e t r a g e n : 9--10 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 420 km nach SW.

3) Nr. 5249. Gezeichnet Ende Mai oder Anfang Juni 1914 durch Herrn B e n g t B e r g auf der s c h w e d i s c h e n Insel K a r I s 5 bei Gotland.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 4. Oktober 1914: bei Nordstrand N y k j 6 b i n g auf S e e l a n d , Diinemark geschossen.

Nachricht dutch die Herren M. C h r. C h r i s t i a n s e n aus Nykj6bing and H. C h r. C. Mo r t e n s e n, Viborg.

R i n g g e t r a g e n : etwa 4 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 450 km nach SW. Die vorliegendea 3 MantelmSwen haben sich nicht sehr welt

vom Brutplatze entfernt.

H e r i n g s m 6 w e n (Larus fuscus). 1) Nr. 21840. Gezeichnet am 22. November 1913 auf dem

Hofe der Vogelwarte Rossitten als aires am Seestrande gefangenes Sttick.

Erbeutet am 5. Dezember 1913 in Saromberke, S i e b e ri- b i i r g e n , Comitat M a r o s To r d a , am M a r o s f l u s s e dutch den Ktichenchef R o b e r t P i r c h a n .

Nachricht durch Herrn C a r l v o n 1 ) a u s i n ge r , K6nigl. Ungariseher Forstrat in Giirgeny Szt. hnre, Comitat Maros Torda, U n g a r n .

R i n g g e t r a g e n : 13 Tage. E n t f e r n u n g v o n R o s s i t t e n : ca. 1000kmnachSSO. Ein interessanter Fall, der erstens wieder den bekannten

Weg der HeringsmSwen yon Rossitten aus nach Siiden zu fiber's Festland anzeigt, wodureh eine direkte Verbindung zwisehen Ostsee und Mittellandisehem Meere hergestellt wird, und der zweitens eine Bereehnung der Zuggeschwindigkeit zul~ifst. In 13 Tagen hat diese Miiwe 1000 km durchflogen. Das ergibt pro Tag 77 kin.

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582 J. Thienemann:

Die HeringsmSwe hat bei ihrem Zuge eine Eigengeschwindigkeit yon 13,8 m pro Sekunde; das sind rund 50 km in der Stunde. So brauchte die MSwe nur taglich rund 11/= Stunden zu fliegen, um ihr Ziel in 13 Tagen zu erreichen. Wenn die MSwe ihr FlugvermSgen voll ausgenutzt hiitte, so konnte sie nach 20 Stunden an ihrem Ziele in Siebenbiirgen sein, also in 2--3 Tagen.

Diese Berechnung weist wieder auf ein gemiichliches Wandern hin.

2) Nr. 26310. Gezeichnet als alter Vogel auf dem Zuge am 26. Oktober 1914 auf dem Hofe der Vogelwarte R o s s i t t e n.

E r b e u t e t : Am 9.5. April1915 in den s c h w e d i s c h e n S c h e r e n , gerade siidlich yon S a n d h a m m geschossen. Diese MSwenart wird daselbst Gr•trut genannt.

Nachricht durch Herrn K. G. Sv e n s s o n, Stockholm I, Norra Santorzet 20.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate. E n t f e r n u n g yon R o s s i t t e n : ca. 430 km nach NNW. Der Erbeutungstermin fallt kurz vor die Brutzeit.

Es folgt ein als junger N e s t v o g e I markiertes Stiick: 3) Nr. 7918. Gezeichnet als Dunenjunges am 24. Juni 1912

auf Ornsk~r, einer Felsenklippe am 5 1 a n d i s c h e n Meer, Schweden, yon Herrn E. V o i g t , S t o c k h o l m .

Am 24. Februar 1914 an einer Angel gefangen 4 Meilen nSrdlich von B u r n h a m - o n - C r o u c h in Essex, England. Die MSwe ist an den Verletzungen eingegangen.

Nachricht durch Herrn H. v o n M y I h e, 2 Clifton Terrace, Maybank Road, South Woodford, Essex. Am 9. Mai 1914 schickt der Herr den Ring sin.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 8 Monate. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 1500 km nach SW. Ein noch nicht fortpflanzungsf~higes Stack.

S t u r m m 6 w O n (Larus canus). Siimtliche Stiicke sind als Dunenjunge am Brutplatze markiert.

1) Nr. 9065. Gezeichnet als junger Vogel im Sommer 1913 bei K~reholm auf der schwedischen Insel 0 1 a n d durch I,ierrn B e n g t B e r g .

Herr Hofjiigermeister H o f m a n B a n g, Hofmansgave, Otterup, F ii n e n, D ~ n e m a r k schreibt, dais diese M6we, deren beringter Furs beiliegt, am 28. Januar 1914 yon seinem Bedienten geschossen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : e t w a 6--7 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 400 km nach SW. Hat sich im Winter nicht weit yore Brutplatze entfernt.

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Xu Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 538

2) Nr. 9084. Gezeichnet wie die vorhergehende Nr. 9065. Herr J. P. C. Jensen, Lehrer in Teglvarksgode 8, Kopen-

bagen, D~inemark schreibt, dafs diese MSwe am 23. M~irz 1914 bei N o s t r u p aufSeeland, D R n e m a r k , im grauen Jugend- kleide geschossen worden sei.

R i n g g e t r a g e n : 8 bis 9 Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. 350 km nach WSW. Hat sich auch nicht weir yore Brutplatze entfernt. 3) Nr. 20325. Gezeichnet am II. Juli 1914 auf der Insel

Liebes bei Ummanz (Rtigen) durch Herrn H. S t e i n m e t z , Charlottenburg.

Am 14. August 1914 verendet auf dem Felde bei M i s d r o y gefunden. Nachricht vom selben Tage yon Herrn Cafsdorff, Misdroy, Elisabetstr. 19.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 3 Tage. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : ca. l l0 km nach SO. 4) Nr. 17946. Gezeichnet am 12. Juni 1914 auf den

W e r d e r i n s e l n bei Zingst, P o m m e r n durch den Ornitho- logischen Verein ,,Job. Ft. Naumann" in CShen, Anhalt.

Am 8. Oktober 1914 am Strande bei G r e i f s w a l d ver- endet aufgefunden.

Nachricht unterm 13. Oktober 1914 dutch Herrn G r a p e n t i n , Greifswald, Langestr. 55.

Ring folgt unterm 26. Oktober 1914. R i n g g e t r a g e n : ca. 4 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 50 km nach SO. Auch die beiden eben aufgeftihrten jungen SturmmSwen

haben sich zunRchst nicht weit vom Brutplatze entfernt.

F l u ~ s e e s c h w a l b e (Sterna hirundo). Nr. 3109. Der Seeschwalbenring Nr. 3109 wurde am 6. Juli

1910 an Herrn Dr. D i e t r i c h nach H a m b u r g , Freiligrathstr. 15 geschickt. Der Herr steht jetzt im Felde und schreibt aus Brtissel, dafs er ganz genaue Angaben tiber die Verwendung dieses Ringes jetzt nicbt machen kSnne, dafs der Ring aber jedenfalls schon vor mindestens 3 Jahren (also 1912) durch den Yerein J o r d s a n d einer Seeschwalbe umgelegt worden sei. Die Seescbwalbe ist also zweifellos auf einer Nord- oder Ostfriesischen Insel ausgebrtitet worden.

Geschossen ist die Seeschwalbe nach einer Notiz in der J~igerzeitung ,,Caza y Pesca" am 14. September 1914 bei L a red o, Provinz S an t a n d e r an der Nordktiste Spaniens am Meer- busen yon Biscaya. Die Notiz ist yon einem Herrn Gerichts- sekret~ir Corral F e r n ~ n d e z eingeschickt worden.

Nachricht durch Herrn Dr. P o s c h m a n n in Madrid, Calle de Zurbar~in 9.

R i n g g e t r a g e n : etwa 2 Jahre.

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584 J. Thienemann:

E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 1500 km nach SW. Diese Seeschwaibe ist sehr friih ira Herbste schon sehr welt

yore Brutplatze entfernt gewesen. An der Nordkiiste Spaniens sind bisher recht selten RingvSgel angetroffen worden.

M i t t l e r e r Singer (Mergus serrator). Nr. 23768. Gezeichnet als eben ausgeschliipfter Nestvogel

am 25. Juni 1914 dutch den Wirtschaftsfiihrer der Iasel Riems aufeinerVorinseldes R i e m s im G r e i f s w a l d e r B o d d e n .

G e s c h o s s e n am 28. Oktober 1915 auf einer Jagd bei S t r a f s g a n g etwa 6 km siidlich yon G r a z , S t e i e r m a r k yon Herrn Feldwebel U s s n e r in Ptmtigam bei Graz. Es ist ein Weibchen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 4 Monate, 3 Tage. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : etwa 820 km nach S. Nachrichten gehen ein:

1. Von Herrn Forstassistent H a n s S t r a u f s, z. Zt. Einj. Freiw. 2. Von Herrn A d o l f L o h r , Ingenieur in Graz, KSrbler-

gasse 76 ein Zeitungsausschnitt mit der Meldung yon der Erbeutung dieses Riugvogels.

3. Ein ebensolcher Ausschnitt von Herrn R o b e r t H ii t t i g , Klosterwiesg. 72, Graz.

4. Von Herrn Dr. H a n s H e l m , Assistent der chirurgischen Universit~ts-Klinik in Graz.

5. Von Herr U s s n e r , dem Erleger des u selbst, unterm 3. November 1915. Herr Ussner hat den Sager Herrn Brauerei-Direktor A n t o n N i k I a s in Puntigam zum Aus- stopfen iiberlassen.

6. Von der ,,Freien Vereinigung zum Schutze des Weidwerkes in Wien 16, Lerchenfelderg~irtel 57" ein Ausschnitt aus der Grazer Tagespost yore 29. Oktober 1915.

7. Von Herrn Brauerei-Direktor A n t o n N i k I a s ein Brief, worin er mitteilt, dafs er den ausgestopften S~iger for die Sammlung der Vogelwarte gern schenkt. Das Objekt trifft dann Anfang Dezember 1915 gliicklich in [~tossitten ein. Alle beteiligten Personen weisen auf die Seltenheit des Vogels

fiir die Grazer Gegend hin. Er ist dort ganz unbekannt. Dieser S~iger ist also bei Beginn der kalten Jahreszeit nach

Siiden gewandert. Dafs er yon Graz aus die Reise noch weiter fortgesetzt h~tte, ist wohl anzunehme~, weil diese Vogelart in jener Gegend, wie schon bemerkt, ganz unbekannt war.

S t o o k e n t e n (Arias boschas). 1) Nr. 17157. Gezeichnet am 7. Juli1914 am K u r i s c h e n

H a f f in der OberfSrsterei N e m o n i e n. E r b e u t e t im November 1914 auf der Bode bei H o r d o r f ,

Kreis 0 s c h e r s I e b e n, Prov. $achsen.

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XY. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 585

Nachrichten durch [Ierrn Oberprediger Dr. F. L i n d n e r aus Quedlinburg und Herrn Lehrer Fr. U o h r aus Hordorf.

R i n g g e t r a g e n : etwa 5 Monate. E n t f e r n u n g y o n N e m o n i e n : ca. 750kin nach SW. Zur Winterszeit nach SW. in's Binnenland gezogen. Der Erpel wurde yon Herrn E r i c h D u v e , Landwirt in

Hordorf, zur Zeit bei den Garde-Schtitzen stehend, wiihrend eines kurzen Urlaubs gesehossen.

2) Nr. 5857. Gezeichnet als junger Vogel am 26. Juli 1914 von Herrn von F r a n t z i u s a u f dem Gutshofe yon Podollen bei W e h 1 a u , Ostpreufsen, we sie mit Hausenten zusammen auf- gezogen war.

G e s c h o s s e n am 30. Januar 1915 in P e t e r s h a g e n bei C a s e k o w, P o m m e r n, Berlin-Stettiner Bahn. Ein Erpel.

biachricht unterm 16. Februar 1915 und Ring unterm 9. M~rz 1915 durch Herrn K i e e k e b u s c h , Rittergutsbesitzer in Peters- hagen.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 4 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : c a . 485 km nach SW. Zur Winterszeit nach Stidwesten abgewandert, worm auch

nicht weit. 3) Nr. ? Gezeichnet als junger Vogel mit noch 6 Artgenossen

zusammen am 3. August 1913 in L o s g e h n e n bei B a r t e n s t e i n , Ostpreufsen, dutch Herrn Amtsrichter T i s c h I e r. Die Entchen waren yon einer Glueke ausgebrtitet worden.

Von diesen 7 jungen Enten war ein Erpel im M/irz 1914 bei Olmiitz in MKhren erlegt worden (siehe vorigen Jahresbericht S. 470). Eine weibliehe beringte Ente erschien im Juni 1914 mit 11 Jungen auf dem Gartenteiehe you L o s g e h n e n . Die Ringnummer ist nicht festgcstellt worden, aber zweifellos war das eine yon den vorjiihrigen Jungen, die irgendwo in der Nghe gebrtitet hatte.

R i n g g e t r a g e n : l0 Monate. Der Fund in M/ihren liiist darauf schliefsen, dais auch diese

weibliche Ente im Winter nach Stiden abgezogen war, um im Frfihjahr zum Brtiten an ihre Geburtsstelle zuriickzukehren.

Meldung dutch T i s c h I e r.

4) Nr. 6142. Gezeichnet als junger Vogel am 3. August 1913 durch Herrn -Amtsrichter T i s e h 1 e r in L o s g e h n e n bei B a r t e n s t e i n , Ostpreuisen.

Am 5. Oktober 1915 e b e n d a geschossen dureh Herrn Administrator O t t o in L o s g e h n e n. Ein Weibchen.

Nachricht dureh Herrn Amtsrichter Tischler. R i n g g e t r a g e n : 2 gahre, 2 Monate, 2 Tage. Als Braten war die Ente schon recht zghe. An ihrem Geburtsorte geblieben, oder immer wieder dahin

zurtickgekehrt.

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536 J. Thienemann:

5) Nr. 19582. Gezeichnet am 22. Mai 1913 yon Herrn RevierfSrster S c h w a r z in T s c h o t s c h w i t z b e i M i l i t s c h , S c h l e s i e n .

Im April 1914 lebend gefangen bei B r u s t a w e in Schlesien. Hatte sich an einem Zaundrahte verletzt und konnte nicht mehr fliegen. Nachricht durch Herrn U r b a n, Oberinspektor in Brustawe (Graf zu Stolberg'sche Gutsverwaltung).

R i n g g e t r a g e n : ca. 11 Monate. E n t f e r n u n g : 9 km nach S. Die Ente ist entweder in der N~ihe ihres Heimatortes

verblieben, oder nach einer Winterwanderung im Friihjahr dahin zur~ickgekehrt.

6) Nr. 7149. Gezeichnet am 6. Juli 1912 auf dem gevier H i i n e r n , im Kreise O h l a u , S c h l e s i e n dem Grafen Oskar v. Straehwitz geh6rig.

E r b e u t e t : A m 2 4 . Dezember 1915im R e v i e r M o l l w i t z , Kreis B r i e g, Schlesien geschossen. Nachricht unterm 28. Dezember 1915 dureh die Inhaber des Reviers Mollwitz, die Herren R. und H. P l o s c h k e und G. P e t e r aus Mollwitz.

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 5 Monate, 18 ]'age. E n t f e r n u n g y o n H f i n e r n : ca. 3 km naeh SO. Die Ente hat keine Winterreise unternommen.

7) Nr. 25006. Gezeichnet als junger Vogel am 6. August 1915 dutch Herrn FSrster Schaifler in B ~ r s d o r f- T r a c h , Bezirk L i e g n i t z auf dem sogenannten kleinen Gansaarteieh. Die Ente war vollst~ndig ausgewachsen.

E r b e u t e t : Am 1. Dezember 1915 auf einem Revier an der K a t z b a c h geschossen. Nachricht yon dem Schiitzen Herrn A r t h u r M f i l l e r , L i e g n i t z , Friedriehsplatz 12.

R i n g g e t r a g e n : 3 Monate, 25 Tage. E n t f e r n u n g : etwa 15 kin. Den Winter fiber in der N~ihe ihres Geburtsortes geblieben.

8) Nr. 21345. Gezeiehnet am 3. J u l i 1 9 1 3 i n G r S d i t z b e r g in S e h l e s i e n , B e z i r k L i e g n i t z durchHerrnE. B e r n a r t z , Forstadjunkt in Fasanerie GrSditzberg.

E r b e u t e t : Im August 1915 durch Herrn Gutsbesitzer H o b e r g in W i l h e l m s d o r f , Kreis G o l d b e r g - H a y n a u , Schlesien geschossen. Nachricht durch Herrn R. K i t t i g , Biirger- bergwiirter in Goldberg.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre und 1 Monat. E n t f e r n u n g vom M a r k i e r u n g s o r t : ca. 15 km naeh SO. In der Niihe ihres Geburtsortes geblieben oder immer wieder

dahin zuriickgekehrt.

9) Nr. 19716. Der Ring wurde am 1. Mai 1913 an Herrn P e t e r G a i d a in M i e t z e l f e l d e bei S o l d i n , Neumark, abgeschickt und jedenfalls bald darauf verwendet.

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XY. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 587

G es c h o s s e n am 7. Juli 1914 als Mausererpel auf dem ca. 2 km yon Soldin entfernt gelegenen Werblitzer See. Nachricht mit beringtem Fus unterm 8. 3uli 1914 dutch [4errn F. Alb r ec ht in Soldin.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Jahr. E n t f e r n u n g von M i e t z e l f e l d e : ca. 3 km nach NW. Der Erpel ist entweder am Beringungsorte verblieben, oder

nach einer Winterreise dahin zuriickgekehrt.

10) Nr. 23725. Gezeichnet am 27. Juli 1914 bei L e n z e n ander Elbe in der W e s t - P r i g n i t z durch Herrn H. B a r t e l t , Fischereibesitzer. Die Ente war am 8. Juli 1914 durch Herrn Barteit heruntergeschossen worden, entkam aber. Am 27. Juli yore Hunde in derselben Gegend gegriffen und gezeichnet. Am Fliigel war noch die frisch verheilte Wunde zu sehen.

