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TestDaF vorbereitung - Pro&ContraTestDaF Themen - Vor und Nachteile

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  • TestDaF vorbereitung Pro&Contra - Impfen www.engerman.de

    Impfen: Pro und Contra

    Ein kleiner Piekser eine groe Kontroverse. Impfungen versprechen einerseits Schutz vor vielerlei

    Infektionskrankheiten und gelten als eine der bedeutendsten Errungenschaften der modernen Medizin.

    Andererseits rufen sie Kritiker auf den Plan, die ihre Notwendigkeit anzweifeln oder gar vor sogenannten

    Impfschden warnen. Diese ffentliche Diskussion sorgt hufig fr Verunsicherung, gerade bei Eltern. Denn

    fr Suglinge steht die erste empfohlene Impfung bereits im zarten Alter von neun Wochen auf dem

    Programm.

    Doch nicht nur frischgebackene Eltern wnschen sich Aufklrung. Sptestens vor der nchsten Fernreise

    fragen sich Erwachsene auch in eigener Sache: "In welcher Schublade ist noch mal dieses gelbe Heftchen,

    mein Impfpass? Und wie wichtig sind Impfungen wirklich fr mich?

    Autorin Saskia Balke wollte es genau wissen: Sie hat sich auf Spurensuche gemacht, um herauszufinden, was

    die Immunisierung fr die Menschheitsgeschichte wirklich geleistet hat und was Sie ber moderne

    Impfmethoden wissen sollten.

    Wie funktionieren Imfpungen?

    Viren und Bakterien: Mit dem bloen Auge knnen wir sie nicht sehen. Und doch bedrohen

    diese Eindringlinge unsere Gesundheit. Denn viele dieser Erreger lsen Krankheiten aus, die

    dem Menschen gefhrlich werden knnen. Gleichzeitig verfgt unser Krper ber ein

    einzigartiges Schutzschild: das Immunsystem. Einmal mit einem bestimmten Erreger

    konfrontiert, rstet es den Menschen mit der Bildung von Antikrpern gegen eine erneute

    Ansteckung. Bei vielen bakteriell oder viral hervorgerufenen Krankheitserregern gilt daher: Wer

    einmal erkrankt ist, bleibt vor einer erneuten Infektion geschtzt.

    Ein geniales Prinzip unseres Krpers, das sich auch die Medizin zunutze macht. Bei der

    Impfung wird das Immunsystem angeregt, Antikrper ohne vorherige Infektion zu bilden. Dazu

    werden abgettete oder abgeschwchte Viren oder Bakterien geimpft beziehungsweise

    einzelne Bestandteile der Erreger. Dieses Verfahren ist die hufigste Form der Impfung, sie

    nennt sich aktive Immunisierung. Fortan erkennt der Krper den jeweiligen Eindringling und

    kann weitere Antikrper in ausreichender Menge bilden, um eine Infektion erfolgreich

    abzuwehren. Fr viele Krankheiten hat die Wissenschaft einen geeigneten Impfstoff gefunden.

    Dazu zhlen zum Beispiel Rteln, Masern oder Kinderlhmung. Bei manchen Infektionen wie

    HIV steckt die Forschung hingegen noch in den Kinderschuhen.

    Historische Impferfolge

    Das Prinzip des krpereigenen Immunschutzes wurde schon sehr frh entdeckt. Bereits im

    Jahr 200 vor Christus tftelten Chinesen und Inder, um Menschen gegen Pocken zu

    immunisieren. Die gefrchtete Infektionskrankheit bedeutete fr 30% der Betroffenen den

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    sicheren Tod. Im 18. Jahrhundert gelang die Pocken-Immunisierung noch durch absichtliche

    Ansteckung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hielten die modernen Impfmethoden Einzug.

    Spter erzielte die Weltgesundheitsorganisation durch weltweite Impfungen einen

    durchschlagenden Erfolg im Kampf gegen die tdlichste aller Infektionskrankheiten und

    erklrte im Jahr 1980 die Welt zur pockenfreien Zone.

    Eine solche Ausrottung ist nur mglich, wenn ein hoher Prozentsatz von Menschen geimpft ist.

    Bei der Kinderlhmung ist dies weltweit fast gelungen. Krzlich meldete die rztezeitung

    jedoch, dass islamische Extremisten den Impfstoff ablehnen und so den Sieg im weltweiten

    Kampf gegen Polio gefhrden.

    Welche Impfungen zu welchem Zeitpunkt verabreicht werden sollten, wei zum Beispiel der

    Hausarzt. Die Empfehlung zur Grundimmunisierung von Kindern und Auffrischungsimpfungen

    spricht in Deutschland brigens die stndige Impfkommission aus, kurz STIKO genannt.

    Manche Impfstoffe brauchen eine zweite Impfung oder eine Auffrischung, um einen

    vollstndigen Impfschutz zu gewhrleisten. Der Impfkalender empfiehlt dabei die optimalen

    Zeitvorgaben.

    Immunisierung wie im Mutterleib

    Eine zweite Form der Impfung ist die passive Immunisierung. Dabei wird der Antikrper direkt

    injiziert und steht dem Organismus sofort zur Verfgung. Dabei bildet der Krper jedoch kein

    sogenanntes Immungedchtnis aus. Der Schutz besteht daher nur einige Wochen lang und so

    eignet sich die passive Impfung lediglich als Notfallmanahme.

    Nach der Geburt sind Suglinge auf hnliche Weise durch Antikrper der Mutter geschtzt, die

    sie ber ihr Blut und spter ber die Muttermilch erhalten. Diese verhten jedoch in erster Linie

    Magen-Darm-Krankheiten, wirken nicht gegen alle Krankheitserreger, und der Schutz nimmt

    mit der Zeit ab. Die offizielle Empfehlung lautet daher, mglichst frhzeitig zu impfen - ein

    gesundes Baby bereits ab der 9. Lebenswoche. Besorgte Eltern fragen sich da: Birgt eine

    derart frhe Konfrontation mit Impfstoffen Gefahren fr mein Kind?

    Die Bedenken der Impfgegner

    Immerhin ein Drittel der Eltern steht Impfungen kritisch gegenber aus Angst vor

    unkalkulierbaren Nebenwirkungen. Offizielle Zahlen geben jedoch Entwarnung: Schwere

    Komplikationen treten demnach extrem selten auf. Wer sich im Internet ein eigenes Bild

    machen mchte, drfte dennoch schnell auf drastische Warnungen von Impfkritikern stoen.

    Die Titel der Beitrge sind hufig stark emotionalisiert und angsteinflend: Zum Beispiel:

    "Impfen Vlkermord im 3. Jahrtausend? oder Impfen ist Kinderschndung.

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    Wer sich im Internet umfassend und sachlich informieren mchte, sollte darauf achten,

    unabhngige und serise Informationsquellen bewusst von pseudowissenschaftlichen oder

    verschwrungstheoretischen Inhalten zu unterscheiden. Denn eine Impfung ist zwar nicht

    einfach nur ein harmloser Piekser doch unhaltbare Thesen und blinde Hysterie sind jeder

    sachlichen Aufklrung abtrglich. Mediziner nehmen sich Medienberichten zufolge heute

    jedoch kaum Zeit, um nicht nur den Vorteil der Immunisierung zu loben, sondern auch ber die

    Risiken aufzuklren. Kosten und Nutzen einer Impfung sachlich abwgen zu knnen, ist jedoch

    die Basis einer Impfentscheidung, die frei von irrationalen ngsten ist.

    Von Risiken und Nebenwirkungen

    Die Impfung schtzt nachweislich vor Infektionen. Einen hundertprozentigen Schutz verspricht

    sie jedoch nicht und sie ist nicht frei von Nebenwirkungen. Denn wenn sich der Krper mit

    den eingebrachten Impfstoffen auseinandersetzt, knnen Impfreaktionen auftreten. Diese sind

    zumeist harmlos und verschwinden nach einigen Tagen wieder. Dazu zhlen zum Beispiel

    Rtungen oder Schwellungen an der Einstichstelle oder Erkltungssymptome.

    Das Risiko von Komplikationen, die dauerhafte Schden auslsen, ist laut Robert Koch-Institut

    hingegen extrem gering. Alle Impfstoffe mssen zugelassen sein und unterliegen strengsten

    Auflagen nach modernstem Forschungsstand. Inzwischen sind Kombinationsimpfstoffe fr

    Kinder quecksilberfrei. Thesen, dass Impfungen mit Autismus, Asthma oder Allergien in

    Zusammenhang stehen, konnten wissenschaftlich eindeutig widerlegt werden.

    Seit 2001 gilt in Deutschland berdies das Infektionsschutzgesetz. rzte sind verpflichtet, den

    Verdacht auf eine Impfschdigung zu melden, wenn sie ber das bliche Ma einer

    Impfreaktion hinausgeht. Innerhalb von drei Jahren wurden 3328 Flle gezhlt, doch nur bei

    0,2 Prozent dieser Meldungen konnte ein Zusammenhang von Ursache und Wirkung

    gesichert werden.

    Die umstrittensten Impfungen

    Dennoch bleibt auch in wissenschaftlichen Kreisen Kritik an der herrschenden Impfkultur nicht

    aus. Die Gesellschaft fr Allgemeinmedizin DEGAM fordert einen kritischen Umgang mit dem

    Thema Impfungen und stellt einzelne Empfehlungen der stndigen Impfkommission in Frage.

    Darunter den Sinn einer Windpockenschutzimpfung. Ein schwerer Verlauf der Erkrankung ist

    bei Kindern uerst selten zu erwarten. Der Impfschutz hlt nicht lebenslang und so erkranken

    Erwachsene hufiger und schwerer. Auch die Stiftung Warentest kam jetzt zu dem Schluss,

    die Windpocken-Impfung sei berflssig. Zudem empfiehlt sie die Immunisierung gegen Rota-

    Viren als Standard-Impfung. Gegen die von Zecken bertragene Infektion FSME sei laut

    DEGAM unntig Angst geschrt worden. Und die relativ neue Impfung gegen

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    Gebrmutterhalskrebs sei noch nicht ausreichend beurteilbar. Zudem solle die stndige

    Impfkommission prfen, ob in Hinblick auf Erfahrungen aus Skandinavien oder England die

    Impfauffrischungen wie zum Beispiel fr Tetanus nicht seltener erforderlich seien.

    Unterschtzte Krankheitsrisiken

    Trotz kritischen Blickes auf das Thema: Nach Aussagen der Wissenschaft steht die sehr

    geringe Wahrscheinlichkeit einer schwerwiegenden Impfkomplikation dem weitaus hheren

    Risiko der Erkrankung an einer Infektionskrankheit gegenber die einen schweren Verlauf

    nehmen kann. Viele Krankheiten und ihre dramatischen Sptfolgen werden heute unterschtzt.

    Der Grund: Hohe Durchimpfungsraten fhren dazu, dass einige Infektionen kaum noch

    auftreten. Aus den Augen, aus dem Sinn. So verlieren sie ihren Schrecken aber nur

    scheinbar.

    "Ach was, Masern, da mussten wir als Kinder auch schon durch., lsst so mancher

    Erwachsene verlauten. Doch Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die

    schwerwiegenden Folgen der hchst ansteckenden Infektion fordern weltweit jedes Jahr

    120.000 Menschenleben. Noch 1995 starben eine Million Kinder daran. Das meldepflichtige

    Virus selbst ist nicht behandelbar, nur die Symptome knnen bekmpft werden. Treten

    Komplikationen auf, drohen massive Folgeschden wie eine dauerhafte geistige Schdigung

    oder der Tod. Dennoch erhalten nur 90 Prozent der Kinder die Erstimpfung, die wichtige

    Zweitimpfung nur 80 Prozent. Erst eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent knnte jedoch die

    immer hufiger auftretenden Masernepidemien stoppen. In Deutschland stieg die Zahl der

    Erkrankten 2011 erstmals seit 5 Jahren wieder auf eine Rekordzahl.

    Ein gefhrlicher Gegentrend zur Impfung sind die sogenannten Masernpartys, die ihren

    Ursprung in Grobritannien haben. Eltern lassen gesunde, ungeimpfte Kinder dabei auf akut

    erkrankte Kinder treffen, um diese gezielt zu infizieren und zu immunisieren. Nach deutschem

    Recht erfllt eine Masernparty den Tatbestand gefhrlicher Krperverletzung. Ein extremes

    Beispiel.

    Entscheidungsfindung

    Viele Eltern mit Interesse an alternativen Methoden der Immunisierung, unter ihnen brigens

    hufig Menschen mit hohem Bildungsgrad, wenden sich an Homopathen. berraschend ist:

    Nur rund 68 Prozent der Naturheilkundler sprechen Impfempfehlungen fr minderjhrige

    Kinder aus. Jedoch lassen mehr als 85 Prozent der homopathischen rzte den eigenen

    Nachwuchs impfen.

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    Nach heutigem Stand der medizinischen Forschung schtzen Impfungen bei statistisch

    geringem Risiko. Den Einzelnen vor schwerwiegenden Folgen einer Infektionskrankheit, die

    Gesellschaft vor Epidemien. Die Entscheidung trifft dennoch ein jeder fr sich selbst oder seine

    Kinder, denn eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht. Ob Grundimmunisierung, saisonale

    Grippeimpfung oder Infektionsvorbeugung fr die nchste Fernreise: Ein Blick in den Impfpass

    und ein persnliches Gesprch mit einem fachkundigen Arzt helfen, eine individuell sinnvolle

    Entscheidung zu fllen.