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FÜR WISSENSCHAFT+INNOVATION Dokumentation Forschungspolitischer Dialog Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin 2. Oktober 2008 Heizkraftwerk Moabit

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  • FÜR WISSENSCHAFT + INNOVATION

    Dokumentation

    Forschungspolitischer Dialog

    Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin

    2. Oktober 2008Heizkraftwerk Moabit

  • Forschungspolitischer Dialog

    „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    2. Oktober 2008 Heizkraftwerk Moabit

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    4

    Inhaltsverzeichnis

    Forschungspolitischer Dialog

    „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

  • 5

    Inhaltsverzeichnis

    Programm 6

    Eröffnung und Begrüßung

    Dr. Bruno Broich / TSB Technologiestiftung Berlin 7

    Basispapier

    Dr. Sebastian Vogel / TSB Technologiestiftung Berlin 8

    Grußwort

    Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner / Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

    Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus / Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen

    18

    20

    Einführungsreferate

    Prof. Dr. Frank Behrendt / Technische Universität Berlin

    Dr. Sebastian Vogel / TSB Technologiestiftung Berlin

    22

    24

    Photovoltaik

    Prof. Dr. Martha Lux-Steiner / Helmholtz-Zentrum Berlin

    Anke Hunziger / SOLON AG

    Volko Löwenstein / Inventux Technologies AG

    Prof. Dr. Bernd Rech / Helmholtz-Zentrum Berlin

    26

    28

    30

    32

    Dezentrale Energieerzeugung

    Prof. Dr. Georg Erdmann / Technische Universität Berlin

    Dr. Oliver Weinmann / Vattenfall Europe AG

    Engelbert Giesen / BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin

    Dr. Hans-Peter Böhm / Siemens AG

    Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp / Converteam GmbH

    Prof. Dr.-Ing. Kai Strunz / Technische Universität Berlin

    35

    36

    38

    40

    42

    44

    Wärmenutzung

    Prof. Dr.-Ing. Petra Bittrich / Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

    Stephan Fintelmann / KBB Kollektorbau GmbH

    Prof. Dr.-Ing. Felix Ziegler / Technische Universität Berlin

    Herbert Clemens / Amovis GmbH

    Dr. Stefan Hocke / La Mont Group, n-change AG

    46

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    50

    52

    54

    Zusammenfassung und Ausblick

    Dr. Bruno Broich / TSB Technologiestiftung Berlin 56

    Referentenkontakte 60

    Impressum 61

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    6

    9.00 Uhr Eröffnung

    … Dr. Bruno Broich (TSB Technologiestiftung Berlin)

    … Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner (Senatsverwaltung für Bildung,

    Wissenschaft und Forschung)

    … Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus (Senatsverwaltung für

    Wirtschaft, Technologie und Frauen)

    9.45 Uhr Einführungsreferate

    … Prof. Dr. Frank Behrendt (Technische Universität Berlin):

    Profi l der energiebezogenen Forschung in Berlin und Brandenburg

    … Dr. Sebastian Vogel (TSB Technologiestiftung Berlin):

    Bedeutung der Energiebranche für Berlin und Brandenburg

    10.15 Uhr Photovoltaik

    Wie muss sich die Region aufstellen, um nachhaltig am Boom in

    der Branche teilzuhaben?

    Moderation:

    … Prof. Dr. Martha Lux-Steiner (Helmholtz-Zentrum Berlin)

    … Anke Hunziger (SOLON AG):

    Fachkräfte, Forschung, Förderung. Wie lassen sich die Rahmen-

    bedingungen in Berlin für die PV-Branche aus Unternehmenssicht

    optimal gestalten?

    … Volko Löwenstein (Inventux Technologies AG):

    Vorsprung durch Innovation? Wird sich die Region Berlin lang-

    fristig als Produktionsstandort für Dünnschichttechnologien

    behaupten?

    … Prof. Dr. Bernd Rech (Helmholtz-Zentrum Berlin):

    Grundlagenforschung und Industrie. Kann die PV-Forschung in

    Berlin den Anforderungen der Unternehmen gerecht werden?

    … Diskussion

    11.30 Uhr Mittagspause

    12.45 Uhr Dezentrale Energieerzeugung

    Welche Chancen ergeben sich für das produzierende Gewerbe in

    Berlin durch die Dezentralisierung der Energierzeugung?

    Moderation:

    … Prof. Dr. Georg Erdmann (Technische Universität Berlin)

    … Dr. Oliver Weinmann (Vattenfall Europe AG):

    Dezentrale Erzeugung, Smart Meter und Smart Grids: Zukünftige

    Anforderungen an einen Energieerzeuger

    … Engelbert Giesen (BTB Blockheizkraftwerks-, Träger- und Betrei-

    bergesellschaft mbH Berlin):

    Urbaner Raum und dezentrale Energieversorgung

    … Dr. Hans-Peter Böhm (Siemens AG):

    Der Standort Berlin aus der Sicht eines Weltkonzerns. Welche Rolle

    spielen regionale Verfl echtungen und Forschungskooperationen?

    … Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp (Converteam GmbH):

    Wissenschaft, Ausbildung, Zulieferer im Bereich der Elektrotechnik

    aus Unternehmenssicht. Ist Berlin für Innovation und zukünftige

    Wertschöpfung gut aufgestellt?

    … Prof. Dr.-Ing. Kai Strunz (Technische Universität Berlin):

    Integration erneuerbarer Energien in die Energieversorgung

    … Diskussion

    14.20 Uhr Kaffeepause

    14.50 Uhr Wärmenutzung

    Gibt es weiteres Potenzial für regionale Kooperationen?

    Moderation:

    … Prof. Dr.-Ing. Petra Bittrich (Fachhochschule für Technik

    und Wirtschaft Berlin)

    … Stephan Fintelmann (KBB Kollektorbau GmbH):

    Entwicklungstrends und Perspektiven im Bereich der Solarthermie

    … Prof. Dr.-Ing. Felix Ziegler (Technische Universität Berlin):

    Kühlen mit Abwärme und solarer Wärme

    … Herbert Clemens (Amovis GmbH):

    Die SteamCell – ein neues Konzept zur Abwärmenutzung

    … Dr. Stefan Hocke, (La Mont Group, n-change AG):

    Neue Konzepte für die Wärmeübertragung

    … Diskussion

    16.15 Uhr Schlusswort

    … Dr. Bruno Broich (TSB Technologiestiftung Berlin)

    Programm

  • 7

    Energiebewusste Region Berlin-Brandenburg

    Die TSB Technologiestiftung Berlin und die Senatsverwaltung für Bil-

    dung, Wissenschaft und Forschung haben mit dem Forschungspoliti-

    schen Dialog ein Instrument geschaffen, das neue Impulse für Berlin

    setzt. Der Forschungspolitische Dialog „Potenziale und Perspektiven

    der Energietechnik in Berlin“ am 2. Oktober 2008 ist bereits die 16.

    Veranstaltung dieser Art. Nicht selten sind in der Vergangenheit aus

    diesen Veranstaltungen wichtige Impulse für Berlin in der Zusam-

    menarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft entstanden. Die

    Themen der Dialoge richten sich stets danach, in welchen Technik-

    bereichen Berlin ein hohes wissenschaftliches Potenzial hat und

    äquivalent dazu auch ein ebenso umfangreiches wirtschaftliches

    Potenzial vorhanden ist. In der Energietechnik ist dies ohne Zweifel

    der Fall.

    In einer Untersuchung der TSB wurden 18 potenzielle Handlungs-

    felder in der Energietechnik ermittelt. Drei davon wurden für den

    Forschungspolitischen Dialog „Potenziale und Perspektiven der

    Energietechnik in Berlin“ ausgewählt, weil sie eine besonders große

    Bedeutung für die Region Berlin und Brandenburg haben. Ziel der

    Veranstaltung war es nun, neben den bereits bestehenden fünf

    regionalen Berliner Kompetenzfeldern Biotechnologie, Medizin-

    technik, Informations- und Kommunikationstechnologie/Medien,

    Verkehrssystemtechnik sowie Optische Technologien die Energietech-

    nik als sechstes Kompetenzfeld zu etablieren und dafür neue und

    realisierbare Akzente zu setzen. Dabei soll auch Brandenburg mit

    einbezogen werden, zumal die Region Berlin-Brandenburg gerade

    in der Energietechnik hervorragend aufgestellt und beispielsweise

    in der Turbinentechnik der weltweit bedeutendste Standort ist.

    Dr. Bruno Broich, hauptamtlicher Vorstand der Technologiestiftung

    Berlin, betonte bei der Eröffnung des Forschungspolitischen Dialogs,

    dass man die Frage beantworten wolle, wie sowohl bei der effi zien-

    ten Energieerzeugung als auch bei der umweltbewussten Energie-

    nutzung aus dem großen regionalen wissenschaftlichen Wissen und

    Können ein anhaltender Nutzen für die regionale Wirtschaft gezogen

    werden könne. Dank einer gezielten Einzeltechnologieförderung

    kann die Hauptstadt beispielhaft für die ganze Welt werden. Dabei

    müssen auch die EU-Fördermöglichkeiten voll ausgeschöpft werden.

    Gleichzeitig unterstützte er die Forderung, hier das Handwerk als

    gleichberechtigten Partner zu integrieren.

    Dr. Bruno Broich / TSB Technologiestiftung Berlin

    Eröffnung und Begrüßung

    Eröffnung und Begrüßung

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    8

    In der Energietechnik zählen zahlreiche deutsche Unternehmen

    heute zur Weltspitze. Dies gilt nicht nur für erneuerbare Energien

    wie Windkraft oder Photovoltaik, sondern ebenso für Kraftwerks-

    technik oder Technologien für die effi ziente Verteilung und Nutzung

    von Energie. Wie in anderen Branchen auch genügt es jedoch nicht,

    sich auf den einmal errungenen Erfolgen auszuruhen. Wer als

    Hochlohnland im Wettbewerb bestehen will, muss bei der Entwicklung

    innovativer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen der Konkurrenz

    ständig einen Schritt voraus sein.

    Tatsächlich hat in den vergangenen Jahren der Innovationsdruck im

    Energiesektor zugenommen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die

    sich auf neue Anforderungen und veränderte Rahmenbedingungen

    zurückführen lassen, denen sich die Energiebranche gegenübersieht.

    Dazu zählen:

    • die Liberalisierung der Energiemärkte

    • der Preisanstieg bei den Energieträgern

    • die Förderung bestimmter Energieformen wie erneuerbare Energien

    und Kraft-Wärme-Kopplung

    • die Verlagerung von Märkten in Regionen mit hohem Wachs-

    tumspotenzial

    • Umwelt- und Klimaschutzerfordernisse

    • der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland.

    Was für die Industrie gilt, gilt tendenziell genauso für die öffentliche

    Forschung. Auch diese muss sich einem Strukturwandel stellen. Wo

    früher in erster Linie das Spezialwissen der Einzeldisziplinen gefragt

    war, tritt heute zunehmend die fächerübergreifende Zusammenarbeit

    in den Vordergrund. Nur durch diese kann es gelingen, die zuneh-

    mende Komplexität des Energieversorgungssystems in seiner Gesamt-

    heit zu beherrschen mit dem Ziel, dieses wirtschaftlich, sicher und

    gleichzeitig umweltverträglich zu gestalten.

    Dabei nimmt die Lösung technischer Fragen weiterhin eine zentrale

    Rolle ein – trotz der wachsenden Bedeutung von rechtlichen, öko-

    nomischen und gesellschaftlichen Aspekten. Zu den großen techni-

    schen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, gehören:

    • die Verbesserung des Wirkungsgrads bei der Energiewandlung

    • der Ausbau der erneuerbaren Energien

    • die Vermeidung von CO2-Emissionen bei der Energieerzeugung

    aus fossilen Energieträgern

    • die Regelung und Einspeisung von Strom aus volatilen,

    dezentralen Erzeugern

    • die Energiespeicherung

    • die effi ziente Nutzung von Energie.

    Das Land Berlin verfügt – ebenso wie Brandenburg – in der Energie-

    technik in einer Vielzahl leistungsfähiger Firmen und Forschungs-

    einrichtungen über eine breit gefächerte Expertise. Wie andere Re-

    Basispapier

    Dr. Sebastian Vogel / TSB Technologiestiftung Berlin

    Energietechnik in Berlin-Brandenburg: Stärken, Schwächen und Potenziale

  • 9

    gionen in Deutschland auch muss sich der Standort dem weltweiten

    Wettbewerb stellen. Um festzustellen, wo die Stärken, Schwächen

    und Potenziale der Region im Energiebereich liegen, hat die TSB in

    den Jahren 2007/2008 eine ausführliche Studie erstellt. Die folgen-

    den Ausführungen beruhen weitgehend auf den Ergebnissen dieser

    Studie und wurden den Teilnehmern am Forschungspolitischen

    Dialog als Hintergrundinformation vorab zur Verfügung gestellt.

    Energiebezogene Wirtschaft und Wissenschaft in der

    Hauptstadtregion

    In Berlin verfolgen mehr als 350 Unternehmen unterschiedlicher

    Größenklassen mit insgesamt mindestens 29.000 Beschäftigten

    energierelevante Geschäftszwecke. Davon entfallen 22.000 auf das

    Verarbeitende Gewerbe, 6.000 auf Energieversorgungsunternehmen

    und mindestens 1.000 auf Dienstleistungsfirmen. Die Energiebranche

    ist damit im Vergleich zum Bundesdurchschnitt nicht überpropor-

    tional in Berlin vertreten, sie ist allerdings von erheblicher Bedeu-

    tung für die regionale Wertschöpfung und Beschäftigung. Größte

    Unternehmen sind die Energieversorger Vattenfall und GASAG, hinter

    der Siemens AG mit den Hauptprodukten Gasturbinen, Leuchtmittel,

    elektrische Schalter und Antriebe. Weitere Großunternehmen wie

    Alstom Power Service (Gasturbinenservice), MAN Turbo (Turbokom-

    pressoren) oder Converteam (Stromrichter) haben Niederlassungen

    in Berlin. Zahlreich vertreten sind außerdem kleine und mittlere

    Unternehmen aus dem Bereich der Energietechnik.

    In Brandenburg liegt der Schwerpunkt bei der Energieerzeugung mit

    10.000 Beschäftigten, aber auch im Verarbeitenden Gewerbe und bei

    Energiedienstleistern gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen mit

    energiebezogenem Produktspektrum. Insgesamt lassen sich somit

    mindestens 47.000 Arbeitsplätze in der Region Berlin-Brandenburg

    energierelevanten Tätigkeitsbereichen zurechnen.

    Wie Abb. 1 zeigt, wird in den Unternehmen und den wissenschaft-

    lichen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg ein breites Spektrum

    an Themen aus Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Nutzung von

    Energie bearbeitet. Mit schätzungsweise 500 Wissenschaftlern in der

    öffentlichen Forschung, die sich allein in Berlin mit energiebezoge-

    nen Fragestellungen befassen, verfügt die Region über erhebliche

    Forschungskapazitäten. Diese Forscher verteilen sich auf 25 wissen-

    schaftliche Einrichtungen, von denen 18 einen überwiegend tech-

    nischen Fokus haben. Bearbeitet werden ebenfalls ökonomische,

    rechtliche, politische und gesellschaftliche Fragen, die die Ausge-

    staltung des Energieversorgungssystems betreffen. Die vier größten

    Einrichtungen in Berlin mit energiebezogenen Schwerpunkten in

    Forschung und Lehre sind:

    • Technische Universität Berlin (Gasturbinen, Photovoltaik, elek-

    trische Netze, Energiespeicherung, Niedertemperaturwärme,

    energieeffiziente Städte und Gebäude, Antriebe, Energiewirtschaft)

    • Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

    (Solarenergie)

    • Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (regenerative

    Energien, nachhaltige Energieversorgung für Gebäude, Antriebe)

    • Technische Fachhochschule Berlin (elektrische Energietechnik,

    Gebäudetechnik, Kraft- und Arbeitsmaschinen)

    Weiterhin sind wichtige Querschnittswissenschaften wie Material-

    wissenschaften, Produktionstechnik, Informatik und Mathematik

    in Berlin vertreten. Diese sind für die übergreifende Bearbeitung

    komplexer energietechnischer Fragestellungen von wachsender

    (Abb. 1) Bereiche im Technologiefeld Energie

    Quelle: TSB-Studie „Das Technologiefeld Energie“, REGIOVERLAG Berlin

    Energie

    Erzeugung

    PhotovoltaikSolarthermieBiomasseWindkraftGeothermieWasserkraftVerbrennungsmotorenBrennstoffzellenGasturbinenGroßkraftwerkeBlockheizkraftwerkeKesselbauGeneratoren

    Nutzung, Verteilung, Speicherung

    Elektrische NetzeWasserstoffÖl und GasAkkumulatoren und BatterienElektrische AntriebeAbwärmeSolares KühlenLichttechnikTurboverdichter

    Energiebezogene Dienstleistungen

    ServiceBeratungPlanungProjektierungContracting

    Querschnittstechno-logien

    Informations- und Kommunikations-technologieWerkstoffwissen-schaftenProduktionstechnikSteuerungs- und Regelungstechnik

    Basispapier

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    10

    Bedeutung. Außerdem stellen die Absolventen ingenieurwissen-

    schaftlicher Studiengänge mit energietechnischer Vertiefungsrich-

    tung einen wichtigen Standortvorteil für die hiesigen Unternehmen

    dar.

    In Brandenburg werden an 17 wissenschaftlichen Einrichtungen

    energierelevante Themen bearbeitet. Unter diesen verfügt die BTU

    Cottbus (Kraftwerkstechnik, Biomasse, Stromversorgungsnetze, An-

    triebe, Energiewirtschaft) über die größten Forschungskapazitäten.

    Die Fachhochschulen Wildau, Brandenburg, Lausitz und Eberswalde

    haben ebenfalls energiebezogene Schwerpunkte in Forschung und

    Ausbildung.

    Allerdings deuten einige Kennzahlen (Drittmitteleinnahmen, Patent-

    anmeldungen) darauf hin, dass das Kooperationspotenzial zwischen

    Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin nicht ausgeschöpft ist und die

    Umsetzung von wissenschaftlichem Know-how in innovative Produkte

    und Verfahren verbesserbar ist. Dies gilt selbst dann, wenn man be-

    denkt, dass Großkonzerne aus dem Bereich der Energietechnik keine

    Forschungszentralen in der Region unterhalten und der Schwerpunkt

    in ihren Werken bei Prozessinnovationen liegt.

    Berlin gehört daher nicht zu den renommiertesten Zentren der

    Energieforschung in Deutschland (ebenso wenig die Gesamtregion

    Berlin-Brandenburg). Andere Regionen, allen voran Aachen und

    Karlsruhe, verfügen über größere finanzielle und personelle Ressour-

    cen, haben wettbewerbsfähige Schwerpunktbereiche aufgebaut und

    die Herausbildung eines klaren Profils in der Energieforschung vor-

    angetrieben.

    Ein vergleichbarer Profilbildungsprozess lässt sich in Berlin erst in

    Teilbereichen ansatzweise beobachten. So wurde Ende des Jahres

    2007 ein „Innovationszentrum Energie“ an der TU Berlin gegründet,

    das der Bündelung und Zusammenführung der Energieaktivitäten

    der Hochschule dient. An der FHTW Berlin gibt es ein interdiszipli-

    näres Forschungskompetenzfeld „Nachhaltige Energieversorgung

    für Gebäude“. Die Berliner Energieagentur hat die Förderung eines

    Unternehmens-Netzwerks „Energie-Innovation“ beantragt. Und in

    Brandenburg hat im Jahr 2002 die BTU Cottbus zur Bündelung ihrer

    energietechnischen Forschungs- und Lehrtätigkeiten das „Centrum

    für Energietechnologie Brandenburg (CEBra)“ gegründet. Diese Bei-

    spiele belegen, dass Berlin und Brandenburg den Wettbewerb mit

    anderen Regionen durchaus annehmen.

    Besondere Stärken und Potenziale

    Bei einigen Themen besitzen Berliner Wissenschaftler und Unter-

    nehmen bereits heute eine herausragende Stellung im Wettbewerb

    oder verfügen über besondere Potenziale:

    Photovoltaik

    Die Photovoltaikindustrie, die vor einem Jahrzehnt in der Region

    kaum existent war, hat sich zum wachstumsstärksten Zweig der

    Energiebranche entwickelt. Unter den derzeitigen Rahmenbedin-

    gungen sind die Zukunftsaussichten der Branche weiterhin hervor-

    ragend. Rund 1.500 Beschäftigte in Berlin und 2.200 Beschäftigte in

    Brandenburg lassen sich dem Sektor zurechnen. Während einige

    der Unternehmen sich noch in der Startup-Phase befinden, haben

    andere die Schwelle zum Großunternehmen bereits überschritten.

    Die Wertschöpfungsketten werden in Berlin-Brandenburg zu großen

    Teilen abgedeckt, d. h., neben Produzenten von Wafern, Solarzellen

    und -modulen (z. B. SOLON, Sulfurcell, Inventux, Conergy) sind etliche

    Zulieferer und Dienstleister (z. B. ib vogt, Jonas & Redmann, SENTECH,

    GEOSOL) ansässig. Eine besondere Stärke der Region besteht im

    Bereich der zukunftsträchtigen Dünnschicht-Photovoltaik bei For-

    schung (u. a. Helmholtz-Zentrum Berlin), Ausbildung und Produk-

    tion. Wettbewerbsnachteile zeigen sich im Vergleich mit Mittel-

    deutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen). Dort haben

  • 11

    sich starke Netzwerke und Cluster unter Beteiligung von Unternehmen,

    Wissenschaft und Verwaltungen herausgebildet, die die Entwicklung

    des Feldes vorantreiben und insbesondere die Ausrichtung der

    Forschungs- und Ausbildungslandschaft auf die Bedürfnisse der

    Unternehmen fördern.

    Turbomaschinen

    Im Bereich der Turbomaschinen (Kraftwerksturbinen und Turbokom-

    pressoren) sind allein in Berlin rund 3.400 Personen beschäftigt,

    die sich überwiegend auf Werke von Großkonzernen (Siemens, MAN

    Turbo, Alstom Power Service, TACR) verteilen. Diese erbringen den

    Hauptteil der regionalen Wertschöpfung der Branche, und zwar in

    der Produktion und im Servicegeschäft. Daneben gibt es einige klei-

    nere Komponentenhersteller und Entwicklungsdienstleister. Zusam-

    men mit dem Strahltriebwerksbau in Brandenburg (Rolls-Royce,

    MTU) dürfte die Hauptstadtregion über die europaweit höchste Dichte

    an Turbomaschinenherstellern verfügen. Umsatz und Beschäftigten-

    zahlen entwickelten sich in den letzten Jahren positiv. Wegen des

    weltweit boomenden Marktes für Kraftwerke ist auch weiterhin mit

    einem Marktwachstum zu rechnen.

    Als Schwäche des Standorts Berlin lässt sich der geringe Unterbau an

    Zulieferbetrieben nennen. Außerdem erschwert das insgesamt nicht

    hervorragende Image Berlins als Industriestadt die Personalgewinnung.

    Forschung und Ausbildung im Bereich Turbomaschinen nehmen an

    der TU Berlin und der TFH Berlin einen hohen Stellenwert ein. Im

    Vergleich mit anderen Regionen (z. B. Mühlheim, Aachen) ist der

    Kooperationsgrad zwischen Hochschulen und Wirtschaft klar ausbau-

    fähig. Die Großunternehmen arbeiten in ihren Werken in Berlin

    hauptsächlich an der Verbesserung von Prozessen und Verfahren.

    Produktinnovation findet schwerpunktmäßig in ihren Forschungs-

    zentralen außerhalb der Region statt.

    Elektrische Netze

    Durch die fortschreitende Dezentralisierung der Stromerzeugung

    nimmt der Innovationsdruck im Bereich der elektrischen Netze zu.

    Neue Lösungen sind erforderlich, um das komplizierter werdende

    Gesamtsystem aus dezentralen, volatilen, lastfernen Energieerzeu-

    gern und Verbrauchern zu beherrschen.

    Mit rund 5.000 Beschäftigten stellen die Hersteller von Elektrizitäts-

    verteilungs- und Schalteinrichtungen die bedeutendste energierele-

    vante Gruppe innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in Berlin dar.

    Größtes Unternehmen ist Siemens, welches in Berlin Schalttechnik

    für Hoch- und Mittelspannungsnetze fertigt, gefolgt von Converteam.

    Weitere Unternehmen unterschiedlichster Größenklassen stellen

    Netzkomponenten her. Mit Vattenfall hat außerdem ein großer Netz-

    betreiber seinen Sitz in Berlin.

    Führender Wissenschaftsstandort auf dem Gebiet ist Aachen. Die TU

    Berlin hat sich allerdings unlängst personell auf dem Gebiet verstärkt,

    wichtige Querschnittswissenschaften wie Informatik sind präsent.

    Auch die technischen Fachhochschulen haben Kompetenzen.

    Schwerpunkt an der TU Berlin ist die Theorie, in Brandenburg verfügt

    die BTU Cottbus außerdem über Prüfanlagen und Labore. Die Chancen

    für die Region, sich auf dem Gebiet weiter zu etablieren, sind deshalb

    gut. Potenzialreiche aktuelle Themen sind u. a. die Netzeinbindung

    regenerativer Energien, Smart Metering oder virtuelle Kraftwerke.

    Antriebe

    Etliche Akteure besitzen in Berlin anerkannte Kompetenzen bei

    der Entwicklung und Produktion von Verbrennungsmotoren und

    Antriebssträngen für Fahrzeuge (TU Berlin, FHTW Berlin, Daimler,

    IAV, weitere Entwicklungsdienstleister, ... ). Themen wie sparsame

    Brennverfahren, alternative Treibstoffe, Koevolution von Motor und

    Kraftstoff, Energiemanagement im Fahrzeug usw. werden bereits

    innerhalb des etablierten Clusters Verkehr und Mobilität bearbeitet,

    der vom Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtech-

    nik Berlin (TSB FAV) gemanagt wird. Der Aufbau eines Kfz-Engineering-

    Zentrums, in dem Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Un-

    ternehmen gemeinsam an den genannten Themen arbeiten, ist in

    Vorbereitung.

    Auch bei den zukunftsträchtigen Hybridantrieben bestehen forschungs-

    seitig Schwerpunkte (TU Berlin, TFH Berlin). Außerdem befindet sich

    das Entwicklungszentrum für Hybridantriebe der Continental AG in

    Berlin. Der Kooperationsgrad zwischen Forschung und Unternehmen

    im Hybridbereich ist allerdings noch ausbaufähig.

    Rein elektrische Antriebe werden in Berlin sowohl für mobile als auch

    für stationäre Anwendungen im Leistungsbereich weniger Watt bis zu

    50 Megawatt gefertigt. Neben dem Siemens-Dynamowerk gibt es

    einige kleine und mittlere Unternehmen. Außerdem befassen sich

    verschiedene Professoren mit dem Thema. Mindestens 800 Personen

    sind im Bereich der elektrischen Antriebe tätig.

    Basispapier

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    12

    Lichttechnik

    Die Lichttechnik ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Berlin-

    Brandenburg mit rund 4.000 Arbeitsplätzen. Nahezu die gesamte

    Wertschöpfungskette wird in der Region abgedeckt. Neben dem

    Großunternehmen Osram finden sich zahlreiche kleine und mittlere

    Unternehmen, die Leuchten, Dioden, Messgeräte usw. entwickeln

    und herstellen. Eines von lediglich vier universitären Forschungs-

    instituten in Deutschland auf dem Gebiet befindet sich an der TU

    Berlin. Die Voraussetzungen zur Weiterentwicklung des Feldes sind

    daher hervorragend. Innerhalb des Masterplans für das Kompe-

    tenzfeld Optische Technologien wurden bereits zwei relevante

    Handlungsfelder, „Stadt des Lichts“ und „Diodenlaser und Leucht-

    dioden“, ausgewiesen. Mit OpTecBB besteht bereits eine Netzwerk-

    organisation, die sich das Ziel gesetzt hat, das Feld der Lichttechnik

    weiterzuentwickeln.

    Solarthermie

    In Berlin und Brandenburg stellen ca. zehn kleine und mittlere Un-

    ternehmen Komponenten und solarthermische Anlagen her. Öffent-

    liche Forschung wird in der Region zu dem Thema allerdings kaum

    betrieben. Zwischen einigen der Unternehmen der Region beste-

    hen Geschäftsbeziehungen. Insgesamt ist der Vernetzungsgrad auf

    regionaler Ebene jedoch als gering einzuschätzen. Aufgrund stei-

    gender Öl- und Gaspreise sowie gesetzlicher Vorgaben (Erneuerbare-

    Energie-Wärmegesetz) sind die Zukunftsaussichten der Branche sehr

    gut.

    Brennstoffzellen und Wasserstoff

    In Berlin werden zahlreiche Demonstrationsprojekte zum stationären

    Einsatz von Brennstoffzellen als Blockheizkraftwerke und zum Ein-

    satz von Wasserstoff als Energieträger im Verkehr durchgeführt. Zwei

    Unternehmen entwickeln Brennstoffzellen bzw. fertigen Produkte

    auf Brennstoffzellen-Basis. Daneben gibt es weitere Unternehmen,

    die Entwicklungsdienstleistungen oder Messtechnik anbieten. Zahl-

    reiche Forscher befassen sich mit dem Thema, wobei der Schwerpunkt

    auf PEM-Brennstoffzellen und der chemischen Wasserstoffspeicherung

    und –freisetzung liegt. Dennoch verfügt Berlin als Forschungs- und

    Produktionsstandort über deutlich weniger Kapazitäten als Länder

    wie Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Baden-Württemberg.

    Gebäude

    Berlin verfügt über ein großes Anwendungspotenzial für Techno-

    logien zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden. Dies

    eröffnet Marktchancen für innovative Unternehmen aus der Region.

    Entwicklungspotenzial wird unternehmensseitig insbesondere bei

    der Regelungs- und Automatisierungstechnik für energieoptimierte

    Gebäude gesehen. Schwerpunkte bestehen forschungsseitig bei der

    Lichttechnik (auch Tageslichtnutzung), bei Nachhaltigkeitsfragen, in

    der Heiz- und Klimatechnik und bei der Einbindung regenerativer

    Energien.

    Abwärmenutzung und solares Kühlen

    Bei der Nutzung von Abwärme hat Berlin durch die Entwicklung der

    SteamCell ein Alleinstellungsmerkmal. Weiterhin kann Abwärme oder

    solarthermisch gewonnene Wärme zu Kühlzwecken genutzt werden.

    Auf diesem relativ jungen Gebiet besitzt Berlin durch die Aktivitäten

    der TU Berlin wissenschaftsseitig eine vergleichsweise starke Position.

    Außerdem entwickeln und fertigen zwei Kleinunternehmen entspre-

    chende Anlagen. Vattenfall engagiert sich beim Thema Kühlen mit

    Fernwärme. Trotz der geringen Zahl an Akteuren ist das Gebiet daher

    als sehr potenzialreich einzuschätzen.

    Weitere Themen

    Einzelne Wissenschaftler und Institute in Berlin besitzen Kompetenzen

    bei der energetischen Nutzung von Biomasse (TU, HU) der Windkraft

    (TU, FHTW, FHW), der Geothermie (TU) sowie bei der Kraftwerkstechnik

    (TU) und der Mineralöl- und Gaswirtschaft (TU). Außerdem sind einige

    Unternehmen auf diesen Feldern tätig. Der Schwerpunkt bei diesen

    Themen liegt aber bei Unternehmen oder Forschungseinrichtungen

    in Brandenburg.

    Weiterhin gibt es etliche innovative Dienstleistungsunternehmen

    in Berlin. Dazu zählen insbesondere verschiedene Forschungs- und

    Entwicklungsdienstleister, aber auch Planungsbüros mit technischer

    Ausrichtung. Außerdem hat Berlin beim Energiecontracting bereits

    frühzeitig Akzente gesetzt (z. B. durch die Energiesparpartnerschaft

    Berlin). Zum Tagesgeschäft der Berliner Energieberater gehören

    Energieeffizienzfragen in Industrie, Gewerbe, Handel und privaten

    Haushalten. Schließlich werden verschiedene Energie-Kampagnen

    von Berlin aus gesteuert (z. B. durch die Deutsche Energieagentur

    oder die Berliner Energieagentur). Die letztgenannten Themen stan-

    den nicht im Fokus des Forschungspolitischen Dialogs, sind für das

    Gesamtbild aber ebenfalls von Bedeutung.

  • 13

    Perspektiven eines möglichen Kompetenzfeldes „Energietechnik“

    innerhalb der Innovationsstrategie des Landes Berlin

    Berlin hat ein anerkannt hohes wissenschaftliches Potenzial und

    zahlreiche innovative Unternehmen. Im Innovationsindex der

    europäischen Regionen, der vom Statistischen Landesamt Baden-

    Württemberg erstellt wird, nimmt Berlin den zweiten Platz ein. Mit

    dem Ziel, die hohe Innovationsfähigkeit des Standortes besser in

    wirtschaftliche Leistungsfähigkeit umzusetzen, wurden die innova-

    tionspolitischen Aktivitäten und die Wirtschaftsförderung des Landes

    auf ausgewählte Felder konzentriert. In diesen sind ein hohes For-

    schungspotenzial sowie ein Kern an international wettbewerbsfähi-

    gen, wachsenden Unternehmen vorhanden; der Kooperationsgrad

    zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist hoch.

    Bislang wurden die fünf Kompetenzfelder Biotechnologie, Medizin-

    technik, Optische Technologien/Mikrosystemtechnik, IuK/Medien

    sowie Mobilität & Verkehr als besonders förderungswürdig identi-

    fiziert. Für diese wurden Masterpläne formuliert, die Perspektiven,

    Strategien und Maßnahmen für die Entwicklung der Felder auf-

    zeigen. Außerdem definieren die Masterpläne so genannte Hand-

    lungsfelder, d. h. Schwerpunkte innerhalb der breit aufgestellten

    Kompetenzfelder, auf die sich die Aktivitäten fokussieren (z. B.

    Bahnsystemtechnik als ein Handlungsfeld innerhalb von Mobilität &

    Verkehr). An der Ausarbeitung und Umsetzung der Prozesse sind ne-

    ben Forschungseinrichtungen und Unternehmen die so genannten

    Quadriga-Partner (Berlin Partner, Investitionsbank Berlin, IHK Berlin,

    Senat von Berlin und TSB) beteiligt.

    Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Kompetenzfelder betreffen

    beispielsweise:

    • die Ansiedlungspolitik

    • die Einrichtung von Initiativen, die Wirtschaft und Wissenschaft ver-

    netzen (BioTOP Berlin-Brandenburg, OptecBB, TSB FAV, TSB Medici, ... )

    • die internationale Vernetzung

    • die Förderung von Forschungskooperationen

    • die Förderung von Pilot- und Leuchtturmprojekten

    • die Unterstützung bei der Umsetzung von Innovationsideen in

    Projekte und Produkte

    • die Unterstützung bei der Akquisition von Forschungsmitteln

    des Bundes und der EU

    • die langfristige Ausrichtung der Forschungs- und Bildungslandschaft

    • das Standortmarketing (gemeinsame Außendarstellung, Präsentation

    auf Messen, ... )

    • die Finanzierung von Wachstum und Innovation.

    Etwa 80 Prozent der Berliner Fördermittel fließen heute in die Kom-

    petenzfelder. Mindestens ebenso wichtig wie der finanzielle Aspekt

    ist indes die breite Unterstützung durch Politik und Verwaltungen,

    auf die ein Kompetenzfeld bei der Umsetzung von Maßnahmen

    zählen kann.

    Energie zählte zum Zeitpunkt des Forschungspolitischen Dialogs

    noch nicht explizit zu den Kompetenzfeldern in Berlin. Dennoch

    wurden in der Vergangenheit zahlreiche Forschungs- und Anwen-

    dungsprojekte unterstützt, die einen engen Bezug zu energierele-

    vanten Fragestellungen haben. Die Ansiedlung von Unternehmen wie

    Inventux Technologies, Despatch Industries, ALD Vacuum Technologies,

    Berlin Solar, ... zeigt außerdem, dass ein Schwerpunkt der Ansied-

    lungspolitik in den vergangenen Jahren bereits auf der Solarindustrie

    lag. Eine mit den Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft abge-

    stimmte strategische Ausrichtung der Maßnahmen ist bislang jedoch

    nicht erfolgt.

    Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, Energietechnik innerhalb

    der Innovationsstragie des Landes Berlin stärker zu berücksichtigen.

    Entscheidend für den Erfolg eines neuen Berliner Kompetenzfeldes

    „Energietechnik“ ist natürlich, dieses mit konkreten Inhalten und

    Maßnahmen zu füllen, von deren Umsetzung möglichst viele Akteure

    in der Region profitieren. Ziel dabei sollte sein, mit Blick auf die

    vorhandenen Forschungskompetenzen und die regionalwirtschaft-

    liche Relevanz, die Wettbewerbsfähigkeit der Region weiter zu

    Basispapier

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    14

    steigern und die vorhandenen Potenziale und Wachstumschancen

    optimal zu nutzen. Das ist jedoch nur möglich, wenn Wissenschaft,

    Wirtschaft und Politik ihre Interessen frühzeitig in den Prozess ein-

    bringen und diesen konzertiert vorantreiben.

    Ein Kompetenzfeld „Energietechnik“ hat somit eine primär wirtschafts-

    und innovationspolitisch begründete Zielsetzung und wendet

    sich von den in Abb. 2 dargestellten Akteuren nicht vorrangig an

    die Anwender. Damit unterscheidet es sich deutlich von anderen

    Programmen und Initiativen, z. B. dem Landesenergieprogramm

    2006-2010, das die klimaschutzpolitischen Ziele Berlins festschreibt.

    Dennoch ist das Anwendungspotenzial, das einzelne Technologien

    in Berlin haben, für ein Kompetenzfeld insofern relevant, als dass es

    besondere Chancen für die Entwicklung und die Vermarktung inno-

    vativer Technologien eröffnen kann. Dies gilt insbesondere für kleine

    und mittlere Unternehmen, falls sie einen Fokus auf den regionalen

    Markt haben. Der Großteil energietechnischer Komponenten Berliner

    Hersteller wird allerdings auf dem Weltmarkt abgesetzt, nur ein

    Bruchteil in der Region selbst.

    Brandenburg verfolgt mit der Einrichtung von 16 so genannten

    Branchenkompetenzfeldern eine ähnliche Strategie wie Berlin. In

    fünf ausgewählten Zukunftsfeldern, in denen bei Technologie und

    Innovation eine besonders hohe Kongruenz zwischen Berlin und

    Brandenburg besteht, haben die beiden Länder Ende des Jahres

    2007 vereinbart, die Strategieentwicklung zukünftig gemeinsam zu

    betreiben. Darunter befindet sich das Zukunftsfeld „Energietechnik“.

    Die Entwicklung einer detaillierten Strategie für das Berliner Kompe-

    tenzfeld wird daher innerhalb des generellen Rahmens des gemein-

    samen Zukunftsfeldes der beiden Bundesländer erfolgen. Abb. 3 zeigt

    einen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum in Berlin und Branden-

    burg bearbeiteter Themen, bei denen mehr oder weniger große Ge-

    meinsamkeiten zwischen den Ländern bestehen.

    (Abb. 2) Akteure im Technologiefeld Energie

    Quelle: TSB-Studie „Das Technologiefeld Energie“, REGIOVERLAG Berlin

    Politik und Verwaltung

    Anwender

    Private HaushalteUnternehmenÖffentliche Hand

    Energie

    WissenschaftUniversitätenFachhochschulenAußeruniversitäre Forschungseinrichtungen

    Wirtschaft

    EnergieversorgungsunternehmenHersteller und Zulieferer von Tech-nologien zur Erzeugung, Vertei-lung, Speicherung und Nutzung von EnergieAnbieter von energiebezogenen Dienstleistungen

  • 15

    Ziele des Forschungspolitischen Dialogs

    Als ein wichtiges und erfolgreiches Instrument zur Förderung des

    strategischen Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik

    haben sich die Forschungspolitischen Dialoge erwiesen, die die TSB

    Technologiestiftung Berlin seit 1995 gemeinsam mit der Senatsver-

    waltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und weiteren

    Partnern veranstaltet. Übergeordnetes Ziel ist dabei, die Region

    Berlin-Brandenburg zu einem international anerkannten Kompetenz-

    zentrum in ausgewählten Technologiefeldern zu entwickeln. Bei-

    spielsweise führten die Forschungspolitischen Dialoge im Ergebnis

    zur Gründung verschiedener Initiativen wie dem Aktionszentrum

    BioTOP Berlin-Brandenburg.

    Mit dem Forschungspolitischen Dialog „Potenziale und Perspektiven

    der Energietechnik in Berlin“ verfolgen die Veranstalter folgende

    Ziele:

    • Die Perspektiven eines möglichen Berliner Kompetenzfeldes

    „Energietechnik“ sollen diskutiert und die umfassende Unterstützung

    durch Politik und Verwaltungen gesichert werden.

    • Besondere Kompetenzen und Potenziale im Bereich der Energie-

    technik in Wissenschaft und Wirtschaft in der Region sollen

    herausgearbeitet werden.

    • Drei aussichtsreiche Handlungsfelder sollen exemplarisch vorge-

    stellt und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbe-

    werbsfähigkeit in diesen Bereichen bestimmt werden.

    • Diskutiert werden soll, wie sich vor dem Hintergrund der in der

    Region vorhandenen Stärken und Schwächen sowie zukünftiger

    Trends die Rahmenbedingungen (z. B. Ausbildung, Forschung,

    Förderung) in der Region verbessern lassen, um die nachhaltige

    Entwicklung des Feldes optimal voranzutreiben.

    • Ein Anstoß für die weitere Intensivierung der Kooperation zwischen

    Wissenschaft und Wirtschaft soll gegeben werden.

    • Der Nutzen und die Art übergreifender Aktivitäten zwischen den

    Akteuren soll diskutiert werden.

    (Abb. 3) Überschneidungen in Handlungsfeldern im gemeinsamen Zukunftsfeld Energietechnik der Länder Berlin und Brandenburg

    Quelle: Dr. Sebastian Vogel, TSB

    Berlin Überschneidungen in Handlungsfeldern Brandenburg

    Photovoltaik

    Turbomaschinen

    Netze und Energiespeicherung

    energieeffiziente Gebäude

    Lichttechnik

    elektrische Antriebe

    Abwärmenutzung

    Windkraft

    Biokraftstoffe

    Geothermie

    Braunkohlekraftwerke, CO2-arme Kraftwerke

    gemeinsamesZukunftsfeld Energietechnik

    Basispapier

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    16

    Thesen

    Nachfolgend werden einige Thesen vorgestellt, die beim Forschungs-

    politischen Dialog als Diskussionsgrundlage dienten. Einige dieser

    Punkte haben einen weiteren Bezug als Energietechnik und stehen

    natürlich bereits auf der Agenda von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft

    und Verbänden. Hier sollten sie unter dem Aspekt des zukünftigen

    Kompetenzfeldes diskutiert werden:

    • Der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg

    ist in vielen energierelevanten Bereichen national und interna-

    tional wettbewerbsfähig. Trotzdem wird er im Außenauftritt nicht

    als eine gemeinsame Region wahrgenommen.

    • Die Einrichtung des Kompetenzfeldes und des länderübergrei-

    fenden Zukunftsfeldes „Energietechnik“ kann zur Entwicklung des

    Feldes beitragen und die Position der Region im nationalen und

    internationalen Wettbewerb verbessern. Dazu bedarf es eines ko-

    ordinierten Vorgehens, das sich an den Bedürfnissen der Beteilig-

    ten orientiert und das von den Akteuren aus Wissenschaft, Wirt-

    schaft, Politik, Verwaltung und Verbänden gemeinsam gestaltet wird.

    • Die Innovationsförderung sollte sich innerhalb der Energietechnik

    auf solche Handlungsfelder konzentrieren, in denen Berlin ausge-

    wiesene Stärken oder besondere Potenziale besitzt. Bei diesen Fel-

    dern handelt es sich insbesondere um die weiter oben genannten

    (s. S. 8-10).

    • Die Entwicklung von Handlungsfeldern, in denen eine hohe Kon-

    gruenz zwischen Berlin und Brandenburg besteht, sollte von bei-

    den Ländern gemeinsam betrieben werden.

    • Themen, die bereits mit hoher Intensität innerhalb der bestehen-

    den Kompetenzfelder bearbeitet werden (Verbrennungsmotoren

    und Hybridantriebe, Lichttechnik, Energieeffi zienz und IKT) sollten

    von diesen weiter betreut werden.

    • Innerhalb der Region ist der Kooperationsgrad zwischen den Ak-

    teuren in etlichen Bereichen ausbaufähig. Insbesondere für kleine

    und mittlere Unternehmen ist die Zusammenarbeit mit Partnern,

    die komplementäre Fähigkeiten einbringen, entscheidend, um

    ihre Innovationskraft zu verbessern und strukturelle Nachteile

    gegenüber Wettbewerbern auszugleichen. Deshalb sollten be-

    darfsorientiert Netzwerke zwischen Forschungseinrichtungen und

    Unternehmen gegründet werden, die mittels konkreter Projekte

    die Entwicklung innovativer Energietechnik vorantreiben.

  • 17

    • Das Image der Region als Entwicklungs- und Produktionsstand-

    ort innovativer Energietechnologien sollte verbessert werden.

    Dazu kann z. B. die Unterstützung des Feldes durch die Politik oder

    ein gemeinsamer Außenauftritt, der über Stärken, Aktivitäten und

    Kooperationsmöglichkeiten in der Region Berlin-Brandenburg

    informiert, beitragen.

    • In Bereichen, die von besonderer Bedeutung für die regionale

    Wirtschaft sind, sollten Forschungskapazitäten ausgebaut werden.

    • Die energietechnischen Studiengänge an den Hochschulen sollten

    als wichtiger Standortvorteil der Region weiterentwickelt werden.

    Die Abstimmung von Ziel und Inhalt von Studiengängen zwischen

    den Hochschulen und den Unternehmen kann dazu beitragen, be-

    darfsgerechter auszubilden. Natürlich ist dabei zu berücksichtigen,

    dass die Hochschulen nicht in erster Linie Ausbildungsstätten für

    die lokale Wirtschaft sind.

    • In einigen Bereichen sind außerdem Maßnahmen zur langfristigen

    Sicherung des Bedarfs an beruflich gebildeten Fachkräften erfor-

    derlich.

    • Die Aufgaben eines wirtschaftspolitisch und innovationspolitisch

    ausgerichteten Kompetenzfeldes „Energietechnik“ sollten klar von

    der Umsetzung von breitenwirksamen Maßnahmen zur Erreichung

    klimaschutzpolitischer Maßnahmen getrennt sein. Synergien bei der

    Erschließung von Anwendungspotenzialen sollten aber genutzt

    werden. Beispielsweise sollten öffentliche Vorhaben – sofern dies

    aufgrund vergaberechtlicher Bestimmungen möglich ist – zur

    Förderung innovativer Unternehmen und von Leuchtturmprojekten

    aus der Energietechnik genutzt werden.

    Basispapier

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    18

    Grußwort

    Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner / Senatsverwaltung für Bildung,

    Wissenschaft und Forschung

    Werner Heisenberg hat in seinem Werk „Physik und Philosophie“ die

    Energie als „den Grundstoff der Welt“ bezeichnet. Dies gilt heute

    mehr denn je: Dramatische Veränderungen auf den Energiemärkten,

    Energieeinsparung, Klimaschutz, die Frage nach den Energieträgern

    der Zukunft und ihre Bezahlbarkeit stehen im Mittelpunkt öffentli-

    cher Diskussion und privater Sorge. Der unverändert stark steigende

    Weltenergiebedarf sowie die energiebedingte Emission von umwelt-

    schädlichen Treibhausgasen lassen eine Energieversorgung, die Klima-

    und Umweltverträglichkeit mit Wirtschaftlichkeit und Sicherheit ver-

    nünftig ausbalanciert, zu einer Schüsselaufgabe staatlicher Steuerung

    werden. Getrieben von der Verknappung fossiler Ressourcen und

    den weltweit steigenden Energiepreisen gewinnen dabei die Ent-

    wicklung und Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie die Solaren-

    ergetik zunehmend an Bedeutung.

    Großer Wissensvorrat

    Wenn wir die Potenziale der Energietechnik in Berlin inventarisieren,

    so ist eines sicherlich festzuhalten: Die Berliner Hochschulen und

    außeruniversitären Forschungseinrichtungen verfügen über einen

    großen Wissensvorrat, was die Erzeugung und Nutzung von Energie

    angeht. Die Bandbreite des einschlägigen Potenzials geht dabei von

    der Klimaforschung am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

    (DIW) über das im November 2007 gegründete Innovationszentrum

    Energie (IZE) an der Technischen Universität, welches mein Haus mit

    einem interdisziplinären Forschungsverbund fl ankiert, bis hin zu

    exzellenten Forschungskapazitäten in der Dünnschichttechnologie

    oder im Gasturbinenbau. Auch das im Rahmen der Exzellenzinitiati-

    ve geförderte Cluster „Unifi ed Concepts in Catalysis“ trägt durch die

    Entwicklung und den Test innovativer Reaktorkonzepte zur Ener-

    gieforschung bei.

    Außerdem stellt die Berliner Wissenschaft eine Reihe weiterer For-

    schungskapazitäten bereit, die in der Energietechnik Anwendung

    fi nden können. Zu denken ist an die Mess- und Regelungstechnik

    oder an die Qualitäts- und Zuverlässigkeitsprüfungen, bei denen

    Berliner Institute über hervorragende und europaweit teilweise

    einzigartige energierelevante Forschungsansätze und Erfahrungen

    verfügen.

    Erkenntnisfortschritt und Anwendungspotenzial der Energieforschung

    sind also ganz entscheidend beeinfl usst von einer engen Verfl echtung

    mit solchen Wissenschafts- und Technologiefeldern wie Materialwis-

    senschaften, Nanotechnologie, Lasertechnik oder Klimaforschung. In

    Berlin und der Region Berlin-Brandenburg ist mit Blick auf grundla-

    genorientierte und anwendungsbezogene Energieforschung fast alles

    vorhanden, um erfolgreich zu sein. Man muss es nur mit Bedacht

    und klarem Ziel auf den Feldern zusammenführen, auf denen Berlin

    die größte Kompetenz, vielleicht sogar ein Alleinstellungsmerkmal

    besitzt und die eine Schlüsselfunktion für mögliche Durchbrüche bei

    der Entwicklung innovativer Energietechnologien versprechen.

    Innovatives Kraftzentrum

    Gerade aufgrund seiner hervorragenden Forschungsinfrastruktur ist

    Berlin ein innovatives Kraftzentrum. Diesen Vorteil müssen wir noch

    stärker ausspielen. Die für die Bundesregierung tätige Expertenkom-

    mission Forschung und Innovation erhebt in ihrem im Frühjahr vor-

    gelegten Gutachten die Forderung, dass sich die deutsche Wissen-

    schaft und Wirtschaft sehr viel stärker als bisher auf die FuE-inten-

  • 19

    Grußwort

    siven Spitzentechnologien konzentrieren sollte. Bisherige Stärken

    in den hochwertigen Technologien reichen also nicht aus, um im

    internationalen Wettbewerb dauerhaft Spitzenplätze zu besetzen.

    Gerade bei den Spitzentechnologien und wissensintensiven Dienst-

    leistungen hat der Standort Berlin alle Chancen, auch international

    zum erfolgreichen Player zu werden.

    Dabei denke ich nicht zuletzt an das aus der Fusion von ehemaligem

    Hahn-Meitner-Institut und BESSY hervorgegangene Helmholtz-

    Zentrum Berlin für Materialien und Energie. Es eröffnet der Photo-

    voltaikforschung ganz neue Möglichkeiten: Denn die konsequente

    Einbindung und Nutzung der beiden wissenschaftlich komplemen-

    tären Großsonden – der Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II und

    der Neutronenstrahlungsquelle BER II – könnte innovative und

    einzigartige Forschungsprojekte ermöglichen, die der fusionierten

    Einrichtung weltweit ein Alleinstellungsmerkmal sichern würden.

    Zu den vielversprechenden Forschungs- und Anwendungsfeldern

    zählt ganz sicher das Arbeitsgebiet der Dünnschicht-Photovoltaik,

    das für die angestrebte Skalierung solarenergetischer Produktions-

    kapazitäten auf mehrere Giga-Watt pro Jahr allein aus Gründen

    des effizienten Einsatzes der verfügbaren materiellen Ressourcen

    unverzichtbar ist.

    Allerdings ist die Konkurrenz gerade auch auf dem Feld der Photo-

    voltaik groß. Ich nenne hier nur das schillernde Stichwort „Solar-

    valley Mitteldeutschland“. Der Begriff steht für einen an einem

    strategischen Ziel ausgerichteten Zusammenschluss von 27 Solarfir-

    men und 12 Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt

    und Thüringen, den das BMBF jüngst als einen Spitzencluster aus-

    wählte und mit insgesamt 40 Millionen Euro fördern will. Weitere 40

    Millionen Euro kommen von der Industrie, und das strategische Ziel

    lautet: Solarstrom soll ab dem Jahr 2015 günstiger angeboten werden

    als konventioneller Strom. Zu beachten ist dabei, dass Mitteldeutsch-

    land bereits heute die stärkste Solarregion Europas ist. Ein Beleg

    dafür ist der Umstand, dass etwa 80 Prozent der in Deutschland

    hergestellten Solarmodule und 90 Prozent der Solarzellen dort her-

    gestellt werden.

    In existierende Landkarte einpassen

    Was ich damit sagen will: Berlin bzw. die Hauptstadtregion ist keine

    Insel und muss seine forschungspolitischen Aktivitäten in die bereits

    existierende Landkarte der Solarforschung und -wirtschaft einpassen,

    gegebenenfalls auch strategische Partnerschaften eingehen. Für

    mich als Bildungs- und Wissenschaftssenator ist es allerdings mit

    diesen technologischen Schwerpunktsetzungen alleine nicht getan.

    Wir müssen zudem dafür sorgen, dass unsere Forschungseinrichtungen

    und innovativen Unternehmen auch in Zukunft auf genügend gut

    ausgebildetes Personal setzen können. Gerade angesichts der demo-

    grafischen Entwicklungen muss Berlin jetzt alle Anstrengungen unter-

    nehmen, um mehr Jugendliche für technische Berufe zu interes-

    sieren, um mehr Studierende für die Ingenieurwissenschaften zu

    gewinnen, diese erfolgreich zum Studienabschluss zu führen und

    – last but not least – auch nach dem Studium in Berlin zu halten.

    Interesse bei Kindern wecken

    Auch muss die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an na-

    turwissenschaftliche Themen so früh wie möglich beginnen. Oder

    anders gesagt: Sie dürfen das Interesse an der Natur erst gar nicht

    verlieren. Eigentlich sind Kinder ja geborene Weltentdecker und

    Naturwissenschaftler, die wissen wollen, wie die Welt um sie herum

    funktioniert. In der Schule sollte das Interesse an natur- und inge-

    nieurwissenschaftlichen Fachrichtungen und Studiengängen bestärkt

    werden. Hierbei spielen die Schülerlabore eine wichtige Rolle, viel-

    leicht auch eine so publikumswirksame Veranstaltung wie die Lange

    Nacht der Wissenschaften, aber wesentlich bleibt ein guter natur-

    wissenschaftlicher Unterricht.

    Und: Selbstverständlich müssen verstärkt Frauen für diese Studien-

    gänge gewonnen werden. Deutschland liegt – was die Ausbildung

    von Hochschulabsolventinnen der Natur- und Technikwissenschaf-

    ten betrifft – im europäischen Mittelfeld. Damit können wir uns

    nicht zufrieden geben. Neben dem jährlich stattfindenden Girls

    Day, der Mädchen und junge Frauen für „Männerberufe“ interes-

    sieren soll, führen die Hochschulen konkrete Projekte durch, um

    den Frauenanteil in den „MINT-Studiengängen“ zu erhöhen. Auch

    die Ausbildungsoffensive des Masterplans „Wissen schafft Berlin

    Zukunft“ wird hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

    Ich begrüße es sehr, dass der diesjährige Forschungspolitische Dialog

    zur Energietechnik auch aufgrund der lebhaften und offenen Diskus-

    sionen eine wichtigen strategischen Beitrag zur Entwicklung des

    neuen Kompetenzfeldes leisten kann.

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    20

    Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus begrüßte die Initiative, die

    die TSB gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissen-

    schaft und Forschung schon in den 90er Jahren mit den Forschungs-

    politischen Dialogen begonnen hat. Sie lobte diesen Dialog zwischen

    Wissenschaft, Politik und der Verwaltung als eine hervorragende

    Strategie, nun nach Wegen zu suchen, wie sich die Region im bun-

    desdeutschen Vergleich behaupten und in einigen Bereichen eine

    Vorreiterrolle übernehmen könnte. Die Tatsache, dass beispielsweise

    BioTOP Berlin-Brandenburg aus einem solchen Forschungspolitischen

    Dialog entstanden ist, zeigt, dass die hohen Erwartungen an diese

    Veranstaltungen durchaus gerechtfertigt sind.

    Dass BioTOP eine Erfolgsgeschichte geworden ist und auf dem Gebiet

    der Biotechnologie bereits eine Menge erreicht worden sei, zeige

    auch, dass alle Beteiligten in der Region durchaus ungewöhnlichen

    Ideen und einer risikofreudigen und kritischen Auseinandersetzung

    sehr aufgeschlossen gegenüber stünden. „Wir brauchen solch ein in

    die Zukunft gerichtetes und risikofreudiges Innovationsklima nicht

    nur in Berlin, sondern in der gesamten Hauptstadtregion“, sagte die

    Staatssekretärin.

    Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus / Senatsverwaltung für Wirtschaft,

    Technologie und Frauen

    Grußwort

  • 21

    Gemeinsame Stärken formulieren

    Sie betonte auch, dass es notwendig sei, gemeinsame Stärken zu

    formulieren und ebenso etwa vorhandene Schwächen zu identifi-

    zieren und möglichst zu beheben. Dabei müssten sich alle Beteilig-

    ten zusammensetzen und in eine gemeinsame Richtung schreiten.

    Neben den bereits bestehenden Berliner Kompetenzfeldern komme

    auch nach Ansicht von Staatssekretärin Nehring-Venus der Klima-

    politik und den erneuerbaren Energien in Zukunft eine wachsende

    Bedeutung zu. Hier böte sich weltweit ein großes Feld und eine große

    Chance für Forschung und Entwicklung. Berlin und Brandenburg

    hätten auf diesem Gebiet gemeinsam ein riesiges Potenzial. „Berlin

    samt der Region müssen daran arbeiten, auf diesem Forschungsfeld

    eine Vorreiterstellung einnehmen zu können“, forderte die Staats-

    sekretärin.

    Masterplan angekündigt

    Deshalb unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie

    und Frauen auch die Bemühungen, die Energietechnik zu einem

    sechsten Kompetenzfeld zu machen. Sie kündigte einen Masterplan

    unter Führung der TSB an, wobei ihre Verwaltung unterstützen und

    koordinieren will. Damit solle erreicht werden, dass das vorhandene

    Potenzial noch besser genutzt werde und sich die Region auch

    gegen die starke Konkurrenz – beispielsweise in der Photovoltaik-

    produktion in Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt – behaupten

    könne. „Der Senat von Berlin ist bereit, in unserem Ballungsraum

    von Hightech bis hin zur Qualifizierung des Handwerks die Voraus-

    setzungen für die Bewältigung dieser Herausforderung zu schaffen“,

    versprach Nehring-Venus. In diesem Zusammenhang forderte sie

    auch die Einbindung der Berliner Energieagentur.

    Der Berliner Senat wolle ein Energiekonzept 2020 entwickeln und

    brauche hierbei jede Unterstützung. Sie forderte die Anwesenden

    auf, gemeinsam alles zu tun, dass die Region das Kompetenzfeld

    Energietechnik erfolgreich besetze und damit Maßstäbe setze, nicht

    zuletzt auch deshalb, weil damit in der Region eine Vielzahl von

    Arbeitsplätzen entstünden.

    Grußwort

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    22

    Die Region muss auffälliger werden

    In Berlin und Brandenburg sind an Universitäten, Fachhochschulen

    und Forschungseinrichtungen alle wichtigen Zweige der Energiefor-

    schung vertreten. Prof. Frank Behrendt, Leiter des Innovations-

    zentrums Energie (IZE) an der TU Berlin, stellte diese Einrichtungen

    vor und zeigte die ganze Bandbreite der wissenschaftlichen Arbeit

    auf. In Brandenburg nannte er insgesamt neun Einrichtungen, die

    energierelevante Forschung betreiben, in Berlin zehn (s. Abb. 4).

    Alle diese Einrichtungen haben teilweise sehr unterschiedliche

    Schwerpunkte. Mit dem IZE hat die TU Berlin einen ersten Schritt

    getan, zunächst die inneruniversitären Forschungsbereiche, insbe-

    sondere die Bereiche Photovoltaik, Turbomaschinen und Energie-

    effi zienz, zu bündeln. Er betonte, dass Energie eines der sieben

    Schwerpunktthemen an der TU Berlin sei.

    Kein kohärentes Energiekonzept

    Prof. Behrendt bemängelte, dass es weder national noch regional

    ein kohärentes Energiekonzept gibt. Daneben stellte er einen steigen-

    den Innovationsdruck im Energiesektor fest, der gerade für die Region

    Berlin-Brandenburg eine große Chance darstelle. Für die optimale

    Gestaltung der Zukunft ist nach seiner Ansicht eine fächerübergrei-

    fende Zusammenarbeit zwischen Forschung, Wirtschaft und Politik

    nötig. Um besser zu sein als einerseits die Konkurrenz im deutsch-

    sprachigen Raum, aber andererseits auch international, forderte

    er die rasche Erstellung eines eigenen Profi ls für die Region. Erste

    Schritte sind hier bereits getan, sie müssen aber stetig unter Ein-

    beziehung von ökonomischen, rechtlichen und gesellschaftlichen

    Fragen weiter vorangetrieben werden.

    Als Modell kann die Struktur des IZE dienen, das in Berlin alle rele-

    vanten Wissenschaften vereint. Als Kernpunkte des Forschungs-

    clusters des IZE nannte Prof. Behrendt „Effi ziente Gasturbinen“,

    „Dünnschicht- und Nanotechnologie für die Photovoltaik“, „Elektri-

    sche Netze und Energiespeicherung“, „Nutzung von Niedertempera-

    turwärme“ sowie „Energieeffi ziente Gebäude und Städte“.

    Veraltete Heizungen

    Am Beispiel des Wärmemarktes erläuterte Prof. Behrendt schließlich

    einige spezifi sche Herausforderungen für die Region. Im Unterschied

    zum übrigen Bundesgebiet kommt die Wärme in Berlin zu 32 Prozent

    (im Bund 55 Prozent) aus Zentralheizungen und zu 68 Prozent (im

    Bund 45 Prozent) aus dezentralen Heizungen. In Berlin sind etwa

    20.000 Öl- und Gasheizungen älter als 25 Jahre. Deshalb soll in

    der Region die Frage der Effi zienz in den Bereichen „Wandlung“,

    „Verteilung“ sowie „Nutzung“ in den Vordergrund gestellt werden.

    50 Prozent des gesamten Energiebedarfs geht in den Gebäudebe-

    reich. Wenn dort der Energieverbrauch um 10-20 Prozent gesenkt

    werden kann, ist dies ein großer Erfolg. „Die Region muss auffälli-

    ger mit ihrer Energieforschung auftreten und ein Schaufenster der

    Leistungsfähigkeit deutscher Energieforschung mit internationaler

    Ausstrahlung werden“, mahnte Prof. Behrendt.

    Einführungsreferat

    Prof. Dr. Frank Behrendt / Institut für Energietechnik, Fachgebiet Energie-

    verfahrenstechnik und Umwandlungstechniken regenerativer Energien,

    Technische Universität Berlin

    Profi l der energiebezogenen Forschung in Berlin und Brandenburg

  • 23

    (Abb. 4) Energierelevante Einrichtungen in Berlin-Brandenburg

    Name Forschungsbereiche Energie

    Universitäten und Fachhochschulen in Brandenburg

    BTUBrandenburgische Technische Universität Cottbus

    Kernthemen: Material, Umwelt, Information und Kommunikation, Kraftwerkstechnik, VersorgungsnetzeCEBra-Centrum für EnergietechnologieEntwicklung integrierter Konzepte für Ostdeutschland

    FHBFachhochschule Brandenburg

    Energie- und Umwelttechnologien im Maschinenbau in den Bereichen Konstruktion, Elektrotechnik und Verfahrenstechnik

    Fachhochschule Eberswalde Nachwachsende Rohstoffe, nachhaltige Bereitstellung forst- und landwirtschaftlicher Energieträger

    Technische Fachhochschule Wildau Energieverfahrenstechnik, Solartechnik, Windenergie, Biomasse, Verkehrslogistik und Analyse von Energiesystemen

    FachhochschuleLausitz

    Verbrennung, Solartechnik, Wasserkraft, Energiespeicher, Energietransport- und verteilung

    IGV GmbHInstitut für Getreideverarbeitung

    Anlagen- und Produktentwicklung für die Lebensmittelindustrie, CO2-Fixierung über Mikroalgen zur Herstellung von Kraftstoffen

    ATB Leibnizinstitut für Agrartechnik Potsdam-Berlin e. V.

    Bereitstellung verfahrenstechnischer Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft, nachwachsende Rohstoffe und Energie im ländlichen Raum (z. B. Biogas)

    FIB e.V.Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften

    Wissenschaftliche Grundlagen und Konzepte zur Lösung der Umweltprobleme, die durch den Braun-kohletagebau in der Lausitz entstehen

    GFZGeoforschungszentrum Potsdam

    Multidisziplinärer Forschungsverbund in den Bereichen Geodäsie, Geophysik und Geochemie

    Universitäten in Berlin

    FU BerlinFreie Universität

    hauptsächlich Grundlagenforschung (Physik), Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU) in Zusammenar-beit mit dem Hemholtz-Zentrum Berlin

    HU BerlinHumboldt-Universität

    kein Schwerpunkt, aber Projekte zu energierechtlichen Fragestellungen, Liberalisierung Energiemarkt bzw. Energie- und Rohstoffpflanzen

    TU BerlinTechnische Universität

    Bündelung der Aktivitäten im Innovationszentrum Energie (IZE), insbesondere in den Bereichen Turbo-maschinen, Photovoltaik, Energiespeicherung sowie Energieeffizienz von Gebäuden und Städten

    Fachhochschulen in Berlin

    FHTW BerlinFachhochschule für Technik und Wirtschaft

    Entwicklung und Einsatz regenerativer Energien in mehreren Arbeitsgebieten, Kompetenzfeld „Nachhal-tige Energieversorgung von Gebäuden“

    TFH BerlinTechnische Fachhochschule

    Gebäudetechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau, Forschungsprojekte zu Energieübertragung (Höchstspannungskabel), Piezoelektrische Antriebe

    FHW BerlinFachhochschule für Wirtschaft

    Steinbeis-Forschungszentrum (SFZ) für umweltbewusstes Bauen, Netzwerk für energieeffizientes Bauen, energetische Gebäudesanierung

    Forschungseinrichtungen in Berlin

    BAMBundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

    Hochtemperaturwerkstoffe, Entsorgung radioaktiver Abfälle, CO2-arme Kraftwerkstechnologien

    DLRDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

    Antriebsforschung, Strömungsmechanik, technische Akustik, verkehrsträgerübergreifende Konzepte

    HZBHelmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

    Solarenergie (Dünnschicht-Photovoltaik), Strukturforschung in Zusammenarbeit mit BESSY

    DIW BerlinDeutsches Institut für Wirtschaftsforschung

    Entwicklung von energie-, verkehrs- und umweltpolitischen Strategien, wettbewerbsfähige Energie-versorgung

    Quelle: Prof. Dr. Frank Behrendt, TU Berlin

    Einführungsreferat

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    24

    Dr. Sebastian Vogel berichtete über die Studie der TSB Technologie-

    stiftung Berlin, die der Frage nachgeht, wo die Stärken, Schwächen

    und Potenziale der Region im Energiebereich liegen. Dazu hat Dr.

    Vogel insgesamt 63 Interviews mit Entscheidungsträgern aus Wissen-

    schaft, Forschung, Wirtschaft und Politik geführt. Hinzu kommen

    umfangreiche Literaturstudien, amtliche Quellen und Daten von

    Verbänden und Unternehmen. So entstand ein detailliertes Bild der

    Berliner Kompetenzen in 18 energiebezogenen Technologieberei-

    chen.

    Bedeutender Wirtschaftsfaktor

    Dr. Vogel fragte danach, wie sich die Energiebranche in Berlin und

    Brandenburg zusammensetzt und welche wirtschaftliche Bedeutung

    sie für die gesamte Region hat. Berlin hat als Energiestandort mit

    mehr als 350 Unternehmen ein umfangreiches Know-how zu bieten.

    In der Hauptstadt sind mehrere große Energieversorgungsunterneh-

    men wie Vattenfall, Gasag, Nuon u. a. ansässig. Dazu kommen Groß-

    unternehmen aus dem Bereich der Energietechnik wie Siemens,

    Converteam, MAN Turbo, Alstom u. a. sowie zahlreiche innovative

    kleine und mittlere Unternehmen. Mit 29.000 Beschäftigten allein

    in Berlin ist die Energiebranche ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

    Weitere 18.000 Beschäftige in diesem Bereich gibt es in Branden-

    burg. Bei einigen energiebezogenen Themen hat die Region bereits

    eine Spitzenstellung. Beispielsweise ist Berlin-Brandenburg die eu-

    ropaweit führende Region bei der Produktion von Turbomaschinen

    und der deutschlandweit zweitgrößte Photovoltaik-Standort. Auch

    in anderen Bereichen bestehen herausragende Kompetenzen oder

    ein besonderes Wachstumspotenzial.

    Zwischen Berlin und Brandenburg gibt es einige Überschneidungen

    und Gemeinsamkeiten, teilweise aber auch sehr unterschiedliche

    Schwerpunktsetzungen. Gemeinsam stark sind die beiden Bundes-

    länder in der Photovoltaik, bei den Turbomaschinen, bei elektrischen

    Netzen und Energiespeicherung und den energieeffi zienten Gebäu-

    den. Berliner Schwerpunkte sind unter anderem die Lichttechnik,

    die elektrischen Antriebe und die Abwärmenutzung. Windkraft,

    Biokraftstoffe und CO2-arme Kraftwerke sind dagegen vorrangig in

    Brandenburg angesiedelt.

    Dr. Sebastian Vogel / TSB Technologiestiftung Berlin

    Bedeutung der Energiebranche für Berlin und Brandenburg

    Einführungsreferat

  • 25

    Herausragende Akteure

    Dr. Vogel resümiert, dass eine Vielzahl energierelevanter Themen in

    Berlin-Brandenburg abgedeckt wird und es etliche herausragende

    Akteure sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaft gibt.

    Deshalb existieren nach seiner Meinung trotz der starken nationalen

    und internationalen Konkurrenz anderer Regionen hervorragende

    Bedingungen für die Entwicklung eines leistungsfähigen Schwer-

    punktbereichs. In allen Bereichen gleichermaßen wettbewerbsfähig

    zu sein, ist aber nicht möglich. Deshalb sollte eine Konzentration

    auf besonders starke und aussichtsreiche Felder erfolgen. Koope-

    rationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft existieren bereits in

    zahlreichen Ansätzen, sollten aber ausgebaut werden.

    Die Studie „Das Technolo-giefeld Energie in der Re-gion Berlin-Brandenburg“ (ISBN 978-3-929273-70-0) kann über den Buch-handel oder direkt beim REGIOVERLAG Berlin bezogen werden (E-Mail: [email protected] bzw. Fax 030 / 443 77 02 22).

    Einführungsreferat

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    26

    Einleitende Moderation

    In ihrer Einleitung zum Themenkomplex Photovoltaik stellte Prof.

    Martha Lux-Steiner vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien

    und Energie GmbH (HZB) die Frage, ob es wünschenswert sei, dass

    die Industrie die Forschung und Entwicklung an den Hochschulen

    direkter und aktiver unterstützen soll und appellierte sogleich an

    die Anwesenden, diese Frage uneingeschränkt mit „Ja“ zu beant-

    worten. Sie schilderte ihre positiven Erfahrungen aus dem Bereich

    „Heterogene Materialsysteme in der Solarenergieforschung“ beim

    HZB, den sie selbst leitet und der sehr von der engen Kooperation

    zwischen Industrie und Forschung profi tiert. Hier arbeiten Physiker,

    Chemiker und Ingenieure mit der Industrieforschung gemeinsam

    an grundlegenden Fragen der Dünnschichtbauelemente bis hin zur

    technologischen Umsetzung.

    Insgesamt sprach sie sich dafür aus, dass die unterschiedlichen Ini-

    tiativen und Systeme im Bereich der Photovoltaik mehr und besser

    verbunden werden müssen.

    Nach Ansicht von Prof. Lux-Steiner müssen aber auch die personellen

    Ressourcen in den Forschungseinrichtungen verbessert werden.

    Dabei sollten in weit höherem Maße als bisher die Lehre in den

    Hochschulen und Ausbildung in den Betrieben mit einbezogen wer-

    den. Vor allem die Ausbildungssituation in den Betrieben

    Wie muss sich die Region aufstellen, um nachhaltig am Boom in der Branche teilzuhaben?

    Prof. Dr. Martha Lux-Steiner / Helmholtz-Zentrum Berlin

    für Materialien und Energie GmbH

    Photovoltaik

  • 27

    findet nach ihrer Meinung noch zu wenig Beachtung.

    Wie viele andere Teilnehmer stellte auch Prof. Lux-Steiner fest, dass

    in Berlin und Brandenburg die teilweise Unbeweglichkeit der Behör-

    den ein großes Hindernis für schnelle Fortschritte sei und forderte

    eine Vereinfachung der Bestimmungen sowie eine größere Flexibi-

    lität bei den zuständigen Behörden. Kürzere und durchschaubarere

    Wege sind eine wichtige Voraussetzung für den Standort Berlin-

    Brandenburg.

    Schließlich forderte Prof. Lux-Steiner die Entscheidungsträger dazu

    auf, Forschung und Entwicklung nicht nur der Großindustrie zu über-

    lassen. Gerade bei den erneuerbaren Energien kommen viele Innova-

    tionen aus kleinen und mittleren Unternehmen. Die Wege zwischen

    den Hochschulen und diesen Unternehmen sind oft kürzer und

    einfacher als zu großen Konzernen.

    Photovoltaik

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    28

    Boom nachhaltig gestalten

    Die SOLON AG für Solartechnik wurde 1997 in Berlin gegründet und

    war ein Jahr später das erste börsennotierte Solarunternehmen

    Deutschlands. Das Unternehmen wächst stetig, der Umsatz stieg

    kontinuierlich und wird 2008 etwa 850 Mio. Euro betragen. 2007

    lag der Umsatz noch bei 500 Mio. Euro. Dabei verlagerte sich der

    Schwerpunkt immer mehr ins Ausland. 2006 wurden in Deutschland

    noch 40 Prozent des Umsatzes erzielt, aktuell sind es nur noch 25

    Prozent.

    Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Mitarbeiter. Derzeit beschäf-

    tigt die Firma über 1.000 Menschen an sieben Standorten in fünf

    Ländern. Mit über 400 Mitarbeitern arbeiten die meisten Beschäf-

    tigten in Deutschland gefolgt von Österreich, Italien, den USA und

    der Schweiz. Fast 70 Prozent der in diesem Jahr neu in Deutschland

    eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Berlin

    (s. Abb. 5). Die meisten von ihnen sind Professionals, gefolgt von

    Fachhochschulabsolventen/-innen und Absolventen/-innen von

    Universitäten (s. Abb. 6).

    6 % 25 %

    69 %

    Sonst. Deutschland Berlin Ausland

    Quelle: SOLON AG

    (Abb. 5) Neueinstellungen 2008 am Standort Berlin (Abb. 6) Hintergrund der neuen Mitarbeiter aus Berlin

    Quelle: SOLON AG

    FH-Absolventen

    Universitäts-absolventen

    Professionals

    0 10 20 30

    Anke Hunziger / SOLON AG

    Fachkräfte, Forschung, Förderung. Wie lassen sich die Rahmenbedingungen in Berlin für die PV-Branche aus Unternehmenssicht optimal gestalten?

  • 29

    Hinderlicher Behördenmarathon

    Anke Hunziger, Personalvorstand der SOLON AG, warnte aber gleich-

    zeitig vor dem allzu großen Behördenmarathon, den man in Berlin

    immer wieder erleben müsse. Auch deswegen habe die Firma vor

    einigen Jahren einen neuen Standort in Greifswald errichtet, wo

    man mit großer Begeisterung aufgenommen worden sei.

    Insgesamt forderte Anke Hunziger einen unbürokratischeren Umgang

    mit neuen Arbeitskräften aus dem Ausland, die das Unternehmen

    dringend benötigt. Hier müsse man auch in der Region lernen, dass

    sich die Arbeitnehmermärkte verändert haben. Eigeninitiative und

    Verantwortungsbereitschaft sollten nach ihrer Meinung als Kern-

    kompetenzen auch für die Mitarbeiter in den Behörden verankert

    werden.

    Anke Hunziger kritisierte, dass die Überschrift zu diesem Teil des

    Forschungspolitischen Dialogs falsch gestellt sei. Statt zu fragen, wie

    sich die Region aufstellen muss, um am Boom der Branche teilzuha-

    ben, sollte man besser fragen, wie sich Berlin und die Region auf-

    stellen müssen, um den Boom einer Branche nachhaltig zu gestal-

    ten.

    Optimierte Rahmenbedingungen

    Hierzu müssen nach ihrer Meinung vor allem die Rahmenbedingun-

    gen optimiert werden. Aus Unternehmersicht muss es in der Politik

    eine Priorität für die Wirtschafts- und Bildungspolitik geben. Von

    der Politik erwartet sie außerdem, dass als „Leuchttürme“ identifi-

    zierte Projekte mehr als bisher gefördert werden. Als Beispiel nannte

    sie die Förderung der Errichtung einer solaren Ladestation.

    In der Ausbildung ist bei ihr der Eindruck entstanden, dass viele

    Hochschulbereiche zu schlecht ausgestattet sind. Dies wird nach

    ihrer Erfahrung immer wieder durch die Studierenden vermittelt.

    Weiter wünschte sich Anke Hunziger, dass die erneuerbaren Energien

    vermehrt in die Curricula der klassischen Fachbereiche wie Elektro-

    technik oder Physik an den Universitäten und Fachhochschulen

    aufgenommen werden. Mehr Augenmerk schließlich muss, so Anke

    Hunziger, in der Ausbildung auch auf den Erwerb überfachlicher

    Schlüsselkompetenzen wie Sprachen und Kommunikationstraining

    gelegt werden. Nicht zuletzt wünscht sich die Personalmanagerin

    eine Vermehrung von Diversity-Programmen in den Studiengängen,

    mit denen sich u. a. der Anteil von Frauen erhöhen lässt. Besonders

    in den Ingenieurstudiengängen seien solche Programme wünschens-

    wert.

    Von den Forschungseinrichtungen erwartet sie, dass sie häufiger

    als bisher den Fokus auf die Systemtechnologie und die Energie-

    speicherung legen. Die Kraftwerke werden immer größer und er-

    fordern völlig neue Konzepte. Hier hat Berlin ein hervorragendes

    Potenzial und sehr viel mehr als die bisher genutzten Möglichkeiten,

    sich national und international zu profilieren.

    Als Modell einer engeren und funktionierenden Kooperation zwi-

    schen der Wirtschaft und der Wissenschaft sieht sie die Fachhoch-

    schule für Technik und Wirtschaft in Berlin als ein nachahmenswer-

    tes Modell für die Vernetzung von Instituten das Innovationszentrum

    Energie (IZE) an der TU Berlin. Allerdings räumte sie ein, dass beim

    Aufbau von Kooperationen auch die Unternehmen einiges versäumt

    haben. Auf beiden Seiten muss noch mehr anerkannt werden, dass

    Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ein ständiges

    Geben und Nehmen zum beidseitigen Erfolg sind und so zu einer

    Festigung des Standortes Berlin-Brandenburg beitragen.

    (Abb. 7) Übersicht von Photovoltaik-Instituten

    Institut Forschungsbereiche

    Fraunhofer-Institut für Solare Energie-systeme (ISE), Freiburg

    • Waferbasierte Module• Zuverlässigkeit

    Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie GmbH (HZB), Berlin

    • Dünnschicht F&E• wenig Modultechnologie

    Institut für Solare Energieversorgungs-technik (ISET), Kassel

    • PV Systemtechnologie• Modul als Komponente

    Institut für Solarenergieforschung (ISFH), Hameln

    • Zelltechnologie• Module F&E im Aufbau

    Photovoltaik-Institut (PI-Berlin) • Dünnschicht-Modultechnik• neue Konzepte in Dickschicht- verbindungstechnik

    Zentrum für Angewandte Energiefor-schung (ZAE), Bayern

    • Modul F&E (geplant)

    Quelle: SOLON AG

    Photovoltaik

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    30

    Volko Löwenstein ist Vorstandsvorsitzender der Inventux Techno-

    logies AG. Die Inventux Technologies AG wurde im Frühjahr 2007

    gegründet und produziert am Standort Berlin mikromorphe Dünn-

    schicht-Photovoltaikmodule. Damit ist die junge Firma der erste

    Hersteller in Europa, welcher auf Basis dieser hochinnovativen

    Technik Photovoltaikmodule produziert. Inventux ist in einer Bran-

    che tätig in der Know-how und dessen kontinuierliche Erweiterung

    entscheidende Erfolgsfaktoren darstellen. Bei der Entscheidung für

    Berlin als Standort hat das hier vorhandene Forschungspotenzial

    eine gewichtige Rolle gespielt.

    Herr Löwenstein betonte in seinem Vortrag die hohe Bedeutung der

    frühen und konsequenten Unterstützung seitens der Wissenschaft

    und Politik bei der Etablierung einer neuen und zukunftsträchtigen

    Industrie. Gerade im Bereich der solaren Energie kann Deutschland

    auf sehr erfolgreiche Beispiele verweisen. SMA Solar Technology,

    Weltmarktführer bei Wechselrichtern, hat bei Entwicklung und Aus-

    bau seiner Produktion von Beginn an auf enge Kooperationen mit

    Hochschulen und eine aktive Unterstützung durch die lokale Politik

    bauen können. Auf dem Gebiet der Beschichtungstechnologien ha-

    ben in Deutschland beheimatete Unternehmen ebenfalls bewiesen,

    dass sie zur Weltspitze gehören. Alanod, Bluetec oder Tinox sind

    technologisch führend bei der Beschichtung von Solarkollektoren.

    Volko Löwenstein / Inventux Technologies AG

    Vorsprung durch Innovation? Wird sich die Region Berlin langfristig als Produktionsstandort für Dünnschichttechnologien behaupten?

  • 31

    Auch sie haben beim Aufbau ihrer technologischen Vorreiterrolle

    eng mit den Universitäten TU München bzw. der TU Braunschweig

    zusammengearbeitet. Alle diese Beispiele beweisen, dass Deutsch-

    land als Standort für Spitzentechnologie beste Voraussetzungen hat,

    wenn die Standortvorteile rechtzeitig und konsequent genutzt werden.

    Berlin verfügt mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und

    Energie GmbH über eine führende und weltweit renommierte Insti-

    tution auf dem Gebiet der Dünnschicht-Photovoltaik. Forscher wie

    Prof. Dr. Bernd Rech gehören unbestritten zu den Spitzenwissen-

    schaftlern auf dem Gebiet der Dünnschichtforschung und leisten

    wertvolle Arbeit. Berlin hat daher von Hause aus gute Vorausset-

    zungen, sich zu einem langfristig erfolgreichen Standort für die

    Dünnschicht-Photovoltaik zu entwickeln. Nur ist es allein damit

    nicht getan. Volko Löwenstein unterstrich die hohe Bedeutung, die

    dem schnellen und abgestimmten Handeln zukommt, wenn Berlin

    das sich bietende Chancenfenster nutzen möchte. Das erfordert

    nicht nur eine enge und partnerschaftliche Kooperation zwischen

    Industrie und Forschung mit dem Ziel einer zeitnahen industriellen

    Umsetzung der Forschungsergebnisse.

    Ebenso bedarf es einer aktiven politischen Unterstützung. Aufgabe

    der Politik ist es, den Forschungsinstituten und Universitäten aus-

    reichend Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre herausge-

    hobene Stellung weiterhin behaupten und ausbauen können. Dies

    beinhaltet insbesondere die Bereitstellung einer adäquaten For-

    schungsinfrastruktur. Gerade in einer jungen und sich entwickeln-

    den Industrie verfügen die Unternehmen noch nicht über die Mittel

    zur Anschaffung aller benötigten Apparaturen, wie beispielweise

    einer modernen und genauen Messtechnik. Diese sind jedoch Vor-

    aussetzung für ein auf hohem Niveau betriebene Forschungs- und

    Entwicklungsarbeit und damit zur Sicherung des technologischen

    Vorteils gegenüber der globalen Konkurrenz.

    Es ist für die Photovoltaikindustrie daher immens wichtig, in ihrer

    Region schnellen Zugriff auf eine entsprechende Forschungsinfra-

    struktur zu haben. Genau hier besteht derzeit ein Defizit. In Berlin

    fehlen diese Forschungseinrichtungen, und junge Unternehmen

    wie Inventux sind darauf angewiesen, auf Anlagen außerhalb der

    Region Berlin-Brandenburg zurückzugreifen. Volko Löwenstein rief

    die Politik auf, hier schnell zu handeln und Abhilfe zu schaffen. Auf

    diesem Weg kann die Politik einen wichtigen Grundstein legen, um

    Berlin dauerhaft zu einem weltweit führenden Cluster in Forschung

    und Produktion von Dünnschicht-Photovoltaik zu machen. Entschei-

    dend ist, dass schnell und unbürokratisch gehandelt wird, da die

    Weichen im Dünnschichtmarkt jetzt gestellt werden und nur eine

    hohe Umsetzungsgeschwindigkeit den dauerhaften Erfolg garantie-

    ren kann.

    Photovoltaik

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    32

    Internationaler Leuchtturm in der Photovoltaik-Forschung und

    -ausbildung

    Er sei bewusst nach Berlin gegangen, weil Berlin der spannendste

    Platz für Photovoltaikforschung ist, sagte der langjährige Mitarbeiter

    am Forschungszentrum Jülich und jetzige Professor am Helmholtz-

    Zentrum Berlin (HZB) sowie an der TU Berlin, Prof. Dr. Bernd Rech,

    auf dem Forschungspolitischen Dialog. Die Produktionsstandorte

    der deutschen Dünnschicht-Photovoltaik konzentrieren sich auf die

    neuen Bundesländer – mit kleinen Ausnahmen in Baden-Württem-

    berg und Bayern. Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind

    neben der Region Berlin-Brandenburg in der Produktion führend.

    Prof. Rech berichtete über die langfristige Prognose des „Wissen-

    schaftlichen Beirates der Bundesregierung zur globalen Umweltver-

    änderung“. Danach wird sich in den nächsten Jahrzehnten und ins-

    besondere in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts der weltweite

    Energiemix grundlegend ändern (s. Abb. 8). Die Solarenergie wird

    dann einen großen Teil der Energieversorgung übernehmen.

    Prof. Dr. Bernd Rech / Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und

    Energie GmbH, Institutsteil Adlershof

    Grundlagenforschung und Industrie. Kann die PV-Forschung in Berlin den Anforderungen der Unternehmen gerecht werden?

    (Abb. 8) Veränderung des weltweiten Energiemixes bis 2100

    Quelle: www.solarwirtschaft.de

    2000 2010 2020 2030 2040 2050 Jährlicher Primär-energieeinsatz (EJ/a)

    1.600

    2100

    1.400

    1.200

    1.000

    800

    600

    400

    200

    0

    Solarthermie(Nur Wärme)

    Solarthermie(Nur Wärme)

    Solarstrom (Photovoltaik und solarthermische Kraftwerke)

    Wind Biomasse

    Wasserkraft Kernenergie Gas Kohle Öl

  • 33

    Preiswerte Solarenergie

    Notwendige Grundlage hierfür wird die Verbilligung der Solarenergie

    sein, wobei Kosten und Preise vor allem durch die Massenfertigung

    von Solarmodulen gesenkt werden. Außerdem bilden eine gezielte

    Technologieentwicklung und Aufwendungen in der Grundlagen-

    forschung die Basis für Zukunftsinnovationen. Die Photovoltaikfor-

    schung muss daher eine grundlegende Materialforschung umfassen,

    aber auch die Entwicklung neuer Konzepte und Bauelemente sowie

    die Bereitstellung neuer Technologien beinhalten.

    Prof. Rech forderte alle Beteiligten in der Region dazu auf, alles zu

    tun, damit sich Berlin und Brandenburg diesen Herausforderungen

    stellen und die führende Position beim Entwickeln neuer Photovoltaik

    technologien einnehmen kann. Damit erarbeitet sich die Region

    Berlin-Brandenburg und der Standort Deutschland zugleich einen

    großen Vorteil, diese Führungsposition auch in der Produktion ein-

    zunehmen.

    Weltweit bietet die Region Berlin-Brandenburg einzigartige Mög-

    lichkeiten, es bestehen aber auch einige Defizite, so Prof. Rech. Als

    Defizite identifizierte er vor allem Mängel in der Technologieent-

    wicklung, außerdem fehlten den Forschern Werkzeuge zur Unter-

    stützung der Industrie. Verstärkt werden muss die Ausbildung von

    der Grundlagenforschung über die Material- und Bauelementeent-

    wicklung und die Technologie bis hin zu den Systemen. Gleiches

    gilt für die Technologieentwicklung. Mit dem Aufbau eines Kompe-

    tenzzentrums „Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik

    – PVcomB“ durch das Helmholtz-Zentrum und die TU Berlin wird vor

    allem die Entwicklung innovativer Schwerpunkte in der Photovoltaik

    vorangetrieben. Weitere Forschungsgebiete sind die Entwicklung in-

    novativer Beschichtungsverfahren entlang der Wertschöpfungskette

    von Dünnschichtsolarmodulen, ein industrieller „Proof of Concept“

    für neuartige Solarkonzepte und Herstellungsverfahren, die Realisie-

    rung von industrienahen Prototypen von Dünnschichtmodulen und

    -komponenten, die Entwicklung von Diagnoseverfahren zur Charak-

    terisierung und Qualitätskontrolle sowie die hochwertige Ausbildung

    von Wissenschaftler/-innen und Ingenieur/-innen. Hier sucht laut

    Prof. Rech das Helmholtz-Zentrum das intensive Gespräch mit allen

    Beteiligten. Mit dem Kompetenzzentrum ist geplant, die Entwicklung

    der wichtigsten Dünnschichttechnologien unter einem Dach zu ver-

    einen und gemeinsam mit der Industrie und in Partnerschaft zum

    Beispiel mit dem Forschungszentrum Jülich voran zu treiben.

    Photovoltaik

  • Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven der Energietechnik in Berlin”

    34

    Mehr Geld und mutige Unternehmen

    Dabei geht es Prof. Rech nicht vorrangig um neue Ideen, denn die

    existieren seiner Meinung nach in ausreichendem Maße. „Wir brau-

    chen das Geld, um loslege