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ROT WEISS ROT Auslandsösterreicher Journal 4/2017 € 3,– Brauch & Fest Traditionen im Advent und zu Weihnachten AÖWB AKTUELL WELTBUNDTAGUNG SALZBURG AÖWB AKTUELL ÖSTERREICH HAT GEWÄHLT SCHMANKERLECKE SCHOKOLADEN- GEWÜRZ-SOUFFLÉ

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Günter Düriegl, Chefredakteur

Günter DürieglChefredakteur

Mit bewegenden Worten verabschiedete sich die Leiterin der Konsular­sektion des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres, Botschafterin MMag. Dr. Elisabeth Tichy­Fisslberger, beim Festakt während der Weltbund­Tagung in Salzburg von den Auslandsösterrei­cherinnen und Auslandsösterreichern: „Ab Anfang nächsten Jahres werde ich nach Genf weiterziehen. Ich darf daher diese Gelegenheit ergreifen und sagen, dass es mir immer eine große Freude und eine große Ehre war, für diese Auslandsösterreicher­Gemeinde zuständig zu sein. Ich verdanke diesem Umstand eine Reihe unglaublich interessanter Begegnungen, bei denen ich viel gelernt habe – und die Sternstunden auf diesem Gebiet waren sehr oft die Begegnungen mit den Auslandsösterreichern des Jahres.“Über die Tagung berichten wir ausführlich; die Auslandsösterreicherin des Jahres 2017 stellen wir vor. Ihr Vortrag „Kosmischer Staub und die Suche nach Leben im Universum“ war eine der Sternstunden des Auslands­österreichertreffens in Salzburg. Vieles gab es dabei staunend zu lernen; es auch zu verstehen forderte heraus. Der Vortrag „Cyber Defence – eine nationale Herausforderung“, den der Oberst des Generalstabs Mag. Walter J. Unger hielt, war auch eine Sternstunde. Auch sie machte staunen. Es war aber ein beunruhigendes, betroffen machendes Staunen.Am 15. Oktober 2017 fand die Nationalratswahl statt und veränderte die politische Landschaft Österreichs entscheidend. Darüber wollen wir unsere Leserinnen und Leser so umfassend wie möglich informieren. Aber auch der knappe historische Rückblick ist angebracht, sind doch „Neu regieren“ und „Veränderung“ die von allen Seiten propagierten Zielvorstellungen einer „anderen“ Politik. So werden wir auch in kommenden Ausgaben unseres ROTWEISSROT Innenpolitisches referieren.

Der AÖWB setzt die Werbung um Einzelmitglieder fort: Wir verweisen auf die Kampagne „Jedes Mitglied macht stärker!“. Nicht jedes der in dieser Ausgabe veröffentlichten Themen kann hier angesprochen werden, aber schlagen Sie bitte das Journal auf, und lassen Sie sich ansprechen. „Brauch und Fest“ soll Sie nicht bloß ansprechen, sondern auf Weihnachten und den Jahreswechsel einstimmen.So eingestimmt, wünsche ich Ihnen im Namen des Vorstandes und im Namen meiner Kolleginnen im Generalsekretariat und im eigenen Namen gesegnete Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.

04 AÖWB aktuell Weltbundtagung in Salzburg

09 AÖWB aktuell Auslandslösterreicherin des Jahres 2017

10 AÖWB aktuell Nationalratswahl: Die Ergebnisse und die Folgen

14 AÖWB aktuell Social-Media-Kampagne des AÖWB

16 BM für Europa, Integration und Äußeres Österreichs Vorsitz in der OSZE

17 BM für Europa, Integration und Äußeres Mag. Wolfgang Lukas Strohmayer

18 AÖWB aktuell 50 Jahre Auslandsösterreicher-Fonds

20 AÖWB aktuell Der Archivar der Wiener Philharmoniker erzählt

22 Schwerpunkt-Thema Brauch & Fest

36 Aus den Bundesländern Worüber man in Österreichs Regionen spricht

42 Österreich-News Neues aus Wissenschaft und Kunst

46 Österreicher in aller Welt Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland

48 Schmankerlecke Johann Lafers Rezept-Tipp

49 Buchtipps Interessante Neuerscheinungen

50 Impressum

INHALT/EDITORIAL

ROTWEISSROT 3

A U S L A N D S Ö S T E R R E I C H E R - W E L T B U N DA Ö W B

Festakt in der großen Universitätsaula. Das Jeritza Quartett des Mozarteum Salzburg begeistert die Festversammlung.

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Der Weltbund tagte in Salzburg

D ie Präsidentin des Salzburger Landtages, Frau Dr. Brigitta Pallauf, benannte in ihrer Rede beim Festakt am 9. September treffend das

Selbstverständnis und Wirken der Auslandsösterreiche-rinnen und Auslandsösterreicher, als sie den Salzburger Karl Markus Gauß zitierte: „Seien wir uns bewusst, dass unsere Gegenwart einmal Zukunft war. Seien wir uns aber auch bewusst, dass unsere Gegenwart einmal Ver-gangenheit sein wird, für die wir Verantwortung tragen: im Guten wie im Schlechten. Diese Verantwortung trägt jeder und jede … Sie trägt jede Bürgerin und jeder Bür-ger.“ Daraus folgernd sprach sie die Auslandsösterreiche-rinnen und Auslandsösterreicher direkt an: „So wie Sie Verantwortung tragen, und dafür, dass Sie sie mittragen und mitgestalten, sage ich Ihnen herzlichen Dank.“In die Stadt Salzburg hatte der AÖWB seine Mitglieder, um deren gern wahrgenommene Verantwortung als Bot-schafter Österreichs er weiß, und deren Freunde zum

jährlich in einem anderen österreichischen Bundesland stattfindenden „Auslandsösterreichertreffen“, der „Welt-bund-Tagung“, eingeladen. Im Rahmen dieses großen internationalen Treffens finden immer auch eine der vier jährlichen Vorstandssitzungen, die Generalversammlung und der unbestrittene Höhepunkt der Tagung, der feier-liche Festakt, statt.Wie stets umfasste auch heuer das Programm der Tagung ein umfangreiches kulturelles Angebot und repräsentative Empfänge: Am 7. September lud der AÖWB zu einem Abendessen im Stieglkeller. Am folgenden Abend luden der Landeshauptmann von Salzburg, Dr. Wilfried Has-lauer, und der Bürgermeister der Stadt Salzburg, Dr. Heinz Schaden, zu einem Empfang in die Salzburg Resi-denz, und am Mittag des 9. September lud der Bundesmi-nister für Europa, Integration und Äußeres, Sebastian Kurz, zu einem Festessen in die Salzburg Residenz.In diesem so abgesteckten Rahmen begann die Tagung: Aus Ägypten, Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutsch-land, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kana-da, Mexiko, aus den Niederlanden, aus Panama, Schwe-den, aus der Schweiz, aus Spanien, Südafrika, Ungarn, Uruguay und aus den Vereinigten Staaten von Amerika waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Salz-burg angereist.

PressekonferenzAm Vormittag des 7. September lud der AUSLANDS-ÖSTERREICHER-WELTBUND unter Teilnahme der Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf zur Pressekon-ferenz in das Sitzungszimmer der Landesamtsdirektion im Chiemseehof ein.Nach sehr herzlichen Grußworten der Landtagspräsiden-tin wandte sich Präsident Chlestil gemeinsam mit den Vizepräsidenten Dr. Jürgen Em und Werner Götz den Journalistinnen und Journalisten zu. Sie stellten den AÖWB, die Themen der Tagung in Salzburg und die für die Zukunft geplante Vorstandsarbeit vor.

Das Treffen des AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUNDES (AÖWB) fand vom 7. bis 10. September 2017 in der Stadt Salzburg statt.Günter Düriegl

Pressekonferenz: Präsidium, Landtags­präsidentin und Chefredakteur.

AÖWB AKTUELL

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Der AÖWB und Wahlen:a)  Bundespräsidentenwahl 2016: Eine unglaublich

erfolgreiche Kampagne des AÖWB erbrachte eine Steigerung der Eintragungen in die Wählerevidenz um 33 Prozent und eine um 93 Prozent höhere Wahl-beteiligung.

b)  Eine weltweite Kampagne zur weiteren Erhöhung der Wahlbeteiligung ist in Vorbereitung.

c)  Beim Wahlrecht für Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher ist E-Voting das Endziel.

Der AÖWB hält an seiner Forderung nach einer institu-tionellen Vertretung der Auslandsösterreicher im Parla-ment fest.Auf die Bedeutung der Web-2.0-Community-Plattform des AÖWB www.austrians.org wurde hingewiesen.Den Medienvertretern wurde die zur Auslandsösterrei-cherin des Jahres 2017 ausgezeichnete Astrobiologin Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund genannt.Der in den folgenden Tagen festzustellende Widerhall in den Medien bestätigte das öffentliche Interesse am Aus-landsösterreichertreffen.Am 8. September hielt „Der Standard“ unter dem Titel „Auslandsösterreicher wollen Wahlbeteiligung steigern“ fest: „Sie bezeichnen sich selbst gerne als das ‚zehnte Bundesland‘. Rein zahlenmäßig könnten das die Aus-landsösterreicher auch sein: Rund 540.000 Pass-Öster-reicher leben derzeit nicht im Land, etwa 370.000 von ihnen wären wahlberechtigt. Damit liegen die Auslands-österreicher theoretisch etwa gleichauf mit Salzburg oder Kärnten.“Am gleichen Tag berichteten die „Salzburger Nachrich-ten“ unter der Schlagzeile „Die Stimme der Auslands-

österreicher“ über die bevorstehende Weltbund-Tagung einerseits und die beachtenswerten Erfolge bei der Stei-gerung der Wahlbeteiligung andererseits.Unter der zutreffenden Überschrift „Eine Frau greift nach den Sternen“ veröffentlichten die „Salzburger Nachrichten“ am 9. September eine bemerkenswerte Darstellung des Wirkens und der Erfolge der Auslands-österreicherin 2017, Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund. Im Interview stellte die Wissenschaftlerin fest, dass Öster-reicher in der Raumfahrttechnik keine kleine Rolle spie-len, österreichische Forscher sind in vielen Bereichen an vorderster Front dabei. Ehrenfreund meint: „Wir sind eben ein kleines, aber sehr neugieriges und erfindungs-reiches Völkchen.“

Empfang in der Residenz SalzburgAufgrund der langjährigen Geschäftsbeziehung mit dem AÖWB lud der Direktor der Senioren Residenzen, Dipl.-Ök. Michael Wolfrum, zur Mittagszeit des 7. September die Mitglieder des Vorstandes zu einem Empfang auf der Dachterrasse der Residenz Mirabell, Salzburg, Faberstra-ße 15, ein. Ein informatives, in heiterer Stimmung ab-laufendes Treffen war eine willkommene gelöste Vorbe-reitung auf die nun folgende Vorstandssitzung. Die Vorstandssitzung fand am Nachmittag im SALZ-BURG CONGRESS, Salzburg, Auerspergstraße 6 statt.

GeneralversammlungDie Nachmittage des 8. und 9. September waren der Generalversammlung vorbehalten. Wie die Vorstands-sitzung fand sie im SALZBURG CONGRESS statt, der, 2001 eröffnet, zu den europäischen Topadressen für die Durchführung von Kongressen, Tagungen und Veran-

Empfang in der Residenz Salzburg.

ROTWEISSROT 5www.austrians.org

AÖWB AKTUELL

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staltungen zählt. Überaus zahlreich waren die Tagungs-teilnehmer erschienen, die Präsident Gustav Chlestil mit herzlicher Freude begrüßte. Im Anschluss daran wurde der verstorbenen Auslandsösterreicherinnen und Aus-landsösterreicher in würdiger Weise gedacht.Hierauf ergriff der Vertreter des Außenministeriums, der Gesandte Mag. Wolfgang Lukas Strohmayer, das Wort. Schwerpunkte seiner Ausführungen waren der „Brexit“ und die „Working Holiday Programme“. Für die Europäische Union und für das Vereinigte Kö-nigreich hat die Regelung der Rechte der Bürger absolu-te Priorität und soll im Zuge der Verhandlungen mög-lichst rasch geklärt werden. Die EU strebt die Verab-schiedung einer für all ihre Bürger geltende Vereinba-rung an. Diese Regelung soll auch alle Familienmitglie-der betreffen und alle Lebensbereiche umfassen. Die EU fordert Garantien, die wirksam, durchsetzbar, nicht diskriminierend und umfassend sind und festhalten, dass nach einem ununterbrochenen Aufenthalt von fünf Jahren das Daueraufenthaltsrecht zu erlangen ist.Dabei gilt Österreichs prioritäres Interesse dem Schutz der Rechte der etwa 25.000 österreichischen Staatsange-hörigen, die im Vereinigten Königreich leben, und den etwa 250 Unternehmen dort, die zum Teil mit österrei-chischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tätig sind.Die britischen Vertreter waren letztens sichtlich bemüht zu signalisieren, dass das Post-Brexit System EU-Bürger-freundlich sein werde und dass man dies so unbürokra-tisch wie möglich gestalten wolle.Zu den Ausführungen des Gesandten Wolfgang Lukas Strohmayer bezüglich „Working Holiday Programme“ sei auf Seite 17 dieser Ausgabe verwiesen.Der Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft, Hofrat Dr. Walter Dujmovits, nahm zu aktuellen The-men der Gemeinschaft Stellung. Dabei berichtete er auch vom Besuch einer burgenländischen Regierungs-delegation mit Landeshauptmann Hans Niessl und den

Landesräten Astrid Eisenkopf und Alexander Petschnig bei Burgenländer-Vereinen in den USA und Kanada in der Zeit vom 26. Mai bis 3. Juli 2017. Dies war eine Fortsetzung der Besuchsreisen, die seit 1971 meist in Abständen von fünf Jahren durchgeführt werden.Der Vorsitzende des Kuratoriums des Auslandsöster-reicher-Fonds, Botschafter i.R. Dr. Markus Lutterotti, berichtete aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens des Fonds über die Entstehung, die Tätigkeit und das Wir-ken dieser Einrichtung. Auf den Seiten 18 und 19 dieser Ausgabe informiert ein Interview mit Markus Lutterot-ti detailliert über den AÖF.Mag. Elvira Regenspurger, Referentin der Sektion I / Ab-teilung 11 im Bundeskanzleramt sprach über die Weiter-entwicklung der Handy-Signatur zur E-ID und die Anwendungsmöglichkeiten und Relevanz für Auslands-österreicherinnen und Auslandsösterreicher. Eine Han-dy-Signatur-Registrierungsstelle wurde für die Teilneh-merinnen und Teilnehmer der Weltbund-Tagung am Tagungsort eingerichtet. Präsident Gustav Chlestil schloss seinen Bericht über aktuelle Themen des Weltbundes und die Arbeit des Vor-stands an. Die erleichterte Beibehaltung und die erleich-terte Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürger-schaft sind Fragen, denen sich der AÖWB unermüdlich stellt. In gleicher Weise bedeutsam ist das stete Bemühen des Vorstands, die Eintragungen der Auslandsösterrei-cherinnen und Auslandsösterreicher in die Wählerevi-denz zu forcieren und die im Ausland lebenden Österrei-cher von der Verpflichtung, das Wahlrecht auch auszu-üben, zu überzeugen. Es könne nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass die Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher doch alles andere als eine Min-derheit sind. Immerhin ergäben sie einen Stimmenanteil, den keine der politischen Parteien in Österreich mehr übersehen könnte.Das Werben um die Teilnahme der Auslandsösterreiche-rinnen und Auslandsösterreicher an Wahlen seitens des AÖWB und die Gewinnung von Einzelmitgliedern wur-den von der dafür engagierten österreichischen Werbe-agentur Nummer eins, Demner Merlicek & Bergmann, nach dem unglaublichen Erfolg bei der Bundespräsiden-tenwahl 2016 (vgl. ROTWEISSROT 1/2017), den ge-änderten Bedingungen und Entwicklungen entspre-chend weiter ausgebaut (vgl. Seite 14 und 15 dieser Aus-gabe.Präsident Gustav Chlestil informierte die Tagungsteil-nehmer über Ort und Termin der Weltbund-Tagung 2017: Das Auslandsösterreichertreffen wird vom 7. bis 10. September in Innsbruck stattfinden.Sodann stellte er den nächsten Redner, Oberst des Ge-neralstabs Mag. Walter J. Unger vor, der zum Thema „Cyber Defence – eine nationale Herausforderung“ sprach:Cyber-Angriffe haben weltweit in einem so bedrohlichen

Absingen der Bundeshymne beim Festakt.

6 ROTWEISSROT www.weltbund.at

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AÖWB AKTUELL

Ausmaß zugenommen, dass es mehr als geboten ist, Maßnahmen zur Verteidigung zu entwickeln und zu ergreifen. Jederzeit können • Steuerzentralen der Stromversorger• Steuerrechner der Stromversorger• Banken und Geldversorgung• Bundesheer, Bundesministerium für Inneres• Sicherheits- und andere Behörden• Luftverkehrskontrollzentren, Flughäfen• Kraftwerks- und Staubeckensteuerungen• Bundesbahn, Logistikunternehmen,• Lebensmittelversorgung, Wasserversorgung,

Abwasserentsorgung• ORF, andere Medien• Krankenhäuser und Notfalleinrichtungenangegriffen werden.

Kalt ließ dieser Vortrag keinen, erscheint es doch durch-aus möglich, dass man in der einen oder anderen Weise direkt oder indirekt von einem Cyber-Angriff betroffen sein könnte.Der Bericht der Rechnungsprüfer folgte, das Plenum der Generalversammlung entlastete den Vorstand des AÖWB.

FestaktIn der großen Universitätsaula, im Jeanne-Kahn-Foyer, fand am 9. September der Höhepunkt jeder Weltbund-Tagung, der Festakt mit der Ehrung der Auslandsöster-reicherin des Jahres, statt.Besondere Auszeichnung erfuhr der Festakt durch die Teilnahme hoher Vertreter aus Politik, Kultus, Kultur und Verwaltung des Landes sowie der Stadt Salzburg und des Bundes.Drei Schwerpunkte setzte Präsident Gustav Chlestil in seiner Festansprache: a)  Es ist angezeigt, das Wahlrecht – verstanden als de-

mokratische Verpflichtung– wahrzunehmen und aus-zuüben.

b)  Demokratie sollte niemals zur Selbstverständlichkeit werden; immer wieder muss sie aufs Neue gepflegt und erarbeitet werden.

c)  Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher verfügen über ein überaus umfangreiches Potenzial an Wissen und internationalen Erfahrungen, das von unserer Heimat aber kaum abgeholt wird. Diese Er-fahrungsträger in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur einzubinden wäre geboten. Dazu gehört letztlich auch die vom AÖWB seit Jahren gefor-derte Vertretung im Parlament mit Sitz und Stimme.

In Vertretung des Bundesministers für Europa, Integra-tion und Äußeres, Sebastian Kurz, wandte sich Vize-kanzler und Bundesminister für Justiz, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Brandstetter, an die Festversammlung. Zu-stimmend nahm er Bezug auf die Worte von Präsident Chlestil. Im Besonderen führte er aus: „Und ich sage Ihnen ganz offen, oft genug geben wir damit an, was Sie im Ausland leisten, was Sie für das Image Österreichs im Ausland tun. Wir sind stolz auf Sie und wir freuen uns über Ihre Erfolge. Das sind nicht wenige! Sie sind daher für uns eine wichtige Visitenkarte Österreichs und tun wahnsinnig viel für das Image, die Wertschätzung Österreichs im Ausland. Wir wissen das zu schätzen …Wenn ich mit Auslandsösterreicherinnen und Auslands-österreichern zusammentreffe, dann ist von Seiten der Gesprächspartner immer der Wunsch da, über Öster-reich zu sprechen. Das freut mich, denn das zeigt mir: Sie haben Österreich im Herzen – und wir haben Sie und Ihre Anliegen im Herzen.“Im Anschluss an die Grußworte des Vizekanzlers zeich-nete Präsident Gustav Chlestil Prof. Dr. Pascale Ehren-freund als Auslandsösterreicherin des Jahres 2017 aus.Bewegt dankte die Ausgezeichnete. Wie Gustav Chlestil zuvor wies sie auf ihren für den Nachmittag geplanten Vortrag hin und gab der Hoffnung Ausdruck, dabei die Teilnehmer der Tagung ein wenig für die Raumfahrt zu begeistern.Nun war Hofrat Dr Walter Dujmovits, Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft, am Wort. Nach einer knappen Tour d’horizon über den Besuch der burgen-ländischen Regierungsdelegation bei den Burgenländern in den USA und in Kanada würdigte er die Arbeit Gustav Chlestils:

V. l.: HR. Dr. W. Dujmovits,

Dr. M. Lutterotti, Mag. J .W. Unger,

Mag. E. Regenspurger.

ROTWEISSROT 7www.austrians.org

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AÖWB AKTUELL

Die vom Vorstand des AÖWB Ausgezeichneten.

dass es mir immer eine große Freude und eine große Ehre war, für diese Auslandsösterreicher-Gemeinde zuständig zu sein. Ich verdanke diesem Umstand eine Reihe un-glaublich interessanter Begegnungen, bei denen ich viel gelernt habe – und die Sternstunden auf diesem Gebiet waren sehr oft die Begegnungen mit den Auslandsöster-reichern des Jahres.“Eindrucksvoll war die nun folgende Festrede der Land-tagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf. Es stünde dafür, diesen weiten Bogen, den sie dabei abschritt, zu publi-zieren. An eine Veröffentlichung zu einem späteren Zeit-punkt wäre zu denken.

Musik bewegtDie vom Jeritza Quartett des Mozarteum Salzburg meis-terhaft vorgetragene Musik ehrte den Festakt. Klug und stimmig ausgewählte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Antonin Dvorak und Joseph Haydn berührten alle.Bewegend war es, die Salzburger Landeshymne und die österreichische Bundeshymne gemeinsam zu singen.

