stars journal 07_2010 [ulrich berding, antje havemann und juliane pegels]

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Ausgabe 07 November 2010 [ STARS ] Stadträume in Spannungsfeldern Stadträume in Spannungsfeldern Plätze, Parks und Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten … Fortsetzung folgt! Das STARS-Forschungsprojekt geht in die nächste Runde. Unter dem Namen STARSmulti forschen wir ein weiteres Jahr, gefördert von der DFG, um speziell die Inter- essen und Motive der nicht-kommunalen Ak- teure am öffentlich zugänglichen Stadtraum unter die Lupe zu nehmen. Unsere bisherigen Forschungsergebnisse ha- ben wir zusammen mit vielen interessanten Artikeln zum Thema unter dem Titel: „Stadt- räume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten“ in einem Buch ver- öffentlicht: Weitere Details dazu und zu dem parallel erschienenen Band: „Plätze, Parks & Co. Stadträume im Wandel“ finden Sie auf der Rückseite dieses Journals. Das siebte STARS-Journal beginnt mit einem kurzen „Blick zurück nach vorn“: Im Mittel- punkt des Forschungsprojekts „Stadträume in Spannungsfeldern“ standen bislang die Fra- gen, wo, warum und wie öffentlich nutzbare Stadträume entstehen, die nicht allein Produkt kommunaler Aktivitäten sind, welche Akteure beteiligt sind und welcher Handlungsbedarf aus der Sicht kommunaler Planung gesehen wird. Anhand von 29 Fallstudien in den drei exemplarisch ausgewählten Städten Aachen, Leipzig und Hannover haben wir gezeigt, dass diese Räume im Schnittbereich des Handelns verschiedener Akteure sehr viel verbreiteter sind als bislang angenommen. Eine Befragung von Planungs- und Grünflächenamtsleitern in 17 weiteren Kommunen bestätigte unsere Fall- studien-Befunde. Diese Interviews verschafften uns ein diffe- renziertes Bild der kommunalen Problemsicht sowie kommunaler Handlungs- und Einfluss- möglichkeiten. Zugleich war festzustellen, dass die Zusammensetzungen der Akteure in jedem einzelnen Fallstudien-Raum anders sind, dass also in jedem Raum nicht nur eine bestimmte Konstellation nicht-kommunaler Akteure von Bedeutung ist, sondern dass dar- über hinaus auch Rollen und Einflüsse der verschiedenen Akteure sehr unterschiedlich sein können. Wünschenswert wäre, darauf wies uns die Dialoggruppe zum Forschungs- projekt ebenso hin wie einige unserer lokalen Gesprächspartner, wenn nun auch weitere je- weils in den Räumen Aktive unmittelbar in unsere Untersuchungen einbezogen würden: Wer erfolgreich in diesen „Spannungsfeldern“ handeln wolle, müsse, so hieß es, die Interes- senlagen und Handlungslogiken der anderen Beteiligten möglichst differenziert kennen. Diesem Erkenntnisinteresse aus Wissenschaft und Praxis widmen wir uns im Folgeprojekt STARSmulti, das wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Neues gibt es auch vom Forschernetzwerk STARSinternational. Juliane Pegels berichtet von ihrem fünfmonatigen Forschungsaufent- halt an der RMIT University in Melbourne, Australien. Zudem lesen Sie über unseren Ausflug zur europäischen Konferenz „Public space and the challenges of urban transformation in Europe: Politics and culture“ an der TU Wien, gewinnen einen Einblick in die jüngsten Ak- tivitäten zur deutsch-chilenischen Kooperation und erfahren mehr über den STARS-Beitrag auf dem IFLA World Congress Zürich 2011. Wir freuen uns auf ein weiteres spannendes Jahr der STARS-Forschung und den (fortge- setzten) Dialog mit Ihnen! Das Team des [STARS]-Projekts am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung Ulrich Berding, Antje Havemann, Juliane Pegels, Klaus Selle und Peter Weber

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Nach dem Start der Fortsetzungsphase STARSmulti haben wir die siebte Ausgabe des STARS-Journals herausgebracht. Wir werfen einen Blick zurück auf die Ergebnisse und Befunde der ersten Phase und beschreiben das Vorgehen in STARSmulti. Weitere Themen sind: Neues vom Forschernetzwerk STARSinternational; ein Bericht von der europäischen Konferenz "Public space and the challenges of urban transformation in Europe: Politics and culture" in Wien; der STARS-Beitrag auf dem IFLA World Congress Zürich 2011.

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Ausgabe 07 November 2010

[STARS] Stadträume in SpannungsfeldernPlätze, Parks und Promenaden im Spannunöffentlicher und privater Aktivitäten

Stadträume in SpannungsfeldernPlätze, Parks und Promenaden im Schnittbereichöffentlicher und privater Aktivitäten

… Fortsetzung folgt!

Das STARS-Forschungsprojekt geht in die nächste Runde. Unter dem Namen STARSmulti forschen wir ein weiteres Jahr, gefördert von der DFG, um speziell die Inter-essen und Motive der nicht-kommunalen Ak-teure am öffentlich zugänglichen Stadtraum unter die Lupe zu nehmen. Unsere bisherigen Forschungsergebnisse ha-ben wir zusammen mit vielen interessanten Artikeln zum Thema unter dem Titel: „Stadt-räume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten“ in einem Buch ver-öffentlicht: Weitere Details dazu und zu dem parallel erschienenen Band: „Plätze, Parks & Co. Stadträume im Wandel“ finden Sie auf der Rückseite dieses Journals.Das siebte STARS-Journal beginnt mit einem kurzen „Blick zurück nach vorn“: Im Mittel-punkt des Forschungsprojekts „Stadträume in Spannungsfeldern“ standen bislang die Fra-gen, wo, warum und wie öffentlich nutzbare Stadträume entstehen, die nicht allein Produkt kommunaler Aktivitäten sind, welche Akteure beteiligt sind und welcher Handlungsbedarf aus der Sicht kommunaler Planung gesehen wird. Anhand von 29 Fallstudien in den drei exemplarisch ausgewählten Städten Aachen, Leipzig und Hannover haben wir gezeigt, dass diese Räume im Schnittbereich des Handelns verschiedener Akteure sehr viel verbreiteter sind als bislang angenommen. Eine Befragung von Planungs- und Grünflächenamtsleitern in 17 weiteren Kommunen bestätigte unsere Fall-studien-Befunde. Diese Interviews verschafften uns ein diffe-renziertes Bild der kommunalen Problemsicht sowie kommunaler Handlungs- und Einfluss-möglichkeiten. Zugleich war festzustellen, dass die Zusammensetzungen der Akteure in jedem einzelnen Fallstudien-Raum anders

sind, dass also in jedem Raum nicht nur eine bestimmte Konstellation nicht-kommunaler Akteure von Bedeutung ist, sondern dass dar-über hinaus auch Rollen und Einflüsse der verschiedenen Akteure sehr unterschiedlich sein können. Wünschenswert wäre, darauf wies uns die Dialoggruppe zum Forschungs-projekt ebenso hin wie einige unserer lokalen Gesprächspartner, wenn nun auch weitere je-weils in den Räumen Aktive unmittelbar in unsere Untersuchungen einbezogen würden: Wer erfolgreich in diesen „Spannungsfeldern“ handeln wolle, müsse, so hieß es, die Interes-senlagen und Handlungslogiken der anderen Beteiligten möglichst differenziert kennen. Diesem Erkenntnisinteresse aus Wissenschaft und Praxis widmen wir uns im Folgeprojekt STARSmulti, das wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Neues gibt es auch vom Forschernetzwerk STARSinternational. Juliane Pegels berichtet von ihrem fünfmonatigen Forschungsaufent-halt an der RMIT University in Melbourne, Australien. Zudem lesen Sie über unseren Ausflug zur europäischen Konferenz „Public space and the challenges of urban transformation in Europe: Politics and culture“ an der TU Wien, gewinnen einen Einblick in die jüngsten Ak-tivitäten zur deutsch-chilenischen Kooperation und erfahren mehr über den STARS-Beitrag auf dem IFLA World Congress Zürich 2011.

Wir freuen uns auf ein weiteres spannendes Jahr der STARS-Forschung und den (fortge-setzten) Dialog mit Ihnen!

Das Team des [STARS]-Projekts am Lehrstuhl für Planungstheorie und StadtentwicklungUlrich Berding, Antje Havemann, Juliane Pegels, Klaus Selle und Peter Weber

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Blick zurück nach vorn Das STARS-ProjektWenn es um den öffentlichen Raum geht, scheinen sich in den aktuellen Diskussionen mehr und mehr Horrorszenarien zu etablieren: Der öffentliche Raum ginge durch fortschreitende Privatisie-rung verloren, an seine Stelle träten abgeschlossene Shoppingmalls und Einkaufspassagen, die den kaufkräftigen Bevölkerungsgruppen vorbehalten sind. Private Unternehmen übten Hausrecht aus und unerwünschte Gruppen würden ausgeschlossen – die Öffentlichkeit sei unter Kontrolle. Diese einseitige Sicht des Stadtraums leidet nicht nur an einer verkürzten und vereinfachenden Betrach-tung des Gegenstands „öffentlicher Raum“, sondern offenbart auch ein wesentliches Problem: Fak-tenarmut und Empiriedefizite. Hier schafft das STARS-Projekt Abhilfe mit einer gezielten Erfassung und Analyse von Räumen in nicht-kommunalem Eigentum oder unter nicht-kommunaler Beeinflus-sung, auch kurz als „hybride Räume“ bezeichnet.

In drei Städten – Aachen, Hannover und Leip-zig – wurden hierzu ca. 100 Räume identifi-ziert, die im „Verdacht“ standen, maßgeblich von nicht-kommunalen Akteuren geprägt zu sein. Zu den untersuchten nicht-kommunalen Akteuren zählen all jene, die Rechte an dem jeweiligen Stadtraum innehaben, ihn (mit-)finanziert haben, pflegend, unterhaltend oder regulierend tätig werden. Aus den 100 „Verdachtsräumen“ wurden 29 Fallstudien ausgewählt und eingehender untersucht. Im Anschluss an diese wurde in einer Interview-reihe mit kommunalen Vertretern der Frage nachgegangen, welche Folgerungen aus dem Zusammenwirken der verschiedenen, an der Produktion der Stadträume beteiligten Akteu-re für den Handlungsbedarf der Kommunen resultieren. Dazu wurden in 20 deutschen Großstädten leitende Vertreterinnen und Ver-treter der jeweiligen für Stadtplanung und Grünflächen zuständigen Ämter bzw. Fach-bereiche nach ihren Erfahrungen mit der Ko-Produktion hybrider Räume gefragt.

