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Hilfen für psychisch kranke ältere Menschen Schutzgebühr 1,- c Ein Ratgeber des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Wenn das Altern krank macht

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Hilfen für psychisch kranke ältere Menschen

Schutzgebühr 1,- c

Ein Ratgeber des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

Wenn das Alternkrank macht

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Impressum

Wenn das Alternkrank machtHilfen für psychisch kranke ältere Menschen

Ein Ratgeber des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

Herausgeber:Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Abteilung Krankenhäuser und Gesundheitswesen48133 MünsterTel.: 0251 591-4406Fax: 0251 591-5405E-Mail: [email protected]: www.lwl-psychiatrieverbund.de

Text, Koordination und Redaktion:Gaby Bruchmann, Petra Dlugosch, Dr. Dr. Moritz Heepe, Stephan A. Heuschen, Walburga Körting, Ulrike Lubek, Dr. Dirk Wolter,Frank Tafertshofer, Michaela Thier

Redaktionsschluss: 30. September 2005

Gestaltung: Agenta Werbeagentur, Münster

Litho: Typografischer Betrieb Lehmann, Essen

Druck: Schröers Druck GmbH, Essen

Auflage: 10.000 Exemplare

© 2005 Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Bildnachweis

Ralf Emmerich: S. 9 (2); privat: S. 37, S. 61, S. 75, S. 89, S. 101; Gregor Schläger: Titelseite,S. 3, S. 4 (2), S. 5, S. 9 (ob.), S. 13, S. 15, S. 16,S. 17, S. 18, S. 26, S. 28, S. 30, S. 32, S. 34, S. 35, S. 38, S. 41, S. 43, S. 44, S. 45, S. 46, S. 49, S. 51, S. 63, S. 64, S. 73, S. 77, S. 78, S. 80, S. 82, S. 84, S. 85, S. 87, S. 94, S. 96, S. 98, S. 100, S. 103; Getty Images: S. 6, S. 53,S. 67, S. 68, S. 70, S. 90; Westfälische KlinikMünster/LWL: S. 11, S. 19, S. 23, S. 24, S. 42,S. 47, S. 50, S. 99, S. 104, S. 107.

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Wenn das Alternkrank macht

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INHALT

VORWORT

WIE KANN MAN ÜBERZEUGUNGSARBEIT LEISTEN?

Es ist viel Geduld nötig

GERONTOPSYCHIATRIE – WAS IST DAS?

Hilfen für die Seele

DIE GERONTOPSYCHIATRIE IM ÜBERBLICK

Netzwerk für die Seele

FRAGEN UND ANTWORTEN

Zwölf häufig gestellte Fragen

DEPRESSIONEN

Die Geschichte von Anne Schulze, 76

Wie äußert sich die Krankheit?

Was kann man tun?

Gut zu wissen

Wer mehr wissen will

DEMENZ

Die Geschichte von Helga W., 78

Wie äußert sich die Krankheit?

Was kann man tun?

Gut zu wissen

Wer mehr wissen will

Wie verhält man sich gegenüber der Familie eines an Alzheimer erkrankten Menschen?

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INHALT

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SUCHT

Die Geschichte von Gerda H., 73

Wie äußert sich die Krankheit?

Was kann man tun?

Gut zu wissen

Wer mehr wissen will

DENKSPORT

Wer etwas tun will

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN

Die Geschichte von Ursula Reichow, 73

Wie äußert sich die Krankheit?

Was kann man tun?

Gut zu wissen

Wer mehr wissen will

VORBEUGEN

Das Tandem Körper und Seele

STATIONSALLTAG IN DER PFLEGE

Das Beispiel im Westfälischen Zentrum Paderborn

WELCHE FORM DER PFLEGE IST DIE BESTE?

Das oberste Ziel: Altern in Würde

MEDIKAMENTE UND IHRE WIRKUNG

Medikamente sind wichtig

ADRESSEN

Die Westfälischen Kliniken und Pflegezentren

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Es ist eine erfreuliche Tatsa-che: Die Menschen werdenimmer älter. Mit steigender Lebenserwartung wächst aberauch das Risiko von Gebrechenund Erkrankungen, die Körperund Seele befallen können.

Gerade bei älteren Menschen wirdallzu oft übersehen, dass nicht nurder Körper krank werden kann.Depressionen oder Demenzen –wie etwa die Alzheimer-Krankheit –gehören inzwischen zu den häu-

figsten Alterserkrankungen welt-weit. Neben der Altersheilkunde(Geriatrie) zur Behandlung körper-licher Krankheiten kümmert sichdie Alterspsychiatrie (Gerontopsy-chiatrie) speziell um psychische Erkrankungen bei Menschen imhöheren und hohen Alter.

Etwa fünf Prozent der über65-Jährigen in Deutschlandleiden unter behandlungs-bedürftigen Depressionen,die mit einem hohen Selbsttötungs-

Liebe Leserin, lieber Leser!

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risiko verbunden sein können.Rund eine Million Menschen sindzudem von einer Demenz-Erkran-kung betroffen. Davon haben diemeisten die gefürchtete Alzheimer-Krankheit, die im fortgeschrittenenStadium auch für Angehörige undPflegende zueiner starkenBelastung wird.

Ältere Men-schen leidenzudem ver-stärkt unterÄngsten alsFolge vonKrankheit, Iso-lation oder Vereinsamung.Oft soll ihnender Griff zurFlasche oderzu starken Beruhigungsmitteln beider Bewältigung von Angstzustän-den, Hoffnungs- und Perspektiv-losigkeit helfen.

Vor allem Depressionen und Demenzen werden immer nochallzu schnell als typische alters-bedingte Verschleißerscheinungenabgetan und zum Tabu erklärt.Der Volksmund spricht von „Ver-

kalkung“, „Verrücktheit“, „Lamen-tieren“ oder „Tüddeligkeit“, wenndie Psyche im Alter krank ist.

Manchmal werden diese Krank-heiten auch einfach nicht oder zuspät erkannt, weil die typischen

Warnsignalenicht richtig ge-deutet werden.Viele Patientin-nen und Pa-tienten erhaltendadurch nie ei-ne fachgerech-te Behandlung.Sie werden inein Heim einge-wiesen, obwohlihnen auch „vorOrt“ wirksamgeholfen wer-den kann.

Altern ist kein plötzlich eintre-tender Zustand, sondern ein dauerhafter Prozess, der dasganze Leben anhält. In jedem Le-bensabschnitt können körperlicheund psychische Erkrankungenauftreten.

Speziell Patientinnen und Patien-ten etwa ab dem 60. Lebensjahr

„Alt werden ist wieauf einen Berg steigen. Je höherman kommt, destomehr Kräfte sindverbraucht, aberumso weiter siehtman.“Ingmar Bergman, Regisseur

VORWORTDer Tod naher Angehöriger, der Verlust an Gesundheit oder der eigenen Wohnungkönnen eine starke Belastung bedeuten und zu seelischen Krisen führen.

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hat die Gerontopsychiatrie imBlick. Sie bietet inzwischen viel-fältige therapeutische Angeboteund Hilfen an. Dazu zählen auchdie gerontopsychiatrischen Ein-richtungen im PsychiatrieVerbunddes Landschaftsverbandes West-falen-Lippe (LWL). Eine von ihnen,die Westfälische Klinik Münsterdes LWL, blickt mit einem Projektin die Zukunft: Die Klinik entwi-ckelt zurzeit ein Zentrum für Alters-medizin. Unter einem Dach solldie kombinierte Behandlung

körperlicher und seelischer Er-krankungen angeboten werden.Der Landschaftsverband stimmtalle Behandlungsangebote ein-schließlich der medikamentösenTherapie auch auf die geschlechts-typischen Unterschiede der Pa-tientinnen und Patienten und ihresUmfeldes ab. Die individuellenBiografien und Bedürfnisse von

Frauen und Männern stehen dabeiim Mittelpunkt.

Berücksichtigt werden von derGerontopsychiatrie vor allem dieim Alter veränderten Bedürfnisse,Belastbarkeiten und Lebensper-spektiven ebenso wie die vielfachvorhandenen körperlichen Krank-heiten. Behandlung und Pflegesind ganzheitlich ausgerich-tet und umfassen psychische,körperliche und soziale Aspekte.

Hierzu gehört auch die Einbezie-hung der Angehörigen sowie dieZusammenarbeit mit ambulantenund stationären Einrichtungen derAltenhilfe. Ziel ist es, die Gesund-heit der Betroffenen zu fördernund Fähigkeiten, die durch eineErkrankung beeinträchtigt sind,teilweise oder ganz wiederherzu-stellen.

Oftmals werden seelische Krankheitenauch einfach nicht oder zu spät erkannt,weil die typischen Warnsignale nicht richtig gedeutet werden.

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Dieser Ratgeber mit dem Schwer-punkt Gerontopsychiatrie richtetsich gezielt an Menschen, die imAlter psychisch krank werdenoder erkrankt sind, aber auch anderen Angehörige, an Pflegendeoder Interessierte. Er will einenÜberblick über unterschiedlicheAspekte seelischer Erkrankungengeben und zugleich mithelfen,Missverständnisse und Tabus zu beseitigen. PsychischeErkrankungen im Alter sind keinunabwendbares Schicksal. Siekönnen behandelt, geheilt oderwenigstens erheblich gelindertwerden.

Wolfgang SchäferDirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)

Helga Schuhmann-WessolekKrankenhausdezernentin des Landschafts-verbandes Westfalen-Lippe (LWL)

VORWORT

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Wenn sich ältere Familienmitglie-der plötzlich oder allmählich selt-sam verhalten und der Verdachteiner seelischen Erkrankung be-steht, sind die Angehörigen in der Verantwortung. Es wäre einFehler, psychische Veränderungenleichtfertig zu übersehen und sieschicksalhaft einfach auf das Alterzu schieben. Möglicherweisesteckt dahinter eine Erkrankung,die behandelt werden muss undkann.

Es ist nicht immer einfach, psy-chisch kranke Menschen von derNotwendigkeit einer ärztlichen Be-handlung zu überzeugen. ZumUmgang mit psychisch krankenMenschen gehört vor allem eines:sehr viel Geduld.

Zunächst empfiehlt sich ein Ge-spräch der Angehörigen mit derHausärztin oder dem Hausarzt,um sich selbst ein erstes Bild zumachen, um welche Krankheit essich handeln könnte und welcheFachärztin oder welcher Facharzt

weiterhelfen kann. Danach be-ginnt die Überzeugungsarbeitbeim erkrankten Menschen selbst.Je nach Persönlichkeit solltenMenschen mit einer psychischenErkrankung jedoch nicht immer direkt mit dem konkreten Verdachteiner seelischen Störung konfron-tiert werden. Manche werten dasvielleicht als persönlichen Angriffund wehren den Versuch der Hilfeab. Andere wiederum sind offenfür klare Worte. Schwer depressi-ve Menschen sind nahezu nichtmehr in der Lage, für sich Ent-scheidungen zu fällen. Ihnen fehltaufgrund ihrer Erkrankung häufigdie Fähigkeit zum Handeln; siewollen, können aber nicht, undnicht umgekehrt.

Hilfreich ist es dann, auf die vor-handene körperliche Erschöpfungoder auf Beschwerden einzugehen,über die die oder der Kranke sel-ber seit längerem klagt. Damit lässtsich dann ein Arztbesuch leichterbegründen. Familienmitglieder miteiner beginnenden Demenz sind

Wie kann man Überzeugungsarbeit leisten?

Es ist viel Geduld nötigÜberzeugungsarbeit – Vorsorgemöglichkeiten – Betreuungsrecht

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leichter zu motivieren, wenn ihnenklar gemacht wird, dass sie Me-dikamente und Behandlungen be-kommen, nach denen sie sichdann besser fühlen werden.

Wenn alle Überzeugungs-arbeit versagtEs kann jedoch der Fall eintreten,dass die geduldigste Überzeu-gungsarbeit nichts mehr nützt.Besteht zum Beispiel bei einer an Depressionen erkrankten Frauoder einem wahnhaft erkranktenMann Selbsttötungsgefahr, musssie oder er in jedem Fall umge-

hend in eine psychiatrische Fach-klinik eingewiesen werden. Ein an Demenz erkrankter Menschkann im Verlauf der Krankheit anden Punkt kommen, an dem erbestimmte Lebensentscheidungennicht mehr eigenverantwortlichtreffen kann. Das 1992 eingeführteBetreuungsrecht sieht vor, dassMenschen, die wegen einer psy-chischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seeli-schen Behinderung ihre Angele-genheiten nicht mehr selbststän-dig regeln können, eine vom Vor-mundschaftsgericht bestellte

ÜBERZEUGEN

Die Hausärztin oder der Hausarzt können Menschen mit seelischen Erkrankungenmeistens am besten zu einer Behandlung motivieren.

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rechtliche Betreuerin/einen recht-lichen Betreuer zur Seite gestelltbekommen.

Diese/dieser vertritt dann die Be-troffenen in dem ihr/ihm übertra-genen Wirkungskreis wie bei derWohnungssuche, bei Behörden-gängen oder bei Arztterminen.Dabei hat die Betreuerin/der Be-treuer Rücksicht auf die Wünsche

und das Wohl der Betroffenen zunehmen, da diese im Zentrum derrechtlichen Betreuung stehen und– anders als im früher geltendenRecht der Vormundschaften –nicht entmündigt werden. Bei derAuswahl der Betreuerin/des Be-treuers wird das zuständige Vor-mundschaftsgericht bemüht sein,in einem persönlichen Gesprächdie Vorstellungen der Betroffenenzu ermitteln. Ob eine Betreuung

erforderlich ist, ermittelt eine Sach-verständige/ein Sachverständiger.Spätestens nach sieben Jahrenmuss das Vormundschaftsgerichtentscheiden, ob die Betreuung ver-längert oder beendet werden soll.

Alternativen zur Betreuung bietennach bestehendem Recht die Vor-sorge in Form der Vorsorgevoll-macht und die Betreuungs-verfügung.

Mit der Vorsorgevollmachtwird festgelegt, wer gegebenen-falls zukünftig stellvertretend fürdie Betroffenen handeln soll. Siegibt jedem Menschen die Mög-lichkeit, rechtzeitig zu entschei-den, wer bevollmächtigt werdensoll – zum Beispiel eine Angehöri-ge oder ein Freund – und welcheAngelegenheiten die oder der Be-vollmächtigte regeln soll. Da dieVorsorgevollmacht der oder demBevollmächtigten unter Umstän-den weitreichende Befugnisse er-teilt, ist das Vertrauen in die be-vollmächtigte Person wichtigsteVoraussetzung. Ein Widerruf derVorsorgevollmacht ist möglich.

In der Betreuungsverfügungwird bestimmt, wer – falls es nötig

Wie kann man Überzeugungsarbeit leisten?

Es kann jedoch derFall eintreten, dassauch die geduldigsteÜberzeugungsarbeitnichts mehr nützt.

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sein sollte – vom Vormundschafts-gericht als Betreuerin/Betreuer ein-gesetzt werden soll. Zudem kön-nen in der Betreuungsverfügungbereits „in guten Tagen“ Ausfüh-rungen zur späteren Lebensge-staltung getroffen werden. Die An-ordnungen der Betreuungsverfü-gung binden das Vormundschafts-gericht allerdings nur so weit, alsdas Wohl des betreuten Menschenhierdurch nicht gefährdet wird.

Um sicherzustellen, dass die Vor-sorgevollmacht oder die Betreu-ungsverfügung „im Fall des Falles“auch beachtet wird, sollte sieschriftlich abgefasst werden.

Auch wenn man hofft, dass einemin schwierigen Lebenssituationendie Angehörigen oder Freundinnenund Freunde hilfreich zur Seitestehen: Eine wirksame rechtlicheVertretung ist nur dann möglich,wenn eine Vorsorgevollmacht oderBetreuungsverfügung vorliegt oder eine rechtliche Betreuerin/einrechtlicher Betreuer bestellt wor-den ist. Ehefrauen, Ehemänner oder Kinder dürfen nicht automa-tisch als Vertretung der Betroffe-nen auftreten und rechtsverbindli-che Erklärungen für sie abgeben.

Wenn es keine Angehörigen,Freundinnen oder Freunde gibt,die die Aufgaben einer Betreue-rin/eines Betreuers oder einer/eines Bevollmächtigten überneh-men können, stehen den Betroffe-nen professionelle Helferinnen undHelfer (freiberufliche Betreuerinnenund Betreuer, Beschäftigte vonBetreuungsvereinen oder Betreu-ungsbehörden) zur Seite. Bei denanerkannten Betreuungsvereinenund kommunalen Betreuungsbe-hörden erhalten Betroffene um-fangreiche Informationen zu denThemen rechtliche Betreuung,Vorsorgevollmacht und Betreu-ungsverfügung.

Ein Adressverzeichnis der Be-treuungsvereine und Betreuungs-behörden ist erhältlich bei:

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Abteilung Krankenhäuser und GesundheitswesenLandesbetreuungsamtDaniela Wolff48133 MünsterTel.: 0251 591-5807E-Mail: [email protected]

ÜBERZEUGEN

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Ab wann ist der Mensch alt?Biologisch gibt es darauf kei-ne eindeutige Antwort. Nachder Definition der Weltge-sundheitsorganisation (WHO)gilt als alt, wer das 65. Le-bensjahr vollendet hat. DieserRichtwert wird grob auch fürdie Gerontopsychiatrie ange-wendet. Immer dann, wennsich bei Menschen etwa ab dem 60. Lebensjahrpsychische Erkrankungenzeigen, ist sie zuständig. Ge-rade in diesem Alter ändernsich die Lebensthemen, dieKinder sind aus dem Haus, dasRentnerin- oder Rentnerdaseinbeginnt, unbearbeitete Kriegs-traumatisierungen können wiederhochkommen.

Die Gerontopsychiatrie ist zu-gleich eine Fachrichtung mitZukunft. Der Anteil älterer Men-schen an der Gesamtbevölkerungwächst stetig, ebenso steigt diedurchschnittliche Lebenserwar-tung. 1950 waren in Deutschland

etwa 25 von 100 Erwachsenen älter als 60 Jahre. 2020 werdenes bereits mehr als 33 von 100sein.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko körperlicher Erkrankun-gen. Daneben mehren sich bei al-ternden Menschen, die zudem oft soziale, finanzielle und alltäglicheEinschränkungen erleben müssen,psychische Leiden sowie Demenz-Erkrankungen.

Gerontopsychiatrie – was ist das?

Hilfen für die SeeleGerontopsychiatrie kümmert sich um Menschen über 60

Älteren Menschen soll auf breiter Basisgeholfen werden, mitdem Leben im Alter inweitgehender Selbst-bestimmung umgehenzu können oder die Eigenverantwortungzurückzugewinnen.

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GERONTOPSYCHIATRIE

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Fachkrankenschwester Natalie Scherer (li.) weiß,dass es sich über körperliche Beschwerden leichterreden lässt als über die Sorge, dass im Kopf nichtmehr alles richtig sein könnte.

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Die Gerontopsychiatrie erforscht,diagnostiziert und behandelt inerster Linie die seelischen Erkran-kungen von Menschen im höhe-ren oder hohen Lebensalter. Esbesteht eine enge Verbindung zur Altersheilkunde (Geriatrie), zu an-deren medizinischen Disziplinenund zu den Einrichtungen der Altenhilfe.

Die Gerontopsychiatrie ist eineQuerschnittsaufgabe, die älterenund alten Menschen in einemweit gespannten Netz hilft, ihre gesundheitliche, körperliche,psychische und soziale Stabilität

lange zu erhalten oder nachKrankheiten die Kontrolle über ihrLeben so weit wie eben möglichzurückzugewinnen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Erkrankung bereits seit länge-rem besteht oder erst mit fort-schreitendem Alter eingetreten ist.Die gerontopsychiatrische Ver-sorgung umfasst die psychiatri-sche, psychotherapeutische undpsychosoziale Behandlung undBetreuung der Patientinnen undPatienten mit ambulanten, teil-stationären und stationären An-geboten.

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Viele Patientinnen und Patienten kommen beim entspannenden Malen von Mandalas zum ersten Mal mit künstlerischen Ausdrucksformen in Berührung, wie in der Westfäli-schen Klinik Dortmund unter Anleitung von Kunsttherapeutin Barbara Domnik.

Gerontopsychiatrie – was ist das?

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In diesem Zusammenwirken spie-len auch die Angehörigen einewichtige Rolle, die möglichst engin das therapeutische Konzept eingebunden werden, für die eszudem neben Einzelgesprächenund Beratung auch eigeneGruppenangebote gibt. Immer-hin werden rund 90 Prozent derpsychisch erkrankten Menschenund etwa 70 Prozent der Demenz-Patientinnen und Demenz-Patien-ten zu Hause oder in der Familiebetreut und gepflegt.

Oberstes Ziel ist es nicht allein, dieErkrankungen zu heilen oder zulindern. Älteren Menschen soll auf

breiter Basis geholfen werden, mitdem Leben im Alter in weitgehen-der Selbstbestimmung umge-hen zu können oder die Eigen-verantwortung zurückzugewin-nen. Diese ganzheitliche Aufgabestellt die Gerontopsychiatrie in denMittelpunkt ihrer Arbeit. Die lücken-lose Betreuung reicht über dieGrenzen von Fachgebieten,

Diensten und Institutionen hinweg.Im Bereich des Landschaftsver-bandes Westfalen-Lippe (LWL) ge-schieht dies mit einem medizini-schen und pflegerischen Angebot,das dezentral und wohnortnah organisiert und mit weiteren An-bietern vernetzt ist.

GerontopsychiatrieDie drei Wortteiledieser medizini-schen Fachrichtungleiten sich aus demGriechischen her: Geron heißt über-setzt alter Mensch.Psyche ist die Seele.Iatros ist der Arzt.

Nach Herzenslust kreativ sein – für vielePatientinnen und Patienten eine neueErfahrung und Balsam für die Seele.

GERONTOPSYCHIATRIE

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Die Gerontopsychiatrie ist fes-ter Bestandteil in der Angebotspa-lette des PsychiatrieVerbundes desLandschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Die Fachabteilungenseiner Westfälischen Kliniken, diespeziell ältere Menschen mit geisti-gen oder seelischen Erkrankungenbehandeln und pflegen, unterhält

der LWL an elf Standorten (Adress-verzeichnis siehe Seiten 108 bis110). Enge Verbindungen beste-hen zu den sieben WestfälischenPflegezentren des LWL. So kön-nen die Patientinnen und Patien-ten wohnortnah behandelt undgepflegt werden.

Die Gerontopsychiatrie im Überblick

Netzwerk für die SeeleDie Gerontopsychiatrie im LWL-PsychiatrieVerbund

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, psychisch kranke Familienmitglieder zu unterstützen,sei es zu Hause oder im Heim.

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Darüber hinaus gibt es zahlreicheKooperationen. Zu nennen sindzunächst die jeweils vor Ortniedergelassenen Ärztinnen inPraxen und Mediziner anAllgemeinkrankenhäusern.Gerade siestellen oft die erste Ver-dachtsdiag-nose auf eineseelische Er-krankung undüberweisen ihre Patientinnen undPatienten an die zuständige Fach-klinik, zum Beispiel des LWL.

Da ältere und alte Menschen oftauch körperliche Krankheiten ha-ben, gibt es enge Kontakte zurGeriatrie – also zu Allgemeinärz-tinnen, Internisten, Psychiaterin-nen und Neurologen.

