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Werkstoffwoche 2015: Erstes Treffen des Industriebeirats zur Werkstoffwoche Einleitung Am 5. Juni 2014 fand im Wissenschaftszentrum in Bonn das erste Treffen des Industriebeirats zur Werkstoffwoche auf Einladung des VDEh und der DGM statt. Der Industriebeirat zur Werkstoffwoche soll als ständiges Beratungsgremium die fachlichen Inhalte und die Veranstaltungsformate der Werkstoffwoche als Anwenderkonferenz mitgestalten. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den Fachausschuss und Fortbildungsleitern von VDEh und DGM. Im Zentrum des Treffens standen drei Fragen, die Rahmen eines WorldCafés mit den Industrievertretern diskutiert wurden. 1. Die Rolle der Industrie in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik? 2. Bewertung des Outputs der deutschen Grundlagenforschung im Bereich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik aus Sicht der Industrie? 3. Welchen Beitrag kann die Werkstoffwoche zur Stimulierung des Technologietransfers leisten und wie sollte sie sich von einer klassischen wissenschaftlichen Tagung abheben? Aus den Diskussionsergebnissen lassen sich wichtige Handlungsempfehlungen zur Werkstoffwoche ableiten. Der Industriebeirat hat nun sehr genau definiert, für welche Branchen, Unternehmen und Mitarbeiter eine Veranstaltung wie die Werkstoffwoche relevant sein sollte. Auch wurde sehr genau beschrieben, auf welche Weise die Werkstoffwoche die Ziele eines Unternehmens unterstützen muss, damit ein Mehrwert erkennbar wird. Eine weitere wichtige Frage war, wie die Industrie von der öffentlich geförderten Forschung in Deutschland profitieren kann. Unisono wurde von allen Beteiligten bestätigt, dass viele Erkenntnisse der Grundlagenforschung nicht den Weg in die Industrie finden, da die Fachjournals im Industriealltag nicht gelesen werden, der Zugriff auf Journals nicht gegeben ist und bei zu kleiner Unternehmensgröße die Manpower fehlt. In diesem Zusammenhang wurde auch unterstrichen, dass aus Sicht der Industrie die wissenschaftliche Community meist nicht die richtige Sprache und Kommunikationskanäle zur Vermittlung neuer Forschungserkenntnisse nutzt. Die Werkstoffwoche könne sich als Innovationsplattform und Vernetzungsforum zwischen Wissenschaft und Industrie positionieren, um als Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Anwendung zu fungieren. Hierzu wünsche man sich insbesondere Symposien und Seminare zur Vertiefung spezieller

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Werkstoffwoche  2015:  Erstes  Treffen  des  Industriebeirats  zur  Werkstoffwoche  

 

Einleitung  Am  5.   Juni   2014   fand   im  Wissenschaftszentrum   in   Bonn   das   erste   Treffen   des   Industriebeirats   zur  Werkstoffwoche  auf  Einladung  des  VDEh  und  der  DGM  statt.  Der  Industriebeirat  zur  Werkstoffwoche  soll   als   ständiges   Beratungsgremium   die   fachlichen   Inhalte   und   die   Veranstaltungsformate   der  Werkstoffwoche  als  Anwenderkonferenz  mitgestalten.  Dies  geschieht  in  enger  Abstimmung  mit  den  Fachausschuss-­‐  und  Fortbildungsleitern  von  VDEh  und  DGM.  

Im   Zentrum   des   Treffens   standen   drei   Fragen,   die   Rahmen   eines   World-­‐Cafés   mit   den  Industrievertretern  diskutiert  wurden.  

1. Die  Rolle  der  Industrie  in  der  Materialwissenschaft  und  Werkstofftechnik?  2. Bewertung   des   Outputs   der   deutschen   Grundlagenforschung   im   Bereich   der  

Materialwissenschaft  und  Werkstofftechnik  aus  Sicht  der  Industrie?  3. Welchen  Beitrag  kann  die  Werkstoffwoche  zur  Stimulierung  des  Technologietransfers  leisten  

und  wie  sollte  sie  sich  von  einer  klassischen  wissenschaftlichen  Tagung  abheben?  

