untersuchungen über gewicht und volumen verschieden alter rinderlinsen

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v. Graefes Archiv fiir Ophthalmologie 166, 136--151 (1963) Aus der Universiti~ts-Augenklinik und dem Institut fiir experimentelle Ophthalmologie, Bonn (Direktor: Prof. Dr. g. K. Mi~LLEI~) Untersuehungen tiber Gewieht und Volumen versehieden alter Rinderlinsen Von 0. HOCKWIN, J. SCHMUTTERund H. K. MCLLER Mit 7 Textabbildungen Die Erforsehung der Alterungsvorg~nge der Linse ist yon groBem Interesse. Dies gilt nicht nur ffir die anatomisch, biomikroskopisch und histologiseh nachweisbaren Ver/inderungen, sondern vor allem ffir die Vers ihres Stoffwechsels. Unsere bisherigen Kenntnisse fiber die altersbedingten Stoffweehsel- ~nderungen beruhen zum grSgten Teil auf Untersuehungen yon Tier- linsen, besonders K/ilber- und Rinderlinsen. Es handelt sich dabei um Linsen, die beinahe in beliebiger Menge zu jeder Zeit sofort naeh dem Tode der Tiere ffir die Untersuehungen zur Verffigung stehen. Diesem grol3en Vorteil steht allerdings der Nachteil gegenfiber, dab das genaue Lebensalter nicht oder ungeniigend bekannt ist. Aus diesem Grunde verwendet man meist statt der unbekannten Angabe des Linsenalters alas Linsengewieht, da man seit langem weiB, dal~ die Linse bis ins hohe Alter hinein Waehstumserseheinungen unter Zunahme ihres Gewiehts zeigt. So stellte P. SMIT~ bereits 1883 lest, dag die Linsen untersehiedlich alter Mensehen versehiedene Absolutgewiehte aufweisen und um so schwerer sind, je/~lter der betreffende Menseh war. Dies ist yon vielen Autoren nicht nur ffir die menschliehen (JoItANSEN), sondern aueh ffir S~ugetieraugen nachgeprfift worden. Hierbei sind vor allem Unter- suehungen yon JESS, KRAUSE~SALIT, NORBu U. a. mehr zu erw/~hnen. J~ss hat dabei 100 l~inderlinsen von Tieren im Alter zwisehen 3 Wochen und 16 Jahren untersueht. Die dabei erhaltene Kurve ns sich mit zunehmendem Alter einem maximalen Linsengewicht. Die Werte yon SALIT ordnen sieh gut in diese Kurve ein. Aueh nach den Untersuchungen yon B/3ttGER und SCItLOMKA an versehieden alten t~inderlinsen ist die Abh/ingigkeit des Linsengewiehtes vom Lebensalter ~hnlieh wie die Kurve nach JEss. Etwa nach dem 3. Lebensjahr tritt eine Abflaehung jener Kurve ein. Ebenso zeigen die Untersuehungen yon ELY, von KURIKS sowie von KRAUSEffir Kaninchen, von ]BALCNT ffir Pferde und I%inder, von DONALDSON 1111(]_ KIlO und vor allem die sehr ausgedehnte Arbeit von No~Y ftir l%atten immer den

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v. Graefes Archiv fiir Ophthalmologie 166, 136--151 (1963)

Aus der Universiti~ts-Augenklinik und dem Institut fiir experimentelle Ophthalmologie, Bonn (Direktor: Prof. Dr. g. K. Mi~LLEI~)

Untersuehungen tiber Gewieht und Volumen versehieden alter Rinderlinsen

Von 0. HOCKWIN, J. SCHMUTTER und H. K. MCLLER

Mit 7 Textabbildungen

Die Erforsehung der Alterungsvorg~nge der Linse ist yon groBem Interesse. Dies gilt nicht nur ffir die anatomisch, biomikroskopisch und histologiseh nachweisbaren Ver/inderungen, sondern vor allem ffir die Vers ihres Stoffwechsels.

Unsere bisherigen Kenntnisse fiber die altersbedingten Stoffweehsel- ~nderungen beruhen zum grSgten Teil auf Untersuehungen yon Tier- linsen, besonders K/ilber- und Rinderlinsen. Es handelt sich dabei um Linsen, die beinahe in beliebiger Menge zu jeder Zeit sofort naeh dem Tode der Tiere ffir die Untersuehungen zur Verffigung stehen. Diesem grol3en Vorteil steht allerdings der Nachteil gegenfiber, dab das genaue Lebensalter nicht oder ungeniigend bekannt ist.

Aus diesem Grunde verwendet man meist statt der unbekannten Angabe des Linsenalters alas Linsengewieht, da man seit langem weiB, dal~ die Linse bis ins hohe Alter hinein Waehstumserseheinungen unter Zunahme ihres Gewiehts zeigt.

So stellte P. SMIT~ bereits 1883 lest, dag die Linsen untersehiedlich alter Mensehen versehiedene Absolutgewiehte aufweisen und um so schwerer sind, je/~lter der betreffende Menseh war. Dies ist yon vielen Autoren nicht nur ffir die menschliehen (JoItANSEN), sondern aueh ffir S~ugetieraugen nachgeprfift worden. Hierbei sind vor allem Unter- suehungen yon JESS, KRAUSE~ SALIT, NORBu U. a. mehr zu erw/~hnen. J~ss hat dabei 100 l~inderlinsen von Tieren im Alter zwisehen 3 Wochen und 16 Jahren untersueht. Die dabei erhaltene Kurve ns sich mit zunehmendem Alter einem maximalen Linsengewicht. Die Werte yon SALIT ordnen sieh gut in diese Kurve ein.

Aueh nach den Untersuchungen yon B/3ttGER und SCItLOMKA an versehieden alten t~inderlinsen ist die Abh/ingigkeit des Linsengewiehtes vom Lebensalter ~hnlieh wie die Kurve nach JEss. Etwa nach dem 3. Lebensjahr tritt eine Abflaehung jener Kurve ein. Ebenso zeigen die Untersuehungen yon ELY, von KURIKS sowie von KRAUSE ffir Kaninchen, von ]BALCNT ffir Pferde und I%inder, von DONALDSON 1111(]_ KIlO und vor allem die sehr ausgedehnte Arbeit von N o ~ Y ftir l%atten immer den

Gewicht und Volumen verschieden alter Rinderlinsen 137

gleiehen Verlauf: Steiler Anstieg des Linsengewiehtes und Volumens im Anfang des Lebens; beginnend mit dem geifen der Tiere ein Naeh- lassen des Waehstums der Linsen und eine langsame Abflaehung der Gewiehts- bzw. Volumenkurve im hohen Alter, die dann einem Gewiehts- bzw. Volumenmaximum zuzustreben seheint. Dies gab K~AUSg Ver- anlassung, eine mathematisehe Behandlung der Abh~ngigkeit des Linsengewiehts veto Lebensalter ftir die Rinderlinsen zu versuehen unter Verwendung der Ergebnisse yon JEss. Es zeigt sich jedoeh, dag die Linsengewiehte in den ersten 2 Jahren des Lebens nieht zur mathe- matisehen Auswertung herangezogen werden k6nnen, da das Waehstum w/ihrend dieser Zeit eyeliseher Natur sei. Naeh dem Abklingen dieser friihen st/irmisehen Lebensperiode folgt naeh KanusE das Linsen- waehstum dem Verlauf einer monomolekularen Reaktion. Die Gleiehung daftir lautet :

X=A(1--e k.t).

Hierin bedeuten X Gewieht der Linse zur Zeit t; A =H6ehs t - gewieht der Linse (2,6 fiir die Rinderlinse). /~ und e sind Konstanten.

Fiir das Linsengewicht einer Rinderlinse wiirde die Formel also lauten :

X = 2 , 6 (1--e-k't).

Werden aul3erdem k und t substituiert, wobei zu t das Empf/~ngnis- alter des Tieres (Tragzeit yon 0,77 Jahren) addiert wird, so erh/~lt man:

X = 2,6 (1 - -e -~176 (t + 0,77)).

Vet K~AusE war ein ghnlieher Versueh der mathematisehen Be- handlung von SCAMMOS und I-I~sDORFFSR ffir die mensehliehen Linsen durehgeffihrt worden. Die yon ihnen aufgestellte Formel f/Jr das Linsen- gewieht lautet :

137,115 mg@ 1,492 X Alter in Jahren.

Eine l~berprfifung dieser Formel yon S~YDACK]~ ergab, dab die experimentell gefundenen Werte nicht mit der Formel/ ibereinstimmen.

Die Waehstumskurve der mensehliehen Linse zeigt, wie ja auch dureh die Formel yon SCAMMO~ und HESDORFFER angedeutet wird, bis ins hohe Alter einen hnearen Verlauf im Gegensatz zu dem exponen- tiellen Verlauf der S/~ugetierlinsen. Dieses gegens/~tzliehe Verhalten yon mensehliehen Linsen und Saugetierlinsen in ihrer Gewiehtszunahme mit steigendem Lebensalter kann aus der vorliegenden Literatur nieht geklarf werden.

Bereits 1913 hat JEss darauf hingewiesen, dab das KSrpergewieht der Tiere f/ir das Linsengewieht keine golle spielt. Indessen kann die

138 O. I-[oeKwi~, J. SCHMUTTER und It. K. MULLER:

Rasse der untersuchten Tiere einen gewissen EinfluB ausfiben. So ergab sich z. B , dal~ Linsen pigmentierter Kaninehen schwerer waren als die yon Albinos gleiehen Alters (KtcAUSE).

Aus den Untersuchungen yon JEss, JOHA•SEN, NO,BY u. a. geht hervor, dal~ zwisehen den beiden Linsen eines Individuums zum Tell erhebliehe Gewiehtsdifferenzen vorhanden sein kSnnen. Es land sieh aber keine Bevorzugung einer best immten Seite.

JOHANSEN hatte unter anderem die MSgliehkeit, sein Untersuehungs- material getrennt naeh Gesehleehtern aufzuteilen. D~bei konnte er feststellen, dal~ die Linsen der M~nner im Durehschnitt sehwerer waren als die Linsen gleichaltriger Frauen. Dieselbe Beobachtung machte aueh No,BY an Ratten.

Wie vor allem aus der Arbeit yon JOgA~SE~ und yon NO,BY hervorgeht, ist es sehr wichtig, konstante Bedingungen ffir die Messung des Linsengewiehtes einzuhalten. No,BY fund, da[~ die Zeit zwisehen Tod und Untersuchung nieht ls als 9 Std sein darf, da sonst die Linsen sehnell an Gewieht und Volumen zunehmen. Dies ist bedingt dureh Wasseraufnahme und Quellung der Linsen.

Die Angaben fiber das spezifische Gewicht von Linsen in Abhs keit vom Lebensalter sind sehr gering. Naeh Untersuchungen yon BALc]~ ist mit zunehmendem Alter eine Zunahme im spezifisehen Gewieht der Rinder- und Pferdelinsen festzustellen. Seine Ergebnisse beruhen aber nut auf einer geringen Anzahl yon Linsen. Ffir die menseh- liche Linse hat zuerst S~XT~ zeigen kSnnen, da[t der Durehsehnitt des spezifischen Gewiehtes fiber das ganze Leben gleichbleibt.

Aueh JOHA~SEN fand bei Bestimmungen des spezifischen Gewichtes yon menschlichen Linsen keine Vergnderung in Abh~ngigkeit vom Lebensalter. Das spezifische Gewicht der Linsen schwankt dabei um einen Wert von 1,099 (1,052--1,131). In jfingerer Zeit haben I-IA~T und PECXHAM die Ver/inderungen des spezifischen Gewichtes dutch direkte Best immungen an verschieden alten Rattenlinsen ermittelt. Von 16 Tagen bis etwa 150 Tagen nach der Befruchtung steigt das spezifische Gewicht yon 1,065 auf 1,150 an, nm dann mit weiterer Zunahme des Lebensalters im Mittel diesen Wert zu behalten.

Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag zur Frage, ob nnd mit welcher Genauigkeit aus verschiedenen Mel~gr61~en wie Linsengewicht, -volumen, spez. Gewicht eine Alters~ngabe m6glieh ist, deren genaue Kenntnis ffir die Stoffwechselvorgi~nge in Linsen als unerl~i~lich gelten muir.

Methodik

a) Tiermaterial. Die Untersuchungen wurden mit Augen yon K~lbem und l%indern, die auf dem st~dtischen Viehhof in :Bonn geschlachtet wurden, durch- gefiihrt. Zur Hauptsache handelte es sich um schwarzbuntes Niederungsvieh aus

Gewicht und Volumen verschieden alter Rinderlinsen 139

dem l%aume Nordrhein-Westfalen. Faktoren wie Ern~hrung, dnrchgemachte Krankheiten, Zahi der Geburten, Friih- oder Sp~treife der Tiere muBten unberfick- sichtigt bleiben, da hieriiber keine Angaben in Erfahrung gebracht werden konnten.

b) Methoden der Altersbestimmung. Unmittelbar nach dem Tode der Tiere wurde das Alter bestimmt. Bei einer kleinen Anzahl yon Tieren (30), die in das Zuchtbuch eingetragen waren, gab eine Ohrmarke genaue Auskunft. Die Alters- bestimmung der Mehrzahl der Tiere wurde durch Beurteilung von GebiB and HSrnern vorgenommen. Nach den Angaben yon KROON weisen Gebil~ und HOrner der Tiere Kennzeichen yon gesetzm~i]iger Alters- abh~ngigkeit auf.

r Gewinnung des Untersuehungsmaterials. Bis zu maximal 10 rain nach dem Tode der Tiere wurden beide Augen herausgenommen und yore anh~ngenden Muskel- und Fettgewebe freipr~pariert. Die Ge- schwisteraugen wurden in ein Mulls~ckchen gegeben unter Beifiigung der ermittelten Altersdaten. - - Die Aufbewahrung und der Transport zum Laboratorium erfolgten im eisgekiihlten Dewar-Beh~lter.

Die Preparation der Linsen wurde 3 his maximal 6 Std nach dem Tode der Tiere ausgeffihrt. Die Linse wurde nach Hornhautschnitt von vorn frei- pr~pariert und mit Hilfe yon FlieBpapier vorsichtig yon anhaftenden Iris- und Korpusresten befreit. Linsen mit Kapselbesch~digung wurden verworfen.

d) Wiigung der Linsen. Die W~gung erfolgte unmittelbar nach PrKparation. Die zugehOrige Ge- schwisterlinse wurde jeweils erst nach dieser Messung pr~pariert und gewogen.

Zur Wiigung wurde eine Halbmikroanalysen- waage benutzt, die bei 100 g HSchstbelastung eine Ablesegenauigkeit von 100 ? besitzt. Aui~erdem stand eine Torsionswaage zur Verffigung, die bei 5 g HOchstbelastung die Ablesung yon 2 mg gestattet. Die letztere wurde wegen ihrer leichten Aufstell-

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Abb. 1. u Mal]stab 1 : 2

barkeit und schnellen Justierung bei den Messungen im Schlachthof selbst ver- wendet. Beide Waagen stimmten bei 500 mg Belastung auf 2 mg fiberein, die Ungenauigkeit war also kleiner als 1%.

Wiederholte Wggung einer Linse mit der Halbmikroanalysenwaage ergeben einen Ablesefehler <0 ,4% fiir junge, <0 ,1% fiir alte Linsen. Dieser Fehler diirfte aber weniger ein Ablesefehler als eher die Folge einer Austrocknung der Linse w~hrend der W~gungszeit sein.

e) Die Volumenmessung. In Anlehnung an das Ger~t yon SMITH und yon S~YD- ACKER wurde das Volumen der Linsen durch FliissigkeitsverdrKngung gemessen (s. Abb. 1). Der Mel~fehler konnte dabei kleiner als 0,02 ml (etwa 0,8%) gehalten werden.

f) EinTluB der in-situ-Aufbewahrungszeit naeh dem Tode auf das Linsengewichf. Aus technischen Griinden konn~n nicht alle Linsen zum gleichen Zeitpunkt nach dem Tode untersucht werden, Bei einer Anzahl yon Tieren wurde deshalb das Gewicht einer Linse unmittelbar nach dem Tode noch auf dem Schlachthof be- stimmt, die Geschwisterlinse verblieb his zur sp~teren Untersuchung im Bulbus, der im eisgekiihlten Dewar-GefgB aufbewahrt wurde.

140 O. I{OCKWlN, J. SCI{MUTT:ER und H. K. Mi3LLEIr

Ergebnisse und Diskussion a) Abhiingigkeit des Linsengewiehtes vom Lebensalter der Tiere.

])as Linsengewicht untersehiedlich alter Rinder wurde bei insgesamt 40 Ki~lbern und 200 l~indern ermittelt.

Es ist uns im l~ahmen dieser Arbeit nieht mSglich, die Einzelwerte der insgesamt 480 Linsen mitzuteflen. (Die Einzelwerte sind nachzu-

lesen bei J. SCI~fVTT]~t~: ,,Unter- Tabelle 1. Mittelwerte des prozentua- suchungen fiber die Altersabh~ngig- fen Gewichtsunterschiedes eines Linsen- keit des Gewich tes . . . " , Diss. Bonn paares und Mittelwert des Linsengewich- tes iiber ]e 20 Tiere, die dem ]ort~au/en-

den Alter naeh geordnet waren

MW Ticr Summe MW Linsen-

gewicht Nr. A% A% g

K~lber 1--20 9,29 I 0,464 1,02

21--40 5,61 I 0,280 1,22

Rinder 1 - -20

21--40 41-- 60 61-- 80 81--100

101--120 121--140 141--160 161--180 181--200

13,83 12,56 6,16 8,57

11,33 12,16 11,63 13,49 18,08 11,77

0,691 I 1,81 0,~281 1,92 0,008 [ 2,04 0,428 1 2,14 0.566 I 2,22 0,608 1 2,24 0,581 I 2,34 0,674 2,41 0,954 2,54

] 0,5881 2,61

1961.) Wir haben deshalb in Ta- belle 1 die Mittelwerte der Ge- sehwisterlinsen aufgetragen. Dabei wurde der Mittelwert des Linsen- gewiehtes yon jeweils 20 Tieren ge- bildet, die naeh dem Alter geordnet aufeinander folgten. In der Abb. 2 sind jedoch die Mittelwerte aller Linsenpaare eingezeichnet. Die Tiere mit t lerdbnchmarke, deren Alter genau bekannt war, sind besonders markiert. Die ausgezogene Kurve ist nach den Werten der Tabelle 1 konstruiert.

Aus der Abb. 2 erkennt man, dab das Geburtsgewieht einer K~lber- linse bei etwa 900 mg liegen dfirfte. Innerhalb der Streuung der Einzel-

Zunahme des Linsengewichtes mit zu- werte ist deutlich eine sichere nehmendem Alter zu erkennen. Der Kurvenverlauf l~tBt vermuten, dab die Gewichtszunahme einer Exponentialfunktion des Alters entsprieht.

Zur Uberprfifung der exponentiellen Abh~ngigkeit des Linsen- gewiehtes vom Lebensalter haben wir in Abb. 3 in halblogarithmisehem MaBstab die Abh/ingigkeit des Linsengewichtes vom Lebensalter auf- getragen, wobei das Alter als logarithmische Funktion gew/ihlt wurde. Als Einheit ffir das Alter wahlten wir den Monat. Die in dieser Abbildung gezeichnete Gerade wurde nach den Angaben yon LINDNER durch Berechnung des Regressionskoeffizienten, der Regressionsgeraden, des BestimmtheitsmaI3es und des Korrelationskoeffizienten ffir die Linsen von Tieren, die 12 Monate und alter waren, gewonnen. Die Zahl der untersuchten K~lberlinsen war zu gering im Vergleich zu den Rinder- linsen. Die genaue Altersbestimmung bereitet bei den Kiilbern groI~e Schwierigkeiten, eine Ungenauigkeit wird bei der halblogarithmischen Darstellung den Anfangsteil der Kurve stark entstellen. Die erhaltenen

Gewicht und Volumen versehieden alter Rinderlinsen 141

W e ~ e waren fiir den Regressionskoeffizienten b =0 ,834 , Regressions- gerade Y = 0,879 + 0 ,834 .X, das Best immthei tsmaB B = 0,867 und dami t der Korrelat ionskoeffizient r = 0,93.

Diese Bereehnung besagt, dab bei einem Best immthei tsmaB yon B = 0,867 zu etwa 87 % die Ver~nderung yon Y, also des Linsengewiehtes,

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2,5

1,5

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10 /00 Nonafe Lsbens#/fep

A b b . 3, L i n s e n g e w i c h t i n G r a m m a] le r u n t e r s u c h t e n T i e r e i n A b h ~ n g i g k e i t v o m L e b e n s a l t e r , w o b e i d i e se s i m l o g ~ r i t h m i s c h e n M a B s t a b d a r g e s t e l l t w u r d e . D i e e i n g e t r a g e n e n W e r t e s i n d

3 [ i t t e l w e r t e y o n G e s c h w i s t e r l i n s e n . o s i n d T i e r e m i t H e r d b u c h m a r k e

142 O. I~OCKWIN, J. SCHMUTTER und H. K. Mi)LLER:

durch die Zunahme yon X, des Lebensalters, erkl/~rt werden kann. Die Formel Y = 0 , 8 7 9 § fiir die l~egressionsgerade erlaubt die Berechnung des Tieralters X in Monaten bei Kenntnis des Linsen- gewichtes. Wie die Abb. 3 zeigt, streuen die eingetragenen Linsen- gewichte um die l~egTessionsgerade. Dadureh wird eine Ungenauigkeit der Altersbestimmung nach der obigen Formel bedingt. Um fiber diesen Einflu$ Auskunft zu bekommen, haben wir die Streuung dureh Berech- nungder a-Werte dreier Alterskollektive ermittelt. Die 3 Alterskollektive waren gew/~hlt von 12--30 Monate (74 F~lle), 30--84 Nfonate (79 F~lle) und 84 und mehr Monate (47 F~lle). Die einzelnen a-Werte betrugen dabei a = ~ 0,86 ffir die erste, ~ = • 1,02 fiir die zweite und ~ = ~ 1,25 ffir die dritte Gruppe. Die Zahlenangaben der a-Werte lassen erkennen, dal3 die Streuung mit zunehmendem Alter grSSer wird.

Die eingetragenen Werte der 2 a-Grenzen, die also 95% der Gesamt- f~lle erfassen, lassen die besehriebene Divergenz erkennen. Diese Feststel- lung schr~nkt den Gebraueh der vorher entwiekelten Formel erhebhch ein. Wenn wir z. B. ein Linsengewieht yon 1,9 g ermitteln, so kann das Alter zwisehen 12 und 30 Monaten liegen. Bei einem Linsengewicht yon 2,5 g liegt das mSgliehe Alter zwischen 50 und 180 Monaten. Will man Untersuchungen in Abh/~ngigkeit yore Lebensalter durchf~hren und mSehte man dabei, da das zugehSrige Lebensalter nieht bekannt ist, das Linsengewieht als AltersmaB verwenden, so 1/~13t sieh, wie aus der Abb. 3 hervorgeht, wegen der Streuung um die l~egressionsgerade nur eine Dif- ferenzierung in gewisse Altersgruppen vornehmen. Gem~t$ dem eben Gesagten mSchten wit folgende Gruppeneinteilung Vorsehlagen:

Linsengewicht : Leben,salter der Tiere :

um 1 g bis zu etwa 2 Monutc um 1,5 g 4--8 Monate um 2 g 14--38 Mon~te um 2,5 g 50--180 Monate

In der Abb. 2 und 3 ist ebenfalls das Linsengewieht yon solehen Tieren enthalten, bei denen an Hand der Herdbuehmarke das genaue Alter feststellbar war. Diese Werte zeigen eine gleiehe Verteilung wie die Linsengewiehte der Tiere, bei denen das Alter naeh der vorher beschriebenen Methode best immt worden war.

Das besagt also, da[~ die jeweils vorgenommene Altersbestimmung der Tiere mit Hilfe der oben besehriebenen Angaben keine wesentliche VergrSl3erung der Schwankungsbreite zur Folge hatte, sondern dab diese im wesentlichen auf andere Faktoren zuriickgefiihrt werden kann.

Aus den Gewichtsmessungen der Einzellinsen eines Tieres ergab sich gleiehzeitig der Gewiehtsunterschied der Gesehwisterlinsen. Dieser Wert ist als d in Abhi~ngigkeit vom Mittelwert des zugeh6rigen Linsen- gewichtspaares in der Abb. 4a aufgezeichnet. Dabei zeigt sich, dalt die

G e w i c h t u n d V o l u m e n v e r s c h i e d e n a l t e r R i n d e r l i n s e n 143

50

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Ll'r/sengewicht /r/ g 2kbb. 4 a . G e w i c h t s d i f f e r e n z y o n G e s c h w i s t e r l i n s e n i n A b h ~ n g i g k e i t y o r e L i n s e n g e w i c h t ,

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Linsenyewicbl in g

A b b . 4 b. G e w i c h t s d i f f e r e n z y o n G e s e h w i s ~ e r l i n s e n i n A b h ~ . n g i g k e i t y o r e L i n s e ~ e w i e h t . i n P r o z e n t y o r e M i t t e l w e r #

144 O. HocKwi)r, J. SCtIMUTTER und H. K. )/[/JLLER:

Sei tendifferenz im Gewieht der Gesehwister l inse mi t zunehmendem Lebensa l t e r i m m e r grSBer wird.

Dr / ick t m a n den W e r t A in P rozen t yore Mi t te lwer t des Linsen- gewichtes aus, so erhgl t m a n eine Wer tve r te i lung , wie sie in der Abb. 4b darges te l l t ist.

Tabelle 2. GewichtsdiJ/erenz yon Geschwisterlinsen bei W~igung beider Linsen so]ort nach dem Tode

Tier

1

2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Linsen- Alter gewieht

g

21 T~ge 26 Tage 26 Tage 26 T~ge 45 Tage 45 Tage 75 T~ge 60 Tage 90 Tage

10--12 Mon~te 15 Mon~te 15 Monate 18 Monate 21 Monate 21 Monate 2 J~hre 2 Jahre 2 Jahre 2 Jahre

2 J~hre 6 Monate 2 Jahre 6 Monate 2 Jahre 6 Monate

3 J~hre 3 Jahre 3 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 6 J~hre

12 Jahre

1,020 1,073 1,045 1,034 1,107 1,074 1,135 1,114 1,274 1,751 1,757 1,970 1,914 1,952 1,899 1,899 2,067 1,995 2,126 2,013 2,180 2,216 2,278 2,33(~ 2,191 2,441 2,415 2,529 2,498 2,603

Linsen- gewieht

g

1,014 1,070 1 , 0 4 8

1,037 1,113 1,079 1,135 1,115 1,277 1,745 1,768 1,963 1,922 1,951 1,901 1,902 2,067 1,993 2,129 2,018 2,184 2,220 2,268 2,348 2,194 2,439 2,409 2,510 2,537 2,615

A (mg)

- - 6

- - 3

+ 3 + 3 + 6 + 5 • + 1 - t - 3 - - 6

+ 9 - 7

+ 8 - 1

+ 2 ~- 3 2 : O - 2

@ 3 + 5 + 4

+ 4 - 10 + 18 + 3 - 2

- 6

- 1 9 ~- 39 -t-12

A%

0,59 0,28 0,29 0,29 0,52 0,46 0 0,09 0,24 0,34 0,51 0,36 0,42 0,05 0,10 0,15 0 0,10 0,14 0,25 0,18 0,18 0,43 0,77 0,14 0,08 0,25 0,75 1,56 0,46

U m einen Uberb l i ck fiber die Abh/ tngigkei t yon A % zu bekommen, b i lde ten wir die Mi t te lwer te yon jeweils 20 Tieren in for t laufender Reihenfolge (Tabelle 1). Die so e rha l tenen Mi t te lwer te zeigen, dab der p rozen tua le Gewieh tsun te rseh ied zweier Geschwister l insen wghrend des ganzen Lebens ann/~hernd gleich ble ibt , d. h., dag mi t zunehmendem Linsengewieht , also z u n e h m e n d e m Alter , die abso lu te Differenz grSl3er

wird.

b) G e w i e h t s d i ~ e r e n z y o n Gesehwisterl insen in Abh~ngigkei t e i n e r

u n t e r s c h i e d l i e h e n Aufbewahrungszei t naeh dem Tode der Tiere. I n einer

Gewicht und Volumen verschieden alter Rinderlinsen 145

wei teren Versuehsreihe wurden die Gewichte yon Geschwister l insen e rmi t te l t , wobei die eine Linse sofort nach dem Tode des Tieres noch auf dem Schlachthof gewogen wurde ; bei 30 Tieren wurde die Gesehwister- linse h6ehstens 5 rain sparer , bei 25 Tieren 3 S td spi~ter und bei wei teren 25 Tieren 6 S td spi~ter gewogen, nach Aufbewahrung des i n t a k t e n Bulbus

Tabelle 3. Gewichtsdi//erenz yon Geschwisterlinsen bei Wdigung der zweiten Linse 3 Std nach dem Tode

Linsen- Gewicht [ Tier Al te r g e w i c h t h a t h 3 S td A (mg) A %

g g

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

10--12 1Vlonate 10--12 Monate

15 Monate 21 Monate 21 Monate 2 Jahre

2 Jahre 7 Monate 2 Jahre 7 Monate 1 Jahr 8Monate

2 Jahre 2 Jahre 6 Monate 2 Jahre 9 Monate 2 Jahre 9 1Vfonate 3 Jahre 6 Monate 2 Jahre 10 Monate

3 Jahre 3 Jahre 7 Monate 3 Jahre 9 Monate 3 Jahre 9 Monate

4 Jahre 7 Jahre 7 Jahre 6 Jahre

11 Jahre 6 Monate 13 Jahre

1,729 1,807 1,972 1,972 2,103 2,097 1,960 2,224 1,894 2,156 2,118 2,165 2,213 2,196 2,280 2,193 2,395 2,109 2,184 2,453 2,418 2,483 2,289 2,601 2,495

1,730 1,821 1,949 1,970 2,103 2,086 1,967 2,233 1,896 2,156 2,106 2,176 2,216 2,203 2,273 2,215 2,389 2,117 2,186 2,453 2,387 2,477 2,292 2,611 2,460

• 1 § 14 --23 - - 2 • --11 + 7 + 9 • 2 i 0 --12 +11 + 3 + 7

7 + 8 - - 6 + S + 2 ,-k 0

73 + I0 - -35

0,06 0,77 1,17 0,10 0 0,52 0,36 0,40 0,11 0 0,57 0,51 0,14 0,32 0,31 0,36 0,25 0,38 0,09 0 1,28 0,24 0,13 0,38 1,40

im Dewar-Gef/~B mi t Eiszusatz . Die Wer t e s ind in den Tabel len 2, 3 und 4 mi t jeweil igem Al te r der Tiere angegeben, und die Gewiehts- differenz is t als A bezeiehnet .

Auf ierdem bereehneten wir den Mit te lwer t der p rozen tua len Ge- wiehtsdifferenz (A % ) und fanden ffir die sofort naeh dem Tode gewo- genen Linsen eine prozentua le Seitendifferenz yon 0,34 • 0,02 (Mittel- wer t aus 30 F/illen), ffir die 3 S td sp/i ter gewogenen Linsen 0,39 • 0,08 (Mit te lwer t aus 25 Fal len) und f/ir die 6 S td naeh dem Tode gewogenen Linsen 0 ,54 :k0 ,09 (Mit te lwert aus 25 F/fllen). W/~hrend der Unter - schied zwischen den sofort gewogenen Linsen und den naeh 3 S td gewogenen s ta t i s t i seh n ieht gesiehert ist, is t das ffir die 6 S td sp/~ter gewogenen Linsen der Fal l . Das heigt , die ursprf ingl ieh vorhandene

146 O. HOCKWIN, J. SCIISIUTTER und H. K. MffLLER"

Seitendifferenz wird du tch l~ngere (6 Std) Aufbewahrung der Linse im Auge nach dem Tode verst~rkt.

Tabelle 4.

Tier

I 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Gewichtsdi//erenz von Gesehwisterlinsen bei Wdigung der zweiten Linse 6 Std nach gem Tode

Alter

21 Tage 26 Tage 45 Tage 90 Tage 90 Tage 15 )/[onate 15 Monate 18 Monate 2 Jahre

2 Jahre 3 Monate 2 Jahre

2 Jahre 6 Monate 2 Jahre 9 Monate 2 Jahre i0 1Y[onate

3 Jahre 3 Jahre

3 Jahre 9 Monate 3 Jahre 9 Monate 3 Jahre 9 Monate

4 Jahre 6 Jahre 6 Jahre

10 Jahre 12 Jahre 13 Jahre

Linsen- gewicht

g

1,026 1,027 1,093 1,191 1,294 1,843 1,929 2,014 2,091 2,115 2,171 1,933 2,357 2,157 2,240 2,114 2,176 2,152 2,060 2,316 2,359 2,445 2,293 2,433 2,655

Gewicht naeh 6 Std

g

1,027 1,039 1,107 1,188 1,293 1,848 1,898 2,003 2,074 2,110 2,160 1,929 2,354 2,149 2,244 2,117 2,201 2,137 2,053 2,315 2,369 2,479 2,304 2,408 2,656

A (mgl

-~ 1 12

§ 14 - - 3 - - 1

§ --31 --11 --17 - - 5

- - l l - - 4

- - 3

- - 8

§ §

25 - - 15 - - 7

- - 1

§ 10 -~ 34 +11

A%

0,097 1,17 1,28 0,28 0,077 0,27 1,61 0,55 0,81 0,23 0,51 0,20 0,12 0,37 0,18 0,14 1,15 0,69 0,34 0,04 0,42 1,39 0,48 1,03 0,04

Tabelle 5 Linsengewichts-Mittelwerte weiblicher und mgnnlicher Tiere in Altersgruppen

Alter

10--12 Monate 1--2 Jahre 2--3 Jahre 3--4 Jahre

5 Jahre 1---5 Jahre

Tier

1--3 4--13

14~26 27--46 47--54

Alle Tiere

3 Tiere 10 Tiere 13 Tiere 20 Tiere

8 Tiere 54 Tiere

MW Linsen- gewicht

g

1,72 1,95 2,09 2,21 2,37 2,07

Tier

1--5 6--18

19--32 33--45 46--47

Alle Tiere

3d~

5 Tiere 13 Tiere 14 Tiere 13 Tiere 2 Tiere

47 Tiere

MW Linsen- gewicht

g

1,73 1,93 2,13 2,22 2,46 .. 2,09

e) Abh~ingigkeit des Linsengewichtes vom Geschlecht der Tiere. Bei 101 Tieren aus dem vorl iegenden Gesamtunte rsuchungsmater ia l wurden die errechneten Mittelwerte der Geschwister]insengewichte nach Ge- schlechtern ge t renn t ausgewertet. Die Zah lenangaben sind in der

Gewicht und Volumen verschieden alter Rinderlinsen 147

Tabelle 5 ftir bestimmte Altersgruppen vermerkt. Die geringe Anzahl der untersuchten und naeh Geschlechtern aufgeteilten Tierlinsen ]gBt keine siehere Beurteilung fiber einen Geschleehtsuntersehied ira Linsen- gewieht zu. Die Befunde seheinen aber daffir zu sprechen, dab das Linsen- gewieht weiblieher Tiere im Durchsehnitt niedriger liegt. Dies steht aueh in Ubereinstimmung zu den Ergebnissen yon JOHANSEN an menseh- lichen Linsen und NO,BY an Rattenlinsen.

d) Abhiingigkeit des Linsenvolumens veto Lebensalter der Tiere. Bei 15 Kglbern und 133 Rindern wurde neben dem Linsengewicht auch das

�9 �9 . - ~ ..._...v._--- .~ ~

.21o..-=7 oZ ~o o "S'" ,,5/:

