wildnis und prozebschutz sind zentrale begriffe der ... · kret bei mario broggi nachzulesen....

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Von Hans Jilrgen Bohmer " Wildnis" und "ProzeBschutz" sind zentrale Begriffe der aktuellen Naturschutzdiskussion. Was verbirgt sich hinter diesen Schlagworten? Woher kommen sie eigentlich? Und vor allem: Wie vertragen sie sich mit anderen modernen Leitbildern wie "hoher Biodiversitat"? Natur geht als vielmehr urn Auffassungen des Men- schen vom richtigen Umgang mit der Natur. Kurz: Urn allerlei Meinungen und die damit verbundenen MiBverstiindnisse. Alte und neue Wildnis Was viele Befiirworter der Wildnis-Ideologie meinen, wenn sie das Wort in den Mund nehmen, ist recht kon- kret bei Mario Broggi nachzulesen. "Wildnis ist jeder groBflachige Raum, den wir bewuBt der freien, natiir- lichen Entwicklung iiberlassen; also nicht nur un- beriihrter Urwald, den es in Mitteleuropa ohnehin kaum noch gibt". Es handelt sich im Grunde also um zwei Typen von Wildnis: erstens eine urspriingliche, vom Menschen eher unbeeinfluBte, urwiichsige N atur , fiir die der Urwald als Sinnbild steht, und zweitens ei- ne vom Menschen aufgegebeneKulturlandschaft, die igentlich ist "Wildnis" ein alltagliches Wort. Wer davon spricht, denkt an ungepflegte im Garten, an verwilderte Bauliicken oder dichten Waldunterwuchs. In den gangi- gen Wtirterbiichem finden sich Definitionen wie "ein- same, unbebaute Gegend", "Land in natiirlichem Zu- stand" oder "unbebautes Gebiet, das natiirlich geblieben ist". Altere N achschlagewerke legen sich weniger rest. Dort steht der Begriff hauptsachlich fiir "etwas wild Durcheinanderwachsendes", aber auch riir einen "Zustand ungebundener Freiheit" oder gar riir "Kulturlosigkeit" . "Wildnis" ist also kein eindeutig definierter Begriff. Jeder verbindet etwas damit, jeder hat (s)eine ganz perstinliche Vorstellung davon. Ein derart bedeu- tungsiiberladenes Wort entracht nicht zufallig eine Diskussion, die kaum zu versachlichen ist. Zumal es bei Naturschutzdiskussionen oftmals weniger um die 14 Politische bkologie .59. Wa(h)re Wildnis

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Page 1: Wildnis und ProzeBschutz sind zentrale Begriffe der ... · kret bei Mario Broggi nachzulesen. " Wildnis ist jeder groBflachige Raum, den wir bewuBt der freien, natiir-lichen Entwicklung

Von Hans Jilrgen Bohmer

" Wildnis" und "ProzeBschutz" sind zentrale Begriffe der aktuellen

Naturschutzdiskussion. Was verbirgt sich hinter diesen Schlagworten?

Woher kommen sie eigentlich? Und vor allem: Wie vertragen sie sich

mit anderen modernen Leitbildern wie "hoher Biodiversitat"?

Natur geht als vielmehr urn Auffassungen des Men-schen vom richtigen Umgang mit der Natur. Kurz: Urnallerlei Meinungen und die damit verbundenenMiBverstiindnisse.

Alte und neue Wildnis

Was viele Befiirworter der Wildnis-Ideologie meinen,wenn sie das Wort in den Mund nehmen, ist recht kon-kret bei Mario Broggi nachzulesen. " Wildnis ist jedergroBflachige Raum, den wir bewuBt der freien, natiir-lichen Entwicklung iiberlassen; also nicht nur un-beriihrter Urwald, den es in Mitteleuropa ohnehinkaum noch gibt". Es handelt sich im Grunde also umzwei Typen von Wildnis: erstens eine urspriingliche,vom Menschen eher unbeeinfluBte, urwiichsige N atur ,fiir die der Urwald als Sinnbild steht, und zweitens ei-ne vom Menschen aufgegebene Kulturlandschaft, die

