ueber derivate der 3-nitrophtalsäure

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471 Wesentlich an diesem Versuch ist der Nachweis, dass die rieirner'sche Reaction beim p-Xylenol nicht zur Bildung einer chlor Yzaltigen Substanz fiihrt. Wie Pseudocunienol liefert auch das isomere Mesital ein chlo- rirtes Keton, doch bilden sich auch in diesem Falle andere Producte, die die Isolirung des Ketons sehr erschweren. Wegen der Kostbarkeit des Ausgangsmaterials wurde daher auf die Reindarstellung des Ketons verzichtet; dass wirklich ein Cblorderivat entstanden war, bewies eine Analyse des von Chloroform befreiten, allerdings noch sehr unreinen Rohproducts, die einen Gehalt yon 22.9 pCt. Chlor, statt ber. 32.4 pCt., ergab. G rei fs w a l d , Chemisches Institut. 69 Robert Kahn: Ueber Derivate der 3-Nitrophtalsaure. ( V or 1 ii u fig e Mitt h eil u n g. ) [ Aus dem chemischan Institut der Akademie Munster] (Eingegangen am 4. Januar 1902.) Im Hinblick auf die vor Kurzem erschienenen Abhandlungen vom Bogert und Boroschek'), sowie von Seidela) sehe ich mich genijthigt, die bisherigen Resultate einer noch nicht vollendeten Arbeit, die das gleiche Stoffgebiet zum Gegenstaud hat, im Auszug zu ver- offentlichen. Eine ausfiihrliche Mittheiiung wird nach Beendigung der Untersuchung erscheinen. Beim Abbau des Phtalimid s durch unterbromigsaure Alkalien kann immer nur ein und dieselbe Anthranilsaure entstehen, gleichgiltig, welche der beiden Carbonylgruppen eliminirt wird. Alle monosubsti tuirten Phtalimide dagegen kiinnen unter der Einwirkung desselben Agens zwei versehieden e stellungsisomere Anthranilslurederivate liefern, je nachdem die eine zu dem Substituenten in Metastellung befindliche Carbonylgruppe austritt oder 'die andere, die 2u ihm in Ortho- oder Para-Stellung steht. Da die Theorie iiber den wahrscheinlichen Verlauf der Reaction nichts voraussehen lasst, seelltej ich mir die Aufgabe, die in Frage kommeuden Vorgange zu runtersuchen. ') Journal Amerie. Chem. Soc. 23, 740 [IYOI]. Dieso Berichte 34, 4351 [1901].

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Page 1: Ueber Derivate der 3-Nitrophtalsäure

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Wesentlich an diesem Versuch ist der Nachweis, dass die rieirner'sche Reaction beim p-Xylenol nicht zur Bildung einer c h l o r Yzaltigen Substanz fiihrt.

Wie Pseudocunienol liefert auch das isomere M e s i t a l ein chlo- rirtes Keton, doch bilden sich auch i n diesem Falle andere Producte, die die Isolirung des Ketons sehr erschweren. Wegen der Kostbarkeit des Ausgangsmaterials wurde daher auf die Reindarstellung des Ketons verzichtet; dass wirklich ein Cblorderivat entstanden war, bewies eine Analyse des von Chloroform befreiten, allerdings noch sehr unreinen Rohproducts, die einen Gehalt yon 22.9 pCt. Chlor, statt ber. 32.4 pCt., ergab.

G r e i fs w a l d , Chemisches Institut.

69 R o b e r t Kahn: Ueber D e r i v a t e der 3-Ni t rophta lsaure .

( V or 1 ii u f ig e M i t t h e i l u n g. )

[ Aus dem chemischan Institut der Akademie Munster] (Eingegangen am 4. Januar 1902.)

Im Hinblick auf die vor Kurzem erschienenen Abhandlungen vom Bogert und B o r o s c h e k ' ) , sowie von S e i d e l a ) sehe ich mich genijthigt, die bisherigen Resultate einer noch nicht vollendeten Arbeit, die das gleiche Stoffgebiet zum Gegenstaud hat , im Auszug zu ver- offentlichen. Eine ausfiihrliche Mittheiiung wird nach Beendigung der Untersuchung erscheinen.

Beim Abbau des P h t a l i m i d s durch unterbromigsaure Alkalien kann immer nur e i n u n d d i e s e l b e A n t h r a n i l s a u r e entstehen, gleichgiltig, welche der beiden Carbonylgruppen eliminirt wird. Alle m o n o s u b s t i t u i r t e n Phtalimide dagegen kiinnen unter der Einwirkung desselben Agens z w e i v e r s e h i e d e n e stellungsisomere Anthranilslurederivate liefern, j e nachdem die eine zu dem Substituenten in Metastellung befindliche Carbonylgruppe austritt oder 'die andere, die 2u ihm in Ortho- oder Para-Stellung steht. Da die Theorie iiber den wahrscheinlichen Verlauf der Reaction nichts voraussehen lasst, seelltej ich mir die Aufgabe, die in Frage kommeuden Vorgange zu runtersuchen.

') Journal Amerie. Chem. Soc. 23, 740 [IYOI]. Dieso Berichte 34, 4351 [1901].

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Als erstes Ausgangsmaterial wahlte leicht zuganglichen Nitro p h t a 1 s l u r e n 3 - N i t r o p h t a l s a u r e a n h y d r i d und das

ich die verhiiltiiissmassig und stellte ziinachst das 3 - N i t r o p h t a 1 i m i d dar.

Im Oegensatz zu B o g e r t - u n d B o r o s c h e k fand ichi dass bei sechs- bis acht-stiindigem Erhitzen der 3-Nitrophtalsaure auf 235-240 * das gebifdete Anhydrid bereits stark zersetzt wird. Um ein reines Product in quantitativer Ausbeute zu gewinnen, muss man die Anhydrisirung bei einer Temperatur vornehmen, die untrrhalb des Schmelzpunktes der Saure (218O) liegt.

Das I m i d stellte ich dorch Einwirkung von Ammoniak auf das geschrnolzene Anbydrid dar. Es bildet, aus talk ohol krystallisirt, blass- gelbe Rlattchen , die hei 216 schmelzen. Dnrcli Einwirkung von unterbromigsaureni Ralium auf dasselbe entstehen die b e i d e n mag- l i c b en Nitro a n t h r an i 1 sa u r e n , C , H3 (COOH) (NH2) (NOS) (1.2.3.) und (1.2.6.), und nicht, wie S e i d e l arigiebt, niir die letztere, die sich allerdings in iiberwiegender Menge bildet. Sie krystallisirt aus Wasser in derben, grossen Nadeln, die gegen I800 uritw Zersetzung schmelzen iind einen i n t e n s i v s i i s s e n Geschniack besit~en. S e i d e l beschreibt dies.. SBure als ockergelbe, sandigkrystallInisctie Substanz von schwach siissem Geschmack. Dies sind die Eigenschaften des G e m e n g e s , d s s sich aber schon unter dem Mikroskop als nicht homogen erweist. Die isomere Substanz bildet lange, gelbe Spiesse, sehmeckt indifferent and schmilzt bei 203O. Sie wurde schon friiher auf anderem Wege dargestellt 1).

3-Nitrophtal irnid: Ber. C 50.00, €3 2.09, iS 14,58. Gef. > 49.62, B 2.07, )) 14.76.

3 - N i t r o p h ta l i rnidkal ium: Eer. K 16.95. Gef. Ti 1F.78. N i t r o a n t It r a n i 1 s ,i u r e: (COOH. NH2. No,. 1.2.6).

Ber. C 46.15, H 3.29, N 15.38. Gef. u 45.96, >> 3.22, ’) 15.35.

Ber. N 15.38. Gef. N 15.f;I. N i t r o a n th ran i l s &Lure: (COOH NHa .Nod. 1.2.3).

Ich gedenke, die Uotersuchung auf andere substituirte l’htalsaureti auszudehnen. I

*) Hiihnor , Ann. d. Chem. 193, 35.