Samstag Nachmittag und SonntagAm Nachmittag wurde die Generalversammlung fort-gesetzt, die zwei Höhepunkte erleben ließ:Der eine war der Vortrag „Kosmischer Staub und die Suche nach Leben im Universum“, den Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund hielt.Der zweite Höhepunkt waren die Auszeichnungen, die der Vorstand des AÖWB verliehen hat.Mit dem Goldenen Ehrenzeichen wurden ausgezeichnet:Gertraud-Elisabeth Antongiovanni, Austria Italia Club MailandEgbert Kunrath, Austrian-American Society of OregonMaria Cristina Pirelli, Austria Italia Club MailandMit dem Silbernen Ehrenzeichen wurden ausgezeichnet:Birgit Hayden, Austrian- American Society of OregonIlse Kamin, Austrian-American Society of OregonAnikò Pusztai, Austria Italia Club MailandBarbara Sikora, Österreicher Klub LondonIngrid Witts, Österreicher Klub LondonAm Abend fand der Ball des AÖWB im Europa-Saal des SALZBURG CONGRESS statt.Auch in Salzburg bestach das von Generalsekretärin Dr. Irmgard Helperstorfer zusammengestellte und organi-sierte Rahmenprogramm. Am Vormittag des 10. Sep-tember wurden der evangelische und der katholische Gottesdienst gefeiert. Mit dem darauf folgenden Ab-schlussmittagessen endete die Weltbund-Tagung 2017.Dank sagt der AÖWB dem Bundesland und der Stadt Salzburg für den herzlichen Empfang und für die Unter-stützung, die vom Bundesministerium für Europa, Inte-gration und Äußeres und auch vom Bundeskanzleramt gewährt wurde. ❰

„… am 6. September 1997 wurde Gustav Chlestil erst-mals zum Präsidenten des damals so genannten ,Welt-bundes der Österreicher im Ausland‘ gewählt. Seither ist er ununterbrochen, genau 20 Jahre, Präsident des Welt-bundes – so lange wie noch keiner vor ihm. In diesen Jahren hat sich der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND weiterentwickelt und sich den Herausfor-derungen einer sich schnell verändernden Welt erfolg-reich gestellt. Die Zusammenführung mit dem ,Aus-landsösterreicher-Werk‘, die wirtschaftliche Absiche-rung, die Einbeziehung moderner Kommunikationsmit-tel und die großen Erfolge bei der Wahrnehmung der Interessen der Mitglieder – auch die politischen Interes-sen – sind die herausragenden Erfolge dieser Jahre. Die Burgenländische Gemeinschaft und ich persönlich gra-tulieren ihm zu seinem Lebenswerk.“Sodann wandte sich die Sektionsleiterin der Abt. IV des BMeiA, Botschafterin Mag. phil. Mag. Dr. iur. Elisabeth Tichy-Fisslberger, an die Festversammlung. Sehr detail-reich berichtete sie über die umfangreichen Aufgaben, Herausforderungen, Planungen und Aktivitäten des Au-ßenministeriums. Abschließend sprach sie die Auslands-österreicher direkt an: „Ich selbst hatte zehn Jahre lang die Ehre, Leiterin der Konsularsektion zu sein. Ab An-fang nächsten Jahres werde ich nach Genf weiterziehen. Ich darf daher diese Gelegenheit ergreifen und sagen,

Empfang in der Residenz Salzburg mit Hackbrett und Posaune.

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Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund,

Auslandsösterreicherin des Jahres 2017.

Auslandsösterreicherin des Jahres 2017

P ascale Ehrenfreund, 1960 in Wien geboren, stu-dierte an der Universität Wien Astronomie und Biologie. Ihre Diplomarbeit am Institut für

Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften verfasste sie 1987 zum Thema „Reinigung und Charak-terisierung einer Iminopeptidase aus Streptomyces plica-tus“. 1990 folgte die Promotion an der Universität Paris VII (Universität Paris – Diderot) und der Universität Wien mit der Dissertation in Astrophysik „Visible and spectroscopic studies of polycyclic aromatic hydrocarbons and other carbon clusters“. Beide Abschlüsse erfolgten mit Auszeichnung.

HöhenflugNach absolviertem Doktoratsstudium ging Pascale Ehren-freund als Fellow der Europäischen Weltraumagentur (ESA) in die Niederlande an das Observatorium Leiden.Von 1996 bis 1999 erhielt sie ein APART-Stipendium (Austrian Programme for Advanced Research) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das ihr die Erarbeitung ihrer Habilitationsschrift in Astronomie zum Thema „Kosmischer Staub“ ermöglichte.Von 2001 bis 2005 war Pascale Ehrenfreund Professorin für Astrobiologie an der Universität Amsterdam sowie an der Universität Leiden, wo sie seit 2006 Visiting Pro-fessor ist. 2005 wechselte sie als Distinguished Visiting Scientist an das zum California Institute of Technology gehörende Jet Propulsion Laboratory in Pasadena. 2008 absolvierte Pascale Ehrenfreund ein Masterstudium in Management und Internationale Beziehungen. Seit 2008 ist sie Professorin für Space Policy and International Affairs am Space Policy Institute der George Washington University sowie Lead Investigator am NASA Astro-biology Institute. Nach ihr wurde der Asteroid (9826) Ehrenfreund (2114 T-3) benannt.Von 2013 bis 2015 war Pascale Ehrenfreund Präsidentin des österreichischen Fonds zur Förderung der wissen-

schaftlichen Forschung (FWF). Diese Funktion legte sie zurück, als sie am 15. August 2015 Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurde. Damit ist Pascale Ehrenfreund die erste Frau an der Spitze einer deutschen Großforschungsein-richtung. Pascale Ehrenfreund ist Vizepräsidentin der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Mitglied des Kuratoriums der Universities Space Research Association, Region III, Vorsitzende des Committee on Space Research COSPAR, Panel on Exploration PEX, sowie Mitglied des NRC – Committee on Astrobiology and Planetary Science.Zusammen mit ihrem Mann, dem ESA-Wissenschaftler Bernard Foing PhD, entdeckte Pascale Ehrenfreund in interstellaren Gaswolken zwischen den Fixsternen Hin-weise auf sogenannte Fußballmoleküle (Fullerene), die aus 60 Kohlenstoffatomen bestehen.Als Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt setzt Pascale Ehrenfreund auf Synergien. Damit zielt sie auf mehr Durchlässigkeit der Grenzen zwischen den einzelnen Instituten, zwischen Grundlagenforschung und Produktentwicklung, Natur-wissenschaftlern und Ingenieuren mit ihren oftmals ganz eigenen Kulturen und Sprachen.Pascale Ehrenfreund ist Mutter zweier Kinder, sie spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch. ❰

Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund, Vorsitzende des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft­ und Raumfahrt, Linder Höhe, Köln.

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Wir haben gewählt

E ines sei gleich vorweggenommen: Während Au-ßenminister Sebastian Kurz mit seiner „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“ mit

31,47 Prozent der Stimmen als Sieger aus der Wahl her-vorgeht, verpassen die Grünen mit nur mehr 3,80 Pro-zent nach 31 Jahren den Einzug ins Parlament. Bemer-kenswert ist auch der Anstieg der diesmal ausgegebenen Wahlkarten auf 829.910 (Bundespräsidentenwahl 2016: 653.373), wobei sich der Anteil der „im Ausland leben-den Wahlberechtigten“ auf 59.283 (2016: 53.812) erhöh-te. Diese Steigerung von 8,16 Prozent dürfte auch den Bemühungen des AÖWB geschuldet sein, der sich ja

intensiv um die Erhöhung der Wahlbeteiligung unserer Landsleute im Ausland bemüht.

Was lange währt …Im Jahr 1971 löste Dr. Bruno Kreisky mit absoluter SPÖ-Mehrheit die ÖVP-Alleinregierung Dr. Josef Klaus ab, und diese sollte bis 1979 andauern. Seit damals gibt es Koalitionsregierungen in verschiedener Zusammen-setzung. Ab der Regierung Vranitzky II (21. Jänner 1987) führte die SPÖ Koalitionen in Serie mit der ÖVP an, die im März 2000 mit einer Überraschung endeten: Dr. Wolfgang Schüssel ging mit seiner ÖVP bei der Na-tionalratswahl am 3. Oktober 1999 mit 26,91 Prozent der Stimmen als Dritter hervor, wurde aber mithilfe von Dr. Jörg Haiders FPÖ (26,91 Prozent) am 4. Februar 2000 im Nationalrat zum Bundeskanzler gewählt. Die SPÖ musste sich trotz ihres 33,15-Prozent-Wahlsiegs in die Opposition zurückziehen. Diese Koalition war aber nicht nur wegen Schüssels Coup bemerkenswert, son-dern ging auch wegen der internationalen Reaktionen auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ in die Annalen ein. Die damals 14 EU-Mitgliedstaaten hatten eine Troi-ka eingesetzt, die den „rechten“ Weg unseres Landes penibel zu kontrollieren hatte. Dutzende Länder redu-zierten die Zusammenarbeit und den Kontakt zum „Schmuddelkind“ Österreich. Die Maßnahmen wurden in September 2000 aufgehoben. Die regelmäßigen De-monstrationen gegen die Regierung, die von SPÖ-nahen Gruppierungen jeden Donnerstag Nachmittag zum Ball-hausplatz führten, blieben aufrecht.

… muss nicht immer gut sein.Bereits Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky hatte mit einem SPÖ-Parteitagsbeschluss für seine Partei jede künftige Zusammenarbeit mit der FPÖ ausgeschlossen, von sachbezogenen gemeinsamen Beschlüssen im Parla-ment abgesehen. Damit war, jetzt vollkommen ungeach-tet von Für und Wider, sozusagen die Zwangsehe mit der ÖVP auf lange Jahre hin besiegelt. Und als nach der Nationalratswahl vom 1. Oktober 2006 die FPÖ auf 11,04 Prozent der Stimmen abrutschte (–15,31 Prozent), führte die SPÖ (mit damals 35,34 Prozent) eine Koali-

Nach seinem Wahlsieg und zügigen Sondierungsgesprächen mit allen Parteien hat ÖVP­Obmann Sebastian Kurz Verhandlungen mit den Freiheitlichen aufgenommen.Michael Mössmer

Vergleich der Stimmenanteile 2013 und 2017 und der Sitze im Nationalrat.

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tionsregierung mit der ÖVP (damals 34,33 Prozent) an. Daran sollte sich bis zum 15. Oktober 2017 nichts än-dern, auch wenn es mehrere Wechsel in den Führungs-riegen der beiden Parteien gab. In der SPÖ wurde Bun-deskanzler Dr. Alfred Gusenbauer von Werner Faymann und zuletzt von Mag. Christian Kern abgelöst. In der ÖVP legte Vizekanzler Dr. Wilhelm Molterer diese Funktion zurück, ebenso wie seine Nachfolger Mag. Jo-sef Pröll, Dr. Michael Spindelegger und Dr. Reinhold Mitterlehner. Für die Öffentlichkeit ergab sich erneut – und von manchen Medien unterstützt – ein Bild der Großen Koalition, die zu nichts anderem fähig ist, als zu streiten, und unfähig, tragende Lösungen für das Land zu finden.

Neu regierenAls Bundeskanzler Mag. Christian Kern (SPÖ) vor dem Nationalrat am 19. Mai 2016 – in Anwesenheit von Bun-despräsident Dr. Heinz Fischer – seine Pläne „gegen Stillstand und Vertrauensverlust“ vortrug und „ein ande-res Politikverständnis“ und einen „New Deal“ ankün-digte, ging mit der Antwortrede von Dr. Reinhold Mit-terlehner ein deutliches Signal hinaus, dass sich nun alles ändern könnte: „Wenn wir gemeinsam Probleme ange-hen, sollen sich Anspruch und Wirklichkeit verbinden“, so der ÖVP-Vizekanzler. „Ich will und ich glaube, unse-re Seite will auch“, sagte er unter großem Beifall. Es schien hier für kurze Zeit vergessen gewesen zu sein, dass es sich – auch bei bestem Verständnis in einer Koalition – immer um zwei Parteien handelt, die logischerweise mit einem Auge auf die kommenden Wahlen (hier sind natürlich auch jene in den Bundesländern gemeint) ver-suchen müssen, ihre eigene und vor allem auch künftig

mögliche Wählerschaft zufriedenzustellen und zu beein-drucken. Es liegt also auch leider in der Natur der Koa-lition, nach Möglichkeit dem jeweiligen Partner gerade so viel zuzugestehen, als für die eigene Klientel gerade noch vertretbar ist.Diese unausweichliche Situation hat ziemlich exakt ein Jahr nach dem „New Deal“ am 10. Mai 2017 dazu ge-führt, dass Mitterlehner – für fast alle unerwartet –, in einer Pressekonferenz bekanntgab, er würde mit soforti-ger Wirkung all seine Ämter zurücklegen und sich voll-ends aus der Politik zurückziehen.

Der BruchNach einer ersten Atempause – Kern hatte seinen Vize-kanzler, die ÖVP ihren Bundesparteiobmann verloren –, bot der Bundeskanzler dem kurzfristig als ÖVP-Chef nachgefolgten Außenminister Sebastian Kurz an, mit ihm gemeinsam als Vizekanzler bis zum turnusmäßigen Ende der Regierungszeit (Herbst 2018) weiter zu regie-ren. Am 12. Mai ließ Kurz verlauten, er wolle einer „Re-formpartnerschaft“ mit Kern nicht zustimmen, sprach sich für eine baldige Neuwahl und einen kurzen Wahl-kampf aus. Er ließ sich von der ÖVP mit einer Art Ge-neralvollmacht ausstatten, um der Partei einen Neustart zu verpassen. Das verdeutlichte Kurz auch durch eine Namensänderung der ÖVP auf „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei (ÖVP)“. Justizminister Dr. Wolf-gang Brandstetter übernahm indessen die Funktion des stellvertretenden Regierungschefs.Am 14. Juli schließlich wurde von allen im Nationalrat vertretenen Parteien die vorzeitige Beendigung der XXV. Gesetzgebungsperiode beschlossen. Die FPÖ sah sich in einer langen Forderung bestätigt, den „Stillstand der

Nach der Bekanntgabe einer bereits verlässlichen Hochrechnung des Wahl­

ergebnisses trafen die Spitzen­kandidaten und die Spitzen­

kandidatin aufeinander. V. l.: Dr. Peter Pilz,

Ulrike Lunacek (Grüne), Matthias Strolz (NEOS),

ORF­Moderator Hans Bürger, Außenminister

Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler Mag.

Christian Kern (SPÖ) und Heinz­Christian Strache (FPÖ).

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Rot-Schwarzen Koalition“ zu beenden. Grünen-Klubob-mann Albert Steinhauser zeigte sich von einem „offen-sichtlichen“ Rechtsrutsch von SPÖ, ÖVP und FPÖ in den vergangenen vier Jahren überzeugt. Und NEOS-Obmann Matthias Strolz sah eine Möglichkeit, „das rot-schwarze Machtkartell aufzubrechen“. Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar schließlich hoffte auf Mehr-heiten abseits von Rot und Schwarz. Als Wahltermin wurde der 15. Oktober ins Auge gefasst.

Unruhige ZeitenDie darauffolgenden 12 Wochen sollten sich als beson-ders turbulent herausstellen. Neben dem üblichen Wahl-kampfgetöse und den damit verbundenen parteistrategi-schen Auseinandersetzungen zeichnete sich eine wesent-liche Weichenstellung bei den Grünen ab, die vor 31 Jahren mit fünf Mandaten in den Nationalrat eingezo-gen waren und in der letzten Legislaturperiode mit 24 Mandatarinnen und Mandataren im Parlament vertreten waren. Parteiinterne Differenzen um den umstrittenen Parteiausschluss einer grünen Jugendgruppe und der Rücktritt der langjährigen Bundessprecherin Mag.a. Eva

Glawischnig-Piesczek ließen keine Ruhe mehr einkeh-ren. Als dann beim Bundeskongress in Linz dem Grü-nen-Mitbegründer Dr. Peter Pilz keiner der ersten Lis-tenplätze eingeräumt wurde, trennte sich dieser von der Partei und trat mit einer eigenen Liste zur Wahl an.Parallel dazu gab es heftige Auseinandersetzungen zwi-schen SPÖ und ÖVP. Es ging um zwei Facebook-Seiten, auf denen Kurz massiv verleumdet wurde und ihm fal-sche, vor allem rassistische Positionen unterstellt wurden. Alles sah so aus, als wären die dortigen Eintragungen von Kurz selbst oder zumindest von ihm eng vertrauten Mit-arbeitern gefertigt worden. Und auch Kern wurde – wenn auch in geringerem Maß – angefeindet. Während die Klärung dieser Zu- und Umstände wohl noch andau-ern wird, hätten sie, so Wahlforscher, das Wahlverhalten eher gering bis kaum beeinflusst.

Nur mehr fünf Parteien im NationalratAm Abend des Wahltags gab es eine große Enttäuschung für die SPÖ, die in den vorhergehenden Wochen in Mei-nungsumfragen einiges an Rückstand wettmachen konnte, jedoch mit 26,9 Prozent exakt das Ergebnis von 2013 erreicht hat. Große Freude hingegen herrschte bei der Liste Kurz, die mit einem Stimmenzuwachs von 7,5 Prozent letztlich 31,5 Prozent verzeichnen konnte. Die FPÖ legte 5,5 Prozent zu und liegt mit 26,0 Prozent der Stimmen an dritter Stelle. Den vierten Platz konnten die NEOS erreichen, sie ziehen mit einem leichten Stimmen-zuwachs von 0,3 Prozent mit 5,3 Prozent wieder ins Hohe Haus ein. Das Team Stronach hatte sich bereits vor der Wahl mangels weiterer Unterstützung seines Gründers aufgelöst. Auf die sonstigen Parteien entfielen 2,2 Prozent der Stimmen.

Grüne raus, ein Grüner reinDie Grünen haben den höchsten Verlust an Stimmen zu verzeichnen, sie verloren 8,6 Prozent und fieberten bis zuletzt einer Verbesserung ihres Wahlergebnisses entge-gen. Doch es reichte nicht für den Verbleib im National-rat. Der Grüne Klub wurde mittlerweile aufgelöst. Den ehemaligen Grünen Dr. Peter Pilz und seine Liste be-dachten die Wählerinnen und Wähler jedoch mit 4,41 Prozent ihrer Stimmen und sicherten ihm so den Einzug ins Parlament.

Mögliche KonstellationenDa es nun drei etwa gleich große Parteien gibt und die beiden Oppositionsparteien mit gemeinsam rund zehn Prozent keine Regierungsbildung ermöglichen können, bleiben nur drei Varianten: ÖVP-SPÖ hätte zwar mit gemeinsam 114 von insgesamt 183 Mandaten eine be-queme Mehrheit im Parlament, nur ist im Wahlkampf sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Beobachter sehen keine Chance für eine Regierung mit Kanzler Kurz und

Zwei ehemalige Grüne: Ulrike Lunacek ist nach dem herben Verlust der Grünen vorerst aus der Politik ausgestiegen; Dr. Peter Pilz, von den Grünen ausgetreten, zieht mit seiner eigenen Liste in den Nationalrat ein.

Ergebnisse der bisherigen Nationalratswahlen.

Endergebnis der bisherigen Nationalratswahlen

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Vizekanzler Kern. Ein Wechsel an der SPÖ-Spitze scheint ebenso unwahrscheinlich.ÖVP-FPÖ hätte mit gemeinsam 113 von insgesamt 183 Mandaten ebenfalls eine bequeme Mehrheit, und es gibt in vielen Themenbereichen gemeinsame Schnittmengen. Es wird damit gerechnet, dass Kurz in Regierungsgesprä-che mit Heinz-Christian Strache eintreten wird.SPÖ-FPÖ hätten gemeinsam 103 Mandate, jedoch gilt diese Variante als die unwahrscheinlichste. Teile der SPÖ-Mitglieder sind nämlich vehement gegen eine Zu-sammenarbeit mit der FPÖ, während andere wiederum auf die gute SPÖ-FPÖ-Regierungszusammenarbeit im Burgenland verweisen und sich das auch für den Bund vorstellen könnten.Bleibt noch eine letzte Variante, die sich hier nur eher theoretisch darstellt: Die SPÖ könnte eine von Kurz übrigens schon einmal ins Spiel gebrachte Minderheits-regierung mit dem Ziel unterstützen, eine Regierungs-beteiligung der FPÖ zu verhindern. Auf eine längere Lebensdauer dieser Variante würden wohl nicht sehr viele Wetten abgeschlossen werden.

Neue Regierung bis WeihnachtenAm 20. Oktober empfing Bundespräsident Prof. Dr. Alexander Van der Bellen den Wahlsieger Sebastian Kurz in seinen Amtsräumen in der Hofburg: „Aufgrund des Wahlergebnisses betraue ich Sie, sehr geehrter Herr Außenminister und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, als Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei mit der Erstat-tung von Vorschlägen für die Bildung einer neuen Bun-desregierung“, so Van der Bellen, der, wie er sagte, bei der Regierungsbildung besonders darauf achten wird, dass die Gesamtinteressen Österreichs und seiner Bevöl-kerung im Mittelpunkt stehen. Personelle und inhalt-liche Vorschläge will der Bundespräsident jedenfalls „sehr genau prüfen“. Am darauffolgenden Wochenende traf Kurz dann bereits mit den Obmännern der vier anderen Parteien zu ersten Gesprächen zusammen, zuletzt auch mit SPÖ-Chef Kern. Und dabei blieb es auch. Nach dem Treffen der SPÖ-Spitze gab Kern dann bekannt, seine Partei ginge davon aus, dass die ÖVP mit der FPÖ regieren wolle. Die SPÖ werde in der Opposition einen Neuaufstellungs-prozess starten und ein klares Gegengewicht sein. Tags darauf, am 24. Oktober, gab dann der ÖVP-Ob-mann bekannt, er werde die FPÖ zu Gesprächen einla-den, um eine erfolgreiche Regierungsbildung zu erörtern. Kurz nannte drei Grundvoraussetzungen dafür: Es müs-se ein neuer Stil mit respekt- und würdevollem Umgang herrschen, was auch für das Parlament gelte; es müsse den Willen zur notwendigen Veränderung und es müsse eine klare proeuropäische Ausrichtung geben.FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nahm diese Ein la-dung an und meinte, es gäbe gute Ansätze und man wür-

de die Möglichkeiten ernsthaft prüfen. Das Ergebnis bleibe aber offen, ein Koalitionspakt mit der ÖVP sei noch keine sichere Sache. Kurz sagte, er wolle rasche Verhandlungen, die bereits vor Weihnachten zu einer neuen Regierung führen sollten. Strache hingegen meinte, er wolle sich keinem Zeitdruck aussetzen. Ein Angebot von der SPÖ an die ÖVP, eine Minderheitsregierung zu unterstützen, dürfte für Kurz in diesem Stadium keine erstrebenswerte Variante zu sein. ❰

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Bundespräsident Prof. Dr. Alexander Van der Bellen

beauftragte Außenminister Sebastian Kurz am

20. Oktober mit der Bildung einer Regierung.

EU­Mitgliedschaft bringt Österreich mehr Vorteile

als Nachteile.