Viele ältere Menschen sind auf dieHilfe zu Hause angewiesen. In dieArbeit der Gerontopsychiatrie sinddeshalb ambulante Betreu-ungs- und Pflegediensteebenso einbezogen wie physio-therapeutische Dienste (Erläuterungen siehe Seite 21).Weiter bestehen Kooperationenmit Altenheimen und Altenwohn-einrichtungen, Pflegeheimen undsozialpsychiatrischen Diensten.

Für den Austausch von Angehöri-gen oder ehemals psychisch kran-ken Menschen untereinander ste-hen Selbsthilfegruppen sowieSeelsorgerinnen und Seelsorgerzur Verfügung.

Wie das gerontopsychiatrischeNetz gewebt ist, veranschaulichtdas Schema auf Seite 20.

So lange es geht, kommen vieleDienste wie der Pflegedienst oder„Essen auf Rädern“ ins Haus.

So können die Patientinnen und Patienten wohnortnah be-handelt und gepflegt werden.

ÜBERBLICK

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Die Gerontopsychiatrie im Überblick

Wege und Anlaufstellen für die Behandlung seelisch kranker, älterer Menschen

Angehörige

Hausärztin/Hausarzt

Geriatrie

Demenz-Servicezentren

Kliniken mit gerontopsychiatrischen

Angeboten z.B. Westfälische Kliniken des LWL

Altenheime und Wohneinrichtungen

Pflegeheime

Seelsorge

PhysiotherapeutischeDienste

Ambulante Pflegedienste

Tages- oder Nachtpflege

Kurzzeitpflege

Ambulant Betreutes Wohnen

Selbsthilfegruppen

Gesetzliche Betreuung

Pflegezentrenz.B. Westfälische

Pflegezentren des LWL

Instituts-ambulanzen

z.B. des LWL

Tagesklinikenz.B. des LWL

Wohnverbündez.B. Westfälische

Wohnverbünde des LWL

Seelisch krankes, älteres Familienmitglied

Ärztinnen/Ärzte an den Allgemein-krankenhäusern

Sozialpsychiatrische Dienste

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Ambulant Betreutes WohnenBehinderte Menschen, die in ihrer eigenen Woh-nung nicht ohne Betreuung leben können, erhal-ten ambulant Hilfe. Das Betreuungspersonalkommt in der Regel mehrmals pro Woche, umdie behinderten Menschen in den verschiedens-ten Bereichen des Lebens zu unterstützen.

Ambulante Pflegediensteerbringen Leistungen für pflegebedürftige Men-schen sowohl nach dem Pflegeversicherungs-gesetz als auch nach den Vorgaben der gesetz-lichen Krankenversicherung. Sie sind aufsuchendtätig, d. h. sie pflegen die Menschen in ihrerhäuslichen Umgebung.

AltenheimeDas traditionelle Altenheim bietet ein selbst zumöblierendes Zimmer, Vollverpflegung, hauswirt-schaftliche Versorgung, leichte Pflege und Rufbe-reitschaft im Haus.

Demenz-ServicezentrenAngehörige, die an Demenz erkrankte, altersver-wirrte Menschen oft jahrelang zu Hause betreuenund pflegen, brauchen fachliche Beratung undemotionale Unterstützung. Die bekommen sie inden acht neuen Demenz-Servicezentren inNordrhein-Westfalen, die als Modellprojekt vom„Kuratorium Deutsche Altershilfe“ entwickelt wurden und ab 2005 von Landesregierung undPflegekassen über drei Jahre gefördert werden.

Geriatrieoder Altersheilkunde ist die Lehre von den Krank-heiten des alten Menschen. Dies betrifft vor allemProbleme aus den Bereichen der Inneren Medi-zin, Orthopädie oder Neurologie.

Gesetzliche BetreuungVom Vormundschaftsgericht für Menschen ein-gerichtet, die ihre eigenen Angelegenheiten nichtoder nicht vollständig erledigen können.

Institutsambulanzenergänzen das ambulante Behandlungsangebotfür Patientinnen und Patienten mit schweren undchronisch verlaufenden psychischen Erkrankun-gen. Krankenhausaufenthalte sollen so vermiedenoder verkürzt werden.

Kurzzeitpflegekönnen psychisch erkrankte Menschen für vierWochen im Jahr in Anspruch nehmen, wenn vor-übergehende häusliche Pflege nicht möglich istoder nach einem Krankenhausaufenthalt.

PflegezentrenIn Pflegezentren werden die verschiedenen Bau-steine pflegerischer Versorgung (stationäre Pfle-ge, Kurzzeit-, Tages-, Nacht- und ambulantePflege) aus einer Hand angeboten.

Pflegeheimesind vollstationäre Einrichtungen im Sinn desPflegeversicherungsgesetzes, in denen pflegebe-dürftige Menschen rund um die Uhr betreut undgepflegt werden.

Physiotherapeutische Dienstebehandeln Erkrankungen nach ärztlicher Anord-nung mit naturgegebenen Mitteln wie Wasser,Wärme, Licht, Luft. Dazu zählen z. B. Bewe-gungstherapien, Atemtherapien, Heilmassagen,Reflexzonentherapien, Lymphdrainagen, Ultra-schalltherapien, alle elektro-, thermo-, photo-,hydrotherapeutischen Maßnahmen oder die Heil-behandlung durch Bäder.

SeelsorgeGesprächs- und Beratungsangebot von Kirchen-gemeinden, um Menschen in Not und Krisen bei-zustehen.

SelbsthilfegruppenDort treffen sich Menschen, die ein ähnlichesSchicksal teilen. Der gegenseitige Austauschmacht Mut und eröffnet neue Perspektiven.

Sozialpsychiatrische Dienstesind in der Regel bei den Gesundheitsämtern angesiedelt und versorgen ambulant vor allemchronisch psychisch kranke Menschen. Die Dienste unterstützen bei der Bewältigung des Alltags und helfen bei Krisen.

Tages- oder Nachtpflegekann zur Ergänzung oder Stärkung der häus-lichen Pflege dienen. Die pflegebedürftigen Men-schen werden tagsüber oder nachts in einer Pflegeeinrichtung gepflegt und verbringen dieWochenenden zu Hause.

TagesklinikenDie „Kliniken ohne Betten“ bieten Menschen inseelischen Krisen und mit psychischen Erkrankun-gen die Möglichkeit, tagsüber eine regelmäßige Be-handlung in Anspruch zu nehmen und die Aben-de und Wochenenden zu Hause zu verbringen.

WohneinrichtungenMenschen, die nicht selbstständig oder mit am-bulanter Betreuung in einer eigenen Wohnung leben können, finden ihr Zuhause in einer statio-nären Wohneinrichtung. In einem Wohnheim istrund um die Uhr für Betreuung gesorgt.

WohnverbündeUnter dem Dach der Westfälischen Wohnverbün-de des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) werden Leistungen des Ambulant Betreu-ten Wohnens, ambulanter Tagesstrukturen, sta-tionären Einzelwohnens, Trainingswohnens bishin zu vollstationären Wohneinrichtungen ein-schließlich Kurzzeitwohnen angeboten.

ÜBERBLICK

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Wer entscheidet, ob einFamilienmitglied in eine ge-rontopsychiatrische Klinikmuss?In der Regel sind die Hausärztinoder der Hausarzt die Vertrauens-personen, die einen Menschenüber Jahre hinweg am besten ken-nen gelernt haben. Sie sind bei einer seelischen Störung ebensodie richtige erste Adresse, um zuentscheiden, welche Behandlunginfrage kommt und welche weite-ren Maßnahmen, ambulant oderstationär, ergriffen werden müssen.

Wie geht es nach dem Be-such der Hausärztin oder desHausarztes weiter?Soll ein psychisch krankes Famili-enmitglied aufgrund der Diagnosestationär behandelt werden, stellendie Hausärztin/der Hausarzt oderdie Fachärztin/der Facharzt schrift-lich eine Einweisung ins Kranken-haus aus – zum Beispiel in eine derKliniken des LandschaftsverbandesWestfalen-Lippe (LWL) –, die beider Aufnahme vorgelegt wird.

?

? Wo bietet der Landschafts-verband Westfalen-Lippe(LWL) gerontopsychiatrischeBehandlungen stationär an? Alle elf erwachsenenpsychiatri-schen Fachkrankenhäuser desLWL-PsychiatrieVerbundes bietenspezielle gerontopsychiatrischeBehandlungen an. Zu finden sindsie in den Westfälischen Klinikenin Bochum, Dortmund, Gütersloh,Hemer, Herten, Lengerich, Lipp-stadt, Marsberg, Münster, Pader-born und Warstein. Die Adressensind auf den Seiten 108 bis 110aufgelistet.

Wer kann eine geronto-psychiatrische Behandlung inAnspruch nehmen?In Deutschland gibt es das Rechtder freien Krankenhauswahl. Dasheißt, dass sich jeder Mensch unabhängig von seinem Wohnortan jede Klinik mit dem Wunschnach einer stationären, ambulan-ten oder tagesklinischen Behand-lung wenden kann.

?

?

Fragen und Antworten

Zwölf häufig gestellte Fragen Vor der Aufnahme in eine gerontopsychiatrische Klinik

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Ist ein ausführliches Vor-gespräch nötig?Vorgespräche sind im Prinzip im-mer sinnvoll. Sie sind in allen Klini-ken des LWL unverbindlich mög-lich – das gilt auch für deren Fach-abteilungen für Gerontopsychiatrie.

Werden auch ambulanteBehandlungen angeboten?Zu den Fachabteilungen für Ge-rontopsychiatrie gehören eigeneAmbulanzen und Tageskliniken fürPatientinnen und Patienten sowiederen Angehörige. In den Instituts-ambulanzen werden vor allem die

?

? Patientinnen und Patienten behan-delt, die aufgrund der Schwere ihres Krankheitsbildes in einer„normalen“ Nervenarztpraxis nichtbehandelbar sind. Die Behandlungerfolgt auf Basis einer Überwei-sung oder der Krankenversicher-tenkarte. Psychisch kranke Men-schen, die in Heimen für Seniorin-nen und Senioren leben, werdendort „vor Ort“ von den Fachleutendes LWL betreut.

Schwerpunkte der ambulanten Ar-beit sind die Vor- und Nachsorgezur Vermeidung oder Verkürzung

FRAGEN

Die Mitarbeiterin eines Sozialdienstes (li.) berät eine Patientin vor deren stationärer Behandlung.

Page 24: Wenn das Altern krank macht - LWL

Fragen und Antworten

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von stationären Aufenthalten.Außerdem gibt es ambulante Ge-dächtnissprechstunden (Memory-Kliniken) zur Diagnostik und Beratung im Zusammenhang mit Gedächtnisstörungen oder Demenz-Erkrankungen.

Spezialität in Dortmund: In der ge-rontopsychiatrischen Ambulanzwurden zwei Gruppen für eine tie-fenpsychologisch orientierte The-rapie zur Behandlung von Depres-sionen eingerichtet.

Entstehen Kosten bei einer vollstationären Behand-lung?Der Gesetzgeber hat festgelegt,dass alle gesetzlich Versichertenzur stationären Behandlung in ei-nem Krankenhaus neben dem vonden Kassen vergüteten Tagespfle-gesatz einen Pflichtbeitrag leistenmüssen. Seit 2004 liegt dieserBeitrag bei 10 Euro pro Kalender-tag. Die Zahlungen müssen fürmaximal 28 Behandlungstage imJahr geleistet werden. Es entste-

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Auch die Abteilungen für Innere Medizin wie in der Westfälischen Klinik Münster gehenspeziell auf die Bedürfnisse der gerontopsychiatrischen Patientinnen und Patienten ein.

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hen bei einem längeren stationä-ren Aufenthalt also höchstens 280Euro zusätzliche Kosten für diePatientin oder den Patienten.

Was ist mitzubringen?Zunächst das Formular der Haus-ärztin/des Hausarztes oder derFachärztin/des Facharztes für dieEinweisung ins Krankenhaus so-wie – falls vorhanden – Vorbefun-de, Arztberichte oder Aufnahmendes Kopfes von einem Computer-Tomographen (CCT) oder von einem Magnet-Resonanz-Tomo-graphen (MRT). Außerdem eigenebequeme Alltagskleidung, Unter-und Nachtwäsche, Schuhe, even-tuell Brillen und Hörgeräte.

Was bedeutet der BegriffPflichtversorgung?Jede psychiatrische Klinik ist ver-pflichtet, in ihrem räumlichen Zu-ständigkeitsbereich Patientinnenund Patienten aufzunehmen, diezur akuten Behandlung bei Eigen-oder Fremdgefährdung zwangs-eingewiesen werden oder die sichin klinische Therapie begebenmüssen. Wer sich freiwillig einerTherapie unterziehen möchte, hataußerdem einen Rechtsanspruchauf Aufnahme.

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Dauert die stationäre Be-handlung sehr lange?Entgegen der weit verbreitetenMeinung sind die Patientinnen undPatienten nur kurze Zeit in statio-närer Behandlung. Die vollstatio-näre Behandlung dauert etwa vierWochen. Sie kann sich reduzieren,wenn im Anschluss eine tageskli-nische oder ambulante Behand-lung möglich ist.

Ist Besuch möglich?Auch in der Gerontopsychiatrie istBesuch möglich und sogar er-wünscht. Die Besuchszeiten sindvon den einzelnen Kliniken geregeltund können dort erfragt werden.

Wie ist Kontakt nach Hause möglich?Je nach Erkrankung und gesund-heitlichem Zustand der Patientinoder des Patienten ist es möglich,den Klinikaufenthalt für eine Belas-tungserprobung oder einen Besuchzu Hause kurzfristig zu unterbre-chen – meistens über das Wochen-ende und nach Absprache mit denÄrztinnen und Ärzten. Daneben be-steht Gelegenheit zu Spaziergän-gen – nach Absprache auch außer-halb der Klinikgelände – und selbst-verständlich auch zu Telefonaten.

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FRAGEN

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Die Geschichte von Anne Schulze, 76

DEPRESSIONEN

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Anne Schulze fühlt sich hin-und hergerissen, wenn sie an ihrbisheriges Leben zurückdenkt. Sieerzählt von ihrem „schlechten Elternhaus“ bei Magdeburg unddavon, dass sie es dennoch zurKlassenbesten gebracht hat. Auchihre Berufstä-tigkeit sieht siezwiespältig. Siestand zwar ingehobener Po-sition, konntesich gegenüberihren Kollegin-nen und Kolle-gen allerdingsnie behaupten. Die permanentenWidersprüche im Leben habensich auf dem Boden der konflikt-reichen Kindheit der 76-Jähri-gen entwickelt und sie „regelrechtkrank gemacht“. Nach jahrelangenTherapien hat sie ihre schwerenDepressionen inzwischen ansatz-weise überwunden.

Wie bei den meisten Patientinnenund Patienten mit einer neuroti-

schen Störung* reicht die Ursacheder Erkrankung weit in die Kind-heit zurück. Bei Anne Schulze wares das von Anfang an gestörteVerhältnis zu ihrer Mutter. „Ich ha-be nie ein Lob von ihr bekommen,nie eine Umarmung oder einen

Kuss.“ Derständige Krachzwischen Mut-ter und Tochterhat zudem„mein ganzesLeben beein-flusst“. Vor allem aber dasbedrückende

Gefühl, nicht geliebt worden zusein, sitzt tief. Ein Manko, das sichspäter auch auf sie als Mutterübertrug.

Obwohl sie keinen Beruf erlernthatte, bekam die junge Frau ihrLeben und ihre Berufstätigkeitganz gut in den Griff. Zusammenmit ihrer damals sieben Jahre al-ten Tochter kehrte sie 1954 derdamaligen DDR den Rücken und

Endlich sagen können: Das ist mein LebenEin Kampf für mehr Selbstwertgefühl

„Die permanentenWidersprüche imLeben haben michregelrecht krankgemacht.“

* Menschen mit neurotischen Störungen haben oft frühere Erlebnisse und Konflikte nicht verarbeitet undentwickeln deshalb Ängste, Hemmungen und Zwangsvorstellungen oder fühlen sich entfremdet.

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zog zu ihrem Mann nach Dort-mund. Aber auch an ihrer Arbeits-stelle bei einem großen Kaufhaus-konzern lief bald nicht mehr allesproblemlos für Anne Schulze.

Bei ihren Vorgesetzten genoss siezwar Vertrauen und Respekt. Abervon ihren Kolleginnen und Kolle-gen wurde ihre Autorität nicht an-erkannt. „Ich konnte mich nichteinmal durchsetzen, ich wurde nur

gequält.“ Ihre Abwehrreaktion dar-auf war eine gewisse zur Schaugetragene Hochnäsigkeit, die dieProbleme mit ihrem Umfeld nurnoch schlimmer werden ließ. Sieweinte schon in dieser Zeit sehrviel, wenn sie allein war.

Die berufliche und seelische Be-lastung wurde ihr schließlich zuviel. Im gerade für aufkommendeDepressionen kritischen Alter von43 Jahren erkrankte sie erstmalsschwer und musste sich ärztlich

behandeln lassen. Mit dem Tod ihres Mannes und Vaters der ge-meinsamen Tochter verschlimmer-ten sich die Leiden noch mehr:„Danach wurde ich immer kränker.Ich wurde todkrank.“

Die Depressionen verstärkten sich.Die Last des Lebens drückte ihrderart auf die Seele, dass Selbst-mordgedanken zu ständigen Be-gleitern wurden. „Ich habe jeden

Die Geschichte von Anne Schulze, 76

„Ich habe von meiner Mutter nieein Lob bekommen, nie eineUmarmung oder einen Kuss.“

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DEPRESSIONEN

Tag daran gedacht, mir das Lebenzu nehmen.“ Zudem fühlte sie sichund ihre Krankheit von nieman-dem so recht verstanden. Ärztin-nen und Ärzte laborierten ihrer Ansicht nach nur an den körper-lichen Folgen der Depressionen.Ihre Kolleginnen und Kollegen hiel-ten sie schlichtweg für eine „Heul-suse“, die ihre Gefühle nicht imGriff hat. Damit nicht genug: Inden folgenden Jahren verlor siezwei weitere Lebensgefährtendurch Tod.

Zudem bereitete Anne Schulzedas Älterwerden zunehmendeProbleme. Die stets auf ein äußer-lich korrektes Auftreten bedachteFrau konnte sich nur sehr schwermit altersbedingten Veränderun-gen ihres Körpers abfinden. Hinzukam das Handicap einer Gehbe-hinderung. Das Ideal, jung, gutaussehend und begehrenswert zusein, zerbröckelte – wie bei vie-len, die das Klischee ewigerJugendlichkeit nach außenverkörpern wollen und das Selbst-wertgefühl dabei über Jahre hin-weg vernachlässigen. „Ich hatteimmer Chancen bei Männern, abernicht immer Glück mit ihnen.“

Anne Schulze verbrachte die fol-genden Jahre mehrfach stationärin psychiatrischen Spezialklinikenund 1995 zunächst in einer ge-schlossenen Station der Westfäli-schen Klinik des Landschaftsver-bandes Westfalen-Lippe (LWL) inDortmund. Seit 1998 gibt es dortzusätzlich das Angebot einer am-bulanten Gruppenpsychothe-rapie, das sie regelmäßig wahr-nimmt und das ihr bei ihrer „seeli-schen Arbeit“ geholfen hat. IhremLeben ein Ende zu setzen, diesenWunsch hat sie endgültig über-winden können. Auch mit dem Alleinsein kommt sie jetzt gut zu-recht. Und das Verhältnis zu ihrerTochter konnte sie ebenfalls zumPositiven wenden.

Geheilt sind ihre Depressionenzwar nicht. Aber dank der regel-mäßigen Gruppengespräche kannsie sich nun leichter öffnen, überihr Leben nachdenken und unbe-lasteter darüber erzählen. Denneins hat Anne Schulze für sich er-kannt: „Endlich kann ich sagen,das ist mein Leben. Das habe ichvorher nicht gekonnt, das so zusehen.“

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Depressionen sind so alt wie dieMenschheit. Sie haben unzähligeGesichter und zählen zugleich zuden häufigsten Erkrankungenüberhaupt. Die Weltgesundheits-organisation (WHO) schätzt, dassin westlichen Industrienationen biszu zehn Prozent der Bevöl-kerung einmal oder mehrfachdaran erkranken. Aufgrund ihresAlters, zunehmender körperlicher

Viel mehr als schlechte LauneDepressionen sind schwere Erkrankungen der Seele

Gebrechen, ihrer sozialen oder familiären Situation neigen ältereMenschen stärker zu Depressio-nen – Frauen doppelt so häufigwie Männer.

Mit schlechter Laune, normalenStimmungsschwankungen odereinfacher Niedergeschlagenheit allein lassen sich Depressionennicht erklären. Sie sind ernst zu

Wie äußert sich die Krankheit?

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nehmende Erkrankungen der See-le und des ganzen Menschen. Be-gleitet werden sie von seelischenund auch körperlichen Beschwer-den ohne eindeutigen somatischenBefund. Depressionen werdenhäufig nicht oder sehr spät diag-nostiziert.

Grundsymptome von Depressio-nen sind Freud- und Hoff-nungslosigkeit, das Gefühl in-nerer Leere, traurige Verstimmun-gen, nachlassendes Selbstwert-gefühl oder ein Mangel an Per-spektive. Körperlich zeigen sichDepressionen etwa in Schlafstö-rungen, Appetitlosigkeit, Störun-gen im Magen- und Darmbereich,Schmerzen in der Herzgegend,Potenz- oder Libidoverlust.

Depressionen können lebensbe-drohlich werden. Sie sind dergrößte Risikofaktor für eineSelbsttötung. Jährlich nehmensich in Deutschland rund 11.000Menschen das Leben, etwa dieHälfte litt zuvor unter Depressio-nen. Rund 100.000 versuchen proJahr, aus dem Leben zu gehen.Etwa 40 Prozent aller Selbsttötun-gen werden von Menschen über60 Jahre verübt. Dabei ist die Zahl

der männlichen Selbsttötungsop-fer mehr als doppelt so hoch wiedie der weiblichen, vor allem imhöheren Lebensalter.

Besonders häufig mit Depressio-nen verbunden sind Angstzu-stände, die bis zu Panikattackenreichen. Wen die Angst packt, dergeht dabei zumeist von nachvoll-ziehbaren Befürchtungen aus: vorKrankheit, vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, der Partnerin oderdes Partners oder der finanziellenSicherheit. Es kann aber auch dasGefühl entstehen, zu versagenoder unerwünscht zu sein. DieseÄngste können sich bis ins Wahn-hafte steigern. GesteigerteAngst engt ein, lähmt undmacht Körper und Seele krank.

DEPRESSIONEN

Mit schlechter Laune, Stimmungs-schwankungen oderNiedergeschlagen-heit allein lassensich Depressionennicht beschreiben.

Depressive Menschen fühlen sich oft kraft-los, wehrlos, einsam und traurig.

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Bei leichten Depressionen genügtmeistens eine ambulante Ge-sprächspsychotherapie, beischwereren Krankheitsbildernkann eine teilstationäre oder sta-tionäre Behandlung notwendigwerden. Bei schwereren Depres-sionen werden sowohl Medika-mente als auch unterschiedlichepsychotherapeutische Verfahreneingesetzt.