G e s c h o s s e n am 5. Februar 1915 auf der Elbe bei Le nzou. Nachricht mit beringtem Fus unterm 6. Februar 1915 dutch

Herrn S c h u l z , KSnigl. Wasserbauwart, Lenzen a. d. Elbe. R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 9 Tage. E n t f e r n u n g : an der Beringungsstelle verblieben. Da diese Ente verwundet war, kann sie nicht als vollwertiges

Versuchsobjekt gelten.

11), 12), 13) Nr. 23892, 23893 und 23904. Gezeicbnet als junge fast flilgge VSgel am 24. Juni 1915 in Len zen an tier Elbe, W e s t p r i g n i t z , Provinz Brandenburg yon Herrn H. B a r t e It.

Alle 3 Enten wurden nach kurzer Zeit von Herrn B a r t e l t genau am Beringungsorte wieder geschossen, und zwar Nr. 23893 am 3. Juli 1915 und die Nummern 23892 und 23904 am 10. Juli 1915, also nach 9 und 16 Tagen.

Die Enten sind also zunKchst an ihrem Geburtsorte ver- blieben.

14), 15) Nr. 23406 und 23403. Diese Ringe wurdeu am 3. Juni 1914 an Herrn v. S tQlpnagel in Berlin, Filrbringerstr. 19 geschickt, und sind gleich in demselben Jahre verwendet worden. Da Herr v. S t i i l p n a g e l im Felde steht, konnte nichts N&heres in Erfahrung gebracht werden.

G e s c h o s s e n wurde Nr. 23403, eiu Weibchen, am 31. Dezember 1914 an der L e i n e bei Ca l e n b e r g , etwa 24 km oberhalb Hannover yon Herrn C. H oh n e , RSssing, Bezirk Hannover.

Nachricht vom Schiitzen durch die Schriftleitung von ,,Wild und Hund" Berlin, Hedemannstr. 10 und 11.

R i n g g e t r a g e n : etwa 6 Monate, wenn die Beringung im Juni 1914 erfolgt ist.

E n t f e r n u n g : Calenberg liegt etwa 240 km westlich yon Berlin.

Nr. 23406 wurde am 17.Juli 1915 auf dem gros P a e l i t z - see (zum Gute A h r e n s b e r g bei Neustrelitz gehSrig) geschossen.

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588 J. Thienemann :

Nachricht vom Schritzen Herrn R. B e h n f e l d t in K l e i n - z e r l a n g bei Rheinsberg in der Mark und durch die Schrift- leitung der ,,Deutschen J~igerzeitung" Neudamm.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Jahr, l Monat. E n t f e r n u n g : Neu Strelitz liegt etwa 95 km nSrdlieh yon

Berlin. Da der Markierungsort nicht genau bekannt ist, lassen sich

keine bestimmten Schlfisse ziehen. Nur das steht fest, dais die eine am 31. Dezember geschossene Ente keine weite Winterreise unternommen hat.

Z u s a m m e n f a s s e n d ist fiber die vorliegendeii 15M~irz- enten folgendes zu sagen:

Von den 4 o s t p r e u f s i s c h e n Stricken sind 2 im Winter nach Sridwesten ins Binnenland abgewandert. Von den zwei anderen wurde eine im n~ichsten Frfihjahre als Brutvogel an Ort und Stelle wieder angetroffen, die andere nach 2 Jahren ebenda wieder geschossen. Die Annahme einer Winterwanderung liegt vor.

Von den 4 s c h I es i s e h e n Stricken wurden 2 mitten im Winter in der N~ihe ihrer Geburtsstelle wiedergeschossen, und zwar die eine schon gleich im ersten Winter, die andere erst nach 31/I Jahren. Beide sind also an Ort und Stelle geblieben. Auch die zwei anderen Stticke wurden in der N~ihe ihres Geburts- ortes wieder angetroffen, aber nicht im Winter, sodafs nicht genau festzustellen ist, ob sie geblieben oder zurrickgekehrt sind.

Von den 7 b r a n d e n b u r g i s c h e n Stricken sind 3 zu- n~ichst an Ort und Stelle geblieben. Sie wurden schon bald nach der Markierung wieder erbeutet. Ein Strick war im niichsten Jahre wieder in der N~ihe (geblieben oder zurrickgekehrt). Zwei weitere Exemplare wurden 95 und 240 km entfernt gesehossen. Eins davon im Winter; war also nicht weit gewandert. Das letzte Stfick war geblieben (verwundet, kann also nicht roll ge- rechnet werden). Jedenfalls zeigen die MRrzenten grofse An- htinglichkeit an ihren Standort.

K2qokenten (Anas crecca). 1), 2), 3), 40 Nr. 2~251, 21236, 21259, 2124O. Die Enten waren im Jahre 1913 in einer Vogelkoje auf der

Insel F 5 h r gefangen und den Winter durchgeffittert worden, um als Lockenten Verwendung zu finden. Dann wurden sie am 21. M~trz 1914 in der Vogelkoje 0 1 d s u m durch Herrn Haupt- lehrer M i c h a e I s gezeichnet und freigelassen.

Alle 4 Enten wurden im Laufe yon 6 Monaten wieder auf der Insel F 5 h r erbeutet, und zwar: Nr. 21251 am 27. Juli 1914 bei Wyk geschossen.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 6 Tage.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 589

Nr. 21236 um den 25. August 1914 in der Oeversumer Vogelkoje gefangen.

R i n g g e t r a g e n : ca. 5 Monate.

Nr. 21259 Ende August oder Anfang September 1914 in der Vogelkoje yon O I d s u m gefangen.

R i n g g e t r a g e n : etwas fiber 5 Monate.

Nr. 21240 Anfang Oktober 1914 in der O e v e r s u m e r Vogelkoje gefangen.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate und etwa 14 Tage.

Meldungen durch die Herren G e o r g H a r r s e n und H e i n r i c h B o y s e n in Wyk.

Hier soil bemerkt werden, dais markierte Vogelkojen-Lock- enten zuweilen schon recht weite Wanderungen unternommen haben.

5) 8527. Gezeichnet in der Zeit vom 27. Juni bis 8. Juli 1912 yon Mitgliedern des Vereins der Freunde der ordentlichen Jagd am Kaiserlich russischen Forstkorps in P e t e r s b u r g in der Dolgowskoe Forst, Luguscher Kreis, P e t e r s b u r g e r G o u v e r n e m e n t , auf dem See M j a l i t o w .

G e s c h o s s e n : am 9. Februar1915 b e i T r i n i t a p o l i , F o g g i a , an der Ostkfiste yon S f i d i t a l i e n .

Mitteilung unterm 10. Februar 1915 durchHerrnF. T r i g l i o n e fu F.seo in T r i n i t a p o l i .

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 7 Monate. E n t f e r n u n g v o m M a r k i e r u n g s o r t : ca. 2200 km

nach SSW. Diese Ente, ein altes Stfick, hat eine weite Winterreise

unternommen. Sie mufs fiber weite Festlandsstrecken geflogen sein, his sie das Adriatische Meer erreicht hat.

K i e b i t z e ( Vandlus vandlus).

1) Nr. 4695. Gezeichnet in der Zeit yore 4.--6. Juni 1913 auf den Werderinseln bei der Insel Zingst yon Herrn W. B fich n e r aus CSthen.

Erbeutet am I. Januar 1914 bei Fenouiller, Dep. Vendde an der Westkfiste Frankreichs yon Herrn Renaud.

Ring getragen: 7 Monate. Entfernung: ca. 1350 km nach SW. Notiz aus der Aprilnummer des ,,Chasseur franfais" dutch

Herrn T h e o d o r A I I g ~t u e r aus Rothenburg bei Zfirich ein- geschickt.

Ferner schreibt Herr C o u t o u i.s, Instituteur public, in Le Fenouiller unterm 15. Juni 1914 noch einea Ittngeren Brief fiber die nttheren Umst~inde bei der Erbeutung. Aus dem interessanten Inhalte sei folgendes mitgeteilt: In der dortigen

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540 J. Thienemann:

Gegend ist es Brauch, die Kiebitze mit Lockpfeifen anzulocken und dann mit Netzen zu fangen. Ergiebig ist diese Jagd von Oktober bis April. Fiinfzig VogelfKnger erbeuten durchschnittlich 500 VSgel jeder ftir sich im Jahre. Das Wildbret wird besonders im S~iden yon Frankreich verkauft. Diese Art Jagd mit Netzen ist nur in der Umgegend yon St. GiUes-sur-Vie gestattet. (Der Ort liegt an der Ktiste, an der Miindung des kleinen Flusses Vie, ~1 d'Yeu gegentiber).

Auf die genannte Art ist der Versuchskiebitz am I. Januar gefangen worden. - -

Bemerkt sell hier werden, dafs im vorigen Jahresberichte ein Kiebitz gemeldet werden konnte, der yon Hiddensee nach der siidwestlichsten Ecke Frankreichs gezogen war. Es liegt also immer der Weg yon der Ostsee an der Kiiste entlang nach Siidwesten vet, -- mit einer Abzweigung naeh England -- der auch yon don Strandv~geln benutzt wird.

2) ~r. 23036. Gezeichnet als junger Vogel am 9. Juni 1914 dutch Herrn F r ~ d r i e h, F~rster in Wiistendorf bei J~ischkowitz, Kreis B r e s l a u , S e h l e s i e n .

Am 22. November 1914 in der N~ihe yon M a i l a n d , Italien, geschossen.

Nachrichten yon Herrn J u l i u s H e i l b r o n , Mailand, Via Torino 21, der unterm 30. Dezember 1914 den beringten Furs einschiekt, und unterm 27. November 1914 yon Herrn M. H e r s , Munitions-Fabrik in Speyer, nach einer Mitteilung yon seinem Vertreter E. C o 1o m b o in Mailand, der den Kiebitz geschossen hat.

R i n g g e t r a g e n : 5 Monate, 13 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 880 km nach SW.

Dieser Kiebitz l~ifst einen Vergleich mit den aus derselben Gegend bei Breslau stammenden LachmSwen zu. Die LachmSwen (vom Sibyllenort) wandern meist nach Nordwesten und Westen und nur ausnahmsweise nach Siiden nach dem Adriatischen Meere. Der Kiebitz dagegen ist nach Siiden gezogen. Die Lage des Fundortes bei Mailand scheint darauf hinzudeuten, dafs der Vogel die Alpen iiberflogen hat.

3) Nr. 23215. Gezeichnet als junger Vogel am 31. Mai 1914 bei W a I I n a u bei Petersdorf auf der Insel F e h m a r n durch Herrn W. B 1 o h m, Lilbeck, Hansastr. 78

G e s c h o s s e n bei C a c e r e s , Provinz Estremadura in Spanien.

Meldung dutch den Kaiserlich Deutschen Botschafter v. R a t i b o r unterm 3. Dezember 1915. Ein Spanier namens Casimiro Bermejo aus Zarza la Mayor Caceres hat der Botschaft mitgeteilt, dafs ein J~iger diesen Ringvogei g~schossen habe.

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XV. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 5 4 1

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Jahr, 6 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 2100 km nach SW. Der Kiebitz ist weit ins Innere Spaniens eingedrungen.

Is l~indischer S t rand l i iu fe r (Tringa canutus).

Nr. 10680. Gezeichnet als alter auf dem Zuge befiadlicher Vogel auf dem Hofe der Vogelwarte Rossitten am 24. August 1912.

E r b e u t e t am 12. Mai 1914 am Meeresstrande bei Re c h e r e r t , Dep. Charante inferieure, F r a n k r e ic h.

Nachrichten unterm 16. Mai 1914 dutch den Schiitzen Herrn E m i l e L i m o u z i n , Rochefort s. M. rue Baudin Nr. 73 und unterm 20. Mai 1914 dutch Herrn hd . M e n a u d , Marsilly, Dep. Char. infer.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 8 Menate, 18 Tage. E n t f e r n u n g yen R o s s i t t e n : ca. 1850 km nach SW. Der Vogel ist den iiblichen Strandvogelweg gezogen: yon

Rossitten aus immer an der Kfiste entlang nach Sfidwesten. Bemerkenswert ist das Erbeutungsdatum in zweifacher

Hinsicht. Erstens ist der Vogel erst im zweiten auf seine huf- lassung folgenden Winterquartiere erbeutet worden, und da fragt man sich unwillktirlich: welchen R f ick weg hat er im Friih- jahr 1913 genommen, da im Frtihjahr im Gegensatz zum Herbste recht wenig Strandviigel die Kurische Nehrung passieren ? huf einen Rtickzugsfundort warte ich sehnstichtig, setze datum die Strandvogelmarkierungen in Rossitten nach Miiglichkeit fort und erlaube mir deshalb auch die Herren yon Hiddensee und yon den Werderinseln zu bitten, ihr Hauptaugenmerk auf das Zeichnen yea StrandvSgeln zu richten.

Zweitens aber ist der 12. Mai doch ein recht sp~iter Terrain. Bei so vorgeriickter Jahreszeit ist der Vogel noch so weit im Siiden gewesenl Die Strandvogel-Rtickwanderungen bedtirfen noch der hufkliirung.

B l ~ s h u h n ( Fulica alra).

1) Nr. 21501. Gezeichnet am 8. Juli 1913 bei W a l l n a u bei Petersdorf auf der Insel F e h m a r u durch Herrn W. B l o h m , Ltibeek, Hansastrafse 78.

G e s c h o s s e n am 11. April 1915 yon Herrn P e t e r M a d s e n , M e n s t r u p , 8 o r b hmt bei Hyllinge, Seeland, Diinemark.

Nachrichten gehen ein : 1. Von dem Schfitzen Herrn P e t e r M a d s e n seibst unterm 11. April 1915. 2. Dureh die Schrift- leitung des Ostsjaellands Avis Kjoge und 3. dutch Herrn K a r l S t r a c k e rj a n, Hadersleben (Schleswig Holstein) ein Aussehnitt aus der Zeitung ,,1~ ~stred Tidende", Insel Seeland veto 12. April 1915.

a o ~ . ~. ore. L ~ V . J ~ r 0 ~ 1916. 36

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$42 J. Thienemann:

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 9 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 90 km nach N. Das Wasserhuhn ist yon seinen Winterreisen in die weitere

Umgebung der alten Heimat zurtlckgekehrt und hat jedenfalls da gebriitet, denn der Erbeutungstermin fiillt unmittelbar vor die Brutzeit.

~) Nr. 21360. Gezeichnet im August 1913 bei W a l l n a u auf F eh m a r n durch Herrn W. Blohm.

E r b e u t e t am 30. Dezember 1915 in A n k e r e e n, Provinz N o r d - H o l l a n d .

Nachricht mit beringtem Furs durch Herrn Baron S n o u c k a e r t v o n S c h a u b u r g aus D o o r n in Holland unterm 10. Januar 1916.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 4, Monate. E n t f e r n u n g y o n F e h m a r n : ca. 350 km nach SW. Das Bl~ifshuhn ist yon seiner Heimat Fehmarn im Herbst

immer an der Kiiste entlang nach Sttdwesten gewandert, woriiber schon mehrere Belegfiille vorliegen. Im Friihjabr erfolgte dann die Riikkehr nach Fehmarn selbst, oder in dessen n~ihere oder weitere Umgebung, um das Brutgesch~ift zu vollziehen, und bei der Erbeutung im Dezember 1915 in Nord-H011and war das Huhn wieder auf der Reise nach Siidwesten begriffen.

F i ~ c h r e i h e r (Ardea cinerea). 1) und 2) Nr. 9658 und 9659. Zwei Stiicke, die am 21. Mai 1914 als junge VSgel in Wacht-

bude bei N e u - P a s s a r g e am F r i s c h e n H a f f yon Herrn KSnigl. FSrster C h r i s t o I e i t beringt worden waren.

Davon wurde Nr. 9658 am 20. Juli 1914, nachmittags 4 Uhr am sogenannten Totenteiche bei A r n s t e i n in 0 s t p r e u f s e n geschossen.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 35 km nach Osten

ins Festland hinein. Nr. 9659 wurde Anfang September 1914 an einem Fisch-

teiche in der N~he yon E l b i n g erbeutet. R i n g g e t r a g e n : etwa 31A Monate. E n t f e r n u n g y o r e N e s t e : etwa 40 km nach SW. Nachricht dutch die Herren Gutsbesitzer K d i e p in Arn-

stein und E. P f a f f e n d o r f in Elbing. Die Reiher haben sich nach dem Ausfliegen in der niicheren

und weiteren Umgebung ihrer Geburtsstelle umhergetrieben.

3) Nr. 9656. Gezeichnet als Nestvogel ebenso wie die beiden vorigen Stiicke am 21. Mai 1914 in Wachtbude bei N e u - P a s s a r g e am F r i s c h e n H a f f .

E r b e u t e t am 2. Oktober 1915 in G r o f s - W e r d e r bei B e r g f r i e d e , Kreis O s t e r o d e , O s t p r e u f s e n .

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XV. Jahresbericht dot Vogelwarte Rossitten. 548

Nachricht durch Herrn B. H o r n in Grofs-Werder. R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 4 Monate, 12 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 85 km nach S. Der Reiher hat sich in dem auf die Geburt folgenden Jahre

in der weiteren Umgebung seines heimatlichen Horstes auf- gehalten.

Ringeltaube ( Columba palumbus). blr. 3903. Gezeichnet am 13. Juni 1914 als Nestvogel im

KSniglichen Grofsen Garten in D r e s d e n dutch Herrn E. S t r e s e m a n n .

E r b e u t e t : Mitte Juli 1915 in einem Schornstein des Hauses Elisenstrafse 2 in D r e s d e n verendet aufgefunden.

Nachricht mit Ring unterm 23. Jali und 22. August 1915 durch Frau E. M i t t a g , D r e s d e n , Elisenstr. 2.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, I Monat~ Nachdem dureh den Beringungsversueh fiber die Z ii g e der

Dresdener Wiidtauben N~iheres ermittelt worden war, erfiihrt man nun auch, dais die jungen Tauben yon ihren Ziigen in die Heimat zurfickkehren.

E o h l t a u b e ( Columba oenas). Nr. 25250. Gezeichnet als Jun~vogel im Neste am 14. Juli

1914 im KSniglichen Grofsen Garten in D r e s d e n dutch Herra E. S t r e s e m a n n , Dresden, Residenzstr.

