neuere entwicklungen in der finanzwissenschaft: versuch einer bestandsaufnahme

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Neuere Entwicklungen in der Finanzwissenschaft: Versuch einer Bestandsaufnahme Review by: Wolfgang Wiegard FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 47, H. 1 (1989), pp. 104-136 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40912205 . Accessed: 17/06/2014 17:25 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.126.25 on Tue, 17 Jun 2014 17:25:13 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Neuere Entwicklungen in der Finanzwissenschaft: Versuch einer BestandsaufnahmeReview by: Wolfgang WiegardFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 47, H. 1 (1989), pp. 104-136Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40912205 .

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Page 2: Neuere Entwicklungen in der Finanzwissenschaft: Versuch einer Bestandsaufnahme

Literatur

Neuere Entwicklungen in der Finanzwissenschaft: Versuch einer Bestandsaufnahme*

von

Wolfgang Wiegard

In den letzten Jahren - beginnend etwa mit den Aufsatzen von Diamond und Mirrlees (1971) sowie Mirrlees (1971) oder dem Erscheinen des „ Journal of Public Economics" (1972) - hat die Finanzwissenschaft, jedenfalls im angelsachsischen Raum, eine recht sturmische Entwicklung durchgemacht. Wesentliches Merkmal diirfte die verstarkte Anwendung mathematischer und okonometrischer Methoden auf traditionelle finanzwissenschaftliche Problemstellungen sein. Mit dem jetzt in zwei Banden vorliegenden hand- book of Public Economics" (HPE) wollen fuhrende Vertreter verschiedener finanzwissenschaftlicher Sachgebiete einen zusammenfassenden Uberblick iiber diese neueren Entwicklungen geben. Das HPE selbst ist Teil einer umfassend angelegten Reihe von ,,Handbooks in Economics", deren An- spruchsniveau nicht gerade unbescheiden ist. Den Herausgebern dieser Serie zufolge sind sie ,,a definitive source, reference, and teaching supplement for use by professional researchers and advanced graduate students". Damit sind die Erwartungen hoch gesteckt, die Neugierde entsprechend groB. Prix- fen wir also, ob das HPE den selbst gesteckten Zielen gerecht wird. Was sind demnach die neueren Entwicklungslinien unseres Fachs? Hat der betracht- liche Aufwand an formalen Methoden zu wirklich neuen Erkenntnissen ge- fuhrt? Und vor allem: Worin bestehen die Unterschiede zu, worin die Ge- meinsamkeiten mit dem deutschsprachigen Gegenstiick des HPE, dem ,,Handbuch der Finanzwissenschaft" (HdF), herausgegeben von Andel, Hal- ler und Neumark (1977-1983)? Auch dort wurde - allerdings etliche Jahre fruher - der Anspruch erhoben, daB das HdF ,,den heutigen Stand unserer Disziplin einigermaBen korrekt widerspiegelt" und die ,,zwischenzeitlich ein- getretene Akzentverschiebung in der theoretischen Analyse und Praxis der offentlichen Finanzgebarung" beriicksichtigt1. Neben einer kurzen Inhalts- angabe und einer kritischen Einordnung des HPE wird deshalb auch der inhaltliche und methodische Vergleich mit dem HdF Gegenstand dieses Bei-

* Zu Alan J. Auerbach und Martin Feldstein (Hrsg.): Handbook of Public Economics. Zwei Bande. Amsterdam - New York - Oxford 1985/1987. North-Holland. 1 106 Seiten.

1 Vgl. das Vorwort zum ersten Band des HdF.

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trags sein. Es ist klar, daB dem zum Teil eine recht subjektive Einschatzung zugrunde liegt.

1. Uberblick

Die beiden Bande des HPE umfassen insgesamt sechzehn Kapitel. Ein im Inhaltsverzeichnis des ersten Bandes noch angekiindigtes siebzehntes Kapitel von M. King uber ,,Business Taxation, Finance and Investment" sucht man im zweiten Band leider vergebens; man erfahrt auch nicht, warum dieser Beitrag fehlt. Dies ist urn so bedauerlicher, als im HPE ansonsten keine systematische Behandlung der Unternehmensbesteuerung zu finden ist.

Das erste Kapitel enthalt eine von R. Musgrave verfaBte ,,Brief History of Fiscal Doctrine", auf die noch in diesem Abschnitt eingegangen wird. Die ubrigen funfzehn Kapitel des HPE ordnen und behandeln wir unter den Uberschriften ,,Optimale Besteuerung und offentliche Unternehmen" (Ab- schnitt II), ,,Steuerwirkungslehre" (Abschnitt III) und ,,Kollektivgiiter und offentliche Ausgaben" (Abschnitt IV); der letzte Abschnitt enthalt einige abschlieBende Anmerkungen. Die Zuordnung einzelner Beitrage mag gele- gentlich etwas willkurlich erscheinen; auch sind andere Untergliederungen denkbar und sinnvoll. Durch Vergleich mit der von Musgrave im Einfuh- rungskapitel des HPE vorgenommenen Klassifizierung finanzwissenschaftli- cher Doktrinen liefert die hier gewahlte Gliederung aber schon einen ersten Anhaltspunkt fur den Wandel finanzwissenschaftlicher Forschungsschwer- punkte. Musgrave unterscheidet die folgenden Problemfelder: Theorie 6f- fentlicher Giiter, Gerechtigkeit der Besteuerung, Effizienzaspekte der Be- steuerung, Steueriiberwalzung und -inzidenz, Stabilisierung und offentliche Verschuldung. Auf den zuletzt genannten Bereich wird im HPE iiberhaupt nicht weiter eingegangen. Zumindest im Hinblick auf die makrookonomi- sche Stabilisierungspolitik war dies auch nicht anders zu erwarten. Im angel- sachsischen Raum gehoren stabilisierungspolitische Problemstellungen schon seit langerem nicht mehr zum Erkenntnisobjekt der Finanzwissen- schaft2. Erstaunlicher ist da schon, daB auch auf eine eingehendere Behand- lung der offentlichen Nettokreditaufnahme verzichtet wurde. SchlieBlich werden Fragen der staatlichen Verschuldung seit Barros (1974) Wiederent- deckung von Ricardos Aquivalenztheorem auch in amerikanischen Zeit- schriften intensiv diskutiert. Und einer der Herausgeber des HPE hat selbst

2 Man vergleiche nur die in den letzten Jahren veroffentlichten Lehrbiicher von Atkin- son und Stiglitz (1980), Tresch (1981), Boadway und Wildasin (1984), Rosen (1985), Stiglitz (1986), Laffont (1988), Starrett (1988).

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eine ganze Reihe von Aufsatzen zu den Wirkuhgen und zur Rationalitat offentlicher Nettokreditaufnahme verfaBt (vgl. Feldstein, 1985, 1988).

Geandert haben sich aber auch der Stellenwert und die Einordnung der von Musgrave ausfuhrlich behandelten Frage nach einer gerechten Besteue- rung. Dogmengeschichtlich kommt diesem Aspekt sicherlich eine ganz zen- trale Rolle zu; Effizienzgesichtspunkte standen demgegeniiber lange Zeit im Hintergrund. In der neueren Literatur werden Probleme der steuerlichen Gerechtigkeit dagegen kaum noch isoliert, sondern iiberwiegend als Teil der Optimalsteuertheorie behandelt. Uberdies scheint den Effizienzaspekten des Steuersystems seit einiger Zeit sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der steuerpolitischen Diskussion eine groBere Bedeutung beigemessen zu werden als den Gerechtigkeitsuberlegungen. Im HPE jedenfalls wird auf Umverteilungsmoglichkeiten uber progressive Einkommensteuertarife nur in einem Beitrag eingegangen, und auch das nur vergleichsweise kurz. Die positive und normative Besteuerungstheorie sowie die Theorie der Kollektiv- giiter dominieren ziemlich eindeutig die moderne angelsachsische Finanzwis- senschaft. Musgrave zeigt nun klar und kenntnisreich, wie sich diese neueren Ansatze aus den Anfangen unserer Disziplin (etwa bei A. Smith oder D. Ri- cardo) heraus entwickelt haben. Dabei wird deutlich, daB sich zwar die Forschungsschwerpunkte und -methoden gewandelt haben, daB aber die zentralen finanzwissenschaftlichen Problemstellungen nicht nur weiterhin re- levant, sondern auch immer noch ungelost sind. Und oft genug, so scheint es, werden mit erheblichem Einsatz mathematischer Techniken nur Ideen und Vorstellungen formalisiert, die die GroBmeister unseres Fachs mit sicherem Gespur, aber natiirlich weitaus weniger prazise schon vor langer Zeit formu- liert haben. Im Einzelfall ist dies bekannt: Standardbeispiele sind Ramseys (1927) Beitrag zur Optimalbesteuerung oder Dupuits (1844) Uberlegungen zur Konsumentenrente. Nach Lektiire von Musgraves Uberblicksartikel kann man sich aber des allgemeinen Eindrucks kaum erwehren, daB ,,The New Public Finance" (vgl. Stiglitz und Boskin, 1977) in den grundlegenden Fragen vielleicht doch nicht soviel weitergekommen ist. Allerdings diirfte dieser Eindruck nicht unwesentlich mit Musgraves meisterhafter Darstellung zusammenhangen. Jedenfalls haben sich ahnliche Gedanken uber den Er- kenntnisfortschritt unseres Fachs nach der Lektiire des unmittelbar ver- gleichbaren Beitrags von F.K. Mann (,,AbriB einer Geschichte der Finanz- wissenschaft") im ersten Band des HdF nicht eingestellt. Moglicherweise kann man eine Geschichte der Finanzwissenschaft bzw. der finanzwissen- schaftlichen Lehrmeinungen auch nur dann so anregend und modern schrei- ben, wenn man, wie in diesem Fall Musgrave, die Entwicklung der Finanz- theorie bis in die jiingste Zeit hinein beeinfluBt hat.

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2. Optimale Besteuerung und offentliche Unternehmen

Die angelsachsische Finanzwissenschaft wurde in den letzten funfzehn Jahren ganz entscheidend von der Theorie der Optimalbesteuerung gepragt. Im HPE beschaftigen sich gleich zwei Beitrage ausschlieBlich mit dieser Pro- blematik: das Kapitel von A. Auerbach im ersten Band iiber optimale indi- rekte Steuern sowie das von J. Stiglitz im zweiten Band mit dem Schwer- punkt auf der optimalen Einkommensbesteuerung. Speziellere Probleme einer optimalen Besteuerung werden in einer Reihe weiterer Kapitel behan- delt, etwa im Zusammenhang mit der steuerlichen Behandlung des Sparens (Kapitel 5 von A. Sandmo) oder bei der Analyse von Besteuerungsproble- men in offenen Volkswirtschaften (Kapitel 6 von A. Dixit). Daneben soil in diesem Abschnitt auch auf den Beitrag von D. Bos iiber offentliche Unter- nehmen eingegangen werden. Zum einen konnen die Differenzen zwischen den (Schatten-)Preisen der in offentlichen Unternehmen produzierten Guter und den jeweiligen Grenzkosten gerade als indirekte Steuern (pro Outputein- heit) interpretiert werden, zum anderen stimmt das von Bos zugrunde gelegte Boiteux-Modell in wesentlichen Merkmalen mit dem Optimalsteuermodell von Diamond und Mirrlees uberein.

Inhalt des Auerbach-Kapitels ist ,,The Theory of Excess Burden and Opti- mal Taxation". Ausgangspunkt ist das auf Dupuit zuriickgehende und von Marshall popularisierte Konzept der Konsumentenrente, das in der Literatur ja lange Zeit umstritten war3. Diese Diskussion ist allerdings weitgehend abgeschlossen. Man weiB jetzt, daB vor allem die Aquivalente Variation von Hicks ein konsistentes und exaktes WohlfahrtsmaB darstellt, und man kennt seine wesentlichen Eigenschaften. Dazu hat nicht zuletzt die Axiomatisie- rung von WohlfahrtsmaBen durch Ebert (1987 a, b) beigetragen4. Analoges gilt auch fur die Zusatzlasten der Besteuerung, bei Auerbach definiert als ,,that amount, that is lost in excess of what the government collects" (S. 67). Prazisiert man diese Definition und kardinalisiert die aus SteuerreformmaB- nahmen resultierende Anderung der Wohlfahrt in geeigneter Weise, bleibt auch hier letztlich nur eine sinnvolle MaBgroBe iibrig, die auf die Aquiva- lente Variation aufbaut. Theoretisch ist mittlerweile durchaus klar, wie man die Zusatzlasten der Besteuerung uber approximative oder exakte Verfahren empirisch ermitteln konnte. Ublicherweise wird dazu jedoch auf Simula- tionsanalysen in partiellen oder allgemeinen Gleichgewichtsmodellen zu- riickgegriffen, die bei Auerbach nur kurz erwahnt werden. Trotz einiger

3 Vgl. z.B. Samuelsons Bemerkung in den „ Foundations" (1947, S. 197): „. . . my ideal principles' would not include consumer's surplus in the chapter on welfare economics except possibly in a footnote . . .".

