studentisches wohnen und leben im wandel · studentisches wohnen und leben im wandel...
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Studentisches Wohnen und
Leben im WandelExkursionsführer Bonn
Ein Exkursionsführer entstanden 2018 im Rahmen des Projektseminar
“Bonn als Universitätsstadt” am Geographischen Institut der Universität Bonn
Einführung
Vor 200 Jahren wurde in Bonn die Rheinische-Friedrich-Wilhelms-
Universität gegründet. Stadt und Universität sind seitdem eine
beinahe symbiotische Beziehung eingegangen, was in der
Entwicklung des Stadtgebietes abzulesen ist. Die nachfolgende
Darstellung nimmt einen Aspekt dieser prozesshaften Beziehung
auf, nämlich den des Wandels des studentischen Lebens und des
damit engverbundenen studentischen Wohnens. Da dies hier nicht
durchgehend dargestellt werden kann, werden studentisches Leben
und Wohnen zu drei Zeitabschnitten beleuchtet: dem 19.
Jahrhundert, der Zeit nach dem 2. Weltkrieg und in der Gegenwart.
Um das im Stadtraum sichtbar zu machen, haben wir einen
Exkursionsführer samt Karte entwickelt, der Sie durch die Stadt
begleiten und mit Informationen versorgen soll, um die Fragen zu
beantworten, die wir uns gestellt haben: Welche Formen des
studentischen Lebens und Wohnens gab es und wie
unterscheiden sie sich gegenüber den heutigen? Und wie wirkte
sich das auf die Stadtentwicklung Bonns aus?
▶ Das 19. Jahrhundert: Einblick ins Wohnen und Leben
der Studenten
1. Standort: Die Burschenschaft Rheno-Germania:
Die zahlreichen Burschenschaften Bonns nahmen im 19.
Jahrhunderts eine bedeutende, revolutionäre Rolle ein und sollen
für uns anschaulich machen, wie Bonner Studenten in den
frühen Jahren der Universitätsgeschichte lebten. 2
▶ Die Nachkriegszeit: Wandel der Wohnsituation
2. Standort: Ein Bunker und ein Wohnheim
Der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gebaute Bunker wurde in der
Nachkriegszeit als Behausung von Studenten genutzt.
Die ersten Wohnheime entstanden ebenfalls in der Nachkriegszeit
und gelten noch heute als beliebte Wohnmöglichkeiten für
Studenten.
▶ Die Gegenwart: Das Studentenviertel
3. Standort: Die Altstadt
Sie ist das Studentenviertel Bonns. Unser Weg führt durch „WG-
reiche“ Straßen vorbei an von Studenten genutzten Plätzen,
Läden, Cafés und Kneipen bis hin zum studentisch gut genutzten
Platz vor dem Frankenbad.
In einer Karte Broschüre sind die einzelnen Standpunkte
verzeichnet und über eine Route verbunden. Zu jedem Punkt haben
wir interessante Informationen zusammengestellt, so dass sich beim
Verfolgen der Route chronologisch ein Gesamtbild der
gewandelten Fomen studentischen Lebens und Wohnens in Bonn
ergibt.
Wir wünschen viel Spaß bei einer Reise durch Zeit und Raum!
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Eigene Karte, erstellt von Tim Paffrath4
Einblick ins Leben und Wohnen der
Studenten im 19. JahrhundertStandort 1
Das Leben der Studierenden im 19. Jh. fand zum großen Teil in
Studentenverbindungen statt. Nach der Gründung der Universität
Bonn, 1818, brauchte es nicht lange, bis sich auch in Bonn die
ersten Studenten in Verbindungen zusammenschlossen. Bereits
zwei Jahre nach Gründung der Universität wurden die ersten
Verbindungen in Bonn gegründet. Die sogenannten Corps trafen
sich in Gasthäusern und kamen regelmäßig zu gemeinsamen
Veranstaltungen zusammen. Bei Ausflügen und Trinkgelagen
wurde die Gemeinschaft gefeiert. Mit gemeinsamen
Erkennungszeichen wie Bändern oder Mützen in einheitlichen
Farben, dem sogenannten Couleur, wurde die
Zusammengehörigkeit ausgedrückt. Diese Farben standen auch
die Prinzipien der jeweiligen Verbindung, nach denen die
Verbindung handelte.
Neben den gemeinsamen Aktionen kam es auch immer wieder zu
Debatten über die Prinzipien, mit denen sich die
Verbindungsstudenten beschäftigten, sei es intern oder mit
anderen. Gerade zur Mitte des 19. Jh. waren Neugründungen,
Spaltungen, Auflösungen sowohl in den Verbindungen als auch in
den Dachverbänden häufig.
