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Page 1: Predigt für die Trinitatiszeit (2.) - selk.de15-24.pdf · jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet;

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Predigt für die Trinitatiszeit (2.)

Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und

die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Gemeinde: Amen.

Gottes Wort für diese Predigt ist steht im Evangelium nach Lukas im 14. Kapitel:

15 Da aber einer (der Pharisäer) das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er

zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!

16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes

Abendmahl und lud viele dazu ein.

17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den

Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit!

18 Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich

habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich

bitte dich, entschuldige mich.

19 Und ein andrer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und ich gehe

jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.

20 Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich

nicht kommen.

21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der

Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf

die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und

Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein.

22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es

ist aber noch Raum da.

23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen

und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll

werde.

24 Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein

Abendmahl schmecken.

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Lasst uns beten: Großer Gott, himmlischer Vater, du sprichst zu uns in deinem

Wort. Öffne uns Ohren und Herzen, dass wir dein Wort hören

und annehmen. Gib uns deinen guten Geist, dass wir dadurch

wachsen im Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn.

Gemeinde: Amen.

Liebe Gemeinde,

Feste feiern, fröhlich sein, gut essen und trinken in der Gesellschaft von Freunden

und lieben Menschen, das gehört zum Leben wie die Luft zum Atmen. Wer das nicht

mehr kann, der wird einsam, verkümmert und bleibt schließlich unzufrieden und

enttäuscht auf der Strecke.

Wer solch ein Fest und solch ein Essen vorbereitet, der steckt viel Energie hinein. Er

überlegt sich genau, wen er einlädt. Er freut sich, mit seinen Freunden zusammen zu

sein. Scheut darum auch keine Mühen. Es kostet! Kostet Zeit und Geld. Aber gern ist

jeder bereit, diesen Einsatz zu erbringen, wenn anschließend das Fest in fröhlicher

Gemeinschaft gefeiert wird.

Aber auch das andere ist uns bekannt. Wir können alles perfekt vorbereiten, wenn

dann zum Fest die Freunde absagen, dann tut das doppelt weh. „Mir ist leider etwas

dazwischengekommen. Ich schaff es einfach nicht.“ Oder: „Ich habe den Termin

ganz verschwitzt, jetzt habe ich schon jemand anderem zugesagt.“ Schlimm, wenn

sich solche Absagen häufen und dann das ganze Fest in Frage stellen. Wenn

schließlich so viele fehlen, dass alles keinen Spaß mehr macht.

Als Gastgeber ist man trotz all seiner Vorbereitung, trotz aller Mühe und aller Kosten

dann nicht in der Position, aggressiv zu reagieren. Man kann doch nicht seine

Freunde ausschimpfen, seinen Zorn an ihnen auslassen ... Still frisst man den Frust

in sich hinein. Der Schmerz wird so viel größer, die Verletzung ebenso, und man ist

mit seiner Wut allein. – Alles umsonst. Ich habe mir solche Mühe gegeben, und jetzt

kommen die einfach nicht.

So oder ähnlich muss es dem Gastgeber in dem Gleichnis ergangen sein, das Jesus

erzählt. Auch er hatte ein Fest vorbereitet, Freunde und Gäste geladen. Doch als es

dann soweit war, hagelte es Absagen: „Ich habe geheiratet – jetzt brauche ich

zunächst Zeit für meine Frau!“ „Die Ochsen, die ich kaufen will, sind ausgerechnet

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heute auf einer Ausstellung. Das ist nun leider wichtiger.“ „Ich habe meinen

Bauernhof vergrößert und mir zusätzliche Äcker gekauft. Nun muss ich mich drum

kümmern und feststellen, ob es wirklich einer Vergrößerung meines Betriebes

dienlich ist.“

Man kann sagen, was man will: So ganz abwegig sind die Entschuldigungen nicht.

Es sind die Dinge, die auch uns wichtig sind: Familie, Karriere und wirtschaftlicher

Aufstieg. Da liegen die Prioritäten. Und so schlecht ist das doch auch nicht.

Schließlich muss jeder sehen, wo er bleibt. Hin und wieder muss man halt Prioritäten

setzen.

Dennoch: Der Hausherr ist sauer. Enttäuscht und wütend überlegt er, was er tun

kann, wie er dennoch ein Fest feiern kann. Er kommt auf eine Idee, die uns

vermutlich nicht in den Sinn käme: Leute von der Straße einladen. Arme, Krüppel

und Lahme, Geflüchtete vielleicht und Außenseiter. Schließlich wird sein Haus voll.

Alle möglichen Leute sind gekommen. Leute, die keine Prioritäten mehr zu setzen

brauchen. Längst haben sie alles verloren: Gesundheit, Geld und Familie, Ansehen

und Selbstwert, vielleicht gar die Heimat. Wenn sie eingeladen werden – und das

geschieht unter normalen Bedingungen nie! –, wenn sie eingeladen werden, dann

kommen sie.

Und was hat das mit uns zu tun? Nicht wahr, wir verstehen schon! Der Satz, den der

Pharisäer zu Jesus sagt, macht uns nur allzu klar deutlich, worum es geht: Selig ist,

der das Brot isst im Reich Gottes! Jesus war bei diesem Pharisäer zum Essen

eingeladen und nutzt die Gelegenheit, Klartext zu reden.

Zunächst geht es ihm um die Vertreter und Führer des jüdischen Glaubens. An sie ist

die Einladung Gottes ursprünglich ergangen. Aber sie ließen sich nicht einladen, am

Fest des anbrechenden Reiches Gottes teilzunehmen. – Und so hat Jesus die

Einladung erweitert auf alle anderen. Auf Menschen, die an den Rand gedrängt

waren, Aussätzige, Sünder, Zöllner ... und – das ist noch schlimmer! – an

Ungläubige, Nicht-Juden und Heiden. Sie alle werden eingeladen, am Fest

teilzunehmen. Und sie nehmen die Einladung an.

In der Tat gehören wir als Nicht-Juden und Heiden im ursprünglichen Sinn der

Geschichte zu diesen Sondergästen. Aber wenn wir die Geschichte heute hören,

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entwickelt sie dabei eine ganz andere Kraft. Denn wir spüren: Jetzt sind wir die, die –

scheinbar selbstverständlich – dazugehören und aus allen möglichen Erwägungen

heraus die Einladung nicht annehmen.

Keine Zeit! – Jetzt gerade nicht! – Später vielleicht!

Heute sind wir hier zusammen und feiern auch ein Fest. Wir feiern Gottesdienst.

Vielleicht denken wir, wenn ein paar mehr zum Lektorengottesdienst kämen, würde

es auch mehr Freude machen.

Aber Achtung, ihr Lieben! Man kann das Gleichnis Jesu sehr schnell zu einem

Hammer des Gesetzes machen. „Was, du bist Christ, gehörst zur Gemeinde und

willst trotzdem nicht zum Gottesdienst kommen?“ „Was, es soll Gründe geben, dass

du den Besuch eines Gottesdienstes ausfallen lässt? Die Einladung wird nicht noch

einmal an dich ergehen!“ Ruck, zuck entsteht Druck. Es ist keine Einladung mehr:

„Komm zum Fest, wir wollen fröhlich sein!“ Sondern es ist von vornherein ein

Marschbefehl: „Sonntag ist Gottesdienst, wehe du kommst nicht!“

In unseren kleinen Gemeinden sind wir manchmal richtig frustriert. Wie schnell ist so

etwas gesagt: „Wenn nicht einmal du kommst, dann können wir die Sache gleich

vergessen.“

Aber nein, so geht es nicht. Es geht um die Einladung Gottes an uns, das Brot im

Reich Gottes zu essen. Dazu sind wir eingeladen. Darauf freuen wir uns. Dahin

wollen wir gelangen. Auf dem Weg zu diesem Ziel bekommen wir einen

Vorgeschmack auf dieses Fest: Gottesdienste feiern, Gemeinschaft haben, Gutes

erleben.

Darüber hinaus kann uns aber auch jede private Feier, jedes Fest mit Freunden

erinnern und hinweisen auf das kommende Fest.

Es mag sein, dass wir einen Sonntag für die Familie brauchen, gerade um die

Einladung zum ewigen Festmahl nicht aus den Augen zu verlieren. Wir brauchen

Geduld miteinander. Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen.

Aber eines macht Lukas uns auch deutlich: Die Einladung zum himmlischen

Festmahl ist an viel mehr Leute ergangen als uns lieb sein mag. Ich bin überzeugt,

dass wir uns wundern werden, wenn wir dort im Himmel unsere Tischkarte suchen

und durch die Reihen gehen. Namen werden wir lesen von Menschen, die wir

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niemals dort erwartet hätten. Und das, liebe Gemeinde, kann uns durchaus eine

Herausforderung und ein Ansporn sein, schon jetzt über Struktur und Form unserer

Gemeinden nachzudenken.

Hat Gott in Jesus Christus Platz für Arme, Krüppel und Lahme, für Zaungäste und

Außenstehende, dann könnte solcher Platz auch in unseren Gemeinden noch viel

mehr wachsen. Wen Jesus im Himmel haben will, den können wir nicht

ausschließen. Offen sein für Fremde und Fremdes, bereit zur Veränderung

althergebrachter Regeln und Normen für das Gemeindeleben. – All das steckt in

unserem Gotteswort.

Wichtig vor allem jedoch ist dies: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes! Wir

sind eingeladen. Lasst uns daran festhalten und diesen Termin ganz fest einplanen.

Und wenn wir nicht wissen, ob sich die ganze Sache lohnt, sind wir eingeladen,

einen Vorgeschmack auf das kommende Fest zu bekommen. Immer wieder feiern

wir auch das Abendmahl in unseren Gottesdiensten. Brot vom Reich Gottes wird da

gereicht: Christi Leib. Wein von himmlischer Güte: Christi Blut. Gemeinschaft des

Reiches Gottes mitten schon in unserem Leben. Wir sind eingeladen! Die Feier kann

beginnen. Kommt, denn es ist schon bereit! Amen.

Lasst uns beten: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns in deine

Gemeinschaft eingeladen hast. Lass uns deine Einladung

annehmen und unser Leben mit dir gestalten. Das bitten wir um

deiner Liebe willen.

Gemeinde: Amen.

Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstehen,

bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus zum

ewigen Leben.

Gemeinde: Amen.

Liedvorschläge

Jesu, meine Freude ELKG 293 / EG 396

Gott gibt ein Fest CoSi II 236

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Verfasser: Sup. Peter Rehr

An der Zionskirche 5

29614 Soltau

Tel: 0 51 91 / 41 20

E-Mail: [email protected]