vorkommen und entwicklung des hallimasch (armillaria mellea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-t)...

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Vorkommen und Entwicklung des Hallimasch (Armillaria meUea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-T) abget&eten Erlen Von P. ScH/)rv, E. MASCH.XtNOund C. HERaIECKE Aus dem Forstbotanischen lnstitut der Forstlichen Forschungsanstalt Miinchen 1 Einleitung Der Hallimasch, Arrnill,ria metlea (Vahl ex Ft.) Karst., seit eh und je einer der gef~hrlichsten wurze!pathogenen Pilze an Nadelb~umen, vermag jahretang saprophy- ti.~da in Laubholzst/Scken zu leben. Well die Rhizomorphen als seine haupts[ichlic,hen Infektionsorgane yon solchen St6cken ausgehen, gilt bei Praktikern der bew~hrte Grundsatz, auf alten, yore Hailimas& besiedelten I.aubholzfl~chen kein Nadelholz zu begriinden (ScuwvRDTFEGV.F, 1970). In neuerer Zeit wird wiederholt berichtet, dai.~ die Ausbringung yon Herbiziden die Krankheitsdisposition yon Forstpflanzen erh/Shen kann. Das gilt f[ir Erregec der Umfallkrankheit (WAGE.X~3KE'rH 1971; BEret. 1976), fi.ir die Kiefernschiitte (BEmL 1977), aber auch f/.ir den Hallimasch, dessen vegetative Entwicklung in Anwesenheit von Arboriziden auf 2,4,5-T-Basis offensichtlich ge~/Srdert wird. RISHI3ETH (1970, 1976) beobachtete an 2,4,5-T-behandelten Buchenst/Scken eine deutliche Stimulierung der Rhizomorphen--Entwi&lung und h~lt daher den Einsatz dieser Mittel zumindest dort fiir fragw;Srdig, wo benachbarte, gegen Hallimasch anf{illige Kulturen entstehen oder bestehen. In den Bayerischen Staatsforsten wurde die fl~.chenhafte Ausbringung yon Wuchs- stoffberbiziden im Fr[ihjahr 1974 eingestellt. Anwendung linden diese Mittel aber ha& wie vor als einzelstammweise applizierte Arborizide (,,chemlscbe Lguterung"), im Berdch der Bundesrepublik meist unter den Namen Tormona 80 und Tormona 100 (2,4,5-T-Ester) gehandelt. In der Miinchner Schc.:terebene und in dem nach Norden anschliei?,enden terti~ren Htigelland wird Tormona 100 seit Jahren mit Erfolg ausgebracht, um vorwi.ichsige Erlen zu entfernen, die bei der BegriJ.ndung yon Fichten- kulturen mit beigegeben worden waren. Von dieser hierzulande oft getibten Mal~- nahme verspricht man sicb. -- Frostschutz fiir die Fichte -- Anrei&erung yon Stidistoff tiber die Symbiose der Erlenwurze[n mit N-bindendcn Actinomyceten -- und -- zumindest kurzfristig -- gewisse {isthetische Ef~Cekte. Friiher oder spiiter beginnt abet die Erie die Fi&te zu bedr~ngen, so dal~ si& viele Praktiker fiir ihre Enmahme entscheiden. Diese wird zum geringeren Tell mechanisch (Heppe, Axt, Motors~ge) zum gr/Sf~eren Tell chemisch (Tormona) vollzogen. In bei- den F{illen verbleiben die Reste der Erten bis zu ihrem Abbau im Bestand: nach mec.hanischer Entnahme die toten, tiegenden StS.mme und die oft nut zu Teilen abge- storbenen und dann wieder austreibenden StScke; nach chemischer Behandlung die toten, zun~iciast no& stehenden StRmme und die toten St~S&e (Abb. 1). Forstw. Cbl. 97 (1978). 26--32 (~ 1928 Verlag Paul Parey, Hamburg u,~d berlin ISSN 0015 8003 ' ASTM-Coden: FWSCAZ

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Page 1: Vorkommen und Entwicklung des Hallimasch (Armillaria mellea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-T) abgetöteten Erlen