Aus   den  Diskussionsergebnissen   lassen   sich  wichtige  Handlungsempfehlungen   zur  Werkstoffwoche  ableiten.  Der   Industriebeirat  hat  nun  sehr  genau  definiert,   für  welche  Branchen,  Unternehmen  und  Mitarbeiter  eine  Veranstaltung  wie  die  Werkstoffwoche  relevant  sein  sollte.  Auch  wurde  sehr  genau  beschrieben,   auf   welche   Weise   die   Werkstoffwoche   die   Ziele   eines   Unternehmens   unterstützen  muss,  damit  ein  Mehrwert  erkennbar  wird.    

Eine   weitere   wichtige   Frage   war,   wie   die   Industrie   von   der   öffentlich   geförderten   Forschung   in  Deutschland  profitieren  kann.  Unisono  wurde  von  allen  Beteiligten  bestätigt,  dass  viele  Erkenntnisse  der   Grundlagenforschung   nicht   den   Weg   in   die   Industrie   finden,   da   die   Fachjournals   im  Industriealltag   nicht   gelesen  werden,   der   Zugriff   auf   Journals   nicht   gegeben   ist   und   bei   zu   kleiner  Unternehmensgröße  die  Manpower  fehlt.  In  diesem  Zusammenhang  wurde  auch  unterstrichen,  dass  aus   Sicht   der   Industrie   die   wissenschaftliche   Community   meist   nicht   die   richtige   Sprache   und  Kommunikationskanäle   zur   Vermittlung   neuer   Forschungserkenntnisse   nutzt.   Die   Werkstoffwoche  könne   sich   als   Innovationsplattform   und   Vernetzungsforum   zwischen   Wissenschaft   und   Industrie  positionieren,   um   als   Bindeglied   zwischen   Grundlagenforschung   und   Anwendung   zu   fungieren.  Hierzu   wünsche   man   sich   insbesondere   Symposien   und   Seminare   zur   Vertiefung   spezieller  

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Werkstoffthemen   sowie   Übersichtsvorträge   mit   Innovationsimpulsen   für   zukünftige  Werkstoffanwendungen.  Auch  eine  Fachmesse  als  Vernetzungsplattforum  sei  aus  Sicht  der  Industrie  notwendig,  um  den  Austausch  zu  fördern.  

Das  World-­‐Café  hat  noch  viele  weitere  Handlungsempfehlungen  geliefert,   die   jetzt   ins  Konzept   zur  Werkstoffwoche   einfließen  werden.   Als   Kernaussage   des   ersten   Treffens   des   Industriebeirats   kann  festgehalten   werden,   dass   sich   die   Werkstoffwoche   als   Vernetzungsforum   zwischen  Grundlagenforschung  und  industriellen  Anwendung  positionieren  sollte.  

Ergebnisse  des  World  Cafés  Kunde   oder   Partner   -­‐   Die   Rolle   der   Industrie   in   der  Materialwissenschaft  und  Werkstofftechnik  In  der  ersten  Diskussionsrunde  des  World  Cafés   sollte  die  Frage   thematisiert  werden,  welche  Rolle  sich   die   Industrie   im   Innovationssystem   Materialwissenschaft   und   Werkstofftechnik   selbst  zuschreibt.   Dazu   wurde   der   provokante   Titel   „Kunde   oder   Partner?“   gewählt.   In   den   zehn  moderierten   Gruppen   wurde   parallel   darüber   diskutiert,   welche   Akteure   aus   der   Industrie   eine  zentrale   Rolle   im   Innovationssystem   übernehmen.   Dazu   wurden   die   Branchen,   die   Struktur   der  Unternehmen  und  die  betroffenen  Individuen  aus  Sicht  der  Teilnehmer  benannt.  

