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Seminar Psychologie/Soziologie Chronischer Schmerz: Einf#hrung in die Thematik Andr! Barth Matthias Schregel Stephan Jostarndt Sebastian Herkenho"

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Seminar Psychologie/Soziologie

Chronischer Schmerz: Einf#hrung in die Thematik

Andr! BarthMatthias SchregelStephan JostarndtSebastian Herkenho"

Chronischer Schmerz: Beispiel R#ckenschmerzen

Andr! Barth

Fakten zum Rückenschmerz• Rückenschmerzen keine Krankheit, sondern Symptom

• degenerative oder funktionelle Ätiologie

• ubiquitäres Problem

• Lebenszeitprävalenz 75 %

• Arbeitsunfähigkeit

• Krankenhausaufenthalte

• 90 % nach 6 Wochen wieder gut, 10 % nicht

Rückenschmerzprävalenz

Fakten zum Rückenschmerz• Rückenschmerzen keine Krankheit, sondern Symptom

• degenerative oder funktionelle Ätiologie

• ubiquitäres Problem

• Lebenszeitprävalenz 75 %

• Arbeitsunfähigkeit

• Krankenhausaufenthalte

• 90 % nach 6 Wochen wieder gut, 10 % nicht

Statistik

Somatische Ursachen• 2 Kategorien: radikuläre und nicht - radikuläre

• radikuläre: diskogen

knöcherne Irritationen

postoperativ

• nicht - radikuläre: diskogen

Zwischenwirbelgelenke

• Schmerzen muskulärer Genese

Begünstigende Faktoren

Psychosoziale Einflussfaktoren

• Interaktion sowohl neurophysiologischer und biomechanischer Dysfunktionen als auch psychosozialer Aspekte

• Arbeitsplatzbedingungen

• Persönlichkeitsfaktoren

• Lernprozesse

• „disability“

Chronischer Schmerz und sein

Ein$uss auf die Psyche

Matthias Schregel

- Chronischer Schmerz korreliert mit Depressivität, Ängstlichkeit, Aggression, Hilflosigkeit

- Verschiedene Erklärungsmodelle:

a) affektive Symptomatik beeinflusst Schmerzempfindlichkeit

b) gemeinsame biochemische Ursache

c) chronische Schmerzen führen direkt oder indirekt zu affektiven

Beeinträchtigungen

- Biopsychosoziales Modell: Gegenseitige Beeinflussung der Faktoren

Einführung

Biopsychosoziales Modell

Muthny,Vorlesungsskript SS 2006

Schmerzentstehung

N. Birbaumer, RF Schmidt Biologische Psychologie, Springer 1999

Schmerzentstehung

N. Birbaumer, RF Schmidt Biologische Psychologie, Springer 1999

- Chronischer Schmerz korreliert mit Depressivität, Ängstlichkeit, Aggression, Hilflosigkeit

- Verschiedene Erklärungsmodelle:

a) affektive Symptomatik beeinflusst Schmerzempfindlichkeit

b) gemeinsame biochemische Ursache

c) chronische Schmerzen führen direkt oder indirekt zu affektiven

Beeinträchtigungen

- Biopsychosoziales Modell: Gegenseitige Beeinflussung der Faktoren

Biopsychosoziales Modell

- Chronischer Schmerz korreliert mit Depressivität, Ängstlichkeit, Aggression, Hilflosigkeit

- Verschiedene Erklärungsmodelle:

a) affektive Symptomatik beeinflusst Schmerzempfindlichkeit

b) gemeinsame biochemische Ursache

c) chronische Schmerzen führen direkt oder indirekt zu affektiven

Beeinträchtigungen

- Biopsychosoziales Modell: Gegenseitige Beeinflussung der Faktoren, dennoch Suche nach Mechanismen

Biopsychosoziales Modell

Psychische Auswirkungen chronischer Schmerzen

U. Klages, Affektive Symptomatik bei rheumatoider Arthritis, 2005

Psychische Auswirkungen chronischer Schmerzen

U. Klages, Affektive Symptomatik bei rheumatoider Arthritis, 2005

Die individuellen Bewältigungsstrategien entscheiden wesentlich über die Ausbildung der affektiven Symptomatik. Ansatzpunkt für psychotherapeutische Behandlung.