Die Wahl der Medikamente undTherapieformen hängt von derSchwere der Depressionen, vonder Person und vom Alter deroder des Erkrankten ab – nicht

Keine kurzfristigen ErfolgeBehandlung mit Medikamenten und Psychotherapie

immer eine leichte Entscheidung,weil kein Schicksal einem anderengleicht.

Die Erkrankten und ihre Angehöri-gen müssen sich darauf einstellen,dass es sich bei der Behandlungvon Depressionen oft um einenlangfristigen Prozess handelt –vielleicht über mehrere Jahre hin-weg, eventuell sogar für den Restdes Lebens. Kurzfristige Er-folge deuten meistens nochnicht auf Heilung hin, son-dern eher auf eine Linderung odervorübergehende Besserung. DieRückfallquote bei mittleren oder

Was kann man tun?

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schweren Depressionen ist nachwie vor hoch, dennoch gibt eslangfristig gute Heilungschancenbei Depressionen.

Über den Einsatz von Antidepres-siva – Medikamenten zur Aufhel-lung der Stimmung und zur Beru-higung – entscheidet die Hausärz-tin oder Nervenarzt gemeinsammit den Patientinnen und Patien-ten. Dabei kommen inzwischenPräparate mit geringen Neben-wirkungen zum Einsatz, die vorallem auch von älteren Menschenim Zusammenwirken mit an-deren Medikamenten gut ver-tragen werden. Gerade beiFrauen, die häufig anders aufPsychopharmaka anspre-chen als Männer, müssen dieMedikamente sehr sorgfältigverordnet werden, auch imHinblick auf Wechselwirkun-gen mit anderen Arzneien.

Ziel der psychotherapeutischenVerfahren ist es zunächst, den Pa-tientinnen und Patienten ihre inne-ren Konflikte verständlich zu ma-chen. Im zweiten Schritt geht esdarum, ihre negativen Gedankenin der Therapie zu verändern, dieSelbstheilungskräfte zu stär-

ken und die Betroffenen zu einemeigenen Beitrag zum Gelingen derTherapie zu ermutigen. Nebenpsychotherapeutischen Einzelge-sprächen existieren tiefenpsycholo-gisch fundierte Gruppenangeboteebenso wie Bewegungs-, Musik-und Kunsttherapien, AutogenesTraining zur Entspannung vonSeele und Körper oder die Licht-therapie gegen die so genannteWinterdepression. Hilfreich kannaußerdem eine Behandlung durchSchlafentzug sein, die in der Regelin einer Klinik angeboten wird.*

Kein Tag einer oder eines Depressi-ven sollte ohne Aktivitäten bleiben,wenn das auch bei schwerstenDepressionen nicht immer möglichsein wird. Bewegung und Beschäf-tigung spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung. Am Anfang ist dies oftmals jedoch nicht ohneAufmunterung und Begleitungdurch Angehörige zu erreichen.

Bei der Behandlung vonDepressionen handeltes sich oft um einenlangfristigen Prozess.

Depressive Menschen brauchen Aufmun-terung und Ansporn zu Aktivitäten.

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* Die einzelnen Therapieformen werden ausführlicher dargestellt in der Broschüre „Leistungen der Geron-topsychiatrie“ (Arbeitstitel), die der LWL im Frühsommer 2006 herausgeben wird.

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Gut zu wissen

Wer stellt die DiagnoseDepression?Depressionen sind eine Volks-krankheit, aber sicher feststellenkann sie nur eine Fachärztin oderein Facharzt. Vorher müssen zu-nächst von anderen Ärztinnen undÄrzten alle körperlichen Ursachenausgeschlossen werden, die ähn-liche Krankheitsbilder zeigen kön-nen – etwa Fehlfunktionen derSchilddrüse. Symptome körper-licher und seelischer Erkrankungensind sich oft deshalb ähnlich, weildas Gehirn nur begrenzt Krank-heitsbilder „zur Verfügung“ hat.

?Was bedeutet das Wort „Depression“?Depression bedeutet dem Sinnnach Niedergeschlagenheit. Eskommt vom lateinischen Wort de-primere, übersetzt: niederdrücken.

Sind Depressionen Krank-heiten der Seele?Ja. Sie können erkannt und be-handelt werden. Leider werdenDepressionen oft nicht oder erstspät erkannt – gerade bei älterenMenschen.

Was sind die Anzeichenvon Depressionen? Wenn ein Mensch sich plötzlichnicht mehr freuen kann und ihmjegliche Hoffnung abhandenkommt, kann das ein Anzeichenfür Depressionen sein. Innere Lee-re macht sich breit, er fühlt sichtraurig, gedrückt und zieht sich resigniert zurück. Grübeln ersetztdas Nachdenken, Selbstzweifelverhindern Entspannung und Er-holung. Alarmierend wird es, wennSelbsttötungsgedanken hinzu-kommen.

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Angebote wie das gemeinsame Backen inder gerontopsychiatrischen Tagesklinik Dort-mund knüpfen an das Alltagsleben an.

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nen nicht – und nicht umgekehrt.Depressiv erkrankte Menschenbrauchen also Hilfe, aber keineüberflüssigen Ratschläge. Siemüssen ermutigt werden, wiederDinge zu tun, die ihnen vor Beginnder Depression wichtig waren. Depressive brauchen vor allemHoffnung auf Besserung und –wie alle – Lob und Unterstützung.

Lassen sich Depressionenheilen?Mehr als 80 Prozent der Depres-sionen lassen sich heilen – in derRegel nehmen die Symptome imVerlauf einer erfolgreichen Thera-pie deutlich ab.

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Muss man Selbsttötungs-gedanken ernst nehmen?Grundsätzlich immer. Letztlichweiß niemand genau, ob jemandnur leichtfertig sagt: „Dann werfeich mich vor die Bahn!“, oder obsie oder er ernsthaft die Absichtdazu hat. Nahezu alle Menschen,die sich selbst töten wollen, kün-digen ihre Bereitschaft zum Äu-ßersten an. Warnungen gibt esimmer.

Wie geht man als Laie mit depressiv erkranktenMenschen um?Es gilt der Leitsatz: Die Depres-siven wollen, aber sie kön-

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Die Geborgenheit in der Gruppe der Tagesklinik füllt die innere Leere aus.

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Depressionen im AlterDiagnostik, Therapie, Angehörigenarbeit,Fürsorge, Gerontopsychiatrische Depres-sionsstationen. Manfred G. Wolfersdorf,Michael Schüler. Kohlhammer. 2004. 38,50 Euro. Im Buchhandel erhältlich.

Das Fachbuch gehtumfassend auf dieUrsachen, die Dia-gnostik und die Be-handlung depressi-ver Störungen beiälteren Menschenein sowohl im am-bulanten Bereichwie insbesondereauf spezialisierten

Altersdepressionsstationen. Die Autoren legen einen besonderen Schwerpunkt aufdie klinisch-therapeutisch relevanten The-menfelder. Vor allem für Fachleute, auch fürinteressierte Betroffene und Angehörige.

Telefon + Kontakt

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Westfälische Klinik DortmundPsychiatrie – Psychotherapie – Psychotherapeutische MedizinAkademisches Lehrkrankenhaus und Universitätsklinik für Psychosomatik undPsychotherapeutische Medizin der Ruhr-Universität BochumPetra Dlugosch Chefärztin der Abteilung GerontopsychiatrieMarsbruchstr. 17944287 DortmundTel.: 0231 4503-01E-Mail: [email protected] Internet: www.psychiatrie-dortmund.de

Internet

www.kompetenznetz-depression.deSelbsttest, Erfahrungsbericht, Ratschlägefür Angehörige von an Depressionen er-krankten Menschen sowie vielfältige Infoszum Thema „Depression“ des Kompetenz-netzes Depression.

Buch

Abwesende Väter Folgen der Kriegskindheit in Psychoanaly-sen. Hartmut Radebold. Vandenhoeck & Ruprecht. 3. aktualisierte Auflage, 2004.26,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.

Traumatisierende Erfahrungen und abwesende Vätercharakterisieren dieSituation und Ent-wicklung vieler Men-schen, die währenddes Zweiten Welt-kriegs ihre Kindheitverbracht haben.Auf der Basis vonzehn ausgewerteten

Psychoanalysen 45- bis 60-jähriger Patien-tinnen und Patienten verdeutlicht der Autordas Ausmaß der Beschädigungen bis insmittlere Erwachsenenalter.

Depressionen im AlterEin Ratgeber für Angehörige. Barbara Bojack. Psychiatrie-Verlag. Bonn 2003.12,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Der Ratgeber will Angehörige für depres-sive Symptome im Alter sensibilisieren und stellt Handlungsmöglichkeiten dar, um dem Teufelskreislauf Depression zuentkommen.

Wer mehr wissen will

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Ratschläge

„Viele Suizide bei alten Men-schen könnten bei rechtzeiti-ger Behandlung der Depres-sion vermieden werden. Rund80 Prozent aller Depressionensind gut behandelbar. Doch es wird immer noch zu häufigverkannt, dass sich hintervermeintlich rein körperli-chen Beschwerden wie Herz-druck, Schwindel und Verdau-ungsbeschwerden oder auchhinter einer Abhängigkeit vonAlkohol oder Medikamenteneine Depression verbergenkann. Symptome wie An-triebslosigkeit oder Isolationwerden von der Umgebungder Betroffenen fälschlicher-weise als ,normale Alterser-scheinungen‘ abgetan.

Depressive Menschen ziehensich meist innerlich zurückund sind für Hilfsangebotenur schwer zu erreichen.Doch ihre Stimmung hellt sich mitunter an bestimmten Tageszeiten auf. In solchenMomenten kann man ihnenAngebote machen, die einenWohlfühleffekt erzielen wieBäder, Spiele, Singen oderMalen. Dabei können die Be-troffenen langsam und vor-sichtig neue Kontakte knüp-fen und verloren gegangenelnteressen und Bindungenneu entdecken.“

Petra Dlugosch, Chefärztin der AbteilungGerontopsychiatrie an der WestfälischenKlinik Dortmund des Landschaftsverban-des Westfalen-Lippe (Kontakt siehe linksauf Seite 36)

Weitere gerontopsychiatrische Kontaktadressen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) stehen auf den Seiten 108 bis 110.

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Die Geschichte von Helga W., 78

DEMENZ

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An ihren verstorbenen Ehe-mann und ihren Sohn erinnert sichHelga W. längst nicht mehr. Die78-Jährige ist im fortgeschrittenenStadium an der Alzheimer-Demenzerkrankt und lebt inzwischen in einem Pflegeheim in Ostwestfalen.Obwohl im Allgemeinen die meis-ten Alzheimer-Patientinnenund -Patien-ten in der Familie betreutwerden, fäll-ten Sohn undSchwieger-tochter im FallHelga W. dieseEntscheidung bewusst. „Drei klei-ne Kinder und eine kranke Groß-mutter, das hätten wir zu Hausenicht geschafft“, sagt Schwieger-tochter Miriam W.*

Die Diagnose Alzheimer traf diejunge Familie nicht aus heiteremHimmel. Bereits vor acht Jahrenzeigten sich erste Vorboten, die

Miriam W. aufmerksam werden lie-ßen: „Meine Schwiegermutter ver-gaß immer häufiger wichtige Dingeund wurde zunehmend tüddelig.“

Der große Schock kam später, alsdas junge Paar nach längerer Zeitdie Eltern wieder in ihrem Haus

besuchte. Derstets pedan-tisch und peni-bel geführteHaushalt glicheinem gewalti-gen Chaos.Wäsche, Wert-gegenständeund wichtige

Papiere lagen überall verstreut herum. Die hygienischen Zuständewaren unerträglich geworden. Das Schlimmste aber war, „dassmein Schwiegervater halb verhun-gert und verdurstet vor seinemSchreibtisch kauerte.“ Seine Frauhatte es nicht mehr geschafft, ihren pflegebedürftigen Mann mitdem Nötigsten zu versorgen.

Ein Opfer der IgnoranzAlzheimer-Krankheit wurde von der Umwelt nicht ernst genommen

„Meine Schwieger-mutter vergaß im-mer häufiger Dingeund wurde zuneh-mend tüddelig.“

* Name geändert

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Für Miriam W. war das die end-gültige Bestätigung ihrer Befürch-tungen. Ihre Schwiegermutterbrauchte fachärztliche Hilfe. Dochalle Bemühungen der 36-Jährigenund ihres Mannes scheiterten ander Ignoranz, mit der der Alzhei-mer-Krankheit heute noch oft be-gegnet wird.

Bekannte sowie Nachbarinnenund Nachbarn redeten Helga W.immer wieder ein, sie sei über-haupt nicht krank. Ihre Kinderwollten sie abschieben, um sichan ihrem Haus und ihren Erspar-nissen zu bereichern. Helga W.fühlte sich bestätigt und in ihremzusätzlichen Verfolgungswahn bestärkt. Im Streit um ein Auto verklagte die Mutter sogar ihren eigenen Sohn und übertrug ihremRechtsanwalt mit einer Versor-gungsvollmacht die Entscheidungs-gewalt über ihr weiteres Schicksal.„Sie hatte sich in die Hände einesFremden begeben, der bis zuletztkeinen Finger für sie gerührt hat.“

Sohn und Schwiegertochter wa-ren damit zunächst vollständig dieHände gebunden, für die demenz-kranke Mutter die richtigen Hilfs-angebote zu suchen. Sie ließen

nicht locker, versuchten auf demRechtsweg Unterstützung zu be-kommen. Zwei Mal lehnte ein Ge-richt es ab, ihnen das Betreuungs-recht zu übertragen. „Auch dieÄrztinnen und Ärzte und der An-walt waren nicht kooperativ.“ Esgingen wertvolle Jahre verloren,weil Helga W. eine fachkundigeBehandlung versagt blieb. Darinsieht Miriam W. den Hauptgrund,warum sich der Zustand ihrerSchwiegermutter schließlich „katastrophal verschlechtert hat“.

Die immer noch unbehandelteKrankheit schritt ungehindert fort.Helga W. verwahrloste immermehr, nahm falsche oder gar keineMedikamente, magerte sichtlich ab und wurde von alten Kriegs-erinnerungen gepeinigt. Als sienachts hilflos und verwirrt vor einem Supermarkt von der Polizeiaufgegriffen wurde, gab der An-walt schließlich seinen Widerstandauf und übertrug die Versorgungs-vollmacht an ihre Kinder. Sie konn-te endlich zur Behandlung in diegerontopsychiatrische Abteilungder Westfälischen Klinik des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) in Warstein eingeliefert wer-

Die Geschichte von Helga W., 78

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DEMENZ

den. „Hier fanden wir sehr vielUnterstützung von den Ärztinnenund Ärzten und den Beschäftig-ten. Meiner Schwiegermutter istdas sehr gut bekommen.“

Miriam W. nimmt seither außer-dem in Warstein regelmäßig dasAngebot einer Selbsthilfegruppefür Angehörige von Alzheimer-Er-krankten wahr: „Ohne diese Grup-pe hätte ich nichts mehr machenkönnen. Hier bekomme ich Hilfenbei allen Problemen.“ Solche An-gebote für Angehörige von Alzhei-mer-Patientinnen und -Patientenkann sie „nur bestens empfehlen“.

Denn der Umgang mit der Krank-heit „ist hammerhart und stellt je-de und jeden vor immer neue, un-erwartete Herausforderungen“.

In ihrem Heim fühlt sich Helga W.inzwischen wohl. Sie scheint ihrLeben so weit wie möglich zu genießen, besucht als gläubige Katholikin regelmäßig die Gottes-dienste und geht mit den Belas-tungen jetzt ganz gut um. Vor allem ist sie dank richtiger medizi-nischer Behandlung und guterfachlicher Betreuung endlich zurRuhe gekommen.

„Der stets pedantisch und penibel geführte Haushalt glicheinem gewaltigen Chaos.“

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Alzheimer – dieser Begriff wird amhäufigsten mit dem Altern in Ver-bindung gebracht. Es haftet ihmdas weit verbreitete Vorurteil an,unabänderlicher Schicksalsschlagfür Menschen im höheren oderhohen Alter zu sein.

Auch das Gehirn kann krank werdenDemenz führt zu schleichendem geistigem Verfall

Die Alzheimer-Krankheit gehört zuden Demenz-Erkrankungen, diedas Gehirn an unterschiedlichenStellen befallen können. Eine De-menz ist durch das lang anhalten-de Vorliegen bestimmter psychi-scher Symptome wie insbesonde-

Wie äußert sich die Krankheit?

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re Gedächtnisstörungen gekenn-zeichnet und kann von einer Reihevon Erkrankungen, vor allem desGehirns, hervorgerufen werden.Rund zwei Drittel aller Demenzenberuhen auf der AlzheimerschenErkrankung. Daneben gibt es dieso genannten vaskulären Demen-zen, also Erkrankungen der Gefä-ße im Gehirn, sowie die Lewy-Körper-Erkrankung, die durch denEinschluss von Eiweißkörpern inden Nervenzellen an der Hirnrindeverursacht wird. Etwa je zehn Pro-zent der Patientinnen und Patientenleiden an diesen Demenzformen.

Die Alzheimer-Krankheit isteine schwere organische Hirner-krankung. Sie geht mit der Einla-gerung so genannter Amyloid-Plaques zwischen und Neurofibril-len in den Nervenzellen einher. Zunächst nimmt die Erinnerungs-leistung der Betroffenen ab. Esfällt ihnen zunehmend schwerer,sich etwas zu merken, sich zuorientieren, Gegenstände zu er-kennen und die unterschiedlichenalltäglichen Informationen richtigzu verarbeiten. Auch die Spracheist betroffen, weil den krankenMenschen oft die richtigen Wörterfehlen. Die geistigen Fähigkeiten

gehen also schleichend verloren,die Verwirrtheit der Patientinnenund Patienten wird chronisch undunumkehrbar.

Im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit ist zunächst das Kurz-zeitgedächtnis betroffen. Die Ver-gesslichkeit nimmt zu, das Den-ken bereitet zunehmend Schwie-rigkeiten. Im mittleren Stadium finden sich die Erkrankten ohnefremde Hilfe nur noch sehr schwerim Leben und im Alltag zurecht.Selbst in vertrauter Umgebungkennen sie sich kaum noch aus.

Demenz-ähnliche Krankheitszeichen wiezunehmende Vergesslichkeit und mangeln-de Orientierung weisen nicht zwangsläufigauf eine Alzheimer-Erkrankung hin.

Sechs bis sieben Prozent der über 60-Jährigen sind de-menzkrank. Viel Bewegung und Gymnastik beugen vor.

DEMENZ

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Im späten Stadium gehtnichts mehr ohne Hilfe an-derer. Die Sprache der Erkranktenbeschränkt sich auf wenige Wörter.Hinzu kommen oft Krampfanfälleoder Schluckbeschwerden. FrüheWarnzeichen können sein: zuneh-mende Vergesslichkeit, wachsendeProbleme bei gewohnten Tätigkei-ten, Sprach- und Orientierungs-probleme oder Einschränkungendes abstrakten Denkens, etwa imUmgang mit Zahlen. Wichtig ist

eine frühe Diagnose, um rechtzei-tig vorhandene Behandlungsange-bote zu nutzen. Gedächtnisambu-lanzen in den Westfälischen Klini-ken des LandschaftsverbandesWestfalen-Lippe (Adressverzeich-nis Seite 108 bis 110) bieten zeit-gemäße Diagnosemöglichkeitenan (siehe auch die Übung Seite77). Wenn die Diagnose Demenzeindeutig ist, lässt sich ein indivi-dueller Plan erarbeiten, um damitweiter durchs Leben zu gehen.

Wie äußert sich die Krankheit?

Wichtig ist eine frühe Diagnose, um rechtzeitig vorhandene Angebote zu nutzen.

Die meisten an Demenz erkrankten Patientinnen und Patienten leiden fastnie nur an Alzheimer, aber es ist immer ein Teil Alzheimer mit dabei.

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EXKURS: PARKINSON-SYNDROM

Das Parkinson-Syndrom, auch„Schüttel-Lähmung“ genannt,ist vor allem eine Störung der Be-weglichkeit.In bestimmten Hirnregionen gehenZellen zugrunde. Dadurch werdendie Bewegungen des Körpers zu-nehmend unharmonisch gesteuert.Die Bewegungsabläufe verlang-samen sich, die Muskeln spannensich an oder werden steif, Armeund Beine zittern auch in Ruhe-stellung. Den Kranken fällt es im-mer schwerer, sich gerade zu hal-ten. Ihre Mimik wirkt maskenhaft. Die Stimme wird monotoner undleiser.

Eine Diagnose der Erkran-kung ist durch eine Nerven-ärztin/einen Nervenarzt gutmöglich, und eine medika-mentöse Behandlung istinsbesondere anfangs er-folgreich.Eine Reihe anderer Hirnabbau-Erkrankungen ruft ähnliche Symp-tome hervor und ist von der Par-kinson-Erkrankung zu unterschei-den. Oft leiden an Parkinson er-krankte Menschen auch an De-pressionen und im Verlauf derKrankheit an Demenz-Sympto-men. Dann ist eine psychiatrischeBehandlung notwendig.

Das Parkinson-Syndrom fällt nicht in den Bereich der Gerontopsychiatrie, sondern in den derAltersneurologie, so lange nicht Depressionen oder Demenz-Symptome hinzukommen.

Wie äußert sich die Krankheit?

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Das Leben erleichternDer Verlauf der Krankheit lässt sich verlangsamen

geistigen Verfall einer oder einesDemenz-Kranken nichts getanwerden könne. Auch wenn es kei-ne Chance auf Heilung gibt, derVerlauf einer Demenz-Erkrankunglässt sich aufhalten oder wenigs-tens verzögern. Und es gibtMöglichkeiten, die Lebens-qualität betroffener Men-schen zu steigern.

Eine wirksame Behandlung zurHeilung von Demenz-Erkrankun-gen – wie Alzheimer – gibt es beiden meisten Formen der Erkran-kung nicht. Die Medizin verfügttrotz aller Anstrengungen der For-schung bisher über keine Heilmit-tel. Dieser Umstand darf jedochnicht zu der Fehleinschätzung führen, dass gegen den langsamfortschreitenden körperlichen und

Was kann man tun?

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und den späteren Abbau zu ver-langsamen. Im Zentrum von The-rapien und Pflege steht zudem im-mer, den Patientinnen und Patien-ten das Gefühl von Zuwendungund Geborgenheit zu geben, ihrenGeist anzuregen und mit Geduldauf sie einzugehen. Angehörigeund Pflegende befinden sich da-

bei stets auf dem schmalen Gratzwischen Unter- und Überforde-rung der Erkrankten. Unterforde-rung führt rasch in die Teilnahms-losigkeit, Überforderung dagegenzu Frust und Aggression.

Durch den Einsatz vonMedikamenten sowiedurch ein Bündel an nicht-medikamentösen Thera-pien gelingt es heute, diegeistigen Fähigkeiten derPatientinnen und Patien-ten und ihre Lebensqua-lität so lange wie möglichzu erhalten. Medikamentekönnen das Fortschreitender Erkrankung heute um rund zwei Jahre ver-zögern. Psychopharmakawirken zudem lindernd gegen Angstzustände,Depressionen oder andereStörungen des Erlebensund Verhaltens.

