pillen und pipetten. von volker koesling und florian schülke (hg.)

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NEUE BÜCHER © 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.pharmuz.de 2/2011 (40) | Pharm. Unserer Zeit | 177 Pillen und Pipetten Wie Chemie und Pharmazie unser Leben bestimmt Warum sind Bakterien die besseren Chemiker? Woher stammen Wirkstoffe und wie gelangen sie in die Tablette? Können uns Arzneimittel jünger und gesünder machen? Warum gibt es keine „Pille für den Mann“? „Pillen und Pipetten“ gibt Ant- worten auf diese Fragen und be- leuchtet die zahlreichen Facetten der chemisch-pharmazeutischen Indu- strie. Zugleich rückt der Band ihren Einfluss auf unseren Alltag und auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Fokus. So zeigt er die Ge- schichte dieser Industrie von den Anfängen bis heute und ihre Auswir- kungen auf Medikamentennutzung, Ernährung und Landwirtschaft. Ein interessanter Aspekt ist die Erfindung der Tablette, die eine gewaltige Um- wälzung für die Arbeit der Apotheker nach sich zog. Heute verändert die Biotechnologie einschneidend das traditionelle Berufsbild des Chemi- kers. Die Autoren beschreiben, wie Wirkstoffe gesucht, gefunden und in großen Mengen produziert wer- den. Sie gehen auch auf aktuelle Themen ein: das Ersetzen von Tier- versuchen, die weltweite Arzneimit- telversorgung und die Rückstände von Medikamenten im Wasserkreis- lauf. Das Buch ist der Begleitband zur Ausstellung „Pillen und Pipetten – Die chemisch-pharmazeutische Indu- strie am Beispiel Schering“, die seit 2. Juni 2010 im Deutschen Technik- museum Berlin zu sehen ist. Tatjana Kirchner, Berlin Noch allzu gut erinnere ich mich, wenn bei der Konzeption von phar- mazeutischen Fortbildungsveranstal- tungen beim Thema „Immunologie“ abgewunken wurde: „haben wir nicht gelernt“, „verstehen wir nicht“, „lauter Abkürzungen“, „für die Praxis irrelevant“, waren die Argumente. Wer dann aber Herrn Prof. Resch, der immer bereit war,gerade auch vor Pharmazeuten zu referieren, zugehört hatte, war ausnahmslos begeistert. Denn unübertroffen war sein Talent, komplexeste Zusammenhänge auf das für ein Grundverständnis Not- wendige zu reduzieren, ohne dabei zu trivialisieren. Und ohne Ausnahme gelang es ihm, dieses Basiswissen so engagiert zu transportieren, dass die Vorbehalte gegenüber dem Thema bei nahezu jedem in kürzester Zeit verschwanden. Heute ist die Immunologie Teil der pharmazeutischen Approbations- ordnung. Sie ist nicht nur essentiell für das Verständlich vieler Krankhei- ten, sondern mindestens so essentiell für das Verständnis der großen Mehr- zahl unserer Arzneimittel. Diesem Umstand trägt die ein- schlägige Lehrbuch-Literatur noch keineswegs Rechnung. Zu dieser Ein- schätzung komme ich nicht etwa, weil man etwa in guten Lehrbüchern der Pharmakologie immunologische Aspekte komplett vermissen würde. Es fehlen vielmehr die spezialisierten Bücher,in denen das Wechselspiel zwischen Immunsystem und Arznei- mittel – im positiven wie im negati- ven Sinne – im Mittelpunkt steht, wo sich der Interessierte (und jeder, der sich für einen Arzneimittelfachmann hält, sollte hier Interesse zeigen) ein kompaktes und dennoch umfassen- des Bild machen kann. Hier setzt die „Immunpharmako- logie“ von Resch, Martin und Kaever an, die, wie sie in ihrem Vorwort be- tonen, die Motivation für dieses Buch aus ihrer Lehrtätigkeit schöpfen, mit dem Ergebnis, dass der Leser in der Tat ein exzellentes „Lehrbuch“ in Händen hält. Im ersten Teil wird in die Immuno- logie eingeführt, kurz, aber hinrei- Volker Koesling, Florian Schülke (Hg.) Koehler und Amelang, Leipzig 2010 ISBN 978-3- 7338-0377-3 29,90 Euro Immunpharma- kologie Gewissermaßen als kleine „Weih- nachtsüberraschung“ (aber sicherlich nicht als solche gedacht) entdeckte ich in der Vorweihnachtszeit ein Päckchen auf meinem Schreibtisch, das mir die UTB Verlagsgemeinschaft „auf Anregung und mit den besten Empfehlungen der Autoren“ zuge- schickt hatte: das neu erschienene Lehrbuch „Immunpharmakologie“. Man bat mich um meine Meinung, wie mir das Buch gefällt, wie ich sei- nen Aufbau beurteile, und ob ich es weiterempfehlen könne. Statt diese Fragen dem Verlag und den Autoren diskret mitzuteilen, war mir nach kurzer Durchsicht klar,dass dieses Buch eine öffentlichere Würdi- gung verdient. Denn alle drei Fragen lassen sich vorbehaltlos positiv be- antworten: Das Buch ist klasse, der Aufbau logisch, und ohne Zweifel kann man das Buch weiterempfeh- len. Zu diesen Schlüssen hätte ich auch kommen können, ohne das Buch geöffnet zu haben. Denn alleine der Name „Klaus Resch“ steht für didaktische Exzellenz in einem Fach, das vor noch gar nicht so langer Zeit nur von Insidern wahrgenommen wurde, das aber heute eine extrem dominante Rolle in der Medizin und in der Pharmazie spielt. Klaus Resch, Michael U. Mar- tin, Volkhard Kaever UTB, Stuttgart 2010 ISBN 978-3- 8252-8436-7 39,90 Euro

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N EU E B Ü C H E R

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.pharmuz.de 2/2011 (40) | Pharm. Unserer Zeit | 177

Pillen und Pipetten

Wie Chemie und Pharmazieunser Leben bestimmtWarum sind Bakterien die besserenChemiker?

Woher stammen Wirkstoffe undwie gelangen sie in die Tablette?

Können uns Arzneimittel jüngerund gesünder machen?

Warum gibt es keine „Pille fürden Mann“?

„Pillen und Pipetten“ gibt Ant-worten auf diese Fragen und be-leuchtet die zahlreichen Facetten derchemisch-pharmazeutischen Indu-strie. Zugleich rückt der Band ihrenEinfluss auf unseren Alltag und aufdie gesellschaftlichen Entwicklungenin den Fokus. So zeigt er die Ge-schichte dieser Industrie von denAnfängen bis heute und ihre Auswir-kungen auf Medikamentennutzung,Ernährung und Landwirtschaft. Eininteressanter Aspekt ist die Erfindungder Tablette, die eine gewaltige Um-wälzung für die Arbeit der Apothekernach sich zog. Heute verändert dieBiotechnologie einschneidend dastraditionelle Berufsbild des Chemi-kers.

Die Autoren beschreiben, wieWirkstoffe gesucht, gefunden und in großen Mengen produziert wer-den. Sie gehen auch auf aktuelleThemen ein: das Ersetzen von Tier-versuchen, die weltweite Arzneimit-telversorgung und die Rückständevon Medikamenten im Wasserkreis-lauf.

Das Buch ist der Begleitband zurAusstellung „Pillen und Pipetten –Die chemisch-pharmazeutische Indu-strie am Beispiel Schering“, die seit

2. Juni 2010 im Deutschen Technik-museum Berlin zu sehen ist.

Tatjana Kirchner, Berlin

Noch allzu gut erinnere ich mich,wenn bei der Konzeption von phar-mazeutischen Fortbildungsveranstal-tungen beim Thema „Immunologie“abgewunken wurde: „haben wirnicht gelernt“, „verstehen wir nicht“,„lauter Abkürzungen“, „für die Praxisirrelevant“, waren die Argumente.Wer dann aber Herrn Prof. Resch, derimmer bereit war, gerade auch vorPharmazeuten zu referieren, zugehörthatte, war ausnahmslos begeistert.Denn unübertroffen war sein Talent,komplexeste Zusammenhänge aufdas für ein Grundverständnis Not-wendige zu reduzieren, ohne dabeizu trivialisieren. Und ohne Ausnahmegelang es ihm, dieses Basiswissen soengagiert zu transportieren, dass dieVorbehalte gegenüber dem Themabei nahezu jedem in kürzester Zeitverschwanden.

Heute ist die Immunologie Teilder pharmazeutischen Approbations-ordnung. Sie ist nicht nur essentiellfür das Verständlich vieler Krankhei-ten, sondern mindestens so essentiellfür das Verständnis der großen Mehr-zahl unserer Arzneimittel.

Diesem Umstand trägt die ein-schlägige Lehrbuch-Literatur nochkeineswegs Rechnung. Zu dieser Ein-schätzung komme ich nicht etwa,weil man etwa in guten Lehrbüchernder Pharmakologie immunologischeAspekte komplett vermissen würde.Es fehlen vielmehr die spezialisiertenBücher, in denen das Wechselspielzwischen Immunsystem und Arznei-mittel – im positiven wie im negati-ven Sinne – im Mittelpunkt steht, wosich der Interessierte (und jeder, dersich für einen Arzneimittelfachmannhält, sollte hier Interesse zeigen) einkompaktes und dennoch umfassen-des Bild machen kann.

Hier setzt die „Immunpharmako-logie“ von Resch, Martin und Kaeveran, die, wie sie in ihrem Vorwort be-tonen, die Motivation für dieses Buchaus ihrer Lehrtätigkeit schöpfen, mitdem Ergebnis, dass der Leser in derTat ein exzellentes „Lehrbuch“ inHänden hält.

Im ersten Teil wird in die Immuno-logie eingeführt, kurz, aber hinrei-

Volker Koesling,Florian Schülke(Hg.)Koehler undAmelang,Leipzig 2010ISBN 978-3-7338-0377-329,90 Euro

Immunpharma-kologieGewissermaßen als kleine „Weih-nachtsüberraschung“ (aber sicherlichnicht als solche gedacht) entdeckteich in der Vorweihnachtszeit einPäckchen auf meinem Schreibtisch,das mir die UTB Verlagsgemeinschaft„auf Anregung und mit den bestenEmpfehlungen der Autoren“ zuge-schickt hatte: das neu erschieneneLehrbuch „Immunpharmakologie“.Man bat mich um meine Meinung,wie mir das Buch gefällt, wie ich sei-nen Aufbau beurteile, und ob ich esweiterempfehlen könne.

Statt diese Fragen dem Verlag undden Autoren diskret mitzuteilen, warmir nach kurzer Durchsicht klar, dassdieses Buch eine öffentlichere Würdi-gung verdient. Denn alle drei Fragenlassen sich vorbehaltlos positiv be-antworten: Das Buch ist klasse, derAufbau logisch, und ohne Zweifelkann man das Buch weiterempfeh-len.

Zu diesen Schlüssen hätte ichauch kommen können, ohne dasBuch geöffnet zu haben. Denn alleineder Name „Klaus Resch“ steht fürdidaktische Exzellenz in einem Fach,das vor noch gar nicht so langer Zeitnur von Insidern wahrgenommenwurde, das aber heute eine extremdominante Rolle in der Medizin undin der Pharmazie spielt.

Klaus Resch,Michael U. Mar-tin, VolkhardKaeverUTB, Stuttgart2010ISBN 978-3-8252-8436-739,90 Euro