Psychosoziale Folgen chronischer Schmerzen

Stephan Jostarndt

Psychosoziale Folgen von Schmerz

Allgemeinen Folgen:

• Körperliche Einschränkungen

• Folgeerscheinungen– Müdigkeit

– Schwäche

– Unkonzentriertheit

Psychische Folgen

• Angst vor Schmerzen oder Situationen in denen man mit Schmerzen konfrontiert war

• Verminderung des Selbstbewusstseins (Gefühl der Unzulänglichkeit)

• Antriebslosigkeit

• Medikamentenabhängigkeit

Soziale Folgen

• Aufgabe von– Mobilität

– Hobbys

– Beruf

! Hilfe im täglichen Leben

! Rückzug aus dem sozialen Leben

Folgen

• Soziale Isolation

• Depression

• Verschlimmerung der Schmerzen

Therapie chronischer Schmerzen

Sebastian Herkenho"

Definition: chronischer Schmerz

Aus: Horst Huber und Eva Winter, Checkliste Schmerztherapie 2006, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Morphologische VeränderungenMit Hilfe des PET-Verfahrens kann man sichtbar machen, dass sich bei Patienten mit chronischen Schmerzen das komplizierte System der Botenstoffe und ihrer Bindungsstellen in jenen Hirnregionen verändert hat, die Schmerzsignale aus dem Körper verarbeiten (Thalamus, Kortex und Hirnstamm). Die Aufnahmen zeigen Messungen bei Gesunden (links) sowie bei Patienten mit chronischen Schmerzen (rechts): In der Hirnrinde wird die veränderte Bindung von Opioiden anhand der unterschiedlichen Einfärbung deutlich (rot: normale Bindung; gelb: verminderte Bindung).

Aus: BMBF, Informationsbroschüre chronischer Schmerz, 2005

neuropathischer Schmerz > Veränderung der Neuroplastizität > Ausbildung eines Schmerzgedächtnis > Chronifizierung

Schmerzverarbeitung - emotionale Komponente

Aus: Horst Huber und Eva Winter, Checkliste Schmerztherapie 2006, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wahrnehmung

Bewertung

Veränderungen der WahrnehmungProjektion der kortikalen Repräsentation des sensiblen Versorgungs- gebietes von N. medianus (rot) und N. ulnaris (grün): Der größere Abstand zwischen beiden Punkten auf der rechten Seite signalisiert dabei die größere kortikale Repräsentation der gesunden Hand (rechte Seite) im Vergleich zur vom CRPS betroffenen Hand (linke Seite)

- neuroplastische Veränderungen:bezeichnet Fähigkeit von Neuronen untereinander auch im nicht mehr differenzierungsfähigen Entwicklungszustand Synapsen auszubilden

Aus: klinikarzt 2005; 34 (6): 180–184; Neuroplastizität - Zentralnervöse Veränderungen bei chronischen Schmerzsyndromen; P. Schwenkreis, M. Tegenthoff; Neurologische Universitätsklinik Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum

sensorisches Diskriminationstraining

Affektive Komponenten des Schmerzes

Kortikale Perzeption:

Bei der kortikalen Perzeption muss zwischen Schmerzwahrnehmung und Schmerzlokalisation auf der einen Seite (somatosensorischer Kortex) und dem Schmerzerleben und der Schmerzbewertung (Vorderhirn, limbische, subkortikale und kortikale Kerngebiete) auf der anderen Seite differenziert werden.

Das Schmerzerlebnis ist abhängig von individuellen Faktoren wie ethnischer Herkunft, Erziehung und soziokulturellem Umfeld, aber auch von der momentanen Situation:

• Erniedrigung der Schmerzschwelle durch Angst, Trauer, Isolation, Sorgen, Schlaflosigkeit.

• Erhöhung der Schmerzschwelle durch Freude, Zuwendung, Entspannung, Ablenkung, Schlaf.