E r b e u t e t in der ersten H~ilfte des Oktober 1914 in P e r a 1 t i I I a , einem Diirfchen yon wenigen hundert Einwohnern in der Provinz H u e s c a , C e n t r a i p y r e n ~ i e n , S p a n i e n .

In der betreffenden Zeitungsnotiz heifst es, ,,dafs der Zug yon Tauben w~hrend der letzten Tage und in verschiedener Richtung bedeutend war". (Vanguardia yon Barcelona veto 15. Oktober 1914.)

Nachrichten gehen ein: 1. Von Herrn Al b e r t o L i e b e, Consejo de Giento 281 - -

Principal, Barcelona, der die Notiz yon der Erbeutung in spanischen Zeitungen gelesen hat.

2. V o nde r Firma H. D. B e c k e r Sohn, Iserlohn eia Brief des Herrn L u i s de l a T a p i a , Pasco de San Juan 45--2 o--2 a, B a r c e l o n a . Der Herr ist im Besitze des Ringes.

3. Von Herrn Dr. H e d r i cA, Oberlaadesgerichtsrat in Dresden, Albrechtstrafse 5 III, der eine Mitteilung aus der spanischen Zeitung ,,A. B. C..Miercoles" Madrid vom 14. Oktober 1914 einsendet.

4. Von dem KSniglichen Spanischen Konsul Herrn F r e c h in KSnigsberg i. Pr. Herr Frech teilt darin der Vogelwarte mit, dafs der Herr de la T a p i a sich mit der Vogelwarte in Verbin- dung setzen will.

36*

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544 J. Thienemann:

5. Unterra 2. Dezember 1914 ein zweiter Brief yon Herrn A l b e r t o L i e b e aus Barcelona, worin auch noch die Erbeutung der beringten LachraSwe Nr. 18798 geraeldet wird (siehe oben unter LachraSwen). Auch ein Brief des B~irgerraeisters yon Peraltilla liegt bei.

6. Von Herrn Dr. E. P e t e r unterra 7. Dezember 1914, zur Zeit in Barcelona ira Gn. HStel de Oriente, Rarabla del Centre 20--22.

R i n g g e t r a g e n : ca. 3 Monate. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 1480 km nach SW. Ein interessanter Fall, der zu allerhand Vergleichen Anlafs

giebt. Vom Grofsen Garten in Dresden liegt schon ein Tauben- resultat vor und zwar yon einer Ringeltaube (Columba palumbus). Das daraalige Sttick wurde am 16. Oktober 1911 ira Departement Lot-et-Garonne ira siidwestlichen Frankreich gefangen; die jetzt vorliegende Hohltaube dagegen ira nordSstlichen Spanien. Beide Fundorte liegen etwa 220 kin auseinander und sind nut durch die Pyren~en getrennt. Die Hohltaubenfltige haben wohl sicher die Pyrentten iiberquert. Welter geben die beiden Funddaten (16. Oktober und erste H~lfto des Oktober) zu denken. So zeitig sind die raitteldeutschen Wildtauben (und zwar die Jungen) schon in ihren stidlichen Winterherbergenl Auf der Kurischen Nehrung setzt der Wildtaubenzug erst Ende September ein. In der ersten Httlfte des Oktober ist er noch in vollera Gange. - -

Die vielen Meldungen, die tiber den vorliegenden Fall der Vogelwarte yon allen Seiten in dankenswerter Weise eingeschickt wurden, zeigen wieder einmal das rege Interesse der Stidliinder an der Vogeljagd.

Tur te l t&ube ( Columba turtur). Nr. 6801. Gezeichnet als junger Nestvogel am 13. Juni

1912 ira Revier S i b y l l e n o r t , etwa 12 kin nordSstlich yon Breslau, S c h I e s i e n durch I-lerrn Erich S p e e r.

Bei M a r s al a auf tier Westspitze S i z i l i e n s yon einera Italiener naraens P o i l a r i geschossen. Die Taube soil aus der Richtung yon Tunis angeflogen sein.

Nachricht durch Herrn R i c h a r d H o l p p aus Marsala. Das Erbeutungsdatura nicht genau angegeben. Die briefliche Nachricht stararat vora 30. Jail 1914.

R i n g g e t r a g e n : unbestirarat. E n t f e r n u n g vora N e s t o : ca. 1550 kra nach SSW. Es liegt bereits ein Resultat rait einer Sibyllenorter Turtel-

taube vor. Der Erbeutungsort lag daraals in Epirus. 8o kann man sich die Zugstrafse der Schlesischen Turteltauben aufzeichnea: Von Breslau aus direkt nach Stiden fiber's Festland, dana an der Westkiiste der Balkanhalbinsel entlang uad schliefslich nach

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 545

Westen zu abbiegend fiber die Stidspitze Italiens naeh Sizilien. Dafs der Weg yon da aus welter nach Tunis hinfiber fiihrt, ist anzunehmen.

Die zuletzt erw~ihnten Wildtaubenergebnisse lehren uns fiir den Beringungsversuch immer erneut das Losungswort aufzu- stellen: In e i n u n d d e m s e l b e n R e v i e r fort und fort markieren! Das gibt wichtigere Resultate als 6rtlich weit zer- streut vorgenommene Einzel-Beringungen.

Fasala (_Phasianus cotchicus). 1. h l t a u s g e s e t z t e V S g e l .

Nr. 22627, 22526, 22496, 22659, 22578 und 22619. Es folgen zun~ichst 6 Sttick, die yore ,,Verein zur Hebung

der Fasanenzucht im Kreise Fischhausen" in Ostpreufsen markiert und ausgesetzt worden sind. Leider ist versiiumt worden, die Verteilung der Nummern auf die einzelnen Gtiter festzustellen. So kann nut allgemein gesagt werden, dais die Aussetzung im Kreise F i s c h h a u s e n , Samland, O s t p r e u f s e n erfolgtist, und zwar im Februar 1914.

1) E r b e u t e t wurde Nr. 22627 am 4. Mai 1914 in L e n g - n i e t e n . Eine Henne. Lebend gefangen und nachdem auf der Innenseite des Ringes das Fangdatum eingraviert war, wieder freigelassen.

R i n g g e t r a g e n : ca. 3 Monate.

2) Nr. 22526 wurde am 18. Juni 1914 in L i n k a u bei Godnicken dutch die Grasmfihmaschine auf dem Neste getStet.

R i n g g e t r a g e n : ca. 4 Monate.

3) Nr. 22496, eine Henne, wurde Anfang August 1914 auf der Feldmark G e i d a u lebend gefangen und sofort wieder aus- gesetzt.

R i n g g e t r a g e n : ca. 6 Monate.

4) Nr. 22659, ein Henne wurde am 15, November 1915 im Revier F i n k e n bei G r o fs - K u h r e n i m Samland, Ostpreufsen geschossen.

Nachricht dutch den Herrn Gutsvorsteher in Finken, der unterm 5. Dezember 1915 den Ring einschiekt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr und etwa 8 Monate.

5) Nr. 22578 wurde am 13. Oktober 1915 auf dem Revier des Rittergutes C a t h r i n h i i f e n bei P o w a y e n , Kreis F i s c h - h a u s e n geschossen.

Nacbricht durch Herrn Rittergutsverwalter R u h n k e in CathrinhSfen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jabr und etwa 8 Monate.

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546 J. Thienemann:

6) Schliefslich Nr. 22619 wurde am 3. April 1915 auf der Rittergutsfiur K i r p e h n e n bei G e r m a u, Kreis F i s c h h a u s e n verendet aufgefunden.

Nachricht mit beringtem Furs dutch Herrn Rittergutsbesitzer yon M o n t o w t , Kirpehnen.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Jahr. Alle sechs Fundorte liegen im Kreise Fischhausen, und so

kann nur allgemein festgestellt werden, dafs die erbeuteteu Fasanen im Kreise verblieben sind.

Es folgen drei weitere ostpreufsische Fasanen, deren Aus- setzungsstelle genau bekannt ist.

7) und 8) Nr. 22798 ~ und 22799 Q. Gezeichnet am 4. M~rz 1914 in Losgehnen bei B a r t e n s t e i n durch Herrn Amtsrichte," T i s c h l e r .

Es waren einige Fasanen zum Versand eingefangen worden, und bei dieser Gelegenheit wurden I Hahn uad 2 Hennen markiert.

Nr. 22798 ebenda am 18. Oktober 1914 geschossen. R i n g g e t r a g e n : 7 Monate, 14 Tage. Nr. 22799 Anfang ()ktober 1914 auf dem Sachbargute

R o t h g 5 r k e n bei Bartenstein geschossen. R i n g g e t r a g e n : ca. 7 Monate. Nachrichten durch Herrn Amtsrichter Tischler. Beide Fasanen sind also an der Aussetzungsstelle selbst,

oder in deren n~ichster N~ihe verblieben.

9) Nr. 22791. Gezeichnet und ausgesetzt als alter Vogel am 27. Februar 1914 bei H e i I s b e r g, Ostpreufsen durch Herrn Amtsrichter T i s c h I e r.

E r b e u t e t : Anfang Oktober 1914 im Revier R o g g e n - h a u s e n bei Heilsberg. Es war ein Hahn.

Nachricht dutch Herrn G. P o n q u i t t in Roggenhausen. R i n g g e t r a g e n : ca. 7 Monate. E n t f e r n u n g y o n H e i l s b e r g : ca. 6 km nach blO. In die niihere Umgebung abgestrichen.

Es folgt ein Vogel aus Sachsen:

10) Nr. 6327. Gezeiehnet als alter Vogel Anfang M~irz 1912 dutch Herrn A t m a n s p a c h e r in E h r e a f r i e d e r s d o r f in 8 a c h s e n .

E r b e u t e t am 25. Oktober 1914 auf dem Jahnsbacher Revier bei Thum in Sachsen. Ein Hahn.

Nachricht durch Herrn h. R i e d el , Chemnitz, Gerichtsstr. 7. R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 7 Monate, 20 Tage. E n t f e r n u n g yon E h r e n f r i e d e r s d o r f : ca. 3 kin. Fiir lange Zeit in der n~ichsten Umgebung der hussetzungs.

stelle verblieben.

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XV. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 547

2. Jung a u s g e s e t z t e V S g e l .

11) Nr. 23989. Gezeichnet als Ktiken am 20. Juli 1914 und 12) Nr. 23992, gezeichnet am 15. August 1914 yon Herrn

H. L e h m a n n in L i n k a u bei Godnicken, Ostpreufsen. Erbeutet am 10. Oktober 1914 in P o l e n n e n , Kreis Fisch-

hausen. R i n g e g e t r a g e n : 2 Monate, 20 Tage und 1 Monat,

25 Tage. E n t f e r n u n g y o n L i n k a u : ca. 2 kin.

13) Nr. 23990. Gezeichnet als Ktiken am 20. Juli 1914 und 14:) und 15) Nr. 23991 und 23994 gezeichnet am 15. August

1914 yon Herrn Lehmann, L i n k a u bei Godnicken. E r b e u t e t am 10. Oktober 1914 a u f d e m R e v i e r K a l l e n

bei F i s c h h a u s e n . R i n g e g e t r a g e n : 2 Monate, 20 Tage und 1 Monat,

25 Tage. E n t f e r n u n g y o n L i n k a u : etwa 3 km nach S.

16) Nr. 20288. Gezeichnet am 1. September 1913 auf dem Rit tergute J a n i k o w , Kreis D r a m b u r g in P o m m e r n .

E r b e u t e t : ebenda am 6. Oktober 1914. Ein Hahn. Nachricht unterm 17. Oktober 1914 yon Fr~tulein M a r l e n e G r o p i u s in Janikow.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 1 Monat, 6 Tage. An der Aussetzungsstelle verblieben.

17) Nr. 22294 und 22290. Gezeichnet am 22. August 1913 auf dem Rittergut Janikow, Kreis D r a m b u r g , P o m m e r n durch Fraulein M a r I e n e G r o p i u s daselbst.

In der Zeit veto Oktober 1913 bis Januar 1914 auf dem Revier J a n i k o w geschossen. Es waren zwei H~ihne.

Nachricht unterm 30. M~trz 1914 dutch Fraulein M a r I e n e G r o p i u s .

R i n g e g e t r a g e n : 2--5 Monate. An der hussetzungsstelle verblieben.

Rebhulm (Perdix perdix). Nr. 17694. Gezeichnet am 4. August 1913 auf dem Rittergut

J a n i k o w , Kreis D r a m b u r g in Pommern. E r b e u t e t ebenda in der Zeit~ yon Oktober 1913 bis

Januar 1914. Nachricht unterm 30. M~irz 1914 durch FrSulein M a r I e n e

G r o p i u s , die den Vogel auch gezeichaet hatte. R i n g g e t r a g e n : 2--5 Monate. An der Aussetzungsstelle verblieben.

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548 J. Thienemann:

H t t h n e r h a b t o h t ( Astur palumbarius). Nr. 22435. Der Hiihnerhabicht wurde im Sommer 1915 ais

fliigger junger Vogel im Zschernicker Forst bei A n nab u r g, Provinz Sachsen aus dem Horste genommen und im Flug- k~ifige gehalten, dann am I. September 1915 beringt und Ios- gelassen in Lohr am Main yon Herrn Dr. Stadler.

Am 6. September 1915, also nach 5 Tagen, wurde der Habicht in Sendellach gegeniiber L o h r beim Hiihnerfang iiberrascht und getStet.

Der Fall zeigt, wie sich ein in Gefangenschaft gehaltener Hiihnerhabicht nach selner Freilassung sofort in der freien Natur zurecht findet und Beute zu schlagen versteht. Vergl. das ganz Shnliche Erlebnis mit einem Hiihnerhabicht, das im vorigen Jahresberichte SeRe 483 verzeichnet steht.

Sperber (Accipiter nis~). 1) Nr. 7911. Gezeichnet als alter Vogel am 11. Mai 1912

in Hohendodeleben bei Magdeburg yon Herrn Robert Schiinemann, Landwirt daselbst. Der Sperber hatte sich bei Verfolgung einer Beute im Mascbendraht verwickelt.

Erbeutet am 22. Juli 1914 vom J~iger Abel Heikkila in Doff P a k a a, Kirchspiel 0 r i m a t t i I a, Regierungsbezirk Nyland, siidliches Finland; etwa 600 43' nSrdl. Br. und 50' 5stlich vom Helsingfors Meridian.

Nachricht durch Herrn Professor Dr. J. A. Palm d n, Helsingfors, dem die Erbeutung durch die Direktion fiir Jagd- pflege, Sekretiir Hr. V. B r a n d e r mitgeteilt worden war.

Ring getragen: 2Jahre, 2 Monate, II Tage. Entfernung yon Hohendodeleben: ca. 1300km

nach NO. Der vorliegende Fall tr~igt zur weiteren Kl~rung der auf

der Kurischen Nehrung und auf Hela in jedem Jahre mit grSfster Regelm~ifsigkeit stattfindenden Sperberztige sein gutes Teil bei.

Am II. Mai 1912 wurde der Sperber als alter Vogel bei Magdeburg gefangen und markiert. Da hat er sich auf dem Rttckzuge nach seiner im blordosten liegenden Brutheimat be- funden (vergl. die im vorigen Jahresberichte aufgeftihrten Sperber: Pommern-Siidfrankreich und die regelm~ffsig im Mai auf Hela beobachteten ausgedehnten Sperberziige). Im Sommer 1912 hat der Vogel iu Finland gebriitet, um im Herbst 1912 wieder nach Siidwesten durch Deutschland nach Siidfrankreich abzuwandern. Nachdem diese, Reise noch~ ein paar real hin und her zurtick- gelegt war, wurde der Sperber am 22. Juli 1914 wieder in seiner Brutheimat in Finland angetroffen. Ich glaube, so dad man sich die Wanderungen dieses Vogels auf Grund der bis jetzt vor- liegenden Ergebnisse des Ringversuches und der angestellten Beobachtungen zurechtlegen.

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XV. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 549

2) Nr. 14840. Gezeichnet am 24. Juni 1914 als junger Nestvogel im Gemeindewalde K a I t e n h o 1 z h a u s e n (Unter- lahnkreis), Post HahnstKtten, Bezirk W i e s b a d e n, [-I e s s e n.

Dieser Sperber wurde am 25. Dezember 1915 auf dem Rittergute B e s e n h a u s e n , Post F r i e d l a n d an der Leine stidlich von GSttingen lebend gefangen.

Nachricht durch Herrn C. H e i n e und den Besitzer des Rittergutes Besenhausen Herrn v o n M i t z i n g e r o d e - K n o r r , der auch den Ring einschickt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 6 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 175 km nach NO. Dieser w e s t d e u t s c h e Sperber hat keine Winterreise unter-

nommen, denn er wurde mitten im Winter nut 175 km von seinem heimatlichen Neste entfernt angetroffen, und noch dazu nach Nordosten zu.

Es sei hier an die beiden p o m m e r s c h e n Sperber er- innert, die sich Mitte und Ende November schon in Stidfrankreich befanden (siehe vorigen Jahresbericht J. f. O. Juliheft 1915 S. 484). Alle diese Fitlle mSgen zum fleifsigen Raubvogelmarkieren anregen. Da bleibt noch mancherlei zu klRren.

M i t u s e b u s s a x d (,Buteo buteo). 1) Nr. 14898. Der Ring ist im Jahre 1913 an die K6nigliche

Oberf~rsterei W o i d n i g in S c h I e s i e n geschickt und jeden- falls dort verwendet worden. Genaues Datum war nicht zu er- mittein.

E r b e u t e t am 8 . 0 k t o b e r 1914im R e v i e r T h o m a s w a l d a u , Kreis B u n z 1 a u , Schlesien.

Nachricht yon Herrn E. F r tic h e 1, Revierf6rster in Thomas- waldau. Der Herr schickt den Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : unbestimmt. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 83 km nach SW. Der Vogel ist nicht weit fortgezogen.

2) Nr. 23950. Gezeichnet, nachdem er in Gefangenschaft gehalten war, am 4. Juli 1914 von Herrn von L o w t z e w in Polchow, Post L a a g e , M e c k l e n b u r g .

