Über die trypanblauanämie bei kaninchen und fröschen

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XVI[. Aus dem Institut ftir allgemeine und experimentelle Pathologie an der milit~tr-medizinischen Akademie zu Leningrad (Petersburg). Uber die Trypanblauan~mie bei Kaninehen nnd Fr~sehen. Von Dr. ~. A. :Piwowaroff. (Mit 2 Kurven.) (Eingegangen am 20. VIII. 1925.) Unter den versehiedenartigen Funktionen des retikuloendothe- lialen Systems hat bekanntlicb eine wiehtige Bedeutung seine Teil- nahme am Prozesse der ErythroeytenzerstSrung. Das Vorhandensein yon Erythroeyten in den Zellen dieses Systems, das Auftreten yon eisenhaltigem Pigment in diesen Zellen, sowie die betr~tehtliche Ver- st~trkung der erw~thnten Erseheinungen bei der An~tmie, schlieBlieh die vikariierende Zunahme dieser Vorg~tnge in den Kupffersehen Sternzellen ,tier Leber naeh Milzexstirpation --das sind bekanntlich die Befunde, welche zugnnsten tier wiehtigen Bedeutung der r.-e. Zellen im Prozesse tier Erythrocytenzersti~rnng sprechen. Vom Standpunkte dieser Beobaehtungen erscheint die Annahme bereehtigL dab bei der Zunahme der erw~thnten Funktion der r.-e. Zellen eine Abnahme tier Erythrocyten im Organismus entstehen kann~ und zwar besonders, falls die erythropoetische Funktion des Knoehenmarks nicht entsprechend verst~trkt wird. Eben darin be- steht der Meehanismus (naeh Eppinger) der Entstehung yon perni- zit~ser An~tmie. Von diesem Standpunkt erkl~trt Eppinger bekannt- lieh aueh den Erfolg der Splenektomie bei der Behandlung der perniziSsen An~tmie. Die eben angefUhrte Ansicht Eppingers auf die An~mieentste- hung wird nieht allgemein anerkannt. Doeh kommt in der letzteu Zeit z. B. Domagk zum SchluB, dab die naoh der Splenektomie entstehende Oligoeyt~mie die Folge der vikariierenden Wncherung

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Page 1: Über die Trypanblauanämie bei Kaninchen und Fröschen

XVI[.

Aus dem Institut ftir allgemeine und experimentelle Pathologie an der milit~tr-medizinischen Akademie zu Leningrad (Petersburg).

Uber die Trypanblauan~mie bei Kaninehen nnd Fr~sehen.

Von

Dr. ~ . A. :Piwowaroff. (Mit 2 Kurven.)

(Eingegangen am 20. VIII. 1925.)

Unter den versehiedenartigen Funktionen des retikuloendothe- lialen Systems hat bekanntlicb eine wiehtige Bedeutung seine Teil- nahme am Prozesse der ErythroeytenzerstSrung. Das Vorhandensein yon Erythroeyten in den Zellen dieses Systems, das Auftreten yon eisenhaltigem Pigment in diesen Zellen, sowie die betr~tehtliche Ver- st~trkung der erw~thnten Erseheinungen bei der An~tmie, schlieBlieh die vikariierende Zunahme dieser Vorg~tnge in den Kupffersehen Sternzellen ,tier Leber naeh Milzexstirpation - - d a s sind bekanntlich die Befunde, welche zugnnsten tier wiehtigen Bedeutung der r.-e. Zellen im Prozesse tier Erythrocytenzersti~rnng sprechen.

Vom Standpunkte dieser Beobaehtungen erscheint die Annahme bereehtig L dab bei der Zunahme der erw~thnten Funktion der r.-e. Zellen eine Abnahme tier Erythrocyten im Organismus entstehen kann~ und zwar besonders, falls die erythropoetische Funktion des Knoehenmarks nicht entsprechend verst~trkt wird. Eben darin be- steht der Meehanismus (naeh Eppinger) der Entstehung yon perni- zit~ser An~tmie. Von diesem Standpunkt erkl~trt E p p i n g e r bekannt- lieh aueh den Erfolg der Splenektomie bei de r Behandlung der perniziSsen An~tmie.

Die eben angefUhrte Ansicht Epp inge r s auf die An~mieentste- hung wird nieht allgemein anerkannt. Doeh kommt in der letzteu Zeit z. B. Domagk zum SchluB, dab die naoh der Splenektomie entstehende Oligoeyt~mie die Folge der vikariierenden Wncherung

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282 XVII. M. A. P~WOWAr:OFF.

der Kupfferschen Sternzellen und der dadurch bedingten erhShten Phagoeytose der Erythroeyten darstellt. Die nach Splenektomie ent- stehende Hypertrophie tier Ubrigen Anteile des r.-e. Systems war in den Versuchen D omagks so betr~ehtlich, dab sogar im strSmenden Blur grSBere Mengen yon Histiocyten auftraten: die phagoeytierte Erythroeyten enthielten.