„EU-Mitgliedschaft bringt Österreich mehr Vorteile als Nachteile.“„Stimmen Sie folgenden Aussagen sehr, ziemlich, wenig oder gar nicht zu?“ In Prozent aller Befragten, Wahltagsbefragung Nationalratswahl 2017 im Auftrag des ORF.

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Jedes Mitglied macht uns stärker!

280.000 Auslandsösterreicherinnen und Auslands-österreicher bekamen ein Video auf ihren Facebook-Account eingespielt, das die heiße Phase des Wahlkampfs in Österreich auf unterhaltsame und ironisierende Art und Weise nutzte. Geworben wurde darin jedoch nicht um potenzielle Wähler bei der Nationalratswahl, sondern um neue Mitglieder für den AUSLANDSÖSTER-REICHER-WELTBUND.

Hingucker „Liste“Das Video wurde mit drei verschiedenen Einstiegen pro-duziert. Jeder war auf die besondere Situation der Öster-reicherinnen und Österreicher im Ausland zugeschnit-ten, um sie neugierig zu machen. Damit wurden auch die in den letzten Monaten aus dem Boden gestampften Listen und Bewegungen gleich zu Beginn dezent aufs Korn genommen: Auch der Weltbund hat sich als Liste präsentiert – allerdings als eine, auf der die Anliegen seiner Mitglieder stehen.

Die StoryIn schnellen Schnitten wechseln cineastische Fahnen- und Weltkugelinszenierungen und Blitzlichtgewitter der Jour-nalisten. Ein Sprecher mit der Weltkugel auf dem Kopf präsentiert die Errungenschaften des AUSLANDS-ÖSTERREICHER-WELTBUNDES und verspricht: Zusammen können wir noch viel mehr erreichen!

Noch vor der Nationalratswahl startete der AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUND eine Kampagne auf Facebook – der weltweit größten Social­Media­Plattform –, um zusätzlich zu den Vereinsmitgliedern in aller Welt neue Mitglieder zu gewinnen, starker „Wahlaufruf“ inklusive.

Die mehr als 500.000 Österreicherinnen und

Österreicher im Ausland würden bei einer Wahl in

Summe das Gewicht eines ganzen Bundeslandes

ausmachen – eine völlig neue Perspektive, wenn es um die

Vertretung der Anliegen der Auslandsösterreicher

gegenüber der Politik geht.

Eine Antwort darauf gibt der Weltbund: Er erleichtert und

fördert die Verbindung der Auslandsösterreicherinnen

und Auslandsösterreicher mit ihrem Heimatland unter dem Motto „Gemeinsam

statt einsam“.

Der Weltbund hat z. B. die Briefwahl­Möglichkeit für die im

Ausland lebenden Österreicher und Österreicherinnen durch­gesetzt, auch die Möglichkeit,

bei Annahme einer anderen Staatsbürgerschaft dennoch die

österreichische Staatsbürgerschaft zu behalten, und anderes mehr.

Jetzt geht es darum, bei jeder Wahl diese „erkämpften“

Rechte zu nutzen.

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Doch damit nicht genug. Ein Chor umringt den Welt- kugelmann und besingt, unter Konfettiregen, die Kraftdes 10. Bundeslandes.

Anliegen, die Emotionen weckenHeimwehpakete, Bergluft, steirisches Kürbiskernöl – hier werden Gefühle gezeigt. Auch die Zuseher werden aufgefordert, ihre Anliegen zu posten!

Zurück am Schreibtisch im Bundeskanzleramt geht es dann ins bühnenreife Finale mit leicht ironischem Finish: Ein dringender Aufruf zur Mitgliedschaft – und dann kurz Licht aus, um das Symbol des AUSLANDS-ÖSTERREICHER-WELTBUNDES dann im Weltall neu erstrahlen zu lassen. Auf macht-meiner-stimme.at wird das Mitgliedwerden leicht gemacht. VISA, Master-card, Paypal – die Bezahlung von € 40,– für die Einzel-mitgliedschaft geht problemlos von der Hand. Ein Blick auf die Vorteile – und man ist dabei! Das Video wird nach der Wahl in adaptierter Form weiter zur Mitglie-derwerbung eingesetzt.

Auch Ihre Mitgliedschaft macht uns stärker!Sie sind bereits Mitglied einer unserer Vereinigungen und haben keine Weltbund-Mitglieds- und Vorteils-karte? Dann nützen Sie die Möglichkeit, diese über Ihre Vereinigung unmittelbar zu bestellen. Sollten Sie keine Möglichkeit haben, Mitglied einer der weltweit beste-henden Vereinigungen zu werden, können Sie die Ein-zelmitgliedschaft beim Dachverband AUSLANDS-ÖSTERREICHER-WELTBUND beantragen auf:

macht­meiner­stimme.at ❰

Verantwortlich für die Kampagne zeichnet die Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann. Hinter der Kamera: das junge Filmteam rund um Marcello Demner.

AÖWB AKTUELL

»  Nach Eingang Ihrer Zahlung erhalten Sie unmittelbar die Weltbund­Vorteilskarte»  Weltweit Freunde – vernetzt mit Österreicherinnen und Österreichern in aller

Welt auf austrians.org»  Mitgestaltung der Interessen, die der AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUND

vertritt»  10 % Ermäßigung bei AUSTRIAN für Sie und ein Familienmitglied»  25 % Ermäßigung in ausgewählten österreichischen Hotels»  Regionale Sonderkonditionen bei Kaufhäusern, Restaurants, Verkehrsbetrieben etc.»  15 % Ermäßigung auf Ihre Bestellungen auf www.AustrianSupermarket.com»  Attraktive Sonderkonditionen bei AVIS Autovermietung»  Pannenhilfe durch den ARBÖ»  Unfallversicherung in Österreich»  2 Wochen gratis Mobiltelefon»  30 % Ermäßigung für Tagungsgebühren bei den Weltbund-Tagungen»  Gratis-Abo der Zeitschrift ROTWEISSROT»  Automatische Teilnahme an der jährlichen Verlosung toller Gewinne:»  Gewinnspiel Neujahrskonzert: 1 × 2 Karten fürs Neujahrskonzert in Wien

inkl. 2 × Hin­ und Retourflug und 1× Übernachtung für 2 Personen in Wien»  Gewinnspiel Opernball: 1 × 2 Karten für den Opernball in Wien inkl.

2 × Hin­ und Retourflug und 1 × Übernachtung für 2 Personen in Wien

Die Promotion hat mehr als 140.000 Personen erreicht und ihnen die Werte des AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUNDES vermittelt. Davon haben über 1.300 Personen aus ingesamt 45 Ländern die Facebook­Seite des AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUNDES abonniert und somit konkretes Interesse an den laufenden Aktivitäten bekundet. Mit dieser Kampagne wurde für den AUSLANDSÖSTERREICHER­ WELTBUND ein großes Potenzial für die Akquisition neuer Mitglieder eröffnet.

Die Vorteile einer Einzelmitgliedschaft

Und der Erfolg kann sich sehen lassen:

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Die OSZE tagt in der Wiener Hofburg.

B undesminister Sebastian Kurz lenkt als Chair-man in Office ein Jahr lang die Arbeit der Organisation. Der Vorsitz in der OSZE hat

vielfältige Aufgaben und ist damit ein zentraler politi-scher Akteur. In dieser Rolle als Vermittler kann Öster-reich seine außenpolitischen Erfahrungen und Prioritä-ten zur Stärkung der Sicherheit einbringen. Die Bewäl-tigung von Konflikten, die Vorbeugung und Bekämp-fung transnationaler Bedrohungen für die innere Sicher-heit und das Wiederherstellen von Vertrauen in einem gemeinsamen Raum mit 1,2 Milliarden Menschen zählen zu den Herausforderungen und Prioritäten des österreichischen Vorsitzes.

Schwerpunkte des österreichischen Vorsitzes Die OSZE ist das zentrale Forum zur Entwicklung einer Sicherheitsgemeinschaft im euroatlantischen und eurasi-schen Raum. Mit dem OSZE-Vorsitz 2017 hat Öster-reich die Möglichkeit, zur Wiederherstellung von Stabi-lität und Vertrauen in dieser Region beizutragen. Öster-reich konzentriert sich dabei auf drei grundlegende Herausforderungen für die Sicherheit und Stabilität im OSZE-Raum, die eine Bedrohung für unsere gemeinsa-men Werte darstellen:•  die militärischen Auseinandersetzungen, die tausende

Opfer gefordert und zu Vertreibung und Zerstörung geführt haben

•  die zunehmende Bedrohung der inneren Sicherheit durch stärkere Radikalisierung von vor allem jungen Menschen und durch den daraus hervorgehenden Ter-rorismus

•  und den zunehmenden Vertrauensverlust zwischen den teilnehmenden Staaten und den Bürgerinnen und Bür-ger gegenüber staatlichen Institutionen und internatio-nalen Organisationen, die den Frieden und unsere Werte sichern sollen.

Österreich in der Rolle des Vermittlers Diese Herausforderungen sind weder leicht noch schnell zu bewältigen. Österreich wird im Rahmen des OSZE-Vorsitzes 2017 alles unternehmen, es der OSZE zu er-möglichen, ihr Mandat, die umfassende und kooperative Sicherheit sowie die Sicherheit in den 57 Teilnehmerstaa-ten, zu stärken und die Wiederherstellung des Vertrauens im OSZE-Raum zu fördern. Die aktuellen Konflikte und Herausforderungen sind grenzüberschreitend und erfordern deshalb internationale Zusammenarbeit. Die OSZE ist als weltweit größte regionale Sicherheitsorga-nisation wohl am besten in Europa geeignet, um als Aus-gangspunkt für den Wiederaufbau von Vertrauen und die Lösung von Konflikten zu dienen.

Bisherige ErfolgeTrotz komplexer Herausforderungen konnte der öster-reichische Vorsitz bereits vieles erreichen. Ein großer Erfolg ist die gelungene Aufstockung der OSZE-Beob-achtermission in der Ukraine, die einen wichtigen Faktor für die Stabilität in der Region bildet. Die verstärkte Überwachungskapazität bringt der internationalen Ge-meinschaft ein besseres Bild von der Lage vor Ort und der lokalen Bevölkerung ein Mehr an Sicherheit. Eine weitere Errungenschaft bildet der neue Fokus auf Radi-kalisierung. Im September 2017 fand auf Initiative des österreichischen OSZE-Vorsitzes eine Sondersitzung des Ständigen Rates der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zum Thema Kampf gegen Radikalisierung und gewaltsamen Extremismus statt. Dabei präsentierte der OSZE-Sonderbeauftragte Peter Neumann seinen Expertenbericht zur Radikalisierung im OSZE-Raum. Im Dezember 2017 steht Österreichs OSZE-Vorsitz ein weiterer Höhepunkt bevor, wenn die Außenminister der 57 OSZE-Teilnehmerstaaten zu einem Ministerrat in Wien zusammentreffen werden. ❰

Österreichs Vorsitz in der OSZEIm Jahr 2017 hält Österreich den Vorsitz in der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

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Gesandter Mag.Wolfgang Lukas Strohmayer,

Leiter der Abteilung IV.3 des BMEIA.

D ie Erweiterung des Angebots der Working Holiday Programme (WHP) ist Außen-minister Sebastian Kurz ein persönliches An-

liegen. In Zusammenarbeit mit dem federführenden BMASK und dem BM.I ist es 2017 gelungen, die gesetz-lichen Voraussetzungen für eine Anhebung der Pro-grammdauer von sechs auf zwölf Monate zu schaffen. Damit werden erstmalig auch WHP mit Australien, Kanada und Chile möglich, die 2018 wirksam werden sollen. Gleichzeitig hat Österreich sein bisheriges Programm angebot um Japan (2016) und Israel (2017) erweitert. Österreich wird damit im Spitzenfeld der EU-Mitgliedsstaaten liegen. WHP sollen jungen Menschen die Gelegenheit bieten, das eigene Verständnis für ande-re Länder und Kulturen zu fördern und Berufserfahrung zu sammeln.

Working Holiday, was ist das eigentlich?Working Holiday Programme sind Vereinbarungen zwi-schen Staaten, die jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren einen sechs- bis zwölfmonatigen Aufenthalt mit Arbeitserlaubnis ermöglichen. Damit können Jugendli-che im Rahmen eines längeren Urlaubsaufenthalts zur Mitfinanzierung dieses Aufenthalts eigeninitiativ eine frei gewählte und ordnungsgemäß entlohnte Beschäfti-gung annehmen. Dafür ist im Rahmen eines WHP kei-ne gesonderte Genehmigung erforderlich. Diese Vereinbarungen sollen auch der Sammlung von praktischen Berufserfahrungen im Ausland dienen, und es können Ausbildungs- und Bildungsangebote, insbe-sondere auch im Bereich Sprachen und Kultur, in An-spruch genommen werden. Ein längerer Aufenthalt im Ausland im Rahmen eines WHP bietet somit eine idea-le Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen Horizonts und die Möglichkeit, einen anderen Kulturkreis und sein Alltagsleben sowie dessen Arbeitswelt kennenzulernen.Das Programm basiert auf Gegenseitigkeit und ermög-licht daher auch jungen Menschen der Partnerländer, zur Finanzierung ihres Ferienaufenthalts sechs bis zwölf Monate bewilligungsfrei in Österreich zu arbeiten. Die Teilnehmer sind für ihren Aufenthalt und die Arbeits-suche selbst verantwortlich und müssen sich für eine Teilnahme an die jeweilig Botschaft des gewünschten Landes wenden. Ein langgehegter Wunsch des BMEIA ist der Abschluss von WHP-Vereinbarungen mit Australien, Kanada und

Chile. Das Interesse der Jugend in Österreich an den genannten Staaten ist entsprechend groß. Eine wesentli-che Vorbedingung dafür ist allerdings eine Programm-dauer von zwölf Monaten, die von diesen Ländern vor-ausgesetzt wird. Dies konnte Österreich jedoch nicht anbieten, zumal die rechtlichen Voraussetzungen für einen zwölfmonatigen Aufenthalt mit Arbeitserlaubnis nicht vorlagen. Dabei ist auch zu beachten, dass solche internationalen Vereinbarungen die hohen österreichi-schen Standards im arbeits- und sozialrechtlichen Be-reich berücksichtigen müssen und dass der Schutz der jugendlichen Arbeitnehmer aus Österreich auch in den Partnerländern voll gewährleistet sein muss.

Erweiterung um Australien, Kanada und ChileHerr BM Hundstorfer und Frau BM Mikl-Leitner haben es persönlich ermöglicht, dass die Initiative des BMEIA zur Erweiterung des WHP-Netzes erfolgreich in die Wege geleitet und auch abgeschlossen werden konnte. Die gesetzlichen Voraussetzungen konnten geschaffen werden und sind seit 1. Oktober 2017 in Kraft. Folglich wurden die WHP-Vereinbarungen bereits kurz darauf, am 19. 10. (Australien), am 24. 10. (Chile) und am 30. 10. 2017 (Kanada), unterzeichnet. Alle drei neuen Pro-gramme werden voraussichtlich in der ersten Jahreshälf-te 2018 wirksam werden.Darüber hinaus wurde zwischenzeitlich die Verlänge-rung der Programmdauer aller bisherigen WHP-Ver-einbarungen von sechs auf zwölf Monate in die Wege geleitet. Davon ausgenommen ist nur Neuseeland, das derzeit keine Verlängerung anstrebt. Es freut mich daher besonders, dass Österreich mit seinem WHP-Angebot im Jahr 2018 im EU-Spitzenfeld liegen wird und damit neue Möglichkeiten der Begegnung offen stehen werden. Ich darf Sie dazu einladen, sich auf der Homepage des BMEIA über alle aktuellen Entwicklungen und die Pro-grammteilnahme zu informieren (https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/einreise-und-aufenthalt-in-oester-reich/working-holiday/).Es bleibt zu hoffen, dass die österreichische Jugend mög-lichst zahlreich an diesen Programmen Interesse zeigt und davon Gebrauch macht. Die rege Nutzung dieser Programme würde auch ein wichtiges Element der Stär-kung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und seinen WHP-Partnern darstellen. ❰

Mag. Wolfgang Lukas StrohmayerLeiter der Abteilung IV.3 des BMEIA

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50 Jahre Auslandsösterreicher-Fonds

Herr Botschafter, der Auslandsösterreicher­Fonds feiert heuer sein 50­jähriges Bestehen – warum und wie wurde dieser gegründet? Lutterotti: Hunderttausende ÖsterreicherInnen waren um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gezwungen, un-ser Land als Folge von Verfolgung und Krieg zu verlas-sen. Viele, die nicht auf ihre Staatsbürgerschaft verzich-teten, lebten manchmal in sehr kritischen Verhältnissen. Deshalb wurde, nicht zuletzt auf Anregung des Welt-bundes, mit Bundesgesetz vom 16. November 1967 ein Fonds zur Unterstützung österreichischer Staatsbürger im Ausland geschaffen. Das Auslandsösterreicher-Fonds-Gesetz, das im Wesentlichen vom nachmaligen österrei-

chischen Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger ausgearbeitet wurde, sieht vor, im Ausland lebende Öster reicher in einer akuten Notlage finanziell zu unter-stützen und diesen Menschen damit auch das Gefühl zu vermitteln, von ihrer Heimat nicht vergessen zu werden.

Sie sind seit fast 10 Jahren Vorsitzender des Kuratoriums des AÖF, können Sie die Aufgaben des Fonds ein wenig beschreiben?Lutterotti: Der Auslandsösterreicher-Fonds besteht aus einem ehrenamtlich tätigen Kuratorium und einem Ge-schäftsführer. Das Kuratorium hat die Aufgabe, den Fonds nach außen zu vertreten, die finanziellen Zuwen-dungen zu genehmigen sowie jährlich einen Finanzplan und den Geschäftsbericht zu erstellen. Der vom Kurato-rium bestellte Geschäftsführer steht diesem für die alltäg-lichen Aufgaben zur Seite. Im Wege der österreichischen Vertretungsbehörden werden Anträge bedürftiger öster-reichischer Staatsbürger im Ausland eingebracht. Der Geschäftsführer nimmt mit beratender Stimme an den Sitzungen des Kuratoriums teil und bereitet die Beschlüs-se des Kuratoriums vor. Um eine rasche Hilfe zu ermögli-chen, hat das Kuratorium die Genehmigung von Vor-schlägen des Geschäftsführers über Zuwendungen, die den Betrag von jährlich 1.000 Euro pro Begünstigten nicht übersteigen, an zwei Kuratoriumsmitglieder delegiert.Das Kuratorium prüft die Anträge und entscheidet über die jeweiligen Zuwendungen. Es können sowohl einma-lige – sogenannte Überbrückungshilfen – als auch perio-dische finanzielle Zuwendungen, abhängig von der je-weiligen materiellen Notlage, gewährt werden. Seit 2007 können auch frühere österreichische Staatsbürger und deren Kinder, die aus wichtigen und nachvollziehbaren Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft aufgeben mussten und Herzensösterreicher geblieben sind, bei einer außerordentlichen materiellen Notlage einen An-trag auf finanzielle Hilfe stellen. Der Fonds besitzt eige-

Botschafter i.R. Dr. Markus Lutterotti, Vorsitzender des Kuratoriums des Auslandsösterreicher­Fonds, im Gespräch mit ROTWEISSROT.

V. l.: Mag. Wolfgang Strohmayer, Leiter d. Abt. IV.3 im Außenministerium, Bot. i. R. Dr. Markus Lutterotti, Vorsitzender des Kuratoriumas des AÖF, Regierungsrat Josef Knapp, Geschäftsführer des AÖF.

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ne Rechtspersönlichkeit – ein rechtlicher Anspruch auf eine Zuwendung aus den Mitteln des Fonds besteht jedoch nicht.

Wie setzt sich das Kuratorium zusammen?Lutterotti: Das Kuratorium besteht aus sieben Mitglie-dern und aus sieben Ersatzmitgliedern, die vom Minis-terrat für jeweils fünf Jahre bestellt werden. Es entspricht langjähriger Praxis, dass in das Kuratorium neben je einem Vertreter der im Nationalrat vertretenen Parteien und einzelner Bundesländer auch Vertreter jener Insti-tutionen berufen werden, die durch die Tätigkeit des Fonds betroffen sind, etwa das Sozialministerium sowie der Weltbund. Der Fonds hat seinen Sitz im Bundesmi-nisterium für Europa, Integration und Äußeres am Mi-noritenplatz in Wien. Auch der Geschäftsführer ist ein Beamter dieses Bundesministeriums.Ich freue mich auch, dass Bundesminister Sebastian Kurz die Arbeit des Fonds sehr unterstützt und die An-liegen der Auslandsösterreicher zu einer Priorität des Außenministeriums gemacht hat. Ein wichtiges Ziel für ihn ist es, das Service für Auslandsösterreicher laufend noch weiter auszubauen und zu verbessern. Die österreichische Politik hat sich stets für unsere Landsleute im Ausland interessiert und namhafte Poli-tiker und Persönlichkeiten in das Kuratorium entsendet. So hat unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem Kuratorium als Mitglied ebenso angehört wie mehrere Bundesminister und eine Reihe von Lan-deshauptleuten wie Siegfried Ludwig, Theodor Kery oder Heinrich Gleißner. Auch der langjährige Präsident des Auslandsösterreicherwerks, der bekannte Publizist und Verleger Fritz Molden, war mehrere Jahre Mitglied des Kuratoriums.

Wie erreicht man den Fonds, und wer sind die Menschen, die finanzielle Hilfe beantragen?Lutterotti: In den meisten Fällen wenden sich die be-dürftigen Personen direkt mit ihren Nöten und Sorgen an die jeweilige österreichische Vertretungsbehörde im Ausland. Informationen zum Fonds finden sich auch auf den Webseiten des Außenministeriums und der Vertre-tungsbehörden im Ausland. Der Geschäftsführer des Fonds in Wien, die Bediensteten der österreichischen Botschaften, Konsulate im Ausland geben gerne Aus-kunft zu Fragen der Antragsstellung und unterstützen größtmöglich bei einer solchen. Bei einer positiven An-tragsbeurteilung wird die gewährte Zuwendung im Wege der zuständigen österreichischen Vertretungsbe-hörde ausbezahlt. Im Jahr 2016 – zum Beispiel – wurden Unterstützungsbeiträge in 66 verschiedene Länder über-wiesen. Bei den Zuwendungen des Fonds handelt es sich um ergänzende Unterstützungen und nicht etwa um eine Art Pensionsersatz.