Anfang Mttrz 1915 in W e s s e l s d o r f bei T e s s i n in M e c k l e n b u r g in einem Kanincheneisen, das vor einen Kaninchenbau gelegt war, gefangen.

Nachricht von Herrn H. R i e d e I , Gutsj~ger in Wesselsdorf, der die Erbeutung der Deutschen Jttger-Zeitung in Neudamm gemeldet hatte.

R i n g g e t r a g e n : 8 Monate. E n t f e r n u n g y o n P o l c h o w : ca. 10 km nach N. Nicht fortgewandert.

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550 J. Thienemann :

3) Nr. 6800. Gezeichnet am 21. Mai 1914 in S c h n e e r e n , Kreis N e u s t a d t am Rfibenberge, Hannover, im Neste mit noch 2 Jungen yon Herrn Lehrer W. A s c h e, [Iannover-Wfilfel, Hildesheimer Chaussee 145.

Ende August oder Anfang September 1914 unter den Hoeh- spannungsdr/ihten bei K l e i n B o r s t e l bei B r u c h h a u s e n , Kreis H o y a a.W., etwa 36 km sfidlich yon Bremen, yon Schul- kindern verendet und bereits stark verludert aufgefunden. Den Ring hubert die Kinder an Herrn Lehrer E. d e i n s e n in Klein- Borstel abgegeben, der den Fund der Deutschen J/iger-Zeitung in Neudamm meldet.

R i n g g e t r a g e n : c a . 31/2 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 42 km nach NNW. Zun/ichst in der weiteren Umgebung des Nestes verblieben.

4) Nr. 18713. Gezeichnet als 3 Wochen alter Nestvogel am 1. Juni 1913 ia der K5niglichen OberfSrsterei P r e u f s i s c h - E y I a u, Schutzbezirk Dinge, Ostpreufsen.

Am 6. Dezember 1915 in einem bewaldeten Torfbruche in G r o f s - K a r s c h a u bei K S n i g s b e r g in Pr. verendet auf- gefunden.

Nachricht yon dem Finder des Bussards Herru H e r m a n n T u lk in Grofs-Karschau.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 6 Monate, 6 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 33 km nach N. Dieser in Ostpreufsen erbriitete Bussard ist den Winter

fiber in seiner Heimat geblieben.

5) Nr. 13142. Gezeichnet als Nestvogel am 2. Juni 1914 in der OberfSrsterei W a l s r o d e , H a n n o v e r .

Geschossen am 31. M~rz 1915 im Jagdrevier Mesum bei R h e i n e , Regierungs-Bezirk M i i n s t e r in W e s t f a l e n .

Nachricht durch Herrn F r i t z S c h u l t z e in Rheine, Poststrafse l l b. Der Bussard sell auffallend hell in der F~rbung gewesen seia. Nur die Spitzen der Fliigel und der Schwartz glichen in der Farbe den gewShnlich gef/irbten Bussarden. Sie waren dunkelgrau.

R i n g g e t r a g e n : 10 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 155 km nach WSW. In dem auf die Geburt folgenden Friihjahre in der weiteren

Umgebung des heimatlichen Horstes angetroffen.

6) Nr. 12903. Gezeichnet als junger Horstvogel am 9. Mai 1914 in der KSniglichen Oberffrsterei H e r s c h b a c h, Regierungs- Bezirk W i e s b a d e n .

V e r e n d e t und bereits in Verwesung fibergegangen auf- gefunden in der N/ihe yon W e s s e l i n g bei C f l n yon Herrn Dr. V o I k m u t h etwa Anfang November 1915.

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XY. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 55t

Nachricht durch das Generalsekretariat des Aligemeinen Deutschen Jagdschutz-Vereins, Berlin W. 50, Geisbergstrafse 25/26 und dutch Herrn Dr. V o l k m u t h selbst.

Unterm 23. Dezember 1915 sender Herr Dr. Volkmuth den Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 6 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 85 km nach b~W. In der weiteren Umgebung des Heimatortes geblieben, oder

dahin zurfickgekehrt. Bisher handelte es sich um j un g e HorstvSgel. Jetzt folgt

ein alter Vogel, der beim Umherstreifen gefangen war.

7) Nr. 22941. Gezeichnet als alter Vogel am 15. Februar 1915in S t o b b e n b e i S t e i n o r t , Kreis A n g e r b u r g , Ost- preufsen durch Herrn Lehrer Q u e d n a u . Ein dunkles Sttick.

Am 4. Februar 1916 e b e n d a durch Herrn Q a e d n a u wiedergefangen. Der Herr schreibt dazu: ,,Winter fiber war bier kein gemeiner Bussard zu sehen, und dunkle habe ich auch im Sommer hie zu Gesicht bekommen. Dieser tauchte hier am 1. Februar 1916 auf und jagte ausschliefslich auf Rebhtihner."

R i n g g e t r a g e n : fast ein Jahr. Im Winter keine weite Reise nach den Sfiden oder Westen

unternommen, da die beiden Fangdaten des in Ostpreufsen umher- streifenden Vogels mitten in den Winter fallen. Wahrscheinlich ein nordischer Vogel.

8) b[r. 20851. Gezeichnet als junger Horstvogel am 12. Juni 1913 in der KSniglichen OberfSrsterei Z e h d e n i c k , Mark etwa 50 km nSrdlich yon Berlin.

E r b e u t e t am 27. M~irz 1914 auf der Besitzung des Grafen de Gavia, Castillo de Mudela, P r o v i n c i a de C i n d a d R e a l , S a n t a C r u z d e M u d e l a in S p a n i e n .

Nachrichten gehen ein : I. yon Herra M. M ti 11 e r , HStel de Rhin in Paris, 4 und 6, Planee Vendbme. Einer seiner G~iste im Hbtel, der Marquis hledom, hatte yon seinem Jagdleiter aus Spanien die Naehrieht bekommen, dafs ein Jagdhtiter diesen ,,Adler" geschossea habe.

2. Dureh den KSnigl. Spanischen hutomobil-Club in Madrid. 3. Unterm 26. April 1914 yon Herrn Grafen de G a v i n ,

Castillo de Mudela ; 4. Vou Herrn Dr. P o s c h m a n n, Madrid, Almeyro 16. Danaeh wird der Ring eingeschiekt werden. Der Vogel ist bereits vernichtet. 5. Dutch Herrn Carlos Dal, Re- Madrid veto 26. Juni 1914.

R i n g g e t r a g e n : 91/2 Monate. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 2000 km nach SW. Die bisherigen mit M~usebussarden erzielten Ergebnisse

liefsen k e in e weiten Winterwanderungen erkeunen. Der letzte vorliegende Fall zeigt das Gegenteil. Im Innern yon Sfidspanien hat dieser m~irkische Bussard seine Winterherberge aufgesehlagen.

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552 J. Thienemann:

Es sei hier daran erinnert, dafs ein in derselben Oberfiirsterei Zehdenick erbrfiteter M~iusebussard im November 1912 in West- falen angetroffen wurde (siehe i I I I . Jahresbericht S. 468).

G a b e l w e i h e (Milvus milvus). Nr. 13431. Gezeiehnet am 3. Juli 1913 in der K6nigliehen

Oberf6rsterei Z i r k e, Provinz P o s e n. E r b e u t e t am 28. Mai 1915 in S p e n g a w s k e n bei

P r e u f s i s c h 8 t a r g a r d , Westpreufsen. Nachricht durch Herrn FSrster P o r r a c k e r in Spangawsken. R i n g g e t r a g e n : fast 2 Jahre. E n t f e r n u n g yore N e s t e : 225 km nach NO. Der Milan wurde auf der Kr~ihenhfitte erlegt. Da das Er-

beutungsdatum in die Brutzeit fiillt, ist ein Horsten in der dortigen Gegend anzunehmen, zumal Herr FSrster Porracker betont, dais Gabelweihen verschiedentlich dort horsten.

~V'anderfalke ( Fa~co peregrinus). Nr. 20247. Gezeiehnet als junger Horstvogel in der zweiten

H~lfte des Mai 1913 in der Oberfiirsterei L i e b e m fi h 10s t - preursen yon Herrn KSniglichen Forstreferendar B a u m a n n.

E r b e u t e t auf dem Horste am 25. April 1914 in S p e n - g a w s k e n , Post P r. S t a r g a r d , Westpreufsen. Ein Weibchen. Nachricht yon Herrn Forstverwalter P o r r m a n n.

R i n g g e t r a g e n : 11 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 85 km nach WNW. Es l~fst sich vorlKufig nicht feststellen, ob der Wanderfalke

den Winter fiber in der weiteren Umgebung seines heimatlichen Horstes verblieben, oder im Frfihjahr dahin zuriickgekehrt ist. Ieh mSchte das erstere annehmen. Bemerkenswert sind die n~heren Umst~inde bei der Erlegung. Am 8. April 1914 war bereits ein Weibchen yon dem betreffenden Horste abgeschossen worden. Nach Verlauf yon drei Tagen hatte sich das Miinnchen wieder gepaart, und zwar mit dora markierten Weibchen, des am 25. April yon demselben Horste beim Brfiten erlegt wurde.

Durch diesen Fall wird einwandsfrei festgestellt, dafs die Wanderfalken schon im ersten auf ihre Geburt folgenden Jahre zur Brut schreiten und zwar in der weiteren Umgebung ihrer Heimat.

Turz~f~1;re ( Cerchneis tinnuncula). Zun~ehst drei Stt~eke, die als j u n g e H o r s t v i ~ g e l in

A s k a n i a - N o v a, Taurisehes Gouvernement, S iid r u f s I a n d durch Herrn F r. F a I z - F e i n markiert worden waren, und zwar

1) Nr. 844 am 14./27. Juni 1911; 2) und 3) Nr. 900 und Nr. 7819 am 10./23. Juni 1913.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 558

E r b e u t e t am M a r k i e r u n g s o r t e : Nr. 844 am 3./16. April 1914 nach 2 Jahren, 9 Monaten,

19 Tagen. Nr. 900 am 14/27. April 1914 nach 10 Monaten, 4 Tagen. blr. 7819 im Juni 1914 nach 1 Jahre. Dieser letzte Falke

war ein Weibchen, das am Markierungsorte zur Brut geschritten war und, als es gefangen wurde, gerade Junge hatte.

Die Meldungen gehen ein durch H e r r m a n n G r o t e aus Askania-Nova. Beigeffigt sind Furs mit Ring Nr. 844 und der ganze Balg mit Ring Nr. 900.

Aus den vorliegenden drei F~illen und aus den frfiheren Turm- falken-Ergebnissen von hskania-Nova diirfen folgende Schlfisse gezogen werden : 1. Die Taurischen Turmfalken unternehmen keine weitea Winter-

wanderungen. Die weiteste bis jetzt nachgewiesene Entfernung betritgt 400 kin. Teilweise sind die Turmfalken in hskania- Nova Standviigel, die an dem Orte ihrer Geburt selbst wieder zur Brut schreiten.

2. Die Turmfalken sind in dem auf die Geburt folgenden Jahre fortpfianzungsfiihig und brfiten auch schon.

Ob sp~ttere Ergebnisse diese Satze ab~indern, bleibt abzu- warten.

4:) Nr. 22369. Gezeichnet am 14. Juni1914 bei G r e i f s - w a l d in P o m m e r n durch Herrn W e n d t , cand. phil. in Greifswald, Kapaunenstrafse 13.

E r b e u t e t am 22. Januar 1915 auf der Feldmark N e u - B r o d e r s t o r f , Post B r o d e r s t o r f bei Rostock, Meckl.-Schw.

Nachrieht und den ganzen Vogel, der ffir die Sammlung aufgestellt ist, durch die Gutsverwaltung in Neu-Brodersdorf unterm 28. Januar 1915.

R i n g g e t r a g e n : 7 Monate, 8 Tage. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : etwa 80 km nach W. Der Turmfalke ist den Winter fiber in der N~ihe seines in

Norddeutschland gelegenen heimatlichen Horstes geblieben. Er hat keine Winterreise unternommen.

5) Nr. 22977. Der Ring ist am 23. April 1914 an Herra cand. phil. W e n d t in G r e i f s w a l d geschickt worden. ~ber die Verwendung konnte nichts N~iheres ermittelt werden, da Herr Wendt inzwischen im Kriege gefallen ist. Er war ein eifriger FSrderer des Beringungsversuches. Jedenfalls ist anzunehmen, dais die Marke, ebenso wie beim vorhergehenden Stficke, gleich im Jahre 1914, and zwar in der bT~ihe yon G r e i f s w a l d ihre Verwendung gefunden hat.

Am 17. Mai 1915 abends wurde ein mit diesem Ringe ver- sehener T u r m f a l k e in R a u n e c k bei I g l a u , Miihren yon Herrn M a t i n s Peru , Kondukteur der elektrischen Eisenbahn, auf der Kr~thenhiitte geschossen.

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554 J. Thienemann:

Nachricht durch Herrn Hauptagent C a r 1 S c h la r b a u m in Iglau.

R i n g g e t r a g e n : unbestimmt. E n t f e r n u n g yon G r e i f s w a l d : ca. 540 km nach SSO. Der Falke ist wohl noch auf seiner Stidreise begriffeu ge-

wesen.

6) Nr. 21683. Gezeichnet als Nestvogel am 31. Juli 1914 bei O l d s u m auf der Insel F i ih r , Siiderende yon Herrn Haupt- lehrer M i c h a e l s .

Nach der diinischen Zeitnng ,,KorsSr-Avis" yore 2. August 1915 ist der Falke in T j a e r e b y - V e j l e in D i i n e m a r k bei dem Schl~ichtermeister Chr. M S l l e r erbeutet worden. Die Zeitung schickt Herr S t r a c k e rj a n aus Hadersleben ein.

R i n g g e t r a g e n : etwa 1 Jahr. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 140 km nach NO. Der Falke ist in der weiteren Umgebung seines heimatlichen

Nestes geblieben oder, was eher anzunehmen ist, yon der Winter- wanderung damn zuriickgekehrt.

U h u (Bubo bubo). Der Storchring blr. 6598 wurde am 15. Mai 1912 an Herrn

Priisident R o s s i n s k y nach M o s k a u fiir das Russische Orni- thologische Komitee abgeschickt und yon da an Herrn J. V. F a r m a n i in Neu Alexandria, Rufsland, weitergegeben.

Unterm 12. Januar 1915 schreibt Herr Dr. J. yon B e d r i a g a aus F l o r e n z, Via Giambologna, Italien, er habe soeben in der russischen Zeitung ,,Nowoje Wremja" gelesen, dafs auf dem Gute yon Swerbeiew (ehemaligem russischen Gesandten in Berlin) im Gouvernement T u l a ein Uhu mit dem Rossittener Ringe Nr. 6598 geschossen worden sei.

Tula liegt etwa 150 km stidlich yon Moskau. Welter l~st sich jetzt im Kriege nichts ermitteln.

W~ldolxreule ( Asio otus). 1) Nr. 5007. Gezeichnet als ausgeflogener junger Vogel

am 9. Mai 1913 yon Herrn R. S c h e l c h e r bei F r e i b u r g im B r e i s g a u , B a d e n .

E r b e u t e t anfang Januar 1915 im Walde H e i d o l s h e i m , Kreis S c h l e t t s t a d t im E l s a f s .

Nachricht durch Herrn M. B e r l o g e r , Bahnhofswirt in Schlettstadt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 8 Monate. E n t f e r n u n g yo re N e s t e : ca. 33 km nach NW. Ist in der ~N~he der Geburtsstelle geblieben.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 555

2) Nr. 3688. Gezeiehnet als junger Horstvogel am 3. Mai 1911 im S c h 1 a t t e r w a 1 d (Bibertal), B a d e n , 100 m yon der Schweizer Grenze yon Herrn K a r 1 S t e m m I e r.

Am 10. Juli 1914 in R e n t h e h o f bei N e s s e l w a n g e n , Amt U e b e r l i n g e n am B o d e n s e e , Baden, in einer Falle gefangen.

Naehrieht dureh Herrn J o s e f M a y e r h o f e r , Spitalsbau- meister in Ueberlingen.

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 2 Monate, 7 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 40 km naeh O. Die Eule ist in der N~ihe ihrer Geburtsstelle geblieben.

S u m p f o h r e u l e ( Asio accipitrinus). Nr. 19968. Gezeichnet als Nestvogel am 4./17. Mai 1914

in A s k a n i a - N o v a , T a u r i s e h e s G o u v e r n e m e n t , S t id - r u f s l a n d dureh Herrn H e r m a n n G r o t e .

E r b e u t e t am 23. Januar 1915 auf einer Jagd im Walde yon A le s6 t , Comitat Fe j ~r , Ungarn, etwa 35 km westlieh yon B u d a p e s t .

Naehrieht unterm 23. Januar 1915 dutch Herrn V i k t o r V o l l e r i e , Alesfit. Der Herr sehiekt unterm 6. M~trz 1915 den beringten Furs ein.

R i n g g e t r a g e n : 8 Monate, 19 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1150 km naeh W. Ein interessanter Fall, der die Wanderlust der Sumpfohr-

eulen im Gegensatz zu den Stammesgenossen zeigt. Diese junge Sumpfohreule hat gleieh im ersten Herbste eine weite Reise naeh den Westen unternommmen.

W a l d k a u z (8~nium alueo). 1) Nr. 20131. Der Waldkauz wurde im I-Ierbst 1913 bei

G r e i f s w a I d in P o m m e r n in einem gepolsterten Pfahleisen gefangen, dann 4 Woehen lang als Hiittenvogel gehalten und sehliefslieh am 16. Oktober 1913 in der N~the yon Greifswald dutch Herrn eand. phil. Wen d t beringt aufgelassen.

Am 15. April 1914 wurde dieser Waldkauz etwa 500 m yore Markierungsorte entfernt als Brutvogel in einer hohlen Buehe mit etwa einer Woehe alten Dunenjungen gefunden.

R i n g g e t r a g e n : 6 Monate. E n t f e r n u n g : etwa 500 m. Naehrieht dureh Herrn W e n dt. Der Kauz ist an Ort und Stelle geblieben. Es ist bemerkenswert, dafs der Vogel trotz der tiber-

standenen Gefangensehaftsperiode doch im naehsten Frtihjahre gleieh zur Brut gesehritten ist.