Aber auch mit Therapien, die oh-ne den Einsatz von Medikamentenauskommen, ist es möglich, denGeist anfangs aktiver zu halten

Eine wirksame Be-handlung zur Heilungvon Demenz-Erkran-kungen wie Alzheimergibt es bisher nicht,doch es bestehen Mög-lichkeiten, die Krank-heit zu verzögern unddie Lebensqualität betroffener Menschenzu verbessern.

Demenzkranke Menschen braucheneine Umgebung, in der sie aufgeho-ben sind.

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VerhaltenstrainingDie Patientinnen und Patiententrainieren – vor allem im frühenund mittleren Stadium – den zu-nehmend schwierigeren Umgangmit alltäglichen Situationen. Damitsoll so lange wie möglich diegrößtmögliche Selbstständigkeiterhalten bleiben – etwa bei derKörperpflege oder beim Anziehen.

Kognitives TrainingDurch Sprachspiele oder andereÜbungen wird versucht, die Funk-tion des Gedächtnisses zu unter-stützen und dadurch den Zustandder/des Erkrankten zu verbessern.Dieses Training eignet sich über-wiegend für die früheren und mitt-leren Stadien einer Demenz.

Realitäts-Orientierungs-TrainingDiese Therapie wendet sich anPatientinnen und Patienten in allenVerlaufsstadien der Erkrankung.Sie erhalten zu jeder sich bieten-den Gelegenheit Informationen zuPerson, Zeit und Ort. Außerdemwerden so genannte „Realitäts-anker“ benannt, etwa akustischeoder optische Orientierungshilfen.

ErinnerungstherapieBei Demenz-Erkrankungen leidetdas Langzeitgedächtnis zuletzt.Durch das Ansehen alter Fotosoder das Anhören von Lieblings-melodien werden angenehme,länger zurückliegende Erinnerun-gen und damit die Zufriedenheitder Patientinnen und Patientengeweckt.

Musik- und KunsttherapieSie zielen – wie die Erinnerungs-therapie – vor allem auf die Ge-mütslage der Patientinnen undPatienten ab, fördern aber auchihre Kreativität. Durch Malen oderZeichnen sowie den Einsatz einfa-cher Instrumente können psychi-sche Belastungen abgebaut undKontakte zu Mitmenschen aufge-baut werden.

SelbsterhaltungstherapieMit ihr werden im Wesentlichenkrankheitsbedingte seelische Ver-letzungen und Persönlichkeitsver-änderungen bekämpft. Selbst-sicherheit, die eigene Identität unddie Persönlichkeit werden geför-dert.

Was kann man tun?

Einige der wichtigen Therapien sind:

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PhysiotherapieBei der Physiotherapie werdenWasser, Luft, Wärme und Kältesowie Bewegung und elektrischerStrom zur Heilung körperlicherBeschwerden eingesetzt.

Körperliche AktivitätenAuch wenn die Demenz-Patien-tinnen und -Patienten müde, an-triebsarm oder unwillig erschei-nen, körperliche Aktivitäten wirkensich positiv auf den gesamten Or-ganismus aus. Sie sind zudemangst- und depressionslösend.Spaziergänge am Tag, aber auchandere angepasste Betätigungenwie Schwimmen oder Radfahrensind geeignet.

Validation – auf Deutsch: Gültigkeitserklärung, BestätigungDie Validation ist eine Umgangs-und Kommunikationsform mit Demenz-Kranken. Dabei werdendie Patientinnen und Patienten inihren Gefühlen und Aussagenernst genommen, auch wenn siemit der Realität nicht übereinstim-men. Damit werden das Vertrauengestärkt und der Pflegealltag er-leichtert.

Die Diagnose Demenz bedeutetauch für Angehörige und Pflegen-de von Erkrankten zahlreiche Um-stellungen und Belastungen. Damehr als zwei Drittel der Demenz-Patientinnen und -Patienten in der Familie betreut werden, solltensich gerade die Angehörigen ein-gehend mit der Krankheit, ihrenzum Teil sehr unterschiedlichenErscheinungsformen und mit denverschiedenen Therapien vertrautmachen. In Selbsthilfegruppenkönnen sie dabei wichtige zusätz-liche Unterstützung finden.

Was auch zu berücksichtigen ist:Im Rahmen der gerontopsychiatri-schen Behandlung befinden sichdie Patientinnen und Patienten un-ter Gleichgesinnten. Die Gemein-schaft sorgt für hohe gegenseitigeAkzeptanz.

Ziel der Therapie ist es, die Alltags-fähigkeit der Patientinnen und Pa-tienten zu erhalten.

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Gut zu wissen

Wie häufig sind Demenz-Erkrankungen?Die Häufigkeit für Demenz-Erkran-kungen beträgt in der Altersgrup-pe der 65- bis 69-Jährigen etwafünf Prozent. Bei den 70- bis 79-Jährigen sind es bereits rund zehnProzent. Über 80 ist etwa jedervierte Mensch betroffen. Über dieHälfte der Demenz-Patientinnenund -Patienten ist zwischen 80und 89 Jahren alt, davon rund 70Prozent Frauen. Die Alzheimer-Krankheit ist mit Abstand die häu-figste Demenz-Form. Insgesamtgibt es in Deutschland etwa eineMillion Demenz-Kranke.

?Was bedeutet das Wort „Demenz“?Das lateinische Wort „mens“ lässtsich mit Verstand oder Geist über-setzen, die Vorsilbe „de“ bedeutetso viel wie: weg, herab, herunter.

Was versteht man unter „Demenz“?Heutzutage versteht man unter einer „Demenz“ eine Erkrankungdes Gehirns, die mit typischenSymptomen – vor allem Gedächt-nisstörungen, aber auch anderenStörungen des Denkens und Füh-lens – einhergeht.

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Eine überschaubare Umgebung, helles Licht, ein geregelter Tagesablauf und vertraute Arbeiten helfen Menschen, die an Demenz erkrankt sind.

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tiert. Solche Beeinträchtigungensind etwa: Störungen der Spra-che, der räumlichen und zeitlichenOrientierung oder der Geschick-lichkeit. Hinzu können Stimmungs-

schwankungen, Rückzugstenden-zen oder Wesensveränderungenkommen. Die Ärztin oder der Arztkann im Verlauf der Untersuchun-gen im Allgemeinen feststellen, obdie Beschwerden der oder desKranken Anzeichen für die De-menz sind, ob sie auf andere psy-chische Probleme hinweisen oderob sie Folgen des Alters sind.

Ist Vergesslichkeit bereitsein Zeichen für eine Demenz? Viele Menschen sind zeitlebensvergesslich. Eine Demenz umfassteine Reihe von Problemen und

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Erkranken auch jungeMenschen an Demenz?Nur bei wenigen Menschen unter60 Jahren treten Demenz-Erkran-kungen auf. Umso alarmierendersind deshalb Demenz-Symptomebei Jüngeren.

Wie stellt eine Ärztin oderein Arzt eine Demenz fest?Zunächst ist eine genaue Untersu-chung des Körpers sowie desBlutes erforderlich. Zudem kom-men das Denken und Fühlen aufden Prüfstand. Durch psychologi-sche Tests werden das Gedächt-nis, das Denkvermögen und daspraktische Geschick geprüft. Eskann außerdem sinnvoll sein, dieGehirnströme aufzuzeichnen. Da-rüber hinaus sollte das Gehirn mit-hilfe eines Computer- oder Kern-spin-Tomographen untersuchtwerden. Die genauen Einzelheitenkann man mit der Fachärztin oderdem Facharzt besprechen.

Diagnose Demenz – woranwird die Krankheit erkannt?Die Diagnose einer Demenz setztvoraus, dass neben Fehlleistun-gen des Gedächtnisses mindes-tens eine weitere Störung imDenk- oder Urteilsvermögen exis-

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An einem Impfstoff gegen Alzheimerwird gearbeitet.

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Gut zu wissen

chiatrie sind bei schweren Störun-gen des Erlebens und Verhaltenssinnvoll.

Gibt es finanzielle Hilfenfür die häusliche Pflege?Bei einer körperlichen, geistigen,seelischen Krankheit oder Behin-derung können Leistungen ausder Pflegeversicherung in An-spruch genommen werden. DieHöhe richtet sich nach der Einstu-fung in eine der drei Pflegestufen.Kranke „mit erheblichem allgemei-nem Betreuungsbedarf“ – alsoauch Demenz-Erkrankte – bekom-men zusätzlich einmal pro Jahr einen bestimmten Geldbetrag (imJahr 2005 zum Beispiel 460 Euro).Wer Leistungen der Pflegeversi-cherung in Anspruch nehmen will,muss bei der Pflegekasse einenAntrag stellen.

Worauf sollen pflegendeAngehörige achten?Auf die oder den Kranken und aufsich selbst. Zunächst sollte mandie Krankheit Demenz nicht alsTabu leugnen, sondern sich überihren Verlauf ausreichend informie-ren. Wichtig ist es, die Kranken,ihr verändertes Verhalten und ihreÄußerungen zu verstehen. Hilfe-

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zeigt sich nicht alleine in Vergess-lichkeit. Allerdings ist eine zuneh-mende Vergesslichkeit ein Alarm-zeichen, das fachärztlich unter-sucht werden sollte.

Ist eine Demenz-Erkran-kung vererblich? Es gibt durchaus erbliche De-menz-Erkrankungen, größtenteilssind sie jedoch nicht vererblich.Bei der Alzheimer-Erkrankung gibtes eine geringe Anzahl erblicherFälle.

Wo sind Demenz-Krankeund Alzheimer-Patientinnenund -Patienten am bestenversorgt?Das hängt vom Grad der Erkran-kung und vom sozialen Umfeldder oder des Kranken ab. Rund70 Prozent leben in ihren Familien,die zum Teil Unterstützung durchambulante Pflegedienste bekom-men. Daneben bestehen Möglich-keiten zum Besuch von Tagesein-richtungen oder zur Aufnahme inEinrichtungen der Kurzzeitpflege.Wenn die häusliche Pflege nichtmehr möglich ist, wird die Unter-bringung in einem Pflegeheim er-forderlich. Zeitweilige stationäreBehandlungen in der Gerontopsy-

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stellungen bieten dabei Selbsthil-fegruppen (siehe auch KontakteSeite 60).

Kann man einer Demenz-Erkrankung vorbeugen?Eine Garantie durch vorbeugendeMaßnahmen gibt es nicht. WerHerz und Blutgefäße gesund hält,Sport treibt – insbesondere imFreien – und sich überwiegendnach der so genannten Mittel-meerdiät ernährt, verbessert dieChancen, nicht zu erkranken. Zur„Mittelmeerdiät“ zählen vielFisch, Gemüse, Obst, ungesättig-te Fettsäuren, wenig rotes Fleisch,wenig gesättigte Fettsäuren undein mäßiger Rotweinkonsum.Außerdem gilt: nicht rauchen undnur mäßig Alkohol trinken. Diebesten Schutzfaktoren sind gelun-gene soziale Kontakte, stetes Ler-nen, Intelligenz und Bildung. Geis-tig anregend sind Brettspiele wieSchach, Kartenspiele, Kreuzwort-rätsel, Tanzen, Singen und Musikmachen.

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Eine vitaminreiche Ernährung und aktive Lebensweise sind wirksam gegen Demenz.

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Wer mehr wissen will

Alzheimer Gesellschaft, Berlin; hilfreicheTipps und Adressen, Hinweise auf zahlrei-che kostenlose oder kostengünstige Bro-schüren.

Bücher

DEMENZAbschied zu LebzeitenWie Angehörige mit Demenz-Kranken leben.Inga Tönnies. Edition Balance. 2. Auflage2005. 13,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Die Autorin führte bewegende Interviewsmit Angehörigen von demenzkranken Men-schen. Sie erzählen, wie sehr die Demenzeines nahen Familien-mitglieds ihren Alltagbestimmt und ihreGedanken bindet,welche verschiedenenGesichter die Krank-heit haben kann undwas die Betreuung für die Angehörigenbedeutet.

Als ich Kind warFotografien und Geschichten zur Erinnerungs-pflege mit alten und dementen Menschen.Barbara Günther-Burghardt, Helga deFreese-Weers. Modernes Lernen. 2005.29,80 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Dieses Buch enthält 30 Fotokarten, die typische Kindheitssituationen älterer Men-schen in der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts abbilden. Den Bildern zugeordnetsind erklärende Texte. Mithilfe der Kartensoll es demenzkranken Menschen ermög-licht werden, eigene und fremde Erinnerun-gen und Gefühle wachzurufen.

Internet

www.altern-in-wuerde.deInfos über Ursachen, Früherkennung undBehandlung von Demenz und Alzheimer,empfehlenswertes Info-Material, Tipps zumUmgang mit demenzkranken Menschen. Ineinem Forum besteht die Möglichkeit, Fra-gen per E-Mail von Fachleuten beantwor-ten zu lassen.

www.alzheimer-forschung.deInfos rund um die Alzheimer-Erkrankungvon der Alzheimer Forschung Initiative.Fundstelle für Publikationen, Institutionen,Kontaktadressen, Pflegehinweise u. a. über Sicherheitsmaßnahmen im Haushaltzum Schutz der an Alzheimer erkranktenMenschen.

www.alzheimerforum.deAktuelle Infos, Tipps, Broschüren- undAdresslisten der Alzheimer-Angehörigen-Initiative e.V.

www.demenz-service-nrw.deHier finden sich alle Aktivitäten der 2004gestarteten Landesinitiative Demenz-Ser-vice Nordrhein-Westfalen, vor allem Anlauf-stellen für fachliche Beratung und Unter-stützung. Die Koordinierung erfolgt durchdas Kuratorium Deutsche Altershilfe e.V.(siehe auch Hinweis auf Seite 20 und Kon-taktadressen auf Seite 60).

www.baga.deInfos der BAGA, einer Arbeitsgemeinschaftauf Bundesebene, in der sich Alten- undAngehörigenberatungsstellen zusammen-geschlossen haben.

www.deutsche-alzheimer.deInfos zum Thema Demenz, insbesonderezur Alzheimer-Krankheit, der Deutschen

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ALZHEIMERHandbuch der Betreuung und Pflege von Alzheimer-PatientenAlexander Kurz. Thieme. 2. überarbeiteteund erweiterte Auflage 2005. 12,95 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Das 120-seitige Buch enthält Hintergrund-wissen über die Alzheimer-Krankheit undviele praktische Lösungsstrategien zur Bewältigung derProbleme in dertäglichen Pflege.Es entstand unterder Federführungvon „AlzheimerEurope“ undwurde von derEuropäischenKommission ge-fördert.

Das VergessenAlzheimer verstehen: Portrait einer Epidemie. David Shenk. Europa. 2005. 19,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Der Autor schildert sowohl die medizini-sche als auch die soziale Komponente derKrankheit und geht auf das Leiden der Be-troffenen und der Angehörigen ein.

Alzheimer – was tun, wenn dieKrankheit beginnt? Mechthild Niemann-Mirmehdi, RichardMahlberg. Trias. 2003. 14,95 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Der Ratgeber richtet sich an Patientinnenund Patienten selbst und deren Familien.Er informiert über aktuelle Behandlungenund darüber, wie Betroffene die sozialenund finanziellen Hilfen für sich nutzen können.

Demenz und Alzheimer verstehen –mit Betroffenen lebenHuub P. J. Buijssen. Aus dem Niederländi-schen von Eva Grambow. Beltz. 3. Auflage2005. 13,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Der Autor, dessen Vater selbst unter De-menz litt, gibt Familienangehörigen Hilfen,kundig und verständnisvoll mit dieserKrankheit umzugehen.

Demenz – gemeinsam den AlltagbewältigenEin Ratgeber für Angehörige und Pflegende.Ulrike Schäfer, Eckart Rüther. Hogrefe.2004. 14,95 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Der verständlich geschriebene Ratgeber informiert über Entstehungsbedingungenund Behandlungsmöglichkeiten der De-menz-Erkrankung. Mit praktischen Tippsfür die Pflege.

Mit dem Vergessen leben: DemenzVerwirrte alte Menschen verstehen undeinfühlsam begleiten.Martin Weidenfelder. Kreuz. 2004. 14,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Der Autor gibt einen Einblick in das Selbst-verständnis Demenz-Kranker und hilft soden Angehörigen und Pflegenden, mit die-ser Krankheit umzugehen, ohne sich selbstoder die Betroffenen zu überfordern.

Mutbuch für pflegende Angehörigeund professionell Pflegende alters-verwirrter MenschenDaniela Flemming. Beltz. 2003. 17,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Dieses Buch will Angehörigen und profes-sionell Pflegenden Mut machen, sich aufaltersverwirrte Menschen trotz aller Schwie-rigkeiten einzulassen, sie ernst zu nehmenund ihre Würde zu wahren, ohne die eige-nen Bedürfnisse außer Acht zu lassen.

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Wer mehr wissen will

Die Alzheimer-KrankheitDas große Vergessen. Annelies Furtmayr-Schuh. Kreuz. Voll-ständig überarbeitete Neuauflage 2000. 16,90 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Dieses Buch berichtet in einfacher und anschaulicher Weise über aktuelle For-schungsergebnisse und erleichtert so An-gehörigen, dem Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzten den Umgang mit derKrankheit.

Diagnose Alzheimer: Helmut ZachariasDr. Sylvia Zacharias. Nicht im Buchhandel erhältlich.Bestellung: (zum Preis von 10,00 Euro inklusive Versandkosten)Hirnliga e. V., Geschäftsstelle,Postfach 1366, 51657 WiehlTel.: 0700 44765442E-Mail: [email protected] Buch über ihren Anfang 2002 verstor-benen Vater schrieb Dr. Sylvia Zacharias,Schirmherrin der Hirnliga e. V. Es doku-mentiert die Veränderungen des großenMusikers im Verlauf der Alzheimer-Krank-heit und die Hilflosigkeit seiner Familie. DieAutorin zeigt, wie allein gelassen Angehöri-ge sind, wenn Ärztinnen und Ärzte schwei-gen und wenn sie keinen Zugang zu Hilfs-angeboten oder Informationsquellen haben.

Liebe OmaKinderbuch. Alzheimer Europe (Hrsg.)Luxembourg. 1999. 5,00 Euro.Bestellung:Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.,Friedrichstr. 236, 10969 BerlinAlzheimer-Tel.: 01803 171017 (9 Ct/Min.)Tel.: 030 2593795-0E-Mail: [email protected]

Alzheimer-Kranke betreuenGünter Krämer. Trias. 2. Auflage 2001.17,95 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Das Buch beschreibt, was sich für pflegen-de Angehörige von Alzheimer-Kranken ver-ändert und wie diese damit umgehen kön-nen. Für den täglichen Umgang mit Alzhei-mer-Erkrankten bietet der Ratgeber eineFülle praktischer Ratschläge und konkreterHilfen. Wie Kranke bei alltäglichen Abläufenunterstützt werden können, zeigt der Autoran vielen Beispielen.

Wenn Eltern Kinder werden unddoch die Eltern bleibenEdda Klessmann. Huber. 2001. 17,95 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Als Ärztin und Psychotherapeutin in einerAlzheimer-Angehörigengruppe erläutert die Autorin die lähmenden Auswirkungender Altersdemenz auf die Umgebung. An-hand konkreter Aufzeichnungen einer rundzehnjährigen Verlaufsgeschichte stellt sietypische Konfliktkonstellationen dar. In derchronologischen Falldarstellung werden diebeziehungsdynamischen Besonderheitender drei Alzheimerstadien aufgezeichnet.Das Buch will zeigen, wie das Alzheimer-Schicksal innerhalb bestimmter Grenzenerleichtert werden kann.

Alzheimer – was tun?Eine Familie lernt, mit der Krankheit zu leben. Rose Götte, Edith Lackmann. Beltz. 2. Auflage 2000. 11,00 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Die wenig erfolgreiche Suche nach Rat-schlägen für die Betreuung und Pflege der erkrankten Mutter ließ Autorin RoseGötte ein eigenes Konzept entwickeln, um der Pflegebedürftigen zu helfen. DieserErfahrungsbericht zeigt, wie es gelungenist, Wege zu finden, der Kranken in ihrerzunehmenden Hilfsbedürftigkeit die Men-schenwürde zu bewahren.

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Bestellung:(gegen Zusendung eines mit 1,44 Eurofrankierten DIN-A5-Rückumschlags)Deutsches Grünes Kreuz, Stichwort: Wenn alte Menschen schwierigwerden, Schuhmarkt 4, 35037 MarburgVerständliche Broschüre mit sehr anschau-lichen Informationen über Krankheitszei-chen und angemessene Reaktionen sowiezur medikamentösen Therapie und Hilfen.Download unter: www.altern-in-wuerde.de-> Info-Material -> Broschüren

Ambulant betreute Wohngemein-schaften für demenziell erkrankteMenschenHrsg.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BerlinArt.-Nr. 3558Bestellung:Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend, 11018 BerlinüberPublikationsversand der Bundesregierung,Postfach 481009, 18132 RostockTel.: 01888 8080800E-Mail: [email protected] per Internet:www.bmfsfj.de -> Publikationen ->Gesamtverzeichnis -> Titel aus Verzeichnis,das zum Download bereitgestellt ist, her-aussuchen und mithilfe des Formulars be-stellen.Diese Veröffentlichung richtet sich insbe-sondere an pflegende Angehörige und am-bulante Dienste. Sie stellt praxisnahe Hin-weise und Handlungsanleitungen für dieEtablierung ambulant betreuter Wohnge-meinschaften für demenziell erkrankteMenschen zur Verfügung.

Oma hat die Alzheimer-Krankheit. Lukasund seine Schwester erzählen in diesemBuch die Geschichte, die sie mit ihrerGroßmutter erlebt haben. Dabei stellt sichheraus, dass die Kinder die mal traurigenund mal lustigen Situationen oft besser imGriff haben als ihre Eltern. Wenn die Groß-eltern an Alzheimer erkranken, brauchenauch die Kinder Hilfe und Unterstützung,die Krankheit zu verstehen. Illustriertes Kin-derbuch.

Broschüren

Verhaltensänderungen im AlterTipps und Checklisten für Angehörige.Hrsg.: Initiative „Altern in Würde“. 3. Auflage 2004.Bestellung:(gegen Zusendung eines mit 1,44 Eurofrankierten DIN-A5-Rückumschlags)Deutsches Grünes Kreuz, Stichwort: Verhaltensänderungen im Alter,Schuhmarkt 4, 35037 Marburg Broschüre für Familien, die einen demenz-kranken Angehörigen zu Hause betreuenund pflegen. Die Broschüre gibt sehr le-bensnahe Tipps und konkrete, alltagstaug-liche Ratschläge, die sowohl der oder demErkrankten als auch den pflegenden Ange-hörigen zu Gute kommen. Mit umfangrei-cher Liste mit Ansprechpersonen und spe-zialisierten Kliniken.Download unter: www.altern-in-wuerde.de-> Info-Material -> Broschüren

Wenn alte Menschen schwierigwerdenTipps zum Umgang mit Wesensverände-rungen von älteren Angehörigen. Hrsg.: Deutsches Grünes Kreuz.3. Auflage 2004.

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Small WorldMartin SuterTaschenbuch. Diogenes. 2000. 9,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Erst sind es Kleinigkeiten: Konrad Lang,Mitte sechzig, stellt aus Versehen seineBrieftasche in den Kühlschrank. Bald ver-gisst er den Namen der Frau, die er heira-ten will. Je mehr Neugedächtnis ihm dieAlzheimer-Krankheit raubt, desto stärkerkommen früheste Erinnerungen auf. Unddas beunruhigt eine millionenschwere alteDame, mit der Konrad seit seiner Kindheitauf die ungewöhnlichste Art verbunden ist.Komik und Tragik halten sich in dieser Er-zählung die Waage. Die präzise geschilder-te Krankheitsgeschichte ist mit einem Kri-minalfall verknüpft.