Betroffene  Branchen:  Anders  als   in  der  chemischen  Industrie  oder  der  Automobilindustrie   ist  es   im  Fachgebiet   Materialwissenschaft   und   Werkstofftechnik   nicht   so,   dass   ein   offensichtlicher  Zusammenhang   zwischen   Forschungscommunity   und   homogener   Branche   besteht.   Das   Fachgebiet  Materialwissenschaft  und  Werkstofftechnik  wirkt  mit  seinen  Innovationen  mittelbar  und  unmittelbar  in  viele  Branchen  und  Industriezweige  ein.  Dies  hat  zur  Folge,  dass  oft  ein  komplementärer  Beitrag  zu  einer   Vielzahl   von   Innovationen   geleistet   wird   und   die   Material-­‐   und   Werkstoffforschung  unverzichtbarer   Bestandteil   der   Innovationsaktivitäten   in   den   meisten   wichtigen   Branchen   am  Standort  Deutschland  ist.  Das  wurde  auch  in  der  Diskussion  im  Rahmen  des  World  Café  bestätigt.  So  waren   sich   die   Teilnehmer   weitgehend   einig,   dass   die   gute   Wettbewerbsposition   der   deutschen  Industrie   ohne   die   Beiträge   der  Materialwissenschaft   und  Werkstofftechnik   nicht   denkbar   wäre.  Insbesondere   in   den   folgenden  Branchen  wird   dieser   Beitrag   unmittelbar   deutlich:  Maschinenbau,  Automobilindustrie,   Medizintechnik,   Luft-­‐   und   Raumfahrt,   Bau-­‐   und   Chemiewesen,   Stahlbau,  Schienenverkehr,   Schiffsbau,   Energiesektor   (konventionell   wie   auch   regenerativ),   Elektronik  (insbesondere  Mikroelektronik),   Konsumgüterindustrie   oder   die  Verpackungsindustrie.   Bei   dieser  Betrachtung  nicht  zu  vernachlässigen  sind  jedoch  auch  wichtige  vorgelagerte  Branchen,  die  ebenfalls  eine  große  volkswirtschaftliche  Bedeutung  haben.  Ein  dichtes  Netzwerk  von  Werkstoffentwicklern,  Ingenieurdienstleistern,   Firmen   aus   dem   Bereich   der   Werkstoffprüfung   und   der   Messtechnik,  Leichtbau-­‐,  Halbzeug-­‐  und  Verbundwerkstoffherstellern   schaffen  erst  die  Grundlage   für   innovative  Endprodukte,  auch  wenn  dieser  Beitrag  in  der  öffentlichen  Wahrnehmung  weniger  Aufmerksamkeit  erhält.  Zudem  wird  die  Bedeutung  des  Fachgebietes  deutlich,  wenn  wichtige  Zukunftsmärkte  wie  das  Recycling,  Automatisierungs-­‐  oder  Produktionstechnik  betrachtet  werden.  

Struktur   der   betroffenen   Industrie:   Ebenso   heterogen,   wie   die   Branchenzuordnung   ist   die  Zusammenarbeit  der  Akteure  in  den  betrachteten  Branchen  zu  bewerten.  Als  besondere  Stärke  des  Innovationssystems  wird  die  fruchtbare,  fachbezogene  Zusammenarbeit  über  die  Branchen  hinweg  angesehen.  In  der  Diskussion  wurde  die  besondere  Bedeutung  des  sehr  spezialisierten  Mittelstandes  und  der  vielen  innovativen  kleinen  und  mittelständischen  Betriebe  hervorgehoben.  Als  Schlüssel  für  den  erfolgreichen  Technologietransfer  zwischen  diesen  heterogenen  Innovationspartnern  wird  daher  die   Einbeziehung   der  gesamten   Lieferkette   –   die   durch   die   Komplexität   der   Leistungsbeziehungen  eher  als  Netzwerk  bezeichnet  werden  kann  –  dringend  empfohlen.  Dabei  ist  zu  berücksichtigen,  dass  allein   aufgrund   der  Größe   der   Unternehmen   und   der  Verfügbarkeit   der   innovativen   Ressourcen,  

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auch  die  Anforderungen  an  einen  Technologietransfer  bei  den  Akteuren  häufig  völlig  unterschiedlich  sein   können.  Während   ein  Großunternehmen   oft   eine   eigene   leistungsfähige   Forschungsabteilung  vorhält,  die  in  der  Lage  ist,  die  Werkstoffforschung  in  der  Tiefe  wie  auch  in  der  Breite  abzudecken,  ist  dies  für  Mittelständler  meist  nur  in  engen  Grenzen  möglich.  