Mit dem Ende der Befreiungskriege kam verstärkt Verlangen nach
einer nationaler Einheit im „Flickenteppich“ der deutscher Staaten
auf. Die Ausrichtung der Verbindungen wurde damit nationaler,
was die ersten Burschenschaften hervorbrachte. Im Gegensatz zu
den eher unpolitischen Corps strebten die Burschenschaften nach
einem einheitlichen Deutschland, was in den Prinzipien der
meisten meisten Burschenschaften auch umgesetzt wurde.
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Corps Borussia in der Baumschule 1838 (Quelle: Bildchronik der Bonner
Universität, 1968)
Die Farben Schwarz, Rot und Gold wurden im Zuge der
Burschenschaftsbewegung zu deren Symbol.
Ebenfalls zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten
christlichen Verbindungen. Deren Veranstaltungen umfassten nun
auch kirchliche Feste. Noch heute kann man bei
Fronleichnamsprozessionen in Bonn christliche Verbindungen
beobachten, die im Couleur mitgehen.
Fronleichnamsprozession, ca. 1915-18 (Quelle: Studentenverbindungen und
Verbindungsstudenten in Bonn, 1989) 6
Eigene Häuser hatten die Studentenverbindungen im 19. Jahrhundert
fast nicht, weshalb meist jeder für sich in einer „Studentenbude“ bei
einer Bonner Familie, oder in einem der Gasthäusern unterkam. Die
Ausstattung reichte hier von beheizten Einzelzimmer bis zum
unbeheizten Mehrbettzimmer, je nach Kapital der Familie.
Werkstudenten waren eher selten in Verbindungen zu finden, da diese
einen Semesterbeitrag verlangten.
Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dann die ersten Hausbauvereine
der Verbindungen, welche sich um die Anschaffung und Instandhaltung
von Häusern bemühten. Mit den eigenen Häuser verschwanden die
Verbindungsstudenten allmählich aus den Gasthäusern, die
Veranstaltungen wurden im eigenen Haus abgehalten.
Das Geld zum Kauf und der Instandhaltung der Gebäude kam damals,
so wie auch heute noch, von den „Alten Herren”. Bei ihnen handelt es
sich um schon berufstätige Mitglieder der Verbindung, die mit
Zahlungen die aktuell studierenden unterstützen und Veranstaltungen
finanzieren. Dies wird das Lebensbundprinzip genannt. Bei Eintritt in
die Verbindung verpflichtet man sich dazu ein Leben lang der
Verbindung anzugehören und diese zu unterstützen.
Studentenbude (Quelle: Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten
in Bonn, 1989)
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Zur Zeit des NS-Regims wurden die Verbindungen gleichgeschaltet. Es gab unter
der Studentenschaft eine Einheitsverbindung, alle anderen vertagten sich. Die
Häuser wurden verkauft oder beschlagnahmt.
Nach Ende des 2. Weltkriegs fanden sich viele Studentenverbindungen bald wieder
zusammen. Einigen fehlte als Folge des Krieges nun ein Haus und so brauchte es
einige Zeit, um sich zu sammeln und ein neues Haus zu finden. In Erinnerung an
die NW-Diktatur verstärkten sich die Reformbestrebungen innerhalb der Bünde. Im
Zuge der 68er-Bewegung erfuhren die Verbindunge bisweilen heftige Ablehnung.
Das Festhalten an Traditionen und die Exklusivität der Männerbünde ließ vielen
Verbindungen als rückständig erscheinen. Die wenigen existierenden
Frauenverbindungen (in Bonn zwei), tragen nur wenig dazu bei, das insgesamt
wohl schleche Image zu verbessern; gemischte Verbindungen sind zudem eher die
Ausnahme.
Und trotzdem sind auch heute noch Verbindungen in jeder Universitätsstadt zu
finden. Allein in der Bonner Südstadt sind Verbindungen ansässig. Deren Häuser
sind an den Fahnen an der Außenfront leicht zu erkennen. Wie früher finden hier
noch immer verschiedene Veranstaltungen statt. Manche Verbindungen bemühem
sich in der besonderer Weise, die alten Traditionen und Rituale zu bewahren. Und
sind es die günstigen Mietpreise für Zimmer, die Studenten dazu bewegen, sich für
ein Leben in Verbindungen zu entscheiden.