Hybride Räume sind „ganz normal“Eines wurde schon gleich zu Anfang der STARS-Untersuchungen deutlich: „hybride“ Räume sind in jeder Hinsicht „ganz normal“. Bei 100 gefundenen Verdachtsräumen han-delte es sich nicht um „besondere“ Räume mit speziellen Funktionen oder Bauformen – wie etwa Shopping-Malls oder urbane En-

tertainment-Center. Starke nicht-kommunale Einflüsse fanden sich in ganz alltäglichen öf-fentlich nutzbaren Plätzen, Grünflächen, Ver-bindungsräumen und deren Misch- und Über-lagerungsformen.Ebenso vielfältig wie die Raumtypen waren auch die Entstehungshintergründe und die Nutzungszeiträume: Unter den untersuchten Räumen gab es sowohl seit Jahrhunderten existierende Platzanlagen als auch in jüngster Zeit angelegte Grün- und Freiflächen, sowohl im Zuge von Konversionsprozessen geöffnete und dauerhaft zugänglich gemachte Räume als auch Einzelgrundstücke, die nur temporär als öffentlicher Freiraum nutzbar sind. Die These der Alltäglichkeit bestätigte sich nicht zuletzt auch darin, dass den untersuchten Bei-spielräumen ihre nicht-kommunalen Einflüs-se oft nicht anzusehen sind, sondern sie als ganz „normale“ Stadträume wahrgenommen werden.Diese Normalität und Unauffälligkeit führt dazu, dass hybride Räume ein wichtiger und geläufiger Bestandteil des Netzwerks der Stadt-räume sind. Durchaus überraschend ist, wie viele der untersuchten Räume substanziell-in-tegraler Teil dieses Netzes sind und damit eben nicht dem „Gated-Community“-Gedanken eines eingezäunten, sauberen, aber auch nur für eine erlesene Besucherschar gedachten pri-vaten Raums entsprechen, wie die Fachdebatte oftmals suggeriert. Diese Räume integrieren sich ohne spürbare Barrieren oder Schwellen in das System der angrenzenden Stadträume. Ein Absperren dieser Räume würde sich stark auf den Bewegungsfluss der Passanten auswir-ken und wäre mit einer massiven Störung des Raumsystems verbunden. Bei Betrachtung grö-ßerer Raumzusammenhänge integrieren sich hybride Flächen auf vielfältige Weise räumlich, funktional und oft auch gestalterisch in das System öffentlich nutzbarer Räume, ohne dass

100 „Verdachtsräume“ in Aachen, Hannover und

Leipzig

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3STARS Ausgabe 07_2010[ ]

Ausgabe November 2010

Editorial 01

Blick zurück nach vorn Das STARS-Projekt 02

STARSmultiForschungsfragen und Arbeitsprogramm 09

Spannungsfelder anderswoPrivately influenced Public Space in Melbourne 11

Public space and the challenge of urban transformation in Europe 19

STARS@IFLA World Congress 2011 22

STARSinternational Nächste Schritte in der deutsch-chilenischen Kooperation 23

Impressum/Kontakt 24

07

die Kommune unmittelbar und ausschließlich Einfluss auf ihre Entwicklung nehmen könnte. Die Kommunen müssen sich also der Präsenz dieser Räume und der sie potenziell beeinflus-senden Akteure bewusst sein, wenn sie in das Geflecht der öffentlich nutzbaren Stadträume planerisch und konzeptionell eingreifen wol-len.Hingegen verweist die Tatsache, dass privat-öffentliche Koproduktionen nur als Einzelfälle ins kommunale Bewusstsein treten – nämlich nur dann, wenn es erforderlich ist,– schon da-rauf, dass es kaum einen standardisierten Um-gang mit Räumen in Schnittbereichen gibt. Eine Ausnahme bilden die Städte, die dem öffentlichen Stadtraum durch (Stadtplatz-)Programme und Aktionen generell eine große Aufmerksamkeit widmen. Diese Programme schließen häufig, wenn auch nicht immer ex-plizit benannt, hybride Räume mit ein. Dem-entsprechend sind diese Kommunen auch besser vorbereitet, wenn es um die Integration privater bzw. nicht-kommunaler Interessen und Planungen geht.

Wer macht was? Recht – Regulierung – ProduktionDie für kommunale Planung relevanten Be-sonderheiten hybrider Räume – nämlich die in die Entstehung und Instandhaltung involvier-ten Akteure und deren Verantwortlichkeiten – lassen sich vereinfacht über ein sogenanntes „Polaritätsprofil“ darstellen. Es macht deutlich, inwieweit mehrere Akteure in unterschiedli-cher Weise die Entwicklung und Nutzung ei-nes Raumes beeinflussen und unterschiedli-che Rechte innehaben können.

RechtDie im Polaritätsprofil dargestellte Katego-rie „Recht“ ist dabei durchaus vielschichtig, wenn sie auch vom Eigentumsrecht dominiert wird. Dieses wird oft in der Fachdebatte und in der Regel im kommunalen Alltag zur Un-

Freiraumtypen

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terscheidung von „öffentlich“ (im kommuna-len Eigentum) und „privat“ als Anhaltspunkt herangezogen – und greift häufig zu kurz. Die meisten der im Rahmen des STARS-Projekts untersuchten Räume sind nicht oder nur zum Teil im Eigentum der Kommune. Möchte diese also Interessen bezüglich Gestaltung oder Nut-zung eines solchen Raums geltend machen, muss sie sich mit einem externen Rechteinha-ber auseinandersetzen. Hierbei ist es aus Sicht der Kommune vergleichsweise unerheblich, ob es sich um eine öffentliche Bundesbehör-de, eine Kirche, einen gemeinnützigen Verein, eine Großbank oder ein städtisches Tochter-unternehmen handelt – all diese Akteure ver-folgen eigene Ziele, die sich nicht immer mit denen der Kommune decken müssen. Doch auch dort, wo die Kommune Eigentumsrech-te innehat, können nicht-kommunale Akteure Nutzungs- und Verfügungsrechte besitzen, die den kommunalen Einfluss begrenzen.Umgekehrt nutzen die Kommunen jedoch auch eine Vielzahl von Rechtsinstrumenten zur Regelung der Verantwortlichkeiten in Räu-men, die sich im Eigentum nicht-kommunaler Akteure befinden: Dies sind vor allem Festset-zungen in der Bauleitplanung, im Grundbuch eingetragene öffentliche Widmungen sowie Geh-, Fahr- und Leitungsrechte. Auch städte-bauliche Verträge zwischen Kommune und Privaten regeln in einzelnen Fällen detailliert die jeweiligen Rechte und Verantwortlichkei-ten, über Satzungen können Ge- und Verbote für bestimmte (Teil-)Räume erlassen werden. Doch neben den Beispielen mit hoher Rege-lungsdichte gibt es durchaus auch Räume, für die keine vertraglich gesicherten Regelungen getroffen wurden, sowie solche, in denen die

Verantwortlichkeiten nur informell über Ab-sprachen unter den Akteuren verteilt sind.

RegulierungDie Möglichkeiten der Nutzer- und Verhaltens-regulierung gestalten sich für kommunale und nicht-kommunale Akteure zunächst grund-sätzlich unterschiedlich. Die Kommune muss aufgrund der Verpflichtung zur Daseinsfür-sorge öffentlich nutzbare Freiräume ohne Zu-gangsbeschränkungen und Nutzerausschlüsse zur Verfügung stellen. Private dürfen auf ihren Flächen ihr Hausrecht ausüben. Jedoch führen häufig z. B. Übernutzungen öffentlich zu-gänglicher Plätze durch einzelne Gruppen zu Konflikten, in deren Folge einige Kommunen einen Regulierungswunsch artikulieren, wie er in der Regel nur „privaten” Akteuren zuge-schrieben wird. So würden viele Kommunen gerne mehr Personal zur Kontrolle von Nut-zerinnen und Nutzern und generell Nutzun-gen öffentlich zugänglicher Räume aufbieten können und an manchen Orten auch gerne stärker reglementieren – nicht nur auf rein öf-fentlichen Flächen, sondern auch auf privaten Flächen, die z. B. von hoher Bedeutung für das Image der Stadt sind. Hier scheint ein kom-munaler Konflikt durch – zwischen der Wah-rung des öffentlichen Gutes des für alle offe-nen Freiraums und dem Wunsch nach einem positiven und damit wirtschaftlich attraktiven Image der Stadt.

Einfluss verschiedener Akteure auf den Raum

Typen öffentlich nutzbarer Räume

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Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Nut-zerregulierung – von Schildern über Video-überwachung bis hin zu Sicherheitsdiensten, die von Verhaltenshinweisen bis zu klaren Verboten alles aussprechen. Die Wirkung von Hausordnungen und anderen schriftlich fest-gehaltenen Nutzungs- und Verhaltensbestim-mungen entfaltet sich allerdings meist erst dann, wenn es Personal gibt, das diese durch-setzt – diese Erfahrung machen Kommunen und Private gleichermaßen. Etwas subtiler – aber in ihrer Wirkung auch schwerer kalkulierbar – funktioniert die Über-wachung von öffentlich nutzbaren Räumen durch Videokameras; allerdings wurde nur in drei der 29 Fallbeispiele der Gebrauch von Vi-deoüberwachung festgestellt. Erstaunlich und für die Fachdebatte sicher interessant: Trotz mancher Beispiele mit mehr oder weniger starken Formen der Nutzerregulierung fanden sich auch zahlreiche Fälle ohne eine erkenn-bare, über das Maß der sozialen Kontrolle hi-nausgehende Beeinflussung von Nutzerinnen und Nutzern. Insgesamt hat sich der Eindruck erhärtet, dass die untersuchten hybriden Räu-me – trotz starker „privater“ Prägung – nicht durch eine außergewöhnlich starke Überwa-chung oder strenge Nutzerregulierung ge-kennzeichnet sind.

ProduktionAuch in der Raumproduktion, also der Her-stellung und Instandhaltung, sind nicht-kom-munale Akteure in allen Phasen präsent: Sie entwickeln, planen, finanzieren und bauen Räume, betreiben die Pflege und den Unter-halt – und sind dauerhaft wichtige Akteure im Stadtraum. Die Produktion von öffentlich nutzbaren Räumen ist also durchaus auch „Privatsache“. Aus Sicht der Kommune lassen sich allerdings Geldgeber für Planung und Bau von Räumen sehr viel besser finden als Finan-ziers des dauerhaften Betriebs. Nach dem Bau eines Raumes kommen auf die Verantwortli-chen hohe Kosten für Pflege, Unterhaltung

und eine spätere Instandsetzung zu. Im Rah-men von Neubauvorhaben ist deswegen die Kapitalisierung von Pflegeleistungen für privat gebaute und dann in öffentliches Eigentum übergehende Flächen durchaus üblich. In den untersuchten Fällen zeigte sich aber auch, dass gerade die nicht-kommunalen Akteure ein großes Interesse an einer guten Pflege ihrer Räume haben und dieser teilweise sogar etwas sorgfältiger nachkommen als die kommunale Hand. Dies gilt dann oft auch für die angren-zenden kommunalen Flächen, in denen Priva-te durchaus die Pflege-Mehrkosten überneh-men. Die Kommunen wiederum beteiligen sich in einzelnen Fällen an der Planung und Entwicklung von Räumen, die nicht oder nicht gänzlich in ihrem Besitz sind – zum Teil sogar unaufgefordert und ohne rechtliche Notwen-digkeit. Pflege und Unterhalt übernimmt die Kommune in der Regel aber nur dann, wenn sie auch Eigentümerin der Fläche ist. Proble-matisch kann das Thema der Instandsetzung werden, wenn in ko-produzierten Räumen nach Jahren des Betriebs Aufwertungs- und Umgestaltungsmaßnahmen anstehen, die in den anfänglichen Absprachen zur Koprodukti-on oft nicht thematisiert wurden – und dann geklärt werden muss, in wessen Zuständigkeit diese fallen, bzw. ob der Kooperationspartner überhaupt bereit ist, diese mitzutragen.

Wie entstehen hybride Räume?Ein erheblicher Teil der untersuchten hybriden Räume ist durch die Öffnung vormals nicht zugänglicher Bereiche entstanden. Die Aktivi-täten nicht-kommunaler Akteure lassen neue Räume im Netzwerk aller öffentlich nutzba-ren Stadträume entstehen. Ungeachtet der Debatte um eine „Privatisierung“ öffentlicher Räume gibt es zahlreiche Beispiele für eine „Veröffentlichung“ privater Räume. So etwa die Alte Spinnerei in Leipzig: Nach Wegfall der industriellen Nutzung wurde dieses Gelände von einer Grundstücksentwicklungsgesell-schaft öffentlich nutzbar gemacht. Oder das Kapuziner-Karree in Aachen: Der ehemals von der Hauptpost genutzte Innenhof wurde von einem privaten Entwickler erworben und neu gestaltet und ist nun uneingeschränkt öffent-lich nutzbar.Zahlreiche der betrachteten Stadträume ent-standen bzw. veränderten sich im Zuge von Umbau- und Aufwertungsprozessen. Wenn Räume in die Jahre kommen und den aktuel-len Nutzungsansprüchen und Gestaltungsvor-stellungen nicht mehr entsprechen, wenn be-sondere Ereignisse eine Umgestaltung erfor-dern oder wenn ein Eigentümerwechsel statt-gefunden hat, können Aufwertungen und Um-

Drei Kategorien des Raumes: Recht, Regulierung, Produktion

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gestaltungen notwendig werden. Ein Beispiel hierfür ist der Ernst-August-Platz in Hannover. Dieser wurde im Vorfeld der EXPO 2000 als repräsentativer Bahnhofsvorplatz vollständig neu gestaltet. Kommunale und private Seite haben die Entwicklung gemeinsam betrieben und über Eigentumsgrenzen hinweg einen zu-sammenhängenden Platzraum gestaltet.Doch auch im Zuge von Neubauprojekten stellen nicht-kommunale Akteure öffentlich nutzbare Räume her. Dies geschieht zumeist im Interesse einer besseren Vermarktbarkeit: Neue Wohn- oder Gewerbegebiete sind attrak-tiver, wenn hochwertige Freiräume zur Verfü-gung gestellt werden. Auch die Kommunen haben in vielen Fällen Interesse an privaten Entwicklungsmaßnahmen und bemühen sich bei der Umsetzung um private Unterstützung. Das Beispiel „Seelhorster Garten“ in Hanno-ver steht exemplarisch hierfür: Ein privates Unternehmen entwickelte auf dem Gelände einer ehemaligen Obstplantage ein hochwer-tiges Wohngebiet mit öffentlich zugänglichen Grün- und Freiflächen. Nach Fertigstellung auf private Kosten gingen dann vereinbarungsge-mäß Teile des Freiraums in das Eigentum der Stadt über, die fortan für Pflege und Erhalt die-ser Bereiche zuständig ist. Die private Produk-tion von öffentlich nutzbaren Räumen kann also sowohl im privaten als auch im öffentli-chen Interesse sein. In vielen Städten finden sich allerdings auch „ungeregelte” Koproduk-tionen, die aus vorhandenen Gegebenheiten, überkommenen Traditionen, alten Verträgen oder unklaren Besitzverhältnissen resultieren.

Kommunale und nicht-kommunale AkteureDie Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Ak-teure, die an der Koproduktion von Stadträu-

men beteiligt sind, macht deutlich, welche Bandbreite von Interessen in hybriden Räu-men aufeinanderstößt. Dabei ist die Zusam-menarbeit für Kommunen nicht automatisch leichter mit kommunen-nahen oder anderen öffentlichen Akteuren. Sowohl Länder und der Bund als auch Kirchen können sehr renditeo-rientiert und damit durchaus gegen die Inter-essen der Stadt agieren. In einigen Kommunen nehmen die Befrag-ten aufgrund der eher betriebswirtschaftlich ausgerichteten Interessen auch städtische Ei-genbetriebe als „quasi-private” Akteure wahr, obwohl sie eindeutig zu den öffentlichen, kom-munalen Akteuren gehören. Dies zeigt wiede-rum, dass auch innerhalb der Kommune oft gegensätzliche Haltungen vertreten werden. Auf die Kommunikation nach außen wirken sich diese internen Unstimmigkeiten ungüns-tig und auf das Gegenüber verunsichernd aus. Die Vielzahl der beteiligten städtischen Ämter und z. B. die Aufsplitterung vieler Grünflä-chenämter komplizieren die interne und exter-ne Kommunikation und erschweren damit das Aushandeln der einen kommunalen Position – und damit auch die Verhandlung mit dritten Akteuren. Ein wesentlicher Faktor, der die privat-kommu-nale Koproduktion erschweren kann, ist darü-ber hinaus die Dauer kommunaler Verfahren. Privaten widerstreben die langwierigen Pro-zesse in der Regel. Es ist ihnen oft wichtiger, schnell einen kalkulierbaren Zeitrahmen zu haben, als spezifische Forderungen durchzu-setzen. Allerdings sehen die kommunalen Ver-treterinnen durchaus die Notwendigkeit, sich den Privaten in diesem Punkt anzupassen; sie resümieren: „Der Private ist inzwischen auch der Tempogeber.” Das Ziel der Kommunen,

„Unsichtbare“ Eigentumsgrenze auf dem Bahmhofsvor-platz „Ernst-August-Platz“ in Hannover

Das Gelände „Seelhorster Garten“ in Hannover

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7STARS Ausgabe 07_2010[ ]

die eingesetzten Instrumente und ihre Rege-lungen so zu gestalten, dass sie alle aktuellen und zukünftigen Fragestellungen und Belan-ge ausreichend thematisieren, führt hin und wieder zu hoch komplexen Vertragswerken. Neben allen strategischen Überlegungen wird Kommunikation als zwingend notwendig be-schrieben. Alle Interviewten stimmen darin überein, dass frühzeitiger Austausch und Kon-taktpflege mit Privaten ausschlaggebend für das Gelingen von Kooperationen sind. In der Regel ließen sich private, am Markt agie-rende Akteure durch bezahlbare Qualität über-zeugen, so die Erfahrung vieler Amtsleiter/-in-nen. Solange sich Maßnahmen „rechnen”, würden sie mitgetragen. Obwohl sich der Wert von Stadträumen in den letzten zehn bis zwölf Jahren verändert hat und zum wichtigen Ver-marktungsargument geworden ist, sei es aber nach wie vor schwierig, Private langfristig zu gewinnen. Während einige Städte durch ansäs-sige Konzerne oder Mäzene Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Ziele bekommen, wer-den in vielen anderen befragten Kommunen jedoch das Schwinden der Ortsbindung und ein verringertes Engagement beklagt. Oft hängen räumliche Entwicklungen und dy-namische Akteurskonstellationen eng zusam-men. Weniger offensichtlich, aber im Sinne einer akteursbezogenen Betrachtung von gro-ßer Bedeutung, sind z. B. Veränderungen von Zuständigkeiten und Eigentumsverhältnissen. Insgesamt führt die große Vielfalt der nicht-kommunalen Akteure in Verbindung mit den Strukturen der kommunalen Verwaltungen dazu, dass sich für die Zusammenarbeit zwi-schen kommunalen und nicht-kommunalen Akteuren kaum Regeln aufstellen lassen – eine vergleichbare Akteurskonstellation kann in der einen Stadt schwierig und konfliktträchtig sein und in der anderen reibungslos funktionieren.

Hybride Stadträume – ein Spannungsfeld? Die Vermutung, dass Konflikte spezifisch für Räume im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten sind und durch die Ak-teurskonstellationen verstärkt auftreten, be-stätigt sich nicht. Vielmehr gehören die ge-schilderten Probleme in der kommunalen Wahrnehmung zum „alltäglichen Geschäft”. Verschärfte Konflikte treten hauptsächlich im Zusammenhang mit Sondernutzungsrechten und der privaten Beanspruchung kommunaler öffentlicher Flächen für rein private Veranstal-tungen auf. Hier herrsche – so war von allen Kommunen zu hören – „weitgehende Diszi-plinlosigkeit” und ein allgemein wachsender Druck auf die Flächen.

Generell wurde in den Gesprächen des For-schungsprojektes STARS jedoch schnell deut-lich, dass sich die Kommunen aufgrund ihrer eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten auf die Zusammenarbeit mit Privaten einlas-sen müssen. Es stellt sich daher die Frage, wie die Kommune, obwohl sie für die Realisierung von Projekten und vor allem auch der Finan-zierung des Unterhaltes auf externe Unterstüt-zung und Gelder angewiesen ist, ihre eigenen Interessen durchsetzen und sich in Verhand-lungen gut positionieren kann.

Einflussmöglichkeiten der KommuneDie größten direkten Einflussmöglichkeiten hat die Kommune naheliegenderweise immer dann, wenn Private auf Baurecht angewiesen sind, weil sie klare Bedingungen stellen und Rahmenbedingungen vorgeben kann. Beson-ders in den Kommunen, in denen Bauland sehr gefragt ist, werden häufig Forderungen an die Vergabe von Baurecht geknüpft. „Deals” oder Kopplungsgeschäfte mit Privaten sind in den Kommunen möglich und üblich: „Städte-bauliche Verträge bieten die Möglichkeit, ein Kopplungsgeschäft zu schließen: Baurecht wird dann hergestellt, wenn sich jemand zu etwas verpflichtet.”Trotz der zur Verfügung stehenden Instrumen-te der Bauleitplanung können die Kommunen ihre Ziele und Wünsche jedoch oft nicht direkt durchsetzen. In solchen Fällen kommen einer stetigen Kommunikation und Kontaktpflege, bilateralen Gesprächen und auch einer einheit-lichen kommunalen Position hohe Bedeutung zu. Dabei spielt das Aufgabenverständnis und die Selbsteinschätzung der Amtsleiterinnen und Amtsleiter eine große Rolle. Diejenigen, die routiniert mit Privaten verhandeln, schät-zen ihre Möglichkeiten auch hoch ein, ihre Interessen erfolgreich einbringen zu können.Die Instrumente, die den Kommunen zur Ge-staltung der Bezüge zwischen den Akteuren zur Verfügung stehen, sind letztendlich in allen Kommunen dieselben. Deren kreativer Einsatz oder deren Kombination ist das, was die jeweilige Versiertheit im Umgang mit wei-teren Akteuren ausmacht.

„Die Kommune muss wissen, was sie will…”In den Gesprächen des STARS-Projekts ist insgesamt deutlich geworden, dass die Ein-bindung privater Akteure zunehmend wichtig ist – nicht zuletzt in Zeiten leerer kommuna-ler Kassen. Bei den Kommunen ist durchaus die Bereitschaft erkennbar, Kompromisse ein-zugehen und „Deals” mit nicht-kommunalen Akteuren auszuhandeln. Letzten Endes würde es viele Projekte ohne die Initiative, Mitarbeit

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sie will, kann sie als starker Verhandlungspart-ner auftreten. Darüber hinaus ist es sehr hilf-reich, wenn Kommunen Konzepte und Strate-gien erarbeiten, in denen grundsätzliche Ziele und Leitlinien zur Entwicklung der öffentlich nutzbaren Räume formuliert werden. Damit ist sowohl nach innen als auch nach außen eine berechenbare Positionierung möglich, so dass nicht immer wieder geklärt werden muss, ob bestimmte Wünsche oder Forderungen nicht-kommunaler Akteure im kommunalen Interesse sind oder nicht.Doch mindestens genauso wichtig ist es für eine Kommune, möglichst früh ihre jeweiligen nicht-kommunalen Gegenüber zu identifizie-ren und deren spezifischen Ziele und Interes-sen in Erfahrung zu bringen. So kann sich viel-leicht auch schnell herausstellen, dass sich die Interessen beider Seiten gar nicht so inkom-patibel darstellen, wie vielleicht zunächst zu vermuten wäre – beispielsweise sind die brei-te öffentliche Nutzbarkeit, eine ansprechende Gestaltung sowie ökonomische Tragfähigkeit oftmals sowohl im kommunalen als auch im „privaten” Sinne.

Antje Havemann

oder die Finanzierung durch nicht-kommuna-le Akteure nicht geben. Den öffentlichen Räumen wird in der Regel eine Sonderstellung in der kommunalen und auch in der wissenschaftlichen Wahrnehmung eingeräumt. Allerdings ist auch der öffentliche Raum mittlerweile Gegenstand des Verhand-lungsstädtebaus und damit ein Handlungsfeld der Stadtentwicklung wie jedes andere. Dies wiederum bedeutet, dass sich die Kommune auch in Bezug auf die öffentlichen Stadträu-me auf nicht-kommunale Akteure einlassen muss, wenn sie Stadträume produziert, pflegt und betreibt. Dabei kommt ihr weniger die Rolle eines neutralen Moderators konträrer In-teressen zu, sondern eher die Pflicht, ihre ei-gene Position in dieser Koproduktionen zu fin-den. Gerade in Bezug auf öffentlich nutzbare Räume ist dies ein schwieriges Unterfangen, da es in keiner Kommune eine Gesamtverant-wortung dafür gibt. Die neue Wahrnehmung „öffentlich nutzbarer Raum“ statt „öffentlicher Raum“ bietet hier die Chance, den dahinter stehenden komplexen Verhältnissen gerecht zu werden und sich durch die oben beschrie-benen Maßnahmen auf Veränderungen und Verhandlungen vorzubereiten.Wenn die Kommunen das Zusammenspiel mit den nicht-kommunalen Akteuren frucht-bar gestalten und „Win-win-Situationen” er-zeugen wollen, dann müssen sie in jedem Einzelfall klären, wer die wichtigsten Beteilig-ten sind und welche Interessen diese jeweils vertreten. Dies betrifft zum einen die jeweilige Kommune selber, denn nur wenn sie mit „ei-ner Stimme spricht” und wenn sie weiß, was

Interessen der Akteure

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9STARS Ausgabe 07_2010[ ]

Ziele und ForschungsfragenEin erstes und wesentliches Ziel des Projektes STARSmulti ist es, die vorliegenden Fallstudi-en-Räume in Aachen, Hannover und Leipzig auch im Hinblick auf die nicht direkt, sondern nur mittelbar involvierten Akteure genauer unter die Lupe zu nehmen. Nicht nur die Ak-teure, die unmittelbar an Recht, Regulierung und Produktion beteiligt sind, sondern auch die „Stakeholder“, also jene Akteure, die dar-über hinausgehend weitere Interessen an dem Raum haben (als Anrainer, Mieter von Ge-schäften usw.), werden hinsichtlich ihrer Mo-tive, Interessen und Handlungsweisen näher untersucht. Zudem werden wir unabhängig von den Fall-studien-Räumen weitere Interviews mit priva-ten Akteuren führen. Uns interessieren Akteu-re, die an der Entwicklung und Produktion von „Stadträumen in Spannungsfeldern“ beteiligt sind. Damit wollen wir vor allem die Übertrag-barkeit bzw. Verallgemeinerungsfähigkeit der in den vertieften Fallstudien gewonnenen Aus-sagen prüfen.

Motive und Selbst-VerständnisseEine wichtige Erkenntnis der bisherigen STARS-Forschungen war, dass mit dem Be-schreiben von Rechten, Zuständigkeiten und Aktivitäten und dem Analysieren der Akteurs-Beziehungen und den Interviews mit kom-munalen Vertreterinnen und Vertretern, die Motive und Beweggründe für das Handeln der nicht-kommunalen, „privaten“ Akteure offen bleiben mussten. Allerdings können wir – auf der Grundlage der von uns befragten städtischen Akteure – Mutmaßungen darüber anstellen, mit welchen Motiven und Motivati-onen die privaten Akteure öffentlich nutzbare Stadträume produzieren, gestalten, nutzen. Es wurde in den Fallstudien und den Interviews jedoch auch schnell deutlich, dass die Inter-essen in den verschiedenen Akteursgruppen nicht zu vereinheitlichen sind. So kann eine

städtische, Landes- oder Bundesbehörde ge-nauso betriebswirtschaftlich orientiert handeln wie eine gewinnorientierte Entwicklergesell-schaft. Auch Kirchen handeln keineswegs im-mer gemeinnützig, wenn es um ihr Eigentum geht. So ist es beispielsweise offenkundig, dass am Markt orientierte Akteure vor allem kommer-zielle Interessen verfolgen. Sie werden den öf-fentlich zugänglichen Raum vor allem als Wirt-schaftsstandort begreifen, ihn entsprechend optimieren wollen und auch das Verhältnis zu anderen Akteuren von diesem Interesse leiten lassen.Das muss aber nicht immer zu gleichen Ergeb-nissen führen (etwa zur Maximierung der Nut-zungsdichte), sondern kann sich – vermutlich in Abhängigkeit von Branche, Standort und Zielgruppe – durchaus sehr unterschiedlich auswirken. Auf der anderen Seite folgen auch öffentliche Akteure gelegentlich durchaus Marktlogiken, indem sie etwa den in ihrem Besitz befindlichen Grund und Boden intensiv ökonomisch nutzen, beispielsweise durch die Vergabe von Sondernutzungsrechten.Beide Beispiele sollen hier nur illustrieren, dass es Aufgabe der STARSmulti-Forschungen ist, traditionelle Pauschalzuschreibungen zu überwinden und ein differenzierteres Bild der Akteure und ihrer Handlungsweisen und Mo-tive zu entwickeln. Das gilt im Übrigen auch für nicht-marktorientierte – etwa zivilgesell-schaftliche, bürgerschaftliche und gemeinnüt-zige – Akteure. Auch sie sind in ihren Zielen und Interessen sehr differenziert zu betrach-ten. Generell können wir von vielschichtigen Positionen und Sichtweisen der unterschied-lichen Akteure in verschiedenen räumlichen und funktionalen Zusammenhängen ausge-hen.Aus der beispielhaften Frage nach einer ökono-mischen Verwertungsperspektive ergibt sich eine Reihe weiterer Fragen zum besseren Ver-ständnis des Handelns der privaten Akteure:

STARSmulti Forschungsfragen und Arbeitsprogramm Das Projekt STARS hat deutlich gemacht, wie komplex und vielfältig das Akteursgeschehen öffent-lich nutzbarer Räume ist. Zugleich wurde aber auch klar, dass wir wichtige Perspektiven noch zu wenig berücksichtigen konnten: Die Sicht- und Handlungsweisen, die Interessen und Motive der „privaten“, also der nicht-städtischen Akteure blieben weitgehend unbeleuchtet. Zwar konnten uns die kommunalen Gesprächspartner einiges über ihre Auffassung zum Den-ken und Handeln der Privaten berichten, doch einen vertieften Einblick in die private „Insider-Perspektive“ haben wir bislang nicht bekommen. Diese Lücke möchten wir mit STARSmulti nun schließen.

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Welche Akteure nehmen Einfluss auf die Ent-wicklung von Räumen?

Was prägt das Handeln der Akteure in Bezug auf öffentlich nutzbare Räume? Welche Inter-essen und Ziele verfolgen sie? In welchem Verhältnis stehen die Akteure zu-einander? Welche Regelungen gibt es?

Wie wird das Verhältnis insbesondere zu kom-munalen Akteuren gesehen und gestaltet?

Welche Möglichkeiten haben die jeweiligen Akteure zur Durchsetzung ihrer Interessen?

Welche Faktoren bestimmen die tatsächliche Handlungs- und Gestaltungsmacht der Ak-teure?

Die bereits untersuchten Fallstudien zeigen, dass uns über die Motive und Handlungslo-giken der handelnden privaten Akteure wenig bekannt ist. Dabei ist die Frage nach der Pers-pektive der privaten Akteure auch und gerade nach Auffassung der kommunalen Akteure von direktem und praktischem Interesse. Dies wurde immer wieder auch im Zuge der Inter-views mit Leiterinnen und Leitern städtischer Planungs- und Grünflächenämter deutlich.Dies verweist auf einen weiteren Aspekt: Das Interesse am Verstehen der privaten Perspek-ti-ven führt zur Frage, wie sich Interessen und Handlungsmöglichkeiten kommunaler und privater Akteure konstruktiv für die Entwick-lung öffentlich nutzbarer Räume gestalten lassen. Ein Ziel von STARSmulti ist deswegen die Skizzierung möglicher Kooperationsfor-men und -strukturen in verschiedenen Ak-teurskonstellationen.

Akteure fallbezogen interviewen Einen wesentlichen Schwerpunkt von STARS-multi stellt die systematische Befragung der bislang nicht interviewten Akteure in be-reits bekannten Beispielräumen in Aachen, Hannover und Leipzig dar. Im Rahmen von STARSmulti geht es dabei um eine möglichst tiefe und differenzierte Betrachtung vor allem der privaten Akteurs-Perspektiven. Darüber hinaus möchten wir auch ergänzende Inter-views zur Vervollständigung der kommuna-len Perspektive durchführen. Bislang haben wir vor allem Leiterinnen und Leiter der Planungs- und Grün-flächenämter befragt. Daher werden bei STARSmulti auch Kommu-nalpolitikerinnen und -politiker sowie weite-re Ämter und Betriebe (bspw. Ordnungsamt,

Liegenschaftsamt, Tiefbauamt oder kommu-nale Entwicklungsgesellschaften) zu Wort kommen.

Akteure interessenbezogen interviewenDie Vertiefung ausgewählter Fallstudien soll unsere Kenntnisse über die Perspektiven der privaten Akteure ausweiten und ergänzen. Die hierbei gewonnenen Einblicke in die Motive und Sichtweisen privater Akteure be-ziehen sich notwendigerweise auf die spezifi-schen lokalen Verhältnisse des jeweiligen Un-tersuchungsraums. Schon in der ersten Phase des STARS-Projekts zeigte sich aber, dass es neben den sehr individuellen Konstellationen vor Ort auch Akteure und Akteursgruppen gibt, die in zahlreichen Städten an der Ent-wicklung öffentlich nutzbarer Räume beteiligt sind. Dies sind neben bürgerschaftlichen Ak-teuren (etwa Bürgervereine und Initiativen) und privaten Förderern (Mäzene) insbeson-dere Akteure der Privatwirtschaft: vor allem Vertreterinnen und Vertreter der Immobilien-wirtschaft, Projektentwicklungsgesellschaften und z. B. die Deutsche Bahn AG. Um – ana-log zur bereits durchgeführ-ten Befragung kommunaler Planungs- und Grünflächen-amtsleiter – die Gültigkeit der vor Ort erhalte-nen Hinweise zu prüfen und darüber hinaus gehende querschnittsorientierte Aussagen, Perspektiven, Befunde und Sichtweisen zu er-halten, ist ein Austausch mit diesen Akteuren erforderlich. Dem gehen wir im Rahmen von Gesprächen mit leitenden Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen, Initiativen und Un-ternehmen nach.Für diese Serie von fallübergreifenden Inter-views sehen wir bundesweit Gespräche mit insgesamt circa zehn privaten Akteuren vor, um Einblicke in die jeweiligen Problemstel-lungen zu erhalten und entsprechend unter-schiedliche Erfahrungen erläutert zu bekom-men. Diese Einblicke werden zusammen mit den Ergebnissen der Vor-Ort-Interviews geeignet sein, umfassende Rückschlüsse und fundierte Ergebnisse zu formulieren.

Ulrich Berding

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Handelt es sich um ein „Spannungsfeld“ oder ähneln sich vielmehr die Ideen der un-terschiedlichen beteiligten Akteure? Welche Folgen hat das Zusammenwirken der privaten und kommunalen Partner auf die Nutzerin-nen und Nutzer? Sind diejenigen die Leidtra-genden, deren Zugang und Entfaltung in den Stadträumen eingeschränkt wird? Dies sind einige von zahlreichen Fragen, denen nachge-gangen werden muss, um im Dschungel ver-schiedener Beobachtungen und Befürchtun-gen klarer zu sehen. Im Forschungsprojekt „STARS – Stadträume in Spannungsfeldern“ haben wir einen Beitrag dazu geleistet, indem wir untersucht haben, welche Akteure in wel-che Räumen welche Verantwortung überneh-men. Auch das Studium der privately owned public spaces in New York City hat zur Diskus-sion beigetragen und Fragen generiert, die auch in der privat-öffentlichen Koproduktion von Stadträumen in Deutschland thematisiert werden müssen. Ganz aktuell können wir die Auseinandersetzung um koproduzierte Stadträume um neue Impulse aus Melbourne bereichern, wo insbesondere Gespräche mit privaten Akteuren bisher wenig erfasste Sicht-weisen eröffnet haben.

Angeregt durch den Eindruck, dass private Aktivitäten schnell mit negativen Veränderun-gen im Raum in Zusammenhang gebracht werden, haben wir im Forschungsprojekt „STARS – Stadträume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und Promenaden im Schnitt-bereich privater und öffentlicher Interessen“ (siehe hierzu auch Beitrag in diesem Heft und Berding et al. 2010) Stadträume untersucht,

die durch private Aktivitäten wesentlich ge-prägt sind. In 29 Fallstudien in Aachen, Han-nover und Leipzig, ergänzt durch eine Inter-viewreihe mit kommunalen Vertretern, wurde deutlich, dass viele alltägliche Plätze, Parks und Promenaden unserer Städte wesentlich von privaten Kräften mit geprägt sind, dass sie ohne das Engagement nicht-kommunaler Ak-teure nicht existieren oder nicht gepflegt wür-den. Es wurde auch klar, dass eine Bandbreite nicht-kommunaler Akteure unterschiedliche Rechte in Räumen innehat, dass sich nicht selten mehrere Akteure Verantwortlichkeiten in Stadträumen teilen, dass die privat-öffentli-che Zusammenarbeit jeweils projektbezogen organisiert wird und durchaus komplexer Koordinierung bedarf. Kurzum, die „Kopro-duktion“ von Plätzen, Parks und Promenaden kann ein durchaus vielschichtiger Koopera-tionsprozess sein und das vereinfachte, viel-leicht gewohnte Bild der alleinigen kommu-nalen Verfügung über öffentlich zugängliche Räume greift zu kurz.

Ob die Annahme, dass die öffentliche Zu-gänglichkeit eines Stadtraumes mit kom-munaler Verfügung einhergeht eine beson-ders deutsche Sichtweise ist, kann nur eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Pla-nungskulturen klären. Zumindest verwun-dert privates Engagement in der Entwicklung von Stadträumen in einigen Ländern weniger, so zum Beispiel in den USA. Dort überrascht der neu eröffnete Millennium Park in Chica-go (Bruner Foundation, Inc. 2009) kaum, der eines der Aufsehen erregendsten Beispie-le dafür ist, dass öffentliche Räume in den

Spannungsfelder anderswo Privately Influenced Public Space in Melbourne

Die öffentlich zugänglichen Räume unserer Städte sind nicht nur Gegenstand der Forschung und der Fachdebatte, sondern vor allem Orte, die tagtäglich genutzt werden. Vielleicht werden sie des-halb so genau beobachtet und ihre Veränderungen oftmals mit so großer Sorge diskutiert. Und das in den letzten Jahren vermehrt. Angeheizt durch eine zunehmende Zahl von kommerziellen Veranstaltungen, Märkten, Konzerten, Sportveranstaltungen auf der einen, und Verwahrlosung, Verschmutzung und mangelnde Pflege auf der anderen Seite, sind die öffentlich nutzbaren Räu-me unserer Städte wieder vermehrt ins Blickfeld der fachlichen und populärwissenschaftlichen Auseinandersetzung gelangt (siehe hierzu Harlander 2005, Weilacher 2006, Matzig 2007, Pesch 2008, Hochstadt 2010, Havemann/Selle 2010). In dieser Debatte stehen sich aber nicht nur kon-träre Beobachtungen und unterschiedliche Einschätzungen gegenüber, sondern es werden oftmals private Einflüsse vorschnell für unliebsame Veränderungen verantwortlich gemacht. Wie genau der Einfluss privater Akteure auf Stadträume ist, welche Ziele sie verfolgen und wie die Kommune mit ihren nicht-kommunalen Gegenübern – ihren Partnern – umgeht, bleibt in vielen Betrachtungen zunächst unklar.

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USA ohne privates Engagement kaum mehr zu denken sind. „The Boeing Gallery“, „The AT&T Plaza“ oder „The Wrigley Square“ ma-chen schon deutlich, welche Rollen meistbie-tende Sponsoren in der Produktion des Parks spielen. Was in Chicago besonders plakativ ist, ist in New York City seit Jahrzehnten an der Tagesordnung. Die Stadt ist schon lange daran interessiert, private Akteure an der Her-stellung und Pflege von Stadträumen zu be-teiligen. Central Park wäre heute in weniger gutem Zustand, würde sich nicht seit Jahren die Central Park Conservancy, eine durch pri-vate Spenden finanzierte Arbeitsgruppe, um die Pflege kümmern – was nicht ohne Kritik bleibt (siehe zum Beispiel Low et al. 2006). Aber ohne privates Engagement würde es kleine Oasen wie z. B. den „Paley Park“ nicht geben – hätte das Ehepaar Paley nicht auf den Bau eines Wolkenkratzers zugunsten eines kleinen Parks verzichtet. Manche Baulücke läge noch brach, hätten sich Anwohner nicht für die Nutzung als community garden enga-giert (Pegels 2004). Am konsequentesten werden private Eigentümer aber zur Schaf-fung von Freiraum durch das sogenannte in-centive zoning animiert, was den bauwilligen Eigentümern bis zu 2o Prozent mehr Brutto-geschossfläche zugesteht, wenn sie Teile ihres privaten Grundstücks für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Über dieses in der Zo-nenbauordnung verankerte Instrument sind seit 1961 weit über 500 Plätze, Arkaden und Blockdurchgänge in Manhattan entstanden. Diese privately owned public spaces sind nicht unumstritten, entsprechen sie doch oft nicht den gestalterischen Vorstellungen der Stadt, werden Zugänglichkeit und Nutzbarkeit ein-geschränkt oder die in der Baugenehmigung formulierten Anforderungen nicht realisiert.

Aber als das incentive zoning 1997 abgeschafft werden sollte, war der Widerstand zu groß. Nun widmet sich New York City den Versäum-nissen dieses juristisch definierten Tauschge-schäfts und appelliert an die Eigentümer die-ser Stadträume ihrer öffentlichen Verantwor-tung besser nachzukommen (Klein/Pegels 2010). Nicht dass in Manhattan ein vorbildli-ches Modell für die Gestaltung privat-öffent-licher Interdependenzen gefunden worden wäre, aber wenn Stadträume koproduziert werden – was STARS auch für Deutschland gezeigt hat – dann sind den New Yorker Er-fahrungen durchaus wichtige Hinweise zum langfristigen Austarieren aller an der Kopro-duktion beteiligten Interessen zu entnehmen.

So häufig Stadträume in amerikanischen Städten koproduziert werden, so facettenreich Koproduktionen in deutschen Kommunen sind, so vielschichtig sind die Diskussionsan-regungen aus den Forschungen in der austra-lischen Stadt Melbourne. Da in Melbourne, anders als in kolonialen Stadtgründungen wie z. B. Santiago de Chile, kein Block als zentra-ler Stadtplatz von Bebauung freigehalten wur-de, und das Raster ähnlich wie in New York City dicht bebaut ist, ist öffentlich zugängli-cher Raum auf kommunalem Grund rar; auf privatem Grund allerdings umso häufiger. So ist zu erklären, dass in fast jedem der 32 Blök-ke des Hoddle Grid ein privately owned oder zumindest privately influenced public space zu finden ist. Der öffentlich zugängliche Raum der Innenstadt wäre ohne das Engagement privater Akteure wesentlich ärmer. Anders als in New York Citys privately owned public spaces folgt die Zusammenarbeit der Akteure jedoch keinem standardisierten Verfahren, sondern sie wird, wie auch in Deutschland, projekt-

Abb. 01: Federation Square Abb. 02: South Bank Promenade

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bezogen gestaltet. Folglich sind Melbournes Stadträume im Spannungsfeld öffentlicher und privater Interessen ein ideales Studien-feld: viele wären ohne das Engagement Pri-vater nicht entstanden und die Stadt wäre in ihren Revitalisierungsbemühungen weit we-niger erfolgreich. Mit dem Beitrag Privater geht jedoch auch ein wesentliches Mitspra-cherecht in diesen Räumen einher und damit auch das Recht deren Gestaltung und ihre Nutzungsmöglichkeiten zu beeinflussen. In einem fünfmonatigen, vom DAAD finanzier-ten post-doc fellowship an der RMIT Universi-ty Melbourne konnte dieses Spannungsfeld genauer untersucht werden. Aus den in Mel-bourne untersuchten sechs Fallstudien mit er-gänzenden Interviews resultieren Erkenntnis-se, die – genau wie die Studien in New York City – auch für die deutsche Forschung neue Fragen aufwerfen.

Studienfall: MelbourneDie Innenstadt der über drei Millionen Ein-wohner zählenden Stadt Melbourne ist noch heute vom 1837 von Hoddle entworfenen Straßenraster geprägt. In den 1980er Jah-ren muss Melbournes Innenstadt dann eine „Rasterstadt, mit breiten Straßen, ohne Platzräume, mit unkoordiniert entwickelten Hochhauskomplexen“ (Lee 2008) gewesen sein; ein monofunktionales, leeres, hässliches Stadtzentrum: „a dough-nut with nothing in the center“ (Gehl 2004). Das hat sich seit Mitte der 1990er Jahre deutlich verändert, nach-dem der dänische Architekt Jan Gehl im Auf-trag der City of Melbourne eine umfassende Bestandsaufnahme machte und mit Empfeh-lungen für Veränderungen, insbesondere des öffentlichen Raums, einen Revitalisierungs-

prozess initiierte. Heute prägen kleine dezen-tral ins Raster eingefügte Plätze, Gassen oder Grünflächen den innerstädtischen Freiraum, dessen Gesamtfläche sich fast verdoppelt hat. Zu den neuen Stadträumen zählen „der“ zen-trale Federation Square (Abb. 01), die Ufer-promenade Southbank Promenade (Abb. o2) und der neugestaltete City Square (Abb. o3). Des Weiteren wurden viele der für Melbour-ne charakteristischen laneways , die zur Er-schließung der Blockinnenbereiche dienten, aufgewertet und öffentlich nutzbar gemacht. Dabei ist kaum einer der neu geschaffenen oder aufgewerteten Räume allein kommuna-ler Initiative zu verdanken. Vielmehr ähneln die Beobachtungen in Melbourne denjenigen in Aachen, Hannover, Leipzig und New York City: auch in dieser zweitgrößten australi-schen Stadt ist eine Vielzahl und Vielfalt von öffentlich zugänglichen Räumen von den Ak-tivitäten nicht-kommunaler Akteure wesent-lich geprägt.

Koproduktion ist überallDie überschaubare Anzahl der Blöcke des innerstädtischen Straßenrasters reizten zu-nächst eine umfassende Inventarisierung al-ler öffentlich zugänglichen Räume vorzuneh-men, was aus zeitlichen Gründen schließlich doch nicht zu leisten war. Aber schon in der ersten Annäherung wurde deutlich: in vielen Blöcken befinden sich Freiräume (Abb. 04), in denen private Akteure Verantwortlichkei-ten übernehmen. Verschiedene Indizien vor Ort, z. B. der Wechsel von Platzoberflächen oder das Verhängen von Hausordnungen wie-sen auf diese private Einflussnahme hin. Die für die Auswahl der Fallstudien zunächst er-fassten annähernd 50Verdachtsräume lassen

Abb. 03: City Square Abb. 04: Bestandsaufnahme Central Business District

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sich fünf Kategorien zuordnen: den forecourts oder foregardens, den entrance plazas, den office plazas, den through-block-circulation spaces und den civic spaces. Während die foregardens und forecourts vor allem die Vorbereiche öffentli-cher Gebäude zieren (Abb. 05), erweitern die entrance plazas primär die Eingangsbereiche von Bürogebäuden (Abb. 06). Im Gegensatz dazu übernehmen die office plazas repräsen-tativere Funktionen; sie nehmen größere Tei-le des Grundstücks ein (Abb. 07) und lassen an die viel gepriesene plaza vor New Yorks Seagram Building von Mies van der Rohe den-ken. Die through-block-circulation spaces (Abb. 08) schaffen ähnliche Verbindungen durch die Blockinnenbereiche, wie die alten lane-ways (Abb. 09) es taten. In den meisten Fällen lässt allein die Beziehung der Freiräume zum Gebäude eine private Einflussnahme vermu-ten. Nur im Falle der civic spaces, also Räumen, die mit zentralen Markt- oder Rathausplätzen zu vergleichen sind, vermutete mein europä-ischer Blick allein kommunale Verfügung. Bei der Überprüfung dieser Annahme trat Über-raschendes zu Tage: viele der kürzlich revitali-sierten und Melbournes Innenstadt prägende laneways, also das Netzwerk kleiner Gassen (Abb. 10) unterliegen der kommunalen Ver-fügung. Jedoch ist „der“ zentrale Stadtplatz, der erst 1999 zur Erinnerung an den 100. Geburtstag der australischen federation fer-tiggestellte Federation Square (Abb. 01) fest in privater Hand. Er ist nicht nur im Eigen-tum eines eigens für den Betrieb des Platzes gegründeten Unternehmens, sondern wird auch von deren Geschäftsführerin gewinn-bringend bewirtschaftet (Day 2005). Aus Sicht der Verfügung über den Raum könnte man den Platz mit den öffentlich zugänglichen

Räumen einer Shopping Mall gleichsetzen – in Melbourne scheint ein solcher Vergleich jedoch abwegig zu sein. Vielmehr werden die abwechslungsreiche Bespielung, die gute Pflege und die ansprechende Gestaltung ge-lobt. Allein die Beispiele laneways und Federa-tion Square verweisen auf die Variationsbreite in der Verfügung über Stadträume und geben einen ersten Eindruck von der Art, in denen Melbourner Akteure Einfluss auf ihren Stadt-raum nehmen.