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556 J. Thienemann:

2) Nr. 1130. Gezeichnet als junger Nestvogel am 1./14. Mai 1911 yon H a r a l d B a r o n L o u d o n in L i s d e n b e i W o l m a r , L i v l a n d .

E r b e u t e t etwa Mitte Mai 1914 10 km vom Markierungs- orte entfernt auf einem Bauerngeh6fte, wo er in einer hohlen Linde gebrtitet und Junge ausgebracht hatte.

Nachricht yore Zeichner Baron Loudon selbst. R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre. E n t f e r n u n g von L i s d e n : 10 kin. In der N~he geblieben und gebrtitet. Die bisherigen Wald-

kauzergebnisse deuten alle auf ein ganz besonders treues Fest- halten dieser Art an dem einmal gew~hlten Standorte hin, und zwar bezieht sich diese Beobachtung sowohl auf die mittel- deutschen, als auch auf die nordischen Waldk~tuze.

M a u e r s e g l e r (Apus apus). Herr F r i e d r i c h P u t z , Chemiker in P a s s a u , zeichnete

am 27. Juni 1914 in Starenkobeln am Studiengeb~ude 8 Maner- segler.

Im Frfihjahr 1915 war ein beringtes Stiick an demselben Orte wieder zu sehen. Nummer nicht festgestellt. Dafs es sich aber um einen vorjtthrigen Vogel gehandelt hat, daft nach den bisherigen Feststellungen gerade fiber Mauersegler als sieher an- genommen werden.

R a u c h s o h w a l b e ( Hirundo rustica).

1) Nr. 10918. Gezeicbnet am 12. August 1913 als alter Vogel in W a h l e n , Forsthof, O b e r h e s s e n you Herrn K. K i m m e l .

Diese Schwalbe wurde Ende Mai 1914 etwa 200 m yore Forsthof W a h I e n entfernt brfitend angetroffen. Der andere Vogel des Paares ist nicht beringt.

R i n g g e t r a g e n : ca. 9 Monate. Nachricht yon Herrn Forstwartaspirant P fe i I in W a h I e n

und durch die Schriftleitung von ,,Wild und Hund" in Berlin. Herr Pfeil schreibt: Man nimmt an die Schwalbe habe ihr

altes Nest vom Jahr vorher beziehen wollen, sei aber durch einen Rotschwanz vertrieben worden.

2), 3) ,4) Im Sommer 1913 wurden in S e u l b e r g bei B a d - H o m b u r g vor der HShe 4 Rauchschwalben dutch Herrn Ober- g~trtner L a n g s d o r f markiert. Im Sommer 1914 an derselben Stelle drei brfitende Ringschwalben beobachtet. Nummern nicht festgestellt. Es ist aber anzunehmen, dafs es die im vorigen Jahre markierten V~gel sind, die ihre alte Brutsteile wieder auf- gesucht haben.

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XV. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 557

Es folgen die Rauehsehwalbenmarkierungen durch Herrn Apotheker R. H a e f n e r in Tann , Niederbayern:

5) Nr. 13929. Gezeichnet als ares Brutweibchen bei seiner zweitea Brat im Sommer 1914 in dem Grainer'schen Hause, und

6) Nr. 13908. Gezeiehnet als junger Nestvogel im Sommer 1914 im Schernhammer'schen Hause.

Diese beiden Viigel wurden als gepaartes Brut-Paar im Sommer 1915 im Grainer'sehen Hause angetroffen.

in der Wahl des Nistortes, so sehreibt Herr H a e f n e r , war also das Weibchen mafsgebend. Beide VSgel sind an ihren Standort zurilckgekehrt. Ein einj~ihriges M~nnchen hat sich mit einem ~iteren Weibehen gepaart, das im vorigen Jahre, also im Geburtsjahre des Mtinnehens, ganz in der Nithe gebriitet hatte.

7) Nr. 10371. Gezeiehnet sis alter Vogel am 1. Juli 1913 am Neste auf dem GehSft des Herrn W, K a h l in S e l i g e n f e l d bei KSnigsberg in P r e u f s e n .

Unterm 1. August 1915 schreibt Herr K a h l : ,,Von den im Jahre 1913 im Sehweinestalle meines Vaters geringten alten Rauchschwalben ist im vorigen, wie aueh in diesem Jahre Nr. 10371 j e d e s m a I mit unberingtem Nestgenossen zurtiekgekehrt. u den iibrlgen sind bisher keine zurilckgekommen."

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 1 Monat. Herr G a r n i e r aus Bad H o m b u r g schreibt unterm

14. Januar 1916, dafs in S e u l b e r g bei H o m b u r g v. d. H. aueh im Sommer 1915 mehrere beringte Rauchschwalben gesehen worden seien. Es handelt sieh wohl um solche Exemplare, die Oberg~rtner L a n gs d o r f im Jahre 1913 dort markiert hat. Die Schwalben nisteten wieder an ihren area Brutstellen.

M e h l s o h w a l b e (Ddichon urbica). 1) Nr. 7709. Gezeiehnet als brt~tender Nestvogel am 3. Juli

1913 am Stalle yon Pesehutter in R o s s i t t e a. Am 28. Mai 1914 in einem am Haffstrande bei Rossitten

aufgeh~ingten Fischnetz hiingen geblieben und nach Feststellung der Riognummer wieder freigelassen.

Also in ihre Heimat zuriickgekehrt. R i n g g e t r a g e n : fast 11 Monate.

2) Nr. 8517. Gezeichnet am 31. Mai und

3) Nr. 8704 am 1. Juni 1913 als alte VSgel am Neste in Hirschburg bei R i b n i t z , M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n yon Herrn W e n d t , cand. phil. in Greifswald. Der Herr ist in- zwischen, wie so mancher Mitarbeiter der Vogelwarte, im Kriege gefallen.

Jouzn. f. Orn. I X.IV. Jahrg. Oktobez 1916. 37

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558 J. Thienemann :

�9 Herr Wendt schreibt unterm 6. Juai 1914: ,,u den im Jahre 1913 gefangenen und beringten Schwalben wurden nur zwei wiedergefangen, und zwar an Nestern, wo sie schon im ver- flossenen Jahr bauten und an denen die P~rchen, wie auch in diesem Jahre beringt wurden." Nr. 8517 wurde am 24. Mai 1914 und Nr. 8704 am 28. Mai 1914 wiedergefangen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr. In die alte Heimat zurtlckgekehrt.

G r a u e r Fl legen~chni~pper (Muscicapa grisola). Nr. 8726. Gezeichnet am 5. August 1913 als junger Nest-

vogel in H i r s c h b u r g bei R i b n i t z , M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n d a r c h H e r r n W e n d t , cand. phil. in G r e i f s w a l d , Kapaunenstrafse 13.

E r b e u t e t : Ungefiihr am 12. Juni 1915 an dem Wohn- haus des KSniglichen Forstmeisters Herrn C le e r , OberfSrsterei A b t s h a g e n , Kreis G r i m m e n , Bezirk S t r a l s u n d , etwa 16 km stidlich yon Stralsund verendet aufgefunden.

Naehricht mit beringtem Furs dutch Herrn Forstmeister Cleer unterm 17. Juni 1915.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 10 Monate, 7 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 44 km nach SO. Der Vogel ist yon seinen Winterwanderungen in die weitere

Umgebung seines heimatlichen Nestes zurtickgekehrt.

Trauerf l iegensohn~tpper ( Muscicapa atricapiUa). Nr. 7733. Gezeichnet am 9. Mai1913 in K e l l o m ~ k i in

F i n 1 a n d durch Herrn H e r m a n n G r o t e, Petersburg, Moika Nr. 82.

E r b e u t u n g s d a t u m und O r t : Am 9. Mai 1914 etwa 200--300 Schritte yore vorj~thrigen Markierungsort entfernt am Brutplatz wieder eingefangen.

Nachrichten gehen ein : 1. Von Herrn M. G r o t e aus Ke ll o- m a k i ein kusschnitt aus der St. Petersburger Zeitung yore 14./27. Mai 1914 mit der Meldung, dafs eine ,,Schwalbe" mit gebrochenem Fltigel die den Ring 7733 an einem Fus trug, gefangen worden sei, aber trotz sorgsamster Pflege einging. 2. Der- selbe Ausschnitt durch Fraulein S p a r r o w aus Kunzen. 3. Von Herrn Her in an n G r o t e aus Askania-Nova ein Ausschnitt aus der St. Petersburger Zeitung vom 20. Mai und 2. Juni 1914.

Unterm 4. Juni 1914 schickt Herr M. G r o t e aus Kellom~ki den Ring ein.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 200--300 Schritt. Der Vogel ist aus der Winterherberge in die Heimat zum

Br~ten zurflckgekehrt. Der zweite derartige Fall yon Kellomaki (vergl. 13. Jahresbericht S. 484).

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XV. Jahresbeficht der Vogelwarte Rossitten. 559

Dohle (Colaeus moneduk~). 1) Nr. 22726. Gezeichnet als junger Nestvogel am 25. Mai

1914 in der Pfarrkirche St. Paul in P as s a u in Bayern durch Herrn Fr. P u t z , Passau.

Die Dohle wurde im Somm'er oder Herbst 1914 in einem Garten yon Passau beim Plilndern yon Obst geschossen.

Nachricht mit Ring unterm 16. Mai 1915 durch Herrn Ft. Putz selbst.

R i n g g e t r a g e n : etwa 3--4 Monate. VorlKufig am Standorte verblieben.

2) Herr S c h i m k e aus KSnigsberg, zur Zeit als Feldwebel- leutnant im 4. Reservekorps, 103. Division, Fufsartillerie Batterie Nr. 103 schreibt aus Mazedonien unterm 28. Dezember 1915: ,,Teile ergebenst mit, daEs ich kiirzlich hier eine beringte Dohle gesehen habe. Das Tier befand sich in einem Schwarm von etwa 30 Dohlen und safs etwas abseits. Als ich es schiefsen wollte, flog es fort. Gegend etwa 10 km nSrdlich K u m a n o w a . AIs KSnigsberger und eifriger Besucher Rossittens wollte ich dies mitteilen."

E le t e r (Pica pica). Nr. 21004. Gezeichnet am 24. Juli 1913 auf dem Hole der

Vogelwarte R o s s i t t e n. Die Elster war l~ngere Zeit in Go- fangenschaft gehalten worden.

E r b e u t e t : Am 14. Dezember 1915 in T r a n s s a u bei L a p t a u , Ostpreufsen an dem GehSft des Herrn W. D a v i d verendet aufgefunden. Nachricht mit beringtem Fufs durch Herrn W. David, Transsau.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 4 Moaate, 20 Tage. E n t f e r n u n g y o n R o s s i t t e n : ca. 37 km nach SW. Die Elster hat die Nehrung verlassen und sich im Samlande

angesiedelt.

Stare ( Sturnus vu~gari~). Die Stare sind sehr dankbare Versuchsobjekte. Sie sollen

nach den Fragen geordnet aufgefilhrt werden, die durch den Ringversuch ihrer LSsung entgegengehen.

1. D i e S t a r e b l e i b e n n a c h d e m A u s f l i e g e n z u n i i c h s t i n i h r e r e n g e r e n H e i m a t .

1) Nr. 20183. Gezeichnet am 5. Juni 1914 in L i l b e c k durch Herrn Lehrer W. B 1 o h m.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 11. Juli 1914 in S t o c k e l s d o r f bei L i t b e c k .

Nachricht mit beringtem Fufs durch Herrn Wi I h. M u u s in Stockelsdorf.

37*

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560 J. Thienemann:

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 6 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 5 km nach W. Herr Muus schreibt unterm 12. Juli 1914, dais die Stare

zur Zeit der Erbeutung in grofsen Scharen dort auftraten. Sie ,,sind hier in diesem Jahre wieder eine Landplage, da sie s~imtliche Kirschen und Johannisbeeren auffressen, wean sie nicht fortwiihrend beaufsichtigt werden".

2) Nr. 19810. Gezeichnet als junger Nestvogel am 21. Mai 1914 in S c h n e e r e n , Kreis N e u s t a d t am Rtlbenberge, H a n n o v e r durch IIerrn Lehrer W. A s c h e .

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 23. Juli 1914 in A l g e r m i s s e n in Hannover. Der Star war an einem Fltigel verletzt.

Nachricht durch Herrn M a t t h. W i r r i e s in Algermissen unterm 24. Juli 1914, und Ring am 4. August 1914.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 2 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 55 km nach SO. Der Star hat sich in der Umgebung seines Nestes umher-

getrieben. Ein gleichzeitig mit ibm gezeichneter Jungstar (Nr. 19809 s. unten) befand sich am 26. Juni 1914, also nach 1 Mount, 5 Tagen, schon in Holland. So ist dieser bei Algermissen erbeutete Vogel vielleicht nur dutch seine Fliigelverletzung in der Heimat zuriick- gehalten worden.

3) Nr. 15452. Herr Major yon L u c a n u s hat diesen Star im Friihjahr 1914 aufgefiittert und am 31. Mai 1914 am Fenster seiner Wohnung in B e r I i n, Lessingstrafse, freigelassen.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 30. Juni 1914 in W a i d m a n n s l u s t bei B e r l i n beim Pliindern yon Obst- bRumen geschossen.

Nachricht unterm 4. Juli 1914 durch Herrn P. T u h t e n , Waidmannslust.

R i n g g e t r a g e n : 1 Mount. E n t f e r n u n g : etwa 11 km nach N. Dieser Fall ist insofern yon besonderem Interesse, als er

zeigt, dafs sich ein yon Menschenhand in Gefangenschaft auf- gezogener junger Vogel in der Freiheit sofort zurecht gefunden hat und sein Leben zu fristen wufste. Man ist ftir gewiihnlich geneigt anzunehmen, dais jeder aus der Gefangenschaft ent- lassene Ktifigvogel draufsea eingeht. Der Ringversuch hat schon mehrfach das Gegenteil bewiesen.

Bemerkenswert ist auch der Brief des Erlegers, der wieder mal zeigt, wie l~istig die Stare fiir die Obstziichter werden kSnnen. Herr Tuhten schreibt, dafs Stare und Drosseln in seiner Gegend zur Plage far die Gartenbesitzer geworden sind. Er babe schon seit Jahren yon 6 grofsen Kirschb~tumeu Frtichte tiberhaupt nicht mehr bekommen, sondern sich nur an der Baumbltite erfreuen kiianen. Daher wurde der Entschlufs gefafst, Stare zu schiefsen,

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XV. Jahresbericht dot Vogelwarte Rossitten. 561

sobald sie sieh in den Kirschb~iumen einfanden. Der Erfolg hier- yon war, dafs mehrere Zentner Kirschen geerntet werden konnten, obgleich ein Baum vor der Rtickkehr des Besitzers yon der Reise sehon vSllig leer gefressen war. In den Vorjahren dagegen be- trug die Ernte allerh5chstens bis zu 2 Pfund oder war gleich Null, da die Frtichte schon vet der Reife yon Staren und Drosseln immer abgefressen wurden. Der Herr spricht den dringenden Wunsch aus, der Starbestand mSchte wieder auf ein ertr~igliches Mars herabgemindert werden.

8) Nr. 23275. Gezeichnet als junger Nestvogel am 5. Juni 1915 in R o s s i t t e n auf dem Grundsttick yon Herrn P a u l S c h m i d t .

Am 26. Juli 1915 wurde der Star aus einem am Haffstrande zum Troeknen aufgeh~ngten Fischernetze, worin er mit einem Fliigel h~ngen geblieben war, herausgenommen. Auf diese Weise fangen sich 5fter VSgel. Der Star ist ftir die Sammlung aufgestellt worden.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 21 Tage. Der Star ist nach dem Ausfiiegen noch wochenlang in

Rossitten geblieben. Es verlassen also doch nicht a l l o jUngen Stare sofort nach dora Ausfiiegen die Brutpl~tze.

2. D i e l i v l ~ n d i s c h e n u n d n o r d d e u t s c h e n S t a r e z i e h e n n a c h S i i d w e s t e n o d e r W e s t e n .

5) Nr. 6658. Gezeichnet am 9. Juni 1912 in L i s d e n bei W o l m a r , L i v l a n d , Rufsland durch H a r a l d Baron L o u d o n .

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 29. Juni t914 in B a c h e n b r o c k bei S t a d e , H a n n o v e r .

Nachricht und Ring dureh Herrn M a r t i n L S h e aus Bachenbroek.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 20 Tage. E n t f e r n u n g ve to N e s t e : ca. 1100 km nach SW. Bemerkenswert ist das Erbeutungsdatum~ der 29. Juni, und

zwar deshalb, weil es sieh um einen a l t e n zweij~hrigen fort- pflanzungsf~higen Vogel handelt. J u n g e in Lisden markierte Stare wurden bald naeh dem Ausfliegen z. B. schon am 26. Juni bei E I b in g, oder am 16. Juli bei H u s u m in Schleswig-Holstein angetroffen. Der vorliegende Fall ftihrt uns aber einen a l t en Star vet, der sieh gleich den ersten yon Lisden abziehenden Starfliigen angeschlossen haben mule.

Der Erleger, Herr LShe, bemerkt in seinem Schreiben, dafs in der dortigen Gegend Stare in grofsen Mengen geschossen werden, da sic die ganze Kirschenernte vernichten.

Zieht man aus den bisherigen Ergebnissen des Ringversuches die w i r t s c h a f t 1 i e h giltigen Schliisse, so ist festzustellen, dafs der in Mecklenburg, Hannover, Schleswig-Holstein, Holland yon den Staren angerichtete Schaden uicht dortigen einheimischen

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562 J. Thienemann:

Staren zuzuschreiben ist, sondern den in den Ostseeprovinzen und in Ostpreufsen erbr~iteten V~geln.

6) Nr. 19382. Gezeichnet am 18. Mai 1914 in Liibeck durch Herrn B 1 o h m.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : E twaam8. Jul i1914 in A n d e r m i s s e n , St. J a n s S t e e n bei H u l s t , Provinz Z e e l a n d , N i e d e r l a n d e , etwa 22 km westlich yon A n t - w e r p e n .

Nachricht durch Herrn F. S c h i f f e r , Andermissen. R i n g g e t r a g e n : I Monat und ca. 21 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : etwa 510 km nach SW.