/,#,,

0 7 g

~

I i I I I I I I I I I I I Y ~ S # 7 8 # 70 71 7Z f3 I# -T#

Jahre

Abb. 5. L i n s e n v o l m e n in g :ub ikzen t imete r aller Tiere in Abhf~ngi@keit ve to Lebensal ter . Die e ingotr~genen W e r t e s ind Mit te lwerte yon Geschwisgerlinsen. Tiere m i t t t e rdbuch-

m a r k e sind dllrch o gekennzeichnet

Linsenvolumen bestimrat. Die Mittelwerte der Volumina der Ge- schwisterlinsen sind in Abb. 5 in Abh/ingigkeit vom Lebensalter ein- getragen, die Werte yon Tieren mit bekanntem Zuehtbuehalter sind besonders vermerkt. Die ausgezeichnete Kurve ergibt sich dureh Mittel- wertsbildung fiber jeweils 20 Geschwisterlinsenpaare in aufeinander- Iolgender Reihe des Lebensalters (s. Tabelle 6). Der Kurvenverlauf zeigt, dab bis etwa zum 3. Lebensjahr die st/~rkste Zunahme im Linsenvolumen zu verzeichnen ist. Wghlt man die halblogarithmisehe Darstellung, so erh~lt man die Abb. 6. Die Berechnung der exponentiellen Abh~ngigkeit des Linsenvolumens veto Lebensalter ffir alle Tiere alter als 12 Monate ergab folgende Werte: Regressionskoeffizient b-=0,712; Regressions- gerade Y = 0,863 ~- 0,712.X; BestimmtheitsmaB B = 0,693 ; Korrela- tionskoeffizient r = 0,83. Das BestimmtheitsmaB B liegt hierbei wesent- lich niedriger als das ftir das Linsengewicht berechnete. Das bedeutet, dab die Formel Y=O,863+O,712.X ( Y = V o l u m e n in Milliliter,

148 O. HOCKWIN, J. SCH~VTT~ und I-I. K. M/~LLER:

X = Lebensalter in log. Menage) weniger gut zur Altersbestimmung bei bekanntem Volumen geeignet ist als die Formel ffir das Linsengewieht.

2 , ,5 " . . z / .

�9 . .

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�9 1,,I. 1o l

i ~ / o o ~ 7,g .. I

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I I / !

Zo .'.'".

I I I ~16 i i i i l I I ] I i I l l l I I I l l l 1 10 100 Monate

Lehenmolter Abb. 6, L i n s e n v o h l m e n in K u b i k z e n t i m e t e r aller u n t e r s u e h t e n Tiere in ~kbh~ngigkeit vom Lebensalter, ~vobei dieses im Iogari%hmisehea MafSstab d~rgestellt wurde. Die ein- g e t r a g e n e n W e r t e s ind Mi t te lwer te won Gesehwister l insen. o s ind Tiere m i t H e r d b u e h r a a r k e

e) Spezilisches (lewieht der Rinderlinsen. Die Bereehnung des spezifischen Gewichtes versehieden alter I~inderlinsen erfolgte ~uf der

28

2~

72

~-GPenZe spez Gev~

Abb, 7. P rozen tua le Ver t e i l ung des spezif isehen Gewiehtes ve rseh ieden a l tar Rinder l insen . Der Mi t t e lwer t u n d die 1 a-

Grenze s ind e ingeze iehne t

Grundlage der gemesse- Tabelle 6. Mittelwert hen Werte fiir das Ge- desLinsenvolumensin wicht und ffir das Volu- Kubilczentimeter iiber ]e 20 Tiere (Kiilber: men. Aus den Einzel- 15 Tiere), die dem werten bereehneten wir

[ortlau/enden Alter das mittlere spezifische nach georclnet waren Gewicht zweier Linsen-

kollektive und erhielten Kalber dabei fiir K/~lberlinsen

1--15 ] 1,02 ein mittleres spezifisehes Rinder Gewieht yon 1,090 4-

1--20 1,64 0,006 und ffir 10 Jahre 21--40 1,84 41--60 1,99 und s Rinderlinsen 61--80 2,08 ein mittleres spezifisehes 81--100 2 ,17 Gewieht yon 1,109 •

101--120 2,30 121--133 2 ,39 0,002. Dieser geringe,

statistisch nieht zu si- chernde Unterschied legt die Vermutung nahe, dab das spezifisehe Gewicht keine Ver- ~nderung mit zunehmendem Lebensalter er-

leidet. Dies pr/iften wir naeh, indem wit eine Its aller aus den ?r bereehneten spezifischen Gewichte durchfiihrten.

Gewieht und Volumen versehieden alter Rinderlinsen 149

Aus der Abb. 7 geht hervor, dab wir eine Verteilung um den erreehne- ten Mittelwert des spezifisehen Gewiehtes aller Linsen nach GAuss finden. Dieser Mittelwert liegt bei 1,1076 4-0,002. Bei Anwendung der 1 a-Grenze ergibt sieh, dab etwa 80% aller spezifisehen Linsengewichte im Bereieh yon 1,082--1,134 liegen. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu den Befunden yon BALC~T, der mit zunehmendem Alter eine Zu- nahme des spezifisehen Gewiehtes yon Rinder- und Pferdelinsen fest- gestellt hatte. Die eigenen Ergebnisse stehen dagegen in guter l~ber- einstimmung mit den Angaben yon JOI~A~SEN, der ffir mensehliehe

Tabelle 7.

E I ~ - b r y o

Linsengewicht, Volumen, spezi]isches Gewicht und Angaben iiber den Eiweiflgehalt von Linsen yon Rinder-Embryonen

I I Wasser- in % I in % Linsen- Volu- Spezifi- 16sliches yore Albu- Friseh- gewieht men sehes Protein Friseh- minoi4 yore

cm 3 Gewicht gewicht g ....... g gewicht g

0,420 0,36 1,17 0,417 0 ,38 1,I0 0,480 0 ,47 1,02 0,473 0,43 1,10 0,492 0 ,44 1,12 0,496 0,45 1,10 0,619 0,51 1,21

0, ;9 1,20 0,707 0 ,59 1,20

0,101 0,104 0,120 0,117 0,118 0,119 0,157

0,194

24,0 24,9 26,7 24,7 24,0 24,0 25,4

27,4

0,004 0,004 0,007 0,009 0,007 0,006 0,006

0,009

0,9 0,9 1,6 1,9 1,4 1,2 0,9

i n % G e s ~ m t - p r o t e i n v o m

F r i s c h - g g e w i e h t

0,105 25,0 0,108 25,8 0,127 26,5 0,126 26,6 0,125 25,4 0,125 25,2 0,163 26,3

0,~3 28,6

Linsen eine vom Lebensalter unabMngige Streuung des spezifischen Gewiehtes um den Wert yon 1,099 land. Die Untersuehungen von HA~T und P~CKgAM an Rattenlinsen hatten ergeben, dab wohl in den ersten Tagen naeh der Befruehtung eine Zunahme des spezifisehen Gewiehtes festgestellt werden kann, dag abet yon 150 Tagen nach der Befruchtung an eine Zunahme des Lebensalters keine weitere Ver/~nde- rung des spezifischen Gewiehtes bewirkte.

Stellt man nun mit tIilfe der yon uns abgeleiteten Formeln zur Bereehnung des Linsengewiehtes and Linsenvolumens die l~berlegung an, ob aus den l~egressionsgeraden eine Konstante des spezifisehen Gewiehtes in Abh/~ngigkeit vom Lebensalter abgeleitet werden kann, so zeigt sich, dag das spezifisehe Gewieht yon Linsen 10 Monate alter K/~lber einen Wert yon 1,087 hat, w/ihrend dieser Wert bei 100 Monaten, also etwa 81/4 Jahre alten Tieren, auf 1,113 angestiegen ist. Sie deuten darauf hin, dal] theoretiseh eine Zunahme des spezifisehen Gewiehtes mit zunehmendem Lebensalter mSglieh sein k6nnte.

Wegen der geringen Differenzen und der indirekten Bestimmungs- methode konnten wit dies jedoeh bei dem bier vorliegenden Unter- suehungsmaterial nieht signifikant naehweisen.

AIbreeht v. Graefes Arch. Ophthal . 13d. 166 11

150 O. ROeKWI~, J. SC~MVTT~R und H. K. MiJLLER:

f) Linsengewicht, Volumen, spezifisches Gewicht und Eiwei~gehalt in Linsen yon Rinderembryonen. Wi~hrend der auf dem st~dtisehen Schlachthof zu Bonn durchgeffihrten Untersuchungen war es in einigen Fgllen m6glieh, die Augen yon Rinderembryonen zu erhalten.

Die in der Tabelle 7 enthaltenen Angaben fiber die Linsen soleher Tiere wurden ohne Angaben ihres priinatalen Alters gemaeht, da An- gaben fiber die Dauer der Tragzeit nicht zuggngig waren. Die Ergebnisse der einzelnen Untersuehungen sollen deshalb aueh nur ohne ns Beurteilung mitgeteilt werden. Vermerkt sei lediglieh, da6 das von uns dutch die Gewiehtskurve (Abb. 2) angedeutete Linsengewicht bei der Geburt aueh dureh die hier aufgef/ihrten Werte mit 900 mg wahrschein- lieh gemacht wird.

Zusammenfassung Aus der Problemstellung geht hervor, dal3 die Kenntnis des TierMters

ftir experimentelle Untersuehungen des Linsenstoffweehsels yon groBer Bedeutung ist. Die Best immung des jeweiligen TierMters ist besonders bei Sehlachthoftieren durch den Umstand ersehwert, dab nur in seltenen F~tllen das Geburtsalter der Tiere bekannt ist. Da nun aber gerade Augen yon Schlachthoftieren nahezu unbegrenzt zur Verffigung stehen, sollte in dieser Arbeit festgestellt werden, ob aus meBbaren GrSi~en der Linse, wie Gewicht, Volumen, spezifisehes Gewieht, eine A]tersbestim- mung mSglieh sei. Die durchgeffihrten Untersuehungen ergeben, dal3 die Zunahme des Linsengewichtes w~hrend des Lebens zumindest nach dem 12. Lebensmonat eine exponentielle Funktion des Tieralters ist. Diese Abhgngigkeit lgBt sieh sowohl dutch Bereehnung des Regressions- koeffizienten, des Bestimmtheitsmages, aIs aueh des Korrelations- koeffizienten statistisch siehern.

Aus diesen Gr56en wird eine Formel entwiekelt, die eine Berechnung des Lebensalters bei Kenntnis des Linsengewiehtes ermSglicht. Wegen der mit dem Alter zunehmenden Streubreite der I%egressionsgeraden ist dig angegebene Formel nur bedingt zur Altersdifferenzierung anwendbar.

Die Geschwisteriinsen eines Tieres sind nicht gleieh sehwer. Der prozentuale Gewiehtsunterschied bleibt aber w/~hrend des ganzen Lebens nahezu konstant.

Es kann weiterhin gezeigt werden, dal~ die Gewiehtsdifferenz von Gesehwisterlinsen eine Abh/~ngigkeit yon tier in-situ-Aufbewahrungszeit naeh dem Tode der Tiere besitzt. Dies komInt besonders dann zum Aus- druek, wenn zwisehen den W/~gungen eine Aufbewahrung yon 6 Std liegt.

Bei 101 Tieren werden die Linsengewichte nach dem Gesehleeht der Tiere getrennt untersucht. Die Befunde seheinen daffir zu spreehen, dal3 im Durehsehnitt das Linsengewicht weiblicher Tiere niedriger als das mgnnlieher Tiere ist.

Die fiber das ganze Leben andauernde Zuna.hme des Linsenvolumens zeigt eine exponentielle Abh//ngigkeit yore Tieralter. Dies wird ebenso

Gewicht und Volumen verschieden alter Rinderlinsen 151

statist isch gesichert, wie ffir das Linsengewicht. Die hierbei entwickelte

Formel zur Bereehnung des Tier~lters aus dem gemessenen Linsen-

vo lumen ist wesentlich ungeeigneter zur Al te rsbes t immung als die f/Jr das Linsengewicht abgeleitete Formel. Aus den MeBgr6Ben des Linsen- gewichtes und Linsenvo]umens wird das spezifisehe Gewieht und dessen Abhs vom Lebensal ter ermittel t . Eine Auftei lung der erhal tenen Ergebnisse zeigt eine Vertei lung u m einen Mittelwert yon 1,1076 • 0,002. Aus theoretischen Uber legungen heraus ergibt sich jedoch die MSglich- keit einer Zunahme des spezifisehen Gewiehtes mi t s teigendem Lebens- alter. Die vorher an K/~Iber- und Rinder l insen durchgefi ihrten Messungen werden auch Itir Linsen yon ffinf R inderembryonen mitgeteilt .

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Universit~ts-Augenklinik und Institut ffir experimentelle Ophthalmologie

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