Über ophthalmoskopie in weißem und farbigem lichte

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tiber 0phthalmoskopie in weil]em lind farbigem Lichte. Yon Prof. L. Heine in KieL ~it Tafel V. Die interessanten Ausffihrungen Vogts- Arau und seines Schiilers Affolter (Heidelberger Berich~ 13, 416 und Graefes Archiv ffir O10h- ~halmologic 94, Heft 1, 1917) fiber rotfreie Lichtquellen zum Zwecke der Augcspiegeluntersuchung geben mir Veranlassung, folgenden Beitrag zur Frage der Lichtquellen zu liefern. Wet sich, angeregt dutch die Bilder Affol~ers, bemiihte, sich eine roifreie Lichtquelle einzurich~en, stieB wohl bald auf die Schwierigkeit, den angeblich nut bei Geigy-Basel, erhi~ltlichen Farbstoff zu bekommen. Da ist es dalm ~delleicht. nicht ohne Interesse zu wissen, dab l~Ieister, Lucius und Br'tining, l'iSchst a.M. gleichfalls ein IAchtfilter ffir photogra!0hische und i~tmliehe Zweeke im Handel haben, welches nur griine und blaue, nicht aber rote Strahlen durchli~l~t. In dem yon De- saga in Hei.delberg zu beziehenden, 1 cm dicken GlasgefM~e ist es ein leichtes, eine genfigend starke LSsung hcrzustellen, nut mui~ man eine Mikrobogenlaml0e (Leitz) benutzen, urn geniigende Lichtstarke zu erzielen, t~brigens ist es bei welter Pupfllc auch schon mit einer Matt- birne yon 50--100 Kerzenst~rke mSglich, im aufrechten und umge- kehrten Bild zu sl0iegeln. Abet aueh ein grfines Glas gib~ es -- ent, gcgen der Wehrlisehen Voraussetzung (siehe Klin. Monatsbl. f. Angenheilk. 58, 595) --, welches durchaus diesen Zwecken entspricht. Es is?G dies ein 4 mm dickes, nut Blau, Griin und ganz wenig Getb dnrch]assendes Glas. Ist es also mit relativ einfachen I-Iilfsmitteln miiglich, sich eine rot- ffeie Liehiquelle herzustellen, so ist jedoch folgendes Verfahren, wie mir schein~, noch sehr viel ergiebiger. Setzt man sieh mit dem im auf- rechten oder umgekehrten Bild zu untersuchenden Patienten in die S~rahlung eines objektiven Spektrums, so stehen s~mtliche Farben fast monoehromatisch zur Vefffigung. i~Iit Hilfe des kleinen konkaven Mortonschen Augensl0iegels, der eine kurze Brennweite hat, kann man sieh aus der Strahlung nun die Farbe herausnehmen, die man zu v, G~aefes Archly fiix Ophthalmologie. Bd. 97, 19

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Page 1: Über Ophthalmoskopie in weißem und farbigem Lichte

t ibe r 0ph tha lmoskop ie in weil]em lind farbigem Lichte.

Yon

Prof. L. Heine in KieL

~ i t Tafel V.

Die interessanten Ausffihrungen Vogts- Arau und seines Schiilers Af fo l t e r (Heidelberger Berich~ 13, 416 und Graefes Archiv ffir O10h- ~halmologic 94, Heft 1, 1917) fiber rotfreie Lichtquellen zum Zwecke der Augcspiegeluntersuchung geben mir Veranlassung, folgenden Beitrag zur Frage der Lichtquellen zu liefern.

Wet sich, angeregt dutch die Bilder Affol~ers, bemiihte, sich eine roifreie Lichtquelle einzurich~en, stieB wohl bald auf die Schwierigkeit, den angeblich nut bei Geigy-Basel, erhi~ltlichen Farbstoff zu bekommen. Da ist es dalm ~delleicht. nicht ohne Interesse zu wissen, dab l~Ieister, Lucius und Br'tining, l'iSchst a .M. gleichfalls ein IAchtfilter ffir photogra!0hische und i~tmliehe Zweeke im Handel haben, welches nur griine und blaue, nicht aber rote Strahlen durchli~l~t. In dem yon De- saga in Hei.delberg zu beziehenden, 1 cm dicken GlasgefM~e ist es ein leichtes, eine genfigend starke LSsung hcrzustellen, nut mui~ man eine Mikrobogenlaml0e (Leitz) benutzen, urn geniigende Lichtstarke zu erzielen, t~brigens ist es bei welter Pupfllc auch schon mit einer Matt- birne yon 50--100 Kerzenst~rke mSglich, im aufrechten und umge- kehrten Bild zu sl0iegeln.

