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THUN Anfang Juni startet die Firma Thermission auf dem Ruag- Areal in Thun ihre Produktion. Die Firma bietet eine neuartige Form der Metallbeschichtung an. Bereits ist ein Joint Venture mit dem grössten Lastwagenproduzenten Russlands abgeschlos- sen. CEO Thomas Eck sieht ein «riesiges Potenzial». In die drei grossen Produktions- hallen mit einer Fläche von über 10 000 Quadratmetern, in denen zuvor die Solarfirma Meyer Bur- ger beheimatet war, kehrt Zug um Zug wieder Leben ein. Böden und Wände sind frisch gestri- chen, an Toren und Hebekränen steht bereits der neue Schriftzug «Thermission». Seit dem Jahres- wechsel laufen zahlreiche Vor- bereitungen für den Aufbau von Entwicklung und industrieller Serienfertigung. «Wir starten Anfang Juni hier in Thun mit un- serer ersten Produktion», erzählt CEO Thomas Eck auf einem Rundgang durch die Hallen. Seri- enmaschinen unterschiedlicher Grösse stehen bereits zur Ober- flächenbehandlung von Produk- ten mit dem Levicor-Verfahren bereit. «Dieses patentierte Ver- fahren findet überwiegend bei der Verarbeitung von Metallen und Eisen Anwendung», erzählt Eck. Das Dienstleistungs- und Produktionsangebot der Ther- mission reiche dabei von der Behandlung von Metallteilen bis zum Bau von Beschichtungsma- schinen. Metallteile werden in ei- nem thermischen Prozess durch Zusatz von Zink veredelt und in ihren Eigenschaften vielfach ver- bessert. «Dies zeigt sich in einer erhöhten Korrosionsbeständig- keit und Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen der behandel- ten Produkte», betont Eck. Zu- sätzlich wird die Festigkeit des Materials erhöht und eine Ge- wichtsreduktion erzielt, dies bei gleichzeitiger Beibehaltung der Originalgrösse. Das Spektrum ist beinahe unbegrenzt und reicht von der Behandlung von Verbin- dungselementen, wie Schrauben oder Winkeln, hin zu grossen Ka- rosseriestrukturen sowie Kons- truktionselementen für eine in- dustrielle Anwendung. Grossauftrag in Russland Die neue Technologie der Firma Thermission, die bisher vor allem in Belgien tätig war (vgl. Kasten), bringt erste Erfolge. Im März kam Thermission mit dem russi- schen Lastwagenproduzenten Kamaz ins Geschäft. Dieses be- inhaltet einerseits ein Joint Ven- ture für den Bau einer gemeinsa- men Fabrikanlage in Russland sowie einen Grossauftrag für das Erstellen der Produktionsanlage und für die Verarbeitung sämtli- cher von Kamaz für die Produk- tion benötigten Teile in allen Staaten der früheren Sowjet- union. Zahlen dazu will Eck nicht nennen, nur so viel: «Kamaz ist die grösste Automobilkorpora- tion Russlands und weltweit die Nummer 13 im Lastwagenbau.» Alle Fahrzeugteile, die gegen Rost geschützt werden müssen, werden künftig mit der Levicor- Technologie behandelt. Die Ver- arbeitung soll nächstes Jahr be- ginnen. Im neuen Werk in Russ- land sollen pro Jahr 250 000 Ton- nen Metallteile beschichtet wer- den. «Mit dieser Zusammenar- beit öffnet sich uns ein riesiger Markt», ist Thomas Eck über- zeugt. Bis zu 30 Personen in Thun Davon soll auch der Standort Thun profitieren. «In Thun wer- den Labors und Testwerkstatt und damit der Kopf der ganzen Technologie angesiedelt sein», so Eck. Anfangs werden etwa 15 Per- sonen, mittelfristig bis zu 30 Per- sonen in Thun arbeiten. Das Schwergewicht der Tätigkeiten liege in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Enginee- ring. «Wir werden hier für unsere Kunden ganze Anlagen konzipie- ren und anschliessend am ge- wünschten Ort aufbauen», be- tont Eck. Aber auch in Thun sel- ber werden angelieferte Metall- Start mit Grossauftrag aus Russland teile veredelt und dann wieder an den Kunden zurückspediert. «Ei- ne Massenproduktion am Stand- ort Thun wird es aber nicht ge- ben, das würde aus logistischen Gründen keinen Sinn machen», sagt Eck. Man könne am Standort Thun aber zeigen, wie leistungs- fähig das Verfahren sei, und die Produktionstechnik anschlies- send zu den Kunden bringen. Diese sieht Eck nicht nur in der Automobilbranche, sondern auch in den Bereichen Flugzeug- bau, Rüstung, Gas- und Ölindus- trie sowie Schienenverkehr. Zusammenarbeit mit Ruag Der Standort Thun wurde nicht zufällig ausgewählt, wie Eck be- tont. «Entscheidend für uns war die Zusammenarbeit mit der Ruag, die früher selber Oberflä- chenbeschichtungen ausführ- «In Thun werden Labors und Test- werkstatt und damit der Kopf der ganzen Technologie ange- siedelt sein.» Thomas Eck te.» Die Partnerschaft mit der Ruag im technologischen und im personellen Bereich biete viele Synergien. So kann sich Eck den Austausch von Mitarbeitern oder die Übernahme von ausge- bildeten Lehrlingen sowie eine Zusammenarbeit in den Berei- chen Forschung und Labortech- nik vorstellen. Die räumliche Nähe zur Ruag, welche die Pro- duktionshallen an Thermission vermietet hat, ermögliche das Ausschöpfen von Synergien und biete ideale Voraussetzungen, dafür, die Levicor-Technologie weiterzuentwickeln. Einen wei- teren Vorteil hebt der aus Deutschland stammende CEO speziell hervor: «Das Prädikat Swiss made ist für uns natürlich auch ein grosser Vorteil im in- ternationalen Markt.» Roland Drenkelforth THERMISSION Die Thermission AG wurde 1997 in Freiburg (Schweiz) gegründet und hat ihren Holdingsitz heute in Engelberg. Die Firma entwickelte die Levicor-Technologie, ein ge- mäss