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DIPLOMARBEIT
Titel der Diplomarbeit
Ausweitung des Performance-Begriffes.
Vermittlung und Archivierung performativer Prozesse bei Olafur Eliasson
Verfasserin
Vanessa Reichart
angestrebter akademischer Grad
Magistra der Philosophie (Mag.phil.)
Wien, 2013
Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317
Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuerin: ao. Univ.-Prof. Dr. Brigitte Marschall
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Ich bin fr eine Kunst, die etwas anderes tut, als im Museum auf ihrem Arsch zu sitzen.
Claes Oldenburg
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In dieser Arbeit wird zu Gunsten einer flssigen Lesbarkeit nicht auf eine
gegenderte Schreibweise zurck gegriffen. Selbstverstndlich mgen sich
aber trotz der verwendeten maskulinen Form beide Geschlechter in
gleichem Mae angesprochen fhlen.
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Ausweitung des Performance-Begriffes
Vermittlung und Archivierung performativer Prozesse bei Olafur Eliasson
Inhalt
1. Einleitung ...................................................................................................... 9
2. Performance und Performativitt: Definition, Ausweitung und Bezug
zu Olafur Eliasson ...................................................................................... 15
2.1. Natur, Kunst und Technik. Die Kunst Olafur Eliassons .............................. 16
2.1.1. ber den Knstler ..................................................................................... 16
2.1.2. ber dessen Kunst ................................................................................... 19
2.1.2.1. Kunst und Technik ............................................................................. 19
2.1.2.2. Natur und Materialien ......................................................................... 21
2.1.2.3. Zeit und Raum ................................................................................... 22
2.1.2.4. Wahrnehmung und Realitt ................................................................ 24
2.2. Performativitt und Performance: berblick und Abstraktion ................... 27
2.2.1. Der Performance-Begriff. Definitionen und Positionen .............................. 27
2.2.2. Der Prozess als performative Basis .......................................................... 30
2.2.2.1. Prozessualitt .................................................................................... 30
2.2.2.2. Raumprozesse ................................................................................... 31
2.2.2.3. Wahrnehmungsprozesse ................................................................... 33
2.3. Ausweitung des Performance-Begriffes ...................................................... 36
2.3.1. sthetik des Performativen ....................................................................... 36
2.3.2. Kunstwerke im Detail ................................................................................ 40
2.3.2.1. Green Rivers (1998-2001) und Waterfalls in Manhattan (2008) ......... 40
2.3.2.2. The Weather Project und Sonne statt Regen (2003) .......................... 43
2.3.2.3. Spiral Things (1999-2001), Scent Tunnel (2004) und The Glacierhouseffect (2005) ................................................................... 44
2.3.2.4. Beauty (1993), Sandstorm Park (1999), Mediated Motion (2001) ....... 45
3. Olafur Eliassons uvre: Vermittlung und Archivierung performativer
Prozesse...................................................................................................... 48
3.1. Kunst als Kunst ............................................................................................. 49
3.1.1. Kunst als sthetische Erfahrung................................................................ 49
3.1.2. Kunst als ephemerer Prozess ................................................................... 52
3.1.3. Kunst als Rezeption .................................................................................. 54
3.2. Performance, Vermittlung und Medien ........................................................ 57
3.2.1. ffentlichkeit und Kunstmarkt ................................................................... 57
3.2.2. Ausstellungsrume und Museen ............................................................... 60
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3.2.3. Kunstvermittlung und (Neue) Medien .........................................................65
3.2.3.1. Kunst und Medien: Von analog zu digital ............................................65
3.2.3.2. Das (fotografische) Bild als Vermittlungsmedium ................................67
3.2.4. Archivierung durch Vermittlung ..................................................................69
3.3. Wahrnehmung und Authentizitt...................................................................73
3.3.1. Von der sthetischer Wahrnehmung ......................................................73
3.3.2. zur sthetischen Erfahrung - Ein Beispiel ...............................................76
3.3.3. Authentizitt ...............................................................................................78
3.4. Aura und Augenblick ......................................................................................80
3.4.1. Gegenwrtigkeit und Prsenz ....................................................................81
3.4.2. Prsenz und sthetischer Moment .............................................................83
3.4.3. Der kleine unerklrte Rest und dessen groe Wirkung: Von Aura, Atmosphre und Da-Zwischen ..................................................................86
3.5. Vermittlung und Archivierung performativer Prozesse ...............................91
3.5.1. Sinn und Unsinn von Vermittlung und Archivierung ...................................91
3.5.2.Betrachterblicke ..........................................................................................94
3.5.2.1. Der intendierte Blick des Knstlers ......................................................94
3.5.2.2. Der subjektive Blick der Betrachters ....................................................96
3.5.2.3. Der objektive Blick der Masse .............................................................99
3.5.3. Die Vermittlung im (fotografischen) Bild ................................................... 101
3.5.4. Lesarten des Performativen ..................................................................... 104
4. Fazit ........................................................................................................... 108
Quellenverzeichnis ...................................................................................... 113
Danksagung .................................................................................................. 119
Abstract ........................................................................................................ 121
Lebenslauf .................................................................................................... 122
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1. Einleitung
Es ist durchaus verzeihlich, nicht zu wissen, was das Wort performativ
bedeutet. Es ist ein neues Wort und ein garstiges Wort, und vielleicht hat es
auch keine sonderlich groartige Bedeutung. Eines spricht jedenfalls fr
dieses Wort, nmlich dass es nicht tief klingt.1
So lautet der Ausspruch von John L. Austin im Jahr 1955, als er den Begriff des
Performativen zum ersten Mal im Zuge einer Vorlesungsreihe zur Sprachphilosophie
verwendete. Inzwischen hat der Begriff des Performativen jene so dahingestellte gro-
artige Bedeutung gewonnen und ist aus der gegenwrtigen Kulturlandschaft nicht mehr
wegzudenken. Nicht nur Theaterbereich und Bildende Knste bedienen sich der
Performativitt, die sich ebenfalls nach Austin vom Verb to perform, im Deutschen
vollziehen ableitet, d.h. gewisse Handlungen werden vollzogen.2 Vielmehr findet der
Performancebegriff Anwendung in den unterschiedlichsten (Lebens-)Bereichen und
kann somit aktuell als universales Phnomen bezeichnet werden.
1955 bezog sich Austin allerdings lediglich auf Sprechhandlungen, erst Ende der
1980er Jahre sollte Stanley J. Tambiah den Performancebegriff in Anlehnung an
Austin als Wirkpotential in der Ritualforschung einfhren,3 whrend u. a. auch Judith
Butler das Performative zum ersten Mal ausdrcklich bezogen auf krperliche
Handlungen gebrauchte. Dabei begreift sie den Begriff als sozial konnotierten, indem
sie das Performative als Wirklichkeit konstituierende, transformative Kraft deutet, die
nicht auf eine vorhandene Identitt baut, sondern diese vielmehr erst im ablaufenden
Prozess generiert.4 Doch etwa zeitgleich mit Austin hatte ab den spten 1950er
Jahren, vor allem aber ab den 1960er Jahren die Bildende Kunst den Begriff der
Performativitt ebenfalls fr sich entdeckt. Thomas Crow verweist in diesem
Zusammenhang in seinem gleichnamigen Buch auf den Rise of the Sixties und meint
damit ebenjene Entwicklung from complacent art to performance movement5.
Happening- und Fluxus-Bewegung, der Wiener Aktionismus und verschiedene andere
Performance-Arten zeugen von dem sich in di