Betroffene   Mitarbeitergruppen:   Auch   die   Frage   nach   den   betroffenen   Personen   wurde   in   den  Gruppen   thematisiert.   Nicht   alle   Angestellten   in   den   benannten   Branchen   und   Unternehmen   sind  unmittelbar   mit   Fragen   aus   der   Materialwissenschaft   und   Werkstofftechnik   befasst.   Für   einen  erfolgreichen   Technologietransfer   gilt   es   daher   die   Schnittstellen   in   den   Unternehmen   und  Abteilungen   zu   identifizieren   und   deren   Transferfähigkeit   zu   fördern.   Die   offensichtliche   Gruppe  bilden  die  Beschäftigten  der  F&E-­‐Abteilungen.  Diese  sind  oft  schon  aufgrund  Ihrer  Ausbildung  oder  durch  Forschungskooperationen  als   Ingenieur  oder  Naturwissenschaftler  eng  mit  der  akademischen  Forschung   vernetzt.   Eine   weitere   Gruppe   bilden   Konstrukteure   und   Produktentwickler   deren  Aufgabe   es   ist   technische  Machbarkeit   und  wirtschaftliche   Darstellbarkeit   in   Produktkonzepten   zu  realisieren.  Die  Entscheidung  über  die  Markteinführung  hängt  oft  von  einer  Vielzahl  weiterer  Akteure  ab.   Diese   reichen   von   Geschäftsführern   und   Abteilungsleitern,   die   in   ihren   Entscheidungen   von  Beratern,  Technologiescouts  oder  Produktionsleitern  beeinflusst  werden.  Hier  gilt  es  natürlich,  dass  den  verschiedenen  Gruppen  gemäß  ihres  Wissensstandes  entsprechende  Informationsangebote  zur  Verfügung  stehen.  

Beiträge   von   Aktivitäten   des   Technologietransfers   zu   übergeordneten   Unternehmenszielen:   Die  direkte  Wirkung   des   Technologietransfers   auf   den   wirtschaftlichen   Erfolg   eines   Unternehmens   ist  selten   direkt   messbar.   Häufig   tragen   viele   Prozesse   zum   Unternehmenserfolg   bei.   In   der  Expertendiskussion   wurden   vor   allem   drei   wichtige   Problembereiche   identifiziert,   in   denen  Technologietransferpotenzial   aktiviert   werden   kann.   Ein   häufig   unterschätzter,   schwer   messbarer,  aber  wichtiger  Faktor  für  den  Unternehmenserfolg  sind  die  sozialen  Netzwerke  der  Mitarbeiter  eines  Unternehmens.   Neue   Impulse   für   Produktverbesserungen   stammen   oft   aus   dem   persönlichen  Kontakt.   Daher   trägt   eine   Förderung   dieser  Netzwerkbildung   –   z.B.   durch   die   Intensivierung   der  disziplin-­‐   und   branchenübergreifenden   Beziehungen   oder   den   Aufbau   von   wechselseitigem  Vertrauen   –  direkt   zum  erfolgreichen  Technologietransfer  bei.   Eine  Rolle  dabei   spielt  nicht  nur  die  Größe  des  persönlichen  Netzwerkes,  sondern  vor  allem  der  Kontakt  zu  den  richtigen  Personen  für  konkrete   Fragestellungen   zum   richtigen   Zeitpunkt.   Neben   den   Netzwerken   als   „sozialer  Schmierstoff“   im   Innovationssystem   wurde   auch   der   konkrete   Technologietransfer   über   den  unmittelbaren  Wissens-­‐  und   Informationstransfer   thematisiert.  Hier  wurde  vor   allem  der   „Transfer  über   Köpfe“   –   z.B.   über   die   Personalentwicklung   und   die   Sicherung   der   Fachkräftebasis   –  angesprochen.   Um   konkreten   Informationsbedarf   zu   decken,   wurden   zudem  Schulungsveranstaltungen   oder   das   Aufzeigen   neuer   Entwicklungen,   Technologien,   Trends   und  globaler  Einflüsse  aus  der  Politik  durch  Vorträge  und  Publikationen  genannt.  

People,   Patents,   Paper   -­‐   Bewertung   des   Outputs   der   deutschen  akademischen   Forschung   im   Bereich   der  Materialwissenschaft   und  Werkstofftechnik  aus  Sicht  der   Industrie.  In   der   zweiten   Runde   des   World   Cafés   wurde   die   Interaktion   zwischen   der   wissenschaftlich  geprägten  akademischen  Forschung  einerseits  und  der  Industrie  andererseits  thematisiert.  Es  wurde  diskutiert,  wie  die  Zusammenarbeit  zwischen  diesen  beiden  Tätigkeitsbereichen  intensiviert  werden  kann.  Während   in  der  akademischen  Forschung  der  Erfolg  vornehmlich  über  den  Erkenntnisgewinn  definiert   wird,   stehen   bei   der   Industrie   meist   wirtschaftliche   Zielgrößen   im   Vordergrund.   Die  Förderung  des  Technologietransfers   zwischen  diesen  beiden   „Welten“  war  das  Thema   in  den   zehn  Gruppen  der  zweiten  Runde.  

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Nutzen   der  meist   öffentlich   finanzierten   Forschung   für   die   Industrie:  Die  Qualität   des   Deutschen  Forschungssystems   wurde   in   allen   Gruppen   grundsätzlich   positiv   bewertet.   Insbesondere   der  Förderung  des  BMBF,  AIF  und  DFG   ist   es   zu   verdanken,   dass   das   Fachgebiet  Materialwissenschaft  und  Werkstofftechnik  im  internationalen  Vergleich  glänzend  aufgestellt  ist.  Damit  wird  nicht  nur  ein  Beitrag  zum  Erkenntnisgewinn  geliefert,  sondern  ermöglicht  auch  die  Ausbildung  und  Spezialisierung  von  Fachkräften,  die  häufig  den  Weg  in  die  Industrie  finden.  Weiterhin  wurde  hervorgehoben,  dass  die   eindeutige   Trennung   zwischen   akademischer   und   industrieller   Forschung   ohne   weiteres   nicht  möglich   ist.   Durch   eine   große   Zahl   von   Kooperationsprojekten   zwischen   Universitäten,  institutioneller   Forschung   und   Industrie   wird   der   Technologietransfer   gefördert.   Die   staatliche  Förderung   ermöglicht   es   zudem   der   Industrie   auch   Forschungsprojekte   durchzuführen,   die  andernfalls   aufgrund   von   Risiko-­‐   und   Kostenüberlegungen   nicht   realisiert   würden.   Dies   gilt  insbesondere   dann,   wenn   kleinere   Unternehmen   betrachtet   werden.   Allerdings   wurden   im  World  Café   auch   einige   Hürden   des   Technologietransfers   herausgestellt.   Weitgehende   Einigkeit   in   den  Diskussionsgruppen  bestand  darüber,  dass  insbesondere  in  der  Grundlagenforschung  viele  wertvolle  Erkenntnisse   produziert   werden,   die   jedoch   nicht   so   aufbereitet   vorliegen,   dass   das   Wissen   in  innovative   Produkte   einfließen   kann.   Dies   ist   aus   Sicht   der   Teilnehmer   vor   allem   der   Tatsache  geschuldet,  dass  Wissenschaftler  in  Journalen  publizieren  und  bei  Konferenzen  präsentieren,  die  von  der   Industrie   wenig   Aufmerksamkeit   erhalten.   Grundsätzlich   wurde   erkennbar,   dass   die  Aufbereitung  der  Ergebnisse  für  die  Industrie  kompakter  und  zielgruppenorientierter  erfolgen  sollte.  Transfermedien,   die   Forschungsergebnisse   aus   der   Sprache   der   Akademia   in   die   Sprache   der  Industrie   übersetzen,   wurden   angeregt.   Auch   das   Konzept   der   Werkstoffwoche   als  Anwenderkonferenz  und  Forum  kann  hierfür  einen  Beitrag  leisten.  

Konkreter   Beitrag   von   Forschungsergebnissen   und   Informationsfluss:   Die   Teilnehmer   des  Workshops   diskutierten   Ihre   Erfahrungen   in   der   Nutzbarmachung   von   Forschungsergebnissen   und  ihrem  Kontakt   zur   akademischen  Forschung.  Viele  Erfolge   sind  auf  die   Funktion  der  akademischen  Forschung  als  „verlängerte  Werkbank“  der   Industrie   zurückzuführen.  Einmütig  hoben  die  Gruppen  den  persönlichen  Kontakt   zwischen  den  Beteiligten  hervor.  Als   Beispiele  wurden   sowohl  bilaterale  Gespräche  mit  Wissenschaftlern  und   Instituten  wie  auch  die  Zusammenarbeit   in  Fachausschüssen  und   Arbeitskreisen   genannt.   Eine   zentrale   Hürde   ist   die   Frage   nach   der   Vertraulichkeit   und   der  Wunsch  nach  Geheimhaltung.  Der  Aufbau  persönlicher,  von  Vertrauen  geprägter  Netzwerke,  auf  die  bei   Bedarf   zurückgegriffen   werden   kann,   wird   als   unverzichtbar   angesehen.   Der   Wunsch   der  Teilnehmer   bestand   darin,   dass   neue  Möglichkeiten   und   Angebote   geschaffen  werden   sollten,   die  diese   eher   von   Zufall   bestimmten   Prozesse   durch   strukturierte   Maßnahmen   flankieren.  Informationsangebote   wie   Transferbörsen,   onlinegestützte   Verzeichnisse,   zielgruppenorientierte  Dokumentation  oder  „Matchmaking-­‐Veranstaltungen“  wurden  vorgeschlagen.  

Sprache   und   Kommunikationskanäle   der   wissenschaftlichen   Community:   Einig   waren   sich   die  Gruppen   bei   der   Frage   nach   der   Nutzbarkeit   der   Forschungsergebnisse   in   der   derzeitigen   Form.  Vielen   Wissenschaftler   scheint   es   nicht   zu   gelingen,   ihre   Ergebnisse   anwendungsorientiert  dazustellen.  Insbesondere  spielen  der  Kundennutzen,  die  Kosten  oder  der  Aufwand  oft  keine  Rolle  in   wissenschaftlichen   Fachbeiträgen.   Die   Teilnehmer   wünschen   sich   als   Ergänzung   zur   derzeitigen  Situation  eine  Aufbereitung  der  Ergebnisse  in  einer  weniger  akademischen  und  dafür  mehr  nutzen-­‐,  praxis-­‐,   und   anwendungsorientierten   sowie   kompakteren   Form.   Die   wissenschaftlichen  Publikationsmedien   oder   wissenschaftlichen   Konferenzen   sind   den   Mitarbeitern   in   den  Forschungsabteilungen   zudem   aus   Kostengründen   häufig   nicht   zugänglich   oder   es   fehlt   an  Ressourcen   und   Wissen   dies   entsprechend   zu   verwerten.   Dies   gilt   besonders   für   kleinere  Unternehmen.  