4 Man vgl. aber auch die Arbeiten von McKenzie (1983) oder Ahlheim und Rose (1984).

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Vorbehalte kann davon ausgegangen werden, daB die marginalen ,,excess burdens" in den USA zwischen 20 und 50 % des zusatzlich erzielten Steuer- aufkommens liegen. Jedenfalls wurden Werte dieser GroBenordnung von einer ganzen Reihe von Autoren berechnet5.

Die nachsten Abschnitte des Beitrags von Auerbach sind der Theorie optimaler indirekter Steuern und theoretischen Uberlegungen zur Reform des Steuersystems gewidmet. Die wesentlichen Ergebnisse diirften bekannt sein, so daB sich eine Wiedergabe hier eriibrigt. Auf einige Resultate wird im iibrigen weiter unten eingegangen. Insgesamt ist Auerbachs Darstellung um- fassend und sorgfaltig, an vielen Stellen auch anschaulich und didaktisch geschickt. Trotzdem verbleibt ein gewisses Unbehagen. Dem mit der Materie nicht vertrauten Leser diirfte das Verstandnis dieses Kapitels einige Schwie- rigkeiten bereiten; fur den Spezialisten dagegen existiert inzwischen - Auer- bachs Beitrag wurde schon 1982 geschrieben - eine Reihe anderer Arbeiten, in denen einzelne Aspekte des Problems iibersichtlicher und praziser behan- delt werden.

Der zweite ausschlieBlich der Optimalsteuertheorie gewidmete Beitrag stammt von J. Stiglitz und tragt den Titel ,,Pareto Efficient and Optimal Taxation and the New New Welfare Economics"6. Im wesentlichen handelt es sich dabei um einen Uberblick iiber veroffentlichte und unveroffentlichte Arbeiten von Stiglitz selbst. Dementsprechend stammen mehr als ein Drittel der im Literaturverzeichnis angefuhrten Aufsatze auch von Stiglitz (allein oder mit diversen Koautoren). Von der Person zu den Inhalten: Die hier herausgestellte ,,neue neue" Wohlfahrtsokonomie zeichnet sich vor allem durch zwei Merkmale aus. Dies sind zum einen die explizite Beriicksichti- gung von Informationsbeschrankungen, denen sich der Fiskus bei der Wahl von Steuerbemessungsgrundlagen und -tarifen gegeniibersieht, zum anderen die schon von der ,,alten neuen" Wohlfahrtstheorie betonte Unterscheidung von Pareto-effizienten und von in irgendeinem Sinne gerechten Zustanden bzw. den ihnen entsprechenden Steuersystemen. Beide Punkte sind in der Tat von zentraler Bedeutung.

Der zuerst genannte Aspekt, die unvollstandige Information, fuhrt unmit- telbar zum Kern des Besteuerungsproblems. Nur aufgrund asymmetrischer Informationen zwischen Fiskus und Steuerpflichtigen kann es iiberhaupt zu einem Konflikt zwischen Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit in der Steuerpolitik kommen. Konnte die Steuerbehorde namlich samtliche indivi-

5 Vgl. z.B. Stuart (1984), Ballard, Shoven und Whalley (1985), Browning (1987). 6 In der Inhaltsubersicht im ersten Band des HPE war dieser Beitrag noch unter dem

etwas griffigeren Titel ,,The Theory of Pareto- Efficient and Optimal Redistributive Taxa- tion" angekiindigt.

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duellen Charakteristika der Zensiten beobachten, stunde der Erhebung eines Systems von umverteilenden, aber effizienzneutralen Lump-sum-Steuern nichts im Wege. Nur aufgrund der existierenden Informationsbeschrankun- gen muB der Fiskus auf vergleichsweise leicht zu beobachtende Bemessungs- grundlagen wie Einkommen oder Konsum zuriickgreifen. Aber auch bei der Konstruktion von Steuertarifen sind Informationsasymmetrien zu beriick- sichtigen. Sonst wurde eine ,,optimale" Besteuerung bei Zugrundelegung einer utilitaristischen sozialen Wohlfahrtsfunktion etwa dazu fuhren, daB sich qualifizierte Individuen nach Steuererhebung nicht nur nutzenmaBig schlechter stunden als weniger qualifizierte, sondern auch noch mehr arbei- ten miiBten. Dies wurde gelegentlich als ,,utilitarian defence of the slave society" interpretiert (vgl. Ricketts, 1981, S. 34). Die hier vorgeschlagene Sichtweise des Besteuerungsproblems legt eine andere SchluBfolgerung nahe: Derartige Steuertarife sind gar nicht implementierbar. Ein qualifiziertes Indi- viduum konnte seine Nutzenposition ja einfach dadurch verbessern, daB es dem Fiskus seine wahren Fahigkeiten verheimlicht und vorgibt, weniger qualifiziert zu sein. Die Steuerbehorde konnte daran gar nichts andern, da sie ja nur das Einkommen bzw. den Konsum, nicht aber die individuelle Qualifi- kation beobachten kann. Aus diesem Grund sind bei der Ermittlung optima- ler Steuertarife als zusatzliche Nebenbedingungen sog. Autoselektionsbe- schrankungen (,,self-selection constraints") zu beachten. Sie stellen sicher, daB es fur kein Individuum vorteilhaft ist, sich dem Finanzamt gegenuber zu ,,verstellen". Stiglitz hat diese Problematik erstmals in einem 1982 veroffent- lichten Aufsatz behandelt (vgl. Stiglitz, 1982), im HPE findet sich eine gering- fugig iiberarbeitete Fassung.

Das zweite Wesensmerkmal der ,,neuen neuen" Wohlfahrtsokonomie be- steht in dem Versuch, zunachst die Eigenschaften all derjenigen Gleichge- wichte und der ihnen entsprechenden Steuersysteme herauszuarbeiten, die sich bei ausschlieBlicher Zugrundelegung des Pareto-Kriteriums (und Be- riicksichtigung aller relevanten Beschrankungen) identifizieren lassen. Eine Eingrenzung der Menge der effizienten Allokationen ist dann mit Hilfe wei- tergehender Werturteile moglich, etwa durch Vorgabe von Verteilungsurtei- len, die in bestimmten sozialen Wohlfahrtsfunktionen zum Ausdruck kom- men. Dies allein ist kaum besonders originell. Bemerkenswert ist aber, daB einige wesentliche qualitative Ergebnisse der Optimalsteuertheorie alien effi- zienten Steuersystemstrukturen gemeinsam sind und damit insbesondere nicht von bestimmten sozialen Wohlfahrtsfunktionen abhangen. Dies gilt z.B. fur die SchluBfolgerung, daB der marginale Einkommensteuersatz fur das qualifizierteste Individuum Null sein sollte, ebenso wie fur die Erkennt- nis, daB ein einheitlicher Umsatzsteuersatz optimal ist (und den Wert Null annehmen kann), wenn eine optimale nicht-lineare Einkommensteuer erho- ben wird und alle Nutzenfunktionen schwach separabel zwischen Freizeit

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und den Konsumgiitern sind. Wenn aber zentrale Resultate der Theorie optimaler Steuern als Werturteil nur das Pareto-Kriterium voraussetzen - und dieses diirfte ja wohl von nahezu alien Okonomen akzeptiert sein -, bricht die am Konzept der sozialen Wohlfahrtsfunktion ansetzende Kritik der Optimalsteuertheorie in sich zusammen. Und das ist gut so. Wie Ricketts (vgl. oben) glaubt z.B. auch Seidl (1988, S. 97), daB man, ,,wenn man die welfaristische Ethik (bzw. das Konzept welfaristischer sozialer Wohlfahrts- funktionen; W. W.) konsequent durchdenkt, . . . bei der Sklaverei (endet) . . . Die Optimalsteuertheorie geht noch dariiber hinaus" (!). Man kann es Stig- litz und der ,,neuen neuen" Wohlfahrtsokonomie kaum hoch genug anrech- nen, daB uns der (gedankliche) ,,Weg in die Knechtschaft" (vorerst jedenfalls) erspart bleibt. Es eriibrigt sich, auf Details dieses Kapitels einzugehen. Auf einige Aspekte wird noch im Zusammenhang mit der Behandlung der Theo- rie optimaler Steuern im HdF zuruckzukommen sein, andere wiederum er- scheinen mir nicht so wichtig. Insgesamt gilt auch hier, daB der Beitrag von Stiglitz in weiten Passagen zumindest fur die Okonomen schwer zuganglich ist, die sich nicht schon vorher mit der Theorie der Optimalbesteuerung und hier vor allem mit den Arbeiten yon Stiglitz befaBt haben.

Im dritten der in diesem Abschnitt eigentlich zu behandelnden Beitrage setzt sich D.Bos mit der gewohnten Grundlichkeit mit Problemen der Preis- bildung offentlicher Unternehmen auseinander (am Ende des zweiten Ban- des findet sich ein Corrigendum zu S. 171). Auf eine Wiedergabe und kriti- sche Wiirdigung dieses Kapitels kann jedoch verzichtet werden. Der HPE- Artikel ist in iiberarbeiteter und erweiterter Form in die Teile I bis III von Bos' ,,Public Enterprise Economics" eingegangen, und diese Monographie wurde erst kurzlich im Finanzarchiv (Wiegard, 1987) besprochen.

Bos ist im ubrigen auch Verfasser des Kapitels iiber ,,Offentliche Unter- nehmungen" im zweiten Band des HdF, so daB weitergehende Vergleiche zwischen HPE und HdF im Hinblick auf diese Problemstellung unnotig sind. Erwahnenswert ist hochstens, daB Bos im HdF unter Hinweis auf den erhoh- ten empirischen Gehalt noch iiberwiegend partialanalytisch argumentiert hat, da ,,mikrookonomische Totalmodelle . . . grundsatzlich okonomisch leer" sind (vgl. Bos, 1980, S. 10). Vermutlich hat Bos seine Meinung dazu geandert; seinen Ausfuhrungen im HPE liegt jedenfalls fast durchweg ein mikrookonomisches Totalmodell zugrunde.

Kontroverser diirfte da schon der Vergleich HPE versus HdF im Hinblick auf die jeweilige Behandlung der Optimalsteuertheorie ausfallen. Blankart (1986) geht in seiner Besprechung des HdF davon aus, daB auf die optimale Besteuerung - von einigen kritischen Bemerkungen bei K. Schmidt einmal abgesehen - iiberhaupt nicht weiter eingegangen wird, ja, daB ,,der Hunde- steuer mit 1 V2 Seiten ungefahr dreimal soviel Raum gegonnt (wird), wie der optimalen Besteuerung". Man kann das aber auch anders sehen.