Vorkommen und Entwicklung des Hallimasch (Armillaria meUea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-T) abget&eten Erlen

Von P. ScH/)rv, E. MASCH.XtNO und C. HERaIECKE

Aus dem Forstbotanischen lnstitut der Forstlichen Forschungsanstalt Miinchen

1 E i n l e i t u n g

Der Hallimasch, Arrnill,ria metlea (Vahl ex Ft.) Karst., seit eh und je einer der gef~hrlichsten wurze!pathogenen Pilze an Nadelb~umen, vermag jahretang saprophy- ti.~da in Laubholzst/Scken zu leben. Well die Rhizomorphen als seine haupts[ichlic,hen Infektionsorgane yon solchen St6cken ausgehen, gilt bei Praktikern der bew~hrte Grundsatz, auf alten, yore Hailimas& besiedelten I.aubholzfl~chen kein Nadelholz zu begriinden (ScuwvRDTFEGV.F, 1970).

In neuerer Zeit wird wiederholt berichtet, dai.~ die Ausbringung yon Herbiziden die Krankheitsdisposition yon Forstpflanzen erh/Shen kann. Das gilt f[ir Erregec der Umfallkrankheit (WAGE.X~3KE'rH 1971; BEret. 1976), fi.ir die Kiefernschiitte (BEmL 1977), aber auch f/.ir den Hallimasch, dessen vegetative Entwicklung in Anwesenheit von Arboriziden auf 2,4,5-T-Basis offensichtlich ge~/Srdert wird. RISHI3ETH (1970, 1976) beobachtete an 2,4,5-T-behandelten Buchenst/Scken eine deutliche Stimulierung der Rhizomorphen--Entwi&lung und h~lt daher den Einsatz dieser Mittel zumindest dort fiir fragw;Srdig, wo benachbarte, gegen Hallimasch anf{illige Kulturen entstehen oder bestehen.

In den Bayerischen Staatsforsten wurde die fl~.chenhafte Ausbringung yon Wuchs- stoffberbiziden im Fr[ihjahr 1974 eingestellt. Anwendung linden diese Mittel aber ha& wie vor als einzelstammweise applizierte Arborizide (,,chemlscbe Lguterung"), im Berdch der Bundesrepublik meist unter den Namen Tormona 80 und Tormona 100 (2,4,5-T-Ester) gehandelt. In der Miinchner Schc.:terebene und in dem nach Norden anschliei?,enden terti~ren Htigelland wird Tormona 100 seit Jahren mit Erfolg ausgebracht, um vorwi.ichsige Erlen zu entfernen, die bei der BegriJ.ndung yon Fichten- kulturen mit beigegeben worden waren. Von dieser hierzulande oft getibten Mal~- nahme verspricht man sicb. - - Frostschutz fiir die Fichte - - Anrei&erung yon Stidistoff tiber die Symbiose der Erlenwurze[n mit N-bindendcn

Actinomyceten - - und - - zumindest kurzfristig - - gewisse {isthetische Ef~Cekte. Friiher oder spiiter beginnt abet die Erie die Fi&te zu bedr~ngen, so dal~ si& viele Praktiker fiir ihre Enmahme entscheiden. Diese wird zum geringeren Tell mechanisch (Heppe, Axt, Motors~ge) zum gr/Sf~eren Tell chemisch (Tormona) vollzogen. In bei- den F{illen verbleiben die Reste der Erten bis zu ihrem Abbau im Bestand: nach mec.hanischer Entnahme die toten, tiegenden StS.mme und die oft nut zu Teilen abge- storbenen und dann wieder austreibenden StScke; nach chemischer Behandlung die toten, zun~iciast no& stehenden StRmme und die toten St~S&e (Abb. 1).

Forstw. Cbl. 97 (1978). 26--32 (~ 1928 Verlag Paul Parey, Hamburg u,~d berlin ISSN 0015 8003 ' ASTM-Coden: FWSCAZ

Page 2: Vorkommen und Entwicklung des Hallimasch (Armillaria mellea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-T) abgetöteten Erlen

Entwidelung des Hallimasch in mechanis& und &emisch abgctdte~en Erlen 27

Abb. 1. Chemis& geliiuterte Erlea in einer Fi&~endi&ung - - ein typischer Probebestand

Fig. 1. 2,4,5-T--treated alder in a Norway spruce stand -- a typical plot

Ziei unserer Untersu&ungen war es nun, diese im gestand verbliebenen Reste der Erlen auf HalIimaschbesatz zu iiber- pri.ifen. Dazu wurden in drei staatlidlen Forst~imtern der Miinchner S&otterebene raehr als 2100 Erlen erfat~t, die tells me&anisch, teils chemisch behandelt w o f den waren. Angestrebt wurde ferner eine Differenzierung ' ' zw~scnen trockenen und feuchten Staudorten sowie eine Trennung na& Behandlungsjahren.

2 Untersuchungsmaterial und Untersuchungsmethode

Etwa 2100 Erlen, tells Alnus glutinosa, teils A. incana, verteilt iiber mehrere Re-

viere der staatiichen Forst~imter Ebersberg, Fiirstenfeldbru& und Miinchen, wurden in den Jahren 1976 mid 1977 einzeln auf Besiedelung dur& Armillaria mellea, den Halii- masch, untersucht: Die Erlen waren gleichzeitig mit (racist) reiner Fichte begriindet worden. Sp~iter hatte man sie entweder mechanisch (Eiumann-Motorsiige) oder chemisch (Arborizide) entfernt bzw. abgecStet. Als Arborizid land ausnahmslos das Mittel Tormona 100 (Wirkstoff 2,4,5-T in Diesel51) \:erwendung. Das Alter dcr t='rlen zur Zeit des Eingriffs variierte je nach Bestai~d zwis&en 6 und 35 Jahren.

7abe!h, 1

Verteilung des Untersuchungsmaterlals (Stammzahlen) hinsichtlid~ Standort, Behandlung, ArtzugehSrigkeit und Revier

Distribution of the test material (stem number) in respect of site, treatment, species and forest district

i ! S t a n d o r t , F o r s t a m ~ , R e v i e r i B e h a n d l u n g { I i A r t

Ebersberg Saus&iitte d'.emisch Sauschiit :e n',ednanisch St. Hubertus medaanisd~

Fiirsten/eldbru& Grafrath &emisch Moorenwds "chemisdl

Miinchen Unterdill f1 cb.e misch

- - 250 :lb:,: incana --- 125 A]n'.~s incana 40 300 /limes glutinosa

A[n,s incana

!0O 480 .dlnus gluti:~.osa 380 - - .'l!r'.:.~s glutinosa

451 Alnus incana

Page 3: Vorkommen und Entwicklung des Hallimasch (Armillaria mellea) in mechanisch und chemisch (2,4,5-T) abgetöteten Erlen

28 P. Sclsikt, E. Maschning und C. Hermecke

Als grobe stand6rtliche Differenzierung zwischen den u,ltersuchten Best~nden bot sich eine Trennung yon scaunassen (,,feuchten") und nicht staunassen (,,trockenen") Fl~ichen an. Erfaf~t wurde ferner das Jahr der Behandlung und damit der Zeitraum zwischen Behandlung und Untersuchung, gleichbedeutend mit dem m~Sglichen Besie- delungszeitraum fiir Armillaria.

Wie aus Tab. I und 2 hervorgeht, verteilen sich die untersu&ten Erlen nicht gleichm~il~ig auf die erfat~ten Parameter: es besteht vielmehr ein deutliches Ober- gewicht der chemischen gegeniiber der mechanischen Behandlung, ein l~berwiegen der Eden auf tro&enen gegentiber jenen auf feuchten Standorten; und schlid~lich sind auch die Zeitr~ume zwischen Behandlung und Untersuchung ungleichm~l~ig belegt. Somit ist das verfiigbare Untersuchungsmaterial durch eine gewisse Inhomogenit~it charakterisiert, die naturgem~.l~ eine detaillierte, statistis& roll abgesicherte Auswer- tung von vornherein erschwert.

Tabelle 2

Verteilung des Untersudlungsmaterials (Stammzahlen) in bezug auf den Behandlungszeit- punkt (Besiedelungszeitraum)

Distribution of the test material (stem number) according to the time of treatment (coloni- sation period)

Jahre nach Behandlung {i .,i Z

chemis& trodiener Standort feuchter Standort

mechanisch trockener Standort feuchter Standort

50 -- 360 521 250 -- 1181[ 300 80 100 - - -- - - 480J 166[

m 200 - - 125 IC0 425t - - 40 - - - - 40.~ 465

An- oder Abwesenheit von A. mellea wurde in den nicht abge~rennten Stamm- teilen jeder einzelnen Erie erfal~t, wobei wir separat registrierten, ob der Pilz in Form yon Mycellappen oder Rhizomorphen auftrat. Dartiber hinaus erfolgten An- sprachen der Intensit~it der Pilzbesiedelung als Hinweis fiir dessen Vitalit~t.

3 Ergebnisse

3.1 Besiedelungsprozente

Stell~ man zun~ichst die Frage, ob und in we[chem Umfang der Hallimasch die Reste abget~iteter Erlen zu besiedeln vermag, so heii~t die Antwort: An 79,8 ~ der erfa~ten Eden war Armillaria mellea nachzuweisen, an 20,2 ~ fehlte er.

Bei differenzierter Betrachtung (Tab. 3) f~.llt jedoch auf, da~ in Abh~ngigkeit yon Standortsverschiedenheiten (feucht : tro&en) sowie yore Zeitpunkt und yon der Art der Behandlung (chemisch : mechanisch) kiare Unterschiede in der Morphologie des Pilzes zu beobach=en sind. So treten bei etwa gldcher Besiedelungsh~iufigkeit an chemisch behandelten Erich mehr Rhizomorphen, an mechanisch behandelten Eden jedoch mehr Mycellappen auf. Ein ebenfalls deutli&es Oberwiegen der Rhizomorphen finder man auf trockenen im Gegensatz zu feu&ten Standorten und bei ~.lteren gegeniiber jtin- geren Behandlungen.

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Ent~icklung des HallimasdJ in mechanisch und chernisch abget~Steten Erlen 29

Tabelle 3

Prozentuales Auftreten yon Armillaria mellea, differenziert nach Mycellappen und Rhizo- morphen an chemisch oder mechanisch behandehen Erlen

Occurrence in percentage of Armillaria rnellea, distinguishing l~etween myceiial fans and rhizomorphs on chemically or mechanically treated alder

z~h d~ t ] untersuchten Myce l l appen Rhizo- , ohne H a l l i m a s &

Er en morphen I" Ha l l imasch ] + : - -

Insgesamt 2126 32,6 47,2 20,2 79,8 : 20,2 Feuchter Standort 520 43,6 11,4 45.0 55 : 45 Trockener Standort 1606 29,0 58,8 12,2 87,8 : 12,2 Behandlung liegt mehr als 3 Jahre zuriJck 1496 26,1 57,1 16,8 83:'; : 16,8

Behandlung liegt weniger als 3 Jahre zuriick 630 48,1 23,7 28,2 71,g : 28,2 Chemis& behandel~ I66l 26,5 52,4 21,1 78,9 : 21,1 Me~anisch behandelt 465 54,4 28,4 17,2 82,8 : 17,2

Werte t man die Anwesenheit der als Verbreitungs-, lnfekt ions- und Speicherorgane fungierenden Rhizomorphen aIs Ind ika tor fiir Vitali t~t und Aggressivit~t, so IRt~t sich aus diesen Daten eine hCShere Vitalk~it des Pilzes ablesen, wenn - - die Erlen auf nicht staunasscn Standorten sto&en, - - die Behandlung l~nger als 3 Jahre zurti&liegt, - - chemisch behandelt wurde. Fi.ir eine Fi3rderung der Hal l imaschentwi&lung in Erlenst/Scken auf , , t rodlenen" Standorten spricht Liberdies die um mehr als 30 0./~ h6here Besiedelungsdlchte (87,8 : 55 ~ gegentiber ,,feuchten" Standorten.

Faf~t man aus dem gesamten Untersuchungsmaterial jene Erlen zusammen, bei denen sich die beiden Variablen Standort und Behandlungszei tpunkt nicht unterschei- den und die deswegen allein durdi die Ar t der Behandlung voneinander abweichen, so l~il~t sich hinsichtlich der Einwirkung yon mechanischer oder chemischer Behandlung folgendes aussagen (Tab. 4):

Tabelle 4

Prozentuales Auftreten von Armillaria mellea, differenziert nach Mycellappen und Rhizo- morphen unter glei&en Bedingungen des Standorts und der Behandlungszeit bei unter-

schiedlicher Behandlungsart (chemisch : medlanlsch)

Occurrence (in percentage) of Armillaria ,'~ellea, as distinguished between mycelial fans and rhizomorphs under similar site conditions and treatment duration but different treatment

types (chemical : mechanical)

Z a h l der chemis& Armi t I . Zah l de r mechanisd3 Armi l l , un~ersuchterl ~ untersucil ten : _

Er len Mycel Rhlzom, ohne : E r l en Mycel Rh izom. ohne

Behandlung vor4Jahren 360 18,6 : 68.3 : 13,t 86,9:I3.1 200 64,5 : 28,5 : 7 93 : 7 Behand|ung vor6Jahren 250 27,6 : 64,8 : 7,6 92.4: 7,6 225 38.3 : 33.3 : 28.4 71.6:28.4

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30 P. Schiitt, E. Maschning und C. Hermecke

Im Prozentsatz der you Armillaria besiedelten St/Scke gibt es keine ktaren Diffe- renzen, wohl aber im Vorkommen von Rhizomorphen. W~.hrend der Hallimasch n~imlich in den St~Scken mechanisch entfernter Erlen vornehmlich Mycellappen aus- bildet, ist er in den Resten de rmi t Tormona abget6teten Erlen [iberwiegend dutch Rhizomorphen vertreren.

Abb. 2. KrF.ftig ausgebildete Hailimasch-Rhi- zomorphen in 1,5 m H6he, 4 Jahre nach Tor- raona 1C0-Behandiung

Fig. 2. Well developed Armillaria ~hizo- morphs on an alder-stem, 1,5 m height, 4 yea:-.~ after application of Tormona 100 (2,4,5-T)

3.2 Qualitative Unterschiede

Allein die Anwesenheit yon A. mellea in einem Erlenstock vermittelt noch keine R~ickschli~sse auf seine Vitalit~it. Wesentlich aussagekr~ftiger ist in dieser Hinsicht die vorgenommene Differenzierung in Lappenmycel mxd Rhizomorphen. Abet auc~h im Rhizomorphenbesatz treten hinsichtlich Zahl, Dichte und Dimen~:iou ~berraschend grof~e Unterschiede auf. Besonders auff;5.Ilig war das Vorkommen zahlreicher extrem dicker, stark verzweigter Rhizomorphen bis in H6hen ~iber 4 m bei ~lteren, dur&

Tormona abget6teten Erlen (vereinzelt auch Stieleichen). Derartige extrem vital erscheinende Rhizomorphen fanden wir geh~uft in mehr als vier Jahre zuvor chemisch behandelten, ~iber 20j~ihrigen B~umen beider Erlenarten (Abb. 2). Die mechanische Behandiung f(ihrte indessen in keinem Fail zu besouders L/ppiger Rhi- zomorphenbildung.

Unter allen gepri.iften Bedingungen setzte die Besiedelung durch den Halli- masch etwa zwei Jahre na& der Behand- lung ein. Sie beginnt offenbar mit der Bildung von Mycellappen und setzt si& - - im Falle der Tormona-Behandlung auf ,,trockenen" Standorten - - mit der Aus- bildung yon Rhizomorphen fort, die wie- derum nur so lange anh~.lt, bis der Stature bzw. de: Stock austrocknet oder zersetzt iSt.