igentlich ist "Wildnis" ein alltagliches Wort.Wer davon spricht, denkt an ungepflegte

im Garten, an verwilderte Bauliickenoder dichten Waldunterwuchs. In den gangi-

gen Wtirterbiichem finden sich Definitionen wie "ein-same, unbebaute Gegend", "Land in natiirlichem Zu-stand" oder "unbebautes Gebiet, das natiirlichgeblieben ist". Altere N achschlagewerke legen sichweniger rest. Dort steht der Begriff hauptsachlich fiir"etwas wild Durcheinanderwachsendes", aber auchriir einen "Zustand ungebundener Freiheit" oder garriir "Kulturlosigkeit" .

" Wildnis" ist also kein eindeutig definierter Begriff.Jeder verbindet etwas damit, jeder hat (s)eine ganzperstinliche Vorstellung davon. Ein derart bedeu-tungsiiberladenes Wort entracht nicht zufallig eineDiskussion, die kaum zu versachlichen ist. Zumal esbei Naturschutzdiskussionen oftmals weniger um die

14 Politische bkologie .59. Wa(h)re Wildnis

Page 2: Wildnis und ProzeBschutz sind zentrale Begriffe der ... · kret bei Mario Broggi nachzulesen. " Wildnis ist jeder groBflachige Raum, den wir bewuBt der freien, natiir-lichen Entwicklung

sozusagen als kiinftige Wildnis ihrer Eigendynamikiiberlassen wird. Die Natur hat hier "urn ihrer selbstwillen" freien Lauf.

Man konnte somit etwas salopp von einer urspriing-lichen, "alten", und einer neu entstehenden, eben.neuen" Wildnis sprechen. Das ware -aus der Sichtder betroffenen Organismen und Lebensgemeinschaf-ten- sehr wichtig, weil die Annahme, aus einer aufge-gebenen Kulturlandschaft werde ganz von selbst wie-der so etwas wie eine heile, urspriingliche N atur , sehrwahrscheinlich eine irrige ist. Da es aber urn archety-pische Vorstellungen des Menschen geht, unterbleibtdiese wichtige Unterscheidung. Und daf3 es den Ur-wald an sich in der mitteleuropaischen Naturland-schaft nie gegeben hat und gerade hier sehr viele Ar-ten auf relativ kleinen Flachen auf3erhalb vonWaldern lebten, ist schwer zu vermitteln, weil haufigdavon ausgegangen wird, grof3e Wildnisgebiete seiengleichbedeutend mit grof3em Artenreichtum.

Versuche, den gut gemeinten Entwurf in die land-schaftspflegerische Praxis einzubringen,fi.ihrten inzwi-schen zu zwei wesentlichen Erkenntnissen. Erstens:Wildnis laf3t sich nicht planen, das heif3t die in derTheorie entworfenen Zielvorstellungen werden ver-fehlt, weil die Komplexitat natiirlicher Ablaufe auf demWeg zum Ziel fast immer Uberraschendes beinhaltet.Zweitens: Es gibt keinen Endzustand natiirlicher Ent-wicklungen, d. h. selbst wenn etwas entsteht, das denZielvorstellungen entspricht, entwickelt es sich iiberkurz oder lang einfach weiter. Die neue Wildnis ist alsoinjeder Hinsicht nur schwer berechenbar.

.Wilderness und Wildnis

Hiiufig wird darauf verwiesen, daB der okologischeModebegriff " Wildnis" wie andere Moden auch ausNordamerika heriibergeschwappt sei und viel mit derdortigen "wilderness" zu tun habe. Der Schritt vomenglischen bzw. amerikanischen "wilderness" zumdeutschen "Wildnis" ist durchaus naheliegend, findetsich doch in deutschen Worterbuchern aus der erstenHiilfte des Zwanzigsten Jahrhunderts tatsiichlichnoch das Wort "Wildernis". Vielleicht war somit eineVerbindung von "wildernis"und "Wildnis" unvermeidbar,nachdem die naturliche Dyna-mik von ()kosystemen ins mit-teleuropiiische BewuBtseingeriickt war. Aber: Die Bedeu-tungen bei?er Worte sind Die ProzefJschutz.ldeegrundverschleden. Denn eben- d kt . h .. h.

d... rt .. t ec SlC In l rerso wle le gegenwa 19 m er-national gtiltige " Wildnis"-De- ursprilnglichen Formfinition der IUCN bezieht sich keineswegs mit dendas amerikanische "wildern- Inhalten des Wildnis-ess" auf "Alte Wildnis", die B .ffiM ' h . ht d egrl es.vom ensc en mc o er nur

leicht veriindert wurde -ein

ganz entscheidender Un- I

terschied zur hiesigen Dis- ik ."GroBes, unverander1es oder

USSIOn. , ,.Z d h t d rt nur lelcht verander1es Land-

uem a man Oh 1 . k nkr t und / oder Meeresgebiet, das

Sc on ange erne O e e , .' .V t II Z k selnen naturllchen Charakter

ors e ung vom wec ,d W .ldn .. d d und EInfluB bewahr1 hat,

er 1 IS rn er mo er- , " ,G II h ft Z mcht standlg oder nur unwe-

nen ese sc a. u nen- ,. t h. b .. 1 .sentllch bewohnt ist sowie

nen IS ler elsp~e swelse ..,Th W .ld A t " .geschutzt ISt und Manage-

" e 1 erness c , ernGe t d J h ment untersteht, um seinen

se z aus em a re ., I'h Z1964 d d .k natur IC en ustand zu be-

, as es er amen a- h ". h B d .wa ren.

msc en un esregIerungerlaubte, groBere Land-striche vor der ErschlieBung zu bewahren. Darin wird I!"wilderness" definiert als Gebiete, "in denen sich die I!

Erde und ihre Lebensgemeinschaften vom Menschen $ungehindert entfalten, wo der Mensch selbst ein Be- $

I!sucher ist, der nicht verweilt". Wozu dieser weitge- $

hende AusschluB des Menschen? Verbliiffenderweise $$

zum Vergniigen des amerikanischen Volkes", unter $der Voraussetzung natiirlich, daB die Schutzgebiete .

durch die ins Auge gefaBte extensive Erholungsnut- :zung (Wandern, Zelten, Angeln etc. sind erlaubt!) $

$weitgehend unbeeintriichtigt bleiben. Damit wurde $

die Wildnis den Menschen nicht plotzlich als unbe- .

greifliches und verriegeltes Gegenuniversum vor die :Nase gesetzt, sondern als vertrauter und schiitzens- $

werter Gegenstand amerikanischer Tradition ans :Herz gelegt. .

Auf der Suche nach den ideologischen Wurzeln der :aktuellen Wildnis-Diskussion ist der Blick iiber den $

groBen Teich nicht hilfreich. Der Ruf nach Wildnis ist :hierzulande nicht so neu wie die diskutierten Schlag- .ZumAutor

$ -worte. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es $ Hans JOrgen

immer wieder Stimmen, die fur Teilbereiche der Kul- $ B6hmer, geb. 1967,turlandschaft die Wiederherstellung eines "Naturzu- : Studium der Geogra-t d " fi d rt d b d . E h 1 d phle, Blologle, Geolo-S an es or e en o er a er le r a tung es $ gie, Politologie und

"natiirlichen Zustandes" der wenigen nicht erschlosse- : Journalistik; Tatigkeitennen Gebiete. Zahlreiche Naturwaldreservate ent- $ als Umweltgutachter.

. k 1 . h b .t .t tl . h J hr h h ~ Naturschutzfachplaner,

WIC e n SIC erel s sel e IC en a ze nten nac $ Journalist, Kartograph;

Kriterien, die man heute als Wildnis oder ProzeB- $ seit 1994 wissenschalt-schutz bezeichnen wiirde. : licher Mitarbeiter und

Lehrbeaultragter am~ Institut fOr Geographie~

.Katalysator ProzeBschutz $ der Universitat Erlan-$ gen-NOmberg; Schwer-

N h .. 1 Ka . fun . d ~ punkte'Dynamikvonac serner Stel en mere gIert er $ bkosystemen, Land-

Begriff ,;prozeBschutz" in den letzten Jah- $ schaltswandel, Natur-ren als Katalysator der Wildnis-Diskussi- : schutz

c c .~ -:1~ on. Er wurde 1993 von Knut Stunn krelert, ~ Kontakt

und zwar als Konze p t fur eine natur- .r~~."'~'-~

schutzgerechte Waldwirtschaft. Das Wort ~ Dr. HansJOrgenPr B" b . ht . h b d t ...B6hmer

" oze ezle SIC ne en er na ur- A I t 't t f .. G h '¥ ns I u ur eograp lelichen, konkurrenzbedingten Wuchs- ~ KochstraBe 414

dynamik des Waldes auch auf die mehr : 91054 Erlangend . fi .ll . D ik d h Fon 0911/748402

O ~r wemge~ zu a 1ge ..ynam urc : email: jboehm@

Storungen wle Orkane, Uberschwemmun- $ geographie,uni-erlan-gen oder natiirliche Feuer. Solche Ereig- ~ gen.de

.~

Politische bkologie .59. Wa(h)re Wildnis 15

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I]$$.,

"ProzeBschutz bedeutet das Aufrechterhalten natOrli-

cher Prozesse (6kologischer Veranderungen in Raum

und Zeit) in Form von dynamischen Erscheinungen auf

der Ebene von Arlen, Bioz6nosen, Bio- oder bkotopen,

bkosystemen und Landschaften. ProzeBschutz zielt so-

wohl auf den Erhalt

.anthropogen ungesteuerler Dynamik auf mindestens

aktuell ungenutzten Flachen unter EinfluB von Sukzes-

sionsprozessen auf durch den Menschen veranderlen

bzw. beeinfluBten Standorlen, welche zu naturnaheren

Stadien fOhren k6nnen (ProzeBschutz in engerem Sinne

oder segregativer ProzeBschutz) als auch

.von Nutzungsprozessen, welche eine Kulturland-

schafts-Dynamik mit positiven Auswirkungen auf Natur-

schutzziele (des Arlen- und Bioz6nosen-, Biotop-, abio-

tischen Ressourcen- und Kulturlandschaftsschutzes) als

Nebeneffekt bedingen, ohne daB gezielt betriebene

Pflegeeingriffe stattfinden (NutzungsprozeBschutz oder

integrativer ProzeBschutz)."

aus Jedicke 1998, S.233

nisse beeinflussen die Entwicklung der Vegetation(Sukzession) in raumlich wie zeitlich unvorhersehba-rer Weise. Zusammenfassend bezeichnet Sturm na-turnahe Walder deshalb als "zufallsbeeinfluBte,multivariable Sukzessionsmosaike. "Damit sie entste-hen, miissen auch Zufalle zulassig sein, das heiBt,Storungen und Konkurrenz miissen wirken diirfen -

und deshalb sind sie zu schiitzen.Wichtig ist dabei, daB Sturm den Wald nach ProzeB-schutz-Kriterien bewirtschaften will. Vollig unbeein-fluBte Naturentwicklung im Sinne der "Neuen Wild-nis" will auch er nur auf maximal einem Zehntel derWaldflache- als Studienobjekt fur Forster, die natiir-liche Dynamik so aus erster Hand vermittelt bekamenund nicht mehr auf das schiefe Naturwald-Bild ver-staubter Lehrbiicher angewiesen wii.ren. Es geht letzt-lich darum, natiirliche Prozesse im Wirtschaftswaldzu nutzen. Von einer Aufgabe der Bewirtschaftung istiiberhaupt keine Rede. Damit deckt sich die ProzeB-schutz-Idee in ihrer urspriinglichen Form keineswegsmit den Inhalten des Wildnis-Begriffes!