Filme

Meine Schwester MariaDeutschland/Österreich/Schweiz 2002Regie: Maximilian SchellDarsteller: Maria Schell, Maximilian Schellu. a. FSK: ab 6. Länge: 94 Min. DVD er-schienen am 20.11.2003. 19,99 Euro.Eine filmische Liebeserklärung MaximilianSchells an seine fünf Jahre ältere Schwes-ter Maria, die an Demenz erkrankte und imApril 2005 im Alter von 79 Jahren starb.Ein stiller Film, der sowohl voller Kraft, Leben und Hoffnung als auch voller Trauerund Schmerz ist, dabei nachdenklichstimmt und traurig macht. Grundelementebilden der Dialog zwischen den Geschwis-tern, die sich zum ersten Mal wirklich näherkommen, sowie inszenierte Szenen mit au-thentischen Personen.

Romane

Briefe für EmilyCamron WrightTaschenbuch. Fischer. 2005. 7,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Harry Whitney hat Alzheimer. Nach seinemTod finden sich Briefe, die er an seine klei-ne Enkelin Emily geschrieben hat. Harry er-zählt darin von den Herausforderungen desLebens, von der Liebe und dem Verzeihen.Mit großem Erstaunen erkennt die Familie,dass Harry ihr einGeschenk von un-schätzbarem Wertgemacht hat. Dasmitreißende undeinfühlsame Buchgibt viele Anstöße,über sich selbstnachzudenken. DerAutor war inspiriertvom Leben seinesGroßvaters.

Elegie für IrisJohn BayleyTaschenbuch. Beck. 2002. 9,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.John Bayley erzählt die Geschichte seinerEhe mit der Philosophin Iris Murdoch, einerder bekanntesten Romanschriftstellerinnenihrer Zeit. Ihr gemeinsames, von tiefer Zu-neigung geprägtes Leben wird auf tragi-sche Weise beeinträchtigt, als deutlichwird, dass Iris an der Alzheimer-Krankheitleidet. Das Leiden verändert nicht nur ihrenAlltag, sondern auch den ihres Mannes. John Bayleys Biografie über Iris Murdochliest sich wie eine Anleitung zum würdigenUmgang mit Alzheimer-Kranken (sieheauch Filmtipp Seite 59).

Wer mehr wissen will

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Fernsehfilm

Mein VaterFernsehfilm.Regie: Andreas KleinertDarsteller: Götz George, Klaus J. Behrendtu. a. Deutschland 2002. 90 Min. Erhältlich als VHS-Video.39 Euro (nichtgewerblich).Bestellung: Katholisches Filmwerk GmbHPostfach 111152, 60046 Frankfurt/Mainwww.filmwerk.deOder für 7,50 Euro Leihgebühr ausleihbar.Bestellung:Alzheimer Gesellschaft Baden-WürttembergHaussmannstr. 6, 70188 StuttgartTel.: 0711 24849660E-Mail: [email protected] Online-Bestellung: www.alzheimer-bw.de -> Info-Service ->Videos -> Mein Vater -> Online-Bestell-formularEine junge Familie ist gerade dabei, dasneue Einfamilienhaus zu beziehen, als sichherausstellt, dass der 62-jährige (Schwie-ger-) Vater an Alzheimer leidet. Die Familienimmt ihn zu sich, der Krankheitsverlaufschreitet voran, bald ist eine Rundum-Be-treuung nötig. Das familiäre Zusammen-leben gerät in eine schwere Krise.Der Film überzeugt nicht zuletzt durch dasbrillante Charakterspiel von Götz George,der einfühlsam den dramatischen Persön-lichkeitsverfall des Alzheimer-Patientendarstellt. Thema des Filmes ist vor allemder Generationenkonflikt, der aufbricht,wenn die alten Eltern krank und verwirrtwerden.

IrisUK, USA 2001Regie: Richard EyreDarsteller: Judi Dench, Jim Broadbent, Kate Winslet, Hugh Bonneville u. a.FSK: ab 6. Länge: 90 Min. DVD erschienenam 17.04.2003. 11,99 Euro.Der Film schildert die außergewöhnlicheLiebe zwischen der brillanten britischenAutorin und Denkerin Iris Murdoch und ihrem Mann, dem Literaturkritiker JohnBayley. Als Iris 1997 an Alzheimer erkrankt,verliert sie rapide all ihre Erinnerungen undGedanken. Das erschüttert besonders ih-ren Mann John, der ihre Brillanz vergöttertund der lebensfrohen Frau sein Leben zuFüßen gelegt hat. Das ständige Auf und Abder mehr als 40-jährigen Ehe wird teilwei-se in Rückblenden, teilweise gegenwärtig erzählt (siehe auch Buchtipp Seite 58).

Totgemacht – The Alzheimer CaseBelgien/Niederlande 2003Regie: Erik van LooyDarsteller: Jan Decleir als Angelo Ledda u.a.FSK: ab 16. Länge: 118 Min. DVD erschie-nen am 27.10. 2004. 14,89 Euro.„Totgemacht“ ist ein ruhiger Krimi, der mitSpannung und Humor die Geschichte eines Auftragskillers erzählt, dessen cooleProfessionalität stark von seiner fortschrei-tenden Alzheimer-Erkrankung gefährdetwird.

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Demenz-Servicezentrumfür die Region DortmundHoher Wall 5 –7 · 44122 DortmundTel.: 0231 5025694E-Mail: [email protected]

Demenz-Servicezentrum MünsterlandWilhelmstr. 5 · 59227 AhlenTel.: 02382 409-0E-Mail: [email protected]

Demenz-Servicezentrum für die Region Ostwestfalen-LippeDetmolder Str. 280 · 33605 BielefeldTel.: 0521 9216459E-Mail: [email protected]

Demenz-Servicezentrum RuhrUniversitätsstr. 77 · 44789 BochumTel.: 0234 337772E-Mail: [email protected]

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Westfälische Klinik WarsteinPsychiatrie – Psychotherapie – Psychotherapeutische MedizinDr. Dr. Moritz Heepe Chefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieFranz-Hegemann-Str. 2359581 WarsteinTel.: 02902 82-1E-Mail: [email protected]. Dr. Heepe ist auch Chefarzt der Abtei-lung Gerontopsychiatrie an der Westfäli-schen Klinik Lippstadt des LWL (Anschriftsiehe Seite 109).

Telefon + Kontakt

Alzheimer-Angehörigen-Initiative e.V.Reinickendorfer Str. 61 · 13347 BerlinTel.: 030 47378995E-Mail: [email protected]

BAGA Bundesarbeitsgemeinschaftfür Alten- und Angehörigenbera-tungsstellenBeratungsstelle für ältere Bürger und ihre AngehörigenUlrich MildenbergerHeidbergstr. 28 · 22846 NorderstedtTel.: 040 5288383-0E-Mail: [email protected]

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.Friedrichstr. 236 · 10969 BerlinTel.: 030 2593795-0Alzheimer-Tel.: 01803 171017 (9 Cent/Min.)

Deutsche ArbeitsgemeinschaftSelbsthilfegruppen e. V.Friedrichstr. 28 · 35392 GießenTel.: 0641 9945612E-Mail: [email protected]

Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung e. V.Mechthild LärmHaus SchwansenRakower Weg 1 · 24354 RiesebyTel.: 04355 181115

Deutsche Gesellschaft für Geriatriee. V. (DGG)Kampstr. 7 · 30629 HannoverTel.: 0511 581584E-Mail: [email protected]

Wer mehr wissen will

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Ratschläge

„Demenzkranke Menschenkönnen oft im Spätstadiumder Erkrankung soziale Kon-ventionen nicht mehr einhal-ten. Sie haben dann zum Bei-spiel veränderte Essgewohn-heiten. Gegebenenfalls solltensie so essen dürfen, wie sie es wollen, auch mal mit denFingern oder vom Boden. Hin-zu kommt, dass sie ihren Ge-ruchssinn verlieren und nor-male Speisen ihren Appetitnicht mehr anregen. Die Spei-sen sollten direkt in ihremWohnbereich zubereitet wer-den, damit sie den Geruchvom Kochen, Braten und Backen so lange wie möglichdirekt wahrnehmen können.

Gedächtnistraining bringtMenschen, die an Demenz er-krankt sind, wenig und solltedaher nur zur Anregung undSteigerung des Wohlbefindenseingesetzt werden. Für An-gehörige ist es wichtig, vielüber die Erkrankung zu wis-sen und auch etwas für sichselbst zu tun. Dabei könnenBeratungsstellen und Selbst-hilfegruppen unterstützen.“

Dr. Dr. Moritz Heepe, Chefarzt der Abtei-lung Gerontopsychiatrie an den Westfäli-schen Kliniken Warstein und Lippstadt desLandschaftsverbandes Westfalen-Lippe(Kontakt siehe links auf Seite 60)

Weitere gerontopsychiatrische Kontaktadressen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) stehen auf den Seiten 108 bis 110.

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Akzeptiere meine Gefühle.

Frag mich nach der Krank-heit und wie ich damit umgehe.Darüber zu sprechen hilft mir, mitdieser furchtbaren Situation fertigzu werden.

Ruf mich an – ich sage dir, wenn ich gerade nicht freisprechen kann (ich freue mich injedem Fall darüber, dass du an-rufst). Versuch es dann trotzdemwieder – zeitweise sind Anrufe fürmich die einzige Ablenkung.

Biete an, mit uns auszu-gehen. Es ist viel leichter auszuge-hen, wenn zwei Personen da sind,die ihr helfen können – besonderswenn eine weibliche Person ihr aufder Toilette behilflich sein kann!

4.

3.

2.

1.Sprich mit ihr und scheue

dich nicht, sie zu berühren. Auchwenn sie manchmal nicht ver-steht, was du sagst, reagiert sie –genauso wie ein Kind – auf ein Lächeln und freundliche Worte.

Kommt nur in kleinenGruppen und bleibt nicht zu lange– gesellige Runden ermüden sieschnell.

Glaub mir bitte, dass ihrZustand wirklich so schlecht ist,wie ich ihn beschreibe, auch wennsie manchmal einen besseren Ein-druck macht. Wenn du glaubst,dass ich übertreibe, verbringe maleinen ganzen Tag und eine ganzeNacht bei uns.

7.

6.

5.

Wie verhält man sich gegenüber der Familie eines an Alzheimer erkranktenMenschen? Ein pflegender Ehepartner antwortet:

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Kritisiere meine Bemühun-gen bitte nicht. Erfahrung ist meis-tens der beste Lehrmeister, undich habe selber oft genug Zweifelan meiner Fähigkeit, sie weiterpflegen zu können.

Unterstütze mich dabei,freundliche, sensible Helfer zu fin-den – für die Pflege zu Hause undirgendwann einmal im Pflegeheim.Ich kann mir noch nicht vorstellen,dass das auf uns zukommt. Dukannst mir dabei helfen, ein gutesHeim zu finden – und mit derschweren Entscheidung fertig zuwerden, wenn es so weit ist.

9.

8.Behandle uns bitte als

Ehepaar. Ich weiß, dass ich sie alsPartnerin verloren habe, aber wirsind immer noch verheiratet – undauch unser 50. Hochzeitstag istes wert, gefeiert zu werden.

Meinen Humor habe ichnicht verloren. Wenn ich dir dieAbsurditäten unseres Lebens er-zähle, nimm bitte keinen Anstoßdaran – wenn wir nicht mehr dar-über lachen können, wird es füruns unerträglich.

11.

10.

Veröffentlichung mit freundlicher Geneh-migung von Mechthild Lärm, Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung e.V.,Leiterin Haus Schwansen, Rieseby (Kontakt siehe Seite 60)

Die eigene an Alzheimer erkrankte Ehefrau zu pflegen, erfordert sehr viel Kraft. Umsowichtiger ist es für den Ehepartner, dass sich Familienmitglieder, Freundinnen und Freun-de nicht zurückziehen, sondern Verständnis aufbringen und Unterstützung anbieten.

DEMENZ

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Die Geschichte von Gerda H.*, 73

SUCHT

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Gerda H. ist trockene Alkoholikerin. Seit 20 Jahrenhat die heute 73-Jährige keinenTropfen mehr getrunken. Der Wegzu einem Leben ohne Sucht wardennoch steinig. Zwei Entzügebrachten sie zwar weg vom Alko-hol. Doch nach dem Tod ihresMannes griff siezu oft zu einemSchlafmittel. Mit-hilfe ihrer Familieund von Freun-dinnen undFreunden gelanges ihr drei Mal,den Teufelskreisder Sucht zuverlassen. „Heute bin ich so weitwieder in Ordnung“, sagt sie.„Und ich bete zu Gott, dass mirdas nicht noch einmal passiert.“

Alkohol spielte im Leben desUnternehmer-Ehepaars aus Müns-ter lange eine Rolle. Gerda H. undihr Mann hatten oft Besuch. Eswurde geredet, gelacht und gerneviel getrunken. Der Alkohol gehör-

te vor allem in den 60er und 70erJahren wie selbstverständlich zumAlltag dazu. Er war immer undüberall im Haus verfügbar. „Da binich trunksüchtig geworden“, abwann genau, das weiß die Muttervon drei Kindern und zehnfacheGroßmutter heute nicht mehr.

Tag und Nachtmusste die„Spiegelalkoholi-kerin“ zur Fla-sche greifen,„damit es mirbesser ging unddas Zittern auf-hörte“. Immer,

wenn der Alkoholgehalt im Blutunter einen bestimmten Spiegelsank, musste Nachschub her:„Bier, Wein, Korn – ich habe ge-trunken, was ich bekommenkonnte.“ Nach ein paar Gläsernging es ihr dann wieder besser.Nachts konnte sie schlafen, tags-über klappte die Hausarbeit. Aber eben nur, wenn der Pegelstimmte.

„Da bin ich trunksüchtig geworden!“Drei Erfolge gegen den Teufelskreis mit Alkohol und Tabletten

„Ich griff zur Fla-sche, damit esmir besser gingund das Zitternaufhörte.“

* Name geändert

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Ihrer Familie und ihren Freundin-nen und Freunden blieb nicht ver-borgen, dass Gerda H.’s Verhält-nis zum Alkohol äußerst kritischeAusmaße angenommen hatte. Sie drängten sie immer stärker,medizinische Hilfe zu suchen.1978 machte sie schließlich denersten Entzug in Dortmund. Zu-nächst mit Erfolg. Zusammen mitihrem Mann besuchte sie regel-mäßig eine Selbsthilfegruppe, sieengagierte sich karitativ und lebteohne Alkohol.

Warum es in den 80er Jah-ren plötzlich zum Rückfall kam, istGerda H. nach wie vor unerklär-lich. „Es war der klassische Fall.Erst habe ich ein Glas Wein ge-trunken, dann ein bisschen mehr.“Es dauerte nur gut eine Woche,bis sie wieder die gleiche Mengetrank wie vor dem Entzug. „DasZeug kann man sich doch überallbeschaffen, zur Not an jeder Tank-stelle.“ Sie konnte sich zwar sel-ber nicht mehr im Spiegel anse-hen, aber sie griff doch wieder regelmäßig zum Glas. Bis 1985.

Es folgte der zweite Entzug. Wie-der wurde Gerda H. dabei von

ihrer Familie und den Freundin-nen und Freunden gestützt. „Sie waren so toll und hielten fest zumir.“ Die folgenden 16 Jahre wa-ren eine insgesamt gute Zeit fürdie Ehefrau und Mutter, die sichweiterhin kirchlich oder für einFrauenprojekt engagierte. Ihr Le-ben war erfüllt und ohne erkenn-bare Gefahren für eine erneuteSuchtkarriere. Mit dem Tod ihresMannes änderte sich das schlag-artig.

Es fehlte nicht nur der Lebens-partner, die Kinder hatten dasHaus verlassen: „Plötzlich war ichalleine im Haus. Ich kann abernicht gut alleine sein.“ In ihrem bisdahin erfüllten Leben klafftenplötzlich erhebliche Lücken. Ein-samkeit machte sich breit, die Un-ruhe wuchs, die Nächte verbrach-te sie oft schlaflos. Um wenigs-tens Schlaf zu finden, griff sie zuTabletten, die sie in höheren Do-sierungen über lange Zeit nahm.

Langsam rutschte sie wieder in eine Abhängigkeit, diesmal von einem Medikament, das sich zu-dem überall unbemerkt einneh-men ließ. Hätte Gerda H. unterärztlicher Kontrolle gestanden,

Die Geschichte von Gerda H.*, 73

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SUCHT

wäre ihr der erneute Rückfall in eine Sucht vielleicht erspart geblieben. Sie fand jedoch einenApotheker, „der mir das Zeug ohne Rezept verkauft hat – jedeMenge, so viel ich wollte.“

Nach ungefähr drei Jahren wuchsjedoch ihr Leidensdruck. Die Er-fahrungen mit zwei Suchterkran-kungen brachten sie dazu, selbstdie Reißleine zu ziehen und sicherneut professionelle Hilfe zu suchen. Sie wandte sich an dieWestfälische Klinik des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) in Münster, wo sie Hilfe be-kam. Auf einen vier Monate dau-ernden stationären Aufenthalt dortfolgten Besuche in der Tagesklinik,„wo ich mich richtig gut aufgeho-ben gefühlt habe“.

Auch die Medikamentenabhängig-keit hat Gerda H. erfolgreich über-wunden. Darüber ist sie sehrglücklich, vor allem aber darüber,„dass ich jetzt einfach wieder ohneMedikamente schlafen kann“.

„Bier, Wein, Korn – ich habe getrunken,was ich bekommen konnte.“

Beim Stichwort Sucht denken die meisten Menschen an Haschisch oderHeroin. Tatsächlich hat der Alkohol eine viel größere Bedeutung.

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Alter und Lebenserfahrung schüt-zen nicht vor Sucht. Auch ältereMenschen greifen manchmalkräftig zur Flasche oder zu Beruhi-gungsmitteln, wenn große Sorgensie plagen oder sie für kurze Zeitvor unerträglichen Lebensumstän-den fliehen wollen. Die Abhängig-keiten von Alkohol und Medika-menten sind für den größten Teilder Suchtfälle im höheren Alterverantwortlich.

Schnaps oder PilleAlter und Lebenserfahrung schützen nicht vor der Sucht

Ältere Frauen mit einer Alkoholab-hängigkeit trinken in der Regelweniger als Männer im höherenAlter. Überhaupt scheuen Fraueneher, eine Alkoholfahne zu habenund an Gewicht zuzunehmen. Sie tendieren deshalb mehr zusüchtig machenden Beruhi-gungsmitteln, weil sie unauffälli-ger einzunehmen und leichter zutransportieren sind.

Wie äußert sich die Krankheit?

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Alkoholabhängige im höheren Le-bensalter lassen sich grob in zweiGruppen einteilen: Personen, diebereits vor, und solche, die erst nachdem 60. Lebensjahr mit dem regel-mäßigen Trinken begonnen haben.

Ungefähr zwei Drittel der Abhängi-gen haben weit vor der dritten Lebensphase mit dem regelmäßi-gen Alkoholkonsum angefangen.Ihnen werden insgesamt schlech-tere Behandlungschancen pro-gnostiziert.

Rentenschock, eigene Krankhei-ten, Vereinsamung oder Depres-sionen sind häufig die Gründe fürstarken Alkoholkonsum, der in

späteren Lebensjahren einsetzt.Auch der Verlust der Partne-rin oder des Partners kannÄltere in die Alkoholsucht treiben.

Für diese Abhängigen sind dieAussichten einer positiven Be-handlung deutlich besser.

Bis zu 15 Prozent der Bevölke-rung nehmen nach Schätzungengelegentlich, rund zwei Prozentregelmäßig Benzodiazepine –Medikamente zur Behandlung vonStress, Angst- und Unruhezustän-den sowie zum besseren Ein-schlafen. Im Alter liegen die Zah-len erheblich höher.

Die Beruhigungsmittel haben, an-ders als Alkohol, bei höheren Do-sierungen keine sichtbaren kör-perlichen Auswirkungen wie Lallenbeim Sprechen oder Torkeln beim

Gehen. Ihre re-gelmäßige Ein-nahme kann da-her von den Ab-hängigen sehrleicht verborgenoder sogar ge-heim gehaltenwerden. Außer-dem entwickelnMedikamenten-

abhängige kaum ein schlech-tes Gewissen wegen ihrer Sucht,da die Präparate verschreibungs-und apothekenpflichtig sind.

Ungefähr zwei Drittel derAbhängigen haben weit vorder dritten Lebensphase mitdem regelmäßigen Alkohol-konsum angefangen.

Verdacht auf Sucht? Das Tabuthema sollten Ange-hörige bei einer günstigen Gelegenheit ansprechen.

SUCHT

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Sucht ist eine Krankheit und kannbehandelt werden. Der Weg ausder Abhängigkeit von Alkohol oderMedikamenten in ein suchtfreiesLeben vollzieht sich in zwei Schrit-ten: Entgiftung und Entwöh-nung.

Die Entgiftung bedeutet körper-lichen Entzug des Suchtmittels.

Für ein Leben ohne SuchtAlkohol- und Tablettenmissbrauch können behandelt werden

Bei Alkoholabhängigen wirdsie in der Regel stationär in einemKrankenhaus vorgenommen. Dader Alkoholentzug abrupt erfolgt,kann es zu körperlichen Be-schwerden und psychischen Be-gleiterscheinungen kommen: Un-ruhe, starkes Schwitzen, Blut-hochdruck oder Schlafstörungenwerden medikamentös behandelt.

Was kann man tun?

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Manchmal kommt es auch zu epi-leptischen Anfällen oder zum Aus-fall des „Arbeitsgedächtnisses“.Die Entgiftung dauert in der Regeleinige Tage.

Bei einer Abhängigkeit vonBeruhigungsmitteln (Benzodi-azepine) ist die Entgiftung manch-mal mit weniger Risiken verbun-den. Es kann gelegentlich reichen,nach dem eingehenden Gesprächmit einer Ärztin oder einem Arzt zuHause die Medikamentenmengeschrittweise zu reduzieren. Da dieSubstanzen im Blut einen gleich-mäßigen Spiegel der Wirkstoffeaufbauen, braucht die Entgiftungmehr Zeit – bei älteren Menschendrei Mal so lange und länger. DerEntzugsprozess kann sich deshalbüber mehrere Monate bis zu ei-nem Jahr hinziehen.

Der körperliche Entzug alleinereicht allerdings nicht. Die Ent-wöhnung soll auch eine psychi-sche Abkehr vom Suchtmittel be-wirken. Unter psychologischer Be-gleitung oder in Gesprächsgrup-pen werden zunächst die Ursa-chen der Abhängigkeit aufgedecktund bearbeitet.

Ein weiteres Ziel ist, den Konsumzu regulieren und die Abstinenzals Ausdruck eines erfüllten, zu-friedenen Lebens zu empfinden.Wichtig ist außerdem, nach demWegfall der Droge das Leben mitneuen, sinnstiftenden Inhalten zufüllen. Auf diesem Weg sind Rück-fälle keine Katastrophe, so langeihre Gründe anschließend erkanntund verarbeitet werden. Für Men-schen, die erst im höheren Altersuchtkrank geworden sind, beste-hen bessere Erfolgsaussichten einer Entzugstherapie als für sol-che, die bereits seit langer Zeitabhängig sind.

Der Weg aus derAbhängigkeit von Alkohol oder Medikamenten inein suchtfreies Leben vollzieht sichin zwei Schritten:Entgiftung und Entwöhnung.

Vereinsamung, Krankheiten, Depressionen oder Rentenschockkönnen vor allem ältere Männer in die Alkoholsucht treiben.

SUCHT

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Gut zu wissen

Geht der Konsum vonSuchtmitteln im Alter zurück? Nach aktuellen Untersuchungenbetreiben zehn bis 20 Prozent derMänner und fünf bis zehn Prozentder Frauen über 60 Jahre Alkohol-missbrauch. Zwei bis drei Prozentder Männer und knapp ein Pro-zent der Frauen in dieser Alters-gruppe sind alkoholabhängig. ImAlter steigt der Bedarf an Medika-menten, damit also auch die Ge-fahr des Missbrauchs. IllegaleDrogen sind zurzeit für ältere Men-schen noch kein Thema.

Wie hoch sind die Erfolgs-aussichten eines Entzugs?Die Chancen auf einen erfolg-reichen Entzug werden vielfachunterschätzt. Ein halbes Jahr nacheiner Therapie sind noch rund 65 Prozent alkoholabstinent, nach18 Monaten zwischen 50 und 60Prozent. Im Alter sind viele Men-schen zudem oft konsequenter inihren Einstellungen. Das erhöhtdie Chancen auf bessere Ergeb-nisse. Für den Medikamentenent-zug gilt – anders als beim Alkohol:Nicht schlagartig, sondern schritt-weise absetzen.

?

?Bin ich Alkoholikerin oderAlkoholiker, wenn ich regel-mäßig trinke?Nicht unbedingt. Es gibt sozialeTrinkerinnen und Trinker, die Alko-hol nur in Maßen zu sich nehmenund wissen, wann sie aufhörenmüssen. Problemtrinkerinnen undProblemtrinker greifen regelmäßigzur Flasche, um Sorgen undStress zu entfliehen. Sie können inGesellschaft nicht ohne Alkohollustig sein und verharmlosen ihrTrinken. Alkoholikerinnen und Al-koholiker verlieren die Kontrolleüber den Konsum. Sie trinken oftden ganzen Tag über, versuchenaber, dies vor anderen zu verber-gen und legen sich Getränkevor-räte an.

Vertragen ältere Men-schen genau so viel Alkoholwie junge?Nein. Bei gleicher Menge Alkoholist der Spiegel im Blut von älterenMenschen höher. Der Abbau voll-zieht sich zudem langsamer alsbei Jüngeren. Deshalb reagierenÄltere empfindlicher auf Alkohol.Sie sind also auch schneller be-trunken.

?

?

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Gibt es Anzeichen für dieAbhängigkeit von Medika-menten?Mögliche Hinweise sind sozialerRückzug, Antriebs- und Interesse-losigkeit, Depressivität und Schlaf-störungen. Die geistige Leistungs-kraft lässt nach, der Gang wirdunsicher, es kommt zu Verletzun-gen oder Blutergüssen. WeitereZeichen können Inkontinenz, Man-gelernährung und Gewichtsverlustsein.

?

Bei der Alkohol- und Beruhigungsmit-telsucht mangelt es oft an Problembe-wusstsein – bei den Betroffenen selbst,aber auch bei Familienangehörigenoder Ärztinnen und Ärzten.

SUCHT

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Wer mehr wissen will

Kontakt Bibliothek:Birgit LehnerTel.: 02381 901513E-Mail: [email protected]

Kontakt allgemein:Tel.: 02381 9015-0E-Mail: [email protected]

www.lwl.orgPfad zu den Kliniken: -> Psychiatrie -> LWL-PsychiatrieVerbund -> Westf. Klini-ken oder bei „Suche“ „Sucht“ als Begriffeingeben.Der LWL-PsychiatrieVerbund bietet an sei-nen elf erwachsenenpsychiatrischen Klini-ken Spezialangebote für suchtkranke ältereMenschen an – stationär, teilstationär oderambulant (Adressverzeichnis siehe Seiten108 bis 110).

Kontakt:Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Westfälische Klinik MünsterPsychiatrie – Psychotherapie – Innere Medizin – RehabilitationKooperationspartner der Universität BielefeldDr. Dirk Wolter Chefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieFriedrich-Wilhelm-Weber-Str. 3048147 MünsterTel.: 0251 591-02E-Mail: [email protected] Internet: www.wkp-muenster.de

Internet + Kontakt

www.kreuzbund.deDer Kreuzbund bietet suchtkranken Men-schen und Angehörigen Hilfe, um aus derSucht auszusteigen. In Selbsthilfegruppenerfahren Betroffene Hilfe zur Selbsthilfe.Auf seinen Internetseiten bietet der Kreuz-bund viele Infos rund um das ThemaSucht, auch für ältere Suchtkranke, undhilft Betroffenen, eine Selbsthilfegruppe inder Nähe zu finden.

Kontakt:Kreuzbund e. V.BundesgeschäftsstelleMünsterstr. 2559065 HammTel.: 01805 410450 oder

02381 67272-0E-Mail: [email protected]

www.dhs.de-> Bibliothek -> Literaturlisten -> Sucht im AlterInfos der DHS, der Deutschen Hauptstellefür Suchtfragen e. V.; Liste zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Sucht und Bibliothek mit Literatur zu Suchtfragen,auch zu Sucht im Alter, mit mehr als 100Büchern und Zeitschriftenartikeln.Bis zu fünf Exemplare können über denPostweg ausgeliehen werden.

Bestellung und Kontakt:Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen(DHS) e. V.Westring 259065 Hamm

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SUCHTRatschläge

Weitere gerontopsychiatrische Kontaktadressen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) stehen auf den Seiten 108 bis 110.

„Als Ziel der Suchttherapiewurde früher nur die Absti-nenz gesehen. Abstinenz istaber oft nicht zu erreichen.Und nichts ist schlimmer inder Suchttherapie, als sichunrealistische Ziele zu setzen.Das führt nur zu Frust undEnttäuschung auf beiden Sei-ten, bei Patientin und Thera-peut. Die Ziele müssen er-reichbar sein, Etappenziele.Damit gewinnt die Patientin/der Patient allmählich dieÜberzeugung, wieder selbstüber das Geschehen bestim-men zu können. Zwischen dertotalen Abstinenz und der Kapitulation, dem Weiterma-chen wie bisher gibt es ver-schiedene Zwischenschritte.Die Reduzierung der Alkohol-bzw. Tablettendosis, die Kon-sumstabilisierung sind auchbereits ein Erfolg!

Alten Menschen gegenüberwird oft eine schicksalser-gebene Haltung an den Taggelegt, wenn es um Sucht-probleme geht: „Der ist dochschon so alt, was schadet esihm da noch, wenn er trinktoder Tabletten nimmt.“ Dochganz klar: Es schadet, der re-gelmäßige Suchtmittelkonsumkann die Gesundheit und dieLebensqualität erheblich be-einträchtigen. Hier fehlt oftdas Problembewusstsein – beiden Betroffenen selbst, aberauch bei Familienangehörigenund Ärztinnen und Ärzten.“

Dr. Dirk Wolter, Chefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie an der WestfälischenKlinik Münster des Landschaftsverban-des Westfalen-Lippe (Kontakt siehe linksauf Seite 74)

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Wer mehr wissen will

SUCHT

Unter dem VulkanMalcolm Lowry. Rowohlt Taschenbuch.1994. 9,90 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Im November 1938 kehrt die 30-jährigeehemalige Filmschauspielerin Yvonne zu ihrem geschiedenen Mann Geoffrey Firminin eine mexikanische Kleinstadt zurück.Obwohl der britische Konsul, der seinenDienst inzwischen quittierte, Yvonne immernoch liebt, schafft er es nicht, seine durchden Alkoholismus hervorgerufene Isolationzu überwinden. Der Autor, der selbst Alko-holiker war und 1957 starb, schafft in seinem Buch eine dichte und packendeAtmosphäre. Sein Roman zählt zu denKlassikern der angelsächsischen Literatur(siehe auch Filmtipp unten).

Film

Unter dem VulkanUSA 1984Regie: John HustonDarsteller: Albert Finney,Jacqueline Bisset u. a.FSK: ab 12, Länge: 112 Min., VHS-Videoerschienen Juli 1991. 19,70 Euro.Das in Cannes mit einem Jury-Spezialpreisausgezeichnete Drama zeigt, wie der ehe-malige britische Konsul Geoffrey Firmin ausVerzweiflung und in selbstzerstörerischerAbsicht in Mexiko zum Alkoholiker wird.Aus diesem Grund verlässt ihn seine FrauYvonne, woraufhin er immer weiter in Todessehnsucht gerät (siehe auch Buch-tipp oben).

Bücher

Wenn Alkohol zum Problem wird:Hilfreiche Informationen für Angehörige und Betroffene. Wilhelm Feuerlein, FranzDittmar, Michael Soyka. Trias. 1999. 14,95 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Das Buch wendet sich an Angehörige undBetroffene, die ersten Rat und Hilfe suchen.Die Autoren zeigen Wege auf, die Abhän-gigkeit zu überwinden. Sie haben jahrelang

alkoholkranke Men-schen betreut undbeantworten vor demHintergrund ihrer Er-fahrungen mehr als100 der wichtigstenFragen. Ein Extra-kapitel geht auf dieDoppelproblematik Alkohol und Medika-mente ein.

In guten und in schlechten TagenMein Leben. Susanne Juhnke mit BeateWedekind. Droemer Knaur. 2003. 19,90Euro, gebunden. Im Buchhandel erhältlich.1970 stand Susanne Hsiao am Beginn einer Schauspielkarriere, drehte Kinofilmeund ging auf Theatertournee, die Weltstand ihr offen. Da begegnete sie HaraldJuhnke, dem Mann ihres Lebens. DreißigJahre lang lebte sie an der Seite des alko-

holkranken Stars –dreißig Jahre, in de-nen höchstes Glückund tiefstes Leid engbeieinander lagen. Inihrem Buch erzählt siezum ersten Mal, wases für sie bedeutete,einen dem Alkoholverfallenen Menschenzu lieben.

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Wer etwas tun will

DENKSPORT

Haben Sie ein gutes Ge-dächtnis? Können Sie schnelldenken und sich gut orientieren?Manchmal führt Stress zu Ver-gesslichkeit, Wortfindungsstörun-gen und schlechter Orientierung.Doch auch das Gehirn kannernsthaft krank werden. Damit dasnicht so schnell passiert, mussder Geist wie der Körper ständigaktiviert werden. Wirksam ist re-gelmäßiges Gedächtnistraining,am besten zehn Minuten täglich.Neben vielen anderen Technikenist dazu die folgende Übung zu

SpurenlesenEine Übung zum Gedächtnistraining

empfehlen, die in den Gedächtnis-sprechstunden der WestfälischenKliniken des Landschaftsverban-des Westfalen-Lippe (LWL) zumEinsatz kommt.

„Spurenlesen“ – finden Sie heraus,in welchem System oder in wel-cher Reihenfolge die Buchstabender folgenden Wörter zu lesensind. Dann entdecken Sie zwölfBegriffe – gleichzeitig Hinweise auf Tipps, wie Sie fit bleiben (mehrdazu auf den Seiten 53 und 90bis 93).

1Spaziergang; 2Mittelmeerdiaet; 3Kreuzwortraetsel; 4Aktivitaet; 5Schwimmen; 6Gartenarbeit; 7Trainingsplan; 8Saunagang; 9Gymnastik; 10Gehirnjogging; 11Hoffnung; 12Sicherheit

SZIGA MTEEEIA KUZRTETL AIVAEPAERNG ITLMRDET REWORASE KTITT

SWIEN GTERBT TINGSAN SNANGCHMM ARNAEI RAINPL AUGA

GNAIK GIROGNG HFNUN SHEEIYMST EHNJGI OFUNG ICRHT

1211109

8765

4321

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Die Geschichte von Ursula Reichow, 73

PSYCHOTISCHESTÖRUNGEN

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S ie ist angekommen. Die 72-jährige Ursula Reichow hatnach einer Jahrzehnte dauerndenOdyssee endlich die Muße zu sagen: „Mir ist das Leben ange-nehm.“ Seit ihrer Jugend war siegetrieben von Wahnvorstellungen,permanentem Leistungsdruck und Versagensängsten. Ihren Lebenstraumhat sieschließlich inPaderborngefunden.

Der Anfangihres vonPsychosen*geprägtenLebens, das 1932 in Potsdam be-gann, liegt für Ursula Reichowauch heute noch weitgehend imDunkeln. Ihr Vater habe sich ihrzwar „immer wieder zu erkennengegeben“, sagt sie. Aber sie stelltauch fest, dass sie aus ihrer Kind-heit und Jugend ein Geheimnisgemacht hat: „Das ging so weit,dass ich sagte, man braucht gar

nicht zu wissen, wer ich bin.“Heute möchte sie wegen ihrespersönlichen Schicksals nicht inVergessenheit geraten und bleibtihrem lebenslangen Gebet treu:„Herr, erbarme dich!“

Schon in jungen Jahren zeigtensich erste Anzeichen eines Verfol-

gungswahns.Immer wiederglaubte dasMädchen, vonLehrkräftenund Mitschüle-rinnen und Mit-schülern er-niedrigt zu wer-den. „Du bist ja

gar kein richtiger Mensch“, warfman ihr wegen ihrer Herkunft vor.Überall sei sie zurückgestellt undnach der Ideologie des National-sozialismus sogar als „unwertesLeben“ eingestuft worden, sagtsie rückblickend.

Für Ursula Reichow entstand frühder Eindruck, sich massiv gegen

Weggelaufen auf der Suche nach sich selbstDas glückliche Ende einer lebenslangen Odyssee

„Die panische Angst,vor Zuhörerinnenund Zuhörern zumusizieren, war fürmich unerträglich.“

* Eine Psychose ist eine starke Beeinträchtigung des Denkens, Fühlens und Handelns. Oft sind die Kon-taktfähigkeit und die Einschätzung der Realität gestört. Die betroffenen Menschen erleben ihre Umweltin veränderter Weise.

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Widerstände und Ungerechtig-keit behaupten zu müssen. „Es wurde ein harter Lebens-kampf“, dem ihre Seele jedochnicht gewachsen war.

Die Schule abzuschließen, „daserschien mir zunächst als der gro-ße Rettungsanker“. Doch bereitsmit zwölf Jahren zeigten sich dieersten Vorboten des mächtigenSchattens, der sich immer wiederüber ihr Lebenlegte. Mitten in einem Schulauf-satz verstand sieplötzlich nichtmehr, was siegerade selbst zuPapier gebracht hatte. Es entwi-ckelten sich Wahnvorstellungen,ausgelöst durch das Empfinden,durch Lieblosigkeiten anderer ab-gedrängt zu werden.

Ursula Reichow meisterte dasAbitur im ehemaligen Westteil vonBerlin und ging Mitte der 50erJahre zum Studium nach Münster.Der Landschaftsverband Westfa-len-Lippe (LWL) sicherte ihr einenStudentinnen-Wohnheimplatz, derAllgemeine Studenten-Ausschuss(AStA) finanzierte zwölf Semester

Germanistik und Geografie. ZumEnde des Studiums nahte dieStaatsarbeit, die für die Studentinplötzlich zur unüberwindlichenHemmschwelle wurde. Die Angst,zu versagen, wuchs sich zum Ge-dächtnisverlust und zu einer mas-siven Schreibblockade aus.

Die Geschichte von Ursula Reichow, 73

„Dabei dachte ich,ich hätte mein Leben im Griff.“

Altenpflegerin Tatjana Heilmann (hinten)hilft Ursula Reichow, sich zu entspannen.

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PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN

Der zweite Rettungsanker,um sich im Leben Halt zuverschaffen, verfehlte seinZiel. Ursula Reichow brach dasStudium ebenso ab wie zuvorauch schon das Geigespielen. Diepanische Angst, vor Zuhörerinnenund Zuhörern zu musizieren, „warfür mich unerträglich“.

Sie begab sich in psychiatrischeBehandlung. Doch das Gefühl vonpermanenter Überforderung blieb.Eine Stelle als Bibliothekarin inKöln trat sie gar nicht erst an. Mitder Arbeit als Hausangestellte imWesterwald war sie bald unzufrie-den. Hinzu kamen weitere Wahn-vorstellungen und immer neueAufenthalte in Nervenkliniken.

Was sie in Deutschland nicht fand, suchte sie nun in derSchweiz – eine gefestigte Exis-tenz. Dort arbeitete sie sechs Jah-re als Köchin, bis die psychischenProbleme sie erneut einholten.Wieder lief sie davon, zurück nachDeutschland. Dort griff man sieohne Wohnsitz auf und lieferte siein Düren stationär ein. „Dabeidachte ich, ich hätte mein Lebenim Griff.“ Ihr Weg führte sie

schließlich in das WestfälischeZentrum des LWL nach Pader-born, wo Ursula Reichow es sichzum Ziel setzte, „die Ärztinnenund Ärzte davon zu überzeugen,dass ich wieder stark bin“.

1987 initiierte sie ihr eige-nes Projekt: die Zeitung„Unsere Brücke“. Zusammenmit vier Mitstreiterinnen und Mit-streitern verfasst sie Artikel, berei-tet sich anhand von Literatur in-tensiv darauf vor. Ihre „Brücke“,die im Westfälischen Zentrum desLWL in Paderborn verbreitet wird,ist für Ursula Reichow mehr alsbloße Beschäftigung: „Es war so,als ob sich mein Lebenstraum er-füllt hat.“

Ursula Reichow kam endlich zurRuhe. Sie musste nicht mehr sta-tionär behandelt werden und fühltsich seitdem wohl in ihrer adrettgeordneten kleinen Wohnung aufdem Klinikgelände. Neben der Literatur ist sie bekennender Fanvon Fernsehkrimis. Sie erledigt ihre Einkäufe oder Bankgeschäfte,fühlt sich selbstständig und ziehtnach einem schweren Weg mit einem Lächeln das Fazit: „Ich binjetzt sehr, sehr glücklich.“

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Psychotische Störungen habenzahlreiche Ursachen und eine Viel-zahl von Symptomen. Psychosensind schwere Erkrankungen, diemeistens im frühen Erwachse-nenalter entstehen und sich imLaufe des Lebens schubweisewiederholen können.

Die häufigste und schwerwie-gendste psychotische Störung ist

Wenn man sich gequält und verfolgt fühltWahn entsteht oft in jungen Jahren

die Schizophrenie. Der Begriffstammt aus dem Griechischenund heißt so viel wie „Spaltungs-irresein“. Unter Schizophrenie ver-steht man die Zersplitterung derPersönlichkeit. Denken, Fühlenund Handeln bilden keine Einheitmehr und sind gewissermaßenaufgespalten. Kennzeichnend füreine psychotische Störung ist,dass die Betroffenen weitaus

Wie äußert sich die Krankheit?

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mehr Wahrnehmungen im Kopfhaben als gesunde Menschen.Steigt die Menge der Wahrneh-mungen, werden Seele und Geistdurch die permanente Reizüber-flutung krank.

Die Erkrankten nehmen ihre Um-welt einerseits so wahr wie andereMenschen auch. Andererseits er-leben sie daneben gleichzeitignoch eine weitere Realität,die für Gesunde schwer nachvoll-ziehbar ist und beunruhigendwirkt. Etwa einDrittel der Er-krankungenverläuft chro-nisch. DasKrankheitsbildwird in allenLebensab-schnitten vonso genannten Plus- oder Minus-Symptomen bestimmt.Zu den Plus-Symptomen zählenHalluzinationen. Die Betroffenenhören nicht vorhandene Stimmen.Wahnhaft glauben manche sogar,dass ihre Gedanken oder ihrWille von außen fremdbe-stimmt wird. Diese Wahnvor-stellungen können bizarre Formenannehmen, wenn sich die Er-

krankten etwa von Außerirdischenoder als Opfer von Verschwörun-gen verfolgt fühlen. Dieser Wahnkann zur Selbsttötung führen.

Anderen gehen Lebensenergieund Dynamik verloren. Minus-Symptome sind die Verarmungder Sprache, verminderte geistigeAktivitäten, Rückzug ins Privateoder Störungen des Gemüts- undGefühlslebens. Es vollzieht sichmitunter ein völliger „Knick inder Lebenslinie“.

Bei älterenMenschenkommt es äußerst seltenzu Neuerkran-kungen. Siehaben dieSymptome in

der Regel aus früheren Lebens-abschnitten „mitgenommen“. Im höheren Alter treten vermehrtWahnstörungen auf. Ältere Men-schen neigen zu einem landläufigals „Altersstarrsinn“ bezeichnetenVerhalten, fühlen sich ohne tat-sächlichen Grund bedroht oderglauben, das Opfer von Diebstahloder Intrigen zu sein.

Angebote wie Seniorentanz helfen gegen sozialen Rückzug,wenn man denkt: „Alle haben sich gegen mich verschworen.“

Etwa ein Prozent derMenschen erleidet im Laufe des LebensWahnvorstellungen.

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN

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Symptome einer Schizophreniesind heute leichter zu behandelnals in der Vergangenheit. Fast im-mer werden inzwischen deutlichbesser verträgliche Medika-mente parallel zu psychothera-peutischen Maßnahmen einge-setzt. Bei älteren Patientinnen undPatienten wird zudem untersucht,ob zusätzlich körperliche oder Er-krankungen des Gehirns aufgetre-ten sind. Manchmal helfen bereitsBrillen oder Hörgeräte, um Seh-oder Hörstörungen auszugleichen,

Den richtigen Zugang findenMedikamente und Psychotherapie gegen psychotische Störungen

die ebenfalls Ursachen einerWahnerkrankung sein können.

Gegen Halluzinationen und Wahn-vorstellungen werden in der Regelso genannte Neuroleptika einge-setzt. Diese Medikamente linderndie Krankheitssyndrome oderdrängen sie in den Hintergrund.Bisweilen werden den Patientin-nen und Patienten auch Mittel ge-geben, die gegen Depressionenhelfen.

Was kann man tun?

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Ziel der medikamentösen Behand-lung ist es, in der akuten Krank-heitsphase Reizüberflutungenzu dämpfen, Ängste abzubauenund damit den Dialog zwischenden Kranken und ihrer Umgebungwieder zu verbessern. Nach demAbklingen akuter Symptome fälltes dann leichter, mit einer psycho-therapeutischen Behandlung zubeginnen.

Bei wahnhaften Störungenälterer Menschen könnenebenfalls – unter ärztlicher Auf-sicht – Medikamente und einepsychotherapeutische Behand-lung erfolgreich eingesetzt wer-den. Ebenso wichtig ist es jedoch,dass Angehörige oder betreuendePersonen angemessen mit denwahnhaft veränderten Menschenumgehen.

Die Patientinnen und Patientensollten trotz ihrer anderen Sicht-weise ernst genommen undnicht um jeden Preis vom Gegen-teil ihres Wahns überzeugt wer-den. Ihre Angst und ihr Misstrauenlassen sich durch eine offene, klare, distanzierte und einfühlsameKommunikation verringern. Dasheißt, den Erkrankten weder kri-

tisch oder feindselig noch über-mäßig beschützend oder ein-engend zu begegnen.