[n mehreren F[tllen traten an Fichten in unmitteIbarer N~ihe der behandelten Erlen Abg~inge dur& Halllmasch auf. Zusamrnenh[inge zwischen diesen Abg~in- gen und den aus Erlenst~Scken ausge- wachsenen Rhizomorphen sind zwar wahrscheinlich, miii~ten abet erst dutch weitere Untersuchungen nachgewiesen werden.

4 Diskussion

Die Auswermng der an mehr als 2000 B'aumen ermittelten Daten l~ii~t den Schlui~ zu, daf~ die Entnahme gleich alter, a|s Vorwald begrtindeter Erlen in Fichtendi&ungen zumindest fiir die Dauer yon 6--8 Jahren zu einer St;irkung des Hallimas&besatzes und damit zu einer fiihlbaren Erh(Shung des pathologischen Risikos fi.ihren wird.

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Entwicklung des HaUirnasch in me&anisch und dJemisdJ abget&eten Eden 3l

Die Enmahme auf mechanischem Wege und die Applikation yon Tormona unter- scheiden sich nicht in bezug auf den Prozentsatz der von Armillaria besiedelten St/S&e. H~iufigkeit und Intensit-:it der Rhizomorphenbildung werden aber nach 2,4,5-T-Einsatz so eindeutig gef6rdert, dat~ die Anwendung yon Tormona eine zu- siitzliche Gefiihrdung darstellt. Offenkundig f6rdert 2,4,5-T nicht die Besiedetung der toten St/S&e, sondern die Entwi&lung des Pitzes im Holz der so behandelten Erlen.

Dieser Befund stimmt sowohI mit den Ergebnissen R~ESBI~T~i'S (1976) wie mit den Rii&standsanalysen yon ELIAssos (1973) iiberein. Im ersten Fall war eine klare F6r- derung der vegetativen Entwickh, ng yon A. mellea durch diesen Wirkstoff eingetreten; in der zweiten Arbeit hatten sich mehrere Jahre nach der Wuchsstoffapplikation (2,4-D) relativ hohe Rii&st;inde in totem Aspenholz nachweisen lassen.

Die forstliche Praxis tbite gut daran, sich des pathologischen Risikos bewul~t zu werden, das zwangslaufig mit einer Beimischung yon Erle zu Fichte und mit der friihzeitigen Entnahme der Erie verkniipft ist. Falls man auf die Enmahme nicht iiberhaupt verzichten kann, sollte man sie mechanisch, nicht aber mit 2,4,SvT-Mitteln vornehmen. Dafiir spricht neben der geringeren Hallimaschgef~ihrdung auch der Urn- stand, dag auf den Stock gesetzte Erlen i .a . austreiben und daher die Stickstoff- anreidlerung - - einen der Anlgsse ihrer Beimischung - - viele weitere Jahre beibe- halten kiSnnen.

Far bereitwillige Unterstiitzung bei den Aufl.enaufnahmen danken wit dcn Herren Ober- forstrat HOHE.~'TI~a.~'V.R und Forstinspektor ScuJt:Ri, FA Ebersberg, Oberf~Srster PR~:aaur'~, FA Miinchen, und Oberf/Srster S'rR~uow, FA Fiirstenfeldbru&.

Zusammenfassung

Von 2100 Erlen, die - - urspriinglich als Vorwald begr0.ndet - - tells mechanisch, tells chemisch (Tormona 100) aus gleich alten Fichtendi&ungen entnommen worden waren, beherbergten 2 - -6 Jahre nach der Enmahme ca. 80 ~ der St/Scke den Hall i - masch. Auf den St6cken chemisch behandelter Er[en bildete der Pilz mehr und besser entwickelte Rhizomorphen aus, auf nicht staunassen Standorten war er hsiufiger vor- handen als auf staunassen. Die Besiedehmg durch A. mellea setzte zwei Jahre nach der Behandlung mit der Ausbildung yon Mycellappen ein. Sie scheint zumindest 6 - -8 Jahre anzudauern.

Summary

Incidence and development of Armillaria mellea in alder, partly killed mechanical.ly, partly killed b), chemicals (2,4,5-T)

Out of 2.100 alder-originally established as shelterwood, and removed from an even aged spruce stand part ly by chain-saw, ,partly by chemicals (Tormona 100) - - about 80 ~ of the stumps inhabited ArmilIaria root rot 2 - -6 years after removal. In the stumps of chemically ~reated alder the fungus used to form more and better developed rhizomorphs. On dry sites it was more frequent than on wet sites. The settlement by Armillaria started two years after treatment with the formation of mycelium- fans; it continues for at least 6 - -8 years.

Literatur

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32 J. Bo Larsen

Translocation and perslstance of 2,4-D in Populus trernula. Weed Res. 13, 140--147. - - RlSrn3ETH, J., 1970: The role of basidJospores in stump infection by Arrnilfaria mellea. In: Tousso~r BEGA, NELSON (ed..), Root diseases and soil-borne pathogens 1"14--146, Univ. Calif. Press, Berkeley. - - R*SrfgETH, J., 1976: Chemical treatment and inoculation of hardwood stumps for control oi ~ Armillaria mellea. Ann. Appl. Biol. 82, 57--70. - - SCHXrEr~D~rrEaER, F., 1970: Die Waldkrankheiten. Ein Lehrbuda der Forstpathologie und des Forstschutzes. Ham- burg und Berlin: Paul Parey. - - WaCENRETH, D., 1971: Wirkung yon Insektiziden (HCH, DDT) und Herbiziden (Atrazin, Prometryn) auf die Umfallkrankheit der Kiefer (Pinus syl- vestris L.). Bekr~.ge f. d. Forstwirtschaf: 3, 133--139.

Anschrift der Verfasser: Forstbotanisches Institut der Forstlichen Forschungsanstalt Milndaen, Amalienstral~e 52, D-8000 Miinchen 40

Untersuchungen fiber die winterliche Trockenresistenz von 10 Herkiinften der Douglasie (Pseudotsuga menziesii)

Von J. Bo LARSr.N

[nstitut fiir ~Valdbau der Universitiit G6ttingen '

1 Einleitung

In der forstwirtschaftlichen Praxis spielen die Austro&nungsschiiden der Douglasie im Spatwinter wRhrend der Jugendphase eine bedeutende Rolle. Besonders treten solche Tro&nissch~iden dort auf, wo die Kulturbegriindung ohne Sdlirm oder Seitenschutz dutch ~iltere B~iume erfolgen mug (OHNESO~Gr 1963; SCH6NHAR 1965; OrSCHGER 1973). Demnach entstehen die Sch~iden im Sp~itwinter unter Verh~iltnissen, in denen der Boden wegen tiefer Nachttemperaturen auch tags(iber gefroren bleibt und damit eine Wasseraufnahme dutch die Wurzeln verhindert wird. Bei relativ starker Sonnen- einstrahlung w~hrend des Tages k/Snnen die Pflaqzen dur& Transpiration erhebliche Wasserverluste erleiden, was zu einer mehr oder weniger starken Austrocknung der Pflanzen fiihrt.

Solche Zusammenh~inge werden im allgemeinen vermutet; experimentelle Beweise daf(ir, daft diese Umweiteinfl~isse in der Praxis eine wesentli'che Rolle fLir den Anbau der Douglasie spielen, sind bisher kaum erbracht. Vorliegende Untersuchungen wurden durchgeftihrt, um die Bedeutung der Frosttro&niseffekte bei der Douglasie zu kI~iren und festzustellen, wieweit Unterschiede in der Trockenresistenz w~ihrend des Winters zwischen verschiedenen Herkiinften dieser Baumart bestehen.

2 Material und Methodik

Das verwendete Pflanzenmaterial umfagt zehn verschiedene Herkiinfte der Douglasie aus der IUFRO-Ernte 1967 bis 1969. Diese wurden im FriJh.jahr als dreij~ihrige Pflan- zen in 1,5-Liter-Container vertopft. Sie entwi&elten sich dann eine Vegetationszeit lang auf der Freifl~iche des Instituts.

' Die Untersuchungen wurden durch das Land Niedersachsen finanzielI gefSrdert.

Forstvr Cbl. 97 (197:i). 32--40 @ 1978 Verlag Paul Parey, Ha'/nburg und Berihl ISSN C015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