• Ansatzpunkt psychologischer Therapieverfahren

palliative Maßnahmen+

Regulation von Nebenwirkungen

Therapieziele

Rückkehr zu einer positiven Lebenseinstellung

Integration des sozialen Umfelds in das Behandlungskonzept

Restitution des Selbstwertgefühls+

ggf. Pharmakotherapie

Motivation, Stimulation, Edukation

Verbesserung der Lebensqualität

Strategien der Schmerztherapie

• Beratung:

- Aufklärung über bio-psycho-soziales Schmerzmodell, Vermeidung passiver Therapieverfahren, Definition realistischer Therapieziele.

• Medikamentöse Therapie:

- Medikamentöse Schmerztherapie (Basistherapie)

- Geeignete Koanalgetika: Antidepressiva bei begleitender Depression oder Schlafstörungen.

• Psychologische Verfahren:

- Kognitive Verhaltenstherapie.

- Entspannungstechniken (autogenes Training, progressive Muskelrelaxation).

• Interventionelle bzw. operative TherapieQuelle: WHO

Psychologische Verfahren• Patientenedukation

• Entspannungsverfahren:

- Progressive Muskelrelaxation

- Autogenes Training

• Imaginative und hypnotherapeutische Verfahren

• Verhaltenstherapeutische Methoden:

- Operante Verfahren

- Kognitiv-behaviorale Verfahren

• Stressbewältigungstraining

• Schmerzbewältigungstraining

• Biofeedback

• Psychologischen Schmerztherapie (psychoanalytischer und tiefenpsychologischer Ansatz)

• Psychotherapie (Richtlinien-Psychotherapie)

Distraktion, Konzentration, Autosuggestion

- 3 -

18. Malen Sie bitte in den nachfolgenden Körperschemata ein, wo Sie überall Schmerzen haben.

Bitte kennzeichnen Sie das ganze Schmerzgebiet (durch Schraffierung mit Bleistift oder Kugelschreiber

bzw. durch Malen mit Farbstiften oder Textmarkern etc.), damit wir wirklich wissen, wo Sie überallSchmerzen haben.

HABEN SIE AUCH WIRKLICH ALLE SCHMERZORTE EINGEZEICHNET?

Beispiel: Biofeedback! Mit dem englischen Begriff Biofeedback (dt.

etwa Biorückmeldung) wird eine Methode aus der psychosomatischen Forschung und der Verhaltenstherapie bezeichnet, bei der Veränderungen von Zustandsgrößen biologischer Vorgänge, die der unmittelbaren Sinneswahrnehmung nicht zugänglich sind mit technischen Hilfsmitteln (funktionelle Magnetresonanztomographie fMRT) beobachtbar d.!h. dem eigenen Bewusstsein wahrnehmbar gemacht werden. Biofeedback wird häufig zur Entspannung, aber auch zur Rehabilitation (zum Beispiel von erlahmten Muskeln) eingesetzt.

Die funktionelle Kernspintomographie (fMRT, fMRI) stellt eine Möglichkeit dar, funktionelle Zusammenhänge biologischer Strukturen (meist die Stoffwechselaktivität von Hirnarealen) darzustellen. Hierbei macht man sich die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften von oxygeniertem und desoxygeniertem Blut zu nutze (BOLD-Effekt)

Ansätze zur Therapie des Schmerzes• Verbesserte körperliche Funktionsfähigkeit im Alltag

• Rationaler Umgang mit Analgetika

• Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit

• Schmerzreduktion

• Meiden schmerzauslösender Faktoren in der Umwelt

• Verbesserung der Lebensqualität

Literaturempfehlung

H. Huber, E. Winter

Checkliste Schmerztherapie 2006

400 S., 80 Abb., Kst

EUR [D] 29,95 | CHF 50,90

ISBN: 9783131296719

Oder:

Thieme Electronic Book Library

Vielen Dank !