Gestaltung der Interdependenz: Ringen um Verfügung und EinflussSo ungewöhnlich aus europäischer Sicht ein zentraler Stadtplatz scheint, der von einem privatwirtschaftlich agierenden Unterneh-men bewirtschaftet wird, so wenig man kleine Gassen zwischen Gebäuden dem kommu-nalen Einfluss zugeordnet hätte, so facet-tenreich sind Melbourner Koproduktionen. Ähnlich wie in Deutschland – jedoch anders als in New York City, wo die privat-öffentliche Interdependenz in den sogenannten private-ly owned public spaces einem vorgegebenem Schema folgt – wird die Verteilung von Rech-ten und Zuständigkeiten für jeden Stadtraum individuell unter den beteiligten Akteuren ausgehandelt. Dabei stehen verschiedene Vertragsinstrumente zur Verfügung, die den-jenigen in Deutschland ähneln; so sichern zum Beispiel auch in Melbourne easements öffentliche Gehrechte auf privatem Grund oder 163-agreements schreiben die öffentliche Nutzbarkeit eines privaten Grundstücks im Grundbuch fest. Je nach Interessen, Zielen und auch Verhandlungsgeschick der beteilig-ten Akteure werden Rechte und Pflichten in einem Raum aufgeteilt; so können verschie-

Abb. 05: forecourt Abb. 06: entrance plaza

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dene Akteure für den Bau, die langjährige Pflege und Instandhaltung sowie die Regu-lierung der Nutzung verantwortlich sein. Die Gestaltung der Interdependenz der beteiligten Akteure folgt keinem standardisierten Verfah-ren; vielmehr sind koproduzierte Stadträume das Resultat von intensiven Diskussions- und Verhandlungsprozessen. Es handelt sich um ein lernendes System, wie sowohl die Stadt als auch private Entwickler berichten. So bereute der Leiter des Stadtplanungsamtes in einem Beispiel, die alltägliche Verfügung über die öffentlich zugänglichen Flächen ei-nem privaten Eigentümer überlassen zu ha-ben und plante dies beim nächsten Mal nicht wieder zu tun. Genau dieser Projektentwickler berichtete aus seiner Perspektive von Schwie-rigkeiten in der Abstimmung mit der Stadt und war entschlossen, beim nächsten Projekt auf die alleinige Verfügung über den öffent-lich zugänglichen Raum zu bestehen – wie es im Falle des Media Houses dann auch gesche-hen ist: Aus stadtgestalterischen Gründen sollte diesem neuen Bürogebäude am west-lichen Rand der Innenstadt eine großzügige Freifläche vorgelagert werden. Die Stadt war Eigentümer dieser Parzelle und verlangte vom Entwickler, dass er diese Freifläche mitentwik-keln solle. Dies verweigerte der private Akteur und wollte insbesondere der anhaltenden Ein-flussnahme der Stadt nicht zustimmen – aus folgenden Gründen: „Our view is: we do a bet-ter job in managing the public space than they do. We control the maintenance, the cleaning, the security, who can set up a protest there and who cannot, what it can be used for and what it cannot be used for and we do not want to behol-den to the city‘s processes“. Trotz dieser unter-schiedlichen Vorstellungen und dem privaten Wunsch nach Verfügung über den Freiraum,

spricht der Entwickler von guter Zusammen-arbeit und fährt fort: „The city did not insist on owning, they had a positive approach. If the city would have said it is fundamental to owning it, it would have made the delivery of the whole project much more difficult or even put in danger“. Ob-wohl nach Darstellung des Projektentwicklers die Situation zur Zufriedenheit aller gelöst wurde, demonstriert der Fall, welche Bedeu-tung der private Akteur uneingeschränkter Verfügung über den Freiraum zumisst; wo-von er letztlich sogar die Entwicklung des gesamten Projekts abhängig macht. Was in „we do a better job“ positiv klingt, zeugt jedoch auch von wenig Kompromissbereitschaft und bestätigt, dass die uneingeschränkte Verfü-gung über den Raum zentrale Voraussetzung für sein Engagement war.

Abb. 08: through-block-circulation-spaceAbb. 07: office plaza

Abb. 09: laneway

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„Management matters“Während im STARS-Projekt die Rolle der beteiligten Akteure auf rechtlicher Ebene, in der Raumproduktion und bezüglich der Re-gulierung der Nutzer betrachtet wurde (siehe hierzu Erläuterungen zum „Polaritätsprofil“ in Berding et al. 2010), kristallisierte sich in Melbourne das management eines Raum als eine wesentliche Einflussebene heraus. In verschiedenen Fallstudien wurde deutlich, dass „management matters“, also die Verfü-gung und Organisation der Nutzung und die Regulierung der Nutzerinnen und Nutzer wichtiger Bestandteil der Sorge und des Ein-flusses im öffentlich zugänglichen Raum ist – von Seiten unterschiedlicher Akteure: So wird zum Beispiel der City Square als einer der wenigen, im kommunalen Eigentum be-findlichen Plätze (Abb. 03), von einem square manager betreut, der eigens dafür von der Kommune angestellt wurde und seine Aufga-be so beschreibt: „we control that space ... host events big and small, all the time“. Was nach privater Aktivität klingt, ist kommunaler Na-tur. Aber auf privater Seite sieht die Geschäfts-führerin der Federation Square Pty. Ltd ihre Aufgabe ähnlich und erklärt: „the public itself does not generate events ... people say it is good there is always something going on.“ Inwieweit diese Maßnahmen auch Einschränkungen für Nutzerinnen und Nutzer zur Folge haben, bleibt zu untersuchen. Die Geschäftsführerin spricht diesbezüglich von einem „juggling act we run all the time ... what is could for the public is not always good for the tenant ... what is good

for one public is not necessarily good for another public“. Und in diesem Balanceakt würde sich ihre Arbeit nicht von der der Kommune un-terscheiden: „we have a public orientation in our management, therefore it does not matter whether it is privately or publicly managed.“ Aus einer anderen, privaten Perspektive ent-steht sehr wohl der Eindruck, dass mit der Management-Kompetenz Nutzungs- und Nut-zerbeschränkungen assoziiert werden – wie schon oben zitiert und hier ergänzt: „the city could say it is fair and reasonable for the building workers to put 2000 people on the plaza, where as private owner you can say it is private property.“ Die unterschiedlichen Stimmen zum Management zeigen, dass der Organisation der Nutzung eines Raumes in Melbourne große Bedeutung zugemessen wird. In den drei beschriebenen Fallstudien unterschei-den sich dabei die kommunalen Ziele wenig von privaten. Vielleicht sind es hier eher die Nutzer, deren Interessen anders gelagert sind. Die unterschiedlichen Auffassungen darüber, ob und welche Einschränkungen Nutzerin-nen und Nutzern eines Raumes zuzumuten sind – „we cannot avoid that this is a managed space ... Melbournians get used to the rules of engagement“ – bleibt zu diskutieren. De jure ist die Lage in Deutschland und Australien ähnlich: während Private in ihren Räumen vom „Hausrecht“ Gebrauch machen können, muss die Kommune besondere Regeln und Nutzungshinweise legitimieren lassen.

Interessen am öffentlich zugänglichen Raum sind ähnlich – solange langfristig gedacht wirdSo wenig sich kommunale und private Interes-sen und Ziele beim Management voneinander abgrenzen lassen, so nah beieinander liegen oft auch die Interessen der unterschiedlichen

Abb. 10: Netzwerk der laneways

Abb. 11: Media House

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Akteure an der Produktion von Stadträumen. Insbesondere in den Fallstudien, in denen private Akteure dauerhaft an einem Raum in-teressiert sind, also langfristig als Eigentümer aktiv bleiben, unterscheidet sich die Interes-senslage der interviewten Privaten kaum von denen der kommunalen Vertreter. Von beiden Seiten wird das Leitbild der „urban experience“ angestrebt; es werden belebte, sichere und saubere Stadträume gewünscht, die die In-nenstadt Melbourne zu einem attraktiven Ort auch jenseits der Bürozeiten macht. Dass es dabei aber nicht allein um urban experience geht, macht der Bürgermeister deutlich, wenn er den Revitalisierungsprozess der Innenstadt auch in „economic terms“ als gelungen be-zeichnet (Gehl 2004). So verwundert es nicht, wenn auch der interviewte private Entwick-ler den Zusammenhang zwischen qualitativ hochwertigen Räumen und ökonomischen Interessen hervorhebt: „The nature of a public space and how it is used are key in determining the success of the building and the tenants desire to go there ...“ und fährt fort: „we will derive a higher income from a higher quality of the envi-ronment the building is in. Yes, if we control the public environment, we will have a higher inco-me“. Vor diesem Hintergrund ist auch gut zu wissen, dass sich das Engagement in einem Raum den zeitlichen Rahmenbedingungen anpasst – wie im Fall des bereits erwähnten Media Houses: „if we were only interested up to the end of the development stage and sold it into an investment vehicle or trust fund, our interest in the management would be much less ... now we have the ongoing involvement much like the city or the state“. Wenn also private Akteure ein langfristiges Interesse an einem attraktiven und frequentierten Freiraum haben, was un-terscheidet sie dann noch vom kommunalen Interesse am öffentlichen Raum? Die in Fall-studien und Interviews gesammelten Infor-mationen vermitteln den Eindruck, dass sich die Ziele, Interessen und Handlungslogiken der unterschiedlichen Akteure weniger unter-scheiden, als vermutet. Es zeichnet sich eher eine Gemengelage von Interessen ab. Damit geht es bei der Koproduktion von Stadträu-men häufig also weniger um das Überwinden von Gegensätzen, als vielmehr um das Abglei-chen aller am Raum beteiligten Akteursinter-essen.

Akteursmanagement als SchlüsselwortWenn eine langfristig tragfähige Kooperati-on entstehen soll, ist deshalb intensive und frühe Kommunikation notwendig. Da in vie-len Projekten nicht nur zwei, sondern eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen

Interessen zusammentreffen, muss intensiv kommuniziert werden – weshalb private Ent-wickler in Melbourne auch professionelles „Akteurs-Management“ betreiben. Denn nur wenn möglichst viele Anliegen unterschied-licher Akteure Beachtung finden, kann eine dauerhaft stabile Kooperation erarbeitet wer-den. Aus diesem Ruf nach „Akteurs-Manage-ment“ lässt sich auch eine Konsequenz für das kommunale Handeln ableiten: wenn man in der Produktion von Stadträumen auf das „Ko-“ angewiesen ist – wie es in Melbourne der Fall ist und auch in Deutschland durch schwindende kommunale Ressourcen ver-mehrt unumgänglich wird – ist nicht nur die Kenntnis aller beteiligten Akteure, sondern auch die Kommunikation und Diskussion al-ler Interessen ein wesentlicher Schritt für eine dauerhafte Balance Zudem sind dies wichtige Voraussetzungen, um Stadträume zu schaf-fen, von denen eine Vielzahl und Vielfalt von Bürgerinnen und Bürgern profitiert.

... und die Realität vor Ort?Während „Akteurs-Management“ als Schlüs-selwort für Koproduktion steht, stellt sich die Frage, wie und ob sich ein gutes Akteurs-Ma-nagement auch vor Ort in der Regulierung der Nutzerinnen und Nutzer zeigt. So sind zum Beispiel einige Melbourner Fallstudien nicht gut dokumentiert, da mich Sicherheitsdienste immer wieder am Fotografieren hinderten. Während sich der Leiter des Stadtplanungs-amtes davon überrascht zeigt – „I was never stopped taking photos in Europe ... there seem to be a cultural difference on what is public space and what is private space. I am not aware of the fact that you are stopped to do so here in Melbour-ne ... I am glad you highlight that. It is something we need to address“, hinterfragt der private In-terviewpartner die Legitimation dieser Ein-schränkung und spielt den Ball an den Nut-zer zurück: „I am not sure if the security people can actually tell you not to take photographs, but they do it and who pushes back?“ Diese Situati-on erinnert an New York City, wo ein großes Problem der privately owned public spaces darin lag, dass viele per Baugenehmigung gefor-derten Gestaltungsdetails und Ausstattungs-gegenstände nie vor Ort ausgeführt wurden oder nach einer Zeit wieder verschwanden. Es fehlte einfach an Kontrolle, das „lack of enforce-ment“ galt als einer der Gründe dafür, dass so viele die Räume nicht als Bereicherung des Stadtraumes, sondern als „good for nothing“ eingestuft werden mussten (Kayden 2000, Pegels 2004). Nun sind es in Melbourne nicht über 500 Räume, die kontrolliert werden müssen, sondern die Anzahl ist so überschau-

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bar, dass sie vom Leiter des Planungsamtes persönlich in Augenschein genommen wer-den können – was er zu tun verspricht und wofür er in der Stadt auch bekannt ist. Für die Diskussion über das privat-öffentliche Span-nungsfeld ist die Diskrepanz zwischen dem Management der verantwortlichen Akteure auf der einen Seite und dem, was in den Räu-men selber durch beauftragtes Sicherheitsper-sonal passiert, zu beobachten. Vielleicht wird der Kommune durch Koproduktionen aus manchem finanziellen Engpass geholfen, aber die Konsequenzen, wie z. B. eine notwendige verstärkte kommunale Kontrolle privat domi-nierter, öffentlich zugänglicher Räume, muss gleichermaßen thematisiert werden.

Juliane Pegels

LiteraturBerding, Ulrich, Antje Havemann, Juliane Pegels, Bettina Perenthaler [Hrsg.] (2010): Stadträume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten. Detmold

Bruner Foundation, Inc. (2009): Rudy Brun-er Award: Silver Medal Winner. Millennium Park Chicago, Illinois (USA)

Day, Norman (2005): Federation Square. Mel-bourne. 2nd Edition. Prahran, Victoria (Aus-tralien)

Gehl, Jan in collaboration with City of Mel-bourne (2004): Places for People. Melbourne (Australien)

Harlander, Tilmann; Kuhn, Gerd (2005): Re-naissance oder Niedergang? Zur Krise des öffentlichen Raums im 20. Jahrhundert. In: Bernhardt, Christoph; Fehl, Gerhard; Kuhn, Gerd; von Petz, Ursula [Hrsg.] (2005): Ge-schichte der Planung des öffentlichen Raums. (Dortmunder Beiträge für Raumplanung 122). Dortmund

Havemann, Antje und Klaus Selle [Hrsg.] (2010): Plätze, Parks und Co. Stadträume im Wandel – Analysen, Positionen und Konzepte. Edition StadtEntwicklung. Detmold

Hochstadt, Stefan (2010): Öffentlichkeit und Privatheit: Wem gehört die Stadt? In: Raum-Planung 148, Februar 2010

Kayden, Jerold S., The New York City Depart-ment of City Planning (DCP) und The Munic-ipal Art Society of New York (MAS) (2000):

Privately Owned Public Space: The New York Experience. New York (USA)

Klein, Vera und Juliane Pegels (2010): „New York City: 50 Jahre Erfahrung im Umgang mit privately owned public space“ in: pnd-online II.2010

Lee, Jenny (2008): Making Modern Mel-bourne. Melbourne (Australien)

Low, Setha; Smith, Neil [Hrsg.] (2006): The Politics of Public Space. New York (USA)

Matzig, Gerhard (2007): Event, Event, ein Lichtlein brennt. Weihnachtsmarkt, Lovepa-rade, Stadtmarathon oder Bladenight: Wie die Städte ihre Straßen und Plätze verramschen. in: Süddeutsche Zeitung, 02.11.2007

Pegels, Juliane (2004): Privately Owned Pub-lic Space. New York Citys Erfahrungen mit öffentlich nutzbaren Räumen, die sich in pri-vatem Besitz befinden. Dissertationen an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen: I. Architektur und Planung, Nr. 1. Aachen

Pesch, Franz (2008): Stadtraum heute. Be-trachtungen zur Situation des öffentlichen Raums. In: Raumplanung 13. 6. Februar 2008

Weilacher, Udo (2006): Die Zukunft des öffentlichen Raumes – Traum oder Alptraum? In: Europäisches Haus der Stadtbaukultur (Hg.): 5 Jahre Landesinitiative Stadtbaukultur NRW. Dusseldorf. S. 42–45

Liste der zitierten Gesprächspartner Head of Urban Design, Melbourne City Coun-cil, 28 May 2010Chief Executive Officer, Federation Square Pty. Ltd., 31 May 2010Open Space Manager, Melbourne City Coun-cil, 02 June 2010General Manager, Grocon Pty. Ltd., 31 May 2010

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Public space and the challenge of urban transformation in Europe Insights from the SKUOR Conference Vienna 2010

The Interdisciplinary Center for Urban Cul-ture and Public Space (SKUOR – Stadtkul-tur und Öffentlicher Raum) at the Technical University Vienna invited to a two day confe-rence on November 10th and 11th, 2010. Ali Madanipour and Aglaée Degros both holding a one year guest professorship financed by the City of Vienna brought together a large num-ber of young academics from 30 countries to discuss the important subject: public space. For Ali Madanipour as experienced researcher from the United Kingdom and Aglaée Degros as young practitioner from Rotterdam public space „is a window into its society and culture, mirroring how people live and relate to one another, and how they respond to the challen-ges of social and economic change in an incre-asingly urban world“ (Conference Program). The conference intended to investigate „how city authorities understand and deal with their public spaces, how this interacts with market forces, social norms and cultural expectations, whether and how this relates to the needs and experiences of their citizens“ and hoped to ex-plore new strategies and innovative practices for strengthening public spaces and urban cultures (Conference Program). In order to discuss these questions and search for new strategies, the over 60 conference contribu-tions were arranged around the three themes: „strategies, plans and policies“, „everyday life and sharing the city“, and „multiple roles of public spaces“. Whereas the first day was de-dicated to the first theme, „everyday life“ and

„multiple roles“ were discussed during the se-cond day.

Due to the large number of presentations with uncountable inspirations it is impossible to give anything like a comprehensive summary of these days. However what remains, is a lar-ge array of insights, in what is still discussed in regard to public space, on what researching colleagues all over Europe are working on, on the variety of approaches with which dif-ferent academics are trying to grasp certain issues of this broad field. At the end of day one, after listening to different concepts and following different analyses one was almost unsure whether the object of study – public space – was at all something we are familiar with. Consequently, Ali Madanipour raised the questions whether it at all matters if we are unclear what public space means, or how far it matters for continuing our work. Proba-bly to not frustrate the audience, but rather encourage them to keep (re)searching, he re-peated his welcoming words and said that to him public spaces are „windows to societies“, that they reflect upon urban societies with all their complexities. Uwe Altrock acknow-ledged this complexity in his keynote speech when he described his understanding of the production and management of public space as a system of “hybrid spaces“ which he sees rather as „a continuous series of negotiations, conceptual innovations, and governance rear-rangements“ than as a sharply defined entity as the discussion often suggests. Similar to the findings of the STARS, Altrock asks for a more differentiating understanding of public space which helps to capture the multiplicity of situations and opens up opportunities for strategic interventions.

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20 STARS Ausgabe 07_2010[ ] STARS Ausgabe 07_2010

When Madanipour was trying to summarize the two days, he was wondering whether we are now – after a long time of pessimism – too optimistic about what is happening in and with public spaces of our cities. One the one hand, he noticed that quite a number of scholars look at processes of producing valu-able spaces with inclusive appearances, while others see the state of public space a lot more critical and notice conflicts, problems, and the dominance of power of certain actors. To Ma-danipour, it is not a questions of who is right or wrong, whether we should be optimistic or not, but he is rather looking for a good balan-ce, where to draw a line, what to continue to watch carefully, and where we need to inter-vene in planning processes and policies. He was also questioning our optimism when dis-cussing the STARS project and its findings. Although we identified non-municipal actors as partners in creating and caring for publicly accessible spaces, we found that a large variety of different stakeholders are involved, and that co-produced urban spaces are rather normali-ty than exception, we have to study further the intentions and goals of „the others“, the non-municipal actors. Are they really interested in the wellbeing of spaces in a long run as muni-cipal stakeholders have to be? Ali Madanipour was quite sceptical about this and referred to examples in the United Kingdom where priva-te developers went bankrupt, withdrew from their responsibility in public space, and their public commitment stemming from to the pu-blic subsidies they received. These examples maybe special to Britain however they may be less present in Germany – a situation not un-common to international conferences. When scholars from 30 different countries report on their case studies, different issue may be seen differently and actually be present to dif-ferent degrees in each context. Nevertheless,

this international discussion raises important questions we need to address in our coming project STARSmulti in Germany in which we try to better grasp non-municipal stakehol-ders, their interests in public spaces, and what it means for for designing co-productions, and what consequences for public policy can be drawn.

Although almost all conference participants surprised with their precise and complex knowledge of readings and theories in the field, whenever privatization was mentioned and discussed, it remained unclear to us, what kind of private influence is meant precisely when blaming private interests and actions. In addition, although SKUOR as interdiscip-linary center reached out to scholars from dif-ferent disciplines, it was surprising to us that the majority of presentations did not touch upon the design of public space as one way to influence the physical appearance and ac-cordingly the use and character of these parts of our cities. Maybe architects and urban de-signers are not used to discuss their work on academic conferences – which is a pity – since their role is not to underestimate in this re-alm. And if researchers looked at urban de-sign issues, there perspective was rather cri-tical: empty, useless spaces were criticized for not meeting user needs. Chris Keulemanns, a dutch journalist and cultural organizer made such observations in his keynote speech. He talked about „open, clean and bright spaces“ as something generally desired, but in his po-etic words, he also saw them as being so open that security forces could access and intervene way too easily, so clean that every chewing gum thrown out becomes a criminal act, and so bright that any user can be spotlighted in every niche. He took us on a wonderful walk through Amsterdam‘s north, the neglected

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21STARS Ausgabe 07_2010[ ]

Planung neu denkenDas STARS-Journal 07 wird im ersten Quartal 2011 in erweiterter Form als Themenschwer-punkt bei pnd | online erscheinen. pnd | online ist eine Plattform des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtentwicklung mit Texten und Diskussionen zur Entwick-lung von Stadt und Region.

part of town, a similar place to Amsterdam what Australia has been to the England: a colony of convicts. Although, a place for the undesired, Keulemanns‘ described its special character as place where to most likely „love with, chat with, and fight with a local stranger“ – the essence of public space as he says and as it was also saying on the conference bags: „Pu-blic space is where public life unfolds“.

The event was offering enriching two days that fed our desire to keep exploring public space further with all its limitations, its dif-ficulties in trying to define what we talk about, its different perspective on its status, whether to worry about or to be optimistic about pu-blic space, hence its overall complexity. Even though public space is something we all know, we all use, we all appreciate, it is even harder to create, shape, and design these places of our urban environments.

Juliane Pegels

EUROPEAN NOVEMBER CONFERENCE VIENNA 2010

Public space and the challenges of urban transformation in Europe: Politics and culture

Programme: http://skuor.tuwien.ac.atRegistration: [email protected]

Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space Department of Spatial Development, Infrastructure and Environmental PlanningFaculty of Architecture and PlanningVienna University of Technology

10th and 11th November 2010 Palais Kabelwerk, 12. District

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22 STARS Ausgabe 07_2010[ ] STARS Ausgabe 07_2010

STARS@IFLA World CongressPublicly Accessible Urban Spaces in Between Public and Private Interests

Dass die Auseinandersetzung mit koprodu-zierten Stadträumen kein deutsches Anliegen allein ist, zeigen unsere bisherigen Bemühun-gen um Austausch und Kooperation mit For-scherinnen in Chile, Japan und Australien. Im Frühjahr 2010 erweiterte sich der Kreis, als aus der Schweiz die Anfrage kam, ob wir nicht eine session auf der Konferenz der Internatio-nal Federation of Landscape Architects (IFLA) gestalten und moderieren wollen, die im Juni 2011 in Kooperation mit der GrünStadt-Zürich abgehalten wird. Unsere Bewerbung war erfolgreich, so dass wir jetzt auf interes-sante Beiträge und Diskussionen mit Exper-ten hoffen, die sowohl aus kommunalen und privatwirtschaftlichen Kontexten als auch aus internationaler Forschungsperspektive über Planung und Entwicklung von Stadträumen im privat-öffentlichen Spannungsfeld berich-ten können.

Weitere Informationen zum Kongress:

„Scales of Nature“48th IFLA World Congress Zürich27.   - 29. Juni 2011www.ifla2011.com

Noch bis zum 30.November 2010 ist folgen-der Call for Abstracts für Session # 3 offen:„Open spaces like plazas, parks, and promenades are publicly accessible, often not only as the sole product of communal activities but also as a co-product of several public and private stakeholders. Quite a large number of publicly usable spaces are being created by private and public interests. According to the different starting points of the projects, stakeholders take over different responsi-bilities in creating and managing public spaces; hence, the form in which the public-private co-production is organised and regulated varies. As a large number of public spaces is being created not only by communal stakeholders, it is time to study this co-production and to discuss what impact it has on our cities and their inhabitants. The session aims to centre on speakers who have been involved in planning public spaces either in a municipal context or as private developers and on experts with a broad knowledge of public-private partnerships regarding the establishing of public spaces.“ jp

From UrbanLandscapes to Alpine Gardens

The World-Congress of Landscape Architecture

Karte_148x105_IFLA_2011_EN_08.indd 1 29.7.2010 16:02:36 Uhr

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23STARS Ausgabe 07_2010[ ]

STARSinternational Nächste Schritte in der deutsch-chilenischen Kooperation

Die privat-öffentliche Koproduktion von Stadträumen ist nicht nur ein deutsches The-ma. Auch andere Länder diskutieren, was die Entwicklung und Instandhaltung von öffent-lich zugänglichen Räumen im Schnittbereich kommunaler und nicht-kommunaler Verant-wortlichkeiten ausmacht. So wissen wir von Erfahrungen im Umgang mit diesen Räumen nicht nur aus Aachen, Hannover und Leip-zig, sondern auch aus New York City, Tokio, Yokohama, Melbourne, Zürich und Santiago de Chile. In ersten Begegnungen der in den unterschiedlichen Ländern forschenden Wis-senschaftler und Wissenschaftlerinnen wurde deutlich, dass 1. Stadträume im privat-öffentli-chen Schnittbereich überall wichtige Motoren der Stadtentwicklung darstellen, dass 2. sehr unterschiedliche Wege des Interessenaus-gleichs für diese privat-öffentlichen Koopera-tionen gesucht werden und dass 3. Fragen zur Gestaltung der Interdependenz für die kom-munale Steuerung zentral sind.

Das informelle Netzwerk STARSinternatio-nal soll den Austausch über die deutschen Landesgrenzen hinweg verstetigen. Bereits im Juni 2008 konnten wir im Rahmen der pt-Tagung in Aachen in der Arbeitsgruppe „Koproduktion global – Öffentliche Räume in internationalen Kontexten: Tokio, Santia-go de Chile, New York City“ eine Diskussion beginnen, die im Herbst 2008 im „Seminario POPS“ in Santiago de Chile fortgesetzt wurde. Durch ein vom DAAD finanziertes post-doc fellowship an der RMIT University Melbourne konnte Juliane Pegels die Forschungsarbeit nach Australien ausweiten, wo in einem Workshop im Mai 2010 nicht nur Melbourner Akteure über Koproduktionen diskutierten, sondern auch Christian Dimmer von der Uni-versity of Tokyo über Stadträume im japani-schen „Spannungsfeld“ berichtete. Diese eher punktuellen Begegnungen können wir Dank der DFG nun verstetigen, da sie uns Mittel zur „Intensivierung der deutsch-chile-nischen Kooperation“ zur Verfügung stellt. Im Rahmen dieser Intensivierungsphase fin-den Workshops in Aachen und Santiago de Chile statt. Zudem werden öffentliche Ver-anstaltungen organisiert, in denen vor allem erörtert werden soll, welche Fragen Inhalt ei-nes binationalen Forschungsprojektes werden können. Elke Schlack Fuhrmann machte mit

ihrer Veranstaltung „Lugares publicos en trans-formacion. Escenarios de la vida publica en la cuidad latinoamericana y europea“ am 03. und 04. November 2010 im Goethe-Institut einen Auftakt, der im Dezember 2010 in Aachen fortgesetzt wird. Im Rahmen eines deutsch-chilenischen Workshops findet am 03. De-zember 2010 ein Expertentag an der RWTH Aachen statt, zu dem Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Fakul-täten eingeladen sind über Ihre Arbeiten in lateinamerikanischen Forschungskontexten zu berichten und Ansätze der deutsch-chile-nischen Forschung zu diskutieren. Im März 2011 reisen dann die Aachener Forscherinn-nen nach Santiago de Chile; nicht nur um die koproduzierten Räume vor Ort in Augen-schein zu nehmen, sondern um einen ge-meinsamen Forschungsantrag zu realisieren.

Einen ersten Einblick in die gemeinsame For-schungsarbeit gibt der Text: Christian Dim-mer, Juliane Pegels, Elke Schlack Fuhrmann. „Ähnliche Phänomene, unterschiedliche Er-fahrungen: Öffentlich zugängliche Räume in Chile, Japan und den USA“. In: Berding et al. (2010). Stadträume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und Promenaden im Schnittbe-reich öffentlicher und privater Aktivitäten. An einem weiteren Baustein arbeitet Elke Schlack Fuhrmann derzeit mit der Herausgabe des Buches „Producción privada de espacio público.“ (Erscheinung 2011), das wichtige Texte aus der deutschen Diskussion auch dem spanisch-sprachigem Umfeld zugänglich machen soll. jp

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24 STARS Ausgabe 07_2010[ ]

07 Impressum/Kontakt

Journal zum Forschungsprojekt [STARS] – Stadträume in Spannungsfeldern.Herausgegeben im November 2010 von:Ulrich Berding, Antje Havemann, Juliane Pegels, Klaus Selle und Peter Weber

Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, RWTH Aachen UniversityPostfach, 52056 Aachen. T +49 241 80 983 [email protected] www.pt.rwth-aachen.deBildnachweis: Wenn nicht anders angegeben, alle Abbildungen: PT

Unsere Bücher!

Antje Havemann, Klaus Selle (Hg.)

Plätze, Parks & Co.Stadträume im Wandel. Analysen, Positionen, Konzepte.

38,– Euro, ISBN 978-3-939486-48-0, 14,5 x 21,5 cm, 672 Seiten, Hardcover in Fadenheftung, Sep-tember 2010 – edition stadtentwicklung

Öffentlich nutzbare Stadträume bilden ein zentrales und facettenreiches Handlungsfeld von Städtebau und Stadtpolitik. Ein entsprechend großes Gewicht nehmen sie in der Fachliteratur ein. Da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Daher werfen wir (erneut, wie schon 2002 in einer ersten Textsammlung) die Frage auf: »Was ist los mit den öffentlichen Räumen?« und stellen neues wie altes, weiterhin aktuelles Material zu ihrer Beantwortung bereit: Analysen des Wandels der Stadträume, Positionen zu Rolle und Aufgaben öffentlicher und anderer Akteure sowie Konzepte zur Gestaltung von Plätzen, Parks & Co.

Analysen, Positionen und Konzepte vonUwe Altrock, Sid Auffarth, Ulrich Berding, Benjamin David, Heidi Dumreicher, Andreas Feld-tkeller, Jan Gehl, Thomas Göbel-Groß, Klaus Habermann-Nieße, Dieter Hassenpflug, Ulrich Hatzfeld, Antje Havemann, Ulfert Herlyn, Michael Hootz, Sandra Huning, Bettina Kolb, Oliver Kuklinski, Jürgen Milchert, Brigitte Nieße, Nina Overhageböck, Hanno Rauterberg, Christa Rei-cher, Jochen Richard, Hilde Richter-Richard, Marlo Riege, Klaus Ronneberger, Adelheid von Sal-dern, Bernhard Schneider, Jochem Schneider, Herbert Schubert, Hille von Seggern, Klaus Selle, Walter Siebel, Thomas Sieverts, Erika Spiegel, Maria Spitthöver, Wulf Tessin, Jan Wehrheim und Martin Wentz.

Ulrich Berding, Antje Havemann, Juliane Pegels, Bettina Perenthaler (Hg.)

Stadträume in SpannungsfeldernPlätze, Parks und Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater Aktivitäten

38,– Euro, ISBN 978-3-939486-49-7, 14,5 x 21,5 cm, 372 Seiten, Hardcover in Fadenheftung, Septem-ber 2010 – edition stadtentwicklung

Im Rahmen des Forschungsprojektes »Stadträume in Spannungsfeldern« (STARS) sind Plätze, Parks und Promenaden in deutschen Städten untersucht worden, an deren Entstehung, Gestal-tung und Unterhaltung sowohl öffentliche als auch private Akteure beteiligt waren und sind. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden in diesem Buch einerseits präsentiert und andererseits diskutiert und erweitert. Fachleute aus Forschung und Praxis, Planung und Verwaltung ergänzen die Forschungsergebnisse und lenken den Blick auf rechtliche, soziologische, historische, bau-kulturelle oder auch internationale Kontexte, auf neue Beispiele, auf spezielle Kooperationen und beschreiben die Wahrnehmung dieser »Spannungsfelder« aus ihrer Sicht.

Mit Beiträgen von Uwe Altrock, Paul Bauer, Ulrich Berding, Katharina Brzenczek, Christian Dimmer, Gerhard Fehl, Antje Havemann, Bernd Hunger, Marieluise Jonas, Robert Kaltenbrunner, Kaspar Klaffke, Martin Klamt, Anne Kraft, Harald Lange, Franziska Lehmann, Andrea Lietz, Stephan Mitschang, Juliane Pegels, Bettina Perenthaler, Franz Pesch, Ulrike Rose, Elke Schlack Fuhrmann, Tim Schwarz, Klaus Selle, Wulf Tessin, Claus-C. Wiegandt und Elena Wiezorek.