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Bedeutung   von   wissenschaftlichen   Fachtagungen   im   Technologietransferprozess:   Eine   klassische  wissenschaftliche   Fachtagung   ist  meist   als  Vortragsveranstaltung  organisiert,   bei   der   sehr   spezielle  Themen   sehr   tief   diskutiert  werden.  Häufig   findet   diese  Diskussion   zwischen   einer   kleinen  Gruppe  von  Wissenschaftlern  statt.  Auch  wenn  die  Diskussionsteilnehmer  den  Wert  dieser  Veranstaltungen  für   den   Erkenntnisfortschritt   im   Fachgebiet   Materialwissenschaft   und   Werkstofftechnik  ausdrücklich   hervorheben,   so   wird   gleichzeitig   der   Nutzen   für   den   unmittelbaren  Technologietransfer  als  gering  eingestuft.  Insbesondere  aus  Sicht  von  KMU  wird  die  Wahrnehmung  dieser   Veranstaltungen   als   zu   aufwändig   angesehen.   Alternative   Veranstaltungsformen   werden  daher  einmütig  begrüßt,   in  denen  der  Fokus  eher  auf  die  Breite  und  weniger  auf  die  Tiefe   gelegt  wird.   Insbesondere  Einführungs-­‐  und  Übersichtsvorträge,  die  die  Möglichkeit  bieten,   in  ein  Thema  einzusteigen   und   neue   Impulse   geliefert   bekommen,   wären   sinnvoll.   Zudem   sollte   eine  Veranstaltung   durch   Pausen   und   interaktive   Bestandteile   die   Möglichkeit   zur   Diskussion,  Nachfragen  und  Kontaktknüpfung  bieten.  

Zufal l   oder   Planung   –   Welchen   Beitrag   kann   die   Werkstoffwoche  zur   Stimulierung   des   Technologietransfers   leisten   und   wie   sol lte  s ie  s ich  von  einer  klassischen  wissenschaftl ichen  Tagung  abheben?  In  der  dritten  Diskussionsrunde  wurde  die  Frage  nach  der  Ausgestaltung  einer  Anwendungskonferenz  allgemein  und  der  Werkstoffwoche  konkret  nochmals  aufgegriffen.    

Abgrenzung  der  Werkstoffwoche  von  einer  klassischen  wissenschaftlichen  Tagung:  Ausgehend  von  den   vorangegangen   Diskussionen   wurden   konkrete   Vorstellungen   an   die   Organisation,   inhaltliche  Ausgestaltung  und  den  Ablauf  der  Werkstoffwoche  formuliert.  Die  Werkstoffwoche  sollte  vor  allem  Entwicklungen   mit   einer   breiten   Anwendungsmöglichkeit   thematisieren.   Der   Fokus   der   Vorträge  könnte  auf  einer  Systembetrachtung  liegen.  So  sollen  zwar  neuste  Erkenntnisse  aus  dem  Fachgebiet  Materialwissenschaft   und   Werkstofftechnik   vorgestellt   werden,   allerdings   müsse   immer   auch   der  Bogen   zwischen   technischer   Entwicklung   und   der   wirtschaftlichen   sowie   gesellschaftlichen  Bedeutung   geschlagen  werden.  Anders  als  bei   klassischen  wissenschaftlichen  Tagungen,  bei  denen  häufig  Mitarbeiter  aus  Instituten  vortragen,  die  mit  einem  konkreten  Problem  befasst  sind  und  über  sehr  tiefes  Fachwissen  verfügen,  sollten  die  Referenten  bei  der  Werkstoffwoche  in  der  Lage  sein,  ein  Material-­‐   und   Werkstoffproblem   in   einem   größeren   Kontext   darzustellen.   Die   Vorträge   sollten  zudem  in  deutscher  Sprache  stattfinden,  um  die  Verständlichkeit  zu  erhöhen  und  um  Barrieren  der  Diskussionen   zu   reduzieren.   Auch   sei   viel   Raum   für   die   Interaktion   der   Teilnehmer   wichtig   und  weniger   Fokus   auf   Frontalvorträge   mit   kurzer   intensiver   Taktung.   Zusätzlich   sollten   auch  Industrievertreter  als  Referenten  gewonnen  werden,  die  die  Anforderungen  von  Unternehmen  und  Branchen  an  die  wissenschaftliche  Community  formulieren.  Auf  reine  Unternehmensvorstellungen  mit   Werbecharakter   sollte   im   Vortragsprogramm   verzichtet   werden.   Marketing   und  Kundenkontakt  sind  jedoch  wichtige  Gesichtspunkte  bei  der  Werkstoffwoche  und  diese  sollten  in  der  Planung  der  Fachausstellung  „Werkstoffe  für  die  Zukunft“  ausreichend  berücksichtigt  werden.    