Chronische Polyarthritis

Gliederung

! Allgemeine Informationen

! Belastungen bei Patienten mit Polyarthritis

! Krankheitsbewältigung bei Patienten mitchronischer Polyarthritis

! Therapie: Organisation in der KlinikPsychologische Versorgung von Patienten

Allgemeine Informationen

Definition

! Systemerkrankung des Bindegewebes

! Meistens chronisch und progredient

! In erster Linie Gelenke aber auch andereBindegewebe (auch Organe) betroffen

! Autoimmunerkrankung

Epidemiologie

! Jede Altersgruppe betroffen, aber 75% 30-bis 50jährige

! 75% der Erkrankten sind weiblich

! 1,5-2% der europäischen Bevölkerungbetroffen (häufigste entzündlicheGelenkerkrankung)

Krankheitsverlauf

! Sehr variabel

! Allgemeine Symptome: allgemeinesKrankheitsgefühl,

! Erstes Symptom oft Schmerz, Diagnoseschwierig

! Meistens schubweise

! Aber auch langsam schleichender bis sehrschneller Verlauf möglich

Betroffene Gebiete

! Gelenkbefall

! Befall von Sehnenscheiden und Bursen

! Muskelbefall

! Gelenkschwellungen, Erwärmungen,Ergüsse

! Rheumaknoten

! Organbeteiligung (Pleuritis, Perikariditis,Vaskulitis)

Funktionsstörungen

! Einschränkung des Bewegungsumfangesund Kraftverminderung

! Lockerung Bandapparat, Sehnen undMuskeln

! Knorpelschäden, Gelenkflächen wenigerkongruent

! Funktionsstörungen und Fehlstellungen

Funktionsstörungen

! Einschränkung des Bewegungsumfanges undKraftverminderung

! Lockerung Bandapparat, Sehnen undMuskeln

! Knorpelschäden, Gelenkflächen wenigerkongruent

! Funktionsstörungen und Fehlstellungen

Belastungen bei Patienten mit

Polyarthritis

Belastungen bei Patienten mit

rheumatischer Arthritis

! Rückgang der physischen Leistungsfähigkeit

! Belastbarkeitsgrenze früher erreicht;Berufsfähigkeit eventuell nicht mehrgewährleistet (in den ersten 6,5 Jahren 25-40%erwerbsunfähig)

! Quantität und Qualität sozialer Beziehungeneingeschränkt

! Häufig verringertes Selbstbewusstsein;eventuell depressive Symptome

Lebensqualität

! das physische Befinden

! das psychische Befinden

! Das soziale Befinden (z.B Qualität sozialerBeziehungen)

! Die Funktionstüchtigkeit (Berufsfähigkeit,Belastbarkeit)

Bewertung der Lebensqualität?

! Variierende Krankheitsverläufe

! Variierende Kranheitsbewertung

- von Person zu Person

- von Woche zu Woche

! Am negativsten: somatisches Befinden, Aktivitätsniveau

! Am positivsten: psychisches Befinden, soziales Befinden,Vermögenssituation

Krankheitsbewältigung beiPatienten mit chronischer Polyarthritis

Was ist „Krankheitsbewältigung“?

" „Krankheitsbewältigung ist das Bemühen, bereitsbestehende oder erwartete Belastungen durch dieKrankheit innerpsychisch (emotional/kognitiv) oderdurch zielgerichtetes Handeln aufzufangen,auszugleichen, zu meistern oder zu verarbeiten.“

(Heim, 1986)

" 5 Phasen (Kübler-Ross, 1980): Terminale Krankheit: Nicht-Wahrhaben-Wollen Aggression Feilschen Depression Zustimmung

" 4 Bewältigungsstile = Grundausrichtung der Krankheitsbewältigung

1. Verleugnender Bewältigungsstil 2. Sinnsuchender Bewältigungsstil 3. Aktiver, zupackender Bewältigungsstil 4. Suche nach sozialer Einbindung und Unterstützung

Welcher Bewältigungsstil überwiegt bei Patienten mitPolyarthritis ?

Studien:

# Bossong: „Moderatoren der Krankheitsbewältigung bei Patienten mit chronischer Polyarthritis u. degenerativer Arthrose“ (1997)

was? Untersucht wird, inwiefern sich stressregulierende Persönlichkeitsmerkmale u. Coping-Strategien auf die Auseinandersetzung von Patienten mit chronischer Polyarthritis und Arthrose mit ihrer Krankheit auswirken.

wie? 75 Patienten (57w, 18m): 43cP, 25Arthrose, 7Mischdiagnose diverse Variablen (Gelenkbelastung, Tätigkeitsbelastung, Handlungsorientierung, Optimismus, etc.)

Ergebnisse? Hohe Ängstlichkeit nur bei Lageorientierten mit

ausgeprägtem Katastrophendenken verbunden Handlungsorientierte Katastrophendenken und aktives Coping Eigenständige Lebensführung Optimismus fördert körperliche Genesung u. subjektives Wohlbefinden Katastrophendenken erhöht die aktuelle Angst Lageorientierung ist Risikofaktor bei Depressionsgenese

Art und Weise der Krankheitsbewältigung ist für ihr Wohlbefinden fast wichtiger als die Krankheitsausprägung!

Fazit? Patienten beim Abbau ihres Katastrophendenkens unterstützen!

Glaube an Kontrollierbarkeit von Schmerzen u. Krankheit

fördern!

# Leibing: „Krankheitsbewältigung bei Patienten mit

rheumatoider Arthritis“ (1992)

Ergebnisse? Hohe Ausprägung bezüglich kognitiver positiv-

umbewertender sowie in geringerem Ausmaß

aktiver problembezogener Bewältigungsformen

(= adaptiv / adäquat)

Passiv-resegnative Bewältigungsformen sehr

gering ausgeprägt

Therapie:

Organisation in der KlinikPsychologische Versorgung von Patienten

Allgemeine Daten

! 74 Akutkliniken, 70 Fachkliniken, 71Rehabilitationskliniken

! 129 niedergelassene, 273 in Kliniken tätigeinternistische Rheumatologen

! 1 Psychologenstelle auf 122 Betten! Bedarf an psychologischer Betreuung ca. 53% der

Patienten! Psychologische Versorgung von Rheumapatienten eher lückenhaft

11- Punkte Programm

! Entwicklung u. Erprobung v. Früherkennungs-u.Frühdiagnoseverfahren

! Erforschung der Zusammenhänge v. Arbeitsplatz u.rheumat. Erkrankungen

! Berufliche Rehabilitation! Verbesserung d. ärztlichen Ausbildung! integrierte Versorgungsmodelle mit nahtlosem

Übergang zw. stationärer u. ambulanter Behandlung! Fachübergreifende Zusammenarbeit! Wohnortnahe Betreuung! Zuständigkeit der Leistungsträger

Projekte

! Patientenschulungen! Schmerzbewältigungsprogramme, u.a.

Entspannungsgruppen! Einrichtung von Selbsthilfegruppen! Teilweise psychologische Einzelbetreuung! Verfestigung der ambulanten Krankengymnastik u.

Ergotherapie! Bildung regionaler Rheumazentren

Resultate

! Etablierung von Patientenschulungs-programmen nur in spezialisiertenRehabilitationskliniken

! Psychotherapeutische Konzepte sindvorhanden, aber geregelte Angebote derVersorgung fehlen

Wünsche und Ziele

! Strukturelle Verbesserungen! Integration der psychologischen Versorgung in das

Behandlungskonzept! Bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und

Psychologen! Verbesserung der ambulanten Betreuung und

Nachsorge! Erweiterung von Angeboten zur psychologischen

Schmerztherapie

Modellvorschlag1

! Stufenplan

! Ziele: Prävention somatischer, psychischer u. psycho- sozialerKrankheitsfolgen, Verhinderung v. Chronifizier-ungen, Förderungder Gesundheitsverhalten, positives Selbst- u. Körperbild

! Prinzip: Information- Einüben- Anwenden

! Festes Basisangebot

! Psychologische Frühdiagnostik

! Kontinuität, psychologische Betreuung ist

Patienten von Anfang an vertraut1basierend auf dem Stufenplan der Weltgesundheitsorganisation(1986) für die medizinische Schmerztherapie von Krebspatienten

Juvenile idiopathische Arthritis

Vera Schreiber - Jan Schlößer - Timo Baumeister - Niklas Jasper

• Medizinische Grundlagen

• Psychosoziale Belastungen für die betroffenen Kinder

• Psychosoziale Belastungen für die Eltern mit Kindern mit JIA

• Rheuma-Kinderklinik in Garmisch-Partenkirchen

Gliederung

Medizinische Grundlagen

Medizinische Grundlagen

Häufigste rheumatische Erkrankung bei Kindern:

Inzidenz: 5-7 Erkrankungen / 100 000 KinderPrävalenz: 20 Erkrankungen / 100 000 Kinder

4000-5000 betroffene Kinder in Deutschland

Symptomatik

• Arthritis ( länger als 6 Wochen, Patient < 16 Jahre )

- schmerzhafte Gelenkergüsse

- Bewegungseinschränkungen

Medizinische Grundlagen

Ursache:

• unbekannt ( idiopathisch )

• Autoimmunerkrankung

sowohl endogene als auch exogene Einflüsse relevant

Therapie: Symptombekämpfung

3 Standbeine:

- Medikamentöse Therapie

- Physio-, Ergotherapie

- sozialmedizinische Betreuung

Fakten:

• Bei weniger als 50 % der Kinder heilt die Erkrankung nach einem Schub aus.

• Knapp die Hälfte aller Patienten behält durch die

Erkrankung eine dauerhafte Behinderung.

• Nur jedes zweite Kind erreicht das Erwachsenenalter ohne

Arthritis

Psychosoziale Belastungen im Alltag

von jungen Patienten

mit juveniler idiopathischer Arthritis

• Morgensteifigkeit in den Händen

• Teilnahme am Sportunterricht

• Treppensteigen

• Tragen schwerer Schulbücher

• Pausenaktivitäten auf dem Schulhof

• Unwissenheit und Unverständnis von Mitschülern und Lehrern

Probleme in der Schule

• Zeitmangel wegen Arztbesuchen, Krankengymnastik etc.

• stark eingeschränkte Wahl von Freizeitaktivitäten

• Schmerzen

• Nebenwirkungen durch Medikamenteneinnahme

• Ängste

! Gefahr sozialer Isolation

Probleme im Alltag und in der Freizeit

Psychosoziale Belastungen von den Eltern

mit Kindern mit JIA

Psychosoziale Belastungen von Eltern

mit Kindern mit JIA

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie

- weltweit größte Spezialklinik

- Anfänge im Jahre 1926

- Seit 2004 Fachklinik

- 110 bettenstarke Klinik

- 40 examinierte Kinderkrankenschwestern

- gelegen im idyllischen Garmisch-Partenkirchen

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie

Garmisch-Partenkirchen

- Rheumastationen

- Station für Schmerztherapie

- Sozialpädiatrisches Zentrum

- Sozialdienst

- Klinikeigene Privatschule

Institutionen

Therapiemethoden

• medikamentös / operativ

• Physiotherapie

• Ergotherapie

•Bewegungsbäder/ Thermobehandlung/ Massagen etc.

•Psychosoziale Betreuung (sowohl Kinder als auch Angehörige)

- ärztlich-medizinische Behandlung

- leistungsstarke und umfassende Physiotherapie

- sozialmedizinische Betreuung

Die drei Säulen des Garmischer-Therapiekonzeptes

- bestmögliche individuelle Therapie

- Stück Normalität erreichen

- Leben mit Erkrankung lebenswert gestalten

- Patienten und Eltern Kraft und Hoffnung geben

- Wiedereinstieg in den Alltag fördern

- Den Kindern und Jugendlichen das geben, was sie zum gesund werdenbrauchen

Ziele der Rheumazentrums

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie –

Weil junge Menschen mehr brauchen, um gesund zu werden!

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie

Gehfeldstraße 24

D-82467 Garmisch-Partenkirchen

http://www.rheumakinderklinik.de/

Fragen, Anmerkungen

Patientenschulung

Bei rheumatischenErkrankungen

Sabrina Horst

Nina Huhmann

Ricarda Saßmannshausen

Laura Schenk

Grundlagen

3

Modulsystem

! 6 Module

! Praxis und Theorie

! Ambulant

! Interdisziplinär

! Erfahrungsaustausch

4

Programme

! Fibromyalgie

! Rheumakranke Kinder

! Osteoporose

! Chronische Polyarthritis

! Morbus Bechterew

! Lupus erythematodes

5

Modul 1

! Krankheitsbild, Krankheitsverlauf,Krankeitsursache, Diagnostik"Anatomiekenntnisse

"Ursachen

"Beeinflussung der Krankheit

"Diagnostische Verfahren

#Wissensvermittlung

6

Modul 2

! Medikamentöse und operative Therapie"Medikamente

"Nebenwirkungen

"Operationen

"Alternative Medizin

#Aktive Therapiemitgestaltung

7

Modul 3

! Krankengymnastik"Beweglichkeit

"Test

"Strategie

"Möglichkeiten und Grenzen

#Motivation

8

Modul 4

! Psychologische Schmerzbewältigung"Beeinflussung von Schmerzen

"Theorie

"Praktische Übungen

#Motivation

9

Modul 5

! Ergotherapie"Fehlstellungen

"Gelenkschutzregeln

"Alltagshilfen

"Aktivität vs. Ruhe

#Prävention

10

Modul 6

! Alltagsbewältigung"Brainstorming

"Rollenspiele

"Diskussion

#Positive Lebensgestaltung

Ziele

12

Ziele! Vermittlung von Wissen # Information über Ursachen, Diagnosen, Therapie

und Prognose der Krankheit! Erlernen praktischer Fertigkeiten # Leben des Alltags mit möglichst wenigen

Einschränkungen! Vermittlung von Motivation zur therapeutischen

Mitarbeit # Stärkung von Eigeninitiative! verbesserter Umgang mit der Erkrankung und aktive

Bewältigung dieser # Abbau unbegründeter Ängste

13

Patientengespräch(weiblich, 72 Jahre, seit ca. 20 Jahren an MorbusBechterew erkrankt)

Umgesetzte Ziele

! Informationszuwachs

! Besserer Umgang mit der Krankheit

! Erlernen praktischer Fähigkeiten

! Besseres psychisches und physisches Wohlbefinden

Nicht umgesetzte Ziele

! Schmerzlinderung

! Integration in den Alltag

Objektive Wirksamkeit vonSchulungsprogrammen

bewertet anhand von Studien

15

Modell der Wirksamkeit vonPatientenschulungen

Erwerb von Wissenund Fertigkeiten

Patientenschulungen

Veränderung derEinstellung zurErkrankung

VerbessertesSelbstmanagement

VerbessertepsychosozialeAnpassung

GeringereEntzündungsaktivität,bessere Funktion

Verminderte Komplikationen,gesundheitsökonom. Vorteile

Verbesserte Lebensqualität

Modifiziert nach Bott, 2000

16

Akzeptanz/Zufriedenheit

Schulnotenäquivalente Skala:

! verständlich MW 1,70

! empfehlenswert MW 1,48

! hilfreich MW 2,01

Böhnisch, Ehlebracht-König; 2003

Schulungsprogramm Spondylitis ankylosans

N = 67

17

„Würden Sie die Schulungweiterempfehlen?“

1,48

1,29

1,15

1,2

1,25

1,3

1,35

1,4

1,45

1,5

t1 t2

Auf keinen Fall = 6

Ganz sicher = 1

t1: Rhea-Ende

t2: nach 6 Monaten

Böhnisch, Ehlebracht-König; 2003

Schulungsprogramm Spondylitis ankylosans

N = 126

18

Wissenszuwachs -kurzfristig

13

14

15

16

17

18

19

t0 t1

IG

KG

Krankheits- und Behandlungswissen (Wertpunkte von 0-23)

t0: Reha-Beginn,t1: Reha-Ende

19

Wissenszuwachslangfristig

14

15

16

17

18

19

t0 t1 t3

IG

KG

Krankheits- und Behandlungswissen (Wertpunkte von 0-23)

Böhnisch, Ehlebracht-König; 2003

Schulungsprogramm Spondylitis ankylosans

IG = 165 KG = 156

20

Langzeitverlauf der Selbstwirksamkeit

14,5

15

15,5

16

16,5

17

t0 t1 t2 t3

ungeschulte

Patienten

geschulte

Patienten

t0: Reha-Beginn,

t1: Reha-Ende

t2: 6 Monate nach Reha

t3: 12 Monate nach Reha

Böhnisch, Ehlebracht-König; 2003

Schulungsprogramm Spondylitis ankylosansN = 232

21

Verlauf der Depressivität bei Pat. mit Lupus erythematodes

0

2

4

6

8

10

12

ungeschulte

Patienten

geschulte Patienten

t0

t1

t2

t0: vor der Schulung

t1: nach der Schulung

t3: 9 Monate nach der Schulung

Depression erfasst mit der Erlanger Depressions-Skala;Wertebereiche 0 bis 16

Thieme et al., 1997

22

Wirksamkeit?

Erwerb von Wissenund Fertigkeiten

Patientenschulungen

Veränderung vonEinstellungen zurErkrankung

VerbessertesSelbstmanagement

VerbessertepsychosozialeAnpassung

GeringereEntzündungsaktivität,bessere Funktion

Verminderte Komplikationen,gesundheitsökonom. Vorteile

Verbesserte Lebensqualität

Modifiziert nach Bott, 2000

?

?

GesundheitsökonomischeEvaluation vonPatientenschulungs-programmen

24

43 % d. Bevölkerung

chronisch krank

25

ca.60%d. gesamten Gesundheitskosten

(chron. Kranke)

+ indirekte Kosten!!!!

(Produktivität: Erwerbs-/ Arbeitsunfähigkeit)

26

Patientenschulungprogramme

! Überkompensation d. Kosten

(sinkende Inanspruchnahme vonGesundheitsleistungen)

???

27

1. Beispiel Kostenevaluationsstudie

(Spondylitis ankylosas)

2. Ergebnisse anderer Studien

3. Fazit

Gesundheitsökonomische Evaluationvon Patientenschulungsprogrammen

28

Spondylitis ankylosas(SpA)! rheumat. Erkrankung

! 0,1- 0,5% d. Bevölkerung

! Funktionseinschränkung in Brustkorb &Wirbelsäule (Bewegung, Atmung)

! Auftreten: 20.-40. Lebensjahr

! 75% männlich

29

Schulungsprogramm SpA

Teil 3wöchiger stationärer Reha

6-10 Personen/ Kurs

30

Studiendesign

IG: Interventionsgruppe (140)

KG: Kontrollgruppe (119)

! Kosten Schulungsprogramm

! FolgekostenT0

T2 6 Mon.

T3 12 Mon.

31

Schulungskosten

Vorgespräch

Durchführung

Vorbereitung & Koordination

Programmentwicklung

Personalschulung

32

Folgekosten (1)

! Direkte medizin. Kosten ambulante ärztliche Kosten Medikamente Heilmittel/ Anwendungen Hilfsmittel Krankenhausleistungen Rehabilitationsleistungen Pflegeleistungen

33

Folgekosten (2)

! Direkte nicht- medizin. Kosten

Patientenzeit

Angehörigenzeit

Fahrkosten

! Indirekte Kosten

Arbeitsunfähigkeit

Erwerbsunfähigkeit

34

Ergebnisse

! Schulungskosten: ca. 143 Euro/ Patient

! Einsparungen

35

!

deutlicheÜberkompensation d.

Schulungskosten

36

Andere Studien

! Chron. Polyarthritis

Studie zu Langzeitfolgekosten

(bis 4 Jahre nach Schulung)

" ebenfalls signifikante Überkompensation

! nicht rheumat. chron. Erkrankungen

" Kompensation nicht signifikant

37

Fazit

Patientenschulung bei chron. rheumat.Erkrankungen

" gesundheitsökonom. sinnvoll

Einsparungen: v.a. bei indirekten Kosten

! Reduktion d. Arbeitsunfähigkeit

! Verlängerte Erwerbsfähigkeit