Die Hypertrophie des r.-e. Systems~ die als Folgr der Speiche- rung verschiedener Kolloidsubstanzen entsteht, wird ebenfalls yon einer Anh~ufung des eisenhaltigen Pigments in den r.-e. Zellen ge- folgt, was zugunsten tier Ansichten yon E p p i n g e r sprieht (vgl. hier- za auch die Beobaehtungen yon Knezynski) . Hierher geh~rt wahr- scheinlieh auch die Beobaehtung, dab die hypertrophierten r.-e. Zellen bei Cholesterinftitterung yon Kaninehen neben Lipoidsubstanzen stets aueh Sehollen vom eisenhaltigen Pigment enthalten (Anitschkow).

Die angefUhrten Befunde bereehtigen zur Annahme, dab mittels EinfUhrung yon Substanzen, welehe in den r.-e. Zellen gespeicherf werden: eine Oligoeyt~mie auf experimentellem Wege erzeugt werden kSnnte. GewiB ist es im voraus sehwer zu sagen~ ob diese Annahme dureh Resultate direkter Versuehe best~tigt werden kSnnte. Es sind n~mlich, wie bekann~, in tier Literatur aueh Ansiehten welt verbreitet~ dab die Anh~ufung yon Kolloidsubstanzen in den r.-e. Zellen keines- wegs zur E r h S h u n g ihrer Funktion~ sondern im Gegenteil zur L~h- mung derselben fiihrt. AuBerdem hat z. B. iNissen, tier Kaninehen Elektroferrol intraveniJs injizierte, keine Verminderung der Erythro- cytenzahl im Blute seiner Tiere konstatiert.

Jedoeh hat eine Beobachtung~ die yon Herrn Dr. Wen tz l a f f in hiesigem Institut anl~Blieh seiner VitalF~rbnngsversuehe gemaeht wurde, mich dazu veranlaBt~ eine Reihe yon Experimenten in tier betreffen- den Riehtung anzusfellen. Wentz la f f hat nKmlieh bei Fr~schen, welehe wiederholte Trypanblauinjektionen in die Lymphs~eke er- hielten~ fast als Regel die Erscheinungen einer sehr stark ausgepr~g- ten Oligoeyt~mie bei unmittelbaren Studien der Blutzirkulation in den Lungenkapillaren beobaehtet. Darum entstand die Annahme, dab diese yon Wen tz l a f f beobaehtete Oligoeyt~imie yon der ttypertrophir des r.-e. Apparats abhangig sein ki~nnte, die in solchen Versuchen in stark ausgepragter Form auftritt und dureh das Erscheinen yon histioeyt~ren Zellformen im Blut begleitet wird. Um diese interessante Erseheinnng genauer zu verfolgen~ babe ieh nach dem Vorsehlag yon Herrn Prof. N. A n i t s c h k o w zum Teil die Versuche yon W e n t z l a f f wiederholt, zum Teil abet aueh neue Experimente angestellt~ deren Resultate in dieser Arbeit niedergelegt sind.

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lJber die Trypanblauaniimie bei Kaninehen und Fr~isehen. 283

I. Untersuehungsmethodik. Die von mir zu Versuohen angowandton FrSscho (Rana tomporaria)

waren vorsehiodonon Gewiohts und Gesehleehts~ warden aber stets ftir jodo Vorsuchsserie von einer and dorsolben Partio wie auoh die Kontrolltiero gonommon. Es kamon Winter-, sowie SommorfrSscho zur Anwondung. Die TrypanblaulSsung wurdo stets mit der far Friisehe isotonisehon l~aCl- L(isung horgestellt und vor dora Gebrauoh filtriort. Das Trypanblau stammto yon tier Firma Griiblor & Co., Leipzig, sowie aueh von Casella, Frank- furt a. Yl. ; etwaige Unterschiede in don Versuehsresultaten bei der An- wendung dos einon odor anderen Priiparats warden nicht beobaehtot. Die 0,5--1,5~ L~sung des Farbstoffos wurde tiiglieh in dor Mengo von 0~5 his 1,0 ecru in die Lymphsiieko injiziort. Die Gosamtmonge der injiziorton Farbstoffliisung betrug 3--4 ecru, seltonor 6--9 com. Withrond der Ver- suehsporiode wurdo an jodem Frosch mehrmals die Beobaehtung tier Blut- zirkulation an der Sehwimmhaut der hinteren Extremitiiten vorgenommen, um die grSberon Veriinderungon der Blutzusammensotzung noeh wiihrond dos Lobons der Versuehstiere fostzustollon, l~aeh der Versuehsbeondigung wurde bei violon FrSschen aueh die Blatzirkulation in vivo in den Lungen, im Mesentoriem und in dor Wand dor Harnblase unter Anwendung stiir- keror Objoktivo untorsueht. Aufierdem wnrde bei jedom Froseh die Mongo der Erythroeyton im Blur bestimmt. Die Blutprobon warden zu diosem Zweek stets aus dora noeh sehlagendon Horzon genommen, was zur Vor- moidung von Fehlorquollen yon gro~er Wiehtigkeit ist.

I I . Beobachtungen fiber die Oligoeyt~imie bei Friisehen naeh wiederholten Trypanblauinj ektionen.

1. Untersuehungen der Blutzirkulation in rive.

Wentz la f f , der als erster die Oligooyt~mie bei Fr~sehen naeh Trypanblauinjektionen bemerkt hat, gibt keine genauere Beschreibung dieser Erseheinung. Nun ist sie in vielen F~llen aueh sehon in rive in so stark ausgepr~gter Form zu beobaehten, dab man den Ein- druek bekommt, in solehen Versuehen die sogenannten Sa lz f rSsehe mit fast vollst~ndig fehlenden Erythroeyten im Blut vor sieh zu haben. ~akroskopisch erseheinen die Lungen, Schwimmh~ute~ Harn- blase und das Mesenterium yon Fr~sehen naeh wiederholten Trypan- blauinjektionen blau gefi~rb L u n d die hervortretenden Gef~l~e haben keine rote, sondern eher eine blaBrosa Fiirbung. Das aus den Ar- terien soleher Friisehe herausflie~ende Blut hat einen rosa-blaulichen Farbenton und gerinnt nur sehr langsam, was aueh yon W e n t z l a f f vermerkt wurde. B e i d e r mikroskopischen Untersuehung der ge- bl~thten Lunge sind bei solehen FrSsehen s~mtliehe Bindegewebssepta 'and die Wandungen gr(iBerer GeF~Be diffus blau gefi~rbt. Die Pig- mentzellen, welehe liings den GefiiBen gelagert sind und bei nor- malen FrSschen stark ver~stelt erscheineni sehen bei den Trypan-

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284 XVII. ~I. A. PIWOWAROFF.

frSschen mehr abgerundet aus. Wahrscheinlich ziehen sie unter dem EinfluB irgendweleher sehadlicher Momente ihre Auslaufer ein und manche yon ihnen nehmen sogar eine kugelige Form an.

In bezug auf die Erscheinungen der Oligocyti~mie kann ich die Beobaehtungen yon Wentz la f f vollauf besti~tigen. In den stark aus- gepr@ten Fallen sieht Uberall das Blut in den Gefi~l~en wie eine sehwach bli~uliche, schimmernde Fliissigkeit aus, die nut aul]erordentlich wenig Erythrocyten enthi~lt. Die Erythrocyten bewegen sich dabei aueh in den gr(iBeren Gefal~en nicht in Form einer ununterbrochenen Siiule, sondern nut als einzelne Exemplare, die welt voneinander ent- fernt sind. Eine Verminderung der Leukocytenmenge ist dabei nicht nachzuweisen. Die Kerne einiger Leukocyten~ und zwar vorwiegend diejenigen der Lymphoeyten sind bli~ulich gefarbt. Manchmal sieht man auch einzelne Erythroeyten mit diffus bl~tulich gefi~rbtem Kern und Protoplasma, im grol~en ganzen sind aber solche Erythrocyten nut selten anzutreffen. AuBer der Erscheinung der Oligoeytamie sind uberall in den Kapillaren yon FrSsehen, die intravital mit Trypan- blau gefiirbt sind, zahlreiche histiocytiire Zellformen zu sehen~ die manehmal die Lungenkapillaren verstopfen. Die betreffenden Bilder sind bereits ausfiihrlieh yon W e n t z l a f f beschrieben worden. An den Gei'aBen der Schwimmhaut der Fr~sche sind die Erseheinungen der Oligocyti~mie ebenfalls mit genUgender Deutlichkeit zu erkennen und man kann beobachten, wie die Erythrocytenmenge, die bei dem betreffenden Tier vor dem Versuch keine siehtbaro Abweichung yon der Norm zeigte, sich nach den Trypanblauinjektionen sehr stark verringert.

2. Kontrollbestimmungen der Erythroeytenzahl bei normalen

FrSsehen.

AIs Vorgleichsmaterial zu meinen Versuchsresultaten an den Try- panblaufr(ischen dienten mir Bestimmungen der Erythrocytenzahl bei 25 normalen KontrollfrSschen, die aus versehiedenen Partien stature- ten (s. Tabelle 1). Nach K l i e n e b e r g e r betragt die EryChrocyten- zahl bei FrSschen in Mittel 382000, mit Schwankungen je naeh dem Fall yon 381500--474500. Scheinbar hat aber K l i e n e b e r g e r diese Daten auf Grund yon Bestimmung der Erythroeytenzahl an einem Material yon nur sechs Fr~schen erhalten. Nach den letzteren An- gaben yon Ad le r und Hub le r betri~gt die Erythroeytenzahl bei Rana temporaria im Mittel 408 800. Die Mittelzahl der yon mir ausgeftihr- ten 26 Bestimmungen ergab 451625 Erythrocyten. Die niedrigsten Werte waren 296 875 und 290 625, die hSchsten 690 625 and 678 125.

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Uber die TrypanblauanEmie bei Kaninehen und Friischen. 285

Somit ist die yon mir gefundene l~Iittelzahl der Froseherythroeyten nur etwas hSher als bei A d l e r und H u b l e r .

Tabe l l e 1.

Erythrocytenmenge bei normaien FrSschen.

Winterfriische Sommerfriische

396 605 415 000 562 500 355 000 340 000 275 000 353 625 443 750 296 875 643 125 390 000 675 000 360 000 393 750

306 250 378 125 445 312 468 625 375 000 403 125 653 125 690625 290 625 650 000 503125 678 125

Mittelzahl aus 26 Bestimmungen~451 625.

3. Kont ro l lversuehe mit der Bakter ien infekt ion bei Fr6schen.

Bei meinen Versuchen tiber die Wirkung yon Trypanblau auf das Blutbild der FriJsche stiel~ ich auf einige Schwierigkeiten~ die man durch spezielle Kontrollversuche beseitigen mul~te: es mul~te niimlich die MSglichkeit einer bakteriellen Infektion der Friische b e i dcr nicht sterilen FarbstoffeinfUhrung berticksichtigt werden. Des- halb war es notwendig~ eine bakteriologische Kontrolle in meinen Versuchen einzufUhren, d. h. zu entscheiden, ob die bakterielle In- fektion an und ftir sich yon ctwaigem Einfiul~ auf das Blutbild dieser Tiere ist. Die bakteriologische Untersuchung des Froschblutes nach mehreren Trypanblauinjektionen ergab in mehreren Fitllen positive Resultate.

Die nach meiner Bitte in liebenswfirdigster Weise yon Herrn Dr. Pe r son ausgeftihr~e Ztichtung der betreffenden 1VIikroorganismen in Reinkultur er- laubte folgende Merkmale derselben festzustellen: feiner Diplobazillus mit abgerundeten Enden~ stark beweglieh~ Gram-negativ. In eint~giger Bouillon- kultur ist die GrS~e einzelner Sti~bchen gleichmfil3ig. Auf Agarplatten rundliche kleinere Kolonien mit unregelmal]igen scharfen Grenzen yon wei~er milehiger Farbe nnd homogener Strnktur. Unter dem Mikroskop ist in diesen Kolonien eine feine KSrnelung sichtbar. Die AgarnithrbSden zeigen eine diffuse griinliehe Flnoreszenz. Auf sehriigem Agar isi die Form der Kolonien meistens rundlich. In Stichkulturen auf Agar ist das Waehs- turn hanpts~tchlich an der Oberfiliche ausgepriigt. Die Gelatine wird naeh 2 Tagen verfliissigt und in den oberen Sehichten getrtibt. An ihrer Ober- fli~ehe bildet sieh ein weif~es tIautehen. Auf Bouillon starke Tl'tibung, griinliche Fiirbung und Bildung eines weil~en Hiiutchens an der Oberfliiche. Die Milch wird koaguliert unter Bildnng eines grtinlichen Pigments. Im

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286 XVII. hI. A. PiwowAl~OFF.

Peptonwasser nach S e It e n I~iederschlagsbildung, Trtibung, starke Pigment- bildung. Im Peptonwasser naeh Ble iseh l~iedersehlagsbildung~ Trtibung: doeh keine Pigmentbildung. Indol und H~S werden nieht gebildet. Tem- peraturoptimum 20--22~ jedoch ist deutliehes Wachstum aueh bei 8 ~ so- wie bei 38 ~ zu bemerken.

Am wahrseheinlichsten war die Annahme, dab die bakterielle Infektion meiner Friische infolge der night sterilen Farbeninjektion entstand, weshalb ieh einige Versuehe unter mSglichst aseptischen Kautelen ausfUhrte~ was j a bei den FrSschen nicht recht gut mSg- lich ist. Jedoeh enthielt auch in diesen Vcrsuchen das Blut der Friisehe die gleichen Bakterien. Die weiteren Untersuehungen er- gaben, dab yon 13 normalen FrSschen, die gar keine Farbstoffinjek- tionen erhielten nnd zu derselben Gruppe gehSrten, in neun Fallen die gleichen Bakterien aus dem Blute gezUehtet werden konnten. Die Bestimmung der Erythroeytenmenge bei diesen Tieren ergab folgende Zahlen (s. Tabelle 2).

T a b e l l e 2.

Erythrocytenmenge und Resultate der bakteriologisehen Untersuchung des Frosehbhtes.

Erythrocyten- menge

443 750 813 100 643 125 703 125 675 000

Resultat

d- -4-

-4-

Erythrocyten- menge

421 875 359 375 393 750 306 250

Resultat Erythrocyten- menge

445 312 375000 453 123 325 000

Resultat

w

-4-

Somit sind auch bei sonst ganz normalen FrSschen die oben be- sehriebenen Baktcrien zu finden~ jedoeh hat diese Infektion keinen EinfluB auf die Erythroeytenmenge im Blut. In tier speziellen Lite- ratur sind einige Angaben zu finden, dab spontane Bakterieninfektion bei den FrSsehen vorkommt. Hierher gehSrten die Untersuehungen yon Schiff~ D i e u d o n n 6 und Otto, E rns t , S a n a r e l l i u .a . Der yon mir gezUehtete Mikroorganismus steht nach seinen Eigenschaften dem B a c t e r i u m r a n i e i d a yon Erns t am nachsten.

Um die Wirkung dieser Bakterien auf die Blutelcmente des Frosehes nachzuprtifen~ maehte ieh Injektionen yon reinen Bouillon- kulturen derselben in die Lymphsaeke der FrSsche. Es erwies sich dabei~ dab die Injektionen yon 3--4 ecm Aufsehwemmung yon drei

~ positives, - - ~ negatives Resultat der bakteriologischen Untersuchung.

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Uber die Trypanbtauan~mie bei Kaninchea and Fr0schen. 287

0sen der Agarkultur dieser Bakterien gentigt, um die FrSsche nach 3 Tagen zu tSten, doch wird bei solchen Tieren keine Oligocyt~mie beobachtet. Diese letztere bleibt auch in dem Falle aus, wenn die FrSsche nach wiederholten Injektionen kleinerer Mengen der betref- fenden Bakterienaufschwemmung l~ngere Zeit lebten.

Die angeftihrtcn Versuchsresultate zeigen, dab die Infektion der FrSsche mit den oben beschriebenen Bakterien ohne EinfiuB auf die Erythrocytenmenge im Blur dieser Tiere bleibt. Zugunsten dieser Schlul]folgerung kSnnen "auch folgende Versuchsresultatr angefUhrt werden: ieh habe in anderen Versuehen mehrmals die Farbstoffr Kongorot, Indulin, 1%utralrot sowie physiologische KochsalzlSsung den FrSschen subkutan injiziert, and zwar ohne aseptische Kautelen, und doeh konnte im Blut dieser Tiere keine Abweichung der Erythro- cytenmenge yon der Norm nachgewiesen werden, obgleich es auch bei ihnen gelang, die beschriebenen Bakterien aus dem Blute zu zUchten. Somit steht die oft bei den FrSschen vorkommende bakter ie l le Infek t ion in ke ine r Beziehung zu der bei ihnen durch Trypanb lau erzeugbaren Oligocyt~mie, weil 1. auch sonst normale FrSsche infiziert sind, ohne die Erscheinungen der Oligocyt~mie zu zeigen, 2. die Einftihrung der Kulturen betreffender Bakterien keine Oligoeyt~mie bei den FrSsehen hervorruft and 3, diese letzte Erscheinung bei nicht steril ausgeftihrten Injektionen anderer Farbstoffe nicht zu beobachten ist:

4. Die ~-nderung der Erythrocytonmenge bei l~rSschen naoh Trypanblauinjektionen.

Nachdem ich die Bedeutung der zuf~lligen bakteriellen Infektion far die Entstehung der OligocytEmir bei FrSschen nach Trypanblau- injcktionen ausgeschlossen habe~ schritt ich zur direkten Bestimmung der Erythrocytenmenge im Blur dermit Trypanblau vorbehandelten Fr~sche. Die Resultate dieser Bestimmungen sind aus der beigege- benen TabelI~ 3 ers~chtlich.

Aus diescr Tabelle ist zu erschlief~en, dab bei der i iberwie- genden Mehrzahl der FrSsche die E ry th rocy tenmenge im Blut nach T r y p a n b l a u i n j e k t i o n e n oft vielmal k le iner ist als bei den Kontro l l t ie re n (Tabelle 1). Bei einigen Tieren war die Erythrocytenzahl um etwa 300real kleiner als bei normalen Tieren. Nut bei sechs FrSschen nnter 49 nntersuchten Tieren stand die Ery- throcytenmengc naeh Trypanblauinjektionen nur etwas unter der 1%rm, d. h. betrug etwa 300000, und nar bei weiteren sechs Tieren er- reichte sie den normalen Mittelwert (etwa 400000).

Page 8: Über die Trypanblauanämie bei Kaninchen und Fröschen

288 XVlI. M. A. PlWOWAI~O~F.

Tabe l l e 3.

Erythrocytenmengr bei FrSschen nach Trypanblauinjektionen.

Versuchs- dauer

in Tagen

3 4 2 3 3 3 6 6 6 3 3 9 3 3 4 6 4 3 4

5 2 3 5 7

Gesamtmenge des injizierten

Farbstoffs in ccm

3 4 2 1 0,5 1 4

R-Menge Versuchs-

dauer in Tagen

430000 218 750 68 156

134 375 215 625 317 750 131 250

4 3 4 7 4 4

11 3 34 375 3 287 500 2 425 000 7 31 250 6 471875 1 650 000 2 120 000 4fi 327 125 4 1 562 3 25 000 2 127 500 3 1502 4 440 625 2,5 18 750 2 3 3 4

3 3 4 8 3 6 6 1 4 3 3 1 8 6

1 562 13 240625 31 45 300 3

225 000

Gesamtmenge des injiziertea

Farbstoffs in ccm

4 3 3 3,5 3 3 5 2 2 2 3 2 2 2 1 3 2 2 1 2 2 3 3 3

R-Menge

126 500 9 375

109 375 67 187 59 375

437 500 59 375

128 125 110 935 68 750

209 375 90 625

221 875 14062 6 245

159 375 84 375 50000

109 375 7 812 7 250 1 562

184 375 285 935

Eine etwaige Regelmgl]igkeit in der Entstehung der 01igocytiimie nach Trypanblauinjektionen wird bei den FrSschen nicht beobachtet. Die Konzentration der FarbstofflSsung, sowie die Gesamtmenge der- selben und die Daucr des Versuchs haben anscheinend keinen cnt- scheidenden EinfluB auf den Grad der Erythrocytenverminderung im Blur der Versuchstiere. Woran der Grund eines solchen versehir denen Verhaltens der FrSsche dem Trypanblau gegcnUber liegt~ ist gewiB schwer zu sagen. Interessanterweise sind aber auch bei nor- malen FrSsehen sehr erhebliche individuelle Schwankungen im Ery- throcytengehalt vorhanden, die jedoeh niemals so niedrige Werte er- reichen wie bei Trypanblautieren. Es ist ja miJglich, dab die Ab- wesenheit der Oligocytttmie nach Trypanblauinjektionen bei manchen

Page 9: Über die Trypanblauanämie bei Kaninchen und Fröschen

Uber die Trypanblauan~imie bei Kaninchen und Friischcn. 289

Friisehen auf rein teehnische Fehler zurUckzufiihren ist. Es kommt (ifters vor, dab der Farbstoff aueh langere Zeit aus den Lymphsi~eken nieht resorbiert wird und bier sieh aus der L~sung ausseheidet. Aullerdem verlieren einige Fr~sche gr~ii~ere gengen der injizierten Farbstoffl~sung dureh das naeh Einstieh der l~adel zurilekbleibende I~Iautloeh. DaB die yon mir festgestellte Verminderung der Erytbro- cytenzahl im Blur nach Trypanblauinjektionen aueh tatsi~ehlich be- steht, war sehlie~lieh am besten dutch wiederholte Beobaehtungen der Gefai3e der Versuehsfr~sehe in vivo zu kontrollieren: die fort- withrende Abnahme der Erythrocyten in den Gefi~13en war auch bei solehen Beobaehtungen ganz deutlieh naehzuweisen.

I I I . Versuehe mi t Tuseheinjekt ionen an Fr i isehen.

Von Interesse war es far die Zwecke dieser Arbeit, die gleiehen Erseheinungen yon Oligoeytamie aueh dureh Injektionen anderer kol- loidalen Farbstoffe, sowie van indifferenten Aufsehwemmungen, z.B. yon Tusche, zu erzeugen. Besonders interessant ersehien mir, solehe Versuehe mit Tuseheinjekti0nen anzustellen, weil die Tuseheaufsehwem- mungen keine toxisehe Wirkung besitzen und Zugleieh eine stark ausgepriigte Speieherungstatigkeit der r.-e. Zellen hervorrufen. Die Tusehe wurde zu diesen Versuehen in St~behenform genommen und w~hrend tier gleiehen Zeitintervallen mit physiologiseher Koehsalz- 15sunff verrieben, so dab die Konzentrationen der Aufsehwemmungen in den einzelnen Versuchen anniihernd die gleichen waren. Die Re- sultate dieser Versuehe sind anf der folgenden Tabelle (4) zusammen- gestellt.

Tabet le 4. ~'ythrocytenmenge bei Fr~schen nach Tuseheinjektionen.

Versuchs- dauer

in Tagen

Gesamtmenge der injizierten

Tusche in ccm

]Versuchs-

196 475 ] 79 I

48 432 ] 79 109 375 68 190 625 ] 73 246 875 67 I 513 100 ] 67 268 750

18 18 70 70 79 69 79

4,5 2,5 7 7

11 7

11

Gesamtmenge der i~.jizierten

Tusche in ccm

R - M e n g e

11 440 625 9 475 000 9 248 437 9 690 437 6 128 125 6 456 250

Wie aus dieser Tabelle ersiehtlieh, ergeben die Tuseheinjektionen keine so deutliehen Resultate wie die Trypanblaueinftihrung. Unter

Archiv f. experiment. P~th. u. Pharmakol. Bd. 110. 19

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290 XVII. ~. A. PIWOWAROrr.

13 yon mir mit Tusche behandelten FrSschen war nur bei fUnf Tieren die Erythroeytenzahl niedriger als 200000 una bei acht Tieren nied- riger als 300000. So gewinnt man den Eindruck, dab die Oligo- cytamie bei Fri~schen nach Tuscheinjektionen nicht so konstant und stark ausgepr~gt ist wie nach Trypanblaueinflihrung. Es w~re noch zu erw~hnen, dab eine deutliehe Oligoeyt~mie nach Tuseheinjektionen nur bei den kleineren FrSsehen und nach Injektion groBer Mengen yon Tusche zu beobaehten war.

Von den Farbstoffen habe ich an FrSschen aul~er Trypanbla• noch die Wirkung folgender Substanzen naehgeprtift: Kongoro t , I n d u l i n und •eu t ra l ro t . Von besonderem Interesse war dab@ festzustellen, ob die Oligoeyt~mie auch dutch Kongorotinjektioneu zu erzielen ist, da dieser Farbstoff naeh seiner chemisehen Zusam- mensetzung und nach dem physikalisch-ehemisehen Zustand seiner L~sung'en dem Trypanblau nahesteht (Schulemann , v. Mi~llendorff). Dieser, sowie andere Farbstoffe wurden in Form einer 1% igen LS- sung in die subkutanen Lymphsacke in der Menge yon 0,5--1,0 ccm eingefiihrt. Die Resultate der Versuche mit Kongorotinjektionen waren die folgenden (s. Tabelle 5).

Tabelle 5.

Erythroeytenmenge im Blut bei Fr6schen nach Injektion yon 1--2 ccm Kongorot im Laufe yon 2--5 Tagen.

375 000 637 500 550 0~0 606 250 318 750 415 000

Somit ruff der Farbstoff Kongorot t ro tz se iner A h n l i c h k e i t mit T r y p a n b l a u k e i n e analoge Wirkung bzw. keine Oligocyt~mie bei den Fri~sehen hervor. Negative Resultate in dieser Hinsicht h a b e ich auch mi~ den Farbstoffen Indulin und Neutralrot erhalten. Er- w~hoenswert is L dab auch W e n t z l a f f bei der Anwendung dieser Farbstoffe keine Verminderung der Erythrocytenmenge an lebenden FrSsehen nachweisen konnte.

IV. Versuche mit Trypanblau- und Tuscheinjektionen an Kaninchen.

Aul~er den oben beschriebenen Versuchen an FrSschen habe ich noch fitnf Versuche an Kaninchen angestellt, und zwar vier Versuehe mit intravenSser Trypanblau- (lo/o) und ein Versueh mit Tusehe- injektion. (Die LSsungen wurden stets auf ph'ysiologischer NaC1-

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~ber die Trypanblauaniimie bei Kaninehen und Fri~schcn. 291

LSsung vorbereitet.) Aul]erdem babe ich die Erythroeytenmenge im Blur eines Kaninehens bestimmt, das 82 ecru einer lo/0igen Trypan- blaulSsung im Laufe yon einem Monat intravenSs erhielt, Als Bei- spiel seien die Kurven der Erythrocytenmenge in zwei Versuehen dieser Gruppe angefiihrt: Die tibrigen Versuche mit wiederholten Trypanblauinjektionen ergaben ganz analoge Resultate.

Versueh 3.

Kaninchen~ 1900 g Gewicht. Injekgon yon 50 ecru Trypanblau (1 O/o ) im Laufe yon 10 Tagen.

m+t+6 7W. ~ ] I l I - - - - ' - - ' - - - - " - -

2 v I hqe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Kurve 1.

Versuch 4.

Kaninchen~ 2100 g Gewicht. Injektion yon 72 cem Trypanblau /1 o/o ) im Laufe yon 19 Tagen.

DanblauIl%j

3

kg~ . . . . . . . . . . . J

Kurve 2. ~ R-Menge (Bfirkersehe Kammer). --- ttb.Menge in %.

Aus den angeftihrten Kurven ist ersichtlich, dal~ naeh e in igen Trypanb l s~u in j ek t ionen e i n e r e c h t e r h e b l i e h e u der E r y t h r o c y t e n z a h l beim K a n i n c h e n e in t r i t t . :Naeh dem AufhSren der Injektionen kommt die Erythrocytenzahl bei solehen Tieren wieder zu normalen Werten zuriiek (Versueh 3, Kurve !). Die Verminderung der Erythrocytenmenge tritt gewShnlieh raseh nach einigen Injektionen ein und erreiebt die Hiilfte, ja sogar den vierten Teil tier normalen Erythroeytenzahl desselben Tieres. Die Rtiekkehr

19.

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292 XVII. M. A. PIWOW~OFF,

zu den normalen Erythroeytenwerten geht nut langsam vor sigh. Die Erythroeytenmenge im Blut des Kaninchens, das im Laufe yon einem Monat 82 ecru einer lO/oigen Trypanblault~snng intravent~s erhiel L betrug 2490000 und 2330000, d.h. war etwa um zweimal so klein~ wie bei normalen Tieren.

Parallel mit der Bestimmtmg der Erythrocytenmenge bei den Kaninchen, die intravent~s Trypanblauinjektionen erhielten, bestimmte ieh bei denselben Tieren auch die H~imoglobinmenge mit Hilfe des Fleischlsehen Apparats. Die Resultate dieser Bestimmungen zeigten, dal~ die H~imoglobinwerte im Blut bei den Trypanblaukaninchen par- allel der Verminderung der Erythroeytenzahl sinken (s. Kurve 2). Dieses Resultat sprieht daflir~ dab bei den betreffenden Tieren keine aus- gepr~igte H~imolyse bestand. Die Abwesenheit yon H~imolyse babe ieh aueh dureh direkte qualitative Eisenbestimmung im TroekenrUek- stand des Zitratplasmas der Trypanblaukaninchen nach Veraschnng desselben nachgepriift and erhielt dabei keine positiven Resultate.

SehlieBlieh fand ich beim Versuchskaninehen, das intraventise Tuseheinjektionen erhielt (11 Injektionen zu 5--20 ecru der Tusehen- aufschwemmung) nut eine unbedeutende Verminderung der Erythro- cytenmenge im Blut. Vor den Tuscheinjektionen betrug die Erythro- cytenmenge bei diesem Tiere etwa 600000, naeh denselben 5 200000.

V. Resultate der histologischen Untersuchung der Organe yon FrSsehen und Kaninehen, die mit Trypanblau behandelt wurden.

Die an meinem Material vorgenommenen histologischen Unter- suehungen hatten den Zweck, festzustellen, ob bei Trypanblauaniimie eine Verst~irkung der Phagoeytose yon Erythrocyten seitens der r.-e. Zelleu sowie eine Anhiiufung yon eisenhaltigem Pigment in diesen letzteren stattfindet. Das eisenhaltige Pigment habe ich in den 0rganen meistenteils nach Alkoholfixierung mit den Methoden yon St ieda sowie yon t t ueek bestimmt. Es erwies sieh nun, dab auch die normale Leber sowie die Milz yon Frtisehen, die ke ine Trypan- blauinjektionen erhielten, mehr oder weniger EisenpigmentkSrner in den Makrophagen bzw. Endothelien enthalten. Dieser Befund stimmt mit den Beobachtungen yen 0 k a m o t o iiberein. Das Eisen- pigment trat in KSrnchenform an den Pr~iparaten, die nach St ieda , sowie an denjenigen, die nach I tueck bearbeitet waren~ deutlich hervor. In den Organen an FrSschen, die mehrere Trypanblauinjek- tionen erhielten, werden die Eisenpigmentktirner stark dureh Trypan- blaukSrner verdeekt, so dab es ~iul~erst sehwer ist festzustellen~ ob die Menge des Eisenpigments bei solehen Tieren vermehrt ist. Eine

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(~ber die Trypanblauan~imie bet Kaninchen und Fr(ischen. 293

Zunahme der Anzahl yon Erythroeyten~ die dutch die v. K u p f f e r - sehen Sternzellen der Leber phagocytiert werden~ konnte ieh nieht feststellen.

An den Organsehnitten yore Kaninehen Nr. 2, das 140 cem der TrypanblaulSsung erhielr babe ich ebenfalls die Eisenreaktion aus- gefUhrt. Dabei gelang es mir, ziemlieh zahlreiehe EisenpigmentkSrn- chert (Eisenreaktion naeh Hueek) in den Histioeyten des Knoehen- markes naehzuweisen. Die Eisenpigmentkiirnchen lieBen sich hier ziemlieh deutlieh yon den tiefblauen Trypanblauk~irnern dureh ihren hellbl~uliehen Farbenton unterseheiden. Aueh in denKupf fe r sehen Zellen der Leber sowie in den r.-e. Zellen der Milz konnte ieh aller- dings eine geringere Menge yon Kiirnchen nachweisen, die eine positive Eisenreakti0n gaben. Im Epithel der ~ierenkanalchen 7 das groBe NIengen yon Trypankiirnern enthielt~ gelang es mir nieht~ K(irner Yon eisenhaltigem Pigment nachzuweisen.

Wie ersichtlieh, ergaben mir die histologisehen Untersuchungen der 0rgane yon Tieren, die Trypanblauinjektionen erhielten, keine sieheren Resultate. Die Anwesenheit yon Eisenpigment in den Kupffersehen Zellen und in den Makrophagen des Knochenmarkes bet Trypanblau- kaninehen dUrfte jedoeh daftir spreehen, dab in diesem Falle eine intensive Zerst(irung de r Erythr0cyten vor sieh geht. Eine direkte zerstSrende Wirkung des Trypanblaus selbst auf die Erythroeyten hatte ieh, wie oben erwahnt, keinen Grund anzunehmenl). Der Urn- stand, dab de1" Farbstoff Kongorot~ weleher in ehemiseher Hinsicht dem Trypanblau sehr nahe verwandt ist~ keine Oligocyti~mie erzeugt~ dUrfte auch im selben Sinne spreehen.

Jedoeh kann ich nicht sicher bebaupten, dal~ das Trypanblau absolut unschiidlich ftir die Erythrocyten ist. Eine geringe Anzahl diffus mit Trypanblau gefiirbter~ also sehwer gesehadigter Erythro- eyten, war in meinen Versuehen an Trypanb!aufriischen stets zu beobaehten. M Sglieherweise ist die Wirkung dieser Substanz eine doppelte und besteht in der ErhShung der Speieherungsvorgiinge im r.-e. Apparat sowie in der direkten ))Seh~idigung~ der Erythroeyten.

Ziehen wir die neueren AusfUhrungen Asehoffs tiber die Funk- tion des r.-e. Systems in Betraeht, so scheinen die yon mir an Try- panblaufrSsehen und Kaninehen erhobenen Befunde in keinem Wider- sprueh mit der bekannten Annahme zu stehen~ dab die Funktion

1) Das yon mir angewandte Pr~parat yon Trypanblau (Grtibler) entspricht genau der chemischen Formel yon Trypanblau, was mir in liebenswtirdiger Weise yon der betreffenden Firma mitge~eilt wurde und enth~ilt keine Verunreinigungen.

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294 XVII. M. A. PIWOWA~OrF.

dieses Systems dutch Injcktion yon Kolloidsubstanzen ge]ahmt werden kann. ~ a e h der Auffassung yon A s c h o f f kann namlich eine und dieselbe Substanz sowohl reizend wie aueh lahmend auf die Retikulo- endothelien wirken und zwar in Abhangigkci t yon der Dose und anderen Versuchsbedingungen. Von diesem Standpunkt ware viellcicht aueh die oben besprochene Unbcstandigkei t dcr Trypanblauwirkung auf die FrSsehe zu erklaren.

S c h l u B f o l g e r u n g e n .

1. Bei FrSschen~ die mehrere subkutane Trypanblauinjekt ionen erhielten~ entsteht als Regcl eine Oligoeyt~imie~ die 5fters einen schr betraehtl ichen Grad erreicht.

2. Die Infekt ion der Friische mit Bacterium ranicida sowie die Injektion yon Kongorot~ Indulin~ lqeutralrot und Tusche tuft bei diesen Tieren keine Oligoeytamie hervor. Eine geringe Verminderung de r Erythroeytenzahl ist nut nach den Tuseheinjektionen naehweisbar.

3. Die Erscheinung tier Oligoeytamie wird aueh bei Kaninehen naeh wiederholten Trypanblauinjekt ionen beobaehtet. Die Teilnahme der r.-e. Zellen bei der Entstehung tier Trypanblauanamie ist wahr- scheinlich.

L i t e r a t u r .

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