vortrag mpk 2011_deimann_gronki-jost
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Deimann & Gronki-Jost MPK München | 25. - 26. Juli 2011
Volitionale Rekonstruktion von Lernphasen mit erhöhtem
Selbstregulationsanspruch
Markus Deimann | FernUniversität in HagenEva Gronki-Jost | Universität Mannheim
Deimann & Gronki-Jost MPK München | 25. - 26. Juli 2011
Einführung in das Thema
Selbstregulation als Imperativ der Wissensgesellschaft: Selbstregulationskompetenz ist Voraussetzung allen Lernens
Kritik: SRL-Kompetenzen oft nicht ausreichend vorhanden (Wolters, 2003)
Aber: Wieviel SRL ist überhaupt notwendig und zielführend? Vor dem Hintergrund von:
modularisierten Studiengängen verkürzter Schulzeit
weniger Flexibilität?
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Theoretischer Rahmen: Volition als Stellhebel für SRL
„Es kommt auf die Passung zwischen der vorherrschenden Stimmung, den situativen Anforderungen und der induzierten bzw. dispositionell präferierten Form der Selbststeuerung an (d.h. Selbstkontrolle oder Selbstregulation).“ (Kuhl, 2010)
Selbstregulation (nicht schuladäquat) passt zu positiver →Stimmung, Situationen mit Wahlfreiheit
Selbstkontrolle (schuladäquat) passt zu:→
negativer Stimmung kontrollierenden Instruktionen
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Der Wille als Steuermann
SRL ist ein komplexer, anspruchsvoller Prozess der Regulation verschiedener binnenpsychologischer Mechanismen
Idealerweise werden Ziele gesetzt, Aufgaben analysiert, Lernprozesse reflektiert und optimiert
SRL ist störungsanfällig, Hasselhorn (1996): Defizite bei der Anwendung von Strategien
Abnehmende Motivation beim SRL kann durch Volition kompensiert werden
Modell: Wille als Steuermann
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Probleme der Erfassung von SRL
SRL ist situationsabhängig und ”braucht” auslösende Bedingungen, wie z.B.:
Motivationale Interferenzen (Fries, 2006) Resisting to temptation (Patterson & Mischel,
1976) Multimediales Lernen (Deimann & Keller, 2006)
Strategiereife erforderlich (Hasselhorn, 1996) Beschränkungen durch Selbstbeobachtung (z.B.
Artelt, 2000) und geringer Grad an Spezifität
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Forschungsansatz
Erfassen von SRL in komplexen Situationen Schulkontext: Gleichwertige Leistungsfeststellung
(GFS) Hochschulkontext: Fernstudium
Induzieren von volitionsauslösenden Situationen: Unterscheidung zwischen Lieblings- und
”Hass”fach als Paradebeispiele für Situationen mit divergierender Motivation
Hineinversetzen in motivationale Konflikte
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SRL im Schulkontext
Untersuchung von SRL-Komponenten in Situationen mit erhöhtem SRL-Anspruch
”Gleichwertige Leistungsfeststellung” Wie ist der Zusammenhang zwischen SRL,
Selbstwirksamkeit, SSI-K und Willenstest? Wie ausgeprägt ist die Fähigkeit, sich in Lieblings-
und ”Hass-”fächern zu motivieren? Wie hoch ist die erlebte aktuelle Anstrengung
(Fragebogenbearbeitung)?
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Ergebnisse
SSI (REG) VSW KonK Meta-K VolKom DERS
Einsatz beliebtestes Fach
.16* .15* -.01 .08 .17** .07
Einsatz unbeliebtestes Fach
.15* .14* .10 .09 .11 .16
Schul. Belastung -.26** -.03 .22** .02 .08 -.21**
Motivierungsfähigkeit unbeliebtestes Fach
.21** .22** .06 .19** .15* .18*
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Erlebte Anstrengung als volitional herausfordernde Situation?