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Hallers Aufsatz uber ,,Rationale Steuersysteme und Bestimmungsgriinde empirischer Steuerverfassungen" in Band II des HdF stimmt namlich in Ansatz und Erkenntnisanspruch durchaus mit der Optimalsteuertheorie iiberein. Haller schreibt selbst: ,,Besser ware es, fur die abzuleitende Gesamt- gestalt der Besteuerung die Bezeichnung ,optimales Steuersystem' . . . zu ver- wenden und das , rational' als rationalistische Eierschale abzuwerfen" (vgl. Haller, 1980, S. 176). Und bei genauerem Hinsehen wird klar, daB sich die meisten der Besteuerungsgrundsatze Hallers oder Neumarks, so wie sie etwa im Beitrag von Schmidt im HdF wiedergegeben werden (Schmidt, 1980, S. 129), bei groBziigiger Interpretation ohne weiteres unter die Kategorien ,,Effizienz" und ,,Verteilungsgerechtigkeit" subsumieren lassen, die das allge- meine Zielsystem der Optimalsteuertheorie ausmachen. Verdeutlicht man sich dann noch, daB auch das den beiden Ansatzen zugrunde liegende Abbild der okonomischen Realitat mehr oder weniger ubereinstimmt - hier wie dort wird von einem marktwirtschaftlichen System mit Konkurrenzbeziehungen zwischen den Wirtschaftssubjekten ausgegangen -, sollte an wesentlichen Unterschieden eigentlich nicht mehr viel ubrig bleiben. Denn die Tatsache, daB die traditionelle Steuerlehre eher verbal argumentiert, in der Literatur zur Optimalsteuertheorie dagegen teilweise recht anspruchsvolle mathemati- sche Methoden verwendet werden, kann fur sich genommen noch keinen substantiellen Unterschied begriinden. Die Verwendung einer prazisen for- malen Sprache (der Mathematik) hat jedoch einige zusatzliche Prazisierun- gen und Einsichten ermoglicht. Als Haller, Neumark u.a. ihre Vorstellungen von rationalen Steuersystemen entwickelten, waren formale Methoden weni- ger verbreitet. Das hat sich bekanntlich geandert, und es ist nur natiirlich, daB dieses ,,neue" Handwerkszeug bei der Konstruktion rationaler oder optimaler Steuersysteme eingesetzt wird. ,,No wise man studying the motion of a top would voluntarily confine himself to words, forswearing all symbols. Similarly, no sensible person who had at his command both the techniques of literary argumentation and mathematical manipulation would tackle by words alone a problem like the following: Given that you must confine all taxes to excises on goods or factors, what pattern of excises is optimal for a Robinson Crusoe or for a community subject to prescribed norms?" (Sa- muelson, 1952, S. 64). So wie gelegentlich behauptet wird, daB Hegel seine eigene Philosophic erst verstanden habe, nachdem er sie in franzosischer Ubersetzung gelesen hat, glaube ich, daB erst nach ,,Ubersetzung" der tradi- tionellen Besteuerungslehre in die prazise Sprache der Mathematik durch die Optimalsteuertheorie viele Annahmen und Implikationen (einigermaBen) verstanden wurden. Wenn Haller etwa schreibt (1980, S. 183), daB ,,die Be- steuerung des Einkommens ... als die naturliche Besteuerungsmethode" er- scheine und eine ,,allgemeine indirekte Besteuerung" nur als Erganzung in Betracht komme, so prazisiert die Theorie der optimalen Besteuerung die

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zugrundeliegenden Annahmen. Bei einem optimalen nicht-linearen Einkom- mensteuertarif ist Hallers SchluBfolgerung richtig, wenn alle Nutzenfunktio- nen schwach separabel zwischen Freizeit und Konsumgiitern sind. Kann dagegen nur eine optimale lineare Einkommensteuer erhoben werden, muB die Praferenzordnung dariiber hinaus quasi-homothetisch in den Konsum- giitern sein. Ob diese Voraussetzungen erfiillt sind, ist letztlich eine empiri- sche Frage. Deutlich wird aber, daB Aussagen iiber rationale Steuersystem- strukturen in bestimmter Weise sowohl von den Eigenschaften von Prafe- renzordnungen abhangen als auch von den Ausgestaltungsmoglichkeiten unterschiedlicher steuerlicher Instrumente. Die Optimalsteuertheorie kon- kretisiert eine ganze Reihe weiterer Punkte: Effizienzverluste des Steuersy- stems hangen iiber die ausgelosten Substitutionseffekte von der Hohe der Grenzsteuersatze ab; zur quantitativen Abschatzung benotigt man Informa- tionen iiber die einkommenskompensierten Nachfrage- bzw. Angebotselastizi- taten. Die Verteilungswirkungen der Besteuerung sind dagegen in erster Linie vom Verlauf der Durchschnittssteuersatze und den hervorgerufenen Einkommenseffekten abhangig. Bei gleichzeitiger Beriicksichtigung von Effi- zienz- und Verteilungsgesichtspunkten ist eine durchgehende Progression des Grenzsatztarifs keineswegs optimal. Die Liste an Beispielen konnte (wenn auch nur begrenzt) fortgesetzt werden. Hier soil eigentlich nur die These verdeutlicht werden, daB die Beitrage zur optimalen Besteuerung im HPE letztlich zu einer Prazisierung und Klarstellung von einigen Uberlegungen beitragen, die im HdF unter dem Stichwort ,,rationale Besteuerung" ange- stellt werden. Voraussetzungen und Implikationen einiger verbreiteter steuerpolitischer SchluBfolgerungen konnen jetzt exakter genannt werden; und in vielen Fallen wissen wir praziser, was wir nicht wissen konnen und was nicht richtig ist.

Auf einem ganz anderen Blatt steht die Frage, was man denn nun mit diesem zusatzlichen Wissen anfangen kann. Wie zu erwarten, gehen die Mei- nungen auseinander. Krause-Junk (1987, S. 57) glaubt, daB ,,after a tremen- dous amount of analytical work, one arrives at the same rate of knowledge from which (one) reasonably could have started"; er sieht die Theorie der Optimalbesteuerung deshalb in ,,a beautiful cul-de-sac". Andere sind da etwas weniger skeptisch. Meines Erachtens zeigen z.B. Kay und King (1986) mit ihrer Untersuchung zum britischen Steuersystem uberzeugend, wie neue- re Ergebnisse der Besteuerungstheorie sinnvoll und ausgewogen in die Ana- lyse und Beurteilung praktischer Steuerpolitik einflieBen konnen. Aber die Frage nach dem Wert der Optimalsteuertheorie wird in der Profession wohl noch einige Zeit umstritten sein.

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3. Steuerwirkungen

Sechs Kapitel des HPE beschaftigen sich mit der Analyse von Besteue- rungswirkungen. Im einzelnen werden behandelt: Der EinfluB der Besteue- rung auf das Arbeitsangebot (J. Hausman) sowie auf die Ersparnisbildung und die Risikobereitschaft (A. Sandmo); die Wirkungen von Steuern in offe- nen Volkswirtschaften (A. Dixit); Auswirkungen der steuerlichen Behand- lung des Wohnungssektors (H. Rosen); Probleme der Besteuerung von na- turlichen Ressourcen (T. Heaps und J. Helliwell) und schlieBlich im letzten Kapitel Fragen der Steuerinzidenz (L. Kotlikoff und L. Summers). Im fol- genden werden die einzelnen Beitrage zunachst skizziert und kritisch gewiir- digt; danach versuchen wir wieder, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwi- schen HPE und HdF herauszuarbeiten.

Waren die im vorigen Abschnitt besprochenen Aufsatze von Auerbach, Stiglitz und Bos ausschlieBlich theoretischer Natur, steht bei dem von J. Hausman verfaBten Kapitel iiber ,,Taxes and Labor Supply" der empiri- sche Aspekt im Vordergrund. Sinn voiles empirisches Arbeiten setzt aber eine griindliche theoretische Analyse voraus. Deshalb entwickelt Hausman auch zuerst die theoretischen Grundlagen des Arbeitsangebotsverhaltens und priift, wie weit man allein mit Hilfe theoretischer Uberlegungen kommt. Nicht allzu weit, wie wir schon wissen. Schon im einfachsten Fall einer proportionalen Steuer wirken Einkommens- und Substitutionseffekte einer steuerlich induzierten Anderung des Nettolohnsatzes in entgegengesetzte Richtungen, so daB das Vorzeichen der Arbeitsangebotsanderung theore- tisch unbestimmt ist. Bei den empirisch relevanten nicht-linearen Steuertari- fen tritt eine Reihe weiterer Effekte und Probleme hinzu. So sind bei (ab- schnittsweise) linearer Approximation progressiver Tarife die sog. virtuellen Einkommen zu beriicksichtigen, die zusatzliche Einkommenseffekte bewir- ken. Von Bedeutung ist, daB diese virtuellen Einkommen mit den Grenz- steuersatzen variieren (vgl. unten). Beriicksichtigt man neben den tariflich fixierten Marginalbelastungen noch einkommensabhangige Transfers, in den USA z.B. das AFDC Programm (Aid for Dependent Children), konnen nicht-konvexe Budgetmengen auftreten - mit den ublichen unangenehmen Konsequenzen. Zu nennen waren etwa multiple Haushaltsgleichgewichte oder nicht-stetige Arbeitsangebotsfunktionen. Spatestens dann, wenn die Theorie allein keine gut interpretierbaren Ergebnisse mehr vorweisen kann, sind empirische Untersuchungen gefragt. Nach einer skizzenhaften Darstel- lung des US-amerikanischen Steuer-/Transfersystems (bis 1984) erlautert Hausman deshalb einige Probleme, die mit der okonometrischen Schatzung von Arbeitsangebotsfunktionen verbunden sind. Aber diese Ausfuhrungen sind reichlich knapp, und der an Einzelheiten interessierte Leser wird auf andere Arbeiten des Autors zuruckgreifen mussen (z.B. Hausman, 1979,

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1985). Von Interesse durften jedoch die Ergebnisse okonometrischer Studien zum EinfluB der Besteuerung auf das Arbeitsangebot sein. Hinsichtlich der Lohnelastizitat des Arbeitsangebots hat Hausman (1981) fur mannliche Er- wachsene - wie andere Autoren auch - einen Wert nahe bei Null ermittelt; eine Reduktion des Nettolohnsatzes aufgrund hoherer Einkommensteuer- satze hat fur sich genommen also (fast) keine Auswirkungen auf das Arbeits- angebot von Mannern. Dies sollte allerdings nicht zu voreiligen SchluBfolge- rungen verleiten. Im Vergleich zu anderen Studien hat Hausman namlich eine betragsmaBig groBe Einkommenselastizitat geschatzt. Da Anderungen der Grenzsteuersatze auch die virtuellen Einkommen beeinflussen, ergeben sich iiber die dadurch bewirkten Einkommenseffekte quantitativ durchaus bedeutende Auswirkungen. Steuersatzsenkungen fuhren dann zu einer Zu- nahme des gewunschten Arbeitsangebots, wobei diese Effekte noch mit der Hohe der Lohnsatze variieren. Zu erwahnen ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Bei unelastischem Arbeitsangebot muB ein ,,groBer" Einkommens- effekt durch einen ,,groBen" gegenlaufigen Substitutionseffekt kompensiert werden. Aus der neueren Besteuerungstheorie ist nun bekannt, daB die lei- stungshemmenden Wirkungen der Einkommensbesteuerung auf die steuer- lich induzierten Substitutionseffekte zuruckzufuhren sind. Dabei sind die Effizienzverluste um so hoher, je groBer die Substitutionseffekte sind. Dem- entsprechend hat Hausman (1981, S. 61) auch erhebliche ,,excess burdens" festgestellt, die im Durchschnitt bei iiber 25% des Einkommensteuerauf- kommens liegen. Da die Wohlfahrtsverluste (als Faustregel) ungefahr pro- portional mit dem Quadrat der Grenzsteuersatze wachsen, implizieren pro- gressive Steuertarife, daB die Zusatzlasten fur Bezieher hoher Einkommen wesentlich groBer sind als fur die unteren Einkommensklassen. Die Bedeu- tung dieser Schatzungen fur die praktische Steuerpolitik liegt auf der Hand; im Zusammenhang mit der US-amerikanischen Steuerreform von 1986 vgl. man etwa Hausman und Poterba (1987).

Hausman diskutiert einige weitere Aspekte des Problems ,,Besteuerung und Arbeitsangebot" (negative Einkommensteuer, EinfluB der Sozialversi- cherung), auf die hier aber nicht naher eingegangen werden kann. Allerdings sollte doch darauf hingewiesen werden, daB einige neuere Ansatze (z.B. Lebenszyklusmodelle) nicht behandelt werden. Insgesamt hat Hausman aber einen wichtigen Beitrag geschrieben, der wohl noch uber eine langere Zeitspanne als grundlegende Referenz gelten wird. Auch wenn viele Details nicht nachvollziehbar sind, vermittelt die Lekture doch einen ausgezeichne- ten Einblick in das notwendige Zusammenspiel von Theorie und Empirie bei der Analyse komplexer institutioneller Regelungen des Steuersystems.

Im nachsten Kapitel behandelt A. Sandmo mit der fur ihn charakteristi- schen Klarheit ,,The Effects of Taxation on Savings and Risk Taking". Mit Hilfe eines einfachen Zwei-Perioden-Modells werden zuerst die Wirkungen

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von Lohn- und Kapitaleinkommensteuern auf die Ersparnisbildung eines reprasentativen Haushalts untersucht. Bei konstantem Arbeitsangebot be- wirkt die Besteuerung der Lohneinkommen nur einen Einkommenseffekt; Steuern auf Zinseinkommen verursachen dagegen iiber die induzierte Re- duktion des (Netto-)Zinssatzes Einkommens- und Substitutionseffekte, die im Ersparnisfall gegenlaufig sind. Auch hier kann die Theorie allein also keine eindeutige Antwort auf die Frage nach den Besteuerungswirkungen liefern. Zwar wissen wir noch, daB in diesem einfachen Modell der einkom- menskompensierte Effekt einer Anderung des Kapitaleinkommensteuersat- zes auf den Gegenwartskonsum positiv ist, schon bei variablem Arbeitsange- bot gilt dieser Zusammenhang aber nicht mehr. Andere Modellerweiterun- gen und Komplikationen werden nur kurz gestreift, etwa unvollkommene Kapitalmarkte, Unsicherheit oder die Beriicksichtigung eines Vererbungs- motivs; das gleiche gilt auch fur empirische Untersuchungen zur Zinselastizi- tat des Sparens. Ausfuhrlicher wird dann wieder auf die Frage nach der optimalen Besteuerung der Ersparnisse bzw. Zinseinkommen eingegangen. Fur ,,steady state"-Pfade einer wachsenden Okonomie mit iiberlappenden Generationen werden die Bestimmungsgrunde eines optimalen Steuersy- stems aufgezeigt. Die Ergebnisse sind seit Atkinson und Sandmo (1980) sowie King (1980) bekannt : So z. B., daB eine allgemeine Konsumsteuer einer analytischen oder synthetischen Einkommensteuer unter Effizienzge- sichtspunkten nur in ganz speziellen Fallen iiberlegen ist. Neben Eigenschaf- ten der Praferenzordnungen und dem verfugbaren steuerpolitischen Instru- mentarium ist dabei im intertemporalen Kontext noch das Verhaltnis von Wachstumsrate und Zinssatz von Bedeutung. Der dritte Hauptteil des Sandmo-Beitrags beschaftigt sich mit dem EinfluB der Besteuerung auf die Portefolio-Entscheidungen eines Investors bei Existenz von Unsicherheit. Eine Reihe kleinerer theoretischer Modelle ergibt insgesamt einen guten Uberblick iiber einige grundlegende Zusammenhange von Steuern und An- lageentscheidungen unter Risiko.

Verglichen mit den meisten anderen Kapiteln des HPE ist der von Sandmo verfaBte Beitrag einfach zu lesen und durchaus als Literaturgrundlage fur finanzwissenschaftliche Lehrveranstaltungen im Hauptstudium geeignet. Dies bedeutet umgekehrt allerdings den Verzicht auf tiefere theoretische Analysen. So gehen etwa die entsprechenden Kapitel bei Atkinson und Stig- litz (1980, Kapitel 3 und 4) stellenweise erheblich iiber Sandmos Ausfiihrun- gen hinaus - was nicht unbedingt ein Vorteil sein muB.

Die Wohlfahrtswirkungen von Steuern in offenen Volkswirtschaften ste- hen im Mittelpunkt des Kapitels ,,Tax Policy in Open Economies" von A. Dixit. Bei Erweiterung des Modells einer geschlossenen Volkswirtschaft um AuBenhandelsaktivitaten ergeben sich (zumindest) zwei zusatzliche steuerpolitisch relevante Problemstellungen. Zum einen hat der Staat jetzt

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weitere steuerliche Instrumente in Form von Zollen und/oder Exportsubven- tionen zur Verfugung, deren Wirkungen zu ermitteln und zu beurteilen sind. Mit dieser Problematik setzt sich ein Teilgebiet der AuBenwirtschaftslehre auseinander, die Zolltheorie. Zum anderen ist denkbar, daB die modifizierten Modellannahmen zu einer Anderung der Bestimmungsgriinde fur die (opti- male) Ausgestaltung des inlandischen Steuersystems fuhren. Dies ist das zentrale Thema des vorliegenden Beitrags. Da sich Dixit auf die normativen Aspekte des Besteuerungsproblems beschrankt, hatte dieses Kapitel ohne weiteres auch dem vorigen Abschnitt zugeordnet werden konnen.

Drei Einzelaspekte werden in diesem Aufsatz ausfuhrlicher behandelt. Nach der Aufbereitung eines allgemeinen theoretischen Modells werden zu- erst hinreichende Bedingungen dafiir angegeben, dafi ein Gleichgewicht A einer offenen Volkswirtschaft einem anderen Gleichgewicht B im Sinne des ,,revealed preference"-Ansatzes uberlegen ist. So laBt sich z.B. zeigen, daB ein Gleichgewicht mit freiem Handel fur eine kleine offene Volkswirtschaft jedem anderen Gleichgewicht uberlegen ist. ,,GroBe" Volkswirtschaften da- gegen, die die realen Tauschverhaltnisse (,,terms of trade") auf dem Welt- markt beeinflussen konnen, sind durch Erhebung optimaler Zolle in der Lage, die nationale Wohlfahrt auf Kosten der Handelspartner zu erhohen. Der ,,revealed preference"-Ansatz erlaubt zwar eine elegante und allgemeine Beweisfuhrung, die steuerpolitischen Implikationen sind jedoch eher diirftig. Dies liegt zum groBen Teil daran, daB keine Verhaltensfunktionen spezifiziert werden und das Zustandekommen der verschiedenen Gleichgewichte uner- klart bleibt. Deshalb wird im nachfolgenden Abschnitt auch ein vollstandi- ges Gleichgewichtsmodell einer offenen Volkswirtschaft entwickelt, das die Herleitung optimaler Steuerpolitiken erlaubt. Kurz zusammengefaBt lauten die wichtigsten Ergebnisse: Unterliegt das steuerpolitische Instrumentarium keinerlei Beschrankungen, sollten optimale Zolle eingesetzt werden, bis die inlandische Grenzrate der Transformation (DRT) und die durch Handel erreichbare marginale Transformationsrate des Auslands angeglichen sind (FRT); Umverteilungsziele sowie die Realisierung eines bestimmten Steuer- aufkommens sollten, wenn moglich, liber geeigneten Einsatz von Lump- sum-Steuern angestrebt werden. Das leuchtet unmittelbar ein, da dann die Grenzrate der Substitution (GRS) mit den beiden Grenzraten der Transfor- mation ubereinstimmt und die resultierende Allokation Pareto-optimal ist. Steuerpolitisch relevanter (und interessanter) ist natiirlich der Fall, daB Lump-sum-Steuern - etwa aufgrund von Informationsasymmetrien - nicht erhoben werden konnen und der Fiskus zur Realisierung seiner Ziele neben Zollen auf indirekte Steuern zuriickgreifen muB. Die inlandischen Grenzra- ten der Substitution werden dann von den inlandischen Grenzraten der Transformation abweichen; allokative Storungen sind also unvermeidbar, und es stellt sich die Frage nach der optimalen Ausgestaltung des Zoll- und

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Konsumsteuersystems. Ein von Dixit abgeleitetes Resultat leuchtet eigentlich intuitiv ein: Wenn iiber eine optimale Zollpolitik die Bedingung DRT = FRT sichergestellt werden kann, ist die Struktur des indirekten Steuersy- stems so zu wahlen, daB die durch GRS ^ DRT bedingten Effizienzverluste im Inland minimiert werden. Die Bestimmungsgrunde fur das optimale Kon- sumsteuersystem sind dann in geschlossenen und offenen Volkswirtschaften weitgehend identisch. Fur die praktische Steuerpolitik ist dieses Ergebnis eher irrelevant. Der Einsatz des zollpolitischen Instrumentariums ist namlich institutionell beschrankt (z.B. aufgrund von Bestimmungen des GATT) und wird im allgemeinen nicht zum Ausgleich von inlandischer und internationa- ler Grenzrate der Transformation fuhren. Die Wirkungen und die optimale Struktur der indirekten Steuern hangen dann aber auch von den ausgelosten ,,Terms of Trade"-Effekten ab7. Einige Probleme werden erst jetzt richtig interessant, z. B. die Frage nach dem geeigneten Grenzausgleich bei der Um- satzsteuer (Ursprungsland- vs. Bestimmungslandprinzip). Dixit geht darauf iiberhaupt nicht ein; statt dessen wird der praktisch eher unwichtige Fall analysiert, daB keine indirekten Steuern erhoben werden und die Finanzie- rung eines vorgegebenen offentlichen Gutervolumens ausschlieBlich iiber Zolle zu erfolgen hat. In einem weiteren Abschnitt leitet Dixit schlieBlich noch einige Ergebnisse zu den Wohlfahrtswirkungen von schrittweise durch- gefuhrten Reformen des Steuer- und Ausgabensystems ab. Mit z.T. betracht- lichem formalen Aufwand werden einmal mehr einige Ergebnisse bewiesen, deren Wert fur die praktische Steuerpolitik eher zweifelhaft ist; auf okonomi- sche Erklarungen und Interpretationen wird weitgehend verzichtet. Andere Probleme wie Steuerharmonisierung, nicht-tarifare Handelshemmnisse oder Retorsionszolle werden in weiteren Abschnitten kurz erwahnt, die entspre- chenden Passagen stellen aber kaum mehr als kommentierte Literaturhin- weise dar.

Kurz zusammengefaBt weist Dixits Beitrag vor allem zwei Schwachen auf: Der okonomische Gehalt wird gegeniiber den formalen Ableitungen zu sehr vernachlassigt; das teilweise recht aufwendige mathematische Instrumenta- rium wird aus finanzwissenschaftlicher Sicht auf eher unbedeutende Pro- blemstellungen angewendet. Wenn dieses Kapitel also tatsachlich den neue- sten Erkenntnisstand auf dem Gebiet ,,Tax Policy in Open Economies" re- prasentieren sollte, gibt es jedenfalls noch viel zu tun.

Ausgesprochen gut gefallt mir demgegeniiber das nachfolgende Kapitel ,,Housing Subsidies: Effects on Housing Decisions, Efficiency and Equity" von H.S. Rosen. Die zentralen Probleme der steuerlichen Behandlung des Wohnungssektors werden systematisch aufbereitet und diskutiert; auch wenn man einige Ausfuhrungen nicht so ohne weiteres nachvollziehen kann,

7 Vgl. dazu etwa Georgakopoulos (1974) oder Vandendorpe (1972).

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bekommt man doch ein gutes Gefiihl fur das Fur und (vor allem) das Wider bestimmter steuerlicher MaBnahmen; die Verbindung von institutioneller, theoretischer und okonometrischer Analyse ist beeindruckend; schlieBlich vermittelt der Aufsatz einen guten Uberblick iiber die Ergebnisse und die noch offenen Probleme neuerer Forschungsansatze. Im einzelnen ist das Kapitel wie folgt aufgebaut: Rosen beginnt mit der Frage nach moglichen normativen Begriindungskategorien fur die beiden wichtigsten staatlichen Interventionsformen auf dem US-amerikanischen Wohnungsmarkt. Dies sind zum einen bestimmte Vergiinstigungen bei der steuerlichen Behandlung des selbstgenutzten Wohnraums, zum anderen die direkte staatliche Bereit- stellung von verbilligtem Wohnraum. Die Existenz externer Effekte wird haufig als Grund fur potentielle Ineffizienzen des privaten Wohnungsmark- tes angefuhrt. ,,However, the mechanisms through which these externalities work are not well understood and there is little evidence that they are quanti- tatively important" (S. 380). Auf ahnlich schwachen FiiBen steht die Recht- fertigung der staatlichen Eingriffe iiber Verteilungsuberlegungen. Von den Steuervergiinstigungen bei Eigennutzung von Wohnraum profitieren in er- ster Linie Bezieher mittlerer und hoher Einkommen; offentliche Wohnungs- bauprogramme sind in dem Sinne ineffizient, daB das zugrunde liegende Verteilungsziel durch monetare Transfers gesamtwirtschaftlich kostengiinsti- ger erreicht werden konnte. Auch bei fehlender normativer Rationalitat stellt die positive Wirkungsanalyse wohnungspolitischer MaBnahmen natiirlich trotzdem eine wichtige Aufgabe dar. Dazu ist in jedem Fall ein theoretisches Modell erforderlich. Rosen beschrankt sich auf eine partialanalytische Be- trachtung. Das theoretische Modell besteht dann allgemein aus Verhaltens- funktionen fur die Nachfrage- und Angebotsseite des Wohnungsmarktes und aus Annahmen iiber die Marktstruktur. Gewisse Schwierigkeiten erge- ben sich schon allein deshalb, weil keineswegs klar ist, wie physische Einhei- ten des Gutes ,,Wohnung" sinnvoll zu definieren und zu messen sind. Auf der Grundlage dieses Marktmodells werden dann in einem Abschnitt die Aus- wirkungen der fur den Wohnungssektor relevanten einkommensteuerlichen Bestimmungen untersucht, in einem anderen Abschnitt die Wirkungen des dffentlichen Wohnungsbaus.

