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.SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis Kunz, Sebastian Nico/Grove, Christina (2015): Risikoeinschätzung von Elektroschockdistanzwaffen. Eine Übersichtsarbeit aus gerichtsärztlicher Perspektive SIAK-Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (1), 94-101. doi: 10.7396/2015_1_H Um auf diesen Artikel als Quelle zu verweisen, verwenden Sie bitte folgende Angaben: Kunz, Sebastian Nico/Grove, Christina (2015). Risikoeinschätzung von Elektroschockdistanzwaffen. Eine Übersichtsarbeit aus gerichtsärztlicher Perspektive, SIAK- Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (1), 94-101, Online: http://dx.doi.org/10.7396/2015_1_H. © Bundesministerium für Inneres Sicherheitsakademie / Verlag NWV, 2015 Hinweis: Die gedruckte Ausgabe des Artikels ist in der Print-Version des SIAK-Journals im Verlag NWV (http://nwv.at) erschienen. Online publiziert: 6/2015

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Page 1: Risikoeinschätzung von Elektroschockdistanzwaffen. Eine ... · .SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis Kunz, Sebastian Nico/Grove, Christina

SIAK-Journal ndash Zeitschrift fuumlr Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis

Kunz Sebastian NicoGrove Christina (2015)

Risikoeinschaumltzung von Elektroschockdistanzwaffen Eine Uumlbersichtsarbeit aus gerichtsaumlrztlicher Perspektive

SIAK-Journal minus Zeitschrift fuumlr Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (1) 94-101

doi 1073962015_1_H

Um auf diesen Artikel als Quelle zu verweisen verwenden Sie bitte folgende Angaben

Kunz Sebastian NicoGrove Christina (2015) Risikoeinschaumltzung von Elektroschockdistanzwaffen Eine Uumlbersichtsarbeit aus gerichtsaumlrztlicher Perspektive SIAK-Journal minus Zeitschrift fuumlr Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (1) 94-101 Online httpdxdoiorg1073962015_1_H

copy Bundesministerium fuumlr Inneres ndash Sicherheitsakademie Verlag NWV 2015

Hinweis Die gedruckte Ausgabe des Artikels ist in der Print-Version des SIAK-Journals im Verlag NWV (httpnwvat) erschienen

Online publiziert 62015

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SIAK JOURNAL

Risikoeinschaumltzung von Elektroschockdistanzwaffen Eine Uumlbersichtsarbeit aus gerichtsaumlrztlicher Perspektive

SebaStian nico Kunz IFFB Gerichtsmedizin und

Forensische Neuropsychiatrie Paris-Lodron Universitaumlt

Salzburg Oumlsterreich

chriStina Grove Institut fuumlr Rechtsmedizin

Ludwig-Maximilians Universitaumlt Muumlnchen Deutschland

Elektroschockdistanzwaffen (Conducted Electrical Weapons ndash CEW) fuumlhren bei einem Koumlrpertreffer zur Abgabe hochfrequenter Stromimpulse mit hoher Stromspannung und geringer Stromstaumlrke Eine hierdurch hervorgerufene willentlich nicht beeinflussbare allgemeine Muskelkontraktion bedingt eine kurzzeitige Handlungsunfaumlhigkeit der geshytroffenen Person Mit Hilfe von human- und tierexperimenteller Forschung sowie der Erstellung komplexer Computersimulationsmodelle konnte die physische Wirkung auf den menschlichen Koumlrper von unterschiedlichen Blickwinkeln analysiert werden Der genaue elektrophysiologische Wirkungsmechanismus von CEW konnte hierdurch jeshydoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden Auch war es bisher nicht moumlglich eine konkrete Gefaumlhrdungsschwelle fuumlr die Auswirkungen von CEW-Impulsen zu ermitteln Dies ist sicherlich einer der Gruumlnde warum die pathophysiologischen Wirkungen dieser Geraumlte in der wissenschaftlichen Literatur zum Teil unterschiedlich bewertet werden In der Mehrzahl der Publikationen konnte bisher kein direkter Kausalzusammenhang zwischen klinisch relevanten pathophysiologischen Veraumlnderungen und dem Beschuss einer gesunden Person mit CEW belegt werden Fuumlr den Exekutivbeamten kann hieraus gefolgert werden dass unter Vorbehalt psychisch undoder physisch beeintraumlchtigter Personen der fachgerechte Einsatz von CEW als unbedenklich eingestuft werden kann

einleitunG Als wichtige Schnittstelle zwischen Ershymittlungsbehoumlrden und Justiz hat die Gerichtsmedizin eine zentrale Funktion bei der Beurteilung forensisch-klinischer Sachverhalte inne Besonders wenn es um die Einschaumltzung von Auswirkungen polishyzeilicher Gewaltanwendung geht ist durch die forensische Bewertung vorliegender Verletzungen eine objektive Begutachtung moumlglich Nicht-letale Wirkmittel (NLW) spielen bei polizeilichen und militaumlrischen Einsaumltzen eine zunehmend zentrale Rolle Der Einsatz chemischer kinetischer und elektrischer Waffen ermoumlglicht ein der

jeweiligen Situation angepasstes Eingreishyfen mit dem Ziel die von einem Angreishyfenden ausgehende Gefahr effektiv abzushywehren (Kunz et al 2014a)

In diesem Zusammenhang hat die Etabshylierung der Elektroschockdistanzwaffen (Conducted Electrical Weapons ndash CEW) neue medizinische Fragestellungen und Probleme mit sich gebracht die insbeshysondere auch politisch relevant geworden sind In der vorliegenden Arbeit werden die verschiedenen Aspekte der gaumlngigsten Elektroschockdistanzgeraumlte und deren pathophysiologische Auswirkungen auf den menschlichen Koumlrper kurz zusammenshy

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gefasst Dabei sollen dem Exekutivbeamshyten die Moumlglichkeiten Grenzen und Geshyfahren dieser neuen Technologie erlaumlutert und Hilfestellungen zu deren effektiver Anwendung gegeben werden

aufbau und funKtionSweiSe moderner cew Die Firma TASER Internationalreg hat dershyzeit das Monopol der Elektroschockdisshytanzwaffen inne Andere Hersteller wie beispielsweise Defenders Network Inc oder Stinger Systems Inc konnten sich mit ihren Geraumlten nicht auf dem Markt etablieren und spielen fuumlr die gerichtsaumlrztshyliche Beurteilung der aktuellen CEW eine untergeordnete Rolle Abgesehen von sich geringgradig voneinander unterscheishydenden Variationen in der abgegebenen Stromstaumlrke und Spannung funktionieren die unterschiedlichen Modelle der CEW nach dem gleichen Grundprinzip und hashyben alle auch eine vergleichbare Wirkung auf eine getroffene Person (Ho et al 2013) Die derzeit erhaumlltlichen Modelle TASERreg

X2 X3 X26 und X26P bestehen aus einem pistolenaumlhnlichen hochfesten Polymergeshyhaumluse das die einzelnen Komponenten der Waffe schuumltzt (siehe Abbildung 1) An dessen Spitze sind je nach Modell eine oder mehrere Kartuschen aufgesetzt welche mittels einem komprimierten Stickstoff-Antriebssystem zwei Pfeilelektroden bis zu einer effektiven Reichweite von 106 m verschieszligen koumlnnen Die Geschosse sind durch jeweils einen 05 mm dicken elekshytrisch isolierten frei beweglichen Draht mit der Batterie des Endgeraumltes verbunshyden Sie werden bei Betaumltigung des Abshyzuges in einem Winkel von 8 Grad zushyeinander aus der Kartusche abgeschossen Nach dem Eindringen der Pfeilelektroden im Zielmedium koumlnnen hochfrequente Stromimpulse abgegeben und zwischen den beiden Elektroden ein Stromkreis reshyalisiert werden Es wirken hierbei jeweils

zwei gedaumlmpfte Stromschwingungen zushysammen (siehe Abbildung 2 Seite 96) die sich je nach Geraumlt zwischen 15 und 25 Mal pro Sekunde (s) fuumlr die Dauer der Standardsequenz von bis zu 20 s wiederholen Durch die Applikation hoher Spannungen zwischen 1400 und 2520 V bei gleichzeitig geringer Stromstaumlrke von maximal 24 mA wird im getroffenen Koumlrper eine muskulaumlre Schmerzreaktion hervorgerufen Eine Uumlberlagerung der Erregungsleitung im Nervengewebe beshywirkt zudem eine ganzheitliche tetanische Muskelkontraktion Dieses Phaumlnomen wird vom Hersteller als EMD ndash electroshymuscular disruption ndash bezeichnet Durch die Stromapplikation werden Typ Ashy -Motoneurone stimuliert welche infolge uumlber Aktivierung motorischer Synapsen die erwuumlnschte tonische Muskelkontrakshytion bewirken (Kroll 2009) Im Idealfall fuumlhrt dies fuumlr die Dauer der Stromapplishykation zu einer absoluten Handlungsunshyfaumlhigkeit eines getroffenen Kontrahenten Entsprechend den elektrophysiologischen Eigenschaften des Stromflusses ist die letztliche Wirkung einer CEW-Anwenshydung von der Lokalisation und dem Abshystand der Elektroden abhaumlngig (Ho et al 2012) Mit Beendigung der Stromapplika-

Quelle TASER Int

Abb 1 Aufbau der Elektroschockdistanzwaffe TASERregX26

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Quelle TASER Int

Ampere (A)

Zeit (micros)