7) Nr. 19809. Gezeichnet als junger Nestvogel am 21. Mai 1914 in S c h n e e r e n , Kreis Neustadt am Rtibenberge, Hannover yon Herrn W i l h e l m A s c h e , Lehrer in Hannover-Wtilfel, Hildesheimer Chaussee 145.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 26. Juli 1914 in T e r w o l d e bei D e w e n t e r , H o l l a n d .

Nachricht unterm 23. Juli 1914 yon Herrn J. M u ld e r , Baumeister in 0 v e r v e e n , Niederlande.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 5 Tage. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : 230 km nach W. Die betreffenden Starschw~men sind genau nach Westen

gezogen.

3. J u n g e u n d a l t e S t a r e k e h r e n i n i h r e B r u t h e i m a t z u r i i c k .

8) Nr. 5804. Gezeichnet als junger Vogel am 31. Mai 1912 in einer yon Berlepsch'schen NisthShle im Schulgarten in V i t t e auf H i d d e n s e e durch den Internationalen Bund fiir Vogelschutz.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 4. Mai 1913 in V i t t e a u f H i d d e n s e e .

R i n g g e t r a g e n : 11 Monate, 4 Tage. Nachricht durch Herrn H. S t e i n m e t z.

9) Nr. 16139. Ring am27. Mai 1913 an Herrn W. K r ~ f t in S t r a I s u n d , ApoUonienmarkt 1 geschickt. Ein mit diesem Ringe versehener Star wurde am 7. Juni 1915 in einer Dach- rinne auf dem Gefangenen-Lager D ~ t n h o l m - S t r a l s u n d bei Stralsund gefangen.

Nachrichten durch Herrn S p 1 e t t s t 5 s s e r , Oberleutnant und KSnigl. Forstmeister im Offizier-Gefangenen-Lager D~tnholm- Stralsund unterm 17. Juni 1915 und durch Herrn Landsturmmann H. W i I k e , Landsturm-Ersatz-Bataillon 3. Kompagnie, Stralsund vom 18. Juni 1915. Der Star war in der Dachrinne nach unten geraten.

R i n g g e t r a g e n : unbestimmt. E n t f e r n u n g y o n S t r a l s u n d : etwa 3 kin.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 563

Der Star ist yon seinen Winterwanderungen immer wieder nach seiner Heimat zurtickgekehrt.

10) Nr. 7555. Gezeichnet am 2. Juni 1913 in Lisden bei W o l m a r , L i v l a n d , Rufsland durch Baron L o u d o n .

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Beim Beringen anderer Stare im Frtihjahr 1914 in Lisden auf einem Neste, das ein Gelege enthielt, tot aufgefunden. Nachricht durch Baron Loudon. Die Todesursache konnte nicht festgestellt werden.

R i n g g e t r a g e n : ca. 1 Jahr. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 1 km. Loudon schreibt, dafs es jetzt in der dortigen Gegend viel

Ringstare gibt.

11) Nr. 5792. Slurnus pollaratskyi - - men~bieri. Gezeichnet als alter Vogel am 27. April 1913 yon Herrn Herin. J o h a n s e n bei T o m s k , S i b i r i e n , Villa Johansen.

Am 22. Mai 1914 ebenda yon W o l f g a n g J o h a n s e n wiedergefangen.

Nachriebt durch Herrn H e r i n . J o h a n s e n , T o m s k . R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 25 Tage. Zur Nistst~itte zurfickgekehrt.

12) Nr. 15140. Sturnus vulgaris purpurascens. Gezeiehnet am 4./17. Juli 1913 in A s k a n i a - N o v a , T a u r i s c h e s G o u v e r n e m e n t durch Herrn Fr. F a l z - F e i n .

W i e d e r g e f a n g e n ebenda am 2./15. Juli 1914. Naeh Feststellung der Nummer wieder freigelassen.

Nachriebt darch Herrn H e r m a n n G r o t e , Petersburg, Moika 82, zur Zeit in Askania-Nova.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr. Durch die vorliegenden 4 interessanten F~ille wird bewiesen,

dafs nicht nur die deutschen, sondern auch die russischen Stare immer wieder an ihre alten Brutstellen zurtickkehren.

KleinvSgel,

die yon Herrn B. Volz in BerlinNW., Stromstr. 36 auf dem Balkon am Futterplatze beringt unde b e n d a oder in der U m g e b u n g wiedergefangen wurden. Die Untersuchungen er- strecken sich namentlich auf Griinlinge. Herr Volz teilt tiber seine angestellten Beobachtungen, sowie fiber seine Ftitterungs- anlagen folgendes mit: Den ganzen Juni hindurch findet dort in Berlin ein lebhaftes Durchziehen yon Grtinlingen statt. Der Herr hat im Jnni 1914 - - allerdings diesmal mit Hilfe eines Lock- vogels (GriinlingsmRnnchens) -- 79 Grilnlinge gefangen und beringt wieder aufgelassen, also mehr als yore September 1913 bis Juni 1914.

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564 J. Thienemann:

Von Mitte Juli bis Mitte September erscheinen keine Griin- linge am Futterbrette. Vielleicht ziehen sie aufserhalb Berlins umher; wenigstens haben sic zum grSfsten Teil die Stadt ver- lassen.

Gefangen werden die V5gel mit Fangbauer und Schlaggarn, und es ist zu verwundern, dafs sie sich immer wieder iiberlisten lassen, ohne scheu zu werden. Nach Feststellung tier Nummer wurden die VSgel immer wieder freigelassen.

1. Gl~t~l~go (Chloris chloris), a) d i e s c h o n s e h r b a l d n a c h d e m A u f l a s s e n

w i e d e r g e f a n g e n w u r d e n . l) Nr. 10229. o ~. Gezeichnet am 20. Februar 1914. Wieder-

gefangen am 16. April 1914. Ring g e t r a g e n : 1 Monat, 27 Tage. 2) Nr. 10252. Gezeichnet am 23. April 1914. Wieder-

gefangen am 26. April 1914. R i n g g e t r a g e n : 3 Tage.

3) Nr. 10254. ~. Gezeichnet am 25. April 1914. Wieder~ gefangen am 30. April 1914,.

R i n g g e t r a g e n : 5 Tage. Das erste Mal im Fangbauer, das zweite Mal im Schlaggarn

gefangen. 4) Nr. 10264. ~ . Gezeichnet am 18. Mai 1914. Wieder-

gefangen am 20. Mai 1914. R i n g g e t r a g e n : 2 Tage. 5) Nr. 10277. (~. Gezeichnet am 9. Juni 1914. Wieder-

gefangen am selben Tage nachmittags zugleich mit einem jungen Vogel.

6) Nr. 10279. ~ . Gezeichnet am 9. Juni 1914. Wieder- gefangen am 12. Juni 1914.

R i n g g e t r a g e n : 3 Tage. Dieses (Y zugleich mit einem Q gefangen, das den Ring

Nr. 10286 bekam. 7) Nr. 10292. juv. Gezeichnet am 13. Juni 1914. Wieder-

gefangen am 14. Juni 1914. R i n g g e t r a g e n : 1 Tag. 8) Nr. 10251. (~. Gezeichnet am 23. April 1914. Wieder-

gefangen am 16. Juni 1914. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 24 Tage. 9) Nr. 10245. (~. Gezeichnet am 31. M~rz 1914. Wieder-

gefangen am 18. Juni 1914 und am 19. Juni 1914. R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 18 Tage.

10) Nr. 14347. Gezeichnet am 20. Juni 1914. Wieder- gefangen am 21. Juni 1914.

R i n g g e t r a g e n : 1 Tag. Junger Vogel.

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XY. Jahresberieht der Vogelwarte RossRten. 565

11) Nr. 10290. Gezeichnet am 13. Juni 1914. Wieder- gefangen am 24. Juni 1914.

R i n g g e t r a g e n : 11 Tage. Junger Vogel.

12) Nr. 14365. Gezeichnet am 28. Juni 1914. Wieder- gefangen am 29. Juni 1914.

R i n g g e t r a g e n : 1 Tag. Bettelte, vor dem K~ifig des Lockvogels sitzend, diesen an,

wie er mit Futter im Schnabel umhersprang und den jungen Vogel vergebens zu ftittern versuchte.

13) Nr. 10267. (~. Gezeichnet am 23. Mai 1914. Wieder- gefangen am 4. Juli 1914.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 11 Tage. Ring war breit gedrtiekt und lag lest an. Wahrscheinlich

hat der Vogel quer fiber den Ring gebissen. Bein und Furs gesund. Ring wieder rundgedriickt.

Dafs erste mal, dafs bei einem Ringvogel ein schlecht sitzender Ring yon mir festgestellt wurde.

l i ) Nr. 14400. ~. Gezeichaet am 25. November 1914. his Lockvogel verwendet bis 5. Dezember 1914. Dann freigelassen. Wiedergefangen am 12. Dezember 1914.

R i n g g e t r a g e n : 7 Tage.

15) Nr. 14418. 0 ~. Gezeiehnet am 19. Januar 1915. Wieder- gefangen am 7. Februar 1915.

R i n g g e t r a g e n : 19 Tage. Die folgenden Grfinlinge sind in der neuen Wohnung des

Herrn Volz in H e r m s d o r f bei B e r I i n auf dem Futterplatze gefangen und beringt worden:

16) Nr. 16252. Gezeichnet am 15. Mai 1915. Wiedergefangen am 17. Mai 1915.

R i n g g e t r a g e n : 2 Tage, und am 21. Dezember 1915 nach 7 Monaten and 6 Tagen.

17) Nr. 16275. 0 ~. Gezeichnet am 26. November 1915. Wiedergefangen am 29. November und 22. Dezember 1915.

R i n g g e t r a g e n : 3 und 26 Tage.

18) Nr. 16278. Gezeichnet am 26. November 1915. Wieder- gefangen am 28. November und 21. Dezember 1915.

R i n g g e t r a g e n : 2 and 25 Tage.

19) Nr. 16287. Gezeichnet am 20. Dezember 1915. Wieder- gefangeo am 22. Dezember 1915.

R i n g g e t r a g e n : 2 Tage.

20) Nr. 16290. Gezeichnet am 22. Dezember 1915. Wieder- gefangen am selben Tage und am 23. Dezember 1915.

R i n g g e t r a g e n : 1 Tag.

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566 J. Thienemann;

b) G r i i n l i n g e , d i e l i i n g e r e Z e i t n a c h d e m A u f l a s s e n w i e d e r e r b e u t e t w u r d e n .

21) Nr. 10201. (~. Gezeichnet am 26. Oktober 1913. Wieder- gefangen am 14. M~rz 1914.

R i n g g e t r a g e n : 4 Monate, 19 Tage. 22) Nr. 6510. (~. Gezeichnet am 7. November 1912. Wieder-

gefangen am 30. April 1914. R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 5 Monate, 23 Tage. Ring safs tadellos. Beine gesund. 23) Nr. 10211. (~. Gezeichnet am 9. November 1913. Wieder-

gefangen am 20. Mai 1914. R i n g g e t r a g e n : 6 Monate, 11 Tage. 24) Nr. 7120. (~. Gezeichnet am 23. Mai 1913. Wieder-

gefangen am 6. Juni 1914. R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 13 Tage. Hat im vorigen Jahre wahrscheinlich in der NRhe genistet,

ebenso jedenfaUs in diesem Jahre. 25) Nr. 6347. juv. Gezeichnet am 17. September 1912.

Wiedergefangen am 17. Juni 1914. R i n g g e t r a g e n : I Jahr, 9 Monate. War bei der Beringung noch im Jugendkleide. Der Vogel

ist also in der N~he seines Geburtsortes geblieben und hat, da das zweite Fangdatum in die Brutzeit f~llt, jedenfalls auch da gebr~itet.

26) Nr. 7136. juv. Gezeichnet am 8. Juni 1913. Wieder- gefangen am 17. Juni 1914. Ein Weibchen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 9 Tage. Ebenso wie das vorhergehende Stiick in der Heimat verblieben.

Die beiden letzten u waren vollst~ndig gesund und krRftig.

27) Nr. 6494. ~ . Gezeichnet am 14. Oktober 1912. Wieder- gefangen am 27. November 1914.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 1 Monat, 13 Tage. Vogel gesund. Ring safs trotz des langen Tragens tadellos.

28) Nr. 7129. Gezeichnet am 1. Juni 1913. Erbeatet im Winter 1914/15 in B e r l i n. Nachricht und Ring durch Herrn Major y o n L u c a n u s .

R i n g g e t r a g e n : etwa 11/2 Jahre. '29) Nr. 10290. Gezeichnet am 13. Juni 1914. Junger Vogel. E r b e u te t im Winter 1915 in Berlin N W., Alt-Moabit 10a I

auf einem Futterbrette. Nachricht durch Frau M. M ii 11 e r. R i n g g e t r a g e n : 7--8 Monate. 30) Nr. 14358. Gezeichnet am 25. Juui 1914. Wiedergefangen

am 27. Februar 1915. R i n g g e t r a g e n : 8 Monate, 2 Tage. War bei der Be-

ringung noch nicht ausgef~rbt. O ~.

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XY. Jabresbericht der Yogelwarte Rossitten. 567

31) Nr. 14409. Q. Gezeichnet am 21. Dezember 1914. Wiedergefangen am 28. Februar 1915.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 7 Tage.

3'2) Nr. 7075. o ~. Gezeichnet am 10. Januar 1913. Wieder- gefangen am 28. Februar 1915.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 1 Monat, 18 Tage.

33) Nr. 10215. o ~. Gezeichnet am 11. Dezember 1913. Wiedergefangen am 7. Miirz 1915.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 2 Monate, 26 Tage. Nach der Beringung einige Tage als Lockvogel behalten

und damals den Ring an das andere Bein gelegt, weil er breit gebissen wurde. Jetzt beide Beine gesund. Ring safs gut.

34) Nr. 7120. Gezeichnet am 23. Mai 1913. E r b e u t e t : Im Februar 1915 im Garten des Kranken-

hauses M o a b i t in Berlin mit noch 4 anderen unberingten Griinlingen verendet aufgenommen. Es wird angenommen, dab die V5gel gegen die grofsen Scheiben des Operationssaales, unter denen sie lagen, geflogen sind und sich die Schiidel dabei ein- gestofsen baben.

Nachricht dureh Herrn R. G e i s I e r , Operationsdiener im Krankenhause Moabit, Berlin NW. 21, Thurmstrafse 21.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr und etwa 9 Monate.

35) Nr. 10264. Gezeiehnet am 18. Mai 1914 als alter aus- gef~rbter Vogel.

E r b e u t e t Ende Juli 1915 in der Birkenstrafse in B e r l i n in einem Fangbauer. Als Kiifigvogel gehalten.

Nachricht dutch Herrn V o I z selbst, der auch den Ring einschickt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 2 Monate und 10--12 Tage.

36) Nr. 10249. Gezeichnet am 14. April 1914 in der Stromstr. Wiedergefangen am 25. November 1915 in Hermsdorf bei Berlin, Werderstr. 5.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 7 Monate, 11 Tage. E n t f e r n u n g yon d e r M a r k i e r u n g s s t e l l e : 10 kin. Ring safs gut ; Bein tadellos. Am 10. Dezember 1915 wieder

freigelassen und am selben Tage wiedergefangen. Am 14. Dezember 1915 freigelassen, am 16. Dezember um 10 Uhr vormittags gefangen. Am 19. Dezember freigelassen, am 20. Dezember gefangen. Am 26. Dezember in F r o h n a u (1 km yon der Wohnung) freigelassen; am Nachmittag urn 1/~4 Uhr safs der Griinling schon wieder im Meisenkasten. Schlagbauer und Schlaggarn mieder; vermutlich war ihm das starke Zuschlagen dieser Fallen unangenehm. Der Grilnling war sofort an seinem ruhigen Betragen zu erkennen. Er flatterte nieht beim Hereinnehmen der Falle und ging im Kiifig direkt an seine gewohnte Schlafstelle. Trotzdem war er

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568 J. Thienemann :

durehaus nieht zahm. Er liefs sich im K~tfig nur sehr ungern fangen.

Am 8. Januar 1916 in Berlin, Alt Moabit 143 fliegen gelassen. Am 22.--24. Dezember 1915 lag hier hoher Sehnee und es

waren - - 70 C. - - Aus diesen Untersuchungen an Grtinlingen lassen sicb folgende

Schliisse ziehen: Die Grtinlinge zeigen eine grofse Anh~inglichkeit an den einmal gew~thlten Standort. Die jungen V6gel nisten im n~ichsten Jahre in der N~the ihres Geburtsortes. Die Winter- fangdaten zeigen, dafs die Berliner Griinlinge auch in der kalten Jahreszeit als StandvSgel an Ort und Stelle bleiben. Ob das durchgehende Regel ist, kann noeh nicht bestimmt behauptet werden.

Die liingste Dauer fiir das Tragen des Ringes ist bis jetzt 2 Jahre, 1 Monat, 18 Tage.

2. K o h l m e i s e n (.Parus major). 1) Nr. 10192. Gezeiehnet am 22. September 1913. Wieder-

gefangen: Das erste Mal yon Herrn Volz selbst am 26. Oktober 1913. R ing g e t r a g e n : 1 Monat, 4 Tage. Das zweite Mal am nRehsten Tage, den 27. Oktober 1913

yon Herrn K a i s e r in Berlin NW. 5, Salzwedeler Str. 6. Die Meise war Herrn Kaiser zum Fenster hineingeflogen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 5 Tage. Die Meise wurde auf einem Kirchhofe wieder freigelassen.

2) Nr. 16262. Gezeiehnet am 10. Oktober 1915 in der neuen Wohnung des Herrn Volz in H e r m s d o r f bei B er 1 i n. Wiedergefangen am 30. Oktober 1915.

R i n g g e t r a g e n : 20 Tage.

3) Nr. 16266. Gezeiehnet am 28. Oktober 1915 in Herms- doff. Wiedergefaugen am 17. und 29. November 1915.

R i n g g e t r a g e n : 20 und 32 Tage. 4) Nr. 16270. Gezeichnet am 6. November 1915. Wieder-

gefangen am 23. Dezember 1915. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 17 Tage. 5) Nr. 16273. Gezeichnet am 23. November 1915. Wieder-

gefangen am 23. Dezember 1915. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat.