Die Analyse erfolgt systematisch jeweils in vier Schritten. Als erstes wer- den die institutionellen Details der zu untersuchenden Politiken beschrieben; dann werden theoretisch und empirisch die Preis- und Mengeneffekte der staatlichen MaBnahmen ermittelt; ein weiterer Gesichtspunkt sind die Aus- wirkungen auf die okonomische Effizienz und die Einkommensverteilung; der vierte Schritt schlieBlich beinhaltet die Diskussion einiger Reformvor- schlage. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden. Interessant sind die SchluBfolgerungen: In den USA haben die Staatseingriffe auf dem Wohnungsmarkt - und hier vor allem die Steuervergiinstigungen bei der

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Selbstnutzung von Wohnraum - einerseits zu erheblichen Mengeneffekten und Effizienzverlusten gefuhrt, andererseits aber insgesamt eine ungleichere Einkommensverteilung bewirkt - interessant vor allem auch deshalb, weil in der Bundesrepublik mit dem Ubergang von der Investitions- zur Konsum- gutlosung bei der Besteuerung des selbstgenutzten Wohnraums eine institu- tionelle Regelung eingefuhrt wurde, die in den USA (ebenso wie in Kanada und England) eindeutig negativ beurteilt wird. Allerdings sollte nicht uner- wahnt bleiben, daB durchaus auch Grunde zugunsten der sog. Konsumgut- losung angegeben werden konnen. U.a. konnte man diese namlich als Schritt in Richtung einer allgemeinen Konsumsteuer interpretieren, die ja eine ge- wisse steuerpolitische Attraktivitat hat. Hamilton und Whalley (1985) haben dazu einige Berechnungen im Rahmen eines dynamischen empirischen Gleichgewichtsmodells fur die USA durchgefuhrt. Auch dabei envies sich allerdings die Konsumgut- der Investitionsgutlosung als allokativ unterle- gen.

Das letzte Kapitel des ersten Bandes des HPE stammt von T. Heaps und J. Helliwell und behandelt ,,The Taxation of Natural Resources". Nach einer kurzen Beschreibung unterschiedlicher steuerpolitischer Eingriffsmoglichkei- ten werden die Wirkungen einer Reihe von Besteuerungsformen auf die Allokation naturlicher Ressourcen zu ermitteln versucht. Typische Problem- stellungen der Rohstoffokonomik werden anhand von Beispielen in kleine- ren theoretischen Modellen behandelt - mit erlauternden Hinweisen zur empirischen Relevanz. Besteuerungswirkungen bei Allmende-Ressourcen verdeutlichen die Autoren am Beispiel der Fischereiindustrie; die Waldwirt- schaft wird herangezogen, um den EinfluB von Steuern auf das (private oder ofifentliche) Management von erneuerbaren Ressourcen bei konkurrierender Nutzung herauszuarbeiten; der Abbau von Metallvorkommen dient zur Er- lauterung von Effizienzwirkungen der Besteuerung bei erschopfbaren Res- sourcen; die steuerliche Behandlung von Rohstoffrenten bei fossilen Energie- tragern schlieBlich diskutieren die Autoren anhand von 01- und Gasvorkom- men. Eine mogliche Kritik miiBte m.E. weniger an den einzelnen Ausfuhrungen als vielmehr an den Auslassungen ankniipfen. Zweifelsohne ist die bei Heaps und Helliwell im Vordergrund stehende Steuerwirkungsana- lyse von Interesse. GleichermaBen wichtig erscheint mir jedoch die Frage, warum der Staat iiberhaupt auf Rohstoffmarkten intervenieren sollte. Dar- auf wird ausfuhrlicher eigentlich nur bei der Behandlung von Allmende- Ressourcen eingegangen. Gerade hier ist die Antwort aufgrund der dffent- lichen Gutseigenschaften solcher Rohstoffe aber eher unproblematisch. War- um soil der Markt jedoch keine effiziente Nutzung von Ressourcen leisten konnen, wenn eindeutige Eigentums- und Verfugungsrechte definiert sind? Man miiBte also zunachst einmal priifen, wodurch intertemporal effiziente •

Ressourcenausbeutungs- und Konsumpfade uberhaupt charakterisiert sind -

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die Hotelling-Regel wird von Heaps und Helliwell nicht einmal erwahnt -, und im AnschluB daran die Notwendigkeit steuerlicher Eingriffe uber ir- gendeine Form von Marktversagen (wie dem Fehlen kontingenter Zukunfts- markte) zu begriinden versuchen. In diesem Zusammenhang ware auch die Frage nach einer ,,gerechten" Verteilung der Rohstoffnutzung auf verschie- dene Generationen von Bedeutung, die aber ebenfalls nicht naher problema- tisiert wird. Man konnte einige weitere Punkte anfuhren, aber vielleicht ist diese Art der Kritik nicht allzu sinnvoll.

Damit kommen wir zu dem diesen Abschnitt abschlieBenden Kapitel uber ,,Tax Incidence" von L. J. Kotlikoff und L.H. Summers. Die Autoren analy- sieren die Wirkungen der Besteuerung auf relative Preise, Mengen und Ver- teilung zunachst in einem partialokonomischen Modell, danach dann im Rahmen von ein- bzw. zwei-sektoralen allgemeinen Gleichgewichtsmodellen einer geschlossenen Okonomie. Wie zu erwarten, hangt die Steuerinzidenz von Annahmen uber Angebots- und Nachfrageelastizitaten ab. Die Last einer Faktorsteuer wird dabei tendenziell von den Faktoren getragen, die unelastisch angeboten werden. Bei Beriicksichtigung internationaler Faktor- bewegungen sind zusatzliche Gesichtspunkte .zu beachten, etwa, ob es sich um eine ,,kleine" oder ,,groBe" offene Volkswirtschaft handelt. Im zuerst genannten Fall wird z.B. die Last einer Steuer auf den international mobilen Faktor vom immobilen Faktor getragen werden. Uberlegungen zur Steuerin- zidenz in dynamischen Modellen schlieBen den Beitrag ab. Auf der Grund- lage eines Lebenszyklusmodells mit iiberlappenden Generationen werden u.a. die Faktorpreiswirkungen einer Besteuerung von Lohn- und Kapitalein- kommen behandelt, Probleme der Kapitalisierung von Steuern angespro- chen sowie Ubergangspfade von einem Gleichgewicht zum anderen in dyna- mischen Simulationsmodellen berechnet.

Der Beitrag von Kotlikoff und Summers vermittelt einen komprimierten Uberblick uber einige neuere Entwicklungen auf dem Gebiet der Steuerinzi- denz. Als ,,teaching supplement" - wie in der Einfuhrung angekundigt - diirfte dieses Kapitel des HPE jedoch ebensowenig geeignet sein wie einige andere Beitrage des HPE. Dazu ist die Darstellung in einzelnen Abschnitten bei weitem zu knapp und manchmal unnotig kompliziert. Man muB sich schon ganz schon anstrengen, wenn man z.B. die formalen Ableitungen in Abschnitt 2.2.3 (S. 1056ff.) zur Inzidenz einer partiellen Faktorsteuer im mittlerweile klassischen Harberger-Modell nachvollziehen will. Dabei ist durchaus fraglich, ob sich diese Anstrengung lohnt. Die grundlegenden oko- nomischen Ergebnisse lassen sich ohne weiteres und um einiges anschauli- cher anhand eines einfachen Edgeworth-Bowley-Boxdiagramms herausar- beiten. Auch die Ausfuhrungen zu den Steuerwirkungen in Modellen mit iiberlappenden Generationen mogen zwar den Stand der Diskussion wieder- geben, stellen aber hochstens einen Anreiz dar, sich mit der zugrunde liegen-

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den Originalliteratur (irgendwann einmal) naher zu beschaftigen. Nur am Rande sei erwahnt, daB Giiter- und Faktorsteuern ohne erkennbaren Zu- sammenhang einmal als Wert-, das andere Mai als Mengensteuern model- liert werden, wobei im Text auch die Steuerbetrage pro Besteuerungseinheit als Steuersatze bezeichnet werden. Dies mag als kleinliche Norgelei erschei- nen, aber gerade von mathematisch anspruchsvolleren Texten darf man doch wohl auch bei den Grundbegriffen der Steuertariflehre eine gewisse Genauig- keit verlangen.

Prufen wir jetzt, inwieweit und auf welche Weise die in diesem Abschnitt besprochenen Problemstellungen im HdF behandelt werden. Dieser Ver- gleich ist naheliegend, aber in gewisser Weise problematisch. Naheliegend, weil die Analyse der Besteuerungswirkungen auf Arbeitsangebot, Ersparnis- bildung usw. zu den zentralen Forschungsgebieten der Finanzwissenschaft gehort; problematisch, weil HPE und HdF ganz unterschiedlich konzipiert und aufgebaut sind, das HPE aber hier als Referenz gewahlt und nur einzei- nen Abschnitten des HdF gegeniibergestellt wird. Wenn man einmal unter- stellt, daB HdF und HPE den Erkenntnisstand zum jeweiligen Erscheinungs- datum tatsachlich ,,einigermaBen korrekt" wiedergeben, sind in den letzten zehn Jahren doch erhebliche Fortschritte im Hinblick auf unser theoretisches und empirisches Wissen erzielt worden. Wir wollen dies durch einen etwas detaillierteren Vergleich belegen.

Systematische Ausfuhrungen zum Zusammenhang von Besteuerung und Arbeitsangebot finden sich im HdF in den Beitragen von Pohmer (1977, S. 236-242) und Timm (1981, S. 199-202); in einigen weiteren Abhandlun- gen wird auf diesen Aspekt eher am Rande oder implizit eingegangen, so etwa bei Peffekoven (1980, S. 440-443) oder Krause-Junk (1981, S. 303-305). Vergleicht man den Hausman-Artikel mit den entsprechenden Passagen im HdF, wird der enorme Erkenntnisfortschritt deutlich, der bei dieser Problemstellung in dem Jahrzehnt seit Erscheinen des HdF erzielt wurde. Etwas iiberspitzt formuliert, beginnt Hausman dort, wo Timm und Pohmer aufhoren. Timm unterscheidet zwischen steuerlich induzierten Ein- kommens- und Substitutionseffekten und stellt zutreffend fest, daB letztere in erster Linie von den Grenzsteuersatzen, erstere dagegen vor allem von den Durchschnittssteuersatzen abhangen. Richtig ist auch, daB wegen des unter- schiedlichen Vorzeichens dieser Effekte keine allgemeingultigen Aussagen uber die Arbeitsangebotswirkungen von Besteuerungsalternativen moglich sind. Timm sieht deshalb ,,von der Erorterung der Folgen der Steuersystem- anderungen fur das Arbeitsangebot . . ." ab (1981, S. 202). Pohmer geht inso- fern uber Timm hinaus, als er explizit auch den EinfluB nicht-linearer Ein- kommensteuertarife auf die Leistungsbereitschaft untersucht; allerdings unterscheidet er nicht weiter zwischen Einkommens- und Substitutionseffek- ten. Dementsprechend wird von incentive"- bzw. ,,disincentive"-Wirkungen

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im Hinblick auf die Leistungsbereitschaft dann gesprochen, wenn eine Steuererhohung zu einer Zu- bzw. Abnahme des Arbeitsangebots fiihrt. Die Lektiire des Hausman-Beitrags macht klar, daB gerade bei nicht-linearen Steuertarifen eine Unterscheidung von Einkommens- und Substitutions- wirkungen wesentlich ist, und zwar sowohl hinsichtlich der theoretischen Einsichten als auch in bezug auf die empirischen Ergebnisse. Leistungshem- mende Wirkungen wird man namlich sinnvollerweise nur iiber die einkom- menskompensierten, d.h. uber Substitutionseffekte ausgelosten Arbeitsange- botsreaktionen, defmieren. Und bei Beriicksichtigung des virtuellen Ein- kommens und unter Verwendung geeigneter okonometrischer Methoden sind - im Gegensatz zu Timms resignativem Ausblick - doch empirisch robuste Aussagen uber die Arbeitsangebotswirkungen von Steuersysteman- derungen moglich.

Eine deutliche Akzentverschiebung ist auch bei der Modellierung der pri- vaten Ersparnisbildung festzustellen. In dem schon erwahnten Beitrag von Pohmer uber die Wirkungen finanzpolitischer Instrumente werden Sparent- scheidungen bei der Diskussion von Wachstumswirkungen des Steuersy- stems ausschliefilich uber keynesianische Sparfunktionen abgebildet. Diese postulieren einen linearen oder nicht-linearen funktionalen Zusammenhang zwischen Ersparnishohe und verfugbarem Einkommen, ohne daB dieser mi- krookonomisch begriindet wiirde. Solche Sparfunktionen finden sich im HdF auch in anderen Beitragen. In dem Uberblicksartikel von Sandmo, wie iiberhaupt in nahezu alien neueren einschlagigen Veroflfentlichungen im an- gelsachsischen Raum, werden Hypothesen uber den EinfluB von Steuern auf die Ersparnisbildung dagegen ausschlieBlich iiber intertemporale Optimie- rungsansatze abgeleitet. Die privaten Sparentscheidungen hangen dann neben den erwarteten verfiigbaren Einkommen auch vom (Netto-)Zinssatz ab. Soweit ich sehe, finden sich vergleichbare Ansatze im HdF nur in den Beitragen von Peffekoven und Timm, von einer kurzen Bemerkung bei Schmidt (1980, S. 144) einmal abgesehen. Jedenfalls legt Peffekovens Unter- scheidung von Substitutions- und Redistributionseffekten bei den Wirkun- gen einer Ausgabensteuer auf das private Sparen (1980, S. 433) die Vermu- tung nahe, daB ein neoklassisches Lebenszyklusmodell unterstellt wird. Bei genauerer Lektiire entstehen hier jedoch begriindete Zweifel. Bei Timm wird zwar eine mikrookonomisch begriindete Zinsabhangigkeit der Ersparnisse angenommen, seine SchluBfolgerung, daB die Ersparnisbildung beim Ersatz einer Mehrwertsteuer vom Konsumtyp durch eine personliche Einkommen- steuer diskriminiert wird und daher sinkt (S. 199), ist allerdings nicht allge- mein giiltig. DaB das Problem komplizierter ist, sieht man schon, wenn man die Ersparnisse als Gegenwartswert der Ausgaben fur zukiinftigen Konsum darstellt, also als Produkt von zukiinftigem Konsum und dessen Gegen- wartspreis. Eine Besteuerung der Ersparnisse bzw. der aus ihnen resultieren-

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den Zinseinkommen ruft dann namlich zwei gegenlaufige Efifekte hervor: Zum einen wird die Nachfrage nach zukiinftigem Konsum abnehmen, ,,nor- males" Nachfrageverhalten vorausgesetzt, zum anderen wird jedoch der Ge- genwartspreis des Zukunftskonsums steigen. Der Gesamteffekt ist a priori unbestimmt. Es laBt sich jedoch zeigen (vgl. Atkinson und Stiglitz, 1980, S. 77), daB die Reaktion der privaten Ersparnisbildung auf eine steuerlich bedingte Variation des Zinssatzes vom Verhaltnis der Substitutionselastizitat zwischen gegenwartigem und zukiinftigem Konsum und der Einkommens- elastizitat des Gegenwartskonsums abhangt.

Auch der EinfluB der Besteuerung auf die Risikobereitschaft wird im HdF eher stiefmiitterlich behandelt. Erwahnenswert sind in diesem Zusammen- hang eigentlich nur die Ausfiihrungen von Peffekoven (1980) iiber die ,,Wir- kungen der Ausgabensteuer auf die Risikobereitschaft", die aber nicht als systematischer Uberblick iiber die entsprechenden Steuerwirkungen gedacht und geeignet sind.

Ein anderer Beitrag von Peffekoven (1983) im HdF beschaftigt sich u.a. mit den AuBenhandelswirkungen unterschiedlicher Steuern und Besteue- rungsverfahren; er stellt somit noch am ehesten das Gegenstiick zu dem Uberblicksartikel von Dixit im HPE dar. Die beiden Aufsatze sind insofern komplementar, als Dixit vergleichsweise unwichtige Probleme theoretisch anspruchsvoll und prazise behandelt, bei Peffekoven dagegen sind die Frage- stellungen interessant und aktuell, die theoretische Analyse aber eher unbe- friedigend. In dem hier vor allem relevanten Abschnitt iiber die Allokations- wirkungen von Besteuerungsverfahren (S. 228 ff .) ist etwa die SchluBfolge- rung, daB eine ,,im Inland erhobene generelle, d.h. alle Produkte prozentual gleich belastende Steuer . . . nicht zu Wettbewerbsverzerrungen im alloka- tionspolitischen Sinn" fiihrt (S. 229), nur bei unelastischem Faktorangebot richtig. Bei variablem Arbeitsangebot etwa wiirde eine inlandische allge- meine Umsatz- oder Einkommensteuer besonders im Fall einer ,,groBen" offenen Volkswirtschaft durchaus zu internationalen Wettbewerbsverzerrun- gen fiihren. Die Diskussion der Allokationswirkungen spezieller Steuern wird dort abgebrochen, wo eine tiefere theoretische Analyse interessant und erforderlich wiirde. Peffekoven begniigt sich mit der Feststellung, daB spezi- elle indirekte Steuern sowohl unter dem Bestimmungs- als auch unter dem Ursprungslandprinzip zu Allokationsstorungen fiihren, fragt aber nicht wei- ter, welche Grenzausgleichsregelungen unter welchen Bedingungen sinnvoll sind oder wie die Struktur des indirekten Steuersystems bei Beachtung von Terms-of-Trade-Effekten zu wahlen ist. Da Peffekoven der wohlfahrtstheo- retischen Argumentation aber sowieso nur einen geringen Aussagewert bei- miBt (1983, S. 230), ist sein Vorgehen letztlich nur konsequent.

Zu den Aufsatzen von Rosen bzw. Heaps und Helliwell iiber die Wirkun- gen von Steuern auf den Wohnungsbausektor bzw. die Allokation natiirli-

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cher Ressourcen finden sich im HdF keine entsprechenden Ausfiihrungen. Zwar wird in mehreren Beitragen, so bei Timm (1981, S. 178f.), Krause-Junk (1981, S. 350) und Albers (1977, S. 945-948), auf die Effizienz- und Vertei- lungswirkungen von sozialem Wohnungsbau, Wohngeld usw. eingegangen; die Probleme werden jedoch jeweils nur kurz gestreift und sind keinesfalls mit der systematischen Analyse von Rosen vergleichbar. Steuerlich relevante Aspekte der Rohstoffokonomik werden im HdF iiberhaupt nicht erwahnt, umweltokonomische Fragen dagegen an mehreren Stellen als Anwendungs- fall (negativer) externer Effekte diskutiert. Dazu ist anzumerken, daB die Theorie natiirlicher Ressourcen wahrend der Entstehungsphase des HdF noch nicht allzu weit entwickelt war; eine erste umfassende Monographie (Dasgupta und Heal, 1979) ist erst nach dem Erscheinen des ersten Bandes des HdF veroffentlicht worden.

AufschluB iiber die Entwicklung der Steuerinzidenzlehre vermittelt ein Vergleich der Aufsatze von Kotlikoff und Summers im HPE und von Krause-Junk (1981) im HdF. Dazu wird aus dem umfassenderen Uberblick bei Krause-Junk nur auf den theoretischen Teil D (,,Materielle Inzidenz", S. 310-341) zuriickgegriffen. Gemeinsam ist beiden Arbeiten noch die Be- handlung des zwei-sektoralen Harberger-Modells. Krause-Junk beschrankt sich auf die Variante mit nur einem mobilen Produktionsfaktor, kann dafiir aber die Verteilungswirkungen von Faktor- und Produktsteuern mathema- tisch einfach behandeln und graphisch anschaulich darstellen. Damit sind die Gemeinsamkeiten aber auch schon (mehr oder weniger) erschopft. Die von Krause-Junk ausfiihrlich behandelten Kaldor-Modelle - um die es ja bis in die siebziger Jahre hinein eine intensive Auseinandersetzung gegeben hat -

spielen in der neueren angelsachsischen Literatur iiberhaupt keine Rolle mehr. Mit Einschrankungen gilt dies auch fur die von Krause-Junk prasen- tierten Inzidenzanalysen in neoklassischen Wachstumsmodellen Solowscher Pragung. Zwar findet sich in dem 1980 (also ein Jahr vor dem Erscheinen des dritten Bandes des HdF) veroffentlichten Lehrbuch von Atkinson und Stig- litz (1980, S. 230-242) noch eine kurze Diskussion dieser Modelle; in spater erschienenen Lehrbiichern oder in dem Uberblick von Kotlikoff und Sum- mers werden sie nicht einmal mehr erwahnt. Krause-Junk nennt selbst die zentrale Schwache (1981, S. 341): Einerseits hangen die Inzidenzwirkungen sowohl in Kaldor- als auch in Solowschen Wachstumsmodellen ganz wesent- lich von den steuerlich induzierten Veranderungen der gesamtwirtschaft- lichen Sparquote ab; andererseits werden die klassenspezifischen Sparfunk- tionen auBerst einfach modelliert und noch dazu a priori eingefiihrt. Was liegt also naher, als die privaten Sparentscheidungen zu endogenisieren und aus einem expliziten intertemporalen Optimierungsmodell abzuleiten? Dem- entsprechend dominieren Lebenszyklusmodelle mit iiberlappenden Genera- tionen oder mit iiber einen unendlichen Zeithorizont planenden Konsumen-

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ten das neuere Schrifttum zur dynamischen Steuerinzidenz. Vom theoreti- schen Standpunkt sind diese Modellansatze auch sicherlich befriedigender. Bedauerlicherweise werden sie schnell so kompliziert, daB man die Wirkun- gen ,,realistischer" Steuerpolitiken nur noch unter Verwendung dynamischer Simulationsmodelle ermitteln kann. Kotlikoff und Summers vermitteln einen ersten Einblick in die Komplexitat solcher Modelle.

Eine zusammenfassende Wiirdigung der Beitrage zur Steuerwirkungslehre erfolgt im letzten Abschnitt.

4. Kollektivgiiter und offentliche Ausgaben

Vier der in diesem Abschnitt zu besprechenden sechs Kapitel aus dem zweiten Band des HPE beschaftigen sich mit Problemen der Kollektivgiiter- allokation. W. Oakland gibt einen allgemeineren Uberblick iiber die Theorie offentlicher Giiter, J.-J. Laffont behandelt alternative Allokationsverfahren speziell unter dem Gesichtspunkt fehlender Anreizkompatibilitat; lokale of- fentliche Giiter schlieBlich stehen im Mittelpunkt des Beitrags von D. Rubin- feld. Der Aufsatz von R. Inman ist dagegen wieder umfassender angelegt und setzt sich mit dem Problemkreis Marktversagen vs. Staatsversagen aus- einander. Die beiden restlichen Kapitel haben die Sozialversicherung (A. At- kinson) bzw. die Nutzen-Kosten-Analyse (J. Dreze und N. Stern) zum Thema. Wie zuvor werden die einzelnen Beitrage zunachst wieder etwas ausfiihrlicher skizziert und gewiirdigt; danach fmden sich einige Anmerkun- gen zu den entsprechenden Aufsatzen im HdF.

Beginnen wir mit Oaklands ,,Theory of Public Goods". Naheliegender- weise werden zunachst einmal die (notwendigen) Bedingungen fur eine effi- ziente Allokation von Kollektivgiitern abgeleitet. Den Ausgangspunkt bilden Samuelsons reine offentliche Giiter, an die sich eine Reihe von Verall- gemeinerungen anschlieBt. Dazu zahlen: offentliche Giiter als Zwischenpro- dukte, Allokationsoptima bei Existenz verzerrender Steuern, externe Ef- fekte, Uberfullungsphanomene sowie lokale offentliche Giiter. Im nachsten Schritt wird dann gefragt, ob bzw. inwieweit private Markte eine effiziente Versorgung mit Kollektivgiitern gewahrleisten konnen. Die Antwort hangt einerseits ab von der Anzahl der betroffenen Wirtschaftseinheiten, anderer- seits von der Moglichkeit eines Ausschlusses von der Nutzung solcher Giiter. Die Problemanalyse reicht von der Cournot-Nash-Losung im Verhandlungs- fall bis zum Angebot offentlicher Giiter durch ein preisdiskriminierendes privates Monopol. Wie man weiB, fiihrt ein privates Angebot zu einer ten- denziellen Unterversorgung mit Kollektivgiitern. Zu priifen ist deshalb, ob nicht eine Bereitstellung durch die offentliche Hand zu iiberlegenen oder gar zu optimalen Allokationslosungen fiihren kann. Dies ware der Fall, wenn

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der Fiskus die marginale Zahlungsbereitschaft jedes einzelnen Nutzers ken- nen wiirde und entsprechende Lindahl-Steuerpreise erheben konnte. Aber natiirlich macht es wenig Sinn, einem versagenden Markt einen ideal funk- tionierenden Staatssektor gegeniiberzustellen. Beriicksichtigt man daher In- formationsasymmetrien zwischen Fiskus und privaten Haushalten oder aber nicht nur am Gemeinwohl orientierte Verhaltensweisen von Biirokratien, bleibt als SchluBfolgerung nur, daB auch eine offentliche Versorgung mit Kollektivgiitern kaum effizient erfolgen wird. Oakland behandelt die zuletzt genannten Probleme nur kursorisch, da darauf in anderen Kapiteln des HPE ausfiihrlicher eingegangen wird.

So setzt sich Laffont im nachfolgenden Kapitel speziell mit dem Problem incentives and the Allocation of Public Goods" auseinander. Seine Diskus- sion der Anreizkompatibilitat ist auBerordentlich abstrakt, formal an- spruchsvoll und mathematisch unbedarften Okonomen gegeniiber weitge- hend konzessionslos. Insofern fehlt eigentlich jeder Anreiz, sich mit diesem Beitrag naher auseinanderzusetzen. Zum Gliick ist das auch nicht notwen- dig, da dieselbe Problematik in ganz ausgezeichneter Weise auch von Inman behandelt wird. Bevor jedoch darauf eingegangen wird, kurz einige Anmer- kungen zu dem von D. Rubinfeld verfaBten Kapitel iiber ,,The Economics of the Local Public Sector". Lokale offentliche Giiter werden von einzelnen Gebietskorperschaften bereitgestellt. Die privaten Haushalte reagieren auf Unterschiede in der Qualitat bzw. Quantitat solcher Giiter, indem sie einen ihren Praferenzen gemaBen Wohnort wahlen (,,voting with one's feet"). Eine Mobilitat zwischen Gebietskorperschaften mit unterschiedlichem Giiteran- gebot ist also das wesentliche Charakteristikum lokaler offentlicher Giiter. Tiebout, der diesen Aspekt in die Literatur einbrachte, sah in den ausgelo- sten Wanderungsbewegungen eine Analogie zur Funktionsweise privater Markte und vermutete, daB dieser ProzeB (zumindest im Grenzfall) zu einer effizienten Allokation lokaler offentlicher Giiter fiihrt. Die Auseinanderset- zung mit den Annahmen, den Ergebnissen und verschiedenen Ansatzen zur empirischen Uberpriifung des Tiebout-Modells steht auch im Zentrum des Rubinfeld-Artikels. Der an dieser Problemstellung interessierte Leser fmdet hier einen brauchbaren Uberblick. Fiir die Bundesrepublik scheint mir das Tiebout-Modell allerdings einen eher geringen Erklarungswert zu haben. Das Angebot lokaler offentlicher Giiter ist hierzulande regional weitgehend angeglichen, ohne daB dies jedoch auf entsprechende Wanderungsbewegun- gen zuriickgefiihrt werden konnte. Als ein moglicher Grund kamen da schon eher die moglicherweise durch das im Grundgesetz an mehreren Stellen erwahnte Gebot der ,,Einheitlichkeit der Lebensverhaltnisse" veranlaBten FinanzausgleichsmaBnahmen in Frage8. In zwei weiteren Abschnitten geht

8 Vgl. zu dieser Problematik Fischer-Menshausen (1978) oder Neumark (1978).

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Rubinfeld noch auf empirische Versuche zur Ermittlung von Nachfragefunk- tionen nach lokalen offentlichen Giitern sowie auf ausgewahlte Probleme der Foderalismustheorie ein. Diskutiert werden dabei einerseits Fragen einer geeigneten Aufgabenzuordnung auf die verschiedenen (vertikalen) Entschei- dungsebenen eines foderativen Staates, andererseits die okonomischen Wir- kungen alternativer Formen von Finanzzuweisungen.

Der sich anschlieBende Aufsatz ,,Markets, Governments, and the ,New' Political Economy" von R. Inman verdient eine etwas ausfuhrlichere Wiirdi- gung. Dies ist mit 130 Seiten nicht nur das umfangreichste Kapitel des HPE, seine Lekture hat mich von alien Beitragen auch am meisten beeindruckt, ja fasziniert. Beeindruckt, weil der Aufsatz kenntnisreich geschrieben und au- Berordentlich klar gegliedert ist; fasziniert, weil sich die sog. ,,Neue Politische Okonomie" bei Inman, einmal befreit von ihrem ideologischen Ballast, als eigentlich naheliegende und sinnvolle Erganzung der neoklassischen Theorie des Marktversagens darstellt - eine Sichtweise, die die Arbeiten Buchanans oder anderer Vertreter der ,,Public Choice"-Richtung ja nicht unbedingt nahelegen (wollen). Mogliche Griinde fur staatliche Eingriffe, die iiber die Gewahrleistung privater Verfugungsrechte (Nozicks Minimalstaat) hinaus- gehen, werden also auf Situationen zuriickgefuhrt, in denen der Markt ver- sagt. Nur am Rande sei erwahnt, daB ,,Arbeitslosigkeit" dabei als eigenstan- dige Marktversagenskategorie neben den ,,klassischen" Fallen (externe Effekte, zunehmende Skalenertrage, asymmetrische Information usw.) auf- gefuhrt wird. Im Unterschied zum iiblichen Vorgehen fuhrt Inman alle Ursa- chen von Marktineffizienzen auf eine Art Gefangenendilemma als einheitli- chem Erklarungsprinzip zuruck. Danach ergibt sich ein Marktversagen in einer Reihe von Situationen, weil nicht-kooperatives Verhalten - etwa in Form falscher Praferenzoffenbarung - eine dominante Strategie nutzenmaxi- mierender Individuen ist. Als Folge dessen bleiben Verhandlungsgewinne unrealisiert; das sich einstellende Gleichgewicht ist nicht Pareto-optimal, der Markt ,,versagt"9. Das Gefangenendilemma und das entsprechende Markt- versagen lieBen sich vermeiden, wenn kooperatives Verhalten erzwungen werden konnte. Zumindest prinzipiell konnte es also fur alle Beteiligten vorteilhaft sein, eine bestimmte Institution - etwa den ,,Staat" - mit dem Recht auszustatten, kooperative Losungen durchzusetzen. Naturlich mochte man, daB solche Institutionen zu keiner weitergehenden Einschrankung der individuellen Rechte fiihren, also in einem bestimmten Sinne demokratisch sind. AuBerdem sollte sichergestellt sein, daB diese kollektiven Losungen informationsmaBig iiberhaupt durchfuhrbar sind und moglichst geringe Ko-

9 Natiirlich existiert die Moglichkeit strategischen Verhaltens auch bei rein privaten Giitern. Allerdings konnte hier gezeigt werden, daB die daraus resultierenden Vorteile gegen Null gehen, wenn die Anzahl der Marktteilnehmer ,,sehr groB" wird (vgl. Roberts und Postlewaite, 1976).

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sten verursachen. Ungliicklicherweise ist es im allgemeinen unmoglich, einen KollektiventscheidungsprozeB zu finden, der sowohl demokratisch als auch informationseffizient ist und der gleichzeitig zu Pareto-optimalen Ergebnis- sen fiihrt. Insofern steht einem Marktversagen in einem allgemeineren Sinne immer auch ein Staatsversagen gegeniiber. Der Staat kann zwar dort korri- gierend eingreifen, wo der Markt in bestimmten Fallen versagt, namlich bei der effizienten Allokation der Ressourcen; allerdings fiihrt dies zwangslaufig zu einer Verletzung der Ziele Demokratie und/oder Informationseffizienz, die wiederum bei Marktprozessen in der Regel erfullt sind. Uber diese Op- portunitatskosten muB man sich klarwerden, bevor man iiber die Frage ,,Markt oder Staat?" entscheidet. Methodisch geht Inman dabei so vor, daB er jeweils ein Ziel (Axiom) aufgibt und die daraus folgenden Konsequenzen aufdeckt. So wird zunachst das Axiom ,,Demokratie" durch die Annahme eines wohlwollenden Diktators ersetzt, der bei seinen Entscheidungen die Praferenzen der Burger beriicksichtigt. Solange die individuellen Praferenzen nur dem jeweiligen Individuum selbst bekannt sind, kann strategisches Ver- halten auch weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Zur Durchsetzung einer kooperativen Losung benotigt der Planer also wahrheitsgemaBe Informatio- nen iiber Praferenzen und Anfangsausstattungen der Burger. Das Problem besteht dann darin, (anreizkompatible) Planungsmechanismen zu konstruie- ren, die eine wahrheitsgemaBe Praferenzoffenbarung implizieren und prak- tisch implementierbar sind. Unter diesen Gesichtspunkten werden u.a. die MDP-Prozesse10 oder die Mechanismen von Clarke oder Groves iiberpriift. Die Ergebnisse sind eher enttauschend: Planungsprozesse, die zu kooperati- ven (d.h. Pareto-optimalen) Losungen fiihren, sind nur mit erheblichem Aufwand oder nur unter ganz restriktiven Bedingungen durchfiihrbar; um- gekehrt kann bei leicht implementierbaren Mechanismen die Moglichkeit einer Manipulierbarkeit mit entsprechend ineffizientem Ausgang nicht aus- geschlossen werden. Besteht man demgegeniiber darauf, daB kollektive Ent- scheidungsprozesse demokratisch ablaufen, sind ineffiziente Resultate (fast) unvermeidbar. Die genauen Ergebnisse hangen von der Art des Wahlverfah- rens und der Dimension des Abstimmungsraums ab; es wiirde zu weit fiih- ren, sie hier im einzelnen wiederzugeben. Insgesamt zeigt sich einmal mehr, daB wir haufig genug keine einfachen und erst recht keine eindeutigen Ant- worten auf konkrete Fragen liefern konnen. Aber es ware ja auch allzu naiv gewesen, dies gerade bei der auBerst komplexen Problematik ,,Markt versus Staat" zu erwarten. Trotzdem sind wir ein gutes Stuck vorangekommen. Eine Reihe von Unmoglichkeitstheoremen hat die relevanten Entscheidungs- alternativen betrachtlich eingeschrankt. Und Inman verdeutlicht in einem

10 MDP steht fur die Autoren, die diese Mechanismen in die Literatur eingefuhrt haben: Malinvaud sowie Dreze und de la Vallee Poussin.

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abschlieBenden Abschnitt, wie durch sorgfaltiges Abwagen des Fur und Wider vorsichtige Aussagen dariiber moglich sind, ,,what allocations are best handled by a market process and which are best left to the process of collective choice and enforcement" (S. 753 f.). Dabei sind auch die Verhal- tensweisen von Burokratien und Moglichkeiten zur Reformierung von Ent- scheidungsregeln zu berucksichtigen, auf die Inman in einem eigenen Ab- schnitt eingeht. Auch wenn man in dem einen oder anderen Punkt nicht mit Inman ubereinstimmen muB, ist die Lekture doch auBerordentlich anregend und ohne Einschrankung empfehlenswert. Schade nur, daB man diesen Auf- satz nicht selbst geschrieben hat.

,,Income Maintenance and Social Insurance" lautet der Titel des nachfol- genden Kapitels von A. B. Atkinson. Der Verfasser gehort zu den unumstrit- tenen Experten auf diesem Gebiet, und entsprechend kenntnisreich und aus- fuhrlich ist dieser Uberblicksartikel auch geschrieben. Er beginnt mit einer Diskussion und Operationalisierung der allgemeinen Zielvorstellungen (etwa: Sicherung eines Existenzminimums; Verminderung der Armut), die staatlichen MaBnahmen zur Einkommensabsicherung zugrunde liegen. Im Rahmen einfacher theoretischer Modelle werden dann die Auswirkungen unterschiedlicher Formen staatlicher Unterstutzungsprogramme auf das Verhalten und die Wohlfahrt der Begunstigten untersucht. Dies wird erganzt durch einen Uberblick iiber empirische Untersuchungen zu den Wirkungen konkreter MaBnahmen im Sozialversicherungsbereich. Der EinfluB entspre- chender Programme auf die private Ersparnisbildung, die Arbeitsange- botsentscheidungen, die Wahl des Ruhestandszeitpunkts usw. stehen im Mittelpunkt eines weiteren Abschnitts. Der Aufsatz schlieBt mit einigen An- merkungen zu relevanten Simulationsstudien in allgemeinen Gleichgewichts- modellen und einem kurzen Ausblick auf mogliche Reformen. Damit ist natiirlich nur der allgemeine Rahmen skizziert. Der Beitrag enthalt zahlrei- che interessante Gesichtspunkte, auf die hier aber aus offensichtlichen Griin- den nicht naher eingegangen werden kann. Haufig werden Probleme und Losungsansatze aber auch nur skizziert; die zahlreichen Literaturhinweise sollten jedoch ein griindlicheres Studium des Problems ermoglichen.

Damit sind wir beim letzten noch zu besprechenden Kapitel des HPE angekommen. Es behandelt ,,The Theory of Cost-Benefit Analysis" und stammt von J. Dreze und N. Stern. Der Titel verspricht allerdings mehr, als der Inhalt dann tatsachlich halt. Im wesentlichen geht es namlich ,,nur" um die Bestimmung und Interpretation von Schattenpreisen in Second-best- Modellen. Zentrale Problemstellungen der traditionellen Nutzen-Kosten- Analyse - etwa: Uberlegungen zur Konsumentenrente, Ermittlung der Zah- lungsbereitschaft, die Wahl von Entscheidungsverfahren - werden iiberhaupt nicht behandelt, andere, wie Entscheidungen bei Risiko bzw. Unsicherheit, nur am Rande. Die ganze ,,Theorie der Nutzen-Kosten-Analyse" besteht bei

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Dreze und Stern aus einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell mit offent- lichen Unternehmen, in dem wohlfahrtserhohende marginale Produk- tionsprogramme identifiziert werden11. Solche Wohlfahrtsgewinne stellen sich genau dann ein, wenn das mit geeigneten Schattenpreisen bewertete offentliche Projekt positive Profite abwirft. Dadurch erklart sich die enorme Bedeutung, die in diesem Zusammenhang der Ermittlung von Schattenprei- sen zukommt. Die Beschrankung auf diesen einen Aspekt ermoglicht eine detaillierte und theoretisch elegante Problemanalyse. Andererseits sollen ge- rade Nutzen-Kosten-Analysen ja zur praktischen Entscheidungsfindung bei- tragen, und ich bin mir nicht ganz so sicher, ob bzw. inwieweit die von Dreze und Stern angestellten theoretischen Uberlegungen ,,help ... to provide guid- ance for their proper application" (S. 985). Aber die Angelegenheit ist ziemlich kompliziert. Auf der Suche nach eher praktischen Handlungsanwei- sungen stoBt man namlich sofort auf N. Andels (1977) Beitrag uber ,,Nut- zen-Kosten-Analysen" im ersten Band des HdF. Dort findet sich u.a. eine ausfuhrliche Aufzahlung verschiedener praktischer Verfahren zur Erfassung der marginalen maximalen Zahlungsbereitschaft. Dabei wird auch auf die Moglichkeit und ZweckmaBigkeit eingegangen, diese Zahlungsbereitschaft iiber Schattenpreise zu ermitteln. Bei der Lekture der entsprechenden Ab- schnitte mag dann aber gelegentlich durchaus der Wunsch nach einer explizi- teren theoretischen Erorterung auftreten. Diese miiBte man im Prinzip ja bei Dreze und Stern nachlesen konnen. Dort wiinscht man sich wieder eine starkere Anwendungsorientierung und kehrt zum Beitrag von Andel zu- riick . . . Nach einiger Zeit ist man sich dann schlieBlich sicher, die Antwort auf A. Williams (1972) rhetorische Frage: ,,Cost-Benefit Analysis: Bastard Science?" gefunden zu haben.

Bleiben wir beim ersten Band des HdF. Der Aufsatz von W. Albers uber ,,Transferzahlungen an private Haushalte" ist von der Fragestellung her noch am ehesten mit dem Beitrag von Atkinson im HPE vergleichbar. Es fallt allerdings schwer, weitergehende Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Allokationstheoretische Uberlegungen, denen bei Atkinson eine zentrale Be- deutung zukommt, werden von Albers bewuBt ausgeklammert, da ,,wohl- fahrtsokonomische Ansatze zur Bestimmung des optimalen Umfangs der staatlichen Tatigkeit, die sich bereits im Allokationsbereich als wenig erfolg- versprechend erwiesen haben, . . . im Verteilungsbereich noch weniger geeig- net (sind), um fur die staatliche Transferpolitik konkrete Aussagen zu lie- fern" (1977b, S. 867).

Die Theorie offentlicher Guter wird im HdF von G. Krause-Junk (1977) vertreten. Im Aufbau entspricht dieser Beitrag ziemlich genau demjenigen

11 Ein ahnlicher Ansatz findet sich bei Diewert (1983). Ansonsten entspricht das metho- dische Vorgehen den in der Literatur zur Steuerreform ausgearbeiteten Ansatzen; vgl. etwa Guesnerie (1977) oder Ahmad und Stern (1984).

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von Oakland im HPE. In den Abschnitten iiber die private und staatliche Bereitstellung von Kollektivgiitern beschrankt sich Krause-Junk allerdings haufiger auf recht allgemeine Bemerkungen. Fiir einen ersten Einblick in die Problematik mag dies auch geniigen. Wer dann noch naheres wissen will, kann die Einzelheiten und technischen Details bei Oakland nachlesen. Beim Vergleich der entsprechenden Kapitel in HPE und HdF werden auch die neueren Entwicklungen in der Kollektivgiitertheorie deutlich. Im Vorder- grund der theoretischen Literatur steht heute die Suche nach informationsef- fizienten und anreizkompatiblen Allokationsverfahren. Moglichkeiten des strategischen Verhaltens werden im HdF nur ganz kurz angesprochen - eigentlich erstaunlich, da Krause-Junk (1970) im deutschsprachigen Raum ja der erste und lange Zeit auch der einzige war, der diesen Gesichtspunkt angemessen beriicksichtigt hat. Aber vielleicht erklart das auch gerade, war- um er auf eine griindlichere Behandlung weiterer Aspekte der Theorie offent- licher Guter verzichtet hat. Denn wir wissen ja: ,,Zu schmerzlich ware die Einsicht in die Unsicherheit ihrer Ergebnisse" (Krause-Junk, 1977, S. 711).

5. Zusammenfassende Wiirdigung

Besprechung und Wiirdigung des ,,Handbook of Public Economics" stel- len eine ziemlich unangenehme Aufgabe dar. Der Versuch, einem solchen Werk auch nur einigermaBen gerecht zu werden, ist eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt. Im allgemeinen kennt man sich nur bei (ganz) wenigen Problemstellungen so gut aus, daB man ein wirklich fundiertes Ur- teil abgeben konnte - und gerade diesen Beitragen wird man dann besonders kritisch gegeniiberstehen. Die Beurteilung anderer Uberblicksaufsatze hangt davon ab, ob die jeweilige Materie fur den Rezensenten verstandlich und interessant genug aufbereitet ist. Moglicherweise hatte man sich einfach mehr Zeit fur die Lektiire nehmen miissen. SchlieBlich kann es Beitrage geben, deren Verstandnis soviel Zeit erfordern wiirde, daB man angesichts gewisser Opportunitatskosten und bei fehlenden Anreizen gleich auf eine eingehendere Auseinandersetzung verzichtet.

Mit den sich daraus ergebenden Vorbehalten soil jetzt gepriift werden, ob das HPE die selbst gesetzten Anspriiche erfullt. Dabei sind zwei Fragen zu beantworten. Erstens: Ist das HPE als ,,teaching supplement", als supple- mentary readings for advanced courses for graduate students in economics" geeignet? Schwer zu sagen. Jedenfalls ware das Niveau solcher ,,graduate studies" erstaunlich hoch. Als Grundlage fiir finanzwissenschaftliche Haupt- seminare an Universitaten im deutschsprachigen Raum diirften aber nur wenige Kapitel in Frage kommen, und von diesen wiederum ist nur ein kleiner Teil uneingeschrankt empfehlenswert. Bei einer weiteren Gruppe von

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Aufsatzen wiiBte ich nicht, warum man sie uberhaupt behandeln sollte. Die Begrundung ergibt sich zum Teil aus der Antwort auf die zweite Teilfrage: 1st es mit den verschiedenen Uberblicksaufsatzen gelungen, ,,(to) summarize not only received results but also newer developments, from recent journal artic- les and discussion papers"? Mit Einschrankungen ja. Zum einen wurde zu Beginn dieser Besprechung schon darauf hingewiesen, daB einige Gebiete vollstandig ausgeklammert wurden, insbesondere die Theorie der offent- lichen Verschuldung sowie der gesamte Bereich der Unternehmensbesteue- rung. Zum anderen vermitteln die einzelnen Kapitel des HPE insgesamt doch eine etwas einseitige Sicht unserer Disziplin. Finanzwissenschaftliche Inhalte treten gelegentlich allzu stark hinter die formalen Techniken zuriick. Von Aufbau und Funktionsweise einer (Netto-)Umsatzsteuer erfahrt der Leser ebensowenig wie von Vermogensteuern, der Korperschaftsteuer oder von Konstruktionsprinzipien eines Einkommensteuertarifs. Man kann durchaus der Meinung sein, daB die Beschreibung der institutionellen Details eines Steuersystems eher in ein Lehrbuch als in ein Handbuch gehort, aber darum geht es gar nicht. Yielmehr hatte m.E. starker herausgearbeitet werden mus- sen, daB komplexe okonomische Strukturen oder hier spezieller: finanzwis- senschaftliche Institutionen und Probleme nur durch eine solide theoretische (und empirische) Analyse verstanden werden konnen. Leider wird dies nur in einigen Beitragen anschaulich demonstriert. J. Viner soil einmal gesagt haben: ,,Men are not narrow in their intellectual interests by nature; it takes special and rigorous training to accomplish that end." Damit ist einigerma- Ben treffend der Eindruck beschrieben, den eine Reihe anderer Uberblicks- aufsatze hinterlaBt.

Zum SchluB noch kurz einige Anmerkungen zum Vergleich von HPE und HdF. In den vorigen Abschnitten wurden aus dem HdF selektiv nur diejeni- gen Ausfuhrungen herangezogen, die mit den verschiedenen Kapiteln des HPE unmittelbar vergleichbar waren. Tatsachlich ist das HdF viel umfassen- der angelegt als das HPE. Alle wichtigen Einzelsteuern werden ausfuhrlich beschrieben und analysiert, die offentliche Verschuldung wird detailliert be- handelt, die Diskussion von Planungs- und Kontrollproblemen offentlicher Haushalte nimmt einen groBen Raum ein, der Finanzpolitik auslandischer Volkswirtschaften und der international vergleichenden Finanzwirtschaft ist fast ein ganzer Band gewidmet; und damit sind nur einige der Problemkreise genannt, auf die im HdF, nicht aber im HPE eingegangen wird. Aber das macht eigentlich nicht den wesentlichen Unterschied aus. Der liegt m.E. im methodischen Bereich und, damit zusammenhangend, in der Bedeutung, die einer theoretischen Analyse beigemessen wird. Im HPE werden uberhaupt keine Uberlegungen zu den ,,Methoden der heutigen Finanzwissenschaft" (Littmann, 1977) oder zu den ,,Zielen und Bestimmungsgriinden der Finanz- politik" (Albers, 1917 a) angestellt. Die angelsachsische Finanzwissenschaft

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ist so eindeutig und vorbehaltlos in das neoklassische Paradigma eingebettet, daB mogliche Alternativen gar nicht erst erwogen werden. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt des HPE auf den allokativen Wirkungen finanzwirt- schaftlicher MaBnahmen; Verteilungsgesichtspunkte treten demgegenuber in den Hintergrund, Stabilisierungsprobleme werden nicht einmal erwahnt. Ganz anders im HdF. Hier existiert kein einheitliches Ideengebaude, in das man die verschiedenen Beitrage einordnen konnte. Normative Analysen wer- den eher skeptisch beurteilt oder gar als ,,Irrwege" ganz abgelehnt (Albers, 1977a, S. 126). Stabilisierungs- und Verteilungsziele stehen zumindest gleich- wertig neben der allokativen Zielsetzung. Der zweite Punkt betrifft die Rolle der Theorie in der Finanzwissenschaft. Im HPE steht die Finanztheorie eindeutig im Vordergrund, in einigen Kapiteln eindrucksvoll erganzt um geeignete okonometrische Verfahren. Natiirlich enthalt auch das HdF star- ker theoretisch ausgerichtete Beitrage. Hier zeigt der Vergleich HPE-HdF nur, daB sich die theoretische Finanzwissenschaft in den letzten zehn Jahren enorm weiterentwickelt hat. Das spricht ja nur fur unser Fach. Allerdings ist auch festzustellen, daB in einigen Aufsatzen des HdF eine (geschlossene) theoretische Grundlage - jedenfalls fur mich - nicht erkennbar ist. Dies hat nichts damit zu tun, daB im HPE die mathematische, im HdF die verbale Darstellung uberwiegt. Eine prazise theoretische Analyse ist ohne weiteres auch rein verbal moglich (sie ist so nur ungleich viel schwieriger). Aber gelegentlich kommt in einigen Beitragen im HdF doch eine gewisse Reser- viertheit gegeniiber einer theoretischen Analyse zum Ausdruck. Einige Auto- ren erheben allerdings auch keinerlei theoretische Anspruche und beschran- ken sich auf die Beschreibung finanzwirtschaftlicher Institutionen.

Auf einen kurzen Nenner gebracht, zeigt das HdF, wie kompliziert die finanzwirtschaftliche ,,Realitat" in der Bundesrepublik ist, wahrend das HPE verdeutlicht, wie kompliziert die finanzwissenschaftliche Theorie (manchmal) sein kann. Hochste Zeit, daB einmal iiberzeugend gezeigt wird, daB man die komplizierte Theorie zu einem angemessenen Verstandnis der komplexen Realitat benotigt.

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Prof. Dr. Wolfgang Wiegard Institut fur Volkswirtschaftslehre einschlieBlich Okonometrie Universitat Regensburg Postfach 397 D-8400 Regensburg Bundesrepublik Deutschland

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