Firmenangabe einzigartiges Thermodiffusionsverfahren zum Korrosionsschutz und zur Verede- lung von Metallen. Verwaltungs- ratspräsident ist Stav Jacobi, Mitglieder im Verwaltungsrat sind Jürgen Dormann und Louis Freeh. Ende 2013 wurde in Thun die Thermission (Suisse) SA ge- gründet und die Produktion von Belgien in die Schweiz verla- gert. Diese wird nun Anfang Juni aufgenommen. In Russland ist der Bau einer weiteren Produk- tionsstätte geplant. CEO ist der Deutsche Thomas Eck, der zuvor in der Automobilindustrie und als selbstständiger Wirtschaftsbera- ter tätig war. Die Thermission AG publiziert derzeit keine Umsatz- zahlen. Die Firma gehört einer Gruppe von Aktionären aus der Schweiz und aus Europa. rdh Der Holdingsitz ist in Engelberg Führung mit CEO Thomas Eck durch die noch stillen Werkhallen: Einzelne Maschinen sind bereits aufgebaut, ab dieser Woche wird die Produktion hochgefahren. Patric Spahni GWATT TT-Leserin Judith Hubacher war gestern Morgen dabei, als zwei Schwäne beim Bonstettenpark aufeinander losgingen. Und drückte auf den Auslöser ihrer Kamera. «Es war gleichzeitig brutal und fas- zinierend», erzählt Leserin Judith Hubacher. Sie beobachtete gestern um 7 Uhr einen Revierkampf zwi- schen zwei Schwänen. «Die idylli- sche Stimmung bei der Brätlistelle des Bonstettenparks wurde jäh ge- trübt, als sich die zwei Familien, die eine mit vier, die andere mit sieben Jungen, begegneten. Sofort ent- brannte ein Kampf zwischen den beiden Männchen», schildert Ju- dith Hubacher die Geschehnisse. «Der Stärkere versuchte dabei im- mer wieder, den Schwächeren un- ter Wasser zu drücken. Auch die Weibchen gingen aufeinander los, es blieb aber bei Drohgebärden.» Der unterlegene Schwan sei ans Ufer geflüchtet, wo der Kampf un- vermindert weiterging. Eine Frau habe die Kontrahenten schliess- lich mit ihren Walkingstöcken ge- trennt, worauf sich der Verlierer aus dem Staub machte. «Ich bin froh, dass der Kampf ein gutes En- de nahm», meint die Leserin. don Revierkampf zwischen zwei Schwanenfamilien am Thunersee – heftig und doch gleichzeitig faszinierend Thun / Region Mittwoch 4. Juni 2014 Gabrovo, die Partnerstadt von Thun in Bulgarien, macht nach dem EU-Beitritt mit der Betreuung von behinderten Kindern vorwärts. Nebst der Sonderschule und der Tagesstätte gibt es seit 2009 das Autismuszentrum Keller. Dieses wurde dank der Spende des Ehepaars Rosmarie und Jon Keller aus Thun aufgebaut. Gabrovo fördert Autistenkinder dank Spenden STÄDTEPARTNERSCHAFT BESUCH IN GABROVO Der Bub versucht, die grossen farbigen Bausteine aus Kunst- stoff zu stapeln. Doch sie passen nicht aufeinander und fallen stets hinunter. Der Achtjährige ärgert sich und platziert trotz- dem den roten Würfel auf das blaue Dreieck. Plötzlich schaut er um sich und zeigt auf die herzför- mige Wanne aus Kunststoffele- menten neben sich. Mithilfe ei- ner Betreuerin lässt er sich in das Bad bunter Bälle fallen. Er lacht, wirft einen Ball in den Raum, so- gleich den nächsten. Es ist ein Moment im Autis- muszentrum Keller in Gabrovo (vgl. Kasten). Ein geistig behin- derter Junge, der zusätzlich au- tistische Störungen hat, besucht im Montessori-Raum (Arbeit nach dem pädagogischen Mon- tessori-Prinzip, vgl. auch Kasten) eine Therapiestunde. Das Zen- trum ist – nebst der Sonderschu- le, der Tagesstätte und dem Be- treuten Wohnen – eine Einrich- tung, von der rund 20 bis 25 geis- tig behinderte Kinder im Alter von 3 bis 27 Jahren in Gabrovo profitieren (vgl. Ausgabe von ges- tern). Sie besuchen nur ein Ange- bot oder auch alle Institutionen, je nach familiärer Situation und Grad der Behinderung. Aus allen Teilen Bulgariens Daniela Wassileva ist Direktorin Soziales, Ausbildung, Jugendtä- tigkeit, Gesundheit und Sport und betreut alle sozialen Institu- tionen in Gabrovo. Die 47-Jährige ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern. «Die Kinder werden uns in der Regel zugewiesen», sagt die einstige Lehrerin, die bis vor 2 Jahren, und dies 10 Jahre lang, ein Heim für jugendliche Männer im Alter von 10 bis 20 Jahren mit krimineller Vergan- genheit geleitet hat. Die Institutionen werden durch den Staat finanziert und von Gabrovo betrieben und zum Teil durch die Städtepartner- schaft Thun-Gabrovo unter- stützt. So werden etwa ein be- stimmtes Projekt oder ein Aus- flug mit den Kindern finanziert oder ein Gerät, welches sich für eine bestimmte Therapie eignet. Karnevalskleider für Kinder In der 1967 gegründeten Sonder- schule werden die Kinder unter- richtet, in der Tagesstätte tags- über betreut, je nach Bedürfnis von 8 bis 17 Uhr oder auch nur über die Mittagszeit oder an einzelnen Nachmittagen. «Die- ses Jahr konnten wir mit Kindern dank der Städtepartnerschaft Karnevalskleider für sie nähen», sagt Anelia Alexandrova, seit 2008 Leiterin der Sonderschule. In der Tagesstätte, welche es seit 2007 gibt, ist die Stimmung aber derzeit etwas getrübt. «Uns ist der Schulbus gestohlen wor- den, mit dem wir die Kinder in- nerhalb der Angebote hin- und hergefahren haben», berichtet die Leiterin Svetla Grigorova der Beauftragten für die Städtepart- nerschaft. Jasmina Stalder aus Thun hilft ihr gerade, beim För- derverein Thun-Gabrovo einen Antrag zur Mitfinanzierung ei- nes Ersatzbusses zu stellen. Neu: «Betreutes Wohnen» Seit April bietet die Stadt Gabro- vo auch Betreutes Wohnen an. In zwei Wohnungen werden geistig behinderte Kinder im Alter von 3 bis 27 Jahren betreut. Sie werden aus ganz Bulgarien zugewiesen. «Das ist ein Förderprogramm der EU», sagt Daniela Wassileva. Eine solche Einrichtung sei ein positives Beispiel, für das Gelder aus dem EU-Raum eingesetzt werden. «Es gibt strenge Vorga- ben und Kontrollen», erklärt sie. Bulgarien habe 240 Gemeinden und führe insgesamt 15 funktio- nierende «Betreutes Wohnen». Im Aufbau sei zudem eine Auf- fangstation für Mütter und ihre Neugeborenen, als Hilfe zur Selbsthilfe. «Wir möchten ver- hindern, dass sie auf der Strasse landen, und versuchen, sie wie- der in ihre Familien zu integrie- Im Montessori-Raum des Autismuszentrums Keller (v.l.): Die Leiterin Ralitza Reykova, Daniela Wassileva von der Stadtverwaltung Gabrovo und Jasmina Stalder, die als Koordinatorin der Städtepartnerschaft dem Zentrum einen Besuch abgestattet hat. Bilder Franziska Streun «Dank der Städte- partnerschaft konnten wir Karnevalskostüme nähen.» Anelia Alexandrova Spielzeuge zur Therapie: Im Autismuszentrum Keller werden die Kinder mit Spielen abgelenkt und gefördert. Ein Geschenk aus der Schweiz: Stella spielt im Garten mit einem Geschicklichkeitsgerät. «Das Autismus- zentrum Keller ist ein Parade- beispiel für sinnvoll eingesetzte Spendengelder.» Ralitza Reykova ren», erklärt Wassileva. Bis heute unterhält Gabrovo insgesamt 19 soziale Angebote für bedürftige Kinder und Erwachsene. Autismuszentrum Keller Das vor 3 Jahren mit der Spende von 100 000 Franken vom Thu- ner Ehepaar Rosmarie und Jon Keller ins Leben gerufene und aufgebaute Autismuszentrum Keller wird heute ebenfalls durch den Staat finanziert (vgl. Kasten). «Es ist in Bulgarien ein Vorzeige- zentrum», sagt die Leiterin und Psychologin Ralitza Reykova. «Es ist ein Paradebeispiel, wie mit Spendengeld etwas Sinnvolles eingerichtet werden kann», sagt Reykova. Es werde unter idealen Bedingungen gearbeitet – so etwa mit einer Spiegelwand, einem Schaukelpferd und mit viel Spiel- zeug. «Fachleute aus Thun ka- men und lehrten uns das Montes- sori-Konzept mit Musiktherapie und Fitnessgeräten.» Eine der Heilpädagoginnen ist Andreyanwa Doykin. Sie liebt ihre Arbeit mit den behinderten GEZIELTES PROJEKT Das Autismuszentrum Keller gibt es dank einer Spende des Thuner Ehepaars Rosmarie und Jon Keller. 2009 spendeten sie Gabrovo 100 000 Franken für ein gezieltes Projekt. «Die Verant- wortlichen unterbreiteten uns mehrere Vorschläge, und diese Idee passte uns am meisten», sagt Keller, der Stadtarchivar war und heute oft als Stadtführer un- terwegs ist. Die Spende ermög- lichte, ein Haus umzubauen und Heilpädagoginnen und Psycho- loginnen mit Schwerpunkt Autismus auszubilden, teils in Gabrovo, teils in Thun. Das Geld reichte auch aus, während zweier Jahre die Löhne zu bezahlen. Diese Zeit brauchte Gabrovo, um mit dem Staat Bulgarien einen Vertrag abschliessen zu können. Darin sind Leistungen wie die Löhne sichergestellt. Die geistig behinderten Kinder, die zugleich autistische Beeinträchtigungen haben, können im Zentrum Zu- satztherapien besuchen. Zurzeit wird ein Handbuch er- stellt, welches den Eltern und anderen Autismuszentren abge- geben werden kann. Damit wer- den ihnen wichtige Informatio- nen weitergegeben, damit sie Kinder optimal unterstützen kön- nen und im Idealfall ein Heimein- tritt, ein Sonderunterricht oder Ähnliches nicht mehr nötig ist. Mit dem restlichen Geld der Spende des Ehepaars Keller konnte kürzlich eine Spiegel- wand zwischen zwei Zimmern eingerichtet werden, damit die Eltern den Kindern bei der Thera- pie zuschauen können. Als Letz- tes wurde noch ein Raum nach dem pädagogischen Montesso- ri-Konzept eingerichtet. Dieses beruht auf dem Prinzip, dass die Beobachtung des Kindes zeigt, welche Unterstützung ihm am meisten dient. «Wir freuen uns darüber», sagt Keller, auch im Namen seiner Frau Rosmarie, «dass mit unserer Spende ein sinnvolles Angebot dauerhaft eingerichtet werden konnte.» sft Kindern: «Es ist ein unbeschreib- lich schönes Gefühl, wenn ich sehe, wie sich die Kinder positiv entwickeln.» Daniela Wassileva ist froh um die Geduld der Päd- agogin: «Denn es braucht noch viel Arbeit, bis alle Eltern zu ih- ren behinderten Kinder stehen und sie akzeptieren.» Früher sei- en alle in ein Heim abgeschoben worden. «Bald geben wir – wie es Thun mit uns tut – vom Autis- muszentrum Keller Wissen an andere Autismuszentren in Bul- garien weiter.» Dies vor allem in Form eines Handbuches und ge- meinsamer Treffen. Ruhe im Montessori-Raum Der Bub hat genug von den bun- ten Bällen und zieht die Heilpä- dagogin fest an sich, die auf dem Rand der Wanne sitzt. Auf einmal geht die Tür auf, und eine Frau tritt ein. Sie beobachtet die bei- den und blinzelt ihnen zu. Als der Bub sie erblickt, gerät er vor Freude beinahe ausser sich. Die Mutter schiebt den Rollstuhl an und geht zu ihrem Sohn. «Herzli- chen Dank», sagt die Mutter zu Andreyanwa Doykin. Beide hel- fen sich gegenseitig, den Jungen trotz seiner ungelenkigen Bewe- gungen in den Rollstuhl zu set- zen. Die Mutter schiebt ihren Sohn aus dem Montessori-Raum. Mit einem Lächeln dreht sie sich kurz um und sagt, ja flüstert vielmehr: «Also, bis morgen!» Franziska Streun Dies ist der zweite und letzte Teil einer Reportage aus Gabrovo (1.Teil: siehe Ausgabe von gestern). 3 Leserbilder/Judith Hubacher

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Page 1: STÄDTEPARTNERSCHAFT BESUCH IN GABROVO Gabrovo fördert ... · 4. Juni 2014 Gabrovo, die Partnerstadt von Thun in Bulgarien, macht nach dem EU-Beitritt mit der Betreuung von behinderten

THUN Anfang Juni startet die Firma Thermission auf dem Ruag-Areal in Thun ihre Produktion. Die Firma bietet eine neuartigeForm der Metallbeschichtung an. Bereits ist ein Joint Venturemit dem grössten Lastwagenproduzenten Russlands abgeschlos-sen. CEO Thomas Eck sieht ein «riesiges Potenzial».

In die drei grossen Produktions-hallen mit einer Fläche von über10 000 Quadratmetern, in denenzuvor die Solarfirma Meyer Bur-ger beheimatet war, kehrt Zugum Zug wieder Leben ein. Bödenund Wände sind frisch gestri-chen, an Toren und Hebekränensteht bereits der neue Schriftzug«Thermission». Seit dem Jahres-wechsel laufen zahlreiche Vor-bereitungen für den Aufbau vonEntwicklung und industriellerSerienfertigung. «Wir startenAnfang Juni hier in Thun mit un-serer ersten Produktion», erzähltCEO Thomas Eck auf einemRundgang durch die Hallen. Seri-enmaschinen unterschiedlicherGrösse stehen bereits zur Ober-flächenbehandlung von Produk-ten mit dem Levicor-Verfahrenbereit. «Dieses patentierte Ver-fahren findet überwiegend beider Verarbeitung von Metallenund Eisen Anwendung», erzähltEck. Das Dienstleistungs- undProduktionsangebot der Ther-mission reiche dabei von derBehandlung von Metallteilen biszum Bau von Beschichtungsma-schinen. Metallteile werden in ei-nem thermischen Prozess durchZusatz von Zink veredelt und inihren Eigenschaften vielfach ver-bessert. «Dies zeigt sich in einererhöhten Korrosionsbeständig-keit und Resistenz gegenüber

Umwelteinflüssen der behandel-ten Produkte», betont Eck. Zu-sätzlich wird die Festigkeit desMaterials erhöht und eine Ge-wichtsreduktion erzielt, dies beigleichzeitiger Beibehaltung derOriginalgrösse. Das Spektrum ist

beinahe unbegrenzt und reichtvon der Behandlung von Verbin-dungselementen, wie Schraubenoder Winkeln, hin zu grossen Ka-rosseriestrukturen sowie Kons-truktionselementen für eine in-dustrielle Anwendung.

Grossauftrag in RusslandDie neue Technologie der FirmaThermission, die bisher vor allemin Belgien tätig war (vgl. Kasten),bringt erste Erfolge. Im Märzkam Thermission mit dem russi-schen LastwagenproduzentenKamaz ins Geschäft. Dieses be-inhaltet einerseits ein Joint Ven-

ture für den Bau einer gemeinsa-men Fabrikanlage in Russlandsowie einen Grossauftrag für dasErstellen der Produktionsanlageund für die Verarbeitung sämtli-cher von Kamaz für die Produk-tion benötigten Teile in allenStaaten der früheren Sowjet-union. Zahlen dazu will Eck nichtnennen, nur so viel: «Kamaz istdie grösste Automobilkorpora-tion Russlands und weltweit dieNummer 13 im Lastwagenbau.»Alle Fahrzeugteile, die gegenRost geschützt werden müssen,werden künftig mit der Levicor-Technologie behandelt. Die Ver-arbeitung soll nächstes Jahr be-ginnen. Im neuen Werk in Russ-land sollen pro Jahr 250 000 Ton-nen Metallteile beschichtet wer-den. «Mit dieser Zusammenar-beit öffnet sich uns ein riesigerMarkt», ist Thomas Eck über-zeugt.

Bis zu 30 Personen in ThunDavon soll auch der StandortThun profitieren. «In Thun wer-den Labors und Testwerkstattund damit der Kopf der ganzenTechnologie angesiedelt sein», soEck. Anfangs werden etwa 15 Per-sonen, mittelfristig bis zu 30 Per-sonen in Thun arbeiten. DasSchwergewicht der Tätigkeitenliege in den Bereichen Forschungund Entwicklung sowie Enginee-ring. «Wir werden hier für unsereKunden ganze Anlagen konzipie-ren und anschliessend am ge-wünschten Ort aufbauen», be-tont Eck. Aber auch in Thun sel-ber werden angelieferte Metall-

Start mit Grossauftrag aus Russlandteile veredelt und dann wieder anden Kunden zurückspediert. «Ei-ne Massenproduktion am Stand-ort Thun wird es aber nicht ge-ben, das würde aus logistischenGründen keinen Sinn machen»,sagt Eck. Man könne am StandortThun aber zeigen, wie leistungs-fähig das Verfahren sei, und dieProduktionstechnik anschlies-send zu den Kunden bringen.Diese sieht Eck nicht nur in derAutomobilbranche, sondernauch in den Bereichen Flugzeug-bau, Rüstung, Gas- und Ölindus-trie sowie Schienenverkehr.

Zusammenarbeit mit RuagDer Standort Thun wurde nichtzufällig ausgewählt, wie Eck be-tont. «Entscheidend für uns wardie Zusammenarbeit mit derRuag, die früher selber Oberflä-chenbeschichtungen ausführ-

«In Thun werdenLabors und Test-werkstatt und damitder Kopf der ganzenTechnologie ange-siedelt sein.»

Thomas Eck

te.» Die Partnerschaft mit derRuag im technologischen und impersonellen Bereich biete vieleSynergien. So kann sich Eck denAustausch von Mitarbeiternoder die Übernahme von ausge-bildeten Lehrlingen sowie eineZusammenarbeit in den Berei-chen Forschung und Labortech-nik vorstellen. Die räumlicheNähe zur Ruag, welche die Pro-duktionshallen an Thermissionvermietet hat, ermögliche dasAusschöpfen von Synergien undbiete ideale Voraussetzungen,dafür, die Levicor-Technologieweiterzuentwickeln. Einen wei-teren Vorteil hebt der ausDeutschland stammende CEOspeziell hervor: «Das PrädikatSwiss made ist für uns natürlichauch ein grosser Vorteil im in-ternationalen Markt.»

Roland Drenkelforth

THERMISSION

Die Thermission AG wurde 1997in Freiburg (Schweiz) gegründetundhat ihrenHoldingsitzheute inEngelberg. Die Firma entwickeltedie Levicor-Technologie, ein ge-mäss Firmenangabe einzigartigesThermodiffusionsverfahren zumKorrosionsschutz und zur Verede-lungvonMetallen.Verwaltungs-ratspräsident ist Stav Jacobi,Mitglieder im Verwaltungsratsind Jürgen Dormann und LouisFreeh. Ende 2013 wurde in Thundie Thermission (Suisse) SA ge-

gründet und die Produktion vonBelgien in die Schweiz verla-gert. Diese wird nun Anfang Juniaufgenommen. In Russland istder Bau einer weiteren Produk-tionsstätte geplant. CEO ist derDeutsche Thomas Eck, der zuvorin der Automobilindustrie und alsselbstständiger Wirtschaftsbera-ter tätig war. Die Thermission AGpubliziert derzeit keine Umsatz-zahlen. Die Firma gehört einerGruppe von Aktionären aus derSchweiz und aus Europa. rdh

Der Holdingsitz ist in Engelberg

Führung mit CEO Thomas Eck durch die noch stillen Werkhallen: Einzelne Maschinen sind bereits aufgebaut, ab dieser Woche wird die Produktion hochgefahren. Patric Spahni

GWATT TT-Leserin JudithHubacher war gestern Morgendabei, als zwei Schwäne beimBonstettenpark aufeinanderlosgingen. Und drückte aufden Auslöser ihrer Kamera.

«Es war gleichzeitig brutal und fas-zinierend», erzählt Leserin JudithHubacher. Sie beobachtete gesternum 7 Uhr einen Revierkampf zwi-schen zwei Schwänen. «Die idylli-sche Stimmung bei der Brätlistelledes Bonstettenparks wurde jäh ge-trübt, als sich die zwei Familien, dieeine mit vier, die andere mit siebenJungen, begegneten. Sofort ent-

brannte ein Kampf zwischen denbeiden Männchen», schildert Ju-dith Hubacher die Geschehnisse.«Der Stärkere versuchte dabei im-mer wieder, den Schwächeren un-ter Wasser zu drücken. Auch dieWeibchen gingen aufeinander los,es blieb aber bei Drohgebärden.»Der unterlegene Schwan sei ansUfer geflüchtet, wo der Kampf un-vermindert weiterging. Eine Frauhabe die Kontrahenten schliess-lich mit ihren Walkingstöcken ge-trennt, worauf sich der Verliereraus dem Staub machte. «Ich binfroh, dass der Kampf ein gutes En-de nahm», meint die Leserin. don

Revierkampf zwischen zwei Schwanenfamilien am Thunersee – heftig und doch gleichzeitig faszinierend

Thun/RegionMittwoch4. Juni 2014

Gabrovo, die Partnerstadt von Thun in Bulgarien, macht nachdem EU-Beitritt mit der Betreuung von behinderten Kindernvorwärts. Nebst der Sonderschule und der Tagesstätte gibtes seit 2009 das Autismuszentrum Keller. Dieses wurde dankder Spende des Ehepaars Rosmarie und Jon Keller aus Thunaufgebaut.

Gabrovo fördert Autistenkinder dank SpendenSTÄDTEPARTNERSCHAFT BESUCH IN GABROVO

Der Bub versucht, die grossenfarbigen Bausteine aus Kunst-stoff zu stapeln. Doch sie passennicht aufeinander und fallenstets hinunter. Der Achtjährigeärgert sich und platziert trotz-dem den roten Würfel auf dasblaue Dreieck. Plötzlich schaut erum sich und zeigt auf die herzför-mige Wanne aus Kunststoffele-menten neben sich. Mithilfe ei-ner Betreuerin lässt er sich in dasBad bunter Bälle fallen. Er lacht,wirft einen Ball in den Raum, so-gleich den nächsten.

Es ist ein Moment im Autis-muszentrum Keller in Gabrovo(vgl. Kasten). Ein geistig behin-derter Junge, der zusätzlich au-tistische Störungen hat, besuchtim Montessori-Raum (Arbeitnach dem pädagogischen Mon-tessori-Prinzip, vgl. auch Kasten)eine Therapiestunde. Das Zen-trum ist – nebst der Sonderschu-le, der Tagesstätte und dem Be-treuten Wohnen – eine Einrich-tung, von der rund 20 bis 25 geis-tig behinderte Kinder im Altervon 3 bis 27 Jahren in Gabrovoprofitieren (vgl. Ausgabe von ges-tern). Sie besuchen nur ein Ange-bot oder auch alle Institutionen,je nach familiärer Situation undGrad der Behinderung.

Aus allen Teilen BulgariensDaniela Wassileva ist DirektorinSoziales, Ausbildung, Jugendtä-tigkeit, Gesundheit und Sportund betreut alle sozialen Institu-tionen in Gabrovo. Die 47-Jährigeist Mutter von zwei erwachsenenKindern. «Die Kinder werdenuns in der Regel zugewiesen»,sagt die einstige Lehrerin, die bisvor 2 Jahren, und dies 10 Jahrelang, ein Heim für jugendliche

Männer im Alter von 10 bis 20Jahren mit krimineller Vergan-genheit geleitet hat.

Die Institutionen werdendurch den Staat finanziert undvon Gabrovo betrieben und zumTeil durch die Städtepartner-schaft Thun-Gabrovo unter-stützt. So werden etwa ein be-stimmtes Projekt oder ein Aus-

flug mit den Kindern finanziertoder ein Gerät, welches sich füreine bestimmte Therapie eignet.

Karnevalskleider für KinderIn der 1967 gegründeten Sonder-schule werden die Kinder unter-richtet, in der Tagesstätte tags-über betreut, je nach Bedürfnisvon 8 bis 17 Uhr oder auch nurüber die Mittagszeit oder aneinzelnen Nachmittagen. «Die-

ses Jahr konnten wir mit Kinderndank der StädtepartnerschaftKarnevalskleider für sie nähen»,sagt Anelia Alexandrova, seit2008 Leiterin der Sonderschule.

In der Tagesstätte, welche esseit 2007 gibt, ist die Stimmungaber derzeit etwas getrübt. «Unsist der Schulbus gestohlen wor-den, mit dem wir die Kinder in-nerhalb der Angebote hin- undhergefahren haben», berichtetdie Leiterin Svetla Grigorova derBeauftragten für die Städtepart-nerschaft. Jasmina Stalder ausThun hilft ihr gerade, beim För-derverein Thun-Gabrovo einenAntrag zur Mitfinanzierung ei-nes Ersatzbusses zu stellen.

Neu: «Betreutes Wohnen»Seit April bietet die Stadt Gabro-vo auch Betreutes Wohnen an. Inzwei Wohnungen werden geistigbehinderte Kinder im Alter von 3bis 27 Jahren betreut. Sie werdenaus ganz Bulgarien zugewiesen.«Das ist ein Förderprogramm derEU», sagt Daniela Wassileva.Eine solche Einrichtung sei einpositives Beispiel, für das Gelderaus dem EU-Raum eingesetztwerden. «Es gibt strenge Vorga-ben und Kontrollen», erklärt sie.Bulgarien habe 240 Gemeindenund führe insgesamt 15 funktio-nierende «Betreutes Wohnen».

Im Aufbau sei zudem eine Auf-fangstation für Mütter und ihreNeugeborenen, als Hilfe zurSelbsthilfe. «Wir möchten ver-hindern, dass sie auf der Strasselanden, und versuchen, sie wie-der in ihre Familien zu integrie-

Im Montessori-Raum des Autismuszentrums Keller (v. l.): Die Leiterin Ralitza Reykova, Daniela Wassileva von der Stadtverwaltung Gabrovo undJasmina Stalder, die als Koordinatorin der Städtepartnerschaft dem Zentrum einen Besuch abgestattet hat. Bilder Franziska Streun

«Dank der Städte-partnerschaftkonnten wirKarnevalskostümenähen.»

Anelia Alexandrova

Spielzeuge zur Therapie: Im Autismuszentrum Keller werden dieKinder mit Spielen abgelenkt und gefördert.

Ein Geschenk aus der Schweiz: Stella spielt im Gartenmit einem Geschicklichkeitsgerät.

«Das Autismus-zentrum Kellerist ein Parade-beispiel für sinnvolleingesetzteSpendengelder.»

Ralitza Reykova

ren», erklärt Wassileva. Bis heuteunterhält Gabrovo insgesamt 19soziale Angebote für bedürftigeKinder und Erwachsene.

Autismuszentrum KellerDas vor 3 Jahren mit der Spendevon 100 000 Franken vom Thu-ner Ehepaar Rosmarie und JonKeller ins Leben gerufene undaufgebaute AutismuszentrumKeller wird heute ebenfalls durchden Staat finanziert (vgl. Kasten).«Es ist in Bulgarien ein Vorzeige-zentrum», sagt die Leiterin und

Psychologin Ralitza Reykova. «Esist ein Paradebeispiel, wie mitSpendengeld etwas Sinnvolleseingerichtet werden kann», sagtReykova. Es werde unter idealenBedingungen gearbeitet – so etwamit einer Spiegelwand, einemSchaukelpferd und mit viel Spiel-zeug. «Fachleute aus Thun ka-men und lehrten uns das Montes-sori-Konzept mit Musiktherapieund Fitnessgeräten.»

Eine der Heilpädagoginnen istAndreyanwa Doykin. Sie liebtihre Arbeit mit den behinderten

GEZIELTES PROJEKT

Das Autismuszentrum Kellergibt es dank einer Spende desThuner Ehepaars Rosmarie undJon Keller. 2009 spendeten sieGabrovo 100000 Franken für eingezieltes Projekt. «Die Verant-wortlichen unterbreiteten unsmehrere Vorschläge, und dieseIdee passte uns am meisten»,sagt Keller, der Stadtarchivar warund heute oft als Stadtführer un-terwegs ist. Die Spende ermög-lichte, ein Haus umzubauen undHeilpädagoginnen und Psycho-loginnen mit SchwerpunktAutismus auszubilden, teils inGabrovo, teils in Thun. Das Geldreichte auch aus, während zweierJahre die Löhne zu bezahlen.Diese Zeit brauchte Gabrovo, ummit dem Staat Bulgarien einenVertrag abschliessen zu können.Darin sind Leistungen wie dieLöhne sichergestellt. Die geistigbehinderten Kinder, die zugleichautistische Beeinträchtigungenhaben, können im Zentrum Zu-satztherapien besuchen.

Zurzeit wird ein Handbuch er-stellt, welches den Eltern undanderen Autismuszentren abge-geben werden kann. Damit wer-den ihnen wichtige Informatio-nen weitergegeben, damit sieKinder optimal unterstützen kön-nen und im Idealfall ein Heimein-tritt, ein Sonderunterricht oderÄhnliches nicht mehr nötig ist.

Mit dem restlichen Geld derSpende des Ehepaars Kellerkonnte kürzlich eine Spiegel-wand zwischen zwei Zimmerneingerichtet werden, damit dieEltern den Kindern bei der Thera-pie zuschauen können. Als Letz-tes wurde noch ein Raum nachdem pädagogischen Montesso-ri-Konzept eingerichtet. Diesesberuht auf dem Prinzip, dass dieBeobachtung des Kindes zeigt,welche Unterstützung ihm ammeisten dient. «Wir freuen unsdarüber», sagt Keller, auch imNamen seiner Frau Rosmarie,«dass mit unserer Spende einsinnvolles Angebot dauerhafteingerichtet werden konnte.» sft

Kindern: «Es ist ein unbeschreib-lich schönes Gefühl, wenn ichsehe, wie sich die Kinder positiventwickeln.» Daniela Wassilevaist froh um die Geduld der Päd-agogin: «Denn es braucht nochviel Arbeit, bis alle Eltern zu ih-ren behinderten Kinder stehenund sie akzeptieren.» Früher sei-en alle in ein Heim abgeschobenworden. «Bald geben wir – wie esThun mit uns tut – vom Autis-muszentrum Keller Wissen anandere Autismuszentren in Bul-garien weiter.» Dies vor allem in

Form eines Handbuches und ge-meinsamer Treffen.

Ruhe im Montessori-RaumDer Bub hat genug von den bun-ten Bällen und zieht die Heilpä-dagogin fest an sich, die auf demRand der Wanne sitzt. Auf einmalgeht die Tür auf, und eine Frautritt ein. Sie beobachtet die bei-den und blinzelt ihnen zu. Als derBub sie erblickt, gerät er vorFreude beinahe ausser sich. DieMutter schiebt den Rollstuhl anund geht zu ihrem Sohn. «Herzli-

chen Dank», sagt die Mutter zuAndreyanwa Doykin. Beide hel-fen sich gegenseitig, den Jungentrotz seiner ungelenkigen Bewe-gungen in den Rollstuhl zu set-zen. Die Mutter schiebt ihrenSohn aus dem Montessori-Raum.

Mit einem Lächeln dreht siesich kurz um und sagt, ja flüstertvielmehr: «Also, bis morgen!»

Franziska Streun

Dies ist der zweite und letzte Teileiner Reportage aus Gabrovo(1.Teil: siehe Ausgabe von gestern).

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