Höhere Ablenkung, geringere Persistenz, weniger Spaßempfinden, schlechtere Stimmung, höhere Schwierigkeit (Aufgaben zu beantworten) hängt mit hohem Anstrengungserleben während der Befragung zusammen (-.14 bis -.39)
Gründe: Reliabilität; motivationale und emotionale ”Kosten”
Prozessorientiertes Maß für motivationale und volitionale Steuerungslage ermöglicht Feinabstimmung von Interventionen in Lernsituationen
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GFS – Situation mit erhöhtem SRL- Anspruch
Ausgeprägter Zusammenhang von Leistungs-einschätzungen und SSI (REG) mit .29**
Ausgeprägter Zusammenhang von Leistungs-einschätzungen und Zielerreichungsquotient mit .25**
Passend zu Anforderungen an Schüler/innen und Lehrkräfte im Rahmen der GFS
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Schlussfolgerungen
Im beliebten Fach herrscht eher eine motivationale Steuerungslage vor, geringer SRL Anspruch, eher SKL-Anspruch
Im unbeliebten Fach ist die volitionale Steuerungslage ausgeprägter, d.h. SRL und SKL höher
Bei Motivierungsfähigkeit spielt eher die SRL-Komponenten eine Rolle als die SKL-Komponenten
Hohe Einschätzung des SRL-Potentials steht in Zusammenhang mit hoher Motivierungsfähigkeit
Regressionsanlyse: Einfluss von SSI und Meta auf Motivierungsfähigkeit: ß .29 und .24
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Wie strategisch gehen Fernstudierende vor?
Studie im WS 2010/2011 bei 301 BA-Studierenden der FernUniversität in Hagen, davon 128 komplette Datensätze
105 TN weiblich, Ø Alter: 38 Jahre, 95 TN Teilzeitstudium
Einsatz LIST, Willenstest und Items aus der PISA-Studie
Fünf selbstreflexive Fragen zur Durchführung einer Hausarbeit und zu typischen Lernsituationen
”Bitte versuchen Sie sich nun in den folgenden Verlauf der Situation
Schreiben einer Hausarbeit
hineinzuversetzen und bearbeiten Sie die nachstehende Aufgabe so gut es Ihnen möglich ist.
Es fällt Ihnen schwer sich zu konzentrieren, besonders bei dem schönen Sommerwetter draußen.
Beim Schreiben merken Sie wie Sie öfter abschweifen und auch sonst haben Sie das Gefühl,
nicht richtig vorwärts zu kommen. Wie gehen Sie mit diesem Motivationstief um? Wie motivieren Sie sich, wenn es Ihnen schwer fällt
an der Hausarbeit zu arbeiten? Wie gehen Sie vor?
Bitte machen Sie Ihre Angaben stichpunktartig und so konkret wie möglich.”
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Vorgehen
Qualitative Inhaltsanalyse der offenen Fragen →Kategorisierungsschema
Clusteranalyse (Ward-Algorithmus) der Kategorien Muster strategischen Lernens →und Identifikation von Willenstypen
Quantitative Auswertungen
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Ergebnisse
I. Interne Willensnutzung: N=31, wenig ressourcenbezogene Strategien, mehr Motivations- und Volitionsstrategien
II. Die ”konsequenten” Organisierer: N=21, hohe Nutzung ressourcenbezogener Strategien, wenig Motivations- und Volitionsstrategien, aber viel Konsequenzenkontrolle
III. Elaborierte Willensnutzung: N=59, hohe Nutzung ressourcenbezogener und Motivations- und Volitionsstrategien, hohe volitionale Selbstwirksamkeit
IV. Externe Willensnutzung: N=17, höchste Nutzung ressourcenbezogener Strategien | Umweltkontrolle
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Diskussion
Erste Indizien zur Rolle von Volition in SRL-fordernden Situationen
Berücksichtigung von spezifischen Situationen: ”Hass”fach, motivationale Konflikte für die Bedeutung volitionaler Steuerung
Willenstypen im Zusammenhang mit Einsatz von SRL-Strategien belegt
Vignetten-Ansatz (FernUniversität) viel versprechend für Identifikation spezifischer Willenstypen
Ausblick: Replikation der Willenstypen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit