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2017 Digitalisierung der Wirtschaſt: breite Basis, vielfältige Hemmnisse Unternehmensbefragung

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Page 1: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

2017Digitalisierung der Wirtschaft: breite Basis, vielfältige Hemmnisse

Unternehmensbefragung

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Impressum

Herausgeber

KfW Bankengruppe

Palmengartenstraße 5-9

60325 Frankfurt am Main

Telefon 069 7431-0

Telefax 069 7431-2944

www.kfw.de

Redaktion

KfW Bankengruppe

Abteilung Volkswirtschaft

Autor

Dr. Volker Zimmermann

Telefon 069 7431-3725

ISSN 1867-1500

Frankfurt am Main, Juni 2017

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Seite 1

Zusammenfassung

Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist

in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit

gerückt. Damit verbunden sind die Erwartungen auf ei-

nen Wachstums- und Produktivitätsschub sowie die Si-

cherstellung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit in

einem globalisierten Umfeld. Erfreulich ist es daher,

dass viele Unternehmen dieses Thema aufgreifen und

in ihre Digitalisierung investieren. Eine Vorreiterrolle bei

der Digitalisierung nehmen vor allem große Unterneh-

men sowie Unternehmen aus dem Groß- und Außen-

handel ein. Einer weiteren Digitalisierung stehen diver-

se und zum Teil spezifische Hemmnisse entgegen. Die

Ergebnisse im Einzelnen:

1. Mit 42 % hat ein großer Teil der Unternehmen die

Durchführung von Digitalisierungsvorhaben für die

kommenden zwei Jahre fest eingeplant. Bei weiteren

25 % ist eine endgültige Entscheidung noch nicht ge-

fallen. Nur ein Drittel schließt für diesen Zeitraum die

Durchführung von Digitalisierungsvorhaben aus.

Vorreiter sind hierbei große Unternehmen (über

50 Mio. EUR Umsatz), bei denen 80 % Digitalisie-

rungsvorhaben fest eingeplant haben sowie Unterneh-

men aus dem Groß- und Außenhandel (67 % mit fest

geplanten Vorhaben).

2. Als Triebkraft der Digitalisierung dominiert bei 90 %

der Unternehmen (mit fest geplanten Digitalisierungs-

vorhaben) der Wille, die Chancen zu nutzen, die die

neuen, digitalen Technologien und Anwendungen bie-

ten. Ein Einfordern entsprechender Produkte und

Dienstleistungen durch Endkunden oder ein (anders

gearteter) Wettbewerbsdruck am Markt hin zur Digitali-

sierung nehmen demgegenüber mit 33 bzw. 24 %

deutlich weniger Unternehmen wahr. Noch seltener

sind (aktuell noch) Zwänge zur Digitalisierung aufgrund

der Einbindung in Wertschöpfungsketten (18 %). Ins-

gesamt geben 36 % der Digitalisierungsplaner an,

Maßnahmen aufgrund von Endkundenanforderungen,

dem Wettbewerbsdruck oder Erfordernissen aus der

Wertschöpfungskette heraus, zu ergreifen.

3. Das hohe Bewusstsein der Unternehmen für die Be-

deutung der Digitalisierung zeigt sich auch daran, dass

nur 23 % der Unternehmen keinen Bedarf zu (einer

weiteren) Digitalisierung sehen. Mit 35 % sind dies in

erster Linie kleine Unternehmen.

4. Die vier am häufigsten genannten Digitalisierungs-

hemmnisse sind Schwierigkeiten bei der Anpassung

der Unternehmens- und Arbeitsorganisation, Anforde-

rungen an Datensicherheit / -schutz, mangelnde

IT-Kompetenzen im Unternehmen / Verfügbarkeit von

IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt sowie eine man-

gelnde Qualität der Internetverbindung. Mit Nennungen

zwischen 28 und 33 % liegen diese Aspekte als Digita-

lisierungshemmnis eng beieinander. Nur 19 % der Be-

fragten sehen in ihrem Unternehmen keine Digitalisie-

rungshemmnisse.

Die Befragung wurde zum 16. Mal unter Unternehmen

aller Größenklassen, Wirtschaftszweigen, Rechtsfor-

men und Regionen durchgeführt. In der aktuellen Er-

hebungswelle wurde neben dem traditionellen Thema

"Kreditzugang" erstmalig ein Fragenblock zur Digitali-

sierung abgefragt. An der Erhebung nahmen knapp

2.100 Unternehmen aus 18 Fach- und Regionalver-

bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum

zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017.

Der vorliegende Bericht gibt die Ergebnisse zum The-

ma Digitalisierung wieder.

Die Ergebnisse zum Thema Kreditzugang erscheinen

in Kürze.

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1. Planung von Digitalisierungsvorhaben

Die Begriffe „Industrie 4.0“ und „Digitalisierung“ sind

spätestens seit der Hannover Messe 2013 auch einer

breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die Gestaltung des di-

gitalen Wandels in Unternehmen und Gesellschaft war

in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eines der

zentralen Handlungsfelder der Bundesregierung. Ein

Grund hierfür sind die starken Impulse, die von der

Digitalisierung als "multi-purpose technology" auf

Wachstum, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit er-

wartet werden. So rechnet die Bundesregierung bei-

spielsweise allein durch eine intelligente Vernetzung

der Infrastruktur mit Effizienzsteigerungen von jährlich

39 Mrd. EUR; das zusätzliche Wertschöpfungspotenzi-

al wird auf 425 Mrd. EUR (kumuliert bis 2025) bezif-

fert.1 Unter Digitalisierung verstehen wir die Durchfüh-

rung von Projekten zum erstmaligen oder verbesserten

Einsatz digitaler Technologien in den Prozessen, Pro-

dukten und Dienstleistungen eines Unternehmens, in

der Interaktion mit dem Unternehmensumfeld sowie

dem Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unter-

nehmen.

1.1 Durchführung von Digitalisierungsvorhaben

42 % der Unternehmen haben für die kommenden zwei

Jahre die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben

im eigenen Unternehmen fest eingeplant. Ein Drittel

schließt dies aus und in weiteren 25 % ist noch keine

endgültige Entscheidung gefallen (Grafik 1). Dieses

Ergebnis unterstreicht, dass das Thema Digitalisierung

beim Großteil der Unternehmen angekommen ist und

sie sich mit den Chancen und Risiken der Digitalisie-

rung für ihr Unternehmen befassen.

Der Anteil der Unternehmen, der Digitalisierungsvorha-

ben fest eingeplant hat, steigt mit zunehmender Unter-

nehmensgröße deutlich. Er nimmt von 27 % bei den

Unternehmen bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz auf 80 %

bei den großen Unternehmen (über 50 Mio. EUR Jah-

resumsatz) zu. Entsprechend sinkt der Anteil der Un-

ternehmen, der keine Digitalisierungsvorhaben durch-

zuführen plant mit zunehmender Unternehmensgröße.

Noch unentschlossene Unternehmen finden sich unter

den kleineren Unternehmen (bis 10 Mio. EUR Jahres-

umsatz) mit Werten zwischen 26 und 29 % häufiger als

unter den großen Unternehmen mit 13 %. Dies dürfte

vor allem auf die längeren Planungshorizonte und die

detaillierteren Planungsprozesse in größeren Unter-

nehmen zurückzuführen sein.

1 Vgl. BMWi (Hrsg.) (2016), Digitale Strategie 2015.

Grafik 1: Digitalisierungsvorhaben für die kom-

menden zwei Jahre geplant? Nach Umsatzgrößen-

klassen

Grafik 2: Digitalisierungsvorhaben für die kom-

menden zwei Jahre geplant? Nach Wirtschafts-

zweigen

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass mit 67 % vor al-

lem Unternehmen des Groß- und Außenhandels pla-

nen, Digitalisierungsmaßnahmen durchzuführen (Gra-

fik 2). Die Notwendigkeit zu effizientem Informations-

austausch über typischerweise große Entfernungen

27,1 %

28,4 %

40,8 %

58,1 %

79,6 %

41,6 %

26,4 %

29,5 %

26,8 %

21,9 %

13,1 %

25,2 %

46,4 %

42,1 %

32,5 %

20,0 %

7,2 %

33,2 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

bis 1 Mio. EUR(590)

über 1 bis2,5 Mio. EUR

(292)

über 2,5 bis10 Mio. EUR

(456)

über 10 bis50 Mio. EUR

(310)

über 50 Mio.EUR (221)

AlleUnternehmen

(2.002)

Ja Noch nicht entschieden Nein

49,8 %

26,3 %

48,2 %

67,2 %

50,0 %

41,6 %

25,0 %

29,9 %

22,6 %

15,6 %

18,9 %

25,2 %

25,2 %

43,9 %

29,3 %

17,2 %

31,1 %

33,2 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

VerarbeitendesGewerbe (627)

Bau (777)

Einzelhandel(164)

Groß- undAußenhandel

(122)

Dienstleis-tungen (270)

AlleUnternehmen

(2.002)

Ja Noch nicht entschieden Nein

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Unternehmensbefragung 2017

Seite 4

und das große Potenzial der Digitalisierung in der Lo-

gistik dürften die Triebkräfte dahinter sein. Mit dem

Verarbeitenden Gewerbe, dem Einzelhandel und dem

Dienstleistungssektor liegt in einer Vielzahl an Bran-

chen der Anteil der Digitalisierungsplaner bei Werten

um knapp 50 %. Im Baugewerbe haben Unternehmen

am seltensten Digitalisierungsvorhaben bereits fest ge-

plant (26 %). Der Bausektor ist typischerweise von ei-

nem geringeren Digitalisierungspotenzial gekennzeich-

net. Das als zentrales Digitalisierungstool erachtete

„Building Information Modeling“ (BIM) findet bislang

noch wenig Anwendung. Inwieweit ein solches System

auch für kleine und mittlere Unternehmen sinnvoll ist,

wird derzeit noch kontrovers diskutiert. Ein konkreter

Nutzen wird aktuell vorrangig bei großen oder sich

wiederholenden Bauvorhaben gesehen.

Grafik 3: Digitalisierungsvorhaben für die kom-

menden zwei Jahre geplant? Nach Handwerk, Alter

und Regionen

Zwischen Unternehmen aus Ost- und Westdeutschland

unterscheidet sich die Planung von Digitalisierungsvor-

haben kaum (Grafik 3). Dagegen planen Handwerksun-

ternehmen die Durchführung von Digitalisierungsvor-

haben seltener als andere Unternehmen. Dies dürfte in

erster Linie darauf zurückzuführen sein, dass Hand-

werksunternehmen häufig kleinere Unternehmen sind

und auch häufiger zum Baugewerbe zählen. Berück-

sichtigt man bei der Auswertung Größe und Wirt-

schaftszweigzugehörigkeit unterscheidet sich das Ant-

wortverhalten von Handwerksunternehmen nicht von

jenem anderer.

Etwas überraschend erscheint auf den ersten Blick der

mit 32 % vergleichsweise geringe Anteil an jungen Un-

ternehmen, die Digitalisierungsprojekte planen. Hier

hätte vermutet werden können, dass junge Unterneh-

men häufiger Trendsetter sind und somit auch die Digi-

talisierung schneller aufgreifen als andere. Eine mögli-

che Erklärung für die seltenere Planung kann auch

sein, dass junge Unternehmen häufiger bereits mit mo-

dernen Technologien starten und daher in ihren An-

fangsjahren seltener als ältere Unternehmen einen

Nachholbedarf haben.2

1.2 Gründe für die Durchführung von Digitalisie-

rungsvorhaben

Die Unternehmen, die Digitalisierungsvorhaben geplant

haben, wurden zusätzlich nach den Gründen für die

Digitalisierung befragt. Mit neun von zehn Unterneh-

men dominiert das Motiv der Nutzung von Chancen,

die die neuen Technologien und Anwendungen bieten

(Grafik 4). Die Digitalisierung ist in der Wahrnehmung

der Unternehmen somit durchaus positiv besetzt. Das

Chancen-Motiv wird tendenziell von großen Unterneh-

men (über 50 Mio. EUR Jahresumsatz) mit 94 % häufi-

ger angeführt als von kleinen Unternehmen (bis

1 Mio. EUR Jahresumsatz) mit 83 %.

Grafik 4: Gründe für die Durchführung von Digitali-

sierungsvorhaben nach Umsatzgrößenklassen

2 Auch die Studie von Saam et al. (2016), Digitalisierung im Mittelstand: Sta-

tus Quo, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen, Forschungsprojekt

im Auftrag der KfW Bankengruppe, ZEW (Mannheim), kommt zum Schluss,

dass junge Unternehmen nicht häufiger als andere Digitalisierungsvorhaben

durchführen.

30,2 %

32,0 %

42,4 %

38,1 %

41,6 %

28,8 %

23,0 %

25,5 %

24,4 %

25,2 %

41,0 %

45,1 %

32,1 %

37,5 %

33,2 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Handwerk (1.167)

JungesUnternehmen

(122)

West (1.679)

Ost (299)

Alle Unternehmen(2.002)

Ja Noch nicht entschieden Nein

82,8 %

87,7 %

89,2 %

93,8 %

94,3 %

90,0 %

36,3 %

34,6 %

30,1 %

28,7 %

34,9 %

32,8 %

35,0 %

16,0 %

24,7 %

19,1 %

26,3 %

24,3 %

17,8 %

14,8 %

14,5 %

16,3 %

24,6 %

17,8 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

bis 1 Mio. EUR

über 1 bis 2,5 Mio. EUR

über 2,5 bis 10 Mio. EUR

über 10 bis 50 Mio. EUR

über 50 Mio. EUR

Alle Unternehmen

Nutzung von Chancen

Forderungen von Endkunden

Wettbewerbsdruck am Markt

Druck in Wertschöpfungskette

Page 7: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Planung vom Digitalisierungsvorhaben

Seite 5

Einen Druck zur Digitalisierung von der Marktseite

nennen demgegenüber deutlich weniger Unternehmen.

Für ein Drittel der Unternehmen spielen für die Durch-

führung von Digitalisierungsvorhaben auch Forderun-

gen von Endkunden nach digitalen Produkten und

Dienstleistungen eine Rolle. Ein Viertel reagiert auf ei-

nen allgemeinen Wettbewerbsdruck am Markt zur Digi-

talisierung. Einen Wettbewerbsdruck hin zur Digitalisie-

rung nennen mit Werten um 35 % vor allem kleine Un-

ternehmen bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz.

Ein von vor- und nachgelagerten Unternehmen inner-

halb der Wertschöpfungskette ausgehender Digitalisie-

rungsdruck wird mit 18 % am seltensten angeführt.

Auch hier unterscheiden sich die Antworten nach der

Unternehmensgröße insgesamt nur wenig. Eine Aus-

nahme stellen hier die großen Unternehmen (über

50 Mio. EUR Jahresumsatz) dar, die einen solchen

Zwang mit 25 % häufiger wahrnehmen als kleinere Un-

ternehmen.

Grafik 5: Gründe für die Durchführung von Digitali-

sierungsvorhaben nach Wirtschaftszweigen

Das Chancen-Motiv wird mit 84 % im Einzelhandel am

seltensten genannt. Dafür spielen im Einzelhandel mit

39 % und insbesondere im Dienstleistungssektor sowie

im Groß- und Außenhandel mit Werten um 48 % die

Forderungen von Endkunden eine überdurchschnittlich

große Bedeutung für die Digitalisierung (Grafik 5). Der

Grund hierfür dürfte sein, dass gerade im Dienstleis-

tungssektor und im Einzelhandel ein direkter Kontakt

zum Endkunden besteht. Im Einzelhandel dürfte die

Konkurrenz durch den Internethandel ein Grund für die

mit 40 % ebenfalls häufige Nennung des Wettbe-

werbsdrucks am Markt darstellen. Im Groß- und Au-

ßenhandel sowie im Verarbeitenden Gewerbe sind mit

28 bzw. 21 % auch Zwänge innerhalb der Wertschöp-

fungskette ein leicht überdurchschnittlich häufig ge-

nannter Digitalisierungsgrund.

Vor allem junge Unternehmen (weniger als sechs Jah-

re alt) berichten mit 80 % seltener von der Nutzung von

Chancen als Grund für die Digitalisierung (Grafik 6).

Dagegen werden insbesondere die Forderungen von

Endkunden (41 %), aber auch der Wettbewerbsruck

am Markt sowie Zwänge in der Wertschöpfungskette

häufiger genannt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass

der Teil der Unternehmensgründungen, der in Digitali-

sierung investiert, in neu entstehenden Märkten statt-

findet und hier die Erwartung digitaler Produkte und

Dienstleistungen, wie auch einer digitalen Vernetzung

innerhalb der Wertschöpfungskette bereits stärker

etabliert ist als in eher traditionellen Segmenten.

Grafik 6: Gründe für die Durchführung von Digitali-

sierungsvorhaben nach Handwerk, Alter und

Region

Um die Bedeutung des Chancen-Motivs gegenüber

Zwängen am Markt oder in der Wertschöpfungskette

zu bewerten, wurde zusätzlich geprüft, welcher Anteil

an Unternehmen von mindestens einem der Aspekte

"Forderung von Endkunden", "Wettbewerbsdruck am

Markt" oder "Druck in der Wertschöpfungskette" betrof-

fen ist. Dies gilt für insgesamt 36,1 % der Unternehmen

mit fest geplanten Digitalisierungsvorhaben. Gut ein

92,9 %

90,5 %

84,4 %

90,2 %

88,1 %

90,0 %

28,2 %

21,9 %

39,0 %

47,6 %

47,0 %

32,8 %

21,7 %

17,4 %

40,3 %

29,3 %

29,9 %

24,3 %

20,7 %

10,0 %

13,0 %

28,0 %

17,2 %

17,8 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Verarbeitendes Gewerbe

Bau

Einzelhandel

Groß- und Außenhandel

Dienstleistungen

Alle Unternehmen

Nutzung von Chancen

Forderungen von Endkunden

Wettbewerbsdruck am Markt

Druck in Wertschöpfungskette

88,2 %

79,5 %

90,6 %

86,6 %

90,0 %

27,5 %

41,0 %

32,8 %

33,9 %

32,8 %

22,3 %

28,2 %

24,5 %

21,4 %

24,3 %

13,3 %

28,2 %

17,0 %

20,5 %

17,8 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Handwerk

Junges Unternehmen

West

Ost

Alle Unternehmen

Nutzung von Chancen

Forderungen von Endkunden

Wettbewerbsdruck am Markt

Druck in Wertschöpfungskette

Page 8: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Unternehmensbefragung 2017

Seite 6

Drittel der Digitalisierungsplaner tut dies somit als Re-

aktion aufgrund von Entwicklungen am Markt oder in

der Wertschöpfungskette. Im Umkehrschluss bedeutet

dies, dass bei 64 % der Digitalisierungsplaner aus-

schließlich das Chancen-Motiv zum Tragen kommt.

Über alle Unternehmensgruppen hinweg überwiegt das

aktive Ergreifen von Chancen somit deutlich. Externe

Zwänge spielen derzeit also noch eine untergeordnete

Rolle für die Digitalisierung. Hierbei gilt es zu betonen,

dass sich die Beurteilung der Digitalisierungsgründe

durch die verschiedenen Unternehmensgruppen nicht

sehr ausgeprägt unterscheidet.

Page 9: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Seite 7

2. Hindernisse bei der Digitalisierung

Für eine möglichst reibungslose Verbreitung der Digita-

lisierung ist es wichtig, die Faktoren zu kennen, die ei-

ner Digitalisierung entgegenstehen. Neben einer Viel-

zahl an möglichen Hemmnisfaktoren wurde auch abge-

fragt, ob in den Unternehmen überhaupt ein Bedarf für

die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben gese-

hen wird.

2.1 Kein Bedarf an Digitalisierung

Insgesamt geben knapp 23 % der Unternehmen an,

keinen Bedarf an (einer weiteren) Digitalisierung zu

haben. Dieser Anteil ist mit 35 % bei kleinen Unter-

nehmen (bis 1 Mio. EUR) am stärksten ausgeprägt

(Grafik 7). Er sinkt mit zunehmender Unternehmens-

größe kontinuierlich bis auf knapp 6 % bei den Unter-

nehmen mit über 50 Mio. EUR Jahresumsatz. Ein

Grund hierfür dürfte sein, dass kleine Unternehmen

kleinteiliger und stärker für Nischen- und lokale Märkte

produzieren. Eine digitale Vernetzung der Produktions-

schritte und mit Kunden und Zulieferern kann unter

diesen Bedingungen weniger erforderlich sein, als bei

der Belieferung von Großunternehmen und überregio-

nalen Massenmärkten. Wie die Frage nach den Grün-

den für die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben

gezeigt hat, fordern bei kleinen Unternehmen zwar ge-

ringfügig mehr Endkunden direkt digitalisierte Produkte

und Dienstleistungen ein. Der Druck aus der Wert-

schöpfungskette zur Digitalisierung ist mit Werten

Grafik 7: Kein Bedarf an Digitalisierung nach Um-

satzgrößenklassen

zwischen 15 und knapp 18 % jedoch eher unterdurch-

schnittlich ausgeprägt.

Bei der Branchenbetrachtung heben sich insbesondere

das Baugewerbe und der Groß- und Außenhandel von

den anderen Wirtschaftszweigen ab (Grafik 8). Mit

30 % sehen insbesondere Bauunternehmen keinen

Bedarf an Digitalisierungsmaßnahmen. Vor dem Hin-

tergrund der hohen Individualität und der Dinglichkeit

der erbrachten Leistung, ist dies nicht weiter verwun-

derlich. Der mit 11 % geringste Anteil an Unternehmen,

die keinen Bedarf an Digitalisierung sehen, besteht im

Groß- und Außenhandel. Dies steht im Einklang mit

den hohen Anteilen an Unternehmen in dieser Bran-

che, die entsprechende Forderungen von Endkunden,

und solche Zwänge in der Wertschöpfungskette wahr-

nehmen.

Grafik 8: Kein Bedarf an Digitalisierung nach Wirt-

schaftszweigen

Nach Handwerk und Region unterscheidet sich das

Antwortverhalten bezüglich eines fehlenden Bedarfs an

Digitalisierung vergleichsweise wenig (Grafik 9). Ledig-

lich junge Unternehmen heben sich mit einem Anteil

von 35 % ab, der keinen Bedarf sieht. Ähnlich den

Antworten zur geplanten Durchführung von Digitalisie-

rungsvorhaben überrascht dies auf den ersten Blick.

Abgesehen von eventuell moderneren IT-Ausstat-

tungen junger Unternehmen ist es auch möglich, dass

es auch unter den neu gegründeten Unternehmen ei-

nen nicht unbedeutenden Anteil gibt, der traditionelle

34,9 %

27,4 %

18,8 %

10,4 %

5,5 %

22,5 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

bis 1 Mio. EUR(538)

über 1 bis 2,5Mio. EUR (266)

über 2,5 bis10 Mio. EUR

(416)

über 10 bis50 Mio. EUR

(297)

über 50 Mio. EUR(217)

AlleUnternehmen

(1.855)

17,4 %

29,9 %

19,5 %

11,3 %

20,7 %

22,5 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

VerarbeitendesGewerbe (597)

Bau (689)

Einzelhandel (159)

Groß- undAußenhandel (115)

Dienstleistungen (256)

Alle Unternehmen(1.855)

Page 10: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Unternehmensbefragung 2017

Seite 8

Geschäftsmodelle verfolgt und sich daher von der Digi-

talisierung nicht angesprochen fühlt.

Wie angemessen die Einschätzungen der Unterneh-

men zur Notwendigkeit einer (weiteren) Digitalisierung

sind, ist schwierig zu beurteilen. Die Ergebnisse stehen

jedoch im Einklang zu dem vergleichsweise selten ge-

nannten Zwang zur Digitalisierung aufgrund der Kun-

dennachfrage bzw. Wettbewerbssituation sowie den

Erfordernissen innerhalb der Wertschöpfungskette.

Auch helfen sie zu erklären, warum vor allem kleinere

oder auch Bau- und Handwerksunternehmen bei der

Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen noch zö-

gern oder nur vergleichsweise niedrige Investitionen in

die Digitalisierung tätigen.3

Grafik 9: Kein Bedarf an Digitalisierung nach

Handwerk, Alter und Region

2.2 Digitalisierungshemmnisse

Bei einem Vorhaben auftretende Hemmnisse können

von den Unternehmen in der Regel nur dann identifi-

ziert werden, wenn sie sich auch mit dem betreffenden

Vorhaben beschäftigten. In die folgende Untersuchung

der Digitalisierungshemmnisse werden daher nur jene

Unternehmen einbezogen, die einen Bedarf an Digitali-

sierung nicht ausschließen.4 Das am häufigsten ge-

nannte Hemmnis sind Schwierigkeiten bei der Anpas-

3 Vgl. Saam et al. (2016), Digitalisierung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle

Entwicklungen und Herausforderungen, Forschungsprojekt im Auftrag der

KfW Bankengruppe, ZEW (Mannheim).

4 Dabei sind generell Mehrfachnennungen möglich. Die Antworten der Unter-

nehmen, die "Keine Hemmnisse" und zugleich weitere Hemmnisse angege-

ben haben, wurden jedoch als unplausible Antworten aus der Untersuchung

ausgeschlossen.

sung der Unternehmens- bzw. Arbeitsorganisation bei

der Umstellung auf eine stärker digitalisierte Arbeits-

weise (33 %). In enger Folge rangieren Anforderungen

an Datensicherheit und Datenschutz (31 %) und man-

gelnde IT-Kompetenzen im Unternehmen bzw. Verfüg-

barkeit von IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt

(28 %) auf den Positionen zwei und drei (Grafik 10). Mit

Werten zwischen 26 und 28 % folgen eine mangelnde

Qualität der Internetverbindung, etwa was Geschwin-

digkeit und Stabilität betrifft, Schwierigkeiten bei der

Umstellung der bisherigen IT-Systeme sowie die Unsi-

cherheit über zukünftige Technologien und Standards.

Mit 8 % der Nennungen folgt auf Rang 7 der Mangel an

geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten. Abschließend

nennen 6 % "sonstige", nicht näher spezifizierte

Hemmnisse. Knapp ein Fünftel der Befragten sieht für

sein Unternehmen keine Hemmnisse bei der Durchfüh-

rung von Digitalisierungsvorhaben.

Grafik 10: Verbreitung von Digitalisierungshemm-

nissen (Mehrfachnennung)

Anmerkung: Ohne Unternehmen, die keinen Bedarf an Digitalisierung

sehen.

27,9 %

34,8 %

21,6 %

27,2 %

22,5 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Handwerk (1.052)

Junges Unternehmen(112)

West (1.572)

Ost (265)

AlleUnternehmen (1.855)

33,4 %

31,1 %

28,2 %

27,8 %

26,2 %

25,9 %

7,7 %

19,4 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Schwierigkeiten bei derAnpassung der

Unternehmens- / Arbeitsorg.

Anforderungen anDatensicherheit /

Datenschutz

Mangelnde IT-Kompe-tenzen / Verfügbarkeit von

IT-Fachkräften

Mangelnde Qualität derInternetverbindung

Schwierigkeiten bei derUmstellung der bestehenden

IT-Systeme

Unsicherheit über zukünftigeTechnologien / Standards

Mangel an geeignetenFinanzierungsmöglichkeiten

Keine Hemmnisse

Page 11: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Hindernisse bei der Digitalisierung

Seite 9

Grafik 11: Hemmnisse bei der Digitalisierung nach Unternehmensgrößenklasse (Mehrfachnennung)

Anmerkung: Ohne Unternehmen, die keinen Bedarf an Digitalisierung sehen.

30,7 %

26,4 %

34,3 %

37,9 %

34,6 %

31,9 %

29,2 %

27,3 %

31,3 %

36,1 %

22,6 %

29,8 %

29,4 %

28,9 %

33,5 %

27,7%

32,6%

31,4%

30,6%

14,1%

18,3 %

20,7 %

24,0 %

34,0 %

36,1 %

26,0 %

27,5 %

22,0 %

26,7 %

28,6 %

15,8 %

7,3 %

4,7 %

4,5 %

2,4 %

21,5 %

17,9 %

21,6 %

16,8 %

20,7 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

bis 1 Mio. EUR

über 1 bis2,5 Mio. EUR

über 2,5 bis10 Mio. EUR

über 10 bis50 Mio. EUR

über 50 Mio. EUR

Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens- / Arbeitsorganisation

Anforderungen an Datensicherheit / Datenschutz

Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten / Verfügbarkeit von IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt

Mangelnde Qualität der Internetverbindung (z. B. Geschwindigkeit, Stabilität, usw.)

Schwierigkeiten bei der Umstellung der bestehenden IT-Systeme

Unsicherheit über zukünftige Technologien / Standards

Mangel an geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten

Keine Hemmnisse

Der vergleichsweise geringe Anteil an Unternehmen,

der Finanzierungsschwierigkeiten anführt, dürfte darauf

zurückzuführen sein, dass viele Unternehmen derzeit

noch vergleichsweise niedrige Summen in die Digitali-

sierung ihrer Unternehmen investieren.5 Aufgrund der

besonderen Charakteristika von Digitalisierungsvorha-

ben (wie Unsicherheit über Erfolg, Unternehmensspezi-

fität, geringer Anteil materieller Investitionen, Schwie-

rigkeiten bei der Bewertung durch potenzielle externe

Geldgeber) ist jedoch davon auszugehen, dass Finan-

zierungsprobleme zunehmend akut werden, sobald die

Unternehmen beginnen, ihre Digitalisierungsanstren-

gungen auszuweiten. So bezeichnen Unternehmen ih-

ren Kreditzugang doppelt so häufig als "schwierig" oder

5 Vgl. Zimmermann (2016), Digitalisierung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle

Entwicklungen und Herausforderungen, KfW Research, Fokus Volkswirtschaft

Nr. 138, 18. August 2016.

"sehr schwierig", wenn sie Kreditverhandlungen für Di-

gitalisierungsvorhaben geführt haben, im Vergleich zu

Unternehmen mit Kreditverhandlungen über Investiti-

onskredite für Maschinen, Anlagen o. ä. 6

Im Folgenden wird untersucht, welche Hemmnisse bei

den verschiedenen Unternehmensgruppen vorherr-

schen. Generell gilt hierbei, dass die Unterschiede zwi-

schen den einzelnen Unternehmensgruppen – von we-

nigen Ausnahmen abgesehen – eher gering ausge-

prägt sind.

Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens-

und Arbeitsorganisation sehen kleine Unternehmen bis

6 Vgl. Zimmermann (2016), Der Zugang zu Krediten unterscheidet sich je

nach Vorhaben erheblich, KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 148,

8. November 2006.

Page 12: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Unternehmensbefragung 2017

Seite 10

Grafik 12: Hemmnisse bei der Digitalisierung nach Wirtschaftszweig (Mehrfachnennung)

Anmerkung: Ohne Unternehmen, die keinen Bedarf an Digitalisierung sehen.

31,3 %

38,9 %

27,3 %

34,3 %

28,6 %

28,0 %

32,0 %

32,0 %

32,0 %

35,6 %

29,1 %

30,2 %

24,4 %

35,3 %

21,7 %

24,9 %

29,5 %

29,7 %

22,5 %

29,5 %

28,2 %

22,7 %

25,0 %

31,4 %

26,1 %

28,5 %

26,8 %

21,1 %

24,5 %

23,2 %

9,1 %

6,4 %

12,5 %

4,9 %

5,4 %

21,0 %

15,5 %

19,7 %

21,0 %

24,5 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

VerarbeitendesGewerbe

Bau

Einzelhandel

Groß- undAußenhandel

Dienstleistungen

Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens- / Arbeitsorganisation

Anforderungen an Datensicherheit / Datenschutz

Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten / Verfügbarkeit von IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt

Mangelnde Qualität der Internetverbindung (z. B. Geschwindigkeit, Stabilität, usw.)

Schwierigkeiten bei der Umstellung der bestehenden IT-Systeme

Unsicherheit über zukünftige Technologien / Standards

Mangel an geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten

Keine Hemmnisse

2,5 Mio. EUR mit Werten zwischen 26 und 31 % etwas

seltener als größere Unternehmen mit Werten zwi-

schen 34 und 38 %. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass

die Organisation in größeren Unternehmen komplexer

ist und daher Veränderungen in den höheren Komple-

xitätsgrad eingepasst werden müssen.

Auch Unternehmen aus dem Baugewerbe und Hand-

werksunternehmen nennen dieses Hemmnis öfter als

andere Unternehmen. In diesen Fällen dürften die häu-

figere Nennungen auf den bislang niedrigeren Digitali-

sierungsgrad in beiden Gruppen zurückzuführen sein.

Dies bewirkt, dass Digitalisierungsschritte eine starke

Veränderung der bisherigen Arbeitsweise bedeuten

(Grafik 11, Grafik 12, Grafik 13).

Anforderungen an die Datensicherheit und den Daten-

schutz nennen große Unternehmen (über 50 Mio. EUR

Jahresumsatz) am häufigsten (36 %). Mittlere Unter-

nehmen zwischen 2,5 und 10 Mio. EUR sehen diese

Aspekte am seltensten als Hindernis (27 %). Ein Grund

für diesen u-förmigen Verlauf dürfte sein, dass kleine

Unternehmen aufgrund des Neuigkeitsgrads der Prob-

lemstellung, große Unternehmen aufgrund der höheren

Komplexität des Problems in ihren Unternehmen häufi-

ger Schwierigkeiten dieser Art wahrnehmen. Zwischen

den anderen Unternehmenstypen unterscheidet sich

die Wahrnehmung von Datensicherheit und -schutz als

Digitalisierungshemmnis nur geringfügig.