In der laufenden Debatte sindjedoch beide langst ineinem Topf gelandet. Spricht man mit ProzeBschutz-Gegnem, stellt man sehr oft fest, daB sie ProzeBschutzmit Wildnis gleichsetzen und in ihrer Argumentationgegen ProzeBschutz Front machen, inhaltlich aberWildnis meinen. Woher kommt das? Zum einen wohldurch die etwas kurz gedachte Uberlegung, daB Wild-nis zwangslaufig das Ergebnis des ProzeBschutzes ist.Zum andem aber sicher durch die starke Aufweitung,die das fiir die Waldwirtschaft erdachte Konzept er-fahren hat. In vielen Untersuchungen an verschieden-sten natumahen bis naturfemen bkosystemen, vom

Moor bis zur Bergbaufolgelandschaft findet mittler-weile das Wort "ProzeBschutz" Verwendung. ImBemiihen, Ordnung in diese Bedeutungsverwilderungzu bringen, wird inzwischen segregativer ProzeB-schutz (ohne menschliche EinfluBnahme) von integra-tivem ProzeBschutz unterschieden, der auf den Erhaltvon kulturlandschaftstypischen Nutzungsprozessenabzielt.

Mit Sturms Entwurf drangte unter der neuen Uber-schrift "ProzeBschutz" etwas in die Naturschutz-Praxis,das der Zoologe Hermann Remmert bereits seit 1985propagierte: Das "Mosaik-Zyklus-Konzept" der Okosy-steme, nach dessen Kernaussage ein natiirliches Oko-system ein Mosaik unterschiedlicher Entwicklungssta-dien verkorpert. Dies bedeutet nichts wesentlichanderes als Sturms "zufallsbeeinfluBtes multivariablesSukzessionsmosaik". Remmerts Entwurf war der ersteernstzunehmende Angriff auf das traditionell statischeNaturverstandnis in Mitteleuropa; er diirfte der Pro-zeBschutz-Idee wesentlich den Boden bereitet haben.Erstmals kam eine breite Dynamik-Diskussion inGang, allerdings erst Ende der achtziger Jahre, als diemogliche Bedeutung des Mosaik-Zyklus-Konzeptes fiirden Naturschutz bedacht wurde.

Doch neu war auch das nicht. Remmert pragte nureinen anschaulichen deutschen Begriff fiir Phanome-ne, die im anglo-amerikanischen Wissenschaftsbe-trieb schon seit Jahrzehnten als "patch dynamics" be-kannt waren. DaB bis dahin in der deutschsprachigenOkologie die Statik iiber die Dynamik regierte, hatwohl damit zu tun, daB viele okologische Erkenntnis-se wesentlich auf Beobachtungen in einer bis in diefiinfziger Jahre hinein noch nach traditionellem Mu-

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Page 4: Wildnis und ProzeBschutz sind zentrale Begriffe der ... · kret bei Mario Broggi nachzulesen. " Wildnis ist jeder groBflachige Raum, den wir bewuBt der freien, natiir-lichen Entwicklung

und geordneten Kulturlandschaft be-der natiirliche Dynamik seit Jahrhunder-

kiinnte deshalb etwas iiberspitzt formulieren,

Grundlagenforschung bezoge-

Verwendung mit den Inhalten der "Neuen

l nicht mehr yoneinander zu trennen. Die

der Gegner reicht deshalb yon Bauern iiber

.

.

.

.

.

.

.

.

.

schen Arten Bind zwar nicht sehr zahlreich, dafiir aber .Literatur

natiirlicherweise in Mitteleuropa ansassig, Hier ent- @I .Bayerische Akade-falten sie ihre groBte Konkurrenzkraft und wiirden .mie f(jr Naturschutz

.die vielen im Zuge der KulturIandschaftsentwicklung .und Land.schaftSPf.lege

, d Art ' d d U d ' .(ANL): Wlldms -eln

emgewan erten en wle er ver rangen, m le. neues Leilbild!? Laufe-

aber braucht man sich letztIich keine Sorgen zu ma- .ner Seminarbeitragechen, da sie ihre Verbreitungsschwerpunkte anderswo .1/97. -h b ' b d ' M ' 1 A h d ..H. J. Bohmer: Vege-

a en, ms eson ere Im Itte meerraum, uc en. tationsdynamik irn

Befiirwortern geht es aber oft urn einen "kontrollier- .Hochgebirge unterten" ProzeBschutz, 4$ dern EinfluB nat(jrticher

: Storungen. Dissertatio-.nes Botanicae. irn

.Knackpunkt Artenreichtum .Druck.. ....P. Flnck, M. Kleln. U.