Angebote   der   Werkstoffwoche:   An   oberster   Stelle   könne   daher   bei   der   Werkstoffwoche   die  Förderung   des   Dialogs   und   persönlichen   Austausches   stehen.   Im   World   Café   wurde   daher  insbesondere   die   gezielte   Information   im   Vorfeld   der   Veranstaltung   angeregt.  Über   Schlagwort-­‐  und   Personenverzeichnisse   sowie   neue   Vernetzungskonzepte   soll   den   Teilnehmern   die  systematische   Planung   erleichtert   werden.   Zielgruppenspezifische   Veranstaltungen   sollen   der  Heterogenität   des   Publikums   gerecht   werden.   Dies   könnte   durch   Informationsstände,  Posterpräsentationen  oder  moderierte  Diskussionen  und  Workshops   in  kleineren  Kreisen  erfolgen.  Eine  enge  inhaltliche  und  transparente  Verzahnung  zwischen  den  Vorträgen,  der  Fachmesse  und  den  Seminaren  wir  ebenfalls  angeregt.    

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Spezielle  Angebote  für  ein  Industriepublikum:  Die  zentrale  Herausforderung  für  die  Werkstoffwoche  wird  es  sein,  dass  die  mitunter  unterschiedlichen  Bedürfnisse  der  Wissenschaftler  und  der  Industrie  in   Einklang   gebracht   wird.   Die   Gliederung   in   einzelne   fachspezifische   Symposien   darf   nicht   dazu  führen,   dass   in   sich   geschlossene   Gruppen   entstehen.   Innerhalb   der   Symposien   sollte   durch   die  Programmverantwortlichen  darauf  geachtet  werden,  dass  der  Industriebezug  hergestellt  wird,  ohne  dass   der  wissenschaftliche   Tiefgang   der   Vorträge   leidet.   Über   diese  Anforderung   an   die   Vorträge  müssen   die   Referenten   im   Vorfeld   informiert   werden,   möglichst   mittels   eines   Leitfadens   für   ihre  Präsentation.   Der   Vorschlag,   dass   neben   den   Programmen   der   parallelen   Fachsymposien   ein  übergreifendes  Programm  für  die  Teilnehmer,  die  eher  an  einem  breiten  Überblick  über  Themen  des  Fachgebietes   interessiert   sind,   erstellt  wird,  wird  positiv   bewertet.  Dadurch   kann  es   gelingen,  dass  eine   Klammer   um   die   Vorträge   gespannt   wird   und   die   Schnittstellen   zwischen   den   Symposien  verdeutlicht   werden.   Durch   die   entsprechende   Kennzeichnung   der   inhaltlichen   Beiträge   im  Tagungsprogramm  als  Übersichtsvorträge  und  durch  Angabe  der  Zielgruppe   für  die  verschiedenen  Beiträge  kann  sich  jeder  Teilnehmer  sein  individuelles  Programm  zusammenstellen.  

Beitrag  und  Rolle  des  Industriebeirates:  Während  der  Programmbeirat  und  die  Symposienleiter  die  thematische  und  fachliche  Ausgestaltung  der  Fachsymposien  bei  der  Werkstoffwoche  übernehmen,  kommt   dem   Industriebeirat   die   wichtige   Rolle   als   „Querdenker“   zu.   Der   Industriebeirat   kann   aus  Perspektive  eines  Generalisten  beurteilen,  welche  Beiträge   sich   z.B.   als  Übersichtsvorträge   eignen.  Zudem   soll   durch   ergänzende   High-­‐Light-­‐Vorträge   aus   der   Industrie   der   Bezug   zur   Anwendung  hergestellt   werden.   Der  Vorschlag   und   die   Ansprache   von   geeigneten   Referenten   könnten   durch  den   Industriebeirat   erfolgen.   Auch   das   Identifizieren   von   technologie-­‐   und   branchenbezogenen  Schwerpunktthemen  kann  durch  den  Industriebeirat  erfolgen.