3. B l a u m e t s e ( Parus caeruleus). Nr. 16246. Gezeichnet am 3. April 1915. Wiedergefangen

am 30. November 1915. R ing g e t r a g e n : 7 Monate, 27 Tage. Aueh die Kohl- und Blaumeisen zeigen grofse Anh~tnglichkeit

an ihren gewiihlten Standort. Sie scheinen auch den Winter

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 569

tiber in Berlin an Ort und Stelle zu bleiben. Die Zeit zwischen den beiden Fangdaten ist bei den vorliegenden Stricken noch zu kurz, um weitere Schltisse zu ziehen.

4. H a u s s p e r l i n g (Passer domesticus). Nr. 16263. Gezeichnet am 19. Oktober 1915.

gefangen am 17. November 1915. R i n g g e t r a g e n : 29 Tage.

Wieder-

KleinvSge~ die yon Herrn stud. W e r n e r S u n k e l in M a r b u r g

a. d. L a h n beringt wurden :

1. K o h l ~ e i s e (Parus major). Nr. 11575. Gezeichnet am 17. November 1913. Am 10. Juli

1914 yon Herrn F r i t z yon S a c h s in M a r b u r g Schwa- nellen 35 verendet aufgefunden.

R i n g g e t r a ~ e n : fast 8 Monate. Am Orte verblieben.

2. Sumpf lne i s en (Parus palustris). 1) Nr. 6871. Gezeichnet am 29. Dezember 1912. Wieder-

gefangea am 31. Dezember 1912. R i n g g e t r a g e n : 2 Tage.

2) Nr. 11127. Gezeichnet am 28. Oktober 1913. Wieder- gefangen am 7. November 1913.

R i n g g e t r a g e n : 10 Tage.

3) Nr. 11582. Gezeichnet am 3. Dezember 1913. Wieder- gefangen am 10. Dezember 1913.

R i n g g e t r a g e n : 7 Tage. Am 3, 4. und 11. April 1914 beobachtete Herr S u n k e l

in einem bei M a r b u r g gelegenen Garten, etwa 10 Miautea yon d e r Stelle entfernt, wo die Meisen seiner Zeit markiert waren, ein Paar S u m p f m e i s e n , das sich an dem Astloch einer Linde zu schaffen machte. Der eine Vogel trug einen Ring. Herr Sunkel nimmt an, dafs es sich um StandvSgel handelt, die im Herbst oder Winter markiert wordea waren, und nun an Ort und Stelle zur Brut schritten. Auch im Januar und Februar 1914 waren Sumpfmeisen in der N~ihe markiert worden.

3. B u o h ~ u k (FringiUa codebs). Herr S u n k e l berichtet weiter fiber den B u c h f i n k

Nr. 6867, der am 10. April 1913 den Ring erhielt, dana am 12, 19, 21. und 22. April, ferner am 4. November 1913 an der- selben Stelle beobachtet wurde (s. vorigea Jahresbericht Seite 500).

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570 J. Thienemann:

Der Vogel wurde zum letzten Male am 9. November 1913 beob- achtet. Dann erst wieder am 23. Februar 1914. Da lief er, einen schSnen blauen Kopf tra~end, im Garten umher. Herr Sunkel verreiste nun auf mehrere Wochen yon Marburg, und gleich nach seiner Riickkehr am 1. April 1914 sah er den Ring- finkea wieder an tier gewobnten Stelle im Hausgarten. Der Vogel loekte fleifsig und liefs seinen Regenruf hSren. Der Ring war immer deutlieh siehtbar. Auch am 2, 3. und 8. April 1914 wurde der Vogel st~ndig gesehen. Dana mufsten die Beob- achtungen abgebrochen werden, da Herr Sunkel Marburg verliefs. So wurde der Vogel also ein ganzes Jahr lang, mit Ausnahme der Zeit yon November bis Februar, an ein uad derselben Stelle bemerkt. Herr Sunkel sehreibt dazu: ,Merkwfirdig ist, dafs ich den Vogel nieht mitten im Winter beobachtete, wo er sich wohl anderw~rts aufgehalten hat. Andere Buchfinken sah ich dagegen den ganzen Winter hindurch. Allerdings weirs man nieht, ob es sich bei den Winterfinken um heimische BrutvSgel oder um nordische (Sstliehe) Uberwinterer handelt" (s. Orn. Monatsberichte 1914, Nr. 2. S. 31).

Kle invSge l ,

die yon den Herren H e r m a n n und M a a f r e d G r o t e in K e l l o m K k i in F i n l a n d beringt und e b e n d a wieder-

gefangen wurden:

1. K o h l m e t e e (Tarus major). Nr. 7020. Gezeiehnet am 9. Jaauar 1913. Wiedergefangen

am 15. M~irz 1914. R i n g g e t r a g e a : 1 Jahr, 2 Monate, 6 Tage.

2. S u m p f m e i s e n (Parus borealis). 1) Nr. 11351. Gezeichnet am 18. Oktober 1913. Wieder-

gefangen am 7. Dezember 1913. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 19 Tage.

2) Nr. 11352. Gezeiehnet am 19. Oktober 1913. Wieder- gefangen am 15. M~trz 1914.

R i n g g e t r a g e n : fast 5 Monate.

3) Nr. 11353. Gezeichnet am 19. Oktober 1913. Wieder- gefaagen am selben Tage.

4) Nr. 11356. Gezeichnet am 7. Dezember 1913. Wieder- gefangen am 10. Jaauar 1914.

Ri n g g e t r a g e n : 1 Monat, 3 Tage und wiedergefangen am 15. Januar 1914. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 8 Tage.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 571

5) Nr. 11357. Gezeichnet am 12. Januar 1914. gefangen am 16. Januar 1914.

R i n g g e t r a g e n : 4 Tage.

6) Nr. 11358. Gezeichnet am 12. Januar 1914. gefangen am 13. Januar 1914.

R i n g g e t r a g e n : 1 Tag.

7) Nr. 11360. Gezeichnet am 15. Miirz 1914. gefangeu am selben Tage.

8) Nr. 11362. Gezeichnet am I5. M~irz 1914. gefangen am 22. MRrz 1914.

R i n g g e t r a g e n : 7 Tage.

9) Nr. 11243. Gezeichnet am 21. September 1913. gefangeu am 19. Oktober 1913.

R i n g g e t r a g e n : 28 Tage.

10) Nr. 7016. Gezeichnet am 9. Januar 1913. gefangen am 15. M~irz 1914.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 2 Monate, 6 Tage.

Wieder-

Wieder-

Wieder-

Wieder-

Wieder-

Wieder-

3. Waubonmoise (Parus cristatus). Nr. 11364. Gezeiebnet am 15. M~trz 1914. Wiedergefangen

am selben 'rage. S~tmtliche Meisen zeigen ein treues Festhalten an ihren

gewiihlten Standorten.

Kleinv5gel ,

die g e z e i c h n e t und e r b e u t e t wurden yon den Herren H e r m a n n J o h a n s e n , P. A. S c h a s t o w s k y und O. P u s c h n o w

in und bei T o m s k, Sibirien.

1. 3ilta europaea sibiriea. I) Nr. 3961. Gezeichnet am 21. August 1912 in Tomsk

(Villa Johanseu) ; e r b e u t e t ebenda am 18, April 1913. Ring getragen: fast 8 Monate.

2) Nr. 3960. Gezeiehnet am I0. November 1912 in Tomsk (Villa gohansen); erbeutet am 25, Mai 1913 in n~tchster Um- gebung yon Tomsk.

Ring getragen: 6 Monate, 15 Tage.

2. B a n m p i o p e r (Anthus trivialis). Nr. 3971. Gezeiehnet am 5. Juni 1912 bei Tomsk yon Herrn

P. A. Schastowsky. E r b e u t e t vom Zeichner am 30. August 1912 etwa 6--7 km westlich yore Markierungsorte.

Ring g e t r a g e n : 2 Monate, 25 Tage.

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572 J. Thienemann:

3. K o h l ~ e i s e (Parus major). Nr. 7923. Gezeichnet am 27. September 1913 bei Tomsk

(Villa Johansen); e r b e u t e t vom Zeichner ebenda am 30. November 1913 und am 12. April 1914.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate, 3 Tage und 6 Monate, 16 Tage.

4. GroUser Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). ~. 1) Nr. 7482. Gezeichnet am 5. Januar 1914 in Tomsk

(Villa Johansen) dutch Herrn Leo Johansen. E r b e u t e t ebenda am 10. Januar 1914.

R i n g g e t r a g e n : 5 Tage.

2) Nr. 7480. 0 ~. Gezeicbnet am 5. Januar 1914. E r b e u t e t am 7. Jsnusr 1914 yore Buschw~ichter O. Puschnow etwa 4 km nSrdlich vom Markierungsort.

R i n g g e t r a g e n : 2 Tage.

H a u s s p e r l i n g (Passer domestieus). Nr. 16114. Gezeichnet am 15. September 1915 yon Herrn

E r w i n G e b h a r d t in Nilrnberg, Sulzbacherstr. 54. Wiedergefangen am 8. November 1915 in einem benachbarteu

Hause. R i n g g e t r a g e n : 1 Monat, 24 Tage.

Buohf lnk ( Fringilla coelebs). Nr. 2860. Gezeichnet am 4. Mai 1913 als alter Vogel in

H o m b u r g vor de r HShe dutch Herrn Obergiirtner L a n g s d o r f . Ein Mitnnchen. War in einem Gew~ichshause gefsngea worden. Aufser diesem Finken wurden noch 2 alte Finkenmiinnchen beringt.

W i e d e r g e f a n g e n in demselben Gew~ichshause am 20. August 1914. Der Vogel war den ganzen Sommer 1914 hin- durch zu sehen gewesen.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jshr, 3 Monate, 16 Tage. An Oft und Stelle verblieben. Ob such die Wintermonate

hindurch7 ist nicht erwiesen. Herr Garnier bemerkt dazu, dafs die Buchfinken der dortigen Gegend ZugvSgel sind, und dafs die grofsen Fltige, die man im Winter im Taunus sieht, wohl aus dem Norden stammen.

Aufser diesem wiedergefangenen Buchfinken Nr. 2860 trieb sich noch ein Ringfink den ganzen Sommer 1914 hindurch ia dem betreffenden Parke umher und hat sicher da auch gebriltet. Da er sich verhiiltnismigsig zutrsulich zeigte, war er unter :dem Publikum als Ringfiuk allgemein bekannt. Man kann mit Sicherheit annehmen, dais das such einer yon den drei im Vorjahre msr- kierten VOgeln war.

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 578

Fiir das Jahr 1915 berichtet Herr Gar n ier unterm 14. Januar 1916 weiter:

Im Homburger Kurpark wurden wieder beringte Duchfinken beobachtet, deren Nummern jedoch nicht festgestellt werden konnten. Ich nehme an, dafs es sich um die im Vorjahre mar- kierten Viigel handelt. Das besonders zutrauliche ~ ist jedoch ausgeblieben.

G r i ~ l ~ g e ( Chloris ch~oris). 1) Nr. 13743. o ~ ad. Gezeichnet am 13. Januar 1915 yon

Herrn E r w i n G e b h a r d t i n N t t r n b e r g , Sulzbacherstr. 54. War im Garten gefangen worden.

Wiedergefangen ebenda am 25. Januar 1915. R i n g g e t r a g e n : 12 Tage.

2) Nr. 13750. ~ ad. Gezeichnet am 4. Januar 1915 an derselben Stelle wie das vorige Stiick. Wiedergefangen am 21. und 26. Januar 1915 nach 17. und 22. Tagen. In Herrn Erwin Gebhardt hat die Vogelwarte einen eifrigen FSrderer des Be- ringungsversuches gefunden.

8) Nr. 9012. Gezeichnet am 16. Mai 1914 als junger Nest- vogel im Garten der OberfSrsterei F r i e d r i c h s w a I d e, Post H i n z e n d o r f , Bezirk S t e t t i n , Pommern durch Herrn KSnigl. Forstmeister B o h n s t e dt .

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 28. Februar1915 in R o g g o w bei S t a r g a r d in P o m m e r n , Post M u l k e n - t h i n verendet aufgefunden.

Nachricht durch Herrn Rittergutsbesitzer T h e o d o r K 5 r n e r. R i n g g e t r a g e n : 9 Monate, 12 Tage. E n t f e r n u n g yore N e s t e : ca. 3 kin. Hat sich nach dem Ausfliegen in der Umgebung des Nestes

umhergetrieben.

4:) Nr. 17327. Gefangen in R o s s i t t e n und gezeichnet ebenda an dem Wohnhause des Prtiparators M 5 s c h I e r am 7. Dezember 1915.

Wiedergefangen am 9. Dezember in K u n z e n etwa 3 km siidlich yon Rossitten und am 23. Dezember 1915 in Rossitten.

R i n g g e t r a g e n : 2 und 16 Tage.

5) Nr. 17324. Gezeichnet wie das vorige Sttick am 4. Dezember 1915.

Wiedergefangen am 21. Dezember 1915 in K u n ze n. R i n g g e t r a g e n : 17 Tage. E n t f e r n u n g v o m M a r k i e r u n g s o r t : 3 km nach S.

6) Nr. 17329. Gezeichnet wie das vorige Stilck am 18. Dezember 1915.

Wiedergefangen : Am 21. und 22. Dezember 1915 in K u n z e n. R i n g g e t r a g e n : 3 und 4 Tage.

Jom, n. f. Ocm I.,XIV. Jal~rg. Oktob~" t91&

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~74 J. Thienemann :

7) Nr. 17332. Gezeichnet wie das vorige Stilck am 20. Dezember 1915.

Wiedergefangen: Am 22. und 23. Dezember 1915 in K u n z e n. R i n g g e t r a g e n : 2 und 3 Tage.

8) Nr. 6161. (~. Gezeichnet am 1. Januar 1914 in C 5 t h e n in Anhalt durch Herrn O. B 5 r n e r.

E r b e u t e t vom Zeichner selbst am 19. Januar 1916 an der gleichen Futterstelle, an der er beringt wurde.

R i n g g e t r a g e n : 2 Jahre, 19 Tage. Da die beiden Fangtermine mitten in den Winter fallen,

ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dais dieser Grlinliag jahraus jahrein an Oft und Stelle geblieben ist.

K l e ibe r (Sirra caesia). Im Sommer 1913 markierte Herr F5rster D ti r r f e I d im

Forsthaus L o u i sa bei F r a n k f u r t am Main ein Kleibergehecke in einem Nistkasten. In der ganzen Gegend warden weiter keine Kleiber gezeichnet.

Im Sommer 1914 brtitete in demselben Kasten eia Kleiber- paar, wovon der eine Gatte eiaen Ring trug, dessen Nummer leider nicht festgestellt werden konnte. Ohne Zweifel ist das abet ein vorj~ihriges Junges gewesen, das die vorj~hrige Nistst~tte seiner Eltern benutzt hat. Man ist um so mehr zu dieser An- nahme berechtigt, da durch die bisherigen Ergebnisse des Ring- versuches einwandfl'ei festgestellt worden ist, dafs die Kleiber ganz besonders treu an ihrem einmal gew~hlten Standorte fest- halten.

Ich mSchte hier eine allgemeine Bemerkung einfiigen. Je tiefer man durch den Ringversuch in die intimsten Vorg~inge des Vogellebens eindringt, um so mehr m5chte man tier Ansicht zuaeigen, dafs in der Vogeiwelt recht viel Inzucht vorkommt. Oder sollten sich Eltera und Kinder, die jahrein jahraus an eia und derselben Stelle bleiben oder immer wieder zur Brutzeit dahin zuriikkehren und dann im engsten Bezirke zusammen nisten, stets bei der Paarung gegenseitig ausschliefsen?

K o h l m e i s e n (~arus major). 1) Nr. 16063. Gezeichnet am 13. Februar 1915 in N Q r n b e r g

yon Herrn E r w i n G e b h a r d t . Ein Weibchen. War ine iaer am Feaster aufgestelltea Falle gefaagen worden.

Im Sommer 1915 briitete im Garten des Herra Gebhardt ein beringtes Kohlenmeisenpaar in einem Nistkasten. Am 5. Juni wurden die Jungen der ersten Brut beobachtet.

Dann wurde zur 2. Brut geschritten. Am 17. Juli 1915 abeads wurde der Nistkastea untersucht, und das auf 8 Juagen

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 575

sitzende Weibchen eingefangen. Es war die eben genannte Nr. 16063. So hat also ein beringtes Kohlenmeisenpaar zweimal mit Erfolg genistet, und zwar am Fangorte selbst. ~ber beringte Kohlmeisen berichtet Herr E r w in G e b h a r d t aus weiter :

2) Nr. 16115. Gezeichnet am 24. 0ktober 1915. Wiedergefangen am 14. und 16. November 1915.

R i n g g e t r a g e n : 21 und 23 Tage.

Die folgenden K o h 1 m e i s e n sind yon Herrn Apotheker H ae f r ier in Tan n, N i e d e r b a y e r n zur Winterszeit im Garten am Futterplatze gefangen und beringt worden, worauf sie in d e m s e i b e n G a r t en wieder briitend angetroffen wurden. Herr Haefner schreibt dazu: ,,Den Beringungsgegnern miichte ich be- merken, dais die Meisen in meinem Garten 10 m vom Fangorte entfernt brilten, also doch wohl nicht diesen voriibergehenden Eingriff in ihre Freiheit dauernd iibelnehmen."

Folgende Stiicke wurden im Friihjahr 1915 brtitend an- getroffen:

3) Nr. 13917 gezeichnet am 9. November 1914.

4) Nr. 13914 - - 2. Dezember 1914.

5) Nr. 13923 2. -

6) Nr. 13927 - 2.

7) Nr. 13921 - 5.

8) Nr. 13933 25. - -

Die beringten Meisen wurden auch an den anderen hiesigen Futterpl~tzen regelm~ifsig beobachtet. Dazu ist zu bemerken, dais aufser Herrn R a e f n e r niemand welter in T a n n und weiterer Umgebung beringt.

B l a u m e i s e (Parus caeruZeus).

1) Nr. 16100. Gezeichnet am 27.November1915 i n N t l r n b e r g dureh Herrn G e b h a r d t .