Zusätzlich sollten zusammen mitder Patientin oder dem Patientenkonkrete, auf den Alltag bezogeneZiele vereinbart werden, die ihroder ihm helfen, aus eigenen nochvorhandenen Kräften und Fähig-keiten zu schöpfen. Die Hilfe einerFachärztin oder eines Facharztesin Anspruch zu nehmen, sollte vonAngehörigen oder Betreuerinnenund Betreuern zwar in jedem Fallangestrebt, aber keinesfalls er-zwungen werden.

Symptome einerSchizophrenie sindheute leichter zu behandeln als in der Vergangenheit.

Auch ein Entspannungsverfahren wie die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“kann nach einer akuten psychotischen Störung den Umgang mit Gefühlen erleichtern.

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN

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Gut zu wissen

Was ist bei Schizophreniezu berücksichtigen?Es gibt nicht die eine schizo-phrene Psychose, sondern einganzes Spektrum solcher Erkran-kungen. Jede hat ihre Besonder-heiten. Das macht den Umgangmit Erkrankten mitunter schwierigund erfordert viel Geduld sowieEinfühlungsvermögen.

Wie häufig sind solchePsychosen?Etwa ein Prozent der Menschenerleidet im Verlauf des Lebens ei-ne schizophrene Psychose. EinUnterschied zwischen Frauen undMännern besteht dabei nicht.Meistens beginnt die Krankheitzwischen dem 20. und 30. Le-bensjahr. Im Alter entsteht sie

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? dagegen selten. Dafür kommt esim Alter eher zu isolierten Wahn-vorstellungen ohne sonstigeSymptome einer Schizophrenie.

Was ist eine Wahnvor-stellung?Wahn ist eine von den Betroffenenentwickelte feste Überzeugung,die keiner Beweise bedarf und diedurch Argumente nicht zu er-schüttern ist. Sie bauen sich eineWirklichkeit auf, die mit der Rea-lität und der Sichtweise der Mit-menschen nichts mehr zu tun hat,und isolieren sich darin. Häufigsind Verfolgungswahn, eingebilde-te Krankheiten (Hypochondrie), Eifersucht oder übersteigerteAngst vor Verbrechen.

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Typische Zitate:

„Die Nachbarschaft hat sich gegen mich verschworen.“

„Mein Sohn bestiehlt mich.“

„Jemand vergiftet mein Essen.“

„Die Krankenschwestern gehören zu einer geheimen Organisation.“

„Ich werde verarmen und muss verhungern.“

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Wie sind die Heilungs-chancen bei Schizophrenien?Sie sind besser als früher ange-nommen. Etwa ein Drittel der Pa-tientinnen und Patienten, die ein-mal im Leben eine solche Erkran-kung erlebt haben, kann geheiltwerden. Ein weiteres Drittel erlebtimmer wieder behandlungsfähigeSchübe. Bei den Übrigen wird dieSchizophrenie chronisch und führtzu erheblichen Einschränkungendes Lebens.

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Der Therapieplan bietet Orientierung.

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN

Wie reagieren Angehörigedarauf?Wenn eine Wahnkrankheit nichterkannt ist, löst sie bei Mitmen-schen und Angehörigen oft Unver-ständnis oder Verärgerung aus.Sie fühlen sich beleidigt, falsch be-schuldigt oder durch Undank ent-täuscht und meinen, ihr Gegen-über „spinnt“. Das führt häufigzum Rückzug und damit zu nochstärkerer Isolation der Erkrankten,die sich zudem in ihrem Wahn oftauch noch bestätigt sehen.

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die Erkrankung vor allem eines ist: eine oftheilbare Krankheit.

Psychosen aus dem schizophrenenFormenkreisEin Ratgeber für Patienten und Angehöri-ge. Josef Bäuml. Springer. 1994. 13,95 Euro. Im Buchhandel erhältlich.Der Ratgeber gibt auf die wichtigsten Fra-gen zu psychotischen Erkrankungen undden erforderlichen Behandlungsmaßnah-men anschauliche und gut verständlicheAntworten. Da das Verständnis gerade fürdie medikamentöse Behandlung häufiggroße Schwierigkeiten bereitet, wird be-sonderer Wert darauf gelegt, die Notwen-digkeit dieser Behandlung zu begründen.

Telefon + Kontakt

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Westfälisches Zentrum PaderbornPsychiatrie – PsychotherapieAkademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster, Kooperationspartnerder Universität BielefeldDr. Bernhard Sibum Chefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie/SoziotherapieAgathastr. 133098 PaderbornTel.: 05251 295-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-paderborn.de

Internet

www.kompetenznetz-schizophrenie.deInfos von Fachleuten aus Forschungs- undVersorgungseinrichtungen auch für Betrof-fene und Laien zu Themen wie: Fragenund Antworten, Erfahrungsberichte, Thera-pien, Literatur, Verbände, Therapeutenoder Versorgungseinrichtungen.

www.psychosoziale-gesundheit.netPfad: -> Psychiatrie heute -> P-R -> Akute psychotische Störung oder-> Seelisch Kranke -> S -> Schizophrenie:Gemütsverflachung, Schwunglosigkeit,Willensschwäche und SprachverarmungDefinitionen seelischer Störungen vonAngst bis Zwang alphabetisch sortiert,auch zur psychotischen Störung.

www.psychiatrie.deVerständliche Infos verschiedener Verbän-de und Organisationen über das ThemaPsychiatrie. Das Angebot richtet sich anPsychiatrieerfahrene, Angehörige und Pro-fis. Darunter das Thema „Psychotherapieals Kern der Schizophrenietherapie“ undErfahrungsberichte von Betroffenen.

Bücher

Schizophrenie Ursachen, Verlauf, Thera-pie, Hilfen für Betroffene.Silvano Arieti. Piper. 2001. 9,90 Euro. Im Buchhandelerhältlich.Der Autor zeigt in seinemumfassenden Überblick

über Entstehung, Verlauf und Behand-lungsmöglichkeiten, dass es Wege im Um-gang mit der Schizophrenie gibt und dass

Wer mehr wissen will

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Weitere gerontopsychiatrische Kontaktadressen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) stehen auf den Seiten 108 bis 110.

PSYCHOTISCHE STÖRUNGENRatschläge

„Wahnphänomene sind fal-sche Überzeugungen, die ge-wöhnlich mit einer Fehldeu-tung von Wahrnehmungenoder Erfahrungen einherge-hen. So glaubt jemand zumBeispiel beim Verfolgungs-wahn, er werde gequält, ver-folgt, betrogen oder der Lä-cherlichkeit preisgegeben. Im Fall des Beziehungswahnsglauben die Betroffenen, be-stimmte Gesten, Kommentare,Ausschnitte aus Büchern, Zeitungen, Liedtexten oderandere Hinweise aus der Um-gebung seien speziell auf siegemünzt. Beim Verarmungs-wahn haben die betroffenenMenschen unbegründeteAngst, ihr Lebensunterhalt sei bedroht. Ihre Handlungenwirken oft bizarr, so tragensie ständig große Mengen vonLebensmitteln mit sich, ausAngst, vergiftet zu werden,oder sie sprechen laut mitnicht anwesenden Personen.

Dr. Bernhard Sibum, Chefarzt der Abtei-lung Gerontopsychiatrie/Soziotherapieam Westfälischen Zentrum Paderborndes Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Kontakt siehe links auf Seite 88)

Beziehungen zu führen istnicht leicht. Am schwierigstenaber sind Beziehungen zuMenschen, die sich nichtmehr an die Verhaltensregelnder Erwachsenenwelt haltenkönnen, die von Normen ab-weichen und die den Aus-druck ihrer Freuden, Ängste,Phantasien, Bösartigkeitenund Gelüste – die wir alle haben – nicht mehr kontrol-lieren können.“

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Körper und Seele sind eine Ein-heit. Das zeigt sich leider auch invielen Krankheiten, die zunächstmit körperlichen Symptomen be-ginnen. Sie können aber auchernste Anzeichen für psychi-sche oder geistige Ursachen sein.

Faktoren wie Stress, Angst, unter-drückte Gefühle, Einsamkeit odernicht verarbeitete Trauer stehenhäufig in direktem Zusammenhangmit Erkrankungen des Körpers.

Deshalb ist es wichtig, durch Vor-beugung frühzeitig das „Tandem“Körper und Seele bis ins Altergleichermaßen vital und gesundzu halten.

Regelmäßige körperliche Akti-vitäten an frischer Luft wir-ken sich positiv auf den ganzenMenschen aus. Spaziergänge imGrünen, Fahrradfahren, Schwim-men oder Gartenarbeit haltenMuskulatur und Kreislauf ebenso

Das Tandem Körper und SeeleSeelische Erkrankungen im Alter: Vorbeugung und Früherkennung

Die Gesundheit im Alter wird vom Gesundheitsverhalten während des gesamtenLebens beeinflusst. Deshalb ist es von Vorteil, seinen Lebensstil schon frühzeitig aufFitness und Gesundheit einzustellen.

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fit wie Wechselduschen, Kneipp-sche Güsse oder Saunagänge.

Wer zum Beispiel auf einem Beinstehend die Schnürsenkel an denSchuhen zubindet, trainiert bis insAlter seinen Gleichgewichtssinn.Zusätzliche Gymnastik ist ebenfallsgut für die Koordination der Bewe-gungen sowie für die Nerven. Aberauch das Gehirn wird insgesamtbesser versorgt. Sonnen- und Ta-geslicht wirken sich positiv aufdie Grundstimmung aus.

Die Ernährung sollte gesund, ab-wechslungsreich und ausgeglichensein. Entsprechende Ernährungs-ratgeber gibt es zahlreich. Ge-nussmittel wie Alkohol und Koffein

sind nicht tabu, sollten aber mitVorsicht in Maßen genossen wer-den, weil sie schnell zu Giften fürden Organismus werden. Ratsamist, auf das Rauchen zu verzichten.

Im Zeitalter des wachsenden Kör-perbewusstseins werden Seeleund Denken allzu oft vernachläs-sigt. Die geistigen Leistungen aktivzu halten ist ebenso wichtig wiedie des Körpers. Es gibt zahlrei-che Quiz- und Gedächtnisspieleoder Kreuzworträtsel, die sichbestens als Heimtraining fürdas Denken eignen.

Für die Seele dagegen ist es hilf-reich, sie nicht mit unnötigem„Ballast“ zu erdrücken. Offene Ge-spräche über Sorgen und Proble-me in der Familie, mit Freundinnenund Freunden, Bekannten oderKolleginnen und Kollegen helfen,den Druck seelischer Belastungenzu Hause oder am Arbeitsplatz zuvermindern. In jedem Fall istes falsch, Probleme, Grolloder Enttäuschungen „insich hineinzufressen“. Auchernsthafte Beziehungsproblemedürfen kein Tabu sein und müssenauf den Tisch, um der Seele Luftzu verschaffen.

VORBEUGEN

Es ist wichtig,durch Vorbeugungfrühzeitig das„Tandem“ Körperund Seele bis insAlter gleicherma-ßen vital und ge-sund zu halten.

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ärztliche Untersuchungen helfendabei, Fehlfunktionen des Körpersals Ursache für ein Krankheits-symptom zu finden oder auszu-schließen. Mithilfe von Computer-oder Kernspin-Tomographen kön-nen Fachärztinnen und Fachärztedas Gehirn näher unter die Lupenehmen, Tumore oder andere Ver-änderungen entdecken.

Wenn der Verdacht einer begin-nenden Demenz oder Alzheimer-Krankheit besteht, sollte man sichan eine der Gedächtnissprech-stunden oder Memory-Klini-ken, zum Beispiel in einer der Kliniken des Landschaftsverban-des Westfalen Lippe (LWL), wen-den (Adressverzeichnis Seite 108 bis 110). Neben ausführlichenkörperlichen werden spezielleneurologische, psychiatrische undtestpsychologische Untersuchun-gen ebenso angeboten wie um-fassende Aufklärungs- und Bera-tungsgespräche. Sollte die Dia-gnose Demenz eindeutig sein,wird dort zusammen mit der oderdem Erkrankten und den Ange-hörigen ein individueller Plan er-arbeitet, um damit das Leben zuerleichtern.

Trennung und Tod gehören zuden schwersten psychischen Er-lebnissen, vor allem mit zuneh-mendem Alter. Es ist wichtig, dendamit verbundenen Schmerz nichtzu verdrängen, sondern als etwasNormales zu akzeptieren, zu ver-arbeiten und darüber zu reden.„Für was ich Worte habe, darüberbin ich schon hinweg“, sagte Hip-pokrates.

Nicht jede schlechte Laune deu-tet gleich auf eine Depression hin,nicht jede Vergesslichkeit istschon ein Anzeichen für eine be-ginnende Demenz. Dennoch ist esratsam, neben körperlichen auchgeistige und seelische Verände-rungen im Auge zu behalten undfrühzeitig mit der Hausärz-tin oder dem Hausarzt darü-ber zu sprechen. Je früher Erkran-kungen von Seele oder Geist erkannt werden, um so erfolgver-sprechender verlaufen die Be-handlungen.

Früherkennung ist nicht nur beikörperlichen Erkrankungen vongroßer Bedeutung. Mit psycholo-gischen Tests etwa lassen sichgeistige und seelische Prozessegenauer messen. Eingehende

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Wer mehr wissen will

Internet

www.kopfsache-interaktiv.de10-Minuten-Test und Tipps zur Hirnfitness,wissenschaftlich erarbeitet von der FirmaDr. Willmar Schwabe. Das Programm„Kopfsache-interaktiv“ ist im Internet auchkostenlos auf CD-ROM zu bestellen.

www.kompetenznetz-depression.deSelbsttest und zahlreiche Infos zum Thema„Depression“ des Kompetenznetzes De-pression, eines der Kompetenznetze in derMedizin, die das Bundesministerium für Bil-dung und Forschung fördert.

www.gedaechtnisonline.deIn einem Internet-Check der UniversitätDuisburg können Interessierte prüfen, wiefit ihr Gedächtnis ist. Mithilfe von „Memory-Karten“ oder Zahlen- und Gesichterreihenwerden Erinnerungsvermögen und Kon-zentrationsfähigkeit getestet. Die Seite in-formiert auch darüber, wie das Gedächtnisfunktioniert, und gibt Erinnerungstipps fürden Alltag.

www.richtigfit-ab50.deGut verständliche, anregende, vielfältige Infos des Deutschen Sportbundes speziellfür Menschen ab 50, u. a. mit Gehirntrai-ning, Trainingsplänen fürs Laufen, Radfah-ren oder Schwimmen, Ernährungstipps.

www.depressionsbarometer.de3-Minuten-Depressionstest des Manage-ment Zentrums Witten der Universität Wit-ten/Herdecke mit dem Ziel, die Gemütsla-ge der deutschen Bevölkerung abzubilden.

Buch

Denksport für ÄltereGeistig fit bleiben. Karl Josef Klauer. Huber. 2002. 19,95 Euro.Im Buchhandel erhältlich.Das im Buch beschriebene Training wendetsich an Seniorinnen und Senioren, die etwastun wollen, um dem allmählichen Abbau geistiger Kompetenz entgegenzuwirken. Mit-hilfe der 121 Übungen kann man das Kurz-zeit- und Langzeitgedächtnis verbessern.

VORBEUGEN

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Das Beispiel im Westfälischen Zentrum Paderborn

STATIONSALLTAGIN DER PFLEGE

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Neben der medizinischen und the-rapeutischen Betreuung wird inden Behandlungszentren des LWLgroßer Wert aufdie geronto-psychiatri-sche Pflegeälterer Menschenmit seelischenErkrankungengelegt. Anonymeund unpersönli-che Krankenhäu-ser gibt es in denstationären An-geboten ebenso wenig wie denveralteten Grundsatz: „Hauptsa-che satt und sauber.“

Im Mittelpunkt moderner geronto-psychiatrischer Pflege stehen dieindividuellen Bedürfnisseder Patientinnen und Pa-tienten, selbstverständlich ihreErkrankung, aber vor allem auchihre Interessen, Gewohnheitenoder Hobbys. Im WestfälischenZentrum Paderborn des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe

(LWL) verbringen Patientinnen undPatienten ihren stationären Aufent-halt nach der Devise: „Mein The-

rapieplan! Meine Krankenschwes-ter! Meine Pflege!“

Der Alltag auf der offenen ge-rontopsychiatrischen Stationin Paderborn ist nicht monoton,sondern abwechslungs- und er-lebnisreich. In den Zimmern haltensich die Patientinnen und Patien-ten nur zum Schlafen auf.

Knapp 30 speziell weitergebildetePflegekräfte sowie weitere externeTherapeutinnen und Therapeuten

Satt und sauber – das reicht nicht!Moderne gerontopsychiatrische Pflege muss weit mehr anbieten

Alle Patientinnen und Patien-ten bekommen in einempersönlichen Gespräch einenindividuellen Therapieplan, in dem zugleich der Wochen-ablauf festgelegt wird.

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stehen für die umfangreichen Tagesprogramme zur Verfügung.Hinzu kommen regelmäßige Ein-zel- und Gruppenvisiten von Medi-zinerinnen und Psychologen.

Alle 18 Patientinnen und Patientenbekommen in einem persönlichenGespräch einen individuellenTherapieplan, in dem zugleichder Wochenablauf festgelegt wird.Jeden Donnerstag kommt der The-rapieplan jeder Patientin oder jedesPatienten erneut auf den Prüfstand.Außerdem können sich die Kran-ken mit Wünschen und Fragen aneine ihnen genannte Bezugspfle-gekraft wenden, die sie währenddes gesamten Aufenthalts beglei-tet und berät. Dadurch entstehenSicherheit und Geborgenheit.

Das Beispiel im Westfälischen Zentrum Paderborn

Konkrete Angaben wie Zeit, Datum, Ortund Namen bieten Erinnerungshilfen.

Pflegerischer Stationsalltagder offenen gerontopsychia-trischen Station im West-fälischen Zentrum Paderborndes LWL*

07:00 – 08:00 Uhr:Wecken und Hygienetraining

08:00 – 08:15 Uhr:Die Patientinnen und Patiententreffen sich mit einer Pflegekraftzur Morgenrunde, besprechenden Tag oder erfahren die neues-ten Nachrichten aus der Zeitung.

08:15 – 09:00 Uhr:Das Frühstück wird von den Pa-tientinnen und Patienten zusam-men mit den Pflegekräften vorbe-reitet, serviert und gemeinsam ein-genommen.

09:00 – 12:00 Uhr:Die Vormittage bieten von Montagbis Sonntag Raum für vielfältigeAngebote – wie etwa: Depres-sionsbewältigung, Bewegungsthe-rapie, Biografiegruppe, Senioren-tanz, Krankheits- und Medikamen-tenlehre, Genusstraining, Markt-besuche, Soziotherapie, Rücken-schule, Ergotherapie.

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STATIONSALLTAG IN DER PFLEGE

14:30 – 15:00 Uhr:Gemeinsam gestaltete Kaffeepause

15:00 – 16:30 Uhr:Teil zwei des täglichen Gruppen-und Therapieangebots – wie etwa:Krankengymnastik, Bewegungs-therapie, Backgruppe, Sinnes-gruppe, Humorgruppe, regelmäßi-ge Besuche von Museen oder einer Bibliothek oder

16:00 – 18:00 Uhr:Individuelle Freizeit, Besuche

18:00 – 18:45 Uhr:Gemeinsam gestaltetes Abend-essen

18:45 – 21:00 Uhr:Abendspaziergang oder z. B. Be-such eines Seelsorgers

21:00 Uhr:Bei einer gemeinsamen Teestundeklingt der Tag aus.

Auf anderen Stationen besteht zu-dem die Möglichkeit der Teilnahmean der Musiktherapie sowie amSnoezelen (gesprochen: Snuseln).

Parallel dazu finden einmal wöchentlich zwischen 10:30 und12:00 Uhr die Einzelvisite (diens-tags) und zwischen 10:30 und12:30 Uhr die Gruppenvisite (frei-tags) statt.

Samstags und sonntags bestehtzudem Gelegenheit zu individuellerFreizeitgestaltung, zu BesuchenAngehöriger oder zur Teilnahmean einem Gottesdienst.

12:00 – 12:30 Uhr:Das Mittagessen und der Küchen-dienst werden ebenfalls wiedervon Patientinnen und Patientensowie Pflegekräften gemeinsamgestaltet.

12:30 – 13:45 Uhr:Zeit für die Mittagsruhe

12:45 – 13:45 Uhr:Jeden Mittwoch: Schwimmen imRahmen der Bewegungstherapie

13:45 – 14:30 Uhr:Ergo- oder Bewegungstherapie,aber auch Gelegenheit zu indivi-dueller Freizeitgestaltung

* Die kursiv gestellten und rot markierten Angebote sind auf den Seiten 98 und 99 erläutert.

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BiografiegruppeDie Biografiegruppe geht ein aufdie persönlichen Erinnerungen derPatientinnen und Patienten, die ihrLeben bestimmt haben. Das kön-nen Kriegserlebnisse ebenso seinwie Sportereignisse, Unglückeoder bestimmte Bräuche. Alle Teil-nehmenden können ihre persön-lichen Erfahrungen und Teile ihrerLebensgeschichte mitteilen. DasSprechen über sich selbst ist einEntlastungsgespräch, bei demsich die Betroffenen Dinge be-wusst machen, die zur Entwick-lung ihrer Persönlichkeit beigetra-gen haben.

SeniorentanzEs werden Standardtänze ebensoangeboten wie gymnastische Sitz-tänze. Das Tanzen steigert daskörperliche und seelische Wohl-befinden, es regt die Konzentra-tion und die Merkfähigkeit an undwirkt sich positiv auf das körperli-che und seelische Wohlbefindenaus.

Krankheits- und Medika-mentenlehreTherapeutinnen und Therapeutenerklären den Patientinnen und Pa-tienten die Krankheitsbilder und

Was bedeutet ...

die Wirkungen von Medikamen-ten in allgemein verständlichenWorten. Dieses Angebot dient derAufklärung über psychiatrische Er-krankungen und hilft den Krankenzu wissen, was mit ihnen los ist.

GenusstrainingDie „kleine Schule des Genießens“übt das bewusste Wahrnehmenund Genießen über die Sinne. Eswerden Duftöle gerochen oderStoffe ertastet, um Erinnerungenwachzurufen. Der Duft von Oran-gen lässt zum Beispiel an Weih-nachten denken, ein Seidenschalauf der Haut weckt vielleicht ver-gessene positive Gefühle. Höhe-punkte des Genusstrainings sindBesuche in einem chinesischenRestaurant.

Die Berührung mit Wasser spricht die Sinne an und weckt vielfältige Assoziationen.

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Snoezelen (Snuseln)In einem angenehm gestaltetenRaum wird Wohlbefinden durchunterschiedliche Reize ausgelöst.Das Snoezelen spricht die Sinnean und entspannt. Hier gibt es:Wassersäulen für die optischeWahrnehmung, Aromazerstäuberfür die Geruchswahrnehmung, einWasserbett für den Bewegungs-sinn, eine farbig beleuchtete Spie-gelkugel für die Wahrnehmungvon Farben und Bewegung, Igel-bälle und Federn für die körperli-che Wahrnehmung.