Abet aueh ein grfines Glas gib~ es - - ent, gcgen der Wehrlisehen Voraussetzung (siehe Klin. Monatsbl. f. Angenheilk. 58, 595) --, welches durchaus diesen Zwecken entspricht. Es is?G dies ein 4 mm dickes, nut Blau, Griin und ganz wenig Getb dnrch]assendes Glas.

Ist es also mit relativ einfachen I-Iilfsmitteln miiglich, sich eine rot- ffeie Liehiquelle herzustellen, so ist jedoch folgendes Verfahren, wie mir schein~, noch sehr viel ergiebiger. Setzt man sieh mit dem im auf- rechten oder umgekehrten Bild zu untersuchenden Patienten in die S~rahlung eines objektiven Spektrums, so stehen s~mtliche Farben fast monoehromatisch zur Vefffigung. i~Iit Hilfe des kleinen konkaven Mortonschen Augensl0iegels, der eine kurze Brennweite hat, kann man sieh aus der Strahlung nun die Farbe herausnehmen, die man zu

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benutzen wtinscht. In momentanem Wechsel kann man sich den Augen- hintergrund in allen Farben des Regenbogens betrachten. Da ist dann der Vergleieh i~ufterst interessanL Am schi~ffsten, d .h . schwarz auf sabtgriinem Grunde erscheint der Opticus und besonders das Blut- gefi~Bsystem im grtinen Lieht, vSllig verwasehen dagegen im rotem Die Uberlegenheit des ersteren fiber letzteres ist so eklatant, daft man gar nieht zweifeln kann, wo der Vorteil liegt, besonders, wenn es sich, wie gesagt, um Begutachtung der Blutgef~Be handelt. Die geringsten Unregelm/~ltigkeiten des Durchmessers, feinste Wandverdickungen, Einseheidungen, Obliterationen, Anastomosen stellen sich mit unge- ahnter Sehi~ffe dar. Besonders distinkt erscheinen die Reflexe, auch wieder in erster Linie die Reflexstreifen der BlutgefiiBe, die sieh in der Norm als einen silbrig sehillel~den grtinen Streifen auf-schwarzem Grunde darstellen. Bei Arteriosklerose der l~etinalgefafte dagegen ist der Streif bald breiter, bald sehmaler, bald auf kurzen Strecken unter- brochen, wie man dies ja bei der sonst fibliehen Untersnehungsmethode auch wohl kennt und es im Oel lerschen Atlas mehrfaeh dargesteHt finder, aber doeh nicht entfernt mit der Deutlichkeit wie hier.

Es ist vielleicht nicht fiberflfissig, zu bemerken, daft fiir die Diagnose der beginnenden Atrophie diese monochromatisehe Beleuchtung nicht die geeignete Methode darstellen dfirfte. Daftir ist das gelbrStliehe Licht der Kohlenfadenmattlampe Auer oder Tageslich$ sicherlich vor- zuziehen. Welche von diesen Liehtquellen man bevorzugt, ist Sache der GewShnung. gedem Augenarzt ist bekannt, wie versehieden der Opti- cus gefarb~ erschein~, je nachdem die Liehtquelle weifter oder w~rmer gefKrbt ist, so daft sich sehon zwisehen gew5hnlichem und gereinigtem PeSroleum deutliche Untersehiede ergeben. Nun wiirden wit die Farben des Opticus zweifellos am ,,richtigsten" bei Tageslicht beurteilen, doeh auch dieses ist ja reeht inkonstant, in unserem Klima auch oft zu licht- schwach. Da ist dann die Bogenlampe das dem Tageslicht n~chs~- stehende und wenn sie dureh ein ma~tblaues Glas noch einiger gelber Strahlen beraubt wird, so ist sie dem durehschnittliehen Tageslicht gleich- zusetzen, ja hat vor diesem den Vorteil relativer Konstanz voraus. Von einer Serie yon seehs versehieden intensiven blauen Glgsern aus dem Brillenkasten ist Nr. 2 oder 3 fiir diesen Zweek ausreiehend. Bei Be- nutzung der spektralen Strahlung braneht man also nur das Prisma zu entfernen und das Licht etwas zu zerstreuen, um nicht zu intensive Wirkung zu haben, evtl. ein leicht blau gefi~rbtes Glas einzusehalten, so kann man den Augenhintergrund bei mSglichst weiftem Lieh~ unter- sllchen.

Von I-Ierrn Geheimrat S c h o e l e r wurde ich gelegentlich darauf aui- merksam gemacht, daft beim Spiegeln mit Tageslieh~ der Opticus farb- los erscheine, wenn man das yon grtinem Laubwerk zurtickgeworfenc

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Sonnenlieht benutze. Er waft die Frage auf, ob man diese Beobaehtung nieht zu einer messenden Methode ausgestalten kSnne. Ieh habe ver- sucht, dies in folgender Weise zu maehen. Bringt man vor einer ge- w6hnlichen Kohlenfadenlampe drei .liehtgrilne Gl~ser hintereinander an, vor/ dcnen man eins, zwei odor alle drei zurtiekklappen kann, so kann man die Grtimnenge messen, welche n6tig ist, das Rot.des Optieus auszulSsehen. Naeh einiger Ubung erh~lt man aueh ziemlieh kon- stante und mit anderen Beobaehtern tibereinstimmende Ergebnisse. Es geh6ren jcdoch weir mehr Untersuehungsreihen dazu, um ein Urteil zu gestatten, ob wir hiermit wirklieh mehr erreiehen. Immerhin ist die Methode zu versuchen, und insofern interessant, als sic den Ein- flug der Liehtquelle auf die Opticusfarbe im messenden Sinne zeigt.

Was nun die seit Jahren umstrittene gelbe Farbe der Maeula lutea anbetrifft, so mug ieh entgegen Af fo l t e r s Befunden betonen, dab ieh sic nirgends gefunden habe, weder bei noffnalen noeh bei patho- logisehen VerhMtnissen, s. S.274. Um die Zweekmi~gigkeit der verwandten LiehtSluellen ffir die Erkennung des Maculagclbes zu untersuehen, habe ieh an der mensehliehen Leiehe Versuehe angestellt. In einem Falle war 7 Stunden post exitum die weiBliehe Trfibung der Nctzhaut sehon weitgehend ausgebildet, der Opticus und die GefitBst~tmme waren gut zu erkennen. Mit der elektrischen Kohlenfadenlampe sah man yon einem gelben Farbstoff niehts, ebensowenig mit dem grtinen Lieht (Me i s t e r , L u c i u s und Br t~n ings grfinblaues Farbfilter), sehr gut aber sah man, entspreehend dem Verhalten am er6ffn~ten Augapfel, das Maeulagelb bei Ophthalmoskopieren im umgekehrten Bfld mit Bogenlicht (Mikrobogenlampe) und Mattseheibe. 8 Stunden nach dem Tode war bei einer an Pneumonie verstorbenen Frau yon 25 Jahren die weiNiehe Trfibung voll ausgebildet, das Maeulag61b mit Bogenlieht gut zu e~kennen, nicht aber mit grtinem Lieht.

12 Stunden nach dem Tode bot der Augenhintergrund eines 17 Jahr alten Mannes v611ig das Bild der Embolie mi~ dem bei dieser Beleuch- tung nieht kirschrot, sondern br~unlich erseheinenden Fovealfleck in deutlicher gelber Umgebung. Die Einschaltung eines Erioviridinfilters, das inzwisehen ill meinen Besitz gelangt ist, lieB den Farbstoif un- siehtbar werden.

A priori ist es ja wahrscheinlieh, dab ein so feiner, leiehter Farb- ton, wie ihn das Maculagelb darstellt, am 'besten bei Tages- oder Bogenlieht zu erkennen ist und dab er bei monochromatiseher Beleuch- tung iiberhaupt unsiehtbar wird. Da sieh nun ein (rotffeies) Grt~n- blaulieht zweifellos letzterer Beleuchtung, der monoehromatischen, erheblich mehr ni~hert als der weiBen, so ist das Ergebnis nieht tiber- rasehend. Es beweist aber, dab das grtine Lieht zur Erkennung des Farbstoffs, dem der gelbe Fleck seinen Namen verdankt, nicht ge-

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eignet ist, dal~ hierftir das Tages- oder Bogenlicht bessere Bedingungen bieten diirfte.

DaB das Maculagelb eine Leichenerscheinung dars~elle, ist damit natttrlich nieht erwiesen, denn man kSnnte sagen, dab nur auf der weiBlichen Unterlage der getrfibten Netzhaut das Gelb sichtbar sei, nicht abet auI dem tIhltergrunde des Pignientepighels in der dureh- siehtigen Netzhaut. Immerhin mfissen diese Befunde doch der grfinen Lichtquelle gegeniiber groBe Vorsich~ ratsam erscheinen lassen. Die gelbe F~rbung der Maeula konnte ich selbst bisher nur in einem Falle sehwerer Chorioretinitis diffusa Ieststellen, wo ein fiber papillengroBer Bezirk doppelseitig deutlich getbgriin erschien. Frische entzfmdliche Prozesse lagen nieht vor, so dab Blutfarbstoff vermutlich nieht .in Frage kommt.

Unter physiologisehen Verhaltnissen konnte ich aueh mit dem Erio- viridinlilter die gelbe ~Farbe noch nieht sehen, doch fehlen mir bisher immer noch die Chromokohlen, so dab meine Untersuchungsbedingungen mit denen V o g t s und A f f o l t e r s noch nicht v611ig iibereinstimmen.

Ich mSchte reich des Urteils enthalten, woher diese Diiferenz der Befunde kommt, ob es sich nur um die Differenz der angewandten Liehtquellen handelt oder ob noeh andere Verh~.itnisse mitspielen, in die uns die Einsieht fehlt. Man k6nnte annehmen, Vogts Farbfilter enthalte mehr Gelb, lasse also vielMcht deshalb die Nelbe Farbe der Macula lu~ea deutlieher hervortreten. In der spektralen Strahlung kann man aber das Grfin genau so gelblieh oder bl~ulich w~hlen, wie man will, und doeh erh~l~ man auf keine Weise eine Getbf~rbung. Es liegt also bier vorl~ufig ein ungekl~rger Widersprueh vor.

In allen vor/ mix tmtersuchten normalen Fgllen untersehied sich die Maeula dureh niehts anderes yon ihrer Umgebung, als dutch die dunklere F~rbung, den elliptischen Maeulareflex und den punktf6r- migen Fovealreflex. Die Bilder Af fo l t e r s sind, so interessant be- sonders die Gegentiberstetlung der Rog- und Griinbilder desselben Falles sind, doeh - - besonders was" den n6rmalen Fundus anbetrifft - - nicht ganz gltieklJch. Denn wenn nur grtines oder grtinblaues Licht zur Yerwendung kommt, kSnnen die Reflexe und Gef~gstreifen nicht weig erscheinen. In der Ta~ sind sie auch grtin, atlerdings so hell, dag sie etwas Silbergl~nzendes zeigen. Sie sind abet viel schma, Ier als Af fo l t e r zeichne~, die BlutgefaBe der tIauptsache naeh sehwarz. Auch die Sehnervenscheibe ist keineswegs weig, sondern g~u'-'n. Man mug sich also Af fo l t e r s Bilder mi~ einer gleichmaBig grfinen Schicht z.B. einem Griinfitm bedecken, um sie der ~¥irklichkeit ~hnlicher zu maehen.

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v. Graeles Archiv Bd, 97. Tafel V.

Abb. 1. Einscheidung der Venen, in gewShnlichem Licht, nur eben angedeutet.

Abb. 2. Pigmentdegenerat, ion ,,ohne Pigmente" .

J~ e i n e, Ophthalmoskopie in weiBem und £arbigem Licht. Verlag Yon Julius Springer in Berlin.