Wiedergefangen ebenda am 20. Dezember 1915.

R i n g g e t r a g e n : 23 Tage.

2) Nr. 13931. Gezeichnet am 18. Dezember 1914 in T a n n , Niederbayern durch Herrn H ae f n e r. Ein prachtvolles altes M~nnchen.

Der Vogel war den ganzen Winter 1914/15 fiber an Ort und Stelle zu sehen. Er wurde zweimal zwecks Kontrolle am Futterplatze gefangen und war immer in Gesellschaft des Weibchens Nr. 13932, das am 25. Dezember 1914 markiert worden war.

38*

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576 J. Thienemann:

M6nohsgrasmi~oke (Sylvia atricapilla). Nr. 4076. Gezeicbnet als junger Nestvogel am 2. Juni 1912

auf dem G a i s b e r g, einem bewaldeten Hiigel im Nordwesten yon S e h a f f h a u s e n am Rhein durch Herrn Ca r l S t e m m l e r . Das Nest stand auf einer Fichte, etwa 1,50 m hoch. Fiinf Junge befanden sich darin. Herr Stemmler schickt eine Photographie des Nestes ein.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O f t : Am 15. Miirz 1914 in B e n i - A r i f bei M i r a b e a u , A l g i e r , Afrika yon H a d d a d i M o h a m e d b e n S l i m a n gefangen.

Mitteilungen durch Herrn T heo d o r A 11 g a u e r in Rothen- burg bei Luzern dutch Einsendung eines Aussehnittes aus der Aprilnummer yon ,,Le Chasseur fran(}ais" und durch Herrn L e b e I, Facteur-receveur des Postes et T61figraphes in Mirabeau in Algier vom 12. April 1914. Der Herr schickt eine Ansichtspost- karte yon Mirabeau. Danach ist die Grasmficke in einer ffir Stare gestellten Schlinge am 15. Miirz 1914 gefangen worden. Nach Mitteilung des Herrn Lebel ist das Land dort bergig und mit Olivenb~umen besetzt.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 9 Monate, 13 Tage. E n t f e r n u n g v e t o N e s t e : ca. 1400 km nach SSW. Ein sehr interessanter Fall. Die Einlieferung eines beringteu

K 1 e i n vogels aus weiter Ferne ist immer noch ein seltenes Ereignis. Ob die Reise fiber Italien oder Spanien oder direkt nach Sfiden fibers Meer vet sich gegangen ist, darfiber jetzt schon Er- i~rterungen anzustellen, lohnt nicht. Die Grasmficke befand sich bei der Erbeutung schon zum 2. Male in der Winterherberge.

S i n g d r o s s e l (Turdus musicus). 1) Nr. 5615. Gezeicbnet als Nestjunges am 7. Juni 1914

im K~niglichen Botanischen Garten in D re s d e n durch Herrn H a n s D r u d e , Dresden.

E r b e u t u n g s d a t u m a n d O r t : Etwa am 20. August 1914 im stiidtischen Ausstellungspark in Dresden verendet auf- gefunden. Todesursache war nicht festzustellen.

Nachricht unterm 24. August 1914 durcb Herrn P. He h I f e l d, Dresden.

R i n g g e t r a g e n : 2 Monate und etwa 13 Tage. Hat sich im August noch in der Niihe ihres heimatlichen

Nestes umhergetrieben. 2) Nr. 17046. Gezeichnet als Nestjunges am 15. Juni 1913,

etwa einen Tag vor dem Ausfliegen, im Revierteil H a r d t b u r g , etwa in der Mitte yon E u s k i r c h e n und M i i n s t e r e i f e l , Rheinland an der Erft durch Herrn H o b e rg , KSniglichen FSrster in Siegburg.

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XV. Jahresbericht der Vogolwarto Rossitton. 577

Die Aprilnummer 1914 yon ,,Le Chasseur fran~ais" enthiilt die folgende Mitteilung : Herr Longevialle aus Ussel, D e p. C o r r i ~ z e , F r a n k r e i c h hat eine Drossel mitRing 17046 F geschossen. Der Erbeutungsort liegt in Mittelfrankreieh.

Ausschnitt aus der Zeitsehrift dureh Herrn Theodor Allg/iuer, Rothenburg bei Luzern, Schweiz unterm 6. April 1914 eingeschickt erhalten.

R i n g g e t r a g e n : etwa 10 Monate. E n t f e r n u n g v o m N e s t e : ca. 650 km nach SW. Der Reiseweg ist genau nach Sfidwesten mitten durch

Frankreieh gegangen und w/ire wahrscheinlich nach Spanien fort- gesetzt worden.

W a o h h o l d e r d r o s s e l ( Turdus pilaris). INr. 16072. Gezeichnet am 11. Juni 1914 durch Baron

G. y o n K n o r r i n g , Rittergut U d e n k i i l l , Station P a l l i f e r , W e s t - E s t l a n d , R u f s l a n d .

E r b e u t u n g s d a t u m und Or t : Ende Oktober 1914 in der Niihe yon F r e d r i k s s t a d im sfidlichen 1Norwegen gefangen.

Nachrieht mit Ring dutch Herrn W el 1 e be c k, Zoologisches Museum in Christiania, Norwegen.

Unterm 15. Miirz 1915 schickt der Herr noch einen Aus- sehaitt aus dem Fredriksstad Blad veto 31. Oktober 1914 ein.

R i n g g e t r a g e n : ca. 41/~ Moaate. E n t f e r n u n g v e t o 1 N e s t e : ca. 700 km aach W. Der Reiseweg ffihrt direkt nach Westen fiber die Ostsee

und dana quer dureh Sehweden hindurch. Der Fall ist yon besonderem Interesse, da er uns deutlich

zeigt, wie Vogelarten gleicher Herkunft auf verschiedenen Zug- strafsen nach ihren Winterherbergen gelangen: Die N e b e I k r ~i h e n yon Estland, ja yon Finland ziehen nach Siiden an der Kiiste entlang fiber die Kurische Nehrung, die Wachholderdrosseln yon Estland dagegen nach Westen zu fibers Meer. Das sind die VSgel, die bei Fortsetzung ihrer Reise dann an Helgoland vor- tiberkommen.

Noch interessanter ist der folgende Fall:

Drossel (Turdus spec.).

Nr. 15075. I)er Ring wurde am 9. April 1913 an Herrn J o h a n s e n nach T o m s k in S i b i r i e n geschickt. Genaue Daten fiber Markierung sind erst nach Friedensschlufs zu be- schaffen. (Es wird sich vielleicht um eine Wachholderdrossel (Turdus pilaris) handeln, dean in der letzten Liste, die Herr Johansen iiber seine Markierungen einschickte, waren mehrere VSgel dieser Art aufgefiihrt.)

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578 J. Thienemann:

Eine Drossel mit diesem Ringe wurde am 6. Oktober 1915 in Vardal in Norwegen n6rdlich yon Christiania gefangen.

Nachricht unterm 7. November 1915 durch Herrn Alf. W o l I e b e c k yore Zoologischen Museum in Christiania. Dem Museum war tiber diesen interessanten Fang Meldung gemacht worden. Die Lage des Erbeutungsortes war durch eine bei- gefiigte Kartenskizze erliiutert. Die Drosselar t nicht genannt.

Ring getragen: unbestimmt, da Markierungsdatum noch nicht bekannt.

Ent fernung yore Markierungsorte:ca. 4400 km nach NW.

Das erste Mal, dafs der Zug eines sibirischen Vogels nac~ dem Westen durch den Ringversuch festgestellt wird!

Der Vogel hRtte bei Fortsetzung seines Zuges sicher Helgoland bertihrt.

Na cht rag: Unterm 6. April 1916 schickt Herr W ollebeck den Ring mit folgendem Begleitschreiben ein: ,,Beigeftigt schicke ieh lhnen den Ring Nr. 15075 aus Vardal, Norwegen. Leider ist es nun nicht mehr m6glich die Art der gegessenen (I)Drossel festzustellen. Man hat mir aus Vardal geschrieben, dafs der Drossel kleiner und mit den Fliigeln mehr gelblich als 2'. pilaris war. Die Menschen, die die Drossel gefangen haben, glauben, dafs es eine Singdrossel (T. musicus) war.

Durch Vorlegung des Ringes hat dieser interessante Fall seine voile Best~tigung erhalten.

A m s o l n (Turdm ~ru~a) .

Zuniichst der iiblicho Bericht (I 914) des Herrn E. G a r n i e r tiber seiuen Amselversuch in Homburg vor der H6he, der nun sehon seit 7 Jahren durcbgeftihrt wird. An dem Stande des Versuches hat sich wieder niehts geiindert. Das Ergebnis ist und bleibt dasselbe: Die jungen Amseln verlassen s e h r b a I d, unter Umst/inden schon ein paar Tage nach dem Ausfliegen die Gegend und scheinen auch nicht wieder dahin zuriickzukehren. Ein reeht kriiftiger Beweis dafiir konnte im vergangenen Jahre geliefert werden: In einem grofsen Parke in Bad-Homburg wurden im August 1913 etwa 120 Amseln als Sch~dlinge abgeschossen; abet kein einziger Rigvogeln befand sich unter den erlegten Tieren, obgleich einige Wochen vorher 20 junge Amseln in diesem Parke markiert worden waren. Es ist iiberhaupt noch keine beringte Jungamsel bisher wieder an Oft und Stelle in Homburg fest- gestellt worden. Dieselben Beobachtungen liegen yon Herrn F6rster Dtirrfeld aus Frankfurt am Main und yon anderen eifrigen und zuverliissigen Mitarbeitern des Herrn Garnier vor.

Ein a l t e s A m s e l m i i n n c h e n , das in den ersten Miirz- tagen 1914 yon Herrn Obergiirtner J. L a n g s d o r f in einem

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XV. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 579

GewRchshause zufiillig gefangen und beringt wurde, zeigte sich dann wochenlang in der Umgebung des Markierungsortes.

Auch in seinem Berichte yore Jahre 1915 kann Herr Gamier nur wieder melden, dafs wiihrend des ganzen Jahres keine einzige beringte junge Amsel in seinem Beobachtungsgebiete in Homburg v. d. HShe gesehen worden sei. Der Herr weist um so ein- dringlicher auf diese Feststellung hin, weil man in anderen Gegenden ganz gegenteilige Erfahrungen mit Amselberingungen gemacht hat.

Es folgen einige Amseln aus anderen Gegenden Deutschlands:

1) Nr. 3413. Gezeichnet am 27. Juni 1914 als Nestvogel in Dresden-Strehlen vonHerrnE. Stresemann, Dresden, Residenzstrafse 42. Der Vogel war am 28. Juni ausgeflogen.

Am 15. Juli 1914 in einer Voliere in einem Garten in Dresden-Strehlen wiedergefangen und sofort in Freiheit gesetzt. Nachricht durch Herrn Stresemann selbst.

Ring getragen: 18 Tage. Zun~chst an Oft und Stelle verblieben.

2) Nr. 3415. Gezeichnet als Nestvogel wie das vorher- gehende Stiick Nr. 3413. Auch am 28. Juni 1914 ausgeflogen.

Am 25. Juli und 28. Juli 1914 im selben Garten yon Herrn Stresemaun wiedergefangen.

Ring getragen: 28 Tage und I Monat, I Tag. Nacbricht durch Herrn Stresemann selbst. Wiihrend die jungen Amseln bei Homburg v. d. HShe sofort

nach dem Ausfliegen verschwinden, haben sich diese Dresdener Amselu bis zu einem Monat noch in unmittelbarer Niihe des Nestes aufgehalten.

3) Nr. 7851. Gezeichnet am 15. Mai 1914 als Nestvogel in Giinstedt, Kreis Weifsensee in Th~tringen durch Herrn H o r n, Sondershausen, Promenade fla.

Erbeutungsdatum und Ort: Am2S. Dezember 1914 bei der Zuckerfabrik Greul~sen in Thiiringen verendet aufgefunden, und zwar in ganz frischem Zustande unmittelbar nach Eintreten des Todes.

Nachricht durch Herrn Direktor Dr. L i s c h k e in Greufsen. Ring getragen: 7 Monate, 13 Tage. Entfernung yore Neste: ca. 9 km nach W. Dieser Vogel ist im Gegensatz zu den Homburger Amseln

sogar noch in dem auf die Geburt folgenden Winter in seiner engeren Heimat verblieben.

40 Nr. 17674. Der Ring wurde am 15.1~Iai 1913 an Herrn RevieffSrster H a h m e uach Benndorf bei F r o b b u r g in S a c h sen geschickt. Uber die Verwendung konnte nichts niiberes ermittelt werden, da der Herr im Felde steht.

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580 J. Thienemann:

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 25. M~rz 1914 in F r o h b u r g durch Herrn 0 s k a r F r ii h a u f tot aufgefunden.

R i n g g e t r a g e n : unbestimmt. Am Markierungsorte wieder eingetroffen.

5) Nr. 20379 oder 20380. Gezeichnet als junger Nestvogel am 15. Juni 1915 in N i i r n b e r g dutch Herr E r w i n G e b - h a r d t .

Unterm 18. Juli 1915 meldet Herr Gebhardt, dafs er diese junge Amsel noch t~glich im Garten sieht. Sie zeigt sich aufser- ordentlich zutraulich. So hat sie sich also noch fiber einen Monat lang in der Umgebung des Nestes aufgehalten.

Herr Gebhardt schreibt dazu: ,Nach dem, was ich bis jetzt beobachtet habe, werden die jungen Amseln nach dem Ausfliegen wenige Tage im Garten gefiittert, verschwinden dann, um aber nach einem halben Monat etwa an ihre Geburtsst~tte zuriickzu- kehren." Und in einem sp~teren Berichte bemerkt der Herr: ,,Beringte Amseln und Kohlmeisen konnte ich noch Anfang September 1915 sehen. Die Amseln der 3. Brut bleiben anscheinend am gleichen Platze bis in den Herbst (und womSglich Winter) hinein. Die von der ersten (und vielleicht auch zweiten) siedeln sich anderswo an."

Ob sich diese Annahmen best~tigen, werden die weiteren Versuche mit Amseln zu zeigen haben. Jedenfalls soil das Losungs- wort sein: Viel Jungamseln beringen!

Im Winter 1915/16 fanden in Ostpreufsen grofse Durch- ziige yon A m s e l n statt. In riesigen Schw~rmen sind die VSgel aUerorts beobachtet worden. Herr Pr{iparator M 5 s c h I e r beringte einige eingefangene Weibchen am 21. und 22. Dezember 1915 in R o s s i t t e n .

Einer yon diesen RingvSgeln wurde am 21. Januar 1916 ebenda an ausgelegten Ebereschenbeeren emsig fressend beob- achtet. Zugleich waren noch 2 unberingte MRnnchen (1 ad., 1 ju.v) ~n den Beeren.

Also nach einem Monat noch waren die Amselschw~rme an Ort und Stelle.

H a u s r o t s o h w a n z ( Eri~hac~ titys).

Herr O t t o B i e r in S i n z h e i m bei B a d e n - B a d e n schreibt unterm 16. April 1914: Von den im vorigen Jahre yon mir gezeichneten Hausrotschwiinzchen habe ich vor 14 Tagen - - also Anfang April 1914 w eines mit einem Ring beobachtet.

Dars dieselben Hausrotschw~nzchen in ihre alte Heimat immer wieder zur(ickkehren, ist schon einmal einwandfrei fest- gestellt (s. vorigen Jahresbericht S. 503).

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XV. Jabresberieht der Vogelwarte Rossit~en. 581

G a r t e n r o t s o h w a n z (JErithacas phoenicurus). Nr. 7367. Gezeichnet als altes M~innchen am Neste am

27. Juni 1913 in E v i n g h a u s e n bei O s n a b r i i c k , H a n n o v e r durch Herrn A s c h e in Hannover-Wiilfel.

E r b e u t u n g s d a t u m u n d O r t : Am 2. Juni 1914 in Evinghausen am Markierungsort wieder angetroffen.

R i n g g e t r a g e n : 11 Monate, 6 Tage. Herr Wilhelm Asche schreibt unterm 3. Juni 1914: ,Dieser

Vogel ist dieses Jahr an seine alte Brutst~itte zuriickgekehrt und zur Brut geschritten; denn am 2. Julii habe ich ihn persSnlich am Neste - - einem alten Meisenkasten mit etwas erweitertem Flugloche -- eingefangen und den Ring genau kontrolliert. Resultat: Sehr gut erhalten, sauber, leicht auf dem Stiinder auf- und abzubewegen. Der StRnder selbst sowie der Furs in tadelloser Verfassung. Man hat sofort die felsenfeste Oberzeugung, dafs der Ring seinen Tritger durchaus nicht be- l~stigt . . . . . "

In die Heimat zurtickgekehrt.

R o t k o h l o h o n ( Erithacus rubecuZu~). Nr. 12457. Gezeichnet am 22. Mai 1914 als junger Nest-

vogel i m F o r s t h a u s L o u i s a h e i F r a n k f u r t a m M a i n d u r e h Herrn FSrster D ii r r f e I d.

Dasselbe Rotkehlchen wurde am 1. J u n i 1 9 1 5 auf dem Speicher des Seitengeb~Ludes derselbea FSrsterei als briitendes Weibchen eiDgefangen und nach Feststellung der Nummer wieder freigelassen. Auch die junge Brut wurde beringt. Dieses Ring- rotkehlchen hat sich den ganzen Winter 1914/15 iiber in der Umgebung des Forsthauses aufgebalten und besuehte t~Lglich die dort eingerichtete Futterstelle.

Meldung durch Herrn FSrster D ii r r f e I d an Herrn G a r n i er der an die Vogelwarte berichtet.

R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr, 10 Tage. E n t f e r n u n g v e t o M a r k i e r u n g s o r t e : an Ort und

Stelle geblieben. Folgende Schliisse kSnnen aus diesem interessanten Falle

gezogen werden: 1. Die Rotkehlchen sind nach einem Jahre fortpflanzungsf~hig. 2. Die alte Annahme, die in Mittel- und Westdeutschland tiber-

winternden Rotkehlchen seien a 1 t e , oder aus dem Norden stammende V~gel, ist nicht durchg~ingig richtig.

3. Rotkeblchen nisten zuweilen an demselben Orte, we sie selbst grofs geworden.