Die Antragsteller sind vorwiegend ältere, kranke, pflege-bedürftige Personen – mit keiner oder einer nur geringen Pension. Vermehrt wenden sich Personen, die aufgrund psychischer oder physischer Krankheiten arbeitslos, mit-tellos oder sogar obdachlos geworden sind, mit der Bitte um Unterstützung an den Fonds.

Herr Botschafter, was kann der AÖ­Weltbund zur Arbeit des Fonds beitragen?Lutterotti: Mir scheint es wichtig, dass der Weltbund im Rahmen seiner Aktivitäten auf die schnelle und rela-tiv unbürokratische Hilfsmöglichkeit, die der Fonds den Auslandsösterreichern bietet, aufmerksam macht. Des-halb vielen Dank, dass mir durch diesen Beitrag im Jour-nal ROTWEISSROT bereits eine Gelegenheit hierzu gegeben wird.

Auch ich danke Ihnen für Ihre informativen Ausführungen zum Fonds. Wie schon bisher wird der Weltbund bei An­fragen von betroffenen Auslandsösterreichern mit dem Auslandsösterreicher­Fonds engen Kontakt pflegen. ❰

Ansprache von Botschafter i. R. Dr. Markus Lutterotti bei der Weltbund­Tagung 2017 in Salzburg.

1967: Gründung des AÖFSitz: Außenministerium WienAÖF­Gesetz: BGBl. I Nr.67/2006Organe des AÖF: Kuratorium und GeschäftsführerVorsitzender des Kuratoriums: Botschafter i. R. Dr. Markus LutterottiGeschäftsführer des AÖF: Regierungsrat Josef KnappAnzahl der im Jahr 2016 unterstützten Personen: 1.268Kontaktdaten:E­Mail: aoe­[email protected].: +43/50 11 50­4579

Facts & Figures

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Noten? Wo sind die Noten?

S tellen Sie sich bitte folgendes Szenario vor: Es ist der 27. Dezember, die ruhigen Weihnachtsfeier-tage sind vorbei. Auf der Bühne des Goldenen

Saals des Wiener Musikvereins strahlen die Scheinwer fer hell, Fernsehkameras sind aufgebaut und Mikrofone in Position gebracht. Die Wiener Philharmoniker haben auf dem Podium Platz genommen und ihre Instrumente gestimmt, der Dirigent beginnt die Probe mit einem Walzer. Nachdem das Orchester die einleitenden Akkor-de gespielt hat, sollte eigentlich ein Harfensolo erklingen – aber es folgt nur Stille! Die Harfenistin ist verzweifelt, da sich keine Noten für das Stück in der Mappe auf dem Notenpult befinden, die Kollegen werden unruhig, der Dirigent muss abbrechen. Eine solche Unterbrechung wäre schon unter normalen Umständen problematisch, aber hier ist alles etwas spe-zieller. Die Probenzeit für ein Programm mit rund 28 verschiedenen Titeln ist äußerst knapp, die Nervosität bei Musikern, Dirigent und Mitarbeitern größer als sonst. Es geht schließlich um den Olymp der klassischen Musik schlechthin, das Neujahrskonzert der Wiener

Philharmoniker. Alle Augen richten sich also auf die Archivare.Seit der Gründung der Wiener Philharmoniker im Jahr 1842, also vor 175 Jahren, wurde der Archivar immer aus den Reihen der Musiker des sich selbst verwaltenden Or-chesters bestellt. Dieser war für die Noten verantwortlich und sollte – wie in einem Schreiben eines Archivars aus dem Jahr 1861 dokumentiert – als Qualifikation zu Hau-se einen großen Schrank zur Aufbewahrung der Noten besitzen. In der Zwischenzeit hat sich in diesem Aufga-benbereich aber doch einiges geändert, nicht nur die schiere Menge an Noten. Und aus dem Orchester, das neben dem Dienst im Graben der Wiener Hofoper – spä-ter der Wiener Staatsoper – vornehmlich Schallplatten-aufnahmen in Wien gespielt hat, ist mittlerweile ein rei-sefreudiger Klangkörper geworden. Auch die Medien-landschaft und die damit verbundenen Aufgabenstellun-gen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Das merkt man bei den beiden wichtigsten Konzerten der Philharmoniker, dem Schönbrunner Som-mernachtskonzert und natürlich dem Neujahrskonzert.

Das philharmonische ArchivUm dem allen gerecht zu werden, wurden im Jahr 2010 nach entsprechender Statutenänderung zwei Stellen geschaffen und das philharmonische Archiv erstmals mit Musikern besetzt, die keine Mitglieder des Orches-ters sind. Die Archivare sind nicht mehr nur für die Notenaufbewahrung zuständig, sondern für alle inter-nen Abläufe verantwortlich, die etwas mit Musik zu tun haben. Das beginnt bei der Kommunikation mit den Dirigenten über Fassungen, Einrichtungen und besondere Wünsche. Das Erstellen von Besetzungslis-ten für die Mitglieder des Orchesters, aber auch die Administration sind sehr wichtig. Für die Planung muss man oft an die zwei Jahre im Voraus wissen, wel-che Instrumente auf Tour mitgenommen werden müs-sen, wie viele Lkws, wie viel Platz im Flugzeug und wie viele Betten im Hotel benötigt werden. Auch der Kon-takt mit den Verlagen wird vom Archiv bestritten, ebenso rechtliche Dinge wie Aufführungsmeldungen für die Verwertungsgesellschaften. Dazu kommen als Kern der Tätigkeit natürlich die Einrichtung des Noten materials, das Pflegen der historischen Bestände sowie die Proben- und Konzertbetreuung. Wichtig ist, bei allem den Überblick nicht zu verlieren!

Florian Wieninger, Archivar der Wiener Philharmoniker, erzählt.

V. l.: Dr. Andreas Lindner und Florian Wieninger im Archivraum.

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Für eine so vielschichtige Tätigkeit benötigt man aller-dings auch eine breit aufgestellte Ausbildung. Mein Kol-lege Dr. Andreas Lindner, der Musikwissenschaftler und Hornist ist, hatte bereits die Bestände der Wiener Phil-harmoniker wissenschaftlich aufgearbeitet und inventa-risiert und wurde dann direkt ins Archiv übernommen. Als Kontrabassist, Tonmeister und Aufnahmeleiter hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre lang im Archiv der Wiener Volksoper gearbeitet und komme sozusagen aus der Praxis.

Alle Jahre wiederGerade bei der Produktion des Neujahrskonzerts ist die gewissenhafte Vorbereitung besonders wichtig. Wir beginnen in der Regel bereits im Februar damit. Dann ist das kommende Programm bereits in der Endphase der Planung. Am Anfang unserer Arbeit steht die mu-sikwissenschaftliche Recherche für die neuen Stücke. In den letzten Jahren haben die Wiener Philharmoniker rund acht Erstaufführungen pro Jahr gespielt, und da-für müssen natürlich neue, moderne Noteneditionen angefertigt werden. Von den weniger bekannten Wer-ken der Strauß-Familie existieren oft nur handschrift-liche Stimmen oder Erstdruckmaterial ohne Partituren. Diese sind aber für eine moderne Produktion mittler-weile unverzichtbar. Diese neuen Noten bedürfen dann einer Neueinrichtung von Bogenstrichen. Und natür-lich müssen die Formen sämtlicher Werke des Pro-gramms, also die Wiederholungen, genauestens mit dem Dirigenten besprochen und in alle Noten einge-tragen werden. Dann müssen die Partituren und diese Informationen an alle mit der Produktion betrauten Medienpartner geliefert werden – vor allem der Bildre-gisseur der Fernsehübertragung benötigt diese nämlich für seinen Schnittplan, genauso wie die Tonmeister für den Fernsehton, für die Radioübertragung und die CD/DVD-Produktion. Deren Booklets müssen wir kontrol-lieren: Stimmen die Titel und Opuszahlen der Werke und sind alle Verlage korrekt angegeben?Es gibt pflegeleichte Dirigenten und solche, die betreu-ungsintensiv sind. Diese großen Künstler, die von unse-rem Orchester eingeladen werden, bei den Proben zu betreuen und zu beobachten ist eine spannende und sehr schöne Aufgabe. Natürlich gibt es auch Momente großer Anspannung wie die eingangs geschilderte Situation mit der fehlenden Harfenstimme. Zum Glück ist unser Archiv nur wenige Schritte neben dem Goldenen Saal, und nach einer Minute Unterbrechung ging die Probe erfolgreich weiter! ❰

Partitur des Neujahrskonzerts 2016 mit persönlicher

Widmung von Maestro Mariss Jansons.

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SCHWERPUNKT-THEMA

Innehalten zu Weihnachten

W eihnachten ist das christliche Fest der Ge-burt Jesu, das Fest der Menschwerdung Gottes. Wenngleich wir das zweifellos wis-

sen, ist es uns wenig bewusst und bestimmt unsere Handlungen in der Vorbereitung auf das Fest wohl kaum. Dabei feiern wir Weihnachten durchaus im litur-gischen Sinn: Hauptfeiertag ist der 25. Dezember, der seit der Reformation am 24. Dezember mit dem Heiligen Abend beginnt. Ehe wir uns aber der Diskussion über Weihnachten als einem der drei christlichen Hochfeste zuwenden, sollten wir, gewissermaßen als Einschub zwi-schen die theologischen Überlegungen, auf die Kritik hinweisen, die heute an unserem Umgang mit Weih-nachten geübt wird. Die Profanierung und die Kommer-zialisierung des Festes, aber auch Hektik und Stress, die wir dabei erleben, sind tatsächlich nicht zu leugnen. Aber in seinem theologischen Gehalt kann das Weihnachtsfest durch diese genannten profanen Phänomene nicht wirk-lich gestört werden. Dennoch wird ein weiterer tiefer Sinn dieses Festes außer Acht gelassen:

Friede bei den MenschenWeihnachten ist auch ein Friedensfest. Entscheidendes dazu erfahren wir aus dem Lukasevangelium (Lk.2,13-14): „Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himm-lisches Heer, das Gott lobte und sprach: verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Men-schen seiner Gnade.“

Immer schon und gerade auch, als sich der Umbruch der antiken Welt zur Zeit der Geburt Christi angebahnt und in den Folgejahren die „Pax Romana“ ihr Ende gefunden hatte, beherrschte die Menschen die Sehnsucht nach Frieden. Und da ihnen nun verkündet wurde, dass der „Friedensfürst“ geboren worden war, wuchs ihr Interesse, das Christfest genau am Tag der Geburt Jesu zu feiern. Das Datum wird im Neuen Testament nicht genannt und war daher auch den Urchristen unbekannt. Das im 2. Jahrhundert feststellbare Bemühen, diese Wissens-lücke zu schließen, soll schließlich zu einem nachvoll-ziehbaren Ergebnis geführt haben, bei dem der Früh-lingsanfang, die Berechnungsgrundlage für das Oster-fest, eine besondere Rolle spielte. Auf diesen legte man den ersten Schöpfungstag und den Tag des Kreuzestodes Christi. Sextus Julius Africanus (um 160 bis um 240), der Begründer der christlichen Chronographie, soll den 25. März sowohl als Datum der Passion als auch der Empfängnis Christi bezeichnet ha-ben, was bei einer exakt angenommenen neunmonatigen Schwangerschaft zum Geburtstag am 25. Dezember führen musste.

Christen und RömerOb überhaupt und, wenn ja, wann und wo unmittelbar nach den Berechnungen des Africanus Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wurde, wissen wir nicht. Die Überlieferung dieses Chronographen müssen ja nicht der einzige Grund gewesen sein, dieses Datum zu wählen. Eine andere Annahme, warum der 25. Dezember festge-setzt wurde, geht davon aus, dass die römische Kirche mit der Terminisierung des Festes der Geburt Christi ein bewusstes Zeichen gegenüber der heidnischen Kultur setzen wollte.Dieses Datum war zuvor mit dem heidnischen Fest der Wintersonnenwende besetzt, an dem die Römer ihren Sonnengott feierten. Für Christen ist jedoch mit der Ge-burt Jesu „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuch-tet“ in die Welt gekommen. Deshalb wird Jesus auch als „Sonne der Gerechtigkeit“, als „Licht der Welt“ und als „Morgenstern“ bezeichnet.Seit dem Jahr 336, seit 1.681 Jahren also, gilt als gesichert, dass das Geburtsfest Christi in Rom am 25. Dezember gefeiert wurde. Das Hochfest Weihnachten hatte seinen unverrückbaren Platz im Kirchenjahr eingenommen. ❰

Im Weihnachtsfest suchen wir die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Ruhe und Stille. Günter Düriegl

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Die 1562 von Jesuiten in Prag aufgestellte Weihnachtsdarstellung gilt als erste Nennung einer Krippe im heutigen Sinn.

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Mit Liedern und Masken in den Advent

Im Advent bevölkern als Hirten verkleidete „Anklöpfler“ Tirol.

S chon im Herbst stöbert Joch Weißbacher für sei-nen Oberauer Männerchor nach passenden Lie-dern. Zumindest ein neues Lied muss jedes Jahr

dabei sein – und ein neuer Zwischentext. Seit seinem 15. Lebensjahr pflegt er den uralten Brauch des Anklöpfelns. Alles begann mit einem Lied, das er vor rund 45 Jahren von seinem Onkel bei den im Advent stattfindenden Familienfeiern gelernt hatte. Es hieß: „Mir lebfrischen Hirten sind all guater Ding.“ Mit einer Gruppe von Jugendlichen ging er damals an-klöpfeln. Später – für rund 30 Jahre – mit den Antoni-singern, erzählt er, und seit zwölf Jahren mit dem Oberauer Männerchor. Ein Advent ohne Anklöpfeln sei für ihn nicht vorstellbar. „Bei uns ist das so verwurzelt, dass jetzt Gott sei Dank auch wieder junge Leute unter-wegs sind. Der Brauch ist an die 500 Jahre alt, wird aber bis heute gepflegt.“ Mit bis zu 13 Sängern macht sich in den adventlichen Tagen der kleine Chor auf den Weg in

die Häuser und Stuben, um die Frohe Botschaft der Hir-ten aus Bethlehem hineinzutragen. Besonders in Erinnerung ist Weißbacher ein Erlebnis in Thierbach, einem entlegenen Winkel der Wildschönau, wo sie eine alte Frau in einem kleinen Bauernhaus besuch-ten: „Die war so verdattert, dass sie ganz vergessen hat, uns in die Stube hinein zu bitten. Am Gang haben wir dann angeklöpfelt, also unsere Liadln gsungen. Aber zum Schluss das Schnapsl, an des hots dann Gott sei Dank scho dran denkt“, sagt er und lacht. In den sogenannten „Klöpfelnächten“ – den letzten drei Donnerstagen vor Weihnachten – singen seit jeher als Hirten verkleidete Sänger ihre Hirtenlieder. Heute sei es eher das Wochen-ende, wo angeklöpfelt würde, und es seien auch gemisch-te Gruppen unterwegs, mit Frauen und Mädchen. Weißbacher schöpft seine Lieder unter anderem aus der Sammlung „Volkstümliche Weihnachtslieder“ von Au-gust Hartmann und Hyacinth Abele aus dem Jahr 1884. Ebenso vom Tiroler Volksliedforscher Franz Friedrich Kohl (1851–1924), der 1899 den Band „Echte Tiroler Lieder“ herausgab. Auch einige mündlich überlieferte Lieder werden weitergetragen, die nirgendwo aufgezeich-net sind. 1909 schrieb Ludwig von Hörmann in seinem Buch „Tiroler Volksleben“ über den Brauch: „Die Klöp-felnächte gelten als förmliche Belustigungstage, um die stille Adventzeit etwas zu würzen.“„Wenn’s so richtig herbstln tuat“, sagt Weißbacher, „dann ist’s wieder höchste Zeit, dass ma den alten Bart und a neues Liadl probieren.“ Zur Verkleidung als Hirte gehö-ren neben einem Hut und einem überdimensionierten Bart noch abgetragenes bäuerliches Gewand, grobes Schuhwerk, ein Stock und eine Laterne. Den Ablauf gestalten die Oberauer Sänger immer nach dem gleichen Muster. Zuerst ein Begrüßungslied, etwa „Gott griaß enk, Leitl“, ein bekanntes Hirtenlied in Tirol. Dann wird begonnen, den Leuten in der Stube vom Geschehen auf dem Feld zu erzählen: „Stellts euch vor, was mir heit gheart hobn! A Engel hat uns des verkündet …“ Die Hirten schlafen, es ist mitten in der Nacht, und sie wer-

Anklöpfler, Nikolausspiel, Krampustreffen – das reiche Tiroler Brauchtum ist noch nicht vom Aussterben bedroht und bringt Alt und Jung zusammen.Veronika Krenn

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den geweckt, singen ein Aufbruchslied: „Auf, auf, es is scho Tag!“ Zum Abschluss wird meist ein in der Wild-schönau aufgezeichnetes Anbetungslied vor der Krippe angestimmt: „Still, o Himmel, still, o Erde! Jesu schließt die Augen zu.“ Begleitet werden sie von Weißbacher auf einer kleinen alten Kontragitarre.Anklöpfeln, erzählt Weißbacher, ist in dieser Form auf das Tiroler Unterland beschränkt. Seit 2011 gehört der Brauch zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Leicht veränderte Formen gebe es im Südtiroler Sarntal, in Salzburg (dort nennt man es Anglöckeln) und in Tei-len Bayerns. Den Bräuchen gemeinsam ist, dass es sich um einen alten Heischebrauch handelt – wobei „hei-schen“ bedeutet, um etwas zu bitten. Die Anklöpfler, beispielsweise Kirchenchorsänger, holten sich auf diese Art und Weise in früheren Zeiten eine Belohnung für ihr unentgeltliches Singen in der Kirche. Für ihr Anklöpfeln gaben ihnen die Leute meist Naturalien, heute sei es eine freiwillige Spende, die dann meist sozialen Zwecken zu-geführt wird. „Die Naturalien“, erzählt der Chorleiter lachend, „werden eh an Ort und Stelle verzehrt – Schnaps und a schöne Speckjausn.“ Natürlich gibt es nur den bes-ten „Selberbrennten“ – von der Vogelbeere oder Moos-beere, Holunderschnaps oder den Wildschönauer Krau-tinger, eine Spezialität in der Gegend, als Belohnung und zum Aufwärmen. Dann ziehen sie weiter in die kalte Winternacht hinaus – und manchmal dauert es, bis auch der letzte Hirt ins Bett gefunden hat …

Tiroler Jedermann Eine andere Tradition, die erstmals im Jahr 1868 er-wähnt wurde, ist das Reither Nikolausspiel. Alle sieben Jahre wird das Volksschauspiel von der örtlichen Musik-kapelle Reith im Alpbachtal aufgeführt, im kommenden Jahr ist es wieder so weit. Max Feichtner, der Erbe des alten Manuskripts von 1875, erzählt: „Mein Urgroßvater hat des niedergschriebn von einer mündlichen Überlie-ferung, und dann ist es immer an meine Vorfahren wei-tergegangen, auch an mich – und ich werd es weitergeben an meinen Sohn.“In das Schauspiel mit 12 Szenen, das ab Nikolaus, dem 6. Dezember, gespielt wird, sind meist bis zu 25 Laien-theat erspieler eingebunden. Sie erzählen vom Kampf zwischen Gut und Bös und von der Auflehnung der Ar-men gegen die Reichen, erzählt Feichtner, dessen Ur-großvater auch in der örtlichen Musikkapelle mitgespielt hat. „Früher ist es mündlich überliefert und in Bauern-stubn gespielt worden, jetzt spielt man immer in einem Vereinssaal oder einem Wirtshaus, wo eine Bühne ist“, sagt er. In der ursprünglich kirchlich-pädagogischen Aufführung wird gesprochen und gesungen, es werden Szenen gespielt aus dem Leben der Bevölkerung – etwa zwischen Kaiser und Personal oder Bauer und Knecht. Thema ist der Glaube, es erscheinen Figuren wie der Tod

„Wenn’s so richtig

herbstln tuat, dann ist’s

wieder höchste Zeit, dass ma

den alten Bart und a neues Liadl probieren.“

Joch Weißbacher

Von Auflehnung der Armen gegen die Reichen erzählt das

Reither Nikolausspiel.

und der Jüngling, es dreht sich auch um Verführung. Aktuelle Themen würden zwar nicht eingebracht, meint Feichtner: „Aber dass der Vater und der Sohn streiten, ist schon so wie heute.“ Es könne auch der Käufer mit dem Händler sein, alles seien Lebensbilder, die in der heutigen Zeit überlieferbar wären. Seit dem 18. Jahrhundert sind Nikolausspiele im dörfli-chen Brauchtum belegt, in denen es satirische Szenen mit allerhand stereotypen Genregestalten aus dem Alpen-raum gibt. Die moralischen Geschichten gehen auf die Jesuitenmission der Gegenreformation zurück, Inhalt ist das „Jedermann“-Motiv. Im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert, als das „Bauerntheater“ populär wurde, kamen die meisten Spiele zum Erliegen, bis auf das Rei-ther Nikolausspiel, das durchgängig gespielt wurde.

Krampustreffen in SerfausTeuflischer wird es, wenn im Tiroler Serfaus die Kram-pusse mit ihren leuchtenden Augen, der wuchernden, filzigen Körperbehaarung und riesigen Kuhglocken auf-marschieren, um mit ihrem brennenden Dreizack zu drohen. Von ihren Zähnen tropft noch Blut, sie haben riesige Hörner und grauenhafte Wunden. Sie peitschen mit ihren Ruten, rasseln mit den Ketten, Rauch und Feuer lodern. Heuer treffen die pelzigen Gesellen zum zehnjährigen Jubiläum in Serfaus zusammen. Die ARGA-TUIFL sind alljährlicher Veranstalter des Kram-pustreffens und haben regen Zulauf. Aktuell zählen sie 35 Mitglieder und 32 Jung-Krampusse. Unartigen Kin-dern sei früher erzählt worden, dass die ARGA-Hexe sie in ihre Schlucht sperren würde, heute feiern diese wohl in teuflischen Krampuslarven. ❰

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Wunderschöne Weihnachtskrippe im Petersdom zu Rom.

Wie Weihnachten anderswo gefeiert wird

Z u jenen Bräuchen, die die Welt erobert haben, zählen zweifelsohne die Feierlichkeiten rund um Weihnachten, die im Großen und Ganzen

ihr Erscheinungsbild erhalten haben. Ein kleiner Teil davon hat aber auch in Ländern Einzug gehalten, in denen der christliche Glaube nicht zur Tagesordnung zählt, etwa in Japan. Dort wird am 24. Dezember das Fest der Liebe gefeiert. Vor allem Paare beschenken einander, man geht romantisch essen. Ja, man bietet sogar – obwohl die meisten Japanerinnen und Japaner Buddhistinnen und Buddhisten sind – selbst gebackene „Geburtstagstorten Christi“ an, und viele Häuser wer-den geschmückt. Und es gibt mittlerweile riesige Weih-nachtsmärkte mit ebensolchen Christbäumen. Sogar „unser“ Weihnachtsmann macht sich dort und da be-

merkbar. Ein Schelm, wer denkt, dass vielleicht indus-trielle Interessen hinter dessen Einzug stecken könnten. Bei uns hat er dem Christkind ganz schön Konkurrenz gemacht, zumindest sieht man ihn auf Strickleitern im-mer mehr Hausfassaden erklimmen. Doch kehren wir zum Ursprung zurück – zum ersten Weihnachtsfest, das, so wird berichtet, am 25. Dezem-ber vor 1.681 Jahren (also 336) von der christlichen Gemeinde in Rom gefeiert wurde. Es überlagerte somit den ursprünglichen Brauch der Feiern zur Winterson-nenwende, der in vielen Ländern bis heute gepflegt wird. Besonders großer Wert wird in Italien auf kunstvolle Krippen gelegt, sie sind das Um und Auf der Weih-nachtszeit, die am 8. Dezember (dem Feiertag „Mariä Unbefleckte Empfängnis“) beginnt, an dem sie aufge-stellt werden. Die Geschenke werden unterschiedlich gehandhabt: Italienische Kinder bekommen sie entwe-der am Heiligen Abend vom Christkind oder von der Hexe Befana. Sie hatte von den Hirten die Botschaft von der Geburt des Christuskindes gehört und wollte dem Stern von Bethlehem folgen – leider kam sie zu spät und verpasste ihn. So sucht sie das Jesuskind noch im-mer und fliegt mit ihrem Besen in der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner, um schlimme Kinder zu bestrafen. Sie bekommen nur Kohle, was uns an unseren Krampus erinnert. Für brave Kinder gibt es aber Geschenke – so wie von unserem Nikolaus.

Ab in den hohen Norden Von Rom, dem Ursprungsort des Weihnachtsfestes, ma-chen wir einen weiten Sprung in den hohen Norden. Die Dunkelheit während der ganzen Winterzeit ist ja wohl die beste Voraussetzung für das Begehen mystischer An-lässe. Das heutige Weihnachten ist eine sanfte Mischung alter Ernte- und Mittwinter-Bräuche. In Schweden zum Beispiel ist der Heilige Abend eng verbunden mit dem Lucia-Fest, das wenige Tag zuvor, am 13. Dezember, gefeiert wird. Dessen Ursprung findet sich in der Eh-rung der Heiligen Lucie aus dem italienischen Syracus und man gedenkt mit der Feier des Lichts der längsten Nacht des Jahres. Wie? Die längste Nacht ist doch der 21. Dezember? Ja, das stimmt. Aber das Lucia-Fest stammt aus der Zeit vor der Gregorianischen Kalender-reform. Egal. Jedenfalls schwebt die jeweils älteste Toch-

Viele Bräuche haben die Veränderung der Gesellschaft nicht überlebt. Weihnachten ist da anders – und es dringt auch in nicht christliche Regionen vor.Michael Mössmer

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Ein riesiger Weihnachts­baum steht vor den

Kanemori Red Brick Warehouses in der Bucht

der japanischen Stadt Hakodate im Bezirk

Oshima.

ter in einem weißen Kleid morgens durch Haus oder Wohnung und verteilt Lucia-Bäckereien und schwedi-schen Glühwein – Schwedenpunsch –, und das schon morgens … Überall leuchten in der dunklen Zeit Adventkerzen und Adventsterne in den Fenstern.

Schwitzen vor der Bescherung Wo hat die Sauna ihre Heimat? Natürlich in Finnland. Und so ist es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass die Finninnen und Finnen besonders am 24. Dezember der winterlichen Kälte und Dunkelheit entfliehen und schwitzend ihre Sauna genießen. Zum Festtagsessen gibt es den „gebackenen Schweden“, auf Finnisch „Joulukinkku“. Und der „Joulupukki“, wie der lustige Weihnachtsmann auch genannt wird, bringt dann die Geschenke. Lustig vielleicht deshalb, weil ja nicht nur geschwitzt und gegessen, sondern auch reichlich getrun-ken wird. Nach ein paar Weihnachtsbieren singt man fröhlich Weihnachtslieder. Und so lustig geht es schon seit 1920 her, denn bereits ab Oktober beginnen in den Betrieben diese „Kleinen Weihnachten“. Aber ganz wichtig ist für die finnischen Kinder zu wissen, dass auf dem Berg Korvatunturi in Lappland der richtige und echte Weihnachtsmann zu Hause ist. Von hier aus fliegt er mit seinen Rentieren und dem großen Geschenke-schlitten um die ganze Welt und macht die Kinder glücklich, auch wenn sie nicht in Finnland leben. Da ist man großzügig.

Arbeiten bis zuletztIn Norwegen wird vor dem Heiligen Abend geschuftet, damit Hof und Stall rein und sauber sind, wozu auch das Holzhacken zählt. Denn das Holz vor der Hütte soll verhindern, dass über die Feiertage das Feuer ausgeht und Luzifer das Anwesen in Brand setzt. Feuer und Licht sind bis heute das sicherste Zeichen ehemaliger Sonnwendfeiern, weshalb Kerzen auf Kränzen und Weihnachtsbäumen leuchten. Das Julfest, so nennt man Weihnachten allgemein in Skandinavien, endet am 13. Jänner. Da wird bei einem großen Festessen noch ein-mal richtig zugelangt, und das Julbier wird wohl in Strömen fließen. So hält man sich warm in der dunkels-ten und kältesten Zeit hoch oben im Norden.

Sogar vier Weihnachtstage In Dänemark feiert man nicht nur zu den Weihnachts-tagen das Fest des Lichts, sondern man ist bereits seit dem Beginn des Advents feierlich unterwegs. Gegessen und aufgetischt wird über Wochen hin, als wenn schon Heiliger Abend wäre. Nach ausgiebigen Hauptgerichten wird spätabends noch der traditionelle Weihnachtsku-chen serviert, dazu werden Unmengen an Kaffee ge-trunken. Tag für Tag sind die Dänen zu allerlei Festlich-keiten unterwegs. Drei Weihnachtstage? Nicht der Däne! Es sind vier, denn der 23. Dezember wurde gleich als vierter Weihnachtstag eingeführt. In allen Haus-halten geht es rund an diesem kleinen Heiligabend –

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„Lille juleaften“, wie man es auf Dänisch nennt. Das ist der Vorlauf für den großen Tag, den 24. Dezember, an dem vor dem Baum nicht andächtig mit frommem Ge-sichtsausdruck gesungen wird oder Gedichte aufgesagt werden. Nein, die Däninnen und Dänen singen und tanzen ein paar Mal um Baum und Geschenke herum. Anschließend zieht man durch das ganze Haus.

Am anderen Ende der WeltMachen wir nun einen weiteren großen Sprung, diesmal auf die andere Seite der Erdkugel, nach Australien. Dort fällt das Weihnachtsfest naturgemäß in den Zenit eines glühend heißen Sommers. Die Strände sind voller Men-schen, mehr als 30 Grad Celsius sind Normaltempera-tur, schöne Mädchen und auch weniger schöne in knap-pen Bikinis, spielende und ausgelassene Kinder und auch ältere Leute, die sich genüsslich in der Sonne re-keln. Und doch: Auch hier feiert man Weihnachten. In kurzen Hosen und knappen T-Shirts schmückt man Hauswände und Vorgärten mit bunter Weihnachtsbe-leuchtung, überall hängen Santa-Claus-Puppen, und der aufblasbare grüne Tannenbaum ist der Kaufhit schlechthin. In den Straßen und Alleen werden die Bäu-me geschmückt, und man geizt nicht mit weihnachtli-chem Schmuck, nicht selten überbordend und ganz nach amerikanischer Manier. Santa Claus, zumindest jene, die in dessen Kostüm stecken, ist das wohl ärmste Schwein in dieser Festtagsstimmung. Während nämlich die Australierinnen und Australier sommerlich gekleidet Weihnachtslieder singen, fristet der amerikanische Weihnachtsmann schwitzend und die Glocke läutend sein Dasein in den Kaufhäusern und den überfüllten Shopping Malls. Doch wird es ihm zu viel, kann man ihn schon erschöpft am Badestrand antreffen. Gleich neben dem Schneemann, der in der brütenden Hitze nicht schmelzen kann, ist er doch aus Sand gebaut. Der Sandstrand beschert weiße Weihnachten. Die Legende von Santa Claus, der in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember durch den Schornstein flitzt und Geschenke bringt, hat dieselbe Tradition wie in Amerika. Morgens beginnt – im Pyjama – das weihnachtliche Geschenke-auspacken. Tags darauf geht es für viele in den Sommer-urlaub, und vergessen ist Weihnachten, wenn vier Wochen später mit dem australischen Nationalfeiertag alles zu Ende ist.

Wehklagender ErzherzogEs bleiben dann wieder etwas mehr als elf Monate, um darüber zu klagen, wie sehr das Austauschen von Ge-schenken zur Hauptattraktion der Weihnachtstage ge-worden sei und nicht mehr das Gedenken an die Geburt Christi. Auch wenn es teilweise stimmen mag, hat das Wehklagen einen prominenten Fürsprecher: Denn Erzherzog Johann (1782–1589), immerhin Bruder von

Der Festtagstisch biegt sich: Das „Julbrod“ ist angerichtet.

Die Weihnachtssauna ist für Finninen und Finnen zur jährlichen Tradition geworden.

Frauen in Dänemark bereiten den traditionellen Weihnachtskuchen zu.

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Kaiser Franz I. (1768–1835), beschwerte sich beim ers-ten Christbaumfeste im Hause Habsburg darüber: „Abends ging ich (…) zu Bruder Carl. Da es Heiliger Abend ist, so waren alle Kinder vereinigt und was von uns da ist versammelt. Obgleich ich einige Freude hatte, alle die Kleinen, welche die Hoffnung des Hauses aus-machen, zu sehen, so verstimmte mich gleich die große Hitze durch die vielen Lichter. In früherer Zeit, als ich klein war, gab es ein Kripperl, welches beleuchtet war, dabei Zuckerwerk – sonst aber nichts. Nun ist kein Kripperl mehr! Wir sahen einen Christbaum mit vielem Zuckerwerk und Lichteln und ein ganzes Zimmer voll Spielereien aller Art und wahrlich manches sehr Schönes und Vieles, welches in wenigen Wochen zerschlagen, zertreten, verschleppt sein wird und welches gewiß tau-send Gulden gekostet. (…) Endlich als (…) ich Zimmer an Zimmer durchging, keinen Fleck im Haus mehr fand, wie ich es gekannt, alles von einer Pracht mit einem solchen Aufwand gemacht sah, da wurde es mir fremd, ich fand mich so einsam und keinen frohen Blick konnte ich mehr machen.“

Weit verbreitetes MissverständnisSchließlich wollen wir noch auf ein weit verbreitetes Missverständnis hinweisen: Das jüdische Chanukka hat mit Weihnachten nichts zu tun. Dabei gedenken Jüdin-nen und Juden der Wiedereinweihung des zweiten Tem-pels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. – was also lange vor Christi Geburt datiert. Aber immer wieder fallen der Jüdische und der Gregorianische Kalender so zusam-men, dass Chanukka – so wie heuer – auf die Tage zwi-

So sieht es aus, wenn an einem australischen Strand Weihnachten gefeiert wird.

Erzherzog Johann sieht auf diesem Stich von Josef Kriehuber aus, als wäre er vom Weihnachtsfest bei seinem Bruder noch sauer …

schen 12. und 20. Dezember fallen. Gemeinsam ist aber beiden Anlässen, dass ein Festmahl vorbereitet, gesun-gen und gebetet – und vor allem die dunkle Zeit durch Lichter erhellt wird.Lassen Sie uns noch anmerken, dass wohl nicht alle Lands-leute der angesprochenen Länder ihre Weihnachten so verbringen, wie wir es kurz beschrieben haben. ❰

Quelle des Zitats von Erzherzog Johann: www.habsburger.net/

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Wilde Jagd und schiache Perchten

D ie Zeit vor und nach Weihnachten ist eine dunkle – aber wie dunkel sie früher einmal gewesen sein muss, das können wir uns heute

kaum noch vorstellen. Viele Haushalte in den Dörfern hatten bis ins 20. Jahrhundert lediglich Kerzen, Öl- oder Petroleumlampen zum Beleuchten. Was diese Zeit präg-te, war die Angst vor der Nacht – vor allem, wenn der Wind im Winter wieder einmal durch die Kamine zog und abenteuerliche Geräusche verursachte. Ganz beson-ders viele Bräuche und Traditionen, die durch die dunk-le Jahreszeit führen sollen, gibt es daher für die längsten Nächte des Jahres, die „Rauhnächte“. Je nach Tradition beginnen sie am Thomastag am 21. Dezember und dau-ern bis zum 2. Jänner, oder sie beginnen am 25. Dezem-ber und dauern bis zu den Heiligen drei Königen am 6. Jänner. Der Begriff „Rauhnacht“ leitet sich von der Pro-zedur des Ausräucherns eines Hauses, ursprünglich wahrscheinlich durch einen Priester, ab. Durch diese Segnung glaubte man bereits im Spätmittelalter, die Geister und Dämonen der „Wilden Jagd“ abzuwehren.

Die „Wilde Jagd“Die „Wilde Jagd“ – das war eine in ganz Europa in un-terschiedlichen Formen verbreitete Volkssage, der zufol-ge eine Horde schrecklicher Wesen vor und während der Rauhnächte durch die dunklen Lüfte zieht und Unheil verursacht. Mancherorts wurden die Wilden Jäger als Vorboten für Kriege oder persönliche Katastrophen ge-sehen. Verbreitet ist auch der Glaube, derjenige sterbe, der ihrer Zeuge wird – meist traten die „Wilden Jäger“ in Form von Geheul oder Gedonner auf. Der keltische Wind- und Totengott Wodan und sein Kriegsheer hatten sicherlich einen Einfluss auf diesen Brauch, vermischt hat er sich aber auch mit christlichen Traditionen. Nach den Vorstellungen der Menschen zo-gen in den Rauhnächten gefallene Krieger und ungetauft gestorbene Kinder mit großem Getöse und Pferdewie-hern durch die Lüfte. Deshalb war draußen spielen, die

Wäsche aufhängen oder nachts das Haus verlassen undenkbar während der Rauhnächte, In Österreich bis heute bekannt ist die „Wilde Jagd von Untersberg“ im Salzburger Land. Lange Zeit war dieser uralte Brauch verboten, erst seit 1949 wird er, in neuer Form, wieder zelebriert. Begleitet von meist weiblichen Fackelträgerinnen ziehen zwölf Burschen, verkleidet als die Charaktere der Wilden Jagd, zum wohligen Schrecken der Bevölkerung umher. Unter dem flackernden Schein der Fackeln, begleitet von dumpfen Trommelschlägen, zieht die Gruppe von Untersberg polternd und lärmend durch die Nacht. Die zwölf Burschen stehen für die zwölf Rauhnächte. Einer von ihnen spielt den Tod – den trom-melschlagenden Anführer des Geisterzugs. Eine viel posi tivere Figur ist das Hahnengickerl. Der Hahn gilt traditionell als Symbol von Wachsamkeit und Fruchtbar-keit. Sein Schrei soll den Teufel und alles andere Böse verscheuchen und verkündet das Nahen der Sonne, das Morgengrauen. Vor einzelnen Bauernhäusern hält der Zug an, und der Vorpercht, eine weitere Figur der Wilden Jagd, ruft den Spruch ins Haus: „Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht das Wilde Gjoad ums Haus!“ Es folgt ein Tanz, zum Schluss dann liegt das „Wilde Gjoad“, so der Dialektname des Brauchs, zur Reverenz flach auf dem Boden. Fruchtbarkeit, Glück und Segen sollen nun, so die Legende, im Haus einziehen.

Rauhnachtsumzüge und die PerchtWährend die Wilde Jagd von Untersberg damals wie heute am zweiten Adventdonnerstag, also vor Weihnach-ten, stattfindet, liegt das Ritual des Perchtenlaufs zeitlich nach Weihnachten, mitten in der Zeit der Rauh nächte. Perchtenläufe gab und gibt es in allen Regionen Öster-reichs. Die Percht, eine weibliche Sagengestalt, auch als „Göttin Perchta“ bekannt, zieht mit ihren pelzigen Ge-sellen um. Arme herumirrende Seele sollen geholt und ins Reich der Toten mitgenommen werden. Die Men-

Dunkle Gestalten zogen in den Rauhnächten umher. Wehe dem, der ihnen begegnete. Heute bieten viele der alten Traditionen immer noch einen schaurig­schönen Genuss – für Einheimische wie Touristen.Hanna Ronzheimer

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RauhnachtsbrauchtumVerschiedene Verhaltensregeln sollten die Menschen vor den bösen Geistern während der Rauhnächte schützen. Tür und Tor mussten in der Dunkelheit verriegelt blei-ben. Mit Brot und Milch vor der Tür wollte man die bösen Geister besänftigen. Alle Arbeiten mussten vor der Dunkelheit verrichtet werden, und es durfte abends kei-ne Wäsche mehr draußen hängen. Es könnte ja sein, dass sich in den Leinen einer der Geister verfing – und als Rache im kommenden Jahr jemand aus diesem Haus geholt wird. Allerlei regional unterschiedlichen Verbote ziehen sich durch diese Zeit: In den Nächten zwischen Christabend bis Heiligendreikönig soll man keine Türe zuhauen, nicht hämmern oder hacken, denn der Lärm könnte das schlafende Christuskind aufwecken. Auch das Spinnen sollte vermieden werden, denn damit liefert man der Haupthexe Hertha das Garn, mit dem sie die Leute fangen und fortschleppen könnte. Als Kind hatte man besonders brav und artig zu sein. Wer ungezogen war, bekam bei den Rauhnachtsumzügen die „Kinder-fressermaske“ zu sehen. Es ist eine braune Holzmaske, die eine lange Schnauze wie ein Krokodil hat, Hörner und große Ohren, und als besonders angsteinflößendes Detail schaut auf der Seite die Hand eines angeblich gefressenen Kindes raus.

Räuchern Die Menschen versuchten auch, sich mit allerhand Zau-berei zu schützen. Schutzzauber, Beifußbuschen, Sym-bole und Amulette galten als geeignet, das Böse von Haus und Hof fernzuhalten. Eine der wichtigsten Maß-nahmen, um das Böse fernzuhalten, war das Räuchern. Andererseits ließ sich mittels Räuchern in den Rauh-nächten auch orakeln. Jede Nacht der zwölf Rauhnächte stand dabei für einen Monat des kommenden Jahres, und entsprechend wurden die hellsichtigen Träume ge-deutet, die man bekommen sollte, wenn man tagsüber geräuchert hatte.Die Rauhnächte hatten eben nicht nur angsteinflößende, sondern auch positive Seiten. Besonders an den Voraben-den des St.-Thomas-Tages, des Christfestes, des Neu-jahrstages und des Dreikönigfestes beispielsweise galt es mancherorts, alle Räume des Hauses mit Weihrauch auszuräuchern und sie mit Weihwasser zu besprengen, um sie zu segnen und die bösen Geister zu vertreiben. Zudem hielten die Männer ihre Mützen und die Frauen ihre Kopftücher über den Rauchtopf und setzten sie da-nach wieder auf – ein bekanntes, wenn auch recht aber-gläubisches Hausmittel gegen Kopfschmerzen.

AnklöpfelnEine auch heute noch gebräuchliche Form, böse Natur-geister zu vertreiben, ist das Anklöpfeln. Eine Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Ursprünglich war

schen glaubten einerseits an die Existenz die Perchtenge-stalten. Andererseits bauten sie furchterregende Masken und veranstalteten Perchtenläufe, um den Unholden in den Rauhnächten wirksam entgegentreten und sie ver-treiben zu können. Bei den Perchten gibt es allerdings nicht nur die bösen „Schiachperchten“, sondern auch die guten Figuren – die „Schönperchten“. Die Schiachperch-ten symbolisieren das letzte Aufflackern der Finsternis, bevor die Schönperchten mit ihren prächtigen Tafeln den Frühling und die Fruchtbarkeit einläuten.

Die bösen Perchten sollen die Geister der Dunkelheit und den Winter vertreiben.

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es kein Weihnachtsbrauch, sondern galt vielmehr als auf den Jahreswechsel bezogener Orakelbrauch, um die Zu-kunft vorauszusagen. Wenn man beispielsweise zur rich-tigen Stunde an Stallwände klopfte, hörte man die Haus-tiere von den Toten des kommenden Jahres reden. Der Brauch hat sich bis heute vor allem im Unterinntal erhalten. Dabei verkleidet sich eine Gruppe zumeist männlicher Sänger als Hirten und stattet danach an den drei Donnerstagen vor Weihnachten, in den „Klöpflnächten“, den Häusern der Nachbarschaft einen Besuch ab. Die Sänger werden ins Haus gebeten und stimmen dort einige Lieder an, die die Weihnachtsbot-schaft von der Geburt Jesu verkünden. Das Anklöpfeln im Tiroler Unterland steht auf der Liste des „Immate-riellen Kulturerbes der UNESCO“.

LosenEine weitere, etwas komplizierte Prozedur, um während der Rauhnächte die Zukunft zu erfahren, war das Losen. Das mundartliche Wort losen steht sowohl für lauschen als auch lauern, also das Lauschen und Lauern auf Vor-zeichen. Begleitet von Zaubersprüchen schüttelte man die Bäume – eine Prozedur, die Ähnlichkeiten mit dem von Runensprüchen begleiteten Schütteln der Runen-stäbe (Baumzweige) bei den Germanen hat, um mit dem Windgott Kontakt aufzunehmen.In der Tradition der Rauhnächte durfte man neun Tage vor dem Losen, mancherorts auch „Lisna“ genannt, nicht

beten und musste abends nach dem Gebetläuten schwei-gend und ohne sich umzusehen auf einen Kreuzweg oder unter einen Schwarzkirschbaum gehen. Wer sich dabei umsah, erhielt, so lautete eine regionale Tradition, von unsichtbarer Hand eine Ohrfeige. Macht der oder die „Lisner“ alles richtig, so hört er oder sie nach dem Schütteln der Bäume durch teuflischen Spuk, was während des neuen Jahres im selben Orte Merkwürdiges geschehen wird. Musik bedeutet etwa Hochzeit. Hörte man ein Beten oder Weinen, so bedeu-tete das einen Todesfall. In manchen Gegenden riefen heiratslustige Mädchen in der Christnacht dreimal die laute Frage hinaus, was für einen Mann sie bekommen werden. Aus dem folgenden Schalle schlossen sie auf die Zukunft. Ein Schuss kündet einen Jäger, ein vorbeifah-render Wagen einen Fuhrmann, ein knarrendes Tor einen Bauern als Zukünftigen.

ThomasnachtAberglaube und Vorhersage waren insbesondere in der Thomasnacht beliebt. Die Thomasnacht gilt oft als die erste Rauhnacht und markiert zugleich die Winterson-nenwende. In dieser längsten Nacht des Jahres können die Geister natürlich besonders aktiv sein.Thomas war ein Jünger Jesu, bekannt als „der ungläubi-ge Thomas“. Er war der größte Zweifler unter den Jün-gern und konnte an die Auferstehung Jesu erst glauben, als er einmal zur Vergewisserung seine Finger in dessen

Eine auch heute noch

gebräuchliche Form, böse

Naturgeister zu vertreiben,

ist das Anklöpfeln.

Eine Vielfalt an Perchtencharakteren macht

den Perchtenlauf bunt.

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Seitenwunde gelegt hatte. Er war auch als Einziger bei der Himmelfahrt Mariens nicht anwesend. Die katholi-sche Kirche gedenkt des heiligen Thomas eigentlich im Sommer, am 3. Juli, dem Tag der Überführung seiner Gebeine. Ursprünglich wurde aber die längste Nacht im Jahr aufgrund der Dunkelheit mit den Zweifeln des Thomas gleichgesetzt.Um eben Zweifel endlich auszuräumen, lassen sich in der Thomasnacht besonders viele Bräuche anwenden. Da gibt es etwa die Empfehlung, in der Thomasnacht um Mitternacht mit einem Fuß auf das Bett zu treten, sich nur ja nicht umzusehen und zu sprechen: „Betschemel ich tritt dich, heiliger Thomas, ich bitt dich, zeig’ mir an mein’ künft’gen Mann“ oder auch „Zeig mir glei’ mei künftig’s Wei’“. Der Aberglaube verspricht, dass einem im Traum dann die erwünschte Person erscheinen wird. Im niederösterreichischen Weikersdorf wiederum kennt man auch heute noch den Brauch des Apfelschneidens. Ein Apfel wird in der Thomasnacht in zwei Teile ge-schnitten, die dann verglichen werden. Gibt es überall gleich viele Kerne, wird man bald heiraten, sind die Kerne ungleich verteilt, eher nicht. Wird gar ein Kern zerstört, gilt dies als Zeichen für häufigen Streit. Zwei zerstörte Kerne deuten gar einen Todesfall innerhalb der Ehe an.

Perchten in der GegenwartBis heute haben sich reichlich Rauhnachtsbräuche erhal-ten – wenn es auch regional sehr unterschiedliche Tradi-tionen sind. Einige davon sollen hier erwähnt werden. So gibt es in Kärnten die „Klöckler vom Gegendtal“ zwischen Treffen und Afritz. An drei Donnerstagaben-den im Advent ziehen die Bauernburschen lärmend von Haus zu Haus. Sie werden zunächst mit traditionellen Sprüchen wieder abgewiesen, die sie aber wieder mit Ver-

sen und Gesängen beantworten. Dafür bekommen sie am Ende ein gutes Essen. Im Rosental spazieren am 5. Dezember der heilige Nikolaus, die Magd, der Glöck-ner, die Korbträgerin und der Einspieler die Dorfstraße bis zum Hauptplatz entlang – angeblich schon seit 1889. In St. Veit an der Glan nennen sich die gruseligen Ge-stalten, die am 5. Dezember ihr Unwesen treiben, „höl-lischer Bartenumzug“. Es ist eine spektakuläre Show mit beeindruckenden Kostümen und Masken, die sich nicht nur auf den christlichen Glauben, sondern vor allem auf ein altes südgermanisches Glücks- und Fruchtbarkeits-ritual beziehen.

Besuch von Frau PerchtIn der letzten Rauhnacht kam Frau Percht früher per-sönlich ins Haus. Man achtete streng darauf, dass alles sauber und aufgeräumt ist, denn das kontrollierte die als Sagengestalt verkleidete Person genau. In Kärnten gibt es diese Tradition noch immer, allerdings ist die Besu-cherin hier nicht als Kontrolleurin eingesetzt. In den Rauhnächten, vor allem aber in der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner, treibt die „Pehtra Baba“ im Rosental ihr Unwesen. In der Verkleidung eines zerlumpten alten Weibes mit verhülltem Gesicht und Strohhut zieht sie von Haus zu Haus. Bekommt sie dort Würste, bleibt das Haus der Legende nach in diesem Jahr von Unheil ver-schont. Aus einem alten Korb oder ihrer Schürze schüt-tet sie Nüsse, Dörrzwetschken und Süßes auf den Boden, worüber sich vor allem die Kinder freuen.

Ebenseer GlöcklerlaufAusgehend von Ebensee verbreitete sich der Brauch des Glöcklerlaufens über das gesamte Salzkammergut. 18 Gruppen und rund 300 Glöckler laufen am 5. Jänner durch die Straßen und Gassen der Orte Ebensee, Goi-sern und Obertraun. Sie haben Glocken und Kerzen dabei und erbitten damit Heil und Segen der guten Geis-ter. Die bösen Geister treiben sie mit dieser Prozedur angeblich aus. Es ist kein leichter Job: Die Glöckler tra-gen bis zu 20 Kilogramm schwere Kappen und ebenso schwere Glocken. Jede Kappe ist ein Kunstwerk, für dessen Fertigung es einige hundert Arbeitsstunden ge-braucht hat – und viel künstlerisches Geschick. Mehrere Zeichner entwerfen die Bilder, die anschließend in mühe voller Kleinarbeit aus Tonpapier ausgeschnitten, gestanzt und mit buntem Seidenpapier hinterklebt wer-den. Der traditionelle Ebenseer Glöcklerlauf wurde von der UNESCO zum österreichischen immateriellen Kul-turerbe ernannt. Pongauer PerchtenlaufDer Perchtenlauf im Pongau ist österreichweit bekannt und findet im Rhythmus von vier Jahren abwechselnd in den Gemeinden Altenmarkt, Bad Gastein, Bischofs-

Perchtenumzüge finden auch heute noch in vielen Regionen Österreichs statt.

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SCHWERPUNKT-THEMA

hofen und St. Johann statt. Eine Vielfalt von Masken hat sich im Lauf der Zeit in zwei Hauptgruppen aufgeteilt: Gemäß dem Doppelwesen der „Frau Percht“ gibt es die Guten und die Bösen. Die eine Seite führen die Schön-perchten mit ihrem tafelartigen Kopfputz an, die ande-ren sind die Schiachperchten mit furchterregenden Mas-ken. Beide Perchtengruppen haben viele Begleiter. Der Perchtenlauf soll der Landwirtschaft ein gutes Jahr brin-gen und den Boden fruchtbar machen.

Schnabelperchten im RaurisertalIm Raurisertal gibt es eine besonders exotische Perchten-tradition: Krähende Laute kündigen die Schnabelperch-ten an, die zu Dreikönig im Raurisertal von Haus zu Haus wandern. Ihren Namen verdanken sie ihrem gro-ßen Schnabel, einer aufwendigen Anfertigung aus Holz, Karton und Leinen. Die Geschichte der Schnabelperch-ten geht bis in die Zeit des Goldbergbaus zurück, als es die Knappen mit der Sauberkeit ihrer Behausungen oft nicht sehr genau nahmen. Bis heute prüfen die Schna-belperchten die Häuser auf Sauberkeit und Ordnung, ähnlich der Frau Percht in anderen Regionen. Sie stellen fest, ob die Haushalte ordentlich geführt werden. Freche Kinder sollen dabei der Legende nach in einem großen Buckelkorb mitgenommen werden. Viele Kinder räumen deshalb noch heute ihre Zimmer an jenem Abend frei-willig auf.

Krampusspiel in ÖblarnEbenfalls zum UNESCO Kulturerbe zählt die Figur des „Schab“, das sind in Stroh gehüllte Gestalten mit riesigen Hörnern, und auch der „Flechtenmann“, ein grimmiger Geselle mit einem Kostüm aus Flechten, die ihren gro-ßen Auftritt bei den Krampusspielen im Dezember in der steirischen Gemeinde Öblarn haben. Mit einem lau-ten Peitschenknall von den „Schab“ beginnt das Büh-nenspiel. Es betreten „Sommer“ und „Winter“ die Bühne und kämpfen in einem Streitgespräch um die Vorherr-schaft. Am Ende, das sei hier verraten, gewinnt aller-dings immer der Winter. Es gibt hierzu Originaltexte aus

dem 18. Jahrhundert, und das Stück zählt zu den letzten Volksschauspielen dieser Art in der Steiermark.

Glöcklerlauf WildalpenIm steirischen Wildalpen wiederum findet am Abend des 5. Jänner der traditionelle Glöcklerlauf statt. Charakte-ristisch für die Glöckler sind einfache, recht hohe zylin-drische Kronen-Kappen aus dickem Karton, die – im Gegensatz zu den aufwendig bemalten Glöckler-Kappen im Salzkammergut – nur eingestanzte Löcher mit christ-lichen Motiven aufweisen. Ein besonderes Merkmal der Wildalpen-Glöckler sind die gehäkelten Schleier, hinter denen die Glöckler ihr Gesicht verbergen. Durch die Kappen scheint Licht – es soll auf die Wintersonnenwen-de, aber auch auf das Leben an und für sich hinweisen. Die Glöckler bringen mit ihrem Licht Freude in jeden Haushalt sowie eine gute Ernte auf den Feldern. So will es jedenfalls die Legende. Die Läufer müssen dafür ledig sein und über alles, was sie sehen, schweigen. Sie gehen vor den besuchten Häusern stillschweigend die obligaten drei „Kranzln“, also Kreise, um sich dann – nur mit einem Knicks – zu verabschieden. ❰

Die Tradition der Perchtenläufe geht zurück

bis ins Mittelalter.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

W as sich gerade beim Land Kärnten tut, kann man jetzt von überall auf der Welt rasch und bequem erfahren. Vom Landes-

pressedienst wurde nämlich ein erweitertes Informations-service entwickelt und umgesetzt. Es besteht aus der Landeshomepage www.ktn.gv.at, dem gedruckten Lan-desmagazin „kärnten.magazin“, „kärnten.tv“ mit Video-beiträgen im Internet, den Social-Media-Auftritten bei Facebook und Twitter sowie der neuen Land-Kärnten-App „News aus Kärnten“ und dem neuen Social-Media-TV-Magazin „kärnten.tv.90“.Das Land kommt damit seinem Kommunikationsauf-trag und seiner Informationspflicht transparent und „crossmedial“ nach. Alle sieben Regierungsmitglieder können ihre Informationen über die Kanäle verbreiten. Und natürlich sollen diese Angebote nicht in Konkur-renz mit dem kritischen Journalismus treten.Die „News aus Kärnten“-App ist für Android-Betriebs-systeme (Samsung, etc.) und für IOS (Apple) gratis downloadbar. ❰

www.ktn.gv.at, kärnten.tv,www.facebook.com/landkaernten

D as war ein EUSALP-„Gipfeltreffen“ der beson-deren Art: LH Günther Platter wanderte von der Tiroler Blaubergalm bei Achenkirch zur

bayerischen Königsalm, um sich dort mit den bayerischen Staatsministerinnen Beate Merk, zuständig für Europa-angelegenheiten, und Ulrike Scharf, Referentin für Umwelt, über die bevorstehende EUSALP-Präsident-schaft Tirols auszutauschen. EUSALP steht für Europäi-sche Makroregionale Strategie des Alpenraums. Tirol ist eines der Gründungsländer. LH Platter: „Bayern hat der-zeit die EUSALP-Präsidentschaft inne, die wir am 1. Jän-ner für ein Jahr übernehmen werden. Wir haben uns in einem informellen Rahmen über wichtige Fragen abge-stimmt, die für unseren Vorsitz von großer Relevanz sind.“ Dazu gehören laut LH Platter vor allem die Bereiche Ver-kehr, duale Ausbildung, Tourismus oder Naturgefahren-management: „Die EUSALP ist ein Verbund von 48 Re-gionen in sieben Ländern mit einer Gesamtbevölkerung von rund 70 Millionen Menschen. Gemeinsam haben wir eine laute Stimme, und genau darum geht es, wenn wir von einem Europa der starken Regionen sprechen.“ ❰

www.tirol.gv.at

Von überall zu „News aus Kärnten“Neues Landes-Informationsservice und Land-Kärnten-App präsentiert

EUSALP-Vorsitz Tirol übernimmt am 1. Jänner EUSALP-Vorsitz

Kärnten

Tirol

Landespressedienst­Chef Gerd Kurath, LR Rolf Holub, LH Peter Kaiser und LR Christian Benger präsentierten das neue Landes­Informationsservice.

Gipfeltreffen auf der Königsalm mit den bayerischen Ministerinnen Beate Merk (2. v. r.), Umweltministerin Ulrike Scharf (2. v. l.) und dem Tiroler Landeshauptmann Platter (Mitte): Tirol übernimmt im Jahr 2018 von Bayern den EUSALP­Vorsitz. ©

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

Um genaue und georeferenzierte Bilddaten an-zufertigen, erfasst Wien durch Vermessungs-fahrzeuge Bilddaten des gesamten öffentlichen

Raums, die periodisch aktualisiert werden sollen. Dadurch werden alle Objekte, aber auch Bodenmarkie-rungen und Verkehrsschilder, Werbetafeln bis hin zu Schanigärten und Kiosken aufgenommen werden. Die ausschließlich für den internen Gebrauch gesammel-ten Daten werden in einer europaweit bisher einzigarti-gen Software aufbereitet. Die Nutzung des öffentlichen Raums soll für Bürgerinnen und Bürger sowie Unterneh-men einfacher gestaltet werden, indem die Zuständigkeit für die Bewilligung und Verwaltung von Objekten und Aktivitäten im öffentlichen Raum neu organisiert wird. Die Nutzung der Bilddaten durch beteiligte Dienststel-len soll dann Ortsaugenscheine und Kosten einsparen. Die Stadt geht von mehr als 300.000 Objekten aus, die im öffentlichen Raum zu finden sind. Rund 6.100 Stra-ßen werden befahren – was mit rund 3.000 Kilometern der Entfernung Wien–Helsinki hin und zurück ent-spricht. ❰

www.wiengibtraum.at

D ie Steiermark hat ihre Forschungs- und Ent-wicklungsquote auf 5,16 Prozent des Brutto-regionalprodukts gesteigert, was bedeutet,

dass es die Spitzenposition im österreichweiten Bundes-ländervergleich ausbauen kann und zum ersten Mal in der Geschichte das europäische Forschungsland Num-mer eins ist. Investitionen in Forschung und Entwick-lung sind für die Steiermark dringend erforderlich für das wirtschaftliches Wachstum und somit auch für neue Arbeitsplätze. Die Landesregierung hat aus diesem Grund Forschung und Entwicklung als Schwerpunkt im Regierungsübereinkommen der Zukunftspartnerschaft verankert. Heimische Unternehmen, Universitäten, Fachhochschu-len und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ver-stärken seit Jahren ihre Bemühungen in diesem Bereich. Im Vergleich der 276 EU-Regionen liegt die Steiermark damit an der Spitze. Hinter der Steiermark folgen die britische Region „East Anglia“ mit 4,98 Prozent und Baden-Württemberg in Deutschland mit 4,94 Prozent. ❰

www.auslandssteirer.at

Wien Neu Denken – Wien gibt Raum Vermessungsfahrzeuge sparen Kosten für Dienststellen der Stadt

Forschungsland Nummer 1 in EuropaSteiermark ist Vorreiter in Sachen Forschung und Entwicklung

Wien

Steiermark

Mitarbeiter bei der Erfassung von Bilddaten für die Vermessung „Mobile Mapping“.

V. l.: TU­Rektor Harald Kainz, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger­Miedl, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann­Stellvertreter Michael Schickhofer, WK­Spartenobfrau Angelika Kresch und WK­Präsident Josef Herk.©

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

D ie digitale Kompetenzvermittlung ist eines unserer zentralen Anliegen an allen Schulen“, kündigt Landeshauptmann Mag. Thomas

Stelzer an. Das Land OÖ trägt mit der Breitbandförde-rung der Schulstandorte und der Bereitstellung von Lap-tops und Tablets zur technischen Grundausstattung bei. „Ein Schlüsselfaktor ist auch die Medienkompetenz der Lehrkräfte“, betont Bildungs-Landesrätin Mag.a Chris-tine Haberlander. „Bei der Jugend ist die Digitalisierung schon längst angekommen. Jetzt müssen wir sie in die Schulen bringen. Deshalb sind auch Aus- und Weiterbil-dungsmaßnahmen für die Lehrkräfte sehr wichtig.“ „Medienkompetenz bedeutet neben dem Umgang in technischer Hinsicht aber auch die Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen für die Risiken und Chancen der Digitalisierung“, ist Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer überzeugt. Ziel des Schwerpunktjahres ist es, zu signalisieren, dass digitale Bildung kein Bereich ist, in dem sich einige wenige Schulstandorte spezialisieren, sondern dass eine Auseinandersetzung mit diesem Thema in allen Schulen erforderlich ist. ❰

www.land­oberoesterreich.at

D er Wasserleitungsverband Nördliches Burgen-land hat nach 2,5-jähriger Bauzeit den Neu-bau der größten burgenländischen Wasser-

transportleitung sowie den Umbau der größten Brun-nenanlage des Landes abgeschlossen. Damit ist der 1. Bauabschnitt des Zukunftsprojekts „Aqua Burgenland – Sopron“ fertiggestellt. Dieses Projekt soll das Wasser-versorgungsnetz im Nord- und Mittelburgenland sowie auf ungarischer Seite den Großraum Sopron zusammen-führen. Insgesamt werden die finanziellen Aufwendun-gen für dieses grenzüberschreitende Vorzeigeprojekt etwa 100 Millionen Euro betragen. Dabei handelt es sich – im Sinne der Versorgungssicherheit für die betroffene Bevölkerung – um das größte Sicherheitsprojekt der bur-genländischen Trinkwasserversorgung. „Das ist eine Investition in die Sicherheit, in die Lebensqualität, in die Zukunft kommender Generationen, das ist aber auch eine weiteres positives Beispiel für die hervorragende grenzüberschreitende Kooperation des Burgenlandes mit Ungarn im Herzen Europas“, so Landeshauptmann Hans Niessl. ❰

www.burgenland.at

„Jahr der digitalen Bildung“ Das Land OÖ rief das neue Schuljahr zum „Jahr der digitalen Bildung“ aus

Aqua Burgenland – SopronGrößtes Sicherheitsprojekt der burgenländischen Wasserversorgung

Oberösterreich

Burgenland

Amtsführender Präsident des Landesschulrates HR Fritz Enzenhofer, LH Mag. Thomas Stelzer und LRin Mag.a Christine Haberlander.

Landeshauptmann Hans Niessl mit Vertretern des WLV Nördliches Burgenland sowie des Wasserwerks und der Stadt Sopron bei der Eröffnung des 1. Bauabschnitts des Zukunftsprojekts „Aqua Burgenland – Sopron“ in Neudörfl. ©

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

E standen unter anderem Arbeitsgespräche am Weizmann- Institut in Rechovot in der Nähe von Tel Aviv sowie der Besuch einiger erfolgreicher

Start-up-Unternehmen in Tel Aviv am Programm. Lan-deshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte im Zuge der Gespräche am Weizmann-Institut: „Unsere Aufgabe ist es, Niederösterreich in der digitalen Welt zu positionieren, und dazu braucht es Innovation und Forschung, und Israel ist das Land, wo Forschung und Innovation zu Hau-se sind. Wir werden auch weiterhin in diesen Bereich in-vestieren, und Israel ist hier ein ganz großes Vorbild.“ Das Weizmann-Institut kooperiere bereits jetzt eng mit dem IST Austria in Klosterneuburg, diese Zusammenarbeit wolle man „noch weiter vertiefen“, so die Landeshaupt-frau. Am zweiten Tag des Israel-Aufenthalts standen u. a.die Besichtigung des Hightech-Parks „Gav Yam“ in Be’er Scheva sowie ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem am Programm. Die Landeshauptfrau betonte im An-schluss an den Besuch in Yad Vashem die Bedeutung der-artiger Gedenkstätten: „Es geht darum, die Erinnerungs-kultur hochzuhalten, ganz im Sinne eines ,Nie wieder‘.“ ❰

www.noe.gv.at

D er Brauch des Tresterns ist einzigartig für den Salzburger Pinzgau. Die Tresterer sind Schön-perchten, die laufend, stampfend und sprin-

gend den Fasching ankündigen. Das Trestern ist ein Rei-gentanz mit Stampf- und Sprungschritten, der in Stuben und Gasthäusern, eingerahmt von weiteren Perchten -figuren, um den 5. Jänner im Pinzgau aufgeführt wird. Außerdem ist er rund um die Landeshauptstadt zu se-hen. Die ausschließlich männlichen Akteure tragen rote Kostüme mit prächtigen bänderbesetzten Hüten, die mit Hahnenfedern geschmückt sind. Der Tanz der Schönperchten verheißt für die Bauernfami-lien reichen Erntesegen, Fruchtbarkeit, Glück und Ge-sundheit. Man sagt, sie bringen „an Fried, an G’sund und an Reim“. Darum sind die Pinzgauer Tresterer bei den Bauern stets willkommen. In der Stadt Salzburg hält der Traditionsverein „Salzbur-ger Alpinia“ diesen Brauch hoch. Bereits 1911 führte der damals großbürgerlich-adelige „1. Salzburger Gebirgs-trachtenverein Alpinia“ den Tresterertanz bei seinem Ball zum 20-Jahre-Jubiläum als viel beachtete Neuheit auf. ❰

www.salzburg.gv.at

LH Mikl-Leitner in Israel Niederösterreichische Delegation absolvierte Arbeitsbesuch

An Fried, an G’sund und an Reim Tresterer sind im Pinzgau und rund um die Landeshauptstadt unterwegs

Niederösterreich

Salzburg

Arbeitsgespräch mit Haim Harari am Weizmann­Institut: Klubobmann Klaus Schneeberger, LH Johanna Mikl­Leitner, Landtagspräsident Hans Penz, LR Petra Bohuslav.

2013 wurde der „Pinzgauer Tresterertanz der Salzburger Alpinia“ zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO erhoben.©

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

R und 300 Personen waren der Einladung des Landes Vorarlberg in das Wiener Kunsthisto-rische Museum gefolgt. Den Termin in der

Bundeshauptstadt nutzte Landeshauptmann Markus Wallner, um den Dornbirner Regisseur Martin Gruber mit dem Preis „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ 2017 zu würdigen. Mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet werden Vorarlberger Persönlichkeiten, deren Lebensmit-telpunkt in der Bundeshauptstadt ist und die im zurück-liegenden Jahr etwas Besonderes erreicht oder Außerge-wöhnliches geleistet haben. Heuer ging der Preis an den Regisseur, Gründer sowie Leiter des aktionstheater en-sembles, Martin Gruber. Nach der Nominierung des Stücks „Pension Europa“ im Jahr 2015 erhielt das ak -tions theater ensemble 2016 für „Kein Stück über Syrien“ den renommierten Nestroy-Preis für die beste Off-Pro-duktion. LH Wallner würdigte die großartige Leistung mit einer Ehrenurkunde sowie mit einer vom Vorarlber-ger Bildhauer Herbert Albrecht gefertigten Bronzeskulp-tur: „Es ist immer wieder imposant zu sehen, wie vielsei-tig und erfolgreich Vorarlberg in Wien vertreten ist.“ ❰

www.vorarlberg.at

„Vorarlberger des Jahres z’Wian“ 2017 Treffpunkt Vorarlberg: LH Wallner traf Landsleute in Wien

Vorarlberg

Landeshauptmann Markus Wallner ehrte Regisseur Martin Gruber als „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ 2017.

R affael zählt neben Leonardo da Vinci und Michelangelo zu den bedeutendsten Meistern der Kunstgeschichte. Ob als Maler und Archi-

tekt in Florenz und Rom oder im Auftrag von Päpsten und Fürsten – Raffael ist ein wahres Universalgenie der Hochrenaissance. Die Albertina zeigt die erste monogra-fische Schau, die Raffaels Werk in Österreich präsentiert. Mit rund 130 Zeichnungen und 18 Gemälden versam-melt die Ausstellung sämtliche bedeutenden Projekte des Künstlers: Von der frühen umbrischen Periode (bis 1504) über die Jahre des Florenz-Aufenthalts (1504/1505–1508) bis hin zur römischen Zeit (1508/ 1509–1520) sind beeindruckende Werke aus allen Schaf-fensphasen zu sehen. Raffaels Denk- und Arbeitsprozes-se vom Entwurf bis hin zur endgültigen Komposition illustrieren sowohl meisterhafte Zeichnungen als auch die Gemälde. Picasso einst: „Raffael – das ist der ganze Himmel; welch heitere Gelassenheit in seinen Linien, welche Beherrschung! Nicht Leonardo da Vinci hat das Fliegen erfunden, sondern Raffael. Leonardo da Vinci verspricht den Himmel, Raffael gibt ihn uns.“ ❰

www.albertina.at

Raffael Eine Ausstellung in der Albertina – zu besuchen bis 7. Jänner 2018, ein Muss

Kunst & Kultur

Werke eines Genies: Die Vision des Ezechiel, 1516–1517 (links),und Madonna dell’Impannata, 1511 (rechts). ©

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ÖSTERREICH NEWS zusammengestellt von Michael Mössmer

Ein bisher wenig bekannter Teil der hochorganisierten Verbände, in denen Bienen leben, ist das Verhalten sehr junger Bienen am Tag nach dem Schlüpfen. Das hat eine Gruppe um Univ.­Prof. Mag. Dr. Thomas Schmickl von der Karl­Franzens­Universität Graz entdeckt.Frisch geschlüpfte Bienen putzen die Zellen, aus denen sie geschlüpft sind, damit die Köni­gin dann neue Eier hineinlegen kann. Es habe sich gezeigt, dass deren Verhalten essenziell für das Aufrechterhalten des Systems der Honigbienen ist, zu überwintern. In welche Zellen die neuen Eier gelegt werden, hängt von deren Temperatur ab. Die Bienen zeigen in Sum­me intelligentes Verhalten, ohne dass die einzelne Biene über die Gesamtsituation Bescheid wissen müsste – dieses Modell wurde nun erfolgreich auf einfache Roboter übertragen, die mit Temperaturfühlern ausgestattet waren. So konnte ein bioinspirierter Schwarm­Algo­rithmus extrahiert werden. „Ein Versuch, das Modell der Bienen weiter zu vereinfachen, hat zu einem Algorithmus geführt“, was mit Bienen nichts mehr zu tun habe, erklärt Schmickl: „Hier geht es um Gebilde, die so ähnlich wie Zellen aussehen, sich selbst organi­sieren, freie Partikel aufnehmen, wachsen und sich dann teilen. Das System ähnelt einer Ursuppe, wo spontan etwas Lebensähnliches entsteht.“ Die Frage sei: Wie einfach kann ein Algorithmus sein, damit etwas entsteht, das wie Leben aussieht? zoologie.uni­graz.at

Robotik nach dem Vorbild der Biene

Das Verhalten junger Bienen unmittelbar nach dem Schlüpfen wird erfolgreich auf Roboter übertragen.

S eit etwa 40 Jahren gibt es tastbare Displays, die es Blinden ermöglichen, Buchstaben mittels einzeln bewegbarer Stifte ertast- und damit lesbar machen. Diese sogenannten Braille-Displays sind bis heute technisch

aufwendige und daher auch recht kostenintensive Tastaturen, die auch nicht mitgenommen werden können. Das Start-up-Unternehmen Tetragon der Tech-nischen Universität Wien hat nun ein neuartiges „Display“ zum Patent ange-meldet. „Im Zeitalter der Smartphones ist es für sehende Menschen selbstver-ständlich, immer und überall auf Texte zugreifen zu können“, so Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Zagler von der TU Wien. Mit herkömmlichen Braille-Geräten sei dies nur schwer möglich, weshalb der Analphabetismus bei jungen blinden Menschen steige, so Zagler. In dem von Tetragon entwickelten drehbaren Ring tastet man das Innere ab. „Ähnlich wie eine Computermaus kann man den Ring anfassen und über die Tischoberfläche ziehen“, erklärt Zagler. „Der Zei-gefinger befindet sich dabei im Inneren des Rings, und dort ertastet man die Buchstaben, die bei jeder Umdrehung des Rings neu gebildet werden.“ Das Display ist robust, und man kann es auch problemlos mit sich tragen. ❰

tetragon.at

S tammzellen kontrollieren die Zellen in ihrer Umgebung und veranlassen sie, bestimmte Funktionen zu übernehmen. Dieses weltweit

erstmals entdeckte Phänomen beschreiben die Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler des Teams von Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger vom Institut für Medizinische Genetik an der Med-Uni Wien. In internationalen Studien wird ver-sucht, neue Therapien etwa für Herzinfarkt, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer, Diabetes und eine Vielzahl geneti-scher Erkrankungen zu entwickeln. Das Ziel ist, aus diesen Stammzellen im Labor ganz gezielt bestimm-te Zellen des Menschen herzustellen, um diese dann zu transplantieren mit der Hoffnung, geschädigte Gewebe bzw. Organe dadurch zu regenerieren und ihre Funktion wiederherzustellen. ❰

meduniwien.ac.at

Blindenschrift für die Westentasche TU-Wien-Spin-off erfand neuartiges Braille-Display

Stammzellen-SpracheHerausragende Entdeckung an der MedUni Wien

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ÖSTERREICH NEWS

Ein internationales Konsortium unter der Leitung des „International Crops Research Institute for the Semi­ Arid Tropics“ (ICRISAT) hat unter Beteiligung eines Forschungsteams um den Systembiologen Wolfram Weck­werth von der Universität Wien das Genom der trocken­resistenten Getreidepflanze Perlhirse sequenziert. Sie hat als Grundnahrungsmittel große Bedeutung für die Land­wirtschaft in trockenen Regionen in Afrika und Asien. Zum Zweck der nachhaltigen Erforschung, Züchtung und Bewahrung der genetischen Vielfalt insbesondere der Nahrungsmittelpflanzen haben sich viele öffentliche Non­Profit­Institute im Rahmen einer internationalen Organisation zusammengeschlossen und sind aktiv in der Forschung, Züchtung und mit dem Aufbau von Non­ Profit­Biobanken beschäftigt.Perlhirse zeichnet sich durch hohe Resistenz – im Gegen­satz zu Weizen, Reis und Mais – gegen Trockenheit und sehr hohe Temperaturen bis zu 42 °C aus, doch die mole­kularen Mechanismen sind hierfür unbekannt. Um die molekularen Mechanismen der Widerstandsfähig­keit gegen Trockenstress auf genomischer Ebene, aber auch in weiteren Züchtungsprozessen genau zu untersuchen, hat das internationale Konsortium nicht nur das Genom von Perlhirse entschlüsselt, sondern auch 994 weitere Zuchtlinien bzw. Wildtypen dieser Pflanze sequenziert. In einer weiteren Studie wurde diese Trocken­ und Hitze­resistenz von Perlhirse auf metabolischer und proteomi­scher Ebene untersucht und damit die ersten molekular­physiologischen Hypothesen aufgestellt, wie diese Pflanze einen Ernteertrag unter extremen Trockenstressbedingun­gen erhalten kann. Die genomische Information war für diese Studien sehr wichtig.icrisat.org cgiar.orgmetabolomics.univie.ac.at

Ein Getreide trotzt der Dürre

Haplobank ist ein Archiv aus 100.00 einzelnen Zell­Linien mit rund 17.000 Genen, die über einem „molekularen Schalter“ ein­ und ausgeschaltet werden können.

Bauern bei der Perlhirseernte.

Um Krankheiten zu verstehen, muss man zunächst eine Vielzahl an genetischen Zusammenhängen erfassen. Eine neuartige Biobank aus haploiden Mäusestammzellen könnte nun dabei helfen. ForscherIn-

nen am IMBA konnten dank „Haplobank“ bereits neue Erkenntnisse zu Infek-tionskrankheiten und Gefäßerkrankungen gewinnen, und sie ist als Open-Access-Ressource für Forscherinnen und Forscher weltweit zugänglich.Haplobank ist eine Art Bibliothek haploider Stammzellen. Diese Zellen besitzen genauso wie die Keimzellen nur einen halben Satz an Chromosomen und haben die Eigenschaft, zu allen möglichen Zelltypen her-anzuwachsen und sämtliche Gewebetypen zu bilden. Da eine Mutation in der haploiden Zelle nicht von der anderen Chromosomenhälfte ausgebessert wer-den kann, wird sofort ersichtlich, was ein bestimmtes Gen in der Zelle und in verschiedenen Geweben bewirken kann. „Unser Archiv besteht aus etwa 100.000 einzelnen Zell-Linien mit rund 17.000 Genen, die wir mit einem ,molekularen Schalter‘ versehen haben … wir können diese also je nach Belieben jeweils ein- und ausschalten und so ein mutiertes Gen mit dem Wildtyp vergleichen. Am Verhalten der Zelle können wir dann erkennen, welches Gen welche Funktion übernimmt“, erklärt Erstautor und IMBA-Gruppenleiter Dr. Ulrich Elling. ❰

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„Archiv der Mutationen“ Am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie schafften Forscher ein einzigartiges Archiv an Stammzellen.

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ÖSTERREICH NEWS zusammengestellt von Michael Mössmer

In Österreich entsteht Europas erste Testumgebung für selbstfahrende Züge auf offener Strecke. Im „Open.Rail.Lab“ erproben Unternehmen und Forschungseinrichtun­gen neue Eisenbahntechnologien. Die 25,5 Kilometer lange Strecke verläuft von Oberwart über Altpinkafeld, Pinkafeld und Schäffernsteg nach Friedberg und umfasst insgesamt acht Haltestellen, zwölf Eisenbahnkreuzungen und einen 524 Meter langen Tunnel. Der Start erfolgt im Juni 2018.Im „Open.Rail.Lab“ kann die gesamte Entwicklung der Technik für selbstfahrende Züge durchlaufen werden – von ersten Simulationen am Computer bis zu Testfahrten im normalen Bahnbetrieb. In die Aufrüstung der Strecke investiert das Infrastrukturministerium gemeinsam mit dem Land Burgenland und der Industrie rund 11 Mil­lionen Euro. Darüber hinaus wird das Infrastruktur­ministerium jährlich rund fünf Millionen Euro für Forschungsprojekte rund um automatisiertes Bahnfahren bereitstellen.„Mit dem ,Open.Rail.Lab‘ bekommt Österreich ein Test­labor für die Bahn der Zukunft. Im Burgenland werden künftig selbstfahrende Züge entwickelt und getestet, etwa intelligente Loks, die mit Eisenbahnkreuzungen und Autos kommunizieren und so Unfälle verhindern. Wir fördern gezielt Forschung rund um automatisiertes Bahn­fahren. Damit tragen wir dazu bei, dass unsere heimi­schen Betriebe mit der neuen Technologie weltweit punk­ten und Arbeitsplätze bei uns im Land schaffen. Und wir machen die Eisenbahn noch sicherer“, sagte Infrastruktur­minister Jörg Leichtfried.openraillab.at/

Selbstfahrende Züge

V. l.: Ö1­Programmchef Peter Klein, Komponist Christian Muthspiel und Ö1­Redakteur Christian Scheib.

Verlauf der Teststrecke, die im Juni 2018 in Betrieb gehen wird.

D ie Einführung der Strukturprogramme am 1. Oktober 1967 gilt als Geburtsstunde von Österreich 1. Vorgabe des vom damaligen Gene-ralintendanten Gerd Bacher nach Vorbild der BBC eingeführten

Programms: „Ö1 als Standort des geistigen und musischen Österreichs“. 50 Jahre später bietet Ö1 weit mehr als das: 102 verschiedene Formate aus den Bereichen Information, Wissenschaft, Kultur, Religion und Gesellschaft sind die Basis. 8.760 Sendestunden pro Jahr werden von mehr als 630.000 Hörerin-nen und Hörern täglich gehört, und Ö1 verzeichnet rund 55.000 Ö1-Club-Mitglieder. Zum 50. Geburtstag hat Ö1 also allen Grund zum Feiern.

Ö1 auf der ganzen Welt genießenMitte der 90er-Jahre wurden die Bemühungen um Hörernähe auch außerhalb des Programms verstärkt, und nach und nach wurden ein programmbezogener Service und Off-Air-Aktivitäten aufgebaut. Der wesentlichste Schritt, um den direkten Kontakt zum Publikum herzustellen, war die Eröffnung des ORF RadioKulturhauses 1997. „Radio zum Angreifen“ war und ist die Devise, denn Ö1 gehört eben nicht nur gehört, Ö1 gehört auch erlebt. Seit 20 Jahren finden daher im ORF RadioCafé Live-Sendungen vor Publikum statt – wie der „Ö1-Klassik-Treffpunkt“ oder „Jazztime“ – und auch viele der Veranstaltungen im Großen Sendesaal werden live in Ö1 übertragen. Seit Bestehen arbeitet das Ö1-Team ständig an Verbesserungen des Schemas, um das Programm den veränderten Hör- und Lebensgewohnheiten des Publi-kums anzupassen. Denn auch am Beginn des 21. Jahrhunderts hat das Radio nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Dabei geht es vor allem darum, Innovationen behutsam in das bewährte Ö1-Programmschema einfließen zu lassen. Die Angebote von Ö1 kann man als Download-Abos, in 16 verschiede-nen Podcasts, als Live-Radio via Internet und „7 Tage zum Nachhören“ überall auf der Welt genießen. ❰

oe1.orf.at

50 Jahre Ö1 Der ORF hat guten Grund zum Feiern.

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ÖSTERREICH NEWS

„Das Kunsthistorische Museum ist das Herzstück der österreichischen Museenlandschaft und spiegelt die Kulturgeschichte unseres Landes wie kaum ein anderer Ort wider. Es ist eines der weltweit bedeutendsten Museen im kunst­ und kulturgeschichtlichen Bereich, für dessen Zu­kunft es jetzt die Weichen zu stellen gilt“, sagte Kunst­ und Kulturminister Thomas Drozda am 1. September bei der Bekanntgabe der wissenschaftlichen Leitung des Kunsthistorischen Museums (KHM) ab dem Jahr 2019. „Eike Schmidt hat klare Vorstellungen von neuen stra­tegischen, inhaltlichen wie finanziellen Partnerschaften. Er hat einen schlüssigen Plan dafür, welche Rolle das Museum und dessen Sammlung im digitalen Zeitalter einnehmen muss. Als ausgewiesener Experte auf wissenschaftlichem Gebiet bringt er einen ausgeprägten Gestal­tungswillen mit“, so Drozda. Dabei könne er auf einem soliden Fundament aufbauen – das KHM stehe dank Sabine Haag und ihres Teams gut da. „Das KHM beherbergt eine jener großen Sammlungen, die uns zeigt, wie die Welt einst erdacht wurde. Viele der Objekte haben das Potenzial, uns Denkanstöße für die Herausforderungen unserer Zeit aufzuzeigen. Ich wünsche mir, dass das KHM zu einem Synonym für die Geschichte unseres Landes wird. Es muss für alle Kunstinteressierten ein Museum mit Weltgeltung sein. In der digitalen Welt muss es genauso eine Weltmarke sein wie in der realen.“ khm.at

Ab 2019: Neuer KHM-Direktor

Eike Schmidt, designierter wissenschaftlicher Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien.

N ach einer zweieinhalbjährigen Bauphase nahmen die Tiroler Landes-museen am 8. September eines der aktuell größten Hochbauprojekte des Landes Tirol offiziell in Betrieb: das Sammlungs- und For-

schungszentrum (SFZ) in Hall in Tirol. Auf einer Grundfläche von 14.000 m² vereint das Gebäude Sammlungsbestände, Restaurierungswerkstätten, Labors, die museumseigene Tischlerei und Arbeitsplätze für zirka 40 MitarbeiterInnen unter einem Dach. Mehrere Millionen Objekte – vom archäologischen Fund-stück über Schmetterlinge, Edelsteine, Wirbeltiere, Musikinstrumente, Gemäl-de, Möbel, Fahnen, Münzen bis hin zu Alltagsgegenständen und technischen Geräten – werden hier fachgerecht unter optimalen klimatischen Bedingungen gelagert. Der architektonisch ansprechende Neubau, geplant vom Architekten-büro Franz&Sue, entspricht strengen Sicherheitsanforderungen und berück-sichtigt durch die Verwendung langlebiger Materialien eine ökologische, nach-haltige Bewirtschaftung. „Mit diesem Projekt tragen wir den Erfordernissen eines modernen Museumsbetriebs Rechnung“, sagte Tirols Kulturlandesrätin Beate Palfrader, die zugleich ihre Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern der Tiroler Landesmuseen erklärte. ❰

tiroler­landesmuseen.at

R ainhard Fendrichs größte Hits fanden nun endlich den Weg auf die Musical-Bühne. Die Uraufführung von I AM FROM

AUSTRIA fand am 16. September 2017 im Raimund Theater statt.I AM FROM AUSTRIA ist ein großes neues Musi-cal voller Witz, Charme und Romantik, überra-schend und berührend, mit einer Story rund um Liebe, Freundschaft und Familie. In eine neue Handlung verpackt, erzählen über 20 Rainhard-Fendrich-Hits wie u. a. „Macho Macho“, „Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh’n“, „Blond“, „Strada del Sole“, „Nix is Fix“, „Weus’d a Herz hast wia a Berg-werk“ und natürlich das Titellied „I Am From Aus-tria“ – die Geschichte von einem österreichischen Filmstar, der international Karriere gemacht, es bis nach Hollywood geschafft hat und nun anlässlich des Opernballs nach Wien zurückkehrt. ❰

musicalvienna.at

Schatztruhe Tirols in Betrieb 24 Millionen Euro für das derzeit größte Hochbauprojekt des Landes

I AM FROM AUSTRIA Fendrich-Hits auf der Musical-Bühne

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Gebaut wurde auf einem landeseigenen Grundstück in der Haller Krajnc­Straße 1.

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

Österreichische Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe e. V. Zur Besuch bei „Elphi“ in Hamburg

Austrian-American Council West Los Angeles, Kalifornien

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei der

Führung durch die Elbphilharmonie.

V. l.: Andreas Launer, Öster­reichischer Generalkonsul,

Schwester Anne Lanh Tran, Good­Shepherd­Direktorin,

Veronika Reinelt, AACW­Präsidentin, Fred R. Reinelt,

AACW­Schatzmeister, Lillia­na Popov­Alexander, AACW­

Exec.­Vice­Präsidentin.

ist dieser imposante Bau nämlich visuell ebenso wie akustisch. Die zahlreichen Bilder der „Elphi“ vermitteln einen guten Eindruck von der modernen und luftigen Architektur, den Ecken und Kanten an ungewöhnlichen Stellen – doch das Gefühl, das sich beim Besucher ein-stellt, wenn er das Haus betritt, das muss man erleben. Wir haben die kompetente Führung durch die Philhar-monie sehr genossen und davon profitiert, die einzigarti-ge Architektur näher gebracht bekommen zu haben. Der Höhepunkt der Besichtigung war der Große Saal, dessen Atmosphäre und Gestaltung uns überwältigt und sprach-los gemacht hat. Wir hatten das Glück, einer kleinen Probe der Musiker beiwohnen zu dürfen, und haben so eine eindrückliche Kostprobe der umwerfenden Akustik des Raums bekommen können. Erstaunlich war auch die Nähe der Musiker zum Publikum, wie sie uns aus kei-nem anderen Konzerthaus bekannt ist. An anderer Stelle wurde bereits über die österreichische Beteiligung an diesem monumentalen Bau geschrieben, nichtsdestotrotz erfüllt es uns auch mit Stolz, dass unser Land an dem Bau des schönsten Konzerthauses der Welt beteiligt war. Die „Elphi“ ist nicht nur ein Ohren-, son-dern auch ein Augenschmaus, und eine Reise nach Ham-burg lohnt sich nun allemal mehr. ❰

Shepherd Centers for Homeless Women and Children jeweils mit dem Community Service Award in Anwesen-heit des neuen Generalkonsuls in Los Angeles, Andreas Launer, geehrt. An dem feierlichen Luncheon nahmen zahlreiche Sponsoren des AAC West teil. In ihrer Dank-sagung betonte Veronika Reinelt, dass sie die Ehrung in ihrer Funktion als Präsidentin für das Council in Em pfang nehme und dass sie die Anerkennung dem Council und allen seinen Unterstützern widme. Lilliana Popov-Alexander unterstrich noch einmal, wie angenehm und erfüllend die Zusammenarbeit mit dem Good Shepherd Center über zwei Jahrzehnte war. Vero-nika Reinelt wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit dem Good Shepherd Center vor genau 20 Jahren begonnen hat, als der Austrian-American Day ins Leben gerufen wurde. Das Good Shepherd Center in Los Ange-les kümmert sich um Frauen und Kinder, die auf der Straße leben, und hilft ihnen, in ein bürgerliches Leben zurückzufinden. ❰

Am 30. September wurden Veronika Reinelt, die Prä-sidentin des Austrian-American Council West, und Lil-liana Popov-Alexander, die Executive-Vice-Präsidentin, beim jährlichen Forget Me Not Luncheon des Good

Am 5. Mai haben sich 36 Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft Ostwestfalen/Lippe auf eine Reise in den Norden Deutschlands begeben, um das neue Wahrzei-chen der Stadt Hamburg in Augenschein zu nehmen. Im sogenannten „Kaiserspeicher“, der noch bis 1990 Kakao, Tabak und Tee einlagerte, ist die Elbphilharmonie ent-standen und damit unser Reiseziel. Unermüdlich und letztlich mit Erfolg haben wir uns im Vorfeld um die be-gehrten Karten für eine Führung durch das Haus und die Plaza bemüht. Und wie es sich gelohnt hat! Harmonisch

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

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Wir alle wussten nicht so genau, was uns erwartet: Der Volkstanzkreis Schönbrunn hat uns angeboten, anläss-lich seines Berlin-Besuches einen Abend mit uns zu ver-bringen – und wir haben das Angebot gern angenom-men. Freitag, 28. August 2017, 18.00 Uhr: ein bei uns gar nicht so üblicher Termin für Veranstaltungen. Wer-den auch genug Leute kommen? Am Ende konnten wir insgesamt über 50 Leute bei uns im Vereinsheim zählen. Und es wurde ein wunderbarer Abend! Pünktlich um 18.00 Uhr trafen unsere Gäste ein: 7 Erwachsene, 8 Jugendliche und 3 allerliebste Kinder, der jüngste 2. Und sie kamen mit öffentlichen Verkehrsmit-teln – aus dem Fenster konnte man ihr Eintreffen beob-achten – unverwechselbar, denn alle trugen Tracht. Nach Stärkung mit Getränken und dem vorbereiteten Berliner Buffet begann ein bunter Abend mit Gesang und Volks-tanz, zunächst allein vom Volkstanzkreis Schönbrunn – unkomplizierte, offene, fröhliche Leute! Die Mitglieder sangen – soweit ihnen die Lieder bekannt waren – mit. Und wir haben gemeinsam getanzt – unter fachmänni-scher Anleitung Volkstänze zu heimischen Weisen.

Zum 90-jährigen Vereinsbestehen war eine große Feier angesagt, und diese wurde am 12. August 2017 abgehal-ten. Die Feier fand in einer großen Villa statt, die vom Verein angemietet wurde. Eingeladen waren alle Vereins-mitglieder, die Präsidenten aller Österreicher-Vereine in der Schweiz, Ehrengäste, der Stadtpräsident aus Baden und der AÖWB-Präsident. 92 Personen nahmen an der Feier teil.Der kulturelle Teil begann im Musiksaal der Villa Boveri mit dem Trio Arte Vienna, und die Sopranistin Nicole Bosshard begeisterte das Publikum.Nach den Ansprachen durch den Vereinspräsidenten, den Konsul Magister Zenz aus der österreichischen Bot-schaft Bern und den Badener Stadtpräsidenten Geri Müller referierte noch der AÖWB-Vizepräsident Werner Götz, der auch dem ÖV Baden ein Dankschreiben für die langjährige Vereinstätigkeit übergab. Anschließend wurden die Anwesenden mit „Schmankerln aus Öster-reichs Landen“ verwöhnt, und auch der „Grüne Veltliner Wein“ weckte heimatliche Erinnerungen.Der Verein hat zurzeit an die 60 Mitglieder, hat jedoch einen jährlichen Mitgliederschwund dadurch, dass im-

Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg Ein schöner Tag!

Österreicher Verein BadenDer Österreicher Verein Baden / Schweiz wurde vor 90 Jahren gegründet und zu diesem Anlass die 90-Jahre-Feier organisiert.

Besuch des Volkstanzkreises Schönbrunn in Berlin.

Dieses Team ermöglichte durch besonderen Einsatz die 90­Jahre­Feier – danke.

So vergingen fröhliche Stunden wie im Flug. Gegen 22.00 Uhr hieß es Abschied nehmen. Alle Anwesenden fanden sich zum Abschiedskreis auf der Tanzfläche zu-sammen, so wie es in dem Schlusslied heißt: Wir stelln uns im Kroas und singen noch oans! ❰

mer weniger Österreicher in die Schweiz kommen, um dort zu arbeiten. Ursprünglich waren die Vereinsmitglieder vielfach bei der damaligen Firma Brown Boveri beschäftigt, diese fu-sionierte 1989 mit ASEA (ABB), und große Teile der Produktion wurden ins Ausland verlagert. Österreicher, die heute in die ABB kommen, wissen oftmals nicht, dass es einen Österreicher-Verein in der Region gibt, und kommen demzufolge nicht in den Verein. ❰

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DIE SCHMANKERLECKE

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Flüssige Butter und Zucker für die Förmchen100 g Zartbitter­Schokolade 200 ml Milch2 TL Lebkuchen­Gewürz50 g Butter 50 g Mehl2 El Schokoladen­Likör (ersatzweise Baileys) 4 Eier1 Prise Salz75 g ZuckerKakaopulver zum Bestäuben

D ie Zeit der großen Feste mit Freun-den und Familien naht, ein köst-liches Dessert darf beim Tafeln in

großer Runde natürlich nicht fehlen. Unser Vorschlag dafür: ein Soufflé, das einerseits nicht zu schwer im Magen lastet und anderer-seits den Geschmäckern der traditionell rund um Weihnachten gereichten Naschereien hul-digt. Schokolade und Lebkuchengewürz er-füllen das ganz Haus mit festlichem Duft und wecken Erinnerungen an die Kindheit.

ZubereitungVier Soufflé-Förmchen mit flüssiger Butter auspinseln und mit etwas Zucker ausstreuen. Förmchen kühl stellen. Schokolade in kleine Stücke hacken. Ofen auf 200 °C Ober-/Un-terhitze vorheizen. Milch mit Lebkuchen-Gewürz erhitzen. But-ter in einem kleinen Topf zerlassen, Mehl dazugeben und unterrühren. Heiße Lebku-chen-Milch nach und nach zur Mehlschwitze gießen, dabei zügig weiter rühren. Den ent-

standenen Brei in eine Schüssel umfüllen, Schoko-Likör und kleine gehackte Schokola-de zufügen und alles gründlich verrühren.Eier trennen. Eigelbe zum Schokoladenbrei geben und glatt rühren (es sollten möglichst keine Klümpchen vorhanden sein!). Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen. Dabei nach und nach den Zucker einrieseln lassen. Ei-schnee behutsam in 2, 3 Schritten unterhe-ben. Soufflémasse bis kurz unter den Rand in die Förmchen füllen. Förmchen auf ein Gitter in der untersten Ein-schubleiste des heißen Ofens stellen und zirka 20 Minuten backen. Anschließend aus dem Ofen nehmen und mit etwas Kakaopulver bestäubt sofort servieren.

Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr

Johann Lafer

Schokoladen-Gewürz-Soufflé

Johann Laferist ein über die Grenzen hinaus berühmter öster­reichischer Fernsehkoch und lebt mit seiner Familie in Deutschland.

Der Spezialist

Die Zutaten (für 4 Personen)

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Barbara Stöckl, die charismatische Grande Dame des ORF, hat ein Buch geschrieben. Dabei handelt es sich keineswegs um ein x­beliebiges Werk, sondern um ein Buch, das zum Nachdenken und Innehalten einlädt. Die Autorin ist überzeugt, dass wir uns ab­seits der schlechten Nachrichten, die in der Welt ge­schehen und uns berieseln, auf das besinnen sollen, was wirklich zählt. Was aber wirklich zählt, ist eine persönliche Sache. Es gibt keine Pauschalantwort. Viele Menschen verspüren eine Sehnsucht nach gu­ten Nachrichten. Dieses Wunschdenken darf vom Alltagsgrau keineswegs verdrängt werden, und es ist gut, dass Stöckl dieses Thema anpackt. Die im Un­tertitel angeführten Ermutigungen für jeden Tag sind treffend gewählt und berühren jede Facette un­seres irdischen Daseins. So sind Achtsamkeit, Liebe, Dankbarkeit und Mitgefühl positive Grundwerte, die das Miteinander fördern und nicht hemmen. Dass das Leben und der Tod auch Begleiter sind, muss nicht eigens erwähnt werden. Stöckl hat recht, wenn sie ihre Zuseher und Leser darum bittet, aus ihrem Leben zu schreiben. Dadurch wird die Auto­rin fast zur Malerin, indem sie die nahezu unend­liche Farbpalette, welche die Bandbreite an Momenten, Begegnungen und Sinneseindrücken bein haltet, herausholt, den Pinsel der Teilhabe schwingt und daraus ein Bild des Vertrauens zeich­net. Dabei kommen Gedanken zum Vorschein, die als Anregungen und Impulse verstanden werden sol­len. Man soll sich aufs Wesentliche konzentrieren und die Sinne schärfen. Das ist wichtig, wenn es darum geht, Dinge wahrzunehmen und zu spüren. Es ist aufschlussreich, auch für mein Befinden, auf Fragen eine Antwort zu finden, um Probleme anzu­gehen und zu lösen. Die dazu nötige Kraft ist auch eine Art Reifeprozess, die man im Lauf des Lebens entwickelt. Stöckl wartet am Ende ihres Werks mit einem Ratschlag auf. „Man kann das Buch auch so lesen, dass man es einfach aufs Nachtkasterl legt und dass man es irgendwo aufschlägt, und ich behaupte dann einfach, dass die Geschichte, die dann steht, vielleicht gerade ins Leben des Lesers will.“ So oder so ähnlich ist es dem Rezensenten ergangen. Aber das muss nicht unbedingt nachgemacht werden. ar ❰

Gewiss können Hannes Androsch und Josef Moser als mahnendes Gewissen der Republik Österreich angesehen werden. Unter der pointierten Federfüh­rung des bekannten Journalisten Peter Pelinka erör­tern der ehemalige Finanzminister und heutige In­dustrielle und der frühere Rechnungshof­Präsident gemeinsam den Ist­Zustand der kleinen Alpenrepub­lik. Sie sprechen offen kritisch die Verfassung an und kommen zum Schluss, dass Österreich „bürokrati­siert, überreguliert und behindert“ ist. Doch es bleibt nicht beim Problembefund. Androsch und Moser, die sich nie ein Blatt vor den Mund nehmen, versu­chen dank ausführlicher und messerscharfer Analy­sen, auch einfallsreiche Lösungsvorschläge einzubrin­gen. Diese sind aus der Sicht des Rezensenten keineswegs heiße Luft, sondern durchaus konstruk­tiv. Es kann einfach nicht immer so weitergewursch­telt werden, wenn eine Handvoll persönlicher, von Lobbyisten vertretener Interessen den Bedürfnissen der Gesellschaft vorgezogen werden. Damit Öster­reich konkurrenzfähig bleiben kann, muss man eine Reform in die Wege leiten. Diese betrifft u. a. das Steuersystem. Außerdem bedarf es einer föderalen Struktur. Befindet wir uns auf der Kippe? Wenn man sich das langsame Herangehen an Probleme und das Verkennen zukunftsorientierter Prioritäten vor Augen hält, könnte etwas eintreten, was sich keiner wünscht. Das lähmende Durcheinander der Verfügungsbefugnisse, ein krankes Gesundheitssys­tem, ein zersplittertes Sozialsystem und vieles mehr tragen dazu bei, dass die Republik scheinbar nicht mehr zu retten ist. Das zu rezensierende Buch beant­wortet viele offene Fragestellungen. Doch aufgrund der knappen Ausführungen wird den Vorschlägen, wie sich alles zum Wohle aller ändern könnte, etwas zu wenig Platz gewährt. Dessen ungeachtet kann man der Quintessenz, dass der Bund nicht nur Geld aus­geben, sondern auch kontrollieren soll, ob die finan­ziellen Mittel eingesetzt werden und bei den Men­schen ankommen, nur Positives abgewinnen. Es bleibt abzuwarten, ob die Politiker zur Einsicht kom men. Mittel­ und langfristig könnte diese späte Einsicht durchaus ein Patentrezept gegen die Politikverdros­senheit sein. Aber das ist ein anderes Kapitel. ar ❰

Was wäre Wien ohne Musik und ohne die Phil­harmoniker? 175 Jahre sind seit der Gründung des Weltklasseorchesters im März 1842 vergangen, in denen die Musiker ihrem Publikum zahlreiche Sternstunden klassischer Musik beschert und mit ihrem unverwechselbaren Klang wahre Begeisterungs­stürme hervorgerufen haben.

28. März 1842: ein magisches Datum in der Musikgeschichte Wiens – und weit darüber hinaus. An jenem denkwürdigen Ostermontag fand das allererste Konzert der Wiener Philharmoniker statt, dem unzählige folgen sollten. Perfektion, Leidenschaft und Begeisterung, mit denen die Musiker bei jedem Auftritt ihre Instru­mente erklingen lassen, haben bis zum heutigen Tag nicht nachgelassen. Zum 175. Geburtstag des Weltklasseorchesters erzählt Christoph Wagner­Trenkwitz charmant und kenntnisreich von der Entstehung, Bedeutung und Besonderheit dieses einmaligen Klangkörpers: wie das Orchester von Anfang an in die kulturelle und politische Ge­schichte eingebettet war und wie große Persönlich­keiten und historische Ereignisse seine musikalische Entwicklung vorangetrieben haben. Dabei sind die Wiener Philharmoniker seit jeher zugleich Wahrer einer Tradition und Träger neuer Ideen.Der Klang dieses Orchesters lässt sich nicht zwi­schen zwei Buchdeckeln einschließen; aber histori­sche Fakten in lockerer Aufbereitung, klassische und weniger bekannte Anekdoten und Blicke hin­ter die Kulissen des Proben­, Opern­ und Konzert­betriebs sowie der Nachwuchsarbeit lassen ein tiefe­res Verständnis und eine noch größere Zuneigung für dieses ganz und gar wienerische und zugleich internationale Orchester entstehen – für das Or­chester, „das niemals schläft“.Christoph Wagner­Trenkwitz erzählt von den Mei­lensteinen in der Geschichte der Philharmoniker, von der Zusammenarbeit mit großen Dirigenten, den Besonderheiten des „Wiener Klangs“, der tägli­chen Arbeit in einem internationalen Orchester und fördert auch so manche bemerkenswerte Anekdote zutage, die sich hinter den Kulissen zutrug. ih ❰

Barbara Stöckl

Was wirklich zählt.

Ermutigungen für

jeden Tag

Amalthea Verlag

Wien 2017

ISBN 978-3-99050-077-4

Christoph Wagner-

Trenkwitz

Das Orchester, das

niemals schläft

Die Wiener Philhar-

moniker, 224 Seiten

ISBN 978-3-99050-095-8

H. Androsch / J. Moser

Einspruch.

Der Zustand der

Republik und wie sie

noch zu retten ist

edition a, Wien 2016

ISBN: 978-39900-1-200-0

BUCHBESPRECHUNG

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Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A­1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe­journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24­30, Fax: +43/1/533 52 24­9, E­Mail: rotweiss [email protected]. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A­1080 Wien. Projektleitung: CPG / Silvia Wagner, [email protected]. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. Anzeigenkontakt: Markus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40­768, E­Mail: [email protected]. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck­ und Verlagsgesellschaft m.b.H., A­3100 St. Pölten. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck­ und Satzfehler vorbehalten. ROTWEISSROT wird auf FSC­zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschafteter Forstwirtschaft stammt.

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Herausgeber, Medieninhaber und Verleger:AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUND

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Vizepräsident Außenressort:Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland

Vizepräsident Innenressort:Werner GÖTZ, Berlin/Deutschland

Vorstandsmitglieder:Juliana BELCSAK, New York / USADr. Margarete BERNAVA­BAMBAS, Rom/ItalienJürgen BISCHOF, London/Großbritannien

ObSenRat Dr. Peter BRAND, WienHR Dr. Walter DUJMOVITS, GüssingDr. Peter ERNST, Paris/FrankreichMag. Astrid FIXL­PUMMER, Wien Heidemarie HIRSCHBÄCK, Sydney/AustralienHarald LÖSCHER, Oberhasli/SchweizIng. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main / DeutschlandThomas PAYER, Hannover/DeutschlandRoland K. PIRKER, Ottawa/KanadaDr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/UngarnGes. Mag. Wolfgang STROHMAYER, Wien

Generalsekretärin:Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien

Chefredakteur:Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien

Ehrenschutz:Der Bundesminister für Europa, Integration und ÄußeresSebastian KURZund die Landeshauptleute derösterreichischen Bundesländer:Dr. Wilfried HASLAUER, SalzburgDr. Michael HÄUPL, WienDr. Peter KAISER, KärntenMag. Johanna MIKL­LEITNER, NiederösterreichHans NIESSL, BurgenlandGünther PLATTER, TirolHermann SCHÜTZENHÖFER, SteiermarkMag. Thomas STELZER, OberösterreichMag. Markus WALLNER, Vorarlberg

Das vorliegende und zu rezensierende interessante und mit Liebe zum Detail verfasste Werk von Angela Jursitzka und Helmut Pawelka beinhaltet nicht nur das Leben und Wirken von Carl von Etzel, sondern ist auch eine Zeitreise in das 19. Jahrhundert, das auch als Zeitalter der frühen Eisenbahningenieure bekannt ist. Doch wer war Carl von Etzel, der hauptsächlich am Bau der Brennerbahn beteiligt war? Er startete seine berufliche Karriere als Archi­tekt, ehe er im Eisenbahnbau seine Berufung fand. So verband er in der Habsburgermonarchie die Län­der Ungarn, Kroatien und Kärnten mit Wien. Sein Meisterstück ist und bleibt aber die Brennerbahn, die 2017 ihren 150. Geburtstag feierte. Leider konnte er die Eröffnung der Brennerbahn nicht mehr erleben. Von Etzel starb 1865 im Alter von 53 Jahren. Heute erinnert am Brennerpass ein Denk­mal an diesen weitblickenden und genialen Inge­nieur. Zweifellos kann die Brennerbahn als ein Pro­jekt von bislang ungekannten Dimensionen ange se ­ hen werden, denn vor eineinhalb Jahrhunderten gab es weder Computer noch Rechenmaschinen. Alles musste per Hand gezeichnet und berechnet werden. Daher sind die großen Leistungen von Etzels nicht hoch genug anzurechnen. Das Werk zeichnet seine Leistungen sehr ausführlich nach. Er hat in der Tat Bahnbrechendes geleistet. Da er als Bauherr auch seinen Arbeitern bezahlten Urlaub und die Fortzah­lung des Lohns im Krankheitsfall gewährte, Be­triebsausflüge organisierte und für Krankenhäuser sorgte, kann der gebürtige Württemberger auch als sozialer Mensch angesehen werden. Mehr noch: Von Etzel kümmerte sich keineswegs nur um sein liebstes Kind, die Brennerbahn. Ihm waren die Bepflan­zung der Böschung und das aufeinander abgestimm­te Erscheinungsbild der Bahnhofsgebäude wichtig. Der Leser taucht auf 272 Seiten in die Wirtschafts­geschichte Tirols vor 150 Jahren ein. Und diese ist so abwechslungsreich und breit gefächert wie das Leben von Etzels selbst, dessen allzu früher Tod in einem Eisenbahnwaggon in Niederösterreich, vornehmlich auf jenen Bahnkilometern, die er selbst gebaut und geplant hatte, auf keinen Fall als Ironie des Schick­sals zu charakterisieren ist. ar ❰

Angela Jursitzka /

Helmut Pawelka

Carl von Etzel.

Ein Leben für die

Brennerbahn

Tyrolia Verlag Innsbruck

ISBN: 978-3-7022-3598-7

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BUCHBESPRECHUNG/IMPRESSUM

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Erscheinungstermine 2018

Ausgabe 1: 15. FebruarWild und Sanft

Ausgabe 2: 15. MaiGlanz und Pracht

Ausgabe 3: 16. AugustHeilige Wege, heilige Orte

Ausgabe 4: 15. NovemberStille Tage, laute Tage

AnzeigenkontaktMarkus WagnerE [email protected] +43 664 14 15 878

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ROTWEISSROTAuslandsösterreicher Journal 3/2017 € 3,–

Horn & KornBio, Artenschutz & Tradition:

Österreichs bäuerliches Erbe wird neu entdeckt

AÖWB AKTUELLDIE WICHTIGSTEN INFOS ZUR NATIONALRATSWAHL

AÖWB AKTUELLDIE PARTEIEN IM PORTRÄT

SCHMANKERLECKEHEILBUTT IM BANANENBLATT

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