Abb 2 Verlauf eines Stromimpulses des TASERregX26

tion ist nach einem kurzen Regenerationsshyintervall von maximal 3 s eine vollstaumlndige Wiederherstellung saumlmtlicher physioloshygischer Funktionen gegeben (Criscione Kroll 2014) Eine bestehende Langzeitshybeeinflussung auf elektrophysiologischer Ebene ist nicht zu befuumlrchten

wirKunG von cew Die biologische Wirkung einer Stromapshyplikation ist von der Stromstaumlrke als Funkshytion der Spannung und des Widerstandes dem Stromweg durch den Koumlrper sowie der Durchstroumlmungsdauer abhaumlngig Trotz umshyfangreicher Forschungsarbeiten auf dem Geshybiet der CEW konnte zwar deren physische Wirkung auf den Menschen herausgearbeitet (Kunz et al 2012a) der genaue elektrophyshysiologische Wirkmechanismus jedoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden

Fuumlr die Risikoeinschaumltzung von CEW sind in diesem Zusammenhang aus gerichtsshyaumlrztlicher Sicht vor allem kardiovaskulaumlre neuroendokrine sympathiko-adrenerge muskulaumlre und zentrale Reaktionen bei Beschuss mit CEW von Interesse Laut Berichten der Hilfsorganisation Amnesty International gibt es immer wieder Todesshyfaumllle die in direktem Zusammenhang mit einem vorangegangenen Beschuss von CEW stehen (Amnesty Inernational 2013) Ein zweifelsfreier Kausalitaumltsnachshy

weis konnte bislang jedoch nicht erbracht werden (Kunz et al 2012b 369ndash373)

Eine vermeintliche Todesursache die in der wissenschaftlichen Literatur kontroshyvers diskutiert wird ist das durch CEW hervorgerufene Kammerflimmern Die Moumlglichkeit durch direkte elektrische Erregung des Herzens dessen Rhythmus beeinflussen zu koumlnnen ist ein bekanntes Phaumlnomen (Reilly 1998) und wird in der Medizin unter anderem zur Defibrillation nach einem Herzstillstand verwendet Die letztliche Wirkung des Stroms ist dabei von der Erregungsphase des Myokards und der Staumlrke des Stromflusses abhaumlngig (Sellier 1975 538ndash560) Die toumldliche Grenze wird hier in der Literatur unterschiedlich angeshygeben Koeppen beispielsweise beschreibt die kritische Stromstaumlrke die bei Einwirshykung uumlber 03 s zu einem Herzkammer-flimmern fuumlhren kann als Bereich III (008ndash8 Ampere) (Koeppen 1935) Demshygegenuumlber erzeugen Elektroschockdisshytanzwaffen eine deutlich geringere Stromshystaumlrke bei einer laumlngeren Impulsdauer Nach der Einteilung Koeppens wuumlrden die Stromstaumlrken von CEWs dem Bereich II zugeordnet werden (25ndash80 mA) innerhalb dem es zu Blutdruckanstieg und Herzunshyregelmaumlszligigkeiten kommen kann Derzeit sind wenige Falldarstellungen bekannt in denen eine enge Zeitspanne zwischen dem Einsatz von CEW und dem Todeseinshytritt vorlag (Baldwin et al 2010 Multerer et al 2009 Naunheim et al 2010) Da in diesen Faumlllen konkurrierende Todesursashychen wie beispielsweise Drogenintoxikashytion extreme Erregtheit des Beschossenen im Sinne eines exzitierten Deliriums oder kardiovaskulaumlre Vorerkrankungen zu disshykutieren waren (Kroll et al 2007 Dawes Ho 2010) konnte bisher kein direkter Zushysammenhang zwischen der Stromwirkung von Elektroschockdistanzwaffen und einer todesursaumlchlichen Beeinflussung des Hershyzens belegt werden

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In verschiedenen wissenschaftlichen Unshytersuchungen wurde versucht eine klinisch relevante Beeinflussung der Herzmuskulashytur durch CEW zu belegen bzw zu widershylegen Waumlhrend einzelne Forschungsgrupshypen (Nanthakumar et al 2006 Koerber et al 2014 Dennis et al 2007) in tierexshyperimentellen Studien strominduzierte Herzrhythmusstoumlrungen nachweisen konnshyten sprechen statistische Auswertungen von CEW-Einsaumltzen (Bleetman et al 2004) und humanexperimentelle Studien von Fieseler (Fieseler et al 2011) Ho und Dawes (Dawes et al 2011a Dawes et al 2011b Ho 2011) sowie Chan und Vilke (ChanVilke et al 2009) gegen diese Anshynahme

Auch Versuche die Stromwirkung von CEW auf den Menschen anhand von Comshyputersimulationsmodellen darstellen zu koumlnnen ergaben bisher keine einheitlichen Ergebnisse Waumlhrend Kunz ua (Kunz et al 2014b) keine durch CEW hervorgerufene kardiovaskulaumlre Wirkung feststellen konnshyten ergaben die Modellberechnungen von Leitgeb (Leitgeb 2014) ein durchaus releshyvantes Risiko

Eine strominduzierte Atemlaumlhmung als direkte Folge der tetanischen Kontraktion der Atemhilfsmuskulatur und des Zwerchshyfells wird in der Literatur als eine denkbare toumldliche Folge eines Beschusses mit CEW diskutiert (Kanz 2002) In Tierversuchen konnte ein entsprechender Abfall der Atemshyfrequenz und Sauerstoffsaumlttigung waumlhrend einer CEW-Applikation festgestellt werden (Jauchem 2010) In Humanstudien von Dawes ua (Dawes et al 2011a) wurde dieshyses Phaumlnomen nicht beobachtet

Neben der direkten Stromwirkung auf die Muskulatur muss in diesem Zusamshymenhang ebenso die indirekte Wirkung einer allgemeinen Muskelkontraktion beshyruumlcksichtigt werden Sowohl bei maximashyler Muskelanspannung als auch durch den

Stromfluss selbst kann es zu Mikroverletshyzungen der Muskelfasern mit Freisetzung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK) kommen Das hierdurch moumlglicherweise hervorgerufene Risiko der Ausbildung eishyner Rhabdomyolyse mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens wird in einzelnen Kasuistiken von Sandford ua (Sandford et al 2011) auf den Beschuss mit CEW zushyruumlckgefuumlhrt In zwei der hier beschriebenen Faumllle wiesen die betroffenen Personen CK-Werte von 3166 Ul und 8086 Ul auf Einer der Beteiligten stand zum Zeitpunkt des CEW-Beschusses unter deutlichem Kokaineinfluss der andere wurde nach eishyner laumlnger andauernden koumlrperlichen Ausshyeinandersetzung durch ein CEW getrofshyfen Wie nahezu in allen Faumlllen in denen eine Taserapplikation mit die Gesundheit gefaumlhrdenden pathophysiologischen Reshyaktionen in Verbindung gebracht wird gibt es auch in diesen beiden Faumlllen meshydizinisch erklaumlrbare alternative Ursachen fuumlr das entstandene Krankheitsbild Sinert ua (Sinert et al 1994) konnten belegen dass es auch moumlglich ist allein durch koumlrperliche Aktivitaumlt kritische CK-Werte zwischen 700-165000 Ul zu erreichen so dass hier ein rein durch die Stromwirkung hervorgerufener Anstieg der Kreatinkinase nicht mit der notwendigen Sicherheit beshylegt werden kann

Dawes ua (Dawes et al 2011c) konnten in ihren Versuchsreihen derart hohe Kreashytinkinasewerte nicht bestaumltigen Zwar wurshyde in diesen Versuchen ein Zusammenhang zwischen Elektroschockdistanzwaffen und einem Anstieg der CK-Konzentration im Blut von bis zu 1456 Ul beobachtet dieser zeigte jedoch bei den 156 untersuchten geshysunden Probanden keine klinische Relevanz

Die Stimulation des zentralen Nervensysshytems wird in der Psychiatrie als therapeushytische Behandlung (Prapotnik et al 2006) in der Tierschlachtung als Alternative zum

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Bolzenschuss eingesetzt (MaurerForsters 2007) Diese Anwendungsbereiche zeigen dass in Abhaumlngigkeit der Stromstaumlrke und Spannung eine cerebrale Beeinflussung grundsaumltzlich moumlglich ist und im Extremshyfall auch einen toumldlichen Ausgang haben kann Durch die elektrische Reizung wird eine hypersynchrone Neuronenaktivitaumlt groszliger Teile oder des gesamten Gehirns bewirkt was letztlich einen epileptiformen Anfall erzeugt Das Ausmaszlig der Betaumlushybungswirkung ist im Wesentlichen von der Stromdichte abhaumlngig die tatsaumlchlich durch das Gehirn flieszligt Die Wahrscheinshylichkeit Krampfanfaumllle durch elektrischen Stromfluss im Gehirn auszuloumlsen wird auch durch Patientenerfahrungen von Warrington (Warrington 1974) unterstuumltzt der im Rahmen der Elektrokonvulsivtherashypie mit Wechselstrom (100 V bei 50 Hz) von tonisch-klonischen Anfaumlllen seiner Patienten berichtete

Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

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Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

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In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

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Page 2: Risikoeinschätzung von Elektroschockdistanzwaffen. Eine ... · .SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis Kunz, Sebastian Nico/Grove, Christina

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SIAK JOURNAL

Risikoeinschaumltzung von Elektroschockdistanzwaffen Eine Uumlbersichtsarbeit aus gerichtsaumlrztlicher Perspektive

