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Nr. 3/September 2010 Konsumenten im Visier TABULA TABULA ZEITSCHRIFT FÜR ERNÄHRUNG WWW.TABULA.CH

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Nr. 3/September 2010

Konsumenten im Visier

T A B U L AT A B U L AZ E I T S C H R I F T F Ü R E R N Ä H R U N G – W W W . T A B U L A . C H

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Zwei Klassiker neu aufgelegt

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TABULA NR. 3 / SEPTEMBER 2010 3

EDITORIALINHALT

4 REPORTDer «mündige Konsument»: mehr alseine Illusion?

8 SPEZIALAchtung, Konsumentenfallen

10 ESSKULTURJenseits von Sushi und Sashimi: dasandere Gesicht der japanischen Küche

12 DIDACTAVerpackungen – was steht drauf?3. Teil: Entscheidungshilfen

14 R ATGEBERErnährungstipps von Caroline Bernet

15 AK TUELLWie sich unsere Vorstellung von Hungerund Sattsein manipulieren lässt

16 FOCUSBester Käse der Welt: der Greyerzer

20 BüCHERFür Sie gelesen

22 INTERNAInformationen für SGE-Mitglieder

23 AGENDAVeranstaltungen, Weiterbildung

24 VORSCHAUDer Blick auf die nächste TABULA-Ausgabe

Haben wir die Wahl?Die meisten Konsumenten lesen die Nähr­wertangaben auf der Verpackung nicht.Kein Wunder, wenn sie so klein gedrucktund schwer verständlich sind. Auch wennim Bereich Konsumenteninformationgewisse Anstrengungen in Richtung grösse­re Klarheit und Vereinheitlichung unter­nommen werden, sind wir doch immernoch weit von einem Kennzeichnungs­system entfernt, das im Hinblick auf dieGesundheitsförderung von entscheidenderBedeutung wäre.

In dieser TABULA­Ausgabe finden Sieinteressante Beiträge über das Konsumver­halten. Und über die Tricks, mit denen derHandel die Konsumenten dorthin lockt,wo er sie haben will. Man muss schonrecht naiv sein, um zu glauben, dass ein

Lieferant oder ein Verkäufer darauf hinweisen wird, dass seineProdukte zu fett, zu süss oder zu salzig sind!

Tatsache ist, dass viele Produkte, deren Absatz dank Werbe­kampagnen und der Allmacht der Marken so gut läuft, genaudiejenigen sind, welche in der Lebensmittelpyramide ganzzuoberst stehen und nur mit Mass gegessen werden sollten. DiePyramide steht sozusagen Kopf. Um sie wieder auf eine solideBasis zu stellen, bräuchten wir andere bzw. zusätzliche Kauf­kriterien: Das viel zitierten Preis­Leistungs­Verhältnis müssteum den Begriff der Gesundheit erweitert werden.

Die Verkäufer haben es verstanden, das visuelle und ge­schmackliche Vergnügen für ihre Marketingkonzepte zu nut­zen. Das sollte auch in Bezug auf die Nährwertinformationengemacht werden. Auch die Gemeinschaftsgastronomie steht vordieser Herausforderung. Man weiss aus Versuchen, wie gutZurückhaltung bei schweren Saucen und fettreichen Dessertsbeim Publikum ankommt und wie sehr das Angebot appetitli­cher und gesunder Produkte, von Früchten und knackigemGemüse uns dazu veranlasst, herzhaft zuzugreifen. Eine entspre­chende Kennzeichnung würde auch helfen, das Nützliche mitdem Angenehmen zu verbinden.

Zu einer richtigen Mahlzeit trägt schliesslich auch dasUmfeld bei, in dem sie eingenommen wird. Der schnelle Snackam Schreibtisch oder vor dem Kühlschrank hat mit einergemeinsamen Mahlzeit und dem Gespräch am Familientischoder unter Freunden nichts zu tun. Diese so wohltuende Tisch­gemeinschaft sollte auch Teil unserer Wahl sein.

Françoise Michel istJournalistin BR und warwährend 25 JahrenChefredakteurin derZeitschrift «J‘achètemieux». Heute ist sie alsKonsumentenberaterintätig.

IMPRESSUMTABULA: Offizielles Publikationsorgander Schweizerischen Gesellschaft fürErnährung (SGE). Erscheint 4 Mal jährlich.

Herausgeber: SGE, Schwarztorstrasse 87,3001 Bern, Telefon 031 385 00 00SGE-Spendenkonto: PC 30-33105-8E-Mail [email protected] www.tabula.ch

Redaktion: Monika Müller, AndreasBaumgartner

Redaktionskommission: Marianne BottaDiener, Anne Endrizzi, Madeleine Fuchs,Gabriella Pagano, Jean-Luc Ingold,Annette Matzke, Françoise Michel

Gestaltung: Monika Müller, AndreasBaumgartner

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Titelbild: iStock/Fotomontage

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Wir glauben, mündige Konsu­menten zu sein. Wir wissen, wasgut und gesund für uns ist undwas uns schmeckt, und meinen,die täglichen Entscheidungendementsprechend zu treffen.Doch ist das wirklich so? Was hatdie Konsumentenforschung dazuzu sagen?

Zwischen dem Ernährungs­wissen der Konsumenten undihrem Ernährungsverhalten wur­den in allen bisherigen Untersu­chungen nur schwache Zusam­menhänge gefunden. Konsumen­ten mit mehr Wissen konsumie­ren zwar etwas mehr Früchte undGemüse, aber insgesamt zeigensie kein stark gesünderes Essver­halten als Konsumenten mit we­nig Wissen. Dies überraschtnicht.

Bei rund 200 nötigen Ent­scheidungen in Bezug auf Essenund Trinken können nicht alleEntscheidungen bewusst gefällt

werden. Dies wäre zu zeitaufwen­dig. Bei vielen Entscheidungenspielen Gewohnheiten, Verfüg­barkeit und Geschmacks­präferenzen eine wichtige Rolle.Auch der Preis, die Präsentationdes Produktes und dessen emo­tionale Bedeutung sind nicht zuvernachlässigendeEntscheidungs­träger.

Produktinformationenwerden kaum beachtetNährwerttabellen auf den Pro­

dukten liefern den Konsumentenumfassende Informationen. Diesewerden vom Gesetzgeber alswichtiges Entscheidungsinstru­ment für die Konsumenten vor­geschrieben.

Insbesondere seit in derSchweiz ab 1. Juli 2010 das Bun­desgesetz über technische Han­delshemmnisse und damit das«Cassis­de­Dijon­Prinzip» in Kraftist, ist für den kritischen Konsu­

menten das Lesen der Produkt­informationsozusagenzwingend.Doch tut er dies auch?

Eine 2009 von der ETH Zürichin der Deutschschweiz durchge­führte Befragung ergab ernüch­ternde Ergebnisse. Auf die Frage,wie häufig Nährwertangaben be­achtet werden, wenn ein neuesProdukt gekauft wird, antwortetejeder dritte Mann und jede fünfteFrau mit nie. Die Nährwertanga­ben werden nur gerade von jedemzehnten Mann und jeder fünftenFrau sehr häufig beachtet.

Die Daten aus den Nährwert­tabellen richtig zu verstehen, istkeine einfache Aufgabe. Für dierichtige Interpretation braucht esnämlich einiges Wissen. HabenFrühstückflocken mit 25 g Zuckerpro 100 g einen hohen Zuckerge­halt oder nicht? Der Konsumentmuss einige Vergleichsdaten imGedächtnis haben, um diese Fra­ge beantworten zu können. Ohne

REPORT

4 TABULA NR. 3 / SEPTEMBER 2010

Michael Siegrist istProfessor für«ConsumerBehavior» an derETH Zürich. SeineForschungsschwer-punkte beinhaltenRisikowahrneh-mung, Risikokom-munikation unddas Konsumenten-verhalten imZusammenhangmit Nahrungsmit-teln.

Täglich treffen wir unzählige Entschei-dungen beim Einkaufen und Essen.Sollen wir am Morgen einen Kaffee odereinen Tee trinken? Wählen wir Zuckeroder künstlichen Süssstoff? Kaufen wirHackfleisch und frische Tomaten oderdoch lieber die fertige Lasagne? Gegen200 Entscheidungen im Zusammenhangmit Essen und Trinken werden pro Persontäglich gefällt. Doch wie gut sind dieseEntscheidungen, und wie werden siebeeinflusst?

VON MICHAEL SIEGRIST

Der Konsumentals Marionette?

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Interpretationshilfe sind Nähr­wertangaben für viele Konsumen­ten ohne Nutzen.

Doch auch Interpretationshil­fen für den Konsumenten habenihre Tücken. Dies lässt sich amLabel «Healthy Choice», welchesin den Niederlanden weit ver­breitet ist, gut aufzeigen. Mitdiesem Label werden ausgewähl­te Produkte aus einer Kategorieals besonders gesund ausgelobt.Deshalb kann auch ein Glacéoder Schokolade zur «gesundenWahl» werden.

Hilft das Label dem Konsu­menten, bessere Entscheidun­gen zu fällen? Leider ist diesnach wie vor kaum untersuchtworden. Zweifel sind aber ange­zeigt. Wenn die KonsumentenSüssigkeiten mit einem «HealthyChoice» wählen anstelle vonFrüchten, dann erfüllt das Labelseinen Dienst sicher nicht.

Einfluss von äusserenFaktoren wirdunterschätztWovon hängt es ab, wie viel

wir kaufen, essen und trinken?Wir sind überzeugt, dass wir soviel essen, bis wir satt sind oderbis uns das Essen nicht mehrschmeckt. Dies ist ein Irrtum.Ohne dass wir es merken, lassenwir uns von unterschiedlichstenäusseren Faktoren beeinflussen.

Die Grösse der Portionen be­einflusst, wie viel wir essen. EineVerdopplung der Portionengrösseführt dazu, dass im Durchschnittüber ein Drittel mehr konsumiertwird. Die anderen Personen amTisch beeinflussen ebenfalls, wieviel wir essen. In grösseren Grup­pen essen die Leute mehr als inkleineren Gruppen. Auch Kerzen­licht und klassische Musik führenzu einer grösseren Kalorienzu­fuhr. Weil es gemütlich ist, ver­bringen wir mehr Zeit am Tisch

und essen länger und mehr. Alldiese Effekte konnten in Experi­menten nachgewiesen werden.

Der Einfluss der Essumge­bung auf unser Essverhalten bie­tet aber auch Chancen, die es zunutzen gilt. Mit einem kleinenEingriff lässt sich der Gemüse­konsum erhöhen. Stehen zweiGemüse anstatt lediglich eineszur Auswahl, so schöpfen sichdie Konsumenten deutlich mehrGemüse. Das Angebot kann alsoso gestaltet werden, dass sich dieKonsumenten ohne Zwang undohne dass sie es merken gesün­der und ausgewogener ernäh­ren.

ErwartungenbeeinflussenGeschmackserlebnisKonsumenten lassen sich

auch einfach manipulieren, wennes um den Geschmack eines Pro­duktes geht. Die Erwartungenbestimmen, wie gut uns ein Pro­dukt schmeckt. Dies konnte ineinem gut kontrollierten Experi­ment der ETH Zürich nachgewie­sen werden. In dieser Studiedurften die Versuchsteilnehmereinen argentinischen Rotweindegustieren, der von Parker, demeinflussreichstenamerikanischenWeinkritiker, 92 von 100 Punktenerhalten hatte und damit als sehrguter Wein gilt. Die Studienteil­nehmer wurden nun zufällig ei­ner von fünf Gruppen zugeteilt.Eine Gruppe erhielt die positiveBeurteilung von Parker vor derDegustation. Eine zweite Gruppewurde in die Irre geführt. Sie wur­den informiert, dieser Wein habelediglich 72 Parker­Punkte einesDurchschnittsweines erhalten.Zwei weitere Gruppen erhieltenInformationen zu den Parker­Punkten erst nach der Degusta­tion, aber bevor sie den Weinbeurteilt hatten. Die Kontroll­

gruppe schliesslich erhielt keineInformationen.

Die Bekanntgabe der Parker­Punkte vor der Degustation hatteeinen Einfluss auf die Probanden.Die 92­Parker­Punkte­Gruppe be­urteilte den Wein deutlich positi­ver als die 72­Parker­Punkte­Gruppe. Wichtig ist auch daszweite Ergebnis. Wurde die Infor­mation erst nach der Degustationgegeben, so liessen sich die Ver­suchspersonen in ihrem Urteilnicht beeinflussen. Das Experi­ment zeigt: Die Probanden woll­ten sich nicht einfach als Wein­kenner darstellen, sondern dieInformationen veränderten tat­sächlich das Geschmackserleb­nis.

Nicht nur beim Wein spielenInformationen eine Rolle. Auchbei der Schokolade lassen sich dieKonsumenten beeinflussen. DieProbanden degustierten identi­sche Schokolade, wurden aberunterschiedlich informiert. Scho­kolade mit vermeintlich natürli­cher Vanille schmeckte den meis­ten Konsumenten besser als Scho­kolade, die vermeintlich mitkünstlichem Vanillin aromatisiertwurde. Die Information beein­flusste auchhierdasGeschmacks­empfinden nachhaltig.

In Restaurants lassen wir unsstark durch die Namen der Ge­richte beeinflussen. Dies konnteder amerikanische Konsumenten­forscher Brian Wansink in ver­schiedenen Experimenten zeigen.Ein «Zartes Rindsfilet mit feinerKräuterbutter» mundet uns bes­ser als ein «Rindsfilet mit Kräu­terbutter».

Bereits Kinder lassen sichdurch Erwartungen in ihrem Ge­schmackserlebnis starkbeeinflus­sen. In einer amerikanischen Stu­die konnte gezeigt werden, dassden Kindern der Hamburger mitdemLabel vonMcDonald’s besser

Die Nährwertan-gaben auf denLebensmittelverpa-ckungen werdenvon den Konsu-menten nur seltenbeachtet.

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REPoRTDer Konsument als Marionette?

mundete als der Hamburger ohneein solches Logo. Auch hier warendie Hamburger identisch. DasMcDonald’s-Logo weckte bei denKindern positive Erwartungenund der Hamburger schmecktedeshalb besser. Möglicherweiselässt sich dieser Effekt auch füreine ausgewogene Ernährungnutzen. Den Kindern schmecktennämlich auch die Karotten besser,wenn ein McDonald’s-Logo vor-handen war.

UnbemerkteBeeinflussungMitte des letzten Jahrhunderts

sorgte der amerikanische Markt-forscher James Vicary für einenSkandal.Erbehauptete,durchkurzgezeigte Werbebotschaften denVerkauf von Softgetränken massivangekurbelt zu haben. Die Werbe-botschaften seien so kurz präsen-tiert worden, dass die Kinobesu-

cher die Werbebotschaften nichtbewussthättenwahrnehmenkön-nen. Einige Jahre später mussteVicary zugeben, die Daten erfun-den zu haben. Damit blieb offen,obeineBeeinflussungmittelsnichtbewusst wahrnehmbarer Werbe-botschaftenmöglich ist.Neuepsy-chologische Experimente zeigennun aber, dass wir uns von Bot-schaften beeinflussen lassen, diewir nicht bewusst wahrnehmen.

Der holländische PsychologeJohan Karremans und Kollegenwaren die ersten, welche in einemgutkontrolliertenLaborexperimentdie Wirkung unbewusster Werbe-botschaftenuntersuchten.DieVer-suchsteilnehmer mussten amComputer Aufgaben lösen. Bei derHälfte der Studienteilnehmer wur-de die Marke „Lipton Ice“ einge-blendet. Die Marke wurde wieder-holt so kurz eingeblendet, dass dieVersuchspersonen die Werbebot-

Fertigmahlzeiten: Verkaufserfolg trotzschlechtem ImageFertigmahlzeiten gelten bei den Konsumenten als ungesund. Trotz-dem werden sie immer häufiger gekauft. Im Durchschnitt isst in derSchweiz jede Person einmal pro Woche eine Fertigmahlzeit.

In einer vom Lehrstuhl Consumer Behavior derETH Zürich durchgeführten Studie wurde dieEinstellung zu Convenience-Produkten genaueruntersucht. Die repräsentative Studie wurde2009 in der Deutschschweiz durchgeführt.

Die Konsumenten assoziieren Fertigmahlzei-ten mit vielen Zusatzstoffen, Geschmacksverstär-kern, Zucker, Salz und Fett. Gleichzeitig erwartendie Konsumenten kaum Vitamine und Nährstof-fe in den Fertigmenüs. Die Frauen sind kritischergegenüber Fertigmenüs und Convenience-Pro-dukten als die Männer. Doch trotz schlechtemGesundheitsimage greifen die Konsumentenhäufig zu diesen Produkten. WahrgenommeneGesundheitseffekte von Nahrungsmitteln ist nur

schaftnichtbewusstwahrnehmenkonnten. Anschliessend durftendie Teilnehmer eines von zwei Ge-tränken wählen: Ein Mineralwas-ser und Eistee von Lipton standenzurAuswahl.DieunsichtbareWer-bung hatte Erfolg. Aber nur wenndie Versuchspersonen durstig wa-ren. In diesem Fall wählten über80% den Eistee. Ohne unter-schwellige Werbebotschaften grif-fen nur 20% zum Eistee. Die Wahldes Getränkes war in diesem Fallsicher keine freie Wahl.

Diese Ergebnisse sind beunru-higend. Botschaften, die wir nichtbewusst wahrnehmen, könnenunsere Entscheidungen beeinflus-sen. Doch im Alltag sind wahr-nehmbare Werbebotschaften weitwichtiger. Wir nehmen die Wer-bung wahr, meinen aber, immungegen Werbung zu sein.

Ungesundes Essverhaltendurch WerbungIn Kinderprogrammen gibt es

zahlreiche Werbespots für Nah-rungsmittel, insbesondere für ge-zuckerteLimonaden,Süssigkeitenund Fast Food. Experimente de-monstrieren, dass die Werbungwirkt. Kinder zeigen eine grösserePräferenz fürdiestarkbeworbenenProdukte. Diese Produkte werdenvondenElterndannauchhäufigergekauft. Insgesamt dürfte die Wer-bungdazuführen,dasssichKinderweniger ausgewogen ernähren.

Werbung kann zum einen dieMarkenpräferenz beeinflussen,aber auch das Ernährungsverhal-ten, ohne dass wir dies bemerken.Unscheinbare äussere Reize lösenbei uns automatisch bestimmteVerhaltensmuster aus. Der freieWille scheint in vielen Fällennicht viel mehr als eine Illusionzu sein.

Dies konnten Harris und Kol-legen in verschiedenen Experi-menten nachweisen. In einem

Frauen beurteilen Fertigprodukte durchwegsschlechter als Männer.

einer von vielen Faktoren, die das Konsumenten-verhalten beeinflussen.

Fertigmenüs enthalten imAllgemeinen wenig oder viel…

wenig vielFrauen (N=597)Männer (N=255)

…Zusatzstoffe

…Nährstoffe

…Vitamine…Geschmacks-

verstärker…Kalorien

…Zucker

…Salz

…Fett

1 5432 6wenig viel

Frauen (N=597)Männer (N=255)

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ersten Experiment schauten Kin­der Fernsehen. Die Kinder erhiel­ten eine Schüssel mit Käse­Gold­fischchen und ein Glas Wasser.Die Kinder durften, während derTV lief, vom Snack essen. DieSendung wurde durch Werbungunterbrochen. Bei der Hälfte derKinder wurde Werbung von Früh­stückszerealienundChipsgezeigt.Also von Nahrungsmitteln mithohem Fett­ oder Zuckergehalt.Bei der anderen Hälfte der Kinderwurde keine Nahrungsmittelwer­bung, sondernSpielzeugwerbunggezeigt. Die Nahrungsmittelwer­bung führte dazu, dass die Kinder45%mehrvondenGoldfischchenassen als die Kinder in der Grup­pe mit der Spielzeugwerbung.

AneinemzweitenExperimentnahmen Erwachsene teil. Die Ver­suchsteilnehmer mussten eineTV­Komödie anschauen, die vonWerbung unterbrochen wurde.Die Teilnehmer wurden per Zufalleiner von drei Gruppen zugewie­sen. Der ersten Gruppe wurdenWerbefilmegezeigt, die für Snackswarben.Der zweitenGruppewur­de Nahrungsmittelwerbung ge­zeigt, die für etwas gesündereProdukte wie Orangensaft oderHaferflocken warben. In der Kon­trollgruppe wurde Werbung ge­zeigt, die keinen Bezug zu Nah­rungsmitteln hatte. Nachdem dieVersuchspersonen den Film ange­schauthatten,wurden sie in einenzweiten Raum geführt. Die Teil­nehmer mussten nun verschiede­ne Nahrungsmittel degustierenund angeben, wie gut dieseschmeckten. Von Gemüse mitDipsauce bis zu Schokoladenkek­sen standen die unterschiedlichs­ten Nahrungsmittel zur Auswahl,und die Versuchspersonen konn­ten dabei so viel essen, wie siewollten. Was die Versuchsteilneh­mer nicht wussten: Die Beurtei­lung der Nahrungsmittel interes­

sierte gar nicht, sondern die Psy­chologenerhobengenau,wievielund von welchen Nahrungsmit­teln die Versuchsteilnehmerassen. Die Werbespots hatten ei­nen signifikantenEinfluss aufdenNahrungsmittelkonsum. Wer dieSpots zu Snacks gesehen hatte,ass signifikant mehr von diesen.

Wie mündig ist derKonsument?Die Forschung zeigt, dass wir

uns bei unserer Wahl stark beein­flussen lassen. Sei es durch Wer­bung oder die Essumwelt. Da­durch essen wir mehr und unge­sünder, als wir wollen. OhneVerzicht auf Genuss wären besse­re Entscheidungen möglich. Fastalle Konsumenten wissen, dassGemüseundFrüchtegesundsind.Dennoch essen die meisten zuwenigdavon.DieVermittlungvonWissen genügt eindeutig nicht,damit die Bevölkerung gesünderisst. Ebenso wichtig oder mögli­cherweise sogar wichtiger ist dieEssumwelt. Werbung beeinflusstnicht nur unsere Vorlieben, son­dernauch,wievielwiressen.Einewichtige Frage ist deshalb: Wiekann der Konsument dazu ani­miertwerden,diegesündereWahlzu treffen?DemKonsumentensollnichtvorgeschriebenwerden,waser essen darf und was nicht. DieEssumwelt sollvielmehrsogestal­tet werden, dass der Konsumentautomatisch die richtige Wahltrifft. In der Kantine und in derMensa sollen gesunde Produkteso angeboten werden, dass siestärkerbeachtetundehergewähltwerdenalsdieungesünderenPro­dukte. Für den Konsumenten solldie Hürde etwas grösser sein, dieungesunde Option zu wählen.Wer keine starken Vorlieben fürdie ungesunden Nahrungsmittelhat, wird so automatisch das Ge­sunde wählen.

Wie KonsumentenentscheidenWie stark achten die Konsumententatsächlich auf Nährwertkennzeich-nungen? Befragungen liefern dazu nurbegrenzte Informationen. Mit demEye-Tracker kann die visuelle Aufmerk-samkeit gemessen werden. Ohne dassdies die Konsumenten merken.

Man kann die Konsumenten befragen, um mehr über denEntscheidungsprozess zu erfahren. Doch eine solche Befra-gung hat Nachteile. Möglicherweise wissen die Konsumentenselber nicht, worauf sie im Laden achten, wenn sie ein Produktauswählen. Zudem werden bei Befragungen häufig jenePunkte genannt, die als sozial erwünscht gelten. Wenn sichjemand als gesundheitsbewusste Person darstellen möchte,dann betont sie möglicherweise die Wichtigkeit der Nähr-wertkennzeichnung. Auch wenn sie in Tat in Wahrheit derNährwertkennzeichnung keine Beachtung schenkt.

MitdemEye-Tracker, einer speziellenKamera,kanngemes-sen werden, worauf die Konsumenten bei der Wahl eines Pro-duktes achten. In einem Experiment mussten die Versuchsper-sonen ein Produkt aus fünf verschiedenen Produkten auswäh-len. Die erste Gruppe musste Frühstücksflocken für einenKindergartenunddie zweiteGruppe fürdieMensaauswählen.Mit dieser Manipulation wurde entweder die Gesundheit (Kin-dergarten) oder der Geschmack (Mensa) betont. Was die Ver-suchspersonen nicht wussten: Mit dem Eye-Tracker wurde ge-nau gemessen, wie lange sie die Nährwertkennzeichnungenbetrachteten. Die Daten zeigten, dass zwei von drei Versuchs-personendieNährwertkennzeichnungenbeachteten.MusstenFlocken für den Kindergarten ausgewählt werden, so achtetendieVersuchspersonensignifikant längeraufdieNährwertkenn-zeichnungen, als wenn ein Produkt für die Mensa ausgewähltwerden musste. Zudem beeinflusste die Verpackung das Ver-halten der Versuchspersonen. Bei einfach gestalteten Verpa-ckungsdesignsschenktendieStudienteilnehmerderNährwert-kennzeichnungen deutlich mehr Aufmerksamkeit als bei mitInformationen überfüllten Verpackungen. Die Studie zeigte,dassdieGesundheitsmotivationunddasPackungsdesigneinenwichtigen Einfluss darauf haben, ob die Nährwertkennzeich-nungen für eine Kaufentscheidung genutzt werden.QUELLE: VISSCHERS, V. H. M., HESS, R. UND SIEGRIST, M. (2010). HEALTH MOTIVATIONAND PRODUCT DESIGN DETERMINE CONSUMERS‘ VISUAL ATTENTION TO NUTRITIONINFORMATION ON FOOD PRODUCTS. PUBLIC HEALTH NUTRITION, 13(7), 1099–1106.

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SPEZIAL

Psychologie imSupermarktEinkaufen gilt als einfache tägliche Aufgabe. Zu Unrecht. In Tat undWahrheit tappen wir dabei auf Schritt und Tritt in Verkaufsfallen.Die Unternehmen kennen mit ihrem Heer von Marktforschern und-psychologen die Mechansimen unserer Kaufentscheidungen undsetzen ihre Marketinginstrumente dementsprechend ein. So habenwir regelmässig mehr im Einkaufskorb, als wir eigentlich kaufenwollten. Dagegen lässt sich etwas tun!

VON MONIKA MüLLER, DIPL. ERNäHRUNGSBERATERIN FH

Der Kunde ist König! Doch dieseKönige werden ganz schön ma­nipuliert. Obwohl wir uns derWerbeflut nicht entziehen kön­nen, liegt es im eigenen Interes­se der Konsumenten, die Marke­tingtricks zu durchschauen, dieeigenen Kaufentscheidungen zuhinterfragen und gegebenenfallszu ändern. Das Buch «Zur Kasse,Schnäppchen» der beiden Mar­ketingprofessoren Willy Schnei­der und Alexander Henning gibtEinblick in die neusten Erkennt­

nisse der Shopping­Wissenschaftund hilft, den dreistesten Trickszu entgehen. Wir alle könntenbewusster einkaufen lernen.

Warum kaufen wir mehr,als wir wollen?

Marketingexperten unter­scheiden vier verschiedene Typenvon Kaufentscheidungen: Bei derextensiven Kaufentscheidung ver­gleichen wir lange und lesen viel­leicht Fachliteratur. In der Regelwird dieser Aufwand nicht für

Lebensmittel getrieben, sonderneher für Autos oder Computer.

Eine limitierte Kaufentschei­dung treffen wir dann, wenn wiruns wohl ein wenig über Alter­nativen informieren, aber unsereEntscheidung von bisherigen Er­fahrungen erleichtert werden:«Soll ich heute vielleicht einenBrie nehmen? Oder doch ehernicht, meine Familie hat den mil­den Greyerzer doch so gerne.»

Die habitualisierte Kaufent­scheidung kommt bei Lebensmit­

Der Kunde hat bei Grosspackungen das Ge-fühl, es gebe einen Mengenrabatt. Bei genau-em Hinschauen stimmt dies aber oft nicht.Preisvergleiche sind nur möglich, wenn kon-sequent der Grundpreis pro 100 Gramm ver-glichen wird. Diese Vergleichsmöglichkeitkönnen die Produzenten aber mit Tricks um-gehen, indem sie zum Beispiel Kombinations-packungen anbieten, bei welchen der Grund-preis nicht genannt werden muss.

Bei Kleinpackungen ist die Gefahr der Ma-nipulation fast noch grösser. Wenn die Packungum zwei Drittel kleiner ist, aber der Preis nurum die Hälfte verringert, hat der Konsumenttrotzdem das Gefühl, er komme besser weg,weil er nur den Endpreis vergleicht.

Anstelle eines Preisaufschlages wird oft derPackungsinhalt verringert, oder, noch dreis-ter, der Preis wird zwar gesenkt, die Packungs-grösse aber gleichzeitig überproportionalverkleinert. So liegen versteckte Preisauf-schläge bis zu 35% bei Nahrungsmittelnproblemlos drin. Hier gilt es, grundsätzlichden Grundpreis pro 100 g oder 100 ml zuvergleichen, um nicht in diese beliebten Fal-len zu tappen.

Eine interessante Masche besteht auchdarin, im Namen der Kundengesundheit ander Preisschraube zu drehen. Kalorienreduzier-te Produkte mit mehr Wasser, aber wenigerInhalt kosten mehr als das normale Vergleichs-produkt.

Einkaufen mit Kundenkarten, Rabattsysteme,Ausfüllen von Wettbewerbstalons: All diesdient einzig und alleine dazu, an Ihre wertvol-len Personendaten heranzukommen. Ein ein-ziges Mal Name und Adresse angeben – undschon flattern Ihnen Sonderangebote insHaus.

Unternehmen nutzen die Kundendatendazu, Einkaufsprofile zu erstellen, mit derenHilfe sie das Sortiment und die Werbemass-nahmen optimieren. Darüber hinaus werdenDaten mitunter auch gehandelt. Sind das diegeringen Prämien oder Rabatte wirklich wert?Es lohnt sich, dies sehr genau abzuwägen,bevor Sie zu viele Informationen über sichpreisgeben.

Konsumentenfalle 2:Versteckte Aufschläge

Konsumentenfalle1:Packungsgrösse

Konsumentenfalle 3:Kundenkarten

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teln häufig zur Anwendung. Wirhaben uns daran gewohnt, im­mer genau diese Frühstücksflo­cken zu kaufen, es kommt unsgar nicht in den Sinn, ein anderesProdukt anzuschauen.

Die impulsive Kaufentschei­dung dagegen ist gar nicht ge­plant und deshalb sehr gefähr­lich für Portemonnaie undBauch.

Die habitualisierten und dieimpulsiven Kaufentscheidungensind für das erfolgreiche Marke­ting des Unternehmens am inte­ressantesten und für uns amverhängnisvollsten. Bis zu 60%aller Produkte, die im Grossver­teiler gekauft werden, sind un­geplant in den Einkaufswagengelangt. Noch höher wird derProzentsatz, wenn man bedenkt,dass die meisten Konsumentennur gerade Überbegriffe wie Jo­ghurt, Käse, Obst auf ihren Ein­kaufszettel schreiben und sichdann für Menge und Sorte erstvor dem Verkaufsregal entschei­den.

Die aktuellen Erkenntnisseder Gehirnforschung zeigen,dass es uns Konsumenten garnicht immer möglich ist, ver­

• Planen Sie Ihren Einkauf und schreiben Sie einen Einkaufs-zettel. Der Einkaufszettel hilft Ihnen, nur das zu kaufen,was sie wirklich brauchen, und reduziert Impulskäufe.

• Gehen Sie niemals hungrig einkaufen. Mit hungrigemMagen werden insbesondere mehr Süssigkeiten und fett-haltige Snacks gekauft.

• Bei Sonderangeboten besonders misstrauisch sein. Dennbei Sonderangeboten setzt unser Verstand aus, und wirfolgen archaischen Handlungsmustern. Worte wie «Son-derangebot», «nur» oder auch ein mit roter Farbe markier-ter Preis üben auf uns geradezu magische Anziehungskraftaus. Konzentrieren Sie sich ausschliesslich auf den Preisund lassen Sie sich nicht von Signalworten oder -farbenverführen. Möglicherweise finden Sie im regulären Angebotproblemlos ein vergleichbares, günstigeres Produkt.

• Wenn immer möglich einen Einkaufskorb anstelle einesEinkaufswagens nutzen. Einkaufswagen verleiten mit derspeziellen Konstruktion des schrägen Bodens zu grösserenKäufen. Den neusten Trick mit den grossen, hinter sichherziehbaren Einkaufskörben eines Schweizer Grossvertei-lers durchschaut der mündige Konsument natürlich. Wennmöglich den Korb tragen.

• Setzen Sie sich Zeitlimiten für den Einkauf. Nicht ohneGrund bremsen Gemüse- und Obststände am Eingangeines Grossverteilers, die langsam getaktete Musik, Stopp-Regale und allerlei andere Hindernisse unsere Geschwin-digkeit ab. Wer schneller duch den Laden eilt, kauftweniger.

• Gehen Sie in die Knie und orientieren Sie sich nach links.Teure Produkte sind meist auf Augenhöhe platziert, dieteuersten am rechten Ende des Regals, denn dort verwei-len unsere Augen am längsten. Günstige Produkte sind inder Bückzone oder dann links, am Anfang des Regals,platziert.

• Teure Produkte sind nicht automatisch bessere Produkte.Oft sind sogar die preiswerten qualitativ hochwertiger.Lesen Sie Konsumentenzeitschriften, das spart mehr Geldals Kundenkarten.

• Zu guter Letzt: Bezahlen Sie bar! Alle einschlägigen Un-tersuchungen belegen, dass bei Barzahlung weniger Geldausgegeben wird als mit der Kreditkarte. Ihr Portemonnaieund Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken.

Tipps für cleveresEinkaufenWenn Sie diese Tipps befolgen, sparenSie Geld und stärken Ihre Macht alsKonsument.

nunftgesteuert und damit mün­dig unsere täglichen Einkäufe zuerledigen.UnsereEntscheidungs­findungen passieren zur Haupt­sache in Regionen im Zwischen­hirn, welche rein intuitionsge­steuert sind. Nur wenige kom­plexe Entscheidungen des tägli­chen Lebens werden in derGrosshirnrinde bewusst verar­beitet. Da die Aktivierung desGrosshirns aufwendig und ermü­dend ist, schaltet das Gehirnwenn immer möglich auf unserearchaische Entscheidungsfin­dung im Zwischenhirn um.

Diese Denk­ und Entschei­dungsmuster wurden systema­tisch erforscht, und die Anbieterwissen genau, wie sie funktio­nieren. Beim Einkauf werdendurch die Verkaufsexperten allepaar Meter Störsignale an unserHirn gesendet, damit wir nichtdas kaufen, was wir tatsächlichbenötigen, sondern was der An­bieter will. So werden wir beimEinkaufen mit verschiedenenMassnahmen entschleunigt, un­sere Wege werden geleitet unddie Produkte nach ausgeklügel­ten Systemen platziert.

Der mündigeKonsument

Es ist Ihre persönliche Unab­hängigkeitserklärung, wenig Da­ten über sich preiszugeben, kei­ne oder wenig Kundenkarten zubesitzen und sich nicht als bere­chenbarer Kunde zu verhalten.Kaufentscheidungen können be­wusster und individueller getrof­fen werden, wenn wir die Fallenkennen. Gut zu überlegen, wor­auf es bei einem Artikel wirklichankommt und auch einmal diegünstige Alternative auszupro­bieren, sind Merkmale des mün­digen Konsumenten.

QUELLE: ZUR KASSE, SCHNäPPCHEN! SCHNEIDER/HENNING, SüDWEST

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HikariHikari est une Japonaise née à To-kyo. Mais avec un père, Masa, cher-cheur en biologie appelé aux quat-re coins du monde et des parentstoujours en mouvement, elle con-naissait plusieurs coins de la planè-te à l’âge où on prépare encoregentiment son bac à la maison. Samaman, Midori, possède certes lessecrets de la cuisine familiale nip-pone, mais c’est avec sa grand-mèreque Hikari les a pratiqués. Puis elles’est établie à Genève, il y a unebonne vingtaine d’années. Aprèsun détour par l’université, elle asuivi une formation de jardinière-paysagiste et s’est mariée avec unjardinier. Ils vivent en compagniede leur fils de dix ans, Glinglin, dansune coquette maison de la campa-gne genevoise.

Es ist schon so, wie wir dachten:Die Japaner leben nicht das ganzeJahr lang von Sushi und ebensowenig von Sukiyaki, jenem amTisch zubereiteten Eintopf aushauchdünn geschnittenem Rind­fleisch, Tofu, Konnyaku­Nudeln,Lauch, Zwiebeln, Chinakohl undEnoki­Pilzen, das nolens volenszum japanischen Nationalgerichterhoben wurde.

Nichts von dem. Was mich beimeinem Besuch der japanischenFamilie frappierte, war vielmehr:kein Reiskorn, so weit das Augereicht, sondernsoziemlichüberall,aufallen freienFlächen,Schälchenund Gemüse, Bekanntes, Unbe­kanntes, Kurioses, ein paar durch­sichtige Beutel mit kleinen japani­schen Schriftzeichen, grosse Mes­ser, kleine Raffeln. Und die Händevon Midori, die für den ersten Teilder Einführung in die japanischeKüche ruhig vom einen zum an­deren gingen.

Wir beginnen mit den Appetit­häppchen, den Amuse­Bouches,denOtsumami,diesenMezzesderaufgehenden Sonne, die unserenChips, Grissini oder Oliven zurStunde des ersten Pastis in keinerWeise nachstehen.

ErlaubenSie,dass ichvorstelle:Midori,diegeschickteKöchin,Hü­terinder traditionellen japanischenKüche, und Masa sind die Elternvon Hikari. Ihre Tochter, Land­schaftsarchitektin, in Tokio gebo­renundebensobegeisterteReisen­de wie ihre Erzeuger, die jedochseit langem in Genf ansässig ist,erwartete ihre kreative Hilfe, umzu zeigen, dass es nicht nur Sushigibt. Auf beherzte und gelungeneWeise.

Hikari erzählt. Am Abend,sagt sie, kommt der Mann nachHause, macht es sich bequem,um die Zeitung zu lesen. Dabeitrinkt er ein Bier und knabbertjapanische Mini­Tapas. An erster

Japan ohne SushiDie kleinen Häppchen aus gesäuertem Reis mit Gemüse oder Fisch haben dieWelt ebenso erobert wie die Pizza. Die japanische Küche bietet aber vieleweitere Köstlichkeiten an – wir haben einige davon probiert.

VON JEAN-LUC INGOLD (TExTE UND FOTOS)

Am sommerlichenFamilientisch, vonrechts nach links,Masa, Hikari,Midori und Kenji.

ESSKULTUR

HikariHikari ist Japanerin. Geboren wur-de sie in Tokio. Aber dank ihremVater Masa, einem forschendenBiologen, der überall auf der Welttätig ist, das heisst Eltern, die stän-dig in Bewegung sind, hatte sie ineinem Alter, in dem die meistensich daheim auf ihre Matura vorbe-reiten, schon eine ganze Menge vonder Welt gesehen. Midori, ihreMama, ist natürlich mit den Ge-heimnissen der japanischen Fami-lienküche vertraut, wenngleichHikari die Umsetzung in die Praxisbei ihrer Grossmutter erlernt hat.Dann hat sie sich vor gut zwanzigJahren in Genf niedergelassen.Nach einem Umweg über die Uni-versität hat sie eine Ausbildung alsLandschaftsarchitektin absolviertund einen Gärtner geheiratet. Sieleben mit ihrem zehnjährigen SohnKenjy in einem hübschen Haus aufdem Land nahe Genf.

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etwas: Normalerweise trinkt mannichtswährenddesEssens.Vorherja, häufig Bier oder Wasser, eben­falls danach, dann jedoch grünenTee.Sonstnichts,wederSakenochRosé.

Schliesslich bieten alle dieseBeignets, die man der Einfachheithalber unter der BezeichnungTempura zusammenfasst, dengrossen Vorteil, dass man auf dieSchnelle mit dem, was sich imKühlschrankfindet, eine gastlicheMahlzeit für überraschende Gästeimprovisieren kann. Udon plusTempura, das wird ein Fest…

fischhaltigen Bouillon (Dashi noMoto) bedeckt, das in Japan sogeläufig istwiebeiunsBrühwürfelvon Knorr oder Maggi. Die Täss­chen werden dann im Wasserbadoder im Dampfkochtopf gegart.

Ausserdem gibt es eine MengeWurzelgemüse, Süsskartoffeln,Auberginen, Daikon, einen beein­druckenden Riesenrettich, gesal­zen und gerieben, den die Japanerin rauenMengenverzehren, sowieNagaimo, eine klebrige Wurzel,die, in Stäbchen geschnitten, je­doch eher knackig und faserig ist,weitere Gemüse in Form von Tem­pura (hausgemacht, das ist ganzeinfach!) sowie Myoga (japani­scher Ingwer), mit Mirin (ohneAlkohol fermentierter Reis) begos­sen. Es ist im Übrigen erstaunlich,wie häufig Mirin in der japani­schen Küche verwendet wird. Allediese Zubereitungen werden aufden Tisch gestellt, und jeder be­dient sich à discrétion.

Das Hauptgericht an diesemschönen Sommertag ist Udon (sie­he Bild), die japanische Varianteder Tagliatelle, die jedoch im Som­mer kalt gegessen wird. Man kauftdie Teigwaren getrocknet oderstellt sie selbst her: Weizenmehl,Salz,WasserwerdenzueinemTeigverknetet, ausgewallt und in Strei­fengeschnitten.Fertig!Traditionellwerden Udon mit in feine StreifengeschnittenenAlgen(KisamiNori)gewürzt, aber Hikari fügt rotes Ba­silikum für einen kräftigeren Ge­schmack hinzu.

Drei Hinweise, die sowohl dieRegeln des Anstands als auch dieEssgewohnheiten betreffen: Ers­tens wickelt man die Nudeln nichtum eine Gabel, weil es gar keinegibt, sondern man fasst ihr Endemithilfe der Stäbchen, führt diesezum Munde und hebt dabei dieSchalemitSauce,ziehtdieTeigwa­ren mit einem kleinen Schlürfge­räusch in den Mund. Und noch

Stelle Edamame, junge Sojaboh­nen, ohne die das Bier den fadenGeschmack von Quellwasser hät­te. Man reibt die Bohnenhülsenmit Salz ein und kocht sie. ZumVerspeisen werden die Bohnen­kerne durch leichten Daumen­druck auf die Hülse direkt in denMund befördert. Japaner kaufensie fix und fertig am Flughafenund verschlingen sie wie Erdnüs­se, während sie darauf warten,dass ihr Flug aufgerufen wird. ZurAbwechslung knabbert manhauchdünne Scheibchen kleiner,frischer und gesalzener Gurken,vermischt mit geriebenem Dai­kon­Rettich oder Iwashi, winzi­gen, getrockneten oder im Dampfhalbgegarten Baby­Sardinen. Die­se Leckereien gibt es in jedemexotischen Lebensmittelladen zukaufen. Aber man kann sie mü­helos selbst zubereiten, vor allemwenn man das japanische Wun­dermesser besitzt, eine nicht un­gefährliche Porzellanklinge, diesich in einem kleinen, rechtecki­gen Kasten aus Plastik befindet.Auf die Finger aufpassen! Köst­lich, wenn man es mag, und aufjeden Fall weniger fettig als dieewigen Chips. «Es ist, als hätteman das Meer auf der Zunge»,begeistert sich Hikari.

Und nach dem Apero? Alle dieGerichte, welche Midori iikagen,was so viel heisst wie «nach demGefühl» – und natürlich mit Stäb­chen–zubereitethat,kommenzurgleichen Zeit auf den Tisch. Sozu­sagen als Vorspeise gibt es Cha­wan­mushi (siehe Rezept), das ineinerhenkellosen japanischenTee­tasse Krabbenfleisch, etwas ge­trockneten Fisch und Itcho, dieFrucht des Ginkgo­Baums, verei­nigt,welcheaussenübel riechtundinnen köstlich schmeckt und dieungezogene westliche Kinder fürböse Streiche verwenden. DasGanze wird schliesslich mit einer

Chawan mushiZutaten (für 4 Personen)• 4 kleine, henkellose japanische Teetassen mit Deckel,

ersatzweise 4 kleine Tassen• 1 Dose Krabbenfleisch• 100 g Felchen, getrocknet• 16 Ginkgo-Nüsse• 1 Beutel Bouillon (=Dashi-No-Moto), wenn möglich

Katsuo• 1 Ei

ZubereitungIn jedes Tässchen einen guten Esslöffel Krabbenfleisch ge-ben. Darauf zwei Stücke getrockneten Fisch legen und vierGinkgo-Nüsse pro Tasse hinzufügen.

Die Bouillon in 5 dl Wasser auflösen, einmal aufkochenund abkühlen lassen. Das Ei in die Bouillon einrühren. Danndie Flüssigkeit 3 cm hoch in jede Tasse füllen. Deckel auf-legen und 15 bis 20 Minuten im Wasserbad steif werdenlassen. Alternative zum Wasserbad: Steamer oder Dampf-kochtopf (bis zum ersten roten Ring, 5–6 Minuten). Vor demServieren kalt stellen.

Links Udon, japanische Nudeln mit feinen Algenstreifen,rechts Chawan-mushi, eine Art japanischer Eierstich.

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Auf den meisten Lebensmittelverpackungen fin-den sich ausreichend Informationen (v.a. in derZutatenliste und Nährwertkennzeichnung), umden gesundheitlichen Wert eines Produktes be-urteilen zu können – zumindest theoretisch. Lei-der fühlen sich aber viele Konsumentinnen undKonsumenten beim Kauf von Produkten über-fordert bzw. haben keine Zeit, die Verpackungenausreichend zu studieren, um eine Wahl zuguns-ten einer gesunden und ausgewogenen Ernäh-rung zu treffen. Aus diesem Grund wurden Kenn-zeichnungen entwickelt, die es den Konsument/innen einfacher und rascher ermöglichen sollen,den gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels zubeurteilen. In dieser Ausgabe von Didacta wer-den drei solche Entscheidungshilfen vorgestellt.

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DIDACTA

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GDA_________________

GDA steht für den englischen Begriff «Guideline Daily Amount»(= Richtwert für die Tageszufuhr) und ist ein System, das vomVerband der europäischen Lebensmittelindustrie CIAA entwor-fen wurde. Dabei wird angegeben, wie viel Energie (Kalorien),Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Natrium bzw. Salz einePortion eines Produktes in Gramm enthält und wie viel Prozentdiese Mengen vom durchschnittlichen Richtwert für die Tageszu-fuhr eines Erwachsenen ausmachen. In der Schweiz werden be-reits viele Produkte mit den GDA gekennzeichnet.

setzt die Mengen im Produkt in ein Verhältnis zum Tagesbedarf /stellt den Gehalt ausgewählter Nährstoffe in einer übersichtlichen Formdar / kennzeichnet den Nährstoffgehalt eines Produktes ohne Wertung

fokussiert einseitig auf «unerwünschte» Nährstoffe. «Erwünschte»Nährstoffe (z.B. Nahrungsfasern) werden nicht berücksichtigt / die fest-gelegten Portionengrössen sind häufig kleiner als gängige Verzehrs-mengen / die Richtwerte sind wissenschaftlich umstritten und stimmennicht für alle Konsumenten

Healthy-Choice-Label_________________

«Healthy Choice» bedeutet «gesunde Wahl». Mit einem solchenLabel werden jeweils die gesünderen Produkte innerhalb definier-ter Lebensmittelkategorien (z.B. der Kategorie Käse oder Geträn-ke) gekennzeichnet. Die Zusammensetzung der Produkte mussbestimmten Kriterien bezüglich des Gehalts an verschiedenen

Nährstoffen entsprechen. Die Kriterien unterscheiden sich dabeivon Kategorie zu Kategorie. Bei Broten liegt der Fokus beispiels-weise auf Nahrungsfasern und Salz, bei Wurstwaren auf Fett undSalz. Healthy-Choice-Labels gibt es europa- und weltweit bereits invielen Ländern, in der Schweiz sind sie jedoch noch kaum bekannt.

ermöglicht eine rasche Wahl auf einen Blick, ohne dass bei den Kon-sument/innen Ernährungswissen vorausgesetzt wird / motiviert die Le-bensmittelproduzenten erwiesenermassen, ihre Produktzusammenset-zungen zu optimieren / berücksichtigt je nach Produktkategorie dieerforderlichen Nährstoffe in den relevanten Mengen

die Konsument/innen könnten sich bevormundet fühlen, da ihnendie Beurteilung abgenommen wird / das Label kann seine Glaubwürdig-keit verlieren, wenn es als Marketinginstrument wahrgenommen wird /ohne begleitende Kommunikation sind Fehlinterpretationen, z.B. «gela-belte Produkte dürfen ohne Mengeneinschränkung verzehrt werden» oder«eine gelabelte Glace ist gesünder als ein nicht gelabeltes Jogurt» möglich.

Ampel_________________

Die Ampelkennzeichnung hat ihren Ursprung in England und istdort auch am weitesten verbreitet. Sie zeigt an, wie viel Fett, ge-sättigte Fettsäuren, Zucker und Salz in einem Produkt pro 100gbzw. 100ml enthalten sind. Rot weist auf einen hohen, Orangeauf einen mittleren und Grün auf einen tiefen Gehalt des entspre-chenden Nährstoffes hin. Zusätzlich wird auch der Gehalt dervier Nährstoffe in Gramm pro Portion deklariert. In der Schweizsind noch keine Produkte mit der Ampelkennzeichnung auf demMarkt.

zeigt auf einen Blick, ob ein Produkt viel oder wenig der angezeig-ten Nährstoffe enthält / auf der Verpackung gut sichtbar (Farben Rot,Orange, Grün) / die Angabe pro 100g ermöglicht einen direkten Ver-gleich zwischen verschiedenen Produkten.

fokussiert einseitig auf «unerwünschte» Nährstoffe. «Erwünschte»Nährstoffe (z.B. Nahrungsfasern) werden nicht berücksichtigt / machtAussagen über die Menge, aber nicht über die Qualität. Ein Lachs bei-spielsweise erhält denselben orangen Fettpunkt wie ein Kotelett / füralle Lebensmittel werden dieselben Limiten (hoch, mittel, gering) verwen-det. Ein Süssgetränk (3Grün / 1Rot) schneidet so optisch besser abals Milch (1 Grün / 3 Orange), was zu Fehlinterpretationen führen kann.

Jede Portion (30g) enthält

1126%

Zucker

5 g6%

Fett

0,5 g<1%

GesättigteFettsäuren

0,2 g1%

Salz

0,3 g5%

% des Richtwertes für die Tageszufuhrfür Erwachsene

Energie(kcal)

GERINGFett0,5 g pro Portion HOCH

GERINGgesättigteFettsäuren0,2 g pro Portion

MITTEL

Zucker5 g pro Portion

Salz0,3 g pro Portion

BEWUSST WÄHLEN

TNE

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MEICSNOCRISIOH

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NUTRINFO®Informationsstelle für

Ernährungsfragen

Montag–Freitag8.30–12 Uhr

Tel. 031 385 00 08E-Mail [email protected]

oder schreiben Sie an:SGE

Schwarztorstrasse 87Postfach 8333

3001 Bern

14 TABULA NR. 3 / SEPTEMBER 2010

R ATGEBER

Cumarins wurde die Tonkaboh­ne zeitweise verboten. Cumarinkann toxisch wirken und dieLeber schädigen. Die EuropeanFood Safety Authority (EFSA)kam jedoch zum Schluss, dassdie in der Bohne enthalteneMenge an Cumarin unbedenk­lich sei. Tonkabohnen sind heu­te in Apotheken und Drogerienerhältlich (manchmal nur aufBestellung).

Das Öl der Tonkabohne wirdzum Aromatisieren von Tabakoder für Männerparfüms ver­wendet. In der Küche wird dieTonkabohne in abgeriebenerForm (Muskatreibe) verwendetoder gehackt und dann in Flüs­sigkeit ausgekocht. Sie hat ei­nen vanilleähnlichen, süssli­chen Geschmack. Spitzenköcheentdeckten die karibische Boh­ne schon vor ein paar Jahrenund überraschten ihre Gäste mitaussergewöhnlichen Kreatio­nen.

VollwerternährungWas ist unterVollwerternährungzu verstehen?Die Vollwerternährung be­

schreibt eine Ernährungsformmit vorwiegend pflanzlichenNahrungsmitteln (Gemüse,Früchte, Vollkornprodukte) ausbiologischem Anbau, die mög­lichst naturbelassen sind. Milchund Milchprodukte gehörenauch dazu. Etwa die Hälfte derNahrung soll aus unerhitzterFrischkost bestehen. Je nach­dem kann die Vollwerternäh­rung auch geringe Mengen anFleisch, Fisch und Eiern bein­halten.

Die Vollwerternährung wur­de vom deutschen Arzt WernerKollath begründet und von Karlvon Koerber, Thomas Männle

und Claus Leitzmann weiterent­wickelt.

Eine vollwertige Ernährunghingegen beschreibt eine ausge­wogene Mischkost – einschliess­lich Fleisch und Fisch –, wie sievon der Schweizerischen Ge­sellschaft für Ernährung mittelsder Lebensmittelpyramide emp­fohlen wird.

Convenienceund BioKann ein Convenience-produkt wie eine Fertig-Rösti überhaupt Biosein?Ja, wenn mindestens 95%

der Zutaten landwirtschaftli­chen Ursprungs biologisch pro­duziert wurden, können verar­beitete Produkte als «biologisch»oder «ökologisch» bezeichnetwerden.

In Bioprodukten sind zudemnur einige wenige Zusatzstoffeund Verarbeitungshilfsmittel er­laubt. Sie sind in der entspre­chenden Verordnung des EDV(Eidgenössisches Volkswirt­schaftsdepartement) aufgelistet.Trotzdem kann man nicht sagen,dass biologisch produzierteConvenienceprodukte generellgesünder sind als konventionellhergestellte.

MeersalzWarum ist Meersalz sogesund?Meersalz ist nicht gesünder

als anderes Speisesalz. Meersalzbesteht wie Kochsalz auch ausNatrium und Chlorid (NaCl).Der Anteil an anderen Mineral­stoffen ist im Meersalz ver­schwindend klein. Daher bietetdieses aus ernährungsphysiolo­gischer Sicht auch keine Vortei­le gegenüber dem herkömmli­chen Kochsalz. Aus gesundheit­licher Sicht ist es ratsam, einjodiertes und fluoridiertes Spei­sesalz zu verwenden.

BlattgoldIst der Verzehr vonBlattgold auf Tortenoder anderen Lebens-mitteln gesundheitlichunbedenklich?Ja, es besteht keine Gefahr

für die Gesundheit, wenn Nah­rungsmittel mit Blattgold geges­sen werden. Gold wird aufgrundseiner Unlöslichkeit in Wasserund der Magensäureresistenzunverändert ausgeschieden.

TonkabohneWas sind Tonkabohnen?Tonkafrüchte gedeihen auf

einem Baum im Norden vonSüdamerika und in der Karibik.Sie enthalten im Inneren eineneinzelnen mandelgrossen Sa­men – die Tonkabohne. Nach­dem die reife Frucht zu Bodengefallen ist, wird dieser Samenaus dem Fruchtfleisch heraus­gelöst und mehrere Monate ge­trocknet.

Ihr Gattungsname Couma­rouna odorata ist auf den Haupt­inhaltsstoff, das Cumarin, zu­rückzuführen. Aufgrund des

Caroline Bernet,dipl. Ernährungs-beraterin HF,InformationsdienstNUTRINFO®

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AK TUELL

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Kartoffeln sättigen am besten

Verschiedene Lebensmittel machen in unterschiedlichemMass satt, auch wenn gleiche Kalorienmengen verzehrt wer-den. Diese Unterschiede sind u.a. durch die grosse Spannein der Energiedichte und die damit zusammenhängendenUnterschiede in der Portionengrösse bedingt. Auch das Ver-hältnis von Kohlenhydraten, insbesondere Stärke, zu Eiweissund Fett scheint eine bedeutende Rolle zu spielen.

Australische Wissenschaftler versuchten mit Experimen-ten an Freiwilligen herauszufinden, welche Lebensmittel alsbesonders sättigend empfunden werden. Die Probandenbekamen Lebensmittel vorgesetzt, welche alle den gleichenKalorienwert von 240 kcal hatten. über zwei Stunden muss-ten sie in Abständen von 15 Minuten angeben, ob sich derHunger schon gemeldet hatte. überraschendes Ergebnis war,dass gerade die Lebensmittel mit einer hohen Energiedichte,wie fettreiche Speisen, als wenig sättigend empfunden wur-den. Die höchste Sättigungskraft stellte man bei Lebensmit-teln mit einem hohen Gehalt an Proteinen, Nahrungsfasernund Wasser fest. Früchte und Gemüse – vor allem gekochteKartoffeln – erwiesen sich als besonders sättigend.

Die Forscher entwickelten für die verschiedenen Lebens-mittel einen Sättigungsindex (SI), wobei der Sättigungsgradvon Weissbrot (entspricht ebenfalls 240 kcal; Index = 100)als Vergleichsgrösse diente. Der beste Sattmacher warengekochte Kartoffeln (323), gefolgt von magerem Fisch(225), Haferflocken (209), Orangen (202), äpfeln (197),Vollkornteigwaren (188) und Rindssteak (176). Den gerings-ten Sättigungseffekt der 38 getesteten Lebensmittel hatteCroissants mit einem SI von 47, Kuchen (65), Berliner (68)und Schokoriegel (70).

QUELLE: HOLT SHA, BRAND MILLER JC, PETOCZ P, FARMAKALIDIS E. A SATIETy INDEx OFCOMMON FOODS, EUROPEAN JOURNAL OF CLINICAL NUTRITION, SEPTEMBER 1995,P. 675–690

VON ANDREAS BAUMGARTNER,SGE

Allein die Vorstellung, wie gehalt­voll eine Speise oder ein Getränksein könnte, beeinflusst unserSättigungsgefühl. Das zeigt eineStudie von Jeff Brunstrom undKollegen von der Universität Bris­tol. Die Forscher hatten in zweiExperimenten untersucht, wiesehr sich die Erwartung auf Sät­tigung und Hunger auswirkt.

In einem ersten Experimentzeigten sie Freiwilligen die Zuta­ten eines Frucht­Smoothie. Dereinen Hälfte der Probanden hiel­ten sie eine grosse Portion Früch­te vor, die angeblich im Smoothieenthalten sei, der andern einekleine. Effektiv war der Früch­teanteil in allen Smoothies gleich.Danach befragten sie die Ver­suchsteilnehmer nach der zu er­warteten Sättigung durch denSmoothie und dem Sättigungsge­fühl, das sie vor dem Genuss desFruchtgetränkes und drei Stun­den danach hatten. Diejenigen,die meinten, eine grössere PortionFrüchte genossen zu haben, be­richteten von einer merklich grös­seren Sättigung.

In einem zweiten Experimentmanipulierten die Wissenschaft­

ler eine Suppenschüssel und da­mit die tatsächliche und die wahr­genommene Menge an Suppe, diedie Versuchsteilnehmer assen.Mit einer versteckten Pumpe un­terhalb der Suppenschüssel konn­ten die Forscher die Menge derSpeise während des Essens vonden Probanden unbemerkt erhö­hen oder verringern. Drei Stun­den nach dem Essen war nichtdie Menge der tatsächlich geges­senen Suppe, sondern die wahr­genommene Menge an Suppebesser geeignet, das Hunger­ undSättigungsgefühl der Freiwilligenkorrekt abzuschätzen.

«Der Umfang, in dem eineSpeise den Hunger stillen kann,wird nicht allein von ihrer physi­kalischen Grösse, ihrem Energie­gehalt und so weiter bestimmt»,erläuterte Brunstrom die Ergeb­nisse seiner Studie. «Stattdessenwird er beeinflusst von früherenErfahrungen mit einer Speise, wasunsere Überzeugungen und Er­wartungen über die Sättigungbeeinflusst. Dies hat einen unmit­telbaren Effekt auf die Portions­grösse, die wir wählen, und einenEffekt auf den Hunger, den wirnach dem Essen verspüren.»QUELLE: BRUNSTROM J. ET AL. COULD OUR MIND BE TRI-CKED INTO SATISFyING OUR STOMACHS? SOCIETy FOR THESTUDy OF INGESTIVE BEHAVIOR, JULy 14, 2010

ManipulierteWahrnehmungJeder Mensch hat eine individuelle Vorstellung davon,wie sättigend ein bestimmtes Lebensmittel ist. Für dieeinen sättigen Kartoffeln besser als Spaghetti, fürandere ist es gerade umgekehrt – die Einschätzung istabhängig von den gemachten Erfahrungen. Wie mandiese Erfahrung mit kleinen Tricks manipulieren kann,zeigen zwei Experimente britischer Forscher.

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Weltmeister über alle Kategorienist Le Gruyère AOC, hergestelltvon Cédric Vuille aus La BrévineNE, Switzerland! Zwar haben am22. April dieses Jahres nicht soviele Millionen Menschen diePreisübergabe nach der Käse­weltmeisterschaft, dem «WorldChampionship Cheese Contest»in Madison (Wisconsin, USA),verfolgt wie den Final bei derFussball­WM, aber die Freudeder Schweizer Delegation dürftegenauso gross gewesen sein.Auch über den Vizeweltmeister­titel von Maria Meyer und MartinBienerth, die diese Auszeich­nung mit ihrem «AndeererTraum» holten. Dem Klassikerder Schweizer Käse, dem Em­mentaler, reichte es diesmal inder offenen Kategorie zu keinerMedaille.

Nicht nur an den Weltmeis­terschaften, auch am Markt hatder Greyerzer die Nase vorn.«Gruyère überholt Emmentaler»,titelte kürzlich der SchweizerBauer anhand der Produktions­zahlen. Im Jahr 2009 wurden28750 Tonnen Gruyère herge­stellt, der Emmentaler lag mit26850 Tonnen zum ersten Malzurück.

Das Tal von Charmeyist die Heimat desGreyerzersKäse ist ein uraltes Kulturpro­

dukt. Die Bezeichnung «Käse»kommt vom lateinischen caseusund weist damit auf die Römer­zeit zurück. Es war ja eine ge­niale Erfindung, ein Verfahren zuentwickeln, bei dem die raschverderbliche Rohmilch in einlange haltbares und transportfä­higes festes Produkt umgewan­delt wurde, das erst noch sehrgut schmeckte.

Das Tal von Charmey gilt seitje als Herstellungs­ und Lage­

Die Erfolgsgeschichtedes GreyerzersDer Greyerzer ist der beste Käse der Welt! Genauer gesagt: der Greyer-zer von Cédric Vuille aus dem neuenburgischen La Brévine. Der Welt-meistertitel für den tüchtigen Käser aus dem Kältepol der Schweiz fügtsich bestens ein in die Erfolgsgeschichte dieses Käses, der das bisherigeAushängeschild der Schweizer Käsebranche, den Emmentaler, mittler-weile überflügelt hat. Das hängt nicht nur mit dem typischen, salzig-fruchtigen Geschmack, sondern auch mit den strengen Vorschriften fürFütterung und Herstellung sowie der Qualitätssicherung des aus uner-hitzter Rohmilch und natürlichem Lab gewonnen Käses zusammen.

VON MARIANNE BOTTA DIENER

Grosser Empfang für Käseweltmeister Cédric Vuille auf dem Flughafen Zürich-Kloten

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rungsort des Greyerzers. Wie dieChronik berichtet, lebten dortHelvetier und Römer. Gemässeiner Legende soll der römischeKaiser Titus Aurelius im Jahre161 n. Chr. nach dem Genussvon Käse aus dieser Region aneiner Verdauungsstörung gestor­ben sein, aber nicht etwa, weilder Käse verdorben war, sondernweil der Herrscher zu viel davongegessen hatte.

Im Hochmittelalter durftendie Bewohner der Region ihreKuhherden auf die Alpweidentreiben und mussten dafür einEntgelt in Form von Käse undZiger leisten. In einer Charta ausdem Jahr 1115 erhält das neugegründete Priorat von Rouge­mont verschiedene Vorrechte,unter anderen auch im Zusam­menhang mit dem Käse, der inder Region hergestellt wurde.Das Kloster muss dabei Materialwie Kessel, Sieb und Käseformzur Verfügung stellen, die Sen­nen verarbeiten dafür währendder Vegetationszeit die Milch ih­rer Herde zu Käse. VerschiedeneQuellenausdem13.und14. Jahr­hundert bestätigen die Herstel­lung von Käse in jener Region.Im Jahr 1655 wird erstmals derKäse als «gruière» bezeichnet.Dieser Name bürgerte sich im­

mer mehr ein, und 1762 nimmtdie Académie française das Wort«Gruyère» in ihr Wörterbuch aufmit der Bemerkung, es handlesich um einen Käse, der in derGruyère­Region hergestellt wer­de. Zwei Jahre später erhieltenKäsehändler und Exporteure vonder Freiburger Regierung die Er­laubnis, ihre im Städtchen Gru­yère gelagerten Käse mit demKranich­Siegel zu kennzeichnen.Diese Praktik wurde bis ins Jahr1798 fortgeführt.

GemächlicherProduktionsstartWir kommen nun in die Ge­

genwart und begeben uns in Ge­danken in eine moderne Käsereiim Greyerzerland. Kurz nach8 Uhr finden wir in zwei grossenKesseln rund 5000 Liter Milch,die am Vorabend angeliefert undbei 15 bis 18°C gelagert oder amgleichen Morgen gemolken wur­de. Für ein Kilogramm Hartkäsewerden zwölf Liter Milch benö­tigt. Jede einzelne Milchlieferungwird zuvor streng geprüft undanalysiert. Bis zu ihrer Verarbei­tung wird die Milch keiner ther­mischen Behandlung ausgesetzt,damit die von der Flora stam­menden charakteristischen Duft­stoffe unverändert beibehaltenwerden. Der Käser fügt nun dieKäsereikulturen bei, das sindMilchsäurebakterien auf derGrundlage von Molke. Ist dieReife erreicht, schüttet der Käserdas Lab hinzu. Beim Lab handeltes sich um ein Gemisch von En­zymen, das dem Magen von Käl­bern entnommen wird. BeimGruyère AOC (s. Kasten S. 18) istnur Lab von Kälbern zugelassen,die mit Milch aufgezogen wur­den. Das Lab bringt die Milchinnerhalb von 35 bis 40 Minutenzum Gerinnen, der Inhalt desKessis ändert sein Äusseres voll­

ständig. Ein warmer Duft durch­strömt die Käserei.

Sobald die Milchmasse dick­flüssig ist, lässt der Käser dreigrosse Messer, die sogenannteKäseharfe, kreisen und rührt da­mit die die ganze Masse langsamum, damit sich die geronneneMaterie in Körner (in der Grössevon Getreidekörner) scheidet.Dieses Umrühren, das Bruchma­chen, dauert etwa sieben Minu­ten, erfolgt ohne Aufwärmen underfordert volle Konzentrationund viel Fingerspitzengefühl,denn davon hängt die Qualitätdes fertigen Produkts massgeb­lich ab. Anschliessend wird dasGemisch aus Körnern und Molkesachte auf etwa 56° bis 57°Caufgewärmt. Nach 40 bis 45 Mi­nuten kontrolliert der Käsernochmals die Konsistenz. Da­nach kann mit dem Herauszie­hen der Käsemasse begonnenwerden.

Keine Käse ohnegenaue KennzeichnungEine Pumpe befördert nun

den Bruch durch funkelnde Me­tallschläuche in die bereitstehen­den rostfreien Formen, die miteinem Aufsatz aus Kunststoffüberdeckt sind. Darunter nimmtein grosses Becken die Molkeauf, die bei diesem Vorgang vonder festen Masse getrennt wird.Die Molke wird für die Fütterungvon Schweinen verwendet. DerBruch wird in die Formen ge­presst und mit den Erkennungs­marken versehen. Auf diesenKaseinmarken sind die Num­mern des Laibes und der Käsereisowie das Datum angegeben.Diese Kennzeichnung verleihtjedem Käselaib seine Identitätund garantiert die Rückverfolg­barkeit.

Nach einem Pressvorgangvon wenigen Sekunden ist die

Nachdem dieMilchmasse durchZugabe vonMilchsäurebakte-rien und Labdickflüssiggeworden ist, lässtder Käser dreigrosse Messer, dieKäseharfe, kreisen.Dadurch wird diedicke Masse kleingeschnitten. Derrichtige Zeitpunktzum Schneidenhängt wesentlichvom guten Augedes Käsers ab. EineMinute früher oderspäter kann für dieQualität schonentscheidend sein.

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Die Erfolgsgeschichte des GreyerzersFOCUS

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Form des Käselaibes erkennbar.Wenige Minuten später liegen diezehn oder zwölf Laibe GruyèreAOC unter der Presse. Bis zumMittag wird der Druck schrittwei­se erhöht.

Der ReifeprozessWährend 20 Stunden liegen

die Laibe unter der Presse, dannkommen sie für 24 Stunden inein Salzbad mit einer Konzent­ration von 22%. Sie nehmen sodie Hälfte der endgültigen Salz­menge auf. Dann werden sieeingekellert und während dreierweiterer Monate gepflegt. Einleichter Geruch von Ammoniakim Keller, der eine konstanteTemperatur zwischen 13 und15°C aufweist, ist für die Reifungdes Gruyère typisch. In den ers­ten zehn Tagen werden die Kä­selaibe täglich gewendet und mitSalzwasser gewaschen, späterwird diese Prozedur noch zwei­mal pro Woche durchgeführt.Diese Pflege ist Voraussetzungfür eine gesunde und schöne Rin­de, auch Schmiere genannt, unddamit für einen guten und wür­zigen Käse. Das langsame Reifenim Keller führt zum Abbau derKasein­Fett­Mischung und be­wirkt die Bildung von leicht ver­daulichen Aminosäuren.

Nach drei Monaten werdendie Laibe von einer Käsereifungs­firma übernommen und weiterin Kellern gepflegt, da es nochMonate dauern wird, bis die Käseden vollen Geschmack entwi­ckeln.

KontrollenUm das begehrte Label AOC

zu erhalten, werden die ausge­reiften Laibe von einer Kommis­sion, bestehend aus einem Sach­verständigen der Sortenorgani­sation Gruyère und einem nochaktiven Käser, kontrolliert und

In der AOC-Charta des Gruyère wird die Produk-tionszone festgesetzt. Diese besteht aus den Kan-tonen Freiburg, Waadt, Neuenburg sowie aus denBezirken von Courtlary, La Neuveville und Moutierim Kanton Bern. Dazu gibt es eine historisch be-gründete Ausnahmeregelung für 17 bestimmteKäsereien in der Deutschschweiz.

In der Charta wird nicht nur das Produktions-gebiet definiert, sondern auch der Käse und dessenHerstellung genau beschrieben: So wird festgehal-ten, dass die Rohmilch von Kühen stammen muss,«die mit natürlichem Futter ohne Hinzufügen vonKonservierungsmitteln» ernährt werden (im SommerGras, im Winter Heu). Silofutter ist verboten.

Die Verwendung von Zusatzstoffen ist auchwährend der Herstellung und Reifung strengstensuntersagt. über Form und Aussehen wird vorge-schrieben, dass sie so sein müssen: «Runder Laibmit geschmierter, gleichmässig bräunlicher undgesunder Rinde. Die Aussenseite des Laibs ist leichtkonvex». Die Höhe des Laibs beträgt 9,5 bis 12 cm,bei der Alpmilchvariante 9 bis 11 cm, und der Durch-messer liegt zwischen 55 und 65 cm. Das Gewichtkann 25 bis 40 kg betragen, im Mittel 35 kg; beider Alpmilchvariante etwas weniger. Kleine Löcherdürfen (müssen aber nicht) gelegentlich vorkommenund sollten mehrheitlich einen Durchmesser von 4bis 6 mm haben. Vereinzelte kleine Risse sind er-

laubt. Der Teig fühlt sich fein und leicht feucht an.Er ist geschmeidig, mittelfest und wenig brüchig.Seine gleichmässig elfenbeinerne Farbe ändert jenach Jahreszeit. Und schliesslich wird über den Ge-schmack festgehalten, dass neben dem mehr oderweniger salzigen Grundton «fruchtige Geschmacks-richtungen» dominieren. Der Geschmack könnejedoch nach dem «Terroir» variieren.

Die AOC des Gruyère wird in Europa und denUSA nicht anerkannt, obwohl sich Politiker aus derWestschweiz seit Mitte des 19. Jahrhunderts immerwieder um eine geschützte Ursprungsbezeichnungbemüht haben. So wurde beispielsweise am 10. Juni1930 in Rom eine internationale Konvention fürden Bezeichnungsschutz und die Angleichung derAnalyseverfahren unterschrieben. Doch schon am14. Februar des folgenden Jahres wurde dieseswichtige Papier in Besançon von der französischenMilchbranchenorganisation widerrufen!

Im 18. und 19. Jahrhundert wanderten zahl-reiche Menschen, darunter auch Käser, aus demarmen Kanton Freiburg aus und produzierten aufihrer Suche nach Arbeit und Verdienst auch inNachbarländern Gruyèrekopien, die zum Teil fan-tasievolle Namen tragen. Die von Franzosen ver-tretene Theorie, wonach der Name «Gruyère» ausFrankreich stamme, ist zwar falsch, aber nicht leichtzu widerlegen.

taxiert. Beurteilt werden dieLochbildung (der Gruyère AOCweist keine oder allenfalls kleineLöcher auf), die Teigbeschaffen­heit, der Geschmack und dasÄussere (Form und Konservie­rung der Schmiere). Erfüllt einKäselaib die Anforderungennicht, wird er deklassiert unddarf den Namen Gruyère nichtmehr tragen.

Der Reifeprozess wird im Kel­ler weitergeführt. Fünf Monate

lagert ein milder Greyerzer, achtder am meisten verkaufte mittel­reife, zehn Monate der rezente,und ein Gruyère surchoix AOCliegt 12 bis 18 Monate imKeller (s. Kasten Seite 19).

Der HöhlengereifteEine spezielle Art, den

ausgewählten Käse durchperfekte Lagerungzu veredeln, gibtes in Kaltbach bei

AOC-Label für den GruyèreErst seit gut zehn Jahren ist es in der Schweiz möglich, landwirtschaft-liche Produkte in ein AOC-Register einzutragen. Zu den ersten ausge-zeichneten Produkten mit dem Label «Appellation d’Origine Con-trôllée» gehörte der Greyerzer.

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Sursee. Dort werden in einer na­türliche Sandsteinhöhle, die frü­her von Landwirten als Lager­und Geräteschuppen verwendetwurde, seit dem Jahr 1953 Käse­laibe eingelagert. Der Sandsteinreguliert das Klima in der Höhleauf natürliche Weise so perfekt,dass ganzjährig eine Luftfeuch­tigkeit von konstant 94% undeine Temperatur von 12,5°C ge­messen werden. Das Höhlensys­tem wurde in den letzten Jahr­zehnten schrittweise erweitert.Nach Abschluss der letzten Aus­bauetappe, die 2008 begann, kön­nen in Höhlengängen von 2200Metern Länge und 5 Metern Höhebis zu 50000 Käselaibe gelagertwerden. Seit 1999 kommt ausdiesem Untergrund nach einerLagerungsdauer von insgesamtzwölf Monaten auch der höhlen­gereifte KALTBACH Le GruyèreAOC.

ExporterfolgeBereits im Mittelalter wurde

der Käse aus dem Greyerzerlandausgeführt. So vermeldet ein Do­kument aus der Stadt Gruyèrevom 21. Februar 1342, dass derKäse aus dieser Stadt auf dieMärkte von Vevey und Genf ex­portiert werde. Später gelangteer dank besseren Verkehrswegenauch nach Lyon, Paris und Itali­en. Anlässlich einer Landwirt­schaftsausstellung von Paris imJahr 1856 werden zwei Freibur­ger Aussteller für ihren Gruyèremit der Goldmedaille geehrt.Dies förderte natürlich den Ab­satz ganz besonders. Ab 1860wird der Gruyère bis in die briti­schen und niederländischen Ko­lonien in Indien exportiert.

Obschon der Gruyère zu zweiDrittel im Inland konsumiertwird, macht er dem Flaggschiffdes Schweizer Käseexports, demEmmentaler, auch im Ausland

SortenvielfaltGreyerzer ist in verschiedenen Reife-graden sowie als Bio- und Alpkäseerhältlich. Offiziell werden vier Sortenunterschieden, von denen es je nachLagerungsdauer wieder verschiedeneVarianten gibt: mild (doux), mittel(mi-salé), rezent (salé), surchoix (réser-ve) und extrareif (vieux).

• «Le Gruyère AOC»: In 5 bis 9 Monaten gereift.

• «Le Gruyère AOC réserve»: 10 Monate oder länger gereift.Zeichnet sich durch einen kräftigen Geschmack aus.

• «Le Gruyère AOC alpage»: Wird im Sommer in den Sen-nereien der Alpen oder des Jura hergestellt. «Verdanktsein aussergewöhnliches Aroma der immensen Vielfaltan saftigen Kräutern und Pflanzen aus der SchweizerBergwelt», schreibt die Sortenorganisation «Interprofes-sion du Gruyère».

• «Le Gruyère AOC bio»: Die für seine Herstellung verwen-dete Milch muss von Bauernhöfen stammen, die die Be-triebsrichtlinien von BIO SUISSE befolgen.

zunehmend Konkurrenz. Zwar istder Emmentaler trotz sinkenderTendenz mit rund 20000 Tonnenimmer noch Export­Spitzenreiter,doch der Greyerzer holt Jahr fürJahr auf: gegenwärtig werdenrund 10 000 Tonnen ausgeführt,und er wird im Ausland immerbekannter und beliebter.

Genuss und GesundheitMilch und Milchprodukte gel­

ten zu Recht als sehr gute Cal­ciumlieferanten. Mit einem Kör­perbestand von etwa einem Kilo­gramm ist Calcium der mengen­mässig am stärksten vertreteneMineralstoff im menschlichen Or­ganismus, deshalb ist es nichtverwunderlich, dass Erwachseneetwa ein Gramm Calcium pro Tagbenötigen. Calciummangel ist einwichtiger Risikofaktor für die Ent­stehung von Osteoporose im Al­ter. In Hartkäse wie dem Greyer­zer kommt Calcium in konzent­rierter Form vor und wird erstnoch vom Körper sehr gut ver­wertet. Schon eine kleine Portionvon 30 Gramm deckt einen Vier­tel des Tagesbedarfs.

Gemäss der Ernährungsbera­terin Brigitte Christen­Hess wirddurch den langen Herstellungs­und Reifeprozess im GruyèreAOC der Milchzucker (Laktose)zu Milchsäure abgebaut. Deshalblasse sich kein Milchzucker mehrnachweisen, und auch Personenmit einer Unverträglichkeit ge­genüber Milchzucker vertragenGreyerzer und andere Hartkäseproblemlos. Unumstritten istauch die Fähigkeit von Käse, dassaure Milieu im Mund zu neutra­lisieren und somit Zahnkariesvorzubeugen.

Das «Swiss alpinephenomenon»DasssichvorallemderGruyère

alpage, der im Sommer in den

Sennereien der Alpen oder desJura produziert wird, dank derVielfalt der Bergflora nicht nurdurch ein unvergleichliches Aro­ma, sondern auch durch vielewertvolle Inhaltsstoffe auszeich­net, liegt auf der Hand. Alpkäseweist laut Untersuchungen derETH Zürich nämlich einen beson­ders hohen Anteil an gesundheit­lich relevanten ungesättigtenFettsäuren auf. Je grösser dieVielfalt der Alpweiden ist, umsomehr Omega­3­Fettsäuren sindim Käse nachzuweisen.

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BüCHER

VON MONIKA MüLLER,DIPL. ERNäHRUNGSBERATERIN HF

simplify DiätEinfach besseressen undschlank bleiben

Dagmar vonCramm, CampusVerlag, Frankfurt2010,224 Seiten,ISBN 978-3-593-39063-5,CHF 37.90

Eigentlich hat eine berufstätigeMutter mit sonst noch ein paargehaltvollen Lebensaufgabenabsolut keine Zeit, auch nochzum puren Vergnügen Bücherzu lesen. Trotzdem habe ichvor etlichen Jahren das Buchsimplify your life entdecktund, obschon es nichts mitErnährung zu tun hat, so­gar freiwillig gelesen. Ich,die ich sonst doch Ratge­berliteratur verabscheue.Was tut man doch nichtalles, wenn das Chaos desLebens zuschlägt! Diesimplify­Serie im Cam­

pus­Verlag ist unterdessen mit vielenweiteren Titeln ergänzt worden, nunauch mit simplify Diät.

Die Autorin Dagmar von Cramm istin der Ernährungsszene Deutschlandseine bekannte Grösse. Sie zeigt, wie sichErnährung vereinfachen lässt und wieman auch ohne kompliziertes Programmdauerhaft schlank bleibt oder wird. An­hand der simplify­Methode erklärt sie,wie Sie Ihre Essgewohnheiten entrüm­peln und mit einfachen und gesundenGrundsätzen leichter Leben.

Nach einem Wissens­Kapitel folgenTipps zum Aufräumen des Essumfeldesund der Essgewohnheiten, Tricks zurVereinfachung von Essen und Trinkenund wie Sie mehr Bewegung in IhrenAlltag bringen. Sollten Sie bereits schonvorbestehende gesundheitliche Problemewie Diabetes, Rheuma, Gicht oder Blut­hochdruck haben, geht das letzte Kapiteldarauf ein, wie damit umzugehen ist.

Aufräumen im Küchen-, Kühl- undTiefkühlschrank ist immer gut. Weg mitallem, was Ihrer Traumfigur im Wegsteht!

RatSCHLAG hier, RatSCHLAG dort.Auf jeder Doppelseite mindestens 3 Mal.Na ja, es ist halt eben Ratgeberliteratur.

In dieser Buchauswahlgleich zwei Werke ausunserem NachbarlandÖsterreich.Allerdings lebtKurt Bracharz nahe derSchweizer Grenze in Bre­genz, und seine kulinari­schen Kenntnisse greifenweit in unsere Gefilde hin­ein, was in seinem Appetit­

lexikon immer wieder auffällt. Der begna­dete Gastrosoph und Gastrokritiker, Kin­derbuch­ und Krimiautor hat in seinemganz persönlichen Appetit­Lexikon einABC von Wissenswertem, Nützlichemund Skurrilem rund um alle möglichenund unmöglichen Themen des Kochens,Essens und Geniessens zusammengetra­gen. Ein Lexikon ist es allerdings nur be­dingt, es ist eben sein Lexikon, also nichtvollständig, sondern eine alphabetischgeordneteSammlungseinerWarenkunde­Kolumne in den «Vorarlberger Nachrich­ten» von 1995 bis 2008. Ergänzt werdendie älteren Kolumnen mit aktuellen Up­dates. Natürlich schreibt Bracharz überNahrungsmittel, die ihm schmecken, alsoeherüberPikantesdennSüsses, eherüberAusgefallenes denn Alltägliches. Lesenkann man das Lexikon wie einen Roman.Im Vorbeigehen klären sich so solch fol­genschwere Missverständnisse auf wiejene,dassSushi «roherFisch»oderCarpac­cio «dünn geschnitten» bedeute. Dass derneue Walliser Modewein Cornalin seit1313 im Wallis angebaut wird und auch«alter Landroter» oder «Rouge d’enfer»genannt wird, oder was der genaue Un­terschiedzwischenPizzockelundPizzoc­cheri ist, dürfte insbesondere die Schwei­zer Leserschaft brennend interessieren.Und wissen Sie eigentlich, wie viele To­matensorten es gibt? – Nein, viel mehr!Wie viele, lesen Sie bei Kurt Bacharz.

Eine Warenkunde von hohem Nähr-und Mehrwert für jeden kulinarisch-intel-lektuell Interessierten.

Für Fertigproduktesser ein Buch mitsieben Siegeln. Aber ihnen ist vermutlichegal, ob Surimi was mit Krabben zu tunhat oder nicht.

Mein Appetit-LexikonEine Warenkundefür Geniesser

Kurt Bracharz,Haymon Verlag,Wien 2010,352 Seiten,ISBN-10:978-3-85218-633-7,CHF 34.50

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Delizioso!100 italienischeSchlemmer-rezepte für dieschlanke Linie

Werd Verlag,Zürich 2010,192 Seiten,ISBN: 978-3-85932-639-2,CHF 39.90

Das Buchgegen daskein Krautgewachsen istKräuter undGewürze vonAugentrost bisZimt

Gerda Anger-Schmidt, RenateHabinger, ResidenzVerlag GmbH, St.Pölten, März 2010,ISBN: 978-3-7017-2065-7,CHF 34.50,(Altersempfehlung:8–10 Jahre)

Bei meinen regelmässigenGängen durch die Buch­handlungen, auf derPirsch nach Büchern, diesich zu besprechen loh­nen, hat mich diesmalein Kinderbuch fast an­gesprungen: ein Buch,gegen das kein Krautgewachsen ist – wassoll denn das? Ichschlage es auf, und eine Duftwolke vonZimt strömt mir entgegen. Was wär einApfelkompott ohne Zimt? Wie schmecktdas Essen am besten? Mit Kräutern undGewürzen natürlich, das weiss ja jedesKind! Doch weiss Ihr Kind, wo man dasNull­Angst­Kraut findet? Dass der Bär­lauch auch Hexenzwiebel heisst? Wieman ein buntes Blumenbrot zubereitet?Was auf den Molukken wächst und woman die findet? All das und noch vielmehr erfährt es in diesem faszinierendenSammelsurium. Übrigens werden auchdie erwachsenen Vorleser ihre helleFreude an diesem Buch haben. Ich je­denfalls konnte mich kaum mehr davontrennen. Immer wieder entdeckt manschräge Bauernregeln – Ist dein Nerven­kleid zerschlissen, ruh dich aus undschlürf Melissen – witzige Zeichnungen,kunterbunte Wortkreationen, leckereRezepte und sowieso alles über Gewür­ze und Kräuter von Anis bis Zwiebel.Zudem sind nach der Lektüre alle wich­tigen Probleme des Lebens gelöst, dennwir wissen jetzt: Die Bernhardiner be­vorzugen Bienenhonig auf Butterbrot,Elfmeterschützen erbitten Ehrung imErdbeerfeld, und den süss­sauren See­lachs mit Salbeikruste gibt es sonntagsim Sonderangebot. Ein üppiges Schmö­ker­, Lach­, Bastel­, Spiel­ und Mitmach­buch. Tanten, Onkel, Gottis und Göttis:Das ist das nächste Mitbringsel für klei­ne Zauberer und Kräuterhexen!

Diese Kräuterkunde für Kids ist aller-liebst gestaltet und sehr unterhaltsam.

Ein riesiges Chrüsimüsi. Wer darausvorliest, muss multitaskingfähig sein undseinen Spass daran haben.

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Diätbüchergibteszuhauf,undviele davon sind schlicht un­brauchbar. Dieses hier nicht,denn es ist kein eigentlichesDiätbuch, sondern ein ita­lienisches Kochbuch für dieschlankeLinie–schonbeimAnblick der Titelseite läufteinemdasWasserimMun­dezusammen.DieblauenAugendesAutors,welche

einem darauf anleuchten, tragen das Ihrenatürlich dazu bei. Und dieser Gino kochtso locker und enthusiastisch, wie seineblauenAugenleuchten.KeinWunder,verdienter seinen Lebensunterhalt in seiner Wahl­heimatGrossbritannienalscharismatischerFernsehkoch.DerWerd­VerlagZürich,wohlwissend,dassmitbritischenFernsehköchenguter Staat zu machen ist, hat sein drittesBuch, kaum in Englisch erschienen, auchschon flugs auf Deutsch übersetzen und«einschweizern» lassen. Das ist gut so.Denn obwohl wir uns anfänglich durchdie üblichen Einleitungsgeplänkel lesen– kaufen Sie frische Waren – knabbern Sienicht zwischendurch – berechnen Sie aufwww.gesundheitsförderung.ch IhrenBMI – so fängt doch schon auf Seite 34das reine Kochvergnügen mit den Früh­stücksvorschlägen an. Was für tolle Vor­schläge das sind, verrate ich nicht – nursoviel:FallsSienachderLektüreweiterhinConfischnittenessen,sindSiewirklichvongestern.Dienostalgisch­erotischenSchwarz­Weiss­Fotos am Anfang jedes Kapitelslassen einen in alten italienischen Filmer­innerungen schwelgen, und bei jedemeinzelnen Rezept geht das Schwelgenweiter, uova in camicia rossa, bruschettaconcremadisedanoebresaola.Vival’Italia,viva gli antipasti, i dolci e tutto frattanto!UndfürdenErnstdesLebenssindzujedemRezept Kalorienwerte, Fett­ und Zuckerge­halt berechnet.

Wenn ein Kochbuch für gesunde,schlanke, lustvolle Küche voller Lebens-freude – dann dieses!

Hmm ... schwierig. Besser fragen Siejemanden, der nicht so auf blaue Augensteht wie ich.

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INTERNA

VON CHRISTIAN RySER,GESCHäFTSFüHRER SGE

Offener Brief anAndreas Baumgartner,Verantwortlicher fürMedien und Öffentlich-keitsarbeit der SGELieber Andi,

Vor etwas mehr als einem Jahrhast auch du mich bei der SGEwillkommen geheissen. Ich habedich in der Zwischenzeit als ei­nen in der Ernährungsszenewohltuend unvoreingenomme­nen, stets humorvoll positiv undkritisch eingestellten und mit vielSinn für die Realität und das We­sentliche ausgestatteten Mitar­beiter kennen und schätzen ge­lernt. Du hast deine Arbeitenimmer mit weitem Blick über denTellerrand hinaus erledigt unddabei deine journalistischen, re­daktionellen und technischenKompetenzen gepaart mit vielkreativem Talent zum Wohle undzur Weiterentwicklung der SGEeingesetzt.

Die vorliegende ZeitschriftTABULA, von der Entstehung biszur heutigen Ausgabe ein we­sentliches Zeugnis deines Wir­kens, gilt für die SGE als dasbedeutende Erkennungsmittelweit über unseren Mitglieder­kreis hinaus. Nur zu gern wür­den wir mit dir zusammen diesesund viele andere Projekte wie dieWebsite und zahlreiche Publika­tionen weiterentwickeln.

Sehr zum Leidwesen von unsallen hast du deine Tätigkeit beider SGE aus gesundheitlichenGründen aufgeben müssen. Eswird mir nicht gelingen, in die­sen wenigen Zeilen dein langjäh­riges Schaffen für die SGE unddeine Rolle im Team ausreichendzu würdigen. Dennoch versucheich dir hiermit ganz offiziell zu

danken und wünsche dir vonHerzen alles Gute und viel Kraftund versichere Dir unser allerMitgefühl.Herzlich, Christian

Willkommenbei der SGE!Am 1. Juni 2010 hat Christine

Dudle­Crevoisier ihre Arbeit beider SGE in einem 40%­Pensumals Leiterin Kommunikation auf­genommen. Die studierte Ökono­min, PR­ und Kommunikations­fachfrau ist in Bern zweisprachigaufgewachsen (Deutsch undFranzösisch) und bringt v.a.Kenntnisse aus den BereichenHotellerie und Gastronomie (inkl.Gemeinschaftsgastronomie) mit.Christine Dudle­Crevoisier hatsich in kurzer Zeit bereits sehr gutins SGE­Team eingefügt. Unteranderem hat sie in Zusammenar­beit mit einer externen Agenturdie Entwicklung eines Kommuni­kationskonzepts für die SGE inAngriff genommen. Im Namender SGE heisse ich sie an dieserStelle noch einmal herzlich will­kommen und wünsche ihr vielFreude und Befriedigung!

Zwei Klassikerneu aufgelegt

Jetzt sind sie da! Diebeliebten Ratgeber«Ernährung im Vor­schulalter» und«Vom Essen undÄlterwerden – füralle ab 50» wurdenvollständig überarbeitet. Von den

Erstauflagen ist nur der Titel üb­rig geblieben, ansonsten ist allesneu: aktuelle Ernährungsemp­fehlungen, umfangreiche Hinter­grundinformationen und vielepraktische Tipps. Die 96 Seitenumfassenden Bücher könnenzum Preis von CHF 12.– (SGE­Mitglieder)bzw.CHF24.–(Nicht­mitglieder) ab sofort im Online­Shop oder mit dem Bestelltalon(siehe S. 2) bestellt werden. Wei­tere Informationen unter www.sge­ssn.ch.

Die SGE und die Kon-sumenteninformationDie Resultate der Label­Kon­

sultation sowie der Konsumen­tenstudie sind Mitte Septemberanlässlich eines Medienhinter­grundgespräches des Bundesam­tes für Gesundheit veröffentlichtworden. Sämtliche Label­Berich­te sind in der Label­Rubrik derSGE­Website zum Herunterladenverfügbar.

Aufbauend auf dem Label­Projekt erteilte das BAG der SGEeinen Folgeauftrag zum ThemaKonsumenteninformation. PerAnfang Juli 2010 wurde zudemein neuer Vertrag betreffend die«NANUSS­Datenbank» (NAtio­nal NUtrition Survey Switzerland– ein Projekt zur Erfassung desLebensmittelverzehrs der Schwei­zer Bevölkerung) mit dem BAGunterzeichnet. Darin wird dieSGE beauftragt, die Swissfir­Da­tenbank derart auszubauen, dassdie NANUSS­Erhebungen damitberechnet werden können.

Neue Gönnermitglied-schaftenDie SGE begrüsst ganz herz­

lich die neuen GönnermitgliederCompass Group AG, Merck Sero­no AG und Coca Cola AG! Mehrüber die Gönnermitgliedschaftenfinden Sie unter www.sge­ssn.ch.

Die SGE dankt…

…in ihrer Rolle als Koordinatorin von Nutrinet all jenen rechtherzlich, die sich an der Evaluation zur Optimierung der Netz-werktätigkeit beteiligt haben! Die Resultate der Befragungzeigen,dassdieNutrinet-PartnerdenNutzenunddieLeistungendes Netzwerks grundsätzlich als wertvoll erachten. Die ausführ-lichen Resultate finden Sie unter www.nutrinet.ch.

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AGENDAAGENDA

Update Ernährungsmedizin – 1. Fort-bildungsveranstaltung für Ernährungs-fachkräfte und Ernährungsmediziner

Nanotechnology in the Food Sector

Jubiläumskongress Essstörungen 2010

Herbsttagung der Beratungssektion derSchweizerischen Diabetesgesellschaft

3. Nationales Treffen der Netzwerkehepa.ch, nutrinet.ch und Forum ObesitySchweiz

Food Health & Safety

Ernährungsberatung bei Anorexie undBulimie

6th International Conference Movementand Health 2010

Kurzfilmpreis – ein Augengenuss!

Gesundheitsförderung: ein Schlüsselbei-trag zur nachhaltigen Entwicklung

Dauerausstellung zu den Themen «Kochen,Essen, Einkaufen und Verdauen»

Geschichte des Kochens

8./9. Oktober

10.–12. Oktober

21. Oktober

5. November

10. November

10.–12. November

19. November

24.–26. November

Bis 2. Januar 2011

6.–7. Januar 2011

In München, Klinikum Rechts der Isar, Hörsaal A, Ismaninger-Strasse 22. Organisiert von ZIEL (Zentralinstitut für Ernährungs-und Lebensmittelforschung der TU München). Ermässigte Teil-nahemegebühren für SGE-Mitglieder. Weitere Informationen unterwww.akademie.ziel.tum.de oder unter www.sge-ssn.ch, Rubrik«Veranstaltungskalender» für das Programm

Max-Rubner-Institut, Federal Research Institute of Nutrition andFood, Haid-und-Neu-Strasse 9, Karlsruhe, Germany. Organized bythe German Federal Ministry of Food, Agriculture and ConsumerProtection. Further information see www.mri.bund.de

In Alpbach/Tirol, Österreich. 18. Internationale WissenschaftlicheTagung. Weitere Informationen unter www.netzwerk-essstoerungen.at

Hotel Arte Olten. Weitere Informationen, Programm und Anmel-dung unter www.diabetesgesellschaft.ch/beratungssektion

Gemeinsame Tagung in Magglingen. Tagungsthemen: «Ernährungund Bewegung» und «über Gesundheit kommunizieren, ohne zuStigmatisieren». Weitere Informationen unter www.hepa.ch

In Dublin, Ireland. Diary information for 2010 EFFoST (EuropeanFederation of Food Science and Technology). Annual meeting.Further information see www.effostconference.com

9.15–18.30 Uhr, Fortbildungsveranstaltung des Ausbildungs-instituts für Ganzheitliche Therapien IKP, Kanzleistrasse 17,8004 Zürich, Tel. 044 242 29 30. Weitere Informationen unterwww.ikp-therapien.com

Olomouc, Czech Republik. 2nd HEPA Europe Conference.Information, scientific program and registration seehttp://mandh2010.upol.cz/www

Kurzfilme zum Thema Ernährung im Ernährungsmuseum «Alimen-tarium» in VeveyÖffnungszeiten: Dienstag–Sonntag, 10–18 Uhr,Tel. 021 924 41 11, Fax 021 924 45 63E-Mail: [email protected], www.alimentarium.ch

12. Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz im Kongresszen-trum Davos. Weitere Informationen, Programm und Anmeldungunter www.gesundheitsfoerderung.ch/konferenz

Ernährungsmuseum «Alimentarium» in VeveyÖffnungszeiten: Dienstag–Sonntag, 10–18 Uhr,Tel. 021 924 41 11, Fax 021 924 45 63E-Mail: [email protected], www.alimentarium.ch

Dauerausstellung mit Fabrikrundgang bei Kuhn Rikon AG.Jeden Mittwoch ab 14 Uhr nach Voranmeldung (Tel. 052 396 01 01).Freier Eintritt. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen beschränkt

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Page 24: Nr. 3/September 2010 TABULA · 2020. 10. 23. · TABULA NR. 3 / SEPTEMBER 2010 5 Interpretationshilfe sind Nähr wertangabenfürvieleKonsumen ten ohne Nutzen. DochauchInterpretationshil

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Talon ausschneiden und bis 15. November 2010 einsenden an:Schweiz. Gesellschaft für Ernährung, Postfach 361, 3052 ZollikofenTel. 031 919 13 06, Fax 031 919 13 14, E-Mail [email protected]

Ökobilanzen von Lebensmitteln

Schwerpunkt in der nächsten Nummer(4/2010, erscheint Mitte Dezember2010):

Ökobilanzenvon LebensmittelnDazu finden Sie im Heft Beiträgeüber die polnische Küche, dasvierte und letzte Didacta-Poster derSerie über die Verpackungen sowieWissenswertes über Zimt.

Ich bin SGE-Mitglied oder TABULA-Abonnent/in. Bitte schicken Sie mir:

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