Ein Mangel an IT-Kompetenzen im Unternehmen bzw.

Schwierigkeiten diese über den Arbeitsmarkt zu de-

cken wird mit zunehmender Unternehmensgröße häu-

figer angeführt. Kleine Unternehmen (bis 1 Mio. EUR

Jahresumsatz) nennen dies Hemmnis mit einem Anteil

von 23 %. Dagegen beträgt der entsprechende Wert

bei großen Unternehmen knapp 34 %. Grund für die

häufigere Wahrnehmung dieses Hemmnisses dürfte

Page 13: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Hindernisse bei der Digitalisierung

Seite 11

Grafik 13: Hemmnisse bei der Digitalisierung nach Handwerk, Alter und Region (Mehrfachnennung)

Anmerkung: Ohne Unternehmen, die keinen Bedarf an Digitalisierung sehen.

36,1 %

24,7 %

34,6 %

26,9 %

31,5 %

28,8 %

30,6 %

35,2 %

25,3 %

27,4 %

28,9 %

23,8 %

32,9 %

29,2 %

26,9 %

34,2 %

21,3 %

19,2 %

26,1 %

25,9 %

26,5 %

19,2 %

26,5 %

22,8 %

9,4 %

21,9 %

7,5 %

8,8 %

17,5 %

20,8 %

19,2 %

21,2 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Handwerk

JungesUnternehmen

West

Ost

Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens-/Arbeitsorganisation

Anforderungen an Datensicherheit/Datenschutz

Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten/Verfügbarkeit von IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt

Mangelnde Qualität der Internetverbindung (z. B. Geschwindigkeit, Stabilität, usw.)

Schwierigkeiten bei der Umstellung der bestehenden IT-Systeme

Unsicherheit über zukünftige Technologien/Standards

Mangel an geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten

Keine Hemmnisse

die höhere Komplexität der IT in großen Unternehmen

sein, die eine größere Expertise verlangt. Auch dürfte

mit zunehmender Unternehmensgröße die Bereitschaft

steigen, entsprechende Fachkräfte einzustellen. Eine

geringe Verfügbarkeit von IT-Fachkräften auf dem Ar-

beitsmarkt wird so erst in den betreffenden Unterneh-

men sichtbar. Dies dürften auch mit die Gründe dafür

sein, dass Groß- und Außenhandelsunternehmen die-

ses Hemmnis mit 35 % am häufigsten wahrnehmen.

Eine mangelnde Qualität der Internetverbindung wird

mit Werten zwischen 28 und 33 % von den Unterneh-

men der meisten Größenklassen ähnlich häufig ge-

nannt. Lediglich die großen Unternehmen heben sich

mit nur 14 % deutlich davon ab. Zurückzuführen dürfte

dies darauf sein, dass diese Unternehmen bei entspre-

chenden Bedarfen eher in der Lage sind, durch eigene

Investitionen eine ausrechend gute Internetverbindung

ihres Unternehmens sicherzustellen, während dies für

kleinere Unternehmen seltener der Fall sein dürfte.

Diese Begründung stimmt auch mit der Beobachtung

überein, dass gerade Bau-, Einzelhandels- und Dienst-

leistungsunternehmen (jeweils 30 %) sowie Unterneh-

men aus dem Handwerk (33 %) eine unzureichende In-

ternetverbindung mit am häufigsten als Hemmnis an-

führen. Der Grund für die mit 34 % zahlreiche Nennung

von Internetverbindungsproblemen in Ostdeutschland

(ggü. 27 % im Westen) dürfte darin liegen, dass gerade

in Ostdeutschland häufiger ländlich geprägte Regionen

vorherrschen, in denen der Netzausbau weniger weit

fortgeschritten ist als in urbaneren Regionen.

Schwierigkeiten bei der Umstellung der bestehenden

IT-Systeme als Digitalisierungshemmnis steigen deut-

lich mit der Unternehmensgröße. Nennen dieses

Hemmnis nur 18 % der kleinen Unternehmen; so be-

trägt der entsprechende Wert bei den großen 36 %.

Die Ursachen hierfür dürften in den umfangreicheren

Page 14: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Unternehmensbefragung 2017

Seite 12

und komplexeren IT-Strukturen größerer Unternehmen

zu finden sein, die Veränderungen zunehmend er-

schweren. Hierzu passt auch, dass gerade Bau-, und

Handwerksunternehmen am seltensten dieses Hemm-

nis nennen. In jungen Unternehmen sollten naturge-

mäß bestehende, aufgrund ihres Alters den aktuellen

Anforderungen nicht mehr entsprechende, IT-Systeme

seltener vorkommen.

Dagegen ist die Unsicherheit über zukünftige Techno-

logien und Standards ein Hemmnis, das sich gleich-

mäßig über fast alle Unternehmensgruppen verteilt.

Lediglich Einzelhandels- und junge Unternehmen nen-

nen dieses Hemmnis mit 21 bzw. 19 % seltener. Für

die Einzelhandelsunternehmen dürfte dies darauf zu-

rückzuführen sein, dass sich die Technologien für den

Internethandel bereits seit Jahren etabliert haben. Für

junge Unternehmen dagegen dürfte gelten, dass sie

sich mit dem Unternehmensstart erst vor kurzer Zeit für

IT-Systeme entschieden haben und sich im Rahmen

dieser Entscheidung mit den technologischen Möglich-

keiten und Erfordernissen auseinandergesetzt haben.

Abschließend werden Finanzierungsschwierigkeiten

mit zunehmender Unternehmensgröße seltener ge-

nannt. Die Spanne erstreckt sich zwischen 16 % bei

kleinen Unternehmen und 2 % bei den großen. Dahin-

ter dürften sich die typischen erhöhten Finanzierungs-

probleme kleiner Unternehmen verbergen, die bei den

im Erfolg unsicheren und häufig wenig materiellen In-

vestitionen in Digitalisierung in zugespitzter Form auf-

treten. Dies gilt im besonderen Maß auch für junge Un-

ternehmen, von denen 22 % dieses Hemmnis nennen.