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Wandel der Wohnsituationen seit der
Nachkriegszeit Standort 2
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war durch einen Mangel
an Nahrung, Wohnraum und Kleidung geprägt. Die materielle
Not hatte einen Einfluss auf das Leben und Wohnen in der Stadt
Bonn. Die schlechte Versorgungslage der Stadt, aufgrund der
Zonenrandlage in der britischen Besatzungszone hatte einen
starken Einfluss auf das studentische Leben. Die flächen-
deckende Essensversorgung war von zentraler Bedeutun, was
die Errichtung von Mensen beförderte. So gab es damals drei
private Gaststätten, welche sich dem Verein Studentenwohl e.V.
zur Verfügung stellten und somit eine wichtige Rolle für die
Versorgung der Studenten einnahmen. Im Zentrum von Bonn
gab es zwei Mensen. Die dritte Mensa lag in Godesberg und war
nur für die ehemalige juristische Fakultät zugänglich. Die
Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern wurde besonders
durch die Schwarzmarktaktivitäten in der Kasernenstraße
geprägt. Der Tauschhandel wurde zu einem wichtigen Geschäft in
der Nachkriegszeit. Jedoch hatten die Studenten nicht nur das
Problem der Versorgung, sondern waren zusätzlich auf der Suche
nach Wohnraum. Problematisch war vor allem, dass eine
Zuzugserlaubnis die Voraussetzung für eine Unterkunft in Bonn
war. Diese wurde von den Gemeinden nur erteilt, wenn eine
Bescheinigung der Universität vorlag, die bestätigte, dass sie den
Betreffenden zu immatrikulieren gedachte. Der Wohnraum in der
Nachkriegszeit war stark begrenzt. Von 11.000 Wohnungen war
nur ein Zehntel unbeschadet geblieben. Der Rest war von
Bombenangriffen beschädigt bis vollkommen zerstört worden.
Die Studierenden, die trotz des knappen Wohnraums eine
Wohnung gefunden hatten, bezahlten ihre Miete oft durch
Kompensationsmittel. Dies waren meist Mangelwaren wie
beispielsweise Butter. 9
Eine günstige Alternative zu den Wohnungen waren die
Studentenbunker. Sie wurden in den ersten Monaten umsonst
angeboten, danach kostete die Unterkunft 8-10 Mark im Monat.
In und um Bonn gab es drei Bunker, welche als Wohnraum für
die Studenten umfunktioniert wurden. Der größte war der
Bunker in Poppelsdorf auf der Trierer Straße, die anderen beiden
lagen in Beuel und in der Theaterstraße in der Nordstadt
(Standort 2). Generell wurde das Leben in den ca. 6 m² großen
Bunkerzellen auf Dauer als gesundheitsschädigend beschrieben.
Grund dafür war die Dunkelheit im fensterlosen Bunker, zudem
waren Stromausfälle und Wasserabstellungeb häufig und die
Belüftung war schlecht.
Andererseits waren die unker beheizt und boten eine günstige
Alternative zu den teureren Studentenzimmern. Besonders der
große Bunker in Poppelsdorf prägte das studentische Leben in
dieser Zeit. Auf dem Bunkerdach wurden häufig Musik gespielt
und es wurden Tanzveranstaltungen abgehalten, welche durch
die Studenten und dem Bunkerwart Andreas Schulmeister
organisiert wurden. Es stand sogar ein Klavier auf dem Dach!
Bunker Theaterstraße (Foto: Eigene Aufnahme)
Bunker, Theaterstraße (Foto: Barbara Frommann, in:
General-Anzeiger Bonn 10
Studentenbunker in Bonn-Poppelsdorf (Quelle: Universitätsarchiv Bonn) 11
Ein wichtiger Schritt im Wandel des studentischen Wohnens und
Lebens war die Errichtung von Wohnheimen für Studenten durch
das Studierendenwerk Bonn. Das Werk wurde 1919 gegründet. Es
hieß damals noch „Verein Studentenwohl e.V.“, welcherauch
schon in der frühen Nachkriegszeit für die Versorgung der
Studenten gesorgt hatte (siehe oben Mensen). Die Aufgaben des
Studentenwerks sind heute immer noch vor allem die Versorgung
und Betreuung der Studenten. Dazu gehören unter anderem die
Errichtung, Bereitstellung und Unterhaltung von wirtschaftlichen
und sozialen Einrichtungen, die Versicherung der Studierenden
gegen Krankheit und Unfall sowie die Studienförderung (BAföG).
Zur Versorgung gehört heute auch die Unterbringung der
Studenten in Wohnheimen.
Es gibt 35 Wohnanlagen mit rund 3700 Wohnmöglichkeiten, die
an die Studenten der Universität Bonn oder der FH Rhein-Sieg
vermietet werden. Im Gegensatz zu den früheren
Wohnmöglichkeiten, bieten die Wohnheime mittlerweile eine
komfortable Ausstattung an (Einzelzimmer, Internet- und
TV-Anschluss, Abfallentsorgung, Gemeinschaftsräume,
Waschmöglichkeiten, Strom- und Wasserversorgung). Teilweise
sind die Zimmer sogar möbliert.
Die Preise sind deutlich höher als früher, sie reichen je nach Lage
und Größe der Wohnungen von 200-700€ im Monat. Dennoch
gelten die Studentenwohnheime als günstiger Wohnraum.
Studentenbunker und Wohnheim im Vergleich verdeutllichen den
Wandel der Wohnsituation in letzten Jahrzehnten. Das
studentische Leben und Wohnen hat sich ohne Zweifel
verbessert: In der Nachkriegszeit lebten die Studenten in
materieller Not , in der heutigen Zeit herrscht im Gegensatz dazu
eher materieller Wohlstand. Das Studentenheim am Erzberger
Ufer (siehe Foto rechts), ist repräsentativ für die zahlreichen
Studentenwohnheime in Bonn. Mittlerweile wird dieses
Wohnheim jedoch als Flüchtlingsunterkunft genutzt, da das Haus
an die Stadt Bonn verkauft wurde.
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Verteilung der Studentenheime in Bonn. (Quelle: http://www.studentenwerk-bonn.de/wohnen/wohnanlagen/uebersicht-der-wohnanlagen/) 13
Wohnheim Theodor-Litt-Haus
(Quelle: General-Anzeiger Bonn, http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Doch-kein-Hotel-am-Bonner-Erzbergerufer-article3678339.html)14
Die Bonner Altstadt, wie man sie heute kennt, ist ein belebter,
friedlicher und vor allem studentischer Ort des Wohnens und der
Gastronomie. Enge Straßen, Kirschbäume und alte, gedrängt
stehende Häuser mit Gründerzeitfassaden prägen das Bild. Es ist
nicht direkt erkennbar, auf welche Geschichte dieser Stadtteil
zurückblickt.
Zunächst einmal: Eigentlich ist die Altstadt keine „Altstadt“ in einem
historischen Sinne; sie ist eigentlich die Nordstadt. Die eigentliche
alte Altstadt Bonns befand sich rund um den Markt und das Rathaus.
Dieses Gebiet wurde „De Kuhl“ genannt und im Zweiten Weltkrieg
so stark zerstört, dass es in in großen Teilen neu aufgebaut werden
musste und so nicht mehr als Altstadt bezeichnet werden konnte. Wir
kennen sie heute als „Innenstadt“ oder „Zentrum“. Was hingegen
heute von vielen als Altstadt bezeichnet wird, ist offiziell die „Innere
Die Gegenwart: Das Studentenviertel Standort 3
Nordstadt“. Sie entstand im 19. Jahrhundert, etwa zeitgleich mit
der Südstadt. Aber während sich im Süden reiche Kaufleute und
Professoren nieder ließen, bildete sich im Norden ein Viertel der
unteren Mittelschicht, ein Ort einfacher Arbeiter und Handwerker.
In den 1970er Jahren ging es dem Stadtteil, trotz heil
überstandenem Weltkrieg, nicht gut. Obwohl es wirtschaflich
aufwärts ging verfielen in der inneren Nordstadt immer mehr
Häuser. Viele hatten weder Bad noch Zentralheizung und die
meisten waren in sehr schlechtem Zustand, genutzt durch
Studenten oder Ausländer, die hier billig unterkommen konnten.
Auch die Verkehrssituation war schlecht. Die Straßen waren nicht
verkehrsberuhigt, aber auch nicht für Durchgangsverkehr
ausgelegt, sie wurden als „Parkplatz der Innenstadt“ genutzt.
Obgleich dafür erhebliche Altbausubstanz beseitigt wurde, 15
verbesserte auch der Bau des Stadthauses in den 1970ern die
Situation nicht. Es wirkt auch heute noch wie ein
Fremdkörper.
Das gravierendste Problem war jedoch, dass das Gebäude die
innere Nordstadt von der Innenstadt abschnitt. Den
Geschäften blieben die Laufkunden weg.
1975 kam es zu ersten städtbaulichen Untersuchungen im
Viertel. Drei Jahre später wurde ein Sanierungskonzept durch
den Rat beschlossen. Nur fehlte es an finanziellen Mitteln zur
Durchführung des Projektes. Es war ein Glücksfall, dass 1984
im Rahmen des Förderprogramms zur Wohnumfeld-
verbesserung des Landes NRW finanzielle Hilfe geleistet und
Kosten in Höhe von 8,27 Mio. Mark (von insgesamt 12,7
Mio. Mark) übernommen werden konnten. 1993 schließlich
waren die Sanierungen abgeschlossen und die innere
Nordstadt belebte sich wieder etwas.
Es dauerte jedoch nicht lange, da stand der Stadtteil erneut
vor altbekannten Problemen. In den 2000ern führten sinkende
Einnahmen, überzogene Mieten, Wegzug und Leerstand von
Häusern dazu, dass sich die verbleibenden Anwohner und
Gastronomen zusammensetzten und überlegten, wie man das
diesem strukturellen Problem beikommen könne.
Die Petersstraße in der Altstadt, 1979
(Foto: Presseamt der Stadt Bonn. In: Wohnumfeldverbesserung in der Bonner
Nordstadt. Eine Broschüre der Stadt Bonn, 1993.)
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Besonders kritisch war der Konflikt zwischen Gewerbe und Wohnen.
Durch einen hohen Ausländeranteil gab es Befürchtungen, dass eine
Ghettoisierung im Gang war. Gleichzeitig wurde das Image nicht nur
von Leerstand und schwindender Gastronomie, sondern auch von
Drogenhandel und Kriminalität stark beeinflusst.
Und so versuchte man das Image aufzupolieren. In eine
Gesprächsrunde zu dem Thema wurde beispielsweise vorgeschlagen,
Kunst in leeren Schaufenstern auszustellen, um eine Künstlerszene
zu etablieren.
2002 kam es zu einem Zusammenschluss von Gastronomen: Die
Altstadtinitiative Bonn (AIB) war geboren. Sie setzte sich aus
Anwohnern und Einzelhändler zusammen und bemühte sich um eine
Verbesserung der Situation. Sie entwickelte zu diesem Zweck
Konzepte und hatte verschiedene Ideen zur Verbesserung des
Images. In Bezug auf die Bezeichnung „Altstadt“, in bewusster
Anlehnung an vergleichbare Altstädte wie beispielsweise die
„längste Theke der Welt“ in Düsseldorf, brachte man in Leuchtschrift
diesen Titel über der Breitestraße an.
Kurze Zeit später erschien ein Altstadtführer, eine Imagebroschüre,
die fortan in in vielen Geschäften und gastronomischen Betrieben
der Altstadt zu erhalten war. Auch ein Stadtteilfest wurde
organisiert.
Seitdem scheint die Altstadt zu florieren. Auch heute ist, wenn
man von der Stadtseite kommt, der Schriftzug „Altstadt“ das erste,
was man sieht. Dann tritt man ein in verkehrsberuhigte enge
Straßen, begrenzt von Hausfassaden die heute in gutem Zustand
sind und immer noch den Ursprung in der Gründerzeit
widerspiegeln. Man läuft vorbei an Cafés, kleinen Geschäften,
Restaurants, auch alternativen Bücherläden, Frisören und vor allem
Kneipen - immer wieder Kneipen, vor allem genutzt durch
Studenten. Und zwischendrin stehen wieder Wohnhäuser. Wenn
man sich die Klingelschilder genauer ansieht, wird anhand der
Vielzahl von Namen an einem Schild klar, dass es sich hier
wahrscheinlich um Wohngemeinschaften handelt. Studenten. Im
Sommer spielt sich vieles auf den Straßen ab. Überall stehen
Tische und Stühle einzelner Restaurants, Bars und Cafés, meistens
gut besetzt. 17
Und wenn man nachts durch die Straßen zieht, sind es nicht
selten angeheiterte Studenten, die einem begegnen, auf dem
Weg zur nächsten Kneipe.
Auch die Künstlerszene hat sich, wie erhofft, in der Altstadt
eingefunden. Am Hochstadenring sind der Bonner Kunstverein
und das Künstlerforum Bonn sowie das August-Macke-Haus zu
finden, ein wenig weiter an der Viktoriabrücke das Kult 41, ein
Kulturzentrum, und die Fabrik 45, ein öffentlicher Raum für
Kunst und Kultur.
Ein besonderer Ort ist der Platz vor dem Frankenbad, dem
Hallenbad der Altstadt. Es ist ein Platz, an dem eine
durchmischte Gruppe von Menschen gerne ihre Freizeit
verbringt - darunter Eltern mit spielenden Kleinkindern,
Erwachsenen, die ihren Feierabend genießen oder eben auch
Studenten.
Jedes Jahr im April/Mai erstrahlt die Altstadt in wunderschönen
Rosatönen: Reihen von Kirschbäumen sorgen zur Zeit der
Kirschblüte für besondere Aufmerksamkeit. Das
Kirschblütenfest und Tourismus lassen die Straßen von
Menschen überquellen.Die Bonner Altstadt
(Foto: Eigene Aufnahme) 18
Die Kirschblüte in der Bonner Altstadt
(Foto: www.printandpaint.de)19
Schlusswort
Wir hoffen, Ihnen hat die kleine Stadtführung durch Bonn unter
dem Motto „Studentisches Leben und Wohnen in Bonn im
Wandel“ gefallen und wenn Sie möchten, können Sie nun zum
Abschluss das Studentenviertel noch ein wenig auf sich wirken
lassen, indem Sie sich einen Kaffee oder ein Bier in einem der
Lokale genehmigen. Mittendrin lässt sich das studentische
Geschehen in der Stadt doch am Besten beobachten!
Unseren Dank sprechen wir dem Stadtarchiv sowie dem
Universitätsarchiv aus, die uns mit Material versorgt haben.
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Becker, der uns Fotos
zum Poppelsdorfer Bunker zu Verfügung gestellt hat. Nicht zu
vergessen sind die Informationen der Website des
Studierendenwerk, welche zwar für jeden bereit stehen, aber
dennoch hilfreich für das Produkt waren.
Vielen Dank auch an Printandpaint, dessen Foto wir verwenden
durften und an die Burschenschaft Rheno-Germania, die uns Rede
und Antwort gestanden und damit die Recherche zu
Burschenschaften vereinfacht hat.
Zu guter Letzt danken wir Herrn Prof. Dr. Schenk, der uns als
Seminarleiter überhaupt erst die Möglichkeit gab, ein solches
Produkt zu erstellen und zu veröffentlichen!
Vielen Dank!
Niklas Kaulmann, Tim Paffrath, Zoe Wachs
und Rebecca Walgenbach 20
Zentrale Literatur und Quellen
AUTOR UNBEKANNT (2001): Zukunft Ungewiss. In: Schnüss, Nr. 12
AUTOR UNBEKANNT (2001): Altstadtinitiative Bonn (AiB) gegründet. In: Gastro-Scene Jg.10
BECKER, T. (Hrsg.) (2008): Zwischen Diktatur und Neubeginn. Die Universität Bonn im "Dritten Reich" und in der Nachkriegszeit.
V&R Unipress. Göttingen.
GALDEN, P. (1986): Gaudeamus Igitur: Die studentischen Verbindungen einst und jetzt. Callwey Verlag. München.
INHALLEN, L. (2002): Initiative will Altstadt ins rechte Licht rücken. In: General-Anzeiger Bonn.
KRAUSE, F. (1979): Oh alte Burschenherrlichkeit: die Studenten und ihr Brauchtum. Styria-Verlag. Graz.
KOMPHARDT, K., NEUPERT, H., ROTTHOFF, M. UND S. STEHLI (1989): Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten in
Bonn. Verlag Tornquist. Haltern.
RIEMER, I. (1968): Bildchronik der Bonner Universität. Wilhelm Stollfuss Verlag. Bonn.
SCHEIBE, I. (2017): „Die Mischung macht’s“ in Bonn: Leben und arbeiten in der Bonner Nordstadt. Bund Deutscher Architekten
Bonn-Rhein-Sieg (Hrsg.) Abrufbar unter: http://bda-bonn.de/2017/10/die-mischung-machts-in-bonn-leben-und-arbeiten-in-der-
bonner-nordstadt/ (letzter Aufruf: 25.07.2018)
SCHMID, I. (2001): Selbstständige klagen über sinkende Einnahmen. In: General-Anzeiger (Hrsg.). Bonn.
VALLENDER, F. (2001): Bunkeranlagen in Bonn. Im Ernstfall Platz für 40.264 Bürger. Website des General Anzeiger Bonn.
Abrufbar unter: http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/Im-Ernstfall-Platz-f%C3%BCr-40.264-B%C3%BCrger-article94399.html 21