Ob W'ld ' d P B h " d hl h " ..Riecken, E. SchrOder1 lliS un roze sc utz "gut 0 er "sc ec t ..(Hg.). Schulz und For-

Bind, laBt sich nicht pauschal beantworten, Es hangt ..derung dynamischerletztendlich von der Zielsetzung ab, Fordert man ei- .Prozesse in der Land-

B Art ' h 1 ' h h B ' d ' .schaft. Schriftenreihenen gro en enrelc turn -a so eme 0 e 10 Iver- : f(jr Landschaftspflege

sitat -wiirde segregativer ProzeBschutz, bezogen auf. und Naturschulz 56.eine ganze Landschaft den Artenreichtum kurz- und .Bonn 1998., , , ' , IUCN (InternationalmlttelfristIg (Jahrzehnte blS Jahrhunderte) erhohen, ..Union for Conservationweil durch Nutzungsaufgaben und Storungseinf1iisse ..of Nature and Naturalzunachst eine hohere Standortsvielfalt entstiinde, : Ressources): Guide-L gfri , b d d ' B . d ' , , linesforprotectedarea

an stIg a er wiir e le 10 Iversltat welt unter .management catego-

daB heutige Niveau sinken, weil sehr viele, gerade : ries. Gland/Switzer-heute naturschutzrelevante Arten in der entstehen- 4$ land-Cambridge 1994.d W Idl d h ft ' h ..b 1 b k '. D ' ..E. Jedicke. Raum-en a an sc a lliC t U er e en onnten, le vor ..Zeit-Dynamik in bko-

dem Eingreifen des Menschen in der mitteleuropai- .systemen und Land-schen Naturlandschaft noch zahIreichen Offenstand- .schaften. Naturschulz

, , , , .und Landschaftspla-orte wle Moore oder verwIlderte FIuBbetten smd mltt- .nung 8/9 (1998), S.

lerweile irreversibel zerstort, so daB auch hier kein : 229-236.Potential fiir die langfristige Sicherung der Biodiver- 4$ .K. Sturm. ProzeB-

, h ' I di k . 11 ' .schutz -eln Konzeptsltat me r zu erwarten lSt, n eser star llive lerten .f(jr naturgerechte

Landschaft konnten sich nach dem Riickzug des Men- ..Waldwirtschaft. Zeit-schen vor allem solche Arten ausbreiten die schon @I schrift f(jr bkologie und

, ' , .Naturschutz 2 (1993),heute als Allerweltsarten gelten, Und dles lSt ..,' .S.181-192.

eine wenig verlockende Vorstellung, \p :

mente sind vielgestaltig, zielen aber fast einhellig aufdie Legitimation des eigenen Berufsstandes, der in ei-ner Wildnislandschaft iiberfliissig wiire. Hauptargu-ment ist die Erhaltung der Stabilitat des okologischenStatus quo, zum Beispiel eines Waldes durch individu-

elle, standortgerechte Bewirtschaftung. EntgegenSturms Einschatzung behaupten Forstwissenschaftlerund Waldbauern, die Bestiinde seien im statischen Zu-stand ertragreicher und stabiler. Naturschiitzer be-sorgt dagegen mehr, daB viele ihrer Schutzobjekte Ele-mente der Kulturlandschaft sind. Kein Wunder, daB siesich ebenfalls schwerlich mit dem Gedanken anfreun-den, die Dinge um der Natur willen einfach laufen zulassen.

An diesem Punkt spaltet sich das Lager der Natur-schiitzer, denn nicht wenige naturschutzfachlicheWildnis-Befiirworter haben kein Mitleid mit Arten,deren Prasenz in Mitteleuropa von menschlichenWirtschaftsweisen abhiingt. Die wirklich einheimi-

Ob Wildnis und ProzefJ-Bchutz 'gut' oder

Bind, liifJt sick nicktpausckal beantworten.

EB hiingt letztendlickder Zielsetzung ab.

~.

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