Auch Einzelhandelsunternehmen, die häufiger niedri-

gere Gewinnspannen erzielen als andere Unterneh-

men,7 nennen dieses Hemmnis mit knapp 13 % beson-

ders häufig. ■

7 Vgl. Zimmermann (2016). Unternehmensbefragung 2016. Finanzierungklima

stabil auf Allzeithoch – Finanzierungsanlass entscheidet mit über Kreditzu-

gang KfW Research.

Page 15: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Seite 13

Anhang

Struktur des Samples

Insgesamt wurden rund 11.500 Fragebögen an die teil-

nehmenden Wirtschaftsverbände versandt, die die

Verbände wiederum an ihre Mitglieder weiterverteilt

haben. Zusätzlich wurde auch in diesem Jahr eine On-

line-Teilnahme angeboten. Der auswertbare Rücklauf

betrug dieses Jahr – nach Ausscheiden von 8 als Dup-

likate identifizierten Fragebögen – 2.045 Fragebögen.

Davon nahmen 772 Unternehmen online an der Befra-

gung teil. Durch fehlende Angaben (z. B. Einzelant-

wortverweigerungen oder wenn Fragen auf bestimmte

Unternehmen nicht zutreffen) kann sich die Zahl bei

einzelnen Fragen weiter reduzieren.

Die Anteile einer bestimmten Umsatzgrößenklasse

oder eines bestimmten Wirtschaftszweigs am Sample

spiegeln nicht notwendigerweise den Anteil aller Unter-

nehmen dieser Größenordnung oder Wirtschaftszweigs

an der gesamten Volkswirtschaft wider. Eine entspre-

chende Korrektur wird nicht vorgenommen.

Die folgenden Tabellen geben die Struktur des Samp-

les wieder. Die Kategorien "Sonstige", "Andere" usw.

werden in der Untersuchung nicht gesondert ausge-

wiesen.

Tabelle 1: Struktur des Samples nach Wirtschafts-

zweigen

Anteil in Prozent

Verarbeitendes Gewerbe 31,7

Bau 39,4

Einzelhandel 8,5

Groß- und Außenhandel 6,2

Dienstleistungen 13,5

Andere 0,6

Tabelle 2: Struktur des Samples nach Umsatzgröße

Anteil in Prozent

Bis 1 Mio. EUR 31,7

Über 1 bis 2,5 Mio. EUR 15,7

Über 2,5 bis 10 Mio. EUR 24,3

Über 10 bis 50 Mio. EUR 16,6

Über 50 Mio. EUR 11,8

Tabelle 3: Struktur des Samples nach Zugehörig-

keit zum Handwerk

Anteil in Prozent

Handwerk 60,5

Kein Handwerk 39,5

Tabelle 4: Struktur des Samples nach Unterneh-

mensalter

Anteil in Prozent

Junges Unternehmen 6,4

Älter als 5 Jahre alt 93,7

Tabelle 5: Struktur des Samples nach Rechtsform

Anteil in Prozent

Einzelunternehmen 23,3

Personengesellschaft 24,3

GmbH 48,6

AG 2,8

Sonstige Kapitalg. 0,4

Andere 0,7

Tabelle 6: Struktur des Samples nach Region des

Unternehmenssitzes

Anteil in Prozent

West 84,9

Ost 15,1

Tabelle 7: Struktur des Samples nach der Haupt-

bankverbindung

Anteil in Prozent

Privatbank 30,9

Sparkasse 59,9

Genossenschaftsbank 43,1

Andere 1,0

Page 16: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Unternehmensbefragung 2017

Seite 14

Erläuterungen zur Methodik

Die Untersuchungsergebnisse werden meist in Form

von Häufigkeiten präsentiert. Jedoch wurden die Er-

gebnisse mithilfe von Regressionsanalysen überprüft.

Dabei kamen zumeist Probit- oder Logit-Modelle mit

Umsatz, Wirtschaftszweig, Region, Rechtsform,

Hauptbankverbindung, Handwerkszugehörigkeit und

Altersklasse als erklärende Variable zum Einsatz.

Auf die Hochrechnung der Ergebnisse – etwa auf die

Randverteilung der Umsatzsteuerstatistik – wird ver-

zichtet. Für den Verzicht sprechen folgende Argumen-

te: Die Unternehmensbefragung ist aufgrund des Be-

fragungswegs keine echte Zufallsstichprobe. Da es

sich auch um keine geschichtete Stichprobe handelt

und kleine Unternehmen deshalb eine vergleichsweise

kleine Gruppe bilden, bekäme ein kleines Unterneh-

men einen sehr großen Hochrechnungsfaktor, was die

Auswertungen anfällig für Ausreisser macht. Schließ-

lich werden die Ergebnisse meist nicht für den Ge-

samtdatensatz interpretiert, sondern auf die Größen-

klassen, Wirtschaftszweige usw. heruntergebrochen.

Page 17: Unternehmensbefragung 2017 – Digitalisierung der ... · bänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2016 bis Mitte März 2017. Der vorliegende

Seite 15

Liste der teilnehmenden Verbände

AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel Außenhandel Dienstleistung e.V.

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)

Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA)

Bundesverband Druck und Medien e.V. (BVDM)

Fachverband Werkzeugindustrie e.V. (FWI)

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HVBI)

Handelsverband Deutschland e.V. (HDE)

Union Mittelständischer Unternehmen e.V. (UMU)

Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP)

Verband der Wirtschaft Thüringen e.V. (VWT)

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (VbW)

Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB)

Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. (WSM)

Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB)

Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)

Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI)