versuch eines pharmaceutischen systems und einer nomenclatur der arzneimittel

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185 Zweite Abtheilung. Allgemeine Pharmacie. Versuch eines pharmaceutischen Systems und einer Nomenclatur der Arzneimittel ; Rudolph Brandes. D e r Complex der Arzneimittel, der Arzneischatz, umfdst eine 80 grofse Menge verschiedenartiger Kiirper, dafs eine systematische Anordnung derselben Bediirfnih ist. Nur durch eolche kann in dieses Chaos ein uber- fiichtlicher Zusammenhang gebracht werden, wodurch zogleich die Natur nnd die Beschaffenheit der Mittel, his zn einem gewissen Grade in die Augen fallt. Eine solche Anordnung gewahrt nicht allein eine allgemeine UeberPicht, sondern wird besonders fur den Anfanger lehrreich und erleichtert seine Studien. Viele solclier Anordnungen sind versucht worden ; eine iede tragt das Geprlge ihrer Zeit, d. h. der jedesmalige Zu- &and der Entwicklnng der Wissenschaft ist darin abge- druckt. Die Vergleichung der verscliiedenen Systeme der Materia medica von den Hltesten Pharmakopaen an, bis auf Caspar Nenmann und Murray, und von da bis auf unsere Zeiten , bieten die verschiedenartigsten Anordnnngen der Arzneimittel dar. Bei der Aufstellnng eines Systems der Materia medica, scheint es mir, kann man von drei Gesichtspuncten Bus- gehen, und aus diesen die Principien fur das System ent- nehmen. Diese Gesichtspuncte sind 1) der pharmakognostische, 2) der medicinische, 3) der pharmaceutische. In wenigen Worten will ich diese naher bezeichnen. 1) Der pharmakognostische Gesichtspunct fur die Anf- stellung eines Systems der Armcimittel ist der allgemeine, der rein wissenschaftliche, gegriindet auf die Beschaffen- heit nnd die Eigenschaften der Arzneimittel als Natur- von -

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Page 1: Versuch eines pharmaceutischen Systems und einer Nomenclatur der Arzneimittel

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Zweite Abtheilung.

Allgemeine Pharmacie. Versuch eines pharmaceutischen Systems und einer Nomenclatur der Arzneimittel ;

Rudolph Brandes.

D e r Complex der Arzneimittel, der Arzneischatz, umfdst eine 80 grofse Menge verschiedenartiger Kiirper, dafs eine systematische Anordnung derselben Bediirfnih ist. Nur durch eolche kann in dieses Chaos ein uber- fiichtlicher Zusammenhang gebracht werden, wodurch zogleich die Natur nnd die Beschaffenheit der Mittel, his zn einem gewissen Grade in die Augen fallt.

Eine solche Anordnung gewahrt nicht allein eine allgemeine UeberPicht, sondern wird besonders fur den Anfanger lehrreich und erleichtert seine Studien. Viele solclier Anordnungen sind versucht worden ; eine iede tragt das Geprlge ihrer Zeit, d. h. der jedesmalige Zu- &and der Entwicklnng der Wissenschaft ist darin abge- druckt. Die Vergleichung der verscliiedenen Systeme der Materia medica von den Hltesten Pharmakopaen an, bis auf C a s p a r N e n m a n n und M u r r a y , und von da bis auf unsere Zeiten , bieten die verschiedenartigsten Anordnnngen der Arzneimittel dar.

Bei der Aufstellnng eines Systems der Materia medica, scheint es mir, kann man von drei Gesichtspuncten Bus- gehen, und aus diesen die Principien fur das System ent- nehmen.

Diese Gesichtspuncte sind 1) der pharmakognostische, 2) der medicinische, 3) der pharmaceutische.

In wenigen Wor ten will ich diese naher bezeichnen. 1) Der pharmakognostische Gesichtspunct fur die Anf-

stellung eines Systems der Armcimittel ist der allgemeine, der rein wissenschaftliche, gegriindet auf die Beschaffen- heit nnd die Eigenschaften der Arzneimittel als Natur-

von

-

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kiirper, eine naturwissenschaftliche Classification, die ihre Ordnungen und Abtheilungen ans den Zweigen der Natur- wissenschaften entlehnt. Es werden hierin die Kiirper an sich betrachtet; die Erforschung ihrer ganzen Wesen- heit ist darin ausgedriickt.

2 ) Der medicinische Gesichtspunct betrachtet die Arz- neimittel nacli ihren Heilkriiften, nach den Einwirkungen, welclie sie aiif den Organismus ausuben, und nach ilircii Anwendungsw eisen fur die Heilzwecke.

3) Der pharmaceutische Gesichtspunct w2hlt den vor- waltenden Stoff, die Darstellungsweise und die Form, unter welchen die Arzneimittel in den Apotheken vor- rBthig gehalien werden, fiir die Principc eines pharma- ceutischen Syslems der Arzneimittel.

Das pharmakognostische System ist das theoretische oder wissenschaftliche System, dns medicinische und phar- maceutische System sind praktische Systeme. h i den verschiedenen Zweclrcn, welche beide letztere verfolgrn, kijnnen sic natiirlich nicht gleich sein, vielmehr bicten sie grofse Verschiedenhciten dar, bedingt durch die eigen- tliiimlichen Rcziehungsweisen, in welchen beide, die Mcdi- cin und Pharmacie zu den Arzneimitteln stehen. Reide aber lciinnen des wissenschaftlichen, des pharmakognosti- schen Systems nicht entbehren, dieses mufs vielmehr ihre Stutze, ihre Erlrenntnifsquelle fur die einzelnen Arznei- mittel sein.

Die Absicht des Folgenden ist der Versuch der Anf- siellung eines pharmaceutischen Systems der Arzneimittci und eine diesem Systeme aduquate Nomenclatur. 1st heides nothmendig ? ich glaube, d a b liinreicheiide Griinde vor- liegen, diese Frage zu bejahm.

Fur das pharmaceutische System der Arzneimittcl liahen wir zmar durch I I a g e n , B u c h o l z , T r o m m s - d o r f f , B u c h n e r , P f a f f , B e r n h a r d i , G e i g e r , ‘rh. M a r t i u s , J o n a s u. a. treffliche Arbeiten erhalten; in- defs ist nicht zu leugnen, dafs man in den letzten Jahren diesem Gcgenstande eine weit geringere Aufmerksamkeit gewidmet hat, als derselbc seiner Wichtigkeit nnch ver-

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Pharmaceutisches System der Arzneimittel. 187

dient, und wegen seines Eintlusses auf die ausiibende Pharmacie billig haben mub.

Die Versuche, welche man i n Frankreich in dieser Riicksicht seit zwanzig Jahren gemacht hat, und die dort einen grorsen Beifall fanden, haben bei uns noch nicht die Beriicksichtigung auf sich gezogen, die sie verdienen diirften. Die Vorschlage, welche C h e r e a u machte, G5neten sich in den Schriften und in der Praxis anf- geklarter franziisischer Apotheker und Aerzta Bahn.

Ein pharmacentisches System der Arzneimittel mufs den Bediirfnissen genugen, welche der Apotheker daran macht in der Ausubung seines Berufs, bei seinen Arbeiten. Es mufs daher eine Zusammenstellung der Arzneirnittel sein, mit wesentlicher Riicksicht auf die Operationen, durch welche sie gewonnen, und nach den Formen, welche ihnen ertheilt werden. Dadiirch erhElt dieses System die passendste praktisclie Anordnung auf den Arzneischatz, so wie die niitzlichste Uebersicht fur den Geschaftsbe- trieb. Aufser diesen wfchtigen Vorziigen bietet es dem Ziigling ein beachtenswerthes Hiilfsmittel bei seinem Ein- tr i t t i n die Pharmacie dar ; es macht ihn mit der Masse der neuen Gegenstande auf eine Weise bekannt, die ihn zugleicli in seinem Studium zur Erkenntnirs der Arznei- mittel die wesentlichsten Erleichterungen verscham. Diese Erleichterung wird noch um einen bedeutenden Grad vermehrt, wenn die Nomenclatur der Anordnung gleich- lauft.

Eine angemessene Nomenclatur ist fiir die Arznei- mittel ohne Zweifel hiichst wunschenswerth; ihre Be- wirkung aber sehr schwierig, und die Durchsicht anserer PkarmakopGen uberzeugt uns nur zu sehr, d a b wir von einer solchen noch weit entfernt sind. VVenn ich nun auch der A r t uber die jetzige Nomenclatur niich hier ausspreche, so ist es lieinesweges eine Anmarsung, etwas Besseres geben zn wollen, als so viele meiner ausgezeich- neten Vorganger; es ist nu r der Wunsch, einen Ver- such zu wagen, in die jetzige bunte Nusterlsarte der Arzneimittelnamen, eine gewisse Harmonie zu bringcn

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nnd Grundsstze fiir diese Nomenclatur aufzumchen, wo- nach sie selbst auf eine vielleicht angemessenere Weise beschaff t werden kann.

Meiner Ansicht nach mufs jedes Arzneimittel zwei Namen haben, einen generischen und einen sgecifischen. Der generische Name driickt die Ordnung oder vielmehr die Gattung aus, worin das Arzneimittel in dem Systeme gehiirt, und dieser Name mnTs von der Operation, durch welche das Mittel bereitet wird, oder von der Form, die es erhalt, hergenommen werden. Der specifische Name dagegen ist von der Substanz selbst oder von dem charakte- risirenden oder vorwaltenden Stoff abzuleiten. Dieses, gewissermalsen naturhistorische Princip der Nomenclatur, ist auch bisher schon in der Pharmacie iiblich gewesen.

Als ein wichtiger Umstand fir unsere Nomenclatur scheint es mir, dafs die Namen, welche die Classen, Ordnungen und Gattnngen ausdriiclten, in gemeinschaft- liche Pndungen ausgehen, und dars sie damit schon die Operationen und Formen beceichnen, die fiir das eineelno Mittel in Betracht Icommen. Die Bildung dieser Namen 1Hst sich allerdings nicht ohne einigen Zwang und einige Verstiifse gegen die Gesetm der Sprachlehre ausfuhren, inders kiinnen wir dariiber uns beruhigen, Wenn die Zwecke erfullt werden, die von dieser Nomenclatnr er- wartet werden sollen, und wenn wir erwzgen, dars dieser Gebrauch nicht erst eingefiihrt wird, sondern namentlich in der Cheniie die eahlreichsten Vorghger hat. W e - fientlich aber halte ich, dafs die Stamrnwiirter aus der lateinischen Sprache genommen werden und nicht ails der griechischen, weil erstens die lateinische Sprache in unserm Fache allgemeiner geiibt ist, als die griechische, und eweitens, weil darin die Pharmakopiien und arzt- lichen Verordnnngen abgefafst sind und werden.

Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen iiber die Nomenclatur, will ich einige Gesichtspnncte nlher ins Auge fassen, welche bei der Anfstellung eines pharma- ceutischen Systems der Areneimittel vorziiglich in Be- traclit zu ziehen sind, Gesichtspuncte, von welchen aus

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Pharmaceutisches System der Arzneimittel. 189

die Arzneimittel in der Pharmacie selbst in Betracht kommen. Solche Gesichtspuncte sind:

1) Der vorwaltende Sroff oder der Stoff an sich. Die Arzneimittel sind entweder einfacli oder zueammen- gesetzt; das einfach gilt hier natiirlich nicht in dem Sinne, in welchem der Chemiker dieses W o r t gebraucht. Die einfachen Arzneimittel kiinnen Gemische verschiede- ner Bestandtheile sein, unter denen aber einer an Menge iiber die iibrigen hervorragt. Eine Menge verwandter Arzneimittel kiinnen dadurch zu passenden Klassen ver- einigt werden, z. B. Oele, Spiritusse, Gummiarten, Harze, Zucker, Wasser u. R. w.

2) Der charakterisirende Stoff , derjenige Bestandtheil, der in der Mischung eines Arzneimittels der wichtigste ist, oder dem die vorziiglichsten Heillirafte und Wir- kungen auf den Organismus zugeschrieben werden miissen, wenn e r in der Mischung auch nur eine kleine Menge ausmacht. So bilden Bleipraparate, Opiumpriiparate u. s. w., in denen Blei, Opium u. s. w. die charakteri- sirenden Bestandtheile sind, recht passende Abtheilungen.

3) Die Bearbeitung und Darstellungsweise der Arz- neimittel, wodurch sie in zwei Hauptabtheilungen zer- fallen, in Rohstoffe und Kunststoffe (Praparate oder zubereitete Stoffe.) Die Praparate lassen sich nach der Art der Zubereitung, ob diese eine mechanische oder chemische ist, eintheilen ; diese .Eintheilung 1aht sich in- defs nicht so consequent durchfiihren, es giebt viele nnd dazu sehr wichtige Arzneimittel, welche eben so sehr in Bezug auf ihrc Darstellung als chemische wie mecha- nische betrachtet werden miissen, die nur der einfachsteii chemischen Operationen bediirfen. Diem Arzneimittel kann man eben so wenig rein chemische als rein mechani- sche nennen, sie stehen zwischen beiden; man kann eie mit dem Namen chemisch - mechanische oder mechanisch- chemische Atzneimittel bezeichnen. Es ist angemessen, aus ihnen eine dritte Klasse zu bilden, wie diesee auch bisher in melir oder weniger scharfer Sonderung ge- schehen ist j man bezeichnete dieee Arzneimittel mit dem

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Namen Magistralmittel, Galenische Mittel, ofJicinale Miltel . Es lassen sich hiernach drei Klassen von brznei-

mittel aufstellen : Mechanische Mitiel, Magistralmittel, Chemische Mittel, (Mechanicalia, Magistralia, Chemicalia.) Die erste und Ietzte Klasse bieten fiir die weitere Ein- theilung die geringsten Schwieriglceiten dar ; die meiste Schwierigkeit fiihrt die Eintheilung der Magistralrnittel mit sich, woriiber ich nachher ausfiihrlicher mich er- klaren werde.

Es ist niclit zu l eupen , dab die Systeme, velche v o n C h e r e a u nnd nachher vonEIenry u n d G u i B o u r t und von C a p aufgestellt winden, namentlich fiir die sogenannten galenischen nlittcl, sehr vortrefflich sind ; ich kann diese Systeme als belrannt voranssetzen. Bei einer genauen Erwlgung derselben 14fst sich nicht ver- kennen, dafs sie in ihren Unterordnungen, so wic in ilirer Nomenclatur, of t etwas Gezwungenes haben. Fur die Classification liegt dieses gewifs mit darin, dafs diese zu sehr von einem einzigen Princip, dem Excipiens, aus- geht, und sie dadnrch ZU sehr den Charaliter eines Itiinst- lichen Systems annimmt. Eine angetncssene Uebertra- gung der Nomenclatur dieser Systemc in unsere SpracIie, ist nicht immer miiglich, wenn sie auf Wohlklang An- spruch inachen 6011.

W e n n die Gesichtspuncte, melche ich oben fiir dic Entwerfung eines pharmaceutischen Systems der Arznei- niittel aufgestellt habe, in Anmendung genommen werdcn, so diirfte meines Erachtens die Bildung der Abtheilungen eine entsprecliendere sein, als die in den vorbemerktcn Systemen aufgestellte.

Bei der Entmiclilnng unsers Systernes miissen wir aber anch auf gewisse Achtung gebietende Verliiiltaisse Rucksicht nehmen ; wir haben nEmlicli cine Geschichte vor uns. Wir durchlanfen Perioden und Epochen cines Jahrhunderle Iang in Thatigkeit gewesenen Fachs; wir haben deshalb Herkommmen cndGewohnheiten EU respec- tiren.

Das Vertanschen des historischen Bodens End einer

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P?mrmaceulisclres System der ArcneimnilleC. 191

nrit der Zeit und ihren Fortschritten nothwendig sich erzeugenden wolildurchdacliten Reform mit einer totalen UniwPlzung der Lestehenden Formen durch Aufstellnng iieuer, auch anscheinend noch so glanzender oft nur yaradoxer Principien, wiirde fur unsern Fall sicb nicht rechtfertigen lassen. Anders ist es in rein wisfienschaft- lichen Fachern, da kann ein solcher Weg oft mit g rdsem Erfolge betreten werden. Neue Entdeqliungen i n einer Wissenschaft lriinnen eminenten Geistern zum Impulse der grobartigsten Uniwalzungen im Gebiete einer solchen Wissenschaft dienen, und ewar mit dem glsnzendsten Erfolge; die Philosophie wie die Geschichte der Natur- wissenschaften bietet d a m aiisgezeichnete Beispiele dar. Anders aber ist es mit einem Fache, welches in einer fortdauernden pralitisclien Thatigkeit sich befintlet, das mit tausend Faden an das gewiihnliche Leben und seinen Verkelir gekniipft ist. Hier darf das fur diepraxis be- rechnete System nicht auf einmal alle Dinge versetzen und den von Jahrhunderten sanctionirten Gebranch uber deli Haufen Werfen, es sei denn fur den einzelnen Fall nach triftigen Griinden. Dieses System darf mesentlich nur das Resultat, der Complex sein der Entwicklnngen, der Thiitigkeiten des Fachs bis enr Zeit der Begriindung des Systems, wobei man der Zeit so menig vorgreifen SOH, als nur irnmer unbeschadet der Vollstbndigkeit des Systenis geschehen kann. Dann bietet die Anordnung der Inbegriffe des Systems ein wolilgezimmertes Fach- werk dar, was mit einer niitzlichen Uebersicht der Gegen- stande auch eine gewisse Einsicht in das Wesen derselben verbindet. Als einen Schritt hierxu, wiinsche ich das Polgende anzusehen. Vergl. auch Elemenie der Pharma- ceutik von Cap und Brandes 51. n. f. BeitrEge zu Ver- besserungen dieses Versuclies kiinnen Niemandein will- kommener sein, als mir selbst.

Nomenclaiur rind plsarmacculisches System der Arzneimiitel. Die sammtlichenArmeimitte1 zerfaIlen in zwei Reihen :

I. C r u d a . 11. P r a e p a r a t a .

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192 Brandes :

Die Rohstoffe kann man nach den Naturreichen in drei Klassen eintheilen, dieses giebt aber in einigen Fallen zu Wiederholungen Veranlassung, die man eben 60 gern vermeidet, so giebt es z. B. Oele und Fette im Thierreiche \vie irn Pflanzenreiche. Aus diesem Grunde Bind die zusammenpassenden Kiirper auch ohne diese Abtheilung sogleich in folgende Klassen gebracht, deren Namen alle in osum ausgehen, was andeuten soll, dafs diese rohen Stoffe in dem Zustande sich befinden, wie sie in der Officin vorrathig sind.

1. Ordnung. Melalloidosa. Phosphor, Sulphur.

2. Ordnung. i l l e t a h a . Aurum oliatnm, Hydrargyrum.

3. Ordnung. Oxydosa. Hydrargyrum oxydatum rubrum, Minium.

Stibium sulphnratum.

Acidum sulphuricnm.

Kali carbonicum crudum.

Bolus alba.

Aqua fontana, Aqua mineralia.

Helmintochortos.

Boletus laricis.

Lichen islandicns.

Herba menthae piperitae.

4. Ordnung. Sulphuridosa.

6. Ordnung. Acidosa.

6. Ordnung. Salinosa.

7. Ordnung. Lapidosa.

8. Ordnung. Aquosa.

9. Ordnung. Fucosu.

10. Ordnung. Fungosa.

11. Ordnung. Lichenosu.

12. Ordnung. Herbaceosa.

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13. Ordnung.

14. Ordnung.

15. Ordnung.

16. Ordnung.

17. Ordnung.

18. Ordnung.

19. Ordnung.

20. Ordnung.

21. Ordnung.

22. Ordnung.

23. Ordnung.

24. Ordnung.

25. Ordnung.

26. Ordnung.

27. Ordnung.

28. Ordnung.

29. Ordnung.

30. Ordnung.

Radicosa. Radix Altheae. Stipitosa. Stipites Dulcamarae. Lignosa. Lignum Sassafras. Corticosa. Cortex Chinae regius. Floreosa. Flores Rosarum. Fructuosa. Poma Buranthrum, Semen Phellandrii. Excrescentosa. Gallae. Animalosa. Cantharides. Osseosa. Ebur ustum. Membranosa. Ichtyocolla. Excretosa. Moachus, Castoreum. Gummosa. Gummi Mimosae. Gummiresinosa. Ammoniacnm. Resinosa. Mastiche. Babamosa. Balsamum Peruvian. nigr. Myrolosa. Oleurn Terebioth. Pyro Iosa. Pe trolenm. Amylosa. Amylum Marantae.

Pharmaceutisches System der Arzneimirtel. 193

Arch.d. Pharm. XI. Reihe. XXXII. Bds. 2. Hft. 13

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1B4 Brandes :

31. Ordnung. Saccharosa. Saccharurn, Mel.

Succus Gly cyrrhizae, Roob Dauci.

Cap chu, Aloe, Opium.

Indigo.

Adeps, Cetaceum.

Oleum Olivaruur.

Sap0 domesticus.

Alcohol.

32. Ordnung. Succosa.

33. Ordnung. Extractosa.

34. Ordnung. Colorosa.

35. Ordnung. Adiposa.

36. Ordnung. Adipoleosa.

37. Ordnung. Sapoaosa.

38. Ordnung. Spiriluosa.

Die zweite Abtheilung der Aczneimittel, Praeparaia, aerfallt in drei bbtheilungen, Mechanicalia, Magistralia nnd Chemicalia.

I. Klasse . M e c h a n i c a l i a . Diese Klasse umfafst alle diejenigen Arzneimittel, welche durcli blohe mecha- nische Zertheilung oder Zerkleinerung in den Zustand der Arzneistoffe versetzt werden. Die hierher gehiiri- gen Mittel werden nach der zu ihrer Zwthdlnng noth- wendigen Operation in mehre Gattungen eingetheilt, deren Namen von der Operation hergenommen ist, niit der gemeinschaftlichen Endung in atmi.

1. Gattung. Incisatum. Incisatum h e r b Farfarae.

2. Gattung. Tornaturn, Drehspahne. Tornatum Cornu Cervi.

3. Gattung. Rasuratum, Haspelspshne. Rasuratnm l i g r i i Guajaci.

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Pharmaceulisches System der Arzneimittel. 195

4. Gattung. Limatum, Feilicht. Limatum Ferri.

5 . Gattung. Pulveratum. Pulveratum Cort. Chinae.

6. Ga ttun g. Praepara fum. Praeparatum Concharum.

11. K l a s s e . M a g i s t r a l i a . DieseKlasse begreift alle mechanischen Gemenge und solche Gemische, bei deren Darstellung nnr chemische Operationen des ersten Grades vorkommen.

1. O r d n nng. M i s c e l a t ur ia , Vcrmischungen trock-

Incisidia, Species, Vermischung zer- schnittener Arzneistoffe.

Pulveridia, Gemische yon Pulvern.

ner cerkleinerter Arzneimittel. 1. Gattung.

Incisidium aromaticum.

Pnlveridium aromaticnm. 2. 0 r d n nn g . S a c chao lidia , Oelzuclrer. 3. O r d n u n g. Mix t u i i a , Gemische fliissiger Kiirper.

Mixturium snlphuricum acidum. 4. O r d n u n g . E l e c t u a r i a , Latwergen. Nach dem

Excipiens werden folgende Gattungen aufgestell t.

2. Gattung.

1. Gattung. Saccharoiariclm. 2. Gattang. Melitarfum. 3. Gattung. Robotatium. 4. Gattung. OleotaFium.

5. O r d n u n g . F o r m a t u r i a , geformte Artaeimittel. Ein Gemisch mehrer Arzneistoffe, die EU einer plaotiachen Masse gebracht oder verschieden geformt werden. Die Gattungen werdexi nadh der Form ge- bildet.

1. Gattnng. Piladia, Pillen,

2. Gattung. Boiadfa, Bbl'i. 8. Gattung. Ratuladia, Rotnli. 4. Gattung. Pastilladia, Dastilli.

Piladium alddticuh, Aloepillenmasse.

13 *

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196 Brandes :

5. Gattung. Tabuladia, Tabulae. 6. Gattung. Pastadia, Pastae.

7. Gattung. Morsuladia 8. Gattung. Chocoladia.

Pastadium gummosum.

6 . O r d n u n g . S o l z s t u r i a , Auflijsungen. Die Gat- tungen werden yon der Natur des hufliisungsmittels hergenommen.

Aquodium, wenn das Aufliisungsmit- tel Wasser ist.

1. Gattung.

Aquodium Ammonii caustici. Aquodiuni Calcariae.

Vinodium Tartar i stibiati.

Spiritodium Aetheris (Spiritus sul-

Spiritodium Camphoris { Spiritus

2. Gattung. Vinodiurn.

3. Gattung. Spiritodium.

phurico-aethereus.)

camphoratus.) 4. Gattung. Alcoholodium. 5. Gattung. Aetherodiurn. 6. Gattung. Myrolodium , wenn das Aufliisungs-

7 . Gattung. Oleodium.

7 . O r d n u n g . L i n i m e n l a .

mittel ein atherisches Oel ist.

Oleodium Phosphori. Die Gattungen werden

nach dem Excipiens unterschieden. Melenturn, mit Honig zubereitet. 1. Gattung.

2. Gattung. Alcoholenturn.

3. Gattung. Olentum.

Melentnm Aeruginis.

Alcoholenturn Saponis camphoraturn.

Olentum ammoniatum. 8. O r d n u n g . U n g u e n t a . Die Gattungen dieser

Ordnung werden ebenfalls nach dem Excipiens bestimmt.

I . Gattung. Adipenta , Salben aus Gemischen

Adipentum Cerussae. mit Felt.

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Pharmaceulisclres System der Anneirnittel. 191

2. Gattung. Herbadipenta, Salben, die durch Aus- kochen yon Vegetabilien mit Fet- ten bereitet werden.

Herltadipentum Rosmarini comp. 3. Gattung. Cerenla, Salben mit Fett und Wachs.

Cerentuni simplex, Ungt. simplex. 4. Gattung. Oleocerenta, Salben mit Oel und

Wachs. Oleocerentum Cantliaridum, Unguen- turn Cantharidum.

5. Gattung. Resinenta, Salben mit Narzen. Resinentnm Elerni, Ungt. Elemi.

Adipolastra, Pflaster, die aus Fetten und Metalloxyden bereitet werden.

Adipolastrum Cerussae. Resinastra, Pflastergemische, die we-

Resinastrum Ammoniaci,Emplastrum

9. 0 r d n u n g. E m p i a s i ra. 1. Gattung.

2. Gattung. sentlich aus Harzen bestehen.

Ammoniaci. 3. Gattung. Herbastra, Krauterpflaster.

Herbastrum Conii. 4. Gattnng. Cantharidaslra, Cantharidenpflaster.

1, Gattung. Aqualida, destillirte Wasser. 2 . Gattung. Spiritulida, dcstillirte Spiritusse.

11. O r d n u n g . C o c t u r i a , Kochungenund Auflijsnn- gen, die bis zu einer gewissen Consi- stem oder zu einer dicklichen Flus- si$eit eingekocht werden.

10. 0 r d n un g. Des 1 i l l a t u r i a , Destillate.

1. Gattung. Gelatinago, Gallerte.

2 . Gattung. Mellago.

3. Gattung. Oxymellago.

1. Gattung. Robilago.

Gelatinago lichenis Islandici.

Mellago rosatum, Me1 rosatum.

Oxymellago Scillae.

Robilago Juniperi.

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5. Gattung. Saccharilago, Syrupus. Saccharilago Altheae.

12. O r d n u n g . I n f u s u r i a , Aufgiisse. 1. Gattnng. Maceraturia, Macerata. 2. Gattung. Infusuria, Infosa. 3. Gattung. Uccocturia, Decocta.

13. O r d n u n g . T i n c t u r i a . Die Tincturen zerfal- len nach dem Excipiens in mehre Gat- tungen.

Aquaturia, wenn das Medium Was-

Aquaturium Rhei. Vinoturia, wenn dasMediumWein ist. Vinotiirium Cort. Anrant. comp. Spirituria, wenn das Medium Spiri-

Spirituriurn Rad. Calami (Tinctura

4. Gattung. Aceturia, wenn das Medium,Essig ist. Aceturiurn Rubi Idaei.

5. Gattung. Oleoturia, wenn das Medium ein

1. Gattung. ser ist.

2. Gattung.

3. Gattung. tus ist.

Calami.)

Oel ist. Oleoturium Hyoscyami.

14. O r d n u n g . E s t r a c t a . Die Gattungen werden nach dem Ausziehungsmittel be- stimmt.

Aquatratca, durch Wasser bereitete Exkracte.

1. Gattnng.

Aqiiatrdum Absinthii. Spiritrata, dorch Spiritus bereitete

Aetherotrata, durch hetlier bcreitetc

2. Gattung.

3. Gattung. Extracte.

Extracte. 111. K l a s s e . C h e m i c a l i a .

1. O r d n u n g . M e t a l l o i d n . 2. O r d n u n g . M e t a l l a . 3. O r d n u n g . Oxydo. 4. O r d n u n g . S u I p h u r i d a .

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Pharmaceutisches System der Arzneimittel. 199

5. O r d n u n g . 6. O r d n u n g . C y a n i d a . 7 . O r d n u n g . A c i d a i n o r g a n d c a . 8. O r d n n n g . A c i d a o r g a n i c a . 9. O r d n u n g. A l ca 1 o i d a .

J o d i d a.

10. O r d n n n g . Salida. a) Salida metallica. b) Salida alcalica. c) Salida terrica. d) Salida alcatoidica.

11. O r d n u n g . S a p o n i d a . 12. 0 r d n u n g . R e s i n ida . 13. O r d n u n g. Adip o l i d a , Pette. 14. O r d n u n g . M y r o l i d a , Bth. Oele. 15. 0 r d 11 0 n g. P y r o l i d a. 16. 0 r d n ung . A e t h e r i d a , Aelherarten.

Dritte Abtheilung.

Chemfe nnd Physik.

E r s t e r A b s c h n i t t .

Ueber das Daguerreotyp j

A. Lipowitz. von

D i e wunderbare Erzeugung der Lichtbilder (Pho- totypen), die nach ihrem Erfinder D a g o e r r e auch Daguerreotypen genannt werden, in denen die Natur selbst dem Licht und Schatten Kiirper giebt, nirnmt ein so allgemeines Interesee in Anopruch, dab eine Notic dariiber an diesem Orts nicht unwillkommen sein Tvird j besonders jetst, wo diese Kunst zu einer so grofsen VolL komrnenheit gelangt iet, welche es suliibt, in Zeit we- niger Secnnden das Portrait einer Person, ohne dafs diese sich den directen Sonnenstrehlen anss&5t, aatnr-