SinnesgruppeAutogenes Training schickt diePatientinnen und Patienten aufTraumreisen. Begleitete Phanta-sien, Musik und Düfte entspan-nen, führen zu einer besserenKörperwahrnehmung und fördernden Umgang mit Gefühlen.

HumorgruppeLachen ist gesund, hebt die Stim-mung und weckt Optimismus. Patientinnen und Patienten, dieschon auf dem Weg der Besse-rung sind, erzählen sich Witze,Anekdoten oder heitere Geschich-ten. Gemeinsam sehen sie sichVideos von Heinz Erhardt oder Jürgen von Manger an. Hier stehtder Spaß im Mittelpunkt.

MusiktherapieDas Singen von Volksliedern kannErinnerungen wecken und dasLangzeitgedächtnis stärken. Damitträgt die Musiktherapie gleichzei-tig zur Erinnerungs- und Biografie-arbeit bei. Altbekanntes sprichtdie Seele an und kann die Patien-tin oder den Patienten kurzzeitigoder dauerhaft positiv verändern.

Beim Tanztee kommen Erinnerungenhoch.

STATIONSALLTAG IN DER PFLEGE

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Wer mehr wissen will

Telefon + Kontakt

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Westfälisches Zentrum PaderbornPsychiatrie – PsychotherapieAkdademisches Lehrkrankenhaus der Universität MünsterKooperationspartner der Universität BielefeldWalburga Körting stv. PflegedirektorinAgathastr. 133098 PaderbornTel.: 05251 295-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-paderborn.de

Wer Zeit hat, hilft mit bei den Vorbereitungen für die gemeinsamen Mahlzeiten im Tagesraum. Hier bilden sich trotz vorheriger Scheu Freundschaften, da man erkennt,dass auch andere Beeinträchtigungen haben.

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Weil die Patientinnen und Patienten durch den Verlustihrer Kurzzeit-Erinnerung inihre frühe Vergangenheit zu-rückkehren, können geradeDüfte, die sie von früher ken-nen, sie besonders friedlichund gut gelaunt stimmen. Sohat der Geruch von Bohnen-kaffee in der Kriegs- undNachkriegsgeneration eineganz besondere Bedeutung.“

Ratschläge

Weitere gerontopsychiatrische Kontaktadressen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe(LWL) stehen auf den Seiten 108 bis 110.

Walburga Körting, stv. Pflegedirektorinam Westfälischen Zentrum Paderborndes Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Kontakt siehe links auf Seite 100)

STATIONSALLTAG IN DER PFLEGE

„Pflegende Angehörige mitihren extremen körperlichenund seelischen Belastungenbrauchen fast immer genausodringend Hilfe wie die Kran-ken selbst. Doch immer nochnehmen viele Angehörige keine Unterstützung in An-spruch, sei es aus Scham, seies aus Unkenntnis über Hilfs-angebote. Viele Pflegendemüssen erst regelrecht trai-nieren, ,ihren‘ Kranken aucheinmal loszulassen, ihn zeit-weise anderen anzuvertrau-en. Selbsthilfegruppen helfenFamilien, sich vom übermäch-tigen Druck der Dauer-Be-sorgnis zu lösen und Entlas-tung etwa durch einen Pflege-dienst oder engagierte Frei-willige zu finden.

Die Kranken reagieren sehrpositiv auf jede Form emotio-naler Zuwendung. Schon dasschlichte Streicheln der Handoder ein freundlicher oder lie-bevoller Tonfall können enormberuhigend wirken. Wie beiKindern lassen sich demenz-kranke Menschen durch Ge-fühlsregungen anderer leichtanstecken.

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Die Diagnose einer geistig-seeli-schen Erkrankung – vor allem einerAlzheimer-Demenz – verändertdas Leben der Betroffenenschlagartig, nicht nur das dererkrankten älteren Menschen,sondern auch das der Angehöri-gen oder nahe stehenden Ver-wandten.

In vielen Fällenbeginnt dannnicht nur dieSuche nach einer fachge-rechten medi-zinischen Be-handlung. Oftist damit auchunmittelbar die Frage verknüpft,welche Form der Pflege kurz-,mittel- und langfristig die beste fürdie Patientin oder den Patientenist.

Zum Altern in Würde gehörtein möglichst langes selbstbe-stimmtes Leben in den eigenenvier Wänden oder im Kreis der

Familie. Wird ein Familienmitgliedim Alter krank oder pflegebedürf-tig, kommen auf die Angehörigenmitunter große zusätzliche undbislang ungewohnte Belastungenund Herausforderungen zu. Ge-rade die Pflege von Demenz-Er-krankten fordert ihnen eine Menge

Kraft und Geduldab. Dennoch leben in Deutsch-land die meistenDemenz-Krankenin ihren eigenenvier Wänden oderFamilien. Insbe-sondere weibli-che Angehörigeübernehmen

häusliche Pflegeaufgaben bis hinzu Risiken für die eigene Gesund-heit. Sie bedürfen daher – wie allepflegenden Angehörigen – drin-gend der Entlastung, Unterstüt-zung und Beratung durch profes-sionelle und andere Hilfen.

Für den Fall, dass die Pflege de-menzkranker oder gerontopsychi-

Welche Form der Pflege ist die beste?

Das oberste Ziel: Altern in WürdeProfessionelle Angebote für die Pflege zu Hause oder stationär

Gerade die PflegedemenzkrankerMenschen fordertAngehörigen eineMenge Kraft undGeduld ab.

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atrisch veränderter Menschen zuHause übernommen werdenkann, gibt es zahlreiche Hilfsange-bote, die diese Aufgabe erleich-tern. Einerseits bieten Beratungs-stellen und Angehörigengruppendie Möglichkeit der Informationund des Austauschs mit anderenBetroffenen. Aber auch für den

Pflegealltag gibt es konkrete undprofessionelle Unterstüt-zung, die den Angehörigen Er-leichterungen bieten und Möglich-keiten geben, eine Pause einzule-gen und neue Kräfte zu sammeln.

Der Landschaftsverband Westfa-len-Lippe (LWL) bietet zum Bei-

PFLEGE

Wenn die eigene Selbstständigkeit deutlich nachlässt und jemand von der Hilfe andererabhängig ist, bieten zahlreiche Pflegeangebote Unterstützung.

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spiel im Rahmen seines Psychia-trieVerbundes unterschiedliche,zumeist wohnortnahe gerontopsy-chiatrische Pflegeangebote:

Das eigene Zuhause ist der Aus-gangspunkt für die ambulantepsychiatrische Pflege. Derpflegebedürftige Mensch ist in die-sem Fall nicht auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung angewiesen.Die Pflegeteams des LWL leistenzu Hause – neben der medizini-schen Versorgung – Hilfe bei den

alltäglichen Dingen des Lebens.Auch die Beratung der Familien-angehörigen gehört zum Leis-tungsspektrum.

Das Gleiche gilt für die Tages-pflege, die speziell für ältereMenschen mit geistig-seelischenErkrankungen bereits in Güterslohund Warstein angeboten wird undweiter ausgebaut werden soll. Mitder Tagespflege des LWL wirdden Betroffenen ermöglicht, vonMontag bis Freitag tagsüber quali-

Welche Form der Pflege ist die beste?

Wie viel Pflege ist notwendig? Der Pflegedienst berät Patientinnen und Patienten – wie hier in der Westfälischen Klinik Münster.

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fizierte Pflege in Anspruch neh-men zu können, am Abend undan Wochenenden jedoch wiederin ihr gewohntes Zuhause zurück-zukehren.

Die Kurzzeitpflege ist vor allemdann ein hilfreiches Angebot,wenn pflegende Angehörige selbstkrank werden, einen Urlaub pla-nen oder sich für ein Wochenendeeine Auszeit nehmen wollen. Füreinige Wochen besteht die Mög-lichkeit, ein pflege- und betreu-ungsbedürftiges Familienmitgliedeiner Einrichtung des LWL rundum die Uhr zur Pflege anzuver-trauen.

Es kann dann irgendwann der Falleintreten, dass die Pflege zu Hau-se zu beschwerlich oder unmög-lich wird, weil die Angehörigen dieBelastungen nicht mehr tragenkönnen.

Dann bietet sich als Alternative die stationäre Pflege undBetreuung. In den sieben Pfle-gezentren des LWL-Psychiatrie-Verbundes finden rund 600 pfle-gebedürftige Menschen ein Zu-

hause, die Tag und Nacht Betreu-ung benötigen. Die individuelle Lebenssituation und die Lebens-geschichte des zu betreuendenMenschen stehen in der Pflege imMittelpunkt. Hinzu kommt das ge-rontopsychiatrische Fachwissen in medizinischer Versorgung undpflegerischer Betreuung.

Wohngruppen für Demenz-Kranke sind die neuesten Pro-jekte des LWL. In dieser Alternati-ve zur Heimunterbringung wohnendie pflege- und betreuungsbedürf-tigen Menschen in einer gemein-samen Wohnung zur Miete, in dersie in einer familiären Atmosphäremit bestmöglicher Versorgung le-ben können. Sie werden von am-bulanten Pflegediensten, Angehö-rigen und ehrenamtlichen Kräftenversorgt und betreut.

Weitere Infos und Kontakt:

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Abteilung Krankenhäuser und GesundheitswesenLWL-PsychiatrieVerbundMargarete Weber48133 MünsterTel.: 0251 591-3786E-Mail: [email protected]

PFLEGE

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Es muss offen gesagt werden:Medikamente sind aus dempsychiatrischen Alltag nicht weg-zudenken. Allerdings nie losgelöst,sondern immer in Kombination mitPsychotherapie und begleitendenMaßnahmen, die den Patientin-nen und Patienten eine Teilnahmeam Leben in der Gemeinschaftoder eine Wiedereingliederung indie Gesellschaft ermöglichen sol-len. Zur Verfügung stehen über-wiegend Medikamente einer „neuen Generation“, die geradevon älteren Menschen gutvertragen werden, die häufigmehrere Arzneimittel gegen unter-schiedliche Krankheiten einneh-men müssen.

Unter dem Begriff Psychophar-maka werden solche Medika-mente zusammengefasst, die dieAktivitäten im zentralen Nerven-system beeinflussen oder auf psy-chische Funktionen wirken.

Medikamente und ihre Wirkung

Medikamente sind wichtigNeue Präparate werden sehr viel besser vertragen

Die wichtigsten Psychophar-maka sind:

Antidepressiva gegen Depres-sionen, Angststörungen, Zwangs-störungen, aber auch gegenSchmerz- und Schlafstörungen

Neuroleptika (Antipsychotika)gegen psychotische Störungenwie Schizophrenie, Wahn, aberauch gegen psychotische Unruheoder Schlafstörungen

Anxiolytika, Tranquilizer undSedativa wirken angstlösendund schlaffördernd

Antidementiva zur Linderungund Verzögerung der Demenz-Er-krankung

Inzwischen gängige Antidepres-siva (z. B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – SSRI)sind vor allem für ältere Menschengut verträglich und werden daher

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auch in der Gerontopsychiatrieeingesetzt.

Es gibt deutlich weniger Wechsel-wirkungen mit anderen Medika-menten. Sie sind angstlösend undstimmungsaufhellend, aber auch aktivierend und können nicht ab-hängig machen.

Die Neuroleptika wirken sich be-ruhigend und dämpfend aus. Füreine Behandlung von Psychosensind sie unverzichtbar. Die Gefahreiner Abhängigkeit besteht nicht.

Je nach Wirkstoff und Dosierungdienen Anxiolytika, Tranquili-

zer und Sedativa zur Behand-lung von Angststörungen undSpannungszuständen. Sie solltennur begrenzt eingesetzt werden,da die Gefahr einer Abhängigkeit– insbesondere bei den so ge-nannten Benzodiazepinen undverwandten Stoffen – sowieschleichender Vergiftung durchlangsameren Abbau im Alter be-steht.

Antidementiva können eine De-menz-Erkrankung nicht aufhalten,doch sie lindern deren Symptomeund helfen dabei, den Verfall desGehirns um ein bis zwei Jahre hin-auszuzögern.

MEDIKAMENTE

Wirkt das Medikament richtig? Regelmäßige Kontrolluntersuchungen gehören zumKlinikalltag. Hier wird einer Patientin der Blutdruck gemessen.

Zur Verfügung stehen überwiegend Medikamente einer „neuen Generation“.

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Wer sich über ein gerontopsychia-trisches Angebot in der Nähe in-formieren will, findet hier die An-sprechpersonen in den Westfäli-schen Kliniken und Pflegezentrendes Landschaftsverbandes West-falen-Lippe (LWL).

Behandlungsangebote

Westfälisches Zentrum BochumPsychiatrie – PsychotherapieDr. Stefan SchröderOberarzt der Abteilung GerontopsychiatrieAlexandrinenstr. 1 · 44791 BochumTel.: 0234 5077-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-bochum.de

Westfälische Klinik DortmundPsychiatrie – Psychotherapie – Psychotherapeutische MedizinPetra DlugoschChefärztin der Abteilung GerontopsychiatrieMarsbruchstr. 179 · 44287 DortmundTel.: 0231 4503-01E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-dortmund.de

Gerontopsychiatrische Tagesklinik DortmundPetra DlugoschSchimmelstr. 15 · 44309 DortmundTel.: 0231 399580-0E-Mail: [email protected]

Ab 2007:Gerontopsychiatrische Tagesklinik BergkamenErich-Ollenhauer-Str. · 59192 Bergkamen

Gerontopsychiatrische AmbulanzPetra Dlugosch Marsbruchstr. 179 · 44287 DortmundTel.: 0231 4503-641E-Mail: [email protected]

Westfälische Klinik GüterslohPsychiatrie – Psychotherapie – Neurologie – Innere Medizin – Medizinische RehabilitationSuchtBernd MeißnestChefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieHermann-Simon-Str. 7 · 33334 GüterslohTel.: 05241 502-360E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-guetersloh.de

Gerontopsychiatrische Tagesklinik GüterslohChristel Dietz-GrygierAm Bachschemm 5 · 33330 GüterslohTel.: 05241 9209-0 E-Mail: [email protected]

Gerontopsychiatrische AmbulanzHeinz-Peter KuhlmannAm Bachschemm 5 · 33330 GüterslohTel.: 05241 9209-0E-Mail: [email protected]

Hans-Prinzhorn-KlinikWestfälische Klinik HemerPsychiatrie – Psychotherapie – Psychotherapeutische MedizinVolker WippermannChefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieFrönsberger Str. 71 · 58675 HemerTel.: 02372 861-0E-Mail: [email protected]: www.hans-prinzhorn-klinik.de

Gerontopsychiatrische Tagesklinik IserlohnMichael Pollack-CoerdtHardtstr. 47 · 58644 IserlohnTel.: 02371 9556-0E-Mail: [email protected]

Gerontopsychiatrische InstitutsambulanzDr. Ulrich BodensiekHardtstr. 47 · 58644 IserlohnTel.: 02371 9556-0E-Mail: [email protected](auch neurologische Diagnostik)

Die Westfälischen Kliniken und Pflegezentren

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Westfälisches Zentrum HertenPsychiatrie – PsychotherapieKarsten HahnOberarzt der Abteilung GerontopsychiatrieIm Schloßpark 20 · 45699 HertenTel.: 02366 802-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-herten.de

Gerontopsychiatrische Tagesklinik HertenDr. Stephanie HendannIm Schloßpark 20 · 45699 HertenTel.: 02366 802-0E-Mail: [email protected]

Gerontopsychiatrische AmbulanzKarsten HahnIm Schloßpark 20 · 45699 HertenTel.: 02366 802-0E-Mail: [email protected]

Ab 2006:Allgemeinpsychiatrische Tagesklinik Dorsten(mit acht Plätzen für die Behandlung geronto-psychiatrisch erkrankter Menschen)Clemens-August-Str. · 46282 Dorsten

Westfälische Klinik LengerichPsychiatrie – Psychotherapie – NeurologieDr. Susanne BiermannChefärztin der Abteilung GerontopsychiatrieParkallee 10 · 49525 LengerichTel.: 05481 12-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-lengerich.deDas Angebot der allgemeinpsychiatrischen Tages-klinik Lengerich umfasst auch die Behandlunggerontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

Westfälische Klinik LippstadtPsychiatrie – PsychotherapieDr. Dr. Moritz HeepeChefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieEickelbornstr. 19 · 59556 LippstadtTel.: 02945 981-01E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-lippstadt.deDas Angebot der allgemeinpsychiatrischen Tages-klinik Lippstadt umfasst auch die Behandlung ge-rontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

Westfälische Klinik MarsbergPsychiatrie – Psychotherapie – RehabilitationDr. Markus Müller-KüppersLeitender Oberarzt der Abteilung GerontopsychiatrieWeist 45 · 34431 MarsbergTel.: 02992 601-1000E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-marsberg.deDas Angebot der allgemeinpsychiatrischen Tages-klinik Marsberg umfasst auch die Behandlunggerontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

Westfälische Klinik MünsterPsychiatrie – Psychotherapie – Innere Medizin – RehabilitationDr. Dirk WolterChefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie Friedrich-Wilhelm-Weber-Str. 30 · 48147 MünsterTel.: 0251 591-02E-Mail: [email protected]: www.wkp-muenster.de

Gerontopsychiatrische TagesklinikDr. Dirk WolterFriedrich-Wilhelm-Weber-Str. 3048147 MünsterTel.: 0251 591-5277

InstitutsambulanzSchwerpunkt GerontopsychiatrieDr. Dirk WolterFriedrich-Wilhelm-Weber-Str. 3048147 MünsterTel.: 0251 591-5269

Westfälisches Zentrum PaderbornPsychiatrie – PsychotherapieDr. Bernhard SibumChefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie/Soziotherapie Agathastr. 1 · 33098 PaderbornTel.: 05251 295-0E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-paderborn.de

Gerontopsychiatrische Tagesklinik PaderbornDr. Bernhard SibumMallinckrodtstr. 22 · 33098 PaderbornTel.: 05251 16092-18E-Mail: [email protected]

ADRESSEN

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Gerontopsychiatrische AmbulanzDr. Bernhard SibumMallinckrodtstr. 22 · 33098 PaderbornTel.: 05251 16092-18E-Mail: [email protected]

Westfälische Klinik WarsteinPsychiatrie – Psychotherapie – Psychotherapeutische MedizinDr. Dr. Moritz HeepeChefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieFranz-Hegemann-Str. 23 · 59581 WarsteinTel.: 02902 82-1E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-warstein.de

Pflegeangebote

Westfälisches Pflegezentrum DortmundStationäre PflegeHeinz Camen Fachlicher Leiter des PflegezentrumsMarsbruchstr. 179 · 44287 DortmundTel.: 0231 4503-01E-Mail: [email protected]: www.psychiatrie-dortmund.de

Westfälisches Pflegezentrum GüterslohStationäre Pflege – Kurzzeitpflege – TagespflegeRita ElpersFachliche Leiterin des PflegezentrumsHermann-Simon-Str. 7 · 33334 GüterslohTel.: 05241 502-01E-Mail: [email protected]:www.psychiatrie-guetersloh.de

Westfälisches Pflegezentrum LengerichStationäre Pflege – Ambulante PflegeEva BrinkmannFachliche Leiterin des PflegezentrumsParkallee 10 · 49525 LengerichTel.: 05481 12-0E-Mail: [email protected]: www.psychomed-und-neurologie-lengerich.de

Westfälisches Pflegezentrum LippstadtStationäre Pflege – Kurzzeitpflege – Ambulante PflegeIris AbelFachliche Leiterin des PflegezentrumsIm Hofholz 6 · 59556 LippstadtTel.: 02945 981-4004E-Mail: [email protected]: www.wohnheim-lippstadt.de

Westfälisches Pflegezentrum MarsbergStationäre Pflege – Ambulante PflegeErich PadbergFachlicher Leiter des Pflegezentrums Weist 45 · 34431 MarsbergTel.: 02992 601-01E-Mail: [email protected]: www.pflegezentrum-marsberg.de

Westfälisches Pflegezentrum MünsterHaus der PflegeAndreas LiekenbrockFachlicher Leiter des PflegezentrumsFriedrich-Wilhelm-Weber-Str. 30 · 48147 MünsterTel.: 0251 591-02E-Mail: [email protected]: www.wkp-muenster.de

Westfälisches Pflegezentrum WarsteinLebens- und Wohngemeinschaften LindenstraßeKunigunde HundtFachliche Leiterin des PflegezentrumsLindenstr. 4a · 59581 WarsteinTel.: 02902 82-1E-Mail: [email protected]: www.wohnheim-warstein.de

Die Westfälischen Kliniken und Pflegezentren

ADRESSEN

Weitere Einrichtungen des LWL-PsychiatrieVerbundes sind unterwww.lwl-psychiatrieverbund.dezu finden. Weitere Tageskliniken sindin Planung. Sie sind in der Broschüre„Leistungen der Gerontopsychiatrie“(Arbeitstitel) aufgeführt, die der LWL imFrühsommer 2006 herausgeben wird.

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LWL

Ist der LWL mit von der Partie,gewinnt Westfalen-Lippe.

Für Sie am Ball: Im Team des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigen 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bereiche Soziales, Psychiatrie, Jugend und Kultur täglichvollen Einsatz für mehr Lebensqualität. Mit rund 100 Einrichtungen arbeitet der LWL für dieMenschen und für Westfalen-Lippe.

Für die Menschen.Für Westfalen-Lippe.

Manfred HeggeLWL-EinkaufsabteilungMünster

Peter KaufmannWestfälisches Zentrum für Forensische PsychiatrieLippstadt des LWL

Michaela MaierWestfälische KlinikDortmund des LWL

Uta Wenning-KuschelWestfälisches Freilichtmuseum Hagendes LWL

Irmi HeekeLWL-Integrations-amt Münster

Michael BauneWestfälisches Jugendhilfezentrum Dorsten des LWL

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Der LWL-PsychiatrieVerbund – stark für die seelische Gesundheit

Der LWL-PsychatrieVerbund leistet als Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippeeinen wichtigen Beitrag zur seelischen Gesundheit der Menschen. Mit 103 Einrichtungen ister in Westfalen-Lippe flächendeckend vertreten.

Kontakt:Landschaftsverband Westfalen-LippeAbteilung Krankenhäuser und GesundheitswesenWarendorferstr. 25 – 27 · 48133 MünsterTel.: 0251 591-3835 · Fax: 0251 591-6589E-Mail: [email protected]

Westfälische Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie: Bochum,Dortmund, Gütersloh, Hemer, Herten,Lengerich, Lippstadt, Marsberg, Münster,Paderborn, WarsteinWestfälische Kliniken für Kinder-undJugendpsychiatrie: Hamm, Marl-Sinsen,Marsberg (inkl. je einer Schule für krankeKinder)Westfälische Wohnverbünde: Dortmund,Gütersloh, Hemer, Lengerich, Lippstadt, Marl,Marsberg, Münster, Paderborn, Warstein

Westfälische Pflegezentren: Dortmund,Gütersloh, Lengerich, Lippstadt, Marsberg,Münster, WarsteinWestfälische Institute, MedizinischeRehabilitation für Menschen mit psychischenErkrankungen: Gütersloh, WarsteinKooperationen: Werkstatt für behinderteMenschen gGmbH, Lippstadt · Gemeinde-psychiatrisches Zentrum Lippe gGmbH,Detmold · Zentrale Akademie für Berufe imGesundheitswesen gGmbH, Gütersloh