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Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

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Page 1: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Peer-Beratung in Oberösterreich

„Nichts über uns ohne uns“Gezeichnet von David Werner

Page 2: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Geschichte

2007: Einreichung eines Konzeptes der Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ beim Land OÖ für ein

Empowerment-Center mit dem Schwerpunkt Peer-Beratung von Menschen mit Behinderung für

Menschen mit Behinderung.

2008: Es trat das Oö. Chancengleichheitsgesetz in Kraft,

wo auch die Beratungs- und Informationsdienstedurch Peers in § 17 als „ergänzende Leistung“erstmals gesetzlich festgehalten wurde.

2008: Im Sommer Umsetzung des Empowerment-Centersin die Realität – Bezug der Räumlichkeiten in Linz.

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Geschichte2009: Einreichung eines Konzeptes beim Land OÖ

für eine umfassende Peer-Beratungsausbildung

gemeinsam mit FAB-Organos als Ausbildungsträger.

2009: Erstellung eines Gesetzesentwurfes von Jurist_innen

des Landes OÖ für die Verankerung der Peer-Beratung

als Sozialberuf im Oö. Sozialberufegesetz auf Basis

des Ausbildungskonzeptes.

2009: Im September Beschluss des Landes OÖ, die Peer-

Beratung als Sozialberuf im neuen Oö. Sozialberufe-

gesetz zu verankern.

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Geschichte2009: Im November Beginn der ersten Peer-Beratungsaus-

bildungen für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung und

Menschen mit körperlichen Behinderungen gemäß den

Bestimmungen im neuen Oö. Sozialberufegesetz.

2011: Im Juni Beginn der ersten Peer-Beratungsausbildung für

Menschen, die einfache Sprache brauchen.

2013: Im Februar Beginn der zweiten Peer-Beratungsausbildung für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung.

Alle Ausbildungen fanden im Empowerment-Center der

Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ statt.

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Peer-Beratung im Oö. Sozialberufegesetz

Das Berufsbild der Peer-Beratung umfasst die Begleitung und Beratung von Menschen mit Behinderungen durch Menschen mit Behinderungen.

Die Beratung und Begleitung von Peer-Beraterinnen und Peer-Beratern trägt dazu bei, als Mensch mit einer Behinderung/ Beeinträchtigungen ein Leben mit mehr Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Chancengleichheit und Würde führen zu können.

Der Tätigkeitsbereich von Peer-Beratern und Peer-Beraterinnen umfasst insbesondere die Beratung, die Begleitung, die Information, die Unterstützung sowie die Kooperation mit Leistungsanbietern und Fachleuten.

Page 6: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Peer-Beratung im Oö. Sozialberufegesetz

Die Ausbildung in der Peer-Beratung besteht aus zumindest

240 Unterrichtseinheiten Theorie sowie 80 Stunden Praxis.

Die theoretische Ausbildung umfasst folgende Inhalte:

1. Grundlagen der menschlichen Kommunikation (16 Einheiten)

2. Grundlagen der Beratung (80 Einheiten),

3. Einführung in die Peer-Beratung (48 Einheiten),

4. Grundlagen über Behinderungen (48 Einheiten),

5. Politische Bildung und Recht (32 Einheiten),

6. Leistungsangebote im Sozialbereich (16 Einheiten).

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Peer-Beratung im Oö. Sozialberufegesetz

Die Berufsausübung in der Peer-Beratung setzt die Vollendungdes 18. Lebensjahres und eine eigene Behinderung oder Beeinträchtigung voraus.

Peer-BeraterInnen sind verpflichtet, alle zwei Jahre Weiter-bildungsveranstaltungen im Ausmaß von 16 Stunden zu besuchen.

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Tätigkeitsfelder in der Peer-Beratung

• Peer-Berater_innen ermöglichen anderen Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung einen vertrauensvollen Erfahrungsaustausch und stärken das (Selbst-)Bewusstsein anderer Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung.

• Peer-Berater_innen begleiten andere Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung dabei, an der Umsetzung eigener Ziele zu arbeiten.

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Tätigkeitsfelder in der Peer-Beratung

• Peer-Berater_innen beraten andere Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung bei der Bewältigung und Lösung von persönlichen Problemen (z.B. bei Konflikten in Beziehungen).

• Peer-Berater_innen beraten und begleiten andere Menschen mit Behinderung/ Beeinträchtigung dabei, ihre Lebensqualität zu verbessern (z.B. in der Beratung darüber, wie man seine sozialen Kontaktmöglichkeiten erweitern oder seine Freizeit sinnvoll gestalten kann).

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Tätigkeitsfelder in der Peer-Beratung

• Peer-Berater_innen begleiten und unterstützen andere Menschen mit Behinderung/ Beeinträchtigungen bei Behördengängen (z.B. zu einer Assistenzkonferenz auf Verwaltungsebene oder zum Arbeitsmarktservice).

• Peer-Berater_innen beraten und begleiten andere Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung, wenn sie wegen ihrer Behinderung benachteiligt oder diskriminiert werden (z.B. Begleitung zu Schlichtungsverfahren beim Sozialministerium-service).

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Tätigkeitsfelder in der Peer-Beratung• Peer-Berater_innen vermitteln wenn notwendig

an andere hilfreiche Instanzen und Anlaufstellen weiter (z.B. an Psychotherapeut_innen, an Behörden, an Anbieter von Leistungen im Sozialbereich) und/oder arbeiten bei Bedarf mit anderen hilfreichen Instanzen und Anlaufstellen zusammen.

Page 12: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Erfolgreiche AspekteDie gesetzliche Verankerung der Peer-Beratung im Oö. Sozialberufegesetz ist in mehrerlei Hinsicht einzigartig:

• In keinem anderen Land ist der Beruf des Peer-Beraters oder der Peer-Beraterin gesetzlich anerkannt.

• In keinem anderen Land gibt es eine solche Ausbildung, maßgeschneidert für unterschiedliche Behinderungs-formen.

• In den Peer-Beratungsausbildungen wurden bei der Vermittlung von v.a. behindertenspezifischen Inhalten selbstverständlich selbst betroffene ExpertInnen mit Behinderung als TrainerInnen eingesetzt.

Page 13: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Erfolgreiche Aspekte• Durch die Peer-Beratungsausbildung wurden neue

Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen, die vom Land OÖ finanziert werden.

• Der Ansatz der Peer-Beratungsausbildung führt dazu, dass Behinderung nicht als Defizit, sondern als Kompetenz betrachtet wird.

• Vor allem motiviert es die TeilnehmerInnen der Peer-Beratungsausbildung, ihre Erfahrung, selbst mit einer Behinderung zu leben, als Ressource zu betrachten, die für andere Menschen mit Behinderung im Sinne von Empowerment hilfreich und bereichernd sein kann.

Page 14: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Erfolgreiche Aspekte• Mit der Peer-Beratung wurde ein neues hilfreiches und

kostenloses Dienstleistungsangebot geschaffen, dass Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung begleitet.

Page 15: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Kritische Aspekte

• Auf Verwaltungsebene im Behindertenbereich und bei den Trägern von Behinderteneinrichtungen weiß man zwar über das Angebot der Peer-Beratung Bescheid, in der Praxis werden jedoch Ratsuchende von diesen Stellen viel zu wenig über dieses Angebot aufgeklärt oder darauf hingewiesen.

• Peer-Berater_innen waren ursprünglich nur in BAGS 3 eingestuft. (BAGS = Kollektivvertrag Sozialberufe) Eine Erhöhung der Einstufung in BAGS 4 konnte über den Berufsverbandes der Peer-BeraterInnen mit Juli 2013 durchgesetzt werden. Doch auch BAGS 4 ist nach Einschätzung des Berufsverbandes für die Tätigkeit der Peer-Beratung zu gering bemessen.

Page 16: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Kritische Aspekte• Peer-Beratung ist noch relativ unbekannt und nur wenige

wissen, welche Möglichkeiten und Chancen die Peer-Beratung bietet und dass diese Dienstleitung kostenlos in Anspruch genommen werden kann. Aus diesem Grund ist noch viel Öffentlichkeitsarbeit für Peer-Beratung notwendig, die auch vom Land OÖ zu unterstützen ist.

• Viele Peer-Berater_innen haben das Problem, dass sie sichere Pensionen oder Ausgleichszulagen zu einer Pension verlieren würden, wenn sie eine Teilzeit- oder auch nur geringfügige Beschäftigung annehmen. Hier ist der Anreiz, als Peer-Berater_in Geld zu verdienen, gering und sie scheiden deshalb oft als aktive Peer-Berater_in aus.

Page 17: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Kritische Aspekte• Das Land OÖ fördert derzeit nur Arbeitsplätze für Peer-Berater_innen bei

anerkannten Trägern der Behindertenhilfe, was ein gewisses Diskussionspotential in sich trägt.

• Selbständige Peer-Berater_innen haben einen großen Wettbewerbsnachteil, weil Peer-Beratung bei geförderten Einrichtungen kostenlos angeboten werden kann. Sie sind auf sich allein gestellt – abgesehen vom Rückhalt des Empowerment-Centers und des Berufsverbandes der Peer-Berater_innen.

• Peer-Beratungsausbildungen können nur mit entsprechender Subventionierung durchgeführt werden. In finanziell schwierigen Zeiten erfolgt vom Land OÖ (wie derzeit) keine Finanzierung von Peer-Beratungsausbildungen. Es muss daher auch an andere evt. mögliche Finanzierungsquellen für Peer-Beratungsausbildungen gedacht werden (z.B. AMS, Sozialministeriumservice).

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Nachhaltige Resultate• Durch die Verankerung der Peer-Beratung im Oö.

Sozialberufegesetz wurde die Peer-Beratung erstmals zu einem anerkannten Sozialberuf.

• Alle Absolventen und Absolventinnen der Peer-Beratungsausbildungen mit Psychiatrie-Erfahrung und körperlicher Behinderung/Beeinträchtigung, die als Peer-BeraterInnen arbeiten wollten, haben einen Arbeitsplatz bekommen, der vom Land OÖ finanziert wird.

• Für Peer-BeraterInnen mit Lernschwierigkeiten werden derzeit Arbeitsplätze geschaffen, die dann ebenfalls vom Land OÖ finanziert werden.

Page 19: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Nachhaltige Resultate• Das Empowerment-Center bietet regelmäßig Weiterbildungen für

Peer-BeraterInnen an.

• Regelmäßiger Austausch von Peer-Beratern und Peer-Beraterinnen in Form von Peer-Beratungstreffen und Stammtischen, die vom Empowerment-Center organisiert werden.

• 2011 wurde ein Berufsverband der Peer-BeraterInnen in OÖ gegründet mit Sitz im Empowerment-Center.

• Von 2011 bis 2013 wurde die erste Peer-Beratungsausbildung für Menschen mit Bedarf an einfacher Sprache umgesetzt. Alle Inhalte wurden dafür in einfache Sprache übersetzt.

Page 20: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Nachhaltige Resultate• 2012 haben Teilnehmer_innen der Peer-Beratungsausbildung für

Menschen mit Lernschwierigkeiten beschlossen, eine Selbstvertretungsgruppe mit dem Namen „Wir für alle“ zu gründen. Sie ist gerade im Aufbau.

• Inzwischen wurden zwei Teilzeitarbeitsplätze für Peer-Berater_innen mit Lernschwierigkeiten im Empowerment-Center der Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ geschaffen, die samt dem dazu notwendigen Unterstützungspersonal vom Land OÖ und dem Sozialministeriumservice finanziert werden.

• Die klassische Peer-Beratung in OÖ wird seit kurzem durch das Angebot der Persönlichen Zukunftsplanung, die besonders bei Lebensabschnitts-Übergängen hilfreich sein kann, ergänzt.

Page 21: Peer-Beratung in Oberösterreich „Nichts über uns ohne uns“ Gezeichnet von David Werner

Nachhaltige Resultate

• Das Modell der Peer-Beratung gemäß dem Oö. Sozial-berufegesetz stieß sowohl national als auch international auf großes Interesse. Anfragen gab es aus anderen Bundesländern aber auch aus Schweden, Bosnien, Großbritannien und den USA.

• Die Peer-Beratungsausbildung nach dem Oö. Sozial-berufegesetz hat bereits in anderen Bundesländern Nachahmer_innen gefunden, wie z.B. in Tirol von innovia.

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Gemachte Erfahrungen• Bei Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung ist die bisherige

Quote der Abbrüche der Peer-Beratungsausbildungen mit etwa 20 % relativ hoch. Diese Zielgruppe braucht daher noch mehr Unterstützung als bisher vorgesehen war, um Krisen vorzubeugen bzw. Krisen gut begleiten zu können.

• Bei einigen TeilnehmerInnen mit Psychiatrie-Erfahrung, die die Peer-Beratungsausbildung beendet haben, hat die Ausbildung zu einer Stabilisierung und Verbesserung ihres psychischen Wohlbefindens geführt.

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Gemachte Erfahrungen• Auch bei den Teilnehmer_innen mit Lernschwierigkeiten und

körperlicher Behinderung/Beeinträchtigung hat die Peer-Beratungsausbildung zu einer enormen Steigerung des (Selbst)Bewusstseins geführt.

• Der Einsatz von selbst betroffenen Expertinnen und Experten als TrainerInnen für die Peer-Beratungs-ausbildungen hat sich bewährt.

• Sowohl die Peer-Beratungsausbildung für Menschen mit körperlicher Behinderung als auch die Peer-Beratungs-ausbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten hat niemand abgebrochen.

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Kontakt

Klaudia Karoliny

Empowerment-Center

der Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ

4020 Linz, Bethlehemstraße 3/2.Stock

E-mail: [email protected]

Telefon: ++43-(0)732-890046

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!