SebaStian nico Kunz IFFB Gerichtsmedizin und

Forensische Neuropsychiatrie Paris-Lodron Universitaumlt

Salzburg Oumlsterreich

chriStina Grove Institut fuumlr Rechtsmedizin

Ludwig-Maximilians Universitaumlt Muumlnchen Deutschland

Elektroschockdistanzwaffen (Conducted Electrical Weapons ndash CEW) fuumlhren bei einem Koumlrpertreffer zur Abgabe hochfrequenter Stromimpulse mit hoher Stromspannung und geringer Stromstaumlrke Eine hierdurch hervorgerufene willentlich nicht beeinflussbare allgemeine Muskelkontraktion bedingt eine kurzzeitige Handlungsunfaumlhigkeit der geshytroffenen Person Mit Hilfe von human- und tierexperimenteller Forschung sowie der Erstellung komplexer Computersimulationsmodelle konnte die physische Wirkung auf den menschlichen Koumlrper von unterschiedlichen Blickwinkeln analysiert werden Der genaue elektrophysiologische Wirkungsmechanismus von CEW konnte hierdurch jeshydoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden Auch war es bisher nicht moumlglich eine konkrete Gefaumlhrdungsschwelle fuumlr die Auswirkungen von CEW-Impulsen zu ermitteln Dies ist sicherlich einer der Gruumlnde warum die pathophysiologischen Wirkungen dieser Geraumlte in der wissenschaftlichen Literatur zum Teil unterschiedlich bewertet werden In der Mehrzahl der Publikationen konnte bisher kein direkter Kausalzusammenhang zwischen klinisch relevanten pathophysiologischen Veraumlnderungen und dem Beschuss einer gesunden Person mit CEW belegt werden Fuumlr den Exekutivbeamten kann hieraus gefolgert werden dass unter Vorbehalt psychisch undoder physisch beeintraumlchtigter Personen der fachgerechte Einsatz von CEW als unbedenklich eingestuft werden kann

einleitunG Als wichtige Schnittstelle zwischen Ershymittlungsbehoumlrden und Justiz hat die Gerichtsmedizin eine zentrale Funktion bei der Beurteilung forensisch-klinischer Sachverhalte inne Besonders wenn es um die Einschaumltzung von Auswirkungen polishyzeilicher Gewaltanwendung geht ist durch die forensische Bewertung vorliegender Verletzungen eine objektive Begutachtung moumlglich Nicht-letale Wirkmittel (NLW) spielen bei polizeilichen und militaumlrischen Einsaumltzen eine zunehmend zentrale Rolle Der Einsatz chemischer kinetischer und elektrischer Waffen ermoumlglicht ein der

jeweiligen Situation angepasstes Eingreishyfen mit dem Ziel die von einem Angreishyfenden ausgehende Gefahr effektiv abzushywehren (Kunz et al 2014a)

In diesem Zusammenhang hat die Etabshylierung der Elektroschockdistanzwaffen (Conducted Electrical Weapons ndash CEW) neue medizinische Fragestellungen und Probleme mit sich gebracht die insbeshysondere auch politisch relevant geworden sind In der vorliegenden Arbeit werden die verschiedenen Aspekte der gaumlngigsten Elektroschockdistanzgeraumlte und deren pathophysiologische Auswirkungen auf den menschlichen Koumlrper kurz zusammenshy

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gefasst Dabei sollen dem Exekutivbeamshyten die Moumlglichkeiten Grenzen und Geshyfahren dieser neuen Technologie erlaumlutert und Hilfestellungen zu deren effektiver Anwendung gegeben werden

aufbau und funKtionSweiSe moderner cew Die Firma TASER Internationalreg hat dershyzeit das Monopol der Elektroschockdisshytanzwaffen inne Andere Hersteller wie beispielsweise Defenders Network Inc oder Stinger Systems Inc konnten sich mit ihren Geraumlten nicht auf dem Markt etablieren und spielen fuumlr die gerichtsaumlrztshyliche Beurteilung der aktuellen CEW eine untergeordnete Rolle Abgesehen von sich geringgradig voneinander unterscheishydenden Variationen in der abgegebenen Stromstaumlrke und Spannung funktionieren die unterschiedlichen Modelle der CEW nach dem gleichen Grundprinzip und hashyben alle auch eine vergleichbare Wirkung auf eine getroffene Person (Ho et al 2013) Die derzeit erhaumlltlichen Modelle TASERreg

X2 X3 X26 und X26P bestehen aus einem pistolenaumlhnlichen hochfesten Polymergeshyhaumluse das die einzelnen Komponenten der Waffe schuumltzt (siehe Abbildung 1) An dessen Spitze sind je nach Modell eine oder mehrere Kartuschen aufgesetzt welche mittels einem komprimierten Stickstoff-Antriebssystem zwei Pfeilelektroden bis zu einer effektiven Reichweite von 106 m verschieszligen koumlnnen Die Geschosse sind durch jeweils einen 05 mm dicken elekshytrisch isolierten frei beweglichen Draht mit der Batterie des Endgeraumltes verbunshyden Sie werden bei Betaumltigung des Abshyzuges in einem Winkel von 8 Grad zushyeinander aus der Kartusche abgeschossen Nach dem Eindringen der Pfeilelektroden im Zielmedium koumlnnen hochfrequente Stromimpulse abgegeben und zwischen den beiden Elektroden ein Stromkreis reshyalisiert werden Es wirken hierbei jeweils

zwei gedaumlmpfte Stromschwingungen zushysammen (siehe Abbildung 2 Seite 96) die sich je nach Geraumlt zwischen 15 und 25 Mal pro Sekunde (s) fuumlr die Dauer der Standardsequenz von bis zu 20 s wiederholen Durch die Applikation hoher Spannungen zwischen 1400 und 2520 V bei gleichzeitig geringer Stromstaumlrke von maximal 24 mA wird im getroffenen Koumlrper eine muskulaumlre Schmerzreaktion hervorgerufen Eine Uumlberlagerung der Erregungsleitung im Nervengewebe beshywirkt zudem eine ganzheitliche tetanische Muskelkontraktion Dieses Phaumlnomen wird vom Hersteller als EMD ndash electroshymuscular disruption ndash bezeichnet Durch die Stromapplikation werden Typ Ashy -Motoneurone stimuliert welche infolge uumlber Aktivierung motorischer Synapsen die erwuumlnschte tonische Muskelkontrakshytion bewirken (Kroll 2009) Im Idealfall fuumlhrt dies fuumlr die Dauer der Stromapplishykation zu einer absoluten Handlungsunshyfaumlhigkeit eines getroffenen Kontrahenten Entsprechend den elektrophysiologischen Eigenschaften des Stromflusses ist die letztliche Wirkung einer CEW-Anwenshydung von der Lokalisation und dem Abshystand der Elektroden abhaumlngig (Ho et al 2012) Mit Beendigung der Stromapplika-

Quelle TASER Int

Abb 1 Aufbau der Elektroschockdistanzwaffe TASERregX26

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Quelle TASER Int

Ampere (A)

Zeit (micros)

Abb 2 Verlauf eines Stromimpulses des TASERregX26

tion ist nach einem kurzen Regenerationsshyintervall von maximal 3 s eine vollstaumlndige Wiederherstellung saumlmtlicher physioloshygischer Funktionen gegeben (Criscione Kroll 2014) Eine bestehende Langzeitshybeeinflussung auf elektrophysiologischer Ebene ist nicht zu befuumlrchten

wirKunG von cew Die biologische Wirkung einer Stromapshyplikation ist von der Stromstaumlrke als Funkshytion der Spannung und des Widerstandes dem Stromweg durch den Koumlrper sowie der Durchstroumlmungsdauer abhaumlngig Trotz umshyfangreicher Forschungsarbeiten auf dem Geshybiet der CEW konnte zwar deren physische Wirkung auf den Menschen herausgearbeitet (Kunz et al 2012a) der genaue elektrophyshysiologische Wirkmechanismus jedoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden

Fuumlr die Risikoeinschaumltzung von CEW sind in diesem Zusammenhang aus gerichtsshyaumlrztlicher Sicht vor allem kardiovaskulaumlre neuroendokrine sympathiko-adrenerge muskulaumlre und zentrale Reaktionen bei Beschuss mit CEW von Interesse Laut Berichten der Hilfsorganisation Amnesty International gibt es immer wieder Todesshyfaumllle die in direktem Zusammenhang mit einem vorangegangenen Beschuss von CEW stehen (Amnesty Inernational 2013) Ein zweifelsfreier Kausalitaumltsnachshy

weis konnte bislang jedoch nicht erbracht werden (Kunz et al 2012b 369ndash373)

Eine vermeintliche Todesursache die in der wissenschaftlichen Literatur kontroshyvers diskutiert wird ist das durch CEW hervorgerufene Kammerflimmern Die Moumlglichkeit durch direkte elektrische Erregung des Herzens dessen Rhythmus beeinflussen zu koumlnnen ist ein bekanntes Phaumlnomen (Reilly 1998) und wird in der Medizin unter anderem zur Defibrillation nach einem Herzstillstand verwendet Die letztliche Wirkung des Stroms ist dabei von der Erregungsphase des Myokards und der Staumlrke des Stromflusses abhaumlngig (Sellier 1975 538ndash560) Die toumldliche Grenze wird hier in der Literatur unterschiedlich angeshygeben Koeppen beispielsweise beschreibt die kritische Stromstaumlrke die bei Einwirshykung uumlber 03 s zu einem Herzkammer-flimmern fuumlhren kann als Bereich III (008ndash8 Ampere) (Koeppen 1935) Demshygegenuumlber erzeugen Elektroschockdisshytanzwaffen eine deutlich geringere Stromshystaumlrke bei einer laumlngeren Impulsdauer Nach der Einteilung Koeppens wuumlrden die Stromstaumlrken von CEWs dem Bereich II zugeordnet werden (25ndash80 mA) innerhalb dem es zu Blutdruckanstieg und Herzunshyregelmaumlszligigkeiten kommen kann Derzeit sind wenige Falldarstellungen bekannt in denen eine enge Zeitspanne zwischen dem Einsatz von CEW und dem Todeseinshytritt vorlag (Baldwin et al 2010 Multerer et al 2009 Naunheim et al 2010) Da in diesen Faumlllen konkurrierende Todesursashychen wie beispielsweise Drogenintoxikashytion extreme Erregtheit des Beschossenen im Sinne eines exzitierten Deliriums oder kardiovaskulaumlre Vorerkrankungen zu disshykutieren waren (Kroll et al 2007 Dawes Ho 2010) konnte bisher kein direkter Zushysammenhang zwischen der Stromwirkung von Elektroschockdistanzwaffen und einer todesursaumlchlichen Beeinflussung des Hershyzens belegt werden

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In verschiedenen wissenschaftlichen Unshytersuchungen wurde versucht eine klinisch relevante Beeinflussung der Herzmuskulashytur durch CEW zu belegen bzw zu widershylegen Waumlhrend einzelne Forschungsgrupshypen (Nanthakumar et al 2006 Koerber et al 2014 Dennis et al 2007) in tierexshyperimentellen Studien strominduzierte Herzrhythmusstoumlrungen nachweisen konnshyten sprechen statistische Auswertungen von CEW-Einsaumltzen (Bleetman et al 2004) und humanexperimentelle Studien von Fieseler (Fieseler et al 2011) Ho und Dawes (Dawes et al 2011a Dawes et al 2011b Ho 2011) sowie Chan und Vilke (ChanVilke et al 2009) gegen diese Anshynahme

Auch Versuche die Stromwirkung von CEW auf den Menschen anhand von Comshyputersimulationsmodellen darstellen zu koumlnnen ergaben bisher keine einheitlichen Ergebnisse Waumlhrend Kunz ua (Kunz et al 2014b) keine durch CEW hervorgerufene kardiovaskulaumlre Wirkung feststellen konnshyten ergaben die Modellberechnungen von Leitgeb (Leitgeb 2014) ein durchaus releshyvantes Risiko

Eine strominduzierte Atemlaumlhmung als direkte Folge der tetanischen Kontraktion der Atemhilfsmuskulatur und des Zwerchshyfells wird in der Literatur als eine denkbare toumldliche Folge eines Beschusses mit CEW diskutiert (Kanz 2002) In Tierversuchen konnte ein entsprechender Abfall der Atemshyfrequenz und Sauerstoffsaumlttigung waumlhrend einer CEW-Applikation festgestellt werden (Jauchem 2010) In Humanstudien von Dawes ua (Dawes et al 2011a) wurde dieshyses Phaumlnomen nicht beobachtet

Neben der direkten Stromwirkung auf die Muskulatur muss in diesem Zusamshymenhang ebenso die indirekte Wirkung einer allgemeinen Muskelkontraktion beshyruumlcksichtigt werden Sowohl bei maximashyler Muskelanspannung als auch durch den

Stromfluss selbst kann es zu Mikroverletshyzungen der Muskelfasern mit Freisetzung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK) kommen Das hierdurch moumlglicherweise hervorgerufene Risiko der Ausbildung eishyner Rhabdomyolyse mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens wird in einzelnen Kasuistiken von Sandford ua (Sandford et al 2011) auf den Beschuss mit CEW zushyruumlckgefuumlhrt In zwei der hier beschriebenen Faumllle wiesen die betroffenen Personen CK-Werte von 3166 Ul und 8086 Ul auf Einer der Beteiligten stand zum Zeitpunkt des CEW-Beschusses unter deutlichem Kokaineinfluss der andere wurde nach eishyner laumlnger andauernden koumlrperlichen Ausshyeinandersetzung durch ein CEW getrofshyfen Wie nahezu in allen Faumlllen in denen eine Taserapplikation mit die Gesundheit gefaumlhrdenden pathophysiologischen Reshyaktionen in Verbindung gebracht wird gibt es auch in diesen beiden Faumlllen meshydizinisch erklaumlrbare alternative Ursachen fuumlr das entstandene Krankheitsbild Sinert ua (Sinert et al 1994) konnten belegen dass es auch moumlglich ist allein durch koumlrperliche Aktivitaumlt kritische CK-Werte zwischen 700-165000 Ul zu erreichen so dass hier ein rein durch die Stromwirkung hervorgerufener Anstieg der Kreatinkinase nicht mit der notwendigen Sicherheit beshylegt werden kann

Dawes ua (Dawes et al 2011c) konnten in ihren Versuchsreihen derart hohe Kreashytinkinasewerte nicht bestaumltigen Zwar wurshyde in diesen Versuchen ein Zusammenhang zwischen Elektroschockdistanzwaffen und einem Anstieg der CK-Konzentration im Blut von bis zu 1456 Ul beobachtet dieser zeigte jedoch bei den 156 untersuchten geshysunden Probanden keine klinische Relevanz

Die Stimulation des zentralen Nervensysshytems wird in der Psychiatrie als therapeushytische Behandlung (Prapotnik et al 2006) in der Tierschlachtung als Alternative zum

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Bolzenschuss eingesetzt (MaurerForsters 2007) Diese Anwendungsbereiche zeigen dass in Abhaumlngigkeit der Stromstaumlrke und Spannung eine cerebrale Beeinflussung grundsaumltzlich moumlglich ist und im Extremshyfall auch einen toumldlichen Ausgang haben kann Durch die elektrische Reizung wird eine hypersynchrone Neuronenaktivitaumlt groszliger Teile oder des gesamten Gehirns bewirkt was letztlich einen epileptiformen Anfall erzeugt Das Ausmaszlig der Betaumlushybungswirkung ist im Wesentlichen von der Stromdichte abhaumlngig die tatsaumlchlich durch das Gehirn flieszligt Die Wahrscheinshylichkeit Krampfanfaumllle durch elektrischen Stromfluss im Gehirn auszuloumlsen wird auch durch Patientenerfahrungen von Warrington (Warrington 1974) unterstuumltzt der im Rahmen der Elektrokonvulsivtherashypie mit Wechselstrom (100 V bei 50 Hz) von tonisch-klonischen Anfaumlllen seiner Patienten berichtete

Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

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Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

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In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

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gefasst Dabei sollen dem Exekutivbeamshyten die Moumlglichkeiten Grenzen und Geshyfahren dieser neuen Technologie erlaumlutert und Hilfestellungen zu deren effektiver Anwendung gegeben werden

aufbau und funKtionSweiSe moderner cew Die Firma TASER Internationalreg hat dershyzeit das Monopol der Elektroschockdisshytanzwaffen inne Andere Hersteller wie beispielsweise Defenders Network Inc oder Stinger Systems Inc konnten sich mit ihren Geraumlten nicht auf dem Markt etablieren und spielen fuumlr die gerichtsaumlrztshyliche Beurteilung der aktuellen CEW eine untergeordnete Rolle Abgesehen von sich geringgradig voneinander unterscheishydenden Variationen in der abgegebenen Stromstaumlrke und Spannung funktionieren die unterschiedlichen Modelle der CEW nach dem gleichen Grundprinzip und hashyben alle auch eine vergleichbare Wirkung auf eine getroffene Person (Ho et al 2013) Die derzeit erhaumlltlichen Modelle TASERreg

X2 X3 X26 und X26P bestehen aus einem pistolenaumlhnlichen hochfesten Polymergeshyhaumluse das die einzelnen Komponenten der Waffe schuumltzt (siehe Abbildung 1) An dessen Spitze sind je nach Modell eine oder mehrere Kartuschen aufgesetzt welche mittels einem komprimierten Stickstoff-Antriebssystem zwei Pfeilelektroden bis zu einer effektiven Reichweite von 106 m verschieszligen koumlnnen Die Geschosse sind durch jeweils einen 05 mm dicken elekshytrisch isolierten frei beweglichen Draht mit der Batterie des Endgeraumltes verbunshyden Sie werden bei Betaumltigung des Abshyzuges in einem Winkel von 8 Grad zushyeinander aus der Kartusche abgeschossen Nach dem Eindringen der Pfeilelektroden im Zielmedium koumlnnen hochfrequente Stromimpulse abgegeben und zwischen den beiden Elektroden ein Stromkreis reshyalisiert werden Es wirken hierbei jeweils

zwei gedaumlmpfte Stromschwingungen zushysammen (siehe Abbildung 2 Seite 96) die sich je nach Geraumlt zwischen 15 und 25 Mal pro Sekunde (s) fuumlr die Dauer der Standardsequenz von bis zu 20 s wiederholen Durch die Applikation hoher Spannungen zwischen 1400 und 2520 V bei gleichzeitig geringer Stromstaumlrke von maximal 24 mA wird im getroffenen Koumlrper eine muskulaumlre Schmerzreaktion hervorgerufen Eine Uumlberlagerung der Erregungsleitung im Nervengewebe beshywirkt zudem eine ganzheitliche tetanische Muskelkontraktion Dieses Phaumlnomen wird vom Hersteller als EMD ndash electroshymuscular disruption ndash bezeichnet Durch die Stromapplikation werden Typ Ashy -Motoneurone stimuliert welche infolge uumlber Aktivierung motorischer Synapsen die erwuumlnschte tonische Muskelkontrakshytion bewirken (Kroll 2009) Im Idealfall fuumlhrt dies fuumlr die Dauer der Stromapplishykation zu einer absoluten Handlungsunshyfaumlhigkeit eines getroffenen Kontrahenten Entsprechend den elektrophysiologischen Eigenschaften des Stromflusses ist die letztliche Wirkung einer CEW-Anwenshydung von der Lokalisation und dem Abshystand der Elektroden abhaumlngig (Ho et al 2012) Mit Beendigung der Stromapplika-

Quelle TASER Int

Abb 1 Aufbau der Elektroschockdistanzwaffe TASERregX26

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Quelle TASER Int

Ampere (A)

Zeit (micros)

Abb 2 Verlauf eines Stromimpulses des TASERregX26

tion ist nach einem kurzen Regenerationsshyintervall von maximal 3 s eine vollstaumlndige Wiederherstellung saumlmtlicher physioloshygischer Funktionen gegeben (Criscione Kroll 2014) Eine bestehende Langzeitshybeeinflussung auf elektrophysiologischer Ebene ist nicht zu befuumlrchten

wirKunG von cew Die biologische Wirkung einer Stromapshyplikation ist von der Stromstaumlrke als Funkshytion der Spannung und des Widerstandes dem Stromweg durch den Koumlrper sowie der Durchstroumlmungsdauer abhaumlngig Trotz umshyfangreicher Forschungsarbeiten auf dem Geshybiet der CEW konnte zwar deren physische Wirkung auf den Menschen herausgearbeitet (Kunz et al 2012a) der genaue elektrophyshysiologische Wirkmechanismus jedoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden

Fuumlr die Risikoeinschaumltzung von CEW sind in diesem Zusammenhang aus gerichtsshyaumlrztlicher Sicht vor allem kardiovaskulaumlre neuroendokrine sympathiko-adrenerge muskulaumlre und zentrale Reaktionen bei Beschuss mit CEW von Interesse Laut Berichten der Hilfsorganisation Amnesty International gibt es immer wieder Todesshyfaumllle die in direktem Zusammenhang mit einem vorangegangenen Beschuss von CEW stehen (Amnesty Inernational 2013) Ein zweifelsfreier Kausalitaumltsnachshy

weis konnte bislang jedoch nicht erbracht werden (Kunz et al 2012b 369ndash373)

Eine vermeintliche Todesursache die in der wissenschaftlichen Literatur kontroshyvers diskutiert wird ist das durch CEW hervorgerufene Kammerflimmern Die Moumlglichkeit durch direkte elektrische Erregung des Herzens dessen Rhythmus beeinflussen zu koumlnnen ist ein bekanntes Phaumlnomen (Reilly 1998) und wird in der Medizin unter anderem zur Defibrillation nach einem Herzstillstand verwendet Die letztliche Wirkung des Stroms ist dabei von der Erregungsphase des Myokards und der Staumlrke des Stromflusses abhaumlngig (Sellier 1975 538ndash560) Die toumldliche Grenze wird hier in der Literatur unterschiedlich angeshygeben Koeppen beispielsweise beschreibt die kritische Stromstaumlrke die bei Einwirshykung uumlber 03 s zu einem Herzkammer-flimmern fuumlhren kann als Bereich III (008ndash8 Ampere) (Koeppen 1935) Demshygegenuumlber erzeugen Elektroschockdisshytanzwaffen eine deutlich geringere Stromshystaumlrke bei einer laumlngeren Impulsdauer Nach der Einteilung Koeppens wuumlrden die Stromstaumlrken von CEWs dem Bereich II zugeordnet werden (25ndash80 mA) innerhalb dem es zu Blutdruckanstieg und Herzunshyregelmaumlszligigkeiten kommen kann Derzeit sind wenige Falldarstellungen bekannt in denen eine enge Zeitspanne zwischen dem Einsatz von CEW und dem Todeseinshytritt vorlag (Baldwin et al 2010 Multerer et al 2009 Naunheim et al 2010) Da in diesen Faumlllen konkurrierende Todesursashychen wie beispielsweise Drogenintoxikashytion extreme Erregtheit des Beschossenen im Sinne eines exzitierten Deliriums oder kardiovaskulaumlre Vorerkrankungen zu disshykutieren waren (Kroll et al 2007 Dawes Ho 2010) konnte bisher kein direkter Zushysammenhang zwischen der Stromwirkung von Elektroschockdistanzwaffen und einer todesursaumlchlichen Beeinflussung des Hershyzens belegt werden

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In verschiedenen wissenschaftlichen Unshytersuchungen wurde versucht eine klinisch relevante Beeinflussung der Herzmuskulashytur durch CEW zu belegen bzw zu widershylegen Waumlhrend einzelne Forschungsgrupshypen (Nanthakumar et al 2006 Koerber et al 2014 Dennis et al 2007) in tierexshyperimentellen Studien strominduzierte Herzrhythmusstoumlrungen nachweisen konnshyten sprechen statistische Auswertungen von CEW-Einsaumltzen (Bleetman et al 2004) und humanexperimentelle Studien von Fieseler (Fieseler et al 2011) Ho und Dawes (Dawes et al 2011a Dawes et al 2011b Ho 2011) sowie Chan und Vilke (ChanVilke et al 2009) gegen diese Anshynahme

Auch Versuche die Stromwirkung von CEW auf den Menschen anhand von Comshyputersimulationsmodellen darstellen zu koumlnnen ergaben bisher keine einheitlichen Ergebnisse Waumlhrend Kunz ua (Kunz et al 2014b) keine durch CEW hervorgerufene kardiovaskulaumlre Wirkung feststellen konnshyten ergaben die Modellberechnungen von Leitgeb (Leitgeb 2014) ein durchaus releshyvantes Risiko

Eine strominduzierte Atemlaumlhmung als direkte Folge der tetanischen Kontraktion der Atemhilfsmuskulatur und des Zwerchshyfells wird in der Literatur als eine denkbare toumldliche Folge eines Beschusses mit CEW diskutiert (Kanz 2002) In Tierversuchen konnte ein entsprechender Abfall der Atemshyfrequenz und Sauerstoffsaumlttigung waumlhrend einer CEW-Applikation festgestellt werden (Jauchem 2010) In Humanstudien von Dawes ua (Dawes et al 2011a) wurde dieshyses Phaumlnomen nicht beobachtet

Neben der direkten Stromwirkung auf die Muskulatur muss in diesem Zusamshymenhang ebenso die indirekte Wirkung einer allgemeinen Muskelkontraktion beshyruumlcksichtigt werden Sowohl bei maximashyler Muskelanspannung als auch durch den

Stromfluss selbst kann es zu Mikroverletshyzungen der Muskelfasern mit Freisetzung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK) kommen Das hierdurch moumlglicherweise hervorgerufene Risiko der Ausbildung eishyner Rhabdomyolyse mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens wird in einzelnen Kasuistiken von Sandford ua (Sandford et al 2011) auf den Beschuss mit CEW zushyruumlckgefuumlhrt In zwei der hier beschriebenen Faumllle wiesen die betroffenen Personen CK-Werte von 3166 Ul und 8086 Ul auf Einer der Beteiligten stand zum Zeitpunkt des CEW-Beschusses unter deutlichem Kokaineinfluss der andere wurde nach eishyner laumlnger andauernden koumlrperlichen Ausshyeinandersetzung durch ein CEW getrofshyfen Wie nahezu in allen Faumlllen in denen eine Taserapplikation mit die Gesundheit gefaumlhrdenden pathophysiologischen Reshyaktionen in Verbindung gebracht wird gibt es auch in diesen beiden Faumlllen meshydizinisch erklaumlrbare alternative Ursachen fuumlr das entstandene Krankheitsbild Sinert ua (Sinert et al 1994) konnten belegen dass es auch moumlglich ist allein durch koumlrperliche Aktivitaumlt kritische CK-Werte zwischen 700-165000 Ul zu erreichen so dass hier ein rein durch die Stromwirkung hervorgerufener Anstieg der Kreatinkinase nicht mit der notwendigen Sicherheit beshylegt werden kann

Dawes ua (Dawes et al 2011c) konnten in ihren Versuchsreihen derart hohe Kreashytinkinasewerte nicht bestaumltigen Zwar wurshyde in diesen Versuchen ein Zusammenhang zwischen Elektroschockdistanzwaffen und einem Anstieg der CK-Konzentration im Blut von bis zu 1456 Ul beobachtet dieser zeigte jedoch bei den 156 untersuchten geshysunden Probanden keine klinische Relevanz

Die Stimulation des zentralen Nervensysshytems wird in der Psychiatrie als therapeushytische Behandlung (Prapotnik et al 2006) in der Tierschlachtung als Alternative zum

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-SIAK JOURNAL

12015

Bolzenschuss eingesetzt (MaurerForsters 2007) Diese Anwendungsbereiche zeigen dass in Abhaumlngigkeit der Stromstaumlrke und Spannung eine cerebrale Beeinflussung grundsaumltzlich moumlglich ist und im Extremshyfall auch einen toumldlichen Ausgang haben kann Durch die elektrische Reizung wird eine hypersynchrone Neuronenaktivitaumlt groszliger Teile oder des gesamten Gehirns bewirkt was letztlich einen epileptiformen Anfall erzeugt Das Ausmaszlig der Betaumlushybungswirkung ist im Wesentlichen von der Stromdichte abhaumlngig die tatsaumlchlich durch das Gehirn flieszligt Die Wahrscheinshylichkeit Krampfanfaumllle durch elektrischen Stromfluss im Gehirn auszuloumlsen wird auch durch Patientenerfahrungen von Warrington (Warrington 1974) unterstuumltzt der im Rahmen der Elektrokonvulsivtherashypie mit Wechselstrom (100 V bei 50 Hz) von tonisch-klonischen Anfaumlllen seiner Patienten berichtete

Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

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12015 SIAK JOURNAL

Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

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SIAK JOURNAL 12015

In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

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Zeit (micros)

Abb 2 Verlauf eines Stromimpulses des TASERregX26

tion ist nach einem kurzen Regenerationsshyintervall von maximal 3 s eine vollstaumlndige Wiederherstellung saumlmtlicher physioloshygischer Funktionen gegeben (Criscione Kroll 2014) Eine bestehende Langzeitshybeeinflussung auf elektrophysiologischer Ebene ist nicht zu befuumlrchten

wirKunG von cew Die biologische Wirkung einer Stromapshyplikation ist von der Stromstaumlrke als Funkshytion der Spannung und des Widerstandes dem Stromweg durch den Koumlrper sowie der Durchstroumlmungsdauer abhaumlngig Trotz umshyfangreicher Forschungsarbeiten auf dem Geshybiet der CEW konnte zwar deren physische Wirkung auf den Menschen herausgearbeitet (Kunz et al 2012a) der genaue elektrophyshysiologische Wirkmechanismus jedoch noch nicht vollstaumlndig geklaumlrt werden

Fuumlr die Risikoeinschaumltzung von CEW sind in diesem Zusammenhang aus gerichtsshyaumlrztlicher Sicht vor allem kardiovaskulaumlre neuroendokrine sympathiko-adrenerge muskulaumlre und zentrale Reaktionen bei Beschuss mit CEW von Interesse Laut Berichten der Hilfsorganisation Amnesty International gibt es immer wieder Todesshyfaumllle die in direktem Zusammenhang mit einem vorangegangenen Beschuss von CEW stehen (Amnesty Inernational 2013) Ein zweifelsfreier Kausalitaumltsnachshy

weis konnte bislang jedoch nicht erbracht werden (Kunz et al 2012b 369ndash373)

Eine vermeintliche Todesursache die in der wissenschaftlichen Literatur kontroshyvers diskutiert wird ist das durch CEW hervorgerufene Kammerflimmern Die Moumlglichkeit durch direkte elektrische Erregung des Herzens dessen Rhythmus beeinflussen zu koumlnnen ist ein bekanntes Phaumlnomen (Reilly 1998) und wird in der Medizin unter anderem zur Defibrillation nach einem Herzstillstand verwendet Die letztliche Wirkung des Stroms ist dabei von der Erregungsphase des Myokards und der Staumlrke des Stromflusses abhaumlngig (Sellier 1975 538ndash560) Die toumldliche Grenze wird hier in der Literatur unterschiedlich angeshygeben Koeppen beispielsweise beschreibt die kritische Stromstaumlrke die bei Einwirshykung uumlber 03 s zu einem Herzkammer-flimmern fuumlhren kann als Bereich III (008ndash8 Ampere) (Koeppen 1935) Demshygegenuumlber erzeugen Elektroschockdisshytanzwaffen eine deutlich geringere Stromshystaumlrke bei einer laumlngeren Impulsdauer Nach der Einteilung Koeppens wuumlrden die Stromstaumlrken von CEWs dem Bereich II zugeordnet werden (25ndash80 mA) innerhalb dem es zu Blutdruckanstieg und Herzunshyregelmaumlszligigkeiten kommen kann Derzeit sind wenige Falldarstellungen bekannt in denen eine enge Zeitspanne zwischen dem Einsatz von CEW und dem Todeseinshytritt vorlag (Baldwin et al 2010 Multerer et al 2009 Naunheim et al 2010) Da in diesen Faumlllen konkurrierende Todesursashychen wie beispielsweise Drogenintoxikashytion extreme Erregtheit des Beschossenen im Sinne eines exzitierten Deliriums oder kardiovaskulaumlre Vorerkrankungen zu disshykutieren waren (Kroll et al 2007 Dawes Ho 2010) konnte bisher kein direkter Zushysammenhang zwischen der Stromwirkung von Elektroschockdistanzwaffen und einer todesursaumlchlichen Beeinflussung des Hershyzens belegt werden

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In verschiedenen wissenschaftlichen Unshytersuchungen wurde versucht eine klinisch relevante Beeinflussung der Herzmuskulashytur durch CEW zu belegen bzw zu widershylegen Waumlhrend einzelne Forschungsgrupshypen (Nanthakumar et al 2006 Koerber et al 2014 Dennis et al 2007) in tierexshyperimentellen Studien strominduzierte Herzrhythmusstoumlrungen nachweisen konnshyten sprechen statistische Auswertungen von CEW-Einsaumltzen (Bleetman et al 2004) und humanexperimentelle Studien von Fieseler (Fieseler et al 2011) Ho und Dawes (Dawes et al 2011a Dawes et al 2011b Ho 2011) sowie Chan und Vilke (ChanVilke et al 2009) gegen diese Anshynahme

Auch Versuche die Stromwirkung von CEW auf den Menschen anhand von Comshyputersimulationsmodellen darstellen zu koumlnnen ergaben bisher keine einheitlichen Ergebnisse Waumlhrend Kunz ua (Kunz et al 2014b) keine durch CEW hervorgerufene kardiovaskulaumlre Wirkung feststellen konnshyten ergaben die Modellberechnungen von Leitgeb (Leitgeb 2014) ein durchaus releshyvantes Risiko

Eine strominduzierte Atemlaumlhmung als direkte Folge der tetanischen Kontraktion der Atemhilfsmuskulatur und des Zwerchshyfells wird in der Literatur als eine denkbare toumldliche Folge eines Beschusses mit CEW diskutiert (Kanz 2002) In Tierversuchen konnte ein entsprechender Abfall der Atemshyfrequenz und Sauerstoffsaumlttigung waumlhrend einer CEW-Applikation festgestellt werden (Jauchem 2010) In Humanstudien von Dawes ua (Dawes et al 2011a) wurde dieshyses Phaumlnomen nicht beobachtet

Neben der direkten Stromwirkung auf die Muskulatur muss in diesem Zusamshymenhang ebenso die indirekte Wirkung einer allgemeinen Muskelkontraktion beshyruumlcksichtigt werden Sowohl bei maximashyler Muskelanspannung als auch durch den

Stromfluss selbst kann es zu Mikroverletshyzungen der Muskelfasern mit Freisetzung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK) kommen Das hierdurch moumlglicherweise hervorgerufene Risiko der Ausbildung eishyner Rhabdomyolyse mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens wird in einzelnen Kasuistiken von Sandford ua (Sandford et al 2011) auf den Beschuss mit CEW zushyruumlckgefuumlhrt In zwei der hier beschriebenen Faumllle wiesen die betroffenen Personen CK-Werte von 3166 Ul und 8086 Ul auf Einer der Beteiligten stand zum Zeitpunkt des CEW-Beschusses unter deutlichem Kokaineinfluss der andere wurde nach eishyner laumlnger andauernden koumlrperlichen Ausshyeinandersetzung durch ein CEW getrofshyfen Wie nahezu in allen Faumlllen in denen eine Taserapplikation mit die Gesundheit gefaumlhrdenden pathophysiologischen Reshyaktionen in Verbindung gebracht wird gibt es auch in diesen beiden Faumlllen meshydizinisch erklaumlrbare alternative Ursachen fuumlr das entstandene Krankheitsbild Sinert ua (Sinert et al 1994) konnten belegen dass es auch moumlglich ist allein durch koumlrperliche Aktivitaumlt kritische CK-Werte zwischen 700-165000 Ul zu erreichen so dass hier ein rein durch die Stromwirkung hervorgerufener Anstieg der Kreatinkinase nicht mit der notwendigen Sicherheit beshylegt werden kann

Dawes ua (Dawes et al 2011c) konnten in ihren Versuchsreihen derart hohe Kreashytinkinasewerte nicht bestaumltigen Zwar wurshyde in diesen Versuchen ein Zusammenhang zwischen Elektroschockdistanzwaffen und einem Anstieg der CK-Konzentration im Blut von bis zu 1456 Ul beobachtet dieser zeigte jedoch bei den 156 untersuchten geshysunden Probanden keine klinische Relevanz

Die Stimulation des zentralen Nervensysshytems wird in der Psychiatrie als therapeushytische Behandlung (Prapotnik et al 2006) in der Tierschlachtung als Alternative zum

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Bolzenschuss eingesetzt (MaurerForsters 2007) Diese Anwendungsbereiche zeigen dass in Abhaumlngigkeit der Stromstaumlrke und Spannung eine cerebrale Beeinflussung grundsaumltzlich moumlglich ist und im Extremshyfall auch einen toumldlichen Ausgang haben kann Durch die elektrische Reizung wird eine hypersynchrone Neuronenaktivitaumlt groszliger Teile oder des gesamten Gehirns bewirkt was letztlich einen epileptiformen Anfall erzeugt Das Ausmaszlig der Betaumlushybungswirkung ist im Wesentlichen von der Stromdichte abhaumlngig die tatsaumlchlich durch das Gehirn flieszligt Die Wahrscheinshylichkeit Krampfanfaumllle durch elektrischen Stromfluss im Gehirn auszuloumlsen wird auch durch Patientenerfahrungen von Warrington (Warrington 1974) unterstuumltzt der im Rahmen der Elektrokonvulsivtherashypie mit Wechselstrom (100 V bei 50 Hz) von tonisch-klonischen Anfaumlllen seiner Patienten berichtete

Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

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Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

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In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

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In verschiedenen wissenschaftlichen Unshytersuchungen wurde versucht eine klinisch relevante Beeinflussung der Herzmuskulashytur durch CEW zu belegen bzw zu widershylegen Waumlhrend einzelne Forschungsgrupshypen (Nanthakumar et al 2006 Koerber et al 2014 Dennis et al 2007) in tierexshyperimentellen Studien strominduzierte Herzrhythmusstoumlrungen nachweisen konnshyten sprechen statistische Auswertungen von CEW-Einsaumltzen (Bleetman et al 2004) und humanexperimentelle Studien von Fieseler (Fieseler et al 2011) Ho und Dawes (Dawes et al 2011a Dawes et al 2011b Ho 2011) sowie Chan und Vilke (ChanVilke et al 2009) gegen diese Anshynahme

Auch Versuche die Stromwirkung von CEW auf den Menschen anhand von Comshyputersimulationsmodellen darstellen zu koumlnnen ergaben bisher keine einheitlichen Ergebnisse Waumlhrend Kunz ua (Kunz et al 2014b) keine durch CEW hervorgerufene kardiovaskulaumlre Wirkung feststellen konnshyten ergaben die Modellberechnungen von Leitgeb (Leitgeb 2014) ein durchaus releshyvantes Risiko

Eine strominduzierte Atemlaumlhmung als direkte Folge der tetanischen Kontraktion der Atemhilfsmuskulatur und des Zwerchshyfells wird in der Literatur als eine denkbare toumldliche Folge eines Beschusses mit CEW diskutiert (Kanz 2002) In Tierversuchen konnte ein entsprechender Abfall der Atemshyfrequenz und Sauerstoffsaumlttigung waumlhrend einer CEW-Applikation festgestellt werden (Jauchem 2010) In Humanstudien von Dawes ua (Dawes et al 2011a) wurde dieshyses Phaumlnomen nicht beobachtet

Neben der direkten Stromwirkung auf die Muskulatur muss in diesem Zusamshymenhang ebenso die indirekte Wirkung einer allgemeinen Muskelkontraktion beshyruumlcksichtigt werden Sowohl bei maximashyler Muskelanspannung als auch durch den

Stromfluss selbst kann es zu Mikroverletshyzungen der Muskelfasern mit Freisetzung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK) kommen Das hierdurch moumlglicherweise hervorgerufene Risiko der Ausbildung eishyner Rhabdomyolyse mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens wird in einzelnen Kasuistiken von Sandford ua (Sandford et al 2011) auf den Beschuss mit CEW zushyruumlckgefuumlhrt In zwei der hier beschriebenen Faumllle wiesen die betroffenen Personen CK-Werte von 3166 Ul und 8086 Ul auf Einer der Beteiligten stand zum Zeitpunkt des CEW-Beschusses unter deutlichem Kokaineinfluss der andere wurde nach eishyner laumlnger andauernden koumlrperlichen Ausshyeinandersetzung durch ein CEW getrofshyfen Wie nahezu in allen Faumlllen in denen eine Taserapplikation mit die Gesundheit gefaumlhrdenden pathophysiologischen Reshyaktionen in Verbindung gebracht wird gibt es auch in diesen beiden Faumlllen meshydizinisch erklaumlrbare alternative Ursachen fuumlr das entstandene Krankheitsbild Sinert ua (Sinert et al 1994) konnten belegen dass es auch moumlglich ist allein durch koumlrperliche Aktivitaumlt kritische CK-Werte zwischen 700-165000 Ul zu erreichen so dass hier ein rein durch die Stromwirkung hervorgerufener Anstieg der Kreatinkinase nicht mit der notwendigen Sicherheit beshylegt werden kann

Dawes ua (Dawes et al 2011c) konnten in ihren Versuchsreihen derart hohe Kreashytinkinasewerte nicht bestaumltigen Zwar wurshyde in diesen Versuchen ein Zusammenhang zwischen Elektroschockdistanzwaffen und einem Anstieg der CK-Konzentration im Blut von bis zu 1456 Ul beobachtet dieser zeigte jedoch bei den 156 untersuchten geshysunden Probanden keine klinische Relevanz

Die Stimulation des zentralen Nervensysshytems wird in der Psychiatrie als therapeushytische Behandlung (Prapotnik et al 2006) in der Tierschlachtung als Alternative zum

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Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

98

-

12015 SIAK JOURNAL

Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

99

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SIAK JOURNAL 12015

In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

Quellenangaben

Amnesty International (2013) Amnesty

International report 2013 Online http

wwwamnestyorgenlibraryasset

POL100012013enb093912e-8d30shy

4480-9ad1-acbb82be7f29pol1000

12013enpdf (17092014)

Baldwin Drew ENagarakanti Rangadshy

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Electrical Weapon Physiology Pathoshy

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conductive electrical weapon exposure

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Dawes DonaldHo JeffreyMiner James

(2009) The neuroendocrine effects of the

TASER X26reg A brief report J Forensic

Sci (183) 14ndash19

Dawes Donald MHo Jeffrey D (2010)

Re Myocardial infarction after taser exshy

posure J La State Med Soc 162 (5) 291ndash

295 J La State Med Soc 2011 163 (2) 64

Dawes Donald MHo Jeffrey D et al

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neuroendocrine effects of a new generashy

tion electronic control device Forensic

Sci Int (207) 55ndash60

Dawes Donald MHo Jeffrey D et al

(2011b) The effect of an electronic conshy

trol device on muscle injury as detershy

mined by creatine kinase enzyme Foren-

sic Sci Med Pathol (7) 3ndash8

Dawes Donald MHo Jeffrey D et al

(2011c) The effect of an electronic conshy

trol device on muscle injury as detershy

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sic Sci Med Pathol (7) 3ndash8

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(2011) Elektrowaffe Taserreg ndash Funktion

Wirkung kritische Aspekte Rechtsmedishy

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Ho JeffreyDawes Donald et al (2010)

Acidosis and catecholamine evaluation

following law enforcement ldquouse of forcerdquo

encounters Academic Emerg Med (17)

e60ndash68

Ho Jeffrey DDawes Donald M et al

(2011) Human cardiovascular effects of

a new generation conducted electrical

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capacitation during a goal-directed task

as a function of probe spread Forensic

Sci Med Pathol (8) 358ndash366

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Conducted Electrical Weapon Effectiveness

100

-

12015 SIAK JOURNAL

And Incapacitation Old Vs New Technoshy

logy 7th European Symposium 6 Ettlingen

Jauchem James (2010) Repeated or

long-duration TASER electronic control deshy

vice exposures acidemia and lack of respishy

ration Forensic Sci Med Pathol (6) 4ndash53

Kanz Karl-Georg GMorath Susanne

et al (2002) Akutversorgung von Elekshy

trounfaumlllen MMW-Fortschritte der Medishy

zin (14) 257ndash260

Koeppen Siegfried (1935) Untersuchunshy

gen uumlber die Abhaumlngigkeit der Elektrishy

zitaumltseinwirkung von Einwirkdauer und

Stromstaumlrken von 1ndash100mA Arch Exp

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(2014) Cardiac stimulation with Electroshy

nic Control Device Application J Emerg

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sociated with electronic control devices

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Elektroschockdistanzwaffen ndash eine reine

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101

Page 6: Risikoeinschätzung von Elektroschockdistanzwaffen. Eine ... · .SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis Kunz, Sebastian Nico/Grove, Christina

-SIAK JOURNAL

12015

Bolzenschuss eingesetzt (MaurerForsters 2007) Diese Anwendungsbereiche zeigen dass in Abhaumlngigkeit der Stromstaumlrke und Spannung eine cerebrale Beeinflussung grundsaumltzlich moumlglich ist und im Extremshyfall auch einen toumldlichen Ausgang haben kann Durch die elektrische Reizung wird eine hypersynchrone Neuronenaktivitaumlt groszliger Teile oder des gesamten Gehirns bewirkt was letztlich einen epileptiformen Anfall erzeugt Das Ausmaszlig der Betaumlushybungswirkung ist im Wesentlichen von der Stromdichte abhaumlngig die tatsaumlchlich durch das Gehirn flieszligt Die Wahrscheinshylichkeit Krampfanfaumllle durch elektrischen Stromfluss im Gehirn auszuloumlsen wird auch durch Patientenerfahrungen von Warrington (Warrington 1974) unterstuumltzt der im Rahmen der Elektrokonvulsivtherashypie mit Wechselstrom (100 V bei 50 Hz) von tonisch-klonischen Anfaumlllen seiner Patienten berichtete

Zwar sprechen statistische Auswertungen sowie einzelne Fallbeispiele (Rehman et al 2007 Mangus et al 2008) von Kopfshyschuumlssen mit Elektroschockdistanzwaffen gegen eine reale Gefahr dennoch gibt es Darstellungen strominduzierter cerebraler Anfaumllle nach dem Beschuss mit CEW (Bui et al 2009) Da es hinsichtlich CEW noch keine ausfuumlhrlichen Studien zur Stromausshybreitung und -wirkung bei Kopftreffern gibt ist ein moumlglicher Triggermechanisshymus von zentralnervoumlsen Krampfanfaumlllen durch den Beschuss mit CEW nach dershyzeitigem Forschungsstand zwar nicht ausshyzuschlieszligen erscheint jedoch aumluszligerst unshywahrscheinlich Auf Grund der Tatsache dass Kopfschuumlsse mit CEW eher die Ausshynahme darstellen und vom Hersteller der TASER-Geraumlte auch nicht empfohlen werden ist die Wahrscheinlichkeit eines CEW-induzierten Krampfanfalls im allshytaumlglichen Gebrauch sehr niedrig

Da der Beschuss mit CEW fuumlr den menschlichen Koumlrper eine extreme Stressshy

situation mit entsprechender Freisetzung der Katecholamine Adrenalin Noradreshynalin und Dopamin ist stellt sich in dieshysem Zusammenhang die Frage hierdurch hervorgerufener ergotroper Effekte mit potentiell lebensbedrohlichen Kontraktishyonsstoumlrungen des Herzens Waumlhrend vershyschiedener humanexperimenteller Studien von Dawes ua (Dawes et al 2011a Dawes et al 2009) wurden den Probanden Blutshyproben zur Bestimmung neuroendokriner Parameter abgenommen Es konnten hiershybei zum Teil deutlich erhoumlhte Stresshorshymone festgestellt werden ohne dass diese jedoch klinisch sichtbare Auswirkungen hatten In einer weiteren Freiwilligenstushydie (Ho et al 2010) wurde die pathophyshysiologische Stressreaktion des Koumlrpers bei Taserapplikation gepruumlft und mit den Reakshytionen bei extremer physischer Belastung (zB 150 m Sprint 45 s Kick-Boxtraining etc) verglichen Auch hier kam es im Rahshymen des CEW-Einsatzes zu einem Anstieg der Stresshormone diese Steigerung war im Vergleich zu der koumlrperlichen Aktivitaumlt jedoch nicht uumlberproportional hoch

Neben diesen diskutierten pathophyshysiologischen Wirkungen eines CEW-Beshyschusses kommt es bei einer getroffenen Person auch zu rein mechanischen Vershyletzungen Durch die Hautpenetration der Elektrodenpfeile entstehen kleine Geshywebslaumlsionen mit einem dem Durchmesser des Pfeils entsprechenden Hautdefekt In Kombination mit einem geringfuumlgigen Ershywaumlrmungseffekt durch den Stromfluss entshystehen so 1ndash2 mm groszlige Punktionsverletshyzungen der Haut mit umgebender roumltlicher Hofbildung (siehe Abbildung 3 Seite 99)

Abgesehen von punktfoumlrmigen Narben heilen diese Verletzungen innerhalb von ca zwei Wochen folgenlos Schwerwieshygendere Verletzungen die nicht auf die Stromwirkung sondern auf die wundshyballistischen Folgen des Pfeilbeschusses

98

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12015 SIAK JOURNAL

Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

99

-

SIAK JOURNAL 12015

In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

Quellenangaben

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Dawes DonaldHo JeffreyMiner James

(2009) The neuroendocrine effects of the

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Dawes Donald MHo Jeffrey D (2010)

Re Myocardial infarction after taser exshy

posure J La State Med Soc 162 (5) 291ndash

295 J La State Med Soc 2011 163 (2) 64

Dawes Donald MHo Jeffrey D et al

(2011a) The respiratory metabolic and

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Dawes Donald MHo Jeffrey D et al

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Conducted Electrical Weapon Effectiveness

100

-

12015 SIAK JOURNAL

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of a TASER injury J Emerg Med (44)

65ndash67

Maier AndrewNane Patricia et al

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incapacitating device ndash a limited anashy

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(17092014)

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cent Pediatr Emerg Care (25) 851ndash853

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Rehman Tausif-UrYonas Howard

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From Electrical Stimulation to Electroshy

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al (2011) Two patients subdued with a

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Sellier Karl (1975) Schaumlden und Tod

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Weiterfuumlhrende Literatur und Links

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Symposium ndash Pathophysiologische Asshy

pekte von Elektroschockdistanzwaffen am

17ndash18 Juli 2015 in Salzburg Online

httpwwwPAE2015sbgacat

101

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12015 SIAK JOURNAL

Quelle KunzGrove

Abb 3 Oberflaumlchliche Hautverletzung nach Ent-fernung der Pfeilelektrode des TASERregX26

zuruumlckzufuumlhren sind werden selten beshyobachtet In der medizinischen Literatur findet man einzelne Kasuistiken mit Peshynetrationsverletzungen des Auges (Li Hamill 2013) sowie des Gesichtsschaumldels (Mangus et al 2008 Le Blanc-Louvry et al 2012) Da diese Faumllle hauptsaumlchlich die Gesichtsregion betreffen sollte ein Beschuss in diesem Bereich gaumlnzlich vershymieden werden Daruumlber hinaus sollte vor einem Einsatz von CEW die direkte Umshygebung sowie der Untergrund des Konshytrahenten gepruumlft werden Die meisten Aufzeichnungen von CEW haben gezeigt dass eine getroffene Person reaktionslos zu Boden faumlllt In Abhaumlngigkeit der Koumlrshyperhaltung Koumlrperstatur Position sowie der direkten Umgebung kann es durch den Sturz zu Verletzungen kommen Es ist prishymaumlr mit leichten Hautabschuumlrfungen oder Prellungen zu rechnen wobei die gerichtsshyaumlrztliche Erfahrung zeigt dass bei einem unkontrollierten Sturz auf eine harte Unshyterlage in Ausnahmefaumlllen die Toleranz-schwelle fuumlr Schaumldelbruumlche erreicht wershyden kann (YoganandanPintar 2004)

riSiKobeurteilunG von cew Der Literaturvergleich medizinischer Pushyblikationen zum Thema der CEW zeigt dass die Mehrzahl humanexperimenteller Studien das gesundheitliche Risiko durch elektrisch hervorgerufene pathophysioshylogische Veraumlnderungen beim Menschen

waumlhrend und nach dem Einsatz von CEW als gering einstuft Dennoch ergibt sich ein insgesamt uneinheitliches Bild mit zum Teil kontraumlren Ergebnissen innerhalb vershygleichbarer Versuchsreihen Diese Inhoshymogenitaumlt zeigt dass sowohl human- und tierexperimentelle Untersuchungen als auch Computersimulationsmodelle nur bis zu einem gewissen Grad die pathophysioshylogischen Veraumlnderungen in Realsituatishyonen widerspiegeln Aus diesem Grund duumlrfen die Ergebnisse dieser Studien nicht kritiklos uumlbernommen werden sondern sollten als ein zusaumltzliches Hilfsmittel bei der Risikoeinschaumltzung jedes einzelnen Einsatzes von CEW angesehen werden

Abgesehen von den pathophysioloshygischen Nebenwirkungen einer CEW-Applikation und der Risikoeinschaumltzung situativer Gegebenheiten sollten bei einem polizeilichen oder militaumlrischen Einsatz von CEW auch die Empfehlungen der Hershystellerfirma TASER Int beruumlcksichtigt wershyden (TASERreg International 2013) Hierzu zaumlhlen vor allem die zu bevorzugenden Zielzonen an ruumlckwaumlrtigen Koumlrperpartien unterhalb des Nackens (siehe die dunklen Bereiche der Abbildung 4) Quelle TASER Int

Abb 4 Vom Hersteller TASER Int empfohlene Trefferzone

99

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SIAK JOURNAL 12015

In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

Quellenangaben

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wwwamnestyorgenlibraryasset

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100

-

12015 SIAK JOURNAL

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SIAK JOURNAL 12015

In Abhaumlngigkeit der getroffenen Koumlrper- fachgerechter Anwendung von CEW keine region und des Elektrodenabstandes kann klinisch signifikanten pathophysiologischen eine tetanische Muskelkontraktion nicht Auswirkungen bei einer getroffenen geshyrealisiert werden nur regional begrenzt sunden Person zu erwarten sind Ein dem auftreten oder sich auf den gesamten Koumlrper Grundsatz der Zweck- und Verhaumlltnismaumlszligigshyausbreiten Eine Studie von Ho ua (Ho et al keit folgender Einsatz von CEW ist daher als 2012) zeigt diese Varianz in der Handlungs- unbedenklich einzustufen faumlhigkeit getroffener Personen Eine vollshystaumlndige muskulaumlre Stoumlrung kann demnach Hierbei muss jedoch limitierend auf die am ehesten bei einem Treffer an der Koumlrper- Einschraumlnkung experimenteller Befundershyruumlckseite mit einem Elektrodenabstand von hebung hingewiesen werden Die Wirkung mindestens 23 bis 30 cm erreicht werden von CEW auf psychisch undoder physisch

vorbelastete sowie intoxikierte Personen fazit ist derzeit noch unzureichend erforscht Fuumlr den Exekutivbeamten ist aus gerichts- Die Anwendung von CEW sollte fuumlr dieshyaumlrztlicher Sicht festzustellen dass nach aktu- sen Personenkreis mit der fuumlr die jeweilige ellem wissenschaftlichem Informationsstand Situation angemessenen Zuruumlckhaltung davon ausgegangen werden kann dass bei erfolgen

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Dawes Donald